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Prozent. 25 Prozent der Habilitierten sind Frauen, für eine technische Uni- versität ein hoher Anteil, der genau dem Bundesdurchschnitt entspricht. Auch nach den Strukturreformen der letzten Jahre liegt der Studentinnen- anteil noch immer bei knappen 37 Prozent, in den Ingenieurwissen- schaften bei 21 Pro- zent. Der Abwärts- trend dort konnte of- fenbar gebremst wer- den. Beim Verwal- tungspersonal ist der Trend leicht an- steigend, in allen Bereichen zeichnet sich allerdings eine deutliche Pyrami- de in der Gehaltstabelle ab: Je höher die Vergütung, desto geringer der Frauenanteil. Die Frauenbeauftragte führt die Erfol- ge auf die Wirkungen von Projekten zur Erhöhung des Frauenanteils zu- rück, die trotz der Finanzrestriktionen des vergangenen Jahrzehnts in jüngs- ter Zeit aufgelegt wurden. 7–9/07 Juli 2007 www.tu-berlin.de/presse/tui T Inhalt Transnationale Erfahrungen Wie andere Länder ihre Forschungs- förderung gestalten: Interview mit Sozial- und Wirtschaftspolitik- forscher Gert G. Wagner Seite 2 Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin 33 Lerchen über den Dächern Ende einer Herkules-Arbeit: Die Tschechische Bibliothek ist komplett Seite 7 Ernte in 3000 Meter Höhe Studierende erarbeiteten ein Schutz- konzept für die historischen Terrassen- anlagen in Peru Seite 5 HÖLLERER LECTURE Über das Glück Die erste Lecture zum Andenken an Walter Höllerer: Auszüge aus Peter von Matts Vortrag „Glück im Kosmos …“ Seite 6 ALUMNI Neues Design für Notebooks Wieder waren TU-Absolventen siegreich im Businessplan-Wettbe- werb Seite 10 Orientierung und Wissenschaftsshow D ie TU Berlin begrüßt alle neu im- matrikulierten Studierenden im Oktober mit einem umfangreichen Programm: Am 4. Oktober gibt die Stu- dienberatung in der Einführungsveran- staltung „Wie organisiere ich mein Stu- dium“ im Audimax (11 und 13 Uhr) Tipps rund um den Studieneinstieg. Am 29. Oktober lädt der Präsident der TU Berlin zum Erstsemestertag, der of- fiziellen Begrüßungsveranstaltung, ins Audimax ein. TU-Forscherinnen und TU-Forscher zeigen in einer großen Wissenschaftsshow eindrucksvolle Ex- perimente. Durch das Programm führt ZDF-Wissenschaftsmoderator Karsten Schwanke („Abenteuer Wissen“). Das Motto: „2030 – unsere Welt von mor- gen“. stt Siemens Science Camp V om 24. bis 27. Juli 2007 öffnet das Siemens Science Camp seine Pfor- ten in Berlin. Rund 40 Schülerinnen mit einem besonderen Interesse für Physik und Mathematik befassen sich in span- nenden, lehrreichen Experimenten und Vorträgen mit dem Thema: „Mit in- novativen Energietechnologien dem Klimawandel begegnen!“ Das Science Camp ist eine Kooperation der Siemens Bereiche „Power Generation“ und „Power Transmission and Distribu- tion“, der Siemens Technik Akademie sowie der TU Berlin. stt „Orte der Ideen“ J eden Tag im Jahr 2007 wird ein Ort im „Land der Ideen“ ausgezeichnet. Gleich zwei dieser 365 deutschen Orte sind an der TU Berlin zu finden. Am 15. September 2007 feiern die T-Laborato- ries der Deutschen Telekom dieses Er- eignis mit einem Tag der offenen Tür sowohl in den Laboren an der TU Ber- lin im TU-Hochhaus am Ernst-Reuter- Platz, als auch in ihrer T-Gallery in Bonn. Der 30. November 2007 ist der Tag für das DFG-Forschungszentrum „Mathematik für Schlüsseltechnol- gien“ (MATHEON). Hier wird mit ei- nem großen „Fest der Mathematik“ mit vielen wissenschaftlichen und populä- ren Angeboten gefeiert. Mit der Stand- ortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ will die Bundesregierung ge- meinsam mit der deutschen Wirtschaft ein positives Deutschland-Bild im In- und Ausland vermitteln. Schirmherr ist Bundespräsident Horst Köhler. pp Heftig umworben Programme für Schülerinnen und Wissenschaftlerinnen zeigen Wirkung E rfreulich entwickelte sich nicht nur der Frauenanteil bei den Beschäf- tigten in der TU Berlin im Zeitraum 2005 und 2006. Auch die Bemühun- gen zur Anwerbung von Schülerinnen für ein naturwissenschaftlich-techni- sches Studium und zur Unterstützung von Frauen auf dem Karriereweg in die Wissenschaft zeigen nun Wirkung, teilte die Zentrale Frauenbeauftragte der TU Berlin, Heidi Degethoff de Campos, in ihrem jüngsten Bericht mit. Beim wissenschaftlichen Personal gab es einen leichten Anstieg von 25 auf 29 Prozent, bei den Professorin- nen und Juniorprofessorinnen sogar von 7,7 auf 12,9 Prozent. Insgesamt hat die TU Berlin 31 Professorinnen und zehn Juniorprofessorinnen. „Überaus erfreulich ist der Frauenan- teil bei den Neuberufungen“, sagt Hei- di Degethoff de Campos. „Im Be- richtszeitraum 2005/2006 waren 30 Prozent der Neuberufenen Frauen.“ Im Mittelbau und bei den Promotionen liegt der Durchschnitt seit Jahren bei 30 Mit einer Reihe von Angeboten wirbt die TU Berlin um Schülerinnen, vor- wiegend für die natur- und technikwis- senschaftlichen Disziplinen: Girls’ Day, Schülerinnen&Schüler-Technik-Tage mit speziellen Mädchen-Angeboten, Techno-Club-Angebote in Zusammenarbeit mit Kooperationsschulen. Das Programm „Offen- sive Wissen durch Ler- nen“ der TU Berlin er- möglichte die neuen Projekte „Zielgerade“ und „IMPETUS“, die Studentinnen beim Studienabschluss unterstützen beziehungsweise frühzeitig in For- schungsprojekte einbinden sollen. Ebenfalls neu: der Clara-von-Simson- Preis (s. auch S. 10), der frisch diplo- mierte Ingenieurinnen und Naturwis- senschaftlerinnen auszeichnet und auf eine Karriere in der Wissenschaft hin- weist. Promovendinnen finden im Vir- tuellen Doktorandinnen-Kolleg „Pro- Motion“ Unterstützung (s. auch S. 4). Beachtlich ist auch die Bilanz des Pro- FiL-Programms, das erfolgreichen jungen Wissenschaftlerinnen durch Training und Mentoring „den letzten Schliff“ vor der Berufung auf eine Pro- fessur gibt: 40 von bisher 107 Teilneh- merinnen erhielten bereits einen Ruf. Das Hochschulkarrierezentrum Fem- tec GmbH unterstützt Berufseinstei- gerinnen und bietet innovative Pro- gramme zur Anwerbung von Frauen und Mädchen. Erfolgreich sind auch das Gastprofessorinnenprogramm und der Austausch von Wissenschaft- lerinnen zwischen TU Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, der den Wissenschaftlerinnen Erfahrun- gen in einer anderen Universität auf ei- ner Gastprofessur vermittelt und bei- de Universitäten nichts kostet. Ein ers- tes Fazit der Frauenbeauftragten De- gethoff de Campos: „Am Horizont er- scheint ein Lichtstreif. Der Negativ- trend für die Situation von Frauen an der TU Berlin ist gestoppt.“ Konstanze Konrad Technikfantasien und Höhenflug 200 Schülerinnen und Schüler bei der vierten Kinderuniversität der TU Berlin Aufgeregtes, lärmendes Gewusel wechselte sich mit andächti- ger, konzentrierter Stille ab, als 295 Kinder zwischen neun und zwölf Jahren Ende Juni zur inzwischen vierten TU-Kinderuni Lichthof, Hörsäle und Labors der TU Berlin stürmten, um zu er- leben, wie Forschung gemacht wird und wie man sich als Stu- dentin oder Student fühlt. Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler hatten elf Themen kindgerecht aufbereitet: Das Auto der Zukunft, Roboter und Androiden sowie ein 3-D-Flug über den Mars waren zu sehen. Anschaulich lernten die Kids, wie Licht entsteht und welche Rolle es im CD-Player spielt. Sie be- kamen Antwort auf die Fragen, warum es Feuer gibt, das auch unter Wasser brennt, wie sich Luft entzündet, welche Experi- mente sich sonst noch mit unserem Atem durchführen lassen und welche „Fisimatenten“ die Franzosen in der deutschen Sprache hinterlassen haben. Technikfantasien hieß darüber hi- naus ein Klassen-Wettstreit. Lohn der Mühen: ein Diplom, über- reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach. Schirmherrin der Kinderuni ist die dritte TU-Vize- präsidentin Ulrike Strate, Veranstalter der Studierendenservice der TU Berlin mit Unterstützung vom Landesjugendwerk der Ar- beiterwohlfahrt Landesverband Berlin e. V., dem Kulturkauf- haus Dussmann und der Siemens AG. pp Besonders erfreulich: Der Frauenanteil bei den Neuberufungen lag bei 30 Prozent. Der Berliner Masterplan Nach langen Jahren des Sparens fließt nun wieder Geld in die Berliner Wissenschaft B erlin hat einen neuen Masterplan. Nach vielen Jahren des Sparens und Kürzens gibt es nun grünes Licht für eine verstärkte Investition in den Bereich Wissenschaft. Damit setzt die Landesregierung eine Priorität, die auch im Haushaltsplan, der für die Jah- re 2008/2009 verabschiedet wurde, verankert ist. Mit dem Masterplan „Wissen schafft Berlins Zukunft“ will Berlin seine Stu- dienplatzkapazität deutlich ausbauen und eine Offensive für die Spitzenfor- schung in der Stadt starten. Es sollen gezielt 185 Millionen Euro zusätzliche Landesmittel für eine Ausbildungs- und eine Forschungsoffensive inve- stiert werden. Dazu kommen rund 100 Millionen Euro an Bundesmitteln aus dem Hochschulpakt und der Exzellen- zinitiative, so dass der Berliner Wis- senschaft bis Ende der Legislaturperi- ode im Jahr 2011 mehr als 300 Millio- nen Euro zusätzliche Mittel zur Verfü- gung stehen könnten. Mit Mitteln aus dem Hochschulpakt 2020 sollen im Rahmen der Ausbil- dungsoffensive bis zum Jahr 2011 wei- tere zirka 1000 Studienanfängerplätze zusätzlich zu den ursprünglich geplan- ten 19 500 Plätzen geschaffen werden. Gleichzeitig soll die Qualität in der Lehre verbessert werden. Dazu sind Juniorprofessuren mit dem Schwer- punkt Lehre, das „Berlin Institute of Professional Teaching in Higher Edu- cation“ oder auch zusätzliche Tuto- ren, Seniorprofessuren und vorgezo- gene Nachfolgeberufungen geplant. Berlins Spitzenforschung bekomme mit der Offensive erheblich bessere Rahmenbedingungen, so der Wissen- schaftssenator Prof. Dr. Jürgen Zöll- ner, der den Masterplan gemeinsam mit Berlins Regierendem Bürgermei- ster Ende Juni vorstellte. Ein Fonds von 18 Millionen Euro soll die Gegenfinanzierung für die erfolg- reichen Projekte des Exzellenzwettbe- werbs sichern. Auch an eine Vorlauf- finanzierung zukunftsträchtiger For- schungsfelder und an Fonds zur Ausfi- nanzierung von Stiftungsprofessuren sowie die Unterstützung kosteninten- siver Exzellenzberufungen ist gedacht. In der Diskussion ist derzeit ein Vor- schlag des Senators, die Nachhaltig- keit der erfolgreichen Projekte der Ex- zellenzinitiative über eine gemeinsa- me Tochterinstitution der Universitä- ten und der großen außeruniver- sitären Institute sicherzustellen. Die genaue Ausgestaltung dieses Vor- schlags, von den Medien auch „Super- Uni“ betitelt, wird in den kommenden Monaten in Gesprächen zwischen Re- präsentanten der genannten Institutio- nen und dem Senator erörtert werden. Insbesondere die Universitäten wer- den in diesen Gesprächen ihre Interes- sen an der Stärkung ihrer Wettbe- werbsfähigkeit vertreten. stt © TU-Pressestelle

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Prozent. 25 Prozent der Habilitiertensind Frauen, für eine technische Uni-versität ein hoher Anteil, der genaudem Bundesdurchschnitt entspricht.Auch nach den Strukturreformen derletzten Jahre liegt der Studentinnen-anteil noch immer beiknappen 37 Prozent, inden Ingenieurwissen-schaften bei 21 Pro-zent. Der Abwärts-trend dort konnte of-fenbar gebremst wer-den. Beim Verwal-tungspersonal ist der Trend leicht an-steigend, in allen Bereichen zeichnetsich allerdings eine deutliche Pyrami-de in der Gehaltstabelle ab: Je höherdie Vergütung, desto geringer derFrauenanteil.Die Frauenbeauftragte führt die Erfol-ge auf die Wirkungen von Projektenzur Erhöhung des Frauenanteils zu-rück, die trotz der Finanzrestriktionendes vergangenen Jahrzehnts in jüngs-ter Zeit aufgelegt wurden.

7–9/07Juli 2007

www.tu-berlin.de/presse/tuiTInhalt

TransnationaleErfahrungen

Wie andere Länder ihre Forschungs-förderung gestalten: Interview mitSozial- und Wirtschaftspolitik-forscher Gert G. Wagner Seite 2

Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin

33 Lerchen überden Dächern

Ende einer Herkules-Arbeit:Die Tschechische Bibliothek ist komplett

Seite 7

Ernte in 3000 Meter Höhe

Studierende erarbeiteten ein Schutz-konzept für die historischen Terrassen-anlagen in Peru

Seite 5

HÖLLERER LECTUREÜber das GlückDie erste Lecture zum Andenkenan Walter Höllerer: Auszüge ausPeter von Matts Vortrag „Glückim Kosmos …“ Seite 6

ALUMNINeues Design für NotebooksWieder waren TU-Absolventensiegreich im Businessplan-Wettbe-werb Seite 10

Orientierung undWissenschaftsshow

Die TU Berlin begrüßt alle neu im-matrikulierten Studierenden im

Oktober mit einem umfangreichenProgramm: Am 4. Oktober gibt die Stu-dienberatung in der Einführungsveran-staltung „Wie organisiere ich mein Stu-dium“ im Audimax (11 und 13 Uhr)Tipps rund um den Studieneinstieg.Am 29. Oktober lädt der Präsident derTU Berlin zum Erstsemestertag, der of-fiziellen Begrüßungsveranstaltung, insAudimax ein. TU-Forscherinnen undTU-Forscher zeigen in einer großenWissenschaftsshow eindrucksvolle Ex-perimente. Durch das Programm führtZDF-Wissenschaftsmoderator KarstenSchwanke („Abenteuer Wissen“). DasMotto: „2030 – unsere Welt von mor-gen“. stt

Siemens Science Camp

Vom 24. bis 27. Juli 2007 öffnet dasSiemens Science Camp seine Pfor-

ten in Berlin. Rund 40 Schülerinnen miteinem besonderen Interesse für Physikund Mathematik befassen sich in span-nenden, lehrreichen Experimentenund Vorträgen mit dem Thema: „Mit in-novativen Energietechnologien demKlimawandel begegnen!“ Das ScienceCamp ist eine Kooperation der SiemensBereiche „Power Generation“ und„Power Transmission and Distribu-tion“, der Siemens Technik Akademiesowie der TU Berlin. stt

„Orte der Ideen“

Jeden Tag im Jahr 2007 wird ein Ortim „Land der Ideen“ ausgezeichnet.

Gleich zwei dieser 365 deutschen Ortesind an der TU Berlin zu finden. Am 15.September 2007 feiern die T-Laborato-ries der Deutschen Telekom dieses Er-eignis mit einem Tag der offenen Türsowohl in den Laboren an der TU Ber-lin im TU-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz, als auch in ihrer T-Gallery inBonn. Der 30. November 2007 ist derTag für das DFG-Forschungszentrum„Mathematik für Schlüsseltechnol-gien“ (MATHEON). Hier wird mit ei-nem großen „Fest der Mathematik“ mitvielen wissenschaftlichen und populä-ren Angeboten gefeiert. Mit der Stand-ortinitiative „Deutschland – Land derIdeen“ will die Bundesregierung ge-meinsam mit der deutschen Wirtschaftein positives Deutschland-Bild im In-und Ausland vermitteln. Schirmherr istBundespräsident Horst Köhler. pp

Heftig umworbenProgramme für Schülerinnen und Wissenschaftlerinnen zeigen Wirkung

Erfreulich entwickelte sich nicht nurder Frauenanteil bei den Beschäf-

tigten in der TU Berlin im Zeitraum2005 und 2006. Auch die Bemühun-gen zur Anwerbung von Schülerinnenfür ein naturwissenschaftlich-techni-sches Studium und zur Unterstützungvon Frauen auf dem Karriereweg indie Wissenschaft zeigen nun Wirkung,teilte die Zentrale Frauenbeauftragteder TU Berlin, Heidi Degethoff deCampos, in ihrem jüngsten Berichtmit. Beim wissenschaftlichen Personalgab es einen leichten Anstieg von 25auf 29 Prozent, bei den Professorin-nen und Juniorprofessorinnen sogarvon 7,7 auf 12,9 Prozent. Insgesamthat die TU Berlin 31 Professorinnenund zehn Juniorprofessorinnen.„Überaus erfreulich ist der Frauenan-teil bei den Neuberufungen“, sagt Hei-di Degethoff de Campos. „Im Be-richtszeitraum 2005/2006 waren 30Prozent der Neuberufenen Frauen.“Im Mittelbau und bei den Promotionenliegt der Durchschnitt seit Jahren bei 30

Mit einer Reihe von Angeboten wirbtdie TU Berlin um Schülerinnen, vor-wiegend für die natur- und technikwis-senschaftlichen Disziplinen: Girls’ Day,Schülerinnen&Schüler-Technik-Tagemit speziellen Mädchen-Angeboten,

Techno-Club-Angebotein Zusammenarbeit mitKooperationsschulen.Das Programm „Offen-sive Wissen durch Ler-nen“ der TU Berlin er-möglichte die neuenProjekte „Zielgerade“

und „IMPETUS“, die Studentinnenbeim Studienabschluss unterstützenbeziehungsweise frühzeitig in For-schungsprojekte einbinden sollen.Ebenfalls neu: der Clara-von-Simson-Preis (s. auch S. 10), der frisch diplo-mierte Ingenieurinnen und Naturwis-senschaftlerinnen auszeichnet und aufeine Karriere in der Wissenschaft hin-weist. Promovendinnen finden im Vir-tuellen Doktorandinnen-Kolleg „Pro-Motion“ Unterstützung (s. auch S. 4).

Beachtlich ist auch die Bilanz des Pro-FiL-Programms, das erfolgreichenjungen Wissenschaftlerinnen durchTraining und Mentoring „den letztenSchliff“ vor der Berufung auf eine Pro-fessur gibt: 40 von bisher 107 Teilneh-merinnen erhielten bereits einen Ruf.Das Hochschulkarrierezentrum Fem-tec GmbH unterstützt Berufseinstei-gerinnen und bietet innovative Pro-gramme zur Anwerbung von Frauenund Mädchen. Erfolgreich sind auchdas Gastprofessorinnenprogrammund der Austausch von Wissenschaft-lerinnen zwischen TU Berlin undHumboldt-Universität zu Berlin, derden Wissenschaftlerinnen Erfahrun-gen in einer anderen Universität auf ei-ner Gastprofessur vermittelt und bei-de Universitäten nichts kostet. Ein ers-tes Fazit der Frauenbeauftragten De-gethoff de Campos: „Am Horizont er-scheint ein Lichtstreif. Der Negativ-trend für die Situation von Frauen ander TU Berlin ist gestoppt.“

Konstanze Konrad

Technikfantasien und Höhenflug200 Schülerinnen und Schüler bei der vierten Kinderuniversität der TU Berlin

Aufgeregtes, lärmendes Gewusel wechselte sich mit andächti-ger, konzentrierter Stille ab, als 295 Kinder zwischen neun undzwölf Jahren Ende Juni zur inzwischen vierten TU-KinderuniLichthof, Hörsäle und Labors der TU Berlin stürmten, um zu er-leben, wie Forschung gemacht wird und wie man sich als Stu-dentin oder Student fühlt. Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler hatten elf Themen kindgerecht aufbereitet: Das Autoder Zukunft, Roboter und Androiden sowie ein 3-D-Flug überden Mars waren zu sehen. Anschaulich lernten die Kids, wieLicht entsteht und welche Rolle es im CD-Player spielt. Sie be-kamen Antwort auf die Fragen, warum es Feuer gibt, das auchunter Wasser brennt, wie sich Luft entzündet, welche Experi-mente sich sonst noch mit unserem Atem durchführen lassenund welche „Fisimatenten“ die Franzosen in der deutschenSprache hinterlassen haben. Technikfantasien hieß darüber hi-naus ein Klassen-Wettstreit. Lohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor JörgSteinbach. Schirmherrin der Kinderuni ist die dritte TU-Vize-präsidentin Ulrike Strate, Veranstalter der Studierendenserviceder TU Berlin mit Unterstützung vom Landesjugendwerk der Ar-beiterwohlfahrt Landesverband Berlin e. V., dem Kulturkauf-haus Dussmann und der Siemens AG. pp

Besonders erfreulich:Der Frauenanteil bei

den Neuberufungen lagbei 30 Prozent.

