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Die politische Partizipation im Westen und der diesbezügliche Rechtsspruch des Islam

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des Islam

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Die politischePartizipation imWesten und derdiesbezüglicheRechtsspruch

des Islam

Dieses Buch wurde von Hizb-ut-Tahririn Europa herausgegeben

1423 n.H. - 2002 n.Ch .

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�Hast du nicht jene gesehen,die behaupten, an das zu

glauben, was zu dir herabge-sandt wurde und an das, wasvor dir herabgesandt wurde,

dennoch wollen sie dieGötzen zum Richter her-anziehen, wo ihnen doch

befohlen wurde, nicht an siezu glauben, wahrlich will der

Teufel sie weit in die Irreführen!�

(Sura Al-Nisa 4, Aya 60)

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Mitgliedschaft in politischen Parteien

Die Regierungsbeteiligung

Die Mitgliedschaft im Parlament

Die Mitgliedschaft im Gemeinderat

Die Teilnahme an den Wahlen

Antworten auf Scheinargumente

Die Ungültigkeit der rationalen

Begründungen

Die Ungültigkeit ihrer islamrechtlichen

Argumentation

Des Verbotenen bedarf man nicht, denn

im Erlaubten findet man Genüge

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Einleitung

Politik ist die Betreuung der Angelegenheiten derMenschen, indem man sich ihrer Geschickeannimmt. Sie ist ein untrennbarer Teil des Islam,denn in vielen Offenbarungstexten finden wir diedeutliche Aufforderung, sich der Angelegenheitender Menschen anzunehmen. So wird z.B. von IbnUmar überliefert, dass der Gesandte, Friede sei mitihm, sagte:

""IIhhrr aallllee sseeiidd HHüütteerr,, iihhrr aallllee sseeiidd ffüürr eeuurree OObbhhuutt vveerr-aannttwwoorrttlliicchh.. DDeerr HHeerrrrsscchheerr iisstt eeiinn HHüütteerr.. UUnndd ddeerrMMaannnn iisstt eeiinn HHüütteerr üübbeerr sseeiinnee FFaammiilliiee.. UUnndd ddiiee FFrraauuiisstt eeiinnee HHüütteerriinn üübbeerr ddaass HHaauuss iihhrreess MMaannnneess.. SSoo iissttjjeeddeerr vvoonn eeuucchh eeiinn HHüütteerr uunndd ffüürr sseeiinnee OObbhhuutt vveerraanntt-wwoorrttlliicchh!!"" (Buchari, Muslim). Von Tamim Ad-Dariywird berichtet, dass der Prophet, Friede sei mit ihm,sagte:

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""DDeerr DDiinn ((IIssllaamm)) iisstt ddeerr ((aauuffrriicchhttiiggee)) RRaatt!!"" Wir frag-ten: "Für wen?" Er antwortete:

""FFüürr AAllllaahh,, SSeeiinn BBuucchh ((QQuurraann)),, SSeeiinneenn GGeessaannddtteenn,,ddiiee IImmaammee ddeerr MMuusslliimmee uunndd iihhrree AAllllggeemmeeiinnhheeiitt!!""(Von Muslim überliefert)

Einige Muslime wandten sich der gelebten Realitätder Einwanderer in westlichen Ländern zu und er-kannten, dass Millionen Muslime in diesen Ländernsesshaft geworden sind. In den Vereinigten Staatenschätzen sie die Zahl der Muslime auf ca. 20 Mil-lionen, in Europa auf eine ebenso große Zahl. Diesentspricht mehr als sechs Prozent der Bevölkerung inden fünfzehn Mitgliedsländern der EuropäischenUnion. Die drückende Rechtlosigkeit, der einige ih-rer Glaubensbrüder mancherorts ausgesetzt sind,ließ sie an die Muslime appellieren, am politischenLeben im Westen teilzunehmen, um möglichstschnell und effektiv ihre Grundrechte einzufordern.Manche von ihnen gingen in ihrem Eifer sogar soweit, folgende Schlussfolgerung aus der Problematikzu ziehen: "Wenn jemand beispielsweise fragen wür-de: �Ist es den muslimischen Minderheiten erlaubt,am politischen Leben in den westlichen Ländern teil-zunehmen, um ihre dortigen Rechte zu wahren, um

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die Muslime in anderen Ländern zu unterstützenund die Werte des Islam und seine Kultur in denGastländern darzulegen?', so wird der Gelehrte, demdie Universalität des Islam und die Zeugenfunktionseiner Gemeinschaft gegenüber der Menschheitbewusst sind und der um die Verstrickungen desmodernen, globalisierten Lebens Bescheid weiß, dieFrage in dieser Form nicht akzeptieren. Vielmehrwird er sie - analog zu den von ihm erkannten Gene-ralitäten des Offenbarungsrechts und den Besonder-heiten der muslimischen Gemeinschaft und ihrerBotschaft - vom passiven Konzept des �Erlaubens� indas aktive Konzept des �Obligats� umwandeln.�Auch sagten sie: "Es ist die Pflicht der Muslime ampolitischen und gesellschaftlichen Leben aktiv teilzu-nehmen, um ihre Rechte einzufordern, ihre Glau-bensgeschwister - wo immer sie sein mögen - zu un-terstützen, um die Wahrheit des Islam zu verkündenund seiner Universalität Genüge zu tun. Wir sagen,es sei �ihre Pflicht�, da wir es nicht als bloßes �Recht�ansehen, auf das sie verzichten können, oder als eine�Ruchsa� (Erleichterung), die sie nicht in Anspruchnehmen müssen."Mit der Teilnahme am politischen Leben im Westenmeinen sie, dass die Gesamtheit der in westlichenLändern sesshaften und eingebürgerten Muslime inden verschiedensten politischen Bereichen, in deneneine Betätigung möglich ist, von ihren staatsbürger-

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lichen Rechten und der Gleichstellung mit der Mehr-heitsbevölkerung in ihren politischen Rechten undPflichten Gebrauch macht. Die Teilnahme am poli-tischen Leben drückt sich für sie vor allem in folgen-den Dingen aus: Mitgliedschaft in den politischenParteien, Regierungsbeteiligung sowie Teilnahmeund Kandidatur bei Parlaments- und Landtagswah-len.Die Betreuung der Angelegenheiten der Menschen,die Leitung ihrer Geschicke und ihre Führung kannnicht erfüllt werden, ehe man nicht die Gesetzmäßig-keiten und Lösungen festlegt, nach denen diese Be-treuung vonstatten gehen soll. Da nun der Muslimdurch die göttliche Rechtssprechung bestimmt istund in seinem Verhalten verpflichtet ist, die Geboteund Verbote Allahs einzuhalten, ist die Politik islam-rechtlich gesehen die Betreuung der Angelegenhei-ten der Menschen durch den Islam oder die Leitungihrer Geschicke gemäß den islamischen Rechtssprü-chen. Allah, der Erhabene, sagt:

""NNeeiinn,, bbeeii ddeeiinneemm HHeerrrrnn,, ssiiee wweerrddeenn nniicchhtt eehheerr ggllääuu-bbiigg sseeiinn,, bbiiss ssiiee ddiicchh iinn aalllleemm zzuumm RRiicchhtteerr eerrhheebbeenn,,wwaass uunntteerr iihhnneenn ssttrriittttiigg iisstt,, ssiiee ssooddaannnn kkeeiinneenn ZZwweeiiffeelliinn iihhrreemm HHeerrzzeenn hheeggeenn uunndd ssiicchh ((ddeeiinneemm SScchhiieeddss-

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SScchhiieeddsssspprruucchh)) vvoolllleennddss hhiinnggeebbeenn!!"" (Sura Al-Nisa 4,Aya 65)Deswegen erachten wir es als notwendig, den isla-mischen Rechtsspruch bezüglich der Teilnahme ampolitischen Leben im Westen im Detail darzulegen,um sicherzustellen, dass es sich um eine Betreuungder Angelegenheiten gemäß den islamischen Geset-zen handelt.

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Die Mitgliedschaft in politischenParteien

In der "Encarta Enzyklopädie 2000" heißt es zumStichwort �Partei�: �Ein [...] Zusammenschluss poli-tisch Gleichgesinnter. [...] Hauptcharakteristikumeiner politischen Partei ist ihre Organisation, welchedie sozialen und politischen Ideen ihrer Mitgliederzielführend bündelt, um wirtschaftliche, soziale undstaatliche Ordnungsprinzipien durch Übernahmevon Regierungsverantwortung zu realisieren.�

Im "Dizionario Di Politica" (von einer Verfasser-gruppe) steht: "Gemäß der bekannten Definition vonWeber ist die politische Partei ein Zusammenschlussmit einer konkreten Zielsetzung, sei diese inhaltlich-er Natur, wie die Realisierung eines bestimmtenmateriellen oder ideellen Programms, oder persönli-cher Natur, wie das Streben nach Vorteilen, Herr-schaft und die damit verbundene Höherstellung fürFührung und Gefolgschaft. Dieser Zusammen-schluss kann auch beide Ziele gleichzeitig verfolgen."Demzufolge ist die Partei: �ein Zusammenschlussvon mehreren Personen, die von bestimmten Ideenüberzeugt sind und diese in gesellschaftlichenLebensbereichen realisieren wollen�. Mit anderenWorten also ist die Partei ein Zusammenschluss, der

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auf einer Ideologie basiert, von der seine Mitgliederüberzeugt sind und die in der Gesellschaft realisiertwerden soll. Was diesen Zusammenschluss zu einerPartei macht, ist also diese Summe an Ideen, die sei-ne Mitglieder miteinander verbindet. Deswegen kanndie eigentliche Zugehörigkeit in einer Partei nurdurch die Annahme der Ideen erfolgen, die die Parteiverkörpert, und durch den Einsatz, um diese Ideenim Leben zu realisieren. Dabei spielt der individuelleoder persönliche Aspekt bei der Parteizugehörigkeitkeine Rolle. Ebenso hat die verborgene Absicht einesMitglieds, die Angelegenheiten und Geschicke derMenschen auf unabhängige Weise zu regeln, keiner-lei Bedeutung, denn seine Mitgliedschaft in einerPartei bedingt, dass die Regelung und Leitung gemäßjenen Ideen erfolgt, auf denen diese Partei basiert.Somit ist es nicht vorstellbar, dass ein Mitglied dersozialistischen Partei die Angelegenheiten der Men-schen gemäß dem Gedankengut einer rein kapitalis-tischen Partei regelt, genauso wenig wird es von sein-er Partei hingenommen, dass er Standpunkte ander-er Parteien vertritt, die ihr gedanklich, inhaltlich undprogrammatisch widersprechen. Tut er dies den-noch, so hat er sich selbst aus seiner Partei entfernt,nachdem er sich von jenem Gedankengut entfernthat, das ihn mit anderen Menschen in dieser Parteiverband.Der Islam hat die Existenz auch von Parteien erlaubt.

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So hat Allah, der Erhabene, gesagt:

""MMööggee aauuss eeuucchh eeiinnee GGrruuppppee eennttsstteehheenn,, ddiiee zzuummGGuutteenn aauuffrruufftt,, ddaass RReecchhttee ggeebbiieetteett uunndd ddaass UUnnrreecchhttaannpprraannggeerrtt,, uunndd ddiieess ssiinndd ((ffüürrwwaahhrr)) ddiiee EErrffoollgg-rreeiicchheenn!!"" (Sura Ali Imran 2, Aya 104)Diese Aya belegt, dass es mehrere Parteien im Islamgeben darf, sie belegt aber weiterhin, dass diese Par-teien auf dem islamischen Überzeugungsfundamentaufbauen und sich an die islamischen Rechtssprüchebinden müssen. So dürfen es keine kommunistis-chen, sozialistischen, kapitalistischen, säkularen odernationalistischen Parteien sein. Es darf also keineParteien geben, die nicht auf dem islamischen Über-zeugungsfundament gründen und etwas anderes alsdie islamischen Rechtssprüche annehmen. Denn dieAya hat die Eigenschaft der Parteien, die existierendürfen und denen man sich anschließen darf, mitden Tätigkeiten festgelegt, die sie zu erfüllen haben.Diese Tätigkeiten sind der Aufruf zum "Guten", wasja durch den Islam verkörpert wird, das Gebieten desRechten und Anprangern des Unrechts. Wer dieseTätigkeiten erfüllen will, muss auf dem Fundamentdes Islam aufbauen, er muss ihn verinnerlichen undsich an seine Rechtssprüche binden. Wer sich aber

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auf Basis des Kommunismus, des Sozialismus, desKapitalismus, der Säkularisation oder anderer, demIslam widersprechender Ideen zusammenschließt,der baut zweifellos nicht auf dem islamischen Über-zeugungsfundament auf und hat sich auch nicht andie Rechtssprüche gebunden, die aus diesem Funda-ment hervorgehen. Vielmehr baut er auf dem Funda-ment des Unglaubens (Kufr) auf und hat sich auf derGrundlage seiner Ideen und Gesetze zusammenge-schlossen.Die im Westen existierenden Parteien gründen aufdem Fundament des Sozialismus, des Kapitalismus,der Demokratie, der Säkularisation oder des Nationa-lismus. Sie gründen also auf einem nichtislamischenFundament und haben sich an ein anderes Gedan-kengut und andere Gesetze gebunden.Der Muslim, der sich diesen Parteien anschließenwill, muss sich gezwungenermaßen an das Gedan-kengut der Partei binden, der er sich anschließenmöchte. Er muss die Angelegenheiten der Menschengemäß diesen Gedanken regeln. Die Sündhaftigkeitso einer Handlung von Rechts wegen ist offenkun-dig, da sich der Muslim in so einem Fall auf derGrundlage von Kufr-Ideen mit anderen verbindet; erruft zum Kufr auf und verteidigt ihn, wenn er für dieIdeen der Partei, der er angehört, wirbt. Ebenso wirder sündhaft, wenn er die Angelegenheiten der Men-schen betreut, denn er vollzieht diese Betreuung

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nicht nach den Gesetzen des Islam, sondern nachden Ideen der Partei, der er angehört.Darüber hinaus ist es selbstverständlich, dass jedePartei über ein eigenes Parteiprogramm, für das siewirbt, verfügt, um es in Gesellschaft, Staat und öf-fentlichem Leben umzusetzen. Wenn die Partei dieMenschen auffordert, sie zu wählen und zu unter-stützen, dann tut sie dies auf der Grundlage ihresParteiprogramms, das sie als geschlossenes, die ver-schiedenen Bereiche des politischen, wirtschaftlichenund gesellschaftlichen Lebens umfassendes Prog-ramm den Leuten präsentiert. Die Person, wenn siesich einer Partei anschließt und mit ihr tätig wird,ruft zu diesem Programm in seiner Gesamtheit aufund lädt die Menschen ein, die Partei zu wählen, umgenau dieses Parteiprogramm umzusetzen, falls siedie Wahl gewinnt und die Regierung bildet oder aufdie Regierungsarbeit Einfluss nimmt, wenn ihr Stim-menanteil lediglich eine Regierungsbeteiligung er-möglicht, oder um die Regierungsparteien aufGrundlage dieses Parteiprogramms zur Rechen-schaft zu ziehen, wenn keine Regierungsbeteiligungmöglich ist und die Partei in der Opposition verweilt.Wenn dieses Programm, zu dem die Partei aufruft,nicht auf der Grundlage des islamischen Überzeu-gungsfundaments (Aqida) und der islamischenRechtssprüche basiert, so ist der Aufruf dazu und dieTeilnahme daran verboten. Allah der Erhabene sagt:

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""UUnndd hheellfftt eeiinnaannddeerr zzuurr FFrröömmmmiiggkkeeiitt uunndd GGootttteess-ffuurrcchhtt,, aabbeerr nniicchhtt zzuurr SSüünnddee uunndd ÜÜbbeerrttrreettuunngg!! UUnnddffüürrcchhtteett AAllllaahh!! AAllllaahh iisstt wwaahhrrlliicchh sscchhwweerr iimm SSttrraaffeenn!!""(Al-Maida 5, Aya 2) Und der Gesandte (s.) sagte:

""WWeerr zzuu eettwwaass GGuutteemm hhiinnffüühhrrtt,, ddeerr eerrhhäälltt ddeenn gglleeii-cchheenn LLoohhnn wwiiee jjeenneerr,, ddeerr eess ggeettaann hhaatt!!"" Gleicher-maßen gilt für denjenigen, der zu etwas Schlechtemhinführt, wie zu Unglaube oder zu Verbotenem, dasser die gleiche Sünde auf sich nimmt, wie derjenige,der es getan hat.

