Die Rechtgeleiteten Kalifen

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    Die rechtgeleiteten

    Kalifen

    Autor: Ahmad Fazl

    Verlag: Islamische Bibliothek

    ISBN: 3-8217-0077-7

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    Vorbereitung zur Vergeltung 38Yezdegerd wird Kaiser 39Die Schlacht von Al-Qadisiyya 39Ungewohntes Gesprch bei Yezdegerd 40Rustums Demtigung 42

    Die Schlacht 42Ein seltsamer Vorfall 43Niederlage der Perser 43Der Kalif erhlt die Siegesnachricht 44Die Eroberung Persiens 45Umar weint 45Die Schlacht bei Nahawand 46Persien in muslimischer Hand 47Hurmuzans List 47Der Feldzug nach Syrien 48Der Fall von Damaskus 48

    Halids Verdienste werden anerkannt 49Heraklios flieht aus Syrien 49Heraklios wundert sich 49Der Fall von Antiochia und Adnadain 50Der Fall von Jerusalem 50Umar in Jerusalem 51Umars Moschee 52Besetzung des Nordirak 52Die groe Seuche 52Die Hungersnot 53Der Feldzug nach gypten 53Ehrenvolle Behandlung 54Der Vizeknig gibt auf 54Der Fall Alexandriens 55Umars Brief an den Nil 56Umars Tod 56Die Frage nach dem Nachfolger 57Die Todesstunde 58Die zehn Jahre von Umars Kalifat 58

    Uthman r.a. 61Utman nimmt den Islam an 61

    Verbundenheit mit dem Propheten 62Utmans Wahl zum Kalifen 63Die erste Ansprache 64Der erste Rechtsfall 65Die erste Anweisung 65Erweiterung des Reiches 65

    Eine tapfere Frau 65Der nordafrikanische Feldzug 66Die erste Seeschlacht 67Unruhen in Persien 67Der Aufruhr 68

    Abdullah Ibn Sebe 68Unruhe in den Provinzen 69Al Kufa in der Gewalt von Straenbanden 70

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    gypten wird zum Zentrum der Gegner Utmans 71Ein alter Gefhrte des Propheten wird ausgenutzt 72Quellen der Unzufriedenheit 73Konferenz in Al-Madina 74Die Lage spitzt sich zu 75

    Utman weist die Anschuldigungen gegen ihn zurck 76Der Marsch der Aufrhrer nach Al-Madina 77Alyy schickt die Aufrhrer weg 77Der geflschte Brief 78Die Belagerung 79Utman wird ermordet 80Die zwlf Jahre von Utmans Kalifat 81

    Alyy r.a. 86Alyys Jugend 86'Alyy nimmt den Islam an 86Verbundenheit mit dem Propheten 87

    Teilnahme an Schlachten 88'Alyy's Ernennung zum Kalifen 89Die erste Ansprache 90'Alyy in Verlegenheit 91'Alyy nimmt seine Aufgabe in Angriff 92Khler Empfang fr 'Alyy's neue Gouverneure 92

    Mu'awiya erkennt 'Alyy's Kalifat nicht an 93Die Kamelschlacht 94A'ischa besetzt Al-Basra 95Die Sahaba widersprechen 'Alyy 96Hilfe aus Al-Kufa 96Die Friedensverhandlungen 97Die Schlacht 99Die Schlacht von Siffin 101

    Vorbereitungen zum Kampf 101Friedensangebot 101Ein Monat Waffenruhe 102Die Schlacht 105Der Schiedsrichter 106Entzweiung in 'Alyy's Lager 107Der Urteilsspruch 108

    Die AI-Hawarig 110'Alyy's Macht nimmt ab 111Verlust gyptens 111Unruhen im Lande 113Verlust des Al-Higaz und des Yemen 113Alyy's Tod 114Die fnf Jahre von 'Alyy's Kalifat 116

    Schlusswort 117

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    Vorwort des Herausgebers

    Die vorliegende Geschichte der ersten vier Kalifen des Islam ist dieZusammenfassung von vier Einzelbiographien, die in einer Reihe von Biographien

    ber groe Persnlichkeiten des Islam in Pakistan in englischer Sprache erschienensind. In Pakistan als Schullektre zugelassen, wenden sich diese Kalifen-Geschichten in ihrem einfachen Stil zwar vor allem an junge Leser, aber sievermitteln auch Erwachsenen, Muslimen oder Nicht-Muslimen, einen Einblick in dieFrhgeschichte des Islam.

    Bei der Herausgabe dieser Biographien in deutscher Sprache erlaubte sich derVerlag einige Abweichungen gegenber den Original-Ausgaben, um demdeutschsprachigen Leser, insbesondere dem jungen Leser, die Lektre zugnglicherzu machen:

    - Die berschriften einiger Kapitel wurden umformuliert und die Kapitel selbstteilweise abweichend vom Original zusammengefat.- An manchen Stellen wurden geringfgige Krzungen vorgenommen.- Bei bestimmten Begriffen erschien es sinnvoll, die arabisch islamischenFachausdrcke zu verwenden; diese werden natrlich im Anhang erklrt.

    Das erste Heft der Reihe, m der diese Biographien erschienen sind, enthlt dieGeschichte des Propheten Muhammad. Allahs Segen und Friede auf ihm; auf siewird in den Kalifen- Geschichten bezug genommen. Deshalb wurden dieser Ausgabeim Anhang Erluterungen beigefgt, die die angesprochenen Ereignisse aus der Zeit

    des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, darlegen. Darber hinaus werdenin ihnen einige Stichworte weiter ausgefhrt, um das Bild des Geschehensabzurunden - aus der Zeit der Kalifen, die auf Grund ihrer streng-islamischenLebensfhrung "die Rechtgeleiteten Kalifen" genannt werden.

    Abu-r-Rida' Muhammad Ibn Ahmad Ibn RassoulKln, im Monat al-Muharram 1403Oktober 1982

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    Abu Bakr r.a.

    Niemand ist ein besserer Gefhrte fr mich gewesen, als Abu Bakr, sage derProphet Muhammad, Allahs Segen und Friede mit ihm, in seiner letzten Predigt.Wirklich ein groes Lob! Abu Bakr ( r ) hatte es verdient. Sein ganzes Leben langstand er auf der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf Ihm. Er sorgtesich weder um sein eigenes Leben noch um seinen eigenen Besitz. Es kmmerte ihnnicht, was andere ber ihn sagten. Sein einziges Anliegen war, dem GesandtenAllahs mehr als sonst jemandem beizustehen. Dieses Ziel erreichte er. Abu Bakrwurde dafr voll belohnt. Allahs Gesandter war mit ihm sehr zufrieden. Er rumte ihmden ersten Platz unter seinen Sahaba (Gefhrten) ein. Abu Bakr ( r ) sollte der ersteMann sein, nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, dessenBotschaft zu erfllen. Er sollte auch in ewiger Ruhe an seiner Seite liegen.

    Abu Bakrs Jugend

    Abu Bakr war zwei Jahre jnger als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm.Seine Eltern nannten ihn Abdul Al-Ka`ba, was Diener der Al-Kaba bedeutet. Alser Muslim wurde, nderte der Prophet diesen heidnischen Namen inAbdullah(=Diener Allahs) um. Da er sich bereits in frher Jugend zum Islambekannte, bekam er den Beinamen Abu Bakr, der eine solche Bedeutungwiedergibt. Unter diesem Namen ist er bekannt geworden; und auch heute nochkennt ihn die Welt als Abu Bakr.

    Der Name seines Vaters war Uthman; er war jedoch bekannt als Abu Quhafa. AbuBakrs Mutter war Salma; sie war auch unter dem Namen Ummu-l-Hair (=Mutter derguten Dinge) bekannt. Abu Bakr gehrte einem Zweig des Stammes der Qurai an.

    Von frher Jugend an galt Abu Bakr als gutmtig und aufrichtig. Er war ehrlich undwahrheitsliebend und kam aus einer edlen Familie. Diese Eigenschaften verschafftenihm groes Ansehen. Durch seine guten Charaktereigenschaften gewann er auchdie Freundschaft des jungen Muhammad. Beide wurden schon in frher Jugendtreue Freunde. Diese Freundschaft hielt ein Leben lang und machte Geschichte.Nachdem Abu Bakr herangewachsen war, wurde er ein reicher Kaufmann. Dochbenutzte er seinen Reichtum, um den Armen zu helfen. Er war sehr gutherzig. Wenn

    er jemanden in Schwierigkeiten sah, wurde sein Herz weich, und er half ihm nachKrften. Wenn sein Geld Leid abschaffen konnte, sah er nicht darauf, wie viel erausgab. Einmal gab er von seinem Gesamtvermgen von 40.000 Dirham 35.000 ab.

