Die Homilien zum Ersten Buch Samuel () || Die griechisch erhaltene Homilie über 1 Sam. 28,3–25

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Die griechisch erhaltene Homilieüber 1 Sam. 28,3–25

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ÆVrige noyw eiÆw thÁ n tvÄ n BasileivÄ n aÂ174r 283

1. TaÁ aÆ nagnvsueÂnta pleiÂona eÆstin, kaiÁ eÆpeiÁ xrhÁ eÆpitemno menon eiÆpeiÄn,d eiÆsiÁn perikopaiÂ. ÆAnegnv suh taÁ eë jhÄw tvÄ n periÁ Na bal toÁ n Karmh lion, a

eiËta metaÁ toyÄto hë iëstoriÂa hë periÁ toyÄ kekry fuai toÁ n DabiÁd paraÁ toiÄw

ZifaiÂoiw kaiÁ diabeblhÄsuai ayÆ toÁ n yë p’ ayÆ tvÄ n, eÆlhlyue nai deÁ toÁ n SaoyÁ l boy- 5

lo menon labeiÄn toÁ n DabiÁd kaiÁ eÆlhlyuo ta eÆpithrhÄsai kairo n, eÆpelhlyue naite t ìvÄ SaoyÁ l toÁ n DabiÁd kaiÁ eiÆlhfe nai, koimvmeÂnoy ayÆ toyÄ kaiÁ tvÄ n froy-

roy ntvn ayÆ to n, „toÁ do ry kaiÁ toÁ n fakoÁ n toyÄ yÏdatow“ b kaiÁ metaÁ toyÄto

eÍlegxon prosenhnoxe nai toiÄw pepisteyme noiw meÁ n fyla ttein ayÆ to n, aÆ po-

koimhueiÄsin de · c eiËta [taÁ ] eë jhÄw hë iëstoriÂa hËn hë triÂth, oÏti kateÂfyge „proÁ w 10

ÆAg⟨xoyÁ w yiëoÁ n ÆAmmaÁ ⟩x basileÂa GeÁ u“ d oë DabiÂd, kaiÁ oÏshn eyÎre xa rin par’ayÆ t ìvÄ metaÁ taÁ pollaÁ aÆ ndragauh mata oë DabiÂd, proÁ w oÊn „aÆ rxisvmatofy -

laka uh somai se“ fhsiÂn· e eë jhÄw toy toiw hËn hë iëstoriÂa hë diabo htow hë periÁ thÄw

eÆggastrimy uoy kaiÁ periÁ toyÄ Samoyh l, oÏti eÍdojen aÆ nenhnoxe nai hë eÆggas-

triÂmyuow toÁ n SamoyhÁ l kaiÁ oë SamoyhÁ l profhtey ei t ìvÄ Saoy l. f Tessa rvn 15

oyÆ svÄ n perikopvÄn, vÎ n eëka sth pra gmata oyÆ k oÆ liÂga eÍxei, aÆ llaÁ kaiÁ toyÁ w

dyname noyw eÆjeta zein dyna mena aÆ sxolhÄsai vÏ raw oyÆ miaÄw syna jevw aÆ llaÁ kaiÁ

pleio nvn, oë tiÂpote boy letai oë eÆpiÂskopow proteina tv tvÄn tessa rvn, iÏnaperiÁ toyÄto aÆ sxolhuvÄmen.

a 1 Sam. 25 b 1 Sam. 26,12 c 1 Sam. 26 d 1 Sam. 27,2 e 1 Sam. 28,2 f 1 Sam.28,3–25

3 d eiÆsiÁn Bl diÂsin M 8 ayÆ to n Al ayÆ tvÄ n M toyÄto Bl toy toy M 10 taÁ M del.Kl 11 ÆAgxoyÁ w yiëoÁ n ÆAmmaÁ x Kl nach LXX arx’ M 16 toyÁ w dynameÂnoyw Bl Kl toiÄwdyname noiw M Nt 18 proteina tv Al protina tv M

1 Sy najiw ist einer der Begriffe, mit denen Origenes als erster die Versammlung zumchristlichen Gottesdienst bezeichnet (vor ihm ist der Begriff in dieser Verwendungnicht nachweisbar); vgl. jetzt auch in Ps. 77 hom. 5,5 (Codex Monacensis graec. 314fol. 268r). Vom 4. bis 6. Jahrhundert war das die gängige Bezeichnung für die Feier,ist dann aber verschwunden: Hanssens, Institutiones liturgicae II, 24–33. Außerdemgebraucht Origenes dafür syneÂleysiw: orat. 31,5 (GCS Orig. 2, 398), aÍuroisma: inPs. 36 hom. 1,5 (fol. 40v); in Matth. comm. XI 18 (GCS Orig. 10, 65); XVI 22 (10,551) – toÁ thÄw koino teron eÆkklhsiÂaw legome nhw aÍ uroisma, „die Versammlung, dieman gemeinhin Kirche nennt“: ebd. XI 18 (10, 65) – oder Wendungen wie eÆpiÁ toÁ

ayÆ toÁ eÆn synagvgaiÄw zusammenkommen: ebd. XVI 21 (10, 548) und eÍrxesuai eÆpiÁ

synagvgh n: in Hier. hom. 4,3 (GCS Orig. 32, 25); 18,5 (32, 157); in Ps. 76 hom. 2,5(fol. 190v); in Ps. 77 hom. 3,3 (fol. 246v); in Ps. 81 hom. 1,1 (fol. 360r–v). In denlateinischen Übersetzungen begegnen dafür Begriffe wie collecta: in Is. hom. 1,1(GCS Orig. 8, 244), coetus und congregatio: in Hiez. hom. 1,11 (GCS Orig. 8, 335); in

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Von Origenes, zum Ersten Buch der Königtümer

1. Die vorgelesenen Texte sind ziemlich lang, und wenn ich sie zusam-menfassen soll, so sind es vier Abschnitte. Gelesen wurde die Erzählung vonNabal, dem Karmeliter,a danach dann die Geschichte, wie David sich bei denSifitern versteckte und von ihnen getäuscht wurde, nachdem Saul gekom-5

men war, um David zu fangen, und nach seiner Ankunft einen günstigenZeitpunkt abpasste, David sich aber an Saul heranmachte und ihm, währender und seine Leibwächter schliefen, „den Speer und den Wasserkrug“ weg-nahmb und sie daraufhin denen als Beweis vorhielt, die mit seiner Bewa-chung betraut waren, aber eingeschlafen waren;c darauf folgte als drittes die10

Geschichte, wie David sich „zu ⟨Achisch, dem Sohn⟩ Maochs, dem Königvon Gat,“d flüchtete und wie viel Wohlwollen David bei diesem nach vielenHeldentaten fand, so dass dieser zu ihm sagte: „Ich werde dich zum Anfüh-rer meiner Leibwache machen“;e danach kam die bekannte Geschichte vonder Wahrsagerin und Samuel, wie die Wahrsagerin anscheinend Samuel her-15

aufgeholt hat und Samuel dem Saul eine Prophezeiung erteilt.f Es sind alsovier Abschnitte, von denen jeder nicht wenige Schwierigkeiten enthält undauch exegetische Fachleute nicht nur in der Stunde einer einzigen Zusam-menkunft,1 sondern sogar in mehreren beschäftigen könnte.2 Deshalb magder Bischof nach seiner Wahl vorschlagen, mit welchem von den vieren wir20

uns befassen sollen.

Luc. hom. 7,7 (GCS Orig. 92, 46); in ecclesiam congregari: ebd. (92, 46) oder synagoga:ebd. 32,2 (92, 182); vgl. Schütz, Gottesdienst 17f. In Ps. 77 hom. 4,4 (fol. 252v)bezeichnet kyriako n wohl das Kirchengebäude (vielleicht auch den Sonntagsgot-tesdienst) und entspricht dem lateinischen Ausdruck dominica domus in Ex. hom. 12,2(GCS Orig. 6, 264): Perrone, Psalmenhomilien 207f.

2 Ähnlich in Num. hom. 6,1 (GCS Orig. 7, 31): „Mehrere Perikopen auf einmal sinduns vorgelesen worden, doch über sie alle zu sprechen gestattet weder die Kürze derZeit noch die Größe der Geheimnisse.“ Dass ein Gottesdienst etwa eine Stundedauerte (so auch Nautin, Origene 394; ders., SC 232, 111), ergibt sich aus in Ex.hom. 13,3 (GCS Orig. 6, 272), wo Origenes sich darüber beklagt, dass seine viel-beschäftigten Zuhörer kaum eine Stunde (uix unius horae puncto) dem Wort Gotteswidmen. Klagen über Zeitmangel – „denn die Zuhörer in der Kirche lieben dieKürze“: in Iud. hom. 6,1 (GCS Orig. 7, 498) – sind in den Predigten des Origenesüberaus häufig: in Lev. hom. 2,1 (GCS Orig. 6, 290); 7,1.4 (6, 370. 383); in Num.hom. 10,1 (GCS Orig. 7, 70); 14,1 (7, 120); 21,2 (7, 199); in Ios. hom. 20,3 (GCSOrig. 7, 420); in Hiez. hom. 13,4 (GCS Orig. 8, 449). Vgl. auch Nautin, SC 232,105f.

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204 Die griechisch erhaltene Homilie

TaÁ periÁ thÄw eÆggastrimy uoy, fhsiÂn, eÆjetazeÂsuv.2. ÍEniai meÁ n iëstoriÂai oyÆ x aÏptontai hë mvÄ n, eÍniai deÁ aÆ nagkaiÄai proÁ w thÁ n

eÆlpiÂda hë mvÄ n´ oyÏtv d’ eiËpon iëstoriÂai, eÆpeiÁ oyÆ deÂpv fua nomen eÆpiÁ taÁ thÄw284

aÆ nagvghÄw, pantiÁ t ìvÄ eiÆdo ti aÆ na gein hà aÆ koy ein aÆ nagomeÂnvn xrh sima. ⟨TvÄnoyËn thÄw iëstoriÂaw tinaÁ meÁ n xrh sima⟩ paÄsin, tinaÁ deÁ oyÆ paÄsin, oiÎon, vë w eÆpiÁ 5

paradeiÂgmatow, hë iëstoriÂa hë periÁ toyÄ LvÁ t kaiÁ tvÄ n uygateÂrvn ayÆ toyÄ a eiÆ

me n ti kataÁ thÁ n aÆ nagvghÁ n eÍxei xrh simon, ueoÁ w oiËden kaiÁ ìvÎ aà n xariÂshtai

toyÁ w lo goyw eÆkeiÂnoyw eÆjeta zein, eiÆ deÁ kataÁ thÁ n iëstoriÂan, zhth saiw aÍ n´ ti gaÁ roÍfelo w moi eÆk thÄw iëstoriÂaw thÄw periÁ toyÄ LvÁ t kaiÁ tvÄ n uygateÂrvn ayÆ toyÄ;

a Gen. 19,30–38

4–5 TvÄn ± xrh sima Kl 8 zhth saiw aÍ n Al zhth sesan M 9 oÍfelo w Pea v felo w M

3 Die Stelle ist erstens ein Beweis dafür, dass Origenes seine Predigten aus dem Steg-reif gehalten hat – vgl. in Lev. hom. 8,5 (GCS Orig. 6, 401): extemporaneus … istesermo; Pamphilus, apol. Orig. 9 (SC 464, 44): ex tempore; Rufinus, in Ios. hom. Orig.prol. (CChr.SL 20, 271) zu den Josuahomilien, quas ex tempore in ecclesia perorauitAdamantius senex; in Rom. comm. Orig. epil. (CChr.SL 20, 276) –, und zweitensdafür, dass die Mitschriften so veröffentlicht wurden, wie sie von den Stenographenaufgenommen worden waren, ohne dass Origenes sie nochmals Korrektur gelesenhätte: Preuschen, Stenographie 49f.; Schütz, Gottesdienst 83; Monaci Castagno,Origene predicatore 77f.; Nautin, SC 328, 63f.; Lienhard, Origen as Homilist45f.; Hammerstaedt/Terbuyken, Art. Improvisation 1261f. Für ähnliche Bemer-kungen vgl. Origenes, in Hiez. hom. 13,1 (GCS Orig. 8, 440): „Die Bischöfeweisen uns an, die Erzählung über den Fürsten von Tyrus (Ez. 28,12) zu erörternund von seinen Vorzügen und Fehlern zu reden, und desgleichen tragen sie uns auf,noch einmal etwas über den Pharao, den König von Ägypten (Ez. 29,2), zu sagen“(ganz so singulär, wie Nautin, ebd. 63, behauptet, ist die vorliegende Stelle in derSamuelhomilie also nicht); in Num. hom. 15,1 (GCS Orig. 7, 128): „Die Abfolgeder vorgetragenen Lesungen macht es erforderlich, dass wir vor allem darüber reden,was der Lektor vorgelesen hat. Aber da einige Brüder mich auffordern, in derPredigt lieber das zu erörtern, was über die Prophetie Bileams in der Schrift steht,hielt ich es für angemessen, mich nicht nach der Leseordnung, sondern nach denWünschen der Zuhörer zu richten.“

4 Die gegenteilige Aussage in I Cor. frg. 15 (p. 245 Jenkins) zu 1 Kor. 3,9–15: „Dashier Gesagte betrifft jeden Einzelnen von uns.“

5 Im Hintergrund dieser Aussage steht die exegetische Theorie des Origenes. DasWort iëstoriÂa, „Geschichte“, bezieht sich auf den Text als literarische Erzählung(story), die aÆ nagvgh , wörtlich „Hinaufführung“, auf eine „darüber hinausgehende“theologische, spirituelle und ethische Deutung. Bevor nach einer solchen gefragtwerden kann, muss der Sinn des Textes auf der Ebene der Erzählung – der „wört-liche“ Sinn bzw. „Literalsinn“ – geklärt werden (es geht also nicht, wie Neuschäfer,Origenes als Philologe 260, annimmt, um zwei verschiedene Arten von biblischeniëstoriÂai, solche, die bereits auf der buchstäblichen Ebene etwas Nützliches darbö-ten, und solche, die dies erst in übertragener Auslegung täten). Deshalb paraphrasiertOrigenes erst die Perikope (in Kap. 4), ehe er zu über den bloßen Erzählzusam-

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205Homilie 1–2

Der von der Wahrsagerin, sagt er (sc. der Bischof), soll erklärt werden.3

2. Manche Geschichten betreffen uns nicht,4 andere aber sind für unsereHoffnung unverzichtbar; ich sprach aber von Geschichten, denn noch sindwir nicht bei der darüber hinausgehenden Deutung, die jedem Nutzenbringt, der eine solche zu geben oder zu hören versteht.5 ⟨Was nun also die5

Geschichte angeht, so ist manches nützlich⟩ für alle, manches aber nicht füralle, wie zum Beispiel die Geschichte von Lot und seinen Töchtern:a Wennsie im übertragenen Sinn etwas Nützliches enthält, dann weiß es Gott undvielleicht der, dem er die Gnade erweist, jene Worte zu erklären, wenn aberim historischen Sinn, dann mag man danach forschen; denn welchen Nut-10

zen habe ich von der Geschichte von Lot und seinen Töchtern?6 Und

menhang „hinausgehenden“ Reflexionen kommt (von Kap. 5 an). Vgl. in Ex. hom.10,2 (GCS Orig. 6, 247): „Wir müssen das Gelesene nämlich erst hinsichtlich derGeschichte erörtern und auf diese Weise – denn ,das Gesetz ist geistlich‘ (Röm.7,14) – eine geistliche Bedeutung darin suchen“; in Lev. hom. 14,1 (GCS Orig. 6,479); 15,1 (6, 487): „Zuerst wollen wir den Inhalt (sc. der Gesetze) hinsichtlich derGeschichte behandeln, damit wir danach auch zum geistlichen Sinn emporsteigenkönnen“; in Num. hom. 5,1 (GCS Orig. 7, 24f.); in Ios. hom. 2,3 (GCS Orig. 7,298); 9,7 (7, 351); 11,1 (7, 362); in Ps. 36 hom. 5,5 (SC 411, 244); in Hier. hom.19,15 (GCS Orig. 32, 176); zur Anagoge als ,Grundbewegung‘ der Exegese desOrigenes: de Lubac, Geist aus der Geschichte 333. Zu princ. IV 3,4 (GCS Orig. 5,330) vgl. Görgemanns/Karpp 745 Anm. 9: „Origenes machte das Wort aÆ nagvghÂ

zu einem wichtigen Fachbegriff der christlichen Exegese. Er bezeichnete damiteinerseits die Ermittelung des durch Christus erkennbar gewordenen geistlichenSinnes der heiligen Schrift und der göttlichen Geheimnisse, andererseits den vor-nehmlich durch diese Auslegung bewirkten sittlichen und erlösenden Aufstieg derSeelen zur Vollkommenheit.“

6 In princ. IV 2,2 (GCS Orig. 5, 309) zählt Origenes Lots Geschlechtsverkehr imRausch mit seinen Töchtern neben den Berichten, dass Abraham zwei Frauen hatte(Gen. 16) und Jakob entgegen dem Gebot in Lev. 18,18 mit zwei Schwesternverheiratet war und zwei Mägde ihm Kinder gebaren (Gen. 29,15–30,24), zu den„Geheimnissen“ (mysth ria) in der Bibel, von denen „die Einsichtigen und Be-scheidenen“ bekennen, dass „wir sie nicht verstehen“. In Cels. IV 45 (GCS Orig. 1,317–319) versucht er „das Anstößige an der Geschichte“ dadurch „abzumildern“,dass er auf die stoische Überlegung verweist, ob es legitim sei, dass nach demUntergang der Menschheit ein Weiser, der mit seiner Tochter allein übrig gebliebensei, Kinder zeuge, damit die Menschheit nicht ausstirbt (dieser Passus aus der Apo-logie ist zitiert in SVF III 743). Lots Töchter hätten sich nach dem Untergang vonSodom und Gomorra in dieser Situation geglaubt, weshalb ihr Verhalten entschuld-bar sei. In der lateinisch erhaltenen Homilie über Lot und seine Töchter versucht erbeide Seiten für ihren moralischen Fehltritt jeweils teilweise zu entlasten: in Gen.hom. 5,3f. (GCS Orig. 6, 60–63). Mit dieser Tendenz haben schon jüdische Ex-egeten den Text ausgelegt: Philon, quaest. in Gen. IV 56 (p. 290f. Aucher bzw. p.336 Marcus); Flavius Josephus, ant. I 205 (I p. 49 Niese). Die antiken christlichenTheologen sind ihnen darin gefolgt: Irenäus, haer. IV 31,1f. (SC 100, 788–792), beidem sich alle wesentlichen Argumente des Origenes finden; Ambrosius, Abr. I 24.56

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206 Die griechisch erhaltene Homilie

ëOmoiÂvw ti oÍfelo w moi aë plvÄ w lexueiÄsa hë iëstoriÂa toyÄ ÆIoy da kaiÁ thÄw Ua mar

kaiÁ tvÄ n kat’ ayÆ th n; a ÆEpeiÁ me ntoige hë iëstoriÂa hë periÁ toÁ n SaoyÁ l kaiÁ thÁ n

eÆggastriÂmyuon pa ntvn aÏptetai, aÆ nagkaiÂa aÆ lh ueia kataÁ toÁ n lo gon. TiÂw174v

gaÁ r aÆ pallageiÁw toy toy toyÄ biÂoy ueÂlei eiËnai yë poÁ eÆ joysiÂan daimoniÂoy, iÏnaeÆggastriÂmyuow aÆ naga g ìh oyÆ toÁ n tyxo nta tvÄn pepisteyko tvn, aÆ llaÁ Sa- 5

moyhÁ l toÁ n profh thn, periÁ oyÎ fhsin oë ueoÁ w diaÁ toyÄ ëIeremiÂoy´ OyÆ d’ „aà nMvshÄw kaiÁ SamoyhÁ l proÁ prosv poy moy“, oyÆ deÁ toy tvn eiÆsakoy somai, b

periÁ oyÎ fhsin eÆn yÏmnoiw oë profh thw· „MvshÄw kaiÁ ÆAarvÁ n eÆn toiÄw iëereyÄsin

ayÆ toyÄ, kaiÁ SamoyhÁ l eÆn toiÄw eÆpikaloyme noiw toÁ oÍnoma ayÆ toyÄ´ eÆpekaloyÄnto

toÁ n ky rion, kaiÁ ayÆ toÁ w eiÆsh koyen ayÆ tvÄ n, eÆn sty l ìv nefeÂlhw eÆla lei proÁ w 10

ayÆ toy w“, c kaiÁ aÆ llaxoyÄ· „ÆEaÁ n st ìhÄ MvshÄw kaiÁ SamoyhÁ l“ kaiÁ prosey jvntai

kaiÁ taÁ eë jhÄw; d ËAr’ oyËn, eiÆ oë thlikoyÄtow yë poÁ thÁ n ghÄn ⟨hËn⟩ kaiÁ aÆ nh gagen

ayÆ toÁ n hë eÆggastriÂmyuow, eÆjoysiÂan eÍxei daimo nion cyxhÄw profhtikhÄw; Ti eiÍpv;

a Gen. 38,1–30 b Jer. 15,1 c Ps. 98(99),6f. d Jer. 15,1

3 pa ntvn aÏptetai, aÆ nagkaiÂa aÆ lh ueia Eu 804f. 12–13 aËr’ oyËn ± cyxhÄw profhtikhÄw

