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M. Westerkamp Imkern mit Naturbau-Waben Seite: / 18 Imkern mit Naturbau-Waben mit einem großen Brutraum ein Praxis-Beitrag von Matthias Westerkamp Dr. Klaus Wallner vom Bieneninstitut Hohenheim brachte es 2015 in einem Vortrag über Pestizide im Wachs auf den Punkt: Mittelwände im Bienenvolk sind nicht bienengemäß. Die Ergebnisse der Wachsuntersuchung im Bienenjournal bestätigen dies eindrucksvoll: Alle Waben waren mit Pestiziden belastet und fast die Hälfte mit Kerzenwachs gestreckt. Pestizide im Wachs belasten die Bienenbrut erheblich und führen zu ungesunden Bienen. Imkern mit Naturbau-Waben ist also gut für die Gesundheit im Bienenvolk und außerdem sehr einfach. In jeder Imkerei wird es gemacht: mindestens beim Drohnenrahmen. Und wie schnell die Wabenerneuerung damit geht, wird überall erklärt: einfach auschneiden und wieder hineinhängen. So einfach geht das bei allen Waben im Naturbau mit ungedrahteten Rähmchen. Doch überall wird erzählt: Eine Imkerei mit Naturbauwaben ist nicht gut, man bekommt damit nur wenig Honig. Es müssen unbedingt Mittelwände in die Völker. Und wie sollen die Bienen gesund bleiben, wenn man die Milben nicht mit den Drohnenwaben entfernt? Meine Imkerei war von Anfang an auf Naturbau ausgerichtet, weil mir die Mittelwände schon immer suspekt waren. Davon sollten so wenige wie möglich in meine Völker. Durch den Naturbau in allen Beuten, einem großen Brutraum und flachen Honigräumen spart man eine Menge Geld, Arbeit und Zeit: - einfacher Selbstbau der dadurch preiswerten drahtlosen Rähmchen - kein Einlöten der Mittelwände - Kostenersparnis (nur eine Brutzarge statt zwei, mind. 50% weniger Bruträhmchen, drahtlose Rähmchen, kein teures Einlötgerät, eine Mittelwand reicht für einen Brutraum statt 22 in zwei Bruträumen) - keine Drohnenrahmen, die man regelmäßig ausschneiden und entsorgen muss - schnelle Wabenerneuerung in ungedrahteten Rähmchen durch einfaches Auschschneiden - Rähmchen halten länger, weil sie nicht in den Wachsschmelzer kommen Im großen Brutraum sind es statt 22 Waben nur maximal 9, was alle Arbeiten am Bienenvolk erleicht und Zeit und Geld spart. Der Smoker wird kaum gebraucht, weil die Bienen auf einer großen Brutwabe kaum gestört werden. Flach- oder Halbzargen erleichtern das Heben voller Honigräume, die nur noch 10 oder 15 kg wiegen und nicht 25 kg bei Dadant oder noch mehr beim Segeberger Normalmaß. Das schont den Rücken und ist gut für die eigene Gesundheit. Halbzargen ermöglichen zudem leichtes Ernten von Sortenhonigen. Wer auf Naturwabenbau umstellen oder damit anfangen möchte, kann einfach nach und nach Altwaben gegen Leer-Rahmen austauschen. Gibt es ausgebaute Nachbarwaben

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Imkern mit Naturbau-Waben mit einem großen Brutraum ein Praxis-Beitrag von Matthias Westerkamp

Dr. Klaus Wallner vom Bieneninstitut Hohenheim brachte es 2015 in einem Vortrag über Pestizide im Wachs auf den Punkt: Mittelwände im Bienenvolk sind nicht bienengemäß.Die Ergebnisse der Wachsuntersuchung im Bienenjournal bestätigen dies eindrucksvoll: Alle Waben waren mit Pestiziden belastet und fast die Hälfte mit Kerzenwachs gestreckt.Pestizide im Wachs belasten die Bienenbrut erheblich und führen zu ungesunden Bienen.

Imkern mit Naturbau-Waben ist also gut für die Gesundheit im Bienenvolk und außerdem sehr einfach.In jeder Imkerei wird es gemacht: mindestens beim Drohnenrahmen.Und wie schnell die Wabenerneuerung damit geht, wird überall erklärt: einfach auschneiden und wieder hineinhängen.

So einfach geht das bei allen Waben im Naturbau mit ungedrahteten Rähmchen.