Der Berliner MasterplanNach langen Jahren des Sparens fließt nun wieder Geld in die Berliner Wissenschaft

Berlin hat einen neuen Masterplan.Nach vielen Jahren des Sparens

und Kürzens gibt es nun grünes Lichtfür eine verstärkte Investition in denBereich Wissenschaft. Damit setzt dieLandesregierung eine Priorität, dieauch im Haushaltsplan, der für die Jah-re 2008/2009 verabschiedet wurde,verankert ist. Mit dem Masterplan „Wissen schafftBerlins Zukunft“ will Berlin seine Stu-dienplatzkapazität deutlich ausbauenund eine Offensive für die Spitzenfor-schung in der Stadt starten. Es sollengezielt 185 Millionen Euro zusätzlicheLandesmittel für eine Ausbildungs-und eine Forschungsoffensive inve-stiert werden. Dazu kommen rund 100

Millionen Euro an Bundesmitteln ausdem Hochschulpakt und der Exzellen-zinitiative, so dass der Berliner Wis-senschaft bis Ende der Legislaturperi-ode im Jahr 2011 mehr als 300 Millio-nen Euro zusätzliche Mittel zur Verfü-gung stehen könnten. Mit Mitteln aus dem Hochschulpakt2020 sollen im Rahmen der Ausbil-dungsoffensive bis zum Jahr 2011 wei-tere zirka 1000 Studienanfängerplätzezusätzlich zu den ursprünglich geplan-ten 19 500 Plätzen geschaffen werden.Gleichzeitig soll die Qualität in derLehre verbessert werden. Dazu sindJuniorprofessuren mit dem Schwer-punkt Lehre, das „Berlin Institute ofProfessional Teaching in Higher Edu-

cation“ oder auch zusätzliche Tuto-ren, Seniorprofessuren und vorgezo-gene Nachfolgeberufungen geplant. Berlins Spitzenforschung bekommemit der Offensive erheblich bessereRahmenbedingungen, so der Wissen-schaftssenator Prof. Dr. Jürgen Zöll-ner, der den Masterplan gemeinsammit Berlins Regierendem Bürgermei-ster Ende Juni vorstellte. Ein Fonds von 18 Millionen Euro solldie Gegenfinanzierung für die erfolg-reichen Projekte des Exzellenzwettbe-werbs sichern. Auch an eine Vorlauf-finanzierung zukunftsträchtiger For-schungsfelder und an Fonds zur Ausfi-nanzierung von Stiftungsprofessurensowie die Unterstützung kosteninten-

siver Exzellenzberufungen ist gedacht.In der Diskussion ist derzeit ein Vor-schlag des Senators, die Nachhaltig-keit der erfolgreichen Projekte der Ex-zellenzinitiative über eine gemeinsa-me Tochterinstitution der Universitä-ten und der großen außeruniver-sitären Institute sicherzustellen. Die genaue Ausgestaltung dieses Vor-schlags, von den Medien auch „Super-Uni“ betitelt, wird in den kommendenMonaten in Gesprächen zwischen Re-präsentanten der genannten Institutio-nen und dem Senator erörtert werden.Insbesondere die Universitäten wer-den in diesen Gesprächen ihre Interes-sen an der Stärkung ihrer Wettbe-werbsfähigkeit vertreten. stt

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Seite 2 TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007HOCHSCHULPOLITIK

MeldungenEinigkeit über ZVS

/tui/ Die bisherige Zentralstelle für dieVergabe von Studienplätzen (ZVS) wird ineine Serviceeinrichtung für Hochschulzu-lassung in Form einer Stiftung des öffent-lichen Rechts umgewandelt. Ende Junibeschloss die Kultusministerkonferenz(KMK) einen entsprechenden Staatsver-trag. Die Stiftung übernimmt nach wievor die Vermittlung in Studiengänge mitbundesweitem NC (Biologie, Medizin,Pharmazie und Psychologie). Bei den an-deren entscheiden die Hochschulen, obsie den Service in Anspruch nehmen wol-len. Der Staatsvertrags-Entwurf wird nunden Ministerpräsidenten zur Unterzeich-nung vorgelegt.

Europas Forschungsförderung

/tui/ Weltweit konkurrenzfähige Infra-strukturen seien für exzellente Wissen-schaft von zentraler Bedeutung. Sie stei-gerten die globale Wettbewerbsfähigkeitund unterstützten die Gewinnung derbesten Forscher für Europa. Das war daszentrale Thema der 4. Europäischen Kon-ferenz zu Forschungsinfrastrukturen inHamburg Anfang Juni mit 450 Teilneh-mern aus der europäischen Politik, Wirt-schaft und Wissenschaft. Die Vorträgeund Beschlüsse sind inzwischen online.➥ www.ecri2007.de

Akkreditierung der Systeme

/tui/ Nachdem sich die Akkreditierungvon Studiengängen über mehrere Jahrebewährt hat, sollen nun probeweise auchdie Verfahren akkreditiert werden, nachdenen die einzelnen Hochschulen bei derÜberprüfung ihrer Studiengänge vorge-hen – die sogenannte Systemakkreditie-rung. Sie bezieht sich auf die hochschulin-ternen Qualitätssicherungssysteme. EinenGrundsatzbeschluss dazu fasste die Kultus-ministerkonferenz (KMK) Ende Juni 2007.➥ www.kmk.org

DFG-Spitze neu besetzt

/tui/ Neue Gesichter im obersten Gremi-um von Europas größter Forschungsför-derorganisation: Auf der Mitgliederver-sammlung der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG) in Bonn wurden gleichvier neue Mitglieder für das zehnköpfigePräsidium gewählt. Neue DFG-Vizepräsi-denten sind der TU-Alumnus Prof. Dr.-Ing.Bernd Scholz-Reiter von der BTU Cottbus,Prof. Dr. Konrad Samwer, Prof. Dr. FerdiSchüth sowie als zweite Frau im PräsidiumProf. Dr. Dorothea Wagner. Bis 1992 warDorothea Wagner in der Arbeitsgruppe„Algorithmische Diskrete Mathematik“bei Prof. Dr. Rolf Möhring an der TU Berlintätig und beendete hier ihre Habilitation.Alle vier neuen Vizepräsidenten sind für zu-nächst drei Jahre gewählt. Zusammen mitPräsident Prof. Dr. Matthias Kleiner, vierweiteren Vizepräsidenten sowie Dr. ArendOetker vom Stifterverband (beratend) bil-den sie das Präsidium.

Europäisches Flaggschiff in Sicht

/tui/ Nach langem Ringen einigten sichEuropas Forschungsminister Ende Juniauf Eckpunkte für die Errichtung des Eu-ropäischen Technologieinstituts (ETI).Mit einer Aufbauhilfe von 309 MillionenEuro soll es das Flaggschiff für die euro-päische Forschung werden. Zunächst sol-len sich sogenannte Knowledge and In-novation Communities (KIC) mit denSchwerpunkten „Erneuerbare Energien“und „Klimaforschung“ beschäftigen.Dieses virtuelle Institut soll aber auch einHauptquartier erhalten, dessen Standortnoch unklar ist. Akademische Abschlüssedürfen nur die angeschlossenen universi-tären Einrichtungen vergeben. Die For-schungsminister forderten die Wirtschaftauf, sich finanziell zu beteiligen.➥ http://ec.europa.eu/education/

policies/educ/eit/index_de.html

Erprobungsklausel bleibt

/tui/ Bis es ein neues Hochschulgesetzgibt, bleibt die sogenannte Erprobungs-klausel, die den Universitäten einige Frei-heiten gibt, in Kraft. Der Wissenschafts-ausschuss des Abgeordnetenhauses be-schloss Mitte Juni die Verlängerung.

Herr Professor Wagner, welche Rollespielt Europa in der Forschungsförde-rung?Wenn in jedem Land die Qualität undFinanzen gesichert sind, muss Europanicht wirklich eingreifen. Die meistenProjekte können die einzelnen Natio-nen stemmen. Gefragt ist Europas Zu-sammenarbeit aber bei der For-schungsinfrastruktur, die, besondersin den Naturwissenschaften, Milliar-den kosten kann. Das wurde mit demneuen Europäischen Forschungsratund der ersten Roadmap für die Infra-struktur durch ESFRI (Euroean Strate-gy Forum for Research Infrastructure)soeben in Gang gesetzt.

Welche Infrastrukturen sind da ge-meint?Das sind Einrichtungen, die auf Dauerund auf Mehrfachnutzung angelegtsind. Sie stehen im Prinzip allen For-schern und Forschergruppen zur Ver-fügung. Ein Berliner Beispiel ist BES-SY, der Elektronenspeicherring fürSynchrotronstrahlung. Ich selbst binfür eine sozialwissenschaftliche Ein-richtung verantwortlich: das Sozio-oekonomische Panel, SOEP, eine lang-fristige, jetzt schon zweieinhalb Jahr-zehnte laufende Längsschnitterhe-bung. Unsere Daten werden bei stei-gender Nachfrage von rund 500 For-schern jährlich ausgewertet. Wir kön-nen dabei Forschern deutschland- undweltweit die Daten auf DVD schicken.Wer aber Experimental-Daten vonBESSY benötigt, der muss sich persön-lich nach Berlin begeben.

Sie sind kürzlich zum Mitglied im Re-search Resources Board des Economic& Social Research Council, ESRC, er-nannt worden. Welchen Einfluss hatdieses Gremium, womit ist es inDeutschland vergleichbar?In England ist die Forschungsförde-rung, anders als bei der DFG, auf achtResearch Councils für unterschiedli-che Disziplinen verteilt. Anders als dieDFG, die nur Projekte fördert – neuer-dings allerdings auch Langzeitprojek-te –, fördert das ESRC ausdrücklichauch Forschungsinfrastrukturen. Diesind in Deutschland eher an die außer-universitären Einrichtungen angebun-den.

Was werden Ihre Aufgaben im ESRCsein?Der „Research Resources Board“ ent-

scheidet darüber, was an sozial- undwirtschaftswissenschaftlicher Infra-struktur überhaupt aufgebaut wirdund wo, und wer wie ausgiebig be-stimmte Einrichtungen nutzen kann.Bei statistischen Erhebungen muss ins-besondere kontrolliert werden, dassdas erfragt und gemessen wird, wasder akademischen Forschung aktuellund künftig dient. Die Research Coun-cils denken dabei strategischer als dieDFG und machen langfristige Pläneund vergeben das Geld schließlich imWettbewerb. Deswegen hat der Re-

Transnationale ErfahrungenWie andere Länder ihre Forschungsförderung gestalten – Beispiel: Großbritannien

sources Board ständig mit der Evalua-tion zu tun. Für mich persönlich ist be-sonders die Entwicklung und Mitge-staltung des Verhältnisses der Sozial-zu den Lebenswissenschaften sehrspannend. Denn zunehmend werdenauch Gesundheitsinformationen fürgesellschaftliche Fragestellungenwichtig: etwa Blutdruck und Gewebe-proben. Das biologische Material wirdin „Bio-banks“, besonders geschütz-ten Datenbanken, gesammelt. Das istin Großbritannien erheblich weiterfortgeschritten als in Deutschland.

Gert G. Wagner ist TU-Professor für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik so-wie Forschungsdirektor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Er ist unteranderem Mitglied des Wissenschaftsrates und der Working Group „Social Sciences and Humani-ties“ des European Strategy Forum on Research Infrastructure (ESFRI). Gleichzeitig mit der Beru-fung in den ESRC wurde er in Irland in ein ähnliches Gremium berufen, das sich vor allem mit Nach-wuchsförderung befasst

Kaum Karriere mit Kind

In Deutschland gibt esdie wenigsten Doppel-verdiener-Haushalte.

Mit jedem Kindverringert sich

die Wahr-schein-lichkeitstärkerals inanderenLän-dern,

dass beide Eltern in Vollzeit arbeiten.Selbst wenn die Mütter berufstätigsind, reduzieren sie ihre Arbeitszeitnach der Geburt eines Kindes umdurchschnittlich acht Wochenstunden,während italienische Mütter die Ar-beitszeit nur um eine Stunde verrin-gern und die Mutterschaft auf die Ar-beitszeit französischer und schwedi-scher Mütter gar keinen Einfluss hat.Eine vergleichende Studie des Wissen-schaftszentrums Berlin für Sozialfor-schung ergab, dass Deutschland in die-sem Punkt Schlusslicht in Europa ist.Ursachen seien das Fehlen flexibler,guter Betreuung für Kleinkinder, feh-lende Familiennetzwerke und fest ver-haftete Sozialklischees. tui

➥ www.wzb.eu

Wieso beruft England Fachleute vonausländischen Instituten?Großbritannien und Irland wollen sichinternational weiter öffnen. Neuer-dings sollen in einem solchen Boardmindestens zwei Ausländer ihre trans-nationalen Kompetenzen, Erfahrun-gen und auch Netzwerke einbringen.Man bewirbt sich dafür nicht selber,sondern geeignete Kandidaten werdenaufgefordert, ihren Lebenslauf einzu-schicken.

Umgekehrt: Was kann ein deutscherProfessor dort erreichen, für sichselbst, für die deutsche Forschung?Ich kann dort persönlich sicher eineMenge Neues lernen, auch in Hinblickauf die Gestaltung solcher Gremien.Inhaltlich ist natürlich die Diskussionum Sozial- und Lebenswissenschaftenspannend. Sie wird in Großbritannienviel offener geführt als in Deutschland.

Sollte auch Deutschland Forschungs-gremien international besetzen?Bei den außeruniversitären Einrich-tungen wird das tatsächlich schon seitJahren praktiziert. Etwa der Beirat desDeutschen Instituts für Wirtschaftsfor-schung (DIW) besteht mehrheitlichaus Ausländern. Die Wirtschaftsfor-schungsinstitute wurden zum Beispielalle englischsprachig evaluiert, dasheißt, die Evaluationskommissionenhatten einen sehr hohen Anteil vonAusländern. In der DFG wären Quo-ten-Ausländer keine gute Idee. DieMitglieder werden schließlich ge-wählt. Wenn es sich von selbst ergäbe,wäre das natürlich interessant. Insge-samt ist jedoch die Internationalisie-rung für ein nicht englischsprachigesLand schwieriger. Faktisch müssteman dann ja auch alle Gremiensitzun-gen auf Englisch umstellen.

Kann es Interessenkonflikte geben?Ich sehe keine nationalen Interessen-konflikte, in die ich kommen könnte.Forschung ist ja nichts Nationales. DerESRC handhabt dieses Thema im Üb-rigen sehr formalisiert; ich halte dasfür gut. Man muss eine „Conflicts-of-Interest-Charta“ unterschreiben. Mandarf beispielsweise nicht über Geldermitentscheiden, von denen man selbstprofitiert.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Patricia Pätzold

Effizienter und leistungsstärkerDer neue Ausstattungs-, Kosten- und Leistungsvergleich belegt die Qualität der Berliner Universitäten

Die Hochschul-Informations-Sys-tem GmbH (HIS) hat den Ausstat-

tungs-, Kosten- und Leistungsver-gleich (AKL-Vergleich) für das Jahr2004 vorgelegt. Mit ihm werden Kenn-zahlen von Hochschulen aus den nord-deutschen Ländern erhoben. Die FreieUniversität Berlin, die Humboldt-Uni-versität zu Berlin und die TechnischeUniversität Berlin können dabei aufhervorragende Ergebnisse verweisen.Vor allem die Kennzahlen, die für eineStärken-Schwächen-Analyse als be-sonders aussagekräftig angesehenwerden, zeichnen das gute Abschnei-den der drei Universitäten aus. So lag für die Berliner Universitätender Anstieg der Gesamtkosten in derLehre je Studienplatz zwischen 2000und 2004 bei nur 1,4 Prozent. ImDurchschnitt der AKL-Universitätenist ein Anstieg von 13,4 Prozent fest-zustellen. Bei einem Vergleich der Ab-solventen als Bezugsgröße fallen dieKostenkennzahlen in Berlin deutlichniedriger aus als im Durchschnitt derAKL-Universitäten. Während zwi-schen 2000 und 2004 die Gesamtkos-ten in der Lehre je Absolvent in Berlinvon 31 500 Euro auf 28 600 Euro um9,4 Prozent zurückgingen, stiegen sie

im selben Zeitraum für alle AKL-Uni-versitäten im Durchschnitt um 13,4Prozent von 28 700 Euro auf 32 900Euro.Nicht nur in der Lehre, auch bei derForschung weisen die Berliner Univer-sitäten eine höhere Effizienz im Mit-teleinsatz auf. Bei ihnen ist der Anteilder Drittmittel an allen Forschungs-kosten mit 32,0 Prozent (2000: 28,8Prozent) höher als im Durchschnitt derAKL-Universitäten. Somit weisen dieBerliner Universitäten auch einehöhere Steigerungsrate des Drittmit-telanteils im Betrachtungszeitraumauf. Dieser vergrößerte sich im Durch-schnitt nur leicht von 29,4 Prozent(2000) auf 30,7 Prozent (2004).Die Vergrößerung des Leistungsab-standes zwischen den Berliner Uni-versitäten und den Vergleichshoch-schulen spiegelt sich auch im Bereichder Nachwuchsförderung wider. ImUntersuchungszeitraum zwischen2000 und 2004 stieg die Zahl der Pro-motionen je Professor in den BerlinerUniversitäten um 20,9 Prozent,während sie im Durchschnitt der AKL-Universitäten um 0,6 Prozentpunktezurückging.„Die Untersuchung belegt, dass die

Berliner Universitäten bei der Wahr-nehmung ihrer Kernaufgaben in For-schung, Lehre und Nachwuchsförde-rung nicht nur leistungsstärker, son-dern auch effizienter sind als die Ver-gleichsgruppe. Sie weisen durchgän-gig sowohl die besseren Leistungs-kennzahlen als auch deutlichere Leis-tungssteigerungen auf“, sagte TU-Prä-sident Prof. Dr. Kurt Kutzler.Bereits seit 2000 beteiligen sich dieFreie Universität Berlin, die Hum-boldt-Universität zu Berlin und dieTechnische Universität Berlin alljähr-lich an einem regionalen Ausstat-tungs-, Kosten- und Leistungsver-gleich. Die Ergebnisse dieses regiona-len AKL-Vergleichs fließen sowohl indie jährlich zu erstellenden Leistungs-berichte für das Land Berlin als auchin einen überregionalen AKL-Ver-gleich ein, der in einem zweijährigenTurnus unter der Federführung derHIS GmbH durchgeführt wird. DerHIS-AKL-Vergleich bezieht sich aufein heterogenes Hochschulfeld. Erho-ben werden Kennzahlen von Hoch-schulen aus den norddeutschen Län-dern. tui

➥ www.his.de

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Page 3: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007 Seite 3AKTUELL

QuotentauglichIngenieurinnen als TV-Heldinnen – EuroWistdom prämiert die besten Drehbuchideen

Amelie ist vielseitig begabt. Sie liebtMusik und begeistert sich für natur-wissenschaftliche und technologi-sche Fragen. Der Vater wünscht sichfür seine Tochter jedoch eine Karrie-re als Pianistin. Die Mutter dagegen,selbst Naturwissenschaftlerin, för-dert Amelies Neigung für die Weltder Zahlen und Formeln. Schon baldsieht sich Amelie, die Mathematikstudieren will, Zwängen und Vorur-teilen ausgesetzt, nur weil sie in Be-reiche vorstoßen möchte, in denenMänner noch immer das Sagen ha-ben.

„Was will Amelie?“ ist die Geschichtefür eine Daily, die vielleicht schon baldim deutschen Fernsehen zu sehen seinkönnte. Geschrieben hatsie Brigitte Drodtloff.Mit ihr beteiligte sichdie Münchner Dreh-buchautorin an Eu-roWistdom, einemWettbewerb, beidem Drehbuchauto-ren europaweit auf-gerufen waren, Fil-me, Serien oder Dai-ly Soaps zu entwi-ckeln, in denen dieweiblichen Heldeneinmal nicht eineKrankenschwestergeben, sondern Inge-nieurin oder Infor-matikerin sind, alsoeinen technisch-na-turwissenschaftli-chen Beruf aus-üben.Amelies Geschich-te gehört zu jenensieben Exposés, dievon einer interna-tional besetzten Jury unter 90 einge-reichten Beiträgen als die besten aus-gewählt und mit jeweils 7000 Europrämiert wurden.Das von der Europäischen Kommissi-on geförderte EuroWistdom-Projektwird von der Femtec, dem Hochschul-

karrierezentrum für Frauen an der TUBerlin, gemeinsam mit Partnern ausGroßbritannien, Belgien, Frankreichund Slowenien durchgeführt. Ziel istes, über weibliche Rollenvorbilder inunterschiedlichsten TV-Formatenmehr Schülerinnen für Technik undWissenschaft zu begeistern. „Es gibtein eklatantes Missverhältnis zwi-schen der Bedeutung, die Wissen-schaft und Technik für ein besseres Le-ben der Menschen haben, und demImage dieser Berufeunter Jugendli-chen. GeradeJugendliche

hierzulande – geben kann“, sagt Dr.Marion Esch von Femtec.Femtec will dieses Image ändern, istneue Wege gegangen und hat Produ-zenten und Drehbuchautoren mit Wis-senschaftlern ins Gespräch gebracht.TU-Präsidentent Kurt Kutzler ludzahlreiche Autoren zur Langen Nachtder Wissenschaften an die TU Berlinein. Mit dem Wettbewerb will Femteczeigen, dass Fernsehfilme und -serienauch dann spannend sein können,wenn sie in einem Forschungslaborspielen.Das haben sich die DrehbuchautorenAje Brücken und Raimund Maessenauch gesagt und reichten eine Skizzeein, in der eine junge Ingenieurin ineinem Entwicklungslabor eines Au-

tokonzerns sich gegen die klei-nen und gemeinen Macken

ihrer Kollegen und Chefsbehaupten muss, und diesin einer Situation, in derdas Team in einem ner-venaufreibenden Kon-kurrenzkampf mitanderen Forschernum einen zeitgemä-ßen City-Flitzersteht. Auch die-ses Exposé ge-hört zu den sie-ben ausgezeich-neten.Dass eine solcheSerie die Machthat, einen sol-chen Imagewan-del zu bewirken,steht für Brü-cken und Maes-sen außer Zwei-fel. Nur die Sen-der, so Aje Brü-cken, müssten

nun davon überzeugt werden, dasseine Ingenieurin nicht a priori einQuotenkiller ist, sondern durchausQuote bringen kann.

Sybille Nitsche

➥ www.femtec.org

Deutsche Akademie der Wissenschaften – Entscheidung verschoben

Fast hätte es geklappt im Juni 2007mit der Entscheidung über eine ge-

meinsame nationale Akademie, dieDeutsche Akademie der Wissenschaf-ten, um die die Wissenschaftsorgani-sationen seit Jahren rangeln und dieder Wissenschaftsrat 2004 empfohlenhat. Doch dann wurde das Themakurzfristig wieder von der Tagesord-nung der Bund-Länder-Kommission(BLK) und der Ministerpräsidenten-konferenz heruntergenommen. Dort

sollte über das Konzept entschiedenwerden, auf das sich die Akademienund die Wissenschaftsorganisationengeeinigt hatten.Nun soll das Thema im kommendenWinter entschieden werden. Die Deut-sche Akademie der Wissenschaften,für die bereits das Kürzel DAW festge-legt wurde, soll nach dem Dachver-bandsprinzip organisiert werden. DenVorstand sollen die Präsidenten dersieben Regionalakademien bilden,

Vertreter von Leopoldina und „aca-tech“, dem Konvent der Technikwis-senschaften. Noch scheint es Diskussi-onsbedarf zur Frage der Interessenver-tretung im Ausland zu geben sowieüber die Finanzierung. Bisher wird derEtat auf etwa 3,8 Millionen Euro proJahr kalkuliert. Sitz soll Berlin werden.Arbeitsgruppen sollen die Politik zuThemen wie Gesundheit, Energie, Kli-ma und Infektionskrankheiten bera-ten. pp

Meldungenter). Studierende: Christian Schröder (Mit-glied, Stellvertretender Vorsitzender).Für die Amtszeit vom 1. April 2007 bis 31.März 2008: Akademische Mitarbeiter: Dipl.-Phys. Erhard Zorn (Mitglied), Dipl.-Ing. Kirs-ten Blochel (Stellvertreterin). Sonstige Mitar-beiter: Sabine Morgner (Mitglied). Studieren-de: Thomas Koegstadt (Mitglied), Julia Huhn-holz (Mitglied).In die Kommission für Struktur-, Entwick-lungs- und Forschungsplanung sowie fürwissenschaftliche Nachwuchsförderungwurden folgende Mitglieder gewählt:Für die Amtszeit vom 1. April 2007 bis 31.März 2008: Professoren: Prof. Dr. Mario Däh-ne (Mitglied), Prof. Dr. Manfred Opper (Mit-glied), Prof. Dr. Helmut Schubert (Mitglied,Vorsitzender), Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke(Stellvertreter), Prof. Dr. Wolfgang H. Müller(Stellvertreter). Akademische Mitarbeiter:Dipl.-Chem. Mehtap Özaslan (Mitglied), Dr.Gesa Horstmann (Stellvertreterin). Studieren-de: Martin Delius (Mitglied). Sonstige Mitar-beiter: Dipl.-Ing. Marion Klippel (Mitglied),Ira Zingel-Käding (Stellvertreterin).Für die Amtszeit vom 1. April 2007 bis 31.März 2009: Professoren: Prof. Dr. Roderich

Süssmuth (Mitglied), Prof. Dr. Ulrich Szew-zyk (Mitglied), Prof. Dr. Birgit Kleinschmit(Stellvertreterin), Prof. Dr. Bénédicte Savoy(Stellvertreterin). Akademische Mitarbeiter:Dipl.-Ing. Kester von Kuczkowski (Mit-glied), Dipl.-Ing. Thomas Beckmann (Stell-vertreter). Studierende: Peggy Heunemann(Mitglied). Sonstige Mitarbeiter: Dipl.-Ing.Antonius Koch (Mitglied).