Eu 809–811 13–208.1 eÆjoysiÂan eÍxei ± eÍstin aÆ lhuhÄ T 1 13–208.3 ti eiÍpv ± hë miÄn

pareÂxei Eu 815–819 (vgl. 828–832)

7. 8 MvshÄw Kl MvyÈshÄw M 11 prosey jvntai Al prosey jontai M 12 hËn Eu13–208.1 eiÍpv eÆggeÂgraptai Eu T Nt eiÍpvmen (eiÍpomen M) geÂgraptai M Ga Kl

(CSEL 32/1, 519. 539); Hieronymus, epist. 22,8 (CSEL 54, 155f.); Johannes Chry-sostomus, in Gen. hom. 44,4f. (PG 54, 411f.); Augustinus, Faust. XXII 42–45(CSEL 25/1, 635–637); Theodoret, quaest. in Gen. 70 (PG 80, 180); Pseudo-Eu-cherius, comm. II in Gen. 19,31ff. (PL 50, 964f.). – Philon von Alexandria versucht,der Erzählung einen übertragenen Sinn abzugewinnen, indem er Lot als Symbol fürden „Verstand“ (noyÄw) und seine beiden Töchter als Symbole für das „Wollen“(boylh ) und die „Zustimmung“ (sygkata uesiw bzw. synaiÂnesiw) auffasst: post.Cain. 175f. (II p. 38f. Cohn/Wendland); ebr. 165.203 (II p. 201. 209); Philon,quaest. in Gen. IV 56 (p. 290f. Aucher bzw. p. 336f. Marcus). Origenes bietetverschiedene übertragene Deutungen an: Zum einen versteht er Lot als Sinnbild desGesetzes (figuram legis) und seine Frau als das Volk Israel, das sich in der Wüste nachÄgypten zurücksehnt, und bezieht die Töchter mit Hilfe von Ez. 23,4 auf das inJuda und Samaria getrennte Volk (in Gen. hom. 5,5 [GCS Orig. 6, 63. 64]); zumanderen fasst er Lot wie Philon als „vernünftigen Sinn“ (rationabilis sensus) und„männlichen Geist“ (animus uirilis), seine Frau als „Fleisch“ (caro) im Sinne fleisch-licher Gelüste (ebd. 5,2.6 [6, 60. 64]) und die Töchter als „Ruhmsucht“ (uana gloria)und „Hochmut“ (superbia) auf (ebd. 5,6 [6, 65]), nimmt die Erzählung also als Auf-hänger für eine ethische Paränese. Vgl. dazu auch Hanson, Allegory and Event 236.

7 Auch diese Geschichte erregte Anstoß: Tamar, die Schwiegertochter Judas, bekamkeine Kinder von den Söhnen Judas, Er und Onan, mit denen sie nacheinanderverheiratet wurde. Als beide gestorben waren, verschaffte sie sich mit einer List – sieverkleidete sich als Dirne – Schwangerschaft und Kinder von ihrem SchwiegervaterJuda.

8 Aus der Kritik des Eustathius, engastr. c. Orig. 16,3 (CChr.SG 51, 34 bzw. p. 156Simonetti), an diesem Satz (thÁ n aÆ lh ueian ... aÆ nagkaiÂan eÆpikaloy menow) geht her-

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207Homilie 2

ebenso: Welchen Nutzen habe ich von der einfach nur erzählten Geschichtevon Juda und Tamar und was mit dieser geschah?a 7 Da allerdings die Ge-schichte von Saul und der Wahrsagerin alle betrifft, enthält ihr Wortlaut eineunverzichtbare Wahrheit.8 Wer nämlich, der von diesem Leben frei gewor-den ist, möchte in der Gewalt eines dämonischen Geistes sein, auf dass eine5

Wahrsagerin nicht den ersten besten Gläubigen heraufholt, sondern Samuel,den Propheten, über den Gott durch Jeremia sagt: Selbst „wenn Mose undSamuel vor meinem Angesicht“ stünden, würde ich doch diese (sc. das VolkIsrael) nicht erhören,b über den der Prophet (sc. David) in Hymnen sagt:„Mose und Aaron sind unter seinen Priestern und Samuel unter denen, die10

seinen Namen anrufen; sie riefen den Herrn an, und er hat sie erhört, in derWolkensäule sprach er zu ihnen“,c und andernorts: „Wenn Mose und Samueldastünden“ und beteten usw.?d 9 Hat also, wenn sich ein so bedeutenderMann unter der Erde befand und die Wahrsagerin ihn heraufholte, eindämonischer Geist Macht über eine prophetische Seele? Was soll ich sagen?15

vor, dass der in M überlieferte Text aÆ nagkaiÂa aÆ lh ueia richtig ist. Die Überlegungvon Klostermann, GCS Orig. 3, 351, aÆ nagkaiÂvw oder aÆ lhuei ìa zu lesen, erledigtsich damit. Nautin, SC 328, 174, belässt zwar die Lesart von M im Text, übersetztaber nach der Überlegung von Klostermann (so auch Simonetti, Maga di Endor 47;vgl. auch Smith, FaCh 97, 320 Anm. 10).

9 Origenes zitiert nochmals Jer. 15,1, allerdings in anderer Fassung als im ersten Zitat.Er hatte wohl – so die plausible Vermutung von Nautin, ebd. 176 Anm. 3 – zweiunterschiedliche Formulierungen im Kopf und nahm an, es handle sich um zweiverschiedene Stellen. Ein ähnlicher Fall liegt anhand von Gal. 6,14 in pasch. 15,29f.und 15,35–16,4 (p. 182–184 Gueraud/Nautin) vor. Weiter unten (Kap. 3) zitiertOrigenes Jer. 15,1 erneut, dort in einer Kombination aus den beiden Zitaten an dervorliegenden Stelle; siehe auch die lateinische Fassung dieses Verses oben in Regn.hom. lat. 5 (GCS Orig. 8, 9 bzw. OWD 7, 134–137). Die Abweichungen imWortlaut erklären sich entweder daraus, dass Origenes die Stellen aus dem Gedächt-nis zitierte, oder daraus, dass die Stenographen, die den mündlichen Vortrag mit-schrieben, in die von ihnen angefertigten und von Origenes wohl nicht nachkon-trollierten (siehe oben S. 204 Anm. 3) Langfassungen die Bibeltexte eintrugen, diesie gerade zur Hand hatten: Preuschen, Stenographie 12–14, mit den erhellendenBeispielen in Ioh. comm. XIII 34,221 (GCS Orig. 4, 259) und XXVIII 13,99 (4,404). Keine der drei Formulierungen von Jer. 15,1 entspricht exakt dem Text, wiewir ihn heute im hebräischen Wortlaut und in der Septuaginta (II p. 680 Rahlfsbzw. p. 223 Ziegler) lesen, wo es heißt: „Wenn Mose und Samuel vor mein An-gesicht träten, wäre mein Herz (LXX: meine Seele) diesem Volk (LXX: ihnen) nichtzugewandt.“ Trigg, Origen x, verweist auf drei leicht verschiedene Versionen vonOffb. 22,13 im ersten Buch des Johanneskommentars, die alle nicht ganz mit derFassung übereinstimmen, in der wir heute diesen Vers lesen: in Ioh. comm. I 4,22(GCS Orig. 4, 8); I 19,116 (4, 24); I 22,132 (4, 26). Zum speziellen und für dieArbeitsweise des Origenes und seiner Stenographen aufschlussreichen Fall einesMischzitats aus Lk. 14,16f. und Mt. 22,2f. in ebd. XIII 34,221 (4, 259) siehe dieErklärung von Preuschen, GCS Orig. 4, lxxxix–xci; weitere Beispiele für derartigeMischzitate bei Koetschau, Bibelcitate 331f. 333f.

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208 Die griechisch erhaltene Homilie

ÆEggeÂgraptai tayÄta; ÆAlhuhÄ eÆstin hà oyÆ k eÍstin aÆ lhuhÄ; ToÁ meÁ n mhÁ eiËnai

aÆ lhuhÄ leÂgein eiÆw aÆ pistiÂan protreÂpei (xvrh sei eÆpiÁ kefalaÁ w tvÄ n lego ntvn),toÁ deÁ eiËnai aÆ lhuhÄ zh thsin kaiÁ eÆpapo rhsin hë miÄn pareÂxei.

3. KaiÁ mhÁ n goyÄn iÍsmen tinaÁ w tvÄ n hë meteÂrvn aÆ delfvÄn aÆ ntibleÂcantaw t ìhÄ

graf ìhÄ kaiÁ leÂgontaw´ OyÆ pistey v t ìhÄ eÆggastrimy u ìv· LeÂgei hë eÆggastriÂ- 5285

myuow eëvrake nai toÁ n Samoyh l, cey detai· SamoyhÁ l oyÆ k aÆ nh xuh, SamoyhÁ loyÆ laleiÄ, aÆ ll’ vÏ sper eiÆsi tinew ceydoprofhÄtai leÂgontew· „Ta de leÂgei ky -

riow“, a kaiÁ ⟨oë ⟩ ky riow oyÆ k eÆla lhsen, oyÏtvw kaiÁ toÁ daimo nion toyÄto cey -

detai eÆpaggello menon aÆ na gein toÁ n yë poÁ toyÄ SaoyÁ l prostasso menon· „TiÂ-na“ gaÁ r „aÆ naga gv;“ fhsiÂn· „SamoyhÁ l aÆ na gage moi.“ b TayÄta leÂgetai yë poÁ 10

tvÄ n fasko ntvn thÁ n iëstoriÂan tay thn mhÁ eiËnai aÆ lhuhÄ´ SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy;SamoyhÁ l yë poÁ eÆggastrimy uoy aÆ na getai oë eÆ jaiÂretow tvÄ n profhtvÄn, oë aÆ poÁthÄw geneÂsevw aÆ nakeiÂmenow t ìvÄ ue ìvÄ , c oë proÁ geneÂsevw eÆn t ìvÄ iëer ìvÄ lego menow

eÍsesuai, oë aÏma t ìvÄ aÆ pogalaktisuhÄnai eÆndysa menow eÆfoyÁ d kaiÁ peribeblh-

me now diploiÉda kaiÁ iëereyÁ w geno menow toyÄ kyriÂoy, d ìvÎ paidi ìv eÍti oÍnti eÆxrh- 15

ma tisen oë ky riow lalvÄ n; e SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy; SamoyhÁ l eÆn toiÄw kataxuoniÂoiw

oë diadeja menow ÆHliÁ diaÁ taÁ tvÄ n teÂknvn aë marth mata kaiÁ paranomh mata

katadikasue nta yë poÁ thÄw pronoiÂaw; f SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy, oyÎ oë ueoÁ w eÆph koy-175r

a Jer. 2,2; 7,3; Ez. 21,14 u.ö. b 1 Sam. 28,11 c 1 Sam. 1,11 d 1 Sam. 1,22f.; 2,18f.e 1 Sam. 3,1–14 f 1 Sam. 2,12–17.22–36

4–6 kaiÁ mhÁ n ± cey detai Eu 821–824 4–12 tinaÁ w (tineÁ w T) tvÄn (hë meteÂrvn M) aÆ delfvÄn± aÆ nakeiÂmenow (t ìvÄ M) ue ìvÄ T 2

6 eëvrake nai Eu eëorake nai M 8 oë T Nt om. M Kl 14 t ìvÄ Pea toÁ M

10 Gueraud, Note preliminaire 105f., erklärt ausführlich und überzeugend, warum dervon Eustathius bezeugte und von T bestätigte Text an dieser Stelle so herzustellen ist(eiÍpv eÆggeÂgraptai) und warum er den Vorzug vor dem handschriftlichen Text(eiÍpomen geÂgraptai) verdient.

11 Die Irrtumslosigkeit der Bibel ist eine Konsequenz der Inspirationslehre des Ori-genes: Hanson, Allegory and Event 191f. (der die korrespondierende zweite Über-legung dieses Satzes allerdings nicht mitzitiert und daher die Aussage vereinseitigt)mit Belegen für diese Ansicht des Origenes, darunter etwa in Ioh. comm. VI 34,171(GCS Orig. 4, 143): Keiner der Evangelisten habe Fehler gemacht oder Unwahr-heiten erzählt; in Hier. hom. 19,15 (GCS Orig. 32, 173) sagt Origenes zur scho-ckierenden Aussage in Jer. 20,7, Gott habe den Propheten getäuscht: Von einemheiligen Propheten dürfe man nicht annehmen, dass er eine Unwahrheit erzählt.Weiter unten in Kap. 4 löst Origenes die Frage mit dem Hinweis auf den HeiligenGeist als Autor der Bibel: Hanson, ebd. 193; vgl. unten S. 212 Anm. 18.

12 Wenn die Apostrophe nicht allgemein gemeint ist, könnte es sich um eine Bezug-nahme auf Hippolyt (nicht „Josipe“ – pace Nautin, SC 328, 177 Anm. 4) handeln,der die im Folgenden wiedergegebene Anschauung möglicherweise vertreten hat: so

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209Homilie 2–3

Steht das geschrieben?10 Ist es wahr – oder ist es nicht wahr? Zu sagen, dassei nicht wahr, fordert zum Unglauben auf11 – das wird auf die zurückfallen,die das behaupten –, zu sagen jedoch, das sei wahr, bringt uns ins Grübelnund in ein Dilemma.

3. Nun wissen wir allerdings, dass sich manche unserer Brüder12 der5

Schrift widersetzen und sagen: Ich glaube der Wahrsagerin nicht. Die Wahr-sagerin sagt, sie habe Samuel gesehen – sie lügt! Samuel ist nicht heraufge-holt worden, Samuel spricht nicht, sondern wie es falsche Propheten gibt,die sagen: „Dies spricht der Herr“,a und der13 Herr hat gar nicht geredet, solügt auch dieser kleine Dämon, wenn er verspricht, den von Saul Verlangten10

heraufzuholen. Er fragt ja: „Wen soll ich heraufholen?“ „Hole mir Samuelherauf!“b So reden die, die behaupten, diese Geschichte sei nicht wahr: Sa-muel in der Unterwelt? Samuel wird von einer Wahrsagerin heraufgeholt,der Auserwählte der Propheten, der von Geburt an Gott Geweihte,c vondem es schon vor der Geburt hieß, dass er im Heiligtum leben werde, der15

gleich bei seiner Entwöhnung mit dem Efod bekleidet wurde, den doppel-ten Mantel umgelegt bekam und Priester des Herrn wurde,d dem der Herrschon Offenbarungen zuteilwerden ließ, als er noch ein Knabe war?e Samuelin der Unterwelt? Samuel bei den Unterirdischen, der Nachfolger des we-gen der Sünden und Verfehlungen seiner Kinder von der Vorsehung verur-20

teilten Eli?f Samuel in der Unterwelt, den Gott zur Zeit der Weizenernte

Nautin, ebd. 51 (mit Anm. 2). 78f. 177 Anm. 4. Auch Tertullian, an. 57,8f.(CChr.SL 2, 866f.), versteht die Szene so, dass nicht Samuel, sondern ein Dämon inseiner Gestalt heraufbeschworen wird, doch dürfte Origenes diesen Text nicht ge-kannt haben. Weiteres dazu oben S. 71–76.

13 Gueraud, Note preliminaire 105 mit Anm. 1, ist zuzustimmen, dass der im Papy-rus-Exzerpt überlieferte Artikel vor ky riow an dieser Stelle den Sinn verbessert,weshalb er von Nautin, SC 328, 178, zu Recht in den Text genommen wird. DerSatz: oë ky riow oyÆ k eÆla lhsen ist nicht parallel zu ta de leÂgei ky riow aufzufassen, wiedas Klostermann, GCS Orig. 3, 285 (ohne den Artikel; ebenso Simonetti, Magadi Endor 48), tut und ihn deshalb in Anführungszeichen setzt (ebenso Smith, FaCh97, 321). Er ist vielmehr die Bemerkung der Gegner des Origenes, deren Ansicht erreferiert – nicht eigentlich des Origenes, wie Gueraud, ebd., und Nautin, GCSOrig. 32, 365, verkürzt schreiben, auch wenn der Text natürlich von Origenesgestaltet wurde –, und zwar gegen Falschpropheten, die mit der Botenformel: „Diesspricht der Herr“ auftreten, ohne wahre Boten Gottes zu sein. In Hier. frg. 19 (GCSOrig. 32, 207) kritisiert Origenes im eigenen Namen Falschpropheten, die die For-mel ta de leÂgei ky riow missbrauchen.

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210 Die griechisch erhaltene Homilie

sen eÆn kair ìvÄ uerismoyÄ pyrvÄn kaiÁ yë etoÁ n eÍdvken eÆlueiÄn aÆ p’ oyÆ ranoyÄ; a Sa-

moyhÁ l eÆn ìaÏ doy oë toiayÄta parrhsiasa menow, eiÆ eÆpiuy mhma tinow eÍlaben; OyÆ k

eÍlaben toÁ n mo sxon, oyÆ k eÍlaben toÁ n boyÄn, eÍkrinen kaiÁ katediÂkasen toÁ n laoÁ n

me nvn peÂnhw´ oyÆ deÂpote eÆpeuy mhsen labeiÄn ti aÆ poÁ thlikoy toy laoyÄ kaiÁ

tosoy toy. b SamoyhÁ l iÏna ti eÆn ìaÏ doy; ëOraÄte ti aÆ koloyueiÄ t ìvÄ SamoyhÁ l eÆn 5

ìaÏ doy´ SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy; DiaÁ ti oyÆ xiÁ kaiÁ ÆAbraaÁ m kaiÁ ÆIsaaÁ k kaiÁ ÆIakvÁ b eÆn

ìaÏ doy; SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy; DiaÁ ti oyÆ xiÁ kaiÁ MvshÄw oë synezeygmeÂnow t ìvÄ Sa-

moyhÁ l kataÁ toÁ eiÆrhme non´ OyÆ deÁ „eÆaÁ n st ìhÄ MvshÄw kaiÁ Samoyh l“, oyÆ deÁ eÆkeiÂ-nvn eiÆsakoy somai; c SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy; ÏIna ti mhÁ kaiÁ ëIeremiÂaw eÆn ìaÏ doy, proÁ woÊn eiÍrhtai· „ProÁ toyÄ me pla sai se eÆn koili ìa eÆpiÂstamai se, kaiÁ proÁ toyÄ se 10

eÆjelueiÄn eÆk mh traw hë giÂaka se“; d ÆEn ìaÏ doy kaiÁ ëHsaiÉaw, eÆn ìaÏ doy kaiÁ ëIeremiÂaw,eÆn ìaÏ doy pa ntew oië profhÄtai, eÆn ìaÏ doy.