    In seinen Geschften war er so ehrlich, dass die Leute ihm ihr Geld zurAufbewahrung berlieen. Vor allem hatte Abu Bakr ein aufrichtiges Herz und einenfesten Willen. Nichts konnte ihn davon abhalten, etwas zu tun, was er fr richtig hielt.Diese wertvollen Eigenschaften sollten bald dem hchsten Ziel dienen, das die Weltkennt. Abu Bakr ( r ) sollte die strkste Sttze des Retters der Menschheit werden.Er sollte Arabien und dadurch die Welt nach dem Tod des Gesandten Allahs fr denIslam sichern.

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    Dem Propheten nahe

    Abu Bakr war dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, immer sehr nahe. Erkannte ihn besser als jeder andere und wusste, wie ehrlich und aufrecht sein Freundimmer gewesen war. Er war der erste Mann, der den Islam annahm. Nach der ersten

    Offenbarung teilte ihm der Prophet mit, was in der Hhle des Berges Hira geschehenwar. Er sagte ich, dass Allah (t) ihn zu Seinem Gesandten gemacht habe. Abu Bakrdachte nicht lange nach und wurde sofort Muslim. Der Prophet, Allahs Segen undFriede auf ihm, sagte einmal selbst:

    ICH RIEF DIE MENSCHEN ZUM ISLAM AUF. JEDER DACHTE DARBER NACH,MINDESTENS EINE WEILE. BEI ABU BAKR WAR DIES JEDOCH NICHT DERFALL. ER NAHM DEN ISLAM OHNE JEDES ZGERN IM GLEICHENAUGENBLICK AN, ALS ICH IHM ERFFNETE.

    Abu Bakr tat noch mehr. Sobald er Muslim geworden war, begann er, anderen den

    Islam zu predigen. Er hatte viele Freunde. Sie wussten, dass Abu Bakr aufrichtig undwahrheitsliebend war und niemals eine schlechte Sache untersttzen wrde. Er riefsie zum Islam auf, und sie wurden Muslime. Unter ihnen waren Mnner wie Uthman,Zubair, Talh, Abdurrahman Ibn Auf und Sad ibn Abi Waqqas. Diese Mnner wurdenspter bedeutende Krfte fr den Islam. Der Prophet, Allahs Segen und Friede aufihm, suchte Abu Bakrs Haus tglich auf. Dann saen die beiden zusammen undbesprachen Mglichkeiten, den Islam zu verbreiten. Miteinander gingen sie zu denTreffpunkten der Menschen und verkndeten die Botschaft Allahs. Abu Bakrbegleitete den Propheten dabei auf Schritt und Tritt.

    Abu Bakr riskiert sein Leben

    Die Botschaft des Islam verrgerte die Makkaner ber alle Massen; denn sieverehrten Gtzenbilder. Der Prophet (s), kritisierte ffentlich diese Abbilder. Ererklrte, dass sie weder Gutes noch Bses bewirken knnen.

    Unter den Anfhrern von Makka war einer, Abu Gahl, der der grte Feind desPropheten (s) wurde. Er trachtete immer danach, ihm zu verletzen oder zu tten. AbuBakr behielt diesen Mann im Auge, da er dem Islam groen Schaden zufgenknnte. Eines Tages betete der Prophet (s), in der Al-Kaba. Er war vllig versunken

    im Gedanken an Allah (t). Abu Gahl und einige andere Anfhrer von Makka saen imVorhof der Al-Kaba.

    "Heute muss ich Muhammad erledigen", sagte Abu Gahl. Er nahm einen langenStoffstreifen und legte ihn um den Hals des Propheten, dann zog er ihn zusammen.Er war im Begriff, den Gesandten Allahs zu erdrosseln. Die anderen Anfhrer sahenim zu und lachten. Abu Bakr sah dies zufllig aus einiger Entfernung. Er sprang demPropheten (s), sofort zu Hilfe. Er stie Abu Gahl zur Seite und riss das Tuch vomHals des Propheten. Darauf strzten sich Abu Gahl und die anderen nun auf AbuBakr. Sie schlugen ihn so arg, dass er bewusstlos niederfiel. Man trug ihn heim, underst nach einigen Stunden erlangte er das Bewusstsein wieder. Als er wieder zu sich

    kam, war seine erste Frage: "Ist der Gesandte Allahs unverletzt?"

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    Seine eigenen Schmerzen beachtete er nicht. Er war froh darber, dass es ihmgelungen war, das Leben des Propheten zu retten. Abu Bakr war sich darber imKlaren, dass die einzige Hoffnung der Menschheit dahin sein wrde, wenn demPropheten (s), ein Leid zustoen wrde. Dieser Gedanke lie ihn alles fr dieSicherheit des Propheten und die Ausbreitung seiner Botschaft tun.

    Sklavenbefreiung

    Von Jahr zu Jahr setzten die Makkaner den Muslimen mehr und mehr zu undmachten ihnen das Leben schwer. Muslimische Sklaven, die keinen muslimischenHerrn hatten, mussten am meisten leiden. Sie konnten weder ihren grausamenHerren davonlaufen, noch wollten sie ihren Glauben aufgeben. Die herzlosen Herrenversuchten alle Arten von Foltern, damit sie den Islam verleugneten. Sie legten sienacht auf brennendheien Sand und beschwerten ihnen dann die Brust mit groenSteinen. Die armen Sklaven ertrugen das alles ruhig. Fr sie gab kein Entkommen;

    der Tod war der letzte Ausweg.

    Abu Bakrs Reichtum war fr viele muslimische Sklaven die Rettung. Er kaufte sieihren unmenschlichen Herren ab und gab ihnen die Freiheit. Bilal, der Neger, wareiner dieser Sklaven. Er war Sklave von Umayya ibn Halaf. Umayya war einherzloser Mann. Er lie Bilal entkleiden, zur Mittagszeit auf den heien Sand legenund gnadenlos auspeitschen. Trotz dieser Tortur hrte Bilal nicht auf zu rufen:"Ahadun ahad, Ahadun ahad! (Allah ist der Einzige, Allah ist der Einzige!)"

    Als Abu Bakr eines Tages vorbeikam und dies sah, war er von diesem Anblick heftigbewegt. "Warum bist du so grausam gegen diesen hilflosen Menschen?" fragte erUmayya. "Warum kaufst du ihn nicht, wenn du Mitleid mit ihm hast?" erwiderteUmayya. Da kaufte Abu Bakr Bilal zu einem hohen Preis und gab ihm die Freiheit.Spter wurde Bilal (r) der bekannte Gebetsrufer der Propheten-Moschee in Al-Madina. Seinen Namen trgt heute die Moschee des Islamischen Zentrums inAachen.

    Auswanderung nach Abessinien

    Als das Leben fr die Muslime in Makka zu schwer wurde, dachten sie daran, in einanderes Land zu gehen. Mit der Genehmigung des Propheten (s), wanderte ein Teil

    von ihnen nach Abessinien aus. Dort lebten sie in Frieden, und viele Muslime folgtenihnen. Als einer der ersten Anhnger des Islam zog sich Abu Bakr den besonderenZorn und Hass der Oberen von Makka zu. Unter dem starken Druck, dem er sichbald ausgesetzt fhlte, bat er den Propheten (s), um die Erlaubnis, nach Abessiniengehen zu drfen. Der Prophet erteilte ihm die Genehmigung, und er trat seine Reisean. Unterwegs traf er Ibnu-d-Dagna, das Oberhaupt des Stammes der Qara."Wohin geht die Reise?" fragte er. Das Volk von Makka hat mich vertrieben",antwortete Abu Bakr, "ich gehe nach Abessinien. Dort werde ich in der Lage sein,dem Allmchtigen Gott auf die Weise zu dienen, wie ich es mchte."

    "Ein Mann wie dich sollte man nicht vertreiben", sagte Ibnu-d-Dagna, "du hilfst den

    Armen, du bist gtig zu denen, die in Nten sind, du bist liebenswrdig zu deinenGsten. Ich will dich auf meine eigene Verantwortung nach Makka zurckbringen."