Fundierte akademische Lehre

/tui/ Durch mehr Studienplätze bei finan-zieller Unterausstattung werde die For-schungszeit für den einzelnen Forscher we-niger. Studierende hätten aber einen An-spruch auf eine fundierte akademische Leh-re, die sich ständig aus Forschung erneuert.So beurteilen Hochschulrektorenkonferenzund Deutscher Hochschulverband kritischden Hochschulpakt 2020. Sie fordern da-her 1500 Professuren zurück, die deutsch-landweit seit 1995 allein an den Universitä-ten dem Rotstift zum Opfer gefallen seien.Ohne ausreichende Ausstattung seien flä-chendeckende Zulassungsbeschränkun-gen die einzige Notwehrmaßnahme.

Mitglied in der Jungen Akademie

/tui/ TU-Juniorprofessorin für Kunstge-schichte Bénédicte Savoy wurde am 23.Juni 2007 in die Junge Akademie an der Ber-lin-Brandenburgischen Akademie der Wis-senschaften und der Deutschen Akademieder Naturforscher Leopoldina aufgenom-men. Voraussetzung für die Mitgliedschaftin der Jungen Akademie sind eine hervorra-gende Promotion, die nicht länger als dreibis sieben Jahre zurückliegen sollte, sowiemindestens eine weitere herausragendewissenschaftliche Veröffentlichung.

Neue Mitglieder in den Kommis-sionen des Akademischen Senats

/tui/ Nach der Neufassung der Grundord-nung wählte der Akademische Senat derTU Berlin für seine Ständige Kommissionfür Lehre und Studium folgende Mitglie-der.Für die Amtszeit 1. April 2007 bis 31. März2009: Professoren: Prof. Dr. Hennig Meyer(Mitglied). Akademische Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Klaus Bednarz (Mitglied, Vorsitzen-der), Dipl.-Ing. Arnfried Nagel (Stellvertre-

aus den Industrienationen, von denennach wie vor die entscheidenden tech-nologischen Impulse ausgehen, haltenWissenschaft und Technik für ein we-nig interessantes Berufsfeld. Ingenieu-rin zu werden ist so ziemlich das Un-coolste, was es für Mädchen – auch

Technik fasziniert Mädchen. Doch als Heranwachsende fehlen ihnen Rollenvorbilder

Land und Sprache kennenlernenWarum Studierende ins Ausland gehen

Auslandssemester werden immer be-liebter, sowohl bei Studierenden alsauch bei Personalverantwortlichen.Wie ist aber ein Auslandsaufenthaltmit der Umstellung auf die neuengestuften Studiengänge vereinbar?Noch fehlen entsprechende Erfah-rungen. H intern fragte Studierendeauf dem Campus, wie sie darüberdenken.

Sabine BautzstudiertPhysikalischeIngenieurwis-senschaft(Diplom)

Ich hätte auf jeden Fall Interesse an ei-nem Auslandsaufenthalt, wenn eszeitlich realisierbar wäre, am liebstenin Richtung Spanien oder Australien.Mein Problem ist: Unsere Diplom-Prüfungsordnungen laufen irgend-wann aus und ich bin nicht gerade einefixe Studiererin. Und mit einem Aus-landsstudium würde einfach auch wie-der ein Semester verloren gehen. Dasmüsste man unterbringen.

WladimirSololatovstudiertVerkehrswesen

Ein Auslandsaufenthalt ist heute un-glaublich wichtig, ob während des Stu-diums oder danach, ist eigentlich egal.Fremdsprachen, vor allem Englisch,sind heute im Beruf immens wichtig.Man muss nur irgendetwas unternom-men haben, um die Sprache so zu ver-innerlichen, dass man ungezwungendamit umgehen kann. Auch im Bache-lor scheint das integrierbar zu sein,mein Mitbewohner geht jetzt zum Bei-spiel nach England.

Johanna BoekstudiertArchitektur

Ich habe darüber nachgedacht und fin-de es sehr interessant. Es ist allerdingsauch ein großer Aufwand, den manstemmen muss, die ganze Organisati-on, die Wohnung für die Zeit unterzu-vermieten und so weiter. Ich überlege,vielleicht eher erst das Studium abzu-schließen und danach zu einem Prak-tikum ins Ausland zu gehen. Für denLebenslauf ist es sicherlich ein Plus-punkt, obwohl man die Qualifikationnicht nur daran festmachen kann. Vorallem ist es aber sicher für einen selbereine tolle Erfahrung.

Tanja KrammstudiertWirtschafts-mathematik

Mir persönlich ist es wichtig. Es wirdauch in der Berufsqualifikation immerwichtiger. Ich habe mich jetzt für einFulbright-Stipendium beworben,möchte mich aber auch in der Uni be-werben, um ein oder zwei Semester inden USA zu studieren. Man muss sichaber dennoch um alles selber küm-mern, herausfinden, welche Kurse esin den Unis gibt, welche Uni geeignet

ist. Man bekommt zwar im Auslands-amt auch Beratung, aber sich an deneinzelnen Universitäten umzuschauennimmt einem keiner ab, da muss manZeit investieren. Es ist schon Arbeit,aber ja auch Arbeit, die Spaß macht.Was mich erwartet? In den Unis ist jawohl alles ziemlich gut organisiert,aber ich bin vor allem auch gespanntauf andere Menschen, eine andereKultur …

MerdanAkrancistudiertEconomics

Ich komme aus der Türkei. Jemand hatmir gesagt, dass ich auch in Deutsch-land studieren könnte. Ich habe michbeworben und es hat geklappt. Ichfand Deutschland toll, und insbeson-dere die Metropole Berlin. Es ist wieeine Tür, die einem die Welt öffnet.Und mit einem Bachelor kann ich da-nach hingehen, wohin ich will, in Eu-ropa, in Amerika und in der ganzenWelt. Gerade an der TU Berlin gibt esso viele ausländische Studierende, dashat mich gereizt und ich habe hier auchtatsächlich viele Freunde gefunden.Studieren soll man ja auch genießen.Es soll das Leben bereichern, nicht nurdas Lernen ist wichtig.

Maja TempelstudiertKunstgeschich-te, Politik undSkandinavistik

Ich war jeweils zwei Semester mit demErasmus-Programm in Südschwedenund Singapur und habe diverse Prak-tika dort gemacht. Ich denke, dass essehr wichtig ist in zweierlei Hinsicht.Es qualifiziert für den Arbeitsmarktund es ist für meine persönliche Ent-wicklung sehr bereichernd, mit ande-ren Kulturen zusammenzukommen,neue Sprachkenntnisse zu erwerben.Es hängt allerdings von jedem selbstab. Ich mache zwar Magister. Aber ichfinde eigentlich, dass ein Bachelorstu-dium zu einem Auslandsaufenthaltnoch mal mehr motiviert. Nach demersten Abschluss hat man ja sogarschon eine richtige Berufsausbildung,was einen ja erst recht qualifiziert undman ein gutes Auslandspraktikum an-schließen kann. Danach kann mandann noch einen Master machen. Ichfinde, dass es eine wirkliche Verbesse-rung ist und vieles erleichtert.

Robert Krakowstudiert Werk-stoffwissen-schaften

Ich will ab September nach Manches-ter gehen. Sprachen sind keine „SoftSkills“, sondern eher „Hard Skills“.Das „Erasmus-Programm“ kann hel-fen. Leider gibt es in unserem Studiumnicht viele Angebote. Deswegen habeich es selbst über Auslands-BAföG or-ganisiert. Das war komischerweisenicht besonders aufwendig. Man soll-te nur sehr früh anfangen, mehr als einhalbes Jahr vorher. Die ausländischenUniversitäten reagieren sehr unter-schiedlich. Manche antworten sofortauf E-Mails, andere lassen es schleifen.Ich will übrigens nicht nur studieren,sondern auch das Land kennenlernen.

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Page 4: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

Seite 4 TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007INNENANSICHTEN

Virtuelles Kolleg fürDoktorandinnen

Austausch – Karriereplanung – Pro-fessionalisierung: Das sind schlag-

wortartig die Inhalte, die das Virtuel-le Kolleg für Doktorandinnen „Pro-Motion“ Promotionswilligen bietet.Das Kolleg richtet sich an alle Dokto-randinnen der TU Berlin und ergänztdie fachliche Betreuung und das zent-rale Weiterbildungsangebot. Dienächste Möglichkeit, die vier aufei-nanderfolgenden Module zu belegen,bietet sich ab September.Modul I: 27. und 28. September 2007Effektive Gesprächsführung – Rheto-rik – PräsentationModul II: 1. und 2. November 2007Zukunftsorientiertes Zeit- und Selbst-managementModul III: 3. und 4. Dezember 2007Lösungsorientiertes Konfliktmanage-mentModul IV: 7. und 8. Februar 2008Erfolgsstrategien des Netzwerkensund der Akquisition

Anmeldungen sind ab sofort möglich.☎ 314-2 60 32/-214 38, Fax: 314-216 22✉ S. [email protected]➥ www.tu-berlin.de/~zenfrau/index-

Dok.html

MeldungenFreie Wissenschaft für alle

/tui/ Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler sowie die interessierte Öffentlich-keit können sich über die Internetplatt-form „Open Access“ künftig umfassendüber Publikationsmöglichkeiten informie-ren. Für Nutzer ist der Zugang kostenlos.Die zentrale Informations- und Kommuni-kationsplattform wird von der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG) gefördertund soll mit praxisnahen Tipps zu Publika-tionsstrategien, Kosten und rechtlichenAspekten rund um das Thema Open Ac-cess Wissenschaftler und Institutionen beider konkreten Umsetzung des Open Ac-cess unterstützen. Die DFG will damit denweltweit freien und kostenlosen Zugangzu den Ergebnissen öffentlich geförderterForschung unterstützen.➥ www.open-access.net

Umwelt-Vorschläge einreichen

/tui/ Im Zusammenhang mit dem TU-Umweltbericht sollen herausragende Bei-träge künftig mit Beträgen zwischen 250und 800 Euro prämiert werden. Für denneuen Bericht 2007 können noch bis zum24. 8. 2007 Aktivitäten aus dem Büro-und Laboralltag, aus Forschung und Leh-re eingereicht werden. Seit 12 Jahren gibtdie TU Berlin einen Umweltbericht her-aus. Er berichtet über Verbesserungen imUmweltschutz an der TU Berlin, die sichan den Umweltleitlinien orientieren.✉ T. [email protected]➥ www.tu-berlin.de/zuv/sdu/UWS/

Umweltbericht.htm

Fünf Jahre Juniorprofessur

/tui/ Am 11. und 12. Oktober 2007 fin-det in der Universität Bremen das 4. Bun-desweite Symposium der Juniorprofesso-rinnen und -professoren statt. „Fünf Jah-re Juniorprofessur – Chancen und Zu-kunftspotenziale für die Forschung undLehre in Deutschland“. Renommierte Re-ferenten wie Matthias Kleiner oder DetlefMüller-Böling werden dabei sein. Vor al-lem aber soll die Veranstaltung der Ver-netzung der Juniorprofs dienen.➥ www.juniorprofessur.org

Ideen für den Nachwuchsgesucht

/tui/ Vom 8. bis 11. Oktober werden auchin diesem Jahr Schülerinnen und Schülerder neunten bis dreizehnten Klassen an dieTU Berlin kommen, um gemeinsam mitWissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern zu experimentieren oder Praktischeszu erproben. Es werden noch dringend in-teressante Angebote gesucht – Vorstel-lung eines Fachgebietes, Ablauf eines„wissenschaftlichen“ Arbeitstages.☎ 314-2 56 08✉ [email protected]

Wissen und Innovation – das Image für den StandortDrei Berliner Projekte für Charlottenburg und Wedding zeigen, wie es geht

Wissen produziert nicht nur Innova-tion, sondern hat auch eine Magnet-wirkung. Wo Wissen ist, da zieht esdie Wirtschaft hin, da entstehen in-novative Milieus, die Standorte be-flügeln, zum Wohnen anlocken unddie Kultur beeinflussen. Stadtplanerwünschen sich diese Spiralwirkung.Was man aus Wissen machen kann,verdeutlichen drei Beispiele.

Die Initiative „Der Wedding lebt“zeigt, dass man trotz oder gerade we-gen schlechter Imagenoten den Schrittnach vorn wagen kann. Die Chanceliegt hier in der Überraschung: Inno-vative Firmen – und das im Wedding!Spitzenforschung – und das aus demWedding! Kunst in vielen Facetten –und das mitten im Wedding! Das le-bensbejahende Motto des Netzwer-kes, das von der Deutschen Welle ini-tiiert wurde, öffnet für den Standortein Fenster. Einblick in die Aktivitätenbekommen Besucher des „WeddingDay“ am 25. August von 15 bis 22 Uhrauf dem Gelände an der Gustav-Mey-er-Allee. Auch das TU-Institut fürBauingenieurwesen öffnet die Peter-Behrens-Halle und zeigt Experimente.„Der Wedding lebt“ durch Wissen,Vernetzung und einen Schuss Überra-schung.Das Projekt „Innovation Habitat Ber-lin Charlottenburg“ (InBC) untersuchtdie Innovationswirkung aus wissen-schaftlicher Sicht. Das „Objekt“ befin-

det sich im Gebiet rund um den Ernst-Reuter-Platz, wo viele TU-Institute undForschungseinrichtungen angesiedeltsind. Die TU Berlin, die Universität derKünste, die WISTA-MANAGEMENTGMBH in Adlershof und die Wirt-schaftsverwaltung des Berliner Senatsuntersuchen die Schnittmenge der In-stitute sowie das Wohn- und Leben-sumfeld. Anschaulich wird es im Okto-ber mit der Veranstaltung „Sieben TageInnovation“: Am 8. Oktober stellt dieTU Berlin das Thema „Emerging Tech-

nologies“ vor. Zeitversetzt finden auchin Kopenhagen, Riga und Mailand „In-novation Days“ statt. Die Ergebnissewerden auf einer Konferenz im April2008 in Berlin vorgestellt. Wie Charlottenburg als Wissen-schaftsstandort schon jetzt lebt, zeigtekürzlich die „Lange Nacht der Wis-senschaften“: Tausende Besucherströmten in die TU-Institute – For-schung wurde hier zum Happeningund Charlottenburg in der „klügstenNacht“ des Jahres zur meistbesuchten

Route in Berlin – vor den StandortenAdlershof und Dahlem. Mit seinem In-novationspotenzial, der internationa-len Vernetzung, der Ansiedlung vonFirmen und nicht zuletzt durch dasgroße Publikumsinteresse hat sichCharlottenburg auch in der Außen-wirkung als wichtiger zentraler Wis-senschaftsstandort der Region eta-bliert. stt

➥ www.der-wedding-lebt.de➥ www.innovationhabitat.de

Der erste Schritt in ein neues LebenTU-Aktionstag im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche

Wie betrunken“ absolvierte auchdie Dritte Vizepräsidentin der

TU Berlin Ulrike Strate mit einemStadtroller den Parcours aus orange-nen Verkehrshütchen, den die Ausstel-ler des Sucht-Aktionstages im Foyerder TU Berlin aufgebaut hatten. Dassdie Vizepräsidentin den Weg nicht aufAnhieb fand, lag an der „Rauschbril-le“, die sie trug und die einen Alkohol-gehalt von rund 1,5 Promille simulier-te. Im Laufe des Tages hatten noch vie-le Besucher dieses „rauschhafte“ Er-lebnis. Der betriebsärztliche Dienstder TU Berlin hatte im Rahmen derbundesweiten Suchtwoche der Deut-schen Hauptstelle für Suchtgefahrene. V. Mitte Juni auch einen Aktionstagin der TU Berlin organisiert. Nebenden Mitmachangeboten wie dem Par-cours mit der „Rauschbrille“ gab es na-türlich reichlich Informationen überdas umfangreiche Thema Sucht, unddie Auszubildendenvertretung bot ander Saftbar den TU-Cocktail aus Ana-nas-, Orangen- und Zitronensaft, Ma-

racujanektar und Grenadine an. Ne-ben den TU-eigenen Angeboten prä-sentierten sich auch externe Bera-tungs- und Hilfeeinrichtungen im Foy-er des TU-Hauptgebäudes. In den Ver-einen sind oft Ehrenamtliche tätig. IhreMotivation rührt häufig aus eigenerBetroffenheit.„Ich weiß, wie schwer das ist, den ers-ten Schritt zu tun und sich Hilfe zu ho-len“, sagt Eveline Scholz vom Diöze-severband e. V. Sie selbst hat lange mitihrer Alkoholsucht gerungen, bis derArbeitgeber sie unter Druck setzteund sie vor sich selbst zugeben muss-te, dass ihr Problem in der Umgebungkeineswegs unbemerkt geblieben war,wie sie sich jahrelang einbildet hatte.Heute ist sie schon lange trocken undengagiert sich in Selbsthilfegruppen.„Es ist wichtig, den Menschen zu zei-gen, dass sie nicht allein sind mit ihremProblem und dass ihnen geholfen wer-den kann.“ Brigitte Appel, ebenfallsEhrenamtliche, hat zu einer Angehö-rigengruppe gefunden. „Erst dort

konnte ich nachvollziehen, was meinalkoholkranker Mann fühlt und denkt.Es war eine Hilfe für mich genauso wiefür ihn.“Informationen gab es aber nicht nurzu Alkoholsucht, auch über Hilfsan-gebote für Nikotinsucht, Medikamen-tenmissbrauch, Essstörungen, (Com-puter-)Spielsucht oder Menschen inder Schuldenfalle wurde im Foyer in-formiert. In allen Krisensituationenkönnen sich TU-Mitglieder an die So-zialarbeiterin Ulrike Hartmann-Vosswenden, an den Betriebsarzt Dr. Ul-rich Loth oder an die Kolleginnen undKollegen vom Arbeitskreis Sucht. An-gebote zur Verbesserung des „Wohl-fühl-Gefühls“, zur Entspannung unddamit zur Leistungssteigerung machtauch der Servicebereich Weiterbil-dung. pp

➥ www2.tu-berlin.de/zuv/sdu/ALK/soz.pdf

➥ www2.tu-berlin.de/zuv/sdu/ALK/➥ www.ba.tu-berlin.de/

Renten, Überhang, GefahrenzulagenNeue Informationen für TU-Beschäftigte von der Personalversammlung

Umgang mit dem Personalüber-hang, Rente mit 67, Wissenschafts-

zeitvertragsgesetz oder Streichungder Gefahrenzulagen waren unter an-deren die Themen, über die der Perso-nalrat auf seiner Versammlung am 20.Juni informierte und mit den Beschäf-tigten diskutierte.Von den 183 Überhangkräften sindlaut Aussage des Präsidenten 59 nochvermittelbar. Für alle Betroffenen be-kräftigte der Personalrat noch einmalForderungen und Wünsche, die be-reits vor einigen Monaten formuliertworden waren: nach mehr Transpa-renz bei dem gesamten Vermittlungs-verfahren durch mehr persönlicheGespräche im Rahmen der Vermitt-lung, nach Seminarangeboten, um dieBetroffenen auch in ihrem Selbstver-ständnis zu unterstützen. Durch diePersonalbudgetierung liege ein gro-ßer Teil des Handlungsspielraums inden Fakultäten. Diese sollten dahersystematische Bedarfsanalysen lie-

fern, um die Angebote zur Weiterqua-lifizierung darauf abstimmen zu kön-nen.Ein Thema, das vielen Beschäftigtenauf den Nägeln brennt, ist die „Rentemit 67“. Nach der derzeitigen Geset-zeslage sind davon alle Jahrgänge ab1947 betroffen. Ihr Renteneintritt ver-längert sich stufenweise bis zum Jahr-gang 1964: Geburtsjahrgang ’47 arbei-tet bis 65 Jahre und einen Monat, Ge-

burtsjahrgang ’64 und später arbeitet65 Jahre und 24 Monate. Ein vorgezo-gener Ruhestand ist weiterhin mög-lich, jedoch mit entsprechenden Ab-schlägen. In den letzten Jahren(2001–2006) verließen 563 unbefris-tet Beschäftigte die TU Berlin mitdurchschnittlich 59,74 Jahren.Besonders wichtig für die befristet an-gestellten Wissenschaftlerinnen undWissenschaftler: Am 18. April 2007

trat das neue Wissenschaftszeitver-tragsgesetz in Kraft. Wesentliche Ver-änderungen sind vor allem die Einfü-gung einer familienpolitischen Klau-sel, die unter anderem eine Vertrags-verlängerung um zwei Jahre erlaubt,wenn ein Kind geboren wurde. Weite-re Neuregelungen beziehen sich aufdie Qualifizierungsphase und auf denFall, dass der Arbeitsplatz aus Dritt-mitteln finanziert wurde.Für das Facility-Management werdenderzeit zwei Modelle diskutiert. Imersten fungiert die TU-Leitung als Ver-mieter, Mieter sind die Fakultäten. Imzweiten ist der Vermieter eine GmbH,die Hochschulen sind Mieter. Für bei-des gibt es noch keine nachvollziehba-ren Kostendarstellungen, die der Per-sonalrat dringend einforderte, da dasim Herbst 2007 zu beschließende Mo-dell in das neue Berliner Hochschulge-setz eingehen könnte. KoKo

➥ www2.tu-berlin.de/personalrat

Neues vom Bau

Noch im Sommer soll die Aufstockung West endgültig abgeschlossen werden, sodassdie neuen Nutzer ihre 64 neuen Büros beziehen können: die Geistes- und Kommunika-tionswissenschaften, die Verwaltung der Fakultät III Prozesswissenschaften und das Ins-titut für Technologie und Management der Fakultät VIII. Die Fertigstellung der Aufsto-ckung Ost ist im Frühjahr 2008 geplant. Ebenfalls im Sommer soll das 300 Quadratme-ter umfassende Studierendenzentrum mit Prüfungsamt und Wartebereich im Haupt-gebäude fertig werden und mit Beginn des neuen Semesters mit einem ebenfalls über-arbeiteten Immatrikulationskonzept an den Start gehen. Ebenfalls noch in diesem Jahrist die Fertigstellung der Räumlichkeiten im Erdgeschoss der Alten Mineralogie zu er-warten, in die Existenzgründer der TU Berlin einziehen sollen. KoKo

Die Peter-Behrens-Halle der TU Berlin im Wedding. Neben Großexperimenten ist die restaurierte Halle auch für Großveranstaltungen geeignet

Suchthelferin Annette Albrecht hilft beim Ge-hen auf der Linie. Die „Rauschbrille“ simu-liert das Sichtfeld nach Alkoholgenuss

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Page 5: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007 Seite 5LEHRE & STUDIUM

MeldungenWahlergebnisse

Studierendenparlament (StuPa)/tui/ Das Studierendenparlament istwieder ein Stück nach „links“ gerutscht.Bei den Wahlen Ende Juni verloren diekonservativen Listen, die im vergangenenJahr erstmals seit rund 40 Jahren den AStAdominiert hatten, ihre knappe Mehrheitwieder. Das Breite Linke Bündnis teiltemit, dass 42 von 60 Sitzen an Listen gin-gen, die sich zu diesem Bündnis zählen.Erstmalig zog auch die neue Liste „Musli-mische Studenten/Gebetsraum“ mitzwei Sitzen in das studentische Parlamentein. Das Wahlergebnis ist vorläufig, danoch zwei Einsprüche anhängig sind.Rund 4000 Studierende hatten an dendiesjährigen Wahlen zum 28. Studieren-denparlament teilgenommen. Das sindrund 15 Prozent und damit fast doppeltso viele wie in den Vorjahren.

