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Die Grö ß FOTOPRAXIS | REISEN www.colorfoto.de 46 ColorFoto 4/2012 Fotos: Siegfried Layda

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www.colorfoto.de46 ColorFoto 4/2012 Fotos: Siegfried Layda

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Die Grö ßte Moskau. Die größte Stadt Europas ist für wiss- begierige Touristen und kreative Fotografen eine Herausforderung: wo anfangen, wo aufhören? Reisefotograf Siegfried Layda zeigt Ihnen einen einfachen und nachvollziehbaren Weg durch die Metropole – mit der Metro, deren Haltestellen selbst Sehenswürdigkeiten sind.

Roter PlatzDer Rote Platz im Festtagsschmuck ist das Ziel unzähliger Besucher. Links der Kreml mit Nikolskaja- und Arsenal-Turm, in der Mitte das Historische Museum und rechts das Auferstehungstor. Wichtig bei solchen „Postkartenansichten“ ist das exakt hori-zontale Ausrichten der Kamera (EOS 60D, 38 mm, ISO 100, Bl. 11, 1/60 s).

MärchenhaftAuch am Abend ist der Rote Platz noch

sehr belebt; geradezu märchenhaft erhebt sich an der Südostseite die Basilius-

kathedrale mit ihren unterschiedlichen, individuell gestalteten Türmen (EOS 5D

Mk II, 116 mm, ISO 100, Bl. 10, 1,6 s).

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Moskau im Mai: Wer zu dieser Zeit die Hauptstadt der Russischen Föderation

besucht, wird – ob er will oder nicht – Zeu-ge der großen Siegesparade am 8. Mai auf dem Roten Platz. Mir bot das einerseits die Möglichkeit für einige ungewöhnliche Aufnahmen, schränkte mich andererseits aber auch ein. Der Rote Platz war aus

„Eine dynamische Metropole, deren Geschichte überall sichtbar wird“

Siegfried Layda ist pro-fessioneller Reisefotograf.

MetroDie Moskauer Metro ist das wichtigste Trans-portmittel der Stadt; viele Bahnhöfe sind individuell und prunkvoll gestaltet. Hier hasten die Menschen durch den Bahnhof Arbats- kaya (EOS 60D, 15 mm, ISO 100, Bl. 11, 0,6 s).

Sicherheitsgründen abgesperrt, das Foto-grafieren mit Stativ in der Metro absolut tabu.Auswege boten das Fotografieren in Boden-nähe mit Shift-Objektiv und feste Auf-lagen für die Kamera, die sich allerorten finden lassen. Grundsätzlich rate ich eher davon ab, diesen Zeitraum für eine Reise

nach Moskau zu wählen, da auch die Vor-bereitungen für die Siegesparade bzw. der Abbau der Dekorationen und Tribünen beim Fotografieren stören.

Fahrplan fürs FotografierenMoskau ist mit rund 11,5 Millionen Ein-wohnern die größte Stadt Europas – wo

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DurchblickNach Anmeldung kann man die Erlöserkathedrale

auch besichtigen, dies schließt die Terrasse auf dem Turm mit ein. Es bietet sich eine schöne Aus-

sicht auf die Stadt, der ich hier mit Säulen und Dach einen passenden Rahmen gab (EOS 5D

Mk II, 83 mm, ISO 100, Bl. 14, 1/125 s).

GoldkuppelnDie vergoldeten Kuppeln der Mariä-Ver-

kündigungskathedrale im Licht der Nach-mittagssonne. Aufgrund der langen Brenn-weite (320 mm KB-äquiv.) und eines etwas

erhöhten Standorts war fast keine Per-spektivkorrektur nötig (EOS 60D, 200 mm,

ISO 100, Bl. 13, 1/80 s, Polfilter).

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also mit den Erkundungen beginnen? Nach Möglichkeit sollte man sich schon zu Hause klar darüber werden, welche fotografischen Schwerpunkte man setzen möchte. Für mich stand die Architektur, die Stadtlandschaft im Vordergrund, mit einem Akzent auf Geschichte und Zu-kunft: Kurz: die Kontraste interessierten mich. Dazu gehört unter anderem das Nebeneinander von kommunistischer Ver-gangenheit und traditioneller Religiosität. Moskau ist Sitz der russisch-orthodoxen Kirche. Im Danilow-Kloster residiert der Patriarch, das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen; über 600 Kirchen soll es im Stadtgebiet geben.Eine gute Basis für Fotografen ist das aus-gedehnte Netz der Metro, wobei z. B. eini-ge Bahnhöfe der braunen Ringlinie und andere Metrostationen in der Innenstadt selbst veritable Sehenswürdigkeiten sind. Eine Auswahl meiner Favoriten: Komso-molskaya, Novoslobodskaya, Kievskaya und Ploshchad Revolyutsi. Die Liste se-henswürdiger Stationen ließe sich noch ein gutes Stück fortsetzen. Da Sie aber

ReliktDie Frau mit der Bombe in martialischer Pose, Relikt eines unverblümt zur Schau ge stellten Militarismus, steht im Kontrast zu den modernen, gläsernen Bürohäusern. Der eher diesige Himmel passt zu diesem Motiv besser als ein knallblauer (EOS 60D, 78 mm, ISO 100, Bl. 13, 1/100 s).

