Die Radikalen-Fänger

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Dialog 30 z Die Radikalenfänger Stress-Esser Stefan Jung trifft Ernährungs-Coach Alexa Iwan

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Stress-Esser Stefan Jung trifft Ernährungs-Coach Alexa Iwan

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Die RadikalenfängerStress-Esser Stefan Jung trifft

Ernährungs-Coach Alexa Iwan

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Wenn sich die heile Werbewelt derNahrungsmittelindustrie entzau-bern lässt, dann am besten hier:

ein idyllischer, kleiner Markt in der Kölner City. Wer vom Dom kommend dorthin gelangen will, passiert gut zwei DutzendFresstempel von Hamburger-Ketten bis zur Pommesbude. Wie ein Damm schottet dieKirche Sankt Aposteln die Marktstände vomFrittierfett der Einkaufsstraßen ab. Hier treffen sich Stefan Jung und Ernährungsex-pertin Alexa Iwan. Ihre Tipps kann Jung gutgebrauchen: Wären „innere Schweinhunde“hundesteuerpflichtig, bliebe ihm wenig vonseinem Gehalt als Großkundenbetreuer: Zuwenig Bewegung, zu fette Mahlzeiten, zu oftgesüßter Kaffee und Bier sorgen für ein paarPfunde zuviel. Damit ist Jung in guter Gesell-schaft: 66 Prozent der Männer und 51 Pro-zent der Frauen zwischen 18 und 80 Jahrensind übergewichtig. Und wie Jung auch,misstrauen viele Menschen den Versprechen

Wer freie Radikale bekämpft

und Genuß mit Verstand

verbindet, lebt gesünder,

länger und leichter.

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der Ernährungsindustrie und fallen doch auf sie rein. „Dergrößte Quatsch ist oft die Aufmachung von Lebensmitteln“,wettert Alexa Jung gleich zu Anfang: „Vorne auf einemJoghurt-Drink steht was von 0,1 Prozent Fett, man denkt, ‘dasmacht nicht dick‘ und auf der Rückseite werden die Kohlenhy-drate mit über 20 Gramm pro 100 Gramm angegeben. Dahin-ter steckt fast nur Zucker, manchmal sogar mehr als in Cola.“Natürlich entdeckt die Ernährungswissenschaftlerin auf demMarkt Alternativen: „Hier, die Orangen. Aus denen mache ichimmer Saft.“ Und schon ist sie in ihrem Element und beikleinsten Teilchen, den freien Radikalen.

Radikale Abwehr

Freie Radikale sind aggressive Moleküle, die Zellen schädigenund den Körper schneller altern lassen. „Die besten Radikale-fänger sind Vitamin A, C und E “, erklärt Alexa Iwan. VitaminE-Bomben seien etwa Oliven- oder Rapsöl, Vitamin C stecke inObst und Gemüse und Vitamin A solle man mit einem Trickauf Radikalenjagd schicken. Das Vitamin steckt vor allem inLeberwurst, Butter oder Eiern. Weniger Kalorien haben aberNahrungsmittel, die Beta-Karotin enthalten. „Der Körperwandelt dieses Karotin in Vitamin A um“, erklärt sie und zeigtdabei auf Karotten, Honigmelonen und Aprikosen.

Dem Körper Saures geben

Stefan Jung ist aber Pragmatiker: „Ich löse lieber jeden Mor-gen eine Vitamintablette auf – reicht das nicht?“ „Gemüse undObst sind besser, sie enthalten nicht nur Vitamine“, entgegnetIwan. Jetzt kreist ihr Zeigefinger über Chicoree und Artischo-cken: „Die Deutschen essen zu wenig Bitterstoffe, die regenden Gallenfluss an und verbessern die Aufnahme von Nähr-stoffen.“ Einen Stand mit eingelegten Oliven nutzt Iwan für ei-ne Klarstellung: „Lebensmittel sind nicht nur Dickmacher,sondern auch Fitmacher – man darf sie nie nur auf ihre Kalo-rien reduzieren. Eingelegte Oliven und kalt gepresstes Oliven-öl haben wertvolle Inhaltsstoffe, sie sind in Maßen also ge-sund.“ Zwei Kisten weiter wird sie wieder fündig: „Rote Wein-trauben – der perfekte Auto-Snack für dich.“ Stefan Jung istbis zu acht Stunden am Tag als Außendienstler im Auto unter-wegs. Seinen Hunger stillt er, wie Millionen anderer Deut-scher, viel zu oft mit deftigen Mahlzeiten. „Die Trauben enthal-ten Ballaststoffe und im Inneren Fructose sowie Polyphenole,die zellschützend wirken und denen eine krebsvorbeugendeWirkung zugesprochen wird“, erklärt Iwan.

