Deutsches Magazin Schnellboot S-100 - · PDF fileligen Kriegsmarine. Das Boot gehörte zum...

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Faller/Italeri I taleri ermöglicht den Bau eines Schnellboot-Modells mit einer Rumpflänge von 99,8 cm und einer Breite von 15 cm. Es handelt sich um das Schnellboot S-204 der ehema- ligen Kriegsmarine. Das Boot gehörte zum Typ S-100, wurde 1944 von der Lürssen-Werft in Bremen-Ve- gesack gebaut und als S-204 am 19. August 1944 in Dienst gestellt (4. S-Flottille, die am 29. Dezember 1944 von Norwe- gen nach Rotterdam verlegte). Flottillenchef war Korvetten- kapitän Kurt Fimmen und Kommandant von S-204 Ober- leutnant z.S. d.R. Claus Hin- richs. Die Flottille operierte zu- sammen mit anderen vornehm- lich gegen alliierte Geleitzüge im Kanal, um den Nachschub nach Antwerpen zu stören. S-204 überstand den Krieg, wurde am 13. Mai 1945 von Den Helder kommend in Felix- towe an die Engländer ausge- liefert. 1946 an die Sowjets als deutsche Kriegsbeute überge- ben, ist das Boot am 21. De- zember 1954 abgewrackt wor- den. Mit den Booten vom Typ S-100 hatte die Entwicklung des Schnellbootes in Deutsch- land einen gewissen tech- nischen Höhepunkt erreicht. Aufgrund der drastischen Beschränkungen durch den Versailler Vertrag versuchte man durch die Konstruktion von kleinen schnellen Torpedo- trägern die Tonnagebeschrän- kungen zu unterlaufen. So entstand auf der renom- mierten Yachtwerft Lürssen in Bremen-Vegesack schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus einer schnel- len Motoryacht durch Bewaff- nung mit zwei Torpedorohren ein erstes Schnellboot. Im Kompositbau entstanden Bootskörper mit Aluminium- spanten und Holzbeplankung. Leistungsfähige Dieselmotoren wurden auf stählernen Funda- menten in dem Bootskörper eingebaut. Bei den seit 1940 von Lürs- sen produzierten Booten vom Typ S-100 handelte es sich um so genannte Motor-Torpedo- boote (Entwurf Lürssen 1939/40 und spätere Abwand- lungen) – ein yachtartiges Boot mit ästhetisch ausgesprochen schönen und eleganten Linien. Sein Vorschiff war jedoch in Knickspantbauweise ausge- führt und der Rumpf im Vor- schiff bis zu den dort installier- ten Torpedorohren hoch- gezogen worden. Diese Back verlieh dem kleinen Boot eine besondere Seetüchtigkeit, was auch auf seiner Bauart als Ver- dränger beruhte. Durch die Knickspanten im Vorschiff hob sich bei hohen Fahrtstufen das Vorschiff des Bootes aus dem Wasser. „Lürssen-Effekt“ Den Antrieb lieferten drei 20-Zylinder-Viertakt-Diesel- motore von Daimler-Benz. Die 1944 eingebauten Maschinen waren aufgeladene Dieselmo- toren von je 2500 PS. Damit konnte S-204 kurzfris- tig bis zu 43,5 kn Höchstfahrt laufen, was auch auf einem Staukeil am Heck sowie auf dem „Lürssen-Effekt“ beruhte, der durch eine bestimmte Stel- lung der beiden Außenruder erreicht wurde. Hauptbedro- hung gegen Kriegsende wa- ren britische Motorgunboats (MGB) mit starker Maschi- nenkanonenbewaffnung und Tiefflieger durch ihren Bord- waffenbeschuss. Daher wur- den seit 1942 Ruderstand, Brü- cke und die Maschinenwaffen durch 8 bis 12 mm starke Pan- zerbleche geschützt. Für die S-Boote besonders charakte- ristisch war die Kalottenbrü- cke aus schräggestellten Pan- zerblechen. Auf Grund des kleinen Maß- stabes ist dieses Modell von einer bisher in diesem Genre noch nicht gekannten De- tailtreue. Die Struktur des Rumpfes mit seinen eleganten Linien und dem Staukeil am Heck ist hervorragend gelun- gen. Einzelheiten wie Ruder- stand und Brücke, die dann von der Panzerkalotte über- wölbt werden, kommen eben- falls gut heraus. Von besonderer Genauigkeit ist die Bewaffnung mit den drei Rohren der 2-cm- Maschinen- waffen und der Maschinenka- none 3,7 cm Flak/M 42 sowie den Torpedorohren mit Torpe- dozielsäule und den G 7 A Tor- pedos. Die Firma Italeri beschrei- tet offensichtlich auch neue f Seiten- und Drauf- sicht des fertig gestellten Bausatzes M o d e l l b a u Wege in der Gestaltung der Bauanleitung. Hier werden erstmalig nicht mehr Zeich- nungen, sondern Fotos von den Originalteilen des Bausatzes angeboten, so dass man auch ohne Text unschwer erkennen kann, was wohin gehört. Die erhebliche Größe dieses Modells von fast einem Meter Länge ist für den versierten Modellbauer geradezu eine Aufforderung, durch Ausbau mit Elektro-Motoren und einer Fernsteuerung ein voll funkti- onsfähiges Fahrmodell von höchster Originaltreue zu er- halten. Dr. Heinrich Walle Der Bausatz (Art.-Nr. 805603) kostet 184,49 und ist im Fachhandel oder Fachversand erhältlich Deutsches Schnellboot S-100 Magazin Technische Daten Deutsches Schnellboot S-100 Länge 34,94 m Breite 5,28 m Tiefgang 1,8 m Einsatzverdrängung 122 ts Maschinenleistung 7500 PS Höchstgeschwindigkeit 42,5 kn Bewaffnung 1 x 2-cm-Einzellafette, 1 x 2-cm-Doppellafette, 1 x 3,7-cm-Flak Einzellafette; zwei Torpedorohre 53,3 cm, zwei Torpedos in den Rohren und zwei Reservetorpedos; anstelle der Reservetorpedos auch 6 bis 8 Minen Besatzung 2 Offiziere und 29 Mann im Maßstab 1:35 41 40