Der Muslim, der sich einer der Parteien im Westenanschließen möchte, hat nicht die Wahl, das Prog-ramm dieser Partei anzunehmen oder nicht. Genau-so wenig hat er aus parteigesetzlicher Sicht dasRecht, Teile des Parteiprogramms anzunehmen unddafür zu werben und andere abzulehnen und sie öf-fentlich für falsch zu erklären, nachdem dieses Prog-ramm von den zuständigen Parteigremien verab-schiedet wurde. So ist es beispielsweise einem Mus-lim, der sich den Grünen angeschlossen hat, nichtgestattet, Schwulen- und Lesbentum abzulehnenoder die Homosexuellenehe zwischen zwei Männern

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oder zwei Frauen anzuprangern, sobald dass Par-teiprogramm der Grünen vorsieht, Eheschließungenzwischen sexuell Abnormen gesetzlich zu erlauben.Vielmehr muss er diesen Teil des Wahlprogrammsin gleicher Weise vertreten wie die anderen. Sollte ernach seiner Meinung bezüglich Schwulen- und Les-bentum und der gesetzlichen Erlaubnis von gle-ichgeschlechtlichen Ehen während einer Wahlver-anstaltung seiner Partei gefragt werden, so hat er diebindende Parteimeinung zu vertreten und sie auchgutzuheißen. Dies trifft auf jeden Teil und Absatz desParteiprogramms zu, nachdem es von der Partei mitStimmenmehrheit angenommen wurde. Genausowenig darf er der erklärten Parteipolitik widerspre-chen, auch wenn sie ungerecht sein sollte und sichgegen die Muslime und ihre Interessen wendet. AlsBeispiel sei hier der Fall eines Muslims dargelegt, derMitglied der FDP in Deutschland war und nicht etwader Parteipolitik bezüglich des zionistischen Gebildesin Palästina widersprach, sondern sich lediglich er-laubte, Sharon und seine Vorgehensweise gegen diePalästinenser zu kritisieren. Für ihn war dann keinPlatz mehr in der Partei, die sich in arroganter Ma-nier als Hüterin von Freiheit und Demokratie auf-spielt.Gibt es etwas Schlimmeres für einen Muslim als einBotschafter für Unglauben, Sünd- und Frevelhaftig-keit zu sein? Gibt es etwas Schlimmeres für ihn, als

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das zu rechtfertigen, was Allah, sein erhabenerSchöpfer, in der göttlichen Offenbarung unmissver-ständlich verurteilt und der Prophet (s.) in seinen Ha-dithen eindeutig verboten hat? Ist die Sündhaftigkeitder Mitgliedschaft in politischen Parteien im Westenüberhaupt eine Frage, über die sich unter Muslimenein Disput ergeben darf? Im Grunde ist der Fall soklar, dass er über jeden Disput erhaben ist.Es ist überaus verwunderlich, dass sich manche Mus-lime in solch anmaßender Weise über die GesetzeAllahs hinwegsetzen können und dem Muslim mitbeispielloser Kaltschnäuzigkeit erlauben, es ihmsogar verpflichtend vorschreiben, in diesen Parteiendes Unglaubens mitzuwirken. Wir fragen sie, aufwelche Beweisführung aus dem Buch Allahs und derSunna Seines Propheten (s.) sie sich in ihrer Behaup-tung gestützt haben, dass sie den Menschen erlau-ben, ja sogar vorschreiben, in diesen Kufr-Parteienmitzuwirken, trotz aller fundamentalen, islamrecht-lichen Übertretungen, die sie dabei begehen? Wastun sie mit Hunderten von Offenbarungstexten, diedem Muslim verbieten, sich an den Unglauben unddas Sündhafte zu binden sowie dazu aufzurufen oderdaran mitzuwirken, ihm vielmehr vorschreiben, demUnglauben und dem Sündhaften in all ihren Artenund Erscheinungsformen entschieden entgegen-zutreten?Der Muslim, der in den politischen westlichen Par-

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teien mitwirken will, steht vor zwei Alternativen: Ent-weder tritt er ihnen bei und ist von der Richtigkeitihrer Ideen überzeugt und nimmt sie - an, so ist dasgeringste Urteil in seinem Fall, dass er ein klarer Fa-siq ist, ein offenkundiger Frevler also, wenn er nichtschon zum Kafir, zum Ungläubigen, geworden ist -,oder er beabsichtigt damit die westlichen Menschenzu täuschen, um den Muslimen einige Interessen zuerfüllen, indem er vorgibt, an das Gedankengut derPartei zu glauben, es aber innerlich ablehnt. Dies istaber die Methode von Lügnern und Heuchlern undislamisch offenkundig verboten - eine Vorgehenswei-se über die jeder Muslim erhaben sein sollte. Wiekann der Muslim das richtige Bild des Islam vor west-lichen Menschen darlegen, wenn er ihnen bereits inden Fundamenten etwas vorgaukelt?

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Die Regierungsbeteiligung

Regierung bedeutet Herrschaft und Machtausübung.Regent ist derjenige, der die Herrschaft übernimmtund die Gesetze anwendet. Die Regierung ist derHerrschaftsapparat, der die Geschicke des Landesleitet. In der �Encarta-Enzyklopädie� heißt es zumStichwort �Regierung�: " [...] die Staatsorgane (Perso-nen und Institutionen), die innerhalb eines politis-chen Gemeinwesens die leitende und lenkende Fun-ktion ausüben. [...] Im modernen Verfassungsstaatsteht die Regierung an der Spitze der Exekutive undsetzt sich in der Regel aus dem Regierungschef [...]und den Ministern zusammen. [...]�

Im politischen Lexikon steht: "Die Regierung [...] istdie Gesamtheit jener Personen, die die politischeMacht ausüben, demzufolge legen sie die politischeAusrichtung einer Gesellschaft fest.�Im "Dictionnaire de Philosophie" von J. Russ heißtes: "Regierung ist:

a) die Ausübung der politischen Macht in ei-nem Land

b) die Gesamtheit der Institutionen und Kör-perschaften, durch die in einem Staat die (legislative,exekutive und judikative) Gewalt ausgeübt wird.

c) im engeren Sinne nach der Definition unter

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b) ist es die legislative Gewalt. Eine Struktur, welchedie Führung des Staates und den Vollzug der Gesetzeübernimmt.�Demzufolge bedeutet Regieren Entscheidungs- undVollzugsgewalt, wobei die Regierung jene Strukturverkörpert, die in einem Staat die Angelegenheitenleitet und die Gesetze vollzieht.Mit der Regierungsbeteiligung in einem westlichenLand ist somit gemeint, eine Entscheidungsbefugnisin einer Regierung zu übernehmen, indem man bei-spielsweise ein Ministeramt übernimmt.

Jede Regierung auf dieser Welt basiert auf derGrundlage der Staatsverfassung, vollzieht die vorlie-genden Gesetze und wacht über Verfassung und Ge-setzbuch. Auch die Regierungen in westlichen Län-dern gründen auf dem Fundament ihrer jeweiligenStaatsverfassung, vollziehen die darin enthaltenenGesetze und wachen auch über Verfassung und Ge-setz.Wer die westlichen Verfassungen und Gesetze unter-sucht, wird zweifellos erkennen, dass es sich um Ver-fassungen und Gesetze des Unglaubens handelt.Denn Verfassung und Grundgesetz sind die Funda-mente, die Rechte und Pflichten des Individuumsund der Gemeinschaft festlegen, seien diese wirt-schaftlicher, gesellschaftlicher oder politischer Natur.Sie legen die Herrschaftsstrukturen und ihre Zu-

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ständigkeiten fest. Die Gesetze hingegen sind diedetaillierten Rechtsnormen zur Regelung der Rechteund Pflichten, die in der Verfassung verankert sind,wie die Regelung der Eigentumsverhältnisse, derLohnpolitik, der Strafgesetze und weitere Ausführun-gen, um die Verfassungsgesetze zu vollziehen undihre Grundlagen zu schützen. In den westlichen Län-dern gründen Verfassung und Gesetze nicht auf demBuch Allahs und der Sunna seines Gesandten (s.). Siefundieren also nicht auf den Grundlagen des Islamund seiner Gesetzgebung. Obendrein widersprechensie dem Islam diametral. Westliche Verfassungenund Gesetze gründen auf dem Überzeugungsfunda-ment der Trennung von Religion und Leben, sie er-heben das Volk zum Souverän, zur Quelle der Ge-setzgebung an die Stelle Gottes. Verfassung und Ge-setz im Islam hingegen gründen auf dem islami-schen Überzeugungsfundament, das allein Gott dasRecht der Gesetzgebung zuspricht und nicht denMenschen. Sie erhebt die Offenbarung Gottes alsRichter über die Menschen in allen Lebensbereichen.Was man an Ähnlichkeiten in einigen Gesetzen vor-findet, wie die Erlaubnis zu Privatbesitz und die Wahldes Regenten und seine Überprüfung, so ist das aufeine bloße Übereinstimmung in einigen Mechanis-men zurückzuführen, trotz des deutlichen Unter-schieds in den Fundamenten, aus denen die Gesetzehervorgehen.

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Der Muslim, der sich an irgendeiner Regierung inwestlichen Ländern beteiligen möchte, indem er bei-spielsweise ein Ministeramt übernimmt, ist ver-pflichtet, Staatsverfassung und Gesetze einzuhalten.Er hat kein Recht dazu, die Gesetze nach eigenemErmessen anzuwenden oder Verfassung und ge-wachsene Verhaltensnormen in diesem Land zuübergehen. Vielmehr muss er diese Gesetze nachKräften verteidigen und über ihren Vollzug wachen.Mit anderen Worten muss der Muslim, der sich ander Regierung in einem westlichen Land beteiligt,das Rechtssystem des Unglaubens durchführen undüber die Einhaltung von Verfassung und Gesetzendes Unglaubens wachen. Und diese Tat ist zweifel-sohne verboten. Unzählige Offenbarungstexte habendieses Verbot dargelegt. So hat Allah, der Erhabene,beispielsweise gesagt:

""UUnndd wweerr nniicchhtt nnaacchh ddeemm rriicchhtteett,, wwaass AAllllaahh hheerraabbggee-ssaannddtt hhaatt,, ssoo ssiinndd ddiieess wwaahhrrlliicchh ddiiee UUnnggllääuubbiiggeenn!!""(Sura Al-Maida 5, Aya 44). Auch hat Er gesagt:

""UUnndd wweerr nniicchhtt nnaacchh ddeemm rriicchhtteett,, wwaass AAllllaahh hheerraabbggee-ssaannddtt hhaatt,, ssoo ssiinndd ddiieess wwaahhrrlliicchh ddiiee UUnnggeerreecchhtteenn!!""

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(Al-Maida 5, Aya 45). Weiter hat Er gesagt:

""UUnndd wweerr nniicchhtt nnaacchh ddeemm rriicchhtteett,, wwaass AAllllaahh hheerraabbggee-ssaannddtt hhaatt,, ssoo ssiinndd ddiieess wwaahhrrlliicchh ddiiee FFrreevvlleerr!!"" (Al-Maida 5, Aya 47)

Das Wort "yahkum" (richtet) in diesen Ayat umfasstjeden, der die Befugnis und Macht besitzt, eine Ange-legenheit zu entscheiden und durchzuführen, sei esnun das Staatsoberhaupt, der Ministerpräsident, derBundeskanzler oder einer ihrer Vertreter, ein Minis-ter oder jemand, der seine Verfügungsmacht von ih-nen bezieht. Jeder also, der die Befugnis hat, Dingezu entscheiden und durchzuführen, fällt unter dasWort "richten" in diesen und anderen Ayat. Wer nuneine Angelegenheit auf eine Weise entscheidet unddurchführt, die Allah nicht erlaubt hat, so "richtet" ernicht nach dem, was Allah herabgesandt hat, egal, obes aus Wissen oder Unwissen erfolgt, ob er nun nacheiner Entschuldigung sucht oder aus Einsicht undÜberzeugung etwas anderes anstrebt als das GesetzAllahs. Dies trifft auf den eigentlichen Regenten zusowie auf jene Personen, die durch ihn zum Regierenbevollmächtigt wurden. Sie alle richten nach etwasanderem als das, was Allah herabgesandt hat. Sierichten nach den Gesetzen des Unglaubens und sei-

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nen Systemen. Die angeführten Ayat treffen auf siealle zu, auch wenn das sie betreffende Rechtsurteilim Konkreten variiert: Wer aus Unwissenheit nichtnach dem richtet, was Allah herabgesandt hat, denRechtsspruch dann erfährt und an den Gesetzen desUnglaubens trotzdem festhält, ist offenkundig sünd-haft. Wer absichtlich nach anderen Gesetzen als nachdenen Allahs regiert, fällt ausschließlich unter zweiMöglichkeiten: Entweder ist er zum Kafir, zum Un-gläubigen geworden, der sich vom Islam abgekehrthat, wenn sich zur Absicht noch die Überzeugungvon der Richtigkeit seines Handelns und der Un-richtigkeit des Islam hinzugesellt hat, oder er ist einungerechter, offenkundiger Frevler, wenn er nochvon der Richtigkeit des Islam und seiner Gesetz-gebung überzeugt ist. Allah, der Erhabene, sagt:

""UUnndd rriicchhttee uunntteerr iihhnneenn nnaacchh ddeemm,, wwaass AAllllaahh hheerr-aabbggeessaannddtt hhaatt,, uunndd ffoollggee iihhrreenn LLeeiiddeennsscchhaafftteenn nniicchhtt,,uunndd nniimmmm ddiicchh iinn AAcchhtt vvoorr iihhnneenn,, ddaassss ssiiee ddiicchh nniicchhttvvoonn eeiinniiggeemm aabbbbrriinnggeenn,, wwaass AAllllaahh zzuu ddiirr hheerraabbggee-ssaannddtt hhaatt.."" (Sura Al-Maida 5, Aya 49)

Dies ist ein zwingender Befehl von Allah, dem Er-habenen, an Seinen Gesandten und an die Muslime

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nach ihm - allen voran ihre Regenten -, dass es eineabsolute Pflicht ist, nach den Gesetzen Allahs zu rich-ten, seien es Ge- oder Verbote. Er verbietet ihnen, denLeidenschaften zu folgen, und warnt sie davor, auchnur einen Teil dessen, was Allah herabgesandt hat,aufzugeben. Demzufolge ist derjenige, der sich ander Regierung in einem westlichen Land beteiligtund sich somit vom zwingenden Gebot Gottes, nachseiner Offenbarung zu richten, abwendet, ein fehlge-leiteter Diener seiner eigenen Leidenschaften.Der Quran hat die absolute Souveränität des göttli-chen Rechts besonders hervorgehoben, als er jenen,die dieses Recht nicht zum absoluten Richter und be-stimmenden Faktor in allen zwischenmenschlichenBeziehungen erheben, sogar den Glauben absprach.So sagt der Erhabene:

""BBeeii ddeeiinneemm HHeerrrrnn,, ssiiee ssiinndd nniicchhtt eehheerr ggllääuubbiigg,, bbiissssiiee ddiicchh ((MMuuhhaammmmaadd)) iinn aalllleemm zzuumm RRiicchhtteerr eerrhheebbeenn,,wwaass uunntteerr iihhnneenn ssttrriittttiigg iisstt"",, dem nicht genug, hat Erdarüber hinaus noch die vollständige Hingabe an dasgöttliche Gesetz, ohne dass im Inneren noch einZweifel bestehen bleibt, zur Bedingung erklärt:

""ssiiee ssooddaannnn iinn iihhrreemm HHeerrzzeenn kkeeiinneenn ZZwweeiiffeell mmeehhrrhheeggeenn uunndd ssiicchh ((ddeeiinneemm SScchhiieeddsssspprruucchh)) vvoolllleennddss

