Die Mechanik des Zytoskeletts
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Die Mechanik des Zytoskeletts
Maren Funk & Shoh Asano
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Gliederung
Einleitung
Struktureller Aufbau
Elastizität des Zytoskeletts
Motilität (Zellbewegung)
Mechanosensing
Anwendung: Tumordiagnostik
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Einleitung
Was ist das Zytoskelett?
Protein-Netzwerk im Zellplasma
Keine statische Struktur
Zweck:
- Transporte innerhalb der Zelle
- Bewegung der Zelle
- Stabilität der Zelle
- Signalübertragung zwischen Zellen
- Wichtig bei Zellteilung
Beinhaltet drei Komponenten/Proteine:
- Mikrotubuli (im Bild grün)
- Aktin-Filamente (im Bild rot)
- Intermediär-Filamente
In allen eukaryotischen Zellen vorhanden; Kann in prokaryotischen vorkommen
Floureszenzmikroskopie eines Zytoskelettes einer Drüsenzelle
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Aufbau des Zytoskelettes
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Proteinnetzwerk der Zelle schematisch dargestellt
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Aktin-Filamente
Mit Myosin dekorierte Aktin Filamente: Die Asymmetrie der Helizes geben uns die Information, wo welche Enden liegen (Pfeil zeigt in „pointed end“ = Minus Ende)
Aktin Filament-Netzwerk
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Aktin-Filamente
Hauptprotein: Aktin; zwei aus Aktinmonomeren polymerisierte Ketten bilden ein Aktin-Filament (d~7nm)
Die Zelle wird unterhalb der Plasmamembran mit Aktin-Filamenten vernetzt
Auch hier polare Enden mit schnell wachsenden Plus-Ende bzw. langsam wachsenden Minus-Ende
Aktin-Filamente sind rund 30 mal länger als MT
Funktion:
- Stabilität durch das Vernetzen mit Verbindungsproteinen
- Stofftransport (kurzstreckig) von Vesikeln
- Fixierung von Transmembranproteinen (Kanäle, Rezeptoren, etc)
- Zellmotilität durch gezielte Polymerisierung sowie Myosin-Aktin WW (Muskelfaser)
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Intermediär-Filamente
Intermediär-Filament-Netzwerk Intermediär-F. (blau eingefärbt) wechselwirken mit Mikrotubuli (rot) durch u.a. Plektin Proteinen (grün)
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Intermediär-Filamente
Durchmesser: 8-12nm, somit zwischen MT und Aktin-Fil., Aufgebaut aus vers. Faserproteinen
Aufbau:
- Zwei Monomere verknüpfen sich parallel zu einem Dimer
- Zwei Dimere verknüpfen antiparallel zu einem Tetramer
- Mehrere Tetramere verbinden sich parallel zu einer Protofibrille, diese können Bündel bilden (Tonofilamente)
Durchspannt die komplette Zelle
Funktion:
- Auch hier Stabilität der Zelle
- Fixierung der Zellorganellen
- Anders als bei MT und AF nicht beteiligt an Zellmotilität
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Mikrotubuli
Mikrotubuli Netzwerk
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Mikrotubuli
Röhrenförmige Proteine bestehend aus Alpha- und Beta- Tubulindimere (in Helizes polymerisiert)
Durchmesser: 15-25 nm
Besitzen zwei „unterschiedliche“ Enden (polar):
- Am Plus (alpha) Ende findet die Polymerisation schneller statt (im Ggs. Zum Minus (beta) Ende)
- Transport (von Vesikeln, Mitochondrien, etc.) findet gerichtet statt (Motorprotein-abhängig)
- Bilden sich an dem MTOC und kann dort auch abgelöst werden
Funktion:
- Stabilität der Zelle
- Stofftransport (Trennung der Chromosomen bei Zellteilung)
Bildung der MT
Materialtransport an einem MT
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Gliederung
Einleitung
Struktureller Aufbau
Elastizität des Zytoskeletts
Motilität (Zellbewegung)
Mechanosensing
Anwendung: Tumordiagnostik
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Rheologie des Zytoskelettes
Experimentelle Beobachtungen bei der Viskositätsmessung von F-Aktin
TEM-Bild von Aktinnetzwerk
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Rheologie des Zytoskelettes
Mechanische Eigenschaften beschrieben durch Drücke und daraus entstehenden Spannungen
Viskoelastisches Modul als Materialeigenschaft
Messmethoden:
- Ein oszillierendes Magnetfeld wird angelegt; Aus der Verschiebung magnetischer Partikel im System lässt sich eine frequenzabhängige Suszeptibilität schließen.
