Die Entstehung der Herrschaft Reifenstein bei Pols filegund von Reifenstein, die Witwe des Otto von...

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112 Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 67 (1976) Die Entstehung der Herrschaft Reifenstein bei Pols Von WALTER BRUNNER Als im Jahre 1848 die Untertänigkeitsverhältnisse aufgehoben wur- den, besaß die Herrschaft Reifenstein in ihren zwölf Ämtern insgesamt 403 rücksässige und Überlenduntertanen. Doch nicht immer hatte die Herrschaft den gleichen Umfang gehabt; im Mittelalter war sie noch ziemlich bescheiden gewesen, ist dann seit dem 16. Jahrhundert durch Zukaufe vergrößert worden und erreichte um 1700 ihren größten Um- fang. 1708/09 führte Fürst Schwarzenberg, der damalige Besitzer der Herrschaft Reifenstein, eine umfassende Reform seines gesamten ober- steirischen Grundherrschaftsgefüges durch und trennte im Zuge dieser Maßnahmen einige um Murau gelegene Reifenstein'sche Ämter ab und zog sie zur Herrschaft Murau, während andere Untertanen im Pölstal und Aichfeld zur Herrschaft Reifenstein geschlagen wurden. Damit war jener Untertanenstand erreicht, der dann bis 1848 im großen und ganzen un- verändert blieb. Grob gesehen setzte sich die Herrschaft Reifenstein des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem Besitzstand der drei Herrschaften Reifenstein, Offenburg und Gusterheim zusammen. Aber auch die engere Herrschaft Reifenstein hat mannigfache Veränderungen durchgemacht und war erst im Laufe der Jahrhunderte zu ihrer endgültigen Form gewachsen. Im fol- genden soll versucht werden, in großen Zügen die Entstehung dieser Grundherrschaft aufzuzeigen. Da das älteste noch erhaltene Urbar der alten Herrschaft Reifenstein erst aus dem Jahre 1555 stammt, als bereits zahlreiche Gültveränderun- gen eingetreten waren, sind wir über den mittelalterlichen Herrschafts- umfang nur sehr mangelhaft, und zwar ausschließlich aus den wenigen zufällig erhalten gebliebenen Urkunden, unterrichtet, die noch dazu fest durchwegs abverkaufte oder verstiftete Güter betreffen, die aus der Herr- schaft ausgeschieden wurden. Den ersten Hinweis auf Reifensteiner Besitz gibt uns jene Urkunde des Jahres 1290, mit der Perchta von Reifenstein und ihre Kinder dem Paradeiskloster bei Judenburg, in das ihre Töchter Matza und Genta 8 113

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Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 67 (1976)

Die Entstehung der Herrschaft Reifenstein bei Pols

Von WALTER BRUNNER

Als im Jahre 1848 die Untertänigkeitsverhältnisse aufgehoben wur­den, besaß die Herrschaft Reifenstein in ihren zwölf Ämtern insgesamt 403 rücksässige und Überlenduntertanen. Doch nicht immer hatte die Herrschaft den gleichen Umfang gehabt; im Mittelalter war sie noch ziemlich bescheiden gewesen, ist dann seit dem 16. Jahrhundert durch Zukaufe vergrößert worden und erreichte um 1700 ihren größten Um­fang. 1708/09 führte Fürst Schwarzenberg, der damalige Besitzer der Herrschaft Reifenstein, eine umfassende Reform seines gesamten ober­steirischen Grundherrschaftsgefüges durch und trennte im Zuge dieser Maßnahmen einige um Murau gelegene Reifenstein'sche Ämter ab und zog sie zur Herrschaft Murau, während andere Untertanen im Pölstal und Aichfeld zur Herrschaft Reifenstein geschlagen wurden. Damit war jener Untertanenstand erreicht, der dann bis 1848 im großen und ganzen un­verändert blieb.

Grob gesehen setzte sich die Herrschaft Reifenstein des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem Besitzstand der drei Herrschaften Reifenstein, Offenburg und Gusterheim zusammen. Aber auch die engere Herrschaft Reifenstein hat mannigfache Veränderungen durchgemacht und war erst im Laufe der Jahrhunderte zu ihrer endgültigen Form gewachsen. Im fol­genden soll versucht werden, in großen Zügen die Entstehung dieser Grundherrschaft aufzuzeigen.

Da das älteste noch erhaltene Urbar der alten Herrschaft Reifenstein erst aus dem Jahre 1555 stammt, als bereits zahlreiche Gültveränderun­gen eingetreten waren, sind wir über den mittelalterlichen Herrschafts-umfang nur sehr mangelhaft, und zwar ausschließlich aus den wenigen zufällig erhalten gebliebenen Urkunden, unterrichtet, die noch dazu fest durchwegs abverkaufte oder verstiftete Güter betreffen, die aus der Herr­schaft ausgeschieden wurden.

Den ersten Hinweis auf Reifensteiner Besitz gibt uns jene Urkunde des Jahres 1290, mit der Perchta von Reifenstein und ihre Kinder dem Paradeiskloster bei Judenburg, in das ihre Töchter Matza und Genta

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eintraten, eine Mühle bei der Pols, eine Hube z u H i t z e n d o r f b e i m K a 1 s p e r g (Hitzmannsdorf bei Neurnarkt) und eine Hube zu Oberdorf bei Neumarkt schenkten1. Im gleichen Jahr vertauschten die Reifenstei­ner Geschwister dem Stift Admont eine Hube im Glasbach (bei Admont) gegen eine andere in Ritzersdorf bei Fohnsdorf2. 1301 schenkte Kune-gund von Reifenstein, die Witwe des Otto von Pux, dem Klarissenkloster bei Judenburg Güter zu Kaindorf und St. Lorenzen ob Murau, die jedoch Puxer Erbbesitz gewesen sein dürften3. Ein zweites Mal hören wir von Reifensteiner Besitz in Oberdorf, als im Jahre 1326 Kunigund, die Witwe nach Otto von Reifenstein, zur St.-Anna-Kapelle ein Gut im Wert von einer Mark schenkte; auf der Hube saß damals Perchtold der Holczay4.

