Die Grünen Mariahilf / 1-2007

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HINTE HINTE R R GRÜ GRÜ N N D D E E Die Zeitung der Grünen Alternative Mariahilf Nr. 1/2007 An einen Haushalt in 1060 Wien InfoMailEntgelt bar bezahlt PLANUNGSDESASTER WIENTAL Rechnungshof: Vernichtendes Urteil über Wienfluss-Projekt Für die Revitalisierung des Wienflusses samt Bau des Wiental-Sammelkanals setzte es massive Kritik vom Rechnungs- hof. Die Prüfer deckten nicht nur schlampige Planungen und überbordende Ausgaben auf, sondern kommen auch zu dem vernichtenden Urteil, dass die ursprünglichen Ziele des Mega-Vorhabens verfehlt worden seien: Denn weder wurde der Wienfluss renaturiert, noch gibt es durchgehende Geh- und Radwege. Ursprünglich sah das Projekt die naturnahe Ausgestaltung der betonierten Wienfluss-Sohle im Stadtbereich und die Gestaltung des Flussraumes als erlebbarer und begehbarer Freizeitraum vor. Doch nachdem dieses Vorhaben mehr als ein Jahrzehnt lang vorangetrieben wurde, kam es 2001 plötzlich und ohne genauere Angabe von Gründen zu einer grund- legenden Projekt-Änderung: Der Sammelkanal sollte nun unterirdisch in Tieflage gebaut werden. Dadurch wurden jedoch die Geh- und Radwege unmöglich, die auf der oberirdischen Kanalkonstruktion hätten errichtet werden sollen. Die jahrelangen unnützen Planungen haben auch zu hohen Kosten geführt – nämlich 814.000 Euro. Zugleich zeichnet sich beim Bauabschnitt zwischen Donaukanal und Pilgrambrücke eine nicht unerhebliche Kosten- steigerung ab: Statt veranschlagter 101,38 Millionen Euro rechnen die Prüfer mit Kosten von 117 Millionen Euro. Und das, obwohl es gar keine Renaturierungsmaßnahmen gegeben hat, die ursprünglich ja mit einberechnet waren. Der Grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch sieht in dem Bericht eine „Ohrfeige“ für die angebliche Umweltmuster- stadt. „Das muss die SPÖ jetzt aufrütteln und endlich mit der Revitalisierung beginnen lassen.“ Anders sieht dies aller- dings das Büro von SP-Umweltstadträtin Ulli Sima: Trotz der Kritik soll es zu keiner Renaturierung des betonierten Flussbettes und auch nicht zu einzelnen Grüninseln kommen. Quelle: Wiener Zeitung Teilbegrünung durch Unkraut !!!

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H I N T EH I N T E RR GRÜGRÜ NN DD EEDie Zeitung der Grünen Alternative Mariahilf Nr. 1/2007

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PLANUNGSDESASTER WIENTALRechnungshof: Vernichtendes Urteil über Wienfluss-Projekt

Für die Revitalisierung des Wienflusses samt Bau des Wiental-Sammelkanals setzte es massive Kritik vom Rechnungs-hof. Die Prüfer deckten nicht nur schlampige Planungen und überbordende Ausgaben auf, sondern kommen auch zu demvernichtenden Urteil, dass die ursprünglichen Ziele des Mega-Vorhabens verfehlt worden seien: Denn weder wurde derWienfluss renaturiert, noch gibt es durchgehende Geh- und Radwege.

Ursprünglich sah das Projekt die naturnahe Ausgestaltung der betonierten Wienfluss-Sohle im Stadtbereich und dieGestaltung des Flussraumes als erlebbarer und begehbarer Freizeitraum vor. Doch nachdem dieses Vorhaben mehr als einJahrzehnt lang vorangetrieben wurde, kam es 2001 plötzlich und ohne genauere Angabe von Gründen zu einer grund-legenden Projekt-Änderung: Der Sammelkanal sollte nun unterirdisch in Tieflage gebaut werden.

Dadurch wurden jedoch die Geh- und Radwege unmöglich, die auf der oberirdischen Kanalkonstruktion hätten errichtetwerden sollen. Die jahrelangen unnützen Planungen haben auch zu hohen Kosten geführt – nämlich 814.000 Euro.Zugleich zeichnet sich beim Bauabschnitt zwischen Donaukanal und Pilgrambrücke eine nicht unerhebliche Kosten-steigerung ab: Statt veranschlagter 101,38 Millionen Euro rechnen die Prüfer mit Kosten von 117 Millionen Euro. Unddas, obwohl es gar keine Renaturierungsmaßnahmen gegeben hat, die ursprünglich ja mit einberechnet waren.

