Deutsche Modalpartikel Im %DCbersetzungsvergleich

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0. Vorbemerkungen 0.1 Ausgangspunkt der Untersuchung: Modalpartikel als Lernproblem Die Didaktik (Wissenschaft vom Lehren und Lernen), die praktische Auseinandersetzung mit den Modalpartikeln als Lernproblem und das Interesse der pragmatischen Sprachwissenschaft an der Problematik Partikel und Deutsch- bzw. Fremdsprachenunterricht fungierten als Anregung für die folgende Untersuchung. Lehrer und Lerner müssen sich seit dem Eingang von gesprochener Umgangssprache in neuere Lehrwerke mit den verschiedenen Wortklassen der Partikel konfrontieren. Dies stellt eine der größten Lehrschwierigkeiten dar, da es noch kein passendes Unterrichtsmaterial gibt.

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0. Vorbemerkungen0.1 Ausgangspunkt der Untersuchung: Modalpartikel als LernproblemDie Didaktik (Wissenschaft vom Lehren und Lernen), die praktische Auseinandersetzung mit den Modalpartikeln als Lernproblem und das Interesse der pragmatischen Sprachwissenschaft an der Problematik Partikel und Deutsch- bzw. Fremdsprachenunterricht fungierten als Anregung für die folgende Untersuchung. Lehrer und Lerner müssen sich seit dem Eingang von gesprochener Umgangssprache in neuere Lehrwerke mit den verschiedenen Wortklassen der Partikel konfrontieren. Dies stellt eine der größten Lehrschwierigkeiten dar, da es noch kein passendes Unterrichtsmaterial gibt.

0.2 Beobachtungen der Hörer-ReaktionBei einer Untersuchung im Unterricht mit verschiedenen italienischen Lernern, Dolmetschern und Übersetzern, Germanisten und Wirtschaftswissenschaftlern wurde die nicht gesteuerte Hörer-Reaktion beobachtet. Mit verschiedenen Übungen wurde bestätigt, dass Partikel nicht automatisch gelernt werden können. Partikel werden meist wörtlich und grammatikalisiert als kognitives Modaladverb übersetzt. (z.B. ja mit si, schon mit già, eben mit subito usw.).Die eigentliche Fehlerquelle ist in erster Linie ein Hörfehler. Durch wiederholtes Lesen war es möglich den jeweiligen Partikel einem Bezugswort zuzuordnen, ihn aus dem Satzbau zu lösen oder ihn als Füllwort zu erkennen. Partikel haben

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auch einen rhetorischen Aspekt und dieser zeigt eine Problematik auf, die viel mit Konversation zu tun hat.Durch all diese Beobachtungen wurden im Übersetzungsvergleich nach charakterisierenden Partikelbeispielen gesucht, die sich durch kontextlose Abtönungsreihen mit Partikeln nachvollziehen lassen. Neben dem Übersetzungsvergleich sollten sich Lösungen und Anregungen für die Lehrbarkeit der Partikeln ableiten lassen.

1. Einleitung1.1Gegenstand der UntersuchungEs folgt nun ein Versuch die deutschen Modalpartikel aber, denn, doch, eigentlich(in der Bedeutung von denn), einmal, ja, nur, schon und wohl im Übersetzungsvergleich auf ihre italienischen Entsprechungen und Gleichwertigkeit hin zu prüfen. Ein Übersetzungsvergleich der dt. und ital. Modalpartikel kann nicht Gegenstand dieser Untersuchung sein, da das Italienische keine Adverb-Partikel-Unterscheidung hat. Die Wiedergabe erfolgt mit uneinheitlichen Mitteln, sowohl durch ital. Partikel mit Signalfunktion, Gliederungssignale, syntaktische Varianten und Umschreibungen. An den jeweiligen Beispielen wird die pragmatische Funktion der Modalpartikel behandelt und ihre besonderen Merkmale sichtbar gemacht. Sie sind meist einsilbig, stets unbetont, nicht erststellenfähig und besitzen oft keine eigentliche denotative Bedeutung; jedoch sind sie durch ihre Funktion als Dialogsignale nicht weglassbar. Modalpartikel drücken in feinen Nuancierungen die Sprechereinstellung aus und definieren die Sprechersituation. Sie steuern die Konversation und erlauben auch Rückschlüsse auf die Sprecher-Hörer-Beziehung.

