Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen...

14
Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers. (Grapholitha diniana Gn.) von Forstingenieur Werner Nägeli, Assistent. Verhältnismäßig spät stoßen wir m der forstlichen Literatur auf die ersten Angaben über den grauen Lärchenwickler. Im Jahre 1857 erwähnt Forstinspektor Davall 1) erstmals sein Vorkommen in der Schweiz, namentlich im W allis und Enga:din. Von einigen kleineren Ver- öffentlichungen 2 ) abgesehen, machten jedoch die wiederholten und zum Teil ziemlich verheerenden Invasionen des Schädlings im Engadin, bis zum Erscheinen der grundlegenden Arbeit von Coaz „Ueber das Auf- treten des grauen Lärchenwicklers in der Schweiz und dep. angrenzenden Staaten" im Jahre 1894, wenig von sich reden. Seither ist die Lärchen- wicklerfrage jedoch für die Engadiner Forstverwaltungen zu einem Pro- blem von größter Wichtigkeit herangewachsen, denn die Verheerungen pflegen trotz aller Gegenmaßnahmen in ziemlich regelmäßigem Zyklus wiederzukehren. Dementsprechend hat sich auch die Literatur über den grauen Lärchenwickler beträchtlich gemehrt 3 ). Seine Biologie ist heute 1) Uavall A.: Tortrix pinicolana Zeller. Eine neue Phaläne auf der Lärche. Schwei- zerisches Forstjournal 185?, S. 204. 2) ? : Die Krankheit der Lärchenwälder. Schweizerische Zeitschrift für Forst- wesen. 1866. S. 45. v. Etzel: Ueber das Auftreten des grauen Lärchenwicklers in Graubünden. Zeit- schrift für Forst- und Jagdwesen. 1880, S. 485. Maresch: Auftreten des grauen Lärchenwicklers (Steganoptydia pinicolana Zll.) in Tirol. Zentralblatt für das gesamte Forstwesen. 1881, S. 41. 3) Schernthaner: Ueber das Vorkommen un<l Auftreten des grauen Lärchenwidders in Windisd1-Matrei. Mitteilungen des Forstvereins für Tirol und Vorarl- berg. 10. Heft, 1892. Standfuß M.: Bemerkungen über Steganoptycha pinicolana Z. Ber:p 1894. Fankhauser F.: Ueber das letztjährige Auftreten forstschädlicher Sd1metterlinge in der Schweiz. Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen. 1908, S. 18. Barbey A.: Tinea laricella et T ortrix pinicolana. Journal forestier suisse 1908.

Transcript of Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen...

Page 1: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.

(Grapholitha diniana Gn.) von Forstingenieur Werner Nägeli, Assistent.

Verhältnismäßig spät stoßen wir m der forstlichen Literatur auf die ersten Angaben über den grauen Lärchenwickler. Im Jahre 1857 erwähnt Forstinspektor Davall 1) erstmals sein Vorkommen in der Schweiz, namentlich im W allis und Enga:din. Von einigen kleineren Ver­öffentlichungen 2 ) abgesehen, machten jedoch die wiederholten und zum Teil ziemlich verheerenden Invasionen des Schädlings im Engadin, bis zum Erscheinen der grundlegenden Arbeit von Coaz „Ueber das Auf­treten des grauen Lärchenwicklers in der Schweiz und dep. angrenzenden Staaten" im Jahre 1894, wenig von sich reden. Seither ist die Lärchen­wicklerfrage jedoch für die Engadiner Forstverwaltungen zu einem Pro­blem von größter Wichtigkeit herangewachsen, denn die Verheerungen pflegen trotz aller Gegenmaßnahmen in ziemlich regelmäßigem Zyklus wiederzukehren. Dementsprechend hat sich auch die Literatur über den grauen Lärchenwickler beträchtlich gemehrt 3 ). Seine Biologie ist heute

1) Uavall A.: Tortrix pinicolana Zeller. Eine neue Phaläne auf der Lärche. Schwei­zerisches Forstjournal 185?, S. 204.

2) ? : Die Krankheit der Lärchenwälder. Schweizerische Zeitschrift für Forst-wesen. 1866. S. 45.

v. Etzel: Ueber das Auftreten des grauen Lärchenwicklers in Graubünden. Zeit­schrift für Forst- und Jagdwesen. 1880, S. 485.

Maresch: Auftreten des grauen Lärchenwicklers (Steganoptydia pinicolana Zll.) in Tirol. Zentralblatt für das gesamte Forstwesen. 1881, S. 41.

3) Schernthaner: Ueber das Vorkommen un<l Auftreten des grauen Lärchenwidders in Windisd1-Matrei. Mitteilungen des Forstvereins für Tirol und Vorarl­berg. 10. Heft, 1892.

Standfuß M.: Bemerkungen über Steganoptycha pinicolana Z. Ber:p 1894. Fankhauser F.: Ueber das letztjährige Auftreten forstschädlicher Sd1metterlinge

in der Schweiz. Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen. 1908, S. 18. Barbey A.: Tinea laricella et T ortrix pinicolana. Journal forestier suisse 1908.