NachtaufnahmeDer abendliche Blick über die Moskwa auf den illuminierten Kreml mit seiner Gebäudevielfalt lässt die Größe des Landes und seiner Haupt-stadt ahnen. Ein Stativ ist für solche Aufnahmen obligatorisch (EOS 5D Mk II, 100 mm, ISO 100, Bl. 13, 3,2 s).

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BlickführungDie Erlöserkathedrale wurde unter Stalin abgerissen und nach dem Ende der Sowjetunion wieder auf gebaut. Sie ist Ziel für Touristen und Gläubige gleichermaßen; die Fußgängerbrücke über die Moskwa lenkt bei dieser Perspektive den Blick auf das Motiv (EOS 5D Mk II, 45 mm, ISO 100, Bl. 13, 2,5 s).

Lenins TaubeLenin und die respektlose Taube im sehenswerten Skulpturen- park. Der konservierte Leichnam des Sowjetführers wird im Lenin-Mausoleum bis heute zur Schau gestellt und muss mit hohem finanziellen Aufwand vor dem Verfall geschützt wer-den (EOS 60D, 85 mm, ISO 200, Bl. 18, 1/250 s).

Luxus-KaufhausBetritt man das GUM-Warenhaus am Roten Platz, ist man zunächst überwäl-tigt von der Größe und der ungewöhn-lichen Architektur. Um die Atmosphäre wiederzugeben, ist ein erhöhter Stand-ort hilfreich, dabei wurde ein Tilt-Shift-Objektiv eingesetzt (EOS 5D Mk II, 17 mm TS, ISO 100, Bl. 10, 1/50 s).

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nen die Anzahl der Haltestellen zu zählen, nach denen man wieder aussteigen will – so landet man ohne viel Rätselraten auf dem gewünschten Bahnhof.Umsteigen ist mitunter etwas abenteuer-lich, denn unterschiedliche Linien haben für die gleiche Station abweichende Na-men. Man muss also wissen, wie die Sta-tion der anderen Linie heißt, in die man umsteigen möchte. Blaue Schilder weisen die Richtung, hierauf ist auch die Farbe der gewünschten Linie zu sehen. Und nicht verzagen: Die Wege zum Zielbahnsteig können sehr lang sein.

Sehenswertes im ÜberblickMoskau ist eine große, dynamische Metro-pole, deren bewegte Geschichte überall sichtbar wird. Die größte Anziehungskraft übt naturgemäß der Rote Platz mit Wa-renhaus GUM, Basiliuskathedrale, Kreml und Auferstehungstor aus. Alleine für die Besichtigung des Kreml sollte man mindestens einen halben Tag einplanen.

vermutlich kaum einen ganzen Tag zu-sammenhängend im Untergrund verbrin-gen wollen, machen Sie es wie ich: ab und zu mal ans Tageslicht zurückkehren und einen Kaffee trinken. Die Fahrpreise lassen das ohne Weiteres zu, und frisch gestärkt kann man dann viel besser den nächsten unterirdischen Bahnhof bewun-dern.

9 Mio. Fahrgäste pro TagTäglich benutzen etwa neun Millionen Fahrgäste die Metro. Das ist rekordverdäch-tig und mehr als London und New York zu-sammengenommen. Fahrpläne, Hinweise, Richtungsangaben – alles ist in kyrillischer Schrift. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, sich zu orientieren, weil die einzelnen Linien unterschiedliche Farben haben. Merkt man sich eine Buchstabengrup-pe (Anfang oder Ende) des Zielbahnhofs, dann kann eigentlich nichts schiefgehen. Zudem fand ich es hilfreich, bereits auf dem Bahnsteig auf den großen Fahrplä-