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hhiinnggeebbeenn!!"" (Sura Al-Nisa 4, Aya 65) Als Einforderungdes Vollzugs des göttlichen Rechts und der Abkehrvon allen anderen Rechtssystemen ist diese Formu-lierung nicht mehr zu überbieten. Allah, der Erha-bene, sagt:

""DDiiee EEnnttsscchheeiidduunngg oobblliieeggtt aalllleeiinn AAllllaahh,, EErr hhaatt bbeeffoohhll-eenn,, ddaassss iihhrr nniieemmaannddeenn aann SSeeiinneerr SSttaatttt aannbbeetteett,, ddiieessiisstt ddeerr aauuffrreecchhttee GGllaauubbee,, ddoocchh ddiiee mmeeiisstteenn MMeennsscchheennwwiisssseenn eess nniicchhtt!!"" (Sura Yusuf 12, Aya 40). Auch sagtEr:

""HHaasstt dduu nniicchhtt jjeennee ggeesseehheenn,, ddiiee bbeehhaauupptteenn,, aann ddaasszzuu ggllaauubbeenn,, wwaass zzuu ddiirr hheerraabbggeessaannddtt wwuurrddee uunndd aannddaass,, wwaass vvoorr ddiirr hheerraabbggeessaannddtt wwuurrddee,, ddeennnnoocchh wwoolllleennssiiee ddiiee GGööttzzeenn zzuumm RRiicchhtteerr hheerraannzziieehheenn,, wwoo iihhnneennddoocchh bbeeffoohhlleenn wwuurrddee,, nniicchhtt aann ssiiee zzuu ggllaauubbeenn,, wwaahhrr-lliicchh wwiillll ddeerr TTeeuuffeell ssiiee wweeiitt iinn ddiiee IIrrrree ffüühhrreenn!!"" (SuraAl-Nisa 4, Aya 60)In dieser Aya verurteilt Allah (t.) jene, die behaupten,an das Buch (Quran) und die Sunna und die früheren

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Bücher zu glauben, und dennoch das Rechtsurteil beiden Götzen suchen. Die Systeme des Unglaubens inden westlichen Ländern gehören zweifellos zum"Götzen", mehr noch, sie stellen die Verkörperungdes Götzen dar. Der Muslim sollte grundsätzlich dieRegentschaft der Systeme des Unglaubens ablehnenund nicht an sie glauben, um die Forderung dieserAya zu erfüllen. Wie verhält es sich dann mit jeman-dem, der über die Akzeptanz der Regentschaft hin-ausgeht, um selbst Regent im System des Unglau-bens zu werden?Die Muslime in westlichen Ländern sind nicht dieersten, denen man die Teilnaheme an Systemen desKufr ermöglicht hat. Sie sind auch nicht die ersten,die dazu Stellung beziehen mussten. In der Sira (Le-bensweg) des Propheten (s.) ist der Regierungsbetei-ligung ebenfalls widersprochen worden, als der Pro-phet (s.) in einer berühmten Geschichte dieses An-gebot ablehnte. Weder hat er Interesse noch Nutzengelten lassen. Von Ibn Abbas wird berichtet, dassUtba und Shaiba Ibn Rabi'a, Abu Sufian Ibn Harb,Abu Al-Buchturi, Al-Walid Ibn Al-Mughirah, AbuJahl Ibn Hisham, Abdullah Ibn Abi Umayya, UmayyaIbn Khalaf und Al-�As Ibn Wa'il sich nach Sonnen-untergang am Rande der Kaaba versammelten. Siesagten zueinander: "Ruft nach Muhammad, sprechtzu ihm und disputiert mit ihm, bis man euch dies-bezüglich keinen Vorwurf mehr machen kann!" Und

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so schickten sie nach ihm mit der Nachricht, dass dieEdlen seines Stammes sich versammelt hätten, ummit ihm zu sprechen. Der Gesandte, der großen Wertauf sie legte, ihre Rechtleitung suchte und schwerunter ihrer ablehnenden Haltung litt, kam zu ihnenin der Hoffnung, sie hätten zu sei-ner Angelegenheit(den Islam) eine neue Meinung eingenommen. Alser sich zu ihnen setzte, sagten sie: "O Muhammad,wir haben dich gerufen, um in deinem Fall nichtsunversucht zu lassen. Tatsächlich kennen wir nie-manden unter den Arabern, der so viel Unheil überseinen Stamm gebracht hätte wie du. Du hast unsereVäter beschimpft, unseren Glauben angeprangert,unsere Träume ins Lächerliche gezogen, die Götterbeschimpft und die Gemeinschaft zerrüttet. Es gibtnichts Unschönes mehr, was du nicht getan undzwischen uns gebracht hättest. Wenn du mit diesenAussagen gekommen bist, weil du Geld möchtest,dann sammeln wir dir von unseren Geldern so viel,bis du der reichste von uns wirst. Wenn es Würdeund Hochstellung ist, was du möchtest, dann ma-chen wir dich zu unserem Herrn. WWeennnn dduu eeiinn KKöö-nniiggrreeiicchh bbeeggeehhrrsstt,, ddaannnn mmaacchheenn wwiirr ddiicchh zzuu uunnsseerreemmKKöönniigg. Wenn es ein Geist ist, von dem du glaubst,dass er sich deiner bemächtigt hat und dir das ein-flüstert - vielleicht ist es so -, dann zahlen wir vonunseren Geldern, was für eine medizinische Behand-lung nötig ist, bis wir dich davon befreien, oder nichts

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unversucht lassen!" Der Gesandte Allahs (s.) antwor-tete:

""NNiicchhttss vvoonn ddeemm,, wwaass iihhrr ssaaggtt,, ttrriifffftt aauuff mmiicchh zzuu.. IIcchhssttrreebbee mmiitt ddeemm,, wwaass iicchh eeuucchh vveerrkküünnddee,, wweeddeerr nnaacchheeuurreenn GGeellddeerrnn,, nnoocchh bbeeggeehhrree iicchh WWüürrddee ooddeerr eeiinnKKöönniiggrreeiicchh.. AAllllaahh hhaatt mmiicchh vviieellmmeehhrr aallss GGeessaannddtteerr zzuueeuucchh ggeesscchhiicckktt,, EErr hhaatt eeiinn BBuucchh zzuu mmiirr hheerraabbggeessaannddttuunndd mmiirr bbeeffoohhlleenn,, eeuucchh eeiinn FFrroohhbboottsscchhaafftteerr uunnddWWaarrnneerr zzuu sseeiinn.. IIcchh hhaabbee eeuucchh ddiiee BBoottsscchhaafftt mmeeiinneessHHeerrrrnn vveerrkküünnddeett uunndd eeuucchh eeiinneenn gguutteenn RRaatt ggeeggeebbeenn..WWeennnn iihhrr ddaass,, wwaass iicchh eeuucchh ggeebbrraacchhtt hhaabbee,, aannnneehhmmtt,,ssoo iisstt ddaass eeuueerr GGeewwiinnnn iimm DDiieesssseeiittss uunndd JJeennsseeiittss..WWeennnn iihhrr eess jjeeddoocchh aabblleehhnntt,, ddaannnn ggeedduullddee iicchh mmiicchhuumm AAllllaahhss WWiilllleenn,, bbiiss EErr zzwwiisscchheenn mmiirr uunndd eeuucchh eenntt-sscchhiieeddeenn hhaatt!!"". Im vorliegenden Disput ist dies eineklare Aussage. Trotz der großen Vorteile, die das Kö-nigtum, also die gesamte Herrschaft, vor allem denschwachen Muslimen in Mekka gebracht hätte, hatder Prophet (s.) es entschieden abgelehnt - geschwei-

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ge denn, es hätte sich nur um eine Beteiligung aneiner Kufr-Regierung gehandelt. Da für uns als Mus-lime gilt, dem Beispiel des Propheten zu folgen, ist esunsere Pflicht, auch in diesem Fall, seinen Stand-punkt einzunehmen, insbesondere, da die Situationder Muslime in Mekka ihrer Situation heute in denwestlichen Ländern ähnelt. In beiden Fällen stellensie eine Minderheit dar unter einer Mehrheit vonNichtmuslimen.Zusammenfassend kann gesagt werden, dass dieseund andere Textstellen, die hier nicht weiter ausge-führt werden können, eindeutig belegen, dass das Re-gieren nach etwas anderem als der OffenbarungAllahs verboten ist. Ebenso ist es verboten, sich anden Kufr-Regierungen in westlichen Ländern zu be-teiligen. Wir haben die Offenbarungstexte untersuchtund keinen einzigen Beleg oder Scheinbeleg gefun-den, der die Beteiligung an Kufr-Regierungen inwestlichen Ländern erlauben und den Befürworterneine Argumentationsgrundlage liefern würde - diesnatürlich unter der Voraussetzung, dass man dieseTexte innerhalb des anerkannten juristischen undsprachlichen Regelwerks untersucht und ihnen keinewillkürliche Interpretation aufzwingt, die so nichtenthalten ist.

!!!

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Die Mitgliedschaft im Parlament

Das Parlament, auch Bundestag oder Abgeordneten-haus genannt, ist die gesetzgebende Institution imdemokrati-schen System. Sie stellt die legislative Ge-walt dar, die vom Volk gewählt wird. (Siehe "EncartaEnzyklopädie", auch "Das politische Lexikon" S. 747bis 757)Der gewählte Abgeordnete im westlichen Parlament -abgesehen von der Regierungsform in diesem Staat -hat folgende Hauptaufgaben zu erfüllen: Kontrolleder Regierungsarbeit, Verabschiedung der Gesetze,der Regierung das Vertrauen aussprechen oder ent-ziehen, Ratifizierung der Projekte und Verträge. (Sie-he vorstehende Quellen)Meistens versucht man das Parlament im Westenmit dem sogenannten Umma- oder Shura-Rat im is-lamischen Staat (Kalifat) unter dem Gesichtspunktzu vergleichen, dass es sich in beiden Fällen um eineVolksvertretung handelt. Damit versucht man, denbestehenden Parlamenten eine islamische Legitima-tion zu verschaffen, obwohl es in der Art der Tätig-keiten fundamentale Unterschiede gibt. Die Tätigkeitdes Umma-Rates im islamischen Staat besteht darin,den Kalifen zu beraten, Gesetze und Rechtssprüche,die der Kalif bindend machen will, zu diskutieren,

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Regierungspersonen zur Rechenschaft zu ziehen,ihnen das Missfallen auszusprechen. Darüber hinaushaben die Muslime unter den Abgeordneten dasRecht, die Kandidaten für das Kalifat einzugrenzen.Der Unterschied zwischen der Tätigkeit des west-lichen Parlaments und des islamischen Umma-Rateswird deutlich, wenn man die Tätigkeiten des Par-laments vom islamrechtlichen Gesichtspunkt ausbetrachtet.

EErrssttee TTäättiiggkkeeiitt:: KKoonnttrroollllee ddeerr RReeggiieerruunnggssaarrbbeeiitt

Das "Zur-Rechenschaft-Ziehen" der Regierungsper-sonen, ihre Kontrolle also, ist islamrechtlich nichtnur erlaubt, sondern Pflicht. Es fällt unter das Gebotdes "Amr bil Ma'ruf" und des "Nahy an al-Munkar",des Gebietens des Rechtens und des Anprangernsdes Unrechts. Allah, der Erhabene, hat für dieseTätigkeit reichlichen Lohn versprochen. Von TariqIbn Shihab wird berichtet, dass ein Mann den Pro-pheten (s.) fragte: "Welcher Jihad ist der beste?" Erantwortete:

""EEiinn ggeerreecchhtteess WWoorrtt zzuu eeiinneemm uunnggeerreecchhtteenn HHeerrrr-sscchheerr!!"" (überliefert von An-Nassa'i). Diese Kontroll-funktion muss jedoch auf der Basis des Islam undseiner Gesetzgebung erfolgen. Es ist deswegen nicht

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zulässig, den Herrscher auf der Grundlage vonIdeen, Gesetzen oder Verfassungen des Unglaubenszur Verantwortung zu ziehen. Denn dieser Vorgangerfordert, einiges zu gebieten und anderes anzupran-gern. So wird von der Person, die man zur Rechen-schaft zieht, verlangt, die Art, wie sie die Angelegen-heiten der Menschen betreut, aufzugeben und einenanderen Weg dabei einzuschlagen, den man fürbesser hält. Es darf jedoch kein Gebieten oderVerbieten außer auf der Grundlage des islamischenRechts erfolgen.Die Kontrolle der Arbeit von Regierungspersonen inwestlichen Ländern seitens der Parlamentsabge-ordneten erfolgt jedoch auf der Grundlage westlicherIdeen der Säkularisation und des Kapitalismus undgemäß den existierenden Verfassungen und Geset-zen in diesen Ländern. Der muslimische Abgeordne-te in den westlichen Parlamenten kommt nicht um-hin, seine Kontroll- und Überwachungstätigkeitebenfalls auf dieser Grundlage zu vollziehen - eineTätigkeit, die jedoch nicht erlaubt ist, weil sie nichtauf dem islamischen Fundament gründet. Wenn esvorstellbar ist, dass in den sogenannten Parlamentender islamischen Welt die Kontrolltätigkeit nach isla-mischen Gesichtspunkten erfolgen kann, da die Ver-fassungen in diesen Ländern pro forma Paragraphenenthalten, welche die islamische Rechtslehre zu einermöglichen Gesetzesquelle erklären, so wäre dieser

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Vorgang innerhalb westlicher Parlamentshallen gän-zlich undenkbar.

ZZwweeiittee TTäättiiggkkeeiitt:: DDiiee GGeesseettzzggeebbuunngg

Im Islam obliegt die Gesetzgebung ausschließlichAllah, da die Souveränität auf das göttliche Gesetz be-schränkt ist. Wenn der Kalif im islamischen StaatGesetze erlässt, so ist er verpflichtet, sie von den isla-mischen Rechtssprüchen abzuleiten, sofern es sichum rechtliche Aspekte handelt. Handelt es sich umden Bereich, in dem der Kalif berechtigt ist, nach ei-genem Ermessen und Sachverständnis zu entschei-den, so muss er auch diese Entscheidungen in Über-einstimmung mit den Rechtssprüchen des Islam fäl-len. Im Westen jedoch ist der Souverän das Volk, ihmobliegt die Gesetzgebung. Das Volk übt dieses Rechtüber die gewählten Parlamente aus, welche dieGesetze beschließen und verabschieden, damit siewirksam werden. Die Verabschiedung der Gesetzeerfolgt gemäß der Staatsverfassung im Rahmen derbestehenden Gesetze. Wenn der muslimische Parla-mentsabgeordnete an der Verabschiedung von Ge-setzen teilnimmt, so tut er dies - wie jeder andere Ab-geordnete auch - in seiner Eigenschaft als befugterGesetzgeber gemäß der Verfassung und den Ge-setzen des Unglaubens. Und genau dies wurde imfolgenden Quranvers eindeutig verboten, als Allah

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die Anhänger früherer Offenbarungen (Juden undChristen) anprangerte:

""SSiiee ((ddiiee JJuuddeenn uunndd CChhrriisstteenn)) nnaahhmmeenn iihhrree GGeelleehhrr-tteenn uunndd MMöönncchhee aallss HHeerrrreenn aannsstteellllee AAllllaahhss"" (Al-Tauba 9, Aya31). Al-Tirmithi und Al-Baihaqi überlie-fern von Adiyy Ibn Hatim dass er sagte: "Ich kamzum Propheten (s.), als er in Sura Al-Tauba (folgendeVerse) las:

""SSiiee ((JJuuddeenn uunndd CChhrriisstteenn)) nnaahhmmeenn iihhrree GGeelleehhrrtteennuunndd MMöönncchhee aallss HHeerrrreenn aannsstteellllee AAllllaahhss"".. Dann sagteer:

""SSiiee hhaabbeenn ssiiee nniicchhtt aannggeebbeetteett.. WWeennnn ssiiee iihhnneenn jjee-ddoocchh eettwwaass eerrllaauubbtt hhaabbeenn,, ssoo hhaabbeenn ssiiee eess ffüürr eerrllaauubbtteerr-kklläärrtt,, uunndd wweennnn ssiiee iihhnneenn eettwwaass vveerrbbootteenn hhaabbeenn,,ddaannnn hhaabbeenn ssiiee eess ffüürr vveerrbbootteenn eerrkklläärrtt!!""