Personalrat der Studierenden/tui/ An der Wahl nahmen 179 von 1899Wahlberechtigten teil (9,3 Prozent). Diemeisten Stimmen vereinigte Marius Pö-the auf sich (103 Stimmen). Gewählt wur-den außerdem Günter Maurer, ChristophLang, Kathleen Waak, Devrim Özdemir,Sven Kränkel, Gabriele Groll, MichaelPleßner, Antonia Surmann, Anne König,Teoman Icer, André Baier und TobiasMarx.

Stipendien, Seminare, Soft Skills

/tui/ Die Stiftung der Deutschen Wirt-schaft (sdw) fördert in ihrem Studienför-derwerk Klaus Murmann Studierendeund Promovierende aller Fachbereiche.Bewerbungen aus ingenieur- und natur-wissenschaftlichen Studiengängen sindbesonders willkommen. Neben Stipen-dien und Zuschüssen für Auslandsaufent-halte bietet die sdw ein umfangreichesFörderprogramm, unter anderem mit Se-minaren zu gesellschaftspolitischen The-men und Soft-Skill-Trainings. Bewer-bungsschluss für das kommende Aus-wahlverfahren ist der 16. August.➥ www.sdw.org

Nominiert für die Universiade

/tui/ Zur XXIV. Sommer-Universiade inBangkok, der größten Multisportveranstal-tung nach den Olympischen Spielen, wer-den auch zwei TU-Mitglieder antreten. DerAllgemeine Deutsche Hochschulsport-Ver-band nominierte die Tischtennisspieler JanUmlauft und Ines Lenze (Disziplinchefin)zusammen mit 113 weiteren Studierendendeutschen Spitzensportlern.

Physikstudium –und dann?

Es gibt keine einfachen und vor allemkeine allgemeingültigen Antworten

auf die Frage nach dem richtigen Wegzum beruflichen Erfolg. Natürlichspielt die fachliche Qualifikation einewesentliche Rolle, doch mindestensgenauso wichtig sind die persönlichenZiele. Das ergaben die Referate wieauch die anschließende Diskussion mitden Teilnehmern auf einer Berufsin-formationsveranstaltung, zu der diePhysik Mitte Juni ihre Studierendeneingeladen hatte. Die Letzteren warenso zahlreich erschienen, dass die Plät-ze im Hörsaal nicht reichten. Auf demPodium saßen drei Vertreter von typi-schen Beschäftigungseinrichtungenfür Physikerinnen und Physiker ausWirtschaft und Forschung. Sie gabenEinblick in die Beschäftigungsmög-lichkeiten in den jeweiligen Firmen,appellierten aber gleichzeitig an dieStudierenden und Doktoranden, sichbereits frühzeitig im Studium nach ei-genen Kompetenzen, Stärken undSchwächen sowie Lebenszielen zu fra-gen. Professionelle Unterstützungbeim Berufseinstieg bot auch der Ca-reer Service an. Kurz darauf fand dannzusätzlich der Fakultätstag der Physikmit der Antrittsvorlesung von Prof.Dr. Holger Stark und der feierlichenVerabschiedung der Absolventenstatt, die nun in die Berufswelt eintau-chen werden. tui

„Wir haben uns auf unsere Stärken konzentriert“Das Bauingenieurwesen gehört in der Lehre wieder zu den Besten

Herr Professor Hillemeier, was wurdeverändert, um wieder zu den Besten inder Lehre zu gehören?Wir konzentrierten uns auf unsereStärken, die da sind Theorie, Kon-struktion und Management. Mit dieserStrategie ging ein Generationswechselbei den Professoren einher. Wir habenjetzt am Institut ein dynamisches, hochmotiviertes Kollegium, in dem alle an

einem Strang ziehen. Wir sind uns ei-nig: Der Arbeitsmittelpunkt eines Pro-fessors ist die Universität, nichts ande-res. Zudem haben die jungen Profes-soren zukunftsweisende Forschungs-themen mitgebracht und erschließennatürlich auch neue, die in die Lehreeinfließen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Eine Stärke unserer Lehre widerspie-gelt sich im Konzept des werkstoff-übergreifenden Entwerfens und Kon-struierens. Damit vermitteln wir denStudierenden Wissen in den innovati-ven Bereichen neuartiger Baustoffe,aktiver und wandelbarer Systeme so-wie neuer Technologien. Ein neuerSchwerpunkt ist auch die Bauwerksdi-agnostik. Besonders zahlt sich zudemin der Lehre aus, dass nahezu alle un-sere Professoren die Studierenden anihren intensiven Praxiskontakten teil-haben lassen, indem Lehrbeauftragteaus Unternehmen oder Verwaltungenbei uns lehren.

Heutzutage reicht es nicht aus, Guteszu tun, man muss vor allem darüber

reden. Wie macht sich das Institut beiden Abiturienten bekannt?Die Professoren gehen direkt in dieGymnasien, halten dort Vorträge.Wir haben ein Praktikantenpro-gramm für Schülerinnen und Schülerund wir nutzen die Lange Nacht derWissenschaften als Forum, um denjungen Leuten die vielfältigen Berufs-möglichkeiten, die sich einem Bauin-genieur heute bieten, aufzuzeigen.Dass wir diese Möglichkeit wahrneh-men, verdanken wir zwei Wissen-schaftlerinnen, die uns für diese Artder Öffentlichkeitsarbeit sensibili-siert haben – Dr. Annette Bögle undDr. Kirsten Pieplow.

Das Gespräch führte Sybille Nitsche

Die Betreuung der Studierenden des Bauingenieurwesens an der TU Berlin istSpitze, die Laborausstattung auch und die Studiensituation in diesem Fachinsgesamt gut. Das ergab das aktuelle CHE-Ranking. „Damit sind wir in derLehre wieder in die Spitzengruppe aufgestiegen“, sagt Prof. Dr.-Ing. BerndHillemeier, Leiter des Instituts für Bauingenieurwesen. Außerdem gewannendie Bauingenieure der TU Berlin das Wissensquiz auf dem Bautechniktag2007. Sie schlugen die Studierenden der Uni Karlsruhe und der Universitätder Bundeswehr München aus dem Feld.

Reiche Ernte in 3000 Meter HöheStudierende entwerfen Konzept zur Erhaltung peruanischer Terrassenlandschaften

Alle zwei Jahre stellt der World Mo-numents Fund in New York die WorldMonuments Watch List vor, die Listeder 100 am meisten bedrohten Stät-ten des Weltkulturerbes. Neben soprominenten Vertretern wie demInka-Mysterium Machu Picchu, denBuddhastatuen von Bamiyan in Af-ghanistan und der Medrese von Bu-chara an der Seidenstraße wurde aufder Liste 2008 erstmals auch ein klei-nes Dorf in den peruanischen Andenaufgeführt: Laraos. Begründung fürdie Aufnahme war ein Erhaltungs-konzept, das Berliner Studierendeerstellt hatten.

Laraos liegt in über 3500 Meter Höhein den Anden, nicht weit entfernt vonder Hauptstadt Lima. Seine Terrassen-landschaft ist eine der größten zusam-menhängenden Anlagen Perus. Erstdurch diese geniale historische Kons-truktionsweise – 2006 vom Nationa-len Kulturinstitut zum archäologi-schen Bauerbe erklärt – wurde es mög-lich, die Steilhänge in den Anden zukultivieren. Doch Lagerung, Trans-port und Marketing der Erträge sindheute nicht mehr gewinnbringend ge-nug. Die Folge: Bauern verlassen ihre„Scholle“, nehmen ihre Kenntnisseder Terrassenlandwirtschaft mit undlassen Arbeitskräftemangel, ungeklär-te Besitzverhältnisse und erodierendeTerrassenhänge zurück.15 Studierende aus einem interdiszip-

linären Studienprojekt der TU Berlinbesuchten, unterstützt vom Deut-schen Akademischen Austausch-dienst, der Gesellschaft von Freundender TU Berlin e. V. und der deutschenBotschaft in Peru, nun die Region mitdem Ziel, die Aufmerksamkeit der Öf-fentlichkeit auf dieses bedrohte Klein-od des andinen Ökosystems und diehistorischen Terrassenanlagen zu len-ken und gemeinsam mit Bewohnernund Nutzern Ideen und Anregungenzu sammeln sowie Konzepte zu erstel-len für den Erhalt dieser einzigartigenKulturlandschaft. Dabei waren Studie-rende der Landschaftsplanung, des

technischen Umweltschutzes, derTheaterwissenschaft, der Altamerika-nistik, der Ethnologie, Geologie undder interdisziplinären Lateinameri-kastudien.Bereits 2004 hatte ein zweisemestri-ges Studienprojekt unter Leitung vonProf. Dr. Heiko Diestel vom Institutfür Landschaftsarchitektur- und Um-weltplanung die besondere Kultur-landschaft der Anden zum Thema.Zwei Studierende dieses Projekts,Marco Otto (Landschaftsplanung, TU)und Sabrina Apitz (Theaterwissen-schaften, FU) bauten zusammen mitdem wissenschaftlichen Mitarbeiter

Thomas Nehls aus dem FachgebietStandortkunde und Bodenschutz aufden damals gewonnenen Daten dieWeiterführung der Arbeit auf. Diesesnun erarbeitete Konzept, das auch inZusammenarbeit mit Landwirt-schaftsstudenten der Universidad Na-cional Agraria de Peru in Lima erstelltwurde, diente als Grundlage für die er-folgreiche Bewerbung um die Nomi-nierung für die „List of Most Endan-gered Monuments“ beim World Mo-nument Watch. pp

➥ www.laraos.info➥ www.wmf.org

Gelebte PraxisMit dem neuen PREPARE-Programm proben Studierende den „Ernstfall“ Berufsleben

Natürlich waren wir aufgeregt“,sagt Jörg Christian Reiher, „aber

bald schon haben wir gemerkt, dassman unsere Ideen ernst nimmt.“ DerMathematik-Student im 8. Semesterwar Teilnehmer der letzten WinterSchool im PREPARE-Projekt einerLehrveranstaltung des Career Serviceund der Fakultät VII Wirtschaft undManagement. Anschließend erarbei-tete er in einer Fallstudie bei der Car-meq GmbH, die zum Verbund desVolkswagenkonzerns gehört, in einerinterdisziplinären Gruppe Visionenvon Fahrerassistenzsystemen. „DasAuto 2020 – Assistenzfunktionen derneuen Generation“, solautete die Aufgabe, ander die Studierendensechs Wochen lang inkleinen Gruppen arbeite-ten: Vision – Prozess- undMarketingstrategie – Prä-sentation.„Wir waren überraschtund erfreut, welche inte-ressanten Ideen die Stu-dierenden zu neuen Pro-dukten und auch zu Mar-ketingstrategien zur Um-setzung hatten“, erklärtDr. Geerd Anders, Leiter

des Business Team Umfeldsensorikbei Carmeq. Der Schwerpunkt derCharlottenburger Firma liegt beitechnischer Beratung und Entwick-lung mit Fokus auf softwarebestimm-ten Systemen in der Fahrzeugindus-trie. Die Carmeq GmbH ist nicht zu-fällig in der Nähe der TU Berlin ange-siedelt. Sie pflegt vielfältige Kontak-te zur Universität, angefangen bei derSuche nach geeigneten Mitarbeitern,zum Beispiel über die bonding-Mes-se, bis hin zu Forschungskontaktenund der Rekrutierung von Werkstu-denten. „Das PREPARE-Programmin Zusammenarbeit mit dem TU-Ca-

reer-Service war auch für uns ein Ex-periment“, sagt Anders. „Wir suchtenden unverstellten Blick, die Ideenfin-dung, die noch nicht von den vielenEinschränkungen behindert ist, de-nen die Fahrzeugentwicklung unter-liegt.“ Heraus kamen Ideen wie eineFlirt-Software, die den Autofahrer zueiner Autofahrerin in der Nähe mitähnlichen Interessen führt, Systemezur Verhinderung von Wildunfällenauf der Basis von Schall-Emissionen,virtuelle Beifahrer und vieles mehr.Nicht alles wird letztlich realisierbarsein, doch darauf kam es nicht unbe-dingt an. Profitiert haben Firma wie

Studierende auch von derinterdisziplinären Zusam-mensetzung der Gruppe.„Für mich war es auch be-sonders spannend, zu erfah-ren, wie gut ich mit Leutenaus anderen Studiengängenüberhaupt arbeiten kann,und zwar an einem Projekt,das vordergründig nichtsmit Mathe zu tun hat“, erin-nert sich der Mathematik-Student Reiher. Denn ihm istklar, dass das in seinem Be-rufsleben eine große Rollespielen wird. Er kann den

PREPARE-Kurs sogar, wie alle Studie-renden, als Studienleistung auf seinNebenfach BWL anrechnen lassen.Zusätzlich hat er auch ein Vorstel-lungsgespräch für eine Diplomarbeitbei der Carmeq GmbH.Das Modulprogramm PREPARE gibtes seit 2005. Studierende aller Fach-richtungen sollen hier in dreiwöchigenSummer- und Winterschools Trainingsin zahlreichen Sozial-, IT- und Ma-nagement-Kompetenzen bekommenund anschließend die neu erworbenenFähigkeiten in einem sechswöchigenPraxisprojekt, für das Partnerunter-nehmen gesucht werden, anwenden.Unternehmen wie Vattenfall Europeoder die Lufthansa AG und die Berli-ner Bäderbetriebe haben sich bereitsbeteiligt. Warum sich die Betriebedurchaus Zeit nehmen für die Studie-renden, bringt Carmeq-TeamleiterAnders auf den Punkt: „Das ist für unsgelebte Praxis. Der Nachwuchs hat dieChance, über den Tellerrand in die Be-rufswelt zu blicken, wir lernen geeig-nete Kandidaten kennen und öffnenunseren Blick wieder auf die Bedürf-nisse unserer Kundschaft.“

Patricia Pätzold

➥ www.career.tu-berlin.de/career/

Viele der Terrassen rund um Laraos in denAnden sind bereits verlassen und verwildert(links). Die landwirtschaftliche Bearbeitungdes Bodens ist schwer und wird gemein-schaftlich bewerkstelligt (unten)

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Unter realistischen Bedingungen entwickelten die Studierenden zusam-men mit Firmenverantwortlichen viele Ideen für Fahrerassistenzsysteme

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Page 6: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

Seite 6 TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007LITERATUR

Als vor langen Jahren, vor Mauerbauund Maueröffnung, der Frankfurter

Privatdozent der Deutschen PhilologieWalter Höllerer den Ruf an die Techni-sche Universität Berlin annahm, schrieber an den Dekan der Humanistischen Fa-kultät: „Spektabilität – soweit es aufmich ankommt, ich würde es begrüßen,an einer Technischen Universität lehrenzu können.“ In lakonischer Verkürzung,die nur scheinbar ein ungebrochenes Jazur Einordnung in ein für die Geistes-wissenschaften ungewohntes Fächer-spektrum signalisierte, entwarf Höllererin diesem Satz seine Vision einer Lehr-tätigkeit im Zusammenwirken der Diszi-plinen an einer Technischen Universität.Soweit es auf mich ankommt – das mein-te Bereitschaft zu gemeinsamer For-schung, zu einer neuen Einstellung denPhänomenen gegenüber, die sich ausdem Zusammenbruch der alten Hierar-chien und aus der Internationalisierungdes naturwissenschaftlichen und techni-schen Fortschritts für das Bewusstseinergaben. Das meinte aber auch Skepsis,da Walter Höllerer die gleiche Bereit-schaft nicht selbstverständlich bei seinenGesprächspartnern voraussetzte. […] Walter Höllerer war 1959 bereitsein berühmter Mann. In der Gedicht-sammlung „Der andere Gast“ und inseinen Aufsätzen hatte er aus denSprachgesten und Sprechgewohnhei-ten auf die tief greifenden Verände-rungen in der Nachkriegsgesellschaftgeschlossen. In seiner Lyrik-Antholo-gie der Jahrhundertmitte mit demmehrdeutigen Titel „Transit“ hatte erein erstes Panorama jener Welten ausSprache entworfen, das ihn als Visionein Leben lang begleitete. 1954 hatteer die bis heute führende Literatur-zeitschrift „Akzente“ gegründet undwar so, obwohl der Eigenbewegungvon Theorien misstrauend, zum Theo-retiker der literarischen Avantgardegeworden. […]

Die humanistische Fakultät war 1946 ge-gründet worden. Damals hatte der briti-sche Stadtkommandant die Wieder-eröffnung der Technischen HochschuleBerlin als Technische Universität an die-se Neueinrichtung gebunden. Die Uni-versität habe sich um eine echte Erzie-hung, nicht nur um die Vermittlung tech-nischen Wissens zu kümmern. Deshalbmüssten die Geisteswissenschaften un-abdingbar zum Curriculum der Studen-ten gehören. […] In diese Konstellationtrat Höllerer 1959 ein. Er gründete dasInstitut für Sprache im technischen Zeit-alter und eine gleichnamige Zeitschrift,die als Diskussionsforum nach außen ge-dacht war. […] Das Gespräch in der Uni-versität war, von der Lehre aus, über die

Fächergrenzen hinweg eröffnet. Zu denVorlesungen und Veranstaltungenströmten Dozenten und Studenten ge-meinsam. Die Avantgarde der Literaturfolgte begeistert den Einladungen in denHörsaal 3010 oder kam in die Seminareund Diskussionen. Die Wirksamkeitdehnte sich rasch auf die Stadt aus. Un-ter dem Eindruck des Mauerbaus wurdedie neu gegründete Institution des „Li-terarischen Colloquiums“ in der Car-merstraße und am Wannsee, wurden dieliterarischen Großveranstaltungen inder Kongresshalle und die Ausstellungenin der Akademie der Künste am Hansea-tenweg zu Bausteinen einer eigenen, derWeltöffentlichkeit zugewandten West-berliner Identifikation. Die engen Ver-

bindungen zwischen den literarischenund künstlerischen Zentren der Stadtund der Technischen Universität bliebenim Übrigen bis heute in gleicher Inten-sität erhalten. In der TU selbst erweiter-te sich die humanistische in eine philoso-phische Fakultät, und das in konsequen-ter Weiterführung der ursprünglichenIntentionen: Der erste Lehrstuhl für Lin-guistik wurde mit Klaus Baumgärtneroptimal besetzt, die Neuberufungen inder Geschichte mit Ernst Schulin und inder Musikwissenschaft mit Carl Dahl-haus verliehen dem Experiment HöllererGlanz und Verbindlichkeit. […] Wennheute die TU vor einer Neuorientierungsteht, die eine Reform an Haupt undGliedern auf die Sparzwänge des Senats

zu gründen hat und auf den von der Po-litik ausgerufenen, in meinen Augen kin-dischen Planungswettbewerb unter denUniversitäten, dann hat in dieser Kon-stellation Walter Höllerers erfolgreichimprovisierter Wissenschaftsansatz kei-nen Platz mehr. Das Experiment schei-terte freilich nicht in den letzten paarJahren, auch nicht in den Mai-Unruhendes Jahres 1968 und in den von dort aus-gehenden Auseinandersetzungen um diegesellschaftliche Rolle der Universität.Das Experiment war innerlich schon vielfrüher an seine Grenzen geraten, als dieNatur- und Technikwissenschaften ei-nerseits, die breit ausgebauten Geistes-wissenschaften andererseits auf das ok-troyierte Studium generale verzichtethatten. […] Dass der Präsident der Tech-nischen Universität Berlin sich mit Nach-druck für eine Wiederbesetzung dereinst von Walter Höllerer eingenomme-nen Stelle eines Literarhistorikers ausge-sprochen hat, der zur Avantgarde und zuden literarischen Institutionen des Lan-des die Beziehung halten kann, ist eingutes Zeichen für die Zukunft der ver-bliebenen Geisteswissenschaften an die-ser Universität. Mit der von Jürgen Star-nick ins Leben gerufenen Walter Hölle-rer Lecture bekennen sich die Freundeund Förderer der TU zu dessen Experi-ment. Ich freue mich besonders, dass esuns bei dieser ersten Vorlesung gelungenist, mit Peter von Matt, bis vor einem JahrOrdinarius der Züricher Universität,Träger des Sigmund Freud Preises derDeutschen Akademie für Sprache undDichtung und Mitglied im Orden Pour leMerite, nicht nur einen Gelehrten höch-sten Ranges zu gewinnen, sondern aucheinen Essayisten, einen kühnen undamüsanten Deuter der Zusammenhängezwischen Innenwelt und Außenwelt, wiees so leicht keinen zweiten geben wird.„Glück im Kosmos. Glück in der Litera-tur“ – ist es nicht das Versprechen auf einneues Experiment?