Der Grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch sieht in dem Bericht eine „Ohrfeige“ für die angebliche Umweltmuster-stadt. „Das muss die SPÖ jetzt aufrütteln und endlich mit der Revitalisierung beginnen lassen.“ Anders sieht dies aller-dings das Büro von SP-Umweltstadträtin Ulli Sima: Trotz der Kritik soll es zu keiner Renaturierung des betoniertenFlussbettes und auch nicht zu einzelnen Grüninseln kommen. Quelle: Wiener Zeitung

Teilbegrünung durch Unkraut !!!

Editorial

„Ein Bezirk wird aufgestockt!“ lautete die Schlagzeile unse-rer letzten Zeitung. Wir berichteten über die zahlreichen, oftüberdimensionierten Dachausbauten in Mariahilf. Inzwischenhat das Höchstgericht in einem Bahn brechenden Urteil dieseAusbauten radikal eingebremst – auch die Stadt Wien über-legt nun eine Reparatur des entsprechenden Gesetzes.

Umso mehr versuchen nun einschlägig bekannte Immobilien-firmen ihre monströsen Projekte noch schnell durchzu-drücken. Ein Paradebeispiel dafür ist das Haus Linke Wien-zeile 22 (Ecke Girardigasse), in dem sich das bekannte CaféDrechsler befindet. Hier waren an Stelle des Daches riesigeGlaskobeln mit schiffsbugartigen Auswüchsen über die LinkeWienzeile geplant.

Der Bezirk hat diese Ansuchen immer wieder abgelehnt.Daraufhin hat sich die Firma direkt an die Gemeinde gewandt– und von dieser prompt die Genehmigung für den Ausbauerhalten. Der Bezirk wurde nicht einmal darüber informiert,welches der verschiedenen eingereichten Projekte nun ver-wirklicht wird.

Dieselbe Firma hatte übrigens am Dach eines anderen Hausesan der Wienzeile eine riesige Leuchtreklame mit ihremFirmenemblem montiert. Illegal, wie sich herausstellte –die Leuchtschrift musste wieder entfernt werden...

Auch das andere Eckhaus neben dem Grünwald-Park (LinkeWienzeile 34/Ecke Laimgrubengasse) wird aufgestockt. Dendafür benötigten Kran wollte die Baufirma in den Park stellen.Zumindest dies konnte der grüne stvtr. Bezirksvorsteher Has-lauer verhindern – der Kran wird nun vor dem Park aufgestellt.

Liebe Mariahilferinnen und Mariahilfer,

Energiesparen ist neben Armutsbekämpfung ein Jahresschwer-punkt der Wiener Grün-Alternativen. Wenn Sie Ihre Maria-hilfer Wohnung von Spezialisten auf Energiesparmöglichkeitenanschauen lassen wollen, dann melden sie sich, bitte, bei uns.

Wir wollen, dass die Webgasse und die Stumpergasse wiederWohnqualität zurückgewinnen, die durch den nie endendenVerkehr verlorengegangen ist. Das heißt, dass in einer gemein-samen Anstrengung der Bezirke der Durchzugsverkehr vomMatzleinsdorferplatz in den Achten und vice versa wesentlichvermindert wird!

Ein anderer Aspekt der herrschenden Autolobby kommt in die-sem Heft zu Wort: Die durch Autos verstellte Fillgraderstiege.

Apropos Auto: Vor einigen Tagen gab es eine Gestaltungs-besprechung zur Erweiterung des Fritz Imhof-Parks. Wie oftschon kann in Mariahilf ein Park vergrößert werden? Ein kurzerAbschnitt der Strasse wird in den neuen Park miteinbezogen –großartig, sollte man meinen, wenn einmal Asphalt gegen Wiesegetauscht wird. Aber wer meldet sich zu Wort? Richtig, dieAutomobilistInnen, denen das entschieden zu weit geht.

Und wenn uns prognostiziert wird, dass sich in den nächstenJahren die Anzahl der Autos verdoppeln wird, dann beeilensich die großen Autofahrerklubs mit dem Nachdenken, wiediese Anzahl unterzubringen sein würde, statt vernünftiger-weise über die Reduzierung der jetzt schon vorhandenen nach-zudenken. Zu Fuß gehen, Radfahren und öffentlicher Verkehrsind die Zukunft und nicht diese Lobbyisten des Staus, desGestanks, des Feinstaubs und der Naturvernichtung

meint ihr stellvertretender Bezirksvorsteher

Werner [email protected]

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Impressum:MHV: Die Grünen Mariahilf, Kaunitzgasse 33/13, 1060 Wien,http://mariahilf.gruene.at

