Die nächste Generation von LabVIEW – LabVIEW NXG · Virtuelle Instrumente in der Praxis VIP 2017...

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Die nächste Generation von LabVIEW – LabVIEW NXG 407 LabVIEW Power Programming Die nächste Generation von LabVIEW – LabVIEW NXG Lorenz Casper National Instruments Germany GmbH, München Kurzfassung Vor einigen Tagen hat National Instruments LabVIEW 2017 und LabVIEW NXG 1.0 auf der NIWeek, dem Anwender- und Technologiekongress von National Instruments, in Austin (Texas) vorgestellt. Bei LabVIEW NXG 1.0 handelt es sich um den ersten Release der neuen LabVIEW-Generation. LabVIEW NXG 1.0 richtet sich an ein gezieltes Publikum von Tech- nikern, Wissenschaftlern und Ingenieuren, die vor allem Messungen einfach durchführen, schnell Erkenntnisse gewinnen und eher selten programmieren möchten. Abstract Just a few weeks ago, National Instruments announced LabVIEW 2017 and LabVIEW NXG 1.0 at the NI user conference NIWeek in Austin, Texas. LabVIEW NXG 1.0 is the first release of a new generation of the systems engineering software LabVIEW and is specifically tar- geted to engineers and scientists that are looking for an easy approach to measurements, would like to gain insight quickly and in most of the cases prefer not to program. Einleitung Auf der NIWeek fielen hierzu oft Sätze wie „back to the roots“. Damit ist aber auf keinen Fall gemeint, dass LabVIEW nicht mehr zum Designen großer Applikationen gedacht ist; vielmehr sollen all die komplexen Technologien einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. National Instruments geht dabei mit LabVIEW NXG 1.0 völlig neue Wege. Eine Gruppe von Grafikern und Experten für Bedienoberflächen hat das Entwickler-Team von LabVIEW unterstützt. Auf der Basis ausgedehnter Tests mit Kunden und eines regen Austauschs mit den aktuellen LabVIEW-Anwendern durch das sogenannte Technology Pre- view Program entstand im Laufe der letzten Jahre die nun vorgestellte Software (Bild 1).

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Lorenz CasperNational Instruments Germany GmbH, München

KurzfassungVor einigen Tagen hat National Instruments LabVIEW 2017 und LabVIEW NXG 1.0 auf derNIWeek, dem Anwender- und Technologiekongress von National Instruments, in Austin(Texas) vorgestellt. Bei LabVIEW NXG 1.0 handelt es sich um den ersten Release der neuenLabVIEW-Generation. LabVIEW NXG 1.0 richtet sich an ein gezieltes Publikum von Tech-nikern, Wissenschaftlern und Ingenieuren, die vor allem Messungen einfach durchführen,schnell Erkenntnisse gewinnen und eher selten programmieren möchten.

AbstractJust a few weeks ago, National Instruments announced LabVIEW 2017 and LabVIEW NXG1.0 at the NI user conference NIWeek in Austin, Texas. LabVIEW NXG 1.0 is the first releaseof a new generation of the systems engineering software LabVIEW and is specifically tar-geted to engineers and scientists that are looking for an easy approach to measurements,would like to gain insight quickly and in most of the cases prefer not to program.

EinleitungAuf der NIWeek fielen hierzu oft Sätze wie „back to the roots“. Damit ist aber auf keinenFall gemeint, dass LabVIEW nicht mehr zum Designen großer Applikationen gedacht ist;vielmehr sollen all die komplexen Technologien einem breiten Publikum zugänglichgemacht werden. National Instruments geht dabei mit LabVIEW NXG 1.0 völlig neue Wege.Eine Gruppe von Grafikern und Experten für Bedienoberflächen hat das Entwickler-Teamvon LabVIEW unterstützt. Auf der Basis ausgedehnter Tests mit Kunden und eines regenAustauschs mit den aktuellen LabVIEW-Anwendern durch das sogenannte Technology Pre-view Program entstand im Laufe der letzten Jahre die nun vorgestellte Software (Bild 1).