Der Satz fällt unerwartet. Goetheschreibt um 1805 eine biografi-

sche Studie über Winckelmann. Erstreift dabei auch die Frage, unter wel-chen Voraussetzungen eine vollkom-mene menschliche Existenz auf dieserErde möglich wäre. Die Antwort ist:im Einklang aller menschlichen Kräf-te, in der Ganzheit. So sagte es schonSchiller in der „Ästhetischen Erzie-hung“, sagte es auch Hölderlin im„Hyperion“. Goethe aber gerät dabeiin einen merkwürdigen Überschwang.Während Schiller und Hölderlin beidiesem Gedanken düstere Klagen überdie Gegenwart anstimmen, in der esnur noch Zerrissenheiten gebe, fährtGoethe aus dem gemessenen Redenheraus förmlich auf, in zwei jubelndenSätzen. Mit fast erschreckender Plötz-lichkeit konfrontiert er den vollkom-menen Menschen mit der Unendlich-keit des Weltalls und erklärt, in einerbewegenden Sekunde mythischen Re-dens, das Weltall würde, wenn es sichselbst empfinden könnte, beim An-blick dieses Menschen „aufjauchzen“,wörtlich so, es würde „als an sein Zielgelangt aufjauchzen und den Gipfeldes eigenen Werdens und Wesens be-wundern“. Und darauf folgt der unge-heure Satz: „Denn wozu dient all derAufwand von Sonnen und Planetenund Monden, von Sternen und Milch-straßen, von Kometen und Nebelfle-cken, von gewordenen und werdendenWelten, wenn sich nicht zuletzt einglücklicher Mensch unbewusst seinesDaseins erfreut?“ […]Goethes Lösung, wonach das Weltall,wenn es denken könnte, angesichts desglücklichen Menschen „als an sein Zielgelangt aufjauchzen und den Gipfeldes eigenen Werdens und Wesens be-wundern“ würde, scheint zunächstharmloser als Novalis’ Entwurf vomMenschen als dem Gegenuniversum,als Kants Entwurf vom Menschen als

dem Medium einer absoluten Wahr-heit, als Klopstocks und Jean PaulsFesthalten an der unsterblichen Seele,welche die kosmischen Jahrmillionenüberdauert. Tatsächlich aber löst Goe-the mit seinem Satz nicht nur ein Di-lemma, das jedes Reden über dasGlück seit Jahrtausenden belastet,sondern er skizziert auch eine Ge-schichtsphilosophie, welche alle mo-numentalen Theorien über die Gesetz-mäßigkeiten und das Ziel der Weltge-schichte – von Herder über Hegel biszu Marx und seinen Gefolgsleuten im20. Jahrhundert – überholt.Das Nachdenken über das Glück pen-delt immer zwischen zwei Polen, zweiKonzepten von Zeitlichkeit. Auf dereinen Seite steht die Bestimmung desGlücks als von kurzer Dauer, zer-brechlich, gläsern, das „glesîne gelü-cke“, von dem Gottfried von Strass-burg um 1210 spricht. […]Auf der andern Seite steht das Glückals Dauer, als ein Ziel, das eines Tagesendgültig erreicht wird. Wir könnendas Glück gar nicht denken, ohne mitbeiden Konzepten zu operieren. So-bald wir es der Flüchtigkeit bezichti-gen, tun wir dies vor dem Hintergrundder Vision eines Glücks von ungebro-chener Dauer, sonst könnte unsereAnklage gar nicht so heftig sein. DieVorstellung vom dauerhaften Glück istim menschlichen Seelenleben tief ver-wurzelt. Seneca fragt in seiner Studieüber das Glück ganz selbstverständ-

lich nach dem ewigen Glück, der „fe-licitas aeterna“. Märchen und Mythenbestätigen dies überall. […]Wie also inszeniert der Autor Goethedas glückliche Ende, den Moment, woalles, alles gut ist? Inszeniert er ihn so,dass wir sagen müssen: Das würdewohl besser gestrichen? Oder sagenwir zuletzt: Ja, so ist es richtig, so musses stehen bleiben? Als Beispiel greifeich zu einer kurzen, extrem dramati-schen Novelle Goethes, einem Textmit glockenhellem Schluss, der abereingelassen ist in Goethes dunkelstenRoman: Die wunderlichen Nachbars-kinder im 10. Kapitel des Zweiten Teilsder Wahlverwandtschaften.Die Geschichte wird zwar in einer ver-sammelten Gesellschaft erzählt und istsomit Teil der größeren Romanhand-lung. Gleichzeitig aber setzt der Autorsie vom laufenden Romantext ab, ver-sieht sie mit Titel und Untertitel – Diewunderlichen Nachbarskinder. Novel-le – und erklärt sie so zum eigenständi-gen Werk, zu einer Insel im Erzählgang.Was berichtet wird, ist die Genese vonGlück, großem, unbedingtem Glück,als Gegenstück zur Genese von großemUnglück, die der Roman als Ganzesschildert. An welche Bedingungen alsoist die Genese von Glück in der Litera-tur, die wir hier in exemplarischer Ge-stalt vor uns haben, geknüpft? Im Le-ben fühlt man sich von Zeit zu Zeitglücklich, ob aus guten oder zweifelhaf-ten Gründen, gleichviel, das Glück istda, happiness happens, man fühlt es,und man hat es, und was will manmehr? Irgendwann verfliegt es wieder –daz glesîne gelücke. Solche Stundenoder Tage kann auch die Literatur schil-dern, sie tut es gern, und es liest sichdann meistens recht hübsch. Nun ist esaber der Ehrgeiz der Literatur seit un-denklichen Zeiten, Glück als Ziel undDauer zu schildern, so wie es seit un-denklichen Zeiten der Ehrgeiz der Phi-losophie ist, Glück als Ziel und Dauer

in stringenter Theorie zu erfassen. Wel-chen Bedingungen also untersteht dasdefinitive Glück in der Literatur, undwie schafft sie es, dessen Zerbrechlich-keit zu beseitigen?Goethes Novelle handelt von einemweiblichen Werther. Eine junge Frautut sich den Tod an aus verzweifelterLiebe. Vor den Augen des Mannes, densie liebt, springt sie bei einer Strom-fahrt ins Wasser, an der gefährlichstenStelle. Sie wird gerettet, weil der, densie liebt, ihr sofort nachspringt. Diebeiden werden fortgerissen und abge-trieben; sie ist bewusstlos, als er sieendlich an ein einsames Ufer bringenkann. Er schleppt sie durch Schilf undGebüsch, findet ein einsames Haus. Dawohnen zwei junge Eheleute, ihreHochzeitskleider hängen noch an derWand. Zu dritt kleidet man die jungeFrau aus, nur auf Rettung bedacht, ver-sucht sie zu wärmen, zum Atmen zubringen, bis sie schließlich erwachtund nackt, wie sie daliegt, den Gelieb-ten umarmt. Er selber trägt auch nichtmehr viel auf sich, und alles ist nass.Da ziehen sie denn die Hochzeitsklei-der der freundlichen Gastgeber an,und so, als ein geschmücktes Braut-paar, werden sie von den verzweifel-ten Eltern gefunden und wollen nunselbst nichts anderes mehr sein als einjubelndes Brautpaar.Das ist der Novellenkern, die unerhör-te Begebenheit: dass eine junge Frauaus Liebeselend und aussichtsloserLeidenschaft den Tod sucht und dabeinicht nur gerettet, sondern in dieHochzeit förmlich katapultiert wirdund der Geliebte mit ihr, wahrhaftigHals über Kopf, und wie die beidenwieder zu sich kommen, haben sieschon ja gesagt zueinander und habeneinander und wollen nichts anderesmehr. Sie sind am Ziel und im Glück,und die verblüfften Eltern segnen sie,noch bevor auch ihnen ganz klar wird,was sie da tun. „Al fine di tutti i desii“,

wie Dante im gewaltigen Finale der Di-vina Commedia sagt, am Ziel undEnde aller Wünsche, sind sie jetzt an-gelangt, und die Novelle ist es mit ih-nen. Beide also sind am Ziel, das Paarund das Stück Literatur. Die Erzählungendet. Die Zeit steht still. So wie esjetzt ist, bleibt es. Dieser Augenblickist tatsächlich Ewigkeit. So wenig wiedas „Mädchen mit der Perle“ von JanVermeer im Mauritshuis zu Den Haagje altern wird, so wenig wird diese jun-ge, auf Tod und Leben liebende Frauin Goethes Novelle je wieder aus ih-rem Glück fallen. Immer steht siehochzeitlich gekleidet neben ihremseltsamen Bräutigam vor uns, im Ufer-gebüsch, strahlend mit nassen Haaren,ein diesseitiges Wunder. […]Der Mensch ist das einzige Lebewesen,das vom Glück weiß und das absoluteGlück denken kann. Serotonin-Aus-schüttungen im Gehirn haben auch dieEichhörnchen. Es wird ihnen wohligdabei und klingt wieder ab. DerMensch aber weiß vom Glück. DieserStachel sitzt so tief wie das Wissen umden Tod. Schon bevor wir richtig den-ken konnten, haben wir erfahren:Happiness happens. Seither sind wirgezwungen, dem Glück nachzusinnen.Der Prozess kommt nie zu einemEnde. Er zeichnet jede Kultur. Die Li-teratur nimmt daran teil, indem sie eswagt, das definitive Glück zu inszenie-ren. Sie wird dafür immer wieder ge-scholten und der Verlogenheit bezich-tigt. Dabei arbeitet sie ja nur an derschlichten Frage, wozu denn der gan-ze Aufwand von Sonnen und Planetenund Monden überhaupt dient.

Der Gesamttext wird im kom-menden Jahr in einem Sammel-band erscheinen: „Über dasGlück“, hrsg. von Heinrich Meierund Gerhard Neumann, PiperVerlag 2008

Das Walter-Höllerer-ExperimentVon Norbert Miller

Ätherische LektionWalter Höllerer, eine Lichtgestalt am deutschen Literaturhimmel: Mitbegründer der legendärenSchriftsteller-„Gruppe 47“, 1961 Gründer der bis heute maßgeblichen Literaturzeitschrift „Spra-che im technischen Zeitalter“, ausgezeichneter Dichter und Denker und nicht zuletzt hoch ge-ehrter TU-Germanist. Walter Höllerer starb 2003 im Alter von 80 Jahren. Die Gesellschaft vonFreunden der TU Berlin initiierte nun eine Veranstaltungsreihe, die ihm gewidmet ist, die „Wal-ter Höllerer Lecture“. Jedes Jahr sollen dazu renommierte Geisteswissenschaftler als Redner ge-laden werden. Die erste Höllerer Lecture hielt am 12. Juli Peter von Matt, bekannter Germanistund Autor, bis 2002 Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich. „Glück imKosmos. Glück in der Literatur“ lautete sein Vortragstitel. Den Einführungsvortrag über WalterHöllerer hielt ein weiterer bedeutender Literat, Norbert Miller, bis 2005 Professor für DeutschePhilologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Berlin. Hier finden SieAuszüge aus den beiden Texten. pp

Glück im Kosmos. Glück in der LiteraturVon Peter von Matt

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Page 7: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

Die dritte Dimension

500 3-D-Kinos werden derzeit in denUSA gebaut. Die Filme liegen im Trend.TU-Forscher entwickeln eine auto-matische Konvertierung

Seite 8

White is beautiful

Warum Europäer sich bräunenund Asiaten sich die Haut blei-chen. Impressionen vomchinesischen Campus

Seite 9

Faszination Polymere

Sie untersuchen Stoffeigenschaftenund entwickeln neue Materialien:Das TU-Kunststofftechnikum ziehtausländische Stipendiaten an

Seite 10

TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007 Seite 7FORSCHUNG

N A C H G E F R A G T

GedankenloserUmgang

H intern befragt Journalistinnen undJournalisten, was für sie die span-nendste Forschungsnachricht derjüngsten Zeit war und welches Themamehr mediale Aufmerksamkeit ver-dient. Rüdiger Braun ist freier Journa-list in Potsdam und seit 2001 zustän-diger Mitarbeiter der Seite „Hoch-schule und Bildung“ bei der Märki-schen Allgemeinen Zeitung, Potsdam.

Bei allem Interesse für Menschlichesund Praktisches: Dass die Teilchenphy-sik hoffentlich schon Anfang 2008 mitder Inbetriebnahme des Large HadronCollider am CERN bei Genf neue Ein-blicke in den Aufbau der Materie be-kommen wird, finde ich sehr faszinie-rend. Die Experimente am CERN wer-den dieGrundlagen-physik sichervoranbrin-gen. Wenndann noch dieAstronomiemit Superte-leskopen wiedem Large Bi-nocular Te-lescope inArizona Erkenntnisse über die Entste-hung ferner Sterne beisteuert, werdenwir unser Wissen über das Universumenorm erweitern.Worüber man öffentlich mehr redensollte? Auch wenn manche sich vom„Renner“ Klimawandel schon genervtfühlen dürften: Ökologische Zusam-menhänge sind immer ein Thema. Werhätte zum Beispiel gedacht, dass fürdie Produktion nur eines einzigenBaumwollhemdes rund fünfundzwan-zig Badewannen Wasser drauf gehen,wie der Wissenschaftsjournalist FredPearce in seinem neuen Buch „Wenndie Flüsse versiegen“ berichtet? Beimgenauen Blick auf die Grundlagen un-serer Lebenswelt merken wir, dass wiroft viel zu gedankenlos mit unserenRessourcen umgehen – und dafür spä-ter vielleicht einmal bezahlen müssen.

Rüdiger Braun

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Neue Instrumente fürexzellente Forschung

Jährlich investiert die TU Berlin ei-nen siebenstelligen Betrag in die in-

terne Forschungsförderung. Die seit1998 dafür geltenden Instrumentewurden nun einer kritischen Prüfungunterzogen und den aktuellen und zu-künftigen Herausforderungen ange-passt. So können zum Beispiel ab jetztfakultätsübergreifende Schwerpunkt-bereiche als „Innovationszentren“flexibel unterstützt werden. Geför-dert werden außerdem Vorbereitungund Koordination exzellenter dritt-mittelfinanzierter Forschungsverbün-de sowie ausgezeichnete Nachwuchs-wissenschaftlerinnen und -wissen-schaftler. Das erfolgreiche Einwerbenvon DFG-Projekten und ausgewiese-ner Verbundaktivitäten wird zukünf-tig zudem durch die Zahlung von Er-folgsprämien besonders honoriert.Der Vizepräsident für Forschung, Pro-fessor Dr. Johann Köppel, und dieKanzlerin, Dr. Ulrike Gutheil, habendie neuen Instrumente Anfang Juli ineiner Informationsveranstaltung vor-gestellt. Eine Darstellung der einzel-nen Instrumente steht zum Downloadbereit. pp

➥ www.tu-berlin.de/menue/einrichtun-gen/praesidium/2_vizepraesident/

Miteinander derGenerationen

Alt und Jung im Handwerk

Alt und Jung – was können die Ge-nerationen voneinander lernen,

wie können sie solidarisch miteinanderumgehen? Fragen, die angesichts eineralternden Gesellschaft drängender sinddenn je und die nun im Mittelpunkt ei-nes gemeinsamen Forschungsprojektsdes nexus-Instituts Berlin, des Zent-rums Technik und Gesellschaft der TUBerlin, des Instituts für Qualitative For-schung der FU Berlin und des Zentral-verbandes des Deutschen Handwerksstehen: „Alt und Jung im Handwerk.Ausbildungspaten und intergeneratio-nelle Verantwortung als Erfolgsfaktorfür berufliche Praxis“. Gefördert vonder Stuttgarter Robert Bosch Stiftunguntersucht das Projekt auf zwei Ebenenden Dialog zwischen Jung und Alt amBeispiel des Handwerks.Die eine Ebene ist ein Generationen-kolleg, in dem hochrangige Persön-lichkeiten aus Wissenschaft, Politikund beruflicher Praxis innovative Lö-sungsansätze zu Fragen des Dialogsund der Verbundenheit zwischen denGenerationen, zur Lage des Hand-werks sowie zur Bedeutung von Wis-sen und Erfahrung in einer alterndenGesellschaft erarbeiten werden. Da-hinter stehen drei konkrete Themen,mit denen sich das Generationenkol-leg beschäftigen wird: Ausbildungs-verbünde und Erfahrungstransfer, Ge-nerationswechselmanagement sowieSysteme für Ausbildungspaten. Dieandere Ebene sind drei Praxisprojek-te, in denen genau diese Themen bei-spielhaft umgesetzt werden. „Das Handwerk steht beispielhaft fürdas Miteinander der Generationenund ist eine besonders demografiege-rechte und daher zukunftsfähigeBranche. Hier wird der Erfahrungs-schatz der Älteren an die Jüngerenweitergegeben. Gleichzeitig habendie sogenannten Seniorchefs An-schluss an neueste Entwicklungendurch die Jüngeren“, begründen Prof.Dr. Dietmar Görlitz und Dr. Hans-Li-udger Dienel vom Zentrum Technikund Gesellschaft den Fokus auf dasHandwerk. sn

„Das Flachland, aus dem man Berlinhervorgestampft hat, ist wirklichtraurig. Nichts als sandiger Boden, sofad, dass er Fremde zu Tausenden vontreffenden Witzen inspirierte. Einschrecklicher Räuber und Brandlegersoll einst zum Tod verurteilt wordensein. Auf dem Schafott kam es zur Be-gnadigung, die Strafe wurde unge-wandelt, der Verbrecher solle nichtgeköpft, sondern Postillion werdenund täglich aus Sachsen nach Berlinfahren. Der Delinquent erschauder-te – und legte den Kopf auf den Richt-block. – Für einen Berliner ist dieseLandschaft allerdings wunderschön.“

Nachzulesen sind diese Spitzen in demjetzt erschienenen Band „Die Hundevon Konstantinopel“, einer Samm-lung von Reisebildern des tsche-chischen Schriftstellers Jan Neruda,der zwischen 1863 und 1875 Europaund den Orient bereiste. Er ist der letz-te von 33 Bänden des außergewöhn-lich ambitionierten literaturwissen-schaftlichen und verlegerischen Vor-habens „Tschechische Bibliothek“, er-schienen in der Deutschen Verlagsan-stalt München. „Damit ist die Biblio-thek nun komplett“, sagt Hans DieterZimmermann, Literaturprofessor ander TU Berlin und Leiter des Projekts.Die „Tschechische Bibliothek“ vereintden klassischen Bestand tschechischerLiteratur- und Geistesgeschichte. Dazugehören die Romane von Jaroslav Du-rych, Karel Polácek und Eva Kanturko-vá, die Erzählungen von Jan Cep, dieLyrik von Karel Hynek Mácha, die No-vellen von Ivan Olbracht, die Dramenvon Vàclav Havel und Pavel Kohoutund nicht zu vergessen das Werk Bohu-mil Hrabals, des „Königs der tsche-chischen Prosa“. Aber auch Karel Ca-peks „Gespräche mit Masaryk“, dieMusikerbriefe Smetanas, Dvoráks und

Janáceks, die Texte tschechischer Phi-losophen und die Essays der Prager ku-bistischen Avantgarde wurden editiert,viele der ausgewählten Werke erschei-nen erstmals auf Deutsch, wie JaroslavHaseks „Urschwejk“.„Wer diese 33 Bände durchgegangenist, bekommt eine Vorstellung vomReichtum tschechischer Kultur“, sagtHans Dieter Zimmermann. Bei derAuswahl ließen er und seine Mithe-rausgeber, darunter namhafte Bohe-misten wie Peter Demetz und EckhardThiele, sich nicht nur von ästhetischenKriterien leiten. Sie wollten auch Neu-gier auf ein Mitgliedsland der EU we-cken, das zumindest für den WestenDeutschlands bis auf die Zeit des Pra-

ger Frühlings 1968 durch den EisernenVorhang unsichtbar blieb. Zehn Jahre Arbeit stecken in den 33Bänden sowie rund 800 000 Euro För-dergeld der Robert Bosch Stiftung, diesich der Völkerverständigung durchLiteraturförderung verpflichtet fühlt.Seit 1999 erschienen jährlich zweiBände. Warum ausgerechnet 33? Zim-mermann erklärt: „Ein tschechischerZungenbrecher heißt: ,Dreihundert-dreißig Lerchen fliegen übers Dach.‘Wir lassen nun dreiunddreißig Ler-chen über deutsche Dächer fliegenund hoffen, dass sie wahrgenommenwerden.“ Sybille Nitsche

➥ www.tschechische-bibliothek.de/

33 Lerchen über deutschen DächernEnde einer zehnjährigen Herkulesarbeit: Die „Tschechische Bibliothek“ ist komplett

Massenkarambolage auf der Auto-bahn – ein Horrorszenario für je-

den Beteiligten und ein Fall für die me-dizinische Notfallrettung. Allein inDeutschland werden jährlich mehr als330 000 Personen im Straßenverkehrverletzt – von kleineren Blessuren bishin zu lebensbedrohlichen Mehrfach-verletzungen. Nur eine möglichst lü-ckenlos funktionierende Behand-lungskette kann jetzt noch sicherstel-len, dass sich die späteren körperli-chen Beeinträchtigungen der Unfall-opfer auf ein Minimum beschränken.Wie kann aber das lückenlose Funktio-

nieren dieser Behandlungskette si-chergestellt werden? Wie lässt sich einreibungsloser Informationstransfervon der Unfallstelle über die Notfall-rettung, OP und Intensivstation bis inden Homecare-Bereich organisieren?Wer braucht wann welche Informatio-nen? Wie müssen medizinische undpflegerische Arbeitsplätze aufgebautsein, um die Patientenbehandlungnicht nur sicher, sondern auch kosten-günstig zu gestalten? Wie können wiraus unseren Fehlern lernen? WelcheQualitäts- undEffizienzpotenziale ste-cken in unserem Gesundheitswesen?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich dasTU-Fachgebiet Arbeitswissenschaft &Produktergonomie von Prof. Dr.Wolfgang Friesdorf bereits seit rundzehn Jahren. Um diesen Forschungs-ansatz zu erweitern, wurde die Hal-le V auf dem TU-Südcampus jetzt zu-sammen mit 30 Partnern aus Wissen-schaft, klinischer Routine und Indust-rie zu einem weltweit wohl einmali-gen „medizinergonomischen Innova-tionslabor“ ausgebaut – dem „medi-lab“ der TU Berlin. Erstmalig lässt sichdort auch die komplette medizinischeNotfallbehandlungskette simulieren:von der Unfallstelle über Notfallret-tung, OP und Intensivstation bis hi-nein in den Homecare-Bereich.Schwachstellen werden dort nicht nurfür einzelne Arbeitsplätze identifi-ziert, sondern entlang der gesamtenVersorgungskette aufgedeckt, um ge-meinsam mit medizinischen Anwen-dern, technischen Entwicklern undbetroffenen Patientengruppen ent-sprechend nachhaltige Lösungskon-zepte zu entwickeln. tui

Das „medilab“ steht auch als Teil der TUBerlin in Vorbereitung zur Aufnahme indas Schülerlabor-Netzwerk „Gemein-sam für naturwissenschaftlich-techni-schen Unterricht“ mit dem Ziel, jungeMenschen für Natur- und Ingenieurwis-senschaften zu begeistern.

Neu bewilligtKein Land für Wind

/KoKo/ Der Gesetzgeber hat ein – auchinternational beachtetes – Programm zurFörderung erneuerbarer Energien aufge-legt und in einem Gesetz für den VorrangErneuerbarer Energien (EEG) verankert.Durch die Abnahme- und Einspeisevergü-tungsgarantie setzt er Anreize zur Erzeu-gung von Strom aus erneuerbaren Ener-gien. Doch daraus erwachsen neue Kon-flikte der Landnutzung, insbesondere beider Windenergie, dem derzeit bedeu-tendsten Träger der erneuerbaren Ener-gien. Das Land für die Gewinnung vonWindenergie wird knapper, es wird überdas Ersetzen bestehender Windenergiean-lagen durch innovative, leistungsfähigereAnlagen diskutiert: ein Nachhaltigkeits-problem. Mit einem neuen Projekt wollenWissenschaftler des Fachgebiets Verglei-chende Landschaftsökonomie von Prof.Dr. Volkmar Hartje in Zusammenarbeit mitdem Helmholtzzentrum für Umweltfor-schung einen Beitrag zur Beurteilung desVerfahrens bei der Vergabe von Nutzflä-chen zur Windstromproduktion leisten.Das Projekt „Nachhaltige Landnutzung imSpannungsfeld umweltpolitisch konfligie-render Zielsetzungen am Beispiel derWindenergiegewinnung“ wird vom Bun-desforschungsministerium gefördert. Pro-jektleiter ist Dr. Jürgen Meyerhoff. ➥ www.landschaftsoekonomie.

tu-berlin.de

Die komplette BehandlungsketteIm weltweit einzigartigen Labor „medilab“ werden Schwachstellen im Gesundheitswesen aufgedeckt

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Blick in einen der Behandlungsräume, die im neuen „medilab“ eingerichtet wurden, einschließ-lich Unfallstelle mit Unfall- und Rettungswagen.