Im Jahre 1319 bzw. 1321 übergaben die Reifensteiner Brüder dem Erzbischof von Salzburg je eine Hube in Ritzersdorf und Grasdorf von ihrem Eigenbesitz als Ersatz für eine vom Erzbischof lehenbare Wiese bei Farrach, die sie dem Stift Seckau verkauft hatten5. Ritzersdorf scheint überhaupt zum Großteil Reifensteinisch gewesen zu sein, denn 1339 versetzte Nycla der Reifensteiner abermals zwei Herbergen und 10 Äcker zu Ritzersdorf nebst zweier Äcker im Teufenbach (Allerheili­gengraben bei Pols) dem Dietrich Adeldegen, der damals Burggraf von Judenburg war6.

Auch in Dinsendorf (KG Fohnsdorf) waren die Reifensteiner begütert. denn 1348 versetzte Öffel von Reifenstein dem Erzbischof von Salzburg um 300 lb d Hof, Hube und Hofstätten zu T u n t z e n d o r f , womit wohl kaum Tunzendorf im Ennstal gemeint ist, wie angenommen wurde. sondern Dinsendorf bei Fohnsdorf, das im Mittelalter ebenfalls Tun ­z e n d o r f geheißen hat7. Für alten Reifensteiner Besitz im Ennstal haben wir keine Beweise.

Freieigenen Besitz hatten die Reifensteiner aber auch im Salzburgi­schen Fohnsdorf, denn 1351 verkauften ör tel , Ottel und Diemut von Reifenstein ihr freieigenes Haus samt Grund zu Fohnsdorf h a i s t an d e m s t a i n , dem Mychel, des Brandstätter Aiden zu Fohnsdorf8. Von allen diesen Gütern können wir allerdings nicht mit Gewißheit sagen, ob sie alten Reifensteiner Besitz darstellen oder Erbgüter der Strettweger

1 Zur allgemeinen Geschichte Reifensteins vgl. W. B r u n n e r , Geschichte von Pols (1975), S. 190—209. — StLA, Urk. n. 1374 a und 1439.

2 StLA, Urk. n. 1380. 3 StLA, Urk. n. 1629 b. 4 StLA, Urk. n. 1951 a und 1951 b. s StLA, Urk. n. 1885 b und 1862. 6 StLA, Urk. n. 2134 a und 2135. 7 StLA, Urk. n. 2349 b. — J. Z a h n , ONB s. v. Dünsendorf. — F. T r e m e l ,

Tunzendorf, BlfHk., 39. Jg., H. 1, S. 13 14. 8 StLA, Urk. n. 2421 h.

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Sippe waren, aus der die Reifensteiner hervorgegangen sind. Die meisten der bisher im Aichfeld festgestellten Güter dürften Strettweger Erbgut gewesen sein. Ziemlich sicher als Strettweger Erbbesitz können jene vier Mark Geld in der Paik (OG Pols ob Judenburg, KG Thalheim) angesehen werden, die Chunrad der Praitenfurter, Pfarrer von Mariahof, seiner Kirche gestiftet hatte, später jedoch seinem Vetter Hertlein dem Prai­tenfurter versetzte, nach dessen Tod sie im Erbweg an seinen Verwandten Örtlein den Reifensteiner gelangten, von dem sie wieder zur Kirche Mariahof rückgelöst wurden9. Es handelte sich um drei Bauerngüter in der Paik und um ein Gut am Pölshals10.

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist dagegen der Klampfererhof in Götzendorf (KG Oberkurzheim) Reifensteiner Stammbesitz; Margaretha von Reifenstein und ihr Sohn Ott stifteten ihn im Jahre 1380 der Pfarr­kirche Pols11. In Scheifling besaßen die Reifensteiner eine Mühle (1387), in Landschach einen Acker (1397)12. Reifensteiner Erbgut verkauften Diepolt der Kellermeister und seine Frau Helena von Reifenstein zusam­men mit den zwei Reifensteiner Erbtöchtern Elspeth und Barbara im Jahre 1407 und im Jahre 1417 dem Stift Seckau, und zwar in Oberdorf bei Neumarkt, wo wir bereits früher Reifensteiner Besitz nachweisen konnten, dann in Perchau, Dorf! bei Neumarkt und in Scheifling: außer­dem Grundstücke zu Enzersdorf, Thaling. Gasselsdorf, eine Hofstatt zu Gasselsdorf (bei Pols), ein Gut zu Pols sowie Wiesen zu Bischoff cid, Prank, in der Gaal und in der Wöll ob Judenburg13. Drei Jahre später veräußerten sie eine Wiese zu Farrach. die d i e R e y f f e n s t a y -n e r i n hieß14. Das ist alles, was wir aus den mittelalterlichen Urkunden über den Umfang der Herrschaft Reifenstein entnehmen können. Zwi­schen altem Reifensteiner Stammbesitz und Strettweger Erbgütern kann nicht immer unterschieden werden.

Außer den freieigenen Eigengütern besaßen die Reifensteiner zahl­reiche Lehen vom Salzburger Erbischof, vom Stift Seckau und vom Lan-desfürsten. Am bedeutendsten waren die Salzburger Lehen in der Fin-sterpöls (Bretstein und Pusterwald) und am Tauern. 1337 teilte Ortolf III. von Reifenstein dem Erzbischof Friedrich von Salzburg mit, daß er von diesen Salzburger Lehensgütern ein Gut in Zwischenwassern (KG Bretstein) seinem Sohn Ortolf übergeben habe, der es dem Dietrich Adeldegen von Judenburg weiterverkauft hat, um dessen Belehnung er

9 StLA, Urk. n. 3239 a. 10 StLA, Urk. n. 3240. 11 StLA, Urk. n. 3382 b. 12 StLA, Urk. n. 3611 b und 3902. 13 StLA, Urk. n. 4313 a und 4655 a.

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nun ansuchte14 . Die Salzburger Lehensgü te r in d e r F ins te rpöls waren sehr

umfangreich, wie wir den Lehensbr ie fen des 14. und 15. Jahrhunderts,

en tnehmen können: Die Rei fens te iner besaßen hier ursprünglich

40 Bauerngüter ; von diesen verse tz te Ör t l von Rei fens te in im Jahre 1377

neunzehn dem Leo Gaaler. dessen Nachkomme D i e tma r diese im Jahre

1417 dem Hans von Teuffenbach ve rkauf te . Die übr igen Lehensunter­

tanen und die Zehente in der F ins te rpöK b l ieben vorläufig bei Reifen­

stein15.

