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STEVE RICHARDS

DIE KUNST DES

EINE ANLEITUNG ZUR

ÜBERWINDUNG DER SCHWERKRAFT

LEVITIERENS

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© Copyright der Originalausgabe: Aquaria Press (Thorsons Group), Eng-land. Titel der Originalausgabe: »Levitation«

© Copyright der deutschen Ausgabe: Verlag »Die Silberschnur« GmbHErstauflage erschienen 1993, unter der ISBN 3-923781-75-X

ISBN: 978-3-89845-476-61. Auflage 2015

Gestaltung & Satz: XPresentation, GüllesheimUmschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendungeines Motivs von © puhhha, www.fotolia.deDruck: Finidr, s.r.o. Cesky Tesin

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheimwww.silberschnur.de · E-Mail: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Kann der Mensch fliegen? 7

Kapitel 2: Fakire und Scharlatane 23

Kapitel 3: Ein Wort zur Sache 58

Kapitel 4: Astralenergien 75

Kapitel 5: Einige praktische Geheimnisse 87

Kapitel 6: Die Bedeutung des Willens 115

Kapitel 7: Sanyama 137

Kapitel 8: Sie können fliegen ... was nun? 181

Anmerkungen 203

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Don Barcell »Schwebend«. Aus Siddha Meditation.

Mit Erlaubnis von Don Barcell veröffentlicht.

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– Kapitel 1 –

Kann der Mensch fl iegen?

L evitation! Gibt es das wirklich? Seit Jahrhunder-ten stellen Erforscher psychischer Phänomene

diese Frage, auf die sie kaum eine Antwort bekommen,denn die Levitation ist ein ziemlich einzigartiges psy-chisches Phänomen, anders als Astralprojektion, Psy-chometrie oder Voraussehen der Zukunft. Levitationgehört zu den Dingen, die Joseph von Cupertino vordreihundert Jahren vollbracht hat oder auch mancherMahatma in Indien oder Tibet heute noch durchzufüh-ren vermag. Doch von einem Durchschnittsmenschenwürde man so etwas nicht erwarten – ganz sicher nichtin der westlichen Welt.

Als nun Mitte 1977 Maharishi Mahesh Yogi verkün-dete, nicht nur er könne sich in die Luft erheben, sonderndies auch anderen beibringen, hoben sich viele Augen-brauen. Schließlich ist der Maharishi Mahesh Yogi be-rühmt für seine Technik der Transzendentalen Meditation(= TM), und man weiß, dass seine Methoden nicht nur

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einfach zu lehren und leicht zu begreifen sind, sondernauch funktionieren, und zwar gut.

»Die Levitation ist das herausragendste der bereitsvorhandenen Siddhis« (siddhi = übersinnliche Fähigkeit),erzählte mir ein TM-Lehrer. »Maharishi sagt, alles sei nureine Sache der Geist-Körper-Koordination. Befiehl demKörper zu laufen, und er läuft, und zwar mühelos. Aberbefiehl ihm, sich ›durch reine Vorstellungskraft‹ in die Luftzu erheben, und er folgt nicht. Verbessere deine Geist-Kör-per-Koordination, dann macht dein Körper auch das.«

Das klang alles so vertraut. Seit Anfang der siebzigerJahre trugen TM-Leute eine Studie um die andere zusam-men, die aufzeigten, dass Meditierende ein besseres Ge-dächtnis haben, besser schlafen, schneller laufen, bessereSchulnoten haben und sogar besser sehen. Ein TM-Lehrersagte mir, dass Meditierende weniger Zahnlöcher haben.Aber Levitation?

»Das ist gar nicht so eigenartig«, erhielt ich zur Ant-wort. »In den Veden, der ältesten Niederschrift mensch-licher Errungenschaften, wird von Menschen erzählt, diesolche Dinge vollbrachten. Bislang wurden diese Erschei-nungen als ›übernatürlich‹ bezeichnet, aber jetzt ist mandabei herauszufinden, dass alle diese Erscheinungen inden Bereich der normalen menschlichen Fähigkeiten ge-hören.«

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»Der Schwerpunkt des Programms liegt nicht in derDemonstration von Kräften, sondern vielmehr in einembeschleunigten Wachstum auf einen Zustand der Er-leuchtung hin, und zwar durch die Entwicklung besondererFähigkeiten, die sämtliche Stufen des Bewußtseins inSchwung bringen.«

Man sagte mir, dieses Programm heiße TM-Siddhi-Pro-gramm. »Siddhi« ist die bevorzugte TM-Schreibweise desSanskrit-Wortes Siddhi, das am besten mit ›Beherrschungparanormaler Fähigkeiten‹ bezeichnet werden könnte. Esgibt ›Acht Große Siddhies‹ in der Yoga-Tradition, von derdie TM letztlich abstammt, und sicher noch einige mehr imSiddhi-Programm. Die Levitation ist nur eines unter ihnen.

»Sie müssen nicht meinen, dass man lange Streckenfliegt«, wurde mir gesagt. »Unsere Leute schweben nurein paar Zentimeter weit. Das ist eine allmähliche Ent-wicklung. Als Beispiel nenne ich einmal das Siddhi derunbegrenzten Stärke. Wenn Sie das Siddhi das erste Malanwenden, werden Sie vielleicht nur ganz wenig spüren.Aber mit jedem Mal werden Sie stärker, bis Sie schließlichwirklich über unbegrenzte Stärke verfügen.

Maharishi sagt, dass es im Körper vierundsechzig Ka-näle der Erleuchtung gebe, durch die die Siddhis sich ma-nifestieren. Durch bestimmte Übungen tauchen dieSiddhis aus dem Absoluten auf.

Kann der Mensch fliegen?

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Insgesamt gibt es etwa siebzig Siddhis, aber wirpraktizieren sie nicht alle, denn Maharishi hält einigefür nützlicher als andere.«

Zu den nützlicheren Siddhis zählt Maharishi Stärke,Freundlichkeit, Allwissenheit und Unsichtbarkeit wieauch Levitation. Es gibt Gerüchte, dass manche Medi-tierende sogar durch Wände gingen.

Bereits im Jahr 1962 erwähnte Maharishi dieSiddhis in seinem Buch »The Science of Being and Artof Living«. Doch in den Anfangsjahren der TM-Bewe-gung gab es genug Arbeit, die Idee der Meditationund die grundlegende TM-Technik unter die Leute zubringen, da konnte man sich nicht auch noch um dieseKräfte kümmern. Aber Gedankenaustausch war er-wünscht, und fortgeschrittene Meditierende wurdendazu ermutigt, bei Ausbildungskursen für Lehrer vonihren Erfahrungen zu berichten.

