Deutsches Institut Für Normung

7
Deutsches Institut für Normung Logo des Deutschen Instituts für Normung Sitz des Deutschen Institutes für Normung am DIN-Platz in Berlin-Tiergarten Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) ist die bedeutendste nationale Normungsorganisation in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde am 22. Dezem- ber 1917 unter dem Namen „Normenausschuß der deut- schen Industrie“ gegründet. Eine erste Umbenennung er- folgte 1926 zu „Deutscher Normenausschuß“, um auszu- drücken, dass sich das Arbeitsgebiet nicht mehr auf die Industrie beschränkte. Der heutige Name „DIN Deut- sches Institut für Normung e. V.“ wurde 1975 im Zu- sammenhang mit dem zwischen der Organisation und der Bundesrepublik Deutschland abgeschlossenen Nor- menvertrag gewählt. Die unter der Leitung von Arbeits- ausschüssen dieser Normungsorganisation erarbeiteten Normen werden als DIN-Normen bezeichnet. Das Deutsche Institut für Normung ist ein eingetrage- ner Verein, wird privatwirtschaftlich getragen und bei sei- Sitz des Deutschen Institutes für Normung in Berlin-Tiergarten von Osten aus gesehen nen europäischen und internationalen Normungsaktivitä- ten von der Bundesrepublik Deutschland als einzige na- tionale Normungsorganisation unterstützt. Es bietet den sogenannten „interessierten Kreisen“ (Hersteller, Handel, Industrie, Wissenschaft, Verbraucher, Prüfinstitute und Behörden) ein Forum, im Konsensverfahren Normen zu erarbeiten. Der interessierte Kreis der Verbraucher wird durch den Verbraucherrat des DIN vertreten. Das DIN ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschlands. 1 Grundprinzipien Die Grundprinzipien der Arbeit des DIN sind in DIN 820 festgeschrieben: Anwenderfreundlichkeit Beteiligung aller interessierten Kreise Einheitlichkeit Freiwilligkeit Internationalität Kartellrechtliche Unbedenklichkeit Konsens Marktorientierung Nutzen für die Allgemeinheit Öffentlichkeit Orientierung am Gemeinwohl 1

description

Deutsches Institut Für Normung

Transcript of Deutsches Institut Für Normung

Page 1: Deutsches Institut Für Normung

Deutsches Institut für Normung

Logo des Deutschen Instituts für Normung

Sitz des Deutschen Institutes für Normung am DIN-Platz inBerlin-Tiergarten

Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) istdie bedeutendste nationale Normungsorganisation in derBundesrepublik Deutschland. Sie wurde am 22. Dezem-ber 1917 unter dem Namen „Normenausschuß der deut-schen Industrie“ gegründet. Eine erste Umbenennung er-folgte 1926 zu „Deutscher Normenausschuß“, um auszu-drücken, dass sich das Arbeitsgebiet nicht mehr auf dieIndustrie beschränkte. Der heutige Name „DIN Deut-sches Institut für Normung e. V.“ wurde 1975 im Zu-sammenhang mit dem zwischen der Organisation undder Bundesrepublik Deutschland abgeschlossenen Nor-menvertrag gewählt. Die unter der Leitung von Arbeits-ausschüssen dieser Normungsorganisation erarbeitetenNormen werden als DIN-Normen bezeichnet.Das Deutsche Institut für Normung ist ein eingetrage-ner Verein, wird privatwirtschaftlich getragen und bei sei-

Sitz des Deutschen Institutes für Normung in Berlin-Tiergartenvon Osten aus gesehen

nen europäischen und internationalen Normungsaktivitä-ten von der Bundesrepublik Deutschland als einzige na-tionale Normungsorganisation unterstützt. Es bietet densogenannten „interessierten Kreisen“ (Hersteller, Handel,Industrie, Wissenschaft, Verbraucher, Prüfinstitute undBehörden) ein Forum, im Konsensverfahren Normen zuerarbeiten. Der interessierte Kreis der Verbraucher wirddurch den Verbraucherrat des DIN vertreten. Das DIN istMitglied der Europäischen Bewegung Deutschlands.