Die Reifensteiner Lehen vom Erzst i f t Salzburg fielen nach dem Aus­

sterben der Reifensteiner g rößtente i l s an Diepol t den Kellermeister und

seine F rau Helena, eine geborene Re i fens te iner in . 1405 bestätigte ihnen

der Erzbischof diese Lehen, ohne sie n amen t l i ch anzuführen. 1411 ver-

tau-chte Diepolt der Kel le rmeis ter 16 Lehensgü te r in der Finster­

pöls dem Grafen Hugo von Montfor t gegen die Burg Reinberg bei Hart­

berg. die Diepolt von nun an als Mon t fo r t e r Lehen besaß16 . 26 weitere

Lehensunter tanen in der F ins te rpöls und im Lei tschachbach bei Sankt

Johann am Tauern verkauf te der Ke l l e rme i s t e r den Ramung auf Offen-

burg: im Ramungschen L r b a r von ca. 1450 finden sich diese Untertanen

unter der Überschrift H y e s i n d v e r m e r k h t d i e g u t e r , d i e

i c h c h a u f f t h a b g e l e g e n i n P r e t s t a i n . d i e d e s C h e l -

l e r m a i s t e r g e w e s e n s i n d17. U m 1500 besaßen die Ungnad als

Herren auf Reifenstein (1459 bis 1521) ebenfal ls noch Salzburger Lehen

im Tauern i m ö d e n D ö r f l e i n , am Lengfeld, zu Unterzeiring. Die­

tersdorf und Fohnsdorf sowie Zehen te zu Rei fens te in , die jedoch nicht

alle Reifensteiner S tammlehen waren 1 8 .

Kleinere Lehen ha t t en die Re i fens te iner vom Stift Seckau. nämlich

eine Hofstat t und einen Acker zu Fohnsdo r f sowie e inen Anger zu

Farrach19 . Die den Reifensteinern g ehö renden landesfürstl ichen Lehen

waren nicht sehr bedeu tend ; soviel wir wissen, b e fanden sich solche im

Möschitzgraben bei St. Pe te r ob J u d enbu r g : 1379 ve rkauf te hier Ortolf V.

von Reifenstein den Gaalern Lehen im W e r t von 3*/i lb d20. Zwei Bauern­

güter im Möschitzgraben, die ebenfalls l andesfürs t l iche Lehen waren, ver-

u StLA, Urk. n. 4462 c. 10 F. M a r t i n , Regesten der Erzbischöfe und des Domkapitels zu Salzburg III

n. 1049. — A. L a n g , Salzburger Lehen, 3. Bd. n. 43/2 und 86/2. — A. M » H Regesten zur Geschichte der Familien Teufenbach in Steiermark (1905), S. 17 n. 28H.

A ' L a n g ' a- a- ° - ' 2- B d - n- 4 0 5 / 3 - — StA Trebon, Zweigstelle Cesky Krumlov. CSSRj Liechtensteiner Urkunde von 1411 IV 16.

M FJAr J u d e n b u r S : Ramungsches Urbar ca. 1450. S. 35—39.

A. L a n g . Salzburger Lehen. 1. Bd. n. 50. >° StLA. Urk. n. 1730 a und 2012 d.

StA, Trebon/Kruml6v. Liechtensteiner Urk. v. 1379 IX 19, Graz.

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kauften im J a h r e 1414 Albrecht Rohrer und seine Frau Anna, Tochter

des Andre von Reifenstein , dem Rudolf von Liechtenstein21.

Da das Leibs teuerverzeichnis von 1527 und die Gültschätzung von

1542 für Rei fens te in n icht e rhal ten sind, gibt uns erst das Urbar von 1555

einen e rs ten Gesamtüberb l ick über den Reifensteiner Besitz22. Ein Jahr

früher we rden die meis ten darin angeführten Ämter im Heiratsbrief des

Adain Pögl für seine F r a u Margaretha aufgezählt23. Die Untertanen ver­

teilten sich auf die Ämte r / Krautwiesen (Möderbrugg, St. Oswald und L^

Tauern) , Rei fens te in , Fohnsdorf, Fiatschach, um Judenburg, um Reifling,

P fannaueramt , die be iden Ämter Rachau, das Amt um Unzmarkt, das

Khainperger Am t und das Amt Winden. Der Herrschaftsumfang von 1555

ist jedoch keineswegs mi t dem mittelalterlichen Besitz identisch, denn

gerade in den J a h r e n seit 1521 haben die Pögl als Besitzer von Reifen­

stein eine rege Erwerbs tä t igke i t entfaltet und zahlreiche Unter tanen

hinzugekauft.

Das Amt Krau twiesen zerfällt in freieigene Güter und in Salzburger

Lehen; beide wa ren schon vor 1521 bei Reifenstein, denn Sebald Pögl hat

sie mit Rei fenste in von den Ungnad gekauft, ausgenommen fünf Wiesen,

die Sebald Pögl von den Ramung erstanden hatte24 . Das Amt umfaßte 21

unter tänige Objek te . Das Amt Reifenstein mit 55 Posten war ebenfalls

freies Eigen und ist, abgesehen von zwei Äckern und einigen wenigen

Unter tanen in Po ls , der älteste Teil der Herrschaft Reifenstein. Alle

Un te r tanen dieses Amtes lagen innerhalb der Pfarre Pols, also in nächster

Nähe der Burg . Aus diesem Amt scheiden nur jene Untertanen als jün­

gere E rwerbungen aus, die 1523 von Bernhard Ramung auf Offenburg zur

Herrschaft Rei fenste in gekommen sind; es handelt sich um nicht näher

beschriebene Gü t e r zu Pols und a n d e r o r t . Außerdem hat ten zwei

Äcker im Reisach (Grei th bei Pols) und bei Enzersdorf vorher dem

Jacob Amire ich aus J udenbu rg gehört.