Darüber hinaus bedeutet das Erlassen von Gesetzengemäß den Verfassungen des Kufr, dass man eineandere Gesetzgebung wählt als die Allahs. Esbedeutet, dass man sich von Quran und Sunna los-sagt, was islamrechtlich verboten ist. Allah, der

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Erhabene, sagt:

""IIhhrr,, ddiiee iihhrr ggllaauubbtt!! GGeehhoorrcchhtt AAllllaahh uunndd ggeehhoorrcchhttddeemm GGeessaannddtteenn uunndd jjeenneenn,, ddiiee uunntteerr eeuucchh ddiieeBBeeffeehhllssggeewwaalltt iinnnnee hhaabbeenn.. WWeennnn iihhrr iinn eeiinneerr SSaacchheessttrriittttiigg sseeiidd,, ssoo ffüühhrrtt ssiiee zzuu AAllllaahh uunndd ddeemm GGeessaannddtteennzzuurrüücckk,, wweennnn iihhrr aann AAllllaahh uunndd aann ddeenn JJüünnggsstteenn TTaaggggllaauubbtt.. DDiieess iisstt bbeesssseerr uunndd nniimmmmtt ddeenn bbeesstteennAAuussggaanngg!!"" (Al-Nisa' 4, Aya 59) Auch sagt Er:

""BBeeii ddeeiinneemm HHeerrrrnn,, ssiiee wweerrddeenn nniicchhtt eehheerr ggllääuubbiiggsseeiinn,, bbiiss ssiiee ddiicchh ((MMuuhhaammmmaadd)) zzuumm RRiicchhtteerr iinn aalllleemmeerrhheebbeenn,, wwaass uunntteerr iihhnneenn ssttrriittttiigg iisstt,, ssiiee ssooddaannnn iinniihhrreemm HHeerrzzeenn kkeeiinneenn ZZwweeiiffeell mmeehhrr hheeggeenn uunndd ssiicchhvvoolllleennddss ((ddeeiinneemm SScchhiieeddsssspprruucchh)) hhiinnggeebbeenn!!"" (Al-Nisa' 4, Aya 65)

DDrriittttee TTäättiiggkkeeiitt:: DDeerr RReeggiieerruunngg ddaass VVeerrttrraauueennaauusssspprreecchheenn,, ddiiee WWaahhll ddeess PPrräässiiddeenntteenn,, ddiiee RRaattiiffii-zziieerruunngg vvoonn PPrroojjeekktteenn uunndd VVeerrttrrääggeenn

Regierungen in westlichen Ländern sind gemäß den

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demokratischen Systemen offiziell erst dann hand-lungsfähig, wenn ihnen nach ihrer Bildung seitensdes Parlaments das Vertrauen ausgesprochen wor-den ist. Wenn das Parlament oder der Bundestag mitStimmenmehrheit der Regierungskonstellation zus-timmt, ist die Regierung von Rechts wegen im Amtund kann ihre Arbeit angehen. In ähnlicher Weisestellt es sich auch für den Bundespräsidenten dar, derin einigen westlichen Ländern vom Parlamentgewählt wird. Genauso können auch einige Verträgeerst dann gesetzlich in Kraft treten bzw. Projektedurchgeführt werden, wenn im Parlament darüberabgestimmt wurde. Es ist klar, dass Regierung undBundespräsident ihre Tätigkeiten gemäß Verfassungund Gesetz auszuüben haben, genauso werden auchProjekte und Verträge gemäß Verfassung und Gesetzratifiziert. Der muslimische Abgeordnete, der einerRegierung das Vertrauen ausspricht, einemPräsidentschaftskandidaten seine Stimme gibt, einProjekt oder einen Vertrag ratifiziert, spricht einerRegierung das Vertrauen aus, die nach den Systemendes Unglaubens regiert, er wählt einen Präsidenten,der nach den Gesetzen des Unglaubens handelt, undratifiziert Projekte oder Verträge, die dem Islamwidersprechen, da sie sich auf bestehende Ver-fassung und Gesetze stützen. All diese Tätigkeitensind verboten, denn sie bedeuten die Bevollmäch-tigung zum Vollzug einer verbotenen Handlung und

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die Anerkennung und Akzeptanz des Unglaubens.Der Erhabene sagt:

""SSttrreebbeenn ssiiee ddeenn RReecchhttsssspprruucchh ((HHuukkmm)) ddeerrUUnnwwiisssseennhheeiitt ((JJaahhiilliiyyyyaa)) aann,, wwaass iisstt jjeeddoocchh bbeesssseerr aallssddeerr RReecchhttsssspprruucchh AAllllaahhss ffüürr eeiinn VVoollkk mmiittEErrkkeennnnttnniiss??"" (Al-Maida 5, Aya 50) Bei Muslim wirdvon Um Salama überliefert, dass der Gesandte Allah(s.) sagte:

""EEss wweerrddeenn HHeerrrrsscchheerr kkoommmmeenn,, vvoonn ddeenneenn iihhrr rreecchhtteeuunndd uunnrreecchhttee TTaatteenn eerrffaahhrreenn wweerrddeett.. WWeerr ((ddaassUUnnrreecchhtt)) eerrkkeennnntt ((eess vveerräännddeerrtt ooddeerr aannpprraannggeerrtt)),, ddeerriisstt ffrreeii vvoonn SScchhuulldd.. WWeerr ((ddaass UUnnrreecchhtt)) vveerraabbsscchheeuutt,,iisstt ggeerreetttteett.. WWeehhee ddeemm aabbeerr,, ddeerr ((ddaass UUnnrreecchhtt)) aakkzzeepp-ttiieerrtt uunndd bbeeffoollggtt!!"" Gibt es denn eine größereAkzeptanz und Befolgung des Unrechts, als einerRegierung, die nicht nach dem regiert, was Allahherabgesandt hat, das Vertrauen auszusprechen, ihreProjekte, Verträge und sämtliche anderen Tätigkeitenzu ratifizieren und zu billigen?

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Die Mitgliedschaft im Gemeinderat

Der Gemeinderat besteht aus den Vertretern einerStadt- oder Ortsgemeinde und ist für ihre gemein-schaftlichen Anlagen zuständig. Der Gemeinderatverfügt über eine relative Unabhängigkeit bei derBetreuung seiner Ortsangelegenheiten. (Siehe"Lexikon der Politik" S. 163-171). Die meisten Tätig-keiten des Gemeinderats sind admi-nistrativer Natur.Einige davon fallen jedoch in den Bereich desRegierens, wofür selbstverständlich die gleichenAusführungen gelten. Bei genauer Untersuchungdes Gemeinderats und seiner Tätigkeiten zeigt sich,dass er viele islamrechtlich erlaubte Tätigkeitendurchführt. In zwei Bereichen jedoch, die untrenn-bar mit ihm verbunden sind, führt er zweifellos ver-botene Tätigkeiten aus. Und dies sind:

Der Gemeinderat gehört zu den westlichenSystemen, die in gewissen Angelegenheiten beiEntscheidung und Vollzug eine Unabhängigkeitgenießen. Entscheidungen in Bürgerangelegenhei-ten gehören aber, wie bereits erwähnt, zum Bereichdes Regierens. Der Gemeinderat führt demzufolgeauf lokaler Ebene auch einige Tätigkeiten desRegierens aus. Dazu gehört beispielsweise dieFestlegung der Gemeindesteuer.

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Der Gemeinderat legt auch Zinsverträge fest. Ererteilt Genehmigungen für Prostitutions- undGlücksspiellokale, schließt verbotene Heiratsverträgeab und hält viele Erscheinungsformen derSündhaftigkeit und Verderbtheit in den westlichenGesellschaften aufrecht. Auch andere Tätigkeiten, dieder Islam verbietet, werden vom Gemeinderat vollzo-gen.

Der Muslim, der eine Mitgliedschaft oder einenVorsitz im Gemeinderat anstrebt, hat nicht die ger-ingste Möglichkeit, der Aufrechterhaltung desUnrechts und der sicheren Versündigung auszuwe-ichen. Denn er kann seine Tätigkeit nicht auf die reinadministrativen Angelegenheiten beschränken.Vielmehr zwingt ihn die Natur seinerGemeinderatstätigkeit dazu, auch erklärt verboteneDinge zu tun.

!!!

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Die Teilnahme an den Wahlen

Die Wahl ist eine Art der Vollmachtsübertragung. Sieist eine Vorgangsweise, um jene Personen zu ermit-teln, die als Volksvertreter auch mit einer gewissenVollmacht ausgestattet werden. Für dieVorgangsweise ("Uslub") des Wählens an sich trifftgrundsätzlich der Rechtsspruch des Erlaubten in gle-icher Weise zu wie auf jede andere auch. Allerdingsist diese Vorgangsweise stets mit dem Rechtsspruchder Tätigkeit verknüpft, mit der sie verbunden ist. Soist der Vorgang der Wahl nichts Neues. In der Siravon Ibn Hisham wird erwähnt, dass der Gesandte (s.)während der Bai'a von Aqaba (dem von denMuslimen aus Medina dem Propheten gegenübergeleisteten Treueeid) zu den Aus und Khasraj(Stämme aus Medina) sagte:

""BBrriinnggtt mmiirr aauuss eeuurreenn RReeiihheenn zzwwööllff VVeerrttrreetteerr hheerrvvoorr,,ddaammiitt ssiiee ffüürr iihhrree ggaannzzee SSiippppsscchhaafftt sspprreecchheenn [[......]]"" Erverlangte also von ihnen, ihre Vertreter zu wählen.Mit der Teilnahme an den Wahlen in westlichenLändern, als Teil der Partizipation am politischenLeben, ist konkret die Wahl des Regenten, derParlamentsabgeordneten, der Parteiliste, des

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Bürgermeisters und der Gemeinderatsmitgliedergemeint. Der diesbezügliche Rechtsspruch des Islamist mit der Realität dessen verknüpft, was manwählen soll. Wenn diese Realität mit Tätigkeiten ver-bunden ist, die verboten sind, so ist schon die Wahlan sich verboten, denn es ist die Wahl von Personen,um verbotene Dinge zu tun.Nachdem das Regieren im Westen auf Unglaubenund Sündhaftem basiert, und das Parlament anstelleAllahs gesetz-gebende Tätigkeiten ausübt, Tätig-keiten des Kufr und des Ungehorsams also, und derGemeinderat ebenfalls Verbotenes begeht, ist dieTeilnahme an Präsidentschafts-, Parlaments- undGemeinderatswahlen im Westen verboten (haram),da es eine Art Bevollmächtigung zum Vollzug vonVerbotenem ist. Hierbei ist es irrelevant, ob ein Mus-lim als Kandidat gewählt werden soll oder jemandanders, da die Wahl in erster Linie eine Wahl derauszuübenden Tätigkeiten ist und sie das entschei-dende Kriterium bilden.Was die Wahl einer Parteiliste noch zusätzlich verbi-etet, ist die Tatsache, dass es dabei nicht um einePersonenwahl geht, sondern um die Wahl desgesamten Parteiprogramms, das dem Islam bekan-ntlich widerspricht. Wenn der Muslim nun einerpolitischen Partei seine Stimme gibt, so gilt seineStimme in erster Linie nicht der gewählten Person,sondern der Partei mit ihrem gesamten Wahlpro-

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gramm und allen darin enthaltenen Aspekten, seiensie nun islamisch erlaubt, verboten oder bedeutetensie offenen Unglauben. Irreführend ist hierbei dieBehauptung einiger Muslime, sie würden ihreStimme einer bestimmten Partei geben, da diese denMuslimen einen Nutzen bringt oder sie in einerAngelegenheit mehr unterstützt als eine andere.Denn seine abgegebe Stimme ist nicht an seineIntention oder Absicht gebunden, tatsächlich ist eseine Stimme für das gesamte Parteiprogramm, ob esihm nun passt oder nicht.Die Wahl des Regenten wird zusätzlich noch mit derSünde belastet, dass es sich um die Wahl eines un-gläubigen Herrschers handelt, wo es islamisch dochverboten ist, dass ein Nichtmuslim die Regentschaftübernimmt. Denn zu den Bedingungen einesRegenten gehört der Islam.

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Antworten auf Scheinargumente

Einige Muslime haben die Teilnahme am politischenLeben westlicher Länder ausgehend von der Idee dersogenann-ten "Minderheitenrechtslehre" erlaubt.Diese "Minderheitenrechtslehre" haben sie folgen-dermaßen definiert: "Sie ist eine Rechtslehre der be-sonderen Art, welche die Verknüpfung des Rechts-spruches mit den Lebensumständen einer Gemein-schaft und dem Ort, an dem sie sich befindet,berücksichtigt. Es ist die Rechtslehre einer begren-zten Gemeinschaft mit besonderen Umständen. Estreffen Dinge auf sie zu, die auf andere nicht zutref-fen. Derjenige, der sich dieser Rechtslehre annimmt,bedarf besonderer Kenntnisse der Sozialwissen-schaften, insbesondere der Gesellschaftslehre, derWirtschafts- und Politikwissenschaft sowie der inter-nationalen Beziehungen."Die Erlaubnis zur Teilnahme am politischen Lebenhaben sie mit verschiedenen Argumenten versuchtzu rechtfertigen, die wichtigsten davon sind folgende:

aa)) RRaattiioonnaallee BBeeggrrüünndduunnggeenn,, ddaazzuu ggeehhöörreenn::

- die Staatsbürgerschaftsidee- die globale Kommunikationsvernetzung, in der

wir heute leben, wo die Kulturen sich vermischen

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und verschiedene Völker an einem Ort leben.

bb)) IIssllaammrreecchhttlliicchhee RReecchhttffeerrttiigguunnggeenn,, ddaazzuu ggeehhöörrtt::

- die Geschichte des Propheten Yusuf (a.s.) unddie Behauptung,

er hätte an der Regierung in Ägypten partizipiert- der (vermeintliche) Nutzen, der sich dem Islam

und den Muslimen daraus ergibt. So behaupten sie,dass "jede Position oder jedes Amt, dass die Muslimeselbst erlangt haben, jede geschaffene Möglichkeit,auf die das Amt inne habende Person Einflussauszuüben, ein Gewinn für sie ist, um ihre Situationzu verbessern und die Gesetze und Regelungen zukorrigieren, die den Kern ihrer Existenz betreffenund mit der moralischen Philosophie des Islamunvereinbar sind. Dies gilt auch für die Einfluss-nahme auf die politischen Entscheidungen, die mus-limische Völker anderswo betreffen. [...] Alle Rechts-mittel, die diesen edlen Zielsetzungen dienlich sind,sind in gleicher Weise gültig. Dies umfasst auch dieKandidatur von Muslimen für manche politischenÄmter oder die u. a. finanzielle Unterstützung vonnichtmuslimischen Kandidaten - wenn dies für dieMuslime vorteilhafter bzw. weniger schädlich ist.Allah hat es uns erlaubt, Nichtmuslimen gegenüberzuvorkommend zu sein und gute Beziehungen zuihnen zu unterhalten - und dies unentgeltlich - wie

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dann, wenn daraus ein klarer Gewinn und ein sicher-er Vorteil resultiert."

- "Das Festhalten am quranischen Geographie-verständnis: So gehört die Erde Allah, der Islam istsein Glaube. [...] Die Stätte des Islam ist jeder Boden,auf dem der Muslim seines Glaubens sicher ist, auchwenn er unter einer Mehrheit von Nichtmuslimenlebt. Und die Stätte des Unglaubens ist jeder Boden,auf dem der Gläubige seines Glaubens nicht mehrsicher ist. Auch wenn die gesamte Bevölkerung sichdort zum Islam und seiner Kultur bekennt."

