Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau · des Spätmittelalters in einer Markt- oder...

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Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

Dieter Schwaiger

Handels- und Poststraße von Passau nach Würzburg über Hemau. Bearbeiteter Ausschnitt aus der „Post-Karte von Baiern” von A. v. Coulon, 1812

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Die Stadt Hemau kann auf eine lange Brautraditionzurückblicken, die bis in die Zeit der Stadtgründungim 14. Jahrhundert zurückreicht. Über Jahrhundertehindurch war Bier nicht nur ein wichtiges Nahrungs-mittel für die Bewohner, sondern auch eine bedeutendeEinnahmequelle für Brauer, Wirte und nicht zuletztfür die Stadt selbst.

Ein Kommunbrauhaus versorgte jahrhundertelangdie Bewohner mit Bier, erst im 19. Jahrhundert ent-standen mehrere Privatbrauereien. 1870 existierten inHemau zehn Brauereien. Doch keine der zahlreichenBraustätten konnte das 20. Jahrhundert überleben.1998 wurde mit der Brauerei Donhauser der letzteBrauereibetrieb in Hemau eingestellt.

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Wirtschaftliche Prosperität Hemausdurch den Transitverkehr

Ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Entwick-lung Hemaus war der Transitverkehr, der durch dieStadt führte und der auch zu einem prosperierendenBrau- und Gastwirtschaftsgewerbe geführt hatte.Hemau liegt an einer ehemaligen Handelsstraße, dievon Wien über Regensburg und Nürnberg nachFrankfurt führte. Diesem Verkehrsweg verdankt Hemauseinen Aufstieg zur Stadt und zum beherrschendenWirtschafts- und Verwaltungszentrum einer ganzenRegion, die man heute noch mit dem alten Namen„Tangrintel“ bezeichnet.2 Seit dem 12. Jahrhundertzogen deutsche Könige auf dem Weg nach Regensburgdurch die Stadt, wie eine Urkunde König FriedrichBarbarossas aus dem Jahr 1166 vor Augen führt.1505 wurde Hemau Sitz eines pfalzneuburgischenPfleggerichtes und einer Mautstation. Über Hemaubrachten Kaufleute Waren aus den südosteuropä-ischen Donauländern in die Zentren an Main undRhein, nicht zu vergessen das kostbare bayerischeSalz, das auf den Salzstraßen über Regensburg-He-

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

Im Folgenden soll die Entwicklung des Brauwesensin Hemau von den Anfängen bis in unsere heutigeZeit nachgezeichnet werden. Die Vorarbeiten zu die-sem Beitrag reichen auf ein Arbeitsprojekt zur Erfor-schung des Braugewerbes in Hemau zurück, das derKreisheimatpfleger Dr. Thomas Feuerer 2008 initiierthatte und im Mai 2009 mit einem Vortrag des Ver-fassers im Zehentstadel Hemau über die Entwicklungdes Brauwesens in Hemau sowie mit einer Ausstellungvon Ernst Böhm über Hemauer Bierkeller seinen vor-läufigen Abschluss fand.1

Um die Brauereientwicklung der Stadt Hemau besserverstehen zu können, muss zunächst auf die wirt-schaftliche Bedeutung der Lage Hemaus an der Regens-burg-Nürnberger Handelsstraße hingewiesen werden.

Die Anfänge des kommunalen Brauwesens –Brauen als bürgerliches Recht

Das Bierbrauen zählte in der Oberpfalz seit den frü-hesten Anfängen der Märkte und Städte zu den bür-gerlichen Rechten, die sich bei der Gründung derKommunen herausbildeten und die schließlich Ein-gang in das vom Stadtherrn verliehene Markt- undStadtrecht fanden. Gebraut wurde zunächst in deneinzelnen Häusern für den eigenen Bedarf. Bald schlos-sen sich mehrere Bürgerfamilien zusammen und ließenihren Bierbedarf durch einen spezialisierten Handwerker,den Bierbrauer, in einem gemeinsamen Brauhaus her-stellen. Die Produktion war billiger und die Qualitätdes Bieres besser. Auf diese Weise entstanden währenddes Spätmittelalters in einer Markt- oder Stadtgemeindemehrere kleine bürgerliche Brauhäuser, die das Bierzum eigenen Hausbedarf der Mitglieder herstellten.Mit dem Braurecht verbunden war aber auch dasRecht, das gebraute Bier in eigenen Stuben zu ver-leitgeben, d. h. zu verkaufen. Damit war Bier auchzu einer Ware geworden. Gleichzeitig entstand dieIdee des Kommunbrauens, das sich hauptsächlich inder heutigen Oberpfalz und in Franken zu einer spezi-fisch bürgerlichen Organisationsform des Brauwesensentwickelte.4 Allgemeines bürgerliches Braurecht,

mau-Nürnberg oder auch von Salzburg über Landshut-Kelheim-Hemau nach Nordwestdeutschland umge-schlagen wurde.3 Die Stadt lebte von diesem Tran-sitverkehr, bis sich die Eisenbahn zu einer mächtigenKonkurrenz für die alten Handelsstraßen entwickelte.Trotz des Rückgangs des Transitverkehrs im 19. Jahr-hundert bildeten viel besuchte Viehmärkte sowie einreichhaltiges gewerbliches Angebot für Stadt- undLandbewohner und zentrale staatliche Dienstleis-tungsbehörden wie Amtsgericht, Rent- und Bezirksamteinen bedeutenden Markt für das Braugewerbe inHemau.

Kommunbrauhäuser in der Oberpfalz(aus: Doris Utzat, „Unter dem Flinter“. Rund ums Laufer Bier, Lauf 1990, S. 12)

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Auch den Bürgern der Stadt Hemau wurde das Brau-recht vom Stadtherrn in einem Freiheitsbrief bestätigt.Stadtherren von Hemau waren nach dem Aussterbender Grafen von Hirschberg im Jahr 1305 die Herzögevon Bayern. 1350 wurde den Bürgern von Hemaudurch den Markgrafen Ludwig den Brandenburgersubsidiär zum althergebrachten Recht das MünchnerStadtrecht verliehen.5 In München war um diese Zeitden Bürgern das Brauen vom Herzog erlaubt, wasdamit auch für die Bürger von Hemau gelten sollte.Man darf aber davon ausgehen, dass schon in derZeit, als noch die Grafen von Hirschberg die Landes-herrschaft auf dem Tangrintel innehatten, ein Brau-recht für die Bürger des damaligen Marktes Hemaubestand, dass also das bürgerliche Braurecht um 1350schon zum althergebrachten Recht der Stadt Hemaugehörte. Einen expliziten Hinweis auf das bürgerlicheBraurecht enthält der so genannte „Hemauer Frei-heitsbrief“, mit dem Herzog Siegmund der Stadt He-mau im Jahr 1465 ihre Rechte bestätigte. Dort heißtes im Artikel 5 und 6:

Zum fünfften, das sich die Bruyer in der benannten unnserStat Hembawr sullen fürsehen mit melltzen und mitBruyen nach notdurfft, damit das man hinfür guts Piersgenug da habe, und So sy anheben ze Bruyen, So sol manhinnach khain pier über sy hinein fürn, dieweil sy pierhaben. Zum Sechstn, das man wein und pyer ungeuerlichsol setzen, als von allter herkomen ist. 6

Auch die Herzöge von Pfalz-Neuburg bestätigtennach 1505 der Stadt das Recht zum Brauen. Ein wert-volles Relikt der Hemauer Stadtgeschichte ist der Frei-heitsbrief von 1615, mit dem Herzog Wolfgang Wilhelmvon Pfalz-Neuburg den Hemauer Bürgern ihre alten

Herzog Wolfgang von Pfalz-Neuburg(aus: Von Kaisers Gnaden. 500 Jahre Pfalz-Neuburg. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2005,Augsburg 2005, S. 386)

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gemeinsame Nutzung einer kommunalen Braustätteund genossenschaftlich geregelter Verkauf des gebrau-ten Bieres in privaten bürgerlichen Schenken sind dasPrinzip des Kommunbrauwesens in der Oberpfalz.

Freiheitsbrief der Stadt Hemau von 1615

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für den Hausbedarf. Bier war teurer als einheimischerWein und schmeckte auch nicht so gut. Dies ändertesich jedoch spätestens im 16. Jahrhundert, als dasBier in Bayern endgültig den Weinausschank ver-drängte und die Herstellung des Bieres durch dasbayerische Reinheitsgebot von 1516 landesweit obrig-keitlich geregelt wurde.8 Der Rückgang des Weinkon-sums infolge einer Klimaveränderung und die Stei-gerung der Qualität des Bieres führten zu einem enor-men Anstieg der gewerblichen Bierproduktion, wasman an der vermehrten Zahl von Brauereigründun-gen im 16. Jahrhundert erkennen kann.9 Mit demBierausschank ließen sich fortan auch gute Gewinneerzielen. Darum waren sowohl der Landesherr alsauch die Landstände (Adel, Klöster, Bürger) bestrebt,mit dem Brauwesen und dem Verkauf von Bier ihre

Rechte bestätigte, wozu auch das Braurecht gehörte.Auf die beiden Freiheitsbriefe von 1465 und 1615 be-riefen sich die Hemauer Bürger noch im 19. Jahr-hundert, wenn sie ihre Braurechte begründen mussten.So heißt es in einem Akt aus dem Jahr 1852:Vermög den in diesseitiger Registratur aufbewahrtenFreiheitsbriefen wurde der hiesigen Bürgerschaft in denJahren 1465 und 1615 die Berechtigung erteilt, in demhiesigen Kommunbrauhaus braunes und weißes Biererzeugen zu dürfen […].7

Errichtung von Kommunbrauhäusern

Im späten Mittelalter war Bier im Süden Deutschlandsnoch keineswegs ein beliebtes Volksgetränk und auchkein hochwertiges gewerbliches Gut, mit dem manHandel betreiben konnte. Man braute in erster Linie

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Sie ist im Stadtarchiv aufbewahrt und gehört nebenden Freiheitsbriefen mit zu den wertvollsten schrift-lichen Zeugnissen für die Braugeschichte von Hemau.Dieser Bierbrauordnung wird darum auch ein eigenerBeitrag in diesem Band gewidmet.11

Einen weiteren Hinweis auf die Baugeschichte desHemauer Brauhauses enthält das Bürgerbuch vonHemau.12 Darin ist verzeichnet, dass der ZimmermeisterHans Waffler im Jahr 1665 das Bürgerrecht geschenktbekommen hatte, weilen er sich bey Erpaung des Prey-hauses und sonsten wohl verhalten habe. Daraus ließesich schließen, dass nach Beendigung des Dreißig-jährigen Krieges ein Wiederaufbau oder Neubau desHemauer Bräuhauses notwendig war, zumal die Stadtvor allem in den 30er Jahren durch Einquartierungen,Truppendurchmärsche, Plünderungen und Kontribu-tionen sowohl kaiserlicher als auch schwedischer Sol-daten aufs Bitterste zu leiden hatte, wovon die Berichteder Chronik von Hemau ein anschauliches und traurigesBild vermitteln.13 1656 wird berichtet, dass der Prü-feninger Abt Roman in Hemau das Haus des Leonhardum 300 Gulden erkauft hat und darin eine Mälze er-richten ließ.14 Um das Jahr 1658 dürfte der obenerwähnte Neubau des Brauhauses erfolgt sein, da indiesem Jahr der Stadt vom neuburgischen Landes-herrn das Weißbiersieden bewilligt worden ist.15 Auchbei dieser Baumaßnahme erfolgt kein Hinweis aufden Standort des neuen Bräuhauses. Erst 1689 wirdwiederum in der Chronik von Hemau berichtet, dassbei dem Communbrauhause an der Stadtmauer nebendem Eichgraben ein Anbau zum Aufbewahren des Kufen-geschirrs gemacht wurde.16 Da noch im 19. Jahrhun-dert dieser Eichgraben an der Stadtmauer genanntwurde, der als Zisterne für das im Brauhaus benötigteWasser diente, lässt sich die Lage des Kommunbrau-hauses sicher lokalisieren. Es befand sich an der Stadt-mauer am Unteren Tor (heute: Unterer Stadtplatz 9)unmittelbar an der vorbeiführenden Hauptstraße.

Kassen zu füllen. In der Oberpfalz, in der ja jederBürger eines Marktes oder einer Stadt das Braurechthatte, entstanden im 16. Jahrhundert viele Kommun-brauhäuser, d. h. gemeindeeigene Braustätten, dievon den brauberechtigten Bürgern zur Herstellungvon Bier gegen Zahlung einer Gebühr benützt werdenkonnten. Um Konkurrenz von außen abzuhalten,wurde der „Kommunbrauzwang“ eingeführt. Die Her-stellung von Bier in der Stadt war nur noch im kom-munalen Brauhaus möglich und keinem Wirt war eserlaubt, Bier von einer auswärtigen Brauerei aus-zuschenken.

Zur Frühgeschichte des Hemauer Kommunbrauhauses

Auch in Hemau wurde ein bürgerliches Brauhaus er-richtet, das erstmals im Jahr 1615 als preihauß genanntwird, dessen Anfänge aber bis ins 16. Jahrhundertzurückreichen dürften.10 Der Standort dieses Brau-hauses ist nicht überliefert. Grundsätzlich waren inHemau alle Bürger brauberechtigt, in der Praxis brautejedoch vor allem eine Gruppe von Wirten und Metz-gern, die das gebraute Bier in ihren Tafernwirtschaften,Bierschenken und privaten Kommunbraustuben ver-kauften und damit ihren Lebensunterhalt verdienten.Das Brauen in Form einer Braugemeinschaft gleichbe-rechtigter Bürger wurde in einer städtischen Brau-ordnung geregelt. Bis heute hat sich eine HemauerBier Preu Ordnung aus dem Jahr 1615, also noch ausder Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg, erhalten.

Ausschnitt aus der Bierbrauordnung von 1615

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Wolff WeichserChristan PlabhornHanns Weber

6 1/2 Sude4 Sude3 Sude

Wie funktionierte das Kommunbrauwesen?

Wer von den Bürgern brauen wollte, musste sich beimMagistrat anmelden. Die Brauzeit war damals ausproduktionstechnischen Gründen auf die kalten Monatedes Jahres beschränkt. Die Brauperiode begann mitdem Fest Michaeli am 29. September und endete am23. April (Georgi). Da alle brauenden Wirte das Kom-munbrauhaus gemeinsam nutzten, wurde vom Magis-trat die Reihenfolge des Brauens durch Los festgelegt.17

Die Kommunbrauer mussten die benötigte Gerste undden Hopfen selbst anliefern. Die Rohstoffe stammtenin der Regel aus der eigenen Produktion, was jedochvoraussetzt, dass die brauenden Wirte auch über eineeigene Ökonomie verfügten. Ebenso hatten die Wirtedas benötigte Holz für die Befeuerung des Sudkesselsund der Malzdarre zu liefern. Gebraut wurde braunesGerstenbier. Die Produktionsmenge war von der Größedes Sudkessels und der Auslastung des Brauhausesabhängig. Je mehr Wirte sich zum Brauen anmeldeten,desto mehr war für den einzelnen die Möglichkeitder Brauhausbenutzung eingeschränkt. Für die Be-nutzung des Brauhauses muss-te jeder Brauer der Stadtgemein-de eine Gebühr bezahlen. Mannannte diese das „Kesselgeld“.Um 1750 betrug das Kesselgeldin Hemau noch 30 Kreuzer, eswurde von 1792 an auf einen,zwei und mehrere Gulden er-höht.18 Das Kesselgeld zähltezu den Einnahmen der Stadt,wurde in Kesselgeldrechnun-gen verzeichnet und diente zurBestreitung der Ausgaben fürdie bauliche Erhaltung des Kom-munbrauhauses und der Repa-ratur bzw. Neuanschaffung desbenötigten „Braugeschirrs“.