Druck: Luigard, 1100 Wien, Gestaltung: Mag. Susa Fuhrherr

. . . U N D N O C H E I N EA U F S D A C H

Auf Antrag der Grünen fand Mitte März eine Bürgerver-sammlung zu den geplanten Asphaltierungen im Grünwald-Park an der Linken Wienzeile statt. Schon letzten Herbst warohne jede Vorankündigung im vorderen Bereich des Parks dasPflaster herausgerissen und die Flächen asphaltiert worden.Kostenpunkt: Euro 30.000.- Auf Anfrage der Grünen erklärtedie SP-Bezirksvorsteherin, dies sei wegen Beschwerden vonParkbenutzerInnen erfolgt. Auf die Idee zu einer Bürger-beteiligung sei sie überhaupt nicht gekommen, sagte dieVorsteherin – sie bezeichnet sich übrigens selbst als „leiden-schaftliche Asphaltiererin“.

Heuer sollte auf ihren Wunsch die gesamte restliche Pflaste-rung des Parks entfernt und durch Asphalt ersetzt werden.Kosten: Euro 100.000.- Ein Teil dieser Pflasterung war nachBauarbeiten erst kürzlich neu verlegt worden. Wir Grüne ha-ben deshalb eine Bürgerversammlung durchgesetzt – sehrzum Unwillen der Mariahilfer SP. Die hat dann im Finanzaus-schuss versucht, noch schnell vor der Versammlung die Auf-tragsvergabe für die Asphaltierungsarbeiten beschließen zulassen: Diese undemokratische Aktion fand allerdings keineMehrheit.

Bei der Versammlung lieferten die fast vollständig angetrete-nen MandatarInnen der SP eine nahezu kabarettreife Show:Anstatt die ohnehin nicht sehr zahlreich erschienenen Bürger-Innen zu Wort kommen zu lassen, hielt ein roter Bezirksratnach dem anderen Lobreden auf die Segnungen brettlebenerAsphaltflächen. Das originellste Argument: Es gäbe schließ-lich kranke Menschen, die Sauerstoff-Flaschen auf Rollenhinter sich herziehen müssten!

Für unfreiwillige Heiterkeit sorgte der SP-Bezirkspartei-sekretär, Gemeinderat, Landtagsabgeordnete und Jugend-koordinator Petr „Peko“ Baxant. Der karrierebewusste jungeÄmtermulti behauptete allen Ernstes, dass Menschen imRollstuhl wiederholt an ihn „herangetreten“ seien – natürlichmit heißen Asphaltierungswünschen. Na, vielleicht winkt hierja eine Zweitkarriere als Wunderheiler.

Die Spitzenleistung in Sachen „Schamlose Instrumentalisie-rung von Behinderten“ lieferte allerdings der Chef der AustriaPresse Agentur, die sich ihr Bürogebäude von der Firma Den-zel in den Park hatte bauen lassen. Er beklagte bitterlich, dassRollstuhlfahrer auf einem holprigen Pflasterweg durch denPark zur APA fahren müssten. Nur: Dieser Weg endet jählingsvor einer steilen Stiege mit sieben Stufen! Die Wahrheit kamdann etwas später zu Tage: Die Stöckelschuh-bewehrtenAPA-Damen wollen halt lieber auf einem glatten Asphaltwegins Büro trippeln...

Hinter dem massiven Sperrfeuer ihrer GenossInnen hatte dieBezirksvorsteherin aber ohnehin schon einen Kompromissvorbereitet: Nur die Hauptwege sollen nun teilweiseasphaltiert werden, wobei Pflastersteine als Einfassungerhalten bleiben. Die Nebenwege sollen gepflastert bleibenund eine Asphaltfläche sogar teilweise wieder begrüntwerden. Man sieht also, es geht ja doch! Aber warum mussder Weg zu einer vernünftigen Lösung eigentlich immerdermaßen mühsam sein?

A S P H A L T U N D L E I D E N S C H A F T

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Richard WeihsBezirksrat

[email protected]

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D e r N a s c h m a r k t . . .

Märkte, Plätze und Kaffeehäuser – das sind öffentliche Räume, diesich schon immer standhaft obrigkeitlicher Kontrolle entzogenhaben. Alle Revolutionen haben irgendwo dort begonnen.Auch der Wiener Naschmarkt war von Beginn an ein ungeliebtesKind der Stadtverwaltung. Schon in seinen Anfängen – damalsnoch vor den Freihausgründen angesiedelt – stand die Auseinan-dersetzung um die Abgaben, welche für landwirtschaftliche Pro-dukte abzuführen waren, wenn sie in die Stadt gebracht wurden.Die so genannten „Spinatwachter“ hatten diese zu überwachen,immer im Konflikt mit den für ihre strenge Gosch’n sprich-wörtlichen „Naschmarktweibern“.

