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Konzept 8 Ausgabe 5 · Mai 2015 A lle anderen Imker, denen es nicht so gut gegangen ist und die viele Völker verloren haben, mögen bitte bedenken, dass jene Völker, die jetzt noch leben und schon wieder fleißig brüten, even- tuell mit viel zu viel Milben gestar- tet sind und daher unsere größte Aufmerksamkeit benötigen. Bei mir kommen Erinnerungen an das Frühjahr 2008 auf. Der Winter 2007 auf 2008 war sehr mild, die Milbe konnte sich gut vermehren und im Frühjahr 2008 brachen al- leine in Oberösterreich 20.000 Bie- nenvölker schon deutlich vor der Honigernte zusammen. Diese Er- fahrung lehrt uns wachsam zu sein und ich bitte Sie, unbedingt die Varroa-Aufzeichnungen auch in diesem Monat wieder zu ergänzen. Verwenden Sie dazu das Dia- gramm aus der Märzausgabe und führen Sie dieses fort. Damit kön- nen Sie sehr gut erkennen, wann es für Ihre Völker gefährlich wird. Führen Sie pro Volk ein eigenes Diagramm, denn die Völker ent- wickeln sich oft sehr unterschied- lich. Einfluss der Viren Jetzt im Monat Mai ist das Brutge- schehen im Vollbetrieb, das freut das Imker/innen-Herz. Die Völker leben ihren Bautrieb voll aus und legen viel Brut an. So sehr uns das freut, müssen wir aber auch be- denken, dass sich damit die Milben optimal vermehren können. Wie Sie wissen, schädigen die Mil- ben die Bienen doppelt. Einerseits über das Anstechen der Bienen- puppe, um an das Bienenblut, die Hämolymphe zu gelangen. Bei diesem Vorgang können aber auch Viren von der Milbe direkt auf die Bienenpuppe übertragen werden. Das Virus kann sich damit in alle Bereiche des Körpers der Bienen- puppe ausbreiten. Das ist dann eine doppelte Gefahr. Einerseits werden Viren übertra- gen, andererseits die Bienenpup- pen in ihrem Immunsystem ge- schwächt. Die Milben können verschiedene Bienenviren übertragen. Eines der bekanntesten Bienenviren ist das Flügeldeformationsvirus. Diese Vi- renerkrankung wird aufgrund des verkürzten Hinterleibes und/oder der verkrüppelten Flügel am öf- testen erkannt. Der Hinterleib ist kurz und läuft spitz zusammen, er ist kürzer als die Flügel. Bei einer gesunden Biene ist es umgekehrt. Hier ist der Hinterleib länger als die Flügel. Wenn das Virus in der Bienenpuppe voll aktiv ist, kom- men die Jungbienen schon mit verkrüppelten Flügeln zur Welt. Sie sind flugunfähig, das Volk ist in ernster Gefahr. Vor 15 bis 20 Jahren haben Bienen- Die Milbe im Griff – Mai Dr. WOLFGANG WIMMER E-Mail: [email protected] Milben und Viren – eine doppelte Gefahr Die Auswinterung war ja bei vielen mehr als schlecht, Völkerverluste von mehr als 50 Prozent kamen vor, teilweise waren sogar Totalausfälle zu beklagen.Daher bin ich sehr froh, dass viele jener Imker und Imkerinnen, die mit dem Varroa-Controller gearbeitet haben, mir geschrieben haben „… dankVarroa-Controller 100 Prozent Auswinterungsrate…“. Links: Hinterleib länger als Flügel – rechts: verkürzter Hinterleib.