Page 2: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

294

im allgemeinen gut bekannt und ditl Beobachtungen der verschiedenen Autoren stimmen bis auf einzelne lokale Abweichungen gut miteinander überein. Nur bezüglich der Eiablage bestehen verschiedene Ansichten.

Aus der Literatur geht nirgends mit Sid1erheit hervor, daß dieselbe je einmal unter natürlichen Verhältnissen beobachtet wurde, und sämt­liche diesbezüglichen Angaben beruhen daher nur auf Vermutungen und Kombinationen.

Davall sagt in seinem bereits zitierten Artikel aus dem Jahre 1857, daß er niemals Eier gefunden habe. In der ebenfalls schon erwähnten Notiz über die Krankheit der Lärchenwälder dagegen, die offenbar zur Hauptsache auf den Davallschen Angaben beruht, lesen wir ohne nähere Begründung, daß die Raupe Ende Mai oder Anfang Juni aus den Eiern auskrieche, welche der Schmetterling Ende August des Vorjahres in die Blattwinkel der jüngsten Triebe ablege. Die uämlid1e Stelle lautet im französischen, offenbar ursprünglid1en Text: ,,Les reufs que la femelle du pap1llon a deposes, au mois d'aout de l'annee precedcnte, dans les faisceaux d'aiguilles des plus jeunes pousses."

Ratzeburg, dem jedenfalls nur diese französische Fassung bekannt war, faßt diese Stelle so auf, als ob die Eier direkt an die Nadeln abge­lPgt würden. Er bezweifelt dies, da letztere ja im Winter abfallen und äußert sich in der Waldverderbnis (Bd. II 1868, S. 62), wie folgt: ,,Wahr­scheinlich verhält es sich mit dem Ablegen der Eier, das ja bei so kleinen Schmetterlingen, die noch dazu in den Wipfeln des hohen Holzes schwär­men, schwer zu beobachten ist, anders: die Knospenpolster, an welchen die Nadelbüschel sitzen, dürften den geeignetsten Platz für die Ueber­winterung der Eier bieten." Ueber den Zeitpunkt der Eiablage äußert

K. Escherich und W. Baer: Tharandter zoologische Miszellen: Einiges über den ,,grauen Lärchenwickler", Steganoptycha diniana Gn. (pinicolana Z.). Natur­wissenschaft!. Zeitsdir. für Forst- und Landwirtschaft. 1909, S. 188.

Coaz J.: Auftreten des grauen Lärdienwicklers in Graubünden. Schweiz. Zeit­schrift für Forstwesen. 1912, S. 250.

Enderlin F.: Der Lärchenwickler im Oberengadin. Schweiz. Zeitschrift für Forst­wesen. 1913, S. 48.

Fuchs G.: Der graue Lärchenwickler. Naturw. Zeitschrift für Land- und Forst­wirtschaft. 1913, S. 8.

Badoux H.: Einige Bemerkungen über die kürzlich durch den grauen Lärchen­wickler verursachten Schäden. Schweiz. Zeitschr. f. Forstwesen. 1922, S. 143. ? : Geschäftsberichte des Bau- und Forstdepartements des Kantons Grau­

bünden.

N.B. Während der Drucklegung dieses Artikels erschien eine, von Herrn H. Thomann in Landquart verfaßte, biographische Darstellung des grauen Lärchenwicklers. Der Verfasser behandelt darin u. a. die Eiablage, wobei er im wesentlichen zu den nämlichen Ergebnissen kommt, wie sie in vorliegender Arbeit enthalten sind.