Es gab eine Menge zu erzählen. Einige hatten ge-spürt, dass sie unsichtbar geworden waren oder durchandere Menschen hindurchsehen konnten. Andere wie-derum hatten Visionen von Geistwesen. Ein Lehrer, derjetzt nicht mehr in der Bewegung ist, erinnert sich:

»Ich hatte häufig die Empfindung, gasförmig zuwerden. Zuerst erfüllte ich das Zimmer, dann dehnteich mich über das Mittelmeer aus (während seines Auf-

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enthaltes in Spanien) und schließlich im ganzen Uni-versum.«

Westlichen Wissenschaftlern sind solche Erfahrun-gen natürlich bekannt. In »The Relaxation Response«sagt Dr. Benson von der Harvard Universität, dass »nachunseren eigenen Beobachtungen viele Leute, die täglichmehrere Stunden meditieren, nach einigen Wochen zuHalluzinationen neigen.« Doch diese Wissenschaftlerschreiben nur die halbe Wahrheit. Die Theorie besagtnämlich, dass Meditation die Sinneswahrnehmungenzurückdrängt und damit das Gehirn veranlasst, seineeigenen Reize in Form von ›Siddhi‹-Erfahrungen zu er-schaffen.

Zweifellos sind die Siddhi-Erfahrungen von fortge-schrittenen TM-Praktizierenden genau die gleichen, wiesie in alten Yogi-Schriften beschrieben sind. Und daswirft eine ernste Frage auf. Wenn die Siddhis nicht realexistieren, wenn sie tatsächlich nichts anderes sind alsein Symptom für die Einschränkung der Sinneswahrneh-mungen, dann wird ein wichtiger Teil der Yogi-Traditioninfrage gestellt.

Als Yogi, und zwar als einer, der Zugang hatte zueiner Vielzahl von TM-Praktizierenden mit Siddhi-Erfah-rung, hielt Maharishi es für notwendig, die Wahrheit zuermitteln. So kaufte er zwei alte Hotels in Seelisberg,

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hoch über dem Vierwaldstädter See in der Schweiz ge-legen, und gründete das Europäische Maharishi For-schungsinstitut (Maharishi European Research University= MERU), das im April 1975 eröffnet wurde.

Zunächst wurden die Zimmer an fortgeschrittene Me-ditierende vermietet, die für längere Zeit in klösterlicherUmgebung meditieren wollten. Im Jahr 1976 begannMaharishi dann mit der Erforschung der Siddhis.

Er fing mit einigen wenigen Leuten an, die bereitsseit langer Zeit – etwa fünfzehn bis zwanzig Jahre – me-ditierten. Auf der Grundlage der Yoga Sutras von Patanjaliarbeitete Maharishi ein paar einfache Übungen oder›Formeln‹ aus, um die Siddhis zur Manifestation zu brin-gen. Den ersten Siddhas sagte man nicht, was sie damiterreichen konnten, und einige waren bestürzt, als sie esherausfanden. Einer sagte dazu:

»Alles geschah so schnell, dass ich, ehe ich es merkte,Grenzen durchbrach, von denen ich zuvor nie etwas ge-wusst hatte.«

Subjektive Siddhis, wie etwa die Fähigkeit, verborgeneDinge zu sehen und Techniken zur ›Verfeinerung der In-tuition‹ waren darunter. Die Betonung wurde jedoch aufdie objektiven Siddhis gelegt – Dinge, die man beob-achten konnte –, vor allem Levitation und Unsichtbarkeit.Man kann sich kaum selbst in die Luft halluzinieren. Ent-

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weder erhebt man sich in die Luft oder nicht. Und wennman sich erhebt, dann beweist das, dass sich etwas Be-deutendes ereignet.

Es beweist ebenso, dass diese Person ein bestimmtesStadium erreicht hat, das man bei der TM als ›Erleuch-tung‹ bezeichnet. Man sagt, jemand, der sich einen Meterin die Luft erhebt, ist erleuchteter als einer, der sich nureinen Viertelmeter in die Luft erhebt, und dieser wiederumist erleuchteter als der, der sich gar nicht vom Boden ab-hebt.

Die erste kleine Gruppe von Siddhas wurde gebeten,andere zu unterweisen, und so nahm alles seinen Fort-gang. Das ganze Jahr 1976 wurden fortgeschritteneMeditierende unterrichtet. Mit der Ernennung zu ›leiten-den Befehlshabern des Bewusstseins‹ schlossen die Schü-ler ab, da sie die Fähigkeit erworben hatten, den Laufder Zeit zu bestimmen.

Im Dezember 1976 kamen auf dem Seelisberg-Cam-pus neunhundert TM-Lehrer aus aller Welt zusammen,um sechs Monate lang intensiv die Siddhis zu erlernen.Wie einer von ihnen erzählte, levitierten etwa vierzigProzent von ihnen, und ein paar machten sich für unter-schiedlich lange Zeit unsichtbar.

Bis dahin hatte der Kurs den Namen ›Beherrscher-Trainingskurs des Zeitalters der Erleuchtung‹ und stand

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nur Lehrern offen. Der Bühnen-Illusionist Doug Henningwar der Einzige, der teilnehmen durfte, obwohl er keinLehrer war. Aber ab Mai wurde der Öffentlichkeit eineneue und vereinfachte Version des Kurses angeboten –das TM-Siddhi-Programm. Die neuen Siddhas wurdenzu Werbe-Teams zusammengestellt und in alle Welt aus-gesandt. Allein dreißig dieser Teams wurden in die Ver-einigten Staaten geschickt.

Der TM-Siddhi-Kurs wurde in zwei Stadien angeboten:Phase I war gedacht als ›Vorbereitungsprogramm‹. Sieerstreckte sich über vier bis acht Wochen und wurde ineiner ›Hauptstadt des Zeitalters der Erleuchtung‹ abge-halten. Diese erste Phase diente zur ›Festigung des reinenBewusstseins‹. Phase II schloss die eigentliche Unter-richtung in die Siddhis ein und war in vier Zwei-Wochen-Abschnitte eingeteilt, die zu Hause stattfanden.

Über den Inhalt von Phase I konnte ich von einemTM-Kunden etwas erfahren. Mr. Stephen Rozman ist Vor-standsvorsitzender des Department of Political Scienceam Tougaloo College in Tougaloo, Mississippi. Er war ei-ner der Ersten, die sich für einen der Vorbereitungskurseeinschrieben, als sie anfänglich in den USA angebotenwurden. Ich fragte ihn, worin dieser Kurs bestand.

»Nur aus vielen Stunden Meditation«, antwortete er.»Uns wurden keine neuen Techniken vermittelt, außer

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einer Pranayama-Technik. Die Lehrer hielten Vorträge,aber alles in allem nichts Aufregendes.

Was mich bei dem Kurs am meisten störte, war derständige Programmwechsel, und dass man uns erst imletzten Moment mitteilte, dass Levitation ein ›fortge-schrittenes Siddhi‹ sei, wozu man nochmals fünfzehn-hundert Dollar und weitere vier Wochen Zeit erübrigenmüsste.