Im Zuge der Wienflussregulierung (vorläufig abgeschlossen 1913)erstreckte sich der Markt vom Karlsplatz über die neu überdachtenTeile des Wienflusses – schon damals eigentlich nur als Provisoriumgedacht, denn Otto Wagner plante einen Pracht-Boulevard über demWiental bis zum Schloss Schönbrunn. Mit der Überdachung desWientales hatte man natürlich dort begonnen, wo Wagners teuerstePrachtbauten stehen, denn der Geruch des Flusses war in trockenenJahreszeiten für die noblen MieterInnen kaum zumutbar. Mit demErsten Weltkrieg landeten all diese Pläne in den Schubladen.Es folgen dunkle Zeiten: Unterversorgung mit den dadurch beding-ten Schwarzmarktstrukturen in den Nachkriegszeiten, dazwischendie Enteignung der zahlreichen jüdischen Geschäfte (übrigens

auch der Wagnerschen Prachtbauten) sowie Teilen der Freihaus-gründe. Um 1950 präsentiert sich der Naschmarkt wieder einiger-maßen geordnet, geteilt in einen Detailmarkt und einen Großmarktvon der Kettenbrückengasse stadtauswärts, dahinter ein regelmäßigabgehaltener Bauernmarkt mit Tagesständen.Doch bereits Ende der 50er Jahre beginnt das ungeliebte Provisoriumwieder zu wackeln. Geplant ist nun eine „Schnellstraße“ im Wiental –eigentlich eine als Stadt-Autobahn gedachte Fortsetzung von HitlersWestautobahn. Der österreichische Rennfahrer Jochen Rindt überleg-te später sogar einen jährlichen Grand Prix um den Wiener Ring.Äußeres Zeichen dieser sich anbahnenden Eingriffe in die Stadtarchi-tektur war der Brand des Großmarktes, zu dem die Feuerwehr leidererst mit zweistündiger Verspätung eintraf, als schon alles in Asche lag– „warm abgetragen“, wie man in Wien sagt. 1975 verschwanden die heutzutage reichlich seltsam anmutendenPlanungen nach massiven Protesten in der Versenkung und wurdennach einem zehnjährigen Moratorium endgültig eingestampft. DerVorrang für Autos hat bei der Stadtverwaltung jedoch Geschichte:Auch die Linke Wienzeile – sie endete vordem etwa bei der Pil-gramgasse und diente hauptsächlich zum Abstellen der Fuhrwerkefür den Großmarkt – war einstens auf ein gleichmäßiges Niveauangehoben und nach Hietzing weitergeführt worden.

. . . u n d d e r F l o h m a r k t

Auf der nach dem Brand frei gewordenen Fläche wurde 1977 ein ingleicher Weise ungeliebtes Kind der Stadtverwaltung – ebenfallsnur provisorisch – untergebracht: der Wiener Flohmarkt. ZunächstAm Hof im 1. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt, war er einesder augenfälligsten Zugeständnisse an die urwüchsig anarchisti-schen Strukturen der Wiener Märkte: Der einzige Bereich, in demdie Stadtverwaltung – mangels Überblick – wenigstens tageweiseauf Abgaben verzichten wollte. Zehn Jahre später erinnerte sich der 6. Bezirk plötzlich daran,dass er sich inzwischen neben dem Naschmarkt insgesamt vierProvisorien eingehandelt hatte: Den Flohmarkt, das autonomeSchwulen-Lesben-Zentrum Rosa Lila Villa, daneben mehrere auto-nome Schulen und ein besetztes, im Gemeindebesitz befindliches

Z W E I U N G E L I E B T E K I N D E R : N A S C H M A R K T + F L O H M A R K T

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Häusereck in der Aegidigasse/Spalowskygasse. Dieses wurde1988 gewaltsam geräumt und niedergebaggert. Die Villa und dieSchulen wurden zwischenzeitlich saniert, eine Absiedelung wäredoch nicht so schick gewesen. Nun wurden alle Vorurteile auf den Flohmarkt losgelassen, vom In-halt her halt gegen das, was er eigentlich sein sollte: Ein freierMarkt für alle. Bezirksvorsteher Pint (ÖVP) wollte ihn nun endlichdorthin absiedeln, wo dieser „Fetzenmarkt“ eigentlich hingehöre,z.B. nach Gänserndorf, jedenfalls an den Stadtrand. Ein hoch-preisiger Antiquitätenmarkt dürfe natürlich bleiben. Die SPÖplante hingegen eine 180 Meter lange Hochgarage auf demFlohmarktgelände, die allerdings am Denkmalschutz scheiterte. Zweiter Versuch: Ein Antrag der Mariahilfer SP, unterstützt von VPund FP. Eine riesige Tiefgarage unter dem Naschmarkt mitStau/Kühl-Räumen. Man hat realisiert, dass sich aus den Märktenbeachtliches Geld schlagen lässt, und Garagen kosten ja nix. DieStandl’n werden zwar teurer, aber das ist ja die freie Wirtschaft.(Sind das wir?) Für dieses Projekt hat sich übrigens laut Auskunftdes Garagenkoordinators bereits ein „interessierter Garagen-werber“ gefunden, der derzeit „erste Konzeptplanungen verfolgt“.