Page 3: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

295

sich Ratzeburg nicht, wohl aber Altum in seiner Forstzoologie (Bd. II 1.882, S. 201), sowie Judeich und Nitsche im Lehrbuch der mitteleuro­päischen Forstinsektenkunde (Bd. II 1895, S. 103). Nach diesen Autoren sollen die Eier, die an den Zweigen abgelegt werden, überwintern. Die Möglichkeit einer Ueberwinterung des Falters mit anschließender Eiab­lage im .Frühjahr wurde erst 1909 von Escherich (1. c.) auf Grund seiner Beobachtungen auf der Iffigenalp in Erwägung gezogen. Derselbe hatte nämlich Gelegenheit, eine dortige Lärchenwicklerkalamität im Zeitpunkte des Falterfluges (Ende August) zu studieren. Trotz eingehender Unter­suchung von Lärchenzweigen in allen Höhenlagen, an Süd- und Nord­hängen, sowie an Bäumen verschiedensten Alters, konnten keine abge­legten Eier festgestellt werden. Ebenso lieferten Versuche mit eingezwingerten Faltern durchwegs negative Resultate. An Zweigen, die zusammen mit lebenden Faltern nach Tharandt geschickt wurden , fanden sich allerdings nach der Ankunft der Sendung drei „ziemlich große, gelbliche Eier am Grunde eines Kurztriebes". Der zugehörige Falter war tot und auch die übrigen gingen bald zugrunde, ohne Eier abgelegt zu haben. Anfangs des Winters untersuchte Escherich nochmals eine Anzahl Lärchenzweige aus dem befallenen Gebiet, auch diesmal ohne irgendeine Spur von Eiern zu finden. Da die drei in der Gefangen­sdiaft abgelegten Eier von einem sterbenden Tier herstammten, mißt Escherich dieser Eiablage nur geringe Bedeutung zu, äußert sich vielmehr in hezug auf letztere wie folgt: ,,Nehmen wir alle diese Momente zu­sammen und dazu ferner eine Angabe in Sorhagen, daß schon Ende Mai Falter beobachtet wurden, so ist gewiß die Vermutung nicht unbe :eech­tigt, daß die Eiablage überhaupt gar nicht im Herbst stattfindet, sondern daß vielmehr der Falter überwintert und seine Eier erst im folgenden Frühjahr beim ersten Erwachen der Natur ablegt." Und weiter: ,,Dar- . aus würde sich auch der Umstand erklären, daß bis jetzt noch niemals die Eiablage in der Natur beobachtet wurde, denn zu so früher Jahres­zeit pflegen noch keine Beobachter an Ort und Stelle zu sein. Biologisch ließe sich das Ueberwintern des Falters gut verstehen, indem die großen, gelben, weithin sichtbaren Eier, frei an den Kurztrieben abgelegt, wäh­rend des langen Winters weit mehr Gefahren ausgesetzt sind, als wenn sie im Leibe der gut geschützten Mutter, die sich noch dazu in Rinden-1·itzen verkriechen kann, verbleiben würden."

Den gegenteiligen Standpunkt nimmtSfandfuß ein, der sich in seinen, uns von Coaz (l. c. 1917) übermittelten Notizen folgendermaßen äußert: ,,Zwischen Mitte August und Anfang September 1911 fand ich im Ober­engadin, von Sils-Baselgia weg, talaufwärts nach und nach 50, meist im Grase, unter · stark befressenen Lärchbäumen sitzende Pärchen (also in copula befindend) der Steganoptycha pinicolana. Sie wurden in zwei

Page 4: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

296

luftige Gasebeutel verteilt, die ich über die Zweigenden mit einzelnen Zapfen besetzter Aeste älterer Lärchen gezogen hatte. Nach Mitte Sep­tember waren fast sämtliche Falter abgestorben. Ich schnitt daher die eingebundenen Zweigteile ab und nahm sie mit nach Zürich. In Zürich ergab die Untersuchung, daß die Weibchen ihre Eier mit Hilfe ihrer Legröhre unter Rindenschuppen und in Rindenrisse schieben und zwar in kleinen Gruppen von je 5 bis 15 Eier verteilt. Auch zwischen den Schuppen der Lärchenzapfen fanden sich solche Eier eingeschoben. Die Anatomie einiger frisch gepaarter Weibchen zeigte, daß ihre Ovarien 150 bis 300 Stück Eier enthielten. Sicher ist, daß alle Falter des grauen Lärchenwicklers vor Eintritt des Winters absterben."

Wie aus nachfolgender Zusammenstellung hervorgeht, finden wir in den neueren forstentomologischen Lehrbüchern bezüglich der Eiablage bald die Ansid1t Esd1erichs, bald diejenige von Standfuß vertreten:

W olff und Krausse: Die forstlichen Lepidopteren 1922, S. 112. „Ei: Beschreibung? Die Eier werden Ende Hochsommer bis Anfang Herbst, also Ende Juli bis Anfang September, einzeln an der Basis von Kurztrieben , namentlich an die „frischer" (Nitsche) gut benadel­ter Lärchen, abgelegt (ausnahmsweise auch an Arve, Fi.chte, Kiefer) und überwintern. So die Angaben zuverlässiger Autoren. Das Schlüpfen der Eier hängt außerordentlich von den Temperaturver­hältnissen des Frühjahrs ab und kann im zeitigen Mai, eventuel1 sogar noch früher, aber in kalten Lagen auch erst im Juni erfolgen . Escherich vermutet aber auf Grund von Beobachtungen ein Ueber­wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr."

Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon vole en juillet ou aofrt, suivant l'altitude et les con­ditions climateriques, puis depose ses mufs sur les faisceaux d'ai­guilles. L'hivernement se produit a l' etat d' muf et ce n' est qu' en mai que la chenille apparait et se met a ronger les faisceaux d'ai­guilles l'un apres 1' autre, puis les abandonne ~isses de soie et remplis d' excrements."

Nüßlin-Rhumbler: Forstinsektenkunde 1927, S. 399. ,,Flugzeit: Juli, August, September und überwinternd bis zur Ei­ablage in Frühjahr? Eiablage an Kurztriebe?"

