Die H ter des Erbes des steirischen Prinzen · Buch ãDas Maus oleum v on Er z-her zog Johann in...

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Die Hüter des Erbes des steirischen Prinzen Erzherzog Johanns sterbliche Überreste wurden vor 150 Jahren von Graz nach Schenna in Südtirol überführt. Auch wenn die Steirer ihn immer noch verehren – bis nach Schenna folgen ihm nur wenige. Von Robert Preis hen, Herz und Organe wurden, wie es damals üblich war, in se- paraten Urnen transportiert“, schildert Spiegelfeld. Der Sarg ist bedeckt mit einer Sargdecke, an der Johanns Witwe Anna neun Jahre lang gearbeitet hat. Am 23. Juni 1869 erreicht der Trauerzug Schenna, tags darauf erfolgt die Beisetzung im Mau- soleum. Die Zeremonie war kurz, Schützenkompanien wa- ren anwesend, dazu Musikka- pellen, der Bischof, viele rang- hohe Militärs und Erzherzog Ludwig (Taufpate von Johanns Sohn Franz) sowie Erzherzog Ferdinand als Vertreter der kai- serlichen Familie. Die Gruft dient heute vielen Besuchern als Ort der inneren Einkehr. Sie ist Anziehungs- punkt für Menschen, die sich für interessante Architektur und Kunstgeschichte interessie- ren. Viel lieber ist Spiegelfeld aber die Wertschätzung, die Jo- hann entgegengebracht wird. Um dessen geistiges Erbe auf- rechtzuerhalten, schrieb er das Buch „Das Mausoleum von Erz- herzog Johann in Schenna“, das kommenden Samstag, 11. Mai, auf Schloss Schenna der Öffent- lichkeit präsentiert wird. Der Autor erhofft sich dadurch ei- nen neuerlichen Anreiz für Be- sucher, die Zeitreise nach Südti- rol auf sich zu nehmen, um ein Stück steirische Geschichte auf- zusaugen. S ie gehören zu den rund 1200 direkten Nachfah- ren Erzherzog Johanns (1782–1859). Und sie woh- nen auch im Schloss des „steiri- schen Prinzen“, das sich immer noch im Familienbesitz befin- det. „Wir sind hier aber so ziem- lich alles, Gärtner, Hausmeister, Verwalter und auch Fremden- führer“, lachen Franz Spiegel- feld (66) und seine Frau Johan- na (59). Kurzum: Sie widmen sich liebevoll dem geistigen Erbe ihres berühmten Urahnen. Für dieses Stück steirische Geschichte muss man aber bis Südtirol reisen. Hier, in der 2700-Seelen-Gemeinde Schen- na, ganz in der Nähe von Meran und Bozen, öffnet Franz Spie- gelfeld die Pforte zum Schloss – einem imposanten Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert, das im Auftrag der Tiroler Gräfin Mar- garete Maultasch errichtet und von Johann 1845 erworben wur- de. Unweit des Schlosses befin- det sich auch das Mausoleum, in dem der „steirische Prinz“ – wie er es sich selbst so sehr wünschte – seine letzte Ruhe- stätte fand. Später wurden hier auch seine Frau, die Ausseer Postmeistertochter Anna Plochl, sowie der Sohn Franz Graf von Meran und dessen Frau Theresia bestattet. Charmant und humorvoll führt Spiegelfeld eine Gruppe beauftragt sein Sohn Franz Graf von Meran den Wiener Archi- tekten Moriz Wappler, ein Mau- soleum in Schenna zu planen. Der Meraner Polier Anton Klui- benschedl führt den Bau aus, ein neugotisches Meisterwerk, des- sen Gruftaltar aus Laaser Mar- mor besteht und dessen Sarko- phag aus Sandstein aus Mezzo- corona in der Provinz Trient. 1869 wird Johann, eingekleidet in der Uniform eines Feldmar- schalls, mit allen Ehren aus dem Grazer Dom nach Schenna überführt. „Der Sarg war offen, man hat nur Johanns Kopf gese- Leute faszinieren.