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    Drei Tage lang lagen er und der Prophet. Allahs Segen und Friede auf ihm. verstecktin der Hhle des Berges Taur.

    Abu Bakrs Diener kmmerte sich tglich um die Ziegenherden in der Nhe der Hhleund versorgte die beiden Mnner mit frischer Milch.

    Abu Bakrs Sohn ' Abdullah brachte Neuigkeiten ber die Makkaner; denn diesesuchten den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie versesseneJagdhunde.

    Einmal kamen sie vor den Eingang der Hhle. Abu Bakr wurde bleich vor Schreck. Erfrchtete nicht fr sich, sondern fr den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.Dieser blieb jedoch vollkommen ruhig. "Frchte dich nicht", sagte er zu Abu Bakr,"Allah ist gewi mit uns."

    Abu Bakr hatte die Ehre, die schwierigsten Tage im Leben des Propheten mit ihm zu

    teilen. Er war sich sehr wohl bewut, was diese Ehre bedeutete. Und er rechtfertigtedas in ihn gesetzte Vertrauen voll und ganz.

    Beteiligung an Kmpfen

    Abu Bakr (r) nahm an allen Kmpfen teil, die der Prophet, Allahs Segen und Friedeauf ihm, zu bestehen hatte. Sein Leben lang schlug er sich tapfer unter dem Bannerdes Islam. Bei Uhud und Hunain zeigten einige Mnner Schwche. Sie vergaen,ihre Pflicht zu tun. Aber Abu Bakrs Glauben schwankte niemals. Er stand immer wie

    ein Fels an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.

    In Badr kmpfte einer von Abu Bakrs Shnen, der den Islam noch nichtangenommen hatte, auf der Seite der Makkaner. Als er spter Muslim geworden war,sagte er eines Tages: "Vater, bei Badr war dein Leben zweimal in meiner Hand. Abermeine Liebe zu dir hielt mein Schwert zurck."

    "Mein Sohn", bemerkte Abu Bakr, "wenn ich eine solche Gelegenheit auch nureinmal gehabt htte, wrst du nicht mehr."

    Bei den Friedensgesprchen in Al-Hudaibiya sa Abu Bakr an der Seite des

    Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Whrend der Verhandlung zupfte derSprecher der Qurais - wie es in Arabien blich war, wenn man jemanden rgernwollte - immer wieder den Bart des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Daswar fr Abu Bakr schlielich zuviel. Er zog sein Schwert und sah den Mann zornigan. "Wenn diese Hand den Bart des Propheten noch einmal berhrt", warnte er,"werde ich verhindern, da du sie zurckziehst!"

    Dies setzte die Unterhndler von Makka in Erstaunen.

    "Was fr ein Wandel in Abu Bakr!" flsterten sie sich zu. "Er ist als weichherzigbekannt. Wie hart und fest ist er jetzt geworden! Er ist nicht mehr derselbe Abu

    Bakr."

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    Der Feldzug nach Tabuk war die letzte Unternehmung des Propheten, Allahs Segenund Friede auf ihm. Sie sollte ein groer Erfolg werden. Er bat die Leute, dabei zuhelfen, so gut sie konnten. Diesmal bertraf Abu Bakr (r) alles bisher Geleistete: Ernahm all sein Hab und Gut und hufte es vor die Fe des Propheten, Allahs Segenund Friede auf ihm. "Hast du auch etwas fr deine Frau und deine Kinder

    zurckbehalten? fragte der Prophet.

    "Allah und Sein Gesandter gengen ihnen", entgegnete Abu Bakr ruhig.

    Die Umstehenden waren verblfft. Es war unmglich, Abu Bakr im Dienst fr denIslam zu bertreffen. Dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gefiel dieseAntwort, und er machte Abu Bakr zum Bannertrger des Feldzuges. Abu BakrsAnhnglichkeit an den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und seinegrenzenlose Ergebenheit in den Willen Allahs verschafften ihm allgemeine Achtung.Er war nicht nur der erste Mann, der den Islam angenommen hatte, sondern auch diebeste Sttze des Islam unter den Muslimen.

    Abu Bakr vertritt den Propheten

    Makka fiel im 8. Jahre n.H. Die Al-Kaba befand sich jetzt erstmals in den Hnden derMuslime; sie mute von allen Spuren des Gtzendienstes und alberner bungenheidnischer Tage gereinigt werden. Denn bis dahin hatten heidnische Araber in derZeit der Pilgerfahrt (Hagg) absurde Dinge getan. Sie gingen nackt um das HausAllahs und taten viele andere nrrische und unreine Dinge. All dies mute aufhren.Der erste Hagg der Muslime fiel in das 9. Jahr n.H. Der Prophet, Allahs Segen undFriede auf ihm, war in Al-Madina sehr beschftigt, um den Hagg selbst zu leiten. Sosandte er Abu Bakr als seinen Stellvertreter, der alles fr ihn erledigen sollte. Mit ihmwurde auch ' Alyy gesandt. Abu Bakr las die Predigt (Hutba) des Hagg.Dann stand'Alyy auf und las der Gemeinde die Befehle Allahs vor, die die Gtzenanbeterbetrafen; von diesem Jahr an war es ihnen verboten, die AI-Ka'ba zu betreten.

    Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, leitete gewhnlich selbst diegemeinsamen Gebete in seiner Moschee in Al-Madina. Es waren ungewhnlichschne Gebete. Whrend seiner letzten Krankheit konnte der Prophet, Allahs Segenund Friede auf ihm, aber die Gebete nicht mehr selbst leiten. Er war zu schwachgeworden, um in die Moschee zu gehen. Er mute jemanden ernennen, der seinen

    Platz einnahm. Diese Ehre fiel Abu Bakr zu. 'A'ischa (r), die Tochter Abu Bakrs undeine Frau des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, meinte, da diese Brdefr ihren weichherzigen Vater zu schwer sei. Sie bat den Propheten, Allahs Segenund Friede auf ihm, ihren Vater von dieser Pflicht zu entbinden. Aber der Prophetblieb bei seiner Entscheidung.

    So kam Abu Bakr (r) zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,zur hchsten Wrde des Islam. Als Abu Bakr eines Tages geschftlich unterwegswar, leitete 'Umar (r) in seiner Abwesenheit das gemeinsame Gebet. "Das ist nichtAbu Bakrs Stimme", sagte der leidende Gesandte Allahs, "Niemand auer ihm solltedie Gebete vorsprechen." Denn Abu Bakr war die am meisten geeignete Person fr

    dieses hohe Amt.

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    Am letzten Tage seines Lebens besserte sich der Zustand des Propheten, AllahsSegen und Friede auf ihm, fr kurze Zeit. Es war frh am Morgen. Abu Bakr leitetedas Gebet in der Moschee. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hob denVorhang vor seiner Tr und richtete den Blick auf die Betenden. Sie waren unter AbuBakrs Leitung im Gebet vertieft. Ein Lcheln erleuchtete das blasse Gesicht des

    Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er lie den Vorhang fallen, als seineschwache Hand ihn nicht mehr halten konnte. Aber er war glcklich bei demGedanken, da er den besten Mann zu seinem Stellvertreter bestimmt hatte.

    Abu Bakr wird Kalif

    Ein kritischer Augenblick

    Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, nahm einen einmaligen Platz in denHerzen der Menschen ein. Er bedeutete ihnen alles. Aus sich bekmpfenden,unwissenden Heiden hatte er ein friedvolles, gottesfrchtiges Volk gemacht. Sie

    waren "tot", wie es im Qur'an heit, und der Prophet, Allahs Segen und Friede aufihm, hatte sie "zum Leben erweckt". So sahen sie mit Recht in diesem Sinne auf ihnals den Spender des Lebens. Das Leben ohne ihn erschien ihnen leer.

    Die Nachricht vom Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war einniederschmetternder Schock fr jeden. Wie konnte das sein? Alle wuten, da ereinige Tage krank gewesen war. Aber sein Tod war unvorstellbar. Das durfte einfachnicht wahr sein! Eine riesige Menge versammelte sich in der Moschee. Niemandwute, was man tun sollte. Es herrschte uerste Verwirrung. 'Umar (r) war sobermannt von seinem Schmerz, da er sein Schwert zog und erklrte:

    "Wenn jemand sagt, der Gesandte Allahs sei tot, werde ich ihm den Kopfabschlagen!"