Diese wird dann umgerechnet in das lokale Ve.Modul.
- Gleiches Prinzip: oszillatorische Spannungen und die entstehenden Drücke messen
- Durch das Spektrum der thermischen Bewegung (wird näher beleuchtet)
Viskoelastisches Modul beschrieben durch komplexe Zahl G*(ω), wobei gilt:
- G*(ω)= G‘+ i G‘‘ mit G‘ als „storage“ (Elastizitäts-) und G‘‘ als „loss“ (Verlust-) Modul
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Schwierigkeiten einer einheitlichen Elastizitätstheorie
Drei verschiedene Aktin-Filament Strukturen und ihre Struktur
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Theoretische Modelle der Polymerphysik
Gummiband-Theorie nicht mehr anwendbar
Benötigen Modelle für semiflexible Polymere (Filamente)
Auftretende Schwierigkeiten:
- anisotropes Ansprechverhalten auf angewandte Drücke
- Wege der Kraftübertragung:
Viskose Kupplung zwischen Filamenten und Lösung
Räumliche Wechselwirkungen zwischen Filamenten (z.B. Kollisionen)
Modell anhand eines Einzelfilamentes, da WW zwischen Filamenten vernachlässigbar ist
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Schlauchmodell
Jedes Polymer ist von vielen anderen umgeben, somit Einschränkung der Bewegungsfreiheit
Ebenfalls Einschränkungen der Wellenbewegung von größeren Längenskalen
Theoretisch/Experimentell wurde ein Modell erschaffen, in der Kontur und Dicke des Schlauches durch Krümmungsenergie (eine gerader, dünner Schlauch) und Entropie (dicker, kurviger Schlauch) bestimmt wird
Charakterische Größe Le, unter der man den Schlauch als gerade ansehen kann
Nachteil: keine Behandlung von Crosslink Netzwerk möglich
d ist der SchlauchdurchmesserLe die Verfilzungslängeξ die Maschengröße
5
75
1
0 cTlkFG pB
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Messmethode: „Two-Point Microrheology“ (2000)
Zweck: Bestimmung des komplexen Schermoduls G*(ω)
(Fluoreszierende) Tracer Partikel (~1 µm) werden in das Medium eingeführt
Mit Videomikroskopie/Interferometrie wird die Brownsche Bewegung aufgenommen
Bei ve. Stoffen diffundiert der Tracer nicht heraus, weiterhin hängt die Bewegung von der Elastizität ab
Vorteile:
- man braucht nur sehr kleine Testvolumina
- Inhomogenitäten sind erkennbar
- Unabhängig von Tracer Größe und Form
- Günstiger als ein mechanisches Rheometer
Diffusion von Partikeln in Wasser
Brownsche Bewegung bei Wasser (links) und DNA (rechts)
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Die Physik hinter der Messung
Energiebilanz eines Tracerpartikels:
- Thermodynamik: pro Freiheitsgrad ½ kB T an thermischer Energie
- “Elastische” Energie (vgl. Federenergie): K <x²>
Somit gilt (bei langen dt): ½ kB T = K <x²> dt
- “Federkonstante” K nährungsweise proportional zum Schermodul
Messung/Berechnung von <x²> erweist sich als schwierig, da zwischen dt und <x²> meist kein linearer Zusammenhang besteht
“Two-Point”: Man misst die Korrelationen zwischen zwei Partikelbewegungen und erkennt:
- ~ 1/x, wobei x: Abstand der zwei Partikel
- ~ zum Schermodul des Materials
Messung der brownsche, als auch korrelierte Bewegung, wobei erstere bei der Mittelbildung wegfällt
Der Abfall beträgt stets ~ 1/x, somit kann man auf Inhomogenitäten schließen
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Schematisches Diagramm
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Elastizität des Cytoskeletts
Elastizität ist grundlegend abhängig von der
Struktur im Zytoskelett:
„Grundgerüst“: Messung des Schermoduls anhand der Messung in einer Aktin-Lösung
Verfeinerung des Experimentes mithilfe von Crosslinkern eines Types