1.2Fragestellung und Ziel der UntersuchungWie funktionieren deutsche Modalpartikel in der Muttersprache, wie, wann, wo und von wem werden sie gebraucht? Diese Frage stellt sich die pragmatische Linguistik schon sehr lange, jedoch gibt es keine zufriedenstellenden Erklärungen. Die Wiedergabe in der Fremdsprache ist eine weitere schwierige Frage im Übersetzungsvergleich. In Italien sind im Rahmen der Gesprächsanalyse, der Sprechakttheorie und der Pragmatik zahlreiche Studien entstanden. Im Gegensatz zu anderen Sprachen wie Hebräisch, Thailändisch ist die Problematik in Italien kaum erforscht, da das Italienische kaum Partikel verwendet. Auf folgende Schwerpunkte konzentriert sich die Fragestellung dieser Untersuchung:

1. Gibt es im Italienischen Partikel oder partikelhafte Elemente, die der Abtönung im Dt. nahe kommen?

2. Welches Vergleichskriterium kann bei einem dt.-ital. Übersetzungsvergleich zugrundegelegt werden?

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3. Welche sprachlichen Mittel besitzt das Italienische im Vergleich zum Dt., um die Sprechereinstellung auszudrücken und wie ist der Grad der Folgerung oder Erläuterung?

4. Wie funktionieren Modalpartikel im dt.-ital. Übersetzungsvergleich in Sprechakten moderner literarischer Dialoge?

5. Welche Erkenntnisse können aus den Beobachtungen für den Fremdsprachenunterricht und die Lehrbarkeit der Partikel gewonnen werden?

1.3Material Kurzgeschichten und kurze Erzählungen waren am besten geeignet, um das nötige kontextuelle und präsuppositionale Umfeld für die Modalpartikel zu schaffen. Ein Übersetzungsvergleich von Modalpartikeln ist an eine bestimmte kommunikative Textsorte gebunden, dies zeigt das Beispiel von Werbetexten mit Appellfunktion. Sie sind einseitig und besitzen ein anderes Alltagswissen und beinhalten andere Denkkonzepte.

1.4MethodeDurch ihre besondere Funktion als Dialogsignale verlangen Modalpartikel eine kommunikativ-pragmatische Interpretation. Im Übersetzungsvergleich dt.-ital. und ital.-dt. soll ein synchroner Sprachvergleich auf Satzebene zwischen dt. Modalpartikeln und den ital. Entsprechungen vorgenommen werden. Aus den Geschichten und kurzen Erzählungen wurden Dialoge und Monologe ausgewählt und als Kommunikationsakte charakterisiert. Es handelt sich um moderne literarische Dialoge, die der gesprochenen Sprache qualitativ entsprechen um dem natürlichen Gespräch sehr nahe kommen. Man könnte nun einwenden, dass der literarische Dialog eine geplante, programmierte, nicht spontane Rede sei. Jedoch begegnen wir einer Alltagsprosa, die einer lebensgetreuen Reportage gleicht, worin die kommentierende Sprache aufschlussreiche Hinweise auf die Sprechereinstellung gibt. Gerade hier finden wir parasprachliche Mittel wie Gestik, Mimik und Körperhaltung.Im jeweiligen öffentlichen oder privaten Gesprächsbereich wird die soziale Interaktion am Beispiel der Modalpartikel zu ermitteln sein und mit der ital. Wiedergabe verglichen. Bevor wir nun das eigentliche Thema an Hand von charakterisierenden Übersetzungsbeispielen behandeln, müssen wir die Begriffe Modalpartikel und Äquivalenz kurz erläutern und einige grundsätzliche Überlegungen über formale Unterschiede in den beiden Sprachen vorausschicken.