1 Grundprinzipien

Die Grundprinzipien der Arbeit des DIN sind in DIN 820festgeschrieben:

• Anwenderfreundlichkeit

• Beteiligung aller interessierten Kreise

• Einheitlichkeit

• Freiwilligkeit

• Internationalität

• Kartellrechtliche Unbedenklichkeit

• Konsens

• Marktorientierung

• Nutzen für die Allgemeinheit

• Öffentlichkeit

• Orientierung am Gemeinwohl

1

Page 2: Deutsches Institut Für Normung

2 3 ORGANISATION UND ARBEITSWEISE

• Sachbezogenheit

• Stand der Wissenschaft und Technik

• Transparenz

• Widerspruchsfreiheit

• Wirtschaftlichkeit

2 Aufgabe

Aufgabe des DIN ist es, zum Nutzen der Allgemein-heit unter Wahrung des öffentlichen Interesses dieNormung anzuregen, zu organisieren, zu steuern undzu moderieren. Die Arbeitsergebnisse dienen derInnovation, der Rationalisierung, Verständigung inWirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Öffent-lichkeit, der Sicherung von Gebrauchstauglichkeit,Qualitätssicherung, Kompatibilität, Austauschbarkeit,Gesundheit, Sicherheit, dem Verbraucherschutz, Ar-beitsschutz und dem Umweltschutz. Bei ihrer Erstellungwird angestrebt, dass die allgemein anerkannten Regelnder Technik eingehalten werden und der aktuelle Standder Technik berücksichtigt wird.Die elektrotechnischen Themen werden von DIN unddem deutschen Verband der Elektrotechnik (VDE) ge-meinsam in der DKEDeutsche Kommission Elektrotech-nik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDEbearbeitet.Das DIN arbeitet in den internationalen und europäischenNormengremien ISO und CEN und in den elektrotech-nischen Organisationen IEC und CENELEC mit, um diedeutschen Interessen zu vertreten und den internationalenfreien Warenverkehr zu fördern. Es organisiert die Ein-gliederung internationaler Normen in das deutsche Nor-menwerk.Die DIN-Normen werden über den Beuth Verlag, einTochterunternehmen der DIN-Gruppe, in Papierformund als Download kostenpflichtig vertrieben. Der Ver-lag vertreibt auch Normdokumente anderer und auslän-discher Normungsstellen.In der Schweiz leistet die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV) und in Österreich das Austrian Stan-dards Institute ÖNORM vergleichbare Arbeit.

3 Organisation und Arbeitsweise

Das DIN ist ein eingetragener Verein, dessen Mitgliederjuristische Personen sind. Die Mitgliederversammlungwählt das Präsidium, das aus Vertretern aller beteilig-ten interessierten Kreise (sämtliche Wirtschaftssektoren,die Verbraucher, die Wissenschaft und der Staat) besteht.Präsident seit 2009 ist Klaus Homann.

Das DIN wird von einer Geschäftsleitung geführt, wel-cher der Vorsitzende des Vorstandes vorsteht. Der Vor-sitzende des Vorstandes ist auch Mitglied des Präsidiums.Die fest angestellten Mitarbeiter des DIN sorgen als Se-kretäre dafür, dass die Grundprinzipien des DIN einge-halten werden, d.h. dass zum Beispiel kein interessierterKreis unberücksichtigt bleibt. Sie organisieren die Arbeitin den Gremien (auch in internationalen), stellen das Ar-beitsprogramm und den Haushaltsplan der Normenaus-schüsse auf und stimmen beides mit dem Lenkungsgre-mium ab, das aus Vertretern der interessierten Kreise be-steht. Das DIN stellt die elektronische Infrastruktur fürdie Normenentwicklung zur Verfügung.Die ergebnisorientierten Aktivitäten (zum Beispielder Vertrieb der Norm-Dokumente durch denBeuth-Verlag) erfolgen in GmbHs als Tochter- undBeteiligungsgesellschaften. Sie tragen zur Kosten-deckung der gemeinnützigen Normungsaktivitätenbei.