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Konzept

8 Ausgabe 5 · Mai 2015

Alle anderen Imker, denen esnicht so gut gegangen ist und

die viele Völker verloren haben,mögen bitte bedenken, dass jeneVölker, die jetzt noch leben undschon wieder fleißig brüten, even-tuell mit viel zu viel Milben gestar-tet sind und daher unsere größteAufmerksamkeit benötigen.Bei mir kommen Erinnerungen andas Frühjahr 2008 auf. Der Winter2007 auf 2008 war sehr mild, dieMilbe konnte sich gut vermehrenund im Frühjahr 2008 brachen al-leine in Oberösterreich 20.000 Bie-nenvölker schon deutlich vor der

Honigernte zusammen. Diese Er-fahrung lehrt uns wachsam zu seinund ich bitte Sie, unbedingt dieVarroa-Aufzeichnungen auch indiesem Monat wieder zu ergänzen.Verwenden Sie dazu das Dia-gramm aus der Märzausgabe undführen Sie dieses fort. Damit kön-nen Sie sehr gut erkennen, wann esfür Ihre Völker gefährlich wird.Führen Sie pro Volk ein eigenesDiagramm, denn die Völker ent-wickeln sich oft sehr unterschied-lich.

Einfluss der VirenJetzt im Monat Mai ist das Brutge-schehen im Vollbetrieb, das freutdas Imker/innen-Herz. Die Völkerleben ihren Bautrieb voll aus und

legen viel Brut an. So sehr uns dasfreut, müssen wir aber auch be-denken, dass sich damit die Milbenoptimal vermehren können.Wie Sie wissen, schädigen die Mil-ben die Bienen doppelt. Einerseitsüber das Anstechen der Bienen-puppe, um an das Bienenblut, dieHämolymphe zu gelangen. Beidiesem Vorgang können aber auchViren von der Milbe direkt auf dieBienenpuppe übertragen werden.Das Virus kann sich damit in alleBereiche des Körpers der Bienen-puppe ausbreiten.Das ist dann eine doppelte Gefahr.Einerseits werden Viren übertra-gen, andererseits die Bienenpup-pen in ihrem Immunsystem ge-schwächt.Die Milben können verschiedeneBienenviren übertragen. Eines derbekanntesten Bienenviren ist dasFlügeldeformationsvirus. Diese Vi-renerkrankung wird aufgrund desverkürzten Hinterleibes und/oderder verkrüppelten Flügel am öf-testen erkannt. Der Hinterleib istkurz und läuft spitz zusammen, erist kürzer als die Flügel. Bei einergesunden Biene ist es umgekehrt.Hier ist der Hinterleib länger alsdie Flügel. Wenn das Virus in derBienenpuppe voll aktiv ist, kom-men die Jungbienen schon mitverkrüppelten Flügeln zur Welt.Sie sind flugunfähig, das Volk ist inernster Gefahr.Vor 15 bis 20 Jahren haben Bienen-

Die Milbe im Griff – Mai

Dr. WOLFGANG WIMMERE-Mail: [email protected]

Milben und Viren – eine doppelte GefahrDie Auswinterung war ja bei vielen mehr als schlecht,Völkerverluste von mehr als 50 Prozent kamen vor, teilweisewaren sogar Totalausfälle zu beklagen. Daher bin ich sehr froh,dass viele jener Imker und Imkerinnen, die mit demVarroa-Controller gearbeitet haben, mir geschrieben haben„… dankVarroa-Controller 100 Prozent Auswinterungsrate…“.

Links: Hinterleib länger als Flügel – rechts: verkürzter Hinterleib.

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Duplex-Wabentasche, ankaufen oder selber machen.

völker noch tausende Varroamil-ben ertragen, heute ist die Schad-schwelle deutlich geringer. Sie liegtbei etwa 1000 Milben je Wirt-schaftsvolk. Ein Grund dafür ist si-cherlich auch die Ausbreitung derBienenviren.

Wie werden Bienenvirenübertragen?