Doch überall wird erzählt: Eine Imkerei mit Naturbauwaben ist nicht gut, man bekommt damit nur wenig Honig. Es müssen unbedingt Mittelwände in die Völker. Und wie sollen die Bienen gesund bleiben, wenn man die Milben nicht mit den Drohnenwaben entfernt?

Meine Imkerei war von Anfang an auf Naturbau ausgerichtet, weil mir die Mittelwände schon immer suspekt waren. Davon sollten so wenige wie möglich in meine Völker.

Durch den Naturbau in allen Beuten, einem großen Brutraum und flachen Honigräumen spart man eine Menge Geld, Arbeit und Zeit:

- einfacher Selbstbau der dadurch preiswerten drahtlosen Rähmchen- kein Einlöten der Mittelwände- Kostenersparnis (nur eine Brutzarge statt zwei, mind. 50% weniger Bruträhmchen,

drahtlose Rähmchen, kein teures Einlötgerät, eine Mittelwand reicht für einen Brutraum statt 22 in zwei Bruträumen)

- keine Drohnenrahmen, die man regelmäßig ausschneiden und entsorgen muss- schnelle Wabenerneuerung in ungedrahteten Rähmchen durch einfaches

Auschschneiden- Rähmchen halten länger, weil sie nicht in den Wachsschmelzer kommenIm großen Brutraum sind es statt 22 Waben nur maximal 9, was alle Arbeiten am Bienenvolk erleicht und Zeit und Geld spart. Der Smoker wird kaum gebraucht, weil die Bienen auf einer großen Brutwabe kaum gestört werden.Flach- oder Halbzargen erleichtern das Heben voller Honigräume, die nur noch 10 oder 15 kg wiegen und nicht 25 kg bei Dadant oder noch mehr beim Segeberger Normalmaß. Das schont den Rücken und ist gut für die eigene Gesundheit.Halbzargen ermöglichen zudem leichtes Ernten von Sortenhonigen.

Wer auf Naturwabenbau umstellen oder damit anfangen möchte, kann einfach nach und nach Altwaben gegen Leer-Rahmen austauschen. Gibt es ausgebaute Nachbarwaben

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genügt ein leeres Rähmchen. Ansonsten genügt ein schmaler Streifen Mittelwandwachs, der mit flüssigen Bienenwachs befestigt wird oder ein schmaler Streifen einer ausgeschnittenen Wabe. Mit Pilzkopfnägeln sorge ich für den richtigen Abstand. So werden Bienen nicht gerollt oder gequetscht, wie es bei Hoffmann-Seiten in Normalmaß-Beuten oft geschieht. Gequetschte oder gerollte Bienen sind alles andere als friedlich - das kann man sich in jeder Beute sparen.Die Völker müssen lotrecht aufgestellt werden. Anderenfalls bauen die Bienen ihre Waben quer über mehrere Rähmchen, wenn es keine ausgebauten Nachbarwaben gibt. Ein Beutenbock mit einzeln verstellbaren Füßen ist enorm praktisch: schnell waagerecht positioniert und in rückenfreundlicher Höhe können die Beuten aufgestellt werden.

So kann jedes Volk einfach auf Naturwaben umgestellt werden.

Es gibt natürlich noch weitere, schnellere Möglichkeiten:

ABLEGER AUF NATURBAU UMSTELLEN Eine Brutwabe kommt mit einem ungedrahteten Rähmchen in eine neue Beute. Das neue Rähmchen hat entweder einen schmalen Streifen aus Mittelwandwachs oder einer ausgeschnittenen Wabe. Ein Trennschied trennt Brutraum vom Leerraum.

Ist die Brutwabe brutfrei, wird sie entnommen und dem Wachsschmelzer zugeführt. Nun ist der Ableger auf Naturbau „umgestellt“.

Die brutfreien Bienen besprühe ich mit 15%iger Milchsäure ad us vet.

Alle neuen Rähmchen können Leer-Rähmchen sein, wenn sie ausgebaute Nachbarwaben haben.Neue Rähmchen gebe ich immer an die zweite Position vom Trennschied. Randwaben müssen immer Randwaben bleiben.

Im Sommer kann eine Naturwabe dann z.B. so aussehen (Bild rechts).Es zeigt die Randwabe eines Ablegers.Naturwaben werden im Brutraum von den Bienen niemals an allen Seiten fest mit dem Rähmchen verbaut. Die Unterkante der Wabe hängt immer frei, ohne Kontakt zum Rähmchen.