Dies sind die wichtigsten Argumente, die zurRechtfertigung der Teilnahme am politischen Lebenim Westen herangezogen werden. Es sind allesamtArgumente, die an der Wahrheit vorbeiführen. IhreUngültigkeit muss zumindest in Kurzform dargelegtwerden, da eine ausführliche Untersuchung denRahmen dieser Abhandlung sprengen würde.

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Die Ungültigkeit der rationalenBegründungen

Grundsätzlich sollte die Untersuchung der Partizipa-tionsmöglichkeit am politischen Leben in westlichenLändern eine islamrechtliche und keine rationale(verstandesmäßige) Untersuchung sein. Denn beiHandlungen gilt prinzipiell das Festhalten amislamischen Rechtsspruch. Der islamische Rechts-spruch wird aber durch die Offenbarungstexte ausQuran und Sunna und ihre Hinweise belegt undnicht durch den (fehlbaren) menschlichen Verstand.Nachdem sie aber das Argument der Staatsangehö-rigkeit und der Einheit des Bodens unter die Prä-misse der Erfüllung des Rechtsgegenstandes gesetzthaben, wollen wir ihnen darin folgen und es unterdiesem Gesichtspunkt durchleuchten.

EErrsstteennss:: DDiiee SSttaaaattssaannggeehhöörriiggkkeeiittssiiddeeee

So meinen sie: "Die Staatsangehörigkeitsidee, wiewir sie heute verstehen, war in der Welt unserer altenGelehrten nicht vorhanden. Es existierte lediglicheine Art bildungsspezifische Zugehörigkeit zu einergewissen Kultur oder politische Zugehörigkeit zueinem (Kaiser-)reich, die sich auf eine weltan-schauliche Komponente stützte und Andersgläubi-

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gen mit einem gewissen Vorbehalt entgegentrat,wobei Abweichungen im Toleranzgrad vorhandenwaren, von der Spanischen Inquisition bis zumSchutzbefohlenen im Islam."Und sie sagen: "Früher hat der Aufenthalt in einemanderen Land als dem Stammland nicht zumErlangen des Staatsbürgerschaftsanspruches nachbestimmten Kriterien geführt, wie beispielsweise dieGeburt im Gastland oder ein bestimmter Aufent-haltszeitraum, Eheschließung und Ähnliches. [...]Vielmehr wurde der Zuwanderer automatisch zumBürger, wenn er mit der angestammten BevölkerungGlaube und Kultur teilte. Widersprach er ihnenjedoch in diesen Punkten, dann blieb er fremd - egal,wie lange er sich bei ihnen aufhielt."Auch behaupten sie: "Die alte Welt kannte keininternationales Recht und keine diplomatischenBeziehungen, die den Staat dazu verpflichten, Bürgeranderer Staaten im eigenen Land zu schützen und,bis auf einige spezifische Angelegenheiten, in denendas Staatsbürgerschaftsrecht eine Sonderstellungvorschreibt, gleich wie die eigene, angestammteBevölkerung zu behandeln."

Tatsächlich sind diese Ausführungen in verschieden-er Hinsicht falsch, vor allem aber aus folgendenGründen:

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Die Staatsangehörigkeit ist ein Ausdruck, der in sein-er Bedeutung dem von uns verwendeten Begriff der"Tabi'iyya" (Zugehörigkeit) ähnlich ist. Jeder, der die"Tabi'iyya", d.h. die Zugehörigkeit zum islamischenStaat trägt und sich entschlossen hat, in der Stätte desIslam zu leben, genießt vollen Betreuungsanspruchseitens des Staates, ganz abgesehen von seiner Rasse,seiner Hautfarbe oder seinem Glauben. Der Islamhat in punkto Gesetzgebung, Betreuung durch denStaat und Anwendung der Gesetze Muslime undNichtmuslime gleichgestellt. Auch in den Rechtenund Pflichten herrscht Gleichstellung bis auf wenigePunkte, die mit dem kultur- und religionsspezifis-chen Aspekt verbunden sind. Im Vertrag von Medinasteht:

""[[......]] uunndd wweerr uunnss vvoonn ddeenn JJuuddeenn ffoollggtt,, ssoo hhaatt eerr ddaassAAnnrreecchhtt aauuff UUnntteerrssttüüttzzuunngg uunndd AAnntteeiillnnaahhmmee [[......]] uunnddddiiee JJuuddeenn ddeerr BBaannuu AAuuff ssiinndd eeiinnee GGeemmeeiinnsscchhaafftt mmiittddeenn GGllääuubbiiggeenn,, ddeenn JJuuddeenn iihhrr GGllaauubbee uunndd ddeennMMuusslliimmeenn iihhrr GGllaauubbee,, iihhrree AAnnggeehhöörriiggeenn uunndd ssiicchhsseellbbsstt.. [[......]]"" (Sira von Ibn Hisham).Demzufolge kann nicht gesagt werden, die Idee derStaatsangehörigkeit ist eine neue Idee, die in ihrer

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heutigen Bedeutung nicht vorhanden war, weil dieseinfach nicht zutrifft. (Siehe auch die Bücher "DieVerfassungspräambel" und "Einwanderung in dieLänder des Westen" aus unseren Veröffentlichun-gen)

Dass die westlichen Staaten Geburt und Eheschlie-ßung als Kriterien zur Erlangung der Staatsange-hörigkeit festgelegt haben, ändert nichts an derRealität der Staatsangehörigkeit an sich. Denn sie istein Resultat des längeren Aufenthalts in einem Land,man erhält sie durch diese oder auch andereKriterien. Zur Erlangung der Staatsangehörigkeit istder Aufenthalt im Land das Entscheidende.Deswegen sind diese Kriterien bedeutungslos, denndas Wesen, die Bedeutung der Staatsangehörigkeitan sich, wird dadurch nicht beeinflusst, auch nichtdie Gesetze, die daraus resultieren.

Ihre eingangs zitierte Behauptung, "Die alte Weltkannte kein internationales Recht und keine diplo-matischen Beziehungen, die den Staat dazuverpflichten, Bürger anderer Staaten im eigenenLand zu schützen und [...] gleich wie die eigene,angestammte Bevölkerung zu behandeln", wider-spricht den Tatsachen der Geschichte und des Islam.Denn die "alte Welt", wie sie es nennen, kannte sehrwohl das Prinzip von Vertragstreue und Berücksich-

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tigung von Nachbarschaft und Schutzabkommen.Dieses Prinzip war bekannt und wurde von den Ara-bern bereits in der vorislamischen Zeit genauso wievon anderen Völkern, wie Äthiopien beispielsweise,angewendet. In der Geschichte des Negus und denersten Auswanderern haben wir das beste Beispiel.Der Islam hat das Prinzip von Vertrags undSchutzprinzip rechtlich verankert und es ent-sprechend seinem Stellenwert detailliert ausgeführt.Er legte auch die Gesetze der "Ra'awiyya waTabi'iyya" (Betreuung und Zugehörigkeit) rechtlichfest und ging auch im Wortlaut auf Einzelheiten undRegelwerk ein. Beweis dafür sind dutzendeTextstellen aus Quran und Sunna und die praktis-chen Anwendungsbeispiele in der islamischenGesellschaft im Laufe der Geschichte. So berichteteine Anzahl von Söhnen der Prophetengefährten vonihren Vätern, dass der Gesandte Allahs (s.) sprach:

""WWeerr eeiinneemm MMuu��aahhiidd ((VVeerrttrraaggsskkoonnttrraahheenntteenn)) UUnn-rreecchhtt ttuutt,, iihhmm eettwwaass aabbzzwwaacckktt,, ÜÜbbeerrmmääßßiiggeess vvoonn iihhmmaabbvveerrllaannggtt ooddeerr iihhmm eettwwaass oohhnnee sseeiinnee iinnnneerrlliicchheeAAkkzzeeppttaannzz wweeggnniimmmmtt,, ssoo bbiinn iicchh sseeiinn AAnnkkllääggeerr aammJJüünnggsstteenn TTaaggee"" (überliefert von Abu Dawud und Al-Baihaqi). Im Vertrag von Medina steht:

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""[[......]] wweerr uunnss vvoonn ddeenn JJuuddeenn ffoollggtt,, ddeemm sstteehhttUUnntteerrssttüüttzzuunngg uunndd AAnntteeiillnnaahhmmee zzuu [[......]] uunndd ddiieeJJuuddeenn ddeerr BBaannuu AAuuff ssiinndd eeiinnee GGeemmeeiinnsscchhaafftt mmiitt ddeennMMuusslliimmeenn [[......]]"".. Ibn Zanjaweh berichtet in seinemWerk "Das Buch der Güter": Umar sichtete einesTages einen alten Mann, der bettelte. Er gehörte zuden Schutzbefohlenen (Nichtmuslime, die Bürgerdes islamischen Staates sind und unter seinemSchutz stehen). Omar fragte ihn: "Was ist los mitdir?" Er antwortete: �Ich habe kein Geld, und ichmuss die Jizya bezahlen.� (Tribut, den die vermögen-den, nichtmuslimischen Männer an den islamischenStaat abführen müssen). Da sagte ihm Omar: "Wirwaren nicht gerecht zu dir. Bis in dein Alter nahmenwir den Tribut von dir, dann sollen wir ihn dir jetztnoch abverlangen? Sodann schrieb er zu seinenStadthaltern, von einem alten Greis keine Jizya mehrzu verlangen."

Das Argument des Staatsbürgerschaftsrechts eignetsich weder als Rechtfertigung für die Teilnahme ampolitischen Leben noch für sonst etwas. Denn dieStaatsangehörigkeit ist im Grunde ein Attribut fürjemanden, der seine Zugehörigkeit zu einem Landmit anderen teilt. Auch wenn sie in natürlicher Weise

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bedingt, dass sich der Muslim einer Summe vonLandesregeln und -gesetzen fügen muss, so entschei-det sie trotzdem nicht über das göttliche Recht.Weder schränkt sie dessen umfassende Aussagenein, noch bindet sie welche oder beeinflusst in irgen-deiner Weise seine Gültigkeit. Wenn man nämlichdie Teilnahme an einer Kufr-Regierung auf der Basisdes Staatsbürgerschaftsrechts erlaubt, so könnte manauf der gleichen Basis auch das Bekriegen einesMuslim erlauben, was klarerweise ungültig ist.Zieht man die Staatsangehörigkeit als Rechtfertigungzur Partizipation heran, so macht man sie damit zueiner Quelle islamischer Rechtssprechung, dieErlaubtes verbieten und Verbotenes erlauben kann.Dies steht jedoch im diametralen Widerspruch zumfundamentalen Selbstverständnis des Islam.

ZZwweeiitteennss:: DDiiee IIddeeee ddeerr EEiinnhheeiitt ddeess BBooddeennss

Die wissenschaftlichen Entdeckungen, die technis-chen Erfindungen und die große Entwicklung imBereich der Telekommunikation haben aus großenweiten Welt ein kleines Dorf gemacht. Diese Tat-sache hat jedoch nichts mit der Bestimmung vonIdeen und Konzepten zu tun, die das Verhalten vonMenschen prägen. Ebenso hat es nichts mit derFestlegung von Staatsgesetzen oder den Handlungs-kriterien einer Gesellschaft zu tun. Die zeitliche oder

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örtliche Nähe macht aus einem Muslim noch langekeinen Kapitalisten und aus einem Kapitalisten nochlange keinen Muslim. Genauso wenig wird dasErlaubte dadurch verboten oder das Verbotenedadurch erlaubt.Die Behauptung, dass die revolutionäre Entwicklungim Bereich der Telekommunikation zu einer glob-alen Einheit des Bodens und zur Vermischung undVernetzung der Kulturen geführt hat, was diegesamte Welt zur Koexistenzidee tendieren ließ, istschlichtweg falsch. Denn die Revolution im Bereichder Informationstechnologie, hinter der die ka-pital-istischen Konzerne stehen, hat maßgeblich zur glob-alen Hegemonie der kapitalistischen Ideologie undzur Verbannung des Islam als Ideologie undLebensordnung beigetragen. Die Koexistenzidee,über die in westlichen Veröffentlichungen undMedien so viel geredet wird und der nicht wenigeMuslime blindlings nacheifern, bedeutet keineswegsdie gegenseitige "kulturelle Befruchtung" oder dieAkzeptanz des anderen in seiner Eigenart, sondernvielmehr die Unterwerfung der Muslime unter daskapitalistische System und Gedankengut, sei es inihren Ländern oder in den Ländern des Westens.Gegenseitiges Verständnis und Koexistenz zwischenMuslimen und anderen Menschen in westlichenLändern muss auf der Grundlage des Respekts derkulturellen, bildungsspezifischen und religiösen

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Eigenheiten aufbauen und nicht das Ziel haben, sieaufzulösen, auszumerzen und nach westlichenVorstellungen zu ersetzen. Die Partizipation am poli-tischen Leben im Westen, wie sie heute stattfindet,bedeutet nichts weiter als die Auflösung der spezifis-chen Identität der Muslime. Sie werden von denRechtsnormen ihres Glaubens entfernt, man zwingtsie dadurch, das westliche Gedankengut anzuneh-men, danach zu handeln, dazu aufzurufen. Wo bleibtdann die viel zitierte Koexistenz?

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Die Ungültigkeit ihrer islam-rechtlichen Argumentation

EErrsstteennss:: DDiiee GGeesscchhiicchhttee vvoonn YYuussuuff ((aa..ss..))

Die Geschichte des Propheten Yusuf (a.s.) ist nichtdazu geeignet, die Partizipation an den westlichenRegierungen, Parteien oder Parlamenten zu rechtfer-tigen, und dies aus mehreren Gründen, von denenwir zwei ausführlich darstellen wollen:

1. In der Grundlagenlehre des islamischen Rechts(Usul Al-Fiqh) ist festgelegt worden, dass dieRechtssprechung der vorislamischen Offenbarungfür uns keine Rechtssprechung ist. Der Beleg dafürist die folgende Aussage Allahs:

""UUnndd wwiirr hhaabbeenn zzuu ddiirr ddaass BBuucchh mmiitt ddeerr WWaahhrrhheeiitthheerraabbggeessaannddtt,, bbeessttäättiiggeenndd ffüürr jjeennee BBüücchheerr,, ddiiee vvoorriihhmm ooffffeennbbaarrtt wwuurrddeenn uunndd ddaarrüübbeerr wwaalltteenndd.. SSoo rriicchhtteeuunntteerr iihhnneenn nnaacchh ddeemm,, wwaass AAllllaahh zzuu ddiirr hheerraabbggee-ssaannddtt,, hhaatt uunndd ffoollggee iihhrreenn NNeeiigguunnggeenn nniicchhtt,, uumm ddiicchhvvoonn ddeemm aabbzzuubbrriinnggeenn,, wwaass aann WWaahhrrhheeiitt zzuu ddiirr

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ggeekkoommmmeenn iisstt.. JJeeddeemm vvoonn eeuucchh ((PPrroopphheetteenn)) hhaabbeennwwiirr eeiinnee eeiiggeennee GGeesseettzzggeebbuunngg uunndd eeiinneenn eeiiggeenneennPPllaann ggeeggeebbeenn.."" (Al-Maida 5, Aya 48)Die wenigen unter den Gelehrten, die das Befolgenfrüherer Propheten und Schriften erlaubt haben,verknüpften es mit dem Zusatz "was nicht (durch dieislamische Rechtssprechung) annulliert wurde".Demgemäß lautet ihr Grundsatz: "Das offenbarteRecht der Völker vor uns (Muslimen) ist auch Rechtfür uns, solange es nicht (durch das islamischeRecht) annulliert wurde." Es wurden bereits an frü-herer Stelle Rechtsbelege aus Quran und Sunna dar-gelegt, die das Regieren nach etwas anderem als derOffenbarung Allahs entschieden für verboten er-klären. Schon deshalb eignet sich die Geschichte desPropheten Yusuf (a.s.), der ihrer Behauptung zufolgenach Gesetzen des Kufr regiert hätte, nicht als Beleg,um für uns die Teilnahme an Kufr-Regierungen zurechtfertigen, da auch nach ihrem Grundsatz dieseHandlung nach einer früheren Offenbarung durchdie islamische eindeutig annulliert wurde.