Ich möchte kein zu negatives Urteil fällen, dennmanchmal scheint es mir, als sähe ich nicht das vollstän-dige Bild. Leute, die die Kurse zu einer anderen Zeit aneinem anderen Ort machten, erzählten mir, von positivenErfahrungen.«

Mr. Rozman selbst nahm nicht mehr an dem eigent-lichen Siddhi-Programm teil, da er sich ursprünglich ein-geschrieben hatte in der Zuversicht, innerhalb von sechsWochen die Einweisung in die Levitation zu erhalten.

Phase I wurde später ausgegliedert. Dann wurdedie Forderung, dass angehende Siddhas sechs Monatelang Meditation durchführen mussten, gelockert. Nunkann ein Meditierender bereits drei Monate, nachdemer in die Meditationstechnik eingeführt wurde, einenSiddhi-Kurs belegen. Danach wurde die Phase II zeit-weise durch ein Vierzig-Tage-‹Schnell‹-Programm ersetzt;alles in dem Bemühen, den Leuten die Teilnahme an

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den Kursen zu erleichtern. Schließlich wurde ein Teil-zeit-Siddhi-Programm entwickelt, bei dem man sechsWochen lang zweimal in der Woche ein TM-Zentrumbesucht, daran anschließend in der Lage ist, in zwei Wo-chen zu Hause das ›Flug-Siddhi‹, also die Levitation, zuerlernen. »Maharishi ermöglicht es allen«, erklärte mirein Lehrer.

Trotz hoher Teilnahmegebühren haben, wie man mirsagte, seit dem ersten Angebot im Jahr 1977 zwanzig-tausend Menschen Siddhi-Kurse belegt. Das sind we-sentlich weniger als die zwei Millionen, die den Grundkursbelegt haben.

In den USA wurden die Kurse anfangs mit einer be-merkenswerten Werbekampagne angeboten. In »TheVillage Voice« und im »The Montreal Star« erschienenAnzeigen, die kostenlose Vorträge anboten über »dieFähigkeit, sich durch reine Vorstellungskraft in die Luftzu erheben, und zwar mittels des Programmes der Trans-zendentalen Meditation«. Laut Newsweek waren jedochviele, die die kostenlosen Vorträge besuchten, »ziemlichenttäuscht«, und in manchen Zentren wurde sogar derRuf »hinauf oder hinaus« im Publikum laut. In den Vor-trägen wurde nämlich nichts von dem Geheimnis verra-ten, wie die Levitation durchgeführt wurde. Und De-monstrationen waren ebenfalls nicht vorgesehen.

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In einem Interview mit der Zeitung »The WashingtonPost« erklärte der Anwalt David Sykes aus Baltimore,dass »wir die Welt nicht mit Zirkusnummern unterhaltenwollen«. Aber er sagte auch, »so wenigstens zehn Leutefür eine solche Darbietung $1000 zahlen würden, mandiese zu demonstrieren gewillt sei.« Man darf durchausglauben, dass das Angebot ernst gemeint war, denn ineiner Erklärung in der »Los Angeles Times« vom 29. No-vember 1977 wiederholte und erläuterte Mr. David Verrilldiese Aussage. Er meinte, dass zehn Zuschauer pro Mann$1000 Dollar zahlen müssten.

Das ist nicht viel Geld, wenn man dafür sehen kann,wie sich jemand in die Luft erhebt. Am 16. Dezember1977 kündigte dann ein Anwalt aus Los Angeles ineinem Brief an das World Plan Executive Council inPacific Palisades, Kalifornien, an, dass die Bedingungenangenommen würden. Der Geldbetrag wurde vom ›Com-mittee for the Sincere Practice of Yoga‹ (Komitee für dieernsthafte Ausübung von Yoga) zur Verfügung gestellt,das vom Swami Vishnu Devananda ins Leben gerufenworden war. Der Swami ist der Autor von »The CompleteIllustrated Book of Yoga« (Das vollständige und illustrierteYoga-Buch) und »Mantras and Meditation« (Mantrasund Meditation) und außerdem der Gründer der Inter-national Sivananda Yoga Vedanta Centres mit Hauptsitz

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in Val Morin, Quebec (Kanada). Als einer der bekanntes-ten Yogis der Welt hält er sich für den Bewahrer der wah-ren logischen Tradition. Seine Haltung gegenüber denBehauptungen der TM-Levitation ist – nun ja, skeptisch.

Seine Skepsis scheint angebracht. Trotz der Angebotevon Mr. Sykes und Mr. Verrill sowie seiner eigenen Antworthat bis heute nicht ein einziger TM-Lehrer öffentlich eineLevitation demonstriert. Das »TIME MAGAZINE« deutetan, dass eine solche Demonstration bevorsteht, dochvom Hauptsitz des Maharishi in der Schweiz wird diesdirekt dementiert mit der Begründung, solche Dinge inder Öffentlichkeit zu demonstrieren, sei »unwürdig«.

Es sollte jedoch erwähnt werden, dass es eine De-monstration gab, und zwar in der Maharishi Internatio-nal University in Fairfield, Iowa, im Mai 1977, als dieKurse erstmals angeboten wurden. Vier junge Männerführten die Levitation vor, und zweiundzwanzig Leutewaren als Zuschauer eingeladen – bis auf zwei allesamtMeditierende.

»Zeugen glaubten, dass das Gehüpfe, das sie sahen,auch durch gekonnte Turnübungen bewirkt werdenkönne«, schreibt der Journalist Aubrey Haines. »Der Di-rektor der National Academy of Gymnasts in Eugene,Oregon, bestreitet allerdings, dass geübte Sportler die-ses Kunststück nachmachen könnten, da man unter

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keinen Umständen im kompletten Lotussitz Schwungholen könne.«

Swami Vishnu wiederum stimmt diesem letzten Ar-gument nicht zu und behauptet, dass man im vollen Lo-tussitz sehr wohl Schwung holen könne; ja, er selbstlehre eine solche Übung sogar.

Man muss dazu nur in den vollen Lotussitz gehenund dann auf dem Gesäß hin und her schaukeln. Die ers-ten paar Mal ist es sicher schwer, das Gleichgewicht zubehalten, aber das gibt sich mit der Zeit. Wenn man dasGleichgewicht hält, versucht man, durch das SchaukelnSchwung zu bekommen, dann stößt man sich im richtigenAugenblick vom Boden ab – und ist in der Lage, etwadreißig Zentimeter in die Luft zu ›hüpfen‹.

Wenn nun ein Fotograf ein sehr kurz belichtetes Fotodavon macht, sieht es so aus, als hinge man in der Luft.