Die älteste Kesselgeldrechnung im Stadtarchiv Hemaustammt aus dem Jahr 1630, noch vor der Zeit dergroßen Plünderungen in den Jahren 1632/33.19 DasKesselgeld betrug damals 211/2 Kreuzer pro Prew, d.h.pro Sud. In der Brausaison von 1630/31 brauten ins-gesamt neun Bürger, die namentlich angegeben wer-den. Die gesamte Produktion belief sich auf 24 Sude.Dafür nahm die Stadt 8 fl 36 x ein. Nimmt man einedamals übliche Kesselgröße von 32 Eimer an, soergäbe sich eine Gesamtproduktionsmenge von ca.492 Hektoliter. Unter den neun brauenden Bürgernsind drei, die auffallend viel brauten. Dabei dürfte essich um Tafernwirte handeln, deren Ausschank auf-grund ihres Wirtschaftsrechtes zeitlich nicht beschränktwar. Es handelt sich dabei um folgende Wirte, diefast die Hälfte der Gesamtmenge brauten:

Kesselgeldrechnung in der Stadtkammerrechnung von 1630

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Gebraut hat das Bier ein meist erfahrener, fachlichausgebildeter und qualifizierter städtischer Braumeister,der als Kommunbraumeister vom Magistrat eingestelltund bezahlt worden ist. Mehrere Braugesellen dientenzu seiner Unterstützung beim Mälzen, Darren, Siedenund Abfüllen des fertigen Suds in ein großes Fass.Bier durfte bekanntlich nach dem Bayerischen Rein-heitsgebot von 1516 nur aus Gerste, Hopfen undWasser, d.h. ohne aromatische Zusatzstoffe gebrautwerden, wie es im späten Mittelalter durchaus üblichwar.20 Das Fass mit dem frischen Sud transportierteder brauende Wirt zu seinem Anwesen. Im Hauskellererfolgte die Gärung des Winterbieres. So nannte mandas Bier, das nach der Gärung und einer kurzen Lager-zeit in den kalten Monaten sofort ausgeschenkt wer- den konnte. Da man für die obergärige Bierherstellungnicht so tiefe Temperaturen, nämlich 15-20° C benö-tigte, konnte es im Hauskeller hergestellt werden.

Anders war es beim Sommerbier. Dieses wurde zwarauch in der Brauperiode gesotten, war aber erst fürdie warmen Monate zum Ausschank bestimmt. Manbezeichnete dieses Bier auch als „Märzenbier“, weiles im März gebraut wurde. Um die Haltbarkeit desSommerbieres zu erhöhen, hat man es stärker ein-gebraut und gehopft. Ferner wurde es mit untergäriger,d. h. mit sich am Boden absetzender Hefe hergestellt,wozu man jedoch kühle Gärkeller mit Temperaturenvon 6-9° C brauchte. Nach der Gärung lagerte manes in möglichst kühlen Kellern und schenkte es währenddes Sommers fassweise aus. Doch nur die großen Wir-te, meist Tafernwirte, konnten sich in die Erde gebaute,mit Bruchsteinen gemauerte oder direkt in den Felsengehauene „Sommerkeller“ leisten, die zudem meistunter einem Stadel lagen oder mit Kastanienbäumengegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt waren.Solche Keller kamen vor allem seit dem 18. Jahrhundert

Abholung eines Fasses vom Kommunbrauhaus Beratzhausen

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in Gebrauch. Roman Degl berichtet in seiner HemauerChronik, dass in Hemau vor 1750 nur zwei Sommer-keller bestanden, der Schackkeller und der Dannen-baumkeller (= Tannenbaumkeller).21 Der Schackkellerbefand sich beim Neuen Tor und gehörte zur Tafern-wirtschaft Zum Hirschen. Der später volkstümlich alsHirschenkeller bezeichnete Sommerkeller ist heutenicht mehr vorhanden, ebenso der Tannenbaumkeller(PlNr. 218), der sich direkt unter einem Stadel in derDietfurter Str. 16 befand. Degl schreibt auch, erst seit1800 seien mehrere Sommerkeller entstanden.22 Inder Tat werden im Häuser- und Rustikalsteuerkatastervon 1808 sieben Stadel mit Sommerkeller genannt.23

Eiskeller, d. h. gewölbte, aus Bruchsteinen und Ziegelnerbaute Sommerkeller, die mit Natureis gefüllt wurden,um eine gleichbleibende, kühle Luftzirkulation zuerreichen, sind eine Erfindung des19. Jahrhunderts und wurden in unserer Gegend meisterst seit 1840 errichtet. In Hemau entstand beim Neu-bau der Brauerei Donhauser im Jahr 1909 erstmalsein Eiskeller. Das zum Kühlen benötigte Eis wurde imWinter aus Weihern und Wassergräben geschnitten,zerstückelt und in die Eiskeller gefüllt. Bald fandenauch so genannte „Eisgalgen“ oder „Eisgerüste“ zurErzeugung von Eis Verwendung, die in Hemau nochbis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts im Einsatzwaren, wie der Hemauer Altbürgermeister Hans Schusterin seinen Jugenderinnerungen berichtet.24 Die Kühlungdes Bieres war früher das Hauptproblem für den Kon-sum qualitätsvollen Bieres in den warmen Monaten.Oft kam es vor, dass es säuerlich schmeckte oder garnicht mehr genießbar war.Das gelagerte Bier wurde in „Eimer“ gemessen, einMaß für Flüssigkeiten, wobei in Bayern 1 Eimer =60 Maß = 64,14 Liter entsprach. Nach einer Verordnungvon 1811 für das Königreich Bayern durften aus5 Scheffel trockenen Malzes 35 Eimer Winterbier und30 Eimer Sommerbier gesotten werden.25 Bevor das

Bier verkauft werden konnte, wurde es vom Magistratbezüglich seiner Qualität geprüft. Diese Prüfung fandim Rahmen der Viktualienkontrolle, heute würde manLebensmittelkontrolle sagen, in Form einer Keller-visitation statt. Geprüft wurde das gelagerte Bier hin-sichtlich Geruch, Farbe und Geschmack. Als Kontrol-leure fungierten ein Sachverständiger, also ein erfah-rener Braumeister, und ein Mitglied des Stadtrats. Diebeiden Bierprüfer wurden in Hemau als piersezerbezeichnet.26 Nach der amtlichen Kontrolle konntedas Bier von den Wirten verkauft werden und zwarin den konzessionierten Gasthäusern und Bierschenken,aber auch in privaten Wirtsstuben, die nur geöffnetwaren, wenn der brauende Wirt mit dem Ausschankan der Reihe war. Der Turnus des Ausschanks dauertein der Regel 14 Tage. Ein Bierzeiger, in der nördlichenOberpfalz als Zoigl bezeichnet, in Hemau schon inder Brauordnung von 1615 Zeigl genannt, signalisiertedem Gast, in welchen Wirtsstuben frisches und vomMagistrat genehmigtes Kommunbraubier ausgeschenktwurde. Der Zeigl/Zoigl war ein sechszackiger Stern,der für alle sichtbar an einer Stange beim Eingang indie Wirtsstube befestigt wurde. Der sechszackige Sternist ein altes Braueremblem, das schon im späten Mit-telalter als Symbol der Brauer belegt ist.27 Heute wirdin der gesamten Oberpfalz das nach alter Traditionselbst gebraute und in Kommunbraustuben unfiltriert

Ein typischer Zoiglstern aus der Oberpfalz

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ausgeschenkte Bier als Zoiglbier oder kurz Zoigl be-zeichnet.28 Bier konnte auch über die Gasse, d. h. imKrug an Abholer und über den Reifen, gemeint warfassweise verkauft werden. Der Preis des Bieres wurdein Bayern seit 1811 durch das so genannte „Biersatz-regulativ“ amtlich festgelegt. Zwischen 1811 und 1842lag der Preis für eine Mass Winterbier bei 3-4 Kreuzer,für Sommerbier bei 4-5 Kreuzer.29 1870 zahlte man6 Kreuzer für eine Mass Winterbier und 7 Kreuzer füreine Mass Sommerbier.30

Herstellung von Weizenbier

Im 16. Jahrhundert wurde eine neue Brauweise fürWeizenbier aus Böhmen auch in Bayern heimisch.Neben dem „braunen“ Gerstenbier gab es nun auchdas obergärig gebraute Weizenbier, das in WeißenBrauhäusern wie z. B. seit 1607 in Kelheim hergestelltwurde.31 Die Produktion von Weizenbier war im Her-zogtum Pfalz-Neuburg ebenso ein Monopol desLandesherrn wie in Bayern. Die Errichtung von WeißenBrauhäusern brachte dem Herzog gute Einnahmen.Die pfalzneuburgischen Landesfürsten haben zunächstdas Recht zum Weißbiersieden den Landständen gegenZahlung gewährt. Erst der in Düsseldorf regierendepfälzische Kurfürst Johann Wilhelm begann 1708eigene herrschaftliche weiße Brauhäuser zu errichten.32

So entstanden 1709 Weißbierbrauereien im Schlossvon Lauingen, in Burglengenfeld, Beratzhausen, Hei-deck und in Hilpoltstein.33 In Burglengenfeld und inBeratzhausen sollte der gesamte Weißbierbedarf fürdie nordgauischen Ämter des Herzogtums Pfalz-Neuburg gebraut werden. Das im Markt Beratzhausenerrichtete herrschaftliche Weiße Brauhaus bestandjedoch nur wenige Jahre, 1709 bis 1720.34 AuchHemau hatte 1658 vom pfalzneuburgischen Landes-fürsten das Weißbierbraurecht erhalten.35 Dieses wurdebis 1755 vom Magistrat ausgeübt, dann jedoch ver-pachtet.

Die Chronik von Hemau schreibt dazu:

Obwohl früherhin der Verbrauch weißen Bieres vielnamhafter war als gegenwärtig, indem einerseits dieBürger an braunem Biere großenteils nur ihren Hausbe-darf erzeugten, andererseits aber auch in Folge des da-maligen Mangels an Sommerkellern das zum Verschleißebestimmte Lagerbier fast immer schon Mitte Juli zu Endeging, zehrte dennoch die kostspielige Administration denErtrag der Weißbierbrauerei beinahe gänzlich auf, unddie Gemeinde versuchte es daher, diesem Gewerbsrechtdadurch eine höhere Rente abzugewinnen, dass sie espachtweise an Private abließ.36

Die Pacht betrug 1755 jährlich 600 Gulden, im frühen19. Jahrhundert belief sie sich auf 381 Gulden undwurde um die Mitte des 19. Jh. auf 260 Gulden ge-senkt.37 Der Pächter hatte in Hemau das Monopolauf das Sieden von Weizenbier. Gebraut wurde dasWeißbier im Haus des Kommunbraumeisters gegenüberdem Kommunbrauhaus. Der Braumeister Franz Knechtlhatte von 1769-1815 die Pacht für das Weißbierbrau-recht. Im 19. Jahrhundert war der Pächter des Weiß-bierbraurechts auch der Kommunbraumeister. Dasmeiste Weizenbier wurde im 17. und 18. Jahrhundertgetrunken, da man es auch in den warmen Monatenbrauen konnte und das Lagerbier ersetzte.38 Mit demforcierten Bau von Sommerkellern seit dem späten18. Jahrhundert und von Eiskellern im 19. Jahrhun-dert hat der Konsum von Weizenbier stark abgenom-men. Im 17. Jahrhundert war die Verwendung vonWeizen zum Bierbrauen verboten, wie in der HemauerBierbrauordnung von 1615 zu lesen ist.39

Das Kommunbrauhaus am Biergrabenim frühen 19. Jahrhundert

Das Hemauer Kommunbrauhaus befand sich an derStadtmauer am Unteren Tor (heute: Unterer Stadt-platz 9). Es lag unmittelbar an der vorbeiführenden

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Hauptstraße. Von dem Gebäude gibt es nur eineAnsicht auf einer alten Postkarte aus dem 19. Jahr-hundert. Es bestand aus dem Sudhaus und der daranangebauten Mälze. Es hatte die Hausnummern 36und 37, umfasste die PlNr. 66 bis 68 und wird imGrundsteuerkataster von 1835 wie folgt beschrieben:40

PlNr. 67: Das Kommunbräuhaus; PlNr. 66: Die neueMulz; PlNr. 70: Wohnhaus (Wohnung des Bräumeis-ters); PlNr. 60: Der Grasplatz beim Biergraben; PlNr.61: Der Biergraben (Wasserreservoir); PlNr. 68: Der ödePlatz beim Bräuhause; PlNr. 301: Der lange Graben alsReservoir.

Das Sudhaus war zwei Stock hoch, gemauert undursprünglich mit Schindeln gedeckt.41 Aus feuertech-nischen Gründen verwendete man nach 1811 Dach-ziegel. Durch die direkte Lage an der Hauptstraßewaren die Mauern gefährdet, weil das Gebäude durchdie so häufig daneben passierenden Frachtwägen vonnicht selten 140 bis 160 Zentnern immerwährenderschüttert wurden.42 Es stand bis unter das Dachoffen, Licht bekam es durch zwei hohe Fenster, dieauch auf der Postkarte deutlich zu erkennen sind.Die daran angebaute neue Mulz war drei Stock hoch,gemauert und ebenfalls mit Schindeln gedeckt. Im

unteren Stockwerk befand sich die Malzdarre, im ers-ten Stock der Schwelkboden zum Einweichen undKeimen der Gerste und im zweiten Stockwerk einSchürboden, darüber zwei Böden zum Lagern vonMalz.43 Malz ist neben dem Brauwasser die zweiteZutat beim Brauen. Es wurde damals ausschließlichaus Gerste hergestellt. Dazu brachte man sie zumKeimen. Im Anschluss daran wurde die Gerste gedarrt,also getrocknet und geröstet. Je höher die Tempera-turen dabei waren, desto dunkler wurde es. Bevorman das fertige Malz zum Brauen verwenden konnte,musste es noch geschrotet werden. Dies geschah inder Malzmühle, die auch Roßmühle genannt wurde.Dabei handelte es sich jedoch nicht um eine Wasser-mühle, sondern um ein Göpelwerk mit Antrieb durchPferde zum Brechen des Malzes. Darum wurde eineso betriebene Malzmühle früher häufig auch als Roß-mühle bezeichnet. Die ehemalige Rossmühle von He-mau befand sich in der Unteren Vorstadt PlanNr. 260in der Nähe der Rossschwemme.44 Sie lag also nichtweit entfernt von der alten Mälz HNr. 211. Zum Brau-haus gehörte schließlich noch ein hölzernes, einstöcki-ges Bindthäusel (4,50 m x 3,60 m) mit Schindeldach.45

Es diente zur Herstellung und Aufbewahrung vonBierfässern (vgl. die Berufsbezeichnung „Fassbinder“).Die Errichtung eines Anbaus zum Aufbewahren desKufengeschirres bei dem Kommunbrauhaus wurdeschon im Jahr 1689 erwähnt.46

Das ehemalige Kommunbrauhausmit Sudhaus und Mälze

Das Kommunbrauhaus (a), die Wohnung des Braumeisters (b) und die AlteMälzerei (c)

a

b

c

Im Sudhaus befand sich eine kupferne Bräupfannefür 32 Eimer, das waren 20,5 hl.47 Im Sudhaus standauch der Bräuofen zum Erhitzen des Sudes mit einer60 x 60 cm großen Einschüröffnung. Der Ofen wurdemit Scheiterholz beheizt, das die brauenden Wirteselbst anliefern mussten. Die zweite Bräupfanne,Nachbier- oder Wasserpfännchen genannt, war vielkleiner und fasste nur sechs Eimer, das waren 3,9 hl.48

Zum Bräugeschirr gehörten schließlich noch einMaischbottich aus Eichenholz mit einem Deckel, zweiBierkühlen aus Föhrenholz sowie eine weitere für dasNachbier und ein kupferner Hopfenseiher. Gleich nebendem Bräuhaus lag der Biergraben mit der PlNr. 61,ein Wasserreservoir, aus dem das benötigte Wasserdurch einen Pumpbrunnen in das Sudhaus befördertwurde, wo es dann mittels hölzernen Rinnen der Bräu-pfanne und dem Maischbottich zugeführt wurde.49

Auch der Lange Graben (PlNr. 301) diente als Wasser-reservoir und gehörte zum Kommunbrauhaus.50 Zuder Bedeutung dieser Wasserreservoirs bemerkt dieChronik von Hemau Folgendes:

Der Mangel an Quellen und Bächen auf der HochflächeHemaus […] veranlasste schon frühzeitig die Anlage vonReservoirs und Gräben an tiefer gelegenen, passendenStellen, aus welchen bei trockenen, regenarmen Sommernder Wasserbedarf beigeschafft werden muss. Solche teilskünstlich angelegte, teils von der Natur gebildete Was-serbehälter sind der Spittl, der lange, der Bier-, der Eich-und der schmutzige Graben in der Nähe des Communal-brauhauses, der Schönöl und die Pferdeschwemme ander Kelheimer Straße.51