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An den Seiten wird der untere Teil mal mehr, mal weniger freigelassen. Max. 1/3 der Wabenlänge wird an der Seite nicht verbaut, nur die oberen 2/3 fest an das Rähmchen verbaut. Die Wabe kann so besser schwingen, ermöglicht eine gute interne Kommunikation der Bienen untereinander (Bienentanz). In jedem Volk gibt es einen Bereich, auf dem die Bienen durch Bienentanz über Nahrungsquellen berichten, es ist der Tanzboden. Er ist auf einem unteren Drittel einer inneren Wabe, die in diesem Teil nur leere Zellen enthält. So können die Schwingungssignale der tanzenden Bienen besser übertragen werden.Bienen erleichtert der freie Spalt jeder Wabe außerdem den einfachen Wechsel der Wabenseite.

WIRTSCHAFTSVÖLKER AUF NATURBAU UMSTELLEN Die beste Zeit, Wirtschaftsvölker auf Naturbau umzustellen, ist die Zeit der Sommerhonig-Ernte.Die Bienen werden von den Altwaben abgefegt oder schneller abgestoßen. Die Beute wird mit Rähmchen gefüllt, die alle einen schmalen Anfangsstreifen haben, entweder aus einer Mittelwand oder der Anfang einer ausgeschnittenen Wabe.Wer flüssig füttert, gibt zunächst täglich wenige Futtermengen (ca 1 l). Ich lege über einem Absperrgitter ein großes Paket Futterteig auf die Rähmchen. Dann kann man sie vier Wochen sich selbst überlassen.

Neue Waben werden zunächst von oben nach unten ganz gebaut. Das Flugloch befindet sich auf der linken Seite (siehe Foto).

BETRIEBSWEISE IM ANGEPASSTEN BRUTRAUM MIT NATURWABEN Meine Bienenvölker erhalten nur so viele Waben, dass innerhalb der Saison immer alle Waben mit Bienen belegt sind.Das schwankt zwischen 5 und 9 Waben. Ein Trennschied trennt den Brutraum vom Leerraum ab.

Das Trennschied hat die Größe eines normalen Bruträhmchens. Bienen können an den Seiten und unten herumlaufen und in den Leerraum „gehen“.

Dieser Leerraum ist enorm wichtig.

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Darin können sich sehr viele Bienen unter dem Deckel oder dem Absperrgitter untereinander hängen. So wird es nicht eng auf den Waben und die Schwarmstimmung kommt nicht auf.Außerdem gebe ich frühzeitig Honigräume auf die Völker. Bienen dürfen in Magazinen niemals unter Platzmangel leiden.

So ist im Brutraum nur Brut, im Honigraum nur Honig. Die Buckfastbiene macht das einfach so.

Bei der Völkerdurchsicht sind wenige Waben schnell durchgeschaut. Die Bienen stören sich nicht daran, wenn man die Waben auseinanderschiebt und einzeln heraus nimmt. Niemals muss eine Brutwabe irgendwo außerhalb des Brutraums abgestellt werden, wie es bei zwei Bruträumen oft der Fall ist. Niemals werden Bienen beim Herausnehmen der Waben gerollt oder gequetscht. Niemals ist der Brutraum ganz mit Rähmchen gefüllt. Es bleibt immer ein Leerraum, der Platz zum Auseinanderschieben der Rähmchen bietet.Danach weiß man über das Volk genau Bescheid und sollte sich Notizen darüber machen. Eine Beurteilung auch im Nachhinein ist dann einfach möglich.

Eine Naturbauwabe muss zu Beginn vorsichtig behandelt werden. Ist sie noch nicht ganz ausgebaut, nicht bebrütet oder mit Honig gefüllt, darf man sie nicht nach Aumeier-Art drehen und wenden. Dass bei solchen Wendemanövern die Königin verloren gehen kann, brachte Bruder Adam schon seinen Schülern bei. Es ist auch gar nicht nötig.

Sobald eine Naturwabe mehrmals bebrütet wurde, ist sie sehr stabil - auch ohne Draht.Die Wabe kann man sehr schön „untersuchen“, wenn sie einfach auf die Oberträger der anderen Rähmchen abgestellt wird. Der Beutenbock sollte deshalb in dafür passender Höhe aufgestellt werden können.

Schwarmzellen werden immer in den Spalt zwischen Wabe und Rähmchen platziert.Ausnahmen: Ablegerzellen oder Not-Schwarmzellen bei plötzlichem Königinnenverlust

Schwarmzellen finden ist also sehr einfach, geht sicher und schnell.