Während die Milbe Bienenvirenauf die Bienenpuppen übertragen,gibt es auch einen Übertragungs-weg von Biene zu Biene. Hier sindzwei Wege bekannt. Der eine Weggeht über den Futtersaft der Am-menbienen auf die junge Brut.Wenn nun die Ammenbienen mitViren infiziert sind, geben diese dieViren an die heranwachsende Brutweiter.Der zweite bekannte Weg geht überdie Königin und ihre Eier. Wenndie Königin Bienenviren in sichträgt, gibt sie diese an jedes Ei wei-ter. Das ist besonders gefährlich.Jetzt im Mai ist die Zeit der Köni-ginnenzucht. Wir sollten daraufachten, dass Bienenvölker von de-nen Brutmaterial für die Zuchtentnommen wird oder denenBrutmaterial zur Königinnenauf-zucht gegeben wird, die besten ge-sundheitlichen Eigenschaften auf-weisen. Zudem sind die Übertra-gungswege der Bienenviren unbe-

dingt bei der Königinnenzucht mitzu bedenken. Einerseits gibt es dieMöglichkeit, dass die Königin durchinfiziertes Sperma der Drohnendas Virus weitergibt. Andererseitsmüssen wir unbedingt verhindern,dass die Milbe in die Weiselzellengeht. Das ist dann ausgeschlossen,wenn zum Zeitpunkt der Verde-ckelung der Weiselzellen, verde-ckelungsreife offene Arbeiterin-nenbrut vorhanden ist. Diese Ar-beiterinnenbrut ist für die Milbeviel attraktiver, sodass diese nichtin die Weiselzelle geht. Es wäre fa-tal, wenn die Königin zur Viren-überträgerin werden würde.Zusammenfassend können wir fest-stellen, dass Bienenviren grund-sätzlich oft und unbemerkt vor-handen sind, so wie viele Men-schen das Herpes-Virus in sich tra-gen. Es braucht aber eine Aktivie-rung des Virus, damit es tatsäch-lich „ausbricht“. Beim Menschenmit Herpes-Virus zeigen sich Fie-berblasen bei einem geschwächtenImmunsystem.Bei der Biene funktioniert das an-ders. Hier brauchen die Viren dieVermehrung und Aktivierung inder Varroamilbe, um für die Bie-nen gefährlich zu werden bzw.damit sichtbare Symptome er-kennbar werden (z. B. verkrüppel-te Flügel).

Tipp: Die beste Bekämpfungder Bienenviren ist somit dieBekämpfung der Milbe, denndie Viren brauchen dieMilben, um den Bienengefährlich zu werden.

Die Duplex-Wabentaschewird wichtig

Der Einsatz der Duplex-Wabenta-sche wird im nächsten Monat sehr,sehr wichtig werden. Ich darfschon jetzt darauf hinweisen, dasswer meinen Beiträgen folgen will,bitte bis zum Juni Duplex-Waben-taschen anschafft. Entweder manmacht sich diese selber oder be-stellt diese unter: www.varroa-controller.com/dwt.Aber auch schon im Mai sind dieDuplex-Wabentaschen sehr hilf-reich, zum Beispiel beim Gewin-nen von exakt viertägigen Larvenals Zuchtstoff für die Königinnen-zucht. Die Königin wird dazu aufzwei Leerwaben in die Duplex-Wabentasche gesperrt und amvierten Tag wieder freigelassen.Dann finden sich auf den Wabennur Stifte sowie Larven, die alle ge-nau vier Tage alt sind und damitfür das Umlarven verwendet wer-den können.Alternativ kann man diesen Vor-teil, dass man gleich alte Larvenhat auch dafür nutzen, um mitdem Bogenschnitt-Verfahren Wei-selzellen anziehen zu lassen.Später, wenn die Königinnenzellenangezogen sind, kann man dieDuplex-Wabentaschen wiederumsehr vorteilhaft nutzen, indemman die Weiselzellen darin fertigpflegen lässt. Man gibt die Zucht-rahmen in die Duplex-Wabenta-sche, die Königin sperrt man aus(nicht ein) und lässt die Weiselzel-len mitten in der Wärme des Brut-nestes und in unmittelbarer Nähevon Arbeiterinnenbrut fertigpfle-gen.Eine wichtige Aufgabe im Mai istdie Bildung von Jungvölkern. Wennman dazu Sammelbrutableger er-

