Deutschsprachig-jüdische Literaturstudien · Donnerstag 2. November 2017 SZ 15.21, Resowi-Zentrum,...

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2.–3. November 2017 SZ 15.21, Resowi-Zentrum, Universitätsstraße 15, Bauteil A, 2. OG, 8010 Graz EIN INTERNATIONALES KOLLOQUIUM zum Gedenken an PD Dr. Petra Ernst-Kühr Deutschsprachig-jüdische Literaturstudien Standortbestimmung eines transdisziplinären Forschungsfeldes

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2.–3. November 2017 SZ 15.21, Resowi-Zentrum, Universitätsstraße 15, Bauteil A, 2. OG, 8010 Graz

EIN INTERNATIONALES KOLLOQUIUM zum Gedenken an PD Dr. Petra Ernst-Kühr

Deutschsprachig-jüdische Literaturstudien

Standortbestimmung eines transdisziplinären Forschungsfeldes

Donnerstag 2. November 2017 SZ 15.21, Resowi-Zentrum, Universitätsstraße 15, Bauteil A, 2. OG Universitätsstraße 15, 8010 Graz

13.00 Begrüßung. Eröffnung der Tagung

Panel 1: Europäische Trajekte und Transgressionen Moderation: Hans-Joachim Hahn

13.20 Liliane Weissberg Berliner Musikgesellschaften in den Häusern Levy und Mendelssohn

14.00 Anika Reichwald Das Phantasma der Assimilation

14.40 Mona Körte Im Grenzraum der Sprache. Zu Ilse Aichingers Kurzprosa

15.20 Mark H. Gelber Jüdische Sensibilitäten in der österreichisch-jüdischen Literatur

16.00 Kaffeepause

Panel 2: Mediale Präsenzen Moderation: Gerald Lamprecht

16.30 Hildegard Frübis Zwischen den Welten – Jüdisches Erinnern und die Fotografien Roman Vishniacs aus der Nachkriegszeit

17.10 Thomas Meyer Alexander Altmanns Aufsatz „Zum Wesen der jüdischen Aesthetik“ (1927)

17.50 Eleonore Lappin-Eppel Die Jüdische Korrespondenz – orthodox, politisch und modern

18.30 Pause

PROGRAMM

Freitag 3. November 2017 SZ 15.21, Resowi-Zentrum, Universitätsstraße 15, Bauteil A, 2. OG Universitätsstraße 15, 8010 Graz

Panel 3: Kulturelle Übersetzung Moderation: Olaf Terpitz

9.00 Daniel Hoffmann Anna Seghers Übersetzungen von Bibelstellen im Kontext des faschistischen Zeitalters

9.40 Jeffrey Grossman Jewish Self-Fashioning and Translating Yiddish in the Early 20th Century

10.20 Stephan Braese „Alliteration hat im Deutschen etwas Fatales.“ Der Übersetzer Wolfgang Hildesheimer

11.00 Kaffeepause

Panel 4: Räume, Landschaften, Kriegsschauplätze Moderation: Eleonore Lappin-Eppel

11.20 Gerhard Langer Orte und Landschaften bei Soma Morgenstern

12.00 Primus-Heinz Kucher Aspekte der Konstruktion und Dekonstruktion kultureller Räume und Identitäten in L. Komperts „Zwischen Ruinen“ (1875) und K.E. Franzos’ „Judith Trachtenberg“ (1880)

12.40 Barbara Breysach Kurorte als jüdische Lebenswelt und ihre literarische Nachgeschichte

13.20 Ulrich Wyrwa Kriegslandschaften. Jüdische Erwartungen und Erfahrungen im Ersten Weltkrieg

14.00 Abschlussworte

19.00 Buchpräsentation Petra Ernst „Schtetl, Stadt, Staat. Raum und Identität in deutschsprachig-jüdischer Erzählliteratur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“ Laudatio: Jay Winter Moderation: Helmut Konrad

20.15 Empfang

Petra Ernst: Schtetl, Stadt, Staat. Raum und Identität in deutsch-sprachig-jüdischer Erzählliteratur des 19. und 20. JahrhundertsHg. v. Gerd Kühr, Gerald Lamprecht und Olaf Terpitz (Schriften des Centrums für Jüdische Studien, Band 27). Böhlau: Wien-Köln-Weimar 2017, 474 Seiten. ISBN: 978-3-205-20608-8

Stephan Braese„Alliteration hat im Deutschen etwas Fatales.“Der Übersetzer Wolfgang HildesheimerDer Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer (1916-1991), der mit Tynset, Masan-te, Marbot und seinem in alle Weltsprachen übersetzten Großessay Mozart einen unverwechselbaren Ort in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 bezeichnet, war auch kontinuierlich als Übersetzer aktiv. Zu seinen wichtigsten Übersetzungen zählt seine Übertragung von Djuna Barnes‘ Nightwood (Nachtge-wächs, 1959), aber auch des „Anna Livia Plurabelle“-Kapitels aus James Joyces Finnegans Wake (1969). Der Vortrag untersucht, ob und in welchem Maß Hildes-heimers Übersetzungsarbeit von jenen Paradigmen charakterisiert ist, die Petra Ernst in ihrem programmatischen Aufsatz „Übersetzen und jüdische Kulturen – eine Annäherung“ (2012) umrissen hat.