Endlich komplett: Hans Dieter Zimmermann mit den „33 Lerchen“ der Tschechischen Bibliothek

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Page 8: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

TU-Fachgebiet Nachrichtenübertra-gung der Fakultät IV Elektrotechnikund Informatik unter Leitung vonProf. Dr.-Ing. Thomas Sikora, befasstsich seit mehr als vier Jahren mit Ver-fahren zur automatischen Konvertie-rung von zweidimensionalen Filmenin 3-D und ist einer von 21 Partnerndes Europäischen Exzellenznetzwerks„3-DTV – Integrated Three-dimensio-nal Television – Capture – Transmissi-on, and Display“.Bei der Aufnahme einer dreidimensio-nalen Szene mit einer Videokamerawird die Szene auf eine zweidimensio-nale Ebene projiziert. Die Tiefeninfor-mation geht dabei verloren. Durcheine Bewegung der Kamera bei derAufnahme lässt sich jedoch anhandunterschiedlicher Betrachtungswinkelder aufgenommenen Szene die 3-D-Struktur der Umgebung und damit dieTiefeninformation berechnen(„Structure-from-Motion“). Mithilfedieser gewonnenen Informationenund der einzelnen Bilder des Video-

films lassen sich nunneue virtuellestereoskopischeAnsichten er-zeugen, die mitentsprechenderAusstattungwie 3-D-Brillenoder -Displaysden dreidimen-sionalen Tie-feneindruck er-zeugen.Vom 7. bis 11.September2007 wird dasVerfahren aufder Internatio-

nal BroadcastingConvention (IBC) in

Amsterdam vorgestellt.Unter anderem wird es eine

etwa zehnminütige Demonstrationder weltberühmten BBC-Dokumenta-tion „Planet Erde“ auf einem 3-D-Dis-play geben.Das in den letzten Jahren entstandeneKnow-how im Bereich der Videover-arbeitung soll nun die Grundlage füreinen Technologietransfer in die Wirt-schaft bilden. Geplant ist dabei dieGründung eines Start-up-Unterneh-mens, welches zukünftig eng mit denWissenschaftlern des Fachgebiets zu-sammenarbeiten wird. tui

Seite 8 TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007FORSCHUNG

PAT E N T E U N I V E R S I TÄT

Der gewisse DrallEine Erfindung ist die Lösung für einProblem, die einen bedeutenden Ab-stand zum Stand der Technik hat undauch noch gewerblich anwendbar ist.Seit 2001 betreibt der ServicebereichKooperation Patente Lizenzen (KPL)der TU Berlin mit der ipal GmbH eineaktive Patentierungs- und Verwer-tungspolitik. H intern stellt einige Er-findungen, Patente und Verwertungs-erfolge der TU Berlin vor.Für die medizinische und biotechni-sche Analyse haben sich konventionel-le Zytometer etabliert, die den Durch-fluss einer Probenlösung messen. Zel-len aus der Suspension, die untersuchtwerden soll, werden einzeln an eineroptischen oder elektrischen Messstel-le vorbeigeführt, analysiert und ge-zählt. Dafür müssen sie vorher in ei-nen schneller fließenden „Hüllstrom“eingeleitet werden (hydrodynamischeFokussierung).Derzeit werden Analysechips mit Mi-krostrukturen als kostengünstige,nicht verschleißbare und rasch aus-tauschbare Einwegprodukte herge-stellt. Im Rahmen seiner Dissertationhat Dr.-Ing. Janko Theisen gemeinsammit Prof. Dr. Martin Schmidt am Insti-tut für Konstruktion, Mikro- undMedizintechnik, Fachgebiet Mikro-und Feingeräte, den Prototypen einesneuartigen 3-D-mikrostrukturiertenDurchflusszytometers entwickelt, dereine bessere räumliche Fokussierungdes Probenstroms ermöglicht. Auchdie Gestaltung der Bauteile ist beson-ders vorteilhaft. Die Auslässe für denHüllstrom sind versetzt angeordnet.Dadurch bekommt der Probenstromeinen schraubenförmigen Drall undermöglicht eine gleichmäßigere Fo-kussierung als bei einer spiegelsym-metrischen Anordnung.Die Erfindung wurde in Deutschlandzum Patent angemeldet.

Die ipal gibt einen neuen Quartals-Newsletter für Erfinder heraus, in demunter anderem aktuelle Erfindungenvorgestellt werden und Patentanwältezu aktuellen Fragen rund um das Patent-wesen informieren. Die erste Rubrik „5Fragen an den Experten“ behandelt diePatentierung von softwareimplemen-tierten Erfindungen, die sogenannte„Software-Patentrichtlinie“.➥ www.ipal.de/de/service/newsletter

Bücher aus der TU50 bis 70 Prozent allerBauaufgaben undetwa die Hälfte des Fi-nanzbedarfs der Bau-wirtschaft betreffenheute die Architekturim Bestand. Auf diese

Veränderung des Berufsfeldes sind vieleArchitekten nicht ausreichend vorberei-tet. Der Entwurf muss komplexere Sach-verhalte berücksichtigen, als dies im Neu-bau der Fall ist. In ihrem neuen Buch stel-len Johannes Cramer und Stefan Breitlingan 30 Fallbeispielen die unterschiedli-chen Haltungen der neu geschaffenen Ar-chitektur zum vorgefundenen Bestandvor und analysieren sie.Johannes Cramer, Stefan Breitling, Archi-tektur im Bestand. Planung, Entwurf, Aus-führung, Birkhäuser Verlag 2007,ISBN 978-3-764-37751-9

Wilhelm II., Reaktionärund Modernist in ei-nem, ist bis heute eineReizfigur, voller inne-rer Widersprüche undvielen gegensätzli-chen Urteilen unter-worfen. Gerade des-

wegen bleibt das Interesse an seiner Per-son groß. Obwohl, so weist Wolfgang Kö-nig in seinem Buch nach, Kompetenz undKonsequenz des Kaisers begrenzt waren,leisteten seine Aktivitäten einen Beitragzur Modernisierung Deutschlands.Wolfgang König, Wilhelm II. und die Moder-ne, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn2007, ISBN 978-3-506-75738-8

Der „Blue Tiger“ faucht jetzt leiserTU-Wissenschaftler entwickeln Lärmminderungsmaßnahmen für Großdiesellokomotiven

„Blue Tiger“ fährt direkt durch Rübe-land. Vorbei an kleinen Cafés undGeschäften. Dabei ist der fast 130-Tonner nicht zu überhören. Die Die-sellok ist laut, die Anwohner des Ur-laubsortes im Harz verärgert.

Seit 2006 gelten in Europa neue Lärm-grenzwerte für neue Schienenfahrzeu-ge. Für die Havelländische Eisenbahn,ein kleines Bahnunternehmen in Ber-lin-Spandau, die vier Großdieselloksdes Typs „Blue Tiger“ unterhält, wa-ren Unmut und die neuen Bestimmun-gen Anlass, sich an die Wissenschaft-ler des Fachgebietes Schienenfahrzeu-ge der TU Berlin zu wenden, um ihre„Blue Tiger“ leiser zu machen. Darauswurde ein Forschungsprojekt, das nunnach einem Jahr abgeschlossen wird.Es wurde vom Bundesumweltministe-rium mit 73 000 Euro gefördert, da essich um Maßnahmen für Fahrzeugeaus dem Bestand handelt. Gesuchtwurden Lösungen, wie solche Schie-nenfahrzeuge kostengünstig umgerüs-tet werden können.„Messungen haben ergeben, dass nichtder Dieselmotor die dominierendeLärmquelle ist. Der ist ziemlich gut‚verpackt‘. Es sind vielmehr die beidenNebenaggregate wie der Kolbenkom-

pressor und die Kühlerlüfter, welchelediglich durch ein Gitter verkleidetauf der Lok montiert sind“, erklärtChristian Czolbe, der unter Leitungvon Professor Markus Hecht das Pro-jekt durchführte. Beim Kompressor istes ein blubberndes tieffrequentes An-sauggeräusch, bei den Lüftern ein Pfei-fen und Rauschen, was es zu eliminie-ren galt.Die Kühlertüren werden nun mit lärm-

absorbierenden Metalljalousien ver-kleidet, die im industriellen Anlagen-bau bereits angewendet werden. Undum die tieffrequenten Ansauggeräu-sche des Kompressors zu minimieren,wird ein spezieller kleinvolumigerSchalldämpfer installiert. Czolbe:„Dieser Schalldämpfer bewirkt, dassdas Standgeräusch bei laufendemKompressor nur noch 74,4 Dezibel be-trägt. Damit liegt es unter dem seit

Planet Erde – die dritte DimensionVerfahren zur automatischen Umwandlung von Filmen in 3-D

Spiderman 3-D“, „300“ oder„Nightmare before Christmas“ –

vor allem der amerikanische Marktversucht mit der neuen 3-D-Technikwieder mehr Publikum in die Kinos zulocken. Mehr als 500 3-D-Kinos wer-den derzeit in den USA gebaut.Der rasante Fortschritt in der 3-D-Dis-play-Technologie lässt das Interesse andreidimensionalen Spielfilmen beiFilmproduzenten wie beim Publikumwachsen. Doch es werden mehr 3-D-Filme in exzellenter Qualität benötigt.Bereits existierende Filme, die nochmit herkömmlicher Kamera-Technikaufgenommen wurden, müssen in 3-Dkonvertiert werden. Mit enormem ma-nuellen Aufwand sollen jetzt die ge-samten „Star Wars“-Episoden in 3-Dumgewandelt werden. Noch ist unklar,wann sie in die Kinos kommen wer-den. Klar ist, dass dieses Ereignis si-cherlich den Durchbruch für 3-D be-deuten würde.Dipl.-Ing. Sebastian Knorr, wissen-

schaftlicher Mitarbeiter am Fachge-biet Nachrichtenübertragung der TUBerlin, hat ein neues – bereits als Pa-tent eingereichtes – Verfahren entwi-ckelt, das eine vollautomatische Um-wandlung von Videofilmen, die mit ei-ner bewegten Kamera aufgenommenwurden, in eine dreidimensionale Dar-stellung der Szene ermöglicht. Das

2006 zulässigen EU-Wert von 75 Dezi-bel. Ohne Schall-dämpfer wurden77,1 Dezibel gemes-sen.“ Das Ziel istalso erreicht.„Die Kosten für dieUmrüstung belaufensich auf etwa 47 000Euro pro Lok, si-cherlich keine ,Pea-nuts‘. Aber für dieAnschaffung einerneuen Diesellokmüssten immerhin2,3 Millionen Euroinvestiert werden“,sagt Czolbe.

Sybille Nitsche

Jubiläum 50 + 10Anlässlich der zehnjährigen Leitung desFachgebietes „Schienenfahrzeuge“ lädtProf. Dr.-Ing. Markus Hecht am 2. No-vember 2007 zu einer Jubiläumsveran-staltung und einem Symposium in dieLokhalle der Havelländischen Eisen-bahn AG in Berlin, Schönwalder Allee51, ein. Gleichzeitig begeht ProfessorHecht seinen 50. Geburtstag.

Autostereoskopisches 3-D-Display aus der Se-rie „Ice Worlds“ der BBC Dokumentation„Planet Earth“

Begehrt bei ausländischen WissenschaftlernNeue Stipendiaten an der TU Berlin

Professor John Robertson von derUniversität Cambridge und Prof.

Dr. Eduardo Kausel vom Massachu-setts Institute of Technology (MIT)wurden mit dem renommierten For-schungspreis der Alexander von Hum-boldt-Stiftung ausgezeichnet und wer-den nun für mehrere Monate an derTU Berlin forschen. Der Humboldt-Forschungspreis wird ausschließlichan international anerkannte Wissen-schaftler verliehen und ist mit 60 000Euro dotiert. Mit einem Forschungssti-pendium zeichnete die Stiftung zudemFrau Prof. Dr. Xuemei Yu von derTongji-Universität in Schanghai undDr. Peng Zuo von der UniversitätHongkong aus. Das Humboldt-For-schungsstipendium richtet sich an

hoch qualifizierte promovierte aus-ländische Nachwuchswissenschaftle-rinnen und -wissenschaftler.Im aktuellen Ranking der Humboldt-Stiftung belegt die TU Berlin hinterder TU München, der UniversitätStuttgart und der RWTH Aachen mit89 Aufenthalten den vierten Platz imVergleichszeitraum 2002 bis 2006und verbesserte sich gegenüber demZeitraum 2001 bis 2005 um einenPlatz. Das Humboldt-Ranking wider-spiegelt die Attraktivität Deutsch-lands für Spitzenwissenschaftler ausdem Ausland. Ein Forschungsstipen-dium der Deutschen Forschungsge-meinschaft ging außerdem an die pol-nische Linguistin Dr. Barbara Komen-da-Earle. tui

Ehrendoktor in Vietnam

Die vietnamesische Akademie derWissenschaft und Technologie

(VAST) hat dem Sprecher des DFG-Forschungszentrums MATHEON,Professor Dr. Martin Grötschel, dieAuszeichnung „Tien si danh du“ (Dok-tor honoris causa) verliehen. DieVAST ist die nationale wissenschaftli-che Einrichtung, die in ganz VietnamForschungsinstitute im Bereich Natur-wissenschaften und Technologie be-treibt. Gegründet wurde die VAST vor28 Jahren. Sie hat in ihrem gesamtenFächerspektrum seither nur ein Dut-zend Ehrendoktortitel verliehen. Be-sonderes internationales Renommeehat sich das mathematische Institut derVAST erworben.Etwa die Hälfte aller vietnamesischenWissenschaftler, die ein Forschungssti-pendium der deutschen Humboldt-Stiftung bekommen haben, ist an die-sem mathematischen Institut tätig.Martin Grötschel selbst hat seit etwa

16 Jahren eine enge Beziehung zu dervietnamesischen Einrichtung, die erregelmäßig besucht. Derzeit betreutProfessor Grötschel einen viet-namesischen Doktoranden. Ein ge-meinsames, von Mathematikern inHanoi und Berlin getragenes Gradu-iertenkolleg ist in Planung. tui

Martin Grötschel

Kooperation mit der Schweiz

Hoher Besuch am Stand der TU Ber-lin auf der Umweltausstellung Eco-

tec in Essen Anfang Juni. Der Schwei-zer Minister für Umwelt, Verkehr,Energie und Kommunikation, Bundes-rat Moritz Leuenberger, informiertesich bei TU-Professor Markus Hechtüber den Stand von drei Bahnlärmmin-derungsprojekten des FachgebietesSchienenfahrzeuge. Mit zweien hatte

die Schweizerische Eidgenossenschaftdie TU Berlin zur maßgeblichen Mit-wirkung beauftragt: Leila, ein leichtesund lärmarmes Güterwagendrehge-stell, und Sonrail, ein Bahnlärmprog-noseprogramm. Das dritte Projekt istein Auftrag des deutschen Umweltmi-nisteriums: Lärmminderung ältererGroßdiesellokomotiven mit einer Leis-tung von etwa 2,5 MW. tui

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Neuerdings leiser: ein „Blue Tiger“ der Havelländischen Eisenbahn im Morgennebel

Page 9: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007 Seite 9INTERNATIONALES

MeldungenGefährdete Monumente in der

ehemaligen Sowjetunion

/tui/ Auf der seit 1995 vom World Mo-nument Fund publizierten Liste der hun-dert bedeutendsten und meist gefährde-ten Denkmale der Erde sind auch Bau-und Kunstwerke aus der früheren Sowjet-union regelmäßig und oft zum wieder-holten Male vertreten. Das neue The-menheft des ICOMOS-Weltschadensbe-richts „Heritage at Risk“ zieht eine er-schreckende Zwischenbilanz der aktuel-len Denkmalgefährdungen. Die Zusam-menschau basiert vor allem auf den Be-richten der letztjährigen Fachkonferenzzu dem Thema in Moskau. Hier sind auchdie Zwischenergebnisse des DFG-Projek-tes „Die Bauten des russischen Konstruk-tivismus (Moskau 1920–1934. Baumate-rial, Baukonstruktion, Erhaltung“ desFachgebiets Baugeschichte an der TUBerlin dargestellt.➥ www.baesslerverlag.de

Deutschland suchtseine Alumni

/tui/ Der Deutsche Akademische Aus-tauschdienst startete im Juni dasInternetportal einer weltweiten Alumni-kampagne. Die ausländischen Deutsch-land-Alumni sollen Netzwerke bilden, alsBrückenbauer zwischen den Kulturenvermitteln sowie die Wirtschaft um ihretransnationalen Erfahrungen berei-chern.➥ www.germany-alumni.org

Psychologe wirdDAAD-Präsident

/tui/ Stefan Hormuth, Präsident der Uni-versität Gießen, wurde Ende Juni zumneuen Präsidenten des Deutschen Akade-mischen Austauschdienstes (DAAD) ge-wählt. Der Psychologe wird im Januar2008 Theodor Berchem ablösen, der die-ses Amt 20 Jahre lang versah.

Fußball-WM für alleWelche Auswirkungen haben die Vorbereitungen des Großereignisses auf südafrikanische Städte?

Megaevents – das zeigte in Deutsch-land zuletzt die Fußballweltmeister-schaft 2006 – bedürfen einer immen-sen Vorbereitung, um die Städte aufden Ansturm von Spielern, Fans undSchaulustigen vorzubereiten. Bei-spiele sind der öffentliche Nahver-kehr, die Bereitstellung von Über-nachtungskontingenten oder die An-lage der inzwischen berühmten„Public-Viewing“-Orte: eine Heraus-forderung für die Stadtentwicklung.

Massive Investitionsmittel fließen der-zeit in die Vorbereitungen der südafri-kanischen Städte, wo das nächste fuß-ballerische Großereignis 2010 stattfin-den wird, unter anderem in den Bauder Stadien. Aber auch die Auswir-kungen auf die Entwicklung der Städ-te werden von Medien und Wissen-schaft kritisch verfolgt.Eine Gruppe Architektur-Studieren-der hatte kürzlich Gelegenheit, derQuartiersentwicklung Johannesburgsim Spannungsfeld zwischen WM-Inte-ressen und Bewohnerbedürfnissennachzuspüren. Die langjährige Zu-sammenarbeit der Habitat Unit mitder Architektur-Fakultät der Universi-ty of the Witwatersrand ermöglichteeine Exkursion und eine kurze Feld-studie vor Ort.Das innerstädtische ProblemviertelBertrams liegt in Wurfweite zum EillisPark Stadion, dem Austragungsort desWM-Halbfinales. Die Studierendenuntersuchten in Zusammenarbeit miteiner Jugendinitiative vor Ort, wie dieBewohner das Quartier gestalten undwelche Auswirkungen zu erwartensind, da die Nähe zum Stadion viele In-vestoren anlockt.Als weißes Arbeiterviertel währendder Apartheid entstanden, entwickel-

te Bertrams sich durch Wegzug undallgemeinen Verfall der Innenstadtnach Ende der Rassentrennung in einViertel mit hoher Arbeitslosigkeit, ei-nem hohen Anteil illegal lebenderMigranten, mit verfallenen Häusern,mit Straßenhändlern, zu einer Hoch-burg der Drogenmafia. Johannesbur-ger raten von einem Besuch ab. Dochviele unsichtbare Netzwerke erleich-tern das Überleben und stärken dasZusammenleben. Dies konnten auchdie Studierenden feststellen, die im-mer wieder mit Bewohnern ins Ge-spräch kamen, deren Sorgen nachvoll-zogen und Initiativen begleiteten.Das erwachende Interesse an Bert-

rams stellt eine Herausforderung dar:Wie kann man es so lenken, dass es denBewohnern des Quartiers zugutekommt und nicht zur Aufwertung desViertels zum Beispiel durch teure Im-mobilien mit gleichzeitiger Verdrän-gung seiner ursprünglichen Einwoh-nerschaft, zur Gentrifizierung, führt?Zurück in Berlin flossen die Ergebnissein ein Entwurfsseminar ein. Hier ent-standen innovative Alternativen undSzenarien dazu, wie sich der gegenwär-tige Gentrifizierungstrend aufhaltenund die Potenziale der WM für dieQuartiersbewohner nutzen und auchnachnutzen lassen. Ein Beispiel ist dieIdee „WM für alle“: die Umgestaltung

eines Hotels zu einem Sozialwoh-nungsbau im Anschluss an die WM.Habitat Unit kooperiert seit Kurzemmit der Servicestelle Kommunen inder „Einen Welt“ bei InWent, die denErfahrungsaustausch zwischen deut-schen und südafrikanischen WM-Kommunen unterstützt. Dazu ist be-reits eine gemeinsame Veranstaltungmit der südafrikanischen Botschaft inBerlin geplant.

Astrid Ley,wissenschaftliche Mitarbeiterin,

Habitat Unit

[email protected]➥ www.habitat-unit.de

White is beautifulLebensglück mit heller Haut in China

An dieser Stelle berichtet TU-Medien-und Geschichtswissenschaftlerin Dr.Barbara von der Lühe, Professorin ander Zheijiang University im chinesi-schen Hangzhou, in loser Folge Be-merkenswertes vom chinesischenCampus.

Ist für heute Regen angesagt?, frageich meine Studierenden an einem

herrlichen Frühsommertag. „Nein“,lautet die Antwort. „Warum haben Siealle Ihre Regenschirme dabei?“ „Ja,wir müssen uns vor der Sonne schüt-zen – das ist doch klar.“Nun, für eine sonnenhungrige Berline-rin besteht in diesem Punkt Aufklä-rungsbedarf. Denn während die meis-ten Nichtchinesen schon bei den ers-ten Frühlingssonnenstrahlen ihre Ge-sichter freudig dem Himmel entgegen-recken, suchen unsere chinesischenKolleginnen und Studentinnen aufdem Campus gerne schattige Plätzeauf. Besser noch trägt man ständig ei-nen Schattenspender mit sich: Unbe-schirmt sind daher bei sonnigem Wet-ter nur wenige weibliche Wesen in Chi-na unterwegs. Virtuos handhabenRad- und Motorradfahrerinnen die

gleichzeitige Benutzung von Schirmund Fortbewegungsmittel. Für den zu-sätzlichen Sonnenschutz von Hals undArmen bieten viele Geschäfte speziel-le, luftige Textilien an, die bei derFahrt übergestreift werden. Denn wermöchte schon bei 40 Grad im Schatteneine langärmelige Bluse tragen? Tat-sächlich ist der helle Teint eines der er-strebenswertesten Ziele für die ge-pflegte chinesische Frau. Weiße Hautgilt als edel, dunkler Teint kann sogarein Makel sein: „Ich habe braune Hautund bekomme sicher keinen Mann“,sagte mir vor einiger Zeit eine meinerStudentinnen in Peking mit einem la-chenden und einem weinenden Auge.Eigentlich hatte ihr Gesicht eine sanf-te Bräune, wie Berliner sie nach weni-gen Tagen Sonnenbad am Wannseeoder im Tiergarten haben. Kein Wun-der also, dass hautbleichende Cremesein Verkaufsschlager in China sind –hergestellt von denselben Firmen, diein Deutschland hautbräunende Kos-metika mit großem Erfolg absetzen.Entsprechend suggeriert die Werbungin China Lebensglück für Frauen mitmakelloser und heller Haut. Für Män-ner gilt das nicht zwangsläufig: Bisherhabe ich auf dem Campus weder Kol-legen noch Studenten mit Sonnen-schirmen gesehen …

Amerikanische „freshmen“ an der TU BerlinAustauschkooperation bietet auch deutschen Studierenden Auslandserfahrungen

Seit Anfang Juni 2007 studieren zehnamerikanische „freshmen“ und

„sophomores“ an der TU Berlin. Essind Studierende im ersten und zwei-ten Bachelor-Studienjahr der Universi-ty of Michigan in Ann Arbor (USA), diefür sechs Wochen im Rahmen einesSommerkurses in Berlin verweilen.Auf Initiative von Professor FrankBehrendt, Fachgebiet Energieverfah-renstechnik und Umwandlungstechni-ken regenerativer Energien, und Pro-fessor Volker Sick vom College of En-gineering der University of Michiganist für die sechs Studentinnen und vierStudenten ein anspruchsvolles Kurs-programm zusammengestellt worden.Die beiden Initiatoren arbeiteten dabeieng mit dem Akademischen Auslands-amt zusammen, mit der Zentralein-richtung für Moderne Sprachen(ZEMS) sowie mit ausgewählten Fach-gebieten der Fakultäten III Prozesswis-senschaften sowie V Verkehrs- undMaschinensysteme: Neben einer Ein-

führung in die deutsche Sprache, Ge-schichte, Politik und Kultur arbeitendie Studierenden drei Wochen lang in-tensiv an einem praxisbezogenen Pro-jekt und nehmen darüber hinaus anFirmenbesichtigungen bei VW undSiemens sowie an Exkursionen, zumBeispiel zum Historisch-TechnischenInformationszentrum Peenemünde,teil. Sie erhalten für dieses Pensumsechs Leistungspunkte, sogenannte„credits“, die vollständig auf ihr Hei-matstudium angerechnet werden.