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2. Zum Begriff Modalpartikel2.1 Definition der ModalpartikelModalpartikel sind eine Gruppe von unspezifischen Wortklassen, die traditionell nur als Partikel, also unflektierbare Wörter, erwähnt werden. Präpositionen, Konjunktionen, Adverbien, Exklamationen und Interjektionen gehören zu dieser Gruppe. Ursprünglich wurden diese Wörter als sinnlose und überflüssige Füll-, Würz-, oder Flickwörter verfemt und es wurde vom Gebrauch derer abgeraten.Partikel kommen neben der gesprochenen Sprache auch in der schönen Literatur, wie Goethe, Luther, Thomas Mann usw. vor.Dieser ungenügend definierten Wortklasse wird ebenfalls eine deutliche psychologische Wirkung beigemessen und durch weitere Untersuchungen benannten die Linguisten die Partikel nach ihrer Funktion.Es gibt Abtönungspartikel, Modalpartikel, Kontaktwörter, illokutive Indikatoren oder Partikeln, Sprechhandlungsaugmente, Heckenausdrücke, Gliederungssignale und Gliederungspartikel.

3. Modalpartikel im Vergleich3.1 Modalpartikel im zweisprachigen ÜbersetzungsvergleichDa das Sprechen und das Übersetzen zusammen gehören, ist ein Übersetzungsvergleich auch gleichzeitig ein Sprachvergleich und das Übersetzen ist ein Gespräch zwischen den Sprachen in uns. Die Unvollkommenheit unserer Sprache entspricht somit der Unvollkommenheit einer jeden Übersetzung.Dafür führt Mario Wandruszka 3 Ursachen an:

1. die unvollkommene Zweisprachigkeit des Übersetzens2. die Unvollkommenheit der Entsprechungen zw. den beiden Sprachen3. die Unvollkommenheit jeder einzelnen Sprache

Übersetzen ist notwendig und dient der Kommunikationsherstellung zwischen einem Ausgangssprache-Sender und einem Zielsprache-Empfänger.Beim zweisprachigen Übersetzungsvergleich tritt der pragmatische Gesichtspunkt neben den semantischen. Die Übersetzungsäquivalenz bezieht sich auf gesprochene Sprachvorkommen und es werden immer Äußerungen und Texte übersetzt, nicht Strukturen oder Sätze. Es gibt in keiner Sprache eindeutige Entsprechungen für Modalpartikel.

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3.2 Formale Unterschiede in den beiden SprachenEin Sprachvergleich, Übersetzungsvergleich ist nur möglich wenn Elemente der Ausgangs- und Zielsprache formal zugeordnet werden. Das Wort Partikel wird im Italienischen als einsilbige, unbetonte Redeteilchen bezeichnet, dient aber nicht als Oberbegriff für die bereits erwähnten Adverbien, Konjunktionen usw. Das bedeutet also, dass das Italienische im Gegensatz zum Deutschen keine Adverb-Partikel-Unterscheidung kennt. Der große Unterschied besteht im adverbialen und verbalen Tempussystem, wie auch in der Wortfolge.Schließlich noch zu erwähnen ist der starke Vokalismus der italienischen Sprache, der eine kommunikative Leistung erbringt im Gegensatz zum Deutschen wo der Satzrhythmus diese Funktion besitzt und bei einsilbigen Wörtern wie den Partikeln durch Zusammenfügung erreicht wird.Man wird die deutschen Modalpartikeln aber, denn, doch, eigentlich (in der Bedeutung von denn), einmal, ja, nur, schon und wohl mit Hilfe von italienisch-deutschen und deutsch-italienischen Übersetzungsbeispielen untersuchen, und von Fall zu Fall die italienische Entsprechung finden.Während die deutsche Sprache für jede Partikel mehrere und unterschiedliche Verwendungsbedingungen hat, wechselt im Italienischen mit jeder Sprechsituation die entsprechende Wiedergabe.Um zusammenzufassen könnte man sagen: Dass es hier um die Frage geht, in welcher Umgebung die Modelpartikeln erscheinen und wie sie im Italienischen wiedergegeben werden.

Es wird zwischen den verschiedenen Arten des syntaktischen Modus unterschieden: Fragesatz, Aufforderungssatz, Aussagesatz.

