die bayerische Wirtschaft - 31. Forum für Zukunftsfragen...2015/09/22 · Welt. Für die...
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31. Forum für Zukunftsfragen
Dienstag, 22.09.2015 um 18:00 Uhr
Konferenzzentrum Maininsel Schweinfurt (KMS)
Chancen der Digitalisierung wahrnehmen
Dirk Pollert Stv. Hauptgeschäftsführer
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
Es gilt das gesprochene Wort.
31. Forum für Zukunftsfragen, 22.09.2015 Dirk Pollert, Chancen der Digitalisierung wahrnehmen
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem
31. Forum für Zukunftsfragen. Es ist mir eine
Freude, dass Sie so zahlreich gekommen sind.
Ihre Teilnahme spricht auch für die Aktualität
unserer Thematik.
Denn wenn wir über Entwicklungen in der Zukunft
sprechen, rückt ein Thema in den Fokus: Die
fortschreitende Digitalisierung.
Neue digitale Technologien verändern ganze
Wertschöpfungsketten. Sie durchdringen alle
Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Angefangen
vom Bildungsbereich über den beruflichen Alltag
bis hin zum Freizeitverhalten sind die
Annehmlichkeiten durch die Digitalisierung nicht
mehr wegzudenken.
Herausforderungen
Neben einer Vielzahl von Vorteilen bringt die
Digitalisierung aber auch Herausforderungen mit
sich:
Globales und vernetztes Denken ist gefragt.
Wer im Wettbewerb nicht nur bestehen,
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sondern vorne mit dabei sein will, muss
schnell und flexibel agieren: unsere Welt
wird kleiner und dynamischer.
Produkte und Dienstleistungen müssen die
Kundenwünsche immer exakter abbilden.
Deshalb müssen Produkte und
Dienstleistungen zu hybriden Leistungen
verschmelzen.
Individualisierung und Kundenorientierung
sind die Schlagworte. Dafür müssen die
neuen Technologien zielgerichtet genutzt
werden.
Diese Komplexität in der Leistungserstellung
verursacht natürlich Kosten.
Kostensenkungspotenziale müssen
ausgeschöpft werden, um mit intelligenten
Lösungen nicht nur zu punkten, sondern im
Wettbewerb zu bestehen.
Meine Damen und Herren, wie wir sehen,
durchdringt die Digitalisierung alle Lebens- und
Wirtschaftsbereiche:
Vom Kindergarten bis zum Eintritt in den
Ruhestand muss Lebenslanges Lernen die
notwendigen Kompetenzen für die
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Gesellschaft 4.0 vermitteln. Digitales Know-
how ist kein Thema der sog. Digital Natives,
sondern generationenübergreifend.
Mit der Digitalisierung ist die vierte industrielle
Revolution in vollem Gange. Neue digitale
Technologien verändern ganze
Wertschöpfungsketten – sowohl auf der Produkt-
als auch der Prozessebene.
Ein Bereich schreitet mit neuen Produkten und
Prozessen besonders rasant voran: Der
Dienstleistungssektor.
Veränderung Dienstleistungssektor
Wenn wir heute von Dienstleistungen sprechen,
bewegen wir uns auf einer individualisierten, an
den Kunden angepassten Ebene, die vor wenigen
Jahren nicht denkbar war. Die vorher
angesprochenen hybriden Leistungen entstehen
aus der Anwendungsorientierung von Produkten
und Prozessen.
Diese Innovationsschübe schaffen neue
Arbeitswelten und Möglichkeiten – und neue
Dimensionen der Arbeitskultur. Die Auswirkungen
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der Digitalisierung verändern nicht nur das
Außen, sondern auch das Innen:
Unternehmensstruktur und Unternehmenskultur.
Veränderung Produkt- und Prozessebene
Lassen Sie mich nochmals auf die Produkt- und
die Prozessebene zurückkommen:
Der Kunde kauft heute nicht mehr das
einzelne Produkt, er kauft die komplette
Problemlösung.
Die Wertschöpfungsprozesse werden
komplexer und individueller.
Individualisierung aber kostet. Deshalb
müssen alle Möglichkeiten zur Verringerung
der Komplexität ausgeschöpft werden, um
zumindest kostendeckend anbieten zu
können. Industrie 4.0 setzt genau hier an.