AMERIKANERN ENTGEGENKOMMEN

Diese International Engineering Sum-mer School (IESS) wurde im letztenJahr erstmalig erfolgreich durchge-führt. Deutsche Hochschulen müssenbei der Entwicklung qualifizierter(Sommer-)Studienangebote stärkerauf die besonderen Bedürfnisse US-amerikanischer „undergraduates“eingehen, insbesondere in den Inge-

nieur- und Naturwissenschaften. Ge-fördert wird die IESS daher vom Deut-schen Akademischen Austauschdienst(DAAD). Langfristig soll sie sich je-doch selbst tragen.Eine Austauschpartnerschaft der TUBerlin mit der University of Michiganbesteht bereits seit 1980. Aufgrund derzumeist fehlenden Sprachkenntnisseund der hohen Studiengebühren, diefür die US-Studierenden auch währenddes Studiums im Ausland anfallen, wur-de sie jedoch bisher kaum wahrgenom-men. Dies soll sich jetzt ändern: Zumeinen werden internationale Erfahrun-gen in der Ingenieurausbildung auchfür die amerikanischen Studierendenimmer wichtiger, zum anderen könnenzukünftig im Gegenzug auch bis zu dreiStudierende der TU Berlin gebühren-frei ein akademisches Jahr an der Uni-versity of Michigan studieren und dorteinen Master-of-Science-Abschlussmachen. Peter Marock,

Akademisches Auslandsamt

DAAD-Stipendiatenfizieren. Die Stabilität ist aber noch nicht op-timal“, sagt er, während er im Labor dieschwarze, klebrige Bitumenflüssigkeit zurUntersuchung in einen Messbecher füllt.Schwerpunkt seiner Arbeit ist der Versuch,unter Niedertemperaturbedingungen stabi-len, umweltfreundlicheren Asphalt herzu-stellen, was letztlich auch zur Kostensenkungbei der Herstellung führen soll. Die weltwei-te Anerkennung des Kunstofftechnikums un-ter Leitung von Prof. Dr. Manfred Wagner hatManuel Navarro Gonzalez an die TU Berlingezogen. Bevor er die Zusage bekam, muss-te er aber noch seinen Master of Science inHalle abschließen.

Ebenfalls bei Professor Manfred Wagner be-schäftigt sich der DAAD-Stipendiat Victor HugoRolón-Garrido mit der Rheologie, mit denForm- und Fließeigenschaften bestimmter

Stoffe. Schon während er noch in Mexiko sei-nen Bachelor in Mathematik und Physik ge-macht hat, kannte er das Institut der TU Ber-lin und wollte dorthin. Doch auch er musste

vorher einen „Mas-ter“ bauen, was erpraktischerweisegleich in Berlin tat.Seit Ende 2004 ar-beitet er nun im La-bor des Kunststoff-technikums in seinerDoktorarbeit daran,zu verstehen, wel-chen Einfluss ver-schiedene Struktu-

ren von Polymermolekülen auf den Kunst-stoff und seine spätere Verarbeitung zum Bei-spiel zu Müllsäcken, Joghurtbechern oder an-deren Gegenständen des Alltags haben.

Von der Faszination der Polymere

/pp/ Jeder Autofahrer kennt das: Spurrillenauf der Autobahn, Aquaplaning – die Qua-lität des Asphalts kann nicht wirklich zufrie-

denstellen. Manu-el Navarro Gonza-lez, mexikanischerStipendiat desDeutschen Akade-mischen Aus-tauschdienstes imInstitut für Werk-stoffwissenschaf-ten, FachgebietPolymertechnik,beschäftigt sich in

seiner Doktorarbeit mit der Verbesserungdes Bitumens für den Asphalt. „Einige Po-lymere könnten den Asphalt positiv modi-

Manuel NavarroGonzalez

Victor Hugo Rolón-Garrido

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Johannesburger raten von einem Besuch des Stadtteils Bertrams ab: Hier herrschen Armut, Arbeitslosigkeit und die Drogenmafia

Überall dabei: der Sonnen-Regenschirm

Verkaufshit in China: hautbleichende Cremes

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Page 10: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

Seite 10 TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007ALUMNI

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MeldungenAbschiedsfeier der Fakultät I

/bk/ Am Freitag, dem 20. Juli 2007, ver-abschiedet die Fakultät I Geisteswissen-schaften feierlich ihre Absolventinnenund Absolventen, die in den vergange-nen zwölf Monaten Examen gemacht ha-ben. Die Feier beginnt um 18 Uhr und fin-det im Lichthof des TU-Hauptgebäudesstatt.

Promovendenemfang

/bk/ TU-Präsident Prof. Dr. Kurt Kutzlerlädt diejenigen, die ihre Promotion oderihre Habilitation an der TU Berlin in denletzten zwölf Monaten abgeschlossen ha-ben, zu einem Empfang ein. Im Rahmender Feier werden auch der Erwin-Ste-phan-Preis und der Clara-von-Simson-Preis vergeben. Die Feier findet am 19. Juli2007 im Lichthof des TU-Hauptgebäudesstatt und beginnt um 17 Uhr.

Erster Clara-von-Simson-Preis

Untersuchung des Schwingungsver-haltens des Dobson Space Tele-

scopes“ ist der Titel der Diplomarbeitvon Kerstin Kracht, in der sie sich mitden mechanischen Schwingungen desentfaltbaren Weltraumteleskops DSTbeschäftigt. Für diese Arbeit, mit dersie bereits in Fachkreisen auf interna-tionale Beachtung stieß, erhält sie vonder TU Berlin den ersten Preis des Cla-ra-von-Simson-Preises, ein Preisgeldin Höhe von 2500 Euro,. Diesen Preisverleiht die Universität am 19. Julizum ersten Mal. Geehrt werden mitdiesem Preis hervorragende Studien-abschlussarbeiten von Studentinnennatur- oder technikwissenschaftlicherFächer.

ENGAGIERTE WISSENSCHAFTLERINUND POLITIKERIN

Die mit 5000 Euro dotierte Auszeich-nung erinnert an die Chemikerin Dr.Clara von Simson, die 1951 als ersteFrau im Fach Physik der TU Berlin ha-bilitierte und sich später auch politischengagierte. Initiatorin des Preises istdie Frauenbeauftragte der TU Berlin,Heidi Degethoff de Campos, das Preis-geld stiftet die TU Berlin.Mit dem zweiten Preis und einemPreisgeld in Höhe von 1500 wird JuliaUnterhinninghofen geehrt, sie studier-te Physik an der TU Berlin und fertig-te ihre Diplomarbeit zum Thema„Theorie der nichtlinearen dynami-schen Anregung von Supraleitern“ imInstitut für Festkörperphysik an. Zweidritte Preise und jeweils 1000 Euro ge-hen an Annette Matthias vom Institutfür Landschaftsarchitektur und Frei-raumplanung für die Arbeit mit demTitel „Leib und Raum“ und an MehtapÖzaslan vom Institut für Prozess- undAnlagentechnik, die sich in ihrer Dip-lomarbeit mit dem Thema „Untersu-chung zur partiellen Hydrierung vonα;β-ungesättigten Carbonylverbin-dungen im Membransektor“ beschäf-tigte. bk

Preisvergabe: 19. Juli 2007, 17 Uhr,Lichthof, TU-Hauptgebäude

Als er für seine Geschäftsidee Markt-forschung betrieb, musste sich Ge-rold Achim Adamietz so manchenblöden Spruch von seinen Freundenanhören. Gerold Achim Adamietzhat im vergangenen Jahr unzähligeKondome gekauft. Nicht, um siealle zu benutzen, sondern umderen Verpackung zu untersu-chen.

Dabei kam er zu dem Er-gebnis. „Kondome sindeinfach schlecht ein-gepackt. Die Verpa-ckungen lassen sichhäufig schwer öffnen unddas ganze Design der Verpa-ckung ist viel zu wenig anspre-chend.“ Höchste Zeit also, dass sichein Fachmann dieses Themas an-nimmt, dachte der TU-Alumnus, derursprünglich Design studieren wollte,sich dann jedoch für ein Architektur-Studium an der TU Berlin entschied.„Ich dachte mir damals, wenn ich Ar-chitektur studiere, kann ich ebenfallsDesigner werden. Viele Designerkommen aus der Architektur, manlernt hier analytisches Denken, wasauch für einen Designer hilfreich ist“,sagt Adamietz. Schon während desStudiums, das er 2002 abschloss, ar-beitete er als Verpackungsdesigner,später entwarf er vor allem Möbel.„Letztes Jahr kam ich an den Punkt,an dem ich konkret ein neues Projektangehen wollte. Ich wollte etwas fin-den, wie den Reißverschluss oder dieGetränkedose“, erinnert sich Ada-

mietz. Es sollte etwas sein, dashäufig benutzt wird. Dabei kam er aufdie Kondome, von denen immerhinjährlich zwischen 180 und 200 Millio-nen in Deutschland verkauft werden.Zu haben sind sie im Supermarkt, inSexshops, im Internet oder in Apothe-ken. Sieht man von der äußeren Ver-packung ab, stecken die meisten vonihnen in kleinen, langweiligen,schlecht zu öffnenden Tütchen. Ada-mietz entwarf eine neue Verpackung,die sich schnell öffnen lässt und aus derman das Kondom ganz einfach heraus-

nimmt. „Contiki“ hat er seine Verpa-ckung genannt, die er als Prototyp

von einer Modellbaufirmahat bauen lassen.

Contikisieht nicht

nur gut aus,wirbt er für

sein Produkt,das Kondom

lässt sich einfa-cher auspacken

und der Benutzerweiß gleich, in welche

Richtung er es ausrol-len muss. Das Kondom

sitzt somit immer richtig.„Contiki – always on top“

lautet eine seiner Leitlinien.„Für den Anwender wird aus

einem bisher verschämt ver-steckten, aber notwendigen

Übel ein attraktives Produkt mithohem Nutzwert, denn Contiki

steht für Convenience und Life-style“, wirbt der Verpackungsdesig-ner. Mit Contiki hat er bereits letztesJahr den Red Dot Design Award, eineninternational angesehenen Design-preis, gewonnen. Und Contiki gingweiter auf Erfolgskurs: Beim Business-plan-Wettbewerb Berlin-Brandenburggewann er im Februar 2007 den erstenPreis in der ersten Stufe für die besteGeschäftsidee. „Ich plane, Contiki alsselbstständige Handelsmarke mit eige-ner Vertriebsstruktur aufzubauen“,sagt Adamietz. Contiki soll sich alsPremium-Produkt auf dem Marktetablieren. Wer sich für den Kauf eines

Was Julius Fromm zur neuen Kondom-verpackung gesagt hätte, bleibt unge-wiss. Wer jedoch mehr über die Ge-schichte des jüdischen Kondomfabri-kanten, der Anfang des 20. Jahrhun-derts das erste Markenkondom auf denMarkt brachte, wissen möchte, dem seidas Buch von Götz Aly und MichaelSontheimer emp-fohlen. „Fromms.Wie der deutscheKondomfabri-kant Julius F. un-ter die deut-schen Räuberfiel.“ ist der Ti-tel des Buches,das anschau-lich schildert,wie der jüdischeKaufmann Julius Fromm (1883–1945)aus dem Nichts ein Kondomimperiumaufbaute und es bei der Flucht ausDeutschland 1938 den Nazis überlassenmusste.Fischer Verlag, 19,90 Euro,ISBN 978-3-10-000422-2

Contiki-Kondoms entscheidet, tutgleich noch etwas Gutes, denn Ada-mietz möchte einen Teil des Kaufprei-ses von jeder Verpackung für sozialeProjekte in Afrika spenden. Nochkann man Contiki nicht an der Super-marktkasse oder in der Apotheke er-werben, doch immerhin kann man dasProdukt schon im Internetfilm sehen.

Bettina Klotz

➥ www.jobtv24.de (Gründerwerkstatt)

„Contiki – always on top“TU-Alumnus Gerold Achim Adamietz entwirft neue Kondomverpackung

Neues Design für NotebooksDie Idee von „tortoise design“ siegte beim Businessplan-Wettbewerb

Viele Menschen arbeiten täglich mitNotebooks. Man sieht sie in Cafés,

in der Uni, auf Reisen, bei Messen, beiPräsentationen. In der Regel sind siegrau. Das könnte sich in Zukunft än-dern. Denn Fabian Deschler, der zur-zeit noch Luft- und Raumfahrttechnikan der TU Berlin studiert, hat gemein-sam mit zwei Partnern die Firma „tor-toise design“ gegründet und bietetKunden eine individuelle Gestaltungihrer Notebooks an. Mit dieser Ge-schäftsidee waren die Firmengründerso erfolgreich, dass sie am 5. Juli mitdem ersten Platz und 10 000 Eurobeim Businessplan-Wettbewerb aus-gezeichnet wurden. „Bisher sind dieHersteller von Notebooks nicht in derLage, individuelle Designs ihrer Gerä-te anzubieten“, sagt Fabian Deschler.„Wir bieten für die jeweiligen Note-books millimetergenau angepassteDesignfolien an, die individuelles De-

sign mit Schutz vor Kratzern und Ab-nutzung verbinden.“ Besonders inte-ressant könnte das beispielsweise fürGeschäftskunden sein, die ihr Corpo-rate Design auf die Geräte übertragenkönnen. Für Hersteller und Großkun-den bietet „tortoise design“ Note-booklackierungen mit integriertemFirmenlogo an. „Dies ist bei Messeprä-sentationen oder Konferenzen eineoptimale Marketingmaßnahme“, soFabian Deschler. Aber auch Privat-kunden können sich bei „tortoise de-sign“ ihr Notebook individuell gestal-ten lassen. Beim Kaufhaus Saturn gibtes bereits die Möglichkeit, Designfo-lien zu erwerben. „Anfang Septemberwollen wir unser Verkaufsportal im In-ternet eröffnen, um verstärkt Privat-kunden zu gewinnen“, sagt FabianDeschler. Bettina Klotz

So könnte einTU-Laptop vonaußen aussehen …

… und so von innen© to

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Preisedas Fachgebiet „Strategisches Manage-ment“ für den Aufbau und die Gestaltungeines sehr erfolgreichen Lehrkonzeptesdurch drei renommierte Honorarprofesso-ren.

Innovative Getränke

/bk/ Mit der „Entwicklung von neuartigenGetränken auf der Basis von Bierwürzedurch Mischfermentation“ beschäftigt sichJohannes Bader in seiner Dissertation, dieer zurzeit am TU-Fachgebiet Mikrobiologieund Genetik schreibt. Für seine zukunfts-weisende Arbeit wurde er kürzlich mit demHenrich-Funke-Pschorr-Preis der Deut-schen Brauindustrie ausgezeichnet, mitdem hervorragende Arbeiten im Bereichder Brauwirtschaft geehrt werden. Johan-nes Bader erhielt ein Preisgeld in Höhe von1500 Euro.

Bewerbung zumHermann-Appel-Preis

/bk/ Bis zum 31. Juli 2007 können sich Di-plomanden und Doktoranden von Hoch-und Fachhochschulen, die im Bereich Elek-tronikentwicklung (Antriebselektronik,Fahrzeugelektronik etc.), Antriebsstrang-oder Fahrzeugentwicklung herausragendeLeistungen erbracht haben, um den Her-mann-Appel-Preis bewerben. In jedem derdrei Fachgebiete werden eine Diplomar-beit und eine Doktorarbeit ausgezeichnet.Die Arbeiten werden mit jeweils 3000 Europrämiert. Vergeben wird der Hermann-Ap-pel-Preis durch die IAV, Ingenieurgesell-schaft Auto und Verkehr. Sie erinnert damitan ihren Gründer und ehemaligen Ge-schäftsführer, den verstorbenen TU-Profes-sor Dr. Hermann Appel, und führt die vonihm begonnene Verknüpfung von Wirt-schaft und Wissenschaft fort.➥ www.hermann-appel-preis.de/start/

ausschreibung.htm

Physik-Studienpreis

/bk/ Die TU-Absolventin Sibylle Braun-gardt und ihre beiden Kommilitonen ausdem Studiengang Physik an der TU Berlin,Stefan Hirtschutz und Alexander Senger,wurden am 12. Juli 2007 mit dem „Physik-Studienpreis“ der Wilhelm Heinrich He-raeus und Else Heraeus-Stiftung ausge-zeichnet. Der Preis wird an hervorragendeDiplomphysiker und -physikerinnen derBerliner Universitäten und der UniversitätPotsdam vergeben. Der mit jeweils 1500Euro dotierte Preis wird durch die Physika-lische Gesellschaft zu Berlin ausgelobt undjährlich an zehn Personen vergeben. Aus-gezeichnet wird, wer sein Studium inner-halb von zehn Semestern und mindestensmit der Note „gut“ abgeschlossen hat.

Preise für Wi-Ings

/bk/ Zahlreiche Auszeichnungen gab esbeim Abschied der Wirtschaftsingenieuream 13. Juli 2007. Schnellster Absolvent vonallen war Henryk Stöckert, der nur acht Se-mester für das Wi-Ing-Studium benötigte.Der beste Absolvent in dem Jahrgang istPhilipp Julius Offermann, der mit der Note1,04 abschloss. Bettina Steude hat die bes-te Diplomarbeit des Lehrstuhls für Innova-tions- und Technologiemanagement ge-schrieben und wurde ebenfalls mit einemPreis geehrt. Auch für Absolventen desFachgebiets Logistik gab es Preise für guteDiplomarbeiten, die von der Bundesverei-nigung Logistik vergeben wurden. Preisträ-ger sind Thomas Drewes, Philipp Bensel,Gesa Falkenburg und Franz Fürstenberg.Im Rahmen der Feier wurde auch derBaumgarten-Wagon-Preis vergeben, dervon Prof. Dr. Helmut Baumgarten ins Lebengerufen wurde und mit dem besondereVerdienste im Bereich Wirtschaftsinge-nieurwesen geehrt werden. Der mit 5000Euro dotierte Preis ging in diesem Jahr an

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Page 11: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007 Seite 11TIPPS & TERMINE

„Preis für das beste deutsche Hoch-schulmagazin“, verliehen von „DieZeit“ und der Hochschulrektoren-konferenz (HRK), November 2005,für das Publikationskonzept der TU-Pressestelle

Herausgeber: Presse- und Informations-referat der Technischen Universität Ber-lin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin☎ (030) 314-2 29 19/2 39 22,Fax: (030) 314-2 39 09,✉ [email protected]➥ www.pressestelle.tu-berlin.deChefredaktion: Dr. Kristina R. Zerges(tz) Chef vom Dienst: Patricia Pätzold-Algner (pp, KoKo) Redaktion: Dr. Ca-rina Baganz (caba), Ramona Ehret (ehr)(Tipps & Termine), Bettina Klotz (bk),Sybille Nitsche (sn), Stefanie Terp (stt)Layout: Patricia Pätzold-AlgnerFotografin: Sabine BöckWWW-Präsentation: UlrikeFriedrich (fri)Gesamtherstellung: deutsch-türkischerfotosatz (dtf), Markgrafenstraße 67,10969 Berlin, ☎ (030) 25 37 27-0Anzeigenverwaltung: unicom Werbe-agentur GmbH, Hentigstraße 14a,10318 Berlin, ☎ (030) 65 94-16 96,Fax: (030) 65 26-42 78,➥ www.unicom-berlin.comVertrieb: Ramona Ehret,☎ 314-2 29 19Auflage: 16 000Erscheinungsweise: monatlich, neunmalim 22. JahrgangRedaktionsschluss: siehe letzte Seite.Namentlich gekennzeichnete Beiträgemüssen nicht unbedingt mit der Mei-nung der Redaktion übereinstimmen.Unverlangt eingesandte Manuskripteund Leserbriefe können nicht zurückge-schickt werden. Die Redaktion behältsich vor, diese zu veröffentlichen und zukürzen. Alle Rechte vorbehalten. Nach-druck, auch auszugsweise, sowie Ver-vielfältigung u. Ä. nur mit ausdrückli-cher Genehmigung des Herausgebers.H intern wird auf überwiegend aus Alt-papier bestehendem und 100 % chlor-frei gebleichtem Papier gedruckt.