4. Anwendungsbeispiele4.1 „doch“

„doch“ in Aufforderungen

Doch kann Annährung, Erlaubnis, Konsens, Kooperationsbereitschaft aber auch Distanzierung, Themenabbruch, Kritik und Meinungsverschiedenheit ausdrücken.

Das einfachste Beispiel für eine höfliche Aufforderung mit herzlichem Konsens ist folgendes:

„Si sieda pure.“„Setzen Sie sich doch ruhig hin.“

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Die Aufforderung zum Sprechen mündet im nächsten Beispiel in eine Frage ein. Hier wird Besorgnis, Erwartung und Ungeduld ausgedrückt.

„Sag doch, was ist?“„Dimmi, cosa c’e´?“

Neugier und Ungeduld sind auch in dieser sehr direkt ausgesprochenen Aufforderung:

„Los erzähl, mach doch schon!“„Dai, racconta!“

Im nächsten Beispiel wird nicht eine Kooperation mit dem Partner ausgedrückt, sondern eine Distanzierung und Kritik:

„Ma guardatelo un po´! Ha fatto quattro soldi e si crede chissa´che!“„Seht ihn doch an! Er hat ein paar Pfennige zusammengeschnarrt und bildet sich nun ein, weiß Gott wer zu sein!“

Als letztes Beispiel gibt es die verstärkte Aufforderung als Wunsch:

„Magari venisse!“„Wenn er doch käme!“

„Magari“ übernimmt hier die Rolle der Interjektion mit starker vokalischer Wirkung.

„doch“ in rhetorischen Fragen

Mit „doch" in rhetorischen Fragen will der Sprecher den Hörer zur Zustimmung auffordern. Manchmal wird die Sprechereinstellung durch die Zusatzfrage „nicht war?“ ausgedrückt.

„Sie haben doch’n Augenblick Zeit, nicht wahr?“„Ha un momento di tempo, vero?“

„Doch in Verbindung mit der Negation „nicht“ fordert den Hörer zur Zustimmung im negativen Sinn auf:

„Du kannst uns doch nicht krank werden -sagte er- nicht ausgerechnet heute; du willst doch kein Spielverderber sein!“„Non ti ammalerai mica- dice -proprio oggi; non vorrai mica fare la guastafeste!“

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„Ma tu mi ami o non mi ami?“„Du liebst mich doch, oder liebst du mich nicht?“

Auf diese rhetorische frage wird natürlich keine Antwort erwartet, das zustimmende “Ja“ steht fest für den Sprecher.

„doch“ in AussagenAuch in Aussagen drückt „doch“ die Intention des Sprechers aus, der die Zustimmung des Hörers hervorrufen will.

„Du siehst doch Jan: ich kann nicht!“„Ma lo vedi Jan: non posso!“

4.2 „denn“

„denn“ in FragenDie Modalpartikel „denn“ drückt die Suche nach einer Begründung aus: wer, was, warum... die meisten denn-Sätze werden durch ein Fragepronom eingeleitet.

„Woher habt ihr denn das?“- fragt die Mutter„E questo da dove viene?- chiede la mamma“

Die italienische Konjunktion „e“ hat hier eine satzeinleitende Funktion und bedeutet kommunikativ Neugier und das Warten auf einer Aufklärung.„Denn“ ist diesem, sowie im nächsten Beispiel die Frage nach der Herkunft.

„Du, wo kommst du denn her?“„Ma tu da dove vieni?“

„Denn“ kann auch die suche nach dem Ort oder dem Grund mit einer gewissen Nervosität ausdrücken:

„Wo ist denn der Zettel“„Ma dov’e´finita la lista?“

„Was suchst du denn hier?“„Ma tu che cerchi qui?“

Wie man merken kann, ist „ma“ als Eröffnungspartikel häufig die italienische Entsprechung für „denn“.

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4.3 „eigentlich“

„eigentlich“ in Fragen (mit Bedeutung von denn)Das Wort „eigentlich“ wurde v.a. con Albrecht und Martin behandelt. Im folgenden Bsp. ist „eigentlich“ mit „denn“ substituierbar und wird im Italienischen durch „ma/allora“ wiedergegeben

- Warum eigentlich kann ich die Leute nicht ins Auge fassen, obgleich sie mir zur Gewohnheit geworden sind?