3.1 Normenausschüsse

Die fachliche Arbeit der Normung wird in Arbeitsaus-schüssen beziehungsweise Komitees durchgeführt. Füreine bestimmte Normungsaufgabe ist jeweils nur ein Ar-beitsausschuss beziehungsweise ein Technisches Komi-tee zuständig. Diese Ausschüsse bzw. Komitees vertretenihre Aufgabe zugleich in den regionalen und internatio-nalen Normungsorganisationen. Im Regelfall sind mehre-re Arbeitsausschüsse zu einemNormenausschuss imDINzusammengefasst.Einige Normenausschüsse führen den Namen „Normen-stelle“, die Groß/Kleinschreibung innerhalb der Abkür-zungen der Normenausschüsse ist unsystematisch, viele,aber nicht alle Abkürzungen für Normenausschüsse be-ginnen mit „N“. Die Namen einiger Normenausschüssesind irreführend, z. B. vertritt der Normenausschuss Au-tomobiltechnik das gesamte Gebiet des Kraftfahrzeugwe-sens. Zurzeit (Ende Mai 2013) gibt es ca. 70 Normen-ausschüsse. Eine vollständige Liste findet man über dieHomepage des DIN e. V.

3.1.1 Liste von Normenausschüssen (Auswahl)

• Ausschuss Normenpraxis (ANP)

• Normenausschuss Akustik, Lärmminderung undSchwingungstechnik (NALS)

• Normenausschuss Armaturen (NAA)

• Normenausschuss Automobiltechnik (NAAutomo-bil)

• Normenausschuss Bauwesen (NABau)

• Fachnormenausschuss Bergbau (FABERG)

Page 3: Deutsches Institut Für Normung

3

• Fachnormenausschuss Kautschuktechnik (FAKAU)

• Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentati-onswesen (NABD)

• Normenausschuss Dental (NADENT)

• Normenausschuss Dienstleistungen (NADL)

• Normenausschuss Messen und Regeln (NAMUR)

• Normenausschuss Eisen und Stahl

• Normenstelle Elektrotechnik (NE)

• Normenausschuss Ergonomie

• Normenausschuss Feinmechanik und Optik

• Normenausschuss Feuerwehrwesen (FNFW)

• Normenausschuss Heiz-, Koch- und Wärmgerät(FNH)

• Normenausschuss Informationstechnik und Anwen-dungen (NIA)

• Normenausschuss Kunststoffe (FNK)

• Normenausschuss Kommunale Technik (NKT)

• Normenausschuss Maschinenbau (NAM)

• Normenausschuss Materialprüfung (NMP)

• Normenausschuss Persönliche Schutzausrüstung

• Normenausschuss Pigmente und Füllstoffe

• Normenausschuss Rundstahlketten (NRK)

• Normenausschuss Sachmerkmale (NSM)

• Normenstelle Schiffs- und Meerestechnik (NSMT)

• Normenausschuss Schweißen und verwandte Ver-fahren

• Normenausschuss Sport- und Freizeitgerät(NASport)

• Normenausschuss Tankanlagen (NATank)

• Normenausschuss Technische Grundlagen (NATG)

• Normenausschuss Terminologie (NAT)

• Normenausschuss Veranstaltungstechnik, Bild undFilm (NVBF)

• Normenausschuss Wasserwesen

• Normenausschuss Luft- und Raumfahrt (NL)

4 Finanzierung

Das Budget des DIN und damit die Finanzierung der Nor-mungsarbeit wird aus drei Quellen gespeist:

1. Beiträge der öffentlichen Hand werden im Interes-se der allgemeinen Gewerbeförderung, der Förde-rung des Wettbewerbs und im Interesse der öffent-lichen Ordnung (Arbeitsschutz, Gesundheitsschutzetc.) geleistet. Diese Mittel sind zweckgebunden zurDurchführung bestimmter Normungsvorhaben imöffentlichen Interesse.