A u s b l i c k e

Inzwischen eilt die Zeit und wir mit ihr. Gastronomie macht sichbreit. An sich ein ganz normaler Prozess, dem die EU mit derLiberalisierung der Gewerbeordnung Rechnung getragen hat: Werwas zum Essen verkauft, darf auch ein paar Tische und Sessel zumVerkosten aufstellen. Markt und Gastronomie leben in Symbiose.Nur: Wer kontrolliert das eigentlich? Antwort: Das Marktamt.Aber wer kontrolliert die Kontrolleure? Eine stillschweigendeÜbereinkunft – Gastronomie soll maximal ein Drittel des Marktesschlucken dürfen – wird nicht mehr eingehalten, wenn es umsGeld geht. Die Gastronomie am Markt hat einen Vorteil: Sie störtkeine Anrainer. Sie hat einen Nachteil: Sie sollte (schanigärten-mäßig) früher schließen, weil die öffentlichen WCs um 18 Uhrschließen. Eigene WCs sind räumlich nur schwer unterzubringen.Die öffentlichen WCs zahlt der Bezirk, offen halten auf Kosten derGastronomie dürfen sie nicht. Für Neuerrichtungen kassiert dieStadtverwaltung.Ähnliches am Flohmarkt: Obwohl die Hälfte der Plätze für Tages-stände reserviert sein sollte – und das ist der eigentliche Flohmarkt– ist das Verhältnis zur Zeit: 3 Zeilen Tagesstände, 4 ZeilenGewerbliche. Anlässlich der Baumpflanzungen war seitens desMarktamtes geplant, noch eine Zeile der Tagesstände zu redu-zieren. Hat das damit zu tun, dass die mehr Scherereien machen?Zuvor war geplant, den Flohmarkt samstags noch eine Stunde vordem Naschmarkt zu schließen: Wir von den Grünen haben darüberberichtet und das auch verhindert. Alle profitieren von den ungeliebten Kindern: Bei der Ankunft amFlughafen Wien erhalten wir eine Hochglanzbroschüre mitNaschmarkt und Flohmarkt als „eye catcher“. Doch dann werdendiese Kinder einfach weggelegt.

Die Kulturkommission der Mariahilfer Bezirksvertretung hatbeschlossen, ein Erinnerungsprojekt zu den Auswirkungen dernationalsozialistischen Gewaltherrschaft im 6. Bezirk ins Lebenzu rufen. Es soll im heurigen Herbst beginnen und nächstes Jahrweitergeführt werden, wobei besonderes Augenmerk auf densiebzigsten Jahrestag des 12. März 1938 gerichtet werden soll.

Das Projekt „Erinnern für die Zukunft“ soll ein breites Spektrumvon Veranstaltungen und Aktionen umfassen. Wie beim Projekt„Wege der Erinnerung“ in der Leopoldstadt sollen auch in Maria-hilf vor Privat- und Sammelwohnungen deportierter jüdischerMitbürgerInnen Messingplatten im Gehsteig eingelassen werden.

n In Bezirksführungen soll auf arisierte Gebäude und Geschäfte,zerstörte Synagogen und andere ehemalige Stätten jüdischenLebens hingewiesen werden. Ebenso soll die Verfolgung andererGruppierungen durch das NS-Regime dokumentiert werden:Roma/Sinti, Homosexuelle, politische Gegner, Religionsgemein-schaften, Behinderte, u. a.

n In verschiedenen Einrichtungen des Bezirks sollen Infor-mations- und Diskussionsveranstaltungen durchgeführt werden.Ganz besonders sollen junge Menschen mit Schul- und Kultur-veranstaltungen angesprochen werden.

n In Ergänzung zum geschichtlichen Schwerpunkt soll auch aufheutige Formen von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und dieUnterdrückung von Minderheiten Bezug genommen werden.

n Ein weit gefächertes und spartenübergreifendes Kultur-programm soll sich mit der Relevanz der historischen Ereignissefür Gegenwart und Zukunft beschäftigen. Unkonventionelle undinnovative Formen künstlerischen Ausdrucks sind dabei durchauserwünscht.