Unter der Chiffre „Industrie 4.0“ werden alle
Konzepte zusammengefasst, die eine
innerbetriebliche und zwischenbetriebliche
Vernetzung beinhalten. Moderne
Informations- und
Kommunikationstechnologien sind die
Treiber, doch der Mensch bleibt mit seinen
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Wünschen und Bedürfnissen im Mittelpunkt
des Produktes und der Dienstleistung.
Immer mehr geht es um die perfekte
Vernetzung von Wertschöpfungsstufen: Vom
Zulieferer über den Produzenten bis hin zum
Abnehmer.
Es entstehen neue Dienstleistungen: ob Big-
Data-Beratung, Einrichtung,
Weiterentwicklung – der Bedarf an
entsprechend geschulten Experten ist groß!
Außerdem entstehen neue Produktions- und
Wertschöpfungsprozesse: Die zunehmende
datentechnische Vernetzung ermöglicht eine
flexiblere Planung und Steuerung der
Produktion. Fehlmengen und
Überproduktion können reduziert werden.
Hinter all diesen Prozessen steht eine neue
Kommunikation von Mensch und Maschine.
Der Maschinenbauer kann z. B. schon heute
online mit den vernetzten Werkzeugmaschinen zu
Wartungs- und Diagnosezwecken
kommunizieren.
Diese direkte Brücke Mensch-Maschine
ermöglicht eine effizientere Fertigung.
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Als Fazit können wir festhalten: Industrie 4.0 ist
genau die richtige Antwort auf die gegenwärtigen
Herausforderungen.
Die Smart Factory der Zukunft kann
zum einen individuelle Kundenwünsche
noch besser berücksichtigen
und zum anderen rentabler produzieren.
Es ist aber gerade die Stärke der bayerischen
und deutschen Wirtschaft, maßgeschneiderte
Produkte anzubieten, während die Konkurrenz
stärker auf Masse setzt.
Gerade für Start-ups und kleine Unternehmen
bietet sich die Chance, innovative
Dienstleistungen zu entwickeln und anzubieten.
Studien
Wie unsere aktuelle vbw Studie „Digitalisierung
als Rahmenbedingung für Wachstum“ zeigt, sind
die volkswirtschaftlichen Potenziale immens:
Schon jetzt ist die Digitalisierung für rund
0,5 Prozentpunkte des Anstiegs der
Bruttowertschöpfung in Deutschland
verantwortlich.
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Das heißt im Schnitt: Ein Drittel unseres
Wachstums ist Ergebnis der Digitalisierung!
Und eine zweite vbw Studie, „Bayerns Wirtschaft
2040“, kommt zu dem Ergebnis: Bayern wird
nach aller Voraussicht nach auch 2040 eine der
stärksten Volkswirtschaften Europas mit
Wachstumsraten von durchschnittlich 1,5 sein –
freilich nur dann, wenn alle alles richtig machen.
Und dazu gehört unter anderem auch:
Die Digitalisierung als Element des technischen
Fortschritts
nutzen
ausbauen
und stärken.
Nach einer Untersuchung von Roland Berger
Strategy Consultants im Auftrag des BDI sind
Chancen und Risiken der Digitalisierung enorm:
Bei einem Erfolg ergäbe sich allein für
Deutschland ein zusätzliches
Wertschöpfungspotenzial von 425 Milliarden
Euro. Für die europäische Industrie werden
Zahlen von 1,25 Billionen Euro genannt.
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Industrie 4.0 leistet außerdem einen Beitrag
zur Bewältigung aktueller
Herausforderungen, wie etwa Ressourcen-
und Energieeffizienz, urbane Produktion und
demografischer Wandel. Flexible
Arbeitsorganisationen fördern eine Work-
Life-Balance.
Denn Deutschland bringt für die vierte industrielle
Revolution ausgezeichnete Voraussetzungen mit:
„German Engineering“ mit seinen innovativen und
qualitativ hochwertigen Produkten genießt sein
Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf in der
Welt.
Für die Unternehmer und Wissenschaftler, aber
auch für uns gilt es gerade jetzt, Industrie 4.0
nicht zum kurzfristigen Hype verkommen zu
lassen, sondern mit Leben zu füllen.
Zukunftsrat
Deshalb ist es uns so wichtig, nicht nur
Forderungen zu formulieren, sondern diese mit
konkreten Inhalten zu füllen. Deshalb ist die vbw
kontinuierlich mit der Entwicklung und Umsetzung
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von Programmen beschäftigt, die den
Unternehmen einen Mehrwert bringen.
