Die Radszene Revierguide Olympia-Bahnrad Die Rennstrecken · 2017. 4. 26. · DIE SCHÖNSTEN...

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DIE SCHÖNSTEN TOUREN IM THÜRINGER WALD SO GEHT’S: RICHTIG BERGAB FAHREN EUROPAS RENNRAD-MAGAZIN NR. 1 WWW.TOUR-MAGAZIN.DE FAHRTECHNIK SEITE 104 KURZTRIP SEITE 136 Deutschland 4,90 € Österreich 5,60 € Schweiz 9,50 sFr BeNeLux 5,80 € Finnland 7,20 € Griechenland 7,20 € Frankreich 6,40 € Italien 6,40 € Spanien 6,40 € Slowenien 6,40 € Slowakei 6,40 € Dänemark 50,00 DKK Printed in Germany H1593 NR. 2016 WOMEN’S TOUR: FRAUENPOWER IN ENGLAND RENN-REPORTAGE SEITE 110 WOMEN’S TOUR TEST: AERO-LAUFRÄDER TOUR DE FRANCE AKTUELL KAUFBERATUNG: SECONDHAND-RÄDER OLYMPIA-SPEZIAL 8 2016 8 19 LAUFRÄDER IM AERO-TEST 15 SEITEN AKTUELL TOUR DE FRANCE • Unschlagbar: Chris Froome • Exklusiv: Inside Team Bora • Zwischen Hoffen und Bangen: Fans in Kolumbien OLYMPIA-SPEZIAL AB S. 18 Olympia in Rio de Janeiro Die Radszene Revierguide Olympia-Bahnrad Die Rennstrecken SERVICE S. 50 Secondhand- Rennräder Die besten Tipps für den Kauf

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DIE SCHÖNSTEN TOUREN IM

THÜRINGER WALD

SO GEHT’S:RICHTIG BERGAB

FAHREN

EUROPAS RENNRAD-MAGAZIN NR. 1 WWW.TOUR-MAGAZIN.DE

FAHRTECHNIK SEITE 104 KURZTRIP SEITE 136 Deutschland4,90 €Österreich 5,60 €Schweiz9,50 sFr

BeNeLux 5,80 € Finnland 7,20 € Griechenland 7,20 € Frankreich 6,40 € Italien 6,40 € Spanien 6,40 € Slowenien 6,40 € Slowakei 6,40 € Dänemark 50,00 DKKPrinted in Germany H1593

NR. 2016

WOMEN’S TOUR: FRAUENPOWER IN

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RENN-REPORTAGE SEITE 110

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19 LAUFRÄDER IM AERO-TEST

15 SEITEN

AKTUELLTOUR DE FRANCE

• Unschlagbar: Chris Froome • Exklusiv: Inside Team Bora

• Zwischen Hoffen und Bangen: Fans in

Kolumbien

OLYMPIA-SPEZIAL AB S. 18

Olympia inRio de Janeiro• Die Radszene • Revierguide• Olympia-Bahnrad• Die RennstreckenSERVICE S. 50 Secondhand- Rennräder Die besten Tipps für den Kauf

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Auf zum Zuckerhut: Wir haben uns den Olympiastandort mal angesehen

„Tour der Sprinter“? Christopher Froome auf der 12. Etappe am Mont Ventoux

Aero- Laufräder mit ver schie denen

Felgenhöhen im Windkanal-Test

Rein ins grüne Wintersportparadies: Kamm rauf, Kamm runter im Thüringer Wald

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INHALT

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78Hinter der SpitzeDas deutsche Team Bora-Argon 18

PorträtDer unschlagbare Chris Froome

Gesichter der TourDiese Menschen prägten die Tour 2016

Fans in KolumbienHeldenverehrung aus der Ferne

TimelineDie Highlights der 21 Etappen

ErgebnisseDie 103. Tour de France im Überblick

Gebrauchtrad-KaufPreis, Qualität, Zustand: So unter-scheiden Sie Schrott von Schnäppchen

Aerodynamische Laufräder Systemvergleich: 19 schnelle Laufräder mit unterschiedlichen Felgenhöhen