    In diesem Augenblick betrat Abu Bakr (r) die Moschee. Am frhen Morgen hatte ersich einige Meilen von AI-Madina entfernt, weil es dem Propheten, Allahs Segen undFriede auf ihm, besser gegangen war. Aber als er zurckkam, hrte er die traurigeNachricht. Er stellte sich in einer Ecke des Hofes auf und rief die Menschen zu sich.Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Da begann er seine berhmte Ansprache:

    "O ihr Menschen! Falls einer von euch Muhammad verehrt hat, so soll er wissen, daMuhammad tot ist; aber wer Allah angebetet hat, der soll wissen, da Allah lebt undunsterblich ist. Lat uns alle die Worte des Qur'an ins Gedchtnis zurckrufen, dieheien: Und Muhammad ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen dieGesandten dahin. Und ob er stirbt oder gettet wird, werdet ihr auf euren Fersenumkehren? Und wer auf seinen Fersen umkehrt - nimmer schadet er Allah etwas;aber Allah wird wahrlich die Dankbaren belohnen." (Sura 3:144).

    Diese Worte Abu Bakrs wirkten Wunder. Im Nu war die Verwirrung verschwunden.Die Worte des Qur'an fegten alle Zweifel aus den Gedanken der Menschen hinweg.

    Sie waren bereit, den Tatsachen ins Auge zu sehen.

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    Abu Bakrs Wahl

    Die erste Aufgabe war die Wahl eines neuen Fhrers. Der Staat mute einOberhaupt haben, sonst konnte es nicht weitergehen. Die Sache war zu dringend,um aufgeschoben zu werden. Ein Aufschub htte Unordnung bedeutet und alles

    zunichte gemacht, was der Gesandte Allahs geschaffen hatte. Allahs Prophet, AllahsSegen und Friede auf ihm, war gestorben, aber der Islam und sein Staat mutenweiterleben. Die beiden groen Gruppen der Muslime waren die Muhagirun und dieAnsar. Die Ansar sammelten sich in Taqifat Bani Sa'ida, ihrem Treffpunkt nahe beimHause des Sa'd Ibn 'Ubada. Das Gesprch drehte sich natrlich um die Wahl desKalifen. Sa'd, der Fhrer der Ansar, stand auf und sagte, da der Kalif aus ihrenReihen stammen msse. Viele Stimmen pflichteten ihm bei. Ein Mann jedoch standauf und fragte:

    "Aber was ist mit den Muhagirun? Sie haben vielleicht einen greren Anspruch."

    "Dann sollen es eben zwei Kalifen sein", schlug einer vor, "einer von den Ansar undeiner von den Muhagirun." Jemand erzhlte Abu Bakr (r), was bei dieserZusammenkunft gesprochen worden war. Er erkannte die Notwendigkeit, schnell zuhandeln, um eine neue Verwirrung zu verhindern. Daher ging er mit einer Gruppevon Muslimen nach Taqifat Bani Sa'ida. Er wandte sich mit folgenden Worten an dieVersammelten:

    "Beide, Muhagirun und Ansar, haben groe Verdienste um den Islam erworben. Aberdie Muhagirun waren als erste zum Islam gekommen. Sie waren immer sehr eng mitdem Gesandten Allahs verbunden. Daher, Leute der Ansar, lat den Kalifen aus ihrerReihe sein!" Darauf erwiderte ein Mann aus dem Stamm Al-Hazrag: "Wenn dukeinen Kalifen aus unserer Mitte willst, dann la es doch zwei Kalifen geben, einenAnsaryy, und einen Muhagir."

    "So geht es nicht", sagte Abu 'Ubaida Ibn Al-Garrah, "Ansar, ihr seid diejenigen, dieden Islam stark gemacht haben. Jetzt tut nichts, was eure Arbeit zunichte machenknnte!" Als er das hrte, stand ein anderer Mann aus dem Stamm Al-Hazrag aufund sagte:

    "O Ansar! Was wir auch fr den Islam getan haben, geschah zu Ehren Allahs undSeines Gesandten. Wir taten es nicht, um damit irgend jemand zu verpflichten. Es

    sollte kein Vorwand sein, um ein Amt zu erlangen. Hrt, der Prophet gehrte zumStamm der Qurais. Die Qurais haben ein greres Recht, seinen Platz einzunehmen.Bei Allah, ich halte es nicht fr richtig, mit ihnen darber zu streiten. Frchtet Allahund widersprecht ihnen nicht!"

    Diese Rede eines Mannes aus ihrer Mitte brachte die Ansar zum Schweigen. Siestimmten zu, da ein Muhagir Kalif werden sollte.

    Abu Bakr sagte:

    "Freunde, ich denke, entweder 'Umar oder Abu 'Ubaida sollte Kalif werden. Whlt

    einen von den beiden! "

    Als sie das hrten, sprangen 'Umar und Abu 'Ubaida auf und riefen:

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    Abu Bakr und 'Alyy waren beide uneigenntzig. Fatima war krank, und Abu Bakr gingzu ihr und klrte das Miverstndnis persnlich auf. Nachdem Fatima kurz daraufgestorben war, suchte 'Alyy Abu Bakr auf und sagte:

    O Siddiq, wir erkennen deine berlegenheit an. Wir neiden dir nicht die Stellung, die

    dir Allah gegeben hat. Aber als Verwandte des Propheten, Allahs Segen und Friedeauf ihm, waren wir doch der Meinung, da das Kalifat uns zustehe.Wir glaubten, du httest uns dieses Recht genommen

    Diese Worte rhrten Abu Bakr zu Trnen und er sagte: "Bei Allah! Die Verwandtendes Propheten sind mir teurer als meine eigenen Verwandten." 'Alyy war mit dieserVersicherung zufrieden. Er ging in die Moschee und legte ffentlich die Treueschwurab.

    Usamas Feldzug nach Syrien

    Einige Wochen vor seinem Tod hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,Usama zum Fhrer eines Feldzuges gegen Syrien ernannt. Usama sollte den Todseines Vaters Zaid, des freigelassenen Dieners des Propheten, rchen. Zaid (r) warvon den Syrern in der Schlacht von Mu'ta gettet worden. Whrend der Vorbereitungdes Feldzuges wurde der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, ernstlich krankund starb. Dadurch verzgerte sich Usamas Aufbruch um einige Wochen. Sobaldnachdem Abu Bakr Kalif geworden war, dachte er daran, den Feldzugdurchzufhren.

    Der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, brachte einige Leute aufden Gedanken, da mit seinem Ende auch das Ende des Islam gekommen sei. VieleStmme waren erst vor kurzer Zeit in die Gemeinde des Islam aufgenommenworden. Doch waren sie keinesfalls fest im neuen Glauben.

    Bei vielen von ihnen wurden Anzeichen bemerkt, da sie aus der Gemeinschaft desIslam ausbrechen wollten. Abu Bakr sah sich in einer schwierigen Lage. Er mute dieBefehle des Propheten um jeden Preis ausfhren und den vom Gesandten Allahsgeplanten Feldzug unternehmen. Einige der Sahaba meinten jedoch, da es bessersei, diesen Gedanken in dieser Lage fallen zu lassen.

    "berall braut sich Unruhe zusammen", sagten sie. "Es sei unklug, Truppen in einfremdes Land zu senden, wenn sie dringend im eigenen Land gebraucht wrden."Aber Abu Bakr wollte nicht auf sie hren.

    "Wie kann ich die Flagge einziehen, die der Gesandte Allahs selbst entfaltet hat?"fragte er. "Es ist einfach undenkbar!" Dann wandten einige ein, da Usama noch zuunerfahren sei -er war noch keine 20 Jahre alt -, um den Feldzug zu fhren. Es seiklger, einem erfahreneren Mann das Kommando zu bertragen. Diese Bedenkenerregten Abu Bakrs Zorn. "Welches Recht habe ich", fragte er, "einen Mannabzusetzen, der vom Gesandten Allahs ernannt worden ist?"

    So brach die Expedition unter Usama ungefhr drei Wochen nach dem Tod desPropheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, auf. Abu Bakr begleitete Usama ein

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    Stck des Weges. Der jugendliche Befehlshaber war zu Pferde, whrend der Kalifneben ihm zu Fu ging. Usama sagte: "O Nachfolger des Gesandten Allahs, nimmdoch auch ein Pferd oder erlaube mir, abzusitzen!"

    "Bei Allah ", entgegnete Abu Bakr, "ich stimme keinem der beiden Vorschlge zu.