Über die besi tzgeschichtl iche Herkunft des Amtes Fohnsdorf haben

wir ke ine Nach r i ch t en . Möglicherweise stellt es alten Strettweger Besitz

dar und wa r d emnach ebenfalls schon im Spätmittelalter bei Reifen­

stein; die Re i fens te iner waren in Fohnsdorf bereits im 14. J ahrhunder t

begütert, wie nachgewiesen werden konnte . Mit Ausnahme von zwei

Hüben und e inem Zehen t war das ganze Amt freies Eigen. Diese zwei

lehenbaren Hüben und den Zehent ha t te Sebald Pögl 1523 von Andre

21 StLA, Urk. n. 4557. 22 StLA, A. Stubenberg 36/230. 23 StLA, Urk. v. 1554 XII 9. 24 StLA, A. Stubenberg 24/155, Inventar Pögl 1565.

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Thurnhofer (oder Dirhofer) erworben, ebenso den Zehenthof zu Fohns­dorf25.

Das kleine Amt Fiatschach mit vier Holden war 1531 vom Stift Seckau zur Herrschaft Reifenstein gekommen26. Das A m t u m J u d e n b u r g mit weit verstreuten Untertanen zu Hetzendorf, Preg. Lind, Zeltweg, Laing, Feeberg, Enzersdorf, Neumarkt, Grössenberg, Pichl bei St. Peter ob Judenburg, bei Judenburg und Katzling, in der Zirknitz bei Stainz und u n t e r d e r P i b e r a l m , war zum Teil freies Eigen, zum Teil aber Lehen von den Grafen von Montfort, vom Stift Goß und von der Herrschaft Murau. Dieses bunt zusammengewürfelte Amt ist durch Kauf von verschiedenen Vorbesitzern in der Zeit zwischen 1521 und 1555 zu­sammengewachsen. Zwei Hüben in Enzersdorf bei Pols hat Sebald Pögl beispielsweise von Wolf Khärner und Blasi Khipferl im Jahre 1534 erwor­ben, einen Egarten zu Pichl von den Zechleuten der Pfarrkirche Sankt Peter ob Judenburg27.

Das kleine Amt i m R e i f l i n g war mit Ausnahme von zwei Unter­tanen Montforter Lehen. Einer der zu diesem Amt gehörigen freieigenen Untertanen war jenes Gut zu Gasselsdorf. das 1533 von Seifried und Balthasar von Gleinz an Sebald Pögl gekommen war. Dieses Amt im Reifling könnte aus Ramungschem Besitz stammen, denn diese Familie war im 15. Jahrhundert nachweislich dort begütert28. Das P h a n n a u e r -a m b t war zur Gänze freies Eigen, und wie schon aus dem Namen ver­mutet werden konnte, von Andre Pfannauer. einem Nachkommen des vormaligen Reifensteiner Pflegers Georg Pfannauer, im Jahre 1530 der Herrschaft Reifenstein verkauft worden. Die Untertanen dieses Amtes waren, wie meist bei solchen zusammengekauften sekundären Gülten, weit verstreut; sie lagen am Hirschfeld bei Scheifling, am Kammersberg,

ta« Grenzen der Bezirkshauptmannschaft

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- grenzen aer urrsgemetnaen

Grenzen der Katastralgemeinden

Rucksassen Amt Reifenstein

Uberlenden

Rücksassen « . . . Amt um Judenburg Uberlenden

Freies Eigen _ , . Amt Krautwiesen Satzburger Lehen

Amt Tschurmair

A

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Rücksassen Amt Winden

Uberlenden

Rucksassen ,-1L , . Amt Unzmarkt Uberlenden

Rucksassen Amt Fohnsdorf

Uberlenden

Amt in der Rachau

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Amt Kainperger

Amt im Reifling

Amt Flatschach

Pfannauer Amt

Jo StA, Trehon/Krumlov: Reifensteiner Urkundeninventar 1612—1666 fol. 61. 26 StLA, A. Stubenberg 36/230: Urbar v. 1555. — StLA, Laa. A. Steuerbuch 1531/28'. 27 StLA, A. Stubenberg 24/155, Inventar Pögl 1565. 28 PfA Judenburg, Ramungsches Urbar von ca. 1450.

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in Hinterburg bei Oberwölz, am Zitzenbach bei Unzmarkt, in der Greith bei Pols, bei Zeiring. in Winden, Götzendorf, Nußdorf, St. Georgen ob Judenburg, in der Lobming, im Tauern, in Zeltweg und in Maria Buch28a.

Die beiden freieigenen Ämter in der Rachau mit vierzehn Untertanen gehen in der Hauptsache auf die Erwerbung der beiden Ämter Mitter­bach (in der Rachau) und Kruegmaier zurück, die Sebald Pögl 1529 von König Ferdinand gekauft hat. Vermutlich sind in diesen beiden Ämtern auch noch jene bei Knittelfeld gelegenen Güter aufgegangen, die die Pögl 1551 von Abt Valentin von Admont erwarben; auch die damals von Pangratz Carmetzl erstandenen Güter lagen bei Knittelfeld29.

Das Amt Unzmarkt, ein landesfürstliches Lehen mit 24 Untertanen, war 1527 von den Brüdern Andre und Hans den Jormansdorfern an Sebald Pögl verkauft worden. Das Amt K h a i n p e r g e r mit fünf Hol­den bei Scheifling und auf der Perchau hatte einem Dr. Khainperg gehört und war 1533 durch Kauf zur Herrschaft Reifenstein gekommen. Dieses Amt war ein Lehen von der Herrschaft Murau30.

Die beiden letzten im Urbar von 1555 genannten Ämter Winden und Tschurmeier waren ziemlich umfangreich; beide sind Erwerbungen des 16. Jahrhunderts. Das Amt Winden war im Besitz des Bistums Gurk gewe­sen; im Gefolge der Quart verkaufte das Bistum diesen abgelegenen Be­sitz im Jahre 1530 der Herrschaft Reifenstein31. Es sind damit wohl jene um Neumarkt liegenden Güter gemeint, die zum Jahre 1530 in den land­schaftlichen Steuerbüchern als Erwerbungen des Sebald Pögl vom Bistum Gurk eingetragen sind. Die Untertanen dieses Amtes finden sich in Win­den, bei Zeiring, zu Laing bei Zeltweg und in Baierdorf bei Weiß­kirchen32.