Heß-Beck (Dingler): Forstschutz 1927, Bd. I, S. 507. ,,Lebensweise: Flugzeit Ende Juli, August, bis in den September. Eiablage vermutlich erst im Frühjahr nach Ueberwinterung des Fal­ters. Eier an Kurztriebe alter Lärchen, vereinzelt auch an andere Nadelhölzer (Arve, Fichte, Kiefer). "

Page 5: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

297

Von rein wissenschaftlichen Lepidopteren-Werken erwähnt nur das­jenige von Vorbrodt und Müller-Rutz „Die Schmetterlinge der Schweiz" die Eiablage mit folgenden Worten: ,,Der Falter überwintert; die Ei­ablage erfolg;t im Frühjahr." (Bd. II 1914, S. 394.)

Da es sich hier also zweifellos um eine empfindliche Lücke in unserer Kenntnis der Lärchenwiclder-Biologie handelt, versuchte ich im Auftrage unserer Versuchsanstalt das Problem der Eiablage während der jüngsten Invasion im Engadin soweit als möglich abzu\dären.

Der Verlauf der gegenwärtigen Gradation ist in kurzen Zügen fol­gender:

Bereits 1926 trat im Oberengadin, speziell in den . Gemeinden Sils und Samaden, eine sichtbare Uebervermehrung im eisernen Bestand des Lärchenwicklers ein, die sich im darauffolgenden Jahre über die ganze Talschaft, mit A-t~snahme des untersten Unterengadins und des Münster­tales erstreckte. Im allgemeinen wurden jedoch nur die Waldungen der Talsohle und das untere Drittel der Taleinhänge befallen, wie dies übrigens auch a_nläfllich früherer Invasionen im ersten Befallsjahr kon­statiert wurde. Die Bestände der Sonnen-, d. h. der ganzen linken Tal­seite, hatten dabei viel mehr zu leiden als diejenigen der Nordhänge. Es traf dies vor allem zu für die linksufrige Silserseepartie, sowie die linksseitigen Einhänge von Samaden und Bevers. Ebenso fand sich die nämliche Erscheinung stark ausgeprägt bei Zuoz und Scanfs. Eine Aus­nahme von der Regel bildeten die Waldungen „Laret" von St. MorHz, die, obwohl auf der Sonnenseite gelegen, gar keinen oder nur geringen Wicklerfrafl aufwiesen. Wie auf Grund der bei früheren Invasion~n gemachten Erfahrungen zu vermuten war, blieben im Jahre 1928_ fast alle be:r:eits -im Vorjahre befallenen Bestände mehr oder weniger ver­schont. Ganz auffallend war dabei die Verlegung des Hauptfraflgebietes auf die rechte Talseite des Inn. Auch die vorhin erwähnten „Laret-Wal­dungen" von St. Moritz zeigten dieses Jahr einen sehr starken Befall und ebenso die über den letztjährigen Fraflgebieten gelegenen Be­stände. Besonders ausgepr~gt war dies in Samaden der Fall. Bereits Ende Juni trat eine vollständige Wiederbegrünung ein. Bemerkenswert ist, dafl im Verlaufe der gegenwärtigen .Invasion die Arven und Fichten des Unterstandes überall sehr stark unter Wicklerfrafl zu leiden hatten.

Nach.dem ich bereits anfangs Juli 192?, anläfll~ch anderweitiger Ar­beiten im Engadin, Gelegenheit hatte, mich persönlich über den Stand der Kalamität zu orientieren, stellte ich in der zweiten Hälfte des Monats Dezember erstmals eingehendere Nachforschungen über die Eiablage an. Als Untersuchungsgebiet wurde die Gegend von St. Moritz, Samaden und Bevers gewählt, da die Bestände dieses Gebietes im vergangenen Sommer alle Stadien des Befalles aufwiesen. Es handelte sich bei dieser

Page 6: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

298

Untersuchung mitten im Winter darum, entweder abgelegte Eier oder dann überwinternde Falter zu finden. Das Absuchen von Zweig~n in befallenen und nicht befallenen Beständen verlief vollständig resultatlos, obwohl dabei Aeste aus verschiedener Baumhöhe, speziell auch aus der Gipfelregion, mit der Lupe untersucht wurden. In „Muntarütsch", einem Südosthang in ca. 1800 m Höhe, der stark unter Fraß gelitten hatte, fand ich in den Kot- und Gespinstmassen des Lärchenwicklers ziemlich häufig ovale, orangefarbene Eier von ca. 1 mm Länge. Wie sich nachher herausstellte, gehörten dieselben jedoch einer Spannerart an, die man sehr oft neben dem Wickler auf der Lärche antrifft. (Die Art konnte bis­her noch nicht festgestellt werden, da diesbezügliche Zuchtversuche mifl­]angen.) In befallenen sowie nicht befallenen Beständen fanden sich häufig tote Lärchenwicklerfalter; dagegen vermochte ich weder in Borkenritzen, noch in der Nadelstreu, oder unter Steinen usw. lebende Exemplare zu entdecken. In „Muntarütsch" bemerkte ich in einer Rin­denspalte eine noch goldgelbe, lebhaft schlagende Wicklerpuppe, die natürlich auch nur als Beweis dafür gelten konnte, daß beim Lärchen­wickler gelegentliches Ueberliegen vorkommen kann. Sorhagen macht laut dem Zitat von Escherich (1. c.) die Angabe, daß schon Ende Mai Falter beobachtet wurden, und es liegt die Vermutung nahe, daß die­selben aus solchen überwinternden Puppen stammen.