    Was macht es schon, wenn meine Fe staubig werden, whrend ich einige Schritteauf Allahs Wegen schreite? Jeder Schritt auf Allahs Wegen wiegt so viel wie 700gute Taten."

    Auch 'Umar war unter Usamas Kommando. Aber Abu Bakr brauchte ihn in AI-Madinaals Berater. Deshalb bat er Usama um die Einwilligung, da 'Umar in AI-Madinabliebe. Usama war einverstanden.

    Ehe der Kalif sich von Usama trennte, gab er ihm viele wertvolle Ratschlge, unteranderem:

    "Sei nicht unehrlich! Tusche niemanden! Verstecke deine Kriegsbeute nicht!Verstmmele niemanden! Tte nicht Frauen, Alte und Kinder! Verbrenne keineDattelpalmen! Schlage keine Obstbume um! Schlachte eine Ziege, eine Kuh oderein Kamel nur als Nahrung! Du wirst Menschen antreffen, die der Welt entsagt undsich in ein Kloster zurckgezogen haben; la sie in Frieden!"

    Usamas Feldzug war sehr erfolgreich. Er fiel in die Grenzbezirke Syriens ein undkehrte nach 40 Tagen nach Al-Madina zurck. Das Unternehmen brachte noch einenweiteren Erfolg. Es ffnete denen die Augen, die glaubten, da der Islam am Endesei. Sie erhielten den klaren Beweis dafr, da der Islam es mit den grten Mchtender damaligen Welt aufnehmen konnte. Dies beeindruckte die schwankendenStmme. Einige von ihnen, die erst krzlich vom Islam abgefallen waren, kehrten inseine Gemeinschaft zurck.

    Kampf gegen Schwindler und Abtrnnige

    Die Schwindler

    Bald geriet das Land in einen Brgerkrieg. Die entlegenen Provinzen, wie Nagd,waren die ersten, in denen Schwierigkeiten entstanden. Sie hatten den Islam

    angenommen, als ihnen der Anschlu an die Muslime die grte Sicherheit bot. Siewuten nichts vom wahren Geist des Islam. Jahrhundertelang waren sie von keinerfremden Macht beherrscht worden. Sie waren es gewohnt, so frei zu sein wie derWind, der ber die Wste weht. Der Islam legte ihnen Disziplin auf und sie mutennach seinen moralischen Gesetzen leben. Alkohol und Glcksspiel wie in den Tagender "Gahiliya" gab es nicht mehr. Der freie Geist der Wste lehnte sich gegen diesenmoralischen Zwang auf. Der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,schien ihnen eine gnstige Gelegenheit zu sein: Jetzt war die Zeit gekommen, dasvermeintliche Joch des Islam abzuschtteln. Besonders lstig war den Oberhupterndieser Stmme die Zakah. Die Regierung von Al-Madina nahm ihnen jedes Jahr 2,5% ihres gesamten Besitzes. Gewi wurde dieses Geld fr die Armen ihres eigenen

    Stammes verwendet. Aber es wurde trotzdem als Belastung empfunden. Sie wolltenMuslime bleiben, falls AI-Madina die Zakah abschaffen wrde. VieleStammesoberhupter lieen den Kalifen diese Entscheidung wissen.

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    Gleichzeitig tauchte eine noch ernstere Schwierigkeit auf. Menschen, die denPropheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, weder persnlich gekannt noch genauber ihn Bescheid wuten, sahen in ihm nichts anderes als einen Herrscher.DieSchlaueren unter ihnen begannen, von einem hnlichen "Aufstieg" zu trumen.

    "Alles, was wir tun mssen", dachten sie bei sich, "ist, Prophet zu werden und einGefolge zu haben."

    Auf diese Weise hofften sie, zu Macht und Ruhm zu gelangen. Mancher tchtigeMann fiel diesem Wunschtraum zum Opfer, und schlielich tauchte eine Unmengevon Schwindlern in verschiedenen Teilen Arabiens auf. Alle behaupteten von sich,Propheten zu sein.

    Entschlossene Tat

    Die Lage war ernst, und deshalb war uerste Umsicht notwendig. Abu Bakr (r) riefseine Ratgeber zusammen, um ihre Ansichten zu hren. Viele befrwortetenbehutsames Vorgehen.

    "Es ist nicht klug, sagten sie, "den Kampf an allen Fronten zur gleichen Zeitaufzunehmen. Gehe im Augenblick nicht gegen die vor, die sich weigern, die Zakahzu zahlen. Wir knnen uns mit ihnen noch befassen, wenn wir mit den Schwindlernfertig sind."Aber Abu Bakr wollte nicht auf diesen Rat hren. "Bei Allah ", erklrte er, "selbstwenn einer nur ein Zicklein schuldig ist, mu er es hergeben, auch wenn er sichweigert.Ich werde ihn deshalb bekmpfen Wenn andere mich dabei nicht untersttzen,werde ich es allein tun. Niemand ist befugt, ein Gebot Allahs abzuwandeln."Die Lage war wirklich uerst schwierig. Zu den Verweigerern der Zakahgehrten die Nachbarstmme der 'Abs und Dubyan, der Asad und Tay'. Sie wolltenein Zugestndnis des Kalifen erzwingen, ehe Usamas Streitmacht nach Al-Madinazurckkme. Sie sandten deshalb eine Abordnung zum Kalifen mit demAngebot, in der Gemeinschaft des Islam zu bleiben, wenn ihnen die Zakaherlassen wrde.

    Wie zu erwarten war, wies Abu Bakr den Vorschlag entschieden zurck. Gleichzeitig

    veranlate er die Verstrkung der Verteidigung AI-Madinas; denn er erwartete einenhinterhltigen Angriff der aufrhrerischen Stmme.

    In der dritten Nacht kam der tckische Schlag. Aber Abu Bakr war darauf vorbereitet.Er schlug so heftig zurck, da die Feinde Hals ber Kopf flohen.

    Einige Tage spter kehrte Usama nach AI-Madina zurck. Der Kalif entschied nun,persnlich gegen die verrterischen Stmme in den Kampf zu ziehen. Das Volk batihn, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen. Aber Abu Bakr hrte nicht darauf. Er lieUsama als seinen Stellvertreter in AI-Madina zurck, fhrte ein Heer gegen Abs undDubyn und besiegte diese Stmme endgltig. Ihre Weiden wurden dem Heer zur

    Nutzung berlassen.

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    Diese entschlossene Tat berzeugte manchen Schwankenden davon, da esunmglich ist, einen Teil des Islam anzunehmen und den anderen abzulehnen. Siebesttigte, da der Islam das ganze Leben als Einheit durchdringt. Und so wurdendurch den unbesiegbaren Glauben Abu Bakrs die Grundlagen des Islam gesichert.

    Krieg gegen die Schwindler

    Nun war die Zeit gekommen, gegen die Schwindler vorzugehen. Usamas Heer warausgeruht und bereit zu neuen Taten. Abu Bakr (r) lie es etwa 12 Meilen auf denWeg zum Nagd marschieren. Hier teilte er es in 11 Bataillone. Jede dieserAbteilungen wurde unter den Befehl eines erfahrenen Anfhrers gestellt und solltegegen einzelne Schwindler vorgehen.

    Vor Aufbruch dieser Streitmacht wurden die Schwindler und ihr Anhang gewarnt.Ihnen wurde Vergebung zugesichert, wenn sie zum Islam zurckkehrten. Der Kalifgab folgende Anweisung an seine Befehlshaber:

    "Ich verlange von den Soldaten des Islam, unter allen Umstnden Allah zu frchtenund Seine Gebote einzuhalten. Sie sollen gegen diejenigen kmpfen, die vom Islamabgefallen und in die Fnge Satans geraten sind. Aber ehe sie ihr Schwert ergreifen,mssen sie die Botschaft des Islam verknden. Wenn die Abtrnnigen sieannehmen, sollen die Soldaten sofort einhalten und die Waffen senken. Aber wenndie Botschaft zurckgewiesen wird, mssen sie angreifen und solange kmpfen, bisdie Gegner ihren Unglauben ablegen. Wenn die Abtrnnigen zum Islamzurckfinden, mu der Befehlshaber des muslimischen Heeres ihnen die Rechte und

    Pflichten im Islam erklren, man soll ihnen dann ihre Rechte geben und sieveranlassen, ihre Pflicht zu tun. Der Befehlshaber soll seine Mnner von bereiltenHandlungen und Untaten zurckhalten. Er soll vermeiden, da sie blindlings infeindliche Siedlungen einfallen. Sie sollen mit der gebotenen Vorsicht eindringen,damit die Muslime keinen Verlust erleiden. Sowohl auf dem Marsch als auch imLager soll der Kommandierende gtig und rcksichtsvoll zu seinen Mnnern sein. Ersoll darauf achten, da sie mit allem Ntigen versorgt sind, und freundlich mit ihnensprechen." Der Kalif erluterte den Hauptleuten diese Anweisungen; dann fhrten sieihre Bataillone gegen die verschiedenen Schwindler.