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Italeri ermöglicht den Bau eines Schnellboot-Modells mit einer Rumpflänge von

99,8 cm und einer Breite von 15 cm. Es handelt sich um das Schnellboot S-204 der ehema-ligen Kriegsmarine.

Das Boot gehörte zum Typ S-100, wurde 1944 von der Lürssen-Werft in Bremen-Ve-gesack gebaut und als S-204 am 19. August 1944 in Dienst gestellt (4. S-Flottille, die am 29. Dezember 1944 von Norwe-gen nach Rotterdam verlegte). Flottillenchef war Korvetten-kapitän Kurt Fimmen und

Kommandant von S-204 Ober-leutnant z.S. d.R. Claus Hin-richs.

Die Flottille operierte zu-sammen mit anderen vornehm-lich gegen alliierte Geleitzüge im Kanal, um den Nachschub nach Antwerpen zu stören.

S-204 überstand den Krieg, wurde am 13. Mai 1945 von Den Helder kommend in Felix-towe an die Engländer ausge-liefert. 1946 an die Sowjets als deutsche Kriegsbeute überge-ben, ist das Boot am 21. De-zember 1954 abgewrackt wor-den.

Mit den Booten vom Typ S-100 hatte die Entwicklung des Schnellbootes in Deutsch-land einen gewissen tech-nischen Höhepunkt erreicht.

Aufgrund der drastischen Beschränkungen durch den Versailler Vertrag versuchte man durch die Konstruktion von kleinen schnellen Torpedo-trägern die Tonnagebeschrän-kungen zu unterlaufen.

So entstand auf der renom-mierten Yachtwerft Lürssen in Bremen-Vegesack schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus einer schnel-len Motoryacht durch Bewaff-nung mit zwei Torpedorohren ein erstes Schnellboot.

Im Kompositbau entstanden Bootskörper mit Aluminium-spanten und Holzbeplankung. Leistungsfähige Dieselmotoren wurden auf stählernen Funda-menten in dem Bootskörper eingebaut.