Obwohl vorstehende Untersuchung nach beiden Richtungen hin resultatlos verlief, zeigte sich doch im Sommer 1928 in ve1-schiedenen untersuchten Beständen ein außerordentlich starker Befall. Dieser Um­stand bewog mich, Beobachtungen während des Falterfluges anzustellen, um wenn möglich die Eiablage direkt beobachten zu können. Letzterer war auch im Jahre 1928 außerordentlich intensiv und das Schwärmen erreichte Ende August seinen Höhepunkt. Die Bestände hatten sich um diese Zeit wieder vollständig begrünt und nur die in den Zweigen hängenden Kotmassen und Gespinste zeugten von dem starken Fraße, der darüber hingegangen war.

In den Waldungen von St. Moritz (Laret), Samaden (Muntarütsch), Bevers (Chuoz), Ponte-Campovasto (Pschaidas) und Scanfs (God Sul­sanna) hatte ich vom 30. August bis 5. September Gelegenheit, den Falterflug zu beobachten, ohne jedoch irgendeine Spur der Eiablage fest­stellen zu können. Ein U eberwiegen des männlichen oder weiblichen Ge­schlechts ließ sich nicht konstatieren. Es gelang mir nirgends, im Freien Zeuge des Begattungsaktes zu sein, obschon derselbe nach Standfuß (I. c.) um diese Zeit stattfinden soll. Dagegen befand sich unter dem arr.l 30. August in St. Moritz gesammelten, lebenden Faltermaterial am fol­genden Morgen ein kopulierendes Pärchen. Vermutlich hat die anhaltenrl günstige Witterung während der Fraß-, Puppen- und Falterperiode eine

Page 7: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

299

Beschleunigung im Ablauf des ganzen Entwicklungsprozesses bedingt 1 ),

s<, daß es sich im erwähnten Falle wahrscheinlich um eine verspätete Begattung handelte.

Das Schwärmen war namentlich in den Mittagsstunden sehr intensiv, besonders um die von der Sonne beschienenen Gipfel alter Lärchen 2 ). Im Unterstand waren die Fichten und namentlich die Arven ebenso stark umfl.ogen wie die Lärchen. Beim Anschlagen kleinerer Stämmchen wurden meist eine Menge ruhender Falter aufgescheucht, wobei in der Regel die schwereren Weibchen nach . kurzer Zeit in schiefer Richtung zur Erde flatterten, während sich die leichteren Männchen in die Luft erhoben. Auf dem Boden erwiesen sich die Tierchen als sehr behende im Ent­sd1lüpfen, indem sie sich durch Grashalme, Moos und Streue hindurch in tiefere Schichten der Bodendecke hinabwanden. Ein großer Teil der Sd1metterlinge hatte bereits ein stark abgeflogenes Aussehen, was nicht weiter verwunderlich war, da dem sonnigen Septemberbeginn einige Tage mit heftigen Regengüssen vorangingen.

Da sich die Suche nach Eiern in Beständen verschiedenster Exposi­tion, Höhenlage und Befallsintensität wiederum als erfolglos erwies, nahm ich reichlich lebende . Falter nach Zürich, in der Hoffnung, auf experimentellem Wege zum Ziele zu gelangen. Aber auch in der Zucht wurden keine Eier abgelegt. Die anatomische Untersp.chung an frischem Material hingegen ergab, da.ß beinahe alle Weibchen befruchtet waren. Anderseits ließ die geringe Masse der Corpora lutea auf eine erst be­gonnene Eiablage schließen.

Am 18. September begab ich mich deshalb nochmals an Ort und Stelle. Obwohl das Wetter dem Schwärmen noch außerordentlich · günstig w·ar, konnte doch ein deutliches Abklingen desselben beobachtet werden. Die Untersuchungen blieben diesmal auf den Lärchenbestand von Chuoz beschränkt, der im vergangenen Sommer von Raupenfraß ziemlich ver­schont geblieben war, aber dennoch einen intensiven Falterflug aufge­wiesen hatte. Hier nun gelang es mir am 20. September, in einem ver­einzelten Falle, Augenzeuge der Eiablage zu sein. An einer ca. 10 m hohen Lärche setzte sich ein Lärchen wicklerweibchen auf einen in

l) Am 26. Juli 1928 sammelte ich in Campfer unter Nadelpolster auf großen Stein­blöcken über tausend Lärchenwicklerpuppen, von denen am 30. Juli die Mehrzahl bereits ausgeschlüpft war. Dieser frühe Ausflugstermin ist wohl ebenfalls auf djc günstigen meteorologischen Verhältnisse zurückzuführen, wenn auch in diesem hcsc,nckren Falle eine Selbsterhitzung infolge enger Lagerung der Puppen in einer ßlecl1sclrnchtel ebenfalls eine beschleunigende Rolle gespielt haben mag.