Das Brauen begann mit dem „Einmaischen“52: Dasgebrochene Malz wurde mit Wasser in den Maisch-bottich eingerührt. Nach drei bis vier Stunden begann„der erste Maisch“. Die Brauknechte mussten das mitheißem Wasser aus der Sudpfanne begossene Malzumrühren, was man als „maischen“ bezeichnete. Ne-

ben dem Sudhaus schloss sich ein weiterer Raum an,der die hölzerne „Weiche“ enthielt. Das benötigteWasser wurde vom Sudhaus in den Weichbottich ge-leitet. Dieser diente zum Einweichen der Gerste fürdie Malzherstellung. An das Bräuhaus war das Malzhausangebaut. Im Erdgeschoß befand sich die mit KelheimerPlatten gepflasterte Malztenne.53 Die Decke hatteÖffnungen, durch die die Gerste von der Tenne in die„Einspreng“ und schließlich auf die „Schwelke“ hinauf-geschaufelt wurde. Der Mälzvorgang verlief so: Nachdem Weichen der Gerste kamen die aufgequollenenKörner auf die Malztenne zum Trocknen. Dort began-nen sie zu keimen. Durch ständiges Wenden wurdeein gleichmäßiges Wachstum sichergestellt.Anschließend wurden die Körner in die „Schwelk“ (einBoden) befördert. Dort musste das sogenannte „Grün-malz“ alle vier bis fünf Stunden mit Schaufeln in dieLuft geworfen werden. Zum Schluss kam es dann indie „Malzdarre“ zum Rösten, wobei es alle halbeStunde umgeschichtet werden musste. Die Darre derHemauer Mälze im 1. Stock der Mälzerei war bis 1837eine Anfertigung, die durchgehends von Holz, dahersehr feuergefährlich und zur Zeit [sc. 1837] gänzlichruiniert war.54 Da eine hölzerne Darre nicht mehrgebaut werden durfte, wurde vom Magistrat die An-schaffung einer kupfernen Malzdörre in Regensburgbeschlossen. Es ist bemerkenswert und spricht für dasFeuerschutzwesen der Stadt, dass vom Bräuhaus undder Malzdarre nie ein Stadtbrand ausgegangen ist.Die Trocknung des Malzes erfolgte nach wie vor durchRauch, wobei das Malz auf siebähnlich durchlöchertenMetallblechen erhitzt wurde. Ein Schornstein dientezum Abzug des Rauches. Durch die direkte Befeuerungerhielt das Bier einen rauchigen Geschmack.55 Vonder Darre verlagerte man das Malz in die Einspreng(Malzkammer) und dann in den oberen Malzbodenim 3. Stock. Dort wurde das Malz gereinigt, wobei ineinem Visitationsprotokoll vermerkt ist, dass auf dem

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Brauende Wirte um 1835

Das Braurecht hatte nach alter Tradition jeder Bürgervon Hemau. Als Bürger galt, wer ein Haus besaß.Inleute und Dienstboten waren von dem Braurechtausgeschlossen. Von dem bürgerlichen Braurecht hatvor allem eine Gruppe von Wirten und MetzgernGebrauch gemacht, die das gebraute Bier auch ineigenen Wirtshäusern ausschenkten, das Bierbrauenund den Bierausschank also als Gewerbe betrieben.Um 1835 gab es lt. Grundsteuerkataster in Hemau25 Wirtshäuser mit brauenden Wirten. Diese lassensich in drei Gruppen einteilen: Tafernwirte, Bierwirteund Kommunbrauer. Sie unterscheiden sich durch dieGewerberechte, die sie zusätzlich zum allen gemein-samen Braurecht hatten:

a) Die Tafernwirte

Die wichtigste Gruppe bildeten die Tafernwirte derStadt. Es gab sieben Tafernwirte:

- HNr. 10: Beim Engel (Stadtplatz 7): Peter Engel- HNr. 14: Zur Goldenen Ente (Stadtplatz 13): Michael Gößwein- HNr. 40: Zum Roten Ross (Unterer Stadtplatz 4): Johann Donhauser- HNr. 43: Zum Goldenen Löwen (Unterer Stadtplatz 2): Sebastian Penzkofer- HNr. 47: Zum Roten Ochsen (Stadtplatz 14): Paul Veitl- HNr. 89: Zum Goldenen Hirschen (1897 abgebrochen): Andreas Schack- HNr. 196: Zum Neubau (Regensburger Str. 7): Maria Allertshammer

Die Tafernwirte bildeten die bedeutendste Gruppe,weil sie am meisten Bier brauten und verkauften undzur vermögenden Gruppe unter den gewerbetreibendenBürgern gehörten. Außer dem kommunalen Braurecht

Malzboden eine entliehene Getreidereinigungs-Wind-mühle stand.56 Gär- und Lagerkeller gab es im Kom-munbrauhaus nicht, denn die Gärung und Lagerungerfolgte in den Privatkellern der brauenden Wirte.

Die Braumeisterwohnung

Die Braumeisterwohnung lag ebenfalls am UnterenTor gegenüber dem Kommunbrauhaus und hatte dieHausnummer 70. Das Gebäude wurde durch dieHauptstraße vom Brauhaus getrennt.57 Es ist das spä-ter zu einem Feuerwehrrequisitenhaus umgebauteGebäude mit einem Treppengiebel. Die Wohnung desBraumeisters befand sich im 1. Stock. Im Erdgeschoßwar eine Branntweinbrennerei zur Herstellung voneinem Eimer Branntwein, das waren 64 Liter. Ebensobefand sich in der gleichen Etage die Gärkammer fürdas Weizenbier. Das Braurecht für Weizenbier hattedie Stadt an den Kommunbraumeister verpachtet.

Das ehemalige Feuerwehrrequisitenhaus, errichtet 1903, vorher Braumeister-wohnung mit Weißbierbrauerei

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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hatten sie auch zusätzliche Gewerbe-rechte, die auf dem Haus ruhten.Das Tafernrecht gehörte zu den so-genannten „radizierten Gewerberechten“.Zu den Rechten der Tafernwirte zählte neben demAusschank von Bier, Wein und Branntwein auch dasRecht, die Gäste mit warmen Speisen zu versorgen,Fremde zu beherbergen und Tanzveranstaltungen zuhalten. Bis 1802 waren den Bierwirten Hochzeiten,Kindstaufen, Heyrats-Täg und überhaupts alle Gastereyenvorbehalten, nur in Tafernwirtschaften durften solchegroße Familienfeiern abgehalten werden.59 Für Tanz-veranstaltungen stand oft ein Tanzboden zur Verfü-gung. Außer dem Gastzimmer gab es in den Tafernwirt-schaften meist auch ein Nebenzimmer (Zechstube) fürHonoratioren und Stammtischgäste. Tafernwirtschaftenhatten besondere Häusernamen und man erkanntesie an den großen Wirtshausschildern mit den Emble-men des Häusernamens. In Hemau trugen sie nachalter Tradition hauptsächlich Tiernamen wie Ente,Ross, Ochse, Löwe und Hirsch, aber auch Beim Engelund Beim Tannenbaum waren alte Häusernamen. DieTafernwirtschaften befanden sich alle unmittelbar ander Durchfahrtsstraße im Bereich des Oberen undUnteren Marktes, wo auch die großen Jahr- und Vieh-märkte stattfanden.60 Um fremde Gäste beherbergenzu können, mussten die Tafernwirte auch über dieentsprechenden Stallungen und Wagenremisen fürZugtiere, Fuhrwerke und Kutschen verfügen. Fernerbesaßen die Tafernwirte im 19. Jahrhundert geräumigeSommerkeller meist außerhalb der Stadt, um genügendqualitätsvolles Bier für die warme Sommerzeit vorrätigzu haben.

Die Tafernwirtschaft Zum Neubau warunter den traditionsreichen Gast-

häusern das jüngste und wurdeerst 1811 errichtet. Die Tafern-wirte verfügten auch über eine

eigene Landwirtschaft, meist aucheigene Hopfengärten, um Braugerste

und Hopfen nicht in der Schranne kaufenzu müssen. Oft waren sie auch selbst

gelernte Brauer oder Metzger. Sie genossen in derStadt großes Ansehen mit guten (meist verwandt-schaftlichen) Kontakten zum Magistrat oder waren

selbst im Rat vertreten und achteten auch bei derVerheiratung der Söhne und Töchter, dass diese mög-lichst vermögende Wirtsleute heiraten konnten. Dasnobelste Gasthaus war schon vor 1800 die Tafern-wirtschaft Zum Hirschen beim Rathaus und der Kirche,also in vornehmster Umgebung. In diesem Haus sind

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

Gasthaus „Zum Hirschen“

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1504 Kaiser Maximilian mit Gefolge und in Begleitungdes bayerischen Herzogs Albrecht sowie des Markgrafenvon Brandenburg und des Herzogs von Braunschweigeingekehrt, als sie durch Hemau zogen. Darum wurdees in der Hemauer Bevölkerung auch als Fürstentavernebezeichnet.61 Zur Erinnerung an diese hohen Gästehatte man später unter dem Erker des Hauses Fresko-malereien angebracht, die um die Mitte des 19. Jahr-hunderts noch sichtbar gewesen sein sollen. Das Ge-bäude mit dem auffälligen Erker ist heute nicht mehrvorhanden, wohl aber die Keller. Es stand bis 1897an dem Platz des Kriegerdenkmals. Auch die bayeri-schen Könige Ludwig I. und Maximilian II. weilteneinmal in der Fürstentaverne.

b) Konzessionierte Bierwirte

Außer den Tafernwirten gab es noch zwölf Wirte miteiner realen oder personalen Bierschenkkonzession,die ebenfalls ihr Bier im Kommunbrauhaus herstellenließen und es in einer Schenke verkauften. Außer Bierdurften sie auch Branntwein sowie kalte Speisen(Brotzeiten) anbieten:

- HNr. 3: Wirt und Metzger Michael Eibl (Kobi-Pauli-Haus: Oberer Stadtplatz 5)- HNr. 4: Wirt und Metzger Jakob Forster (Thomen-Haus: Oberer Stadtplatz 7)- HNr. 6: Wirt Joseph Leibl (Tannenbaum-Haus: Stadtplatz 1)- HNr. 9: Wirt, Lebküchner und Wachszieher Joseph Stürzer (Stokert-Haus: Stadtplatz 5)- HNr. 39: Schenkwirt Johann Kollmeier (Raben-Haus: Unterer Stadtplatz 6)- HNr. 48: Wirt Georg Semler (Hutterer-Haus: Stadtplatz 12)- HNr. 86: Wirt und Metzger Joseph Mayer (Bauern-Ferstl-Haus: Riedenburger Str. 2)

- HNr. 91: Metzger und Wirt Joseph Schüller (Pauli-Michl-Haus: Oberer Stadtplatz 12)- HNr. 102: Wirt Joseph Weismann (Niglbäcker-Haus: Kirchgasse 6)- HNr. 129: Metzger und Bierwirt Johann Ferstl (Ferstl-Haus: Dietfurter Str. 2)- HNr. 148: Bierwirt Franz Rappel (Weißgerber-Haus: Beratzhausener Str. 9)- HNr. 213: Gärtner Anton Offenlach (Zungengärtner-Haus: Ringweg 29)

In den Jahren 1826 bis 1830 wurde aufgrund einerköniglichen Verordnung vom 28. Dezember 1825, diedie Ausübung eines Gewerbes erleichtern sollte, invielen bayerischen Städten eine hohe Zahl vonGewerbekonzessionen beantragt und verliehen, sodass sich die Zahl der Gewerbe in den Jahren 1824bis 1833 von 201.482 auf 237.772 Betriebe erhöhthatte.62 Diese Entwicklung ist auch in Hemau zu be-

Das ehemalige Gasthaus„Zum Hirschen“, abgebrochen 1897,heute Standort des Kriegerdenkmals

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obachten. Unter den 82 im Stadtarchiv Hemau vor-liegenden Konzessionsgesuchen von 1826/27 warenauch 13 Gesuche um Bierwirtschaftskonzessionen(Kaspar Maier, Anton Offenlach, Josef Leibl, MichaelEisvogl, Josef Stürzer, Jakob Forster, Josef Stauber,Michael Veitl, Jakob Praetorius, Georg Semmler, JosefWeismann, Johann Kohlmeier und Michael Eibl).63

c) Kommunbrauschenken

Zu den genannten Tafernwirtschaften und den Bier-schenken kamen noch einige Kommunbrauschenken.Die Inhaber waren konzessionierte Metzger, die vonihrem Kommunbraurecht Gebrauch machten und imBierausschank eine zusätzliche Erwerbsquelle fanden.Sie brauten im Kommunbrauhaus ihr eigenes Bier undschenkten es in ihren Privathäusern in Kommunbrau-stuben aus. Sie mussten sich beim Ausschank an dievom Magistrat festgelegte Reihenfolge und zeitlicheBegrenzung halten. Im Jahr 1870, kurz vor dem Ver-kauf des Kommunbrauhauses, erließ der Magistrateine gesetzlich verlangte ortspolizeiliche Vorschriftbezüglich des Kommunbrauens.64 Darin spiegelt sichnoch die alte Tradition:

1.) Jeder kommunbrauberechtigte Bürger dahier, welcherdas ihm zugestandene Recht zum Brauen von braunemBier im Gemeindebrauhaus und das hiermit verbunde-ne Schankrecht auszuüben gedenkt, hat hiervon demStadtmagistrat dahier Anzeige zu erstatten.

2.) Die kommunbrauberechtigten Bürger haben sich am1. September jeden Jahres auf das magistratische Ge-schäftsbureau zu begeben, woselbst sodann die Reihen-folge zum Brauen ihres braunen Bierbedarfs durch dasLos in der Art festgesetzt wird, dass so viele Commun-brauer erschienen sind, die gleiche Anzahl von Zettel mitden laufenden Nummern versehen, was ausgefertigtwerden; nachdem die Zettel in eine Urne gebracht sind,folgt die Ziehung, worauf sodann die Reihenfolge nach

Nummern sich ergibt.

3.) Der Ortspolizeibehörde muss von der jedesmaligenEröffnung und ebenso von der Schließung der Schenkebinnen 24 Stunden Anzeige erstattet werden.

4.) Dem brauberechtigten Bürger ist nicht zugestanden,Bier für fremde oder auswärtige Wirte im Communbrau-haus zu erzeugen.

Der folgende Punkt regelte die Gebühr. Der braube-rechtigte Bürger musste für einen großen Sud Bier6 Gulden, für einen kleinen Sud 2 Gulden bezahlen.Über die Schenklokale wurde schließlich in Punkt 6verfügt:

Die Schenklokalitäten dürfen während der jedesmaligenDauer der Schankzeit weder zur Ausübung von gewerb-lichen Arbeiten irgendwelcher Art noch als Schlafstät-ten oder zum ständigen Aufenthalt von Kindern benütztwerden.

Der Ausschank wurde mit einem Zeigl/Zoigl angezeigt.Die Obrigkeit kontrollierte die Wirtsräume oder Zech-räume, ob diese den polizeilichen Vorschriften ent-sprach. Die Kommunbraustuben waren ebenerdige,einräumige Wirtsstuben von 20 bis 30 m2 mit zweibis fünf Biertischen.65 Bei den Visitationen wurdestreng auf die Trennung von Wirtsstube und Privat-räumen geachtet. Durch diese Kontrollen wissen wirmehr über die kleinen Schenkstuben. Die Kommun-brauschenke des Metzgers Josef Eisvogel z. B. hatte27 m2. In dem Raum waren 4 Zechtische. Er verfügtezur Lagerung des Bieres über vier Gärbottiche zu je744 Liter und einen kleinen Bottich zum Nachbiervon 310 Liter, d. h. er konnte damit einen Sud vonca. 1 hl herstellen. Da in der Schenke Nachbier vor-handen war, könnte man annehmen, dass in denkleinen Kommunbrauschenken hauptsächlich dieärmere Schicht der Stadtbewohner und FremdenAbnehmer und Besucher waren.