Impressum

Akademischer Senat

jeweils um 14.15 UhrOrt: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135,10623 Berlin, Hauptgebäude,Raum H 1035

12. September 2007 (Feriensenat)24. Oktober 200714. November 20075. Dezember 200716. Januar 20086. Februar 2008

➥ www.tu-berlin.de/asv/as/index.html

Kuratorium

jeweils um 9.30 UhrOrt: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135,10623 Berlin, Hauptgebäude,Raum H 1035

20. Juli 200717. Oktober 20077. Dezember 20076. Februar 200816. April 200819. Juni 200817. Oktober 200812. Dezember 2008 (unter Vorbehalt)4. Februar 2009

Gremien

Ein Text im Wandel der Veröffentlichungsarten Mit einer Ausstellung von Medien aus ihrem Bestand zum Thema „Goethes ‚Faust’“ wür-digt die Universitätsbibliothek der TU Berlin noch einmal das Jahr der Geisteswissenschaften. Exemplarisch werden an diesen Medien die gravieren-den Veränderungen in der Art der Überlieferung von Schrift und Text in den letzten Jahrhunderten verdeutlicht: Zu sehen sind Bücher, Faksimiles,Hörbuch- und Theater-CD-ROMs und DVDs, die teilweise nach Beendigung der Ausstellung ausgeliehen werden können. Die Ausstellung ist zu se-hen vom 11. 7. bis 5. 10. 2007, in der Universitätbibliothek der TU Berlin, Fasanenstraße 88 (im Volkswagen-Haus), 3. Etage. pp

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Preise und Stipendien

Wolfgang-Ritter-PreisDie Wolfgang-Ritter-Stiftung schreibt jähr-lich einen Preis aus, mit dem hervorragen-de wissenschaftliche Leistungen auf demGebiet der Betriebs- und Volkswirtschafts-lehre ausgezeichnet werden. Die einzurei-chenden Arbeiten sollen sich mit wirt-schaftswissenschaftlichen Themen, insbe-sondere auf dem Gebiet der sozialenMarktwirtschaft, befassen und deren Mög-lichkeiten und Grenzen aufzeigen. DerPreis ist mit maximal 20 000 Euro dotiertund kann geteilt werden. Zugelassen sindDissertationen und Habilitationsschriftensowie sonstige Monografien. Einsende-schluss ist der 12. Oktober 2007.FIDES Treuhandgesellschaft KG, Dr. HelgeBernd von Ahsen, Contrescarpe 97, 28195Bremen☎ 0421/3 01 31 63➥ www.wolfgang-ritter-stiftung.de

HDI-InnovationspreisMit insgesamt 20 000 Euro ist der „Innova-tionspreis für Sicherheit“ dotiert, den dieHDI-Versicherungen bundesweit aus-schreiben. Angesprochen werden kreativeMenschen, deren Ideen und Erfindungeneinen innovativen Beitrag zum Thema Si-cherheit leisten können. Die fünf bestenIdeen werden prämiert. Darüber hinauswerden diese Erfindungen auf der Interna-tionalen Fachmesse „Ideen.Erfindun-gen.Neuheiten IENA 2007“ vom 1. bis 4.November 2007 in Nürnberg am Stand derHDI-Versicherungen einem breiten Publi-kum vorgestellt. Einsendeschluss ist der 15.September 2007.➥ www.hdi.de/innovationspreis.

Promotions- und Postdoc-Stipendien

Im Rahmen des von der Deutschen For-schungsgemeinschaft geförderten interdis-ziplinären Graduiertenkollegs sind ab dem1. Januar 2008 für die Dauer von drei Jah-ren (Doktorandinnen und Doktoranden)beziehungsweise zwei Jahren (Postdokto-randinnen und -doktoranden) zwölf Pro-motionsstipendien und zwei Postdoktoran-denstipendien zu vergeben. Das Kolleg istein gemeinsames Projekt von den dreigroßen Berliner und drei New Yorker Uni-versitäten, das Forschung zu Metropolenim 20. Jahrhundert anregen will.Bewerbungsschluss: 1. August 2007✉ [email protected]➥ www.metropolitanstudies.de

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AusstellungJährlich verschwinden zahlreicheBauten, die man, hätte man sie recht-zeitig in anderem Licht betrachtet, alsästhetische und historisch wertvolleBauwerke im Kulturerbe der Städteund Regionen hätte erkennen und viel-leicht auch bewahren und sanierenkönnen.Die Ausstellung „Denkmal!Moderne“über den Umgang mit dem jüngstenKulturerbe, die bis Mitte Juli im Schin-kel-Zentrum für Architektur, Stadt-forschung und Denkmalpflege der TUBerlin zu sehen war ( H intern 6/07),mitveranstaltet von der Arbeitsge-meinschaft „Gefährdete Nachkriegs-

moderne“ unter Leitung der Fachgebiete Kunstgeschichte und Denkmalpflege, wirdvoraussichtlich noch einmal zum Tag des offenen Denkmals vom 7. bis 11. September2007 im Berliner Congress Center am Alexanderplatz gezeigt werden. Das Foto zeigt:Schirmherr Edzard Reuter (Mitte) in der Ausstellung mit den Professoren GabrieleDolff-Bonekämper und Adrian von Buttlar.

20. Juli 2007Golfturnier – Uni-Golf-CupSchirmherr: Prof. Dr. Kurt Kutzler, Präsi-dent der Technischen Universität BerlinKontakt: Eduard Neuberg-Winkler, ☎ 314-2 46 47, ✉ [email protected] Ort: Golfclub Stolper Heide, AmGolfclub 1, 16540 Hohen Neuendorf OTStolpe Zeit: 14.00–21.00 UhrHinweis: Das Anfänger/innen-Golfturnierfindet auf dem Sechs-Loch-Kurzplatz desGolfclubs Stolper Heide gemeinsam mitdem Uni-Golf-Cup statt und ist für Studie-rende, Alumni und externe Gäste ohnePlatzerlaubnis vorgesehen. Gespielt wer-den 18 Loch (3 x 6) im Stableford-Zählspiel.

27. Juli 2007125 Jahre Lichttechnik an der TU Berlin und50 Jahre Verein zur Förderung des Fachge-biets LichttechnikKontakt: Prof. Dr. rer. nat. Heinrich Kaase,☎ 314-2 24 01, Fax: -2 21 61, ✉ [email protected] ➥ lichttechnik.tu-ber-lin.de Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni136, 10623 Berlin, Mathematikgebäude,Hörsaal MA 005 Zeit: 13.00 UhrHinweis: Um Anmeldung wird gebeten.

9. September 2007Tag des offenen Denkmals 2007Der Masterstudiengang Denkmalpflege derTU Berlin beteiligt sich bereits zum wieder-holten Mal am Tag des offenen Denkmals.Am Sonntag, dem 9. September wird eineFührung über das Gebiet der ehemaligenGrenzlandschaft Dreilinden angeboten.Projekt: Grenzübergänge DreilindenVeranstalter: TU Berlin, Fachgebiet Histo-rische Bauforschung, MasterstudiengangDenkmalpflege Kontakt: ☎ 314-7 96 11,Fax: -7 96 12, ✉ [email protected]➥ http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd Ort: Grenzübergänge Dreilinden,Potsdamer Chaussee 61–63, 14109 Berlin-Zehlendorf, Verkehrsanbindung: Bus Linie118, Haltestelle Isoldestraße, 5 MinutenFußweg Führung: Sonntag, 9. September2007 Beginn: 13.00 Uhr Dauer: etwa zwei-Stunden Treffpunkt: Ehemalige RaststätteDreilinden, Westseite Führer: Jens Meier,Jocelyn Oth

15. September 2007Tag der offenen Tür in den T-LabsDie Deutschen Telekom Laboratories Ber-lin sind „Ort im Land der Ideen“Veranstalter: Deutsche Telekom Laborato-ries Berlin Kontakt: Hermann Hartentha-ler, ✉ [email protected]: T-Labs, Ernst-Reuter-Platz 7, 10587Berlin Zeit: wird noch bekannt gegeben.

27. und 28. September 2007100 Jahre Fachgebiet KraftfahrzeugtechnikKontakt: Prof. Dr. rer. nat. Volker Schind-ler, ☎ 314-7 29 70, Fax: -7 25 05, ✉ [email protected] Ort und Zeit:werden noch bekannt gegeben.

12. bis 21. Oktober 2007100 Internationale Malerinnen und Malerund die Berliner Medien helfen den Straßen-kindern der ArcheAusstellung mit Versteigerung

Schirmherrschaft: Bundesfamilienministe-rin Dr. Ursula von der LeyenKontakt: Ursula Buschle, TU Berlin, ☎ 314-2 22 00, ✉ [email protected], H. G. Verjans,Artunikat Compakt, Tel./Fax: 02228/80 61,Mobil: 0177/7 38 62 53, ✉ [email protected] Ort: TU Berlin, Straße des 17.Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude,Lichthof Zeit: Mo–Fr., 8.00 bis 20.00 Uhr

––– Veranstaltungen –––

➥Weitere Informationen zu Personalia, Veran-staltungen, Informationen und Termine zu Ver-anstaltungen des Career Center und des Stu-dierendenservice der TU Berlin finden Sie unterfolgenden Links:➥ www.pressestelle.tu-berlin.de/

medieninformationen (Nr. 139)➥ www.tu-berlin.de/presse/kalender/➥ www.career.tu-berlin.de/veranstaltungen➥ www.studienberatung.tu-berlin.de/

aktuell/gruppen.html

Page 12: Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin · PDF fileLohn der Mühen: ein Diplom, über-reicht vom Ersten Vizepräsidenten der TU Berlin, Professor Jörg Steinbach.

Seite 12 TU intern Nr. 7–9 · Juli 2007VERMISCHTES

Die nächste Ausgabe derH intern erscheint im Oktober.

Redaktionsschluss:

26. September 2007

SCHLUSS

Fallobst„Wie Gottfried Benn gesagt hat: ‚Dummsein und Arbeit haben, das ist das Glück.’“Henryk M. Broder in „Der Tagesspiegel“, 24. 6. 2007

„Der Papst gilt in seiner Beliebtheit als der‚Knut’ der katholischen Kirche.“Nike Wagner in „Lesen!“, ZDF, 26. 6. 2007

DAS ALLERLETZTE

Rucke-di-guh

Da! Nimm das Messer und hau dieZehe ab! Wenn du Königin bist,

brauchst du nicht mehr zu Fuß zu ge-hen“, rät die überehrgeizige Mutterihren Töchtern, als deren Füße nichtin den grazilen Schuh passen, denAschenputtel auf der Schlosstreppeverloren hat und dessen Besitzerinnun vom Königssohn als Braut ge-sucht wird. Aschenputtels böse Stief-schwestern hatten noch ein wirt-schaftliches Motiv für die Fußver-stümmelung: Sie wollten eine außer-ordentlich gute Partie machen.Dumm nur, dass die Tauben – „ru-cke-di-guh, Blut ist im Schuh“ – denSchwindel auffliegen ließen. Diejahrhundertealte Cinderella-Storybekommt, man glaubt es kaum, zu-mindest in den USA neue Aktualität.Anders als im Märchen machen heu-te allerdings nicht die Verstümme-lungswilligen die gute Partie. Abzo-cken tun vielmehr hoch angesehene

Designer, die Schuhwerk fabrizie-ren, das für den menschlichen Fußungeeignet ist. Sie arbeiten skrupel-losen Chirurgen in die Hände und indie Taschen, die ohne medizinischeNotwendigkeit Zehen entfernen,Knochen abhobeln und Gliedmaßenverkürzen, bis sie in den Designer-schuh passen. Das bringt dann auchwieder etwas Farbe in den öden chi-rurgischen Alltag, der mit dem Zu-richten von Nasen, dem Ausstopfenvon Kunstbusen, dem Entfernen vonRippen für eine schlanke Taille unddem Intimlifting langweilt.In Deutschland haben wir ja zumGlück die starke Solidargemein-schaft der Krankenkassen. Nur fürden Fall, dass die Damen mit ihrenteuren Designerschlappen am verun-stalteten Fuß doch nicht in der Kö-nigskutsche sitzen, sondern im Roll-stuhl.Rucke-di-guh! pp

Das Hochspannungslabor im LichthofTrias von Forschung, Lehre und Experiment: Der Pionier der Elektrotechnik Adolf Matthias

Vor 125 Jahren, am 29. Juli 1882 wur-de in Trier einer der großen Pioniereder Berliner Elektrotechnik geboren:Adolf Matthias. Gewitter- und Hoch-spannungsforschung waren seineSpezialgebiete. Sein bedeutendsterSchüler an der Technischen Hoch-schule Berlin war der Nobelpreisträ-ger Ernst Ruska, der als junger Dok-torand in Matthias’ Institut dasElektronenmikroskop – quasi als eingeniales „Nebenprodukt“ der For-schung – entwickelte ( HH intern,12/2006).

Schon als Schüler in Koblenz faszinier-te Matthias die Naturerscheinung desBlitzes. Er studierte von 1902 bis 1906an der TH Hannover Elektrotechnik,kam 1907 nach Berlin, wirkte als As-sistent von Friedrich Eichberg in derBahnfabrik der AEG und wurde Leiterder Prüffelder und des Entwicklungs-laboratoriums der Hochspannungsfa-brik. 1913 folgte er einem Ruf an dieTechnische Staatslehranstalt Ham-burg als Oberlehrer für allgemeineElektrotechnik und Leiter des Stark-strom- und Hochspannungslaboratori-ums.Von Anfang an waren Experiment,Lehre und Forschung jene Trias, die

sein Leben bestimmen sollte.Selbst während des erstenWeltkrieges war er als Offiziermit Energiefragen betraut.Danach trat Matthias als Chef-ingenieur erneut in den Dienstder AEG. Die 1921 von dendeutschen Elektrizitätswerkengegründete „Studiengesell-schaft für Hochspannungsanla-gen“ übertrug ihm den Vorsitz.Dort befasste er sich mit der Er-forschung von Gewittereinwir-kungen auf Hochspannungsan-lagen, der Untersuchung vonRaureifstörungen an Freileitun-gen sowie Arbeiten zur Verbes-serung der elektrischen Isolier-stoffe, Schlüsselfragen im Zeit-alter einer massenhaften Elektrifizie-rung von Kleinbetrieben und Haushal-ten. Matthias erwies sich als vorzügli-cher Forschungsmanager und pflegteeine intensive Zusammenarbeit mitden verschiedensten Hochschulinstitu-ten, besonders mit der TH Berlin, dieihn 1925 zum Honorarprofessor er-nannte und schon 1926 zum ordentli-chen Professor für Hochspannungs-technik und elektrische Anlagen. Zu-gleich sollte an der TH ein Hochspan-nungslaboratorium geschaffen werden.

In Ermangelung eines alternativen Or-tes erhielt es zunächst in einem Licht-hof der Hochschule erste Unterkunft.Das wichtigste Messgerät für das La-boratorium wurde der Kathoden-strahlenoszillograf. Die Analogie derKathodenstrahlen zum Lichtstrahlließ im Institut die Idee einer neuenMikroskopie entstehen. Matthias gabsolchen innovativen Ideen einen Frei-raum und baute zugleich das Hoch-spannungslaboratorium weiter aus.Von der TH siedelte man nach Babels-

berg, auf das alte Gelände desKaiser-Wilhelm-Instituts fürSprengstoff über.1945 wurde das Laboratoriumvollständig von der Roten Ar-mee demontiert und in dieSowjetunion gebracht. Matthi-as stand vor dem Aus. Doch erkehrte an seinen alten Arbeits-ort, die neu gegründete TUBerlin, zurück und begann mitdem Neuaufbau seines For-schungsgebiets. Über seineEmeritierung hinaus blieb erder TU verbunden. Er starb –fast bis zuletzt forschend tätigund hochgeehrt unter anderemals Ehrensenator der TU Ber-lin – am 3. 9. 1961. Sein Grab

befindet sich wie auch das seines be-rühmtesten Schülers, Ernst Ruska,auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.Die neue Einrichtung für Hochspan-nungsforschung wurde in seinem To-desjahr „Adolf-Matthias-Institut“ be-nannt.

Hans Christian Förster

Weitere Artikel aus der Reihe „Orte derErinnerung“ finden Sie unter:➥ www.tu-berlin.de/uebertu/

erinnerung.htm

Ich mußte älter, ja – nach einem Wor-te Mephistopheles’ – ‚alt‘ werden, um

das ‚Leben‘, die Menschen einigerma-ßen zu verstehen.“Mit diesem Rückblick betrachtete Juli-us Wolf, Grenzgänger zwischen denDisziplinen – Ökonomie, Sexual- undBevölkerungswissenschaft –, ein lan-ges, kämpferisches wissenschaftlichesund politisches Wirken. Die akademi-sche Karriere begann für den 1862 inBrünn geborenen Wolf als Professor fürÖkonomie und Statistik 1885 an derUniversität Zürich. Sie führte ihn 1897an die Universität Breslau, 1913schließlich an die Königliche Techni-sche Hochschule zu Charlottenburg,der Vorgängereinrichtung der TU Ber-lin. Hier wirkte er als Dekan und Mit-glied des Senats und nach seiner Emeri-tierung 1922/23 als deren Ehrenbürger.Früh hatte der Doktorvater Rosa Lu-xemburgs durch kritische Auseinan-dersetzungen mit der marxistischenKrisentheorie und den kathedersozia-listischen Positionen zur Sozialpolitikden Ruf eines „Manchester-Ökono-men“ erworben. Dies erschwerte sei-nen akademischen Aufstieg inDeutschland, engte aber sein Schaffennicht ein. Er wirkte als Initiator des Mit-

nelle Denker und umstrittene Theore-tiker weitgehend.Julius Wolf starb am 1. Mai 1937 in sei-ner Wohnung am Kurfürstendamm52. Er fand seine letzte Ruhestätte aufdem Waldfriedhof Wilmersdorf inStahnsdorf bei Berlin. Seine Grabin-schrift lautet: „…Dieser ist ein Menschgewesen und das heißt ein Kämpfersein.“ 70 Jahre nach seinem Tod soll-te sich die TU Berlin an ihren bedeu-tenden Hochschullehrer erinnern.

Dr. Ursula Ferdinand,Institut für Soziologie, Forschungs-

gruppe Bevölkerungsfragen

teleuropäischen Wirtschaftsvereins(gegründet 1904), mit seiner „Zeit-schrift für Socialwissenschaft“ und den„Finanzwirtschaftlichen Zeitfragen“,als Mitbegründer und Vorsitzender der„Internationalen Gesellschaft für Se-xualforschung“ (1913) wie der „Deut-schen Gesellschaft für Bevölkerungs-politik“ (1915) und nach dem Krieg alsBerater zu Valuta- und Reparationsfra-gen sowie zur Tarifpolitik.Als Vertreter eines „gebändigten Kapi-talismus“ kritisierte er Fortschrittsop-timismus wie eugenische Degenerati-onsszenarien und begründete zugleichseinen Ruf als Theoretiker des Gebur-tenrückgangs. Dazu löste Wolf die Be-völkerungsfrage zunächst aus der ase-xuellen Ökonomie, um dann im Bünd-nis mit der „dirty science“ (Sexualwis-senschaft) seine These der „Rationali-sierung des Sexuallebens“ zu einer se-xologischen Bevölkerungstheorie zuverdichten. Zugleich stritt der Befür-worter reproduktiver Menschenrechtefür die Legalisierung der Abtreibung.Mit der nationalsozialistischen Macht-übernahme verschwand Wolfs Nameaus der Liste der Ehrenbürger der Ber-liner Technischen Hochschule. AlsJude diffamiert, verstummte der origi-

Umstritten, diffamiert, verstummtErinnerung an Julius Wolf, Doktorvater Rosa Luxemburgs und Ehrensenator der TH Charlottenburg

H intern fragt Menschen in der Uni,was sie empfehlen würden. Dr. UtaDobrinkat-Otte ist im Studieren-denservice für die Beratung zu Sti-pendien und Karriere zuständig.

Bisher war ich der Lektüre des„Wallenstein“, dieses Urgesteinsder deutschen Klassik, des dreitei-ligen Geschichts- und Verschwö-rungsdramas aus dem Dreißigjähri-gen Krieg, immer erfolgreich ausdem Weg gegangen. Schuld an ei-nem plötzlichen Sinneswandel istder Theater-mann PeterStein, derkürzlich miteinem spek-takulärenSchiller-Pro-jekt in Berlinvon sich re-den machte:der gesamte „Wallenstein“ als mo-numentaler Einakter an einem Tagauf die Bühne gestemmt, über sie-beneinhalbtausend Verse – Knittel-verse und Jamben –, Wort für Wortvom Blatt gespielt, zehn Stundenlang.Jetzt will ich es wissen: Kann manden „Wallenstein“ überhaupt nochlesen? 457 Seiten, getestet währendeines viertägigen Pfingsturlaubs –es geht erstaunlich gut! Die Knittel-verse lesen sich etwas mühsam. Dasdramaturgische Konzept bewegtsich von den Statisten zu denHauptdarstellern, von den äußerenzu den inneren Motiven. Bis Wal-lenstein, Herzog von Friedland, imzweiten Teil endlich persönlich auf-tritt, ist schon das ganze Hand-lungs- und Beziehungsgeflecht umden Emporkömmling und Macht-menschen entworfen, um den lei-denschaftlichen Spieler und Horo-skopsüchtigen, den zauderndenHeerführer, dessen Image zwi-schen Friedensfürst und Kriegsver-brecher schillert. Er spielt mit demVerrat und wird selbst verraten.Die verschiedenen Intrigen entfal-ten sich spannend, die Motive dereinzelnen Protagonisten enthüllensich erst nach und nach. Der zwei-te Teil endet so, dass man gleich mitdem nächsten Teil „WallensteinsTod“ beginnen muss, einfach um zuerfahren, wie es weitergeht. „Wal-lenstein“ kann durchaus als Polit-thriller mit Familiendrama gelesenwerden: das Spiel mit der Macht,dienstliche und menschliche Loya-litätskonflikte, Lug und Betrug,alte Freundschaften, aus denentödliche Feindschaften werden. Dagibt es auch die schwache Ehefrauund die machtbewusste Geliebte,da ist die Tochter, die mit ihrer Lie-be zwischen die Fronten gerät, ge-nauso wie ihr junger Freund selbst.Es gibt einen zweifachen Vater-Sohn-Konflikt. Und für (fast) alleendet das Spiel um den verratenenVerräter tödlich. Schiller macht esspannend, bis zum Schluss!Sitzkissen wie bei Peter Steinbrauchte ich nicht. Die Lektüre von„Wallenstein“ am Strand von Bar-celona war sicher bequemer.

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BUCHTIPP

Adolf Matthias’ Grab auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf

Im Laufschritt

In Windeseile entwickelte sich die5-x-5-Kilometer-DKB-Team-Staffel

des SC Charlottenburg zu einer dergrößten deutschen Laufveranstaltun-gen: 14 000 Läufer in 2800 Teams wa-ren jüngst dabei. Auch mehrere TU-Teams waren schon mehrmals dabei.So wurde auch das Team „QOOL“ –Professor Joachim Herrmann vomFachgebiet Qualitätswissenschaft, sei-ne wissenschaftlichen Mitarbeiter und

eine studentische Mitarbeiterin – vonKolleginnen und Kollegen ordentlichangefeuert. Mit ihren weinrot leuch-tenden T-Shirts vom TU-Hochschul-sport, gesponsert von der Firma Kijiji,waren sie für die Fans im Läuferfeldtrotz Schlamm und Regen immer leichtauszumachen (siehe Foto). In diesemJahr noch zwei Minuten drüber, willdas QOOL-Team nächstes Jahr dieZwei-Stunden-Marke knacken. Toi,toi, toi! pp

Julius Wolf

Wer gibt dem Beton-Buddy seinen Namen?

Noch namenlos ist der tonnen-schwere Buddy-Bär, den engagier-

te Studenten des Bauingenieurwesensüber ein Jahr lang aus fünf verschie-denartigen Betonarten gebaut haben,der ein Herz aus lichtdurchlässigemBeton hat und der erstmalig auf derLangen Nacht der Wissenschaften am9. Juni 2007 vorgestellt wurde (sieheH intern 6/07, S. 5).Vorschläge für einen zugkräftigen, ori-ginellen Namen werden noch bis zum25. September 2007 entgegengenom-men. Als Preis winkt ein Miniatur-Buddy-Bär aus Porzellan. Viel Glück!

Zur Einreichung der Vorschläge bittefolgende Möglichkeiten nutzen:

Per Mail: [email protected] Fax: 314-7 21 10Per Post: TU Berlin, Fachgebiet Baustof-fe und Baustoffprüfung, Sekr. TIB 1 B4,Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin

Jeldrik Mainka, Philipp Schüler und Lars Pau-lat legen letzte Hand an ihren Beton-Buddy-Bären

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