Bitte wendet Euch mit Euren Vorschlägen an die Kulturkommissionder Bezirksvorstehung,: 1060, Amerlingstraße 11 Antragsformular auf der Bezirkshomepage:http://www.wien.gv.at/amtshelfer/mariahilf/kulturkommission.htmloder an die Projektkoordinatorin Ulli Fuchs: Tel.: 0650/510 92 78E-Mail: [email protected]

Erich DimitzKlubobmensch

[email protected]

A R K T + F L O H M A R K T E R I N N E R U N G E N

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Der Stadtplaner Reinhard Seiß hat sichin seinem Buch „Wer baut Wien?“(Verlag Anton Pustet) mit der jüngerenStadtentwicklung Wiens auseinandergesetzt. Die Darstellung politischerund wirtschaftlicher Einflussnahmengewährt interessante Einblicke in den„Wiener Sumpf“. Seiß stellt unver-blümt dar, wie die von Magistratsabteilungen und externenExpertInnen mit viel fachlichem Engagement erstellten Kon-zepte durch die Stadtregierung ad absurdum geführt werden.

Das Buch führt die LeserInnen hinter die Kulissen der Stadtund zeigt direkte und indirekte wirtschaftliche Verflechtungenmit Immobiliengesellschaften und Bauträgern. Ebenso weistes auf personelle Beziehungen hin, z. B. über den ehemaligenVizebürgermeister und Finanzstadtrat Hans Mayr, der als Auf-sichtsratspräsident zum Baukonzern Porr wechselte.

Die Grünen kritisieren seit Jahren die Praxis von „Sie planen,wir widmen“. Auf Wunsch von Investoren werden

Großprojekte abseits von hochrangigenöffentlichen Verkehrsanschlüssendurch die Stadtregierung ermöglichtund gefördert.

Doch gegenwärtig heißt es manchmalsogar: „Sie bauen, wir widmen“.Rechtsgültige Flächenwidmungs- und

Bebauungspläne werden von den Stadt-Verantwortlichen „ge-bogen“, indem nachträglich im Plan ausgebessert wird, wasnicht hätte gebaut werden dürfen. Nachzulesen im Kapitel„Die Kraft des Faktischen: Millenium Tower“: Ein Hochhaus,das um 60 Meter zu hoch gebaut wurde, ein Einkaufszentrum,dreimal so groß wie vorgegeben und eine Tiefgarage mitdoppelt so vielen Stellplätzen wie vereinbart!

Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi und bietet einenfacettenreichen Einblick in die gegenwärtige Wiener Stadt-planungspolitik.

Ute Greimel-Rom

Zuerst einmal zum Positiven: Meiner fun-dierten Kritik an den Vorgängen rund umdas Bezirkskultur-Projekt „Der 6te Sinn“wurde Rechnung getragen. Die für das De-bakel verantwortlichen Organisatoren wur-den nicht mit der Weiterführung des Pro-jektes beauftragt, der Funktion der Koordi-natorin für das kommende Erinnerungsprojekt wurde diesmalöffentlich ausgeschrieben und von einer unabhängigen Juryvergeben.

Negativ ist allerdings zu vermerken, dass ich dafür (wie er-wartet) von Seiten der SP massiv angegriffen wurde. Anstattdie eigenen Fehler einzugestehen, diffamiert man eben lieberden Aufdecker eines Skandals. In ihrem Parteiblatt und imBezirksparlament versuchten mich SP-Funktionäre mit un-wahren Behauptungen anzupatzen. Und ein besondersliebenswürdiger Genosse aus dem Kreise der Organisatoren(er hat in den letzten Jahren 12 000 Euro aus dem Bezirks-kulturbudget kassiert) müllte das Gästebuch meiner Home-page immer wieder mit seitenlangen Pamphleten zu.

Auch die Bezirksvorsteherin trug ihrScherflein bei. In einem Artikel im„Bezirksjournal“ behauptete sie übermich: „Bei den eigenen Projekten hater nie nach den Kosten gefragt.“ Ich habejedoch für meine eigenen künstlerischenProjekte niemals um Geld beim Bezirk

angesucht, ganz im Gegenteil: Seit ich Mitglied der Bezirks-vertretung bin, bin ich wiederholt ohne jede Gage beikulturellen Veranstaltungen im Bezirk aufgetreten.