2. Direkte finanzielle Beiträge der Wirtschaft beste-hen aus Mitgliedsbeiträgen und Förderbeiträgen, dieein praxisnahes Steuerungsinstrument für die Nor-mungsarbeit darstellen.

3. Eigene wirtschaftliche Aktivitäten – den größtenAnteil, ca. 68 % am Gesamthaushalt, erwirtschaf-tet das DIN mit seinen Tochtergesellschaften. Hier-zu zählen die Erlöse aus dem Verkauf der Nor-men und Norm-Entwürfe, weitere Verlagsaktivitä-ten, Einnahmen aus Dienstleistungen sowie Beteili-gungserträge.

5 Geschichte

Statuen von Christian Peter Wilhelm Beuth und Wilhelm vonHumboldt vor dem Gebäude des DIN in Berlin.

Die Vorarbeiten zur Rationalisierung der Rüstungspro-duktion im Januar 1917 führten zu der Erkenntnis, dass

Page 4: Deutsches Institut Für Normung

4 6 NORMEN IN DER RECHTSORDNUNG

ganz Deutschland zu einer Produktionsgemeinschaft füreinen Abnehmer, die Streitkräfte, werden musste, unddass hierfür grundlegende Normen, insbesondere zur Zu-sammenarbeit im Maschinenbauwesen, notwendig wa-ren. Die zur folgenden Gründung des DIN führende In-itiative ging deshalb vom „Königlichen Fabrikationsbürofür Artillerie (Fabo-A)“ in Berlin aus.Das DIN im Deutschen Reich wurde im Mai 1917 als„Normalienauschuß für den Maschinenbau“ gegründetmit der Aufgabe die wichtigsten Maschinenelemente zuvereinheitlichen. Am 22. Dezember 1917 erfolgte dieUmbenennung zum „Normenausschuß der deutschen In-dustrie“ (NADI). Die Arbeitsergebnisse des NADI wa-ren die „Deutschen Industrie-Normen“ (zuerst als „DI-Norm,“ aber bald als „DIN“ abgekürzt). Die erste Norm(DI-Norm 1 Kegelstifte) erschien im März 1918. Seit1920 ist das DIN ein eingetragener Verein und 1922wurde die für den Verbraucher wohl bekannteste NormDIN 476 Papierformate (zum Beispiel DIN A 4) veröf-fentlicht. Im deutschen Alltag vertraut ist ebenfalls dieNormschrift auf den Verkehrsschildern DIN 1451, die alsSchrift umgangssprachlich kurz die DIN genannt wird.1926 wurde das DIN von „Normenausschuß der deut-schen Industrie“ in „Deutscher Normenausschuß“ (DNA)umbenannt, denn bereits in den 1920er-Jahren hatte dieNormung im Reich das engere Gebiet der Industrie über-schritten. Aus demselben Grund versuchte der DNA, dieAbkürzung „DIN“ mit „Das Ist Norm“ zu belegen, um„Deutsche Industrie-Norm“ abzulösen. Allerdings konn-te sich dieser Begriff in der Öffentlichkeit nicht durchset-zen.Nach dem Zweiten Weltkrieg genehmigte der AlliierteKontrollrat 1946 dem DIN die Wiederaufnahme seinerTätigkeit. Das DIN wurde 1951 Mitglied in der Interna-tionalen Organisation für Standardisierungen (ISO) mitdem Anspruch, den deutschen Sprachraum zu vertreten.Im Mai 1975 (kurz vor Schließen des Normenvertrages,siehe unten) änderten sich der Name der Organisationund der ihrer Arbeitsergebnisse erneut. Seitdem heißt dieOrganisation „DIN Deutsches Institut für Normung e.V.“, und die Arbeitsergebnisse sind die „Deutschen Nor-men“ oder „DIN-Normen“.Am 5. Juni 1975 unterzeichneten das DIN DeutschesInstitut für Normung e. V. und die BundesrepublikDeutschland den Normenvertrag[1] Dadurch wurde demDIN eine erhebliche öffentliche Anerkennung zuteil,denn die Bundesrepublik verpflichtete sich, sich bei ein-schlägigen Fragen und Aufgaben, die vom Staat gestelltwerden, ausschließlich an ihn zu wenden. Ebenso aus-schließlich empfiehlt die Bundesrepublik für internatio-nale Normungsarbeit nur das DIN. Im Gegenzug mach-te das DIN seine bisher nach innen geltenden Grund-prinzipien (DIN 820) öffentlich verbindlich und ver-pflichtete sich, vom Staat angeregte Normungsaufgabennicht nur aufzugreifen, sondern sie bevorzugt zu behan-deln. Infolge des mit dem Vertrag eingebrachten öffent-