4. TayÄta meÁ n eÆreiÄ oë mhÁ boylo menow aÆ gvÄ na parade jasuai, oÏti Samoyh leÆstin oÍntvw oë aÆ naxueiÂw´ eÆpeiÁ deÁ deiÄ eyÆ gnv mona eiËnai eÆn t ìvÄ aÆ koy ein tvÄ n

grafvÄn, piuanvÄ w katabombh santow hë mvÄ n toyÄ lo goy kaiÁ aÆ lhuvÄ w dyname - 15

noy tara jai kaiÁ kinhÄsai hë maÄw, iÍdvmen po tero n pote neno htai hë grafhÁ t ìvÄ

toyÄto mhÁ paradejame n ìv, hà aÆ poÁ eÆndo jvn meÁ n eÆpixeireiÄ, eÆnantiÂa deÁ leÂgei toiÄw

gegramme noiw. TiÂna ga r eÆstin taÁ gegramme na; „KaiÁ eiËpen hë gynh ´ TiÂna286

aÆ naga gv soi;“ e TiÂnow pro svpo n eÆstin toÁ leÂgon· „EiËpen hë gynh “; ËAra toÁ

a 1 Sam. 12,17f. b 1 Sam. 12,3f. c Jer. 15,1 d Jer. 1,5 e 1 Sam. 28,11

6–7 SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy ± ÆIakvÁ b eÆn ìaÏ doy T 3 9–11 iÏna (diaÁ T) ti ± hë giÂaka se T 417–212.7 (oë tayÄta leÂgvn T) aÆ poÁ eÆndo jvn ± tiÂna aÆ naga gv soi T 5 19–212.1 toÁ

pro svpon toyÄ aë giÂoy pney matow Eu 99f.

9.11 ëIeremiÂaw Kl iÈhremiÂaw M 14 eÆpeiÁ deÁ Kl eÆpeidhÁ M 15 katabombh santow hë mvÄ n JaKl (hë maÄw Kl2) Nt katapomph santow hë maÄw M

14 Siehe dazu oben S. 207 Anm. 9.15 In „Wort“, oë lo gow, steckt nicht nur die Bedeutung „Wort“ der Schrift, sondern

auch „der Logos“ Christus. Zur exegetischen Tugend der eyÆ gnvmosy nh siehe Mar-tens, Origen and Scripture 169f., der es mit „open“ bzw. „fair mind“ übersetzt. Mitdiesem gleichsam positiven, wenn nicht affirmativen Bezug zum Text benennt Ori-genes freilich nicht nur eine moralische Haltung des Exegeten und auch nicht nur„Verständigkeit“ im intellektuellen Sinn, sondern bringt eine hermeneutische Prä-disposition des Interpreten eines Textes zur Sprache, die über das Textverständnisnicht wenig mitentscheidet. Vgl. Cels. I 42 (GCS Orig. 1, 92f.); I 53 (1, 104); I 62 (1,113); VI 46 (2, 117); VIII 48 (2, 263); in I Cor. frg. 31 (p. 371 Jenkins); princ. III1,16 (GCS Orig. 5, 224).

16 ToyÄto kann sich wegen des wiederholten Verbums paradeÂxomai entweder auf die„Mühe“ beziehen, die der hier Kritisierte sich nicht machen will, oder darauf, dassdieser den offenkundigen, aber anstößigen Sinn der Geschichte, dass eben tatsäch-

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211Homilie 3–4

erhörte, indem er Regen vom Himmel fallen ließ?a Samuel in der Unterwelt,der selbstsicher fragte, ob er irgendjemandem etwas weggenommen habe,wonach ihn verlangte? Er nahm kein Kalb, er nahm kein Rind, er warRichter und fällte Urteile über das Volk und blieb dabei arm; niemals trach-tete er danach, einem so bedeutenden und großen Volk etwas wegzuneh-5

men.b Samuel in der Unterwelt – warum bloß? Seht, was folgt, wenn Samuelin der Unterwelt ist: Samuel in der Unterwelt – warum nicht auch Abra-ham, Isaak und Jakob in der Unterwelt? Samuel in der Unterwelt – warumnicht auch Mose, der Partner Samuels gemäß dem Schriftwort: Selbst „wennMose und Samuel dastünden“, auch dann würde ich jene nicht erhören?c 14

10

Samuel in der Unterwelt – warum nicht auch Jeremia in der Unterwelt, zudem gesagt wurde: „Bevor ich dich im Mutterschoß formte, kenne ich dich,und bevor du aus dem Mutterleib herauskamst, habe ich dich geheiligt“?d Inder Unterwelt auch Jesaja, in der Unterwelt auch Jeremia, in der Unterweltalle Propheten – in der Unterwelt!15

4. So redet der, der sich nicht die Mühe machen will zu erklären, dass estatsächlich Samuel ist, der heraufgeholt wurde. Da man aber mit Wohlwol-len auf die Schriften hören muss, wenn das Wort uns mit gewinnendemWohlklang umfängt und uns wahrlich aufzurütteln und zu bewegen ver-mag,15 wollen wir sehen, ob denn von dem, der das16 nicht akzeptiert, die20

Schrift verstanden ist, oder ob er sich zwar ehrenhaft bemüht, aber das, waser sagt, doch im Gegensatz zu dem steht, was geschrieben steht. Was stehtdenn eigentlich geschrieben? „Und die Frau sagte: Wen soll ich dir herauf-holen?“e Welcher Person sind die Worte zuzuordnen:17 „Die Frau sagte“?

lich Samuel heraufbeschworen wird, nicht akzeptiert; in letzterem Sinn Nautin, SC328, 181: „qui n’admet pas la verite de cette histoire“.

17 Die Verständnisprobleme biblischer Texte ergeben sich in den Augen des Origenesin nicht wenigen Fällen aus der Schwierigkeit, den jeweiligen Sprecher zu identi-fizieren, weshalb es, wie er in den neu entdeckten Psalmenhomilien sagt, seineGewohnheit (eÍuow) sei, nach der „Person des Sprechers“ zu fragen, in Ps. 77 hom.1,2 (Codex Monacensis graec. 314 fol. 217r): zhteiÄn ti toÁ pro svpon toÁ leÂgon; siehedazu Perrone, Riscoprire Origene oggi 54f. In Ioh. comm. VI 8,53 (GCS Orig. 4,117) betont Origenes, dass der Leser der Heiligen Schrift mit großer Sorgfalt daraufachten muss, wer wann spricht, weil die heiligen Worte in angemessener Weiseverschiedenen Personen zugewiesen sind; vgl. ferner philoc. 7 (p. 50f. Robinsonbzw. SC 302, 326–328); in Cant. comm. prol. 1,3 (GCS Orig. 8, 61 bzw. SC 375,82); in Rom. frg. 41 Ramsbotham und zur prosopologischen Technik des Origenesgenerell Skeb, Exegese und Lebensform 212–215; Villani, Origenes als Schriftstel-ler 141–144.

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212 Die griechisch erhaltene Homilie

pro svpon toyÄ aë giÂoy pney matow, eÆj oyÎ pepiÂsteytai aÆ nagegra fuai hë gra-

fh , hà pro svpon aÍlloy tino w; ToÁ gaÁ r dihghmatikoÁ n pro svpon pantaxoyÄ

(vë w iÍsasin kaiÁ oië periÁ pantodapoyÁ w geno menoi lo goyw) eÆstiÁ pro svpon toyÄ

syggrafeÂvw´ syggrafeyÁ w d’ eÆpiÁ toy tvn tvÄ n lo gvn pepiÂsteytai eiËnai oyÆ k

aÍ nurvpow, aÆ llaÁ syggrafeyÁ w toÁ pneyÄma toÁ aÏgion toÁ kinhÄsan toyÁ w aÆ n- 5

urv poyw. a OyÆ koyÄn toÁ pneyÄma toÁ aÏgion leÂgei· „KaiÁ eiËpen hë gynh ´ TiÂ⟨na⟩aÆ naga gv soi; KaiÁ eiËpen´ SamoyhÁ l aÆ na gage moi.“ b TiÂw leÂgei· „KaiÁ eiËden hë

gynhÁ toÁ n Samoyh l, kaiÁ eÆbo hsen hë gynhÁ fvn ìhÄ mega l ìh“ leÂgoysa; c ÆEroyÄmen

proÁ w eÆkeiÄnon toÁ n tosayÄta hë mvÄ n katabombh santa kaiÁ myriÂa eiÆrhko ta vë w

aÍra SamoyhÁ l oyÆ k hËn eÆn ìaÏ doy· „EiËden hë gynhÁ toÁ n Samoyh l“, hë dihghmatikhÁ 10175v

fvnhÁ toyÄto eÍfhsen.„KaiÁ eÆbo hsen hë gynhÁ fvn ìhÄ mega l ìh kaiÁ eiËpen proÁ w Saoy l´ ÏIna ti par-

elogiÂsv me; KaiÁ syÁ eiË Saoy l. KaiÁ eiËpen ayÆ t ìhÄ oë basiley w´ Ti ga r eÆstin; MhÁ

foboyÄ´ Ti eëv rakaw; KaiÁ eiËpen hë gynhÁ proÁ w toÁ n Saoy l´ UeoyÁ w eiËdon aÆ na-

baiÂnontaw eÆk thÄw ghÄw. KaiÁ eiËpen ayÆ t ìhÄ´ Ti toÁ eiËdow ayÆ toiÄw; KaiÁ eiËpen ayÆ t ìvÄ ´ 15

ÆAnhÁ r presby terow aÆ nabaiÂnvn, kaiÁ ayÆ toÁ w peribeblhme now diploiÉda.“ d

a 2 Petr. 1,21 b 1 Sam. 28,11 c 1 Sam. 28,12 d 1 Sam. 28,12–14

3–5 toyÄ syggrafeÂvw ± toÁ pneyÄma toÁ aÏgion Eu 148–150 (vgl. 152f. 310f.) 10–11 hë

dihghmatikhÁ fvnhÁ toyÄto eÍfhsen Eu 162f. (hë dihghmatikhÁ fvnhÁ 148. 342f. 385f. 664.853f. hë dihghmatikhÁ 152. 310f.)

6 tiÂna T Hu ti M 14 eëv rakaw Kl eo rakaw M

18 Siehe dazu die grundsätzlichen hermeneutischen Überlegungen in princ. IV 1f.(GCS Orig. 5, 292–323), speziell ebd. 2,2 (5, 308), wo Origenes von denen redet,„die überzeugt sind, die heiligen Bücher seien keine Niederschriften von Men-schen, sondern seien aus der Eingebung des Heiligen Geistes nach dem Willen desVaters des Alls durch Jesus Christus geschrieben worden und auf uns gekommen“;Übersetzung: p. 701 Görgemanns/Karpp; ferner die Grundsatzbemerkung in ei-nem Fragment aus der vierten Homilie über die Apostelgeschichte in philoc. 7,2 (p.51 Robinson bzw. SC 302, 328), dass in allen Personen der Bibel der Heilige Geistspricht. Vgl. in Num. hom. 26,3 (GCS Orig. 7, 247): „Der Erzähler der Ereignisse,die wir lesen, ist weder ein Kind ... noch ein Mann ... noch ein Greis, ja überhauptkein Mensch; und um noch mehr zu sagen: Es ist auch nicht einer der Engel oderder himmlischen Mächte, sondern der Erzähler ist, der Überlieferung der Altengemäß, der Heilige Geist.“ Vgl. dazu auch Neuschäfer, Origenes als Philologe272–276, und Martens, Origen and Scripture 194f., der ebd. 195 Anm. 10 daraufhinweist, dass Origenes die Autorschaft der Bibel außer dem Heiligen Geist auchdem Vater oder dem Sohn, manchmal zwei Personen der Trinität und selten auchder Trinität als ganzer (wie im zitierten Text aus De principiis) zuschreibt.

19 Zur „Person des Erzählers in der Schrift“ vgl. auch in Gen. frg. E 108 Metzler(OWD 1/1, 276f.): toÁ ... dihghmatikoÁ n thÄw grafhÄw pro svpon.

20 Damit dürfte Origenes die professionellen Philologen der kaiserzeitlichen Rheto-rikschulen meinen, in deren Tradition er diese Kenntnisse als Grammatiklehrer sei-nerseits erworben und angewandt hat: Neuschäfer, Origenes als Philologe 477Anm. 121.

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213Homilie 4

Der Person des Heiligen Geistes, von dem wir glauben, dass er der Autorder Schrift ist,18 oder der Person von irgendjemand anderem? Die Person desErzählers19 ist nämlich überall – wie auch die wissen, die sich mit Textenjedweder Art beschäftigen20 – die Person des Autors; bei diesen Worten aberglaubt man, dass der Autor nicht ein Mensch, sondern dass der Autor der5

Heilige Geist ist, der die Menschen bewegt hat.a 21 Es ist also der HeiligeGeist, der sagt: „Und die Frau sagte: Wen soll ich dir heraufholen? Und er(sc. Saul) antwortete: Hole mir Samuel herauf!“b Wer sagt: „Und die Frau sahSamuel, und die Frau schrie laut und sagte“?c Jenem also, der uns noch inden Ohren klingt mit seiner tausendmal wiederholten Behauptung, dass10

Samuel eben nicht in der Unterwelt war, werden wir antworten: „Die Frausah Samuel“ – es ist die Stimme des Erzählers, die das gesagt hat.

„Und die Frau schrie laut und sagte zu Saul: Warum hast du michgetäuscht? Du bist ja Saul! Und der König sagte zu ihr: Was ist denn? Habkeine Angst! Was hast du gesehen? Und die Frau sagte zu Saul: Götter22 sah15

ich aus der Erde heraufsteigen. Und er fragte sie: Wie sahen sie aus? Und sieantwortete ihm: Es ist ein alter Mann, der heraufsteigt, gehüllt in einendoppelten Mantel.“d [Efod]23 Der Text sagt, dass sie sogar den priesterlichen

21 Da in 1 Sam. 28 die Person des Sprechers der Erzähler und damit der Autor ist, derAutor der Bibel aber der Heilige Geist, folgt für Origenes zwingend – und zwar aufder literalen, nicht auf der allegorischen Ebene –, dass der Text genau so, wie erdasteht, als ,wahr‘ aufgefasst werden muss und der Exeget daher seiner buchstäbli-chen Aussage höchste Aufmerksamkeit zuwenden muss. Aus diesem philologischen(nicht theologischen) Grund ist die Annahme der hier kritisierten Gegner auszu-schließen, dass nicht wirklich Samuel aus der Unterwelt heraufgeholt werde: Vil-lani, Origenes als Schriftsteller 143f. – Die „Inspiration“ der biblischen Autorendurch den Heiligen Geist wird öfter mit dem Verbum „bewegen“ (kineÂv) ausge-drückt: Justin, I apol. 36,1 (SC 507, 224); Athenagoras, leg. 9,1 (PTS 31, 38). ZumInspirationsbegriff des Origenes siehe Zöllig, Inspirationslehre 7–90; Gögler,Theologie des biblischen Wortes 282–298; Nardoni, Biblical inspiration; konzisund treffend de Lubac, Geist aus der Geschichte 352f.

22 Siehe unten S. 222 Anm. 40.23 Bei diesem Wort handelt es sich vermutlich um eine Randglosse, die in den Text

eingedrungen ist. Vielleicht hat ein Abschreiber diesen Begriff vermisst, obwohl imBibeltext nicht davon die Rede ist. Origenes hat den Begriff wohl nicht hinzuge-setzt, denn aus Kap. 3 geht hervor, dass ihm der Unterschied zwischen Mantel undEfod bewusst war: Nautin, SC 328, 27. Declerck, CChr.SG 51, xcv Anm. 5,plädiert hingegen dafür, dass das Wort ursprünglich im Text des Origenes stand, weiles im Rekurs des Eustathius auf diese Stelle auftaucht: engastr. c. Orig. 7,6(CChr.SG 51, 14 bzw. p. 116f. Simonetti).

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214 Die griechisch erhaltene Homilie

[eÆfoy d] LeÂgei ayÆ thÁ n eëvrake nai kaiÁ toÁ iëma tion toÁ iëeratiko n. OiËda deÁ oÏti

eÆnantiÂoy eÆk toyÄ lo goy leÂgei· „OyÆ uayÄma´ ayÆ toÁ w gaÁ r oë satanaÄw metasxh-

matiÂzetai eiÆw aÍggelon fvto w. OyÆ meÂga oyËn, eiÆ kaiÁ oië dia konoi ayÆ toyÄ me-

tasxhmatiÂzontai vë w dia konoi dikaiosy nhw.“ a ÆAllaÁ ti eÆstin oÏper „eiËden hë

gynh “; „ToÁ n Samoyh l“. b KaiÁ diaÁ ti oyÆ k eiÍrhtai· „EiËden hë gynhÁ “ daimo nion, 5

oÊ prosepoieiÄto eiËnai Samoyh l; ÆAllaÁ geÂgraptai oÏti „eÍgnv SaoyÁ l oÏti Sa-

moyh l eÆstin“. c ⟨EiÆ mhÁ hËn Samoyh l, eÍdei gegra fuai´ KaiÁ eÆno misen SaoyÁ l

eiËnai ayÆ toÁ n Samoyh l. NyÄn deÁ geÂgraptai· „ÍEgnv Saoy l“, oyÆ deiÁw deÁ eÍgnv

toÁ mhÁ oÍn.„ÍEgnv“ oyËn „SaoyÁ l oÏti Samoyh l eÆstin⟩ kaiÁ eÍpesen eÆpiÁ pro svpon eÆpiÁ 10

thÁ n ghÄn kaiÁ proseky nhsen.“ d EiËta pa lin toÁ pro svpon thÄw grafhÄw· „KaiÁeiËpen SamoyhÁ l proÁ w Saoy l´ ÏIna ti parv rgisa w me toyÄ aÆ nagageiÄn me;“ e

287

„EiËpen“, fhsiÁn hë grafhÁ ìhÎ deiÄ pistey ein, „eiËpen Samoyh l´ ÏIna ti parv r-

gisa w me toyÄ aÆ nagageiÄn me;“ EiËta proÁ w toyÄto aÆ pokriÂnetai Saoy l·„Sfo dra oië aÆ llo fyloi polemoyÄsin eÆn eÆmoiÂ, kaiÁ oë ueoÁ w aÆ peÂsth aÆ p’ eÆmoyÄ kaiÁ 15

oyÆ k aÆ pekriÂuh moi eÍti, kaiÂge eÆn xeiriÁ tvÄ n profhtvÄn kaiÁ eÆn toiÄw eÆnypniÂoiw

eÆka lesa toyÄ dhlvÄsai moi ti poih sv.“ f Pa lin hë grafhÁ oyÆ k aÍ llvw eiËpen,aÆ ll’ oÏti ayÆ toÁ w „SamoyhÁ l“ eÍfh· „KaiÁ iÏna ti eÆphrv thsa w me; KaiÁ ky riow

aÆ peÂsth aÆ poÁ soyÄ.“ g ÆAlhuey ei hà cey detai tayÄta leÂgvn· „Ky riow aÆ peÂsth

aÆ poÁ soyÄ kaiÁ eÆgenh uh kataÁ soyÄ kaiÁ eÆpoiÂhsen aÍ llon ayë t ìvÄ , oÊn tro pon eÆla - 20

lhsen eÆn xeiri moy, kaiÁ diarrh jei thÁ n basileiÂan eÆk xeiro w soy“, h kaiÁ dai-

mo nion profhtey ei periÁ basileiÂaw ÆIsrahlitikhÄw; Ti fhsin oë eÆnantiÂow lo gow;ëOraÄte oÏsow aÆ gv n eÆstin eÆn t ìvÄ lo g ìv toyÄ ueoyÄ, xreiÂan eÍxvn kaiÁ aÆ kroatvÄn

dyname nvn aë giÂvn aÆ koy ein lo gvn mega lvn kaiÁ aÆ porrh tvn tvÄ n periÁ thÄw

eÆjo doy, eÍti eÆpaporoymeÂnvn te tvÄ n proteÂrvn oyÆ deÁ tvÄ n deyteÂrvn safvÄn 25

oÍntvn.5. ÆAll’ oë lo gow eÍti eÆ jeta zetai. LeÂgv deÁ oÏti aÆ nagkaiÂa kaiÁ hë iëstoriÂa kaiÁ

hë eÆ jeÂtasiw hë periÁ ayÆ thÄw, iÏna iÍdvmen ti hë maÄw eÍxei metaÁ thÁ n eÍjodon. „Lela lh-

a 2 Kor. 11,14f. b 1 Sam. 28,12 c 1 Sam. 28,14 d 1 Sam. 28,14 e 1 Sam. 28,15f 1 Sam. 28,15 g 1 Sam. 28,16 h 1 Sam. 28,16f.