- Ma perché non riesco a fissare le persone, pensava, anche se per me sono diventate un' abitudine?

Dieser Satz wird mit „ma“ übersetzt, wie es allgemein bei selbstkritischen Monologen, sprich „Kopfgesprächen“ üblich ist. Es gibt aber auch Ausnahmen, wo „eigentlich“ mit „allora“ übersetzt wird:

- Was weißt du eigentlich über Wielands Humanitätsbegriff?- Allora, cos`é che sai del concetto di umanitá di Wieland?Das „allora“ am Satzanfang klingt hier wie eine kritische Frage, eine Herausforderung, fast wird schon Bedrängnis ausgedrückt.

„eigentlich“ in Aussagen (in der Bedeutung von ja, doch)In diesem Bsp. handelt es sich um einen Ausschnitt einer Erzählung, wo ein ehemaliger Kriegsgerichtsrat sich mit einem Unteroffizier unterhält:

- Also, sage ich, nun wüsste ich ja doch mal ganz gern, warum sie mir das alles so haarklein erzählen. Mein Besucher lächelt auch noch: Offengestanden, ihnen habe ich es eigentlich gar nicht erzählt.

- Il mio visitatore ora persino ride: Veramente non é mica a lei che l`ho raccontato.

Hier sieht man dass „eigentlich“ auf Deutsch eine Sprechereinstellung von oben herab ist, während es im Italienischen so ist, dass das Wort „veramente / mica“ eine Verstärkung im negativen Sinn ist. „Veramente“ oftmals durch „ma“ unterstützt, drückt einen folgenden negativen Inhalt aus, der mit Vorsicht und Verlegenheit mitgeteilt wird:

- Io veramente avrei da dirti una cosa.- Ich möchte dir eigentlich etwas sagen.

Durch das „möchte“ im Deutschen klingt die Übersetzung milder als im Original.

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4.4 „ja“

„ja“ in AussagenDie Modalpartikel „ja“ steht in Ausrufehandlungen und drückt Überraschung und Erstaunen, sowie auch die Feststellung von etwas allgemein Bekannten.Die ital. Entsprechungen sind da schon komplizierter. Es gibt das exklamativ gebrauchte Adjektiv „che“, das Pronomen „proprio“ außerdem noch „vero“ usw.

- Ist ja komisch / che stranoHallo, sagte der Doktor zum aus der Ohnmacht erwachten Patienten, da sind wir ja wieder.

- Ehilá, disse il dottore al paziente risvegliatosi dal coma, ci risiamo.

Einige Ausdrücke, die mit „ja“ im Deutschen verstärkt werden, drücken aber nicht Überraschung aus, sondern Verständnis.

- Du weißt ja, dass ich nicht bei dir bleibe?- Lo sai vero, che non resteró con te?

Oft wird im Deutschen das Wörtchen „ja“ benutzt, um einen augenblicklichen Zustand auszudrücken, dieses wird im Italienischen mit stare + Gerundium ausgedrückt.

- Du schwankst ja, hast du Fieber?- Stai barcollando, hai la febbre?

Wenn man das Deutsche „ja“ benutzt um z.B. Bitterkeit, oder ein Gefühl verstärkt zu zeigen, nimmt man im Italienischen „proprio“.

- Und das war es ja, was euch bewegte.- Ed era proprio questo che vi rendeva inquieti.

Oft ist das Italienische allgemeiner als das Deutsche, denn oft wird „ja“ gebraucht um Aufforderung zur Zustimmung zu erhalten, was im Italienischen nicht nötig ist.

- So etwas kommt ja vor, nicht wahr?- Succede, non é vero?

Oder: man weiß ja.....- si sa......

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Die Partikel „ecco“ wird im Italienischen dann verwendet, wenn man im Deutschen Erstaunen und/oder Überraschung ausdrücken will.

- Ah, das ist sie ja.- Ah, eccola.