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Bild 1: NI stellte auf der NIWeek LabVIEW NXG vor.

Optimierte ArbeitsabläufeDer innovative Editor optimiert alle Abläufe, was sowohl Einsteigern als auch Fortgeschrit-tenen zugutekommt. So konfigurieren, messen, sichten und analysieren sie ihre Daten jetztinteraktiv, ohne grafischen Code programmieren zu müssen. Sollte eine Automatisierungnötig sein, funktioniert dies reibungslos, da sich die Entwicklungsumgebung viele Vor-gänge im Hintergrund merkt. Diese lassen sich im Weiteren einfach per Drag-and-drop oderCopy-and-paste in die spätere Applikation einbinden. Zu diesen Vorgängen zählen bei-spielsweise zuvor konfigurierte Messaufgaben oder eine interaktiv parametrisierte Analyse-funktion. Fortgeschrittenen Programmierern werden im ersten Release vor allem die opti-mierten Arbeitsabläufe auffallen. Alle Einstellungen für ein Objekt befinden sich imEinstellungsfenster auf der rechten Seite – mühsames Suchen in Untermenüs, Einstellungenetc. entfällt somit. Dabei haben die Entwickler aber auch an die über die Jahre antrainiertenund etablierten Funktionen wie die Schnelleinfügeleiste, Tastenkürzel usw. gedacht, diesich in NXG genauso wie in LabVIEW 2017 verhalten. Das Know-how, das sich LabVIEW-Anwender über große Zeiträume aufgebaut haben, lässt sich also auch in der neuen Umge-bung nutzen. Programmiert wird gewohnt mit Datenflussdiagrammen. Alle Symbole wur-den jedoch einem Facelift unterzogen. Dank vektorbasierter Grafiken funktioniert das Zoo-men hervorragend – auch wenn eine gewisse Sorge mitschwingt, dass der Zoom zu „Code-Tapeten“ führt, wie es in der LabVIEW-Community umgangssprachlich heißt. Das Program-mieren geht flüssig von der Hand und nach ca. einem halben Tag hat man sich an die neueUmgebung gewöhnt. In neue Bibliotheken und Treiber kann man sich jetzt noch bessereinarbeiten, dank mitgelieferter Lektionen (Bild 2).

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Bild 2: Die Zoom-Funktion erleichtert es, sich einen Überblick zu verschaffen oder Details zu verändern.

Diese interaktive Hilfe unterstützt hier, ähnlich wie man das auch aus Tutorials in Compu-terspielen kennt, deutlich besser als statische Beispiele oder Whitepapers. Dies gelingt inerster Linie mithilfe von Triggern, die Elemente in den Paletten direkt hervorheben können,ganze VI öffnen oder Tipps zur Umgebung anzeigen. Eine kleine Empfehlung an dieserStelle: Ein zweiter Monitor, wie er heute an vielen Arbeitsplätzen verfügbar ist, erleichtertdas Arbeiten ungemein. Diese Interaktivität setzt sich fort: Zusammen mit LabVIEW NXGhat National Instruments einen Badging Pilot vorgestellt (Bild 3).

Ein Programm, bei dem man nach dem erfolgreichen Durchführen von Online-Trainingsmit abschließendem Test, ähnlich wie in Computerspielen, Belohnungen sammeln kann.Dies soll Anwender motivieren, am Ball zu bleiben, ihr Wissen zu präsentieren und nächsteSchritte aufzuzeigen.

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Bild 3: Dank dem Trigger (langer Pfeil re.) werden wie hier beispielsweise Elemente in der Palette gezeigt.