Diese Yoga-Technik wird gewöhnlich als Vorberei-tung zur Meditation angewandt, um das Gehirn mitEnergie zu versorgen. Sie wird jedoch als eine Übungfür Fortgeschrittene betrachtet. In seinem Buch »Mantrasand Meditation« sagt Swami Vishnu, dass »manche spi-rituellen Gruppen diese Übungen Anfänger lehren. Dasist für Körper und Geist gefährlich und nicht empfeh-lenswert, da dabei das Prana zu rasch in den Körperübergeht. Wer nicht schon jahrelang Asanas oder die

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einfacheren Pranayamas ausübt, kann Probleme be-kommen.«

Ein Problem kann sich aus dem vorzeitigen Aufsteigender Kundalini ergeben, einer fast mystischen Energiedes Menschen, die außerordentlich wohltuend ist, wennsie richtig aufsteigt, aber auch außerordentlich gefährlich,wenn ihre Anwendung falsch durchgeführt wird. UnserProblem liegt jedoch wo anders.

Swami Vishnu ist skeptisch, ob TM-Meditierende wirk-lich levitieren.

Er zweifelt aber nicht an der Levitation an sich. Indem Buch »Mantras and Meditation« schreibt er, dass»diese Siddhis wirklich existieren«, allerdings äußert ersich in einen Interview später dazu näher: »Um ein Kunst-stück wie die Levitation zuwege zu bringen, bedarf esvieler Jahre Atemübungen, Diät sowie Enthaltsamkeitvon Nikotin, Alkohol und Drogen.«

Wenn das wirklich stimmt, dann kann niemand inacht Wochen die Levitation erlernen.

Aber mit allem Respekt für den Swami – und er ver-dient sehr viel Respekt –, muss man sagen, dass die›Hüpf‹-Technik mit Schaukeln und Abstoßen nicht dieTechnik war, mit der die Fotos der TM-Levitation gemachtwurden. Die Fotografien des Swami sind hervorragend,aber sie lassen das Rätsel der TM-Levitation ungelöst.

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Zunächst einmal wird jeder, der die Hüpftechnikdes Swami je versucht hat, wissen, dass dazu eine ge-hörige Portion körperlicher Kraftaufwand notwendigist. Betrachtet man sich die Fotos, auf denen Menschenbei der ›Levitation‹ gezeigt werden, kann man feststel-len, dass sie sich sehr anstrengen. Das verrät eine ge-wisse Anspannung und in manchen Fällen eine Ver-renkung des Körpers. Die TM-Meditierenden jedochzeigen bei der Levitation auf den Fotografien der TM-Organisation immer eine entspannte Haltung. Nochetwas: Wer die Methode des Swami anwendet, musssich mit den Händen von Boden abstoßen, sonst erhebter sich nicht sehr hoch vom Boden. Alle drei von SwamisLeuten werden mit ausgestreckten Armen dargestellt,und diese Haltung wird in allen getürkten Fotografienauftauchen. Doch auf den TM-Abbildungen haben dieLevitierenden gewöhnlich die Hände gefaltet oder lo-cker in den Schoß gelegt.

Dann ist da noch etwas anderes, nicht objektiv Greif-bares, das man den Interviews mit TM-Levitierenden undTM-Lehrern entnehmen kann, und das ist ihre offen-sichtliche Aufrichtigkeit. Rick Fields hat das hervorragendin seinem Artikel für das Magazin »New Age« wiederge-geben. Als er seine Zweifel dem TM-Lehrer John Maceydarlegte, erwiderte dieser:

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»Aber – es ist so, es ist so – ich war dabei. Hundertevon Menschen schwebten und verschwanden und wareneinfach fähig, alles auf der Ebene der inneren Wahrneh-mung zu wissen – nur dieses reine Bewusstsein vondieser Ebene des begrenzten Wissens arbeitet.«

Wer das einmal gespürt hat, kann diese Art der Auf-richtigkeit nur schwerlich beiseiteschieben. Ganz offen-sichtlich glauben diese Menschen, dass sie sich erheben,ob sie es nun wirklich tun oder nicht. Uns bleibt zu er-mitteln, ob ihr Glaube richtig ist oder nicht.

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– Kapitel 2 –

Fakire und Scharlatane

D ie Wissenschaft kann die Gravitation nicht er-klären, also hat sie keinen Grund, die Levitation

zu verteufeln. Die Behauptung der Okkultisten, derMensch könne durch »reine Willensanstrengung« in derLuft schweben, kann nicht widerlegt werden. Das ändertnun den Charakter unserer Ausgangsfrage. Sie lautetnicht mehr: Kann der Mensch überhaupt fliegen? Son-dern: Fliegt der Mensch? Es sieht so aus, als könnte er es– zumindest gelegentlich.

Das heißt nun natürlich nicht, dass jeder Menschfliegen kann. Ihr Nachbar nebenan kann es wahrschein-lich nicht. Auch Ihr Chef wird wohl nicht fliegen können,allerdings empfehle ich Ihnen nicht, ihn danach zufragen. Fliegen ist jedoch nicht unmöglich. Wie JohnWilliams sagte, ist nur eine weiße Krähe nötig, um zu be-weisen, dass nicht alle Krähen schwarz sind. Und so be-darf es nur eines Levitierenden, um offenkundig zu ma-chen, dass nicht alle Menschen erdgebunden sind.

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»Levitation kann willkürlich oder unwillkürlich her-vorgerufen werden«, schreibt Madame Blavatsky in »Dieentschleierte Isis«.

»Der Magier bestimmt vorher, dass er sich erhebenwird, für welche Zeit und in welche Höhe; er stellt die ok-kulten Kräfte darauf ein. Der Fakir ruft denselben Effektdurch seine Willenskraft hervor und behält, außer in derEkstase, die Kontrolle über seine Bewegungen. Auf dieseWeise erhebt sich der Priester von Siam in der heiligen Pa-gode mit einer dünnen Kerze in der Hand fünfzehn Meterhoch in die Luft, bewegt sich von einem Götterbild zumanderen, erleuchtet ohne Stütze die Nischen und schreitetso zuversichtlich, als befände er sich auf festem Boden.Die Offiziere der russischen Armee, die kürzlich um dieErde segelten und eine Zeitlang in japanischen Gewässernstationiert waren, sahen Magier in der Luft von einemBaumwipfel zum anderen schreiten. Sie sahen auch andereKunststücke des Stangen- und Seilkletterns, die von ColonelOlcout in »People from the Other World« (Menschen ausder anderen Welt) beschrieben werden. Colonel Yule undandere, über jeden Zweifel erhabene Zitate belegen, dassdiese Effekte tatsächlich hervorgebracht worden sind.« 1

Bei den primitiven Völkern, deren Geist von den oftunglücklichen Einwirkungen des modernen Rationalismusunberührt blieb, wird die Levitation allgemein akzeptiert.

