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Die Industrielle Revolution in der Schweiz im transnationalen Kontext Takafumi KUROSAWA (Kyoto Universität, Japan) Kolloquim der Forschungstelle für Schweizerische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 25.11.2004

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Die Industrielle Revolution in der Schweiz

im transnationalen Kontext

Takafumi KUROSAWA(Kyoto Universität, Japan)

Kolloquim der Forschungstelle für Schweizerische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

25.11.2004

Forschungsstand u. Fragestellung1. B. M. Biucchi [1976]

• Homogene drastische Prozesse2. Jean-François Bergier [1990]

• Ungleichheiten der Region und Sektoren3. Beatrice Veyrassat [1982]

• Britischer Typ vs. Kontinentaler Typ4. Michael Bernegger [1990]

• Inländischer Sektor, Abwesehheit der Integration

→RRRRäumliche Dimension als Schlussel der Analyseumliche Dimension als Schlussel der Analyseumliche Dimension als Schlussel der Analyseumliche Dimension als Schlussel der Analyse

Aufbau des Referats

1. Forschungsstand und Fragestellung2. Eckpunkte meiner Analyse

a. Gesichtspunkte der Warengeschichteb. Historische interindustrielle Dynamikc. Räumliche Re-definiton der Industriellen Revolution

(Konzept „Urwirtschaftsraum“)3. „hochrheinischer Urwirtschaftsraum“ als ein

Raum der industriellen Revolution4. Schlussbemerkungen

Eckpunkt ①Warengeschichtlicher Gesichtspunkt

• Gebrauchswert der Waren und Konsumkultur• Wichtigkeit der Kolonialwaren• Rolle der Baumwolle

– Tragende Rolle in der Industrialisierung– Weltgeschichtlicher Kontext: Voraussetzung zur

europäischen Wirtschaftshegemonie• Schweiz als Vorreiter der Baumwollindustrie in

Europa

Tabelle1: Die Rolle der Baumwollindustrie im Industrialisierungsprozess

(Eine typologische Betrachtung)

OzeanienLateinamerika(?)

TürkeiIndienandere

Hongkong, südostasiatische LänderUSA (mittlerer Westen , westliche Küste),

Korea, Taiwan(stark aber sehr kurz)

Japan (Osaka, Nagoya),China(Shanghai, Nordchina)USA(südliche Staaten )

Industrieländer seit Ende 19. Jahrhundert oder 20. Jahrhundert

Ungarn DänemarkKanada

NL (erst spät)UK, F, D, I, A, CH, SWE, Tschech, ESP(Katalonien), USA(östliche Küste)

Industrieländer (18. und 19. Jahrhundert)

schwach o. keinemittelstark

Eckpunkt ②Historische interindustrielle Dynamik

• Intertemporale Zusammenhänge zwischen Industrien

1. Latentes Angebot- Nachfrage-Verhältnis

2. Infrastruktur/externer Effekt3. Technischer Stammbaum

Historische interindustrielle Dynamik(1)Rahmenbedingung Entwicklung der Industrien

Protoindustrielles Potential (Agrar- und Sozialstruktur)

Wirtschaft ohne Exportindustrie

Einführung der Baumwolle und der Seidenindustrie

•Protestantische Diaspora •Zufluss der Kolonialwaren

Protoindustrielles Wachstum

16.-17.Jahrhundert++++

Herausbildung der:Güterverteilungsmaschinerie

Unternehmer (Verleger usw.) industrielle ArbeitskräfteTechnische Grundlage

Bankgeschäft und Kapital Ab 1785

18.Jahrhundert

•Handelspolitische Verschlechterung•Grenze des protoindustriellen Wachstums•Druck wegen englischem Maschinengarn

Historische interindustrielle Dynamik(2)

Entstehung der Maschinen-

industrie

Mechanisierung der Baumwollspinnerei (Fabriksystem, Wasserantrieb)

Industrielle Revolution mit Wasserkraft

Dezentraler Standort Brennstoff sparendeTechnologieauswahl

1830er Jahre

Mechanisierung der Weberei

Rekonstruktion der Wirtschaft nach Krieg und Krise

Politische Umwandlung

Motorisierung des Verkehrs (Schiffe)

