Die Gitarre in der Band Teil 1 -...

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    Gitarren-Sound im Real-Life-Szenario

    Funktioniert der bandsound nicht so recht, heit es schnell: Die Gitarre ist mal wieder zu laut. Der Gitarrist selbst sieht das meist ganz anders, und schon wird ein streit vom Zaun gebrochen. Die saitenzupfer selbst werden dann gerne als unverbesserliche Pegelfanatiker und egomanen an den Pranger gestellt. in erster Linie basiert der schlechte ruf, den die saitenzunft vor

    allem unter technikern aber auch unter band-kollegen hat, jedoch auf einer Verkettung von Missverstndnissen. eigentlich ist ja allen klar, dass der band-sound auf der bhne und der Mix unten im saal nur funktionieren knnen, wenn die verschiedenen klangquellen in einem sinn-vollen und ausgeglichenen Verhltnis zu hren sind. Allerdings scheiden sich die Geister hufig daran, wie dieses Verhltnis im Detail auszuse-hen hat. Was ist also sinnvoll? Jeder Musiker mchte sich verstndlicherweise erst mal selbst

    Fhrt sein Gitarristen-Ego zugunsten der Band zurck: steve Morse, hier bei einem Deep-Purple-konzert.

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    Fettes Problem?Die grten Schwierigkeiten, zumindest aus externer Sicht, verursacht ein krftig ber-steuerter E-Gitarren-Sound. Das hat gewis-sermaen schon tradition, denn in der Frhzeit der Verstrkertechnologie lie sich dieser ja auch nur durch rigoroses Aufreien der Gitarren-Amps erzielen. Nun gibt es lngst zahllose alternative und dabei gut klingende Mglichkeiten, diesen sound auch bei ziviler Lautstrke abzurufen, so-dass dieses Problem eigentlich keines mehr sein msste. Aber, zugegeben, einige traditionsbe-wusste rhrenpuristen weigern sich standhaft, irgendetwas anderes als echte endstufenber-steuerung zu akzeptieren. Doch auch das ist heu-te in den Griff zu bekommen, wenn man nur will. sei es mit hilfe eines Power Attenuators zwi-schen Amp und box, der die nicht bentigte end-stufenleistung ableitet, oder eines entsprechend kleiner dimensionierten Verstrkerteils. hier bie-tet die industrie seit kurzem eine ganze reihe spezieller Gerte an. Die Auswahl gerade in die-sem bereich ist tatschlich so gro wie nie. es sollte also wirklich fr jeden Geschmack etwas zu finden sein. Darum soll es uns hier also nicht gehen. Die Probleme mit dem Distortion-sound im band-Gefge haben nmlich noch eine weitere ursache, die nichts mit der Lautstrke zu tun hat.

    Verstrkt man das Signal der Gitarre (oder auch einer Bluesharp) weit genug, tritt allmh-lich eine hrbare bersteuerung ein, was das Klanggefge merklich verndert. Dieser ver-zerrte ton wirkt rauer, grer und druckvoller und er macht sich im Frequenzgefge auch ent-sprechend breit. Das sustain und die obertne

    nehmen deutlich zu und verleihen der e-Gitarre damit erst ihren typischen sound. sie machen es mglich, dass sie scheinbar knurren und brllen, ja sogar wie eine menschliche stimme oder wie ein vllig anderes instrument klingen kann. Aller-dings hat diese kalorienreiche obertonmastkur den Nachteil, dass dieses fette high-Gain-signal

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    Die Gitarre in der Band Sound, ahoi! Seite 40

    Die Gitarre in der BandDie kleine Sound-Apotheke fr alle Flle Seite 46

    Vilim Ster

    SpeCialinhalt

    nun vom Grundton nach oben hin das Frequenz-band praktisch dicht macht. Das fhrt unweiger-lich zur klanglichen kollision mit anderen signal-quellen wie Gesang, keyboards, blasinstrumen-ten und einem teil des Drumsets, die sich eben falls in diesem bereich abspielen.

    FrequenzzuteilungSo beeindruckend der mchtige Power-Sound fr sich allein klingen mag ist die Gitarre zu dominant, kommt es zu mehr oder minder aus-geprgten berlagerungseffekten. Die scha den natrlich der transparenz des Gesamt-sounds und mindern damit letztlich auch die Wir kung der starkstromgitarre. Das Ganze klingt dann ein-fach undifferenziert, es matscht und mulmt. Noch schwieriger wirds, wenn eine zweite Gitar-re hinzu kommt. Aber was kann man tun, um das

    zu vermeiden? Nun, ein gelungener band-sound, beziehungsweise Live-Mix sollte eben kein belie-biges Fast Food buffet sein, sondern eher ein sorgsam zusammengestelltes Men, bei dem alle speisen aufeinander abgestimmt sind. Man sollte sich schon vorher berlegen, was man wie und in welcher reihenfolge miteinander kombinieren

    ausreichend hren. ohne diese sicherheit ist ein rhythmisch und tonal exaktes Zusammenspiel kaum mglich. Gerade gitarrenspezifische spiel-techniken wie slides und bendings erfordern ein hohes Ma an auditiver kontrolle. Nun gehrt die Gitarre jedoch, hnlich den keyboards, zu den instrumenten, die musikalisch einen relativ gro-en raum einnehmen und ganz verschiedene Funktionen ausben knnen. Das macht die sa-che insgesamt etwas komplizierter als etwa beim bass, der normalerweise einen relativ klar umris-senen Frequenz- und Arbeitsbereich hat.