1 eÆfoy d / toÁ iëma tion vgl. Eu 282f. 2–8 ayÆ toÁ w gaÁ r oë satanaÄw ± eiËnai ayÆ toÁ n Samoyh l

T 6 5–6 kaiÁ diaÁ ti ± eiËnai Samoyh l Eu 224–226 5–11 kaiÁ diaÁ ti ± kaiÁ

proseky nhsen (+ ayÆ t ìvÄ ) Eu 178–185 7–8 eÍdei gegra fuai ± eÍgnv Saoy l Eu 262–264(mit eÆno mize statt eÆno misen) 8–9 oyÆ deiÁw eÍgnv toÁ mhÁ oÍn Eu 279f. 21–22 daimo nion

profhtey ei periÁ basileiÂaw ÆIsrahlitikhÄw Eu 1098

1 eÆfoy d del. Nt eëvrake nai Kl eo rake nai M 4 eiËden Al iÍden M 7–10 EiÆ mhÁ hËn

Samoyh l ± Samoyh l eÆstin Eu; vgl. oben S. 103 Anm. 481 7–8 eÍdei gegra fuai ±

ayÆ toÁ n Samoyh l T 13 ìhÎ deiÄ Kl hÍdh M 18 eÆphrv thsa w Bl eÆperv thsa w M20 ayë t ìvÄ Pea ayÆ t ìvÄ M 25 oyÆ deÁ Kl oyÆ te M

24 Hinter dieser Argumentation steht die platonische Epistemologie, in der „Sein“ und„Wissen/Erkennen“ (bzw. „Wahrheit“) koinzidieren: Erkenntnis im eigentlichen

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215Homilie 4–5

Mantel gesehen hat. Freilich weiß ich, dass die Schrift im Sinne der gegen-teiligen These sagt: „Kein Wunder, denn selbst der Satan gibt sich als Engeldes Lichtes aus. Es ist also nichts Besonderes, wenn sich auch seine Dienerals Diener der Gerechtigkeit ausgeben.“a Doch was ist es, was „die Frau sah“?„Samuel“!b Und warum heißt es nicht: „Die Frau sah“ einen kleinen Dä-5

mon, der vorgab, Samuel zu sein? Statt dessen steht geschrieben, dass „Saulerkannte, dass es Samuel ist“.c ⟨Wäre es nicht Samuel, müsste dastehen: UndSaul meinte, es sei Samuel. Jetzt steht aber da: „Saul erkannte“, niemandaber erkannte jemals das, was nicht da ist.24

„Saul erkannte“ also, „dass es Samuel ist,⟩ neigte sich mit dem Gesicht10

zur Erde und fiel auf die Knie.“d Daraufhin erneut die Person, die in derSchrift redet: „Und Samuel sagte zu Saul: Warum hast du mich aufgestört,um mich heraufzuholen?“e „Es sagte“, heißt es in der Schrift, der man glau-ben muss, „es sagte Samuel: Warum hast du mich aufgestört, um michheraufzuholen?“ Darauf antwortet dann Saul: „Heftig25 führen die fremden15

Stämme Krieg gegen mich, und Gott hat sich von mir abgewandt und mirkeine Antwort mehr gegeben, und doch rief ich durch die Propheten unddurch Träume, mir zu zeigen, was ich tun soll.“f Erneut steht in der Schriftnichts anderes, als dass „Samuel“ selbst antwortete: „Und warum hast dumich gefragt? Der Herr hat sich doch von dir abgewandt.“g Sagt sie die20

Wahrheit oder lügt sie, wenn sie dies sagt: „Der Herr hat sich von dir ab-und gegen dich gewandt, er hat sich einen anderen erwählt, wie er durchmich verkündet hat, und er wird dir das Königtum aus der Hand reißen“,h

und ein kleiner Dämon macht eine Prophezeiung über das israelitische Kö-nigtum? Was besagt die gegenteilige These? Ihr seht, wieviel Mühe das Wort25

Gottes erfordert; dazu braucht es auch Zuhörer, die imstande sind, heilige,bedeutende und unaussprechliche Worte über unser Hinscheiden zu hören,noch dazu wo die vorausgehende Auffassung fraglich, die andere aber nochnicht klar ist.

5. Allerdings sind wir mit der Erklärung des Textes noch nicht fertig.30

Ich bin der Meinung, dass sowohl die Geschichte als auch die Erklärungdazu notwendig sind, damit wir sehen, was uns nach dem Hinscheiden

Sinne kann es nur von Seiendem geben. Siehe Meixner, Art. Erkenntnis; Grotz,Art. Sein/Seiendes.

25 Klostermann, GCS Orig. 3, 287 app. crit., erwägt, aus der LXX ⟨uliÂbomai⟩sfo dra, „⟨ich bin⟩ schwer ⟨in Bedrängnis⟩“, zu ergänzen, Nautin, SC 328, 182,setzt dies in den Text (ebenso Simonetti, Maga di Endor 54; Smith, FaCh 97, 323),weil es auch bei Eustathius, engastr. c. Orig. 11,10 (CChr.SG 51, 24 bzw. p. 136Simonetti), bezeugt ist. Das (verkürzte) Zitat ist ohne diese Ergänzung aber ohneweiteres verständlich.

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Page 16: Die Homilien zum Ersten Buch Samuel () || Die griechisch erhaltene Homilie über 1 Sam. 28,3–25

216 Die griechisch erhaltene Homilie

ken eÆn xeiri moy, kaiÁ diarrh jei ky riow thÁ n basileiÂan eÆk xeiro w soy kaiÁ dv sei176r

ayÆ thÁ n t ìvÄ plhsiÂon soy t ìvÄ DabiÂd“ a – daimo nion deÁ oyÆ dy natai eiÆde nai thÁ n

basileiÂan DabiÁd thÁ n yë poÁ toyÄ kyriÂoy xeirotonhueiÄsan b – „kauo ti oyÆ k

hÍkoysaw thÁ n fvnhÁ n toyÄ kyriÂoy, oyÆ k eÆpoiÂhsaw oÆ rghÁ n uymoyÄ ayÆ toyÄ eÆn ÆAma-

lh k.“ c TayÄta oyÆ k eÍsti rë h mata ueoyÄ; OyÆ k eÍstin aÆ lhuhÄ; ÆAlhuvÄ w gaÁ r oyÆ k 5

eÆpoiÂhsen toÁ boy lhma kyriÂoy Saoy l, aÆ llaÁ perieÂpei „toÁ n basileÂa ÆAmalhÁ k

zvÄ nta“, d eÆf’ ìvÎ kaiÁ proÁ thÄw koimh sevw ayÆ toyÄ kaiÁ eÆpiÁ thÄw eÆjo doy vÆ neiÂdisen

SamoyhÁ l t ìvÄ Saoy l. e „KaiÁ diaÁ toyÄto toÁ rë hÄma toyÄto eÆpoiÂhse n soi ky riow eÆn

t ìhÄ hë meÂr ìa tay t ìh´ kaiÁ dv sei ky riow kaiÂge toÁ n ÆIsrahÁ l eÆn xeiriÁ aÆ llofy lvn.“ f

PeriÁ oÏloy laoyÄ ueoyÄ dy natai daimo nion profhteyÄsai oÏti ky riow meÂllei 10

paradido nai toÁ n ÆIsrah l; „KaiÂge thÁ n parembolhÁ n ÆIsrahÁ l paradv sei ky -

riow ayÆ thÁ n eÆn xeiriÁ aÆ llofy lvn. Ta xynon deÁ Saoy l´ AyÍrion kaiÁ syÁ kaiÁ oië

yiëoi soy met’ eÆmoyÄ.“ g KaiÁ toyÄto dy natai eiÆde nai daimo nion, ⟨metaÁ DabiÁd⟩basileÂa xeirotonhue nta metaÁ xriÂsmatow profhtikoyÄ, oÏti ayÍrion eÍmellen288

eÆjeley sesuai oë SaoyÁ l toÁ n biÂon kaiÁ oië yiëoiÁ ayÆ toyÄ met’ ayÆ toyÄ· „AyÍrion syÁ kaiÁ 15

oië yiëoi soy met’ eÆmoyÄ“;6. TayÄta meÁ n oyËn ⟨dhloiÄ⟩ oÏti oyÆ k eÍstin ceydhÄ taÁ aÆ nagegramme na kaiÁ

oÏti Samoyh l eÆstin oë aÆ nabebhkv w. Ti oyËn poieiÄ eÆggastriÂmyuow eÆnua de; TiÂpoieiÄ eÆggastriÂmyuow periÁ thÁ n aÆ nagvghÁ n thÄw cyxhÄw toyÄ dikaiÂoy; ÆEkeiÄnoweÍfygen oë toÁ n prvÄton lo gon eiÆpv n. ÏIna gaÁ r mhÁ aÆ gvÄ na eÍxein dok ìhÄ kataÁ 20

tosayÄta aÍlla taÁ kataÁ toÁ n to pon zhtoy mena, [kaiÁ] leÂgei´ OyÆ k eÍsti Sa-

moyh l, cey detai toÁ daimo nion, eÆpeiÁ oyÆ dy natai cey desuai hë grafh . TaÁ deÁrë h mata thÄw grafhÄw [eÆstin] oyÆ k eÍstin eÆk prosv poy toyÄ daimoniÂoy ayÆ toyÄ,

a 1 Sam. 28,17 b 1 Sam. 16,1–13 c 1 Sam. 28,18 d 1 Sam. 15,8f. e 1 Sam.15,16–23; 28,16–19 f 1 Sam. 28,18f. g 1 Sam. 28,19

2–3 daimo nion ± xeirotonhueiÄsan Eu 1106f. (vgl. 1116–1118) 18–19 ti oyËn poieiÄ ±

cyxhÄw toyÄ dikaiÂoy Eu 1288–1290

4 eÆpoiÂhsaw Kl nach LXX eÆpoiÂhsan M 6 boy lhma vgl. oben S. 102 Anm. 47913 metaÁ DabiÁd Nt periÁ Koe Kl 17 dhloiÄ Hu 21 kaiÁ del. Nt 23 eÆstin del. Bl

26 Wie in 1 Sam. 28,18f. ist im von Origenes zitierten Bibeltext die hebräische PartikelgÕ (gam), „auch“, mit kaiÂge wiedergegeben. Die moderne Forschung erschließt aus

dieser Eigentümlichkeit eine so genannte „kaige-Rezension“, eine griechische Bi-belübersetzung, die wahrscheinlich in Palästina um die Zeitenwende entstanden undvon Theodotion im ausgehenden 2. Jahrhundert n.Chr. überarbeitet und ergänztworden ist. Am besten bezeugt ist sie in den historischen Büchern und in denKleinen Propheten. Vgl. Fürst, Hieronymus 95f.

27 Wendland, Rez. Origenes Werke 784, stuft eÆjelueiÄn toÁ n biÂon als „vulgär“ im Sinneder Koine ein.

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217Homilie 5–6

erwartet. „Er hat durch mich verkündet, und der Herr wird dir das König-tum aus der Hand reißen und es dem Nächsten nach dir geben: David“a –ein kleiner Dämon kann doch nicht wissen, dass David vom Herrn für dasKönigtum auserwählt wurdeb –, „weil du nicht auf die Stimme des Herrngehört hast und seinen glühenden Zorn an Amalek nicht vollstreckt hast.“c

5

Sind das nicht Worte Gottes? Sind sie nicht wahr? Es ist nämlich wahr, dassSaul den Willen des Herrn nicht vollstreckt hat, sondern „den am Lebengelassenen König von Amalek“ verschont,d wofür Samuel dem Saul sowohlvor seinem Tod als auch beim Hinscheiden Vorwürfe machte.e „Und des-wegen hat der Herr dieses Urteil gegen dich gefällt an diesem Tag; und der10

Herr wird auch26 Israel in die Hand der fremden Stämme geben.“f Kann einkleiner Dämon über das ganze Volk Gottes die Prophezeiung machen, derHerr habe vor, Israel preiszugeben? „Auch das Heerlager Israels: Der Herrwird es der Hand der fremden Stämme ausliefern. Du aber, Saul, machschnell: Morgen wirst du mitsamt deinen Söhnen bei mir sein.“g Auch das15

kann ein kleiner Dämon wissen – ⟨nachdem⟩ er schon wusste, dass ⟨David⟩mit prophetischem Öl zum König gesalbt wurde –, dass Saul am Tag danachaus dem Leben scheiden27 würde und seine Söhne mit ihm: „Morgen wirstdu mitsamt deinen Söhnen bei mir sein“?

6. Dies ⟨zeigt⟩ also, dass das Aufgeschriebene nicht unwahr ist und dass20

es Samuel ist, der heraufgekommen ist. Was hat nun eine Wahrsagerin hierzu suchen? Was hat eine Wahrsagerin mit dem Heraufholen der Seele einesGerechten zu tun? Wer die erste These vertritt, hat sich davongestohlen. Umnämlich den Eindruck zu erwecken, keine Mühe mit den vielen anderenFragen zu haben, die in dem Kapitel zu klären sind, sagt er: Das ist nicht25

Samuel! Der kleine Dämon lügt, denn die Schrift kann nicht lügen! DieWorte der Schrift jedoch stammen nicht von dem kleinen Dämon selbst,28

28 Der ganze Absatz hat in der Überlieferung gelitten, weshalb etliche Streichungenoder Änderungen daran vorgeschlagen worden sind. Mit den wenigsten Konjek-turen kommt man aus, wenn man – wie im kritischen Apparat angegeben – mitHuet eingangs dhloiÄ ergänzt (so auch Klostermann, GCS Orig. 3, 288, und Nau-tin, SC 328, 186), mit Nautin kaiÁ vor leÂgei streicht (das schlägt Nautin in GCSOrig. 32, 366, vor, übernimmt es aber nicht in SC 328, 186), aber nicht eÆkeiÄnow

(Klostermann mit M) in eÆkeiÄno (Nautin) ändert, weil man eÍfygen intransitiv auffas-sen kann, und wenn man mit Blass eÆstin tilgt (so Klostermann, nicht Nautin, dessenTextauffassung hier nicht überzeugt), aber nicht ayÆ toyÄ nach daimoniÂoy (wie Klos-termann, nicht Nautin).

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218 Die griechisch erhaltene Homilie

aÆ ll’ eÆk prosv poy ayÆ thÄw· „KaiÁ eiËden hë gynhÁ toÁ n Samoyh l“, a „eiËpen Sa-

moyhÁ l“ b taÁ lelalhme na aÆ poÁ toyÄ Samoyh l.PvÄ w oyËn lyo mena taÁ thÄw eÆggastrimy uoy faneiÄtai taÁ kataÁ toÁ n to pon;

Pynua nomai toyÄ proeirhko tow taÁ pro tera (SamoyhÁ l eÆn ìaÏ doy; kaiÁ taÁ eë jhÄw)kaiÁ aÆ pokrina suv proÁ w toÁ eÆphrvthmeÂnon´ TiÂw meiÂzvn, SamoyhÁ l hà ÆIhsoyÄw oë 5

Xristo w; TiÂw meiÂzvn, oië profhÄtai hà ÆIhsoyÄw oë Xristo w; TiÂw meiÂzvn, ÆAbraaÁ m hÃ

ÆIhsoyÄw oë Xristo w; ÆEnua de meÁ n oyÆ tolmh sei tiw tvÄ n aÏpaj fuasa ntvn toÁ n

ky rion eiÆde nai ÆIhsoyÄn XristoÁ n toÁ n yë poÁ tvÄ n profhtvÄn prokhryxue nta

[eiËnai] eiÆpeiÄn oÏti meiÂzvn oyÆ k eÍstin oë XristoÁ w tvÄ n profhtvÄn. ÏOtan oyËn

oë mologh s ìhw oÏti ÆIhsoyÄw XristoÁ w meiÂzvn eÆstiÂn, XristoÁ w eÆn ìaÏ doy hà oyÆ ge - 10176v

gonen eÆkeiÄ; OyÆ k eÍstin aÆ lhueÁ w toÁ eiÆrhme non eÆn CalmoiÄw, eërmhneyueÁ n yë poÁ tvÄ n

aÆ posto lvn eÆn taiÄw Pra jesin ayÆ tvÄ n periÁ toyÄ toÁ n svthÄra eiÆw ìaÏ doy kata-

bebhke nai; c GeÂgraptai oÏti eÆp’ ayÆ toÁ n feÂretai toÁ eÆn pentekaideka t ìv calm ìvÄ ·„ÏOti oyÆ k eÆgkataleiÂceiw thÁ n cyxh n moy eiÆw ìaÏ doy, oyÆ deÁ dv seiw toÁ n oÏsio n

soy iÆdeiÄn diafuora n.“ d EiËta ÆIhsoyÄw meÁ n XristoÁ w eÆn ìaÏ doy, fob ìhÄ deÁ eiÆpeiÄn oÏti 15

naiÁ kaiÁ eÆkeiÄ profhteyÄsai katabaiÂnei kaiÁ eÍrxesuai proÁ w taÁ w cyxaÁ w taÁ w289

eëteÂraw;EiËta metaÁ toyÄto eÆaÁ n aÆ pokriÂnhtai oÏti XristoÁ w eiÆw ìaÏ doy katabeÂbhken,

eÆrvÄ ´ XristoÁ w eiÆw ìaÏ doy katabeÂbhken ti poih svn; Nikh svn hà nikhuhso menow

yë poÁ toyÄ uana toy; KaiÁ katelh lyuen eiÆw taÁ xvriÂa eÆkeiÄna oyÆ x vë w doyÄlow tvÄ n 20

eÆkeiÄ, aÆ ll’ vë w despo thw palaiÂsvn, vë w prv hn eÆleÂgomen eÆjhgoy menoi toÁ n kaÂ

calmo n· „Perieky klvsa n me mo sxoi polloiÂ, tayÄroi piÂonew perieÂsxon me´

a 1 Sam. 28,12 b 1 Sam. 28,15 c Apg. 2,25–31 d Ps. 15(16),10

5–6 aÆ pokrina suv ± ÆIhsoyÄw (oë M) Xristo w2 T 7

1 eiËden Al iÍden M 1–2 SamoyhÁ l Nt SaoyÁ l M Kl 9 eiËnai M Nt del. Bl Kl 12 eiÆw

Koe Kl eÆn M Nt 14 ìaÏ doy Kl ìaÏ dhn M 18 eiÆw Kl eÆn M Nt

29 Eine schwere Textverderbnis ist die offenkundige Verschreibung von Samoyh l inSaoy l an dieser Stelle, die den Satz unverständlich macht. Klostermann meinte nach,Saoy l‘ eine Lücke konstatieren zu müssen, weil diese Sprecherangabe im Wider-spruch zum folgenden Kolon steht, und überlegte, ob die Sätze in sie gehörenkönnten, die Eustathius zitiert, die aber in der Homilie nicht zu identifizieren sind(GCS Orig. 3, 288 app. crit.). Nun hat aber schon Allatios festgestellt, dass ausdiesem Passus bei Eustathius folgt, dass Origenes wohl eine zweite Predigt über dieWahrsagerin gehalten hat, der die zitierten Sätze entstammen (siehe oben S. 8f. undin Regn. frg. 14*, unten S. 268f.). Nautin folgt ihm darin und schlägt als über-zeugende Lösung vor, Saoy l für eine Verschreibung von Samoyh l zu halten (GCSOrig. 32, 366; übernommen von Simonetti, Maga di Endor 58). Als Begründungverweist er darauf, dass in T an einer anderen Stelle beide Namen ebenfalls ver-wechselt werden, dort allerdings umgekehrt Samoyh l anstatt des korrekten Saoy l

steht (T 6 Z. 29, unten S. 242). Als Erklärung für das Zustandekommen diesesFehlers in M könnte man auf den Bibeltext verweisen: Nach 1 Sam. 28,12

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219Homilie 6

sondern die Schrift selbst sagt: „Und die Frau sah Samuel“,a „Samuel29 sag-te“,b was von Samuel gesagt wurde.