Release von LabVIEW 2017Neben LabVIEW NXG wurde auf der NIWeek auch LabVIEW 2017 vorgestellt. Dieser paral-lele Release ist dem Schnitt geschuldet, den National Instruments mit LabVIEW NXG macht,da sich hier neben vielen bedeutenden Dingen, wie den vektorbasierten Grafiken, auch derinterne Aufbau der Software geändert hat. Wichtig dabei: NI setzt auf den gleichen robustenUnterbau, beispielsweise den LabVIEW-Compiler, an dem nichts geändert wurde.Für den Übergang zwischen den Technologien soll den Anwendern genug Zeit eingeräumtwerden, sodass die neue Funktionalität schrittweise genutzt werden kann. Für einigeAnwender besteht aktuell auch noch keine Möglichkeit zu wechseln, da LabVIEW NXGnoch nicht über die gleiche Funktionalität wie LabVIEW 2017 verfügt. Daher überrascht esauch nicht, dass LabVIEW 2017 selbst mit vielen spannenden, neuen Funktionen aufwartenkann. Dazu zählen beispielsweise Malleable VI (zu Deutsch: datentypflexible VI), dieabhängig vom angeschlossenen Datentyp verschiedene Funktionen erfüllen können, sowieinteressante neue Tools zum sicheren Austausch zwischen verteilten intelligenten Knotenoder zur Interaktion mit Cloud Services (Bild 4).

Bild 4: Malleable VI, wie in diesem Beispiel „Is Value Changed.vim“ erlauben den einfachen Anschluss vieler verschiedener Datentypen an eine Funktion ohne großen Programmieraufwand.

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Dabei sieht man bei NI einen gewissen Kurswechsel, da beispielsweise die API zur Interak-tion mit den Cloud Services als Open-Source-Projekt entwickelt wird. Die Entwickler habenauf der NIWeek die zugrundeliegende Architektur in einem Vortrag vorgestellt und alleinteressierten Anwender dazu eingeladen, auf ihrer Basisarchitektur weitere der unzähligenCloud Services zu unterstützen. Zum Kurswechsel gehört dabei auch ein offenerer Umgangmit der Zukunft.In Roadmaps wird bereits dargestellt, welche Funktionen zu welchem Zeitpunkt in dienächsten Releases von LabVIEW NXG eingehen werden. Interessierte Anwender können dienächste Version nun auch schon als Beta im Technology Preview Program nutzen. Dabeizeigt sich die bereits angekündigte Beschleunigung der Entwicklung neuer Funktionendeutlich. Viele Features, die den LabVIEW-Architekten auf den letzten CLA-Summits nochals Mock-Up (Modell) präsentiert wurden, können nun direkt erprobt werden. Es lockenFunktionen wie WebVI, LabVIEW-Programme, die direkt HTML- und Java-Script-Code zurIntegration in Webdiensten bereitstellen, ebenso wie die einfache Erstellung modularerAnwendungen, bei denen schlicht Programmteile ausgetauscht oder neu verlinkt werdenkönnen (Bild 5).

Bild 5: Neben Diagramm und Panel sieht man im WebVI direkt den HTML- und Java-Script-Code, der automatisch erstellt wird.

Besonders überzeugt hat die neue NI-Package-Management-Technologie, die in den nächs-ten Jahren die Verteilung von LabVIEW-Code, aber auch die Installation von Systemendeutlich vereinfachen wird. Zusammenfassend gibt es viele innovative neue Möglichkeitenin beiden Versionen von LabVIEW. Bereits realisierte Kundenlösungen zeigen, dass die bei-den Versionen mit all den neuen Möglichkeiten auch parallel einsetzbar sind.

ZusammenfassungNational Instruments hat einen Schritt zurück zu seinen Wurzeln gemacht und es sich alsAufgabe gesetzt, aktuelle komplexe Technologien einem breiten Spektrum von Anwendernzur Verfügung zu stellen.

Literatur[1] L. Caspar: Generationswechsel. In: SPS-Magazin 7/2017, S. 900 f.[2] NIWeek 2017: Zwei neue LabVIEW-Versionen vorgestellt. In: etz elektrotechnik & auto-

mation. 7/2017, S. 14–15