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stellt indem man pro Wirtschafts-volk ein oder zwei verdeckelteBrutwaben entnimmt, entnimmtman diesem Wirtschaftsvolk auchgezielt Varroamilben und hat da-mit zwei wichtige Maßnahmenmit einem Eingriff geschafft. DieseEntnahme der in der verdeckeltenBrut eingeschlossenen Varroamil-ben empfehle ich allen, die imApril keine Wärmebehandlungmit dem Varroa-Controller ma-chen konnten. Sie können damit

den Milbendruck im Wirtschafts-volk dämpfen. All jene, die einenVarroa-Controller zur Verfügunghaben, geben die entnommenenBrutwaben für die Sammelbrut-ableger für zwei Stunden ins Gerät,machen eine Wärmebehandlungund haben damit einen optimalenStart für das neu zu bildende Volk.

Was ist im Mai zu tun?Setzten Sie die Aufzeichnung desVarroa-Abfalls (durchschnittlicher

Abfall über 10 Tage) mit Hilfe derGrafik aus der Märzausgabe auchim Mai fort. Tragen Sie den ge-planten Zeitpunkt der Honigernteein und stellen Sie fest wie gefähr-lich die Milbenpopulation dannsein wird – beachten Sie die Ver-dopplung der Milben pro Monat.Bilden Sie Sammelbrutableger undreduzieren Sie so den Milbendruckim Wirtschaftsvolk.

Tipp: Die regelmäßigeEinschätzung der Gefahr unddas rechtzeitige Einschreitenist Teil jeder erfolgreichenBehandlungsstrategie.

Wenn Sie selbst ergänzende Infor-mationen haben, schreiben Sie mirdiese, gerne baue ich diese in mei-ne kleine Serie hier ein. Ganz be-sonders möchte ich mich bei Wil-fried Ammon WL und Obmannvon Zirl /Tirol für seine wertvollenKommentare zu diesem Beitragbedanken. Gerne können Sie mirIhre Grafik der Aufzeichnungenschicken. Je mehr wir unsere Er-fahrungen austauschen, umso bes-ser für alle – es geht um das Über-leben unserer Bienen. !

Zuchtrahmen kann in der Wabentasche fertig gepflegt werden.

Foto

:Wilf

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Amm

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Leeres Rähmchen wird unterteilt. Verdeckelte Segmente werden ausgeschnitten.

Der Monat Mai hat für mich nocheine besondere Bedeutung – für

die Produktion meiner persönli-chen Spezialität: Wabenhonig.

Ich würde Sie gerne einmal ein-laden folgendes auszuprobieren:Suchen Sie eine lebensmittelechteVerpackung für Wabenhonig,

unterteilen Sie ein leeres Rähm-chen, sodass die sich ergebendenAbschnitte genau in die Verpa-ckung passen und geben Sie ein

WABENHONIG

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Ausgabe 5 · Mai 2015 11

oder zwei solcher Rähmchen inden Honigraum anstatt eines nor-malen Honigrähmchens.Wenn Sie eine starke Tracht haben,werden Ihnen die Bienen das leereWabenhonig-Rähmchen in kür-zester Zeit mit frischem Wachsausbauen und befüllen.Wenn der Wabenhonig verdeckeltist, kommen Sie wieder und dannbeginnt die Honigernte für Faule.

Die verdeckelten Segmente werdeneinfach mit einem Messer heraus-geschnitten und direkt in die le-bensmittelechte Verpackung gege-ben.Damit haben Sie köstlichsten Wa-benhonig in seiner ursprünglich-sten Form, den Sie in Streifenschneiden, aufs Brot oder ins Müsligeben und mitsamt dem Wachs es-sen können. Wenn die starke Tracht

Wabenhonig in Streifen schneiden. Genuss am Brot oder im Müsli.

anhält, können Sie das Spiel sogarnoch einmal wiederholen. !

Wichtig dabei:Keine Mittelwand, auch keineAnfangsstreifen und natürlichkein Chemieeinsatz in derBeute – auch nicht imDezember davor. Aber das ver-steht sich denke ich von selber.

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