Shimano„No carb“: Shimano setzt konsequent auf Metall. Drei Werksbesuche in Asien

LeserradStil-Ikone: Andreas Höhnen und sein restauriertes Cinelli Laser

WerkstattGeräusche beseitigen, Teil 3: die Demontage von Innenlager und Kurbel

TestcenterFür Sie getestet: u. a. SQLab-Sattel, Garmin-Datenbrille, Gore-Radhose

Richtig bergab fahrenSicher im Flow: Mit unseren Tipps wird die schnelle Pass-Abfahrt zum Genuss

FitnessforumTrainingstipps, Expertenrat: Radfahren mit Knieprothese, Buchtipp Coaching

Kurztrip Thüringer WaldIm Angesicht des Wintersports: ein sommerlicher Radtrip am Rennsteig

TOUR Transalp An der Spitze: Wie zwei Athleten aus dem Team TOUR ihre Premiere erleben

TourenszeneKrušnoton-Radmarathon, Retro-Events, vier Mal Mitgefahren

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Aviva Women’s TourInsel der Glückseligkeit: Großbritannien bietet der Frauenpower eine Bühne

Spanien-RundfahrtDie 71. Vuelta kämpft mit einem schweren Parcours um ihren Status

RennszeneDeutsche Meisterschaft, Giro Rosa, Tour de Suisse, Cyclassics, Hingucker

TEILE, TEST & TECHNIK

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Intern

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Moment

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Magazin

SEITE 14

Leserforum

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Impressum

SEITE 145

Radschlag

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Vorschau

RUBRIKENRUBRIKEN

TOUREN & REISEN

Radszene RioGefährlich? Ja! Aber die Leidenschaft fürs Radfahren sucht sich ihre Wege

Revierguide RioStrecken, Infos und Treffpunkte

Sportschau 1Das Olympia-Bahnrad des deutschen Sprinters Maximilan Levy

Sportschau 2Olympia: Strecken, Orte und Teilnehmer

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6 TOUR 8-2016

MOMENT

rankreich im Juli 1962. Ein junger deutscher Radrennfahrer mit strahlen-dem Lächeln schickt sich an, die Tour de France zu erobern – und mit ihr die Herzen der Radsport-Fans diesseits und jenseits des Rheins. Zwei Etappen hat er bereits gewonnen bei seiner ersten Tour, ein dritter Sieg wird noch folgen. Unbändiger Ehrgeiz und enorme Kraft zeichnen den damals 25 Jahre alten Jungprofi aus, der seine erste Straßen-saison im Team St.Raphaël-Helyett bestreitet, an der Seite des drei Jahre älteren Jacques Anquetil, der als Tour-Sieger von 1957 und ’61 in Frank-reich längst ein Star ist. Am Ende der vierten Etappe von Amiens nach Le Havre liegt die Radsportwelt aber dem jungen Deutschen zu Füßen, der an diesem Tag das Gelbe Trikot trägt. Am Ende dieser Tour de France wird sein Kapitän Anquetil das Maillot Jaune tragen und damit den dritten seiner fünf Tour-Siege feiern. Den eleganten, stilsicheren Franzosen adeln die Fans zum „Maître“, während sie den deut-schen Rad-Berserker als „Sacré Rudi“ für seine kämpferische Fahrweise verehren. Für Rudi Altig war dieses Jahr 1962 der Auftakt zu einer langen und glanzvollen Karriere, die er mit dem Welt-meistertitel der Profis 1966 auf dem Nürburgring krönte. Am 11. Juni 2016 ging sein langes und erfülltes Leben mit dem und für den Radsport zu Ende. Adieu, Rudi!