Barbara BreysachKurorte als jüdische Lebenswelt und ihre literarische NachgeschichteDie mitteleuropäischen Kurorte wurden bis zur Besetzung der Gebiete durch deutsche Truppen ab 1939 traditionell auch von jüdischen Gästen aufgesucht – man kann sie als jüdische Orte bezeichnen, wie Miriam Triendl-Zadoff in ihrer Studie gezeigt hat. Ein Blick auf die westböhmischen, schlesischen und gali-zischen Kurorte zeigt, dass viele mitteleuropäische Regionen ein ganzes Netz von Kurorten aufwiesen, die nicht zuletzt bei jüdischen Familien sehr beliebt waren. Wobei nicht nur das Bürgertum, sondern völlig unterschiedliche Milieus und Schichten Kuren unternahmen und sich mit Gleichgesinnten trafen, von anarchistischen Kreisen bis hin zu chassidischen Juden und ihren religiösen Autoritäten. Die Kurorte bilden das ost- und mitteleuropäisch-jüdische Leben in seiner ganzen Breite und Vielfalt ab.

Mein Vortrag widmet sich u.a. einem der berühmtesten jüdischen Kurgäste, nämlich Franz Kafka, und spürt der Wertschätzung des Kurwesens unter chas-sidischen Kurgästen nach – und hier auch der Frage der jüdischen Infrastruk-tur an den Kurorten. Abschließend werfe ich einen Blick auf die literarische Nachgeschichte der Bade- und Erholungskultur in Mitteleuropa, wie sie Aharon Appelfeld in seinem Roman „Badenheim“ gestaltet hat. Seine pessimistische Deutung eröffnet eine interessante Perspektive, insofern sie auf der Spannung zwischen einer zunächst übersteigerten Erwartung an Gesundheit bzw. eine so-zial und kulturell ausgefüllte Zeit einerseits und einer desaströsen Ergebenheit

ABSTRACTS

in das Verfolgungsschicksal andererseits beruht. Für die Befragung der im Kur-wesen mitschwingenden ‚Heilserwartung‘ (bei Appelfeld negativ karikiert) kann sein Text eine wichtige Anregung sein.

Hildegard Frübis Zwischen den Welten – Jüdisches Erinnern und die Fotografien Roman Vishniacs aus der Nachkriegszeit Für die jüdische Kultur – soweit sie überlebt hatte – war Deutschland nach dem Ende des Krieges meist nur eine temporäre Durchgangsstation. Am deutlichs-ten zeigt sich diese Situation in den „Displaced Person Camps“ (DP-Lagern), in denen zwischen 1945 und 1952 mehr als 250.000 jüdische „displaced per-sons“ in Deutschland, Österreich und Italien lebten und die von den Alliierten verwaltet wurden. Trotz der teilweise trostlosen Situation in den Lagern, wurden diese zu Zentren kultureller Aktivitäten (Journalismus, Theater, Musik, Sport), die durch Institutionen der jüdischen Selbstverwaltung wie auch durch die Un-terstützung jüdischer Wohlfahrtsorganisationen, z.B. das Joint Distribution Com-mittee (JDC) initiiert und unterstützt wurden. In dieser räumlichen wie zeitlichen Situation des „Transits“ entstanden die sozialdokumentarischen Fotografien Roman Vishniacs, die das Leben in den Lagern wie auch in den Ruinen Berlins zum Gegenstand haben. Zu zeigen sein wird, wie er an verschiedene Traditionen der Fotografie und an seine eigenen Fotoprojekte aus den 1930er Jahren an-schließt, die in Osteuropa und als Auftragsarbeiten für das JDC entstanden sind.

Mark H. Gelber Jüdische Sensibilitäten in der österreichisch-jüdischen LiteraturDer Terminus „Sensibilität“ hat eine lange Geschichte, die zurück ins 18. Jahr-hundert reicht und an die englischen Dichter der „Sensibilität“ erinnert. Ob-schon „Sensibilität“ mit dem deutschen Begriff der Empfindsamkeit wohl viel gemeinsam hat, verwende ich „Sensibilität“ im Sinne von einem empathischen Verständnis, von einem Wahrnehmungsvermögen und einer Kapazität für inni-ges Empfinden und emotioneller Solidarität. „Sensibilität“ hat auch mit einem tiefen Grundgefühl zu tun, das einfühlsame Wahrnehmungen ermöglicht. Nach Michel Foucault ist Sensibilität eine Struktur des menschlichen Erlebnisses, die Empfindungsfähigkeit und geistige Wahrnehmung aktualisieren kann. In jüdi-schen Kontexten ziehe ich das Wort und den Begriff „Sensibilität“ anderen Be-griffen, wie zum Beispiel „Mentalität“ oder „Identität“, vor, obwohl diese Termini in der geisteswissenschaftlichen Forschung wohl häufiger vorkommen. Es gibt

eine Reihe von verschiedenen literarischen Strategien, die jüdische Sensibili-täten in literarischen Texten zum Ausdruck bringen. Oder anders ausgedrückt: man entdeckt in der österreichisch-jüdischen Literatur viele Texte, die jüdische Sensibilitäten untermauern oder aufweisen. Ohne zu versuchen, alle aufzulis-ten, möchte ich einige davon nennen sowie konkrete Beispiele in die Diskussion einführen, damit die wichtigsten im Kontext der deutschsprachigen österrei-chisch-jüdischen Erfahrung erörtert werden können.