→ Trotz der Verfeinerung ist man derzeit immernoch nicht in der Lage, ein gültiges Modell für das Protein Netzwerk aufzustellen
→ Bei starken Vereinfachungen (Crosslinker haften fest und fallen nicht ab), lassen sich Modelle (z.B. Gummi-Elastizität) darauf anwenden
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Gliederung
Einleitung
Struktureller Aufbau
Elastizität des Zytoskeletts
Motilität (Zellbewegung)
Mechanosensing
Anwendung: Tumordiagnostik
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Wofür Zellbewegung / Zellmigration
+ Reparation von Gewebe (z.B. Nervenregeneration)
- chronische Entzündungen
- Tumor und Metastasenbildung
Evt. Gewebe züchten
Evt. Zelltransplantationen
+ Immunantwort
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Zellmotilität (Zellbeweglichkeit)
große Unterschiede in der Elastizität in der Zelle
Zellmotilität funktioniert unabhängig vom Zellkern und den meisten Zellorganellen
Komplexes Zusammenspiel vieler Bestandteile
Lokale Aktivierung verschiedener Crosslinker ermöglicht eine dynamische Erzeugung lokalisierter Meso-Strukturen
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Vorgang der Zellmigration
Externes chemotactisches Signal
Signal wird ins Zellinnere geleitet
Lokale Aktivierung von Crosslinkern
Und polymerisation von Aktin (thermisch getrieben)
Fortsatzbildung
Ausbildung eines Bogens
Anheften an das Substrat (spezielle Komplexe sammeln sich an)
Der Zellkörper wird durch Actomyosin-Filamente nach vorne gezogen
Der letzte „Fuß“ wird losgelassen und nach vorne gezogen
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Richtungsfindung
Der Fortsatz selber ist hart
Die Vorschubkräfte sind aber klein
Ab 300 Pa Widerstand zieht sich der Fortsatz ein Stück zurück und ändert dann zufällig seine Wachstumsrichtung
Durch Druck auf die Zellmembran werden Ca2+ Kanäle geöffnet.
Ca2+ aktiviert Gelsolin, das die Depolimerisation von Aktin bewirkt
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Gliederung
Einleitung
Struktureller Aufbau
Elastizität des Zytoskeletts
Motilität (Zellbewegung)
Mechanosensing
Anwendung: Tumordiagnostik
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Mechanosensing
Eine Antwort auf mechanische Reize erfordert generell drei (nicht notwendigerweise verschiedene) Komponenten:
- Eine Komponente, die direkt durch Krafteinwirkung verändert wird (Sensor)
- Eine Komponente, die die Information zum Erfolgsorgan bringt
- Ein Erfolgsorgan
Das Zytoskelett kann Aufgaben in allen drei Komponenten übernehmen.
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Zytoskelett als Teil eines mechanischen Sensors
An gedehntes und nicht gedehntes Zytoskelett können unterschiedliche Proteine binden (Erfolgsorgan)
Druck auf die Zelle kann sich auf die Transkription von Zytoskelett-proteinen auswirken.
Das Zytoskelett ist dafür geeignet, Kraft in weit entfernte Regionen der Zelle weiter zu geben. Z.B. entstehen chemische Stoffe an anderen Stellen als die Kraft ausgeübt wird.
Transmembranproteine enthüllen bei Krafteinwirkung Schlüsselstellen, an die Zytoskelett-Linker anbinden können. Diese Konformationsänderung und eine höhere Konzentration von den Komplexen für die Adhäsion helfen Zelle größere Kräfte auszuüben. Z.B. bei steifem Untergrund
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Prüfen des Zelluntergrunds
Viele Zellen wachsen nur auf einem Untergrund gut, der die gleiche Steifigkeit hat, wie sie selbst.
Z.B. zeigt Zellwachstum auf weichem Agar-Gel Krebszellen an.
Zellen überprüfen ihre Umgebung, indem sie daran ziehen (Kontraktion durch Myosin) und auf gute Adhäsion (Anhaften an den Untergrund).