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TOUR DE FRANCE 2016

Zwei Teams in Schwarz – Sky und Bora-Argon 18 – illustrieren die Bandbreite der Tour de France: Hier die gut geölte Sieg- Maschine für das Projekt Gelbes Trikot, dort die Angreifer mit heißem Herzen auf der Jagd nach ersten Erfolgen. Die Tour 2016 als Story der

MEN IN BLACK

GEGENSÄTZE

Chris Froome (oben) ist der strahlende Sieger, Emanuel Buchmann (links) macht lehrreiche Erfahrungen

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SCHMERZHAFT

Sam Bennett kann kaum den Lenker halten

ERSTE HILFE

Shane Archbold schiebt Bennett nach seinem Sturz ins Ziel

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eine große Geste, kein lauter Jubel: Versonnen lächelnd überquerte Chris Froome die Ziellinie im Alpendorf Morzine – und hatte doch in dieser Sekunde seinen dritten Tour-Sieg unter Dach und Fach gebracht, nach der letzten Alpen-Etappe, am vorletzten Tag der Tour. Doch Froome blieb demütig. Kaum 24 Stun-den zuvor hatte er erfahren, an welch seidenem Faden der Erfolg hängen kann. Eine kleine Unachtsamkeit hatte ihn auf regennassem Asphalt stürzen und hart auf den Asphalt aufschlagen lassen. „Ich hatte Glück, ich habe nur etwas Haut verloren“, sagte er später. An diesem Tag war er haar-scharf am sportlichen GAU vorbeigeschrammt, den siche-ren Tour-Triumph noch aus der Hand zu geben, nachdem er das Rennen drei Wochen lang dominiert hatte bis zur Langeweile. Irgendwie passte der späte Sturz ins Bild der Überra-schungen, mit denen Froome Gegner und Öffentlichkeit in Atem hielt. Während seine Armada in Schwarz mit blau-weißem Brustring alle Gegner geradezu entwaffnete, machte er sich um den Unterhaltungswert des Rennens verdient und attackierte an Stellen, wo es niemand erwar-tet hätte. Solche Geschichten erlebt die Tour aber nicht nur im Rampenlicht. Im Schatten der Stars, am anderen Ende der Radsport-Hierarchie, kämpfte ein weiteres Team in

Schwarz – mit weißen Ärmeln – um Achtungs-erfolge und die Zukunft des deutschen Rad-sports. Hier das mit geschätzt 30 Millionen Euro teuerste Radsportprojekt der Gegenwart – dort das Team Bora-Argon 18, das kleine Fa-milienunternehmen von Ralph Denk, in dem der Vater die Autos wäscht und die Mutter sich um die Buchhaltung kümmert.

TIPP FÜR HINTERBÄNKLERAuch Tour-Sieger Chris Froome kennt die Unterschiede zwischen einem Top-Team und einem kleinen, bescheidenen Rennstall aus der zweiten oder gar dritten Reihe. Seine erste Tour bestritt er 2008 noch für die zweitklassi-ge Barloworld-Mannschaft, und er scheint sich noch gut daran erinnern zu können, wie damals die Erfolgs- bzw. Überlebensstrategie lautete. Befragt, was er tun würde, wenn er nicht auf dem Flaggschiff Sky durch Frank-reich segeln würde, sondern mit einer Truppe, die nur durch die Gunst einer Wildcard dabei sein dürfe, zögerte der Mann in Gelb nicht lange: „Wir würden jeden Tag versuchen, in eine Ausreißergruppe zu kommen und eine Etappe zu gewinnen“, antwortete der stets freundliche Brite und beschrieb damit auch: Die Strategie des Team Bora. Abgesehen von den wenigen Siegern unter den 198 Radprofis, die Jahr für Jahr ins Rennen gehen, sind die drei Wochen Tour für die meisten ein täglicher, meist vergeblicher Kampf etwas Zählbares zu erreichen – und

KRAFTPROBE

Die Besten messen sich ohne den Bora-Sprinter auf den Zielgeraden

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Andreas Kublik

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TOUR DE FRANCE 2016

zweiten Grand Tour für ihn, für uns und den deutschen Radsport ein Erfolg“, urteilt Denk über das Ergebnis.