    Abu Bakr (r) kehrte nach Al-Madina zurck. Er hatte bereits die Schwankenden unter

    den Muslimen gezwungen, Zakah zu zahlen. Jetzt unternahm er einen umfassendenAngriff gegen die Schwindler und ihre Anhnger.

    Tulaiha

    Einer der Schwindler war Tulaiha. Er gehrte zum Stamme Banu Asad. Nach seinerletzten Pilgerreise erhob er Anspruch darauf, ein Prophet zu sein, und alle seineStammesgenossen wurden seine Anhnger. Die Stmme Tay' und Gatafan, dieVerbndeten der Banu Asad, schlssen sich auch dem Schwindler an. Mit diesergroen Anhngerschaft lagerte Tulaiha bei der Quelle Bazaha im Nagd. Halid Ibn Al-

    Walid besiegt ihn, und Tulaiha floh nach Syrien. Spter wurde er wieder Muslim. Erdiente in der muslimischen Armee whrend des irakischen Feldzuges und versuchte,fr seine vergangenen Snden Bue zu tun.

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    Malik Ibn Nuwaira

    Halid (r) marschierte dann gegen Malik Ibn Nuwaira, das Stammesoberhaupt derBanu Tamim. Dieser hatte die Zahlung der Zakah eingestellt und die Muslime seines

    Stammes bekmpft. Als er von Halids Anmarsch hrte, lste er seine Truppen auf.Halid stellte ihn und seine Mnner unter Arrest. Nun war es in dieser Nachtungewhnlich kalt, und die Gefangenen begannen zu frieren. Halid ordnete daher an,da sie gewrmt werden sollten. Aber das arabische Wort fr "wrmen" bedeutetauch "erschlagen" Da die Wachen den Befehl miverstanden, tteten sie Malik undseine Mnner mit dem Schwert.

    Als Halid am nchsten Morgen von Maliks Schicksal erfuhr, wurde er sehr traurig.Aber er konnte die Tat nicht ungeschehen machen.

    "Was Allah fgt, geschieht", sagte er. Den Kalifen erreichten Klagen darber, da

    Halid in diesem besonderen Fall nicht nach dessen Anweisungen gehandelt habe.Man verlangte, da Halid fr diese bereilte Handlung bestraft werden solle. AberAbu Bakr zahlte selbst das Blutgeld fr Malik Ibn Nuwaira.

    Er sagte:

    "Halid ist das Schwert Allahs. Dieses Schwert hat Unglubige wie ein Blitz getroffen.Wie kann ich dies ungeschehen machen?"

    Musailima, der LgnerMusailima war der listigste aller Schwindler. Er gehrte zu den Yamama. Als er vonder schweren Krankheit des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede aufihm, erfuhr, schrieb er ihm einen Brief:

    "Allah hat mich zum Teilhaber an deinem Prophetentum gemacht. Lat uns die Erdeunter uns beiden aufteilen! "

    Darauf entgegnete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm:

    "An Musailima, den Lgner! Gewi ist, da die Erde Allah gehrt. Er gibt sie denenSeiner Diener zum Besitz, die Er liebt."

    Beim Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, sah Musailima seineGelegenheit gekommen. Er sammelte ein groes Heer.

    Diese Armee mute er zuerst mit einer Betrgerin namens Sagah, einer Christinteilen. Nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wollte sieauch als Prophetin gelten.

    "Warum sollen alle Propheten Mnner sein?" fragte sie. "In mir hat Allah nun eine

    Frau als Prophetin gesandt." Sie stellte eine groe Armee auf und marschierte inRichtung Al-Madina. Unterwegs stie sie auf Musailimas Streitkrfte. Der gerisseneBetrger erkannte sofort, da Sagah eine ernstzunehmende Rivalin war und da er

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    sie auf dem Schlachtfeld nicht besiegen konnte. So fing er eine Liebesgeschichte mitihr an. Sagah ging ihm leicht in die Falle und heiratete ihn. Nun hatte Musailima eingroes Heer von 4000 Mann unter seinem Kommando.

    Das Bataillon unter Ikrima Ibn Abu Gahl sollte Musailima angreifen, das Bataillon

    unter Surahbil war als Verstrkung gedacht. 'Ikrima hatte den Befehl, auf dieVerstrkung zu warten. Aber in der Hoffnung, den Ruhm fr sich allein zu gewinnen,wartete 'Ikrima nicht ab. Er griff Musailima an und wurde geschlagen. DieseNachricht stimmte Abu Bakr traurig. Er beauftragte sofort Halid Ibn Al-Walid,Musailima anzugreifen. Die vereinigten Bataillone von Halid und Surahbil fielen nunber den Schwindler her. Musailima kmpfte verzweifelt. Einer seiner Leute erreichtesogar Halids Zelt. Aber Halid behielt die Nerven. Er sammelte seine Leute erneut undfhrte selbst einen letzten Angriff. Verblfft ber den pltzlichen Ansturm ergriffenMusailimas Mnner die Flucht. Der Schwindler und einige seiner Begleiter verbargensich in einem befestigten Garten. Aber die Krieger des Islam rannten seine Tore ein,und der niedertrchtige Schwindler und seine Freunde fielen dem Schwert zum

    Opfer.

    Unter denen, die Musailima niedermachten, befand sich auch Wahsyy, derNegerdiener, der Hamza, den Onkel des Propheten, bei Uhud gettet hatte. Er hattedies getan, um seine Freiheit zu erlangen. Hind, die Frau Abu Sufyans, hatte ihmversprochen, ihn freizukaufen, wenn er Hamza (r) erschlge. Nach dem Fall vonMakka wurde Wahsyy Muslim. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,vergab ihm, sagte aber:

    "Wahsyy, geh bitte aus meinen Augen. Du erinnerst mich an meinen lieben Onkel"

    Wahsyy war immer traurig wegen seiner Snde und wollte sich davon reinwaschen.Die Schlacht gegen Musailima gab ihm hierzu Gelegenheit: Mit seinem Wurfspeerversuchte er, ihn zu treffen. Geschickt stie er die vergiftete Spitze in seinen Krper,und der Schurke fiel mit einem Aufschrei zu Boden. Im nchsten Augenblick wurdeihm der Kopf abgetrennt.

    "Alles Lob gebhrt Allah!" rief Wahsyy aus. "Ich habe damit meine Snde wiedergutgemacht!"

    Musailima gehrte zum Stamm der Banu Hanifa. Der Kalif ordnete an, da alle

    Mnner des Stammes, die die Waffen gegen den Islam erhoben hatten, gettetwerden sollten. Aber Halid (r) hatte bereits versprochen, ihr Leben zu schonen.Deshalb galt sein Wort, und der ganze Stamm nahm den Islam wieder an.

    Al-Aswad Al-'Ansyy

    Kurze Zeit vor dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, tauchteauch im Yemen ein Schwindler auf.

    Er hie Al-Aswad und gehrte zum Stamme 'Ans. Er gewann eine betrchtliche Zahl

    von Anhngern.

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    Dann griff er die Hauptstadt des Yemen, San'a', an, ttete den Gouverneur undheiratete dessen Witwe.

    Er war im ganzen Yemen gefrchet.

    Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, schrieb an die Fhrer dermuslimischen Streitkrfte im Yemen, sie sollten das Land von dem Schwindlerbefreien. Daraufhin nahmen sie mit seiner Frau, die ihn von ganzem Herzen hate,heimlich Verbindung auf, und eines Nachts gelang es ihnen, Al-Aswad zu toten.

    So kam der Yemen wieder unter muslimische Herrschaft. Diese Nachricht erreichteAI-Madina einen Tag nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede aufihm. aber im Yemen brachen wieder neue Unruhen aus, als der Tod des Propheten,Allahs Segen und Friede auf ihm, bekannt wurde.