Wassernutzungstechnik(Wasserrad, Turbine, Antriebswerk, Damm)

Ausgang der Industriellen Revolution

Nachfrage Kapital, Unternehmer

Technik1840er Jahre

Anfang der Industriellen RevolutionAnfang des 19.Jahrhunderts

Historische interindustrielle Dynamik(3)

1850er Jahre

Maschinen-industrie

Dominanz der TextilindustrieGründung des

Bundesstaates Mechani-

sierung der weiteren Textil-

industrien

Unternehmer

Metall-industrie

Eisenbahnbau

Banken u. Versicherungen

Entstehung der Elektroindustrie

Primat derWasserkraft

reibungsloses „Umsteigen“ zur „zweiten Industriellen Revolution“

1880/90er Jahre

Entstehung der Chemieindustrie

Zusammenhang mit Elsass

Wassernutzungs-technik

NachfrageTechnik

Tabelle 2. Produktionskosten des Baumwollgarns (1830er Jahren) 

636363637272727276767676Total

151515151313131310101010Reparatur- u. Unkosten

151515151717171711111111Zinsen (Abschreibung: 10-15%%%%)

3333111111113333Triebkraft, Heizung, Beleuchtung

303030303131313152525252Löhne

ZürichEscher Wyss

ElsassNicolas Koechlin

ManchesterHouldsworth

Währung: Centime

Quelle: Ure, S.lxxviii

Tabelle 3.Die Wasserkraftanteil im Hochrheingebiet

(als feste Motoren der Fabriken)

beideDampf-maschinen

Wasser-antrieb

----41.141.141.141.1%%%%58.958.958.958.9%%%%Elsass (PK ,1862)----13131313----17171717%%%%83838383----87878787%%%%Kanton St. Gallen (PK ,1866)

45.845.845.845.8%%%%20.820.820.820.8%%%%33.333.333.333.3%%%%Elsass (Anteil der Fabriken,1850er Jahren)

35.335.335.335.3%%%%0000%%%%64.764.764.764.7%%%%Kanton St. Gallen (Anteil der Fabriken,1866)

Elsass=Haut-Rhin

Quelle:Wartmann[1875], S.492, Herkner[1887], S.87

Abb.1 Beschränkung des Standorts und ein Versuch seiner Überwindung: Anreiz zur Elektrifizierung

Abb.2 Triebwerk der Spinnerei Neutal

Bärtschi[1994]

Abb.3 Wasserturbine und Elektrogenerator und ehemalige Fabrikgebäude der Seidenspinnerei

(später Automobilhersteller Turicum)

Industriearchaologische Ausstellung in Niederuster

Eckpunkt ③Die Räumliche Re-definiton der Industriellen

Revolution

• Warum „Industrielle Revolution“ ?1. weltgeschichtliche Bedeutung2. einmaliger, unumkehrbarer, struktureller Wandel3. Festlegung des Wirtschaftsraumes

• Die schweizerische Volkswirtschaft als Einheit der Industriellen Revolution ?

• Analysen mit regionalem Gesichtpunkt• Pat Hudson (E), Hubert Kiesewetter (D)• Sidney Pollard・・・europaweite Industriealisierung

Abb.4 Das Bild der Industrialisation aus europäischer Perskpektive (S. Pollard)

Eckpunkt ③Konzept „Urwirtschaftsraum“

Hisashi Watanabe

1. nicht nationale Definition• Kleinste, selbständige Einheit der

kapitalistischen Reproduktion2. minimale Grösse für Stabilität3. Eigener Entwicklungstyp

(historische interindustrielle Dynamik, usw.)4. Standort und Netzwerk als Kennzeichen

Abb.5Anzahl der Baumwoll-spindeln in

Europa

(1840er Jahren)