MANNSCHAFTEN FÜR CHAMPIONS„Schritt für Schritt“, lobt Tour-Chef Christian Prud-homme, habe Denk seine Mannschaft aufgebaut. Laut-sprecher wie der Russe Oleg Tinkow kommen und gehen, Denk steht für die leisen Töne, für nachhaltiges Wirt-schaften im Radsport. „Bei uns ist ein Wort noch ein Wort“, sagt der Oberbayer. Er trifft seine Vereinbarungen per Handschlag. Aus kleinen Anfängen hat er es nun zu drei Einladungen zum wichtigsten Radrennen der Welt geschafft. Zuletzt als einziges nicht-französisches Team. Das liegt auch daran, dass sich Denks Interessen und die von Prudhommes Firma ASO überschneiden: „Wir müs-sen die Radsport-Begeisterung wieder wecken. Dazu braucht man wieder deutsche Champions, und man braucht deutsche Mannschaften, um diese Champions zu schaffen“, erklärt der Tour-Chef. Für die Wochen nach der Tour hat Denk sich weitere Überraschungen aufgehoben. Dann will er ankündigen, welche Top-Rundfahrer im nächsten Jahr das Trikot des Teams tragen werden, das dann Bora-hansgrohe heißen wird. Buchmann wird dann als Assistent eines routinier-ten Rundfahrtkapitäns weiter bei der Tour lernen. Ob Bennett noch einmal für Denks Rennstall in Frankreich sprinten darf? Oder bringt der neue Materialsponsor Specialized wirklich Weltmeister Peter Sagan mit, wie die Gerüchte während der Tour glauben machen wollen? Im kommenden Jahr will Denk den anderen „Men in Black“ um Chris Froome die Schlagzeilen und das Rampenlicht der Tour jedenfalls nicht kampflos überlassen.

CHRIS FROOME

Chris Froome gewinnt zum dritten Mal

die Tour de France – mit neuem Stil und Szenen,

die in die Geschichtsbücher eingehen werden.

Aber ist er schon ein echter Tour-Patron?

en rechten Arm gestreckt, die Faust geballt – so schoss der Mann in Gelb durch das Ziel vor der Sporthalle in Megève. Wie Superman feierte Chris Froome seinen zweiten Etappensieg bei dieser Tour, mit dem er seine Gesamtführung auf bequeme vier Minuten ausbaute. Das war fast schon normal für Froome auf dem Weg zu seinem dritten Sieg in Frankreich, mit dem er in einen illustren Kreis eintrat – in eine Reihe mit Greg LeMond, Philip-pe Thys und Louison Bobet, hinter den vier Fünffach-Siegern Anquetil, Merckx, Hinault und Indurain. Viele Fans fanden das langweilig, was sie Tag für Tag an der Strecke oder am Bildschirm von der Tour zu sehen bekamen: Der hagere Brite wirkte unantastbar. Dabei hatten sich die Stre-ckenplaner des Tour-Veranstalters ASO viel Mühe gegeben, den Kontrollfreaks des Sky-Teams Steine in den Weg zu legen. Schwer kon trollierbare Etappen mit engen Straßen, ewigem Auf und Ab und gefährlichen Abfahrten hatten sie herausgesucht. Vergebliche Mühe der Streckenplaner. „Es lag nicht an der Strecke,

GEGEN ALLE

WIDER-STÄNDE

IN BESSEREN KREISEN

Cesare Benedetti (links) und Andreas Schillinger (hinten) an der Seite von Peter Sagan

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CHRIS FROOME

sondern an den Gegnern, dass Froome in diese Position kam“, urteilte Tour-Direktor Christian Prudhomme. Der Widerstand schien früh ge-brochen. Alberto Contador reiste nach zwei Stürzen zu Beginn früh ab, Froomes einstiger Adjutant Richie Porte verlor durch einen Platten zur Unzeit auf der zweiten Etappe wertvolle Zeit, Nairo Quintana war formschwach. „In den Bergen waren die Gegner nicht auf dem erwar-teten Niveau“, meinte Prudhomme. Die Stärke des Siegers war auch die Schwäche der Gegner.