lichen Interesses entstanden beim DIN die Kommissio-nen für Sicherheitstechnik und für Umweltschutz und derVerbraucherrat. Entgegen einer verbreiteten Auffassung,blieb das DIN eine unabhängige nicht-staatliche Organi-sation. Die Bundesrepublik hat kein Weisungsrecht zurArbeit des DIN erhalten, hat aber auch keinen Teil ihrereigenen Hoheit an das DIN abgegeben.Das Gegenstück zur DIN-Norm war in der DDR dieTGL, die anfänglich weitgehend auf den DIN-Normenberuhte, später verstärkt RGW-Standards berücksichtig-te. Die ost-/westdeutsche Zusammenarbeit auf dem Ge-biet der Normung ließ stark nach, nachdem die DDR-Regierung die DIN-Geschäftsstellen in Ost-Berlin, Jenaund Ilmenau 1961 geschlossen hatte. Seit der 1990 erfolg-ten Auflösung des Amtes für Standardisierung, Messwe-sen und Warenprüfung (ASMW) der DDR ist das DINwieder für die Normungsarbeit in ganz Deutschland zu-ständig.Heute ist die Normungsarbeit zunehmend europäisch undinternational geprägt: Nur noch 15% aller Normungspro-jekte sind rein nationaler Natur. Das DIN führte im Jahr2012 17 % aller Sekretariate in ISO- und 28 % aller Se-kretariate in CEN-Arbeitsgremien.2007 ist DIN durch kontroverse Entscheidungen für dasgroß geschriebene ß (Versal-ß)[2] sowie für den von Mi-crosoft eingeführten Dokumentenstandard Office OpenXML[3] aufgefallen.

6 Normen in der Rechtsordnung„Die DIN-Normen sind keine Rechtsnor-

men, sondern private technische Regelungenmit Empfehlungscharakter. Sie können die an-erkannten Regeln der Technik wiedergebenoder hinter diesen zurückbleiben.“

– BGH, Urteil vom 14. Mai 1998, Az. VII ZR 184/97,Volltext = BGHZ 139, 16.[4]

DIN-Normen bilden einen Maßstab für einwandfrei-es technisches Verhalten und sind daher im Rahmender Rechtsordnung von Bedeutung. Grundsätzlich ha-ben DIN-Normen den Charakter von Empfehlungen. Ih-re Anwendung steht jedem frei, d. h., man kann sie an-wenden, muss es aber nicht. Verbindlich werden Nor-men dann, wenn in privaten Verträgen oder in Gesetzenund Verordnungen auf sie Bezug genommen und dort de-ren Anwendung festgelegt wird. Weil Normen eindeuti-ge Aussagen sind, lassen sich durch ihre einzelvertrag-lich vereinbarte Verbindlichkeit Rechtsstreitigkeiten ver-meiden. Die Bezugnahme in Gesetzen und Verordnungenentlastet den Staat und die Bürger von rechtlichen Detail-regelungen.Auch in den Fällen, in denen DIN-Normen von Vertrags-parteien nicht zum Inhalt eines Vertrages gemacht wor-