Wache am Grabmal des Unbekannten Soldaten an der Kreml-Westseite

Dieses riesige Emblem liegt vor den Feierlichkeiten zum

8. Mai noch achtlos auf dem Pflaster des Roten Platzes.

Es werden strenge Sicherheitskontrol-len durchgeführt, den Haupteingang und die Kassen findet man auf der westlichen Seite. Einlass ist viermal täglich um 10.00, 12.00, 14.30 und 16.30 Uhr. Eine Fotoge-nehmigung für die Innenräume kann man hier auch erstehen, große Taschen dürfen nicht mit hinein genommen werden.Generell ist in Moskau das Fotografie- ren problemlos möglich, auch wenn die Genehmigung für Innenaufnahmen in Museen, Galerien und Kirchen unter-schiedlich gehandhabt wird. Zum Teil ist der Kauf einer Fotogenehmigung erfor-derlich, manchmal ist das Stativ nicht erlaubt, auch beim Blitzlicht gibt es Ein-schränkungen. Im Einzelfall musste ich auf das Fotografieren ganz verzichten, et-wa im prächtigen Innenraum der Christ-Erlöser-Kathedrale, dem größten russisch-orthodoxen Kirchengebäude. Soweit meine persönlichen Erfahrungen, die von denen anderer Fotografen möglicherweise abwei-chen können. Siegfried Layda/Karl Stechl

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Mit und ohne Uniform – auf dem Roten Platz drängt sich auch die Jugend.

Die alte Schokoladenfabrik „Roter Oktober“ beherbergt heute Galerien und Diskos.

Die nachfolgenden Reisetipps basieren im Wesentlichen auf persönlichen Erfah-rungen des Fotografen dieses Beitrags (Siegfried Layda). Für die Richtigkeit der gemachten Angaben und den Inhalt der Weblinks können wir trotz sorgfältiger Recherche nicht garantieren bzw. Haf-tung übernehmen.

■ An- und Einreise Flugzeug, Bahn oder Bus – alles ist mög-lich, der Flieger aber wohl erste Wahl. Ab ca. 200 Euro kann man von vielen deut-schen Städten sowie von Wien und Zürich direkt nach Moskau fliegen. Moskau hat mehrere Flughäfen, meist kommt man in Domodedowo an. Für die Einreise be-nötigt man ein Visum.

■ Geld Zahlungsmittel ist der Rubel; derzeit (Januar 2012) erhält man für 1 Euro ca. 3,5 Rubel. Er ist unterteilt in 100 Kopeken.

■ Mobilität In der Stadt bietet sich vor allem die Metro an; das Netz ist groß, die Zugfolge kurz. Außen zeigt ein rotes „M“, dass sich hier ein Eingang befindet, dann geht es mit langen Rolltreppen in die Tiefe. Vorher

muss man sich an einer der Kassen ein Ticket besorgen – entweder für eine Ein-zelfahrt oder besser doch gleich für 10, 20, 30 oder 60 Fahrten. So vermeidet man beim nächsten Mal das Schlangestehen.

■ Übernachtung Ich habe in einem kleinen Hotel in der alten Schokoladenfabrik gewohnt. Vorteil: zentrale Lage. Gravierender Nachteil: Nachts erwachen die umliegenden Diskos zum Leben, an Schlaf war kaum zu den-ken. Generell sind die Hotels in Moskau im Zentrum ziemlich kostspielig. Wenn man deshalb etwas außerhalb eine Unterkunft sucht: Auf jeden Fall darauf achten, dass eine Metro-Station in der Nähe ist.

■ Klima/Gesundheit Moskau hat Kontinentalklima mit warmen Sommern und kalten Wintern. Während es im Juli durchaus 35 Grad heiß werden kann, fällt die Temperatur im Winter auf -10 bis -20 Grad. Die beste „übliche“ Reisezeit ist von Mai bis November. In den Sommer-monaten sollte die Reiseapotheke auch ein Mückenschutzmittel enthalten. Tipp: Auf Leitungswasser verzichten und auf abgefülltes Wasser aus Flaschen zurück-

greifen. Weitere aktualisierte Empfeh-lungen unter www.auswaertiges-amt.de.

■ Stromversorgung Generell kann man unsere (europäischen) Stecker ohne Adapter benutzen. Die Netz-spannung beträgt 220 Volt.

■ Equipment Auf Städtereisen lege ich viele Kilometer zu Fuß zurück, dieser Umstand fließt in die Planung mit ein. Das Notebook bleibt im Hotel – aber ein Stativ ist für die Abend-stunden unabdingbar. Drei Zoomobjektive und mindestens ein Shiftobjektiv habe ich zusammen mit einer Vollformatkamera sowie einer Kamera mit APS-C-Sensor (quasi anstelle eines Tele-Extenders) durch die Moskauer Straßen getragen. Dazu das Zubehör, wie Blitz, Pol- und ND-Verlauffilter sowie Fernauslöser.

■ Web-Links http://www.poezdka.de/113/Russland/Moskau.html http://de.wikipedia.org/wiki/Moskau http://www.moskau.ru/ http://www.sueddeutsche.de/thema/Moskau http://www.mdz-moskau.eu/

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