ATTACKE IN DER ABFAHRTAus einer mediokren Tour ragte Froome heraus. „Er war das Besondere in diesem Rennen. Er hat uns überrascht. Er hat Zeit herausgeholt in der Abfahrt oder im Finale im Flachen. Das war etwas, was wir nie erwartet haben“, urteilte Ex-Profi Sean Kelly, der seit Jahren für Euro-sport die Tour de France kommentiert. Bergauf blieb der Top-Favorit lange passiv, bis er auf dem Col de Peyresourde plötzlich an die Spitze schoss und sich wagemutig in die Abfahrt nach Bagnères-de-Luchon stürzte – wie Peter Sagan bei seinem WM-Sieg im vergan genen Jahr: windschnittig auf dem Oberrohr sitzend und und selbst in dieser Position weitertretend. Nur ein paar Sekunden brachte das. Aber es war ein erster Denkzettel für die Konkurrenz. Froo-mes Stärke war plötzlich unberechenbar. Dann nahm er sich wieder zurück, kontrollierte das Rennen mit seinem Team, das sehr dosiert die Fachkräfte für jedes Terrain eingesetze. Der nächste Schlag: Auf der windumtosten Etappe nach Montpellier folgte er mit seinem Edelhel-fer Geraint Thomas der Tempoverschärfung von Peter Sagan und dessen Teamkollegen Maciej Bodnar. Prudhomme zeigte sich von der Fahr-weise des Mannes in Gelb begeistert: „Das war ein Coup à la Merckx oder Hinault!“ Im Peloton wurde gemault, weil die schwarz-blaue Armada jetzt auch noch die Vorbereitungen der Sprinter-Teams auf den Flachetappen störte: um sich aus Stürzen herauszuhalten, aber auch, um die di-rekten Konkurrenten unter Druck zu setzen. Die Fahrweise war wohl auch eine Art Strategie gegen die Zweifel an seinen Leistungen. „Es ist schwierig, nach VAM (Aufstiegsrate in Metern pro Stunde; Anm. d. Red.) und Powerdaten zu fragen, wenn man in der Abfahrt angreift“, meinte Sky-Teamchef Dave Brailsford. Mehr als solche konstruierten Rechtfertigungen steigern menschliche Regungen die Sympathien beim

Pub likum – und Zeichen, dass auch der kühle Rechner verletzlich ist: Als Froo-me nach seinem Sturz am drittletzten Tag zerschunden und auf dem vom Team kollegen Geraint Thomas geliehe-nen Rad ins Etappenziel nach Saint- Gervais kam, bescheinigte im Frank-reichs große Sport zeitung „L’Équipe“ einen „eisernen Willen“.

NUR DER BESTE Ruhig, höflich, zurückhaltend, so ken-nen alle Chris Froome – Journalisten, Rennveranstalter, die anderen Renn-fahrer. Sportlich herausragend. Aber ist er nach seinem dritten Gesamtsieg schon ein wahrer Patron des Rennens? „Er ist der Beste! Daher ist er der Patron – aber kein Patron à la Hinault“, befin-det Tour-Chef Prudhomme und ergänzt: „Die stärkste Persönlichkeit der Gegen-wart ist ohne Zweifel Peter Sagan.“ Froome, in Kenia geboren und in Süd-afrika aufgewachsen, ist der erfolg-reichste Absolvent des World Cycling

Center des Radsportweltverbands in der Schweiz. „Ich kann jedem afrikani-schen Radsportler diesen Weg empfeh-len“, sagt Froome heute. 2006 war er bei der U23-WM in Salzburg noch für Kenia gestartet – doch dann entschied er sich für einen britischen Pass. Nach seiner ersten Profi-Station beim Team Barloworld formte Sky-Chef Brailsford aus dem bis dahin eher unauffälligen Schlaks ab 2010 einen herausragenden Rundfahrer. 2011 stieß er als Zweiter der Vuelta in die Weltspitze vor. Bei der Tour 2012 brachte er bereits seinen damaligen Kapitän Bradley Wiggins mit Tempoverschärfungen immer wieder in Schwierigkeiten. Im folgenden Jahr machte Brailsford ihn anstelle von Wiggins zum Kapitän bei der Tour, und prompt feierte der gleichermaßen star-ke Kletterer wie Zeit fahrer seinen ersten Sieg. Er entstammt einem Umfeld, in dem kühle Berechnung zum Erfolg führen soll – da ist wenig Platz für Leiden-