Jeffrey Grossman Jewish Self-Fashioning and Translating Yiddish in the Early 20th CenturyThe problem of the Ostjuden and the image of Yiddish as a corrupt language in the German-speaking realms are well-trodden areas. Less well known is the veritable exploring of translation of Yiddish literature into German in this period. Between 1890 and 1920 alone, I. L. Peretz’s story “Mekubolim” (“Kabbalists”) was translated into German at least five times, with a sixth translation by Lud-wig Strauss published in 1936. Many other works by Peretz as well as Sholem Aleichem, Sholem Asch, Shmaryahu Gorelik, David Pinski, David Bergelson, Lamed Shapiro, among others, were published in this same period. Yet transla-tors and publishing venues (e.g. the Jüdischer Verlag or some of the various jour-nals that published stories) adopted very different strategies—so that the ways that the former cultural Zionist and later diaspora nationalist Nathan Birnbaum translated differed considerably from the approach of Alexander Eliasberg, a Jew from Minsk, who had achieved integration into German middle class culture, having first established himself as a major translator of Russian literature before turning to Yiddish. Yet, this paper will not follow the path of much criticism, which has attacked Eliasberg for his “assimilationist” tendencies and misrepresenta-tions or mistranslations. Rather, it will explore the ways that the varying Yiddish translations by Birnbaum, Eliasberg, and other mapped onto different ways of re-imagining Jewish existence in the twentieth century and the different ways that translations linked up with other networks in the German realm, while giving new life and enhanced meaning to the translated Yiddish works themselves.

Daniel Hoffmann Anna Seghers Übersetzungen von Bibelstellen im Kontext des faschistischen ZeitaltersAnna Seghers verwendet einige Bibelstellen (aus dem Buch „Exodus“ und aus den Paulusbriefen) wiederholt in ihrem Erzählwerk. Obwohl sie der Ansicht war, dass die Ethik der monotheistischen Religionen für die moralische Beurteilung des faschistischen Zeitalters nicht mehr ausreichend war, griff sie doch für ihre Anklage gegen den Faschismus auf die Bibel zurück.

Primus-Heinz Kucher Aspekte der Konstruktion und Dekonstruktion kultureller Räume und Identitäten in L. Komperts „Zwischen Ruinen“ (1875) und K.E. Franzos‘ „Judith Trachtenberg“ (1880)Der Beitrag fokussiert auf dem vergleichsweise wenig bekannten späten Roman Komperts, der in der deutsch-tschechischen, jüdisch-katholischen Peripherie, d.h. verfallender Gassen, angesiedelt ist und Raumerfahrung und Identitätsbil-dung bzw. Identitätsreflexion im Spannungsverhältnis zwischen einem internen (religiös-kulturellen) „Zerbröckelungsproceß“ und wachsenden äußeren Druck, insbesondere nationaler Natur und konkurrierender Referenzen zur Diskussi-on stellt. Dabei werden Alltagsräume entsprechend kartiert, Grenzziehungen vorgenommen und Begegnungsoptionen ausgelotet, die vermeintlich stabile, von Tradition und Zuschreibung, aber auch von Vorurteilen geprägte Identitä-ten gegeneinander stellen und partiell rekonfigurieren. Während Kompert am Ende seines Romans eine dialogische und kulturell gleichermaßen umstrittene wie visionäre Perspektive aufzuzeigen vermag, führt Franzos in seiner Erzäh-lung das Scheitern einer letztendlich konstruierten kulturellen Praxis durch die Persistenz sozialer, raumunabhängiger und zugleich tief in ihm verwurzelter ste-reotypischer Handlungsmuster – und man könnte vielleicht auch sagen - Iden-titätscluster vor.

Mona Körte Im Grenzraum der Sprache. Zu Ilse Aichingers KurzprosaGemeinhin werden Ilse Aichingers frühe Erzählungen, darunter vor allem „Mei-ne Sprache und ich“ aus dem Jahr 1968, als Gründungsdokumente einer Sprachskepsis gewertet, die das Verhältnis von Sprache und Existenz als ein uneinheitliches und leicht zu störendes entfalten. Für dieses ungesicherte Ver-hältnis von Sprache und Existenz wird meist das Faktum der Verfolgung und

Vernichtung durch den Nationalsozialismus als historische Folie bemüht, von der aus Aichingers textspezifische Ökonomie von Sprechen und Schweigen ge-deutet wird. Der Vortrag möchte diese Lesart verkomplizieren und erweitern, indem er die intrikaten Verflechtungen und den Verkehr von ‚Sprache und Ich‘ als Intimfeindschaft analysiert: Hierfür zentral ist die mögliche Trennungsab-sicht dieser ohnehin gespaltenen Instanzen, die ausgerechnet in Grenzregionen oder in der Nähe von Zollhäusern erwogen wird. Damit verleihen diese ebenso prekär wie ominös wirkenden Grenzpassagen in Aichingers Prosa dem Spiel mit der Ungleichzeitigkeit von sprachlicher Verfügbarkeit und dem Anspruch an die Sprache einen fatalen Zug.

Gerhard Langer Orte und Landschaften bei Soma MorgensternSoma Morgenstern (1890–1976) schildert in seinen Lebenserinnerungen und Romanen viele Orte und Landschaften. Auf der einen Seite sind es Wegmarken seiner eigenen Erinnerung, auf der anderen Seite mit Symbolen voll beladene Hinweise auf eine von rabbinischer Tradition und Kabbala geprägten Kultur. Ost-galizien, vor allem Dobropolje, Wien, Paris, New York, aber auch das Paradies Edenia (in „Der Tod ist ein Flop“), der Gazon (in „Funken im Abgrund“), der Seret (in „Blutsäule“), ein Weizenfeld und vieles mehr, sie alle tragen schwer am Ge-wicht der Erinnerung und sind weit in ihren vielschichtigen Bezügen, denen es im Vortrag nachzuspüren gilt. Hier nur ein winziges, fast humoristisches Beispiel zur Beschreibung von „Ostjudentum“ aus „Funken im Abgrund, I, S. 86:

»Das ist ja das Komische, Onkel! Ich kann natürlich nicht Jiddisch, und meine Großmutter würde sich sonst auch schön bedanken, daß ihr Enkel Jiddisch kön-nen sollte. Wo denkst du hin, Onkel! Aber mit den Westjuden und den Ostjuden verhält sich die Sache nach meinen geringen Erfahrungen etwa so: Für einen Krakauer Juden ist der Lemberger ein Ostjude. Für den Mährisch-Ostrauer ist es der Krakauer. Dem Wiener Juden gilt der Mährisch-Ostrauer selbstverständ-lich als ein Ostjude. Und für den Berliner ist gar schon der Wiener ein Ostjude. Man darf annehmen, daß der Pariser Jude den Berliner für einen Ostjuden hält. Weiter geht das Spiel nicht. Von dem Pariser kann keiner mehr westwärts abrü-cken. Da ist schon bald der Ozean, und mit dem Ozean sind die Juden seit jeher vorsichtig.«

Eleonore Lappin-Eppel Die Jüdische Korrespondenz – orthodox, politisch und modernIm August 1915 brachte Jonas Kreppel (1874 Drohobycz – 1940 KZ Buchen-wald) das erste Heft der „Jüdischen Korrespondenz“ in Wien heraus. Zu die-sem Zeitpunkt war Kreppel vollbeschäftigter Vertragsbeamter beim staatlichen Pressedienst. Vermutlich war die Herausgabe der Zeitschrift Teil seiner Tätig-keit. Denn sie vertrat ganz die Linie des Auswärtigen Amts, war aber gleichzeitig gut informiert und modern und professionell in der Aufmachung. Die Zielgruppe der Zeitschrift war das streng orthodoxe Judentum in Wien sowie in den Kron-ländern. Dieses war zwar in der Regel kaisertreu, aber völlig unpolitisch. Es ist anzunehmen, dass die Anstellung Kreppels mit der Herausgabe der „Jüdischen Korrespondenz” zusammenhing. Aufmachung und Stil waren modern. Doch die Zeitschrift vertrat nicht nur die Interessen des österreichischen Staates, son-dern auch der „Agudas Jisroel”, dem internationalen Dachverband der streng orthodoxen Juden. Damit trat sie für eine jüdische Strenggläubigkeit ein, die wesentlich konservativer war als die jüdische Lehre und Praxis der israeliti-schen Kultusgemeinde Wien und damit auch jüdischer Blätter wie Die Wahrheit. Jonas Kreppel hatte eine solide jüdisch-religiöse Erziehung genossen, bevor er eine Lehre als Schriftsetzer absolvierte. Seit 1895 war Kreppel zunächst in Dro-hobycz, später bei seinem Schwiegervater Josef Fischer in Krakau sowohl Dru-ckereileiter als auch Herausgeber hebräischer und jiddischer Zeitschriften. Seit 1915 als Journalist im österreichischen Staatsdienst tätig, wurde er 1924 zum Regierungsrat im Bundeskanzleramt befördert. Kurz nach dem „Anschluss“ Ös-terreichs ans Deutsche Reich wurde Kreppel verhaftet und im Sommer 1938 zuerst ins KZ Dachau und wenig später ins KZ Buchenwald überstellt, wo er 1940 ums Leben kam.

Thomas Meyer Alexander Altmanns Aufsatz „Zum Wesen der jüdischen Aesthetik“ (1927)In ihrem wegweisenden Sammelband Jüdische Publizistik und Literatur im Zei-chen des Ersten Weltkriegs sprechen Petra Ernst und Eleonore Lappin-Eppel davon, dass die Beiträge „Bausteine“ für künftige Forschungen darstellen. Der Vortrag über Alexander Altmanns „Zum Wesen der jüdischen Aesthetik“ (1927) möchte ein solcher Baustein sein. Die erste Veröffentlichung des damals 21jäh-rigen Rabbinerkandidaten und Philosophiestudenten wirft vielfältige Fragen nach der Selbstverortung eines orthodoxen Juden in Deutschland und nach der

Bestimmung der Ästhetik innerhalb des Judentums in der Moderne auf. Ihnen soll biographisch, ideengeschichtlich und philosophisch nachgegangen werden.

Anika Reichwald Das Phantasma der Assimilation Assimilation bleibt gesellschaftliches Thema, auch nach der bürgerlichen Assi-milation der Juden in weiten Teilen Europas. Der Blick in die deutschsprachige phantastische Literatur, die zwischen 1890 und 1930 eine Hochphase erfährt, verdeutlicht, dass sich das Genre nicht nur dieser Thematik annimmt, sondern gleichzeitig auch eine besonders fruchtbare Perspektive auf die gesellschaftli-che Wahrnehmung der jüdischen Assimilation eröffnet. Dabei ist die Idee, Assi-milation und Phantastik zusammen zu denken, ein wissenschaftliches Novum.

Eine Vielzahl gerade nichtjüdischer Autoren verhandelt die Assimilationsthema-tik literarisch und macht sich das subversive Potential des Genres zu Nutzen, um zeitgenössische sozio-kulturelle wie auch politische Brüche in ihrem Kern und ihrer Weite aufzuzeigen und Kritik an bestehenden Ordnungssystemen und normativen Strukturen zu üben. Auf der Darstellungsebene scheinen dabei die Strukturen, Formen und Motive der Phantastik prädestiniert zu sein, um Wesen im Übergang, etwa Doppelgänger, Homunkuli oder Chimären, als Objekte eines Assimilationsprozesses darzustellen.