    Das fette High-Gain-Signal macht das Frequenzband nach oben hin praktisch dicht.

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    Wissen

    Natrlich komprimiert? Ein E-Gitarrensignal wird durch die Ver-strkerschaltung schon vor einer wahrnehm-baren bersteuerung zusammengepresst, sprich komprimiert und fett gemacht. Das ist vor-teilhaft, weil es das instrument sehr viel prsen-ter und kompakter klingen lsst. Deshalb lsst sich eine cleane e-Gitarre auch leichter im Mix platzieren als beispielsweise eine Akustik gitarre, deren klangcharakter vor allem von ihrer natr-lichen Dynamik und der perkussiven komponente lebt. im studio lsst sich das ganz gut herausar-beiten. Live im kontext einer elektrischen band macht so eine Akustische jedoch einige schwie-rigkeiten.

    Ein akustisches Signal, sei es von Gitarre, Man-doline oder Ukulele muss in der Regel zunchst komprimiert und mittels Klangregelung spezi-ell bearbeitet werden, um sich neben den b-rigen (elektrischen) Instrumenten behaupten zu knnen. Fr eine rhythmische strumming-Gitarre betont man am eQ die hheren perkussi-ven Frequenzen und geht sparsam mit Mitten und bssen um. Letztere erhhen nmlich die Gefahr unkontrollierbarer tieffrequenter rck-kopplungen. Das hngt allerdings auch vom ver-wendeten Abnahmesystem ab. Piezotonabnehmer etwa liefern weniger bassanteile als ein kon-taktmikrofon und brauchen hufig einen gewis-sen bassboost um einigermaen authentisch zu klingen. ein akustisches solo (im band-kon-text) erfordert ebenfalls eine etwas andere ein-

    stellung mit zustzlichen Mitten, um die Durch-setzungskraft des signals zu gewhrleisten. Gleichzeitig darf man das aber auch nicht so weit treiben, dass das instrument seinen natrlichen charme dabei einbt. Dieser balanceakt erfor-dert also gespitzte ohren und einiges Fin ger-spitzengefhl.

    Gerade Live mit einer lauten Band ein heikles Thema: Wer seine Akustikgitarre im bandkontext unterbringen mchte, muss einige Probleme lsen.

    deftigen hammond-orgel, einem stick-Player, blues harper oder co-Gitarristen und auch bei einem br von snger ist erst mal cleveres Ar-rangieren gefragt. Die technische seite sieht dann so aus, dass man die jeweiligen signale so zuschneiden sollte, dass sie sich von den Fre-quenzen her mglichst wenig ins Gehege kom-

    men. es ist wie bei der telekom, die ihre Funkfre-quenzen verteilen muss. ist alles sauber getrennt, funktioniert die bertragung, wenn nicht, herrscht chaos im ther. Diese Frequenzzuteilung inner-halb der band kann nun im einzelfall recht unter-schiedlich ausfallen, das grundlegende Prinzip dahinter hat aber in jedem Fall bestand. Dazu ein paar Fallbeispiele.

    Teamplay gewinntOhne den Willen zur Anpassung geht es nicht, und da kann man am besten von Profis lernen. Wer steve Morse von seinen solo-Gigs oder auch von seiner Arbeit mit den Dixie Dreggs kennt und dann mal eine Deep Purple show besucht, wird feststellen, dass der Mann seine sounds sehr ge-wissenhaft auswhlt. und damit meine ich jetzt nicht die umfangreichere klangpalette seiner solo-Programme, die ja auch seine beachtliche stilistische bandbreite widerspiegelt. Nein, bei Deep Purple verwendet er ganz bewusst einen weniger mittigen sound, um klanglichen konflik-ten mit der fr den typischen bandsound so wichtigen orgel aus dem Weg zu gehen. Dafr hat er sogar mehrfach die Verstrkermarke ge-wechselt, um eine optimale klangliche balance herzustellen. seit einiger Zeit setzt Morse auf engl-Amps und hat mittlerweile seinen eigenen signature-Verstrker am start. ein weiterer re-nommierter Virtuose, der witzigerweise auch schon mal kurzzeitig fr das hart rockende Purpleship ttig war (offenbar eine gute schule fr band-dienliches spiel), erweist sich ebenfalls als rcksichtsvoller team-Player:

    Joe Satriani spielt derzeit bekanntlich mit der Allstar-Formation Chicken Foot. Da hat er es nun mit einem ziemlich stimmgewaltigen snger zu tun. und deshalb hat Joe sein setup angepasst, um seinem kollegen sammy hagar gengend raum fr dessen wuchtige stimmbandarbeit zu lassen. Denn in dieser band-konstellation erwies sich Joes bis dahin hauptschlich auf instrumen-talmusik ausgelegtes sound-konzept als etwas problematisch. Deshalb hat er bewusst den Gain-Faktor heruntergeschraubt und verwendet live

    SpeCial: die GiTaRRe in deR Band

    mchte. Das wre dann gewissermaen das Ar-rangement. Die verwendeten Zutaten, Gewrze und die jeweiligen Mengen reprsentieren dem-nach unsere instrumente und den Frequenzbe-reich, den sie im klanggefge einnehmen. es geht nun darum zu entscheiden, wer dabei wie viel Platz eingerumt bekommt. um im bild zu bleiben: es macht einfach keinen sinn den teller mit dem extradicken cheeseburger, gebackenem camembert und einer riesenportion frittierter kroketten vollzupacken. bei allem heihunger, davon wird einem bestenfalls bel. Also muss erst mal klar sein, wer auf diesem teller welche Funktion zu erfllen hat. Wer stellt das hauptge-richt? Wer macht die beilage und wer dekoriert das Ganze nett? ihr seid in eurer eigenen kche die sound-kche und msst euch einigen, wie das ablaufen soll. Deshalb sehen wir uns an, wie das aussehen knnte.

    Eine E-Gitarre hat ihren klanglichen Schwer-punkt grundstzlich im mittleren Frequenz-bereich. Von den tiefen Mitten etwa ab 400 hz (hier halten sich zum beispiel auch noch der bass

    und die Drums auf) bis hin zu den hochmitten um etwa 3 khz (sptestens hier trifft sie dann auf Vocals, becken usw.) reicht ihr haupteinflussge-biet. Dieser bereich macht also ihren krper-klang aus, wenngleich sie natrlich auch in tie-fere und hhere bereiche reicht. Aber hier liegen sozusagen ihre kernkompetenzen, was brigens

    auch frs Metal-Genre gilt, wo ja gerne mit in den Mitten ausgehhlten super-Loudness-sounds gerifft wird. Aber dazu kommen wir noch. Gehen wir zunchst mal davon aus, dass die Gitarre nicht als beilage dient, sondern tat-schlich das musikalische Zentrum darstellen soll. ist hauptschlich die Gitarre im song (oder generell im bandsound) also fr Punch und Pow-er zustndig, sollte man besser dafr sorgen, dass andere instrumente nicht unntig dazwischen spielen. Das wird sich je nach band-besetzung natrlich nicht ganz vermeiden lassen. bei einer

    Man sollte die jeweiligen Signale so zuschneiden, dass sie sich mglichst wenig ins Gehege kommen.

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  • neuerdings auch die trockener und breiter klin-genden, 300 Watt starken Marshall-boxen mit celestions G12 75-speakern. Auerdem lsst er sich vom selben hersteller gerade einen neuen signature-Amp mit weiteren klangmodifikatio-nen stricken. okay, letzteres wird wohl fr die

    Das richtige Werkzeug fr den JobDie ersten Weichen fr unsere klangliche Performance innerhalb der Band stellen wir, wie gesagt, bereits mit der Wahl unseres Equipments. Der bautyp und die tonabnehmer der Gitarre prgen ganz entscheidend Flle, Dynamik und bandbreite des signals, das unser Verstrker weiterverarbeiten soll. Dessen Wie-dergabecharakter im Verbund mit dem jeweili-gen Lautsprecher bestimmt dann mageblich wie fett oder schlank unser instrument klingt. haben wir mit undurchsichtigem bandsound zu kmpfen, sollten wir uns deshalb zunchst mal an die eigene Nase fassen und an dieser stelle ansetzen. hufig hilft eine neue Justierung der klangregelung am Amp, manchmal ist eine andere box die Lsung und gelegentlich muss ein anderer tonabnehmer oder eine neue schal-tung und im ernstfall auch mal eine andere Gitarre her. erst wenn solche Manahmen keine ausreichende Verbesserung versprechen, sollten wir zu externen helfern wie equalizer, enhancer usw. greifen. Nach welchen kriterien man da-bei vorgeht und wie man der ganzen band zu einem besseren sound verhilft, beleuchten wir im zweiten teil dieses specials.

    Wei genau, wo sein Platz in der Band ist: Joe Satriani, hier mit Sammy Hagar bei Chickenfoot.

    meisten von uns ein Wunschtraum bleiben, aber es geht ums Prinzip. und daran kann man erken-nen, dass es durchaus Wege gibt, den sound pas-send zu machen. Man muss sich den klanglichen herausforderungen nur stellen. Welche Mglich-keiten stehen uns also dafr zur Verfgung?

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