Wie nun könnte die Rolle der Wahrsagerin in diesem Kapitel erklärtwerden? Ich frage den, der oben die erste These vertreten hat (Samuel in derUnterwelt? usw.), und er soll folgende Frage beantworten: Wer ist größer,5

Samuel oder Jesus der Christus? Wer ist größer, die Propheten oder Jesus derChristus? Wer ist größer, Abraham oder Jesus der Christus? Keiner hier, dereinmal zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der Herr Jesus Christus der ist, dervon den Propheten im Voraus angekündigt wurde, wird zu behaupten wa-gen, der Christus sei nicht größer als die Propheten. Wenn du also zugibst,10

dass Jesus Christus größer ist, war Christus dann in der Unterwelt oder warer nicht dort? Ist nicht wahr, was in den Psalmen gesagt wird und was vonden Aposteln in ihrem Tatenbericht auf das Hinabsteigen des Erlösers in dieUnterwelt gedeutet wird?c Da steht geschrieben, dass sich die Aussage im 15.Psalm auf ihn bezieht: „Denn du wirst meine Seele nicht in der Unterwelt15

lassen, und du wirst deinen Frommen die Verwesung nicht schauen lassen.“d 30

Jesus Christus war demnach in der Unterwelt, du aber hast Angst zu sagen,dass er gewiss hinabsteigt, um auch dort zu prophezeien und zu den übrigenSeelen zu kommen?

Wenn die Antwort demnach also lautet, dass Christus in die Unterwelt20

hinabgestiegen ist, werde ich fragen: Christus ist in die Unterwelt hinab-gestiegen, um was zu tun? Um den Tod zu besiegen oder von ihm besiegtzu werden? Und er ist in jene Gefilde nicht wie ein Sklave derer, die sichdort befinden, hinabgekommen, sondern wie ein Herrscher, bereit zumKampf,31 wie ich früher einmal bei der Auslegung des 21. Psalms gesagt25

habe: „Viele Stiere haben mich umzingelt, fette Büffel umringten mich; sie

wird 28,15 zitiert; in 28,12 folgt auf den zitierten Passus allerdings eine Wendung,aus der sich die Wortfolge eiËpen Saoy l ergibt (allerdings mit anderem Sinn, dennSubjekt ist die Wahrsagerin: eiËpen proÁ w Saoy l). Einem Abschreiber, der nur 1 Sam.28,12 vor Augen hatte, könnte ein solches Malheur unterlaufen sein.

30 Ebenso in Ioh. comm. VI 35,175 (GCS Orig. 4, 144); sel. in Ps. 15,10 (PG 12,1216). Zu Beginn der ersten Predigt über Ps. 15 in den neu entdeckten Psalmen-homilien, in Ps. 15 hom. 1,2 (Codex Monacensis graec. 314 fol. 2v–3v), stellt Ori-genes diesen Bezug mit Hilfe von Ps. 15(16),10 und Apg. 2,25–31 ausführlich her;vgl. auch in Ps. 15 hom. 2,8 (fol. 27v–28r) sowie in Ps. 77 hom. 4,10 (fol. 260r).Siehe dazu Perrone, Abstieg und Aufstieg Christi (im Druck; S. 7f. und 13f. desManuskripts, das Lorenzo Perrone mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat).

31 Mit Danielou, Origene 204, weist de Lubac, Geist aus der Geschichte 252f.,anlässlich dieser Stelle darauf hin, dass Origenes das erlösende Handeln Jesu nichtzuletzt auch als Kampf gegen und Sieg über böse Mächte auffasst, kulminierend inKreuzestod und Höllenabstieg.

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220 Die griechisch erhaltene Homilie

hÍnoijan eÆp’ eÆmeÁ toÁ sto ma ayÆ tvÄ n, vë w leÂvn aë rpa zvn kaiÁ vÆ ryo menow´ die-

skorpiÂsuhsan taÁ oÆ staÄ moy.“ a Memnh meua, eiÍge memnh meua tvÄ n iëervÄ n gram-

ma tvn´ meÂmnhmai gaÁ r [ayÆ ]tvÄ n eiÆrhme nvn eiÆw toÁ n ka calmo n.OyÆ koyÄn oë svthÁ r katelh lyuen sv svn´ katelh lyuen eÆkeiÄ prokhryxueiÁw

yë poÁ tvÄ n profhtvÄn hà oyÍ ; ÆAll’ eÆnua de meÁ n proekhry xuh yë poÁ tvÄ n profh- 5

tvÄ n, aÆ llaxoyÄ deÁ kateÂrxetai oyÆ diaÁ profhtvÄn; KaiÁ MvshÄw ayÆ toÁ n khry ssei

eÆpidhmh sonta t ìvÄ ge nei tvÄ n aÆ nurv pvn, b vÏ ste leÂgesuai kalvÄ w yë poÁ toyÄ

kyriÂoy kaiÁ svthÄrow hë mvÄ n· „EiÆ eÆpistey ete MvseiÄ, eÆpistey ete aà n eÆmoi´ periÁ

gaÁ r eÆmoyÄ eÆkeiÄnow eÍgracen. EiÆ deÁ toiÄw eÆkeiÂnoy gra mmasin oyÆ pistey ete, pvÄ wtoiÄw eÆmoiÄw rë h masi pistey shte;“ c KaiÁ eÆpidedh mhken toy t ìv t ìvÄ bi ìv XristoÁ w 10

kaiÁ prokhry ssetai XristoÁ w eÆpidhmvÄ n toy t ìv t ìvÄ bi ìv. EiÆ deÁ MvshÄw pro-

fhtey ei ayÆ toÁ n eÆnua de, oyÆ ueÂleiw ayÆ toÁ n kaÆ keiÄ katabebhke nai, iÏna profh-

tey s ìh XristoÁ n eÆley sesuai; Ti de ; MvshÄw me n, oië deÁ eë jhÄw profhÄtai oyÆ xiÂ;SamoyhÁ l deÁ oyÆ xiÂ; Ti aÍ topo n eÆsti toyÁ w iÆatroyÁ w katabaiÂnein proÁ w toyÁ w

kakvÄ w eÍxontaw; Ti deÁ aÍ topo n eÆstin iÏna kaiÁ oë aÆ rxiÂatrow katab ìhÄ proÁ w toyÁ w 15

kakvÄ w eÍxontaw; ÆEkeiÄnoi iÆatroiÁ meÁ n hËsan polloiÂ, d oë deÁ ky rio w moy kaiÁ svthÁ r

aÆ rxiÂatro w eÆsti´ kaiÁ gaÁ r thÁ n eÍndon eÆpiuymiÂan, hÊ oyÆ dy natai yë poÁ aÍ llvn

uerapeyuhÄnai, ayÆ toÁ w uerapey ei´ hÏtiw „oyÆ k iÍsxysen yë p’ oyÆ denoÁ w uerapey-177r

uhÄnai“ tvÄ n iÆatrvÄn, e XristoÁ w ÆIhsoyÄw ayÆ thÁ n uerapey ei. MhÁ foboyÄ, f mhÁ

a Ps. 21(22),13–15 b Dtn. 18,15.18 c Joh. 5,46f. d Mk. 5,26 e Lk. 8,43 f Mk.5,36; Lk. 8,50

16–18 oë deÁ ky rio w moy ± uerapey ei´ hÏtiw T 8 19–222.2 mhÁ foboyÄ ± eÆpidhmiÂan T 9

3 [ayÆ ]tvÄ n Koe ayÆ tvÄ n Kl ayÆ tvÄ n ⟨tvÄn⟩ Nt 16 eÆkeiÄnoi (Lücke/Rasur in M von etwadrei Buchstaben) iÆatroiÁ meÁ n M Nt eÆkeiÄnoi meÁ n iÆatroiÁ Bl Kl 17 aÆ rxiÂatrow Al aÆ rxi-iÂatrow M

32 In den Fragmenten zu diesen Psalmversen, sel. in Ps. 21,13.15 (PG 12, 1256. 1257),hat sich keine Aussage in diesem Sinn erhalten. Worauf Origenes sich hier genaubezieht, ist nicht zu klären, am ehesten auf seinen verlorenen Kommentar zu Ps.1–25 aus der alexandrinischen Zeit. Genaugenommen sagt Origenes auch nicht, dassseine Gemeinde (die keineswegs die in Jerusalem sein muss, wie Perrone, Self-Quotations 28, annimmt und was wieder neue Probleme aufwirft), sondern dass ersich daran erinnert, was er zum 21.(22.) Psalm einmal gesagt hat, so dass der Hinweisausgesprochen selbstreferentiell wirkt.

33 Aus diesem Hinweis geht hervor, dass Origenes vor der vorliegenden Predigt Ps.21(22) ausgelegt hat: siehe oben S. 4f. Deshalb lehnt Nautin, GCS Orig. 32, 366,Koetschaus Konjektur memnv meua für das erste memnh meua (übernommen von Klos-termann, GCS Orig. 3, 351) zu Recht ab: Origenes fordert seine Zuhörer nichtauf, sich zu erinnern, sondern setzt dies angesichts eines sehr bekannten Textesvoraus (auch wenn er diese Annahme im Folgenden sogleich einschränkt).

34 In Matth. comm. XV 35 (GCS Orig. 10, 452) verweist Origenes darauf, dass Samuelals Prophet auch „außerhalb des Leibes“ gewirkt habe, ebenso Jeremia. Zur Pro-blematik dieser im Matthäuskommentar nicht weiter erklärten Äußerung sieheVogt, BGrL 30, 160f. Anm. 88 und 90.

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221Homilie 6

sperrten gegen mich ihr Maul auf, wie ein reißender und brüllender Löwe;auseinandergerissen wurden meine Gebeine.“a 32 Wir erinnern uns, wenn wiruns denn an die heiligen Texte erinnern; ich erinnere mich nämlich an daszum 21. Psalm Gesagte.33

Der Erlöser ist also hinabgekommen, um zu erlösen. Haben die Pro-5

pheten sein Hinabkommen im Voraus angekündigt oder nicht? Oder wurdeer zwar hier von den Propheten im Voraus angekündigt, anderswohin aberkommt er, ohne sich der Propheten zu bedienen? Auch Mose kündigt vonihm an, dass er zum Menschengeschlecht kommen werde,b so dass von un-serem Herrn und Erlöser treffend gesagt wird: „Wenn ihr Mose glauben10

würdet, würdet ihr mir glauben; denn über mich hat jener geschrieben.Wenn ihr aber seinen Texten nicht glaubt, wie solltet ihr dann meinenWorten glauben?“c Christus ist in dieses Leben gekommen, und es wird imVoraus angekündigt, dass Christus in dieses Leben kommt. Wenn Mose ihnaber hier prophezeit, willst du dann nicht, dass er auch dorthin hinabgestie-15

gen ist, um das Kommen Christi zu prophezeien? Was denn? Mose schon,die folgenden Propheten aber nicht? Samuel nicht?34 Was wäre unsinnigdaran, dass die Ärzte zu den Kranken hinabsteigen? Was wäre unsinnigdaran, dass35 auch der Chefarzt zu den Kranken hinabsteigt? Von jenenÄrzten gab es viele,d mein Herr und Erlöser aber ist der Chefarzt;36 denn20

auch die innere Begierde, die von anderen nicht geheilt werden kann, heilter; die Frau „konnte von keinem“ der Ärzte „geheilt werden“,e ChristusJesus heilt sie.37 „Hab keine Angst“,f 38 erschrick nicht: Jesus war in der Un-

35 Wendland, Rez. Origenes Werke 784, bucht dieses konsekutive iÏna als „für diekoinh im Gegensatz zur atticistischen Schulsprache charakteristisch“ (ebd. 783).

36 Christus wird von Origenes oft als „Chefarzt“ bezeichnet, etwa in Hier. hom. 18,5(GCS Orig. 32, 156) oder in Ps. 37 hom. 1,1 (SC 411, 260). Siehe dazu Fernandez,Cristo medico 223–229 (ebd. 215–220 zu den Propheten als Ärzten, wie hier Sa-muel: ebd. 216f.). Als aÆ rxiÂatrow wurde in hellenistischer Zeit der Hofarzt bezeich-net; später hießen die Gemeindeärzte in griechischen Städten vor allem Kleinasiensso, und zwar nicht wegen ihrer Funktion (wie der Hofarzt), sondern wegen ihrerfachlichen Kompetenz, wie Origenes, in Luc. hom. 13,2 (GCS Orig. 92, 78), an-lässlich der Schilderung der üblichen Praxis sagt: qui habet summam in arte notitiam –„der über höchste Fachkenntnis verfügt“; vgl. Wacht, Art. Krankenfürsorge 834;ebd. 837: „Die Praxis, in schwereren Fällen einen Archiater mit größeren medizi-nischen Kenntnissen hinzuzuziehen, scheint nicht ungewöhnlich.“

37 Origenes rekurriert auf die Heilung einer Frau durch Jesus, die an Blutungen litt(Mk. 5,25–34; Mt. 9,20–22; Lk. 8,43–48), und deutet die Blutungen im übertra-genen Sinn als Ausfluss einer gestörten inneren Begierde.

38 Origenes zitiert eine Junktur aus der folgenden Geschichte von der Tochter desSynagogenvorstehers, die aber in der Erzählung von der blutflüssigen Frau eineinhaltliche Entsprechung hat: ua rsei, „hab Mut“ (Mt. 9,22).

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222 Die griechisch erhaltene Homilie

uamboyÄ´ ÆIhsoyÄw eiÆw ìaÏ doy geÂgonen, kaiÁ oië profhÄtai proÁ ayÆ toyÄ, kaiÁ pro-khry ssoysi toyÄ XristoyÄ thÁ n eÆpidhmiÂan.

7. EiËta kaiÁ aÍ llo ti ueÂlv eiÆpeiÄn aÆ p’ ayÆ thÄw thÄw grafhÄw. SamoyhÁ l aÆ na-

baiÂnei, kaiÁ ti t ìvÄ SaoyÁ l leÂgei eëvrake nai hë gynh ; OyÆ leÂgei eëvrake nai290

aÍ nurvpon´ eÍpthjen toyÄton oÊn eiËden. TiÂna oë r ìaÄ; „UeoyÁ w eÆgv “ fhsin „eiËdon, 5

ueoyÁ w aÆ nabaiÂnontaw aÆ poÁ thÄw ghÄw.“ a KaiÁ ta xa SamoyhÁ l oyÆ mo now aÆ nabe -

bhken kaiÁ to te profhtey svn t ìvÄ Saoy l´ aÆ ll’ eiÆko w, vÏ sper eÆntayÄua „metaÁoë siÂoy oë sivuh s ìh, kaiÁ metaÁ aÆ ndroÁ w aÆ u ìv oy aÆ u ìvÄow eÍs ìh, kaiÁ metaÁ eÆklektoyÄ

eÆklektoÁ w eÍs ìh“, b kaiÁ eiÆsiÁn eÆntayÄua diatribaiÁ aë giÂvn metaÁ aë giÂvn, oyÆ xiÁ deÁ

aë giÂvn metaÁ aë martvlvÄn, kaiÁ eiÆ aÍ ra pote , eÆstiÁ tvÄ n aë giÂvn hë diatribhÁ metaÁ 10

tvÄ n aë martvlvÄn yë peÁr toyÄ kaiÁ toyÁ w aë martvloyÁ w svÄsai, oyÏtv ta xa kaiÁ

⟨zhth seiw eiÆ⟩ aÆ nabaiÂnonti t ìvÄ SamoyhÁ l synanabebh kasin hÍtoi aÏgiai cyxaiÁ

aÍ llvn profhtvÄn ⟨hà ⟩ ta xa zhth seiw eiÆ aÍggeloi hËsan eÆpiÁ tvÄ n pneyma tvn

a 1 Sam. 28,13 b Ps. 17(18),26f.

4–224.2 kaiÁ ti t ìvÄ (eiÆdoyÁ T) – synanabebhko tew T 10 12–224.3 synanabebh kasin ±

tvÄn deome nvn svthriÂaw Eu 971–974 (vgl. 463)

4 ti t ìvÄ Kl iÆdoyÁ T M Nt eëvrakeÂnai Al eëorake nai M hë gynh Kl cyxh n T M Nt5 eiËden Kl iÍden M eiËdon Al iÍdon M 12 zhth seiw eiÆ Nt 13 hà Nt

39 Die Übersetzung folgt dem Vorschlag von Klostermann, GCS Orig. 3, 289 (über-nommen von Simonetti, Maga di Endor 62), den offenbar verderbten Satz zuheilen, weil er elegant mit wenigen Eingriffen auskommt und einen knappen Textmit einem präzisen Sinn herstellt. Nautin, GCS Orig. 32, 366f., lehnt KlostermannsÄnderungen ab, weil ihnen keine paläographische Wahrscheinlichkeit zukomme,und schlägt seinerseits folgende Ergänzungen und Änderungen vor (vgl. auch ders.,SC 328, 192): Er lässt iÆdoy und cyxh n aus M (und T) stehen, nimmt erneut eineVerwechslung von Samoyh l und Saoy l an (vgl. oben S. 218 Anm. 29), fügt vorSamoyh l eine Verneinung ein und verdoppelt die Aussage durch eine lange Ergän-zung, für die er die Änderung von cyxh n in hë gynh aufgreift: kaiÁ iÆdoyÁ ⟨oyÆ ⟩ ⟨Sa-moyhÁ l⟩ leÂgei eëvrake nai ⟨hë gynh , oyÆ leÂgei eëvrake nai⟩ cyxh n, „doch – aufgepasst! –⟨die Frau⟩ sagt ⟨nicht⟩, ⟨Samuel⟩ gesehen zu haben, ⟨sie sagt nicht,⟩ eine Seele⟨gesehen zu haben⟩.“ Das mag man „avec deux sauts du meme au meme“ (GCSOrig. 32, 366) vielleicht erklären können, doch muss man dabei sehr viele Ände-rungen annehmen, die den Text nicht besser, sondern eher schwerfälliger machen.Der Sinn des Textes ist in beiden Varianten derselbe.

40 Hebräisch alhiÕ (elohim) (p. 498 Elliger/Rudolph/Rüger), in der Septuagintaübersetzt mit ueoi (I p. 559 Rahlfs), „Götter“ – im Plural, gefolgt von einemPartizip im Plural. Buber/Rosenzweig übersetzen als Singular „ein Götterwesen“(II p. 239), die Einheitsübersetzung ähnlich: „ein Geist“; so auch Trigg, Eustathius’Attack 228f.: Das Hebräische sei als Singular aufzufassen. Nun kann alhiÕ im AltenTestament den einzigen Gott Israels bezeichnen, wird dann aber singularisch kon-struiert, weshalb Tropper, Nekromantie 218–220, den Plural so erklärt, dass in derursprünglichen Erzählung (dazu oben S. 60 mit Anm. 258) Saul seine „Ahnen“

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Page 23: Die Homilien zum Ersten Buch Samuel () || Die griechisch erhaltene Homilie über 1 Sam. 28,3–25

223Homilie 6–7

terwelt, ebenso die Propheten vor ihm, und sie kündigen das Kommen desChristus an.

7. Ferner will ich noch etwas anderes ansprechen, was sich aus dem Textselbst ergibt. Samuel steigt herauf, doch was sagt die Frau zu Saul, gesehenzu haben?39 Sie sagt nicht, einen Menschen gesehen zu haben; sie erschrak5

vor dem, den sie sah. Wen sieht sie? „Götter“, sagt sie, „Götter sah ich ausder Erde heraufsteigen.“a 40 Vielleicht ist Samuel nicht allein heraufgestiegen,um Saul noch einmal eine Prophezeiung zu geben; vielmehr sieht es so aus:Wie man dort „mit einem Heiligen geheiligt und mit einem Unschuldigenunschuldig und mit einem Auserwählten auserwählt sein wird“b und wie dort10

Heilige mit Heiligen verkehren, nicht jedoch Heilige mit Sündern, undwenn doch einmal, dann verkehren die Heiligen mit den Sündern, um auchdie Sünder zu retten, so ⟨wirst du⟩ vielleicht auch ⟨fragen⟩, ob zusammenmit dem heraufsteigenden Samuel entweder heilige Seelen anderer Pro-pheten41 heraufgestiegen sind, ⟨oder⟩ du wirst vielleicht fragen, ob es Engel42

15

heraufholen lässt, die im Alten Orient als Götter bezeichnet werden konnten (eben-so in Jes. 8,19 nach dieser Deutung); erst in der deuteronomistischen Redaktion derGeschichte beziehe sich der Plural auf Samuel allein (freilich schließt Tropper um-gekehrt und damit zirkulär aus dieser Spannung im Text auf diese redaktionsge-schichtliche Entstehung). Origenes folgt dem als Plural aufgefassten Wortlaut undsucht nach einer Erklärung dafür; so auch die Auslegungsgeschichte: Ephräm derSyrer, carm. Nisib. 42,6 (CSCO 240, 38f.; dt.: CSCO 241, 29f.), versteht unterelohim zwei Dämonen, Gregor von Nyssa, epist. ad Theod. 4,4f. (GNO 3/2, 105bzw. p. 260 Simonetti), deutet die „Götter“ mit Ps. 95(96),5 ebenfalls als Dämonen,Beda Venerabilis, in I Sam. IV 28,13 (CChr.SL 119, 256), hingegen erklärt denPlural mit dem biblischen Sprachgebrauch, Plural für Singular zu setzen und umge-kehrt.