Der Beitrag blickt auf die Ähnlichkeiten beider Phänomene – der Phantastik wie der Assimilation – und verdeutlicht anhand ausgewählter Beispiele auch aus dem österreichischen Kontext, man denke etwa an Alfred Kubins Roman Die andere Seite (1909) oder Karl Hans Strobls Aderlaßmännchen (1909), wie die politischen, sozialen aber auch kulturellen Umwälzungen der Zeit anhand der Assimilationsthematik aufgearbeitet und literarisch gezeichnet werden und sich dabei Ängste und Hoffnungen ganzer Gesellschaften offenbaren. Entgegen der allgemeinen zeitgenössischen Wahrnehmung wohnen gerade den literarischen Beispielen aus der Phantastik ein differenziertes Wissen über das ‚Eigene‘ und ‚Andere‘ sowie ein hochkomplexes und reflektiertes Verständnis von Assimilati-on, ihren Voraussetzungen und Konsequenzen inne.

Liliane Weissberg Berliner Musikgesellschaften in den Häusern Levy und MendelssohnSarah Levy war eine der bedeutendsten jüdischen Berlinerinnen des späten 18. Jahrhunderts. Mit ihren Musikgesellschaften, ihrer Sammlung von Musikau-tographen und ihrer Unterstützung der Singakademie prägte sie das kulturel-le Leben ihrer Stadt und trug zu der Wiederentdeckung von Johann Sebastian Bachs Werk bei. Ihr Neffe Felix Mendelssohn-Bartholdy und seine Schwester Fanny führten dieses Engagement auf ihre Weise weiter. Mein Vortrag möchte die Musikgesellschaften der Häuser Levy und Mendelssohn vergleichen, sie als unterschiedliche Beispiele deutsch-jüdischer Akkulturation bzw. Assimilation verstehen und gleichzeitig Schlußfolgerungen für die Entwicklung des Musikver-ständnisses im Berlin des späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahr-hunderts ziehen.

Ulrich Wyrwa Kriegslandschaften. Jüdische Erwartungen und Erfahrungen im Ersten WeltkriegBeginnend mit den Betrachtungen von Kurt Lewin über „Kriegslandschaften“ aus dem Jahr 1917, den phänomenologischen Wahrnehmungen der Räume des Krieges und seiner Grenzen sowie den topographischen Brennpunkten, soll der von Petra Ernst für eine literaturwissenschaftliche Perspektive auf die Kriegsli-teratur des Ersten Weltkriegs vorgeschlagene „Dreischritt Erwartung, Erfahrung und Erinnerung“ für die Erkenntnis der politischen und sozialen Aspekte der jüdischen Kriegsgeschichte fruchtbar gemacht werden. Ziel des Beitrages ist es zu zeigen, dass die jüdische Kriegsgeschichte integraler Moment der europäi-schen Kriegsgeschichte ist, sich im Gedenken an den Krieg aber neue Brüche der zentraleuropäischen Geschichte durchgesetzt haben.

Stephan Braese, Ludwig Strauss-Professor für Europäisch-jüdische Litera-tur- und Kulturgeschichte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hoch-schule Aachen (RWTH Aachen University). Forschungsschwerpunkte: Deutsche Sprachkultur von Juden, Exilliteratur, Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur, Li-teratur und Wissen. Zuletzt u.a.: Jenseits der Pässe: Wolfgang Hildesheimer. Eine Biographie, Göttingen: Wallstein 2016, ²2017; Verlagerungen. Zur Ökono-mie des Philosemitismus in der westdeutschen Nachkriegsliteratur, in Philipp Theisohn, Georg Braungart (Hg.): Philosemitismus – Rhetorik, Poetik, Diskursge-schichte, Paderborn: Fink 2017, S. 345–355; Teaching Holocaust Memories as Part of „Germanistik“, in Erin McGlothlin, Jennifer M. Kapczynski (ed.): Persistent Legacy – The Holocaust and German Studies, Rochester, New York: Camden House 2016, S. 57–79.

Barbara Breysach, Privatdozentin Dr. habil., Europa-Universität Viadrina Germanistin, Komparatistin. Forschungsschwerpunkte: Europäisch-Jüdische Li-teratur, Kulturraum Mitteleuropa, Holocaust-Studies, deutsche und polnische Literatur. Letzte Publikationen: Schauplatz und Gedächtnisraum Polen. Die Ver-nichtung der Juden in der deutschen und polnischen Literatur. Göttingen (Wall-stein) 2005; Barbara Breysach, Birgit Krehl und Magdalena Marszałek (Hrsg.): Erster Weltkrieg. Jüdische Erfahrungen in Ost- und Mitteleuropa. In: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung. Ausgabe 10 (2016), 18; Deutsch-jüdisches Melodrama 1945. Christian Petzolds Film Phoenix. In: Anja Tippner/ Anna Artwinska (Hrsg.): Nach dem Holocaust. Formen post-katastro-phischer Vergegenwärtigung in Polen und Deutschland. Peter Lang Verlag 2017.