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Ein französischer Missionar hat Dr. Imbert-Gourbeyre er-zählt, dass die Indianer in Oregon sich oft der Levitationbedienten. Mehr als einmal hatte der Missionar mit eigenenAugen gesehen, wie sich die eingeborenen Schamanenfast einen Meter in die Luft erhoben und über das Pam-pasgras gingen, ohne die zarten Rispen zu knicken.

Im alten Britannien herrschte der allgemeine Glaube,dass die Druiden fliegen könnten, und es gibt Beweise,dass diese Fähigkeiten nicht restlos verloren ging. Imdreizehnten Jahrhundert wird über den Mönch BruderBacon erzählt, dass er zwischen den beiden Kirchturm-spitzen in Oxford hin und her ging. In seinen »Letters onNatural Magic« (Schriften über natürliche Magie) tut SirDavid Brewster dies als »optischen Effekt« ab, allerdingsist es nur schwer einsehbar, wie dieser Effekt hätte her-vorgerufen werden können. Das Gleiche kann man auchvon der »mechanischen« Erklärung sagen.

In einer seiner Schriften legt Bruder Bacon dar, dass»ein Instrument erfunden werden könnte, um damit zufliegen, wenn man sich in seine Mitte setzt und eine Ma-schine bewegt, durch welche die künstlich hergestelltenFlügel schlagen wie bei den Vögeln. Mit einem Instru-ment, das nur drei Finger hoch und drei Finger breit ist,kann der Mensch sich und alle anderen aus seinem Ge-fängnis befreien«. An anderer Stelle schreibt er jedoch,

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dass er selbst diese Vorrichtung nicht gesehen, sondernlediglich den Erfinder kennengelernt habe. Das lässt ver-muten, dass sein Kunststück, in Oxford in der Luft zu ge-hen, vielleicht mehr esoterische Bedeutung hatte.

Im Falle des tibetischen Weisen Milarepa steht einmechanisches Gerät vollkommen außer Frage. Im JetsunKahbüm lesen wir, dass Milarepa das Flug-Siddhi nachlangen Stunden der Meditation mit dem »dritten Auge«,dem Ajna Chakra, das zwischen den Augenbrauen liegt,erreicht. Als er begriffen hatte, dass er fliegen konnte,schwebte Milarepa über die Felder eines Nachbarn ausseiner Kindheit, einem alten Bauern, der gerade mit seinemSohn beim Pflügen war. Der Sohn sah Milarepa als erster,wie er über ihnen schwebte. Aber als er seinen Vater indie Seite stieß, war der alte Mann wenig beeindruckt.

»Was gibt es da zu staunen?«, fragte der alte Mann.»Ein gewisser Nyang-Tsa-Kargyen hatte einen missrate-nen Sohn namens Mila. Das ist dieser Tunichtgut undHungerleider.«

In ihrem Buch »With Mystics and Magicians« beziehtsich Mme. Alexandra David-Neel auf eine ähnliche Ge-schichte mit dem Hinweis, dass solche Erfahrungen beitibetischen Mystikern nicht ungewöhnlich seien.

Auch bei Mystikern anderer Länder sind solche Er-fahrungen nicht ungewöhnlich, aber die Mystiker, die

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nicht aus Tibet stammen, halten nicht viel von denSiddhis. In »The Lives of the Philosophers« sagt Eunapiusüber den griechischen Neo-Platoniker Iamblichus, seineDiener hätten ihn oft gesehen, wie er »sich mehr alszehn Ellen insgesamt in die Luft erhoben hat«. Als manes seinen Schülern erzählte, baten diese den Meisterum eine Demonstration, worauf er herzlich lachte undsagte: »Wer euch so hinters Licht geführt hat, ist einSchelm, aber die Wahrheit sieht anders aus.« Er glaubteallerdings an die Levitation, denn in seinem Buch überägyptische Zauberei »On the Mysteries« warnt er vor be-stimmten psychischen Manifestationen, vor allem davor,»länger oder dicker oder in der Luft schwebend zu er-scheinen«.

Diese Haltung gegenüber den Siddhis findet manüberall in der mystischen Literatur. Die Siddhis existieren,daran gibt es keinen Zweifel, doch sie dürfen nicht kul-tiviert werden. In »The Yoga Sutras« erklärt Patanjali,dass die Siddhis »Behinderungen der echten Wahrneh-mung« sind. Bestimmte Theosophen sprechen sich gegendas aus, was sie »Psychismus« nennen – die Kultivierungpsychischer Kräfte um ihrer selbst willen. Ansari vonHerat sagt in einer seiner Schriften:

»Kannst du auf dem Wasser gehen? Dann tust dunichts anderes als ein Strohhalm. Kannst du in die Luft

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fliegen? Dann tust du nichts anderes als eine Schmeiß-fliege.«

In »The Perennial Philosophy« erzählt Aldous Huxleyeine Geschichte aus einer der Pali-Schriften (er sagt unsallerdings nicht, in welcher), die von Buddha und der Le-vitation handelt. Buddha soll vom Kummer der Welt ge-sprochen haben und vom Weg zum Nirwana, als einerseiner Schüler eintraf und ein »erstaunliches Kunststück«– so Huxleys Worte – von Levitation vorgeführt habensoll. Alle erwarteten vom Meister, dass er ein noch größeresKunststück zeigen würde, doch Buddha tadelte seinenSchüler lediglich und fuhr mit dem Unterricht fort.

Im »Dighanikaya« erklärt Buddha, dass er die Siddhiszu verhindern trachte, da sie sich ebenso bei Nicht-Buddhisten manifestierten. Warum sollte jemandBuddhist werden, um die Levitation durchzuführen, wenneine Vielzahl von Saddhus und Yogis es genauso gutkonnten? Ich vermute, dass es dafür allerdings nocheinen anderen Grund gab.

Erinnern wir uns daran, dass Buddha der Anführerseiner kleinen Gruppe war, und diese Position hing davonab, dass er seinen Schülern überlegen schien. Er hatteeine politische Stellung zu schützen; und von diesemStandpunkt aus hatte sich sein Schüler vielleicht derMajestätsbeleidigung schuldig gemacht. Wäre Buddha

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also nicht fähig gewesen, etwas noch Großartigeres alsdie Levitation seines Schülers vorzuführen, dann hatteer gar keine andere Wahl als den Tadel.

Bei Lamblichus kommt dies sehr stark zum Ausdruck.Wir haben bereits gehört, dass er nach einer Herausfor-derung unfähig oder nicht gewillt war, für seine Schülerin der Luft zu schweben, und dass er der Situation mitHumor zu begegnen versuchte. In einem Brief an seinenSchüler Porphyrius schreibt er allerdings, dass ihm nichtnach Lachen zumute war. Er erwähnt Menschen, »vondenen man wusste, dass sie sich in die Luft erhoben«,und er spottet, »je unwissender und geistig beschränkterein Jugendlicher ist, um so offener wird sich die göttlicheMacht zeigen«. Daher war Lamblichus‹ Unfähigkeit zurLevitation ein Beweis seiner Überlegenheit!