Als letztes zählt das Reifensteiner Urbar von 1555 das Tschurmeier­amt mit Untertanen im Sulzgraben bei Großlobming, im Schwarzenbach, in der Kathal. im Hölltal, am Grössenberg. bei Zeltweg, Baierdorf, Fohns­dorf und Pols auf. Dieses Amt hatte Georg Freiherr von Pögl im Jahre 1555 mit einer Gült von 51 lb 1 ß 2 d von Joachim Muerer erworben. Mit Ausnahme zweier landesfürstlicher Lehensgüter war auch dieses Amt freies Eigen33. Nach dem Tod des Georg Pögl war dieses Amt

28* StLA, A. Stubenberg 24/155, Inventar Pögl 1565, fol. 4. 29 StLA, A. Stubenberg 24/155. 30 Ebenda. — StLA, Urk. v. 1527 IX 11. 31 StLA, Laa. A., Steuerbuch von 1530/19. 32 H. W i e s n e r, Gurker Urbare (Bistum und Kapitel) in Auswahl aus der Zeit

von 1285 bis 1502. Österreichische Urbare, hrg. von der Akademie der Wissenschaften, 3. Abtlg. Urbare geistlicher Grundherrschaften, 3. Bd. Die Mittelalterlichen Stiftsurbare Kärntens. 1. Teil: Gurker Urbare 1285—1502 (1951).

33 StLA, Laa. A., Steuerbuch 1556/22'. — A. Stubenberg 24/155.

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dem Franz von Teuffenbach auf Sauerbrunn versetzt gewesen. 1560 von Adam Pögl jedoch wieder rückgelöst worden. Von Joachim Muerer hatte Sebald Pögl schon vor 1525 einen Hof zu Obdach und das Aukentalgut gekauft34.

Das ist der Besitzstand der Herrschaft Reifenstein im Jahre 1555, wie er im Urbar aufgezeichnet ist. Darüber hinaus verfügten die Pögl damals über weitere käuflich erworbene Untertanen, die im Urbar von 1555 zwar noch nicht verzeichnet sind, später jedoch fester Bestandteil des Untertanenverbandes waren. Unter diesen noch nicht im Urbar festgehal­tenen Gülten sind vor allem die umfangreichen Liechtensteiner Lehen im oberen Murtal und im Ennstal zu nennen; bereits 1521 war Sebald Pögl von Rudolf von Liechtenstein zu Murau mit drei Lehensgütern im Ennstal belehnt worden, nämlich mit der Melzenwiese bei Wurfenstein (OG Aigen), mit einer Wiese zu Fischern und einer Wiese bei Irdning. die Sebald Pögl dem Peter Maier zu Fischern abgekauft hatte. 1523 erwarb Sebald Pögl von den Erben nach Hanns Unger zwei Güter bei Aussee, 1524 den Gleinhof bei Knittelfeld und die Fischweide im Glein-bach. einige Güter um Judenburg, am Katschwald und im Kienberg; 1527 erstand er eine Reihe von Untertanen am Schönberg, in der Krakau, zu Schöder, zu Hagendorf, am Lerchberg bei Murau, in der Paal, zu Paehern, bei Katsch, in der Laßnitz, am Kammersberg, in Hinteregg und im Wölztal von Moritz Rumpf von Wuelross. dem Burggrafen zu Klagen­furt. 1528 kaufte Sebald Pögl von Rudolf von Liechtenstein Güter um Murau auf Widerlösung, 1529 von Christof Welzer Liechtensteiner Lehen bei St. Ruprecht ob Murau, in der Künsten bei Schöder. in Schöder und am Lerchberg. Schließlich wurde Andre Pögl im Jahre 1553 noch mit drei Bauern bei St. Peter am Kammersberg belehnt, die er von Caspar Portner, Bürger zu Mauterndorf im Lungau, erstanden hatte35.

Einige dieser Güter wurden später von den Liechtensteinern zurück­gelöst, die meisten verblieben jedoch bei Reifenstein und bildeten die beiden Ämter Stadl und Tschuri. Zu den kleinen Liechtensteiner Lehen im Ennstal hatte Sebald Pögl noch weitere Gülten hinzuerworben. die den Grundstock des späteren Amtes Rottenmann abgaben. 1525 ver­kaufte das Chorherrenstift Rottenmann dem Sebald Pögl eine Gült von 30 lb d mit Untertanen zu Strechau und Liezen. Bereits 1509 hatte Sebald Pögl von Pangratz Carmetzer Untertanen bei Rottenmann erworben; an-

34 StLA, Urk. v. 1525 I I I 27. . , ,7TTT M 35 StA, Tfebon/Krumlöv: Liechtensteiner Urkunden von 1521 VIII 3. 1521 VIII 26.

1523 V 12, 1524 VI 30, 1527 IX 14, 1527 IX 26. 1528 ad I 31, 1544 VII 11, Murau. ad 1544 VII 11 Murau, 1545 I 1, 1544 VII 23, Murau. — 1545 X 4, 1548 XI 22. Reifenstein. — StLA, Urk. v. 1553 I 31 Mauterndorf.

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dere Güter um Rottenmann und im Paltental gehen auf ein Erbe von Christof Pögl zurück. Dazu kamen 1521 von Rueprecht Veichter eine Wiese und eine Hube zu Döllach bei Lassing, 1525 von Tiburtz Pögl ver­einzelte Güter um Rottenmann, die zur Herrschaft Reifenstein geschlagen wurden. Von den Grazer Dominikanern kaufte Sebald Pögl 1528 ein Gut zu Maitschern bei Wörschach; von Kunigunde, der Witwe von Gothart Pögl, erhielt er Güter bei Knittelfeld, Strechau, Gaishorn und Rotten­mann; das war 1524 gewesen. Von diesen Gütern vertauschte später Georg Pögl im Jahre 1551 drei Untertanen im Paltental gegen je ein Gut am Karberg, in der Lobming und am Liechtensteinerberg bei Kraubath36. Der Vollständigkeit halber seien auch die beiden Weingärten bei Planken-warth und bei Radkersburg angeführt, die Sebald Pögl 1528 zur Herr­schaft Reifenstein erwarb37.