Freispruch für Kaffee

Ein schlechtes Gewissen hat Jung wegen seiner Lieblingsdro-ge: „Ich trinke bis zu sechs große Tassen Kaffee täglich“.

Erklärungsbedürftig – Ernährung ist kein einfaches Thema, aber ein schmackhaftes.

Ernährungsexpertin Alexa Iwan zeigt Stefan Jung bei einem Marktrundgang wie er gesünder isst.

Alexa Iwan (41)

Zuletzt zeigte sie in der RTL-

II-Doku „Liebling, wir bringen

die Kinder um“, wie überge-

wichtige Kinder sich besser

ernähren können. Sie ist Rat-

geber-Autorin und arbeitet

als Ernährungs-Coach für

Firmen, Restaurants und

Schulen (www.alexaiwan.de).

Stefan Jung (38)

Der verheiratete Großkun-

denbetreuer ist viel auf

Dienstreisen und ernährt

sich oft aus Zeitdruck falsch.

Er will seine Ernährungs-

sünden ablegen – nicht

zuletzt, weil er seinem drei-

jährigen Sohn Jannik ein

Vorbild sein will.

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Überraschend mild fällt Iwans Urteil aus: „Wenn das dein Ma-gen verträgt, ist auch das okay. Aber wenn du nur Kaffeetrinkst, ist das zu wenig. Kombiniere die Tasse Kaffee immermit einem Glas Wasser“. Solche Tipps hört der Familienvateran diesem Tag noch oft. Alexa Iwan hält wenig von Radikal-Diäten oder Ernährungs-Dogmen. Eine gesunde Ernährungfuße auf einer gesunden Einstellung zum Essen. Sie setzt aufeinfache Tricks: „Auch bei uns gibt es mal Fertigmahlzeiten,aber dann schneide ich was Frisches dazu“, erklärt die Muttervon zwei Kindern. Auch gegen Pommes hat sie nichts, die isstsie selbst zu gerne. Allerdings kommen die dann aus der eige-nen Produktion. Ihr Tipp: „Einfach geschälte Kartoffeln in Stif-te schneiden, in eine Schüssel mit einem Löffel Öl geben, allesvermengen und im Backofen bei 180 Grad Umluft backen.“

Austern – Perlen für das Gehirn

Auch Stefan Jung steht auf Pommes, sie gehören zu seinenmittäglichen Standard-Beilagen. Und danach fällt er oft in einLeistungsloch. „Das muss nicht unbedingt am Essen liegen“,weiß Iwan: „Der Körper hat Leistungskurven und bei vielenMenschen geht die Kurve in der Mittagszeit runter.“ Das ist einStichwort für den oft gestressten Stefan Jung: „Gibt es eigent-lich ,Brainfood‘ – Essen das gut ist für die Konzentration?“„Ja“, erklärt Alexa Iwan: „In erster Linie sollte man genugtrinken – etwa 1,5 Liter. Außerdem braucht das Gehirn Nah-rungsinhaltsstoffe, um Botenstoffe herzustellen. Die sorgendafür, dass Informationen im Gehirn weitergeleitet werden.Brainfood-Lebensmittel sind zum Beispiel Grüner Tee, grüneOliven, Naturreis, Käse, Nüsse, Bananen oder Austern.“ Aufdie Meeresbewohner kann Jung nicht nur aus Preisgründen gerne verzichten. Wie auch auf ein paar Pfunde...

Umstellen und abnehmen

Iwans gute Nachricht: Allein durch eine Umstellung könnenPfunde purzeln: „Wenn Du abnehmen willst, iss lieber mittagskohlenhydratreich – am besten Vollkornnudeln oder

Naturreis. Abends dann eher eiweißreich: Steak, Fisch, Gemüse oder Salat. Generell sollte man in den Stunden vordem Schlafengehen lieber weniger Kohlenhydrate essen,dann ist nur wenig Insulin im Blut und die Fettverbrennungkann starten.“ Aber auch die Mahnung bleibt nicht aus: „Zurgesunden Ernährung gehört auch Sport – mindestens zwei-mal die Woche eine halbe Stunde“, stellt sie klar. Auch dieseninneren Schweinehund will Stefan Jung nun besiegen ...