Normandie

England

Schottland

Elsass

Schweiz

Sachsen

Böhmen

Nieder-österreich

Flandern

3 Mio.10 Mio.

1 Mio.

Berlin

LombardeiLombardeiLombardeiLombardei

KatalonienKatalonienKatalonienKatalonien

Nieder Nieder Nieder Nieder ----rheinrheinrheinrhein

Lyon

Flussgebiet des Rheins Flussgebiet des Rheins

WasserscheideWasserscheide

Abb.6 Hochrheingebiet

BaselBasel

MMüülhausenlhausen

ElsassElsassFrankreichFrankreich

SardiniaSardinia--PiemontePiemonte

ÖÖsterreichsterreich

HabsburgischeHabsburgische--LombardeiLombardei

BayernBayern

WWüürttembergrttemberg

SchweizSchweiz

BadenBaden

VorarlbergVorarlberg

ZZüürichrichSt.GallenSt.Gallen

GenfGenf

BaselBasel

ElsassElsass

FrankreichFrankreich

KGR. SardineienKGR. Sardineien

ÖÖsterreichsterreich

Hzm. MailandHzm. Mailand

SchweizSchweiz

ZZüürichrich

MMüülhausenlhausen

GenfGenf

NeuenburgNeuenburg

Mülhausen war bis 1798 ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Übrige Teile von Süd-Elsass waren seit 1648 französiches Territorium und von 1759 bis 1790 zollpolitisch ein „extérieur“ mit Zollbegünstigung für Handel mit Mülhausen.

Abb.7 Indiennedruckerei und Hochrheingebiet ① (bis 1750er Jahren)

1720er-1760er Jahre : Gründungen der Indiennedruckereiin der West-schweiz, Basel, Mülhausen

1720er-1760er Jahre : Expansion der Baumwoll-Spinnerei und Weberei in der Nordostschweiz

SeidenindustrieLeinenindustrieBaumw.indust.

1695 Abschaffung der Édit de Nantes→Zufluss der protestantischen Flüchtlinge

Flüchtlinge

Abb.8 Indiennedruckerei und Hochrheingebiet ② (1759-1798)

BaselBasel

ElsassElsass

FrankreichFrankreich

KGR. SardineienKGR. Sardineien

ÖÖsterreichsterreich

Hzm. MailandHzm. Mailand

SchweizSchweiz

ZZüürichrich

MMüülhausenlhausen

GenfGenf

NeuenburgNeuenburg

1759: Legalisierung der Baumwolldruckereiin Frankreich1785: Verbot der Einfuhr von Baumwolltuch nach Frankreich

1790: Einfügung des Elsasses in das französische Zollgebiet 1798: Einverleibung Mülhausens in Frankreich

Zollgrenze

BaselBasel

FrankreichFrankreich

KGR. SardineienKGR. Sardineien

ÖÖsterreichsterreich

Hzm. MailandHzm. Mailand

SchweizSchweiz

ZZüürichrich

GenfGenf

ElsassElsass

VorarlbergVorarlberg

Abb.9 Indiennedruckerei und Hochrheingebiet ③(Anfang 19.Jahrhudert)1806: Völliges

Verbot des Textilimportes (inklusivBaumwollgarn, Seidenband) nach Frankreich

BaumwollBaumwoll--spindelnspindeln

InvestitionenInvestitionen

FinanzielleFinanzielleAnlageAnlage

Flussgebiet des Rheins Flussgebiet des Rheins

WasserWasser--scheidescheide

Weberei und a.Weberei und a.VerarbeitungVerarbeitung

Weberei u. Weberei u. DruckereiDruckerei

Standort der Standort der Webereien undWebereien undanderer Verarbei anderer Verarbei tungstungs--ststäättentten

Abb.10 Industrie im Hochrheingebiet (1840er Jahre)

BaselBasel

MMüülhausenlhausen

ElsassElsassFrankreichFrankreich

SardiniaSardinia--PiemontePiemonte

ÖÖsterreichsterreich

HabsburgischeHabsburgische--LombardeiLombardei

BayernBayern

WWüürttembergrttemberg

SchweizSchweiz

BadenBaden

VorarlbergVorarlberg

ZZüürichrich

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880

万万万万

Abb.11 Wachstum der Spindelzahl der Regionen2.Mio.