2. Wenn wir das offenbarte Recht der Völker vor unsauch für uns zum Recht erklären - wie es im Fall vonYusuf (a.s.) versucht wird -, dann müssten wir auchdas Niederwerfen vor einem Menschen erlauben, wiees im Yusuf'schen Recht der Fall war. Allah, derErhabene, sagt:

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"UUnndd eerr ((YYuussuuff)) hhoobb sseeiinnee EElltteerrnn aauuff ddeenn TThhrroonn,, uunnddssiiee wwaarrffeenn ssiicchh vvoorr iihhmm nniieeddeerr.. EErr sspprraacchh:: ��OO mmeeiinnVVaatteerr,, ddiieess iisstt ddiiee DDeeuuttuunngg mmeeiinneess ffrrüühheerreennTTrraauummeess''.."" (Sura Yusuf 12, Aya 100)Wenn nun gesagt wird, dies sei in unserem Glaubennicht erlaubt, da folgender Bericht von Abdullah IbnAbi Aufa überliefert wird: Als Mu'ath aus Syrienzurückkam, warf er sich vor dem Propheten (s.)nieder. Der Prophet fragte ihn:

""WWaass ttuusstt dduu ddaa MMuuaatthh??"" Und Muath antwortete:"Ich ging nach Syrien und sah die Menschen sich vorihren Bischöfen und Patriarchen niederwerfen, dawollte ich, dass wir das gleiche vor dir tun." Da sagteder Gesandte Allahs (s.):

""TTuutt ddaass nniicchhtt.. WWeennnn iicchh jjeemmaannddeemm bbeeffeehhlleenn,, wwüürrddee,,ssiicchh vvoorr eeiinneemm aannddeerreenn aallss AAllllaahh nniieeddeerrzzuuwweerrffeenn,, ssoohhäättttee iicchh ddeerr FFrraauu bbeeffoohhlleenn ssiicchh vvoorr iihhrreemm MMaannnnnniieeddeerrzzuuwweerrffeenn!!"" (überliefert von Ibn Maja und IbnHibban)

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Wenn dieser Hadith nun dazu reicht, um eine erklärtgültige Handlungsweise aus dem Yusuf'schen Recht- nämlich die Niederwerfung vor einem Menschen -für uns ungültig zu machen, reichen dann nichtdutzende von Ayat und Hadithen dazu aus, um dasRegieren nach etwas anderem als der OffenbarungAllahs oder die Partizipation daran zu verbieten?Allah, der Erhabene, sagt:

��UUnndd rriicchhttee uunntteerr iihhnneenn nnaacchh ddeemm,, wwaass AAllllaahh hheerr-aabbggeessaannddtt hhaatt,, uunndd ffoollggee iihhrreenn NNeeiigguunnggeenn nniicchhtt..NNiimmmm ddiicchh vvoorr iihhnneenn iinn AAcchhtt,, ddaassss ssiiee ddiicchh nniicchhtt vvoonneeiinneemm TTeeiill ddeesssseenn aabbbbrriinnggeenn,, wwaass AAllllaahh zzuu ddiirr hheerr-aabbggeessaannddtt hhaatt.. WWeennnn ssiiee ssiicchh jjeeddoocchh aabbkkeehhrreenn,, ddaannnnwwiissssee,, ddaassss AAllllaahh ssiiee mmiitt eeiinniiggeenn iihhrreerr SSüünnddeenn ssttrraaffeennmmööcchhttee.. UUnndd vviieellee ddeerr MMeennsscchheenn ssiinndd wwaahhrrlliicchhFFrreevvlleerr..�� (Sura Al-Maida 5, Aya 49)Wenn sie nun die Niederwerfung vor Menschenerlaubten, würden sie dem klaren Offenbarungstextwidersprechen. Erlaubten sie es nicht, um demannullierenden Text zu entsprechen, dann müssensie in gleicher Weise die Partizipation am Kufr-

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System verbieten. Denn annullierende Texte - wennsie existieren - müssen in allen betreffen-den Fällenangewendet werden. Die Annullierung in einem Fallanzuwenden und im anderen nicht, bedeutet dasBefolgen der eigenen Launen und nicht der GesetzeAllahs.Dies alles unter der Hinnahme der Behauptung, dassder Prophet Yusuf (a.s.) wirklich an der Regentschaftdes Kufr partizipiert hat. Betrachten wir jedoch dieTexte des Quran in der Geschichte von Yusuf, so sindes klare Beweise, die der diffamierenden Behaup-tung, er habe nach dem Kufr regiert, entschieden wi-dersprechen. Ihn hat doch Allah, der Erhabene mitden Worten gelobt:

""EErr ggeehhöörrtt zzuu UUnnsseerreenn eerrllaauucchhtteenn DDiieenneerrnn!!"" (Yusuf12, Aya 24) Und er war es, der seinen Herrn gebetenhat, ins Gefängnis zu kommen, um nicht in dieSünde zu fallen:

""HHeerrrr,, ddaass GGeeffäännggnniiss iisstt mmiirr wwaahhrrlliicchh lliieebbeerr aallss ddaass,,zzuu ddeemm ssiiee mmiicchh aauuffffoorrddeerrnn.. WWeennnn dduu ddiiee LLiisstt ddeerrFFrraauueenn nniicchhtt vvoonn mmiirr aabbwweennddeesstt,, kköönnnnttee iicchhVVeerrllaannggeenn nnaacchh iihhnneenn bbeekkoommmmeenn uunndd zzuu ddeenn

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UUnnwwiisssseennddeenn ggeehhöörreenn!!"" (Yusuf 12, Aya 33)Als er im Gefängnis saß und die Botschaft Allahsverkündete, legte er deutlich dar, dass man nach demGesetz Allahs richten muss:

""MMeeiinnee bbeeiiddeenn MMiittggeeffaannggeenneenn!! SSiinndd vveerrsscchhiieeddeenneeHHeerrrreenn bbeesssseerr ooddeerr AAllllaahh,, ddeerr EEiinnee,, ddeerr AAllllggeewwaallttiiggee??IIhhrr ddiieenneett aann sseeiinneerr SSttaatttt bbllooßßeenn NNaammeenn,, ddiiee iihhrr uunnddeeuurree VVäätteerr hheerrvvoorrggeebbrraacchhtt hhaabbtt,, wwoozzuu AAllllaahh aabbeerrkkeeiinnee VVoollllmmaacchhtt hheerraabbggeessaannddtt hhaatt.. DDiiee EEnnttsscchheeiidduunnggsstteehhtt AAllllaahh aalllleeiinn zzuu.. EErr hhaatt bbeeffoohhlleenn,, ddaassss iihhrr nnuurrIIhhmm ddiieenneenn ssoolllltt.. DDaass iisstt ddeerr rriicchhttiiggee GGllaauubbee.. AAbbeerrddiiee mmeeiisstteenn MMeennsscchheenn wwiisssseenn ((eess)) nniicchhtt.."" (Yusuf 12,Aya 39-40). Wenn der Prophet Yusuf (a.s.) selbst erk-lärt, dass die Entscheidung, der Rechtsspruch, alleinAllah zusteht, es seinen Mitgefangenen nahe legtund die Abkehr davon als sündhaft, als Unwissenheitbezeichnet, ist es dann denkbar, dass er selbst dieseSünde einige Zeit später begeht und ihr sogar jahre-lang unbekümmert frönt?Nach all diesen eindeutigen Darlegungen kommen

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jetzt Muslime, auf der Suche nach einer Rechtferti-gung für ihre Partizipation am Kufr-System, und stel-len den Propheten Yusuf (a.s.), diesen reinen,schamhaften Menschen, zu jenen dazu, die nichtwissen und nach etwas anderem richten, als derGesetzgebung Allahs?(Für weitere Ausführungen sei auf die Literatur derPartei bezüglich der Partizipation an den Systemendes Kufr verwiesen)

ZZwweeiitteennss:: NNuuttzzeenn uunndd IInntteerreessssee ((AAll-MMaassllaahhaa))

Mit der "Maslaha", dem Interesse, meinen dieBefürworter jenen Nutzen, "dessen Erfüllung vomGesetzgeber nicht durch einen Rechtsspruch fest-gelegt wurde und wofür es keinen Rechtsbeleg fürdessen Approbation oder Negation gibt." Anderehaben die "Maslaha" folgendermaßen definiert: "DieBeschreibung einer Tat, aus der immer oder meis-tens ein Nutzen für die Gemeinschaft oder dieEinzelpersonen resultiert!"Die Befürworter der Teilnahme am politischen Lebenim Westen behaupten, dass ihre Beweisführung sichauf die Erbringung der "Maslaha", des Nutzens fürdie Muslime, stützt. Es gehe um "die Abwägung desBesseren aus zwei Alternativen bzw. desSchlechteren, um die Erlangung des größten zweiermöglicher Nutzen, indem der kleinere igno-riert

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wird, und um die Verhinderung des größten zweiermöglicher Schäden, indem der geringere ertragenwird."Die Ungültigkeit dieser Aussage wird aus Folgendemklar:

1. Die Festlegung von Schaden und Nutzen obliegtAllah, dem Herrn der Welten. Was das göttlicheRecht zu tun verlangt hat, ist "Maslaha" und nützlich.Was es verboten hat, ist schädlich. Dies ist auch dieBedeutung der quranischen Aussage:

""EEss iisstt eeuucchh ddaass KKäämmppffeenn vvoorrggeesscchhrriieebbeenn,, oobbwwoohhll eesseeuucchh zzuuwwiiddeerr iisstt.. VViieelllleeiicchhtt iisstt eeuucchh aabbeerr eettwwaasszzuuwwiiddeerr,, wwaass gguutt ffüürr eeuucchh iisstt,, uunndd vviieelllleeiicchhtt iisstt eeuucchheettwwaass lliieebb,, wwaass sscchhlleecchhtt ffüürr eeuucchh iisstt,, ddeennnn AAllllaahh wweeiißßeess uunndd iihhrr wwiisssstt eess nniicchhtt!!"" (Al-Baqara 2, Aya 216)Bewahre uns Allah davor, dass unser Nutzen imVerbotenen liegt, und bewahre uns Allah davor, dasswir den Nutzen im Verbotenen suchen.

Außerdem stellt sich die Frage, wer diesen Nutzenfestlegen darf, wo die Muslime doch in vielen Dingen

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so uneins sind. Die Auseinandersetzungen unterihnen sind so offensichtlich, dass jedes Kind darüberBescheid weiß. Wir sehen die Macht- und Flügelkäm-pfe in den Moscheen, das Bestreben, sie und vorallem ihre finanziellen Quellen zu kontrollieren. Fastkein muslimisches Gebetshaus im Westen blieb vorAuseinandersetzungen gefeit. Uns allen ist dieseTatsache bekannt. Wie kann dann noch mit Nutzenargumentiert werden? Wer legt fest, was nützlich istund was nicht, wo sich die Geister doch schon beiganz einfachen Dingen scheiden? Fast keine Wahlfindet statt, ohne dass die Muslime darüber uneinswären. Beispiel hierfür sind die letzten Präsident-schaftswahlen in Frankreich, wo manche Muslimeihren Nutzen bei Chirac sahen, andere wiederum beiJospin und manche sogar bei LePen.

2. Voraussetzung bei jenen, die den Nutzenpropagieren, ist, dass dieser Nutzen real und nichtfiktiv ist. Den Nutzen jedoch, den sich die Muslimeaus der Partizipation am politischen Leben erhoffen,ist zumeist fiktiv und nicht wirklich real. Im Grundeliegt der einzige reale Nutzen darin beim Westen.Diesbezüglich haben wir in George Bush jun. einlehrreiches Beispiel erhalten. Das denkbar knappeWahlergebnis hat er mit Hilfe der Stimmen vielerMuslime für sich entschieden. Eine große Zahl anMuslimen dachte, dass dieser Mann ihnen ein

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islamisches Interesse erfüllen wird, dass sich in derErlaubnis äußert, Institutionen zu gründen, wasihnen hilft, das Bild des Islam zu verbessern, undviele Angelegenheiten der Muslime - in Palästina undanderswo - unterstützen wird. Als er gewählt wurdeund das Amt übernahm, entfachte er jedoch einenneuen Kreuzzug und begann die Muslime unter demVorwand der Terrorbekämpfung zu töten, zu verfol-gen und zu vertreiben.Die Realität zeigt uns also, dass der behaupteteNutzen, der sich aus der Partizipation am politischenLeben im Westen ergibt, fiktiv ist und nicht real. DieStimmen der Muslime werden vielmehr für ihreInteressen ausgenutzt. Weder wird sich ihre aufProfit ausgerichtete Politik ändern, noch werden sieihre vitalen Interessen aufgeben, nur weil wir siegewählt oder an ihren Institutionen partizipierthaben. Der erste, der das Banner "Der Islam alsErsatzfeind" auf politischer westlicher Ebene hochge-halten hat, war der damalige amerikanische Vertei-digungsminister und heutige Vizepräsident DickCheney auf der Münchner "Konferenz für interna-tionale Sicherheit" im Jahre 1991 - der gleiche DickCheney, dem die Muslime gemeinsam mit GeorgeBush jun. ihre Stimme gegeben haben. Betrachtenwir doch einmal diese Permanenz im Standpunkt,dieses Festhalten des Westens an seinen Ideen undInteressen, und fragen uns nun: Hat uns unsere

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"Partizipation am politischen Leben" etwas genutzt?Ist dieser vorgegebene Nutzen echt oder nur fiktiv?

3. Den Nutzen, von dem sie sprechen und alsBeweisführung heranziehen, definieren sie selbst alsjenen Nutzen, "dessen Erfüllung vom Gesetzgebernicht durch einen Rechtsspruch festgelegt wurde undwofür es keinen Rechtsbeleg für dessen Approbationoder Negation gibt". Die Teilnahme an der Regent-schaft des Unglaubens gehört zu jenen "Interessen",die durch die absolut authentischen, eindeutigenRechtsbelege klar negiert und für ungültig erklärtwurden. Einige dieser Rechtsbelege wurden anfrüherer Stelle angeführt. Wie kann nun ein ver-meintliches "Interesse" als Beleg herangezogen wer-den, wenn das göttliche Recht es klar negiert und ver-boten hat?

4. Jene, die die eingangs erwähnte Aussage dasInteresse betreffend getätigt haben, dass es um "dieAbwägung des Besseren aus zwei Alternativen bzw.des Schlechteren, um die Erlangung des größtenzweier möglicher Nutzen, indem der kleinere ignori-ert wird, und um die Verhinderung des größtenzweier möglicher Schäden, indem der geringereertragen wird", geht, meinen damit jene unvermeid-baren Situationen, mit denen der Muslim konfron-tiert werden kann, ohne einen Ausweg zu haben.

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Beispiel dafür ist der Fall einer sich in Lebensgefahrbefindenden Frau, die von einem fremden Manngerettet wird und dabei unweigerlich ihre Blößezeigt. In diesem Fall soll der Mann sie trotzdem ret-ten, auch wenn er ihre Blöße sieht. In anderen Fäl-len, wo sich das vermeiden lässt, ist die Anwendungdieser Regel unzulässig. Die Partizipation an denSystemen des Unglaubens lässt sich zweifelsohnevermeiden. Darüber hinaus muss die Abwägung desBesseren aus zwei Alternativen bzw. des Schlech-teren durch das göttliche Recht erfolgen und nichtdurch den Verstand. Nachdem die Muslime ihremfehlbaren Verstand das Recht der Abwägung undFestlegung gegeben haben, obwohl darüber keineEinigkeit erlangt werden kann, da Geister und Sicht-weisen divergieren, haben sie nun George Bush jun.ihre Stimme gegeben und nicht Al Gore. Sie wähltenihn auf Basis dieser Regel. Haben sie jetzt den"größten zweier möglicher Schäden" wirklich verhin-dert oder eher herbeigeführt?