Durch systematischen Aufkauf von Gülten in der Obersteiermark hatte Sebald Pögl in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts den Grund­stock für die Ausbildung der großen Herrschaft Reifenstein gelegt. Diese ausführliche Untersuchung der Herrschaftsbildung im 16. Jahrhundert war notwendig, um den Stammbesitz von jüngeren Erwerbungen abgren­zen zu können. Als Ergebnis können wir festhalten, daß die mittelalter­liche Herrschaft klein war und sich im wesentlichen auf das Amt Reifen­stein mit Untertanen innerhalb der Pfarre Pols beschränkt hat. Die be­reits im 13. und 14. Jahrhundert abgegebenen Untertanen in der Neu-markter Gegend und im Ennstal scheinen unbedeutende Streubesitzungen gewesen zu sein. Das Amt Krautwiesen mit Untertanen im oberen Pölstal gehörte zwar schon am Ende des Mittelalters zur Herrschaft Reifenstein, scheidet aber als zum Teil Salzburger Lehen vom alten freieigenen Stammbesitz aus. Das Amt Fohnsdorf dagegen dürfte Strettweger Erbe gewesen sein. Alle übrigen Ämter konnten als Neuerwerbungen erwiesen werden, so daß tatsächlich nur das Amt Reifenstein als Stammbesitz ver­blieb. Reifenstein verdankt dem Sebald Pögl nicht nur den Ausbau der Burg zum prächtigen Renaissanceschloß, sondern auch die Vergrößerung des kleinen mittelalterlichen Besitzes zur ausgedehnten neuzeitlichen Grundherrschaft.

Nach 1555 erwarben die Pögl noch einige kleinere Gülten hinzu, dar­unter 1558 von Ruep von Prankh den halben Hof am Rain bei Pols (Jörgl am Rain), 1561 von Georg Pölshofer die Hoferhube zu Pölshof, 1562 von den Saurau das Landgericht Lobming und von Georg Schmelzer den Wel­schen Hammer bei Eppenstein38. Im Jahre 1586 belehnte Erzbischof Ernst

StLA, A. Stubenberg 24/155. — Urk. v. 1525 I 18. — StA, Admont A 89. StLA, A. Stubenberg 24/155. StLA, A. Stubenberg 24/155.

122

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von Köln den Virgil Nädler, Verwalter von Reifenstein, als Gewaltträger der Elisabeth Zäggl geb. Pögl, mit einem Gut am Hohenberg und mit der Kobalthube39.

Das war die Ausgangslage für die Herrschaftsentwicklung der folgen­den zweihundert Jahre. Nach dem Tod Adam Pögls änderte sich in den darauffolgenden Jahren der Erbverhandlungen und -teilungen zunächst wenig am Gültenstand. Von weitreichender Bedeutung sollte dann jedoch die Erwerbung der Herrschaft mit einer Herrengült von 722 lb durch di Brüder Carl und Offo von Teuffenbach auf Sauerbrunn werden (1589) die im gleichen Jahr auch die Herrschaft Offenburg kauften. Im Besitz der drei wichtigsten Herrschaften in der Pfarre Pols erwarben sie weitere Güter hinzu. Beispielsweise kauften sie im Jahre 1582 von den Gerhaben des Christoph Himmelberger Untertanen im Rottenmanner Tauern und um Zeiring, die im Amt Himmelberg verwaltungsmäßig zusammengefaßt waren. Bereits ihr Vater Franz von Teuffenbach hatte 1567 Güter im Bretstein. um Obdach und in Lobming sowie am Grössenberg von Franz Freiherr von Thannhausen an sich gebracht; nur die Untertanen im Bret­stein wurden später zur Spitalsherrschaft Sauerbrunn geschlagen, wäh­rend jene am Grössenberg auf seine Sohne bzw. deren Erben übergingen. 1603 erfolgte die Belehnung Carls von Teuffenbach mit zwei Untertanen zu Reichenfels im Lavanttal. die bereits Friedrich Hofmann von Chri­stoph von Pairn zu seiner Herrschaft Offenburg erworben hatte40. Das kleine Amt Feistritz mit seinen zwei Untertanen hatte ebenfalls Carl von Teuffenbach erworben; den Hof vulgo Jörgl am Rain bei Pols hat er 1594 von Hans Rauchenbergers Erben und eine Hube zu Bergern ob Thalheim von Hans Soll, Mautner zu Rottenmann, gekauft41.

Jene Güter zu Scheifling, die Hemma von Neuhaus 1605 von Seyfridt von Neuhaus und von Hermann Teiller als verordneten Gerhaben und Pfandinhabern der Herrschaft Dürnstein kaufte, scheinen dann im Besitz­stand der Herrschaft Reifenstein auf42. Carl von Teuffenbach hat außer­dem der Herrschaft Reifenstein auch noch altererbte Teuffenbach'sche Stammbesitzungen einverleibt, nämlich das A l t A m t T e u f f e n b a c h mit Untertanen auf der Perchau, bei Oberwölz, in der Toppl bei Scheif­ling, zu Hinteregg bei Oberwölz, Oberweg bei Judenburg, Teufenbach und

39 StA, Trebon/Krumlöv: Liechtensteiner Urk. v. 1586 VI 16. — StLA, Laa. A., Steuerbuch 1562/64. „ , . , , . „ 1 X ~

40 StA, Trebon/Krumlöv: Urkundeninventar der Herrschaft Reifenstein 1612—1660 fol. 3', 8', 44, 62, 60'. — StLA, Gültaufsandung 108/2026.

41 StLA, Laa. A„ Steuerbücher 1594/22. — StA, Trebon/Krumlöv: Lrbar der Hft. Offenburg 1612. — Urbar der Hft. Reifenstein 1618 fol. 13'.

42 StA, Trebon/Krumlöv: Urkundeninventar der Hft. Reifenste.n 1612-1666 fol. 61.

123

Page 7: Die Entstehung der Herrschaft Reifenstein bei Pols filegund von Reifenstein, die Witwe des Otto von Pux, dem Klarissenkloster bei Judenburg Güter zu Kaindorf und St. Lorenzen ob Murau,

Neurnarkt. Auch das seit dieser Zeit bei Reifenstein aufscheinende Amt Irnfritzdorf dürfte über Carl von Teuffenbach zur Herrschaft gekommen sein.