Eine spezielle Drohnenwabe, die ja nichts anderes als eine Naturbau-Wabe ist, gibt es bei mir nicht. Ich schneide auch keinen Drohnenbau aus. Aber keine Angst: Die Gesundheit meiner Völker habe ich immer im Blick. Ich habe mein Varroa-Behandlungskonzept erfolgreich darauf abgestimmt. Davon später mehr.

Drohnenbau wird auf jeder Wabe vorgehalten: als kleines unteres Drohneneckchen oder auch als unteres Drohnendrittel. Drohnenbrut produziert große Abwärme. Bienen haben sich so eine Fußbodenheizung geschaffen, wohlige aufsteigende Wärme, die gut ist für das Klima der Beute.Im Laufe des Jahres wird der Drohnenbau nicht mehr bestiftet. Wann genau, ist bei jedem Volk etwas anders.

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Drohnen sind im Bienenvolk leider unterschätzte Bewohner. Als Brut sorgen sie für ein wohliges Klima.In Pollen-Mangelzeiten müssen Drohnenmaden als Eiweißspender ihr Leben lassen, sind also auch ein lebender Vorratsraum.Geschlüpfte Drohnen helfen beim Heizen des Brutnestes mit. Sie drücken ihren Körper dicht an die Brutwabe und heizen wie die Heizerbienen.Wer regelmäßig Drohnenbrut ausschneidet, macht sich damit nicht nur selbst viel Arbeit. Das Volk bekommt damit ein gravierendes Temperaturproblem, womöglich eine Hungersnot.Wie soll da Harmonie im Volk aufkommen, das Volk gesund bleiben?Der Imker stellt „nur“ feuchteren Honig fest und fragt sich, wann er ihn endlich schleudern kann. Auf dem Foto mit dem Brutwaben-Ausschnitt sieht man auch die mit Honig gefüllten Zellen, die Tankstellen für die Heizerbienen, die kopfüber in den Zellen stecken und nach anstrengender Arbeit von Versorgungsbienen aus diesen Tankstellen gefüttert werden.

Den Honigraum kann man leicht auf Naturbauwaben umstellen: Einfach einen Honigraum mit je einem kleinen Anfangsstreifen unter den Oberträgern der ungedrahteten Rähmchen auf das Volk stellen.

Für Segeberger Zargen gibt es endlich auch Rähmchenträger mit Abstandshalterung. So kann man gerade Rähmchen verwenden, die man einfach entnehmen und entdeckeln kann.

Meine ausgebauten und trockenen Honigwaben lagere ich im Winter gut ein. Zur Zeit der Kirschblüte bekommt jedes Volk eine ausgebaute Honigzarge.Der neue Raum wird sehr schnell von den Bienen „belagert“. Schon nach wenigen Minuten treffen die ersten dort „ein“.Während Zander & Co - Imker/innen den zweiten Brutraum ausbauen lassen, füllen meine bereits den ersten Honigraum.Dass Naturwaben-Imkereien weniger Honig ernten, wie oft behauptet, stimmt also nicht.

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Waben im Honigraum werden an allen Seiten am Rähmchen fest verbaut. Sie sind recht stabil und bleiben in der Schleuder heile, wenn man sie nicht zu schnell dreht.

Natürlich kann man so auch wertvollen Wabenhonig herstellen. Denn das Wachs kann bedenkenlos mitgegessen werden. Es ist der beste Biohonig.

Einen Tag vor der Sommerhonig-Ernte mache ich aus allen Völkern Kunstschwärme. Mit zwei gezielten Stößen auf das Rähmchen fallen die Bienen auf den Beutenboden. Innerhalb weniger Minuten sind alle Brutwaben bienenfrei. Die Wabe wird ausgeschnitten, was bei ungedrahteten Rähmchen sehr einfach geht. Unter dem Oberträger wird ein schmaler Wachsstreifen belassen (ein bis zwei Wabenzellen). Das ausgeschnittene Rähmchen kommt zurück in die Beute mit den abgestoßenen Bienen.So eine Kunstschwarmaktion ist die beste und einfachste Methode innerhalb einer erfolgreichen Varroa-Behandlung.