Hildegard Frübis, Dr. habil. (Humboldt-Universität Berlin): Studium der Kunst-geschichte und Ethnologie in Tübingen und Bologna, Promotion 1993 in Tübin-gen mit einer Arbeit über die „Entdeckung Amerikas in den Bildprägungen des 16. Jahrhunderts“. Anschließend Assistentin an der Fakultät für Kulturwissen-schaften der Universität Tübingen. Von 1996/97 Postdoktorandenstipendium im Rahmen des Graduiertenkollegs „Psychische Energien bildender Kunst“, Kunsthistorisches Institut Frankfurt a. M.; 1998 bis 2004 wissenschaftliche Assistentin am Kunsthistorischen Seminar der Humboldt Universität zu Berlin; Habilitation Februar 2005 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Habi-litationsschrift „Die Illustrationen Max Liebermanns zu Heinrich Heines ‚Rabbi von Bacherach’. Bilder der Jüdischen Moderne im Kontext von Judenfrage und Kunstwissenschaft“; seit 2006 verschiedene Gast- und Vertretungsprofessuren im In- und Ausland; April 2015 – Mai 2017 Lise-Meitner Stelle am Centrum für

KURZBIOGRAPHIEN

Jüdische Studien, Karl-Franzens-Universität Graz, 2017/18 Forschungsstipen-dium der Gerda Henkel Stiftung (Forschungsprojekt „Jewish Modernism in the Pictorial Arts“).

Mark H. Gelber, Ordinarius für Komparatistik und deutsch-jüdische Literatur-geschichte an der Ben-Gurion Universität, Beer Sheva (Ph.D., Yale University). Seit 2008 ist er Leiter des Zentrums für österreichische und deutsche Studien an der BGU. Er war zweimal Leiter der Abteilung für fremdsprachige Literatur und Linguistik, sowie Dekan für internationale akademische Angelegenheiten. Er hat die Internationale Sommeruniversität für Hebräisch, Jüdische Studien und Israelwissenschaften in Beer Sheva gegründet und viele Jahre geleitet. Er ist seit 2001 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (Darmstadt). Er war Gastprofessor an der University of Pennsylvania (USA), Uni-versität Graz (Österreich), Universität Maribor (Slowenien), Yale University (USA), University of Auckland (Neuseeland), Universiteit Antwerpen (Belgien), RWTH Aachen (Deutschland), New York University (USA), Renmin Universität (Peking, China). Forschungsschwerpunkte: Österreichisch-deutsche Literatur- und Kul-turgeschichte, Kulturzionismus, literarischer Antisemitismus, Exil und die Litera-tur des Überlebens. Achtzehn verfasste oder herausgegebene, bzw. mitheraus-gegebene Bücher, etwa 220 Konferenzvorträge, Alleinverfasser von mehr als 80 wissenschaftlichen Essays, sowie etwa 50 Buchbesprechungen, Beiträge zu Enzyklopädien, Katalogen, usw.

Jeffrey Grossman is Associate Professor and Chair of the German Depart-ment and a member of the Jewish Studies program at the University of Virginia. His research focuses on Jewish-German relations, with special focus on Yiddish, and on translation and transmission, more generally, of literature and thought. Recent publications include the “Yiddish Writers / German Models in the Early Twentieth Century,” in German Jewish Transnationalism, ed. Leslie Morris and Jay Howard Geller (Ann Arbor, MI: University of Michigan Press, 2016), “The Yid-dish-German Connection: New Directions,” Poetics Today 36:1.2 (June 2015), and a forthcoming article titled “France as Wahlheimat for Two German Jews: Heinrich Heine and Walter Benjamin,” (in Wahlheimat/ Spiritual/ Elective Home-lands, ed. Richard I. Cohen, Asher Biemann and Sarah Segev); with Ulrich Wyrwa and Petra Ernst he co-edited a special issue of the journal Quest: Issues in Con-temporary Jewish History devoted to The Great War: Reflections, Experiences and Memories of German and Habsburg Jews (1914–1918). N. 9, October 2016. He previously published the book The Discourse on Yiddish in German and Ger-

man Jewish Culture from the Enlightenment to the Second Empire (2000), and is currently working on a book dealing with German-Yiddish literary and cultural interaction in the early twentieth century.

Daniel Hoffmann, apl. Prof. für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Lehr-beauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Forschungsschwer-punkt: deutsch-jüdische Literatur. Aktuelle Veröffentlichungen: Leuchtende Tin-te auf brüchigem Papier. Eine jüdische Lektüre von Adalbert Stifters Abdias, Würzburg 2011, Heimat, bist du wieder mein. Autobiografische Erinnerungen an das deutsche Judentum, Würzburg 2015, „Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen“. Jüdische Liturgie in Auschwitz. In: Gedächtnis und Gewalt. Nationale und transnationale Erinnerungsräume im östlichen Europa, hrsg. von Kerstin Schoor und Stefanie Schüler-Springorum, Paderborn 2016.

Mona Körte leitet den Forschungsschwerpunkt Weltliteratur am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL) sowie das Forschungsprojekt Dantes Höllengesichter. Sie lehrt als Privatdozentin am Institut für Philosophie, Litera-tur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Berlin. Zu den Kernberei-chen ihrer Forschung zählen die Wechselbeziehungen zwischen Literatur, Wis-senschaft und Kunst, die deutsch-/europäisch-jüdische Literatur der Moderne, Mehrsprachigkeit und Übersetzung, Materialität der Schrift, die Epistemologie der Dinge und des Sammelns sowie die Literatur- und Theoriegeschichte des Gesichts. Aktuelle Publikationen: Randgänge des Gesichts. Kritische Perspekti-ven auf Sichtbarkeit und Entzug, Paderborn (Fink) 2017 (Monografie, mit Judith E. Weiss); Re-Interpretationen Shylocks. Alexander Granachs Briefe aus dem Exil, in: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch 34 (2016): Exil und Shoah, hg. v. Bettina Bannasch, Helge Schreckenberger und Alan E. Steinweis, 2016, S. 277–291; Vom Ding zum Zeichen: ABC-Bücher und Buchstabensuppen, in: Sarah Schmidt (Hg.): Sprachen des Sammelns, Paderborn (Fink) 2016, S. 139–161.