Damit wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer
Unternehmen und damit Wohlstand und
Arbeitsplätze in Bayern sichern, hat die vbw im
Mai 2014 den Zukunftsrat der Bayerischen
Wirtschaft ins Leben gerufen. 15 hochrangige
Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft
haben ihre Expertise zur Verfügung gestellt und
sich mit großen Fragen beschäftigt, die von den
neuen Technologien ausgehen.
Eine dieser großen Fragen ist:
Wie nutzen wir den Schwung der Digitalisierung
gewinnbringend?
Der Zukunftsrat hat auch für diese zentrale Frage
Handlungsempfehlungen abgeleitet:
Jedes Unternehmen muss seine eigene
Digitalisierungsstrategie finden und
umsetzen – als Verbände unterstützen wir
dabei.
Das von der Staatsregierung angekündigte
Zentrum „Digitalisierung Bayern“ muss jetzt
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zügig zur Umsetzung kommen – in
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.
Wir brauchen Plattformen zu allen
relevanten Themen – zum Beispiel zur
Digitalen Arbeitswelt, zum digitalen Planen
und Bauen oder auch zur Verwaltung 4.0.
Staat, Wissenschaft und Wirtschaft müssen
gemeinsam den Rechtsrahmen für digitales
Produzieren und Arbeiten den veränderten
Bedingungen anpassen.
Besonderer Bedarf besteht bei der
Cybersicherheit – die Verunsicherung ist
hier groß!
Wir brauchen ein Förderprogramm für
Digitalisierung, das Unternehmen dabei
unterstützt, ihre Digitalisierungsstrategie
umzusetzen.
Rolle der Verbände - Realisierung
Meine Damen und Herren, wir nehmen uns als
Verbände selbst in die Pflicht:
Unsere Mitglieder wollen wir dabei unterstützen,
ihre Technologieführerschaft auszubauen, und
die Herausforderungen von Globalisierung und
Digitalisierung zu bewältigen.
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Wie wir das tun, möchte ich Ihnen am Beispiel
der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber
bayme vbm zeigen:
Wir initiieren, gestalten und finanzieren
firmenübergreifende Forschungs- und
Entwicklungsprojekte.
Darum haben wir zusammen mit der
Technischen Universität München die
Gesellschaft für unternehmensübergreifende
Auftragsforschung, die KME GmbH,
gegründet.
Ein zentraler Schwerpunkt sind Vorhaben
zur Digitalisierung.
Ich nenne hier nur die Forschungsvorhaben:
- Cyberphysical Systems,
- Open Innovation,
- Digitaler Druck von Sensorik
- sowie Unternehmenswissen systematisch
weiterentwickeln.
Alle Ergebnisse aus den
Forschungsprojekten kommunizieren wir an
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unsere rund 2600 Mitgliedsbetriebe.
Im Zentrum unserer Aktivitäten zur
Digitalisierung steht das Enabling unserer
Unternehmen.
- Wir haben noch im September mit dem
QuickCheck Digitalisierung gestartet, der
es den Unternehmen erleichtert, die mit
dem Einsatz digitaler Technologien
verbundenen Anforderungen richtig
einzuschätzen.
Der QuickCheck analysiert, inwieweit die
Voraussetzungen für digitale
Transformation gegeben sind und macht
entsprechende Handlungsvorschläge,
damit die Unternehmen ihre eigene
Digitalisierungsstrategie auf- und
umsetzen können.
Unser QuickCheck Digitalisierung M+E
Bayern ist zwischenzeitlich in der
Erprobungsphase bei acht
Mitgliedsunternehmen. Er analysiert,
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inwieweit die Voraussetzungen für digitale
Transformation gegeben sind und macht
entsprechende Handlungsvorschläge,
damit die Unternehmen ihre eigene
Digitalisierungsstrategie erfolgreich auf-
und umsetzen können.
Ab Mitte Oktober wird er allen unseren
Mitgliedsunternehmen angeboten.
- Außerdem bieten wir einen QuickCheck
IT-Security und IT-Compliance an.
Er beurteilt die IT-Sicherheit und die
Einhaltung des komplexen
Rechtsrahmens, etwa beim
Beschäftigtendatenschutz,
und gibt entsprechende
Handlungsempfehlungen an die
Unternehmen.