Wer das Kunstschwarmverfahren nutzen möchte, aber auf Mittelwände nicht verzichten will, MUSS seine Bienen eine Nacht in der leeren Beute lassen. Sie müssen eine Nacht als Traube unter dem Deckel hängen. Erst am Folgetag werden Rähmchen mit Mittelwänden zugehängt. Sonst gelingt der Kunstschwarm nicht.

Auf den Brutraum kommt eine Bienenflucht, darüber die Honigräume.Die Altwaben kommen abends in den Wachsschmelzer im bienendichten Keller.

Ein oder zwei Tage später sind die Honigräume praktisch bienenfrei.

Nach dem Schleudern kommen die honigfeuchten Waben auf ein Volk eines Ablegers auf dem Ablegerstand. Die anderen werden zeitgleich gefüttert.Auf den Brutraum kommt ein Absperrgitter, darüber ein Futtertrog, dessen Aufstieg über dem Leeraum der Brutzarge ist. Auf den Futtertrog werden alle

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ausgeschleuderten Honigräume gestapelt.Man kann statt des Deckels auch eine Folie und einen Drahtrahmen auflegen, der die Beute wasser- und bienendicht verschließt.Durch den Futtertrog und das Licht durch den Drahtrahmen wissen die Bienen, dass der Honig aus den Honigzargen nach unten in den Brutraum geschafft werden muss.Mit einem normalen Deckel gelingt dies aber auch.Nach wenigen Tagen sind die Honigräume honigfrei, bei einem Drahtgitterdeckel auch bienenfrei. Legt man eine Bienenflucht unter die Honigräume gelingt dies aber auch nach ein bis zwei Nächten.

Angst vor ansteckenden Krankheiten muss man in diesem Sonderfall nicht haben.Der geringe Resthonig wird von den Bienen sofort zum Bau neuer Waben verbraucht, hängen sie doch als Kunstschwarm unter leeren Rähmchenoberträgern.

Die Honigzargen kommen in einen trockenen, bienendichten Raum auf einen Beuten-Boden und werden mit einem Drahtrahmen abgedeckt. So kann Luft durch den Wabenturm ziehen und es bildet sich keine Kondensfeuchtigkeit.

Die Bienen werden am dritten Tag nach dem Kunstschwarm früh morgens mit 70 - 100ml Oxuvar beträufelt, je nach Volksgröße und danach mit Futterteig gefüttert, der über Absperrgitter auf die Oberträger gelegt wird. Eine Leerzarge wird als Raum für den Futterteig benötigt.Jetzt kann das Volk für etwa vier Wochen sich selbst überlassen werden.

Wer lieber flüssig füttert, muss bedenken, in den ersten Tagen kleine Portionen täglich zu füttern, max. 1 Liter. Die Menge kann von Tag zu Tag etwas erhöht werden.

So bauen die Bienen schnell ihr Wabenwerk und legen ein schönes Brutnest an.

Bienen verbrauchen etwa 8 kg Futter zum Bau der neuen Waben, starten aber mit unbelasteten Waben und praktisch milbenfrei in den Herbst. Das sind beste Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Überwinterung.

Aus dem Wachs der Altwaben gieße ich Kerzen. Sie erfreuen uns jährlich im Advent.

Die Völker füttere ich bis Ende Oktober, Anfang November, wenn es nötig ist und flugwetter ist.

Von hinten angehoben sollten die Beuten zwischen 12 und 18 kg wiegen, je nach Größe des Volks.Ableger sollten mindestens vier Brutwaben belegen, dann klappt die Überwinterung.

Am dritten oder vierten Advents-Samstag beträufel ich die Völker mit Oxuvar. Das geht in einem großen Brutraum einfach: Deckel auf, träufeln, Deckel zu.

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Die ausgebauten Honigwaben verwende ich zwei bis drei Jahre lang, danach kommen sie in den Wachsschmelzer. Da jedes Jahr neue Honigräume von den Bienen ausgebaut werden (statt 11 Waben im 2. Brutraum auszubauen), herrscht an frischem Wabenmaterial kein Mangel.

WAS KANN SCHIEF GEHEN? Es kommt selten vor, dass eine Wabe vom Oberträger abreißt. Nach meinen Erfahrungen passiert das allerdings nur im Spätsommer während der Fütterungszeit.So weit ich mich erinnern kann sind dabei nur Waben betroffen, die mit einem Anfangstreifen begonnen haben.Ob es an schlechtem Mittelwandwachs liegt, das vielleicht gestreckt wurde, kann ich nicht sagen.Ich vermeide deshalb nach Möglichkeit die Verwendung von Mittelwandstreifen.