Darüber hinaus gibt es für einen Muslim nach derVielgötterei keinen Schaden mehr der größer wäreals das Regieren nach etwas anderem als derOffenbarung Allahs. Im Grunde sind es Zwillingsge-schwister. Allah, der Erhabene, hat, als Er uns denJihad gebot, verlangt, dass wir unser Leben billig op-fern, um die Menschen den Gesetzen des Islam zu

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unterwerfen. In gleicher Weise hat er verlangt, unserLeben billig zu opfern, wenn es um die Erhaltung derislamischen Gesetzgebung geht. So hat er uns befoh-len, den Herrscher im Islamischen Staat, der mit derAnwendung von offenkundigen Kufr-Gesetzenbeginnt, für die wir einen klaren Beleg haben, mit derWaffe zu bekämpfen. Wie kann nun von Muslimenverlangt werden, einige vergängliche Interessen inwestlichen Ländern dem größten Interesse desGlaubens überhaupt, nämlich der Eingrenzung derRegentschaft auf die Offenbarung Gottes, vorzuzie-hen? Für die Gelehrten steht fest, dass die Erhaltungdes Glaubens allen anderen islamrechtlichen Ziel-setzungen, wie die Erhaltung des Lebens, der Nach-kommenschaft und Ähnlichem, vorsteht. Es mussauch erwähnt werden, dass sich die Gelehrten da-rüber einig sind, dem Muslim den Aufenthalt in derStätte des Unglaubens (Dar Al-Kufr) zu verbieten,wenn er für sich oder seine Angehörigen um denGlauben bangen muss oder befürchtet, in dieSündhaftigkeit zu verfallen. In diesem Fall wäre esseine Pflicht, in ein Land zu ziehen, in dem er seinesGlaubens sicher sein und sich vom Sündhaften fern-halten kann, egal, welchen finanziellen Verlust erdabei hinnehmen muss. Jedes Unheil bleibt - ver-glichen mit dem Unheil im Glauben - gering. Allah,der Erhabene, sagt:

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"ZZuu jjeenneenn,, ddiiee vvoonn ddeenn EEnnggeellnn aabbbbeerruuffeenn wweerrddeennuunndd ggeeggeenn ssiicchh sseellbbsstt ggeeffrreevveelltt hhaabbeenn,, ssaaggeenn ddiieeEEnnggeell:: ��IInn wwaass ffüürr UUmmssttäännddeenn wwaarrdd iihhrr??�� SSiieeaannttwwoorrtteenn:: ��WWiirr wwaarreenn iimm LLaanndd uunntteerrddrrüücckktt ((uunnddkkoonnnntteenn eess ddeesshhaallbb nniicchhtt wwaaggeenn,, uunnss zzuumm GGllaauubbeennzzuu bbeekkeennnneenn))..�� DDaa ssaaggeenn ssiiee:: ��WWaarr ddeennnn ddiiee EErrddeeAAllllaahhss nniicchhtt wweeiitt ggeennuugg ssoo ddaassss iihhrr hhäätttteett aauusswwaann-ddeerrnn ((uunndd iinn ddeerr nneeuueenn UUmmggeebbuunngg aallss GGllääuubbiiggeelleebbeenn)) kköönnnneenn??�� DDiieessee ((SScchhwwääcchhlliinnggee)) wwiirrdd ddiiee HHöölllleeaauuffnneehhmmeenn - wweellcchh sscchhlliimmmmeess EEnnddee!!"" (Al-Nisa 4, Aya97). Wie kann nach so einer Warnung von den Mus-limen noch verlangt werden, dass sie selbst mit allden ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dieSünde der Teilnahme am politischen Leben auf sichnehmen sollen, nur weil sie in westlichen Ländernleben, wo ihnen von Gott doch befohlen wurde, dieseLänder zu verlassen, sobald sie unvermeidbar inSünde fallen?

DDrriitttteennss:: DDeerr BBeeggrriiffff:: ddeerr SSttäättttee ((aall-DDaarr))

Die Stätte des Islam (Dar al-Islam) ist jenes Land, indem die Gesetze des Islam angewendet werden und

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dessen Schutz durch den Islam gewährleistet ist. DieStätte des Kufr (Dar al-Kufr) ist jenes Land, in demdie Gesetze des Kufr angewendet werden oder dessenSchutz durch den Islam nicht gewährleistet ist.

Einige Leute unserer Tage allerdings erachten denBegriff der Stätte (al-Dar) als einen durch Zeit undOrt veränderlichen Begriff. Sie sagen: "Die Kinderder muslimischen Minderheiten sollten sich nicht andie historischen juristischen Termini binden, die inder Offenbarung nicht enthalten sind, wie der Begriff�Dar al-Islam� oder �Dar al-Kufr�. Vielmehr sollten sievon der quranischen Sichtweise ausgehen:

��DDiiee EErrddee ggeehhöörrtt AAllllaahh,, EErr vveerreerrbbtt ssiiee,, wweemm EErr wwiillllvvoonn sseeiinneenn DDiieenneerrnn.. DDaass JJeennsseeiittss aabbeerr ggeehhöörrtt ddeennGGootttteessffüürrcchhttiiggeenn!!�� "" (Al-A�raf 7, Aya 128).Von diesem Verständnis ausgehend, erlaubten siedem Muslim in den Ländern des Westens zu leben,sie als seine Heimat und sein Land zu betrachten, anihrem Aufbau und ihrem Erhalt mitzuwirken. Sieerlaubten ihm aber auch, am politischen undgesellschaftlichen Leben vorbehaltlos teilzunehmen.

Tatsache ist aber, dass die Anhänger dieser Meinungmehrere Dinge verwechseln, unter anderem:

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11.. DDiiee VVeerrwweecchhsslluunngg vvoonn MMeeiinnuunngg uunndd RReecchhttssmmeeii-nnuunngg

Jene, die zur Partizipation am politischen Leben imWesten aufrufen, haben der Definition des Begriffs"Dar" den individuellen, persönlichen Charakter be-wusst übergezogen. So sagen sie: "Es ist ein Gelehr-tenterminus, der in der Offenbarung nicht vor-kommt." Dies ist eine gefährliche Behauptung, dennsie suggeriert, dass die ehrbaren großen Gelehrten,wie Abu Hanifa, Al-Shafii, Abu Yusuf, Ibn Al-Qasimoder Al-Musni sich diese Definitionen selbst erdachthätten - so quasi "aus der Nase gezogen". Sie ver-schweigen dabei bewusst die Tatsache, dass dieseislamrechtlichen Definitionen, wie auch die Defini-tion des Begriffs "Ijara" (Mietvertrag) oder "Ghani-ma" (Beute), islamische Rechtssprüche darstellen,die durch Rechtsbelege aus den islamischen Offenba-rungsquellen abgeleitet wurden.Die Definition des Begriffs "Al-Dar" wurde aus einerSumme von Offenbarungstexten entnommen, wiez.B. dem Ausspruch des Gesandten (s.):

""[[......]] RRuuff ssiiee ssooddaannnn ddaazzuu aauuff,, ssiicchh vvoonn iihhrreemm ""DDaarr""

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((SSttäättttee)) iinn ddeenn ""DDaarr"" ((SSttäättttee)) ddeerr AAuusswwaannddeerreerr((MMuuhhaajjiirruunn)) zzuu vveerräännddeerrnn.. UUnndd tteeiillee iihhnneenn mmiitt,,wweennnn ssiiee ddaass ttuunn,, ddaannnn sstteehhtt iihhnneenn ddaass zzuu,, wwaass ddeennAAuusswwaannddeerreerrnn zzuusstteehhtt,, uunndd iihhnneenn ddaass oobblliieeggtt,, wwaassaauucchh ddeenn AAuusswwaannddeerreerrnn oobblliieeggtt.. [[......]]"" (überliefert beiMuslim von Buraidah) Wenn man also die Definitioneines Begriffes diskutieren möchte, so muss man dieRechtsbelege, aus denen er hervorgegangen ist,diskutieren. Möchte man eine neue Definition festle-gen, die der ersten widerspricht, so muss man diestärkeren Rechtsbelege vorlegen, die diese Neudefi-nition erfordern - Ein Vorgang aber, dem diese "Be-griffsreformer" gänzlich ausgewichen sind.Darüber hinaus ist bekannt und vereinbart, dass dieBedeutung, der Inhalt eines Begriffes, das Entschei-dende ist und nicht der Begriff selbst. Es gilt dieRegel: "Kein Vorbehalt bei der Verwendung von Ter-mini, solange sie nicht dem gött-lichen Recht wider-sprechen". Bei einem verwendeten Terminus ist alsostets sein Inhalt das Entscheidende. Wer die Offen-barungstexte exakt untersucht, wird feststellen, dasssie sehr wohl zwischen jenem Land unterschiedenhaben, das durch den Islam regiert wird und von denMuslimen beschützt wird, und jenem, das nichtdurch den Islam regiert wird und dessen Schutz inHänden der Nichtmuslime liegt.Wer also den Terminus negiert, der will damit nichtsanderes, als seinen Inhalt negieren, um Integration,

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Partizipation an Regierung und Parlament und Ähn-liches zu propagieren.

22.. DDiiee VVeerrwweecchhsslluunngg ddeerr BBeeggrriiffffee ""AAll-AArrdd"" ((ddeerrBBooddeenn)) uunndd ""AAll-DDaarr"" ((ddiiee SSttäättttee))

Dass die Erde Allah gehört, ist eine Tatsache, die einMuslim, der an den Schöpfer der Himmel und derErde glaubt, nie anzweifeln wird. Diese Frage istjedoch klar getrennt von der Untersuchung, ob einLand nach den islamischen Gesetzen regiert wirdund den Schutz des Islam genießt oder nicht. Wür-den wir nämlich von der Sichtweise dieser Leute undnach ihrer Logik vorgehen, dann könnten wir auchdas Existenzrecht der Juden in Palästina erlauben,mit ihrem eigenen zionistischen Staatsgebilde, da derBoden ja Allah gehört und sie heute dort leben. Auchwürden wir damit das Konzept der Verkündung undVerbreitung des Islam für ungültig erklären.Jawohl, die Erde ist die Erde Allahs. Aber diese Erdeist aufgeteilt in einen Teil, in dem das Gesetz Allahsregiert, und einen anderen, in dem das Gesetz desGötzen regiert. Allah hat befohlen, dass Sein Gesetzauf Seiner Erde regiert, und dass sie von Unglaubeund Heidentum gereinigt wird:

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""DDiieejjeenniiggeenn,, ddiiee,, wweennnn WWiirr iihhnneenn aauuff ddeerr EErrddee MMaacchhttggeebbeenn,, ddaass GGeebbeett aauuffrreecchhtt hhaalltteenn,, ddiiee ZZaakkaatt eennttrriicchhtt-eenn,, ggeebbiieetteenn,, wwaass rreecchhtt iisstt,, uunndd vveerrbbiieetteenn,, wwaass vveerrww-eerrfflliicchh iisstt.. UUnndd AAllllaahhss iisstt ddiiee FFoollggee aalllleerr DDiinnggee.."" (Al-Hajj 22, Aya 41)

""WWiirr hhaabbeenn ddoocchh iimm PPssaalltteerr ((ZZaabbuurr)) nnaacchh ddeerrMMaahhnnuunngg ggeesscchhrriieebbeenn,, ddaassss mmeeiinnee rreecchhttsscchhaaffffeenneennDDiieenneerr ((ddeerr-eeiinnsstt)) ddiiee EErrddee eerrbbeenn wweerrddeenn.. DDaarriinn lliieeggttwwaahhrrlliicchh eeiinnee VVeerrkküünndduunngg ffüürr LLeeuuttee,, ddiiee ((uunnss zzuu))ddiieenneenn ((bbeerreeiitt ssiinndd)).."" (Al-Anbia' 21, Aya 105-106)

Deswegen ist es gar nicht zulässig, dass derUnglaube auf der Erde regiert. Denn Allah ist derabsolute Herrscher, der Herr der Welten. Keinanderes Wort darf in Seinem Reich Gültigkeit habenals das Seine. Deswegen hat Allah den Jihad befoh-len, um Sein Wort auf Seiner Erde zu erheben undSeine Regentschaft auf Seiner Erde wiedereinzu-führen, nachdem man sie jenen Ungläubigen entris-sen hat, die sich ungerechterweise an Seinem Reichvergriffen haben. Allah hat diejenigen, die im Kampfin Seinem Namen gefallen sind, zu Märtyrerngemacht, denen der höchste Lohn bei ihrem Herrn

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zusteht. Grundsätzlich muss also die Regentschaftdes Islam auf der gesamten Erde vorherrschen, nichtdas Einverständnis mit der Regentschaft des Kufrund die Hingabe und Unterwerfung unter ihm, allesnur aus Liebe zum Diesseits und seinen vergäng-lichen Gütern, aus Abscheu vor dem Tod und ausAbkehr von dem, was Allah Seinen gläubigen Die-nern an großartigem, immerwährendem Lohn imJenseits versprochen hat.

!!!

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Des Verbotenen bedarf man nicht,denn im Erlaubten findet man

Genüge

Das Verbot, am politischen Leben im Westen zu par-tizipieren, bedeutet für die hier ansässigen Muslimenicht, sich abzuschotten und den Kontakt mit derBevölkerung zu meiden. Vielmehr sollen sie unterund mit ihnen ein normales Leben führen. Siemüssen sich an die Rechtssprüche des Islam halten,sie sollen beeinflussen und nicht beeinflusst werden,da sie die Träger einer globalen Botschaft sind undeiner Kultur, an die keine andere herankommt.Was man durch die Partizipation am politischenLeben erreichen möchte ist eine Anzahl von Forde-rungen und Interessen, wie die Unterstützung derMuslime und ihrer Angelegenheiten und dieBereitstellung der besten Voraussetzungen zurVerkündung des Islam. Den muslimischen Zuwan-derern soll auch gewährleistet werden, die islamis-chen Rechtsgebote ohne Einengung erfüllen zu kön-nen. Dazu gehören Heiratsrecht, Nahrungsvorschrif-ten, die islamische Kleidungsvorschriften der Frauund ähnliche islamrechtliche Forderungen. DieseDinge können durch die Befolgung des islamischenRechtsweges erreicht werden, ohne deswegen in

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Sündhaftigkeit zu verfallen oder mit Notwendigkei-ten und Nutzsuche zu argumentieren, um Verbo-tenes zu erlauben. Allah, der Erhabene, hat unsdurch das Erlaubte ermöglicht, das Verbotene zuentbehren. Er hat uns Möglichkeiten und Alternati-ven zur Verfügung gestellt, die zur Erfüllung unsererAnliegen ausreichen.Die nachfolgende Darstellung einiger Alternativen,die praktisch und islamisch erlaubt sind, darf dieMuslime aber nicht über die eigentliche und einzigefundamentale Gesamtlösung hinwegtäuschen, dieihre Probleme wirklich lösen und ihre Wünsche undAnliegen erfüllen kann, nämlich die Errichtung desKalifats. Denn die Schwäche, Zerrüttung, Erniedri-gung und Geringschätzung, die Muslime heute er-fahren und die Gier ihrer Feinde aufkommen ließ, istauf das Fehlen des Imams, des Kalifen, zurückzufüh-ren, der sich ihrer Angelegenheiten annimmt, sichum ihre Umstände sorgt, sich einsetzt für sie, wennihnen Unrecht widerfahren ist und sie schützt, wennjemand ihnen Böses antun möchte. Von Abu Hurairawird berichtet, dass der Prophet (s.) sprach:

""DDeerr IImmaamm iisstt eeiinn SScchhuuttzzsscchhiilldd;; mmaann kkäämmppfftt hhiinntteerriihhmm uunndd sscchhüüttzztt ssiicchh dduurrcchh iihhnn.."" (überliefert vonMuslim)Ein Blick auf die Realität zeigt uns den Unterschied

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zwischen einem Muslim und einem anderen. DerAmerikaner beispielsweise wird respektiert undgeehrt. Wo immer er ist, überlässt man ihm denVortritt. Wenn er spricht, hört man ihm zu. Wenn erfehlt, dann fragt man nach ihm. Um den Muslimjedoch schert man sich nicht. Man kümmert sichnicht um seine Anliegen. Wenn er fehlt, vermisst ihnniemand. Wenn er getötet wird, bleibt sein Blut un-gesühnt - dies, obwohl der Prophet (s.) sagte:

""DDeerr UUnntteerrggaanngg ddeerr WWeelltt iisstt wwaahhrrlliicchh lleeiicchhtteerr ffüürrAAllllaahh aallss ddaass TTöötteenn eeiinneess MMuusslliimm!!"" (Bei Tirmithi vonAbdullah Ibn Umar)Dieser Unterschied zwischen einem Muslim undeinem Amerikaner, diese Präferenz zwischen ihnenist augenscheinlich: Sie ist auf den Stellenwert ihrerStaaten zurückzuführen. Denn der Amerikaner be-zieht den Respekt und die Hochachtung von Stellungeines Landes. Den Muslimen sollte diese Tatsachebewusst sein. Sie sollten mit den Aufrichtigen undAchtsamen zusammenarbeiten, um die Grund-lösung, die Errichtung des islamischen Staates, derdem Islam und den Muslimen Würde verleiht undden Unglauben und seine Anhänger in dieSchranken weist, zu realisieren.