Bei den seit 1940 von Lürs-sen produzierten Booten vom Typ S-100 handelte es sich um so genannte Motor-Torpedo-boote (Entwurf Lürssen 1939/40 und spätere Abwand-lungen) – ein yachtartiges Boot mit ästhetisch ausgesprochen schönen und eleganten Linien.

Sein Vorschiff war jedoch in Knickspantbauweise ausge-führt und der Rumpf im Vor-schiff bis zu den dort installier-ten Torpedorohren hoch-

gezogen worden. Diese Back verlieh dem kleinen Boot eine besondere Seetüchtigkeit, was auch auf seiner Bauart als Ver-dränger beruhte.

Durch die Knickspanten im Vorschiff hob sich bei hohen Fahrtstufen das Vorschiff des Bootes aus dem Wasser.

„Lürssen-Effekt“

Den Antrieb lieferten drei 20-Zylinder-Viertakt-Diesel-motore von Daimler-Benz. Die 1944 eingebauten Maschinen waren aufgeladene Dieselmo-toren von je 2500 PS.

Damit konnte S-204 kurzfris-tig bis zu 43,5 kn Höchstfahrt laufen, was auch auf einem Staukeil am Heck sowie auf dem „Lürssen-Effekt“ beruhte, der durch eine bestimmte Stel-lung der beiden Außenruder erreicht wurde. Hauptbedro-hung gegen Kriegsende wa-

ren britische Motorgunboats (MGB) mit starker Maschi-nenkanonenbewaffnung und Tiefflieger durch ihren Bord-waffenbeschuss. Daher wur-den seit 1942 Ruderstand, Brü-cke und die Maschinenwaffen durch 8 bis 12 mm starke Pan-zerbleche geschützt. Für die S-Boote besonders charakte-ristisch war die Kalottenbrü-cke aus schräggestellten Pan-zerblechen.

Auf Grund des kleinen Maß-stabes ist dieses Modell von einer bisher in diesem Genre noch nicht gekannten De-tailtreue. Die Struktur des Rumpfes mit seinen eleganten Linien und dem Staukeil am Heck ist hervorragend gelun-gen. Einzelheiten wie Ruder-stand und Brücke, die dann von der Panzerkalotte über-wölbt werden, kommen eben-falls gut heraus.

Von besonderer Genauigkeit ist die Bewaffnung mit den drei Rohren der 2-cm- Maschinen-waffen und der Maschinenka-none 3,7 cm Flak/M 42 sowie den Torpedorohren mit Torpe-dozielsäule und den G 7 A Tor-pedos.

Die Firma Italeri beschrei-tet offensichtlich auch neue

f Seiten- und Drauf-sicht des fertig gestellten Bausatzes

M o d e l l b a u

Wege in der Gestaltung der Bauanleitung. Hier werden erstmalig nicht mehr Zeich-nungen, sondern Fotos von den Originalteilen des Bausatzes angeboten, so dass man auch ohne Text unschwer erkennen kann, was wohin gehört.

Die erhebliche Größe dieses Modells von fast einem Meter Länge ist für den versierten Modellbauer geradezu eine Aufforderung, durch Ausbau mit Elektro-Motoren und einer Fernsteuerung ein voll funkti-onsfähiges Fahrmodell von höchster Originaltreue zu er-halten.

Dr. Heinrich Walle

Der Bausatz (Art.-Nr. 805603) kostet € 184,49

und ist im Fachhandel oder

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Deutsches Schnellboot S-100M

agaz

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T e c h n i s c h e D a t e nDeutsches Schnellboot S-100Länge 34,94 m

Breite 5,28 m

Tiefgang 1,8 m

Einsatzverdrängung 122 ts

Maschinenleistung 7500 PS

Höchstgeschwindigkeit 42,5 kn

Bewaffnung 1 x 2-cm-Einzellafette, 1 x 2-cm-Doppellafette,1 x 3,7-cm-Flak Einzellafette; zwei Torpedorohre 53,3 cm, zwei Torpedos in den Rohren und zwei Reservetorpedos; anstelle der Reservetorpedos auch 6 bis 8 Minen

Besatzung 2 Offiziere und 29 Mann

im Maßstab 1:35

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