Geschicktere Meister haben noch findigere Lösungen.In einem seiner Bücher berichtet Bertrand Russell voneiner amerikanischen religiösen Schwärmerin, die ihrenAnhängern erzählte, sie könne übers Wasser gehen. Na-türlich wollte das auch einmal jemand sehen. Da andem Platz, an dem diese Herausforderung ausgesprochenwurde, kein Wasser vorhanden war, schlug sie vor, sichmit ihren Schülern an einem nahe gelegenen See zu tref-fen. Die Stunde kam, ihre Anhänger hatten sich versam-melt, und als die Dame erschien, erwarteten alle eine

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große Levitationsshow. Stattdessen wurde ihr Glaubenäußerst hart getestet. »Wie viele unter euch glauben,dass ich übers Wasser gehen kann?«, fragte sie. Als dieAnhänger erwiderten, sie alle würden es glauben, ant-wortete sie, dann gäbe es für sie keinen Grund, es zu tun.Damit ging sie.

Die Levitation ist auch unter den Mystikern nicht un-bekannt. Nach Olivier Leroy, einem römisch-katholischenChristen, der ein umfangreiches Werk verfasst hat überLevitationen in der katholischen Welt, sind von etwazwanzigtausend Heiligen, die in der Acta Sanctorum ge-nannt sind, etwa sechzig gesehen worden, die zu Lebzei-ten levitierten.

Die erstaunlichsten Fälle von Levitation wurden al-lerdings nicht von einem katholischen Heiligen, sondernvon einem protestantischen Sünder gezeigt – von Mr.Daniel Dunglas Home. »Es gibt mindestens hundert be-legte Beispiele, dass sich Mr. Home vom Boden in dieLuft erhoben hat«, schrieb Sir William Crookes.

»In meiner Gegenwart geschah es viermal bei Dunkel-heit; aber ich erwähne nur die Gelegenheiten, bei denendie Folgerungen des Verstandes durch den Gesichtssinnbestätigt wurden. Bei drei verschiedenen Gelegenheitensah ich ihn sich vollkommen vom Boden erheben. JedesMal konnte ich das Geschehen genau verfolgen.

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Beim ersten Mal ging er zu einer ausgeräumten Stelledes Zimmers, und nachdem er eine Weile ruhig dage-standen hatte, sagte er uns, dass er sich nun erhebenwürde. Ich sah, wie er langsam, in einer gleitenden Be-wegung, nach oben schwebte und einige Sekunden umdie sechs Zoll über dem Boden in der Luft stehenblieb,dann kam er langsam wieder herab. Bei einer anderenGelegenheit wurde ich aufgefordert, zu ihm zu kommen,als er sich achtzehn Zoll über den Boden erhob; ich fuhrmit der Hand unter seine Füße, um seinen Körper herumund über seinen Kopf, solange er sich in der Luft befand.«

Die Levitation ist eigentlich in Indien beheimatet,und in Indien finden wir mehr Geschichten über Levita-tionen als anderswo. »Levitation, beziehungsweise dasErheben des Körpers vom Boden und das Schweben inder Luft über dem Sessel oder dem Sofa, ist eine in Indienallgemein anerkannte Tatsache«, schreibt Ernest Wood.»Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, als ein alterYogi sich in Ruhestellung auf offenem Feld etwa einenMeter achtzig in die Luft erhob, und zwar über einehalbe Stunde lang. Den Zuschauern war es gestattet, indem Zwischenraum Stäbe hin und her zu bewegen.«

Von Prinz Mahendra, einem Buddhisten aus dem drit-ten Jahrhundert, erzählt man, er habe sich in der Levitationmit einigen seiner Anhänger nach Ceylon begeben und

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sich auf dem Berg Missa niedergelassen. Das erscheintallerdings ein wenig weit hergeholt. Glaubhafteres, undauch Typischeres, wird von Apollonius und seinem SchülerDamis berichtet.

Die Geschichte stammt aus »Leben des Apollonius«von Tyana von Philostratus auf der Grundlage von Da-mis‹ Tagebuch. Apollonius und Damis reisten im erstenJahrhundert nach Indien und, nach Damis, »sahen (dieBrahmanen Indiens) sich zwei Ellen in die Luft erheben«.Daran sah Damis nichts Ungewöhnliches, augenschein-lich ebensowenig die Brahmanen. Sie vollführten dieLevitation nicht »um der wundersamen Darstellung«willen, so Philostratus; man betrachtete es vielmehr alseinfachen Glaubensakt für den Sonnengott.

In einem Absatz, den Colonel Yule anführt, erwähntBruder Ricold »bestimmte Männer, denen die Tartarendie allerhöchste Ehre erweisen, nämlich den Baxitae(d. h. Bakhshis), eine Art Götzenpriester. Diese Männerkommen aus Indien; sie sind von tiefer Weisheit erfülltund von großer Moral. Im Allgemeinen sind sie mit derKunst der Magie vertraut und stützen sich auf den Ratund die Hilfe von Dämonen; sie können zaubern undmanche zukünftigen Ereignisse voraussagen. Zum Bei-spiel sagte man von einem unter ihnen von hohem An-sehen, er könne fliegen. In Wahrheit jedoch (wie sich

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zeigte) flog er nicht, sondern ging dicht über dem Erd-boden, ohne diesen zu berühren; und er schien ohneeine feste Unterlage zu sitzen.«

Etwas Ähnliches berichtet uns auch Francis Valen-tyn. Er sagt, dass ein Mann sich zunächst auf drei zu ei-nem Stativ zusammengesetzte Holzstäbe setzt; »dannwerden die Stäbe einer nach dem anderen entfernt;aber der Mann bleibt in der Luft sitzen und fällt nichtherunter! Ich habe schon mit zwei Freunden gespro-chen, die beide zur gleichen Zeit das Gleiche gesehenhaben; einer von ihnen, der, wie ich hinzufügen möchte,seinen Augen nicht traute, machte sich die Mühe, miteinem langen Stock unter dem ruhenden Körper nach-zuforschen. Aber, wie der Herr mir versicherte, er fühlteund sah nichts. Trotzdem kann ich nur sagen, dass iches nicht glaube, da es zu sehr dem Verstand zuwider-läuft.«

Wider den Verstand, jedoch nicht widersinnig. Anderehaben Gleiches beobachtet.

»Als ich im Jahre 1878 vor der Königin Victoria inBalmoral erschien«, schrieb Professor Kellar, »wurde ichgefragt, ob ich mit dem Kunststück der Levitation mit-halten könne, das die Offiziere Ihrer Majestät in Nordin-dien gesehen und von denen sie in ihren Briefen in dieHeimat berichtet hatten.