Page 5: Deutsches Institut Für Normung

5

den sind, dienen sie im Streitfall wegen Sachmängeln(Kauf- und Werkvertragsrecht) als Entscheidungshil-fe. Hierbei besteht grundsätzlich die Vermutung, dassdie DIN-Normen den anerkannten Regeln der Tech-nik entsprechen. Eine solche Vermutung kann den-noch erschüttert oder widerlegt werden, etwa wennerst ein unfertiger Normentwurf besteht oder durch einSachverständigengutachten.[5]

UrheberrechtDIN-Normen sind schöpferische Leistungen undgenießen als Sprachwerke den Schutz durch dasUrheberrechtsgesetz. Dieser Grundsatz wurde auchvom Bundesgerichtshof mehrfach bestätigt. DIN-Normen dürfen deshalb nicht ohne Zustimmung desDIN Deutsches Institut für Normung e. V. als Nut-zungsrechtsinhaber vervielfältigt und verbreitet oderim Internet öffentlich zugänglich gemacht werden. DieSchranken des Urheberrechts gelten aber auch für dieNormen. So dürfen z. B. einzelne Norm-Blätter fürprivate Zwecke auf Papier kopiert werden (§ 53 UrhG).Kein Urheberrecht für vomGesetzgeber abgedruckteNormen (amtliche Werke)Für amtlich in Bezug genommene und in Gesetzen ab-gedruckte technische Regeln gilt nach § 5 Abs. 3 UrhGfolgende Ausnahme:

(1) Gesetze, Verordnungen, amtlicheErlasse und Bekanntmachungen sowie Ent-scheidungen und amtlich verfasste Leitsätzezu Entscheidungen genießen keinen urheber-rechtlichen Schutz.

(2) Das Gleiche gilt für andere amtli-che Werke, die im amtlichen Interesse zurallgemeinen Kenntnisnahme veröffentlichtworden sind, mit der Einschränkung, dass dieBestimmungen über Änderungsverbot undQuellenangabe in § 62 Abs. 1 bis 3 und § 63Abs. 1 und 2 entsprechend anzuwenden sind.

(3) Das Urheberrecht an privaten Norm-werken wird durch die Absätze 1 und 2 nichtberührt, wenn Gesetze, Verordnungen, Erlasseoder amtliche Bekanntmachungen auf sie ver-weisen, ohne ihren Wortlaut wiederzugeben.In diesem Fall ist der Urheber verpflichtet, je-dem Verleger zu angemessenen Bedingungenein Recht zur Vervielfältigung und Verbreitungeinzuräumen. Ist ein Dritter Inhaber des aus-schließlichen Rechts zur Vervielfältigung undVerbreitung, so ist dieser zur Einräumung desNutzungsrechts nach Satz 2 verpflichtet.

Die Initiative gegen die Direktgeltung privater Normen imBauwesen hat im Jahr 2003 vergeblich versucht, die Ein-fügung des Absatzes 3 zu verhindern. Kritisiert wurde,

dass vom Staat für verbindlich erklärte Normen nicht ge-meinfrei sind (außer sie sind als Volltext in einer amt-lichen Bekanntmachung enthalten), also gekauft werdenmüssen.

7 Waldemar-Hellmich-Kreis

Der Waldemar-Hellmich-Kreis ist der Ehrensenat desDIN Deutsches Institut für Normung. Anlässlich seines40-jährigen Bestehens hat das DIN 1957 zur Erinnerungan seinen BegründerWaldemar Hellmich und zur Ehrungvon Persönlichkeiten, die sich in ihrer beruflichen Tä-tigkeit auf dem Gebiet der Normung verdient gemachthaben, den Waldemar-Hellmich-Kreis gegründet. Er solldie Tradition des DIN pflegen und durch Empfehlungenzur lebendigen Weiterentwicklung der Normungsarbeitbeitragen. Die Mitglieder des Kreises werden vom Präsi-dium des DIN berufen. Als sichtbares Zeichen der Zuge-hörigkeit zum Waldemar-Hellmich-Kreis dient eine An-stecknadel, die die Papierformate darstellt. Die Mitglie-derzahl des Kreises wird auf 50 beschränkt.[6]

8 Literatur

• Rudolf Muschalla: Zur Vorgeschichte der techni-schen Normung (= DIN-Normungskunde 29). Her-ausgegeben von DIN Deutsches Institut für Nor-mung e. V. Beuth, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-410-12565-5.