Die Alternativen und praktischen Mittel, denen sich

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die Muslim bedienen können, ohne unausweichlichin Sünde zu verfallen, sind zahlreich. Wir wollendaraus folgende herausgreifen:

11.. DDaass iinntteelllleekkttuueellllee PPootteennttiiaall

Mit der intellektuellen Kraft meinen wir dieFähigkeit, den Verstand des Menschen anzuspre-chen, um sein Inneres zu beeinflussen. Allah, der Er-habene, hat die islamische Umma mit demÜberzeugungsfundament (Aqida) der göttlichenEinheit geehrt. Es ist das einzige Überzeugungsfun-dament, das dem menschlichen Verstand und dermenschlichen Natur entspricht. Zu ihren Gesetz-mäßigkeiten gehört, dass sie nicht durch Imitationund blindes Befolgen aufgenommen werden darf.Vielmehr muss der Verstand eingesetzt werden, umdurch Betrachtung und Denken zur Wahrheit derExistenz des Schöpfers und der Richtigkeit derGesandtschaft Muhammads zu gelangen. Ausdiesem Überzeugungsfundament ist ein System her-vorgegangen, das die verschiedensten Bereiche desLebens umfasst. Es stellt heute unter diesem Ge-sichtspunkt die einzige Alternative auf dieser Weltfür die westliche Kultur dar, die fähig ist, die Men-schen aus dem Unrecht, dem Leid und der Not her-auszuführen, in die sie diese Kultur gestürzt hat,nachdem sie sich des Denkens, des Lebens und der

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Geschicke der Menschen bemächtigt hatte. Wenndas islamische Überzeugungsfundament so darge-stellt wird, wie es ist und wie es dargestellt werdenmuss, wenn seine intellektuelle, erleuchtende Kom-ponente hervorgehoben wird und die Richtigkeit sei-ner Vorgehensweise bei der Lösung menschlicherAngelegenheiten, so wird es zweifelsohne viele Men-schen im Westen beeindrucken.- insbesondere, nach-dem vielen die Unrichtigkeit ihres Gedankenguts, dieinnere Leere ihrer Gesellschaften, ihr rascher mora-lischer Niedergang und ihr unerträglicher Absturz inden Sumpf von Unrecht, Dekadenz und Willkür be-wusst geworden ist.Dies erfordert, dass unsere Denker, die der west-lichen Sprachen mächtig sind, Kontakt zu den west-lichen Intellektuellen, Denkern und Politikern su-chen, um ihnen das islamische Gedankengut und dieislamischen Lösungen für die heutigen Probleme derMenschheit mit einer beeindruckenden, intellek-tuellen Methodik und in gediegener Weise darstellen,mit "Weisheit und gutem Rat" also. Wenn wir esschaffen, diese Leute zu beeinflussen - indem sieentweder den Islam annehmen oder zumindestAchtung und Respekt vor uns gewinnen -, dannhaben wir die passende Atmosphäre geschaffen, umunsere Anliegen vorzubringen, und auch wichtigeUnterstützung dafür erhalten.Grundsätzlich sollten die Muslime Verkünder der

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islamischen Botschaft sein, wo immer sie sichbefinden und an welchem Ort sie sich auch aufhaltenmögen, da der Islam eine globale Botschaft ist undAllah, der Erhabene, sie dazu verpflichtet hat, SeineBotschaft in alle Welt hinauszutragen und sie dergesamten Menschheit zu verkünden. Diese Pflichthat Er ihnen als Staat, als Parteien und als Einzel-personen auferlegt. Wo immer sich ein Muslim be-findet, hat er die Pflicht, die Menschen zum Islameinzuladen und sich nach Kräften für seine Verbrei-tung zu bemühen.Die im Westen lebenden Muslime sind also ver-pflichtet, den Islam der ansässigen Bevölkerung dar-zulegen - sei es jetzt oder nach Gründung des Kali-fats, das die Aufgabe haben wird, den Islam imInneren zu implementieren und als Botschaft in dieWelt hinauszutragen. Die Gründung des Kalifats istfür den Einzelnen aber keine Bedingung, um denMenschen den Islam zu verkünden. Er hat diePflicht, es jetzt und auch später zu tun.Bereits in früherer Zeit haben muslimische Händler,die mit Indonesien und Malaysia Handel trieben, denIslam in diese Länder getragen, bis die dort lebendenMenschen den Islam angenommen haben, und dies,ohne vom islamischen Staat oder von irgendwelchenParteien entsandt worden zu sein.Da der Islam der Glaube ist, der der menschlichenNatur entspricht, ihr nahe steht und den Verstand

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des Menschen von seiner Größe und Richtigkeitüberzeugen kann, so wird es für den ernsthaft su-chenden Nichtmuslim - an jedem Ort und in jederZeit - ein Leichtes sein, diesen Glauben anzuneh-men.

22.. DDaass wwiirrttsscchhaaffttlliicchhee PPootteennttiiaall

Einige Muslime, die über entsprechendes Kapitalund erforderliche Finanzen verfügen, können ver-suchen, auf die politischen Entscheidungen imWesten Einfluss zu nehmen. Wenn sich eine gewissewirtschaftliche Kraft in Händen der Muslimekonzentriert und sie diese als Druck- und Reizmitteleinsetzen, wird man auch ihrer Stimme Gehörschenken, und ihr Wort wird an Einfluss gewinnen -insbesondere wenn man weiß, dass das Kapital diewestlichen Regierungen nicht nur beeinflusst, son-dern ihre Existenzgrundlage darstellt. Wir habenauch einige Nichtmuslime gesehen, die - ge-ring anZahl - es durch ihre wirtschaftliche Kraft doch ver-mocht haben, auf die westlichen Regierungen Druckauszuüben, um ihre Angelegenheiten zu betreuenund ihre Forderungen zu erfüllen. Tatsache ist, dassdie Muslime in westlichen Ländern - wenn sie sichzusammenschließen, ihre Kräfte vereinen und miteiner Stimme sprechen, bereits heute über eine nichtzu unterschätzende wirtschaftliche Macht verfügen -

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wie dann, wenn sie diese wirtschaftliche Macht nochbewusst in die wichtigen und vitalen Industriespar-ten lenken, sie dort festigen und sich gegenseitig un-terstützen, um im Wirtschaftsleben ihre Machtposi-tion zu etablieren.Die wirtschaftliche Gegenwart der Muslime wirdschon allein durch das Faktum untermauert, dass diewestlichen Banken bestrebt sind, den MuslimenMöglichkeiten der wirtschaftlichen und finanztech-nischen Betätigung zu eröffnen, die mit den islamis-chen Rechtssprüchen "konform" gehen. Obwohl esfür die Muslime in westlichen Ländern wegen desvorherrschenden kapitalistischen Wirtschaftssys-tems, sicherlich nicht leicht ist, wirtschaftliche Aktivi-täten auf hohem Niveau durchzuführen, so ist ihrZusammenschluss und ihre gegenseitige Unterstüt-zung durchaus imstande, viele nichtreligiöse Hinder-nisse aus dem Weg zu räumen. Auf alle Fälle ist diewirtschaftliche Aktivität im Westen - anders als diepolitische Partizipation - nicht grundsätzlich ver-boten. Die Muslime haben die Möglichkeit, verschie-denen Aspekten wirtschaftlicher Betätigung nachzu-gehen - dies natürlich unter genauer Berücksichti-gung der islamischen Gesetzmäßigkeiten der wirt-schaftlichen Transaktionen, um nicht in die Sünd-haftigkeit von Zins und Ähnlichem zu verfallen.

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33.. DDaass mmeeddiiaallee PPootteennttiiaall

Der mediale Bereich gehört zu den gewichtigenBereichen, welche das öffentliche Meinungsbild aus-formen und direkten Einfluss auf die politischenEntscheidungen nehmen. Insbesondere in west-lichen Ländern ist dieser Bereich wichtig, da sich dieEntscheidungsträger zur Rechtfertigung ihrer Politikund zur Überzeugung der Öffentlichkeit sehr starkseiner bedienen. Tatsache ist aber, dass die meistenMedien in westlichen Ländern von Kräften gelenktwerden, die sie Objektivität und Neutralität einbüßenließen, bis sie zu einem willkommenen Werkzeug inden Händen der Kapitalisten geworden sind. Vonihnen kontrolliert, werden die Medien dazu miss-braucht, ihre Interessen zu erfüllen. Deswegen ist esheute nur mehr selten der Fall, dass wir wirklichunabhängige Medien finden, die eine eigene, sou-veräne Entscheidungsfähigkeit besitzen und der all-gemeinen, intellektuellen und interessierten Öffent-lichkeit eine seriöse und korrekte Berichterstattungliefern. Die heutigen westlichen Medien führen je-doch einen regelrechten Propagandakrieg gegen denIslam, der niemandem mehr verborgen geblieben ist.Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht in irgendeinerSendung in Radio oder Fernsehen der Islam in nie-derträchtiger Weise angegriffen und seine Ideen undGesetze verunglimpft würden. Gleiches ist auch über

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die Druckmedien zu sagen, seien es Bücher, Magazi-ne oder Zeitschriften. Sie scheuen keine Mühen, umIslam und Muslime zu verunglimpfen. Es gibt kaumeine Zeitschrift, die sich um eine ausgewogene undfaire Darstellung des Islam bemüht, und kaum eineSendung, die der Objektivität und Neutralität ver-pflichtet ist. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich,denn diejenigen Personen, die den westlichen Me-dien vorstehen und sie lenken, sind regelrechte Is-lamhasser, die keinen Hehl aus ihrer islamfeind-lichen Einstellung machen. Hier kommt den Mus-limen eine Rolle zu, wenn sie sich selbst und ihremGlauben einen Dienst erweisen wollen. Sie könntensowohl ein gesehenes als auch gehörtes und gele-senes Medienwerk aufbauen, das der seriösen undkorrekten Berichterstattung verpflichtet ist. Unteranderem sollte es auch islamische Themen undInhalte in einer Weise darstellen, die der westlichenSchreib- und Sprachmentalität entspricht. Wer diemuslimische Realität in diesem Bereich untersucht,wird den gewaltigen Nachholbedarf rasch erkennen.Das meiste, was die Muslime bis dato hervorgebrachthaben, liegt unter dem gewünschten Niveau. Nichtselten zeichnen sich diese Schriften durch Anbiede-rungsversuche an den Westen und eine apologeti-sche "Uminterpretation" des Islam aus, um ihn derwestlichen Denkweise anzupassen - in der Hoffnung,dass man durch diese Verdrehung den Islam für die

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westlichen Gesellschaften akzeptabler macht, ganzabgesehen von der Tatsache, dass das Quantum derVeröffentlichungen in keiner Relation zu der Anzahlund den Fähigkeiten der im Westen lebenden Mus-lime steht. Auch steht es in keiner Relation zur Glo-balität ihrer Ideologie, die sie dazu anhält, sie überallzu verkünden. Was das gesehene und gehörte Me-dium anlangt, so gibt es von islamischer Seite fak-tisch keine Präsenz.

4. DDaass mmeennsscchhlliicchhee PPootteennttiiaall

Die Muslime zählen in westlichen LändernMillionen, die vielerorts das Öffentlichkeitsbild nichtunwesentlich prägen. Dies macht sie zu einer Kraft,mit der auch in Zukunft immer stärker zu rechnensein wird. Auf Basis dieser Tatsache schmiedet auchder Westen seine Pläne. Dieses von ihnen dargestell-te Potential sollten die Muslime zu nutzen wissen.Ihnen sollte auch bewusst sein, dass der Westen ihrerbedarf. In einem Artikel, den die Zeitschrift "COUR-RIER INTERNATIONAL" in der Ausgabe Nr. 606veröffentlichte, steht: "Wo es Armut gibt, da gibt esauch Auswanderung. Und das mit Vergnügen, dennder alte Kontinent - Europa - benötigt Arbeitskräfte.Was allerdings auch benötigt wird, ist der politischeMut, um es zuzugeben." Tatsächlich bedarf der Wes-ten des muslimischen Menschenpotentials mehr, als

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dieses Menschenpotential des Westens bedarf. Wennes der Westen vermocht hätte, seine Angelegenheitenohne die bei ihm ansässigen jungen Muslime zuregeln, hätte er schon längst danach getrachtet, sichihrer zu entledigen, und ganz unverhohlen sein wah-res Wesen gezeigt, das so viel Abneigung gegen dieMuslime in sich trägt. So ist es beispielsweise unterÄrzten in Frankreich bekannt, dass ein Streik mus-limischer Ärzte die dortige Regierung stürzen kön-nte.Dieses menschliche Potential der Muslime imWesten setzt sich aus den verschiedensten Berufs-und Bevölkerungsschichten zusammen. So gibt esden Arzt, den Ingenieur in allen Ingenieurbereichenund die Spezialisten in allen wissenschaftlichen undtechnologischen Sparten. Es gibt auch die einfachenArbeiter und Gewerbetreibende.Diese Vielfältigkeit verleiht den Muslimen ein gewal-tiges Potential und gibt ihnen die Möglichkeit, vielmehr zu erreichen als ihre derzeitigen Anliegen, diesich auf Dinge wie das islamische Schächten und dieErlaubnis für ihre Töchter, die islamische Kleidungin den Schulen zu tragen, beschränken. Vielmehrkönnten sie auch zu einem Druckmittel auf die west-lichen Regierungen werden, um die politischen An-gelegenheiten der Muslime weltweit zu unterstützen,und zu wahren Botschaftsträgern in diesem ödenLand.

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Dies sind einige Alternativen, denen sich die Mus-lime hinwenden können, anstatt an der Regentschaftzu partizipieren und Sündhaftes zu begehen. Wennnichtmuslimische Minderheiten - trotz ihrer gerin-gen Zahl - es geschafft haben, einige Bereiche undSparten fast gänzlich zu erobern, und es manchmalsogar zustande bringen, auf Regierungen Druckauszuüben, um ihre Anliegen durchzusetzen, dannstellt sich die berechtigte Frage, warum Muslime,trotz ihres Potentials und ihrer Möglichkeiten dazunicht in der Lage sind?Abschließend sei gesagt, dass der Einsatz fürWahrheit und Glaube und die Bekämpfung vonUnrecht und Übertretung gemäß dem göttlichenRechtsspruch erfolgen müssen. Es erfordert dasFesthalten am rechten Plan und Gehorsam gegen-über Allah, dem Erhabenen. Es ist ein Irrtum zu glau-ben, dass Erfolg und Sieg durch Sündhaftigkeit zu er-reichen sind. Allah, der Erhabene, sagt:

""SSeeii ddaarruumm aauuffrreecchhtt,, wwiiee ddiirr ggeebbootteenn wwaarrdd,, dduu,, uunnddwweerr ssiicchh mmiitt ddiirr bbeekkeehhrrtt hhaatt.. UUnndd üübbeerrsscchhrreeiitteett nniicchhttddiiee GGrreennzzeenn,, wwaahhrrlliicchh,, EErr ssiieehhtt wwaass iihhrr ttuutt.."" (SuraHud 11, Aya 112)

!!!

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