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

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Die folgenden im Grundsteuerkataster von 1835 ver-zeichneten Metzger werden in der Schankwirtschafts-visitation von 1843 genannt:66

- HNr. 12: Metzger und Krämer Stephan Engel (Steffel-Haus: Stadtplatz 9)- HNr. 15: Metzger Stephan Rupp (Ruppen-Haus: Stadtplatz 15)- HNr. 16: Metzger Michael Eisvogel (Eisvogel-Haus: Stadtplatz 17)- HNr. 19: Metzger Joseph Eisvogel (Rößlwirts-Kobi- Haus: Unterer Stadtplatz 5)- HNr. 20: Metzger Michael Engl (Kobi-Michl-Haus: Unterer Stadtplatz 7)

Aufhebung des Kommunbrauzwanges in Bayern

Bis 1811 gab es in Hemau nur eine einzige Braustätte,und diese war das Kommunbrauhaus am Unteren Tor,das von allen Wirten der Stadt gemeinschaftlich be-nutzt wurde. Auch durfte kein Wirt in seinem GasthausBier von einer auswärtigen Brauerei verkaufen. Schließ-lich war es keinem Wirt erlaubt, aus der Braugemein-

schaft auszutreten und ein privates Brauhaus zuerrichten. Dies änderte sich mit den Reformen Mont-gelas‘ am Beginn des 19. Jahrhunderts.67 Dieser wolltedie Wirtschaft in Bayern liberalisieren und hob dievom Kommunbraurecht geschaffenen Einschränkun-gen im Brauwesen auf. Dadurch begann auch in He-mau ein radikaler Wandlungsprozess. Das Kommun-brauhaus und damit das genossenschaftliche Brauenverloren in der Stadt immer mehr an Bedeutung undgleichzeitig entstanden viele neue Privatbrauereien,die miteinander in Konkurrenz traten.Für das Kommunbrauwesen, das vor allem im damali-gen Regenkreis verbreitet war, zeigte Montgelas wenigSympathie. Er sah darin ein Relikt des Mittelaltersund ein Hemmnis des Fortschritts. Darum musste die-se Einrichtung zum Verschwinden gebracht werden.Als erste Maßnahme wurde der Kommunbrauzwangabgeschafft. Jedem Mitglied einer kommunalen Brau-gemeinschaft sollte es erlaubt sein, aus der Kommun-braugemeinschaft auszutreten und ein eigenes Brau-haus zu errichten. Das geschah durch königliche Ver-ordnungen in den Jahren 1807 und 1811:

Es herrscht in mehreren Städten und Märkten UnsersKönigreiches der Zwang, daß die zum Bierbrauenberechtigten Bürger ihr Braurecht nur in gemein-schaftlichen Bräuhäusern ausüben dürfen. Da dieseBeschränkung dem freien Betriebe der Gewerbe nach-theilig und von Uns für die ehemalige Oberpfalz bereitsdurch die Verordnung vom 16. Juni 1807 (RegierungsblattSeite 1085) aufgehoben worden ist, so erklären Wirhiemit, daß es in allen Theilen Unsers Reichs jedem Bräu-berechtigten, an ein gemeinschaftliches Bräuhaus gebun-denen Bürger frei stehen solle, aus dieser Gemeinschaftzu treten, nach seinen Mitteln und Kenntnissen eigeneBräustätten zu errichten und den unbeschränkten Bier-verschleiß auszuüben.68

Gleichzeitig waren 1808 die Städte und Märkte von

Gastwirtschaften in Hemau um 1835

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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der Regierung in München als staatliche Aufsichts-behörde für die Kommunen angewiesen worden, ihreKommunbrauhäuser zu verkaufen, da sie zu vieleKosten verursachen würden.69 Davon betroffen warenauch die Kommunbrauhäuser von Painten, Laaber,Beratzhausen und Hemau. Damals wurden alle Städteund Märkte des Regenkreises, zu dem die südlicheOberpfalz, aber auch ein Teil Niederbayerns gehörten,

in einer Statistik erfasst und nach ihrem Malzaufschlagbeziffert. Danach gab es um 1808 im gesamtenRegenkreis 26 Kommunbrauereien, darunter die Brau-häuser von Hemau mit 1329 Scheffel Malzverbrauchund Beratzhausen mit 496 Scheffel. Hemau zähltedamals neben Cham und Furth im Wald zu denStädten mit dem größten Kommunbrauhaus desRegenkreises.70 Viele kommunale Brauhäuser wie

Laaber und Painten wurden um 1808/10versteigert. In manchen Märkten und Städ-ten erwarb eine Gemeinschaft von privatenWirten das städtische Brauhaus und führtees als eine Gesellschaftsbrauerei fort, wobeialle Gesellschafter ein Miteigentumsrechtan dem Brauhaus hatten. In Hemau verzö-gerte jedoch zunächst der NapoleonischeKrieg von 1809 die Veräußerung des Kom-munbrauhauses. Erst im Juli 1810 wurdeauch in Hemau das Kommunbrauhaus zumVerkauf angeboten und eine öffentlicheVersteigerung durchgeführt.71 Bei der Wert-schätzung des Kommunbrauhauses zeigtesich, dass sich die Kühle des Brauhauses ineinem so schadhaften Zustand befand, dassdie Produktion im Sudhaus ganz eingestelltwerden musste. Zum Verkauf angebotenwurden schließlich das Sudhaus, das nochmit Schindeln gedeckt war, das Braumeister-wohnhaus, die alte Mulz in der unterenVorstadt, die dreistöckige neue Mulz in derBadstraße sowie das Bindhäusel. Es fandsich jedoch kein Kaufinteressent. Offenbarwaren die kriegerischen Zeiten für einenpotenziellen Käufer zu unsicher, um ein sogroßes Vermögen in den Kauf und die Re-paratur des Bräuhauses zu investieren. An-dererseits brauchte man jedoch in der Stadtdringend Bier, denn durch die Einquar-

Verzeichnis der Kommunbrauhäuser im Regenkreis 1808 mit Angabe der Menge des verbrauchtenMalzes (aus: H. Huber, Das Kommunbrauwesen in Bayern, Berlin 1939)

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

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einen Antrag, aus der Kommunbraugemeinschaft aus-zutreten und eine Privatbrauerei zu errichten. Er beriefsich auf die Verordnung von 1807, die den Kommun-brauzwang im Gebiet der damaligen Oberpfalz auf-gehoben hatte. Hemau lag aber in der Provinz Neuburg.Penzkofer forderte eine Gleichbehandlung wie in derOberpfalz und musste damals einen regelrechtenBehördenkampf führen. Erst mit dem Erlass der Ver-ordnung von 1811 war der Kommunbrauzwang überallin Bayern, das inzwischen in Verwaltungskreisen neuorganisiert worden war, aufgehoben. Nun konntePenzkofer eine eigene Brauerei errichten. Es war dieerste Privatbrauerei in Hemau. Der Neubau außerhalbder Stadt erhielt die Nummer 196 (heute RegensburgerStraße 7), unweit des östlichen Stadttores, und wurdemit dem Häusernamen Zum Neubau bezeichnet. ZurBrauerei gehörte auch eine Brauereigaststätte, für diedie Wirtin Maria Anna Allertshammer auch Tafernrechtein Anspruch nahm. Dies führte jedoch 1817 bis 1819zu einem Rechtsstreit mit den übrigen Hemauer Ta-fernwirten, die ihre alten Rechte und ihr Geschäftbeeinträchtigt sahen. Mit der Liberalisierung durchdie Regierung Montgelas‘ begann eine neue Phaseder Wirtschaftspolitik, die im 19. Jahrhundert von deralten Zunftherrschaft zur Gewerbefreiheitim Jahr 1868 führte.

tierungen und Durchzüge von Truppen waren, wie esheißt, sämtliche Biervorräte aufgebraucht, so dasskeine 30 Eimer mehr zu finden waren. Darum ent-schloss sich die Stadt trotz des Verbotes aus Münchenvon 1808, das Kommunbrauhaus zu reparieren. ImGegensatz zu den benachbarten Märkten Laaber, Be-ratzhausen und Painten blieb das Kommunbrauhausim Besitz der Stadt und wurde weiterhin von denbrauenden Wirten als kommunale Einrichtung ge-nutzt.72 Mit der Aufhebung des Kommunbrauzwangsin Bayern haben die brauberechtigten Bürger ihreBraurechte keineswegs verloren, sie waren aber nichtmehr gezwungen, ihre Braurechte in einer Kommun-braugemeinschaft auszuüben. Der Weg zur Errichtungprivater Brauereien war nun frei.

Die Errichtungder ersten Privatbrauerei in Hemau 1811

Als erster brauberechtigter Bürger von Hemau hat derBäcker Jakob Penzkofer um die Errichtung einerPrivatbrauerei nachgesucht.73 Bereits 1810 stellte er

Standort der ersten Privatbrauerei „ Zum Neubau“ (PINr. 196)

rechts: Gasthof „Zum Neubau“, 1930

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Im Streit der Tafernwirte gegen einen neuen Konkur-renten zeigten sich auch in Hemau die Vorboten derneuen, freien Marktwirtschaft. Mit dem Beginn derPrivatisierung des kommunalen Brauwesens begannauch der Kampf im freien Wettbewerb.74

Beschwerde der Hemauer Tafernwirtewegen Gewerbebeeinträchtigung

Die Wirtin der neuen Brauereigaststätte Zum Neubauwollte in ihrem neuen Gasthaus auch alle Gastwirt-schaftsrechte wahrnehmen wie die anderen Tafernwirteund stellte 1817 ein entsprechendes Gesuch beimHemauer Landgericht.75 Sie begründete ihr Verlangendamit, dass in Hemau ein Bedürfnis nach einem bessereingerichteten Gasthaus bestehe. Dies verneintenjedoch die übrigen Tafernwirte und wollten gerichtlichverhindern, dass die Wirtin Allertshammer in ihrerBrauereigaststätte auch die ganze Spannweite derTaferngerechtigkeit ausüben könne. Es kam zu einemZivilprozess, der von den Tafernwirten bis in die 2.Instanz geführt wurde. Sie wollten erreichen, dass dievon der königlichen Regierung der Oberpfalz gewährteGenehmigung zur Ausübung von Tafernrechten durchdie Brauerei- und Gaststättenbesitzerin Allertshammervon der königlichen Regierung in München aufgehobenwerde. Ihr wichtigstes Argument war, dass nach derneuen Verfassung von 1818 die Kommunen entschei-den, ob ein Bedürfnis zur Errichtung einer neuen Ta-fernwirtschaft bestehe oder nicht. Dahinter stecktenjedoch unverkennbar die wirtschaftlichen Eigen-interessen der alten Tafernwirte, die sie von der nochvor dem Osttor der Stadt gelegenen Braugaststätteder Wirtin Allertshammer in ihrem Umsatz bedrohtsahen. Der Prozess endete 1819 mit einem Erfolg fürdie Brauereigaststättenbesitzerin. Sie durfte, auf Em-pfehlung der Regierung des Regenkreises, Wein anGäste ausschenken und reisende Personen, die mitleichten Fuhrwerken und Chaisen ankamen, beher-

bergen, musste aber auf die Ausspann von Güterwägen,d.h. von schweren Fuhrwerken verzichten. Dieses Ge-schäft blieb den alten Tafernwirten innerhalb derStadtmauern überlassen, genauso wie die Abhaltungvon Tauffeiern, Hochzeiten und Leichenmalen. Tanz-veranstaltungen konnte die Wirtin der Brauerei-gaststätte Zum Neubau jedoch abhalten.Aus den Prozessakten ergeben sich einige Hinweiseauf die Bevölkerung und die Beherbergungssituationin Hemau: Die Stadt zählte im Jahr 1819 180 Häuserund 850 Einwohner. Auf eine Tafernwirtschaft entfielenprozentual 121 Einwohner (inkl. Frauen und Kindern).Harte Kritik übte die Wirtin am Zustand der HemauerGastronomiebetriebe. In einem Schreiben meint sie,dass in einem Städtchen und noch dazu an der frequentenNürnberg-Regensburger-Straße doch wenigstens e inWirtshaus sein sollte, worin Reisende, welche etwas mehrfordern als Stroh zu ihrem Nachtlager, Bier, Käs undeinem Schweinsbraten für ihre Nahrung und einen Stallzur Unterbringung der Pferde, übernachten könnten,und es sollte doch in einer Stadt, durch die eine Post-straße führt, wenigstens ein ordentliches Gasthausvorhanden sein, wo der Reisende gute Aufnahme, Rein-lichkeit, Bedienung, gute Betten etc. finde. Die Hemau-er Tafernwirtschaften seien bloß für Fuhrleute tauglich.Der Bericht der Regierung des Regenkreises an dieRegierung in München unterstützt sie in dieser An-schauung und spart nicht mit Hohn und Kritik an denTafernwirten. Er erwähnt sozusagen zum Beweis einigeZeitungsberichte des Nürnberger Correspondenten, indenen der schlechte Zustand der Hemauer Gasthäuserfür reisende Beamte und Geschäftsleute den Lesernan Beispielen vor Augen geführt werde. Dort sei vonden schlechten Erfahrungen eines Regensburger Finanz-direktors und eines Uhrmachers aus Darmstadt mit sei-ner Familie berichtet worden. Das musste wohl dieRegierung in München von der Notwendigkeit einergut eingerichteten Gastwirtschaft in Hemau über-zeugt haben.

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

gierung des Regenkreises wies 1819 die Kläger daraufhin, dass der Bierzwang in Bayern generell aufgehobensei, somit jeder Wirt von jedem inländischen Brauermit Bier beliefert werden könne. Dies gelte jedochnur für die konzessionierten Wirte, nicht für Kommun-brauwirte.80 Auch diese Einschränkung zeigt, dassdie Regierung in München das Kommunbrauwesen,wo es noch bestand, verdrängen wollte. 1826 hatteJosef Stauber um die Verleihung einer Gerechtsameum Verleitgabe fremden Bieres nachgesucht, ebensoGeorg Semler. 1827 erhielt der Bierwirt Joseph Stürzerdie Konzession, braunes und weißes Bier von auswär-tigen Brauereien auszuschenken, ebenso Michael Eibl(Kobi-Pauli-Haus). Der Bierwirt Leodegar Plank (Weiß-gerber-Haus) schenkte in den 40er Jahren Bier derBrauerei Wildenstein aus. Der Tafernwirt AndreasSchack erhielt zu dieser Zeit sein Bier von seinemSchwager aus Dietfurt, ebenso aus Dietfurt der BierwirtAndreas Halter.

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Streit um den Ausschank von Bier

Ein weiterer Streitpunkt im Brau- und Gastwirtschafts-gewerbe zu Beginn des 19. Jahrhunderts war derVerkauf von auswärtigem Bier, denn der Bierzwangwurde aufgehoben. In Hemau war es, wie es in einemAkt aus dem Jahr 1816 hieß, von jeher Observanz, dassjene Bürger, welche nicht selbst brauen, aber eineBierschenke betreiben wollen, ihr Bier vom Weiß-bierpächter oder auch von jedem anderen brauendenBürger beziehen könnten. Diese lieferten das Bier inFässern und die nichtbrauenden Wirte konnten es ineigenen Schenken verleitgeben.76 Aber gegen diesePraxis lehnten sich nun die brauenden Wirte auf,reichten beim Landgericht eine Beschwerde gegendiese Wirte ein und forderten die Abschaffung dieserForm des Ausschankes. Es handelt sich um fünf Wirte,gegen die sich die Beschwerde richtete. Diese schenktennämlich Bier von auswärtigen Brauereien aus, z.B.von der Brauerei Eibl in Beratzhausen. Die Betroffenenrechtfertigten sich mit der Behauptung, sie könntenvon den brauenden Hemauer Wirten nicht hinreichendmit Bier oder nicht mit entsprechender Qualität be-liefert werden.77 Hinter diesem Gewerbekonflikt verbirgtsich ein generelles Problem des traditionellen Kommun-brauwesens. Wenn die brauenden Wirte ihre zusätz-lichen Abnehmer nicht ausreichend mit Bier versorgenkonnten, lieferten sie minderwertiges Bier, nämlichNachbier, auch Kofentbier oder Hainzl genannt. Da-durch kamen manche Kommunbrauer in Misskreditund das Kommunbrauwesen insgesamt in einenschlechten Ruf. Durch Rechtsverordnung von 1811war nämlich den Wirten der massweise Ausschankvon minderhaltigem Bier verboten und wurde mit ei-ner Strafe von sechs Pfennig pro Mass bestraft.78

Daher nahmen sich Wirte das Recht, gutes Bier vonauswärtigen Brauereien zu beziehen, die ihre Abnehmermit einer Fuhre Treber zusätzlich belohnten. Die Re-

Das ehemalige Gasthaus Stürzer im Jahre 1962

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Neue Regelungenfür die Errichtung einer Privatbrauerei

Das liberale Recht, das jeden Kommunbrauer seit demJahr 1811 berechtigte, ohne staatliche Konzessioneine Privatbrauerei zu gründen, ist 1821 durch eineneue Gewerbeverordnung wieder eingeschränkt wor-den.81 Die Errichtung einer neuen Brauerei wurde nunvon drei wesentlichen Bedingungen abhängig gemacht:zum einen die persönliche fachliche Qualifikation imBraugewerbe (Lehr- und Gesellenzeit), dann die Ver-fügbarkeit des zur Errichtung einer Brauerei not-wendigen Kapitals und schließlich der Nachweis einesöffentlichen Bedürfnisses nach einer neuen Brauereiin einem Ort. Damit musste ein Kommunbrauer die-selben Bedingungen erfüllen, die man brauchte, umeine staatliche Braukonzession zu bekommen.82 Nochwurde das Gewerbe in Bayern nicht dem freien Wett-bewerb unterworfen, wie es z.B. in Preußen seit Ein-führung der Gewerbefreiheit im Jahr 1810 der Fallwar.