• Albrecht Geuther: 75 Jahre DIN. 1917 bis 1992. Be-richtsband (= DIN-Normungskunde 31). Herausge-geben von DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Beuth, Berlin u. a. 1993, ISBN 3-410-12889-1.

• Josef Falke: Rechtliche Aspekte der technischen Nor-mung in der Bundesrepublik Deutschland. Zentrumfür Europäische Rechtspolitik an der UniversitätBremen, Bremen 1999.

• DIN, Deutsches Institut für Normung e. V. (Hrsg.):Gesamtwirtschaftlicher Nutzen der Normung. Zu-sammenfassung der Ergebnisse. WissenschaftlicherEndbericht mit praktischen Beispielen „ExecutiveSummary“. Beuth, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-410-14856-6.

• DIN, Deutsches Institut für Normung e. V. (Hrsg.):Grundlagen der Normungsarbeit des DIN (= DIN-Normenheft 10). 7., geänderte Auflage. Beuth, Ber-lin u. a. 2001, ISBN 3-410-14873-6.

• Torsten Bahke, Ulrich Blum, Gisela Eickhoff(Hrsg.): Normen und Wettbewerb. Beuth, Berlin u.a. 2002, ISBN 3-410-15478-7.

Page 6: Deutsches Institut Für Normung

6 11 EINZELNACHWEISE

9 Siehe auch• DQS, Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierungvon Managementsystemen, eine Beteiligungsgesell-schaft des DIN

• Liste der DIN-Normen

10 Weblinks

Wiktionary: DIN – Bedeutungserklärungen, Wort-herkunft, Synonyme, Übersetzungen

• www.din.de – Offizielle Website

• Liste aktueller Normenausschüsse

• Literatur von und über Deutsches Institut für Nor-mung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

• Focus-Reportage: Die Norm regiert die Welt

11 Einzelnachweise[1] DIN: Kolloquium 30 Jahre Partnerschaft DIN - Bundesre-

publik, mehrere einschlägige Vorträge (PDF; 1,3 MB)

[2] ISO-Arbeitsgruppe schlagt Unicode mit "ß" als Großbuch-staben vor – heise online. In: heise.de. 15. Mai 2007, ab-gerufen am 2. März 2015.

[3] DIN sagt “Ja” zu Microsofts Dokumentenformat OpenXML– heise open. In: heise.de. 22. August 2007, abgerufen am2. März 2015.

[4] http://www.ejura-examensexpress.de/online-kurs/entsch_show_neu.php?Alp=1&dok_id=686

[5] BGH, Urteil vom 14. Mai 1998, Az. VII ZR 184/97, Voll-text = BGHZ 139, 16.