Helmut Konrad, Studium Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. Studienabschluss sub auspiciis praesidentis 1972. Assistent bei Karl Stadler an der Universität Linz 1972 bis 1984. Habilitation 1981. Vertretungs-professur Innsbruck 1982/83. Lehrstuhl für Allgemeine Zeitgeschichte an der Universität Graz 1984 bis 2016. Gastprofessuren an verschiedenen Universitä-ten. Dreimal Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, zwei Perioden Rek-tor der Karl-Franzens-Universität Graz. Betreuung von über 400 Dissertationen

und Diplomarbeiten. Über 300 wissenschaftliche Publikationen. Arbeitsschwer-punkte: Sozialgeschichte, Arbeitergeschichte, Kulturgeschichte.

Primus-Heinz Kucher lehrt Neuere deutsche Literatur an der Universität Klagenfurt. Nach der Habilitation (1997) Gastdozenturen/-professuren an den Universitäten Halden (1998), Udine (2003), UIC (Chicago, Max Kade 2008) und Burlington (Botstiber-Fullbright-Prof. 2013). Forschungsschwerpunkte: Litera-tur(en) des 19.-21. Jahrhunderts; Fokus auf Aspekten von Emigration, Exil, Im-migration, deutsch-jüdische Literatur, Moderne und Avantgarde; Leiter mehrerer FWF-Projekte seit 2008, aktuell von: Transdisciplinarity in Austrian Culture and Literature in the Interwar Period. Aktuelle Buchpublikation: Verdrängte Moderne – vergessene Avantgarde (2016); demnächst: Die Rezeption russischer Kultur, Kunst und Literatur in Österreich 1918-38 (Co-ed. 2017); Editor des Romans Marylin von Arthur Rundt (2017). Ferner Beitrag zu Aspekten der Ghettoprosa, der Rezeption des Holocausts im US-Exil, zum Sprachwechsel u.a.m.

Gerhard Langer, Studien der katholischen Theologie, Altsemitischen Philolo-gie und Judaistik in Salzburg und Wien. Ab 1984 Assistent und später Ao. Prof. am Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft in Salzburg. Zwischen 1993 und 2001 Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zu-sammenarbeit. Vertretungsprofessuren in Luzern und Freiburg. Von 2004–2010 Leiter des interdisziplinären Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte in Salzburg. Seit 2010 Professor für Judaistik am gleichnamigen Institut in Wien. Schwer-punkte: Rezeptionsgeschichte des Alten Testaments, rabbinische Texte und Kultur, Erziehung und Identität, Dialog der Religionen, Literatur und Religion. Jüngste Publikationen: Midrasch: Ein Lehrbuch (Lehrbuchreihe Jüdische Studi-en; UTB). Tübingen: Mohr Siebeck 2016; Menschen-Bildung. Rabbinisches zu Lernen und Lehren jenseits von PISA (Stabwechsel 3), Wien-Köln-Weimar: Böh-lau 2012; Editor of „Let the Wise Listen and Add to Their Learning” (Prov 1:5). Festschrift for Günter Stemberger on the Occasion of his 75th Birthday (with Constanza Cordoni) (Studia Judaica 90). Berlin – Boston: de Gruyter 2016.

Eleonore Lappin-Eppel, Historikerin. Seit 2011 forscht sie im Rahmen von Projekten zur Wiener jüdischen Presse während des Ersten Weltkriegs sowie zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in der Wiener jüdischen Presse in der Zeit zwischen 1918-1938. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die NS-Verfolgung und Selbstbehauptung der jüdischen Bevölkerung in Österreich 1938–1945. Letzte Publikationen: Jüdische Publizistik und Literatur im Zeichen des Ersten

Weltkriegs, hg. zusammen mit Petra Ernst, Innsbruck u.a. 2016; Topographie der Shoah: Gedächtnisorte an das zerstörte jüdische Wien, zusammen mit Die-ter Hecht und Michaela Raggam Blesch, Wien 2015 (zweite überarbeitete Auf-lage in Druck).

Thomas Meyer, PD, Senior Fellow am Maimonides Centre for Advanced Stu-dies, Universität Hamburg und Privatdozent an der LMU München. Forschungs-schwerpunkte: Politische Philosophie (Platon, Aristoteles, Leo Strauss, Han-nah Arendt), Kulturphilosophie und „Jüdische Philosophie“. Zuletzt u.a.: Hg. v. Hannah Arendt, Wir Flüchtlinge (2016) und Hannah Arendt, Freiheit und Politik (2017), Alexander Altmann, Metaphysik und Judentum. Schriften 1927–1939 (i.E.).

Anika Reichwald studierte Rhetorik, Literatur- und Geschichtswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Im Anschluss promovierte sie an der Professur für Literatur- und Kulturwissenschaften der ETH Zürich. Seit 2015 ist sie Leiterin der Abteilung Archiv und Sammlungen im Jüdischen Museum Hohenems und publiziert darüber hinaus Beiträge zu forschungsrelevanten Themen im Bereich jüdische Literatur und Kultur, jüdische Assimilation, post-migrantische Literatur, deutsche Phantastik und Fantasy, Genealogieforschung, Museumsentwicklung, etc.