- Wir bieten ab Anfang 2016 einen
Handlungsleitfaden für unsere Mitglieder
an, der die Erfordernisse beschreibt, die
sich aus der digitalen Fertigung für die
Arbeitsorganisation in der M+E Industrie
ergeben.
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- Wir haben darüber hinaus einen Leitfaden
Mobiles Arbeiten entwickelt, der den
Unternehmen Orientierungshilfen für die
Gestaltungsmöglichkeiten zum mobilen
Arbeiten gibt.
- Wir bieten über unser Bildungswerk
der Bayerischen Wirtschaft
Weiterbildungsmodule an für das Arbeiten
in der digitalen Arbeitswelt, zum Beispiel
das Modul „Cyber Security Basiswissen“,
oder eine zertifizierende Weiterbildung für
Facharbeiter in der Industrie 4.0.
- Wir stellen unseren Mitgliedern einen
Ansprechpartner zur Verfügung, der
insbesondere kleinen und mittleren
Unternehmen als Wegweiser in die
Wissenschaft dienen soll und Hinweise zu
Start-Ups gibt.
Das ist der Auftakt. Wir werden unsere Services
stetig weiterentwickeln. So ist derzeit eine Studie
zur Veränderung der Anforderungen in der
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Ausbildung durch die Digitalisierung im
Entstehen.
Die Resultate werden wir Anfang nächsten
Jahres in entsprechende Angebote an unsere
Mitglieder umsetzen.
Nicht zuletzt werden wir die weiteren Ergebnisse
des Zukunftsrats in unseren Regional-
versammlungen und regionalen Fachkreisen
sowie in themenbezogenen Workshops
weiterbehandeln.
Meine Damen und Herren, Sie sehen: Es tut sich
viel, und wir liefern das Grundgerüst dazu. Für
ganz Bayern und für Ihre Region.
Damit wir in Punkto Digitalisierung mit
beschleunigtem Tempo vorwärts kommen,
verfolgen wir kontinuierlich unsere
Kernforderungen, die ich abschließend
zusammenfassen möchte. Diese Forderungen
können wir nicht oft genug wiederholen. Sie sind
die Basis unserer nachhaltig leistungsfähigen
Wirtschaft.
Kernforderungen
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Im Wesentlichen sehe ich fünf große
Herausforderungen, die wir gemeinsam anpacken
müssen:
Erstens. Den Netzausbau beschleunigen.
Der flächendeckende Breitbandausbau muss an
Fahrt aufnehmen – und sich am Bedarf der
Unternehmen ausrichten.
Um die Potenziale der Digitalisierung optimal
nutzen zu können, brauchen wir flächendeckende
Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens
100 Mbit/s bis 2020.
Wir brauchen Netzstabilität und
Echtzeitzugriff. Dafür ist ein nachhaltiger
Technologiemix zu wählen.
Des Weiteren sollten Synergien mit
bestehenden Infrastrukturen besser genutzt
werden. Moderne Informations- und
Kommunikationstechnologienführen zu
digitalen Arbeitsumgebungen, die die
Mitarbeiter beherrschen müssen.
Zweitens. Neue Arbeitsbedingungen für neue
Arbeitsumgebungen schaffen.
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Die moderne, zunehmend digitalisierte
Arbeitswelt verlangt ein modernes Arbeitsrecht.
Für viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter
stellen die flexible Arbeitszeitgestaltung oder das
Arbeiten in der Cloud eine Erleichterung dar, die
für alle Seiten viele Vorteile mit sich bringt – aber
auch neue Herausforderungen. Zum Thema
Sicherheit komme ich noch.
Durch die Digitalisierung vermischen sich
berufliches und privates Nutzungsverhalten
immer stärker.
Unsicherheiten im Arbeitsrecht müssen im Sinne
der Rechtssicherheit für alle Marktteilnehmer
geklärt werden.
Drittens. Aus- und Weiterbildung an die
Anforderungen der Digitalisierung anpassen.
Die Digital Natives von heute sind die IT-
Fachkräfte von morgen. Doch Medienwissen ist
noch nicht gleich Medienkompetenz. Sie muss
noch mehr Eingang finden in Ausbildungs- und
Lehrpläne. Auch die Vermittlung der Lehrinhalte
insgesamt muss digitaler und vernetzter werden.