Wenn man das Myosin blockiert, erkennen die Zellen harten Untergrund nicht mehr.
Sie passen sich in gewissem Maß an den Untergrund an.
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Prüfen des Zelluntergrunds
Zellen auf weichem Untergrund müssen weniger Kraft zum Zusammenziehen und lassen sich deshalb leichter wieder ablösen.
Auch die Adhäsion ist bei weichem Grund dynamischer.
Zellen zeigen auf hartem Grund mehr, zu großen Streben organisiertes, F-aktin.
Sehr bewegliche Zellen, wie die Fresszellen im Blut haben keinen bevorzugten Untergrund. Sie wachsen in Flüssigkeiten genau so gut wie in Glasschalen.
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Gliederung
Einleitung
Struktureller Aufbau
Elastizität des Zytoskeletts
Motilität (Zellbewegung)
Mechanosensing
Anwendung: Tumordiagnostik
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Eigenschaften von Tumorzellen
Tumorzellen sind dedifferenziert (stammzellenähnlich) und viel weicher als ausdifferenzierte Zellen.
Je weicher sie sind, desto eher können sie wandern und Metastasen bilden.
Die Elastizität ist ein Merkmal, das mit am stärksten zwischen Tumor- und normalen Zellen variiert.
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Prinzip des Testgeräts
Somit nimmt der Lichtimpuls in der Zelle zu und auf Grund der Impulserhaltung erhält die erste Oberfläche der Zelle einen Impuls/Kraft nach hinten (=außen), die zweite nach vorne (=außen). Es sollte natürlich weniger reflektiert und absorbiert werden als hindurch geht.
c
hfp
Mit optischen Fallen kann man durch den Strahlungsdruck des Lichtes Partikel fangen und Kräfte im pN Bereich auf sie ausüben.
Zwei entgegengerichtete NICHT fokussierte Laserstrahlen
Angenommen: Brechungsindex der Zelle nz> nu Umgebung
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Prinzip des Testgeräts
Damit keine Gesamtkraft auf die Zelle wirkt haben wir zwei entgegengerichtete gleiche Laser
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Möglichkeiten dieses Tests
Diagnose und Einstufung des Tumors anhand von nur 50 Zellen möglich
Vorhersage möglich, ob der Tumor Metastasen bildet / gebildet hat
Z.B. präventive Brustentfernungen vermeidbar
3600 Zellen / min
Auch als Vorsorgeuntersuchung routinemäßig z.B. beim Zahnarzt gegen Mundkrebs einsetzbar
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Quellen
Alberts et al. Molecular Biology of the Cell 4th ed.
Prof. Rief, Vorlesungsskript: „Einführung in die Biophysik 2“
Lodish, Molecular Cell Biology 5th ed.
Prof. Bausch, „A Bottom-up approach to cell mechanics“, Nature Vol. 2/06
J. Crocker, „Two-Point Microrheology of Inhomogenous Soft Materials“, Physical Review Letters Vol. 85/00
Paul A. Janmey, David A. Weitz, „Dealing with mechanics: mechanisms af force transduction in cells“ Review TRENDS in Biochemical Sciences Vol. 29 No.7 July 2004
http://www.uni-leipzig.de/%7Epwm/kas/cytoskeleton/Cytoskeleton.html
http://academic.brooklyn.cuny.edu/biology/bio4fv/page/cytoskeleton.html
http://kumarlab.berkeley.edu/biophysics.html
http://www.biochemweb.org/cytoskeleton.shtml
http://www.zum.de/Faecher/Materialien/hupfeld/Cytologie/cysk-fkt/cysk01.html
http://www.people.fas.harvard.edu/~jiayuliu/actinlength/actinlength.htm
http://www.deas.harvard.edu/projects/weitzlab/papers/PRL01250.pdf
http://www.uni-leipzig.de/~pwm/kas/motility/migration.html
http://www.uni-leipzig.de/~pwm/kas/mechsensing.html
http://www.innovations-report.com/html...ts/physics_astronomy/report-42905.html
http://biophysj.org/cgi/full/81/2/767
http://biop.dk/Research/Tweezers.htm