Beschleunigte Privatisierung des Braurechts

Zwei neue Brauereien in den 30er Jahren

Von der Möglichkeit, aus der kommunalen Brauge-meinschaft auszutreten und eine private Brauerei zuerrichten, wurde in Hemau von 1812 bis 1830 keinGebrauch gemacht. Den meisten Wirten fehlte entwederdas nötige Kapital oder die notwendige Ausbildungoder sie sahen keine Chance für eine Genehmigung,da in Hemau immerhin 25 Bürger im städtischenKommunbrauhaus brauten und ihrBier in eigenen Gaststättenausschenkten, seien esTafernwirtschaften, Bier-schenken oder Kommun-braustuben. Die Ent-scheidung, ob ein

Bedürfnis für eine neue Brauerei bestehe, trafen derMagistrat und die in diesem Gremium befindlichenInteressenvertreter. In den 1830er Jahren konntenzwei Wirte die Konzession zur Errichtung einer Privat-brauerei erlangen:

- 1827 übernahm der Metzger Joseph Leibl von seinem Vater Jakob das Anwesen Nr. 6 (Beim Tannenbaum) und errichtete 1831 auf der PlNr. 9 ein Brauhaus und eine Mälze (heute: Stadtplatz 1).83

- Im Jahr 1831 brannte das Haus des Metzgers JakobForster (HNr. 4) völlig ab. Auch das Nachbarhauswurde ein Raub der Flammen. Jakob Forster erbaute1833 auf dem Grundstück der beiden Häuser einneues Wohnhaus und Brauhaus unter einem Dach.84

Heute gehört das Anwesen der Familie Engel (ObererStadtplatz 7).85

Blick auf die Brauerei Leibl

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Beide Neubauten hingen mit einem Brand im Jahr1831 zusammen, der zwei Häuser und mehrereScheunen zerstörte, so dass eine Baulücke entstand.Beide Bürger waren konzessionierte Metzger undhatten auch Konzessionen für den Bierausschankerworben, da sie im Grundsteuerkataster von 1835als Bierwirte bezeichnet werden. Leibl verfügte auchüber einen alten Sommerkeller (Tannenbaumkeller).Welche Rolle die Bedürfnisfrage spielte, kann nichtexplizit geklärt werden. Die Errichtung von zwei pri-vaten Brauereien, die allein für den Eigenbedarf vonzwei Bierschenken produzierten, war für die ton-angebenden Tafernwirte sicher keine Konkurrenz, imGegenteil, sie bedeutete eine Entlastung des Kom-munbrauhauses, was ja zur Folge hatte, dass andereMitglieder der Braugemeinschaft öfters brauen konn-ten. Verloren hat allenfalls die Stadtkasse, der dieKesselgelder der beiden Bierwirte entfielen.

Anstieg der Privatisierungsgesuche in den 40er Jahren

Ein regelrechter Boom bezüglich der Errichtung eigenerBräuhäuser ist sodann in den 1840er Jahren zu ver-zeichnen. Dieses Jahrzehnt war in Bayern allgemeinvon wirtschaftlicher und sozialer Not, Missernten,Anstieg des Brotpreises, Verarmungsprozessen (Pau-perismus) und revolutionären Entwicklungen in denStädten gekennzeichnet. In München kam es 1844zum ersten „Bierkrawall“, einer Revolte der kleinenLeute gegen die Erhöhung des Bierpreises um 1 Pfen-nig. Soldaten und Angehörige der sich formierendenarbeitenden Klasse forderten einen gesunden undwohlfeilen Trunk.Hemau war jedoch keine Stadt mit wachsendem In-dustrieproletariat, sondern eine agrarisch geprägteProvinzstadt. Aber auch hier war die städtischeUnterschicht, Dienstboten und beschäftigungsloseHandwerksgesellen und Taglöhner, den allgemeinherrschenden Verarmungsprozessen ausgesetzt. In

Hemau kam es zu keiner Bierrevolte der armen Be-völkerungsschicht, sondern es ist eine sehr starkeNachfrage der Wirte nach einer privaten Brauereifestzustellen. Damals reichten mehrere Wirte wiederholtden Antrag zur Errichtung einer eigenen Brauerei beiden Behörden ein. Es waren der Bierwirt Joseph Meyer(1838), der Tafernwirt Sebastian Penzkofer (1838 und1843), der Tafernwirt Peter Engel (1843 und 1845),der Tafernwirt Michael Gößwein (1843), der BierwirtJoseph Stürzer (1843) sowie der Tafernwirt AndreasSchack (1851) und der Bierwirt Jakob Engel (1851).86

In erster Linie waren es Tafernwirte, die ihren Bierbedarfin privater Regie herstellen und darum aus dem Kom-munverband austreten wollten. Die Anträge wurdenjedoch in erster Instanz immer abgelehnt. Viele Wirtegaben sich aber mit den Entscheidungen nicht zu-frieden und wandten sich in einem Berufungsver-fahren direkt an die königliche Regierung in München.Von diesem Behördenkampf sind genügend Aktenüberliefert, die die Gründe der um die Errichtung ei-nes privaten Brauhauses nachsuchenden Wirte hin-reichend darlegen wie auch die Gründe der Ablehnungvon Seiten der staatlichen Behörden.Die Tafernwirte sahen im kommunalen Brauen zu-nehmend ein Hindernis und eine Einschränkung ihrerWirtschafts- und Erwerbsmöglichkeiten und fordertenden Austritt aus der Braugemeinschaft und die Er-richtung privater Brauereien, der Magistrat jedochblockierte die liberalen Bestrebungen der Kommun-brauer. Er befürchtete dadurch einen Rückgang derstädtischen Einnahmen und einen Überhang anBrauereien in Hemau. Die Wirte waren jedoch bereit,untereinander in einen wirtschaftlichen Wettbewerbzu treten, während der Magistrat in einem sich zu-spitzenden Konkurrenzkampf der Brauer eher eineGefährdung des wirtschaftlichen Wohls und des so-zialen Friedens in der Stadtgemeinde sah. Die Be-hauptung des Magistrats, in Hemau bestehe kein

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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Bedürfnis nach einer neuen Brauerei, wurde von denAntragstellern stets zurückgewiesen. Sie entgegneten,so lange Wirte in Hemau auch auswärtiges Bier ver-kauften, könne man nicht von einem fehlenden Be-dürfnis nach einer privaten Brauerei sprechen.Es stellt sich nun die Frage, ob in Hemau seit den40er Jahren des 19. Jahrhunderts die Nachfrage nachBier tatsächlich gestiegen ist. Diese Frage lässt sichohne genaue Analysen aller wirtschaftlich relevantenverfügbaren Quellen nur thesenhaft beantworten:

1.

2.

Durch den Austritt eines Wirtes aus der Kommun-braugemeinschaft und die Errichtung einer Pri-vatbrauerei erfolgte nicht notwendig eine Ver-mehrung des Bierausstosses in Hemau, sondernvielmehr eine Standortverlagerung der Produktion.Der Wirt braute nun sein benötigtes Bier nichtmehr fernab von seinem Gasthaus im Kommunbrau-haus, sondern in unmittelbarer Nähe des Ortes, andem der Großteil des Bieres verkauft und konsumiertwurde. Selbstverständlich war damit neben einerkostengünstigeren Produktionsweise auch eine Er-höhung der Produktionsmenge möglich, aber nichtzwingend notwendig. Der Wirt konnte die Pro-duktionsmenge seinen Absatzmöglichkeiten an-passen.Da aber mehrere Wirte die Errichtung einer Brauereidamit begründeten, dass sie ihr Gewerbe schwung-hafter betreiben, d.h. mehr Bier produzieren woll-ten, weist dies auf eine gestiegene Nachfrage nachBier in der Bevölkerung hin. Dafür gäbe es in ersterLinie drei Gründe:

Durch die beginnende Industrialisierung inBayern und die Verbesserung des Handels infol-ge der Errichtung des Deutschen Zollvereins(1835) ist der Transitverkehr in Hemau angestie-gen, was auch zu einem größeren Bierumsatzbei Fuhr- und Geschäftsleuten geführt hat.

Durch die allgemeine Bevölkerungszunahmeund verstärkt aufgetretene Pauperismusprozessein den unteren Bevölkerungsschichten, vor allembei den Handwerksgesellen, Tagelöhnern undDienstboten sowohl in der Stadt Hemau alsauch im Umland ist die Nachfrage nach einembilligen und nahrhaften Lebensmittel, was dasBier als „Brot der armen Leute“ tatsächlich auchgewesen ist, gestiegen.

Die Brauer waren zunehmend bereit, mit anderenBrauern in einen Wettbewerb zu treten, wasauch auf einen Mentalitätswandel seit den 40erJahren des 19. Jahrhunderts hinweist.

Peter Engel -ein selbstbewusster, liberal denkender Brauer

Peter Engel stellte 1844 den Antrag, aus der Kommun-braugemeinschaft auszutreten und ein eigenes Brau-haus zu errichten.87 Er äußert sich selbstbewusst inseinem Konzessionsantrag in zweiter Instanz überseine wirtschaftlichen Möglichkeiten:88

- Ich verfüge über ein Kapital von mindestens 36 000Gulden.89

- Ich habe eine gut gehende Ökonomie und Tafern-wirtschaft.

- Ich produziere die Braugerste selbst und brauche sienicht auf der Schranne zu kaufen.

- Ich bin ein gelernter Brauer. Ich verstehe etwas vonmeinem Beruf.

- Ich habe zwei Söhne als gelernte Brauhelfer.- Ich habe schon ein eigenes Malzhaus gebaut.- Ich habe einen großen Bierkeller am Mönchsberg und

kann diesen Keller noch erweitern.- Nun möchte ich eine eigene Brauerei und mein Gewerbe

schwungvoller betreiben.- Ich könnte die Produktion verdoppeln.

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

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Angst vor der Konkurrenz hatte der selbstbewusstePeter Engel nicht. Er schreibt in seinem Brief wörtlich:Wer gutes Bier braut, dem wird auch alles abgenommen.Wer schlechtes Bier braut, dem geschieht ganz recht,wenn er auf seinem Bier sitzen bleibt. An diesem Zitatlässt sich erkennen, wie auch bei Leuten in Hemaumittelalterliches Zunftdenken überwunden ist undmarktwirtschaftliches Denken im Sinne von Gewerbe-freiheit und Konkurrenz sich durchsetzt.

Brauereien im Umkreis von Hemau im Jahr 1844

Ein Akt des Magistrats vom 7. Mai 1844 enthält eineAufzählung aller Brauereien im Hemauer Umkreis.Darin heißt es:

In der Umgebung befinden sich folgende Bräuhäuser:- In dem eine kleine Stunde von hier entfernten Dorfe Hohenschambach das Bräuhaus des Joseph Veitl.- Im Markt Painten 11/2 Stunden von hier entfernt 3 Privatbrauhäuser.- Im Markt Breitenbrunn von hier 2 1/2 Stunden entfernt

7 Privatbrauhäuser.- Im Dorf Willenhofen 1 1/2 Stunden 1 Privatbrauhaus.- In Beratzhausen 1 Stunde 1 Kommunbrauhaus und 1 Privatbrauhaus.- Im Markt Laaber 1 Kommunbrauhaus und 1 Privat-

brauhaus.

Anbei wird bemerkt, daß in einer Entfernung von 4 Stun-den nämlich in Kelheim, Dietfurt, Riedenburg, Parsberg,Eichhofen, Schönhofen und Etterzhausen sich mehrereBräuhäuser befinden und so auch viele Wirte in derUmgegend mit Bier versorgen.90

Doch auch die Hemauer Tafernwirte Sebastian Penz-kofer, Joseph Leibl, Joseph Mayer und Peter Engellieferten Bier an die auswärtigen Wirte in ungemeinbeträchtlichen Quantitäten.91

Entstehung von Privatbrauereien 1840 bis 1862

Trotz der restriktiven Konzessionspolitik des Magistratesgelang in der Zeit von 1840 bis 1850 drei Tafernwirtendie Errichtung von privaten Brauereien. Die Wirtewaren Sebastian Penzkofer (Zum Goldenen Löwen),Peter Engel (Zum Engl) und Michael Gößwein (ZurGoldenen Ente). Damit wurde die Mitgliederzahl derKommunbraugemeinschaft weiter reduziert. DerMagistrat sah sich gezwungen, das Kesselgeld vonzwei auf vier Gulden zu erhöhen.Aus dem Jahr 1858 ist eine Übersicht aller Wirte undBrauer überliefert. Sie gibt einen genauen Einblick indie Struktur des Brau- und Schankgewerbes vonHemau:92

1.) Brauberechtigte Bürger: 222

2.) Brauende Bürger: 15

- in eigenen Brauhäusern 6- im Kommunbrauhaus (braunes Gerstenbier) 8- im Kommunbrauhaus (Weizenbier) 1

3.) Bierausschank von fremdem Bier 7

1858 brauten im Kommunbrauhaus braunes Gersten-bier93:

a) Tafernwirte- Johann Donhauser, HNr. 40 (Beim Roten Ross)- Paul Veitl, HNr. 47 (Beim Ochsenwirt)- Alois Schack, HNr. 89 (Beim Hirschen)

b) Kommunbrauer mit Kommunbraustube- Bernhard Klopfer (Bäcker), HNr. 38 (Das Klopferhaus)- Michael Gassner (Melber), HNr. 79 (Beim Lenawastel)- Lorenz Meier, HNr. 94 (Beim Bauernferstl)

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Schließlich erhielten im Jahr 1862 drei weitere Kom-munbrauer im Revisionsverfahren die Erlaubnis zumBau eines eigenen Brauhauses: die Tafernwirte AloisSchack (Zum Hirschen), Josef Donhauser (Zum RotenRoss) und der Bierwirt Jakob Engel (Zum Stürzer). Nunbefanden sich in Hemau neben dem Kommunbrauhaus,das in der Endphase von 1865 bis 1871 nur noch vonsechs Brauern benutzt wurde, noch neun Privatbraue-reien. Dieses aus den Akten gewonnene Ergebnis wirdauch in der Chronik von Hemau aus dem Jahr 1861bestätigt. Dort heißt es unter der Aufstellung überdas Gewerbe: In Hemau gab es 17 Brauer, nämlich 6selbstständige Brauer, 10 brauende Bürger und 1 Weiß-bierbrauer (gemeint ist der Kommunbraumeister alsPächter des städtischen Weißbierbraurechts).94 Erwähntwerden muss jedoch auch, dass im Jahr 1857 dasBrauhaus des Löwenwirtes Sebastian Penzkofer durcheinen Brand zerstört wurde.95 Penzkofer braute seinenBierbedarf vorübergehend im Kommunbrauhaus.