2) Neben clc-m Lärchenwickler konnte ich fast überall eine Trichopterenart feststellen, dje P.benfalls in sehr großer Zahl die Uircl1enkrone umflog und trotz ihrer erheb­lich größeren Dimensionen und ihrem abweichenden Fluge auf Distanz das Bild des Wicklerfluges zu trüben vermochte.

Page 8: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

300

Augenhöhe befindlichen Zweig 1 ). Derselbe zeigte elnen leichten, oliv­grünen Flechtenbesatz, insbesondere waren die Kurztriebe an dieser Stelle von einem solchen wie von einem Futteral umhüllt. Nachdem das Weibchen etwa 2 Mim~ten geruht hatte, begann es auf dem Zweig herum­zukriechen, wobei es mit dem lang vorgestreckten Ovipositor tastende Bewegungen ausführte. An zwei Stellen, die ich mir während des Vor­ganges genau merkte, nämlich an der Seite eines Kurztriebes und auf der Oberseite des Zweiges , zwischen zwei Kurztrieben, verharrte der Falter besonders lange, d. h. je ungefähr 10 Minuten. Kurz nachher flog er davon. Der ganze Vorgang spielte sich zwischen 16 und 17 Uhr ab und dauerte vom An- bis zum Abflug etwa 40 Minuten. Bei näherer Unter­suchung des Zweiges zeigte sich äußerlich gar nichts Auffallendes. Nach sorgfältigem Aufheben der Flechtendecke jedoch kamen auf dem Kurz­triebe vier, an der anderen Stelle drei kleine, gelbliche Eier zum Vor­schein. Am selben Abend entdeckte ich in einem Glas mit gesammelten Faltern, daß zwischen Vorder- und Hinterflügel eines toten Männchens 17 Eier abgelegt waren, die in Form, Farbe und Größe genau mit den eben erwähnten übereinstimmten. (Vergl. Abb. Nr. 2.) Da dies außer­dem auch für die ausgereiften Eier in den Ovarien zutraf, konnte kein Zweifel mehr bestehen, daß es sich wirklich um frisch abgelegte Lärchen­wicklereier handelte.

Von diesem Moment an war es durchaus nidit mehr schwer, solche Eier zu sammeln und zwar in allen Teilen der Krone und an alten sowohl als auch an jungen Lärchen. Wie an einer im März 1929 von Herrn Oberförster Guidon erhaltenen Sendung von Lärchen- und Arven­zweigen aus den Beständen von Chuoz festgestellt werden konnte, blieb auch die letztere Holzart durchaus nicht von der Eiablage verschont. Sie schien im vergangenen Sommer sogar stärker belegt zu sein als die Lärd1e. So fanden sich an einem einzigen ~ ca. 7 mm starken Arvenästchen auf einer Länge von 11 cm 39 Eier in kleineren Gruppen.

Bevorzugt zur Eiablage werden bleistift- bis fingerdicke Zweige und Aeste und zwar meistens nur deren äußeres Ende. (Vergl. Abb. Nr. 1.) Wenn sich auch die meisten Eier, wie ja längst vermutet wurde, bei der Lärche an der Basis der Kurztriebe befinden, so sind doch auch Fälle, in denen die Ablage zwischen denselben auf dem Langtrieb erfolgt, durchaus nicht selten. Bei der Arve ist die Ablage auf dem Langtrieb vollends von den Kurztrieben unabhängig. Von ausschlaggebender Be­deutung ist bei beiden Holzarten lediglich das Vorhandensein von Flech-

l) Im allgemeinen wählen die schwärmenden Lärchenwicklerfalter als Ruhepunkte nid1t den Stamm oder die Zweige, sondern lassen sich bei den Arven in der Uingsrichtung auf eine einzelne Nadel nieder, bei der Lärche in beliebiger Stellung ;1 uf ein Nadelbüschel.

Page 9: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

Fig. 1

Lärchenzweige (seitlich) und Arvenzweig (in der Mitte) mit für die Eiablage des Lärchenwicklers günstigem Flechtenüberzug.

Page 10: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

Fig. 2

Lärchenwid.der - Eier, zwischen V order- und Hinterflügel

eines toten Männchens abgelegt.

Fig. 4

.A.n der Basis eines Lärchen-Kurztriebes abgelegte Wickler-Eier.

(FJechtcnüberzug teilweise entfernt.)

Fig. J

Hinterleibsende des Lärchenwickler- 1-N eibchens mit

vorgestrecktem Ovi posi tor.

Fig. 5

An der Basis eines Lärchen-Kurztriebes abgelegte Wickler-Eier.

(Flechteniiberzug vollständig entfernt.)