    Ein frherer General Al-Aswads namens Qais bemhte sich, an die Macht zukommen. Er gab den Islam auf und versammelte die Anhnger seines gettetenHerrn um sich. Er hatte auch die Untersttzung einiger Oberhupter der Yemeniten,die den Islam zwar nach auen zur Schau stellten, innerlich aber gegen ihn waren.Er scharte gengend Mnner um sich, um San'a' einzunehmen, und wurde derBeherrscher des Yemen. Aber das Heer der Muslime stand bereit. In derZwischenzeit erreichten auch die beiden von Abu Bakr ausgesandten Bataillone denYemen, und San4 ' wurde zurckerobert. Qais und sein Hauptverbndeter 'Amr IbnMa'di Karib Zubairyy wurden nach AI-Madina geschickt.

    Sie bereuten beide ihre Snden, und es wurde ihnen vergeben.

    Al-Bahrain

    Das Volk von Al-Bahrain nahm den Islam zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segenund Friede auf ihm, an. Nach seinem Tod warf der mchtige Stamm der Banu Bakrden von ihnen als Joch empfundenen Islam jedoch ab und begann, gegen dieMuslime zu kmpfen. Abu Bakr sandte ein Bataillon unter 'Ala Ibn Al-Hadramyy, umden aufrhrerischen Stamm zu unterwerfen. Die Banu Bakr wurden besiegt und ihrAnfhrer Hatim gettet - Al-Bahrain war wieder fest unter muslimischer Herrschaft.

    Auch einige Stmme von 'Uman fielen vom Islam ab, Abu Bakrs Heeresfhrerbrachten sie aber alle in die Gemeinschaft des Islam zurck.

    So gelang es Abu Bakr in wenigen Monaten, den Aufruhr zu unterdrcken, den dieSchwindler im ganzen Land verursacht hatten. Halid Ibn Al-Walid (r) trug hierzu mehrbei als jeder andere.

    Krieg mit Persien

    Das Zeitalter der Eroberungen beginnt

    Die Kaiser Persiens hatten alles, was sie konnten, getan, um den Islam zuvernichten. Der schndliche Khusro Pravez hatte sogar befohlen, den Propheten,

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    Allahs Segen und Friede auf ihm, einzusperren. Aber einige Tage darauf wurde ervon seinem Sohn Scharuya gettet. Von diesem Tag an kannte Persien keinenFrieden mehr, und Abu Bakr mute mit einer stndigen Gefahr an den stlichenGrenzen rechnen.

    Im ersten Monat des Jahres 12 n.H. wurde Halid Ibn Al-Walid ausgesandt, um diepersischen Streitkrfte anzugreifen. Ein anderes Heer unter Al-Qa'qa' Ibn 'Amr sollteihn untersttzen. Halid sollte Ramla, den sdlichen Vorposten des persischenReiches, angreifen, ein zweites Heer unter 'Ayaz Ihn Gannam sollte an derNordgrenze des Irak kmpfen. Nach islamischer Gepflogenheit richtete Halidfolgenden Brief an Hurmuz, den persischen Befehlshaber:

    "Nimm den Islam an, und du bist sicher. Tust du es nicht, dann stimme zu, die Gizyazu bezahlen, oder du wirst es zu bereuen haben! Ich fhre gegen euch ein Volk, dasden Tod so liebt wie ihr das Leben."

    Der stolze persische Befehlshaber beachtete diese Warnung jedoch nicht. Er fiel inder darauffolgenden Schlacht, und das persische Heer wurde vernichtendgeschlagen. Danach kmpften noch einige bekannte persische Generle gegenHalid. Zwei von ihnen waren Bahman und Dschahan. Aber sie wurden alle besiegt,und die persischen Verluste waren schwer.

    Die Stadt Al-Hira an der persischen Grenze war die Hochburg der christlichenAraber. Halid eroberte diese, woraufhin sich auch die anderen Oberhupter derGrenzregionen unterwarfen.

    Nach Al-Hira eroberte Halid die beiden wichtigen Auenposten des persischenReiches Al-Anbar und 'Ainu-t- Tamr. Da erhielt er einen Brief von Ayaz, der ihn inden Norden des Irak um Hilfe rief: In Daumatu-1-Gandal war er in harter Bedrngnis.Halid kam ihm eilends zu Hilfe und sandte ihm folgende Botschaft:

    "Halte noch eine Weile aus! Kamele mit lwenhaften Kmpfern sind bald bei dir; wieWellen nhern sich unsere Truppen."

    Akidar, einer der feindlichen Generle, wute aus eigener Erfahrung, da es sicherunmglich war, einen Angriff Halids aufzuhalten. Er schlug den anderen Generlendeshalb vor, den Kampf gegen die Muslime einzustellen. Als sie seinen Vorschlag

    nicht beachteten, lie er sie ruhig gewhren, aber seine Freunde sahen dieRichtigkeit seines Vorschlags ein, als sie eine demtigende Niederlage durch HalidsHand erlitten. Ein anderes wichtiges Ereignis fand in Faraz statt. Eine starkeStreitmacht aus Persern und Arabern berquerte den Euphrat. Am 15. des MonatsDu-1-Qa'da im Jahre 12 n.H. vertrieb Halid dieses Heer. Von hier kehrte er nach Al-Hira zurck.

    Halid Ibn Al-Walid

    Halids Heldentaten

    Als er Kalif wurde, hatte Abu Bakr (r) nicht mehr als 10.000 Mann. Mit dieserHeeresstrke mute er einen landesweiten Aufstand niederwerfen. Diese Aufgabe

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    schien hoffnungslos, aber Abu Bakr meisterte sie mit erstaunlichem Erfolg. Erverdankte dies hauptschlich seinem unerschtterlichen Glauben an Allah (t)."Islam ist der Weg der Wahrheit, offenbart durch Allah ", sagte er. "Daher verteidigtAllah ihn gegen alle Feinde."

    Abu Bakr wute, da er nicht so sehr von der Strke seiner Truppen als von AllahsHilfe abhngig war. Die Ergebnisse bewiesen, da sein Glaube richtig war.Eine wichtige Hilfe war ihm auch Halid Ibn Al-Walid (r), der grte Feldherr desIslam. Sein militrisches Geschick und sein Mut lieen mit Allahs Macht die geringenStreitkrfte des Islam zehnmal strker erscheinen. Die Ergebnisse warenberwltigend: Halid war mit einer Handvoll Truppen in der Lage, nicht nur mit alleninneren Feinden fertig zu werden, sondern auch Arabien fr den Islam zu sichern. Erkonnte auch den Irak in Krze fr den Islam gewinnen. Vom Irak aus marschierte ergegen die byzantinischen Streitkrfte und vertrieb sie. Dies geschah alles imZeitraum von zwei Jahren. Whrend dieser Feldzge erlitt Halid keine einzigeNiederlage. Er berraschte den Feind durch Gewaltmrsche und gab sich erst mit

    dessen vollstndiger Niederwerfung zufrieden. Dies machte Halid zum Schrecken frseine Feinde. Die Wahrheit ist, da Halids Heldentaten die Siege Alexanders desGroen oder Napoleons weit in den Schatten stellen.

    Allahs Schwert

    Halid Ibn Al-Walid war der geborene Feldherr. Bei Uhud kmpfte er auf der Seite derQurais". Er war es, der den Gang der Schlacht entschied: Der Sieg der Muslime warschon in naher Sicht, die Fhrer der Qurais wichen schon zurck. Pltzlich sah Halidden Engpa im Rcken der muslimischen Armee unverteidigt - an der Spitze einesStotrupps strmte er ber den Pa und griff die islamische Armee berraschend an.Nach dem Frieden von Al-Hudaibiya nahm Halid den Islam an. Sein militrischesTalent berstrahlte bald die anderen. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friedeauf ihm, erkannte sofort seinen Wert und gab ihm den Titel "Saifullah" (SchwertAllahs). Aber die brige Welt bemerkte seine unerreichte Begabung fr dieKriegskunst erst, als der Islam ber die Grenzen Arabiens hinausdrang.

    Auch Abu Bakr erkannte gleich Halids Fhigkeiten. Er bertrug ihm den Oberbefehlfr den irakischen Feldzug. Halids Heldentaten in diesem Unternehmen haben in derGeschichte wenig ihresgleichen. In etwa elf Monaten berrannte er den ganzen Irak

    und brachte ihn unter das Banner des Islam, obwohl er nicht mehr als 10.000 Mannhatte. Mit dieser kleinen Streitmacht besiegte er Massen, die zwanzigmal grerwaren. Ihre Waffen und ihre Ausrstung waren den seinigen berlegen, aber mitseinem Glauben an Allah (t) wute Halid, wie man mit einer kleineren Streitmachtund weniger guten Waffen gewinnt.