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c) nicht selbst gebraut haben folgende Wirte:- Paul Eibl, HNr. 3 (Das Kobi Paulihaus)- Jakob Engel, HNr. 9 (Das Stockerthaus)- Joseph Listl, HNr. 14 (Das Ruppenhaus)- Andreas Halter, HNr. 16 (Das Eisvogelhaus)- Mathias Waldhier, HNr. 48 (Das Huttererhaus)- Johann Ehemann, HNr. 52 (Das Fanderlhaus)- Englhard Engel, HNr. 129 (Das Ferstlhaus)- Jakob Bruckmeier, HNr. 148 (Das Weißgerberhaus)- Anton Offenbach, HNr. 233 (Das Zungengärtnerhaus)

Von Paul Veitl und Englhard Engel wird berichtet,dass sie ihre Keller zum Ausschenken von Bier nutzten.Keine spezielle Konzession zum Bierausschank hattender Bäcker Bernhard Klopfer und der Metzger Engl-brecht Engel.

Brauereien in Hemau um 1870Zum Roten Ross 1862

Zum Goldenen Löwen 1838 Zum Neubau 1811

Zum Stürzer 1862Zum Hirschen 1862

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

Forster 1831

Tannenbaum 1831

Zum Engel 1847

Goldene Ente 1843

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Das Ende der Kommunbrauerei

Die Entwicklung des Brauwesens in Hemau von 1830bis zur Einführung der Gewerbefreiheit im Jahr 1868zeigt deutlich eine kontinuierlich fortschreitendeAuflösung der Kommunbraugemeinschaft. Bestandsie am Anfang des Jahrhunderts noch aus über 20Wirten, so waren es 1871 nur noch sechs. Das Kom-munbrauhaus wurde schließlich 1871 vom Magistratebenfalls privatisiert. Am 7. August 1871 fasste derStadtmagistrat den Beschluss, das Kommunbrau-haus öffentlich zum Verkauf anzubieten.96 Im Protokollwerden folgende Gründe angegeben:

Die Erträgnisse aus dem Bräuhaus seien durch dieErrichtung von neun privaten Brauhäusern auf einMinimum reduziert.Es braue nur noch eine sehr geringe Zahl von Wirtenim Kommunbrauhaus, und ihr produziertes Bier-quantum sei höchst unbedeutend.Die Kosten für die alljährlichen Baureparaturen amGebäude könnten durch die eingehenden wenigenKesselgelder und die Bräuhauspacht nimmer mehrgedeckt werden.

1.

2.

3.

So wurde das Kommunbrauhaus zur Versteigerungöffentlich ausgeschrieben. Käuflich erworben habenes schließlich um 5500 Gulden zu gleichen Anteilenfünf Hemauer Wirte, die keine eigene Privatbrauereibesaßen, und der Wirt von Neukirchen. Sie bildeteneine private Braugemeinschaft (Gesellschaftsbrauerei)und ließen wie bisher im Kommunbrauhaus ihrenBierbedarf durch einen von ihnen angestellten Brau-meister herstellen. Für den Ausschank des Bieres inihren Bierschenken waren nun Wirtschaftskonzessionennotwendig, die sie jedoch aufgrund ihrer alten Kom-munbraurechte ohne Schwierigkeiten zugesprochenbekamen, sofern sie die polizeilichen Vorschrifteneinhielten. Dies bedeutete sozusagen eine Umstellungdes kommunbraurechtlich begründeten auf das kon-

zessionsrechtlich geregelte Schankwesen. Die 1871gegründete Gesellschaftsbrauerei bestand bis kurzeZeit nach Ende des Ersten Weltkrieges. 1920 wurdedas ehemalige Kommunbrauhaus beim Oberen Torabgebrochen und auf dem Grundstück eine Privat-wohnung errichtet.97

Die Käufer des Kommunbrauhauses waren allesamtWirte:

Die Gaststätte und Brauerei Donhauser

Die bedeutendste Brauerei wurde im 20. Jahrhundertdie Brauerei Donhauser mit dazugehöriger Brauerei-gaststätte Zum Roten Ross, die seit 1830 im Besitz derFamilie Donhauser war.98 Die Familie Donhauser braute

- Lorenz Maier (Bauernferstlhaus: Riedenburger Str. 2)- Anton Eibl (Ferstlhaus: Dietfurter Str. 2)- Carl Weigert (Zum Roten Ochsen: Stadtplatz 14)- Michael Gassner (Beim Lenawastel: Riedenburger Str. 4 )- Josef Amann (Glaser: Beratzhausener Str. 4)- Franz Knerr (Wirt von Neukirchen)

Keller und Brauerei Donhauser, 1862

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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im Kommunbrauhaus. Am 20. September 1862 stellteJohann Donhauser beim Bezirksamt Hemau ein Gesuchum Errichtung eines neuen Brauhauses.99 Unter demgeplanten Gebäude auf der PlNr. 238 1/2 im heutigenRingweg 42 befand sich bereits ein im Jahr 1835erbauter ganz neuer Sommerkeller, der 2000 EimerBier lagern konnte.100 Im Kataster-Umschreibbuchheißt es bei PlNr. 238 1/2 1865 Bräuhaus mit Som-merkeller, Salettchen, Kegelbahn, Gastgarten mit Bäu-men, d. h. bei dem neuen Bräuhaus entstand auchein neuer Biergarten.101 Sogenannte Salettchen, kleinehölzerne Gartenhäuschen zum Schutz der Gäste gegenWind und Wetter, waren damals in den neu entstan-

denen Biergärten sehr beliebt. 1883 baute Johann Don-hauser an die Kegelbahn ein Sommerhaus mit Wagen-und Fassremise an, und 1886 errichtete er über seinemSommerkeller ein Gebäude, einen Überbau, wie esim Bauplan heißt.102 1909 baute er schließlich hinterdem Gasthof Zum Roten Ross auf PlNr. 86 ein neuesBrauhaus mit Eiskeller, Flaschenfüllraum, Gär- undSchankkeller, Kühlanlagen, Lagerraum und Malz-tenne.103 Um 1937 konnte die Brauerei bei vollerBetriebsauslastung 4500 hl Bier im Jahr erzeugen.104

Die Brauerei bestand bis 1998. Mit ihrer Stilllegungwar auch die letzte Brauerei in Hemau dem allgemeinenBrauereisterben in Bayern zum Opfer gefallen.105

Plan für das Sommerhaus mit Wagen- und Fassremise beim Donhauser-Keller vom 1883

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

38 Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Plan für den „Überbau“ beim Donhauser-Keller von 1886

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Doch heute besteht noch die ehemalige Brauerei-gaststätte Zum Roten Ross. Sie gehört mit zu denältesten Gastwirtschaften Hemaus. Sie war seit 1830im Besitz der Familie Donhauser. Die Jahreszahl ineinem Emblem mit einem Ross schmückt die Nord-westfront des Gasthofes.Der Gasthof wurde nach Plänen von 1925 umgebaut.106

Aus zwei Häusern (Nr. 42 und 43) entstand der neueGasthof mit gemeinsamem Dach. Die radizierte Tafern-gerechtigkeit wurde von HNr. 42 auf 43 transferiert,und in dem früheren Wirtschaftsgebäude entstandein Saal mit Theaterbühne. 1926 errichtete der Zimmer-meister Mirbeth den Dachstuhl. An der Frontseite istheute in dem geschwungenen Dachgiebel die Jahres-zahl 1929 zu lesen, vermutlich das Jahr, in dem dieBaumaßnahme abgeschlossen worden war. Im neuen

Gasthof standen fünf Fremdenzimmer mit 17 Bettenzur Verfügung, zum Einstellen von Zugtieren dientenvier neue Fremdenstallungen.Die „Brauerdynastie“ der Familie Donhauser lässt sichaus dem Grundsteuerkataster wie folgt darstellen:

18301867

1894

1938

Lageplan der Brauerei Donhauser am Unteren Stadtplatz und Ansicht der Stadt Hemau. Am linken unteren Bildrand Brauerei Donhauser

Gaststätte Donhauser um 1930

Plan zum Umbau des Gasthofes von 1925

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Plan zum Umbau des Gasthofes Donhauser von 1925

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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Nickerlkaspar (HNr. 8), eine Mälze beim Kobi Michel(HNr. 20) und eine Mälze des Tafernwirtes AndreasSchack (Zum Hirschen, HNr. 89) in einem Stadel außer-halb des Neuen Tores.108

Die im Kommunbrauhaus brauenden Wirte bezogenihr Malz in der Regel aus der Neuen Mulze direkt ne-ben dem Sudhaus, wenn dieses ausgelastet war, auchvon privaten Mulzen, wie sie z.B. im Haus des MichaelEngl HNr. 20 (Beim Kobi Michel) betrieben wurde odervom Bäcker Jakob Blauhorn (Das Melberhaus, HNr.17).109 1841 errichtete der Wirt Peter Engel (Beim Engl,HNr. 9) ein eigenes Malzhaus mit einer modernenenglischen Malzdörre, um von der kommunalen Mälzeunabhängig zu sein (PlNr. 21).110 Die meisten der im19. Jahrhundert neu erbauten privaten Brauhäuserbesaßen auch ihre eigenen Mälzereien (HNr. 6,HNr. 7, HNr 13). 1852 beklagte sich der Wirt AloisSchack, der noch im Kommunbrauhaus braute, dassdort bei der Herstellung des Malzes die Konkurrenzoft zu hoch sei und er deshalb sein benötigtes Malzvon anderen Mälzereien beziehe.111 Der Wirt SebastianPenzkofer reichte 1851 beim Magistrat den Plan zurErrichtung einer Malzmühle ein.112 Denn seitdem diealte Ross-mühle nicht mehr betrieben wurde, musstendie He-mauer Brauer das Malz in einer der auswärtigenMühlen an der Schwarzen Laber brechen lassen. Nunließ Penzkofer bei seinem Sommerkeller außerhalb

Mälzereien

Die älteste Mälzerei der Stadt Hemau befand sich ur-sprünglich in der Unteren Vorstadt. Das als Alte Mulzbezeichnete Gebäude entspricht dem Haus mit derNummer 211 des Grundsteuerkatasters.

Degl schreibt in seiner Chronik: Vor Alters war desjetzigen Wagners in unterer Vorstadt Haus das Malzhaus,jetzt aber sind in verschiedenen Häusern 5 und mehrereMulzen.107 Das Häuser- und Rustikalsteuerkataster von1808 nennt drei Mälzereien: eine Mulzkammer beim

Alte Mälzerei, heute Untere Vorstadt 2

Ehemalige Wagnerei, vormals Alte Mälzerei

Die Alte Mälzerei

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

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Plan zur Errichtung einer Malzdörre beim Sommerkeller des Sebastian Penzkofer von 1850

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

der Stadt (PlNr. 441 1/2, heute: Nürnberger Str. 19)eine neue Malzmühle errichten. Auch die BrauereiDonhauser hatte ihre eigene Mälze. Ferner diente dasehemalige Brauhaus des Tafernwirtes Engel, dannLeibl auf PlNr. 232 von 1927-1959 als Mälzerei derBrauerei Wildenstein.113 Man muss also festhalten,dass Hemau im 19. Jahrhundert nicht nur viele Braue-reien hatte, sondern auch sehr viele Mälzereien unddadurch von auswärtigem Malz unabhängig war.

Sommerkeller genannt, die in der zweiten Hälfte des18. Jahrhunderts bzw. um 1800 errichtet worden seindürften:- ein Sommerkeller unter einem Stadel in Michl Engls Anwesen (Beim Kobimichl, HNr. 20)- ein Sommerkeller unter einem Stadel in der Oberen Vorstadt, der Jakob Forster gehörte (PlNr. 205)- ein Sommerkeller unter einem Stadel in der Oberen Vorstadt, der dem Ochsenwirt Michael Veitl gehörte (PlNr. 206)

Entwicklung der Bierkeller

Wie Degl in seiner Chronik schreibt, gab es vor 1800nur zwei Sommerkeller, die zur Kühlung von braunemGerstenbier während der Sommermonate geeignetwaren (Hirschenkeller und Tannenbaumkeller). 1808werden außer den beiden genannten weitere fünf

Ehemalige Mälzerei der Schlossbrauerei Wildensteinin Hemau, um 1970

Sommerkeller der ehemaligen Gaststätte „Zur Goldenen Ente“

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- ein Sommerkeller unter einem Stadel, der 1802 von dem Melber Jakob Penzkofer (Beim Lenawastel) er- richtet wurde114 (PlNr. 236)

- ein Sommerkeller unter einem Stadel außerhalb des Neuen Tors, der den Engelschen Kindern (Beim Engl) gehörte (PlNr. 232)

1826 hat Johann Leibl den Tannenbaumkeller (PlanNr.218) um einen tiefer gelegenen Keller erweitert.1835 wurde der Donhauserkeller (PlNr. 238 1/2) vonJohann Donhauser erbaut.116

1811 entstand der Sommerkeller unter dem Blauhorn-stadel, er gehörte zum Gasthof Zur Goldenen Ente115

(PlNr. 222).

Sommerkeller der ehemaligen Gaststätte „Lenawastl “

Sommerkeller der ehemaligen Gaststätte „Beim Engl“Blauhornstadel und Sommerkeller der ehemaligen Gaststätte „Zur GoldenenEnte“

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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neuen Sommerkeller errichten (heute: NürnbergerStraße 19).118

1880 errichtete der Glaser und Bierwirt Joseph Amannin der Beratzhausener Straße 45 einen Sommerkeller(Glaserkeller, PlNr. 333).119

1841 wurde der zur Brauerei Zum Neubau gehörigeSommerkeller auf dem Mönchsberg (PlNr. 231 1/2)errichtet.117

1841 hat der Wirt Joseph Stürzer bei seinem HausNr. 9 einen neuen Sommerkeller erbaut (PlNr. 19).1849 ließ Sebastian Penzkofer auf PlNr. 4411/2 einen

Plan zur Errichtung eines Sommerkellers der ehemaligen Brauerei „Zum Neubau“ auf dem Mönchsberg

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

Die meisten Sommerkeller entstanden im 19. Jahr-hundert mit der Entstehung der Privatbrauereien ab1811. Jedes neu gegründete Brauhaus hatte aucheinen eigenen Sommerkeller. Die besten, meist in Fel-sen gehauenen Sommerkeller lagen außerhalb deralten Stadtmauern am Mönchsberg, vor dem NeuenTor, an der Dietfurter Straße und in der Oberen Vor-stadt. Vor dem Ausschank wurden die Sommerkellervom Magistrat visitiert und das Bier auf Qualität ge-prüft. Über die Visitation fertigte man ein Protokollan. Im Stadtarchiv sind einige Visitationsakten ausdem 19. Jahrhundert überliefert, die Aufschluss gebenüber die Größe und oft auch über die Bauweise derSommerkeller sowie die Anzahl der gelagerten Fässer.120

Die Visitation von 1843 (Protokoll unterzeichnet vomBürgermeister Jakob Praetorius, dem Kommunbrau-meister Wolfgang Glimmer und dem MaurermeisterJohann Lochner) bildete auch eine wichtige Quellefür die Dokumentation der Hemauer Bierkeller in dervon Ernst Böhm konzipierten Ausstellung „HemauerUnterwelt“ im Jahr 2009.121

Ein normaler Schankkeller genügte dagegen für dieGärung und Lagerung des Winterbieres. Wer in Hemaubraute, benötigte in der Regel auch einen eigenenGärkeller und Lagerkeller für das Winterbier.

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Entwicklung der Biergärten

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Bayern vieleSommerkeller gebaut wurden, begannen die Brauer,das frische Bier in den Sommermonaten auch direktan den Sommerkellern auszuschenken. Der Minuto-ausschank, d.h. der massweise Ausschank von Bierwar ihnen durch Verordnung von 1805 als Ausgleichfür die Aufhebung des Bierzwanges erlaubt.122 Dasführte aber zum Protest der Wirte, die in den Sommer-kellern eine unliebsame Konkurrenz sahen. Schließlichkam es zum Streit zwischen Brauern und Wirten, derim Jahr 1812 durch eine königliche Verordnung Max I.mit einem Kompromiss gelöst wurde. Er bestimmte,

dass den Brauern weiterhin ihr Bier bei den Sommer-kellern in Minuto zu verschleißen (ausschenken) erlaubtwar, d. h. der Minuto-Verschleiß wurde legalisiert,aber nur unter der Prämisse, dass auf den Bierkellernbeziehungsweise im Biergarten kein Essen verkauftwerden durfte. Somit war es den Leuten freigestellt,ihre Brotzeit selbst mitzubringen. Dies war sozusagendie Geburtsstunde der bayerischen Biergärten, indenen man eigene Speisen mitbringen und dortverzehren konnte. Darum erschienen im Januar 2012viele Artikel und Sendungen in den Medien, die andie Verordnung von Max I. bezüglich des Verzehrsmitgebrachter Speisen in den Biergärten erinnerten.123

Ausschnitt aus dem Rescript von König Max I. Joseph von Bayern

Typischer Lagerkeller für Winterbier unter der ehemaligen Gaststätte„Zungengärtnerhaus“

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

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Nürnberg - Für ihre Biergärten gingen die Bayern sogarzu Tausenden auf die Straße: Ein kühles Bier unter Kastaniengehört im Freistaat zur Lebensart. Dieses Jahr feiert dieseTradition ihr 200-jähriges Bestehen.