Im folgenden Bsp. wird mit „ja“ die Zufriedenheit, eine Lösung gefunden zu haben ausgedrückt:

Geschichte:- eine Frau will aus der Klinik fliehen und statt dessen soll sich eine Freundin

in ihr Bett legen. Ihre Freundin sagt:Ich bleibe ja in deinem Zimmer und nehme deinen Platz ein.

- Giá, perché rimango io nella tua camera e prendo il tuo posto.

4.5 „mal“

„mal“ in AufforderungDer Modalpartikel „mal“ findet im Italienischen eine Entsprechung mit dem Adverb „un pó“.

- Warten sie mal....- Aspetti un pó....

oder: sehen sie mal dort.... guardi un pó la....

Manchmal fehlt aber auch eine passende Entsprechung und so wird „mal“ überhaupt nicht übersetzt.

- Hör mal, so geht es nicht.- Guarda, che cosí non va.

Hier ist das „mal“ im Deutschen eine mildernde Einleitung der folgenden Zurechtweisung, im Italienischen gibt es diese Einleitung nicht, somit klingt brüsker und abweisender.

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4.6 „nur“

„nur“ in AufforderungDie Modalpartikel „nur“ drückt Beruhigung und guten Zuspruch aus, die Entsprechung auf Italienisch ist „pure“ oder „solo“.

- Kommen sie nur herein!- Entri pure!

- Bleib nur ganz ruhig.- Stai solo tranquilla.

Wenn es sich um einen Wunsch handelt, steht im Italienischen „magari“.

- Wenn es nur wahr wäre.- Magari fosse vero.

Eine Zurücknahme des Gesagten wird häufig mit „tanto“ ausgedrückt.

- Entschuldige, ich habe es nur so gesagt.- Scusa, l'ho detto tanto per dire.

„Nur“ wird mit „ma“ übersetzt, wenn es z.B. als Eröffnungspartikel einer Rede steht, die Annäherung und Klärung bringen soll.

- Wir möchten nur, dass du uns wenigstens sagst, was du gegen uns hast.- Ma vorremmo intanto che tu ci spiegassi almeno perché ce l'hai tanto con

noi.

„nur“ in rhetorischen Fragen„nur“ wird mit „ma“ übersetzt, kann im nächsten Bsp. aber auch mit „denn“ substituiert werden:

- ma perché?hier wird Überraschung ausgedrückt

- warum nur?

Im nächsten Bsp. drückt „nur“ Verlegenheit, Unfähigkeit die richtigen Worte zu finden aus:- Come dire, é una perdita di tempo.- Wie soll ich es nur sagen, ein Zeitverlust.

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Im nächsten Bsp. drückt „nur“ so etwas wie Kritik aus:

- Wie kann man nur in so einer Welt leben?- Come si fa a vivere in un mondo come questo?

4.7 „schon“ „schon“ in AussagenDer Modalpartikel „schon“ steht in Aussagen sowie rhetorischen Fragen und kann verschiedene Motivationen haben: Ermutigung, guten Zuspruch, aber auch Ungeduld und Abwehr. Im nächsten Bsp. wird „schon“ durch „ja“ bekräftigt:

- Ich geh ja schon.- Ma si, me ne vado.

Im folgenden Satz wird das dt. „schon“ mit dem ital. Futur wiedergegeben:

- Du wirst sie schon finden.- Verdrai che la troverai.

„schon“ in rhetorischen Fragen

Hat meist eine negative Beurteilung:

- Sie antwortet mit einem Seufzer: wie soll es mir schon gehen?- Sospira dicendo: come vuoi che mi vada?

oder: Eh chi ti conosce? Wer kennt dich schon?

Hier wäre die verachtende Antwort „niemand“. Im Italienischen braucht man das Deutsche schon nicht, die Antwort ist auch so direkt und brüsk.

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4.8 „aber“

„aber“ in Aussagen

Der Modalpartikel „aber“ drückt immer Überraschung aus.

- Loro penso che mi uccida, ma si illudono!- Sie glauben, dass ich mich umbringe, aber sie irren sich!

4.9 „wohl“

„wohl“ in rhetorischen Fragen

Der Modalpartikel „wohl“ drückt eine vorsichtige Vermutung aus, im Sinne von „wer weiß“. Im Italienischen ist die Entsprechung das Adverb „chissá“ oder eine syntaktische Umschreibung mit dem Futur I.