Der Vorsteherin war dies selbstverständlich bekannt. Auf eineAnfrage meinerseits meinte sie dann (nach einer drei-monatigen Nachdenkpause): Damit seien jene Projekte ge-meint gewesen, die von Grünen MandatarInnen „mit großemEngagement lanciert wurden“. Bleibt nur anzumerken, dassdie dabei angefallenen Kosten mit ein paar hundert Euroäußerst gering waren – das von der SP protegierte Organi-sationsteam hingegen hatte für das nächste Jahr bereits einBudget von 100.000 Euro projektiert...

Richard Weihs

W I E N W I D M E T A N D E R S !

N E U B E G I N N F Ü R B E Z I R K S K U LT U R

Das Mariahilfer Amtshaus in der Amerlingstraße 11 hat be-reits viele Jahrzehnte auf dem Buckel: Es wurde im Jahr 1891bezogen und war in den letzten Jahren schon reichlich abge-nutzt. Außerdem war zur Zeit der Errichtung noch gar keineRede von behindertengerechtem Bauen. Mit einem Wort:Eine Renovierung samt Umgestaltung war längst überfällig.

So weit, so gut. Das Vorhaben wurde pflichtgemäß von derBezirksvorstehung in Angriff genommen, ein behindertenge-rechter Nebeneingang und Lift eingeplant und amtlicherseitsKostenvoranschläge eingeholt. Aber da es sich hier um einhochoffizielles Amtsgebäude handelt, hat natürlich auch derAmtsschimmel ein gewichtiges Wort mitzuwiehern.

Die Folge: Eine gewaltige Kostenexplosion! Allein dievorgeschriebene Notbeleuchtung im Stiegenhaus soll überEuro 70 000.- (eine Million Schilling!) kosten, der ständigteurer werdende neue Lift hält derzeit bei Euro 190.000.-,ja selbst das Ausmalen des Stiegenhauses schlägt sich mitunglaublichen Euro 33.000.- zu Buche.

Als Normalverbraucher kann man sich bei derartigenSummen nur ans Hirn greifen. Aber wer privat eine Wohnungherrichtet oder gar ein Häusel baut, versucht halt möglichstsparsam mit seinem sauer verdienten Geld umzugehen.Im öffentlichen Bereich schaut’s leider ganz anders aus:Brennen ja eh alles die Steuerzahler!

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A M T S H A U S : S Ü N D T E U R E R U M B A U

Über das ganze Gesicht strahlend ließ sich die SP-Bezirksvor-steherin für ihr Parteiblatt vor der Fillgraderstiege fotografieren.Freut sich Frau Kaufmann etwa darüber, dass die „viertschönsteStiege Europas“ bald unverstellt zu bewundern sein wird undsich die StiegenbenützerInnen nicht mehr zwischen den davorparkenden Autos durchquetschen müssen? Keineswegs: Dennes bleibt alles beim Alten! Statt einer begrünten Fläche vor derStiege und vier Baumpflanzungen in der Gasse werden auch inZukunft ausschließlich abgestellte Autos das Straßenbildprägen. So hat eine Mehrheit der bei der zweiten Bürgerver-sammlung erschienenen Anrainer entschieden. „Jetzt wissenwir, dass die Menschen in der Fillgradergasse mit ihremLebensumfeld zufrieden sind“ frohlockt die Vorsteherin.

Es gibt allerdings Menschen, die da ganz anderer Meinungsind. So schreibt der Anrainer W.H. im Forum der Bezirks-Homepage: „Wir wohnen mit unserem Sohn (7 Jahre) in derCapistrangasse Ecke Fillgradergasse. Blickt man aus dem

Fenster, vermissen wir den Grünraum. Dafür ist aber vielPlatz für Autos reserviert. Ich würde mir wünschen, dass hierendlich eine klare Politik gefahren wird und ansprechenderLebensraum für uns und unsere Kinder eindeutig Vorranggegenüber Autos erhält.“

Herr W.H. steht mit seiner Meinung natürlich nicht allein – aberbei der Bürgerversammlung waren die Parkplatzhüter halt in derMehrzahl. Na ja, das ist eben Demokratie – alles andere wäre jaZwangsbeglückung! Meint die SP-Vorsteherin. Wir hingegenglauben, dass es hier einen Interessensausgleich geben müsste:Sonst nimmt die lautstarke Lobby der Autobesitzer (weniger als50 % der Bevölkerung) nämlich 100% des öffentlichen Raumsfür sich in Anspruch – und alle anderen gehen leer aus.

Aber die SP ist mit dem jetzigen Ergebnis ohnehin hoch zufrie-den: Schließlich hat sie sich ja als einzige Partei von Anfang angegen die Begrünung der Fillgraderstiege ausgesprochen undsieht sich nun in ihrer Haltung bestätigt. Ganz anders läuft esallerdings, wenn die SP selbst etwas durchsetzen will, zumBeispiel kürzlich den Gehsteig-umbau in der unteren Fillgrader-gasse. Da werden Anträge nichtjahrelang verschleppt, sondernes geht Ruck Zuck – und ganzohne Bürgerbeteiligung...