“ Und außer- dem führt Johanna Spiegelfeld mit ihren Strickarbeiten eine alte Tradition der Familie fort – die sie nicht nur verkauft, son- dern auch mit Freude ver- schenkt. Auch im Mausoleum, das kei- ne 200 Meter Luftlinie vom Schloss entfernt ist und in den letzten Jahren zweimal restau- riert wurde, nehmen sie ihre Verantwortung ernst. Nichts habe sich Johann einst mehr ge- wünscht, als in Tiroler Erde be- graben zu werden. 1859, als er an einer Lungenentzündung stirbt, Schlosshofes und der großen Gartenanlage und gemeinsam mit Johanna der ständigen Rei- nigung und Pflege der musealen Räume. Die beiden veranstalten zudem Konzertabende, Ausstel- lungen, Buchpräsentationen. In einem Schloss, in dem übrigens nachts tatsächlich kein Geist durch die jahrhundertealten Gemäuer heult. „Es gibt hier nur einen guten Geist, und das ist meine Frau Johanna“, betont Spiegelfeld. „Ohne sie wäre das hier kein so liebevoller Ort. Sie verwaltet dieses Anwesen, sie sorgt dafür, dass die Details die Schenna reicht die Begeiste- rung offenbar nicht. Keine Frage aber, dass Spie- gelfeld zufrieden ist. „Wir dür- fen in einem Schloss leben, kann es Schöneres geben?“ Gut. Aber es ist auch eine Herausforde- rung. In liebevoller Detailarbeit kümmern sie sich um den Erhalt der weitläufigen Anlage, die 2001 von einem schweren Erd- beben mitgenommen wurde. „Wir nehmen die Verantwor- tung für den Erhalt des Schlos- ses sehr ernst.“ Franz Spiegel- feld widmet sich auch leiden- schaftlich der Pflege des lebenden Franz Meran, dem Bruder seiner Gattin Johanna, gehört. Spiegelfelds Söhne sind so er- zogen worden, dass sie andere Berufe ausüben können, sie le- ben beide in Wien. Zu Besuch kommen sie allerdings nur sel- ten. Der Weg ist einfach zu weit für häufige Reisen, das erste En- kelkind zu klein. „Wir verste- hen das“, meint Johanna. Was sie bedauert, ist aber, dass nur wenige Steirer den Weg zu Jo- hann nach Schenna kennen. So verehrt Johann in der Grünen Mark bis heute wird, bis nach Tiroler Landwirte durch die ehemaligen Privatgemächer des Erzherzogs. Der Speisesaal, die Waffenkammer, Johanns Bett, sein Arbeitszimmer, die berühmte Doppelschlosstür, eine Abbildung Ziriwixels, des von Johann so geliebten Hun- des. Und immer wieder der atemberaubende Ausblick auf die Tiroler Bergwelt. Es sind viele Gäste, die Spie- gelfeld jedes Jahr im Schloss be- grüßt, die Führungen macht er weitgehend selbst. Mit diesem Geld finanzieren sie den Erhalt des Schlosses, das dem in Stainz 20 | SONNTAG | 5. MAI 2019 5. MAI 2019 | SONNTAG | 21 Zeitgeschehen Anlässlich des 160. Todestages des „steirischen Prinzen“ er- scheint das reich bebilderte Buch „Das Mausoleum von Erz- herzog Johann in Schenna“ (Hg. Franz Spiegelfeld, Athesia Ver- lag, 168 Seiten, 24,90 Euro). Franz Spiegelfeld, der heute gemeinsam mit seiner Frau Johanna das Schloss verwaltet, wird das Werk an Johanns Todestag (11. Mai) im Mausoleum und dem Ge- mäldesaal des Schlosses prä- sentieren. Buchpräsentation 1869 brachte man den „steiri- schen Prinzen“ unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ins Mausoleum von Schenna Johanna Spiegelfeld, der gute Geist des Hauses, an der Seite ih- res Mannes, der Besucher durch Schloss und Mausoleum führt Das malerische Schloss Schenna wird heute liebevoll betreut BRESSLMEIER, TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM, KK (3), PREIS (4)

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Die Hüter des Erbes des

steirischen PrinzenErzherzog Johanns sterbliche Überreste

wurden vor 150 Jahren von Graz nach Schennain Südtirol überführt. Auch wenn die Steirer

ihn immer noch verehren – bis nach Schennafolgen ihm nur wenige.