41 Diese Deutung beruht auf dem antiken Sprachgebrauch, in dem das Wort ueo w auchfür Menschen gebraucht werden kann. Insbesondere die „Götter“ in Ps. 81(82),6werden in der altkirchlichen Exegese als Menschen aufgefasst, und zwar mit derPerspektive, dass hier das über das Menschsein hinausweisende Ziel der Erlösungformuliert ist, aus „Menschen“ zu „Göttern“ zu werden; für Origenes vgl. beispiels-weise in Hier. hom. 15,6 (GCS Orig. 32, 130); in Matth. comm. XVI 29 (GCS Orig.10, 573f.); bes. in Ioh. comm. XX 29,266 (GCS Orig. 4, 367): „Lasst uns mit allerKraft davor fliehen, Menschen zu sein! Lasst uns eilen, Götter zu werden!“ – Vgl.(Pseudo-)Basilius, in Is. 8,19–22 (PG 30, 497), übernommen von Prokop von Gaza,comm. in Is. 8,19 (PG 87/2, 1993): Eine Wahrsagerin holt die Seelen von Verstor-benen (Plural) herauf.

42 Zur Bezeichnung der Engel als „Götter“ in der Bibel vgl. Origenes, Cels. V 4 (GCSOrig. 2, 4).

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Page 24: Die Homilien zum Ersten Buch Samuel () || Die griechisch erhaltene Homilie über 1 Sam. 28,3–25

224 Die griechisch erhaltene Homilie

ayÆ tvÄ n ± oë profh thw leÂgei· „ëO aÍggelow oë lalvÄ n eÆn eÆmoi“ a – hà aÍggeloi

hËsan metaÁ tvÄ n pneyma tvn synanabebhko tew. KaiÁ pa nta plhroyÄtai tvÄ n

deome nvn svthriÂaw kaiÁ „pa ntew eiÆsiÁ leitoyrgikaÁ pney mata eiÆw diakoniÂan

aÆ postello mena diaÁ toyÁ w meÂllontaw klhronomeiÄn svthriÂan“. b

Ti fob ìhÄ eiÆpeiÄn oÏti paÄw to pow xr ìh zei ÆIhsoyÄ XristoyÄ; Xr ìh zei tvÄ n pro- 5

fhtvÄn oë xr ìh zvn XristoyÄ´ oyÆ deÁ gaÁ r XristoyÄ meÁ n xr ìh zei, tvÄ n deÁ eyÆ trepi-

zo ntvn XristoyÄ paroysiÂan kaiÁ eÆpidhmiÂan oyÆ xr ìh zei. KaiÁ ÆIva nnhw, oyÎ meiÂ-

zvn eÆn gennhtoiÄw gynaikvÄ n oyÆ deiÁw hËn kataÁ thÁ n toyÄ svthÄrow hë mvÄ n mar-

tyriÂan leÂgontow· „MeiÂzvn eÆn gennhtoiÄw gynaikvÄ n ÆIva nnoy“ toyÄ baptistoyÄ

„oyÆ deiÂw eÆstin“, c mhÁ foboyÄ leÂgein oÏti eiÆw ìaÏ doy katabeÂbhke prokhry ssvn 10

moy toÁ n ky rion, iÏna proeiÂp ìh ayÆ toÁ n kateleyso menon. DiaÁ toyÄto, oÏte hËn eÆn

t ìhÄ fylak ìhÄ kaiÁ ìhÍdei thÁ n eÍjodon thÁ n eÆpikeime nhn ayÆ t ìvÄ , peÂmcaw dy o tvÄ n

mauhtvÄn eÆpynua neto, oyÆ xi· „SyÁ eiË oë eÆrxo menow;“ ( ìhÍdei ga r), aÆ lla · „SyÁ eiË oëeÆrxo menow, hà aÍ llon prosdokvÄmen;“ d EiËden „ayÆ toyÄ thÁ n do jan“, e eÆla lhsen

pollaÁ periÁ thÄw uaymasio thtow ayÆ toyÄ, eÆmarty rhsen ayÆ t ìvÄ prvÄtow· „ëO 15

oÆ piÂsv moy eÆrxo menow eÍmprosueÂn moy geÂgonen“, f eiËden „ayÆ toyÄ thÁ n do jan,do jan vë w monogenoyÄw paraÁ patroÁ w plh rhw xa ritow kaiÁ aÆ lhueiÂaw“. g Thli-

kayÄta iÆdvÁ n periÁ XristoyÄ oÆ kneiÄ pisteyÄsai, aÆ mfiba llei kaiÁ oyÆ leÂgei´ EiÍpateayÆ t ìvÄ · „SyÁ eiË oë Xristo w;“ h

NyÄn mhÁ noh santew ga r tinew taÁ eiÆrhme na leÂgoysin´ ÆIva nnhw oë thlikoyÄ- 20177v

tow oyÆ k ìhÍdei Xristo n, aÆ ll’ aÆ peÂsth aÆ p’ ayÆ toyÄ toÁ pneyÄma toÁ aÏgion. KaiÁ ìhÍdei

toyÄton, ìvÎ eÆmarty rhsen proÁ geneÂsevw kaiÁ eÆf’ ìvÎ eÆskiÂrthsen, hë niÂka hËluen kaiÁ

a Sach. 1,9 b Hebr. 1,14 c Lk. 7,28 d Lk. 7,19.20; vgl. Mt. 11,3 e Joh. 1,14f Joh. 1,15; vgl. 1,30 g Joh. 1,14 h Mk. 14,61

5–6 ti fob ìhÄ ± tvÄn profhtvÄn Eu 876f. 12–13 peÂmcaw ± eÆrxo menow T 1120–226.3 nyÄn mhÁ noh santew ± eÆn t ìhÄ koili ìa (koilei ìa T) moy T 12

12 ìhÍdei Pea eiÍdh M 14.16 eiËden Al iÍden M

43 Dieses Wort, pney mata, ist auch in 1 Petr. 3,19 für die „Geister“ der Verstorbenenin der Unterwelt gebraucht (vgl. Simonetti, Maga di Endor 87). Im deutschen Wort,Geister‘ – bei dem man doch eher an ,Gespenster‘ denkt – kommt der im Grie-chischen überwiegende Aspekt der ,geistigen‘, ,pneumatischen‘ Existenz allerdingsnur schlecht zum Ausdruck.

44 Klostermann, GCS Orig. 3, 290, versuchte den schwierigen Passus dadurch ver-ständlich zu machen, dass er (mit Blass) das Schlusskolon (hà aÍggeloi ... synanabe-

bhko tew) nach aÏgiai cyxaiÁ aÍ llvn profhtvÄn umstellte; das ergibt folgenden Text:„..., so sind vielleicht auch zusammen mit dem heraufsteigenden Samuel entwederheilige Seelen anderer Propheten heraufgestiegen, oder es waren Engel, die zusam-men mit ihrem Geiste heraufgestiegen sind. Vielleicht wirst du fragen, ob es Engelin ihrem Geiste waren? Der Prophet spricht vom ,Engel, der in mir redet‘ (Sach.1,9).“ Das ergibt zweifelsohne einen sinnvollen Text. In T ist freilich dieselbe Text-folge wie in M bezeugt. Das hat Nautin, GCS Orig. 32, 367, zu den vermerkten

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225Homilie 7

in ihren Geistern43 waren – der Prophet spricht vom „Engel, der in mirredet“a – oder Engel mit ihren Geistern waren, die mitheraufgestiegen sind.44

Und der ganze Ort ist voll von Erlösungsbedürftigen, und „alle sind die-nende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen“.b

Warum scheust du dich zu sagen, dass jeder Ort Jesus Christus nötig hat?5

Wer Christus nötig hat, hat die Propheten nötig; denn er kann nicht zwarChristus nötig haben, die aber, die Christi Kommen und Ankunft vorbe-reiten, nicht nötig haben. Auch von Johannes, den keiner unter den vonFrauen Geborenen übertraf – gemäß dem Zeugnis unseres Erlösers, der sagt:„Keiner unter den von Frauen Geborenen ist größer als Johannes“ der Täu-10

ferc –, scheue dich nicht zu behaupten, dass er in die Unterwelt hinabstieg,um meinen Herrn im Voraus anzukündigen, um vorherzusagen, dass erhinunterkommen werde.45 Aus diesem Grund schickte er, als er im Gefäng-nis war und um seinen baldigen Tod wusste, zwei seiner Schüler und fragtenicht: „Bist du der, der kommen soll?“ (das wusste er nämlich), sondern:15

„Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“d

Er hat „seine Herrlichkeit gesehen“,e er hat viel davon gesprochen, wiewunderbar er ist, er hat als erster Zeugnis für ihn abgelegt: „Der nach mirkommt, ist vor mir gewesen“,f er hat „seine Herrlichkeit gesehen, die Herr-lichkeit, die er als einziger Sohn vom Vater erhielt, voll Gnade und Wahr-20

heit“.g Obwohl er derart bedeutsame Dinge an Christus gesehen hat, zögerter zu glauben, zweifelt er, sagt aber nicht: Fragt ihn: „Bist du der Christus?“h

Nun gibt es freilich Leute, die das Gesagte nicht verstehen und deshalbsagen: Johannes, so bedeutend er auch war, kannte Christus nicht; vielmehrhat der Heilige Geist ihn verlassen.46 Doch, er kannte den, für den er schon25

vor der Geburt Zeugnis ablegte und vor dem er hüpfte, als Maria zu ihm

Konjekturen geführt, die den verderbten Text einfacher wiederherstellen, weshalbNautins Textrekonstruktion (diese auch in SC 328, 192–194) bevorzugt und über-setzt wird (Simonetti, Maga di Endor 62, hält am Text von M fest).

45 In Luc. hom. 4,5 (GCS Orig. 92, 27f.) sagt Origenes von Johannes dem Täufer, dasser „der Vorläufer des Herrn wurde und vor ihm starb, um auch noch ins Reich derToten hinabzusteigen und seine Ankunft anzukündigen“; Übersetzung: Sieben, FC4/1, 89.

46 Damit dürfte die Ansicht Markions gemeint sein, die aus Tertullian, adv. Marc. IV18,4–7 (CChr.SL 1, 589f.), zu erschließen ist: Markion hat die Frage Johannes’ desTäufers in Lk. 7,19.20 (par. Mt. 11,3), ob Jesus der angekündigte Messias sei oder ober auf einen anderen warten müsse, wohl so gelesen, dass Johannes sich dessen nichtsicher war, und daraus gefolgert, dass er die prophetische Gabe verloren habe, waswiederum zeige, dass die Gabe der Prophetie seit der Verkündigung Jesu generellunnütz und überflüssig geworden sei. Gegen diese markionitische, gegen die Pro-phetien des Alten Testaments generell gerichtete Deutung wurde die Stelle – derenSinn ja offensichtlich der ist, von dem Markion ausgeht – wie hier von Origenes sogedeutet, dass die Frage sich nicht auf das Kommen Christi auf die Erde beziehe,

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Page 26: Die Homilien zum Ersten Buch Samuel () || Die griechisch erhaltene Homilie über 1 Sam. 28,3–25

226 Die griechisch erhaltene Homilie

hë MariÂa proÁ w ayÆ to n, vë w eÆmarty rhsen ayÆ t ìvÄ hë mh thr ayÆ toyÄ leÂgoysa·291

„ÆIdoyÁ ga r, vë w eÆge neto hë fvnhÁ toyÄ aÆ spasmoyÄ soy eiÆw taÁ vË ta moy, eÆskiÂr-thsen eÆn aÆ gallia sei toÁ breÂfow eÆn t ìhÄ koili ìa moy.“ a OyÎtow oyËn oë skirth saw

proÁ geneÂsevw ÆIva nnhw, oë eiÆpv n· „OyÎto w eÆsti periÁ oyÎ eÆgvÁ eiËpon´ ëO oÆ piÂsv

moy eÆrxo menow eÍmprosue n moy geÂgonen“ b kai· „ëO peÂmcaw me eiËpe moi´ ÆEf’ oÊn 5

aà n iÍd ìhw toÁ pneyÄma katabaiÄnon kaiÁ me non, oyÎto w eÆstin oë yiëoÁ w toyÄ ueoyÄ“, c

oyÎtow, fasiÂn, oyÆ keÂti ìhÍdei ÆIhsoyÄn Xristo n; ÆEn koili ìa ìhÍdei gaÁ r ayÆ to n. ÆAllaÁ

di’ yë perbolhÁ n do jhw oÏmoio n ti t ìvÄ PeÂtr ìv pepoiÂhken. Ti oÏmoion; OyÎtow meÂga

ti ìhÍdei periÁ toyÄ XristoyÄ. TiÂw eiÆmi; „TiÂna me leÂgoysin oië aÍ nurvpoi eiËnai;“ d

ëO de ´ To de kaiÁ to de. SyÁ deÁ tiÂ; „SyÁ eiË oë XristoÁ w oë yiëoÁ w toyÄ ueoyÄ toyÄ 10

zvÄ ntow“· e eÆf’ ìvÎ kaiÁ makariÂzetai, „oÏti saÁ rj kaiÁ aiÎma oyÆ k aÆ peka lycen“ayÆ t ìvÄ , „aÆ ll’ oë pathÁ r oë eÆn toiÄw oyÆ ranoiÄw“. f ÆEpeiÁ oyËn mega la hÍkoysen periÁ

XristoyÄ kaiÁ mega la yë pela mbanen kaiÁ oyÆ parede jato thÁ n bohÁ ⟨n thÁ n⟩ ueiÂan

thÁ n proÁ w ayÆ to n· „ÆIdoyÁ aÆ nabaiÂnomen eiÆw ëIeroysalh m, kaiÁ teleivuh setai“ g

kai· „DeiÄ toÁ n yiëoÁ n toyÄ aÆ nurv poy pollaÁ paueiÄn kaiÁ aÆ podokimasuhÄnai aÆ poÁ 15

tvÄ n aÆ rxiereÂvn kaiÁ presbyteÂrvn, kaiÁ aÆ poktanuhÄnai, kaiÁ t ìhÄ triÂt ìh hë meÂr ìa

aÆ nasthÄnai“, h fhsiÂn· „ÏIlev w soi, ky rie.“ i Mega la ìhÍdei periÁ XristoyÄ, oyÆ khÆ ueÂlhsen parade jasuai toÁ tapeino teron periÁ ayÆ toyÄ. ToioyÄto n tina moi

no ei kaiÁ toÁ n ÆIva nnhn. ÆEn fylak ìhÄ hËn mega la eiÆdvÁ w periÁ XristoyÄ, eiËden

oyÆ ranoyÁ w aÆ ne ìvgo taw, eiËden pneyÄma aÏgion eÆj oyÆ ranoyÄ katerxo menon eÆpiÁ toÁ n 20

svthÄra kaiÁ me non eÆp’ ayÆ to n· j iÆdvÁ n thÁ n thlikay thn do jan k aÆ mfeÂballen kaiÁ

ta xa hÆ piÂstei, eiÆ oë oyÏtvw eÍndojow kaiÁ meÂxriw ìaÏ doy kaiÁ meÂxri thÄw aÆ by ssoy

kateley setai´ l diaÁ toyÄto eÍlegen· „SyÁ eiË oë eÆrxo menow, hà aÍ llon prosdokvÄ -

men;“ m

a Lk. 1,44 b Joh. 1,30; vgl. 1,15 c Joh. 1,33f. d Mt. 16,13 e Mt. 16,16 f Mt.16,17 g Lk. 18,31 h Lk. 9,22; vgl. Mt. 16,21 i Mt. 16,22 j Mt. 3,16; Joh. 1,32k Joh. 1,14 l Röm. 10,7 m Lk. 7,19.20

7–12 oyÎtow fasiÂn ± eÆn toiÄw oyÆ ranoiÄw T 13 14–24 iÆdoyÁ (eiÆdoyÁ T) aÆ nabaiÂnomen ± aÍ llon

prosdokvÄmen T 14

11 eÆf’ Bl Kl eÆn T M Nt 13 bohÁ n thÁ n ueiÂan Kl boh ueian M 19 eiËden Al iÍden M20 eiËden Kl iÍden M 22 eiÆ oë Kl Nt oÏti oë Koe Kl (GCS Orig. 3, 351) dioÁ T M

denn dessen sei Johannes sich sicher gewesen, sondern auf sein Kommen in dieUnterwelt, Johannes also wissen wollte, ob er das Kommen Christi in der Unterweltebenso ankündigen solle, wie er das auf Erden getan habe: so Nautin, SC 328, 80Anm. 1, unter Berufung auf Sheerin, John the Baptist 7f., und Simonetti, Prae-cursor ad inferos 368f. (vgl. ders., Maga di Endor 87f.). Vgl. auch schon Bouvy,Homelie d’Origene 92–94.

47 Die Unterscheidung zwischen „Unterwelt“ und „Abgrund“ ist nach Nautin, SC328, 198 Anm. 1, wahrscheinlich von der „Himmelfahrt Jesajas“ beeinflusst; vgl. asc.Is. 10,8 (CChr.SA 7, 111 äthiopische Version): „Geh und steige hinab durch alleHimmel und steige hinab zum Firmament und zu dieser Welt bis zum Engel im

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227Homilie 7

kam, wie ihm seine Mutter mit folgenden Worten bezeugte: „Siehe, denn indem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude inmeinem Leib.“a Dieser also, der schon vor der Geburt hüpfte, Johannes, dersagte: „Dieser ist es, über den ich gesagt habe: Der nach mir kommt, ist vormir gewesen“b und: „Der mich gesandt hat, sagte mir: Auf wen du den Geist5

herabkommen und bleiben siehst, der ist der Sohn Gottes“,c dieser soll JesusChristus noch nicht gekannt haben? Im Mutterleib kannte er ihn dochschon! Aber angesichts der außergewöhnlichen Herrlichkeit tat er etwasÄhnliches wie Petrus. Was denn? Dieser wusste etwas Bedeutsames überChristus: Wer bin ich? „Für wen halten die Menschen mich?“d Er antwor-10

tete: Für dies und das. Du aber, was sagst du? „Du bist der Christus, derSohn des lebendigen Gottes“,e wofür er sogar seliggepriesen wird, „dennnicht Fleisch und Blut haben“ ihm „das offenbart, sondern der Vater in denHimmeln“.f Nachdem er also Bedeutsames über Christus gehört hatte und esals bedeutsam aufgefasst hatte, auf den an ihn gerichteten göttlichen Ruf15

aber nicht hören wollte: „Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf, und dortwird es sich erfüllen“g und: „Der Menschensohn muss vieles erleiden undvon den Hohenpriestern und Ältesten verworfen werden; er wird getötetwerden und am dritten Tage auferstehen“,h sagte er: „Gnade Dir Gott,Herr!“i Bedeutsames wusste er über Christus, das weniger Ansehnliche woll-20

te er über ihn nicht hören. So einer – begreif mir das! – ist auch Johannes.Als er im Gefängnis war, wusste er Bedeutsames über Christus; er sah dieHimmel offen, er sah den Heiligen Geist aus dem Himmel auf den Erlöserherabkommen und auf ihm bleiben.j Doch obwohl er eine derart großeHerrlichkeit sah,k zweifelte er und wollte schwerlich glauben, ob eine solche25

Berühmtheit auch bis in die Unterwelt und bis in den Abgrund hinabkom-men werde;l 47 deshalb sagte er: „Bist du der, der kommen soll, oder sollenwir auf einen anderen warten?“m 48

Totenreich, aber bis zur Hölle sollst du nicht gehen“; Übersetzung: Müller, NT-Apo II6, 559. Origenes kannte diese christliche Apokalypse, die möglicherweise inAlexandria frühestens in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts entstanden ist: inMatth. comm. X 18 (GCS Orig. 10, 24); epist. Afric. 13 (SC 302, 542); vgl. auchFürst/Hengstermann, OWD 10, 204 Anm. 26 zu in Is. hom. 1,5 (GCS Orig. 8,247). Möglicherweise stellt er beide Begriffe aber auch nur deswegen nebeneinan-der, weil sie in zwei Bibelstellen vorkommen, in denen nach Auffassung des Ori-genes von einer Hadesfahrt Christi die Rede ist: Ps. 15(16),10 (Unterwelt) undRöm. 10,7 mit Zitat aus Ps. 106(107),26 (Abgrund). Vgl. dazu in Ioh. comm. VI35,174f. (GCS Orig. 4, 144).

48 Vgl. für diese originelle Deutung auch ebd. VI 37,185 (4, 145); in Matth. frg. 220 I(GCS Orig. 12/1, 105), dazu Sheerin, John the Baptist 8, und Simonetti, Prae-cursor ad inferos 370f. Spätere Zeugnisse für diese sowie für die alternative Deu-tung, Johannes stelle diese Frage im Namen seiner Schüler, bei Sheerin, ebd. 8–22,und Simonetti, ebd. 371–382.

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228 Die griechisch erhaltene Homilie

8. OyÆ parejeÂbhn oyÆ deÁ eÆpelauo mhn toyÄ prokeime noy, aÆ llaÁ toyÄto ue -

lomen kataskeya sai oÏti, eiÆ pa ntew eiÆw ìaÏ doy katabebh kasi proÁ toyÄ Xris-

toyÄ pro dromoi XristoyÄ oië profhÄtai XristoyÄ, oyÏtvw kaiÁ SamoyhÁ l eÆkeiÄ292

katabeÂbhken´ oyÆ gaÁ r aë plvÄ w, aÆ ll’ vë w aÏgiow. ÏOpoy eÆaÁ n ìhË oë aÏgiow, eÍstin

aÏgiow. Mh ti XristoÁ w oyÆ keÂti Xristo w eÆstin, eÆpeiÁ eÆn ìaÏ doy poteÁ hËn; OyÆ keÂti hËn 5

yiëoÁ w ueoyÄ, eÆpeiÁ eÆn t ìvÄ kataxuoni ìv gegeÂnhtai to p ìv, „iÏna paÄn go ny ka mc ìh178r

eÆn t ìvÄ oÆ no mati ÆIhsoyÄ XristoyÄ eÆpoyraniÂvn kaiÁ eÆpigeiÂvn kaiÁ kataxuoniÂvn“; a

OyÏtvw XristoÁ w XristoÁ w hËn kaiÁ ka tv vÍ n´ iÏna oyÏtvw eiÍpv, eÆn t ìvÄ ka tv

to p ìv vÍ n, ⟨t ìhÄ⟩ proaireÂsei aÍ nv hËn. OyÏtvw kaiÁ oië profhÄtai kaiÁ Samoyh l,kaà n katabvÄsin oÏpoy aië cyxaiÁ aië ka tv, ka tv ⟨meÁ n⟩ dy nantai eiËnai to p ìv, 10

oyÆ ka tv de eiÆsin t ìhÄ proaireÂsei. Pynua nomai de ´ eÆprofh teysan taÁ yë per-

oyra nia; ÆEgvÁ deÁ oyÆ dy namai dido nai daimoni ìv thlikay thn dy namin, iÏna

profhtey ìh periÁ SaoyÁ l [SamoyhÁ l] kaiÁ toyÄ laoyÄ toyÄ ueoyÄ, kaiÁ profhtey ìhperiÁ basileiÂaw DabiÁd oÏti meÂllei basiley ein. EiÍsontai oië tayÄta leÂgontew taÁ

thÄw aÆ lhueiÂaw thÄw kataÁ toÁ n to pon´ oyÆ x eyë rh soysin parasthÄsai pvÄ w aà n kaiÁ 15

aÏgiow ge noito yë peÁ r svthriÂaw tvÄ n kakvÄ w eÆxo ntvn eiÆw toÁ n to pon tvÄ n kakvÄ w

eÆxo ntvn. ÆIatroiÁ gineÂsuvsan eiÆw toyÁ w to poyw tvÄ n kamno ntvn strativtvÄn,

a Phil. 2,10

4–6 oÏpoy eÆaÁ n ìhË oë aÏgiow ± gegeÂnhtai to p ìv T 15 8–9 kaiÁ ka tv ± t ìhÄ proaireÂsei aÍ nv

hËn Eu 879f. (vgl. 890. 959f.) 9–11 oyÏtvw kaiÁ ± eiÆsin t ìhÄ proaireÂsei Eu 884–88712–14 eÆgvÁ deÁ oyÆ dy namai ± meÂllei basiley ein Eu 1148–1151

9 t ìhÄ Eu 10 meÁ n Kl 12 iÏna profhtey ìh Eu Nt oÏti profhtey ei M Kl 13 SamoyhÁ l

om. Eu del. Kl profhtey ìh2 Eu Nt profhtey ei M Kl 14 eiÍsontai Al iÍsontai M

49 Im Hintergrund dieser Unterscheidung von räumlicher und willensmäßiger (t ìhÄproaireÂsei) Präsenz steht die grundlegende Innovation des Origenes, gegen das„wesenhafte“, von „Natur“ aus Seiende das „Willensmäßige“ zu betonen als das,was „aufgrund einer Veränderung und der eigenen Entscheidung so geworden undauf diese Weise, mit einem Neologismus ausgedrückt, seine Natur geworden ist“: inIoh. comm. XX 21,174 (GCS Orig. 4, 353); siehe dazu Kobusch, Bedeutung 97f.,und ebd. 98 Anm. 25 mit Bezug auf die vorliegende Stelle: „Das Willensmäßigekann auch als das begriffen werden, was außerhalb der aristotelischen, auf das Wesenbezogenen Kategorien liegt.“ Mit diesem Satz in der Samuelhomilie bringt Origenesregelrecht programmatisch zum Ausdruck, wie im Rahmen seiner Freiheitsmeta-physik Rang und Stellung eines vernunftbegabten Wesens nicht von naturgegebe-nen äußeren Umständen bedingt sind, sondern von der freien Ausrichtung seineseigenen Willens selbst bestimmt werden. Siehe dazu oben S. 32f.

50 Der Vorschlag von Nautin, GCS Orig. 32, 367 (übernommen von Simonetti,Maga di Endor 68), dem Text des Eustathius zu folgen (eÆn t ìvÄ ka tv meÁ n dy nantai

eiËnai to p ìv), zerstört die Parallelität der beiden Schlusskola.51 In Hier. hom. 18,2 (GCS Orig. 32, 152f.) kommt Origenes, ausgehend von

Jer. 18,1, wo von einem Hinabgehen die Rede ist, unter anderem auf den AbstiegSamuels in die Unterwelt zu sprechen und macht im Zuge der Überlegungen zudieser ganzen Thematik eine vergleichbare allgemeine Bemerkung: „Manche stei-

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229Homilie 8

8. Ich bin nicht vom Thema abgewichen und habe es auch nicht ver-gessen; wir wollen vielmehr folgendes Argument stützen: Wenn alle Pro-pheten Christi als Vorläufer Christi vor dem Christus in die Unterwelt hin-abgestiegen sind, so ist auch Samuel dorthin hinabgestiegen; er tat das näm-lich nicht einfach so, sondern als Heiliger. Wo auch immer der Heilige ist,5

ist er ein Heiliger. Ist denn Christus nicht mehr Christus, weil er einmal inder Unterwelt war? War er nicht mehr Sohn Gottes, weil er an den unter-irdischen Ort gekommen ist, „damit im Namen Jesu Christi alle im Him-mel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen“?a So war Christusauch Christus, als er unten war; man könnte so sagen: Als er im räumlichen10

Sinn unten war, war er der Intention nach oben.49 Dasselbe gilt für diePropheten und Samuel: Auch wenn sie dorthin hinabsteigen, wo sich dieSeelen befinden, die unten sind, können sie zwar im räumlichen Sinn untensein,50 der Intention nach jedoch sind sie nicht unten.51 Ich frage aber:Prophezeiten sie überirdische Dinge? Ich jedenfalls vermag einem kleinen15

Dämon nicht so viel Macht zuzugestehen, dass er Prophezeiungen überSaul52 und das Volk Gottes macht und dass er eine Prophezeiung über dasKönigtum Davids macht, dass er nämlich König sein werde. Die das sagen,werden wissen, was es mit der Wahrheit an dieser Stelle auf sich hat; nichtdarlegen werden sie können, wie auch ein Heiliger53 zur Rettung der Kran-20

ken an den Ort der Kranken gelangen dürfte. Ärzte haben sich an die Ortezu begeben, wo die Soldaten leiden, und dahin zu gehen, wo es nach ihren

gen hinab, aber ihre Seele bleibt oben.“ Die Logik von ,unten‘ und ,oben‘ erklärtsich daraus, dass für Origenes ,unten‘ so viel wie sündig, unerlöst bedeutet; vgl. in Is.hom. 1,1 (GCS Orig. 8, 243) und dazu Fürst/Hengstermann, OWD 10, 196Anm. 7 und 8, ferner oben S. 130 Anm. 23.

52 Nautin, SC 328, 200 (übernommen von Simonetti, Maga di Endor 68), folgt wieKlostermann, GCS Orig. 3, 292, dem Text des Eustathius (ohne Samoyh l), wäh-rend er in GCS Orig. 32, 367f. eine Überlegung darüber vorträgt, in welchem Sinnman das Wort im Text halten könnte: Einem kleinen Dämon sei nicht die Machtzuzugestehen, die Samuel hatte, nämlich über Saul etc. zu prophezeien.

53 Nautin, ebd. 368, schlägt vor, iÆatro w an Stelle von aÏgiow zu lesen (so der Text inSC 328, 200), weil sich eine solche Verschreibung paläographisch leicht erklärenlasse. Gewiss würde das Wort „Arzt“ besser zur Bildwelt des Satzes und zum Zitatim folgenden Satz passen, und gewiss hat Origenes diese Metaphorik oben in Kap. 6(gegen Ende) bereits verwendet. Dennoch ist dem in M überlieferten aÏgiow (auchals lectio difficilior) der Vorzug zu geben (so auch Simonetti, Maga di Endor 68), dennin dem Abschnitt geht es gerade darum, dass Samuel als „Heiliger“ in die Unterweltund als solcher zur Rettung der Kranken dort kommt. Und es geht darum zuerklären, inwiefern nicht ein Dämon der Handelnde ist, sondern eben ein „Heiliger“– dass dieser zugleich ein „Arzt“ ist, kommt erst durch die Kranken-Metaphorik insSpiel.

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230 Die griechisch erhaltene Homilie

kaiÁ eiÆsiÂtvsan oÏpoy aië dysvdiÂai tvÄ n trayma tvn ayÆ tvÄ n´ toyÄto yë poba llei

hë iÆatrikhÁ filanurvpiÂa. OyÏtv toyÄto yë pobeÂblhken t ìvÄ svthÄri oë lo gow kaiÁ

toiÄw profh taiw, kaiÁ eÆnua de eÆlueiÄn kaiÁ eiÆw ìaÏ doy katabhÄnai.9. KaiÁ toyÄto deÁ prosueteÂon t ìvÄ lo g ìv oÏti ⟨eiÆ⟩ SamoyhÁ l profh thw hËn,

kaiÁ eÆ jeluo ntow aÆ peÂsth aÆ p’ ayÆ toyÄ toÁ pneyÄma toÁ aÏgion, kaiÁ aÆ peÂsth aÆ p’ 5

ayÆ toyÄ hë profhteiÂa, oyÆ k aÍra aÆ lhuey ei oë leÂgvn aÆ po stolow´ ÍArti profh-

tey v eÆk meÂroyw, kaiÁ eÆk meÂroyw ginv skv· „oÏtan deÁ eÍlu ìh toÁ te leion, to te toÁeÆk meÂroyw katarghuh setai“. a OyÆ koyÄn toÁ te leion metaÁ toÁ n biÂon eÆstiÂn. KaiÁ eiÍ

ti eÆprofh teysen ëHsaiÉaw, eÆk meÂroyw proefh teysen metaÁ pa shw parrhsiÂaw´

memarty rhtai deÁ taÁ eÆnua de oë DabiÁd eÆpiÁ toÁ teÂleion thÄw profhteiÂaw. 10

OyÆ k aÆ peÂbalen oyËn thÁ n xa rin thÁ n profhtikhÁ n Samoyh l. ÏOti deÁ oyÆ k

aÆ peÂbalen, oyÏtvw ayÆ t ìhÄ eÆxrhÄto, vë w oië glv ssaiw laloyÄntew, vÏ ste aà n eiÆpeiÄn·„ToÁ pneyÄma moy prosey xetai, oë deÁ noyÄw moy aÍkarpo w eÆstin“; b KaiÂtoi

eÆkklhsiÂan oyÆ k oiÆkodomeiÄ oë glv ss ìh lalvÄ n´ kaiÁ gaÁ r leÂgei oë PayÄlow oÏti293

eÆkklhsiÂan oiÆkodomeiÄ oë profhtey vn, ayÆ taiÄw le jesi leÂgvn· „ëO deÁ profh- 15

tey vn eÆkklhsiÂan oiÆkodomeiÄ.“ c EiÆ deÁ „oë profhtey vn eÆkklhsiÂan oiÆkodomeiÄ“,

a 1 Kor. 13,9f. b 1 Kor. 14,14 c 1 Kor. 14,4

6–232.1 oyÆ k aÍra aÆ lhuey ei ± mhÁ aë marth saw T 16

4 eiÆ Kl 11 oÏti Bl oÏtt (sic!) M 13 kaiÂtoi Kl Nt kaiÁ oÏti T M

54 Das ist eine Anspielung auf eine berühmte Passage bei Hippokrates, De flatibus 1(VI p. 90 Littre), die Origenes auch in Cels. IV 15 (GCS Orig. 1, 285) und in Hier.hom. 14,1 (GCS Orig. 32, 106) zitiert und auf die etliche spätantike Autoren re-kurrieren: Fernandez, Cristo medico 57 (mit den Belegen ebd. Anm. 242); zurvorliegenden Stelle: ebd. 220. 247. 249.

55 Zu diesem urchristlichen Phänomen unverständlichen ekstatischen Redens siehe diereligionsgeschichtliche Einordnung bei Dautzenberg, Art. Glossolalie 227–237.Kelsos schildert kritisch das ekstatische Reden von christlichen Propheten in Phö-nikien und Palästina (vgl. ebd. 231f.); Origenes, Cels. VII 8–11 (GCS Orig. 2,160–163), hingegen bestreitet, dass es sich hierbei um Glossolalie handelt, „sonderndeutet diese Schilderung als missverständliche Persiflage des rätselhaften Charaktersprophetischer Offenbarungen ... Außerdem bestreitet er, dass es zZt. des Kelsos imChristentum überhaupt den atl. Propheten vergleichbare Erscheinungen gegebenhabe“ (Dautzenberg, ebd. 243).

56 Mit Klostermann, GCS Orig. 3, 292 (ebenso Simonetti, Maga di Endor 70; vgl.ebd. 91), würde ich diesen Satz anders als Nautin, SC 328, 202, als Frage auffassen,auch wenn eine Fragepartikel fehlt. Origenes will den Propheten Samuel in der

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231Homilie 8–9

Wunden stinkt – das verlangt die ärztliche Menschenliebe!54 In diesem Sinnhat das Wort den Erlöser und die Propheten dazu gebracht, sowohl hierherzu kommen als auch in die Unterwelt hinabzusteigen.

9. Diese Ausführungen sind noch um folgende Überlegung zu ergän-zen: ⟨Wenn⟩ Samuel ein Prophet war und ihn bei seinem Hinscheiden der5

Heilige Geist verließ und ihn die Gabe der Prophetie verließ, dann stimmtnicht, was der Apostel sagt: Jetzt ist mein prophetisches Reden Stückwerkund Stückwerk mein Erkennen; „wenn aber das Vollendete kommt, dannwird das Stückwerk vergehen“.a Das Vollendete gibt es demnach erst nachdem Leben. Und das, was Jesaja prophezeite, prophezeite er bei aller Zu-10

versicht als Stückwerk, während das, was von David an dieser Stelle bezeugtwird, auf das Vollendete der Prophezeiung zielt.

Samuel hat also die prophetische Gabe nicht verloren. Weil er sie abernicht verloren hat, bediente er sich ihrer wie die, die in Zungen reden,55 sodass er hätte sagen können: „Mein Geist betet, mein Verstand jedoch ist15

unfruchtbar“?b 56 Wer allerdings in Zungen redet, baut die Kirche nicht auf;auch Paulus sagt ja, dass derjenige die Kirche aufbaut, der prophetisch redet;seine Worte dazu lauten: „Wer aber prophetisch redet, baut die Kirche auf.“c

Wenn aber, „wer prophetisch redet, die Kirche aufbaut“, er (sc. Samuel)

Unterwelt gerade nicht als ,Zungenredner‘ verstanden wissen, der seiner Sinne nichtmehr mächtig ist und daher von einer Wahrsagerin beschworen werden kann. Ausanderen Stellen – auf die Nautin, ebd. 200 Anm. 3, hinweist, doch stehen diese inWiderspruch zu seiner Deutung, wie er auch zugibt – geht hervor, dass Origenesden inspirierten Propheten nicht in einem vernunftlosen Zustand der Ekstase sieht,sondern in einem bewussten Zustand mit klarerer Einsicht: Cels. VII 3f. (GCS Orig.2, 155f.), bes. ebd. 4 im Gegensatz zur Ekstase der Pythia: „Daher beweisen wiraufgrund von Aussagen, die wir aus den heiligen Schriften zusammenstellen, dass diejüdischen Propheten durch den göttlichen Geist so weit erleuchtet wurden, wie esfür sie bei ihren Prophetien zweckdienlich war, und damit als erste den Besuch eineshöheren Wesens bei sich erlebten. Und die Berührung, wenn man so sagen darf,ihrer Seele durch den sogenannten Heiligen Geist verlieh ihrem Verstand einenklareren Blick und ihrer Seele größeren Lichtglanz, aber auch dem Körper, dereinem tugendhaften Leben nicht mehr den geringsten Widerstand entgegensetzte“;Übersetzung: Barthold, FC 50, 1185–1187. Vgl. in Hiez. hom. 6,1 (GCS Orig. 8,378): „Denn es verhält sich nicht so, wie manche annehmen, dass die Prophetenaußer sich waren und vom Geist gezwungen redeten.“ Dementsprechend fasst Ori-genes, in I Cor. frg. 49. 52. 57. 61 (p. 33. 35. 37. 37f. Jenkins), das von Paulusangesprochene Phänomen der Glossolalie so auf, dass die „Sprachen der Engel“ in 1Kor. 13,1 „die dem Menschen verheißene Sprache der Vollendung“ ist, in der dieVollendeten „sich einzig durch den Verstand (noyÄw) verständigen können“ und vonden Engeln auch verstanden werden: Dautzenberg, ebd. 244f.

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232 Die griechisch erhaltene Homilie

eiËxen ⟨deÁ ⟩ xa rin profhtikh n – oyÆ gaÁ r aÆ polvleÂkei ayÆ thÁ n mhÁ aë marth saw·mo now gaÁ r aÆ po llysi xa rin profhtikh n, oÊw metaÁ toÁ profhteyÄsai pepoiÂ-

hken aÆ na jia toyÄ pney matow toyÄ aë giÂoy, vÏ st’ eÆgkata lipeiÄn ayÆ toÁ n kaiÁ fygeiÄn178v

aÆ poÁ toyÄ hë gemonikoyÄ ayÆ toyÄ´ oÏper eÆfobeiÄto to te metaÁ thÁ n aë martiÂan kaiÁ oë

DabiÂd, kaiÁ eÍlegen· „KaiÁ toÁ pneyÄma toÁ aÏgio n soy mhÁ aÆ ntaneÂl ìhw aÆ p’ eÆmoyÄ“ a5

–, eiÆ toiÂnyn toÁ pneyÄma toÁ aÏgion profhtey ei kaiÁ SamoyhÁ l profh thw hËn, „oëdeÁ profhtey vn eÆkklhsiÂan oiÆkodomeiÄ“, b tiÂna oiÆkodomeiÄ; EiÆw oyÆ ranoÁ n pro-

fhtey ei; TiÂni; ÆAggeÂloiw, toiÄw mhÁ xreiÂan eÍxoysin; ⟨„OyÆ xreiÂan eÍxoysin⟩ oië

iÆsxy ontew iÆatrvÄn, aÆ ll’ oië kakvÄ w eÍxontew.“ c DeÂontai tinew thÄw profhteiÂaw

ayÆ toyÄ´ oyÆ gaÁ r aÆ rgeiÄ xa riw profhtikh , oyÆ deÁ n xa risma aÆ rgeiÄ tvÄ n eÆn t ìvÄ 10

aë gi ìv. ThÄw oyËn xa ritow thÄw profhtikhÄw aië cyxaiÁ tvÄ n koimvmeÂnvn (⟨iÏna⟩tolmh sv kaiÁ eiÍpv) eÆdeÂonto. ÆAll’ eÆnua de meÁ n xreiÂan eiËxen toyÄ profh toy

ÆIsrah l´ kaiÁ oë koimv menow de , oë aÆ phllagmeÂnow toyÄ biÂoy, xreiÂan eiËxen tvÄ n

profhtvÄn, iÏna pa lin oië profhÄtai ayÆ t ìvÄ khry jvsin thÁ n XristoyÄ eÆpidhmiÂ-

an. 15

ÍAllvw te kaiÁ proÁ thÄw toyÄ kyriÂoy moy ÆIhsoyÄ XristoyÄ eÆpidhmiÂaw aÆ dy -

naton hËn tina parelueiÄn oÏpoy toÁ jy lon thÄw zvhÄw, aÆ dy naton hËn parelueiÄn

taÁ tetagmeÂna fyla ssein thÁ n oë doÁ n toyÄ jy loy thÄw zvhÄw· „ÍEtajen taÁ Xe-

roybiÁm kaiÁ thÁ n flogiÂnhn rë omfaiÂan thÁ n strefome nhn fyla ssein thÁ n oë doÁ n toyÄ

jy loy thÄw zvhÄw.“ d TiÂw hÆ dy nato oë dopoihÄsai; TiÂw hÆ dy nato thÁ n flogiÂnhn 20

rë omfaiÂan poihÄsai dielueiÄn tina; ÏVsper ua lassan oyÆ k hËn ⟨oyÆ denoÁ w⟩ oë do-

poihÄsai hà toyÄ ueoyÄ kaiÁ toyÄ sty loy toyÄ pyriÂnoy, e toyÄ sty loy toyÄ fvtoÁ w

toyÄ aÆ poÁ toyÄ ueoyÄ, vÏ sper toÁ n ÆIorda nhn oyÆ k hËn oyÆ denoÁ w oë dopoihÄsai hÃ

ÆIhsoyÄ f (toyÄ aÆ lhuinoyÄ ÆIhsoyÄ ty pow hËn eÆkeiÄnow oë ÆIhsoyÄw), oyÏtv diaÁ thÄw

a Ps. 50(51),13 b 1 Kor. 14,4 c Mk. 2,17; Mt. 9,12 d Gen. 3,24 e Ex. 13,21f.;14,24 f Jos. 3,14–17

1 deÁ Kl 8 toiÄw Bl oiÎw M oyÆ xreiÂan eÍxoysin Bl 9 deÂontai Ja deÂxontai M11 iÏna Koe 12 eiËxen Hu eÍxete M 16 proÁ thÄw Pea profh thw M 21 oyÆ deno w Kl24 ÆIhsoyÄ2 Kl2 Nt ueoyÄ M Kl (doch korrigiert in GCS Orig. 3, 351)

57 Das ist eine für Origenes typische Wendung, mit der er die Kühnheit und Unge-wohntheit einer Auslegung markiert; vgl. in Hier. hom. 19,15 (GCS Orig. 32, 174)und sehr häufig in den neu entdeckten Psalmenhomilien, z.B. in Ps. 15 hom. 1,8(Codex Monacensis graec. 314 fol. 15v); hom. 2,7 (fol. 25v); in Ps. 67 hom. 1,3 (fol.88v); in Ps. 73 hom. 3,4.6 (fol. 144r. 145r. 146v); in Ps. 76 hom. 3,3 (fol. 199r); inPs. 77 hom. 9,5.6 (fol. 324r. 326r); in Ps. 80 hom. 1,1 (331r); hom. 2,3 (fol. 349r). Vgl.dazu Perrone, Psalmenhomilien 203–205.

58 „Mein Herr“ ist eine für die persönliche Jesus-Frömmigkeit des Origenes bezeich-nende Anrede, die in seinen Predigten häufig begegnet; siehe dazu die Hinweise aufStellen und Literatur bei Fürst/Hengstermann, OWD 10, 198 Anm. 14.

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233Homilie 9

⟨aber⟩ die Gabe der Prophetie besaß – er hat sie nämlich nicht verloren, daer nicht gesündigt hat; denn einzig der verliert die Gabe der Prophetie, dernach seinem Auftreten als Prophet Dinge tut, die des Heiligen Geistes nichtwürdig sind, so dass dieser ihn verlässt und aus dem führenden Teil seinerSeele entflieht, was sogar David damals nach der sündigen Tat befürchtete5

und sagte: „Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir!“a –, wenn also derHeilige Geist prophetisch redet und Samuel ein Prophet war, „wer aberprophetisch redet, die Kirche aufbaut“,b wen baut er (sc. Samuel) auf? Rich-tet er seine Prophezeiung an den Himmel? An wen? An die Engel, die sienicht brauchen? „⟨Nicht⟩ die Gesunden ⟨brauchen⟩ Ärzte, sondern die10

Kranken.“c Es gibt Leute, die seine Prophezeiung brauchen; denn die Gabeder Prophetie dient nicht zu nichts, keine Gnadengabe eines Heiligen dientzu nichts. Ich wage daher zu sagen,57 dass es die Seelen der Entschlafenensind, die die Gabe der Prophetie brauchen. Allerdings braucht Israel hier aufErden den Propheten; das entschlafene Israel aber, das aus dem Leben ge-15

schieden ist, braucht die Propheten, damit die Propheten ihm erneut dasKommen Christi ankündigen.

Insbesondere war es vor der Ankunft meines Herrn58 Jesus Christusunmöglich, zum Baum des Lebens zu gelangen, war es unmöglich, an denPosten vorbeizukommen, die den Weg zum Baum des Lebens bewachen:20

„Er stellte die Cherubim auf und das gezückte Flammenschwert, damit sieden Weg zum Baum des Lebens bewachen.“d 59 Wer konnte einen Weg bah-nen? Wer konnte jemanden am Flammenschwert vorbeibringen? Wie nie-mand imstande war, durch das Meer einen Weg zu bahnen, außer Gott undder Feuersäule,e der Säule aus Licht, das von Gott kommt,60 wie durch den25

Jordan niemand einen Weg zu bahnen vermochte außer Jesusf – Vorausbilddes wahren Jesus war jener Jesus61 –, so vermochte weder Samuel am Flam-

59 Zu Gen. 3,24 ist in der Genesiskatene ein Stück erhalten, das wohl aus dem Gene-siskommentar des Origenes stammt, in Gen. frg. D 23 Metzler (OWD 1/1, 198f.):„Nicht nur die ,dienstbaren Geister‘ bewachen den Weg zum Baum des Lebens,,die gesandt sind um deretwillen, die das Heil erben sollen‘ (Hebr. 1,14), sondernauch widrige Kräfte bewachen ihn, indem sie die behindern, die sich dem Baum desLebens nähern wollen.“ Zur Wichtigkeit von Gen. 3,24 für Origenes siehe Cels. VI49 (GCS Orig. 2, 121), ferner Bigg, Christian Platonists 224.

60 Gemeint ist Jesus Christus, wie Nautin, SC 328, 204 Anm. 3, richtig sieht. An-dernorts identifiziert Origenes nämlich die Feuersäule aus Ex. 13,21f. mit Christus,die Wolkensäule mit dem Heiligen Geist: in Ex. hom. 5,1 (GCS Orig. 6, 183f.); inNum. hom. 27,5 (GCS Orig. 7, 262).

61 „Jesus“ ist die griechische Form (ÆIhsoyÄw) des hebräischen Namens „Josua“ (jehoschuëabzw. jeschuëa).

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234 Die griechisch erhaltene Homilie

flogiÂnhw rë omfaiÂaw SamoyhÁ l oyÆ k hÆ dy nato dielueiÄn, oyÆ k ÆAbraa m. DiaÁ toyÄto

kaiÁ ÆAbraaÁ m bleÂpetai yë poÁ toyÄ kolazome noy, kaiÁ „yë pa rxvn eÆn basa noiw oë

ploy siow eÆpa raw toyÁ w oÆ fualmoyÁ w oë r ìaÄ ÆAbraa m“, eiÆ kaiÁ „aÆ poÁ makro uen“oë r ìaÄ , aÍll’ oë r ìaÄ, „kaiÁ toÁ n La zaron eÆn toiÄw ko lpoiw ayÆ toyÄ“. a PerieÂmenon oyËn294

thÁ n toyÄ kyriÂoy moy ÆIhsoyÄ XristoyÄ eÆpidhmiÂan kaiÁ patria rxai kaiÁ pro- 5

fhÄtai kaiÁ pa ntew, iÏn’ oyÎtow thÁ n oë doÁ n aÆ noiÂj ìh. „ÆEgv eiÆmi hë oë do w“, b „eÆgv eiÆmi

hë uy ra“. c ëOdo w eÆstin eÆpiÁ toÁ jy lon thÄw zvhÄw, iÏna geÂnhtai· „ÆEaÁ n die lu ìhw diaÁ

pyro w, floÁ j oyÆ katakay sei se.“ d PoiÂoy pyro w; „ÍEtajen taÁ XeroybiÁm kaiÁ

thÁ n flogiÂnhn rë omfaiÂan thÁ n strefome nhn fyla ssein thÁ n oë doÁ n toyÄ jy loy

thÄw zvhÄw“, e vÏ ste diaÁ toyÄto perieÂmenon oië maka rioi eÆkeiÄ, oiÆkonomiÂan 10

poioyÄntew kaiÁ mhÁ dyna menoi oÏpoy toÁ jy lon thÄw zvhÄw, oÏpoy oë para deisow oë179r

toyÄ ueoyÄ, oÏpoy ueoÁ w gevrgo w, oÏpoy oië maka rioi kaiÁ eÆklektoiÁ kaiÁ aÏgioi ueoyÄ

geneÂsuai.10. OyÆ deÁ n oyËn pro skomma kataÁ toÁ n to pon eÆstiÂn, aÆ llaÁ pa nta uay-

masiÂvw geÂgraptai kaiÁ neno htai oiÎw aà n oë ueoÁ w aÆ pokaly c ìh. f PerissoÁ n de ti 15

eÍxomen hë meiÄw oië „eÆpiÁ syntelei ìa tvÄ n aiÆv nvn“ g eÆlhlyuo tew. Ti perisso n; ÆEaÁ naÆ pallagvÄmen eÆnteyÄuen, geno menoi kaloiÁ kaiÁ aÆ gauoiÂ, mhÁ eÆpago menoi taÁ thÄwaë martiÂaw fortiÂa, h dieleyso meua kaiÁ ayÆ toiÁ thÁ n flogiÂnhn rë omfaiÂan, kaiÁ oyÆkateleyso meua eiÆw thÁ n xv ran oÏpoy perieÂmenon toÁ n XristoÁ n oië proÁ thÄw

paroysiÂaw ayÆ toyÄ koimv menoi´ dieleyso meua de , mhdeÁ n blapto menoi yë poÁ thÄw 20

flogiÂnhw rë omfaiÂaw. „ëEka stoy deÁ toÁ eÍrgon oë poiÄo n eÆsti, toÁ pyÄr ayÆ toÁ do-

kima sei. EiÍ tinow toÁ eÍrgon katakah setai, zhmivuh setai, ayÆ toÁ w deÁ svuh se-

tai oyÏtvw vë w diaÁ pyro w.“ i Dieleyso meua oyËn, kaiÁ pleÂon eÍxome n ti, kaiÁ oyÆ xiÁ

a Lk. 16,23 b Joh. 14,6 c Joh. 10,9 d Jes. 43,2 e Gen. 3,24 f 1 Kor. 2,10g Hebr. 9,26 h Ps. 37(38),5 i 1 Kor. 3,13.15

4–10 perieÂmenon ± oië maka rioi eÆkeiÄ T 17

6 oyÎtow Kl oyÏtvw T M

62 Abraham kann vom Reichen gesehen werden, weil auch er sich wie alle anderenMenschen vor der Auferstehung Jesu in der Unterwelt befindet: Nautin, SC 328,205 Anm. 4.

63 Zur von Gen. 2,8 angeregten Metapher von Gott als „Gärtner“ bzw. allgemein als„Bauer“ vgl. neben oben in Regn. hom. lat. 1 (GCS Orig. 8, 1 bzw. OWD 7,118f.): princ. III 1,14 (GCS Orig. 5, 219): Gott als oë meÂgaw pa shw fy sevw gevrgo w,„der große Landmann der gesamten Natur“; Übersetzung: p. 511 Görgemanns/Karpp. In Ioh. comm. VI 57,292 (GCS Orig. 4, 165) heißt Gott Vater „Winzer deswahren Weinstocks“, oë gevrgoÁ w thÄw aÆ lhuinhÄw aÆ mpeÂloy, und in Cels. V 62 (GCSOrig. 2, 65) bezeichnet Origenes Jesus vë w kaloÁ w gevrgoÁ w lo goy ueoyÄ, „als gutenLandwirt des Wortes Gottes“.

64 In exhort. mart. 36 (GCS Orig. 1, 33f.) erklärt Origenes das Bekenntnis zu JesusChristus im Martyrium als Weg, am „Flammenschwert“ vorbeizukommen. In

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235Homilie 9–10

menschwert vorbeizukommen noch Abraham. Deshalb wurde auch Abra-ham von dem gesehen, der bestraft wurde: „Der Reiche, der qualvolleSchmerzen litt, erhob die Augen und sah Abraham“ – auch wenn er ihn„von weitem“ sah: Er sah ihn – „und Lazarus in seinem Schoß.“a 62 Sieerwarteten also das Kommen meines Herrn Jesus Christus, die Patriarchen,5

die Propheten und überhaupt alle, damit dieser den Weg öffne. „Ich bin derWeg“,b „ich bin die Tür“.c Er ist der Weg zum Baum des Lebens, auf dass sichdas Wort erfüllt: „Wenn du durch das Feuer hindurchgehst, wird die Flam-me dich nicht verbrennen.“d Welches Feuer? „Er stellte die Cherubim aufund das rotierende Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des10

Lebens bewachen“,e so dass deswegen die Seligen dort (sc. in der Unterwelt)warteten, ihre heilsgeschichtliche Rolle erfüllten und nicht zum Baum desLebens gelangen konnten, zum Paradies Gottes, wo Gott der Gärtner ist63

und wohin die Seligen, die Auserwählten und die Heiligen Gottes gelan-gen.64

15

10. Nichts Anstößiges gibt es also in diesem Kapitel; vielmehr ist alleswunderbar geschrieben und wird von denen verstanden, denen Gott esoffenbart.f Wir aber, die wir „an das Ende der Zeiten“g gekommen sind, wirhaben etwas darüber hinaus. Was haben wir darüber hinaus? Wenn wireinmal von hier fortgehen, werden wir, wenn wir uns zu edlen und guten20

Menschen65 entwickelt haben und nicht die Lasten der Sündeh mitschleppen,unsererseits am Flammenschwert vorbeikommen und nicht an den Ort hin-abkommen, wo die auf Christus warten, die vor seiner Ankunft entschlafensind – nein, wir werden vorbeikommen, ohne am Flammenschwert Scha-den zu nehmen. „Wie eines jeden Werk beschaffen ist, das wird das Feuer25

erproben. Wenn jemandes Werk verbrennen wird, wird er Schaden neh-men, er selbst aber wird gerettet werden, freilich so, wie durch Feuer hin-durch.“i Wir werden also vorbeikommen, und wir haben etwas mehr, und

Lev. hom. 9,5 (GCS Orig. 6, 425) erklärt Origenes ebenso, dass Christus deswegen„in die Unterwelt hinabsteigen“ musste, um den Weg ins Paradies zu öffnen: „Dennwer sonst könnte ,das rotierende Flammenschwert, aufgestellt, um den Baum desLebens zu bewachen‘ (Gen. 3,24) und die Pforten des Paradieses, zur Seite schieben?Welcher andere Wächter vermöchte die Cherubim von ihrer unablässigen Wacheabzubringen, wenn nicht einzig der, dem ,alle Macht im Himmel und auf Erdengegeben ist‘ (Mt. 28,18)?“

65 Das Ideal des Christenmenschen koinzidiert im christlichen Humanismus des Ori-genes mit dem Ideal des kaloÁ w kaiÁ aÆ gauo w, des „schönen/edlen und guten Men-schen“ der griechischen Paideia: die ,Kalokagathie‘ im Sinne vollendeter Tugend.Siehe dazu Bubner, Art. Kalokagathia I. Vgl.. auch orat. 6,5 (GCS Orig. 2, 314).Daran sieht man sowohl, wie sehr der überzeugte Christ Origenes zugleich ein nichtweniger selbstbewusster Hellene ist, als auch die Verschränkung von Griechentumund Christentum in seinem theologischen Denken. Näheres dazu bei Fürst, Art.Origenes 461–463. 562–565.

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236 Die griechisch erhaltene Homilie

dyna meua kalvÄ w biv santew kakvÄ w aÆ palla jai. OyÆ k eÍlegon oië aÆ rxaiÄoi oyÆ deÁ

oië patria rxai oyÆ deÁ oië profhÄtai, oÊ dyna meua hë meiÄw eiÆpeiÄn, eÆaÁ n kalvÄ w biv -

svmen´ Ka llion gaÁ r „aÆ nalyÄsai kaiÁ syÁ n Xrist ìvÄ eiËnai“. a Dio per oyÏtvw

eÍxonte w ti pleÂon kaiÁ polyÁ „keÂrdow“ b eÆn t ìvÄ „eÆpiÁ syntelei ìa tvÄ n aiÆv nvn“ c

eÆlhlyue nai, prvÄtoi toÁ dhna rion lamba nomen´ aÍ koye gaÁ r thÄw parabolhÄw, 5

oÏti „aÆ rja menow“ eÆdiÂdoy toÁ dhna rion „aÆ poÁ tvÄ n eÆsxa tvn“· d „oië“ deÁ

„prvÄtoi“ ìvÍ onto „oÏti pleiÄo n“ ti „lh contai“. e SyÁ oyËn prvÄtow, oë eÍsxatoweÆluv n, lamba neiw toyÁ w misuoyÁ w aÆ poÁ toyÄ oiÆkodespo toy eÆn Xrist ìvÄ ÆIhsoyÄ t ìvÄ

kyri ìv hë mvÄ n, „ ìvÎ hë do ja kaiÁ toÁ kra tow eiÆw toyÁ w aiÆvÄ naw tvÄ n aiÆv nvn. ÆAmh n.“ f

a Phil. 1,23 b Phil. 1,21 c Hebr. 9,26 d Mt. 20,8 e Mt. 20,10 f 1 Petr. 4,11

2 oÊ Kl oyÆ M

66 ,Nach Christus‘ kommen demnach nur noch die Christen in die Unterwelt, die,schlecht‘ gelebt haben, während die bewährten direkt in das Paradies kommen. Vgl.Crouzel, L’Hades 301–304; Monaci Castagno, Origene predicatore 246f.;Simonetti, Maga di Endor 93.

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237Homilie 10

wenn wir gut gelebt haben, können wir nicht schlecht sterben.66 Die Alten,weder die Patriarchen noch die Propheten, sagten nicht, was wir sagenkönnen, wenn wir gut gelebt haben: Es wäre ja schöner „zu sterben und mitChristus zu sein“.a Da wir auf diese Weise etwas mehr und viel „Gewinn“b

haben, wenn wir „an das Ende der Zeiten“c gekommen sein werden, erhal-5

ten wir als erste den Denar; höre nämlich, wie es im Gleichnis heißt, dass erden Denar austeilte „angefangen bei den Letzten“;d „die Ersten“ aber mein-ten, „dass sie“ etwas „mehr erhalten würden“.e Du also, der du als letztergekommen bist, du erhältst als erster den Lohn vom Hausherrn in ChristusJesus unserem Herrn. „Sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewig-10

keit. Amen!“f 67

67 Siehe dazu oben S. 171 Anm. 101. Zur Form dieser Doxologie: Crouzel, Do-xologies finales 96f.

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