    Im Irak schlug Halid insgesamt 15 Schlachten. In allen war sein Sieg vollstndig, unddie Fahne des Islam durfte das Schlachtfeld niemals verlassen, ehe der Feindendgltig geschlagen war. So wurde Halid gegen Ende des Feldzuges zumSchrecken des Feindes: Schon allein die Tatsache, da Halid ein Heer befehligte,lie den Feind erzittern.

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    Ein guter Verwalter

    Halid war aber nicht nur ein groer Eroberer, sondern auch ein erstklassigerVerwalter, Er achtete darauf, da in den von ihm eroberten Stdten und Gebietenalles wohl geordnet wurde. Er zog nie weiter, ehe dies erledigt war. Er lie einen

    Stellvertreter zurck, der auf alles aufpassen mute. Auch ernannte er einen Richter,der die Streitigkeiten der Bevlkerung schlichtete.

    Halid (r) war uerst gutherzig und gerecht. Sein Heer hatte strikte Anweisung,Bauern und Brgern kein Leid zuzufgen. "Sie sind die Strke der Gesellschaft",sagte er. "Sie sollen immer mit Gte und Achtung behandelt werden."Dies war etwas Neues fr das eroberte Land. Die persischen und byzantinischenHauptleute waren sehr hart zum Volk gewesen. Halids Behandlung gewann dieHerzen der Bevlkerung in dem Mae, wie sie ihre frheren Herren hate.

    Liebe zu Allah

    Halids Liebe zu Allah (t) war so gro wie sein Ha gegen Allahs Feinde.

    Im Monat Du-l-Qa`da des Jahres 12 n.H. war sein Feldzug im Irak zu Ende. In derMitte dieses Monats errang er den letzten Sieg. Halid gnnte seinem Heer eineRuhepause von zehn Tagen. Dann befahl er den Rckmarsch zu seinemHauptquartier in Al-Hira. Aber da war noch die Pilgerreise, auf die Halid nichtverzichten wollte. Er gab bekannt, da er die Nachhut bilden wolle. Und mit einigenMnnern hetzte er dann auf einer Abkrzung durch die leblose Wste nach Makka.Unmittelbar nach seinen Siegen war er nun in der heiligen Stadt und erklrte:"Labbaika-llahumma labbaik (Hier bin ich, o Herr, hier bin ich zu Deinem Dienst!)"Selbst auf dem hchsten Gipfel seines Ruhmes verga Halid nicht, da er imDienste Allahs stand.

    Sobald der Hagg vorber war, eilte Halid zurck an seinen Posten. Er traf seineMnner vor Al-Hira. Die ganzen Tage ber hatte die Truppe geglaubt, da derBefehlshaber die Nachhut fhre. Aber als die Krieger jetzt seinen geschorenen Kopfsahen, wuten sie, da er als Pilger in Makka gewesen war.

    Abu Bakr (r) war erstaunt, als er von dem gewagten Abstecher Halids zum HauseAllahs hrte. Er verbot ihm jedoch, in Zukunft das Heer allein zu lassen. Solch ein

    Schritt, fhrte er aus, knne leicht eine schwierige Lage heraufbeschwren.

    Hrte gegen den Feind

    Halid war sehr hart gegen die Menschen, die die Waffen gegen den Islam erhoben.Er meinte, da man solchen Leuten nur zwei Mglichkeiten lassen sollte: Sie solltenentweder nachgeben oder bis zum Tode kmpfen. Wenn sie vom Schlachtfeldflohen, verfolgte er sie berall hin, bis sie um Gnade baten oder gettet wurden.Diese Strategie Halids erwies sich als ntzlich. Er wurde mit dem geschlagenenFeind ein fr allemal fertig. Er lie nicht zu, da er die Waffen ein zweites Mal erhob;

    denn die Streitkrfte der Muslime waren zu klein, um wiederholte Aufstndeniederschlagen zu knnen.

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    Es gibt in der Geschichte kaum einen Feldherrn, der so viele hervorragendeEigenschaften in sich vereinigte wie Halid (r). Er ist nach dem ProphetenMuhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, unbestreitbar der grte Heeresfhrerdes Islam.

    Krieg gegen Byzanz

    Schon zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, ergab sich dieNotwendigkeit zu kriegerischen Handlungen gegen Byzanz. So war Abu Bakr (r)gezwungen, etwas gegen diese Gefahr zu tun.

    Im Jahre 13 n.H. rstete er eine groe Streitmacht aus und teilte sie in vierAbteilungen, die jeweils einem Befehlshaber unterstellt wurden. Jede von ihnen solltean einem anderen Abschnitt der syrischen Grenze losschlagen. Abu 'Ubaida Ibn Al-Garrah hatte den Befehl, nach Hims zu marschieren,' Amr Ibn AI-'As nach Palstina,Yaild Ibn Abu Sufyan nach Damaskus und Surahbil Ibn Hasna an den Jordan.

    Diese Bataillone sollten den Feind gleichzeitig angreifen. Das Ziel war, ihn daran zuhindern, eines der Bataillone mit voller Strke anzugreifen.

    Goldene Regeln fr die Kriegsfhrung

    Vor dem Aufbruch der Heere gab Abu Bakr (r) die folgenden Anweisungen an ihre

    Befehlshaber: "Frchtet stets Allah! Er sieht in die Herzen der Menschen.

    Seid freundlich zu den Mnnern, die euch unterstellt sind, und behandelt sie gut!

    Gebt kurze Anordnungen; denn wenn sie zu lang sind, werden sie vergessen!

    Geht anderen mit gutem Beispiel voran! Sie werden sich nach euch richten.

    Achtet die Vertreter des Feindes!

    Haltet eure Plne geheim!

    Seid immer wahrhaftig, dann werdet ihr gute Ratschlge bekommen!

    Sitzt abends, wenn ihr frei seid, unter euren Mnnern! Das hlt euch in Verbindungmit ihnen.

    Teilt den Wachdienst zum Schutz des Heeres gut ein!

    Meidet unaufrichtige Menschen und haltet euch an ehrliche und glubige Sahaba!

    Seid offen zu allen, mit denen ihr zu tun habt!

    Htet euch vor Feigheit und Ehrlosigkeit!

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    Ihr werdet Menschen begegnen, die der Welt entsagt und sich in die Einsamkeit zumGebet zurckgezogen haben. Lat sie in Frieden!"

    Vereinignung der vier Heeresabteilungen

    Die Nachricht vom Einmarsch der Muslime brachte Kaiser Heraklios aus derFassung. Er hielt sich zu dieser Zeit gerade in Jerusalem auf. Er fragte seine Frstenum Rat. Da er selbst sich gern mit den Muslimen geeinigt htte, sagte er:"Es ist besser, halb Syrien aufzugeben, als das ganze Reich zu verlieren." SeineRatgeber waren damit aber nicht einverstanden. Es wurden also vier mchtigeArmeen gegen die Muslime ausgesandt. Eine davon wurde vom Bruder des Kaisersbefehligt. Jede Armee war siebenmal so stark wie die muslimische, die sie zubekmpfen hatte. Darber machten sich die muslimischen Heeresfhrer Sorgen undtrafen sichdeshalb zur Beratung. Einer wies darauf hin, da es tricht sei, getrennt zu

    kmpfen.

    "Wir werden vom bergewicht zerschmettert werden, wenn wir getrennt kmpfen",sagte er.

    Die anderen Befehlshaber sahen das ein, und sie beschlossen, die vier Abteilungenzu einer einzigen Armee zu vereinigen. So wrde das Heer auch den muslimischenSoldaten selbst grer erscheinen. Sie teilten dem Kalifen ihren Entschlu mit.Dieser billigte ihn und sandte ihnen folgende schriftliche Botschaft:

    "Muslime knnen nie deshalb besiegt werden, weil sie zu gering an Zahl sind; aberwenn ihre eigenen Snden sie berwltigen, werden sie eine Niederlage erleiden.Deshalb haltet euch fern von Snden aller Art!"

    Die Schlacht am Al-Yarmuk

    Als Heraklios erfuhr, da die vier islamischen Armeen zu einer vereinigt wordenwaren, befahl auch er eine hnliche