schaft und Entertainment. So konterte Froomes Tempo macher Geraint Thomas die Fragen der Journalisten zum langweiligen Rennverlauf: „Ich werde nicht dafür bezahlt, gute Unterhal-tung zu liefern, sondern dafür, Rennen zu ge-winnen.“ Dabei lieferte Froome diesmal sogar gute Unterhaltung, Überraschungseffekte und die Bilder, die bleiben. „Das Gelbe Trikot läuft den Ventoux hoch – das wird natürlich in die Geschichte eingehen“, urteilte Kelly über die jetzt schon legendäre Szene: Der Gesamtfüh-rende zu Fuß auf dem Weg Richtung Ziel, nachdem er im dichten Fan-Spalier mit Bauke Mollema und Richie Porte über einen plötzlich anhaltenden Motorradfahrer gestürzt war und ein nachfolgendes Motorrad das Rad des Briten zerstört hatte. Kelly glaubt, dass diese Bilder und die überra-schende Fahrweise viel für die Popularität des Radprofis gebracht haben. Der Berg lauf am Ventoux zeigte einen Chris Froome, der nicht ergeben am Straßenrand auf sein Teamfahrzeug wartet, sondern sich gegen das Schicksal stemmt. Die Franzosen werden mit dem etwas farblosen Briten nicht warm – aber sie mögen traditionell Herausforderer und Kämpfer lieber als überlegene Seriensieger. Im Peloton genießt Froome Respekt, er gilt als höflicher Kollege. „Er sagt auch danke, wenn man ihn vorbeifahren lässt“, schildert der deut-sche Profi Paul Voß seine Beobachtung. Beim französischen Publikum punktete er mit seiner Ansprache auf den Champs-Élysées, als er an das Attentat am 14. Juli in Nizza erinnerte und der Toten gedachte – Froome lebt in der Nähe der Stadt an der Côte d’Azur. „Diese Ereignisse relativieren die Bedeutung des Sports, aber sie zeigen auch, dass die Werte des Sports in unse-ren freien Gesellschaften so wichtig sind“, sagte der Brite. Für seine Worte auf Französisch be-kam er stürmischen Applaus.

EIN NEUER REKORDSIEGER? Vermutlich wird er auch künftig im Mittelpunkt des großen Straßenfests in Frankreich stehen wollen. Eddy Merckx, der fünfmalige Tour- Sieger, befand vom Rande der Strecke: „Ich weiß nicht, wer ihn von seinen Gegnern in den nächsten Jahren schlagen soll. Vielleicht ge-winnt er die Tour fünf- oder sechsmal.“ Abgesehen davon, dass der Radsport keinen allzu großen Bedarf an haushoch überlegenen Seriensiegern hat: Im nächsten Jahr braucht Superman definitiv neue Gegner.

Geschafft: Chris Froome meistert die vorletzte Etappe im Regen

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4. ETAPPE Comeback: Marcel Kittel hat das Siegen nicht verlernt. Doch auch nach der mit 237,5 Kilometern längsten Tour- Etappe muss ein Foto finish entscheiden. Das Ergebnis: 2,5 Zentimeter Vorsprung für den Deut schen vor Bryan Co-quard. „Ich bin so froh, dass ich es allen gezeigt habe“, sagt Kittel später.

5. ETAPPE Das Rennen im Zentralmassiv wird zum Tag der Belgier – und die erste Ausreißergruppe dieser Tour kommt durch. Greg Van Avermaet gewinnt Etappe und Gelbes Trikot, Thomas De Gendt das Bergtrikot.

8. ETAPPE Überraschung! Seinen ersten

großen Angriff startet Chris Froome nicht bergauf, sondern auf der Kuppe

des Col de Peyresourde: In der Abfahrt setzt er sich tretend aufs Oberrohr – in dieser Aero-Haltung holt er bis ins Ziel

in Bagnères-de-Luchon 13 Sekunden heraus – plus zehn Sekunden Zeitgut-

schrift für den Etappensieg.

7. ETAPPE Die Luft ist raus: Der aufblasbare Bogen an der Ein-Kilometer-Mar-ke fällt in sich zusam-men, der Brite Adam Yates knallt in die Gummiwurst. Die Jury korrigiert die Zeiten der aufgehaltenen Fahrer.