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Ich erwiderte, dass ich mit den geeigneten mechani-schen Hilfsmitteln die Illusion einer Levitation hervorrufenund scheinbar, wie die Magier, die Schwerkraft überwin-den könne, dass aber eine tatsächliche Aufhebung dieserKraft jenseits meiner Macht stünde. Als Bekräftigungder weltweiten Neugier, die dieses wunderliche Phäno-men hervorruft, darf ich noch erwähnen, dass der Königvon Burma bei meinem Besuch in Mandalay sowie derehrenwerte Dom Pedro vom Teatro Dom Pedro Secundoin Rio ähnliche Bitten an mich gerichtet haben, die ichaber gleichermaßen abschlagen musste.

Anlässlich des Besuches des Prinzen von Wales inKalkutta im Winter 1875/76 sah ich das Wunder derLevitation, das in Anwesenheit des Prinzen und weitererfünfzigtausend Zuschauer dargeboten wurde. Der alteFakir war ein Meister der Magie und führte seine Kunstmitten auf dem offenen Great Plaza oder Maidam vonKalkutta vor. Um ihn herum, auf erhöhten Sitzen undauf sowie unter den Galerien der Nachbarhäuser schartensich die einheimischen Prinzen und Begums in ihren sei-denen Gewändern und Juwelen, von einer Pracht, an dieunsere westlichen Augen kaum gewöhnt sind.

Nachdem er den Prinzen begrüßt hatte, nahm deralte Fakir drei Schwerter mit und rammte die Griffe fünf-zehn Zentimeter tief in den Boden. Die Spitzen dieser

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Schwerter waren sehr scharf, wie ich mich später selbstüberzeugte. Dann erschien ein jüngerer Fakir und legtesich auf eine Geste seines Meisters der Länge nach aufden Boden hin. Die Füße hatte er geschlossen und dieArme fest an den Körper gepresst. Nach ein oder zweiHandbewegungen des alten Mannes wurde der Körperdes jungen Fakirs steif und leblos. Ein dritter Fakir erschienjetzt, nahm die Füße seines am Boden liegenden Kame-raden, dessen Kopf vom Meister angehoben wurde. Dannlegten die beiden Männer den steifen Körper auf dieSchwertspitzen, die den Körper anscheinend trugen,ohne ins Fleisch einzudringen. Eine Schwertspitze befandsich direkt unter dem Nacken des Mannes, die zweitewar genau zwischen seinen Schultern und die dritte ander Basis der Wirbelsäule, wobei sich nichts unter seinenBeinen befand. Nachdem der Körper auf die Schwert-spitzen gelegt worden war, zog sich der zweite Fakir zu-rück, und der alte Mann, der ein wenig entfernt stand,wandte sich um und verbeugte sich vor dem Publikum.

Der Körper neigte sich weder nach rechts noch nachlinks, sondern schien sich in mathematisch präzisemGleichgewicht zu befinden. Da nahm der Meister einenDegen, mit dem er die Erde um den Griff des erstenSchwertes entfernte, zog ihn mit einiger Anstrengungheraus und steckte ihn ruhig in seinen Gürtel; der Körper

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aber blieb immer noch in der gleichen Position. Daszweite und das dritte Schwert wurden auf dieselbe Weiseunter dem Körper entfernt, welcher im hellen Tageslichtund unter den Augen aller Zuschauer seine horizontaleLage, ohne sichtbare Stütze, einen guten halben Meterüber der Erde beibehielt. Ehrfürchtiges Gemurmel erhobsich in der weiten Menge; mit einer tiefen Verbeugungzum Prinzen winkte der Meister seinem Assistenten, undgemeinsam hoben sie den Körper von seinem luftigenPlatz und legten ihn auf den Boden. Nachdem der Meisterein paar Handbewegungen vollführt hatte, war der leb-lose junge Mann wieder ganz bei sich.«

Eine häufiger berichtete Version der indischen Levi-tation ist der Indische Seiltrick, der die Levitation mit an-deren, womöglich noch erstaunlicheren Vorgängen ver-bindet. Die nachstehende Erzählung stammt von EdwardMelton, einem anglo-niederländischen Reisenden, derden Trick im Jahre 1670 von chinesischen Zauberernvorgeführt sah:

»Was ich nun berichten werde, übersteigt allen Glau-ben; und ich würde es nicht wagen, es hier niederzu-schreiben, wenn nicht Tausende vor meinen Augen das-selbe gesehen hätten. Einer aus der Gruppe (der Zauberer)nahm ein Seilknäuel, legte ein Ende des Seils in die

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Hand und schleuderte es so hoch in die Luft, dass es sichunserer Sicht entzog. Dann kletterte er mit unbeschreib-licher Behendigkeit so hoch hinauf, dass wir ihn nichtmehr sehen konnten. Ich stand voll Erstaunen da undbegriff nicht, was da vorging, als – pardauz! – ein Beinaus der Luft herunterkam. Einer aus der Zauberergruppenahm es sofort an sich und warf es in den Korb, den ichschon zuvor einmal erwähnt habe. Einen Augenblickspäter fiel eine Hand herab, und gleich danach das an-dere Bein. In kürzester Zeit fielen so alle Körpergliederaus der Luft und wurden in den Korb gelegt. Das letzteKörperteil, das wir herunterpurzeln sahen, war der Kopf.Kaum hatte er den Boden berührt, als der Mann, der alleKörperteile in den Korb eingesammelt hatte, diese wiederauf den Boden schüttete. Da sahen wir auch schon dieKörperteile aufeinander zukriechen, und gleich daraufsetzten sie sich zu einem Menschen zusammen, der wiezuvor stehen und gehen konnte, ohne auch nur den ge-ringsten Kratzer zu zeigen! In meinem ganzen Lebenwar ich noch nicht so verblüfft gewesen wie bei dieserVorstellung ... Es erscheint mir unmöglich, dass so etwasmit natürlichen Mitteln zu bewerkstelligen ist.«

»Hunderte von Reisenden behaupten, sie hätten Fa-kire (bei der Levitation) gesehen, und alle hielt man sie

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für Lügner oder unterstellte ihnen Halluzinationen«,schrieb Madame Blavatsky in »Die entschleierte Isis«. In»The Occult Underground« sagt James Webb das Gleiche.Nach detaillierten Schilderungen von Levitationen be-merkt er: »Es gibt keinen Grund anzuzweifeln, dass mandiese Levitationen gesehen hat; aber ebenso ist es mög-lich, dass Situationen von extremem Stress solche Mel-dungen hervorbringen. Zum Beispiel hat einer der Über-lebenden des Untergangs der Newfoundland Minutenvor dem Untergang des Schiffes im Jahre 1898 einenfranzösischen Dominikaner in der Luft schweben sehen.«

Wenn wir aufgrund historischer Ereignisse darüberbefinden wollen, ob die Levitation nun möglich ist odernicht, so müssen wir diese Ereignisse ordnen. Es gibtverschiedene Wege, eine Levitation vorzutäuschen, undsogar einige okkulte Praktiken, die man leicht mit derLevitation verwechseln kann. Diese ordne ich ein in die»indirekten« Kategorien, weil sie nicht direkt das sind,was sie zu sein scheinen.