Eine Maß Bier unter Kastanien, dazu eine mitgebrachteBrotzeit: Der Biergartenbesuch ist in Bayern gängige Freizeit-gestaltung - und das seit 200 Jahren: Am 4. Januar 1812,erlaubte König Max I. den Brauern, über ihren Bierkellern Bierauszuschenken. „Ich habe deshalb 2012 zum Jahr des Bier-gartens erklärt“, sagt Münchens Tourismuschefin GabrieleWeishäupl.Die Brauereien lagerten früher das im Winter gebraute Bierin unterirdischen Gewölben. Aus Flüssen und Seen geschnitteneEisbrocken sorgten für Kühlung. Über den Kellern pflanztendie Brauer Schatten spendende Bäume - so blieben die Lager-räume kühl.Aus den Kellern nahmen die Leute das Bier in Krügen mit. Anheißen Tagen lockte der Schatten der Kastanien zur Rast -und so kam mancher Krug leer Zuhause an. Findige Brauermachten daraus ein neues Geschäft - und gerieten in Zankmit den Gastwirten, denen die Gäste wegblieben. Am 13. Mai1791 beschwerten sich Münchner Wirtsleute aus der Au überdie am nahem Isarhochufer angesiedelten Bierkeller beimKurfürsten Karl-Theodor. Zwischen Gastwirten, Brauern undauch Gästen soll es damals teilweise zu handfesten Schläge-reien gekommen sein.Erst der königliche Erlass 1812 brachte Frieden: Nun durftendie Brauer von Juni bis September ihr Märzenbier ausschen-ken, um es „in minuti zu verschleißen“, also: sofort zu trinken.Brot durften sie servieren. „Das Abreichen von Speisen undanderen Getränken bleibt ihnen aber ausdrücklich verboten“,entschied der König als Kompromiss für die Wirte. „Die Wirtehaben sich anscheinend damit abgefunden“, sagt der Leiterdes Münchner Stadtarchivs, Michael Stephan.Die Biergarten-Gäste wollten ihre Maß aber nicht auf nüch-ternen Magen trinken und so brachten sie ihr Essen kurzerhandmit. Aus der Gewohnheit wurde Tradition. Mancher „Zuagroas-te“ - auf Hochdeutsch der Zugereiste - staunt, wenn Einheimi-sche ihre eigene Tischdecke entfalten, Geräuchertes, Käseund Rettich, Salzstreuer und Besteck ausbreiten und gar einKerzchen anzünden. „Das gibt es nirgendwo anders auf derWelt“, sagt Weishäupl.Das Mitbringen von Speisen ist inzwischen verbrieftes Recht:Einen Biergarten kennzeichne die Möglichkeit, „dort auch diemitgebrachte, eigene Brotzeit unentgeltlich verzehren zu kön-nen“, legt die Biergartenverordnung von 1999 fest. Sogar vor

Prosit! Der Biergarten feiert 200. GeburtstagLebensgefühl unter Kastanien: König Max I. erteilte die Schankerlaubnis am 4. Januar 1812

den Oktoberfest-Zelten ist das Recht auf die eigene Brotzeitgarantiert.Weil einige Wirte versucht hatten, die Gäste zu einer Bestellungzu nötigen, schreibe die Stadt die „Biergartenfreiheit“ seit2007 in den Wiesn-Verträgen fest, sagt Weishäupl. „Letztlichist die Wiesn der größte Biergarten Münchens.“ Alle Zeltezusammen bieten fast 30 000 Plätze.Wenn es um ihr Recht auf den Biergarten geht, sind die Bayernzum Aufstand bereit: Rund 20 000 Menschen demonstrierten1995 bei der „Biergartenrevolution“ gegen Einschränkungenbei den Öffnungszeiten. Die Demonstranten zogen zur Staats-kanzlei. „Wir standen unten und riefen: Rettet den Biergarten“,erinnert sich Weishäupl.Anwohner hatten wegen Lärms geklagt und vor Gericht Rechtbekommen. Biergärten, darunter die renommierte Waldwirt-schaft, hätten ab 21.30 Uhr kein Bier mehr ausschenken sollen.„Einen Biergarten um halb zehn zumachen - da ist es ja nochhell! Aus ganz Bayern kamen die Leute und haben protestiert“,sagt die Präsidentin des Vereins zur Erhaltung der Biergarten-tradition, Ursula Seeböck-Forster. Der Freistaat erließ auf denProtest hin die Biergartenverordnung, nach der bis 22.30 Uhrausgeschenkt werden kann, um 23.00 Uhr soll - von Einzel-entscheidungen abgesehen - Ruhe herrschen.Neue Gefahr für die Tradition: Mancher Neu-Bayer bringtstatt Radi, Obazdn und Brezen einen Döner mit oder lässtsich gar Pizza an den Biertisch liefern. „Eine klassische Bier-gartenmahlzeit ist das nicht - aber wir schreiben nicht vor,was der Mensch essen soll“, sagt Weishäupl.Auch Seeböck-Forster betont, das sei „nicht das, was mansich für einen gescheiten Biergarten wünscht“. In Bayern geltejedoch „leben und leben lassen“. Auch Facebook-Verabredungenzu regelrechten Biergartenpartys entsprächen nicht geradeder Tradition. Es sei kein Ort für „Flashmobs, die sich da mit200 Leuten zusammenrotten und auf leeren Plätzen Riesen-buffets aufbauen“. Vielmehr sei der Biergarten gerade in derGroßstadt wichtig für Familien mit Kindern und nicht so vielGeld. Dort könnten sie günstig im Freien sein und essen. „EinBiergarten hat in der Großstadt eine große soziale Funktion.“Der Biergarten ist freilich auch Sinnbild bayerischer Gastlichkeitund Kulinarik - und Touristenattraktion. Weishäupl: „Der Bier-garten es ist ein hochattraktives Motiv für unsere Tourismus-werbung.“So attraktiv sind Bayerns Biergärten, dass Nordrhein-Westfalenversehentlich in einer Broschüre mit einem Biergarten-Bildaus dem Englischen Garten warb. Die „Verwechslung“ sei erstnach dem Druck aufgefallen, das Bild werde bei der Neuauflageausgetauscht, hieß es, als die Panne ans Licht kam.

Artikel aus www.nordbayern.de vom 2. Januar 2012:

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Biergartenszene um 1949

Unter Schatten spendenden Kastanien wurden Bier-bänke aufgestellt. Die Besucher brachten ihre Brotzeitselber mit, dazu gab es frisches Bier direkt aus demSommerkeller. Meist hat man auch eine Kegelbahngebaut, und so wurde der Sommerkeller zu einem be-liebten Vergnügungsort der Bevölkerung.

Johann Nepomuck Müller schreibt inseiner „Chronik der Stadt Hemau“ ausdem Jahr 1861: Die Umgebung der StadtHemau bietet außer den in neuerer Zeitangelegten freundlichen Sommerkellernauch manch‘ weiteren hübschen Aus-flug.124 Angefangen mit der Anlage vonBiergärten haben in Hemau der BrauerPaul Blauhorn und dessen SchwiegersohnMichael Gößwein, der Wirt zur GoldenenEnte. Er hat 1811 den Blauhornstadelerrichtet, darunter einen Sommerkeller.Und dort entstand auch der erste Bier-garten Hemaus. Von dem Wirt wird 1843berichtet: Übrigens dürften es 25 Jahresein, dass in den besagten Kellern Bier inMinuto ausgeschenkt wird, womit vorzugs-weise der verstorbene Tafernwirt PaulBlauhorn und Michael Gößwein den An-fang gemacht haben.125

Lageplan Gößweinkeller

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nachweislichin Hemau acht Sommerkeller mit Biergärten undSchankbetrieb. In einem Protokoll über Befugnisseder brauberechtigten Bürger aus dem Jahr 1843 heißtes126: Peter Engl hat neben seinem Sommerkeller anseinem Getreidestadel eine Degelremise für die Porzellan-fabrik in Scheftlarn seit 9 Jahren angebaut, über welcherer eine Kegelbahn mit einem Zechzimmer hergestellthat, worin neben seinem Keller derselbe zur günstigenWitterung Bier ausschenkt.Auch Johann Donhauser schenkte in seinem Gartenbeim Sommerkeller bei günstiger Witterung Bier aus.Ferner gab es damals auch beim Hirschenkeller desAndreas Schack einen Biergarten, in dem der Wirt beigutem Wetter auf Verlangen einer Gesellschaft Bierausschenkt.

Die Sommerkeller lagen außerhalb der Stadt

unten: Ansicht von Hemau, um 1800

50

Schließlich ist auch noch MichaelGößwein zu nennen. Er hatte ne-ben seinem Getreidestadel mit Som-merkeller eine Kegelbahn errichtet,die er zugleich als Fassremise be-nutzte. Auf dem danebenliegen-den Grasgarten schenkte er beiguter Sommerzeit Bier aus. DerWirt Josef Stürzer schenkte bei sei-nem Sommerkeller hinter seinemHaus, wo er auch eine Mälze be-trieb, bei günstiger Witterung Bieraus. Noch kein Biergarten bestanddamals beim Tannenbaumkeller

günstiger Sommerzeit Bier ausschenke. Die Biergärtenhatten nur an Feiertagen von nachmittags 3 Uhr bisabends 10 Uhr geöffnet, an Werktagen nur, wennsich eine Gesellschaft bildete.

des Joseph Leibl. Allerdings, so das Protokoll, sei derPlatz zum Bewirtschaften […] geeignet. Jakob Vorsterhatte hinter seinem Getreidestadel mit Sommerkellereinen Grasgarten und schenkt dort bei günstiger Wit-terung aus. Von Joseph Mayer heißt es, er habe einenalten und vor zwei Jahren daneben mit polizeilicherBewilligung erbauten neuen Sommerkeller, wo er bei

Ein weiterer Sommerkeller mit Biergarten wurde 1880von dem Glaser und Bierwirt Joseph Amann in derBeratzhausener Straße 45 (Glaserkeller, PlNr. 333) er-richtet.127

Situationsplan zum Sommerkeller Bauernferstl

Bauplan des Glaserkellers von 1878

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Zusammenfassung

In der Stadt Hemau gab es seit dem späten Mittelalterein Braurecht aller Bürger. Dieses lässt sich aufgrunddes „Hemauer Freiheitsbriefes“ Herzog Siegmundsaus dem Jahr 1465 und der Entwicklung des Brau-gewerbes in der Frühen Neuzeit belegen. Von wirt-schaftlicher Bedeutung wurde es jedoch erst mit demSiegeszug des Bieres in Bayern als geschätztes Nah-

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und um an den Sonn- und Feiertagen die Alltagssorgenfür ein paar Stunden zu vergessen. Mit dem Braue-reisterben starben auch die Bierkeller und Keller-wirtschaften und damit ein Teil alter Hemauer Wirts-hauskultur.

Längenansicht des Sommerkellers mit Biergarten des Joseph Amann

Die Kellerwirtschaften mit Biergärten und Kegelbahnenwaren im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftli-chen Lebens in Hemau. Im Sommer bildeten die Som-merkeller Ziele von Spaziergängern und Orte derUnterhaltung und Geselligkeit. Noch war die Einwoh-nerzahl der Stadt nicht unüberschaubar. Biergärtenwaren Treffpunkte der Bewohner, die sich kannten.Ferner war der Besuch des Biergartens nicht abhängigvom gesellschaftlichen Rang. Die Menschen aus allenGesellschaftsschichten, vom Taglöhner bis zu denStadthonoratioren, fanden sich ein zum Sehen undGesehenwerden, zur Unterhaltung und Geselligkeit

„Des war'n no Zeiten!“ - Ein Hemauer Bürger denkt mit Wehmutan die einstigen Kellerwirtschaften und Biergärten zurück.

Dieter Schwaiger , Die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Hemau

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rungsmittel seit dem 16. Jahrhundert. Gefördert hatdas Braugewerbe in Hemau vor allem die Lage derStadt an der bedeutenden Handelsstraße zwischenRegensburg und Nürnberg. Die Stadt verdiente andem Braugewerbe nicht durch den Export des Bieresin andere Regionen, sondern durch die Befriedigungder internen und der durch den Transitverkehr entstan-denen großen Nachfrage. Ein Kommunbrauhaus, dasim Rahmen einer genossenschaftlichen Organisationdes Brauwesens von vielen brauenden Wirten benutztwurde, bildete bis 1811 ein leistungsstarkes Instrument,um den Bierbedarf der Stadt zu decken. Um 1810gehörte das Kommunbrauhaus von Hemau noch zuden größten kommunalen Brauhäusern im damaligenRegenkreis. Erst durch die wirtschaftlichen und sozialenReformen Montgelas‘ am Beginn des 19. Jahrhundertsvollzog sich ein grundsätzlicher und zukunftweisenderWandel der Brauwirtschaft in Hemau, wenn auch dasKommunbrauhaus mit reduzierter Zahl an brauendenWirten noch bis 1871 bestand. An die Stelle desmittelalterlichen Kommunbrausystems entwickeltesich, durch staatliche Rechtsordnung gezielt in dieWege gelenkt, ein an liberalen Wirtschaftsprinzipienorientiertes Braugewerbe mit Privateigentum aneigenen Braustätten und freiem Wettbewerb. DieserWandlungsprozess war verbunden mit einem zuneh-menden Handels- und Transitverkehr sowie einer zu-nehmenden Bevölkerungszahl im Zuge der Früh-industrialisierung seit 1835. Der freie Wettbewerb imBrauwesen wurde in den 20er Jahren des 19. Jahr-hunderts durch ein staatliches Konzessionssystemblockiert. Der Magistrat hielt vermutlich aus Furchtvor sozialen Spannungen an einer traditionellenVersorgungswirtschaft gegen den Willen einer neuen,an modernen Unternehmerinteressen orientiertenGeneration von Wirten fest, die bereit waren, in einenwirtschaftlichen Wettbewerb zu treten. Das entschei-

dende Instrument zur Verhinderung von neuen privatenBrauhäusern war die Verneinung der Bedürfnisfrage.In den Jahren von 1840 bis 1863 kam es zu häufigenKämpfen zwischen nach Unabhängigkeit strebendenWirten und den staatlichen bzw. kommunalen Be-hörden. Immerhin gelang es mehreren Tafernwirten,die Errichtung eines eigenen Brauhauses durchzusetzen.1868 fand dieser wirtschaftliche Wandlungsprozessmit der Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheiteinen vorläufigen Abschluss. Damals bestanden inder Stadt neun Privatbrauereien und ein auf sechsMitglieder reduziertes Kommunbrauhaus, das 1871schließlich ebenfalls privatisiert und dann als eineGesellschaftsbrauerei fortgeführt wurde. Das Braue-reigewerbe florierte in der Stadt trotz Rückgang desHandelsverkehrs, der durch den Ausbau des Eisen-bahnnetzes in Nordbayern bedingt war. In der Prinz-regentenzeit war Hemau eine Brauerei- und Mälzer-stadt, die jedoch nicht exportorientiert ausgerichtetwar, sondern in erster Linie den heimischen Markt derProvinzmetropole auf dem Tangrintel bediente. Derverstärkte Bau von Sommerkellern außerhalb undzum Teil auch innerhalb der alten Stadtmauern sichertenicht nur eine ausreichende Versorgung der Stadt mitBier im Sommer, sondern förderte auch eine bayerischeBiergartenkultur. Biergärten wurden zu geselligen Or-ten der Gemütlichkeit, der Kommunikation und Unter-haltung. Heute gibt es weder eine Brauerei noch eineKellerwirtschaft in Hemau. Die Brauereien und Bier-gärten sind wie in vielen anderen Orten Bayerns nach1945 einem strukturellen Wandel zum Opfer gefallen,eine Entwicklung, die schon mit dem 1. Weltkriegeinsetzte und die eine eigene wirtschafts- und sozial-geschichtliche Untersuchung verdient.

Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 2

Vgl. z. B. Tangrintler Nachrichten, Jahrgang 33/Nr. 18, 1. Mai 2009. „Vom Kommunbrauhaus zur privaten Brauwirtschaft - ein Blick in dieBrauereigeschichte Hemaus“ (Vortrag am 23. April 2009 von Dieter Schwaiger) und „Hemauer Unterwelt“ (Ausstellung über die historischenBierkeller in Hemau vom 23. April bis 22. Mai 2009 von Ernst Böhm).Einen guten Überblick über die Geschichte Hemaus bietet Thomas Feuerer (Hrsg.), 700 Jahre Hemau, die Stadt auf dem Tangrintel. 1305-2005,Hemau 2006. Vgl. ferner Manfred Jehle, Parsberg (Historischer Atlas von Bayern 51), München 1981; Franz X. Scheuerer, Art. Hemau, in: Handbuchder Historischen Stätten. Bayern I: Altbayern und Schwaben, hg. von Hans-Michael Körner und Alois Schmid unter Mitarbeit von Martin Ott,Stuttgart 42006, S. 306-308; Hans Schuster, Vom Leben auf dem Tangrintel. Ein heimatgeschichtliches Lesebuch, Hemau 2001.Vgl. Erich Hafner, Forst-, Wirtschafts- und Industriegeschichte, in: Painten in Geschichte und Gegenwart, hg. vom Markt Painten, Hemau 2005,S. 439f.Zum Kommunbrauwesen vgl. Heinrich Huber, Das Kommunbrauwesen in Bayern, Berlin 1939; Andreas Kassalitzky, Vom Plempl zum Kultgetränk.Faszination Zoigl, Weiden 2011 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis); Carl Stiegler, Das Kommunbrauwesen in Bayern, München 1931;H. Reiner, Das oberpfälzische Kommunbrauwesen, in: Blätter für administrative Praxis 65 (1915), S. 338-346 und S. 395-406; zu Franken vgl.Ottokarl Tröger, Brauwirtschaft und Kommunbrauwesen in Oberfranken unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Selb, Selb-Oberweißen-bach 1983.Feuerer, 700 Jahre (wie Anm. 2), S. 155.Zitiert nach Johann Nepomuck Müller, Chronik der Stadt Hemau, Regensburg 1861 (Nachdruck Hemau 1972), S. 71.StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 55.Vgl. Karin Hackel-Stehr, Das Brauwesen in Bayern vom 14. bis 16. Jahrhundert, insbesondere die Entstehung und Entwicklung des Reinheitsgebotes(1516), Berlin 1987.Zur Brauereientwicklung in Bayern vgl. Werner Pohl, Bier aus Bayern, Grafenau 1988.Die erste Nennung eines Brauhauses, in dem die Bürger Hemaus das Recht zum Brauen hatten, erscheint in der Bierbrauordnung von Hemauaus dem Jahr 1615 (StadtA Hemau, Urkunden I, Ältere Urkunden Nr. 7). Vgl. hierzu Georg Paulus, Die Bierbrauordnung der Stadt Hemau ausdem Jahre 1615. Edition und Kommentar (unten S. 184-201).Ebd.Gerhard Nebinger, Das Bürgerbuch der Stadt Hemau 1558-1700, in: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde 29 (1966), S. 115-136, hier S. 126 (Hinweis von Dr. Thomas Feuerer, Kollersried).Vgl. Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 177-200.Ebd., S. 210.Vgl. BayHStA, Gerichtsliteralien Obere und Junge Pfalz, Hemau 29.Vgl. Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 221.So bereits in der Bierbrauordnung von 1615 festgelegt, vgl. Paulus, Bierbrauordnung (wie Anm. 10), S. 187.Vgl. Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 248.StadtA Hemau, Stadtkammerrechnung 1630, S. 22.Die bayerischen Mandate zur Policeyordnung wurden unter Ottheinrich auch in der Jungen Pfalz übernommen. Vgl. Wolfgang Wüst, Die „gute“Policey im Bayerischen Reichskreis und in der Oberpfalz, Berlin 2004, S. 126. Man kann davon ausgehen, dass das „Bayerische Reinheitsgebot“auch in Pfalz-Neuburg zur Norm wurde.Nach der handschriftlichen Chronik des Prüfeninger Benediktinerpaters Roman Degl, der1739 in Hemau geboren wurde und als Pfarrvikar inden Pfarreien Deuerling und Hohenschambach wirkte. 1801 bis 1803 war er letzter Superior in der Propstei Hemau. Degl starb 1806 in Hemau.Auszüge der Chronik, die Hemau betreffen, liegen dem Verfasser nur in Form von Kopien vor, die aus dem Pfarrarchiv Hemau stammen (imFolgenden zitiert als „Chronik Degl“): Chronik Degl, S. 217. Zu Roman Degl vgl. Feuerer, 700 Jahre (wie Anm. 2), S. 183; Harald Schäfer, 1000Jahre im Glauben vereint. Aus der Chronik der Pfarrei Hohenschambach, Norderstedt 2007, S. 71f. und Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 328f.Vgl. Chronik Degl (wie Anm. 21), S. 217.StAAm, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Hemau 10.Vgl. Hans Schuster, Erinnerungen an das Eisgerüst (unten S. 204-206).Vgl. Mikulas Teich, Bier, Wirtschaft und Wissenschaft in Deutschland 1800-1914, Wien 2000, S. 31.Vgl. Paulus, Bierbrauordnung (wie Anm. 10), S. 191.Vgl. Kassalitzky, Plempl (wie Anm. 4), S. 33f.Vgl. Adolf F. Hahn, Der Zoigl. Ein echter kerniger Oberpfälzer, Weiden 2007; Wolfgang Benkardt, Zoigl - Bierkult aus der Oberpfalz, Amberg2013.Vgl. Teich, Bier (wie Anm. 25), S. 32.Vgl. Dietrich Klose – Franziska Jungmann-Stadler, Königlich Bayerisches Geld. Zahlungsmittel und Finanzen im Königreich Bayern 1806-1918,München 2006, S. 104f.Vgl. hierzu Karl Gattinger, Bier und Landesherrschaft. Das Weißbiermonopol der Wittelsbacher unter Maximilian I. von Bayern, 1598-1651,München 2007.Ebd., S. 306.Ebd., S. 307 und BayHStA, Kasten blau 452/173.Vgl. Dieter Schwaiger, Entwicklung des Braugewerbes im Markt Beratzhausen, in: Die Oberpfalz 100 (2012), S. 229-248.BayHStA, Gerichtsliteralien Obere und Junge Pfalz, Hemau 29.Vgl. Müller, Chronik (wie. Anm. 6), S. 248f.Akten zur Pacht findet man im StadtA Hemau, Akten I, Fach 85.Vgl. „Geschichte des Weißbieres“ auf der Internetseite des Bayerischen Brauerbundes (http://www.bayrisch-bier.de/bier-wissen/geschichte-des-weisbieres/).Vgl. Paulus, Bierbrauordnung (wie Anm. 10), S. 189.StAAm, Kataster Hemau 219.

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Die folgenden Beschreibungen stützen sich hauptsächlich auf die Akten StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 664 und StadtA Hemau, Akten I, Fach85/Akt 23.Vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23.Vgl. StAAm, Bezirksamt Hemau 509.Hinweise zur Lokalisierung findet man bei Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 168 und im Häuser- und Rustikalsteuerkataster Hemau im StAAmunter HNr. 52 (Beim Hafner). Dort heißt es: ein Gärtl, die sogenannte Roßmühl. Im Grundsteuerkataster hat das Anwesen Beim Hafner dieHNr. 209. Die Mühle ist um 1800 jedoch schon nicht mehr in Betrieb. Vgl. Chronik von Degl (wie Anm. 21), S. 211.StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 664.Vgl. Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 221.Vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23.Ebd.Ebd.Vgl. StAAm, Kataster Hemau 219.Vgl. Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. XIVf.Zum Brauvorgang vgl. im Folgenden: Siegfried Rübensaal, Zur Steinzeugproduktion im vorindustriellen Bayern im Werk von Andreas Schmeller,Regensburg 2012, S. 86f.StAAm, Bezirksamt Hemau 509.StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 17.Ab 1840 wurden in Bayern Luftdarren (auch als „englische Darren“ bezeichnet) üblich, bei denen das Malz durch in Blechkanälen zirkulierendeheiße Luft erhitzt wurde. Vgl. Ch. H. Schmidt, Grundsätze der Bierbrauerei […] mit besonderer Berücksichtigung der Bayerischen Brauerei, Weimar1852, S. 85.Vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23.Ebd.Alle Daten aus dem Grundsteuerkataster Hemau (StAAm, Kataster Hemau 219 und 220).Vgl. hierzu BayHStA, Ministerium des Handels 2045. Die gleichen Probleme ergaben sich auch im benachbarten Markt Laaber. Vgl. hierzu DieterSchwaiger – Karl Hammerl, Brauereien im Labertal (III): Das Brauwesen im Markt Laaber, in: Die Oberpfalz 92 (2004), S. 171-187, bes. S. 180f.Vgl. Feuerer, 700 Jahre (wie Anm. 2), S. 207f.Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 107; Schuster, Leben (wie Anm. 2), S. 97f.Vgl. Dirk Götschmann, Wirtschaftsgeschichte Bayerns. 19. und 20. Jahrhundert, Regensburg 2010, S. 39ff.; Irene Burkhardt, Das Verhältnis vonWirtschaft und Verwaltung in Bayern während der Anfänge der Industrialisierung 1834-1868, Berlin 2001, S. 64.StadtA Hemau, Akten I, Fach 61 und Fach 85/Akt 23.StAAm, Bezirksamt Hemau 509.StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23.Ebd.Vgl. Huber, Kommunbrauwesen (wie Anm. 4).Ebd., S. 17.Vgl. Königliches Regierungsblatt vom 1. September 1808.Huber, Kommunbrauwesen (wie Anm. 4), S. 23f.StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 664.Vgl. Huber, Kommunbrauwesen (wie Anm. 4); Schwaiger – Hammerl, Brauereien (wie Anm. 59); Schwaiger, Entwicklung (wie Anm. 34).Huber, Kommunbrauwesen (wie Anm. 4), S. 22f.; BayHStA, Ministerium des Handels 6381.Vgl. hierzu Dieter Schwaiger, „Wer gutes Bier braut, dem wird auch alles abgenommen“. Hemauer Bräuer fordern Gewerbefreiheit, in: OberpfälzerHeimat 57 (2013), S. 91-106.Zum Folgenden: BayHStA, Ministerium des Handels 2012.Vgl. StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 791.Vgl. ebd.Vgl. Rübensaal, Steinzeugproduktion (wie Anm. 52), S. 128.Vgl. StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 791.Vgl. ebd.Huber, Kommunbrauwesen (wie Anm. 4), S. 27f.Ebd., S. 28; Rübensaal, Steinzeugproduktion (wie Anm. 52 ), S. 12.StAAm, Kataster Hemau 219. Keine Akten zur Konzessionsgewährung gefunden.StAAm, Kataster Hemau 219. Keine Akten zur Konzessionsgewährung gefunden.Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. 271.StadtA Hemau, Akten I, Fach 48; StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 691, 857, 861, 912, 913, 914, 915; ebd., Bezirksamt Hemau 426; BayHStA,Ministerium des Handels 1594.Vgl. die ausführliche Behandlung des Themas in Schwaiger, Bier (wie Anm. 74); StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 67 und 51.Vgl. BayHStA, Ministerium des Handels 1594.Kein wörtliches Zitat. Vom Autor in Ich-Aussagen umformuliert, um das Selbstbewusstsein des Brauers zu verdeutlichen. Die Inhalte entsprechender Quelle.StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 67. Die vom Magistrat als Kommunbrauhäuser bezeichneten Brauereien in Beratzhausen und Laaber sindehemalige, 1812 bzw. 1810 an eine Brauergemeinschaft verkaufte Kommunbrauereien, also Gesellschaftsbrauereien.

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StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 67.StAAm, Landgericht ä.O. Hemau 770.Die folgenden Hausnummern und Häusernamen halten sich an die des Urkatasters. Die Zuordnung der Häuser zu den Namen erfolgte durchden Verfasser.Vgl. Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. XI.Vgl. ebd., S. 275.StadtA Hemau, Akten II, Fach 41/Akt 2. Der Akt befindet sich in einem jüngeren Aktenbestand („Akten II“), wird aber im Findbuch „Akten II,Fach 85 unter der Nr. 125 als „fehlend“ erwähnt (freundlicher Hinweis von Dr. Thomas Feuerer); StadtA Hemau, Stadtkammerrechnung von1871; StAAm, Kataster Hemau 222.StAAm, Kataster Hemau 241/242 (Messoperat 2/1922).Zur Hausgeschichte vgl. StAAm, Kataster Hemau 219 ff.StAAm, Bezirksamt Hemau 426; StadtA Hemau, Akten I, Fach 49/Akt 154.StAAm, Kataster Hemau 222.StAAm, Kataster Hemau 222 (mit Hinweis auf Messverzeichnis 280 von 1865).StAAm, Bezirksamt Parsberg Baupläne 1886/156. Später war in dem Raum die Limonadenfabrikation untergebracht.StAAm, Kataster Hemau 241/242 (Messoperat 70/1909). Alte PlNr. 86 wurde neu zu PlNr. 78.Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., Schultze-Berndt-Bibliothek Berlin: Anmeldungsformular für das Brauereiregister 1937 (FreundlicheMitteilung von der Bibliotheksleiterin Michaela Knör).Die Zahl der Braustätten in Bayern sank von 1566 (im Jahr 1960) auf 619 (im Jahr 2006). Quelle: „Augsburger Allgemeine“ vom 21.6.2011.Vgl. StAAm, Bezirksamt Parsberg 5191 (mit Bauplänen).Chronik Degl (wie Anm. 21), S. 211.Vgl. StAAm, Häuser- und Rustikalsteuerkataster 10.Michael Engl vom Kobi-Michl-Haus war Metzger mit einer realen Metzgergerechtigkeit. Sein Mälze war an das Wohnhaus angebaut (PlNr.32). Die Mälzerei des Bäckers Jakob Blauhorn war in Verbindung mit einem Stadel auf PlNr. 28 untergebracht, vgl. StAAm, Kataster Hemau219. Beim Bäcker Sebastian Ferstl (HNr. 8: Nikerl-Kaspern-Haus) wird um 1835 keine Mulze mehr genannt.Vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 67; StAAm, Kataster Hemau 222.StAAm, Landgericht Hemau 913.Vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 113.StAAm, Kataster Hemau.Das Baujahr ist auf einer Inschriftentafel überliefert (vgl. unten S. 111).Jahreszahl als Inschriftentafel am Stadel dokumentiert.StAAm, Kataster Hemau 219; StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 21.StAAm, Kataster Hemau 224; StadtA Hemau, Akten I, Fach 48/Akt 21.StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23.StAAm, Bezirksamt Hemau Baupläne 260; Vgl. ferner: http://www.amu-untertage.de/oberpfalz/hemau/glaserkeller.html.Vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23 (Kellervisitation von 1843).Vgl. den Beitrag von Ernst Böhm in diesem Band (unten S. 58-135).Vgl. Rübensaal, Steinzeugproduktion (wie Anm. 52), S. 119.Vgl. z. B. den Artikel „Prosit! Der Biergarten feiert 200. Geburtstag“ vom 2.1.2012im Internet (http://www.nordbayern.de/panorama/prosit-der-biergarten-feiert-200-geburtstag-1.1761961).Müller, Chronik (wie Anm. 6), S. XV.StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23. Zum Blauhornstadel vgl. jetzt: Thomas Feuerer,„ ... dadurch also auch die Vorstadt einige Verschönerung erlanget“. Geschichte und Bedeutungdes Blauhorn- und Weismannstadels, in: ders. (Hrsg.), Der Weismannstadel in Hemau(Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Band 1), Regensburg 2013, S. 17-36.Zum Folgenden vgl. StadtA Hemau, Akten I, Fach 85/Akt 23.StAAm, Bezirksamt Hemau Baupläne 260.

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