Liliane Weissberg ist Christopher H. Browne Distinguished Professor in Arts and Science an der University of Pennsylvania. Sie veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zur deutsch-jüdischen Literatur, Philosophie und Kulturgeschichte. Zu ihren Buchpublikationen in diesem Bereich zählen unter anderem die kritische Ausgabe von Hannah Arendt, Rahel Varnhagen: The Life of a Jewess (1997); Cultural Memory and the Construction of Identity (mit Dan Ben-Amos, 1999); Hannah Arendt, Charlie Chaplin und die verborgene jüdische Tradition (2009); Affinität wider Willen? Hannah Arendt, Theodor W. Adorno und die Frankfurter Schule (2011); Über Haschisch und Kabbalah. Gershom Scholem, Siegfried Un-seld und das Werk von Walter Benjamin (2012) sowie Juden. Geld. Eine Vorstel-lung (2013). Weissberg lehrte als Gastprofessorin an zahlreichen Universitäten in den Vereinigten Staaten, Deutschland, Österreich und der Schweiz und erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Fellowships und Preise, u.a. die John Simon Guggen-heim Fellowship und den Humboldt Forschungspreis.

Jay M. Winter is Charles J. Stille Professor of History at Yale University. He is a specialist on World War I and its impact on the 20th century. His other inter-ests include remembrance of war in the 20th century, such as memorial and mourning sites, European population decline, the causes and institutions of war, British popular culture in the era of the Great War and the Armenian genocide of 1915. Winter is the author or co-author of a dozen books, including Rene Cassin et les droits de l’homme (Paris: Fayard), co-authored with Antoine Prost, won the prize for best book of the year at the Blois History festival in 2011; Socialism and the Challenge of War, Ideas and Politics in Britain, 1912-18, The Great War and the British People, The Fear of Population Decline, The Experience of World War I, Sites of Memory, Sites of Mourning: The Great War in European Cultural Histo-ry, 1914-1918: The Great War and the Shaping of the 20th Century, Remember-ing War: The Great War between History and Memory in the 20th Century, and Dreams of Peace and Freedom: Utopian Moments in the 20th Century. He has edited or co-edited 13 books and contributed more than 40 book chapters to edited volumes. He is co-director of the project on Capital Cities at War: Paris, London, Berlin 1914-1919, which has produced two volumes, the first on social and economic history, published by Cambridge University in 1997, and the sec-ond published by Cambridge in 2007. A Cultural History (with Jean-Louis Robert). Work in preparation includes ‘The Degeneration of War,’ ‘The Social Construc-tion of Silence,’ and ‘Anxious futures: population politics in the 21st century.’ Jay Winter was co-producer, co-writer and chief historian for the PBS series “The Great War and the Shaping of the 20th Century,” which won an Emmy Award, a Peabody Award and a Producers Guild of America Award for best television doc-umentary in 1997. Winter earned BA from Columbia University and his PhD and DLitt degrees from Cambridge University. He taught at the Hebrew University of Jerusalem, the University of Warwick and the University of Cambridge before joining the faculty of Columbia University in 2000 and then the Yale faculty one year later. At Yale, his courses include lectures on Europe in the age of total war, and on modern British history, as well as seminars on history and memory and European identities. Prof. Winter has presented named lectures at Dartmouth College, Union University, Indiana University and the Leo Baeck Institute in New York. He is a fellow of the Royal Historical Society and received an honorary doc-torate from the University of Graz in 2010.

Ulrich Wyrwa, Historiker, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam; z. Z. Lehrstuhlvertretung am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Antisemitismus in Europa im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit besonderem Schwerpunkt auf

Deutschland und Italien; Europäisch-jüdische Geschichte. Veröffentlichun-gen u.a.: Gesellschaftliche Konfliktfelder und die Entstehung des Antisemitis-mus. Das Deutsche Kaiserreich und das Liberale Italien im Vergleich, (Studi-en zum Antisemitismus in Europa Bd. 9), Berlin: Metropol 2015; The Language of Anti-Semitism in the Catholic Newspapers Il Veneto Cattolico - La Difesa in Late Nineteenth Century Venice, in: Church History and Religious Culture 96 (2016), N. 3, S. 346–369; German-Jewish Intellectuals and the German Oc-cupation of Belgium, in: Quest. Issues in Contemporary Jewish History, N. 9, October 2016; http://www.quest-cdecjournal.it/focus.php?id=379. Herausge-berschaften, zusammen mit Petra Ernst und Jeffrey Grossman: The Great War. Reflections, Experiences and Memories of German and Habsburg Jews (1914–1918), in: Quest. Issues in Contemporary Jewish History, N. 9, October 2016; http://www.quest-cdecjournal.it/index.php?issue=9.

Impressum:Herausgeber: Karl-Franzens-Universität Graz | Centrum für Jüdische Studien © 2017Artwork: Roman Klug, Presse + Kommunikation, Universität GrazCoverbild: Nikolaus Braun, Berliner Straßenszene, 1921, Bildnachweis: bpk

Kontakt und InformationKarl-Franzens-Universität Graz Centrum für Jüdische Studien Beethovenstraße 21 8010 Graz, Austria

+43 (0)316/ 380-8073, 3927 +43 (0)316/ 380-3927 [email protected] juedischestudien.uni-graz.at

Organisation und KonzeptionHans-Joachim Hahn, Gerald Lamprecht, Olaf Terpitz

Das Kolloquium des Centrums für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universi-tät Graz findet im Rahmen des universitären Forschungsschwerpunktes Kultur- und Deutungsgeschichte Europas statt. Es wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Landes Steiermark (Referat Wissenschaft und Forschung), der Stadt Graz (Bürgermeisteramt) und die Universität Graz.