Zum Beispiel:- Verstehst du es wohl?- Mi capirai?

„Wohl“ kann aber auch ironische Überlegung ausdrücken, wie z.B.

- Woher weißt du das? Ja woher wohl?- Come fai a saperlo? E chissá come?

5. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE

Nun wird am Schluss unserer Untersuchungen und wollen versuchen, Bilanz zu ziehen. Es ging hauptsächlich darum, wie Modalpartikel in einer partikelarmen Sprache wie dem Italienischen funktionieren. Wir haben uns zu Anfang die Frage gestellt, ob es im Italienischen Partikel oder partikelhafte Elemente gibt, die der Abtönung im Dt. nahe kommen. Nun kann man es wagen, diese Frage zu bejahen, auch wenn die Wiedergabe im Italienischen mit heterogenen Mitteln erfolgt und nicht tabellarisch erstellbar ist. Wir können auch behaupten, dass Modalpartikel fast immer Emphasesätze sind, und die Emphase findet in jeder Sprache eine andere, ihr gemäße Wiedergabe.Eine weitere Frage am Anfang war, welches Vergleichskriterium bei einem italienischen Übersetzungsvergleich zugrunde gelegt werden kann. Diese Frage lässt sich nicht genau beantworten, denn der große Unterschied zwischen den beiden Sprachen ist das Gesetz der freien Syntax und Betonung im Italienischen.

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Außerdem haben wir uns gefragt welche sprachlichen Mittel das Italienische im Vergleich zum Deutschen besitzt, um die Sprechereinstellungen auszudrücken und sind zum Schluss gekommen, dass die heterogenen Sprachmittel folgende sind:1. Kognitive Modalverben2. Modalausdrücke3. Modalwörter4. Konjunktionen als Gliederungssignale5. Interjektionen6. Idiomatik7. Wortfolge8. Emphatische Intonation und Inversion9. Modalverben10.Verbalperiphrasen11.Syndetische Verbparadoxe12.Hypotoxe13.Paradoxe14.Paraphrase15.Tempus (FuturI)16.Doppelte Negation (non mica)17.Interpunktion18.Rhetorische Vergewisserungsfragen

6. DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN

Man ist der Meinung, dass im Unterricht mit Modalpartikeln gearbeitet werden muss, da diese Wortklasse ein wichtiger Bestandteil der dt. Sprache ist. V.a. im Fremdsprachenunterricht sollen die berücksichtigt werden. Man ist sich jedoch noch nicht einig, ob man die Modalpartikel von Anfang an, oder progressiv lehren soll. Zu diesem Thema lieferte Heinrichs einen wertvollen Vorschlag. Er ist nämlich für ein gekoppeltes Lehrsystem von kognitiven Lernen und Drillübungen. Er schlägt „Teillernschritte“ nach Kontrastgraden vor, z.B.:1. Vollständige Analogie2. Mäßiger, aber deutlicher Kontrast3. Geringer Kontrast4. Starker Kontrast

Modalpartikel müssen jedenfalls von Anfang an mitgelehrt werden sowie mitgelernt werden. Dies ist von Sprache zu Sprache verschieden, jeder Lehrer hat seine eigene Art und Weise zu unterrichten. Zweifellos spielt aber die Beherrschung und der Grad der Kenntnis der Muttersprache eine bedeutende Rolle.Der Muttersprachler Angermeyer ist hingegen für ein dynamisches System, er glaubt aus persönlichen Erfahrungen an „die intuitiven Einfälle vor Ort“, die

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natürlich durch ein didaktisch-methodisches Grundwissen abgesichert sein müssen. Gekonntes Improvisieren kann optimale Ergebnisse erzielen.Das Geheimnis eines jeden Unterrichts ist sicher ein ansprechender Text als Grundlage und ständigen Bezugspunkt. Die Suche nach einem solchen Text ist besonders im Falle der Modalpartikel nicht einfach.Was außerdem wichtig ist, ist die Tatsache, dass Modalpartikel in engem Zusammenhang mit Modalverben gelehrt und erklärt werden sollten.