Von Robert Preis

hen, Herz und Organe wurden,wie es damals üblich war, in se-paraten Urnen transportiert“,schildert Spiegelfeld. Der Sargist bedeckt mit einer Sargdecke,an der Johanns Witwe Annaneun Jahre lang gearbeitet hat.

Am 23. Juni 1869 erreicht derTrauerzug Schenna, tags darauferfolgt die Beisetzung im Mau-soleum. Die Zeremonie warkurz, Schützenkompanien wa-ren anwesend, dazu Musikka-pellen, der Bischof, viele rang-hohe Militärs und ErzherzogLudwig (Taufpate von JohannsSohn Franz) sowie ErzherzogFerdinand als Vertreter der kai-serlichen Familie.

Die Gruft dient heute vielenBesuchern als Ort der innerenEinkehr. Sie ist Anziehungs-punkt für Menschen, die sichfür interessante Architekturund Kunstgeschichte interessie-ren. Viel lieber ist Spiegelfeldaber die Wertschätzung, die Jo-hann entgegengebracht wird.Um dessen geistiges Erbe auf-rechtzuerhalten, schrieb er dasBuch „Das Mausoleum von Erz-herzog Johann in Schenna“, daskommenden Samstag, 11. Mai,auf Schloss Schenna der Öffent-lichkeit präsentiert wird. DerAutor erhofft sich dadurch ei-nen neuerlichen Anreiz für Be-sucher, die Zeitreise nach Südti-rol auf sich zu nehmen, um einStück steirische Geschichte auf-zusaugen.

Sie gehören zu den rund1200 direkten Nachfah-ren Erzherzog Johanns(1782–1859). Und sie woh-

nen auch im Schloss des „steiri-schen Prinzen“, das sich immernoch im Familienbesitz befin-det. „Wir sind hier aber so ziem-lich alles, Gärtner, Hausmeister,Verwalter und auch Fremden-führer“, lachen Franz Spiegel-feld (66) und seine Frau Johan-na (59). Kurzum: Sie widmensich liebevoll dem geistigenErbe ihres berühmten Urahnen.

Für dieses Stück steirischeGeschichte muss man aber bisSüdtirol reisen. Hier, in der2700-Seelen-Gemeinde Schen-na, ganz in der Nähe von Meranund Bozen, öffnet Franz Spie-gelfeld die Pforte zum Schloss –einem imposanten Bauwerk ausdem 14. Jahrhundert, das imAuftrag der Tiroler Gräfin Mar-garete Maultasch errichtet undvon Johann 1845 erworben wur-de.

Unweit des Schlosses befin-det sich auch das Mausoleum,in dem der „steirische Prinz“ –wie er es sich selbst so sehrwünschte – seine letzte Ruhe-stätte fand. Später wurden hierauch seine Frau, die AusseerPostmeistertochter AnnaPlochl, sowie der Sohn FranzGraf von Meran und dessenFrau Theresia bestattet.

Charmant und humorvollführt Spiegelfeld eine Gruppe

beauftragt sein Sohn Franz Grafvon Meran den Wiener Archi-tekten Moriz Wappler, ein Mau-soleum in Schenna zu planen.Der Meraner Polier Anton Klui-benschedl führt den Bau aus, einneugotisches Meisterwerk, des-sen Gruftaltar aus Laaser Mar-mor besteht und dessen Sarko-phag aus Sandstein aus Mezzo-corona in der Provinz Trient.1869 wird Johann, eingekleidetin der Uniform eines Feldmar-schalls, mit allen Ehren aus demGrazer Dom nach Schennaüberführt. „Der Sarg war offen,man hat nur Johanns Kopf gese-

Leute faszinieren.“ Und außer-dem führt Johanna Spiegelfeldmit ihren Strickarbeiten einealte Tradition der Familie fort –die sie nicht nur verkauft, son-dern auch mit Freude ver-schenkt.