3. ETAPPE Foto-Finish: Nach einer Etappe im Bummeltempo und einem packenden Finale mit Massen-sprint bleibt eine Frage: André Greipel oder Mark Cavendish – wer ist der Sieger? Die Zielrich-ter mussten entscheiden: Der Brite lag auf der Ziellinie nach 223,5 Kilometern ein paar Zenti-meter vorn.

1. ETAPPE Auftakt: Bei seiner 10. Tour de France schnappt sich Mark Cavendish mit seinem 27. Etappensieg sein erstes Gel-bes Trikot. „Es ist immer unglaublich, eine Etappe zu gewinnen – und das Gelbe Trikot zu tragen, ist eine Ehre, die ich noch nicht hatte.“

9. ETAPPE Die erste Bergankunft in Andorra-Arcalis gewinnt der Niederländer Tom Dumoulin vom Team Giant-Alpecin, mit-ten in einem heftigen Hagel-schauer, als Bester einer 20-köpfigen Ausreißergrup-pe. Die Gruppe der Favoriten um Froome kommt sechsein-halb Minuten später ins Ziel; Alberto Contador, auf den ersten Etappen zweimal ge-stürzt, gibt auf.

11. ETAPPE Vom Winde verweht: Der stürmische Mistral zerreißt das Peloton auf dem Weg nach Montpellier. Als Tinkoff mit Maciej Bodnar und Peter Sagan das Tempo verschärft, können nur Chris Froome und sein Helfer Geraint Thomas folgen. Sagan gewinnt den Zielsprint, Froome nimmt seinen direkten Konkurrenten weitere zwölf Sekunden ab, sechs davon aus Zeit-gutschrift.

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21. ETAPPE Und dann wird doch noch alles gut für André Greipel. Mit dem Sieg auf den Champs-Elysées ret-tet er seine Tour-Bilanz und verlängert die Serie deutscher Sprintsiege in Paris auf vier seit 2013.

12. ETAPPE Nachdem bei einem Sturz im Fan-Gedränge sein Rad zerstört wird, läuft Chris Froome ein Stück Richtung Ziel und erhält später den Zeitabstand zum Zeitpunkt des Sturzes gutgeschrieben. Den Tagessieg der verkürzten Etappe zum Mont Ventoux feiert Thomas De Gendt.

13. ETAPPE Das anspruchsvolle Einzelzeitfahren, das zusätzlich durch stürmischen Seitenwind erschwert wird, ge-winnt der Niederländer Tom Dumoulin vor Froome.

14. ETAPPE Mark Cavendish feiert seinen vierten Etappensieg in Villard-les-Dombes. Sein Zähler steht nun bei 30 Etappensiegen insgesamt. Marcel Kittel beklagt sich über die Fahrweise des Briten – die Jury folgt seiner Ansicht nicht.

15. ETAPPE Kolumbien darf jubeln: Während Nairo Quintana passiv bleibt und seine Fans ent-täuscht, gewinnt sein Landsmann Jarlinson Pantano die schwere Bergetappe durch den französischen Jura aus einer 30-köpfigen Fluchtgruppe heraus.

16. ETAPPE Bern empfängt seinen erfolgreichsten Rennfahrer mit riesigem Jubel – doch Fabian Cancellara muss sich beim Zielsprint in seiner Heimatstadt mit Rang sechs begnügen; den Ruhm erntet Peter Sagan (Bild).

18. ETAPPE Stark am Berg und gegen die Uhr: Der logische Sieger des Bergzeitfahrens heißt Chris Froome. Trotz des schweren Streckenprofils nutzt er und komplettes Aero-Equipment. Romain Bardet fährt auf einem Straßenrad mit Lenkeraufsatz.

19. ETAPPE Endlich: Die drittletzte Chance kann Romain Bardet nutzen und be-schert den darbenden Radsport-Fans der Grande Nation am Fuße des Mont Blanc den ersten – und einzigen – franzö sischen Etappensieg dieser Tour.

20. ETAPPE Mehr als 1.500 Kontrollen wurden bei dieser Tour mit der Wärme-bildkamera durchgeführt, um verbotene Elektro motoren aufzu-spüren. „Alle negativ“, teilt der französische Sportstaatssekretär Thierry Braillard mit.

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