Eine nicht unerhebliche Gültenvergrößerung brachte der Kauf von 30 Untertanen im Jahre 1609 von Romanus von Prankh durch Carl von Teuffenbach. Die Rücksassen dieses neuen Amtes verteilten sich auf Lind bei Scheifling, Schrattenberg. Feßnach, Scheifling, Sillweg, Fohnsdorf, Eppenstein, Kleinlobming, Algersdorf und Murau43. Im Reifensteiner Teilurbar von 1618 scheint erstmals das Amt Trofaiach als Zubehör der Herrschaft auf; in einem Gefällbuch der Teuffenbacher finden wir zum Jahr 1595/96 Eintragungen über Einkünfte aus der „Wägkinischen Gült", die unter den neu erkauften Gütern lief. Zu dieser Gült gehörte auch ein Amt Trofaiach. Es handelt sich dabei um Teile der Gült des Hans Wag-kin, der mit Maria von Teuffenbach verheiratet war. Nach dem Tod des Hans Wagkin hat seine Witwe ihren ererbten Besitz testamentarisch ih­ren Teuffenbachschen Verwandten vermacht; Maria Wagkin ist am 16. 3. 1589 gestorben. Über Carl und Offo von Teuffenbach ist hierauf das Amt Trofaiach zur Herrschaft Reifenstein gekommen433.

Als Carl von Teuffenbach im Jahre 1612 starb, wurde Sauerbrunn dem Stiftungswillen des Franz von Teuffenbach entsprechend Spitalsherr­schaft mit den drei Ämtern Alt Teuffenbach'sches Amt Bretstein. Thanii-hauserisches Amt Bretstein und Amt Feistritz. Reifenstein und Offenburg mit den dazugehörigen Ämtern wurden geteilt und je eine Hälfte den Erben zugewiesen, was eine weitgehende Zerreißung der gewachsenen Ämter mit sich brachte; diese Teilämter wurden dann wieder zu neuen Verwaltungseinheiten zusammengefaßt, Offenburger und Reifensteiner Untertanen vermengt, die Ämter selbst umbenannt. Es würde zu weit führen, alle diese Teilungen und Ämterverschiebungen im einzelnen zu verfolgen.

Aber auch unter den Erben des Carl von Teuffenbach blieb die Herr­schaftsentwicklung nicht auf dem übernommenen Stand stehen; der Gül­tenstand änderte sich durch Zu- und Verkäufe. Vor allem Appolonia von Landau hat 1629/30 ihrem Pfleger Christoph Viehhauser zahlreiche im Pölstal gelegene Untertanen von den Herrschaften Reifenstein und Offen­burg verkauft, aus denen sich später die beiden Ämter Bretstein-Tauern und Gusterheim der Gült Gusterheim zusammensetzten. Unter diesen ab­gegebenen Untertanen ist vor allem der Spachhof in Unterkurzheim zu er­wähnen, an dessen Stelle 1661/63 das Schloß Gusterheim erbaut wurde,

43 StLA, Laa. A., Steuerbuch 1609/60'. 43" StA Trebon/Krumlöv, Bücherreihe V/63 fol. 139 — Urk. v. 1591 VII 22—24

— StLA Steuerbücher 1591/13, 1613/15.

124

und der Panzerhof in Dörflern bei Pols. 3 lb d auf einer Hube am Wimml ob Murau kamen 1622 an Wilhelm Monatschein aus Murau, 2 lb im Jahre 1625 an Seyfrid Püchler und 27 lb 6 ß 28 d im Jahre 1627 an Ortolf Frei-herrn von Teuffenbach44.

Die beiden Ämter Ä i n l e z i g e G ü l d t A m b t P ö l s s u n d A r n -d o r f u n d S t e g d o r f, wie sie in den Reifensteiner Urbaren aus der Mitte des 17. Jahrhunderts aufscheinen, sind im Jahre 1621 an Anna Eli­sabeth von Wölz geb. Stubenberg gekommen, die beide Ämter 1643 an Christoph Alban von Saurau verkaufte, der damals Teilbesitzer von Rei-fenstein-Offenburg war. Im A i n 1 e z i g e n A m b t finden sich Unter­tanen im Pölstal, am Grössenberg, im Feistritzgraben und bei Weißkir­chen, im Amt A r n d o r f sind Untertanen aus der Neumarkter Gegend zusammengefaßt; Stegdorf liegt an der steirischen Grenze bei Friesach45.

Das Amt R a i n i n g e r, dag nach der Raningerhube in der Greith bei Pols benannt ist, ist im Urbar von 1663 mit weit verstreuten Untertanen eingetragen, die von insgesamt zehn Vorbesitzern zwischen 1632 und 1644 von Christoph Alban von Saurau zusammengekauft worden sind: Am 22. März 1632 von Christoph Khürchpichler ein Untertane in Bret­stein und einer zu Allersdorf, am 15. Oktober 1633 von Simon Messerer einer zu Oberwölz, am 8. Jänner 1634 zwei am Paißberg bei Weißkirchen von Christof Schaffmann, am 9. März 1637 von Christoph Wollesser zehn Untertanen in der Kathal, im Tauern, zu Mauterndorf bei Pols, Fiat­schach, Feistritz, St. Georgen ob Judenburg und am oberen Pölshals (Greith bei Pols). Den Welschen Hammer bei Obdach erwarb Graf Saurau 1638 von Friedrich Christoph Plassen, fünf Holden im Tauern, zu En­zersdorf und in der Greith am 18. Mai 1639 von Philipp Ebner im Teufen-bach (Allerheiligengraben bei Pols). Der von zehn Oberzeiringer Hofstät­ten fällige Überzins kam im Jahre 1639 durch Kauf von der Witwe und den Erben nach Dionysi Adlwöhrer hinzu. Am 10. November 1643 erwarb Christoph Alban Graf Saurau von Georg Philipp von Gerau neun Unter­tanen bzw. Überlenden, darunter den Meierhof zu Pölshof. Zuletzt kaufte Graf Saurau 1644 von Herrn Riedlmayr zu Brück an der Mur den Riedl-mayrhof zu Fisching bei Weißkirchen und die Rünhube im Katschwald bei Judenburg46.