[6] Waldemar-Hellmich-Kreis

Normdaten (Körperschaft): GND: 1030066-1

Page 7: Deutsches Institut Für Normung

7

12 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

12.1 Text• Deutsches Institut für Normung Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Institut_f%C3%BCr_Normung?oldid=146133272Autoren: Ben-Zin, Elian, Jed, Aka, Head, FProg, Crissov, Seewolf, Ute-s, Paddy, Zwobot, Robbot, APPER, Sinn, Peter200, Montauk,Haeber, Nina, Steschke, Nb, Aloiswuest, HoHun, Weede, Benji, Miklas, Störfix, PhilipErdös, AHZ, Kristjan, Cepheiden, Afrank99, Ste-fan h, Wotan, VanGore, Historiograf, Melancholie, Juesch, Raktop, Abdull, André Huf, Chillmann, Mikano, Geisslr, Dapete, Bubo bubo,Udo T., M.L, Diba, Gustavf, Jergen, FlaBot, Achim Raschka, Flothi, RedBot, Eisenacher, HolgerB, Erfurth, Kolja21, Ellywa, Scooter,Itti, Frumpy, JuTa, Mulno, Magnus Nufer, Flea, JPB, Roblion, Mukdener, W!B:, Vipper3, Helmut Zenz, Eschweiler, Saehrimnir, Pa-jz, RobotQuistnix, Tsca.bot, YurikBot, Wegner8, B. N., Löschfix, Wikisp, Wezel, MarcoBorn, JCS, Eskimbot, Joerg.schulz, 888344, Jü,F.Bulla, Fomafix, Bjb, DINer, Krakatid, Leichtbau, Mfb, Edoe, Jonas.lang, Emmridet, Wikinger77, Elbe1, E-W, Tönjes, Wolfgang H.,Rfortner, Spuk968, Bautsch, Standardizer, Visi-on, Thijs!bot, KatBot, Kriddl, Arno Matthias, Superzerocool, Rowan, Gohnarch, NicolasG., Kickof, Tom md, IqRS, Leinwand, KleinKlio, MusenMuddi, Kuebi, Don Magnifico, Juja, DodekBot, Complex, Digamma, Volkov-Bot, Codeispoetry, TXiKiBoT, Regi51, Gereon K., AlleborgoBot, Krawi, SieBot, EWriter, Brazzouk, Der.Traeumer, Tasma3197, OKBot,Trustable, Avoided, KnopfBot, Broadbot, Alnilam, Pittimann, Se4598, Woches, Ute Erb, Ngowatchtransparent, Fish-guts, DumZiBoT,BotSottile, Geitost, G-41614, MagnusA.Bot, APPERbot, Komischn, Sesa.planck, Snoopy99~dewiki, Luckas-bot, Enth'ust'eac, PrismaNN,GrouchoBot, Rubinbot, ArthurBot, Howwi, Geierkrächz, RibotBOT, D'ohBot, MorbZ-Bot, Borsanova, Schnupf, Wurmkraut, Contributer,Letdemsay, EmausBot, ZéroBot, Zeitgeisterfahrer, Trigonomie, Iste Praetor, Ohrnwuzler, Himbear, Klabauter2, DarafshBot, Rmcharb,Buchexperte, Dorop, Pia86, Beste Zeit, Deutsches Institut für Normung, Pkw98, Addbot, Rodillo, RonaldG2013 und Anonyme: 124

12.2 Bilder• Datei:DIN-Logo.svg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4c/DIN-Logo.svg Lizenz: Public domain Autoren: nichtangegeben Ursprünglicher Schöpfer: Unbekannt

• Datei:DIN-Sitz_Berlin.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/DIN-Sitz_Berlin.jpg Lizenz:GFDL Autoren:eigene Arbeit – own work Ursprünglicher Schöpfer: Standardizer

• Datei:DIN.Berlin.von.Osten.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6c/DIN.Berlin.von.Osten.jpg Lizenz: CC0Autoren: Eigenes Werk Ursprünglicher Schöpfer: Bautsch

• Datei:Disambig-dark.svg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Disambig-dark.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0Autoren: Original Commons upload as Logo Begriffsklärung.png by Baumst on 2005-02-15 Ursprünglicher Schöpfer: Stephan Baum

• Datei:Humboldt_W,_Beuth,_DIN_Berlin.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Humboldt_W%2C_Beuth%2C_DIN_Berlin.jpg Lizenz: CC BY-SA 3.0 Autoren: Eigenes Werk Ursprünglicher Schöpfer:Manfred Brückels

• Datei:Icon-Rechtshinweis-blau2-Asio.svg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e2/Icon-Rechtshinweis-blau2-Asio.svg Lizenz: CC BY-SA 3.0 Autoren: Own work based on Image:Icon-Rechtshinweis-blau2-Asio.pngUrsprünglicher Schöpfer: Hk kng with the utilsation of work by de:Benutzer:Asio otus and de:Benutzer:San Jose

• Datei:Wiktfavicon_en.svg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c3/Wiktfavicon_en.svg Lizenz: CC BY-SA 3.0Autoren: ? Ursprünglicher Schöpfer: ?

12.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0