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An den Hochschulen muss der Ausbau der IT-
Fachbereiche zügig vorankommen – allerdings
nicht zu Lasten der übrigen MINT-Fachbereiche.
IT und Betriebswirtschaft, IT und
Ingenieurwissenschaften – das sind
Kombinationen, die die Industrie 4.0 braucht.
Der Bedarf in den Unternehmen ist und wird
angesichts der demografischen Entwicklung nicht
weniger.
Die Hochschulen reagieren schon vielfach darauf
– und suchen den Schulterschluss mit den
Unternehmen.
Viertens. Forschung und Entwicklung
vorantreiben.
Bayern zählt zur Spitzengruppe der
F+E-Standorte weltweit.
Aber: Der Anteil der Ausgaben für F+E am
Bruttoinlandsprodukt stagniert seit Jahren im
Bund bei unter drei und in Bayern bei knapp über
drei Prozent.
Darum fordern wir seit langem eine steuerliche
Forschungsförderung.
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Dadurch würde endliche der Zugang kleinerer
und mittlerer Unternehmen zu F+E verbessert.
Sie sind wichtige Motoren der Digitalisierung.
Was noch wichtig ist:
Forschungsschwerpunkte sollten sich
stärker am Bedarf der Wirtschaft ausrichten
und der Wissenstransfer aus der
Wissenschaft in die Wirtschaft muss
verbessert werden.
Insgesamt muss die Forschung – gerade im
Bereich Industrie 4.0 – weiter intensiviert
werden. Dies gilt insbesondere für
Forschungsvorhaben im Bereich neuer
Geschäftsmodell- und
Dienstleistungsinnovationen.
Das Ziel sind mehr Pilotprojekte zur den
Auswirkungen der Digitalisierung entlang
länderübergreifender Wertschöpfungsketten.
Bei virtuellen Forschungsnetzwerken ist ein
hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten.
Und damit bin ich beim letzten Punkt:
Fünftens. Sicherheit schaffen.
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Nicht erst seit den Enthüllungen um die NSA
wissen wir, dass Datenschutz und
Internetsicherheit mehr Aufmerksamkeit
erfordern. Die Attacken aus dem Internet nehmen
zu – und sie richten viel Unheil an:
Das IT-Sicherheitsgesetz ist ein erster Schritt in
die richtige Richtung und eine gute
Ausgangsbasis, um die deutsche Wirtschaft in
Zukunft besser vor Cyber-Attacken zu schützen.
Am 12. Juni 2015 wurde es vom Deutschen
Bundestag verabschiedet. Danach sollen
Betreiber kritischer Infrastrukturen ein
Mindestmaß an IT-Sicherheit gewährleisten und
IT-Sicherheitsvorfälle an das Bundesamt für
Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
melden. Verstöße können mit Bußgeld geahndet
werden. Hard- und Software-Hersteller werden
zur Mitwirkung an der Beseitigung von
Sicherheitslücken verpflichtet. Nach vier Jahren
soll das Gesetz einer Evaluation unterzogen
werden.
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Wir begrüßen und unterstützen es auch, dass
Bayern als erstes Bundesland ein eigenes Cyber-
Abwehrzentrum eingerichtet hat.
In Bayern bieten die bayerischen Metall- und
Elektroarbeitgeber bayme vbm, zu deren
Mitgliedern die IT-Branche zählt, in einem
eigenen Servicecenter IT diverse Services und
regelmäßige Veranstaltungen zu Fragen der IT
Sicherheit an.
Diese werden von den Mitgliedsunternehmen in
verstärktem Maße genutzt und nachgefragt.
Auf jeden Fall sollten uns Gefahren nicht davon
abhalten, uns auf die Industrie 4.0 einzulassen.
Die Chancen sind weit größer als die Risiken!
Meine Damen und Herren,
Industrie 4.0 ist kein abgeschlossenes Konzept.
Die Unternehmen im Industrie-
Dienstleistungsverbund stehen weltweit vor
großen Herausforderungen.
Diese Herausforderungen anzupacken, lohnt
sich! Lassen Sie uns die einzelnen Schritte
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gemeinsam anpacken. In Bayern und in den
Regionen.
Auf welche Herausforderungen es besonders
ankommt und welche Möglichkeiten sich durch
die Digitalisierung bieten, hören wir gleich noch
von unseren heutigen Rednern.
Ich wünsche uns einen informativen
diskussionsreichen Abend.