Auch im Mausoleum, das kei-ne 200 Meter Luftlinie vomSchloss entfernt ist und in denletzten Jahren zweimal restau-riert wurde, nehmen sie ihreVerantwortung ernst. Nichtshabe sich Johann einst mehr ge-wünscht, als in Tiroler Erde be-graben zu werden. 1859, als er aneiner Lungenentzündung stirbt,

Schlosshofes und der großenGartenanlage und gemeinsammit Johanna der ständigen Rei-nigung und Pflege der musealenRäume. Die beiden veranstaltenzudem Konzertabende, Ausstel-lungen, Buchpräsentationen. Ineinem Schloss, in dem übrigensnachts tatsächlich kein Geistdurch die jahrhundertealtenGemäuer heult. „Es gibt hier nureinen guten Geist, und das istmeine Frau Johanna“, betontSpiegelfeld. „Ohne sie wäre dashier kein so liebevoller Ort. Sieverwaltet dieses Anwesen, siesorgt dafür, dass die Details die

Schenna reicht die Begeiste-rung offenbar nicht.

Keine Frage aber, dass Spie-gelfeld zufrieden ist. „Wir dür-fen in einem Schloss leben, kannes Schöneres geben?“ Gut. Aberes ist auch eine Herausforde-rung. In liebevoller Detailarbeitkümmern sie sich um den Erhaltder weitläufigen Anlage, die2001 von einem schweren Erd-beben mitgenommen wurde.„Wir nehmen die Verantwor-tung für den Erhalt des Schlos-ses sehr ernst.“ Franz Spiegel-feld widmet sich auch leiden-schaftlich der Pflege des

lebenden Franz Meran, demBruder seiner Gattin Johanna,gehört.

Spiegelfelds Söhne sind so er-zogen worden, dass sie andereBerufe ausüben können, sie le-ben beide in Wien. Zu Besuchkommen sie allerdings nur sel-ten. Der Weg ist einfach zu weitfür häufige Reisen, das erste En-kelkind zu klein. „Wir verste-hen das“, meint Johanna. Wassie bedauert, ist aber, dass nurwenige Steirer den Weg zu Jo-hann nach Schenna kennen. Soverehrt Johann in der GrünenMark bis heute wird, bis nach

Tiroler Landwirte durch dieehemaligen Privatgemächerdes Erzherzogs. Der Speisesaal,die Waffenkammer, JohannsBett, sein Arbeitszimmer, dieberühmte Doppelschlosstür,eine Abbildung Ziriwixels, desvon Johann so geliebten Hun-des. Und immer wieder deratemberaubende Ausblick aufdie Tiroler Bergwelt.

Es sind viele Gäste, die Spie-gelfeld jedes Jahr im Schloss be-grüßt, die Führungen macht erweitgehend selbst. Mit diesemGeld finanzieren sie den Erhaltdes Schlosses, das dem in Stainz

20 | SONNTAG | 5. MAI 2019 5. MAI 2019 | SONNTAG | 21

Zeitgeschehen

Anlässlich des 160. Todestagesdes „steirischen Prinzen“ er-scheint das reich bebilderteBuch „Das Mausoleum von Erz-herzog Johann in Schenna“ (Hg.Franz Spiegelfeld, Athesia Ver-lag, 168 Seiten, 24,90 Euro).Franz Spiegelfeld, der heutegemeinsam mit seiner FrauJohanna das Schloss verwaltet,

wird das Werkan JohannsTodestag (11.Mai) imMausoleumund dem Ge-mäldesaal desSchlosses prä-sentieren.

Buchpräsentation1869 brachte man den „steiri-schen Prinzen“ unter großerAnteilnahme der Bevölkerung insMausoleum von Schenna

Johanna Spiegelfeld, der guteGeist des Hauses, an der Seite ih-res Mannes, der Besucher durchSchloss und Mausoleum führt

Das malerische SchlossSchenna wird heuteliebevoll betreutBRESSLMEIER, TIROLER

LANDESMUSEUM FERDINANDEUM,

KK (3), PREIS (4)