A U T O - K R A T I E S T A T T G R Ü N - R A U M

Manfred RakouskyBezirksrat

[email protected]

Bez i r k s g r u p p e n t r e f f e n d e r G r ü n e n A l t e r n a t i ve M a r i a h i l f j e d e n 1. u n d 3 . M i t t wo c h a b 1 9 3 0 U h r i m Ca f é K l i n i k , E s t e r h az yg a s s e 2 1

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Die nächste Sitzung des Mariahilfer Bezirksparlaments findet amDonnerstag, dem 21.6. ab 17 Uhr

im Festsaal des Amtshauses in der Amerlingstraße 11 statt. Sie ist öffentlich frei zugänglich. Schaun Sie sich das an!

Gumpendorferstrasse: Unfallstelle endlich entschärft!Auf einmal ist es also doch gegangen: Der Gehsteig in derKurve vor dem Esterhazypark ist nun beidseitig durch Beton-leitsockel gesichert. Was wir Grüne schon lange beantragthatten! Erwähnenswert dabei ist unser oftmaliges Scheiternan der sturen Haltung der Wiener Behörden: Diese erfandenimmer wieder neue Ausreden, warum solche Absicherungennicht möglich, nicht zugelassen, nicht montierbar wären. Unddass dann womöglich der Gehsteig zu schmal wäre. Aber aufeinmal ist das alles nicht wahr und jetzt stehen die Dingerzum Schutz der Fußgänger vor jenen Autofahrern, die auchden Gehsteig als Fahrbahn betrachten. Bis es allerdings end-lich soweit war, mussten Autos gezählte sieben Mal in die-selbe Hausmauer krachen. Wir danken für die späte Einsicht!

Büros statt Wohnungen?Das ist der große Wunsch vieler Bauspekulanten. Und zwar,weil sich damit einfach viel mehr Geld verdienen lässt. Zu-ständig für diese Art von Widmungsänderungen in RichtungEuro ist der Bauausschuss des Bezirks. Ohne dessen Zustim-mung ist das nur illegal möglich! Wie dies versucht wird? So zum Beispiel: Laut Angabe desEinreichers gibt es im Haus ohnehin nur mehr eine Wohnung,alles andere sind angeblich eh schon Büros. Misstrauen ist

angesagt – zu Recht: Denn die Nachforschungen ergeben einDutzend noch bewohnter Wohnungen, statt wie angegebennur eine einzige. Also wird es hier keine Umwidmung vonWohnungen zu Büros geben – zumindest nicht mit uns!Wir haben nämlich größtes Interesse an einem lebendigenBezirk, der am Abend nicht „ausstirbt“. Mitten in der Stadtund im pulsierenden Leben: Das sind einige der Gründe, dieMariahilf zum beliebtesten Wohnbezirk von Wien machen!

Parkplätze statt Radweg – wird sofort erledigt!Der Radlweg auf der Linken Wienzeile verreckt irgendwo beider Station Kettenbrückengasse – der Lückenschluss RichtungKarlsplatz wird uns seit Jahren versprochen und versprochen.Wenn es um die Autos geht, ist die Bezirksvorsteherin weitausschneller: Die linke Fahrspur der Linken Wienzeile ist neuer-dings während der Nachtstunden zum Parken freigegeben.Beschilderung, Bodenmarkierungen, etc. – das ist allesraschest möglich. Nur für die Radfahrer heißt es weiter:Bitte warten, bitte warten......ist ja schließlich nicht so wichtig!

Wegwerf-GesellschaftMüllberge haben wir genug – meinen Sie nicht auch? Nichtso die Gemeinde Wien: Diese arbeitet an deren Vergrößerungdurch das vorzeitige Wegwerfen völlig intakter Lampen! AufVerdacht – ohne Ausfall – werden sämtliche Lampen einerStrasse oder auch eines Grätzels auf einmal getauscht –auch wenn die alle noch brennen sollten. Das nennen sie„Gruppentausch“ – ich nenne das Verschwendung! Na klar,für die ausführende Firma ist es ja auch viel praktischer:Durch das Vorrücken der Plattform wird eine Lampe nach deranderen getauscht und die alten werden halt weggeworfen.Und der Mistberg wächst und wächst – und die BürgerInnendürfen zahlen.

So schaut’s aus!

M A R I A H I L F E R S C H M A N K E R L NDer stvrtr. Bezirksvorsteher Werner Haslauer serviert Gustostückerln