Page 11: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

301

ten. Auch nachdem ich mit dem Aussehen der Eier schon völlig vertraut war, konnte ich nirgends solche beobachten, die frei an der Triebober­fläche abgelegt worden waren. Der bereits erwähnte Fall, in welchem in Ermangelung eines natürlichen Ablageplatzes der Raum zwischen Vorder­und Hinterflügel eines toten Männchens als solcher gewählt wurde, deutet darauf hin, daß das Weibchen die Eier instinktiv zu verbergen sucht. Ebenso verhält es sich bei der Unterbringung der Eier zwischen den Schuppen von Lärchenzapfen, die Standfuß unter künstlichen Verhält­ni8sen beobachtet hat (1. c.). In der Natur tritt dieser Fall nicht ein, wie die Untersuchung von Zapfen nach bereits vollzogener Eiablage ergab.

Der Ovipositor des Lärchenwicklerweibchens eignet sich für diese versteckte Ablage der Eier außerordentlich gut, da er bis etwa 2 .mm

Ventralansicht der Legeröhren verschiedener Wickler-Arten.

Steganoptycha rufimitrana H. S.

(nad1 Waditl)

Fig. 6

Tortrix murinana Hb. (nadi W achtl)

, ,,'J < .

Grapholitha diniana Gn.

(Original)

über das Hinterleibsende hinaus vorgestreckt und sehr weit herumge­bogen werden kann. (Vergl. Abb. Nr. 3.) Für eine entsprechende Fe­stigung desselben ist durch starke Chitinleisten gesorgt. Schon aus diesem charakteristischen Bau der Legeröhre aÜein hätte der Schluß gez.ogen werden können, daß die Eiablage nicht frei an der Oberfläche erfolge. W achtl gibt in seiner Monographie der beiden Weifüannentriebwickler 1 )

eine genaue Beschreibung des Ovipositors von Tortrix murinana Hb. und Steganoptycha rufimitrana H. Sch. Bei ersterem ist derselbe nur ganz

1) F. A. Waditl: Die Weißtannen-Triebwickler (Tortrix murinana Hb. und Stega­noptydia rufimitrana H. Scli.). Mitteilungen aus dem forstlichen Versuchs­wesen Oesterreichs. Wien 1882.

Page 12: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

302

kurz mit stark verbreitertem, ,,schuhsohlenförmigem" Endglied, während letzterer, ähnlich wie diniana, eine lang aus dem Körper hervorstreck­bare, aus zwei ineinanderschiebbaren Gliedern bestehende Legröhre be­sitzt. (Vergl. Abb. Nr. 6.) Die entsprechenden Eiablagen konnte Wachtl in der Natur selbst nicht beobachten. Im Zwinger jedoch erfolgte dieselbe bei Torfrix murinana auf die Nadeln der Futterpflanze, sowie auf dürre Laubholzblätter, Aeste usw., also durchaus frei. Bei Steganoptycha rufi­mitrana gingen sämtliche Weibchen, mit einer einzigen Ausnahme, zu­grunde, ohne zur Eiablage geschritten zu sein. Und dieser eine Falter belegte nicht die Nadeln der Weißtanne mit Eiern, sondern brachte die­selben in der Spaltritze einer eichenen Zwingersäule unter. Der Beobach­ter bemerkt dazu noch wörtlid1 : ,, Um die Eier zu erlangen, durfte

ich das Tier in seinem Geschäfte nicht stören, und als ich am Morgen des näch­sten Tages im Zwinger nachsah, war es bereits tot. Es hing als Leiche am Ovi­positor, der aus dem Körper weit heraus­ragte und in die enge Ritze des harten Holzes mit solcher Gewalt eingetrieben war, daß es mir unmöglich war, denselben herauszuziehen, und daß ich ihn bei dem Versuche, das Tier zu entfernen, vom Körper losriß." Dieses Beispiel soll den

Fig. 7 engen Zusammenhang erläutern , der zwi-Ausschnitt aus der Oberfläd1en- sehen der Art und Weise der Eiablage

Skulptur des Lärchenwickler - Eis. und dem Bau der Legeröhre besteht.

Die nach meinen Beobachtungen allein benutzten, natürlichen Ver­stecke für die Lärchenwicklereier sind, wie schon erwähnt, die Flechten. Dabei kommt, wenigstens in Chuoz, fast ausschließlich eine Art in Be­tracht, nämlich Parmelia aspidota Ach. 1 ). Dieselbe besitzt einen blatt­artigen, gelappten Thallus, der der Rinde, mit Ausnahme der meist etwas aufgebogenen Ränder, flach anliegt. Sehr oft überdecken sich da­bei einzelne Lappen, und unter diesen Stellen werden die Eier mit Vor­liebe abgelegt. (Vergl. Abb. Nr. 4 und 5.) Krustenartige Flechten meidet das Lärchenwicklerweibchen in der Regel.

Die ovalen Eier besitzen eine Länge von 0,6 bis O,? mm. Sie sind leicht abgeplattet, so daß der Querschnitt ebenfalls ovale Gestalt auf­weist mit einem größten Durchmesser von ca. 0,5 und einem kleinsten von ca. 0,4 mm. Durch die Aneinanderlagerung mehrerer Eier oder

1) Die Bestimmung wurde in verdankenswerter ·weise von Herrn Dr. F. Odisner

in \Vohlen <lurdigeführt.