Der Indische Seiltrick gehört dazu. In dem Buch »Bey-ond Telepathy« (Jenseits der Telepathie) erzählt Dr. IndrijaPuharich von einem Dr. Rudolph von Urban, der genaudas von Edward Melton weiter vorne beschriebene Kunst-stück nicht nur sah, sondern sogar filmte. Jeder stimmtemit den Einzelheiten überein – das Seil wurde in die Luft

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geworfen, der Körper des Assistenten wurde in seine Ein-zelteile zerlegt und so weiter –, doch der Film zeigte etwasAnderes: Zwei Personen betraten die Bühne, auf der dasKunststück vorgeführt wurde, warfen das Seil in die Luftund blieben dann für den Rest der »Vorführung« auf demBoden sitzen. Mit bestimmten bekannten, aber äußerstschwer zu beherrschenden okkulten Techniken hattendiese Fakire das gesamte Publikum hypnotisiert.

Aghenanda Bharati berichtet in seinem Artikel in»Extrasensory Ecology« (etwa: Außersinnliche Umwelt)etwas Ähnliches. In den frühen fünfziger Jahren erfuhrMr. Bharati von einem Fakir im Distrikt Almore im Hima-laya, der bereit war, für alle Neugierigen eine Levitationvorzuführen. Etwa fünfzig Personen fanden sich zu derVorführung ein, darunter auch Mr. Bharati. Gemeinsamsang man das Kirtan, Räucherwerk wurde bei Vollmondverbrannt, während der Fakir einige Yoga-Übungendurchführte. Gegen sechs Uhr am folgenden Morgenwaren alle mit dem, was sie gesehen hatten, rundherumzufrieden, doch Mr. Bharati hatte nichts gesehen. Ineiner Unterhaltung mit den anderen Zuschauern erfuhrer zu seiner Überraschung, dass diese den Fakir mindes-tens zwei Meter über dem Boden hatten schweben sehen.Der Fakir hieß Jairam Baba und war in der Gegend be-kannt für seine Demonstrationen der Levitation.

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Wer zum Vergnügen eine ganze Menschenmengehypnotisieren kann, verfügt über einige okkulte Kraft,obgleich sich die Levitation nicht darunter befinden muss.Es gibt jedoch noch eine andere Art, Levitation vorzutäu-schen, die einfacher zu erlernen ist und häufiger ange-wandt wird. Ich nenne sie die Stab-Levitation, weil dabeiimmer irgendwo ein Stab mit im Spiel ist. Ein typischesBeispiel für eine Stab-Levitation ist in Jacolliots Buchüber indischen Okkultismus zu finden. In diesem Buch istder Name des Fakirs Coomaraswamy.

»Er stützte sich schwer auf ein Eisenholzrohr, das ichaus Ceylon mitgebracht hatte, legte die rechte Handauf den Griff und richtete den Blick fest auf den Boden.Dann begann er, die passenden Gesänge zu intonieren.

Mit einer Hand auf das Rohr gestützt, erhob sich derFakir einen guten halben Meter vom Boden. Er hattedie Beine unter sich verschränkt und veränderte diesePosition auch nicht, welche stark an die Haltung desBronzebuddhas erinnerte, die die Touristen in den FernenOsten lockt.«

Eine ähnliche Geschichte erschien im März 1847 im»Tatwabodhini Patrika«, die für die Augustausgabe1882 des Theosophist übersetzt wurde.

»Vor einigen Jahren sahen viele Hindus und Eng-länder einen Yogi aus dem Dekkan namens Sishal, wie

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er sich im Asana in die Luft erhob. Das Bild des Yogi,auf dem seine Art des Sitzens und andere damit ver-bundene Einzelheiten gezeigt sind, ist auf Seite 28 des»Saturday Magazine« zu sehen. Er ruht mit dem ganzenKörper in der Luft, nur die rechte Hand berührt leichtein Hirschleder, das röhrenförmig zusammengerolltund an einem Messingstab befestigt ist. Dieser stecktfest in einem Holzbrett, welches auf vier Beinen steht.In dieser Stellung vollführte der Yogi gewöhnlich mithalb geschlossenen Augen sein Japa. Zum Zeitpunktdes Aufstieges in seinen luftigen Sitz sowie bei seinemAbstieg bedeckten seine Schüler ihn immer mit einemTuch.«

Im Juni 1936 veröffentlichte »The Illustrated LondonNews« neue Fotografien dieses Tricks, der auf einerTeeplantage in Indien vorgeführt worden war. In diesemFalle handelte es sich um einen Yogi namens SubbayahPullavar, der Fotograf war der englische Plantagenbe-sitzer P.T. Plunkett. Auch hier wurde der Yogi vor undnach der eigentlichen Levitation mit einem Tuch be-deckt; und wieder war ein Stab mit im Spiel.

Nun kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen,dass auch nur einer dieser Yogis sich nicht wirklich indie Luft erhoben hat. Vielleicht haben sie das alle. Sishaljedoch stellte sich später eher als Zauberer denn als

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Okkultist heraus, und es gibt tatsächlich einen indischenLevitationstrick, der mit einem Stab vorgeführt wird.

Das Geheimnis des indischen Seiltricks wurde erst-mals von dem orientalischen Magier Ling Lau Lauro imJahre 1826 nach Europa gebracht. Ling Lau Lauro be-nutzte bevorzugt einen Bambusstab, und, wie Rawcliffebeobachet, »die Wirkung war beeindruckend«.

»Das Geheimnis dieses Tricks«, so schreibt Rawcliffe,»lag darin, dass innerhalb des Bambusrohrs ein Eisen-stab lief, der oben rechtwinklig gebogen war. Daranbefestigt war eine Metallklammer, die den Magier trug.Der Metallträger und die waagerechte eiserne Stützewaren von der Kleidung und den Ärmeln des Magiersverdeckt.«

Sishal verwandte einen Stuhl, doch meist benutzteer eine Eisenstange, die in ein Loch im Boden eingelas-sen war; dieses war natürlich zuvor vorbereitet wordenund blieb den Augen der Zuschauer verborgen. Dahierfür eine Vorbereitung notwendig war, konnte dieserTrick nicht jederzeit und an jedem Ort vorgeführt wer-den. Aber er ist nicht allzu schwierig; zahlreiche Reisendehaben ihn beobachtet. Selbstverständlich darf RobertHoudin nicht verschwiegen werden, der im Jahre 1849auf einer Bühne in Paris mithilfe dieser Technik seinenSohn in der Luft »schweben« ließ.

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