Als Gregor Freiherr von Sidenitsch 1656/59 beide Besitzhälften von Reifenstein/Offenburg erwarb, waren sie wieder in einer Hand vereinigt. Er vergrößerte die Herrschaft weiter: Am 13. Mai 1671 erwarb er von

StLA, Gültaufsandungen 45/863. 45 StLA, Laa. A.. Steuerbücher 1643/35'. — StA, Trebon/Krumlöv: Urkunden-

mventar der Hft. Reifenstein 1612—1666 fol. 53. 46 StLA, Stockurbare 62/142 fol. 21—25'.

125

Page 8: Die Entstehung der Herrschaft Reifenstein bei Pols filegund von Reifenstein, die Witwe des Otto von Pux, dem Klarissenkloster bei Judenburg Güter zu Kaindorf und St. Lorenzen ob Murau,

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Cathar ina Regina Paye r l echner , ve rehe l i ch te Mühlwischin , die Gült Gu­

s terheim mi t 30 Un t e r t anen im Amt Pö l s ta l (Gebiet de r P f a r r e Pols),

11 Un t e r t anen im Amt B r e t s t e i n /Taue rn u nd 5 im Amt Gasselsdorf47.

Du r ch Gül tentausch e r fuhren die n u n m e h r ve re in ig ten Her rschaf ten Rei-

fenstein-Offenburg-Gusterheim k le inere V e r ände r ungen : 1670 wurden

von Graf He inr ichsberg zwei Gü te r im Teufenbach (Diest l inger und Than-

ner) erwechselt , 1671 von der He r r scha f t P i ch lhofen der Steinberger-

heimsitz in Enzersdorf , um nu r e inige zu n ennen . Die meis ten Tausch­

geschäfte fallen in die J ah re 1668 bis 1672. 1681 wu rden noch von der

K i rchengül t St. Marein bei Neuma rk t zwei H ü b e n und fünf Grundstücke

zu Oberndorf bei Unzmark t gegen Un t e r t a n en bei N e u m a r k t und Scheif­

ling eingetauscht48 .

Damit ha t t e die Her rschaf t Rei fenste in die g röß te Ausdehnung vor

dem Übergang an die Fü r s t en Schwarzenberg e r r e i ch t . Mit fast 500 rück-

sässigen Un t e r t anen bzw. Übe r l ebenden gehör t e sie zu den wichtigsten

Grundher r schaf ten des Landes . I h r e Un t e r t a n en lagen im ganzen oberen

Murta l vers t reut , zwischen P red l i t z und Trofa iach , zwischen St. Salvator

in Kä rn t en und dem Enns-Pa l ten ta l . Einige wenige , d e r en Herkunf t un­

k lar ist, finden sich sogar noch in F r iesach bei Peggau und Deutsch­

feistritz.

1698 kam der ganze Besitz der ve re in ig ten He r r s cha f t en durch Kauf

an den Fü r s t en Schwarzenberg, der 1708/09 auf se inen zahlre ichen Herr­

schaften des oberen Murta les eine Ve rwa l tungs re fo rm i nne rha lb der Äm­

ter zu dem Zweck du rchführ te , die Un t e r t a n en de r e inze lnen Ämter je­

weils der zunächst gelegenen Her r schaf t zuzute i len . Damals wurden zahl­

reiche Ämter t ransfer ier t , a l te Zusammengehör igke i t en und gewachsene

E inhei ten aufgelöst und neue gebildet . Die He r r s cha f t Reifenste in verlor

damals an die Herrschaf t Murau die Ämte r S tadl , Tschur i , Teufenbach

und Stegdorf und vier Un t e r t anen an die He r r s cha f t F r auenbu rg . Dafür

e rhiel t Reifenstein von der Her r schaf t Scheifling die Ämte r Raßnitz bei

Kni t te l fe ld , Fohnsdorf , Allersdorf, S t re t tweg , e in Am t in Kä rn t en sowie

das freie Berggut Sobiak von der He r r scha f t Sch ra t t enberg . Von der

Her rschaf t F r auenbu rg kamen zur He r r scha f t Re i fens te in : 24 Heinrichs-

pergische Un t e r t anen im Amt Messerer und das Amt Dietersdorf. Die

Her rschaf t Murau t r a t d re i Un t e r t anen an Re i fens te in ab. Zum Teil wur­

den die a l ten Ämter umgrupp ie r t und zu n euen , lokal geschlossenen Ver­

wal tungseinhei ten zusammengefaßt .

Durch diese Ämter t rans fe r i e rung e rgab sich e ine bedeu tende Gült-

47 StA, Trebon/Krumlöv: Verkaufsurbar der Gült Gusterheim 1671. 48 StA, Trebon/Krumlöv: Urbar der Hft. Reifenstein 1698 n. 3057. — StLA,

Laa. A., Seh. 1463: Urbar der Herrschaft Reifenstein 1673.

128

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summenveranderung. Vor dieser Reorganisation hatte die Herrschaft Rei-

h a r t e m eine Gu l t summe von 6995 fl. 5 ß 13»/8 d zu verzeichnen 1709

wurden Un t e r t a n en im Gül twer t von 2410 fl. 7 ß IOV2 d von d e r 'He r r

schaft a bge t r enn t ; d u r ch Zuweisung der oben angeführten Ämter erfuhr

die Herrschaf t j edoch e inen Zuwachs von 4713 fl. 3 ß 243A d so daß sie

nunmehr bei e iner Endsumme von 9298 fl. 1 ß 275/s d einen faktischen

Zuwachs von 2302 fl. 4 ß I4V2 d zu verzeichnen hatte49.

Von d ieser R e f o rm an änder te sich nur mehr wenig am Besitzstand der Herrschaf t . 1779 wurden die drei weitab vom Herrschaftssitz ge­legenen P e g g a u i s c h e n Unter tanen in den Katastralgemeinden Frie-sach, Deutschfeis t r i tz und St. Mauritzen bei Peggau dem Stift Voran ver­kauft50.

49 Schwarzenbergsches Herrschaftsarchiv Murau (SAM) I cl. A, Nr. 51. — StA, Ifcbon/Krumlöv: Urbar der Herrschaft Reifenstein 1698. — StLA, MThK H J 88.

50 StLA, Laa. A., Steuerbücher 1779/13'.

S 129

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