Page 13: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

303

durch Quetschung seitens des Flechtenthallus kann jedoch diese normale Form, ohne Schädigung des Eiinhaltes, oft bedeutend verändert werden. Die Oberfläche erscheint unter der Lupe fein gekörnt, was von einer Fältelung derselben herrührt, die bei mikroskopischer Betrachtung die Skulptur von Abbildung Nr. 7 aufweist. Eine Besonderheit der Struktur um die Mikropyle herum ist nicht zu bemerken. Die Farbe des frisch abgelegten Eies ist ein blasses, leicht ins Grünliche spielendes Gelb. (Das­selbe ging bei meinem Zuchtmaterial jedoch vielfach schon nach wenigen Tagen in eine ziemlich intensive Orange-Färbung über. Andere Eier dagegen behielten ihre ursprüngliche Farbe während des ganzen Win­ters, bis wenige Tage vor dem Auskriechen bei, um dann plötzlich eine bleigraue Tönung anzunehmen.)

In der Regel werden die Eier in Haufen von 3 bis 6 Stück abgelegt. Hie und da kommt auch Einzelablage vor und das Maximum der Eizahl in der Natur beobachteter Gelege betrug 14 Stück auf der Lärche und 1 j Stück auf der Arve.

Oh die im vergangenen Sommer abgelegten Eier hinreichen werden, um in den betreffenden Gegenden abermals einen stärkeren Raupenfraß hervorzurufen, kann in Ermangelung diesbezüglicher Erfahrungen nicht beurteilt werden. Wir kennen vorläufig weder die hiefür notwendige Zahl von Eiern noch deren Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einwir­kungen. Ebenso fehlen jegliche Angaben über Ei-Parasiten und deren Einfluß auf das Entwicklungsprozent der Eier.

Das Zuchtmaterial überdauerte in Zürich die große Kältewelle des Februar 1929 ohne Sdiaden im Freien. Mitte März wurde ein Teil der Eier ins Zimmer gebracht, und schon nach wenigen Tagen begannen bei eine1:. durchschnittlichen Temperatur von 20 ° C., zuerst vereinzelt, dann gC'gen Ende des Monats in immer größerer Zahl, Lärchenwicklerräup­chen auszukriechen. Dieselben begannen an künstlich getriebenen Lär­chenzweigen sofort in normaler Weise zu fressen. Ei-Parasiten konnten keine festgestellt werden. Die Untersuchung ergab ferner, daß auch Ei­material, das erst am 19. März direkt aus dem Engadin beschafft wurde, durchaus entwicklungsfähig geblieben war.

In der zweiten Hälfte des Monats April begann die Verpuppung und anfangs Mai schlüpften bereits mehrere Falter.

Page 14: Die Eiablage des grauen Lärchenwicklers.23936...wintern der Falter und Eiablage im zeitigen Frühjahr." Barbey A.: Traite d'Entomologie forestiere 1925, p. 376 . . ,Le, 'papillon

304

Resume.

On ignorait jusqu'ici les conditions dans lesquelles a lieu la ponte de la. p y r a l e g r i s e du m e l e z e, ce lepidoptere qui apparaft si fre­quemment dan_s !es melezeins de l'Engadine et leur cause de serieux dega.ts. D' apres quelques auteurs, les CEuf s sont deposes, en automne, sur les rameaux courts du meleze. D' autres, se basant sur les observations du professeur Escher ich, admf:ltent que l'insecte hiverne a l' etat de pa.pillon et qu'ainsi la ponte aurait lieu au printemps, de banne heure.

Les reeherehes urganisees par notre Institut, en decembre 192?, ainsi qu'en aout et septembre 1928, ont permis de faire les constata-tions sui­vantes:

1) La ponte des CEufs de la pyrale a lieu immediatement apres l' es­saimage, soit a la fin d'aout et au commencemment de septembre.

2) Cette ponte a lieu indifferemment sur le meleze et l'arolle (pro­bablement aussi sur l' epicea).

3) Les CEufs sont constamment deposes saus des Ziehens, mais jamais sur l' ecorce nue des _rameaux. ll s' agit essentiellement, parmi ces Ziehens, de l' espece suivante, P a r m e l i a a s pi d o t a, A c h.

4) Dans la regle, la ponte a lieu, _ sur le meleze, a la base des rameaux courts. Toutef ois, il n' est pas rare de la constater aussi sur des rameaux longs. Sur l' arolle, ces CEufs sont repartis le lang des rameaux longs, sans qu'il ait ete possible d' etablir une relation avec la distribution des rameaux courts.

5) Les CEufs, de forme ovale, ont une -ZOngueur de 0,6 a O,? mm. Ils sont legerement aplatis; leur surface semble etre granuleuse, ce qui s' explique par son plissement irregulier. Aussitot apres la ponte, l' CEuf est d'un jaune pale, avec reflets verdafres.

6) La ponfe a lieu, dans la regle, par paquefs de '.Ja 6 CEufs. Ceux­ci sont parfois deposes isolement. N aus en avons campte, au maximum, 14 par paquet.

(Traduction par H. B.)