1.Mio. Normandie

Schweiz

Elsass

Flandern(F)

Sachsen

Böhmen

Süddeutschland (Württemberg, Baden, Bayern)

Abb.12Uhrenporduktionsgebiet und Augsburg

MuhlhausenMuhlhausenZZüürichrich

St.GallenSt.Gallen

GenfGenf

ElsassElsassFrankreichFrankreich

SardiniaSardinia--PiemontePiemonte

ÖÖsterreichsterreich

HabsburgischeHabsburgische--LombardeiLombardei

BayernBayernWWüürttembergrttemberg

SchweizSchweiz

BadenBaden

VorarlbergVorarlbergBaselBasel

AugsburgAugsburg

Flussgebiet des Rheins Flussgebiet des Rheins

WasserWasser--scheidescheide

Tabelle. 4 Schweiz als Vorreiter in der Baumwollindustrie

(1812)4,675,000

(1814)153,000

(1814)680

1810er Jahre

(1787)1,654,500(82% sind

Jenny)

(1785)70,250

(1787-1789)4900

(1780)2444(1780-89,

Durchschnitt)

7030

(1787)1960

1780er Jahre

(1750)1100(Druchschnitt1770-1779 )

2174

bis 1770erJahre

Zahl der SpindelnUK

Zahl der HandspinnerCH

Verbrauch der Baumwolle F (Tonne)

Einfuhr der BaumwolleUK (Tonne)(inkl. Re-Ausfuhr)

Garn-produk-tion CH (Tonne)

LyonLyonLyonLyonDe la Rive, TronchinDelessertGaillardGrenus]LullinMasbouAubertOdier MarMarMarMar

Butini, Aubert.Vernet

TrinoAubert

LondonLondonLondonLondonBoissier, Naville, Rilliet,Caenove,Lullin, Sellon,Aubert, Pictet, hellusson,Marcet, Gaussen, André, Prevost, Mestrezat, Liotard, Aubertin, Rivier

Cazenove,deNormandie

Einwanderung

AuswanderungFilialenHandelsbeziehungenFinanzielle Beziehungen

Berlin

Rouan

Le Havre

St. Ga

MailandMirabud

Amsterdam

Russland

Sudamerika

Loriant

Hamburg

Istanbul

New York usw.

Berlin

Ostende

リスボン

Colmar

GenfGenf

NeuenburgNeuenburg

Sweden

Zürich

Niederlassungsort

GenfGenfGenfGenfLullin, Fatio,Buisson, Mallet,Candolle,Rilliet,Boissier,Sellon,Bontems, Bertandusw.

MuhlhausenBasel

WienParisParisParisParis

Butini,Pictet,Rilliet, Banquet,Cramer,Vernet,Saladin,Sellon, Mallet,Rieu,André,Pache, ThellussonGirardotHallerDelessert

LevanteLevanteLevanteLevante

LausanneLausanne

NordamerikaGallatin,

GenuaGenuaGenuaGenuaBouer, De La Rüe,Boissier-

Naville, André, Rilliet

Abb. 13 Protestantische Diaspora und die Schweiz

Abb.14 Arbeitslosig-

keit der Regionen

1998

Bundesamt für Statistik/ Office fédéral de la Statistique, Statistische Jahrbuch der Schweiz 2000/. Annuaire statistique de la Suisse2000, Zürich, 2000, s./p. 458.

Abb.15 zwei Europa

Hochrheingebiet und seine Umgebung

Primat von:Wasserkraft und Elektrizität

Tabelle 5. Energieverbrauch am Anfang 20. Jahrhundert.

10

180

150

19046

130

240

Pro Kopf Leistung(PS)

15030.528.54580USA

1472.02.0270Italia

85?Schweiz

7230Japan

55910Sweden

7339.62.11450Frankreich

1103.28.03190Deutschland

1503270Belgien

2200.72.54040UK

Dampfkraft pro 1000 Einwohner(PS)

Wasserkraftanteil(%)

Strom-verbrauch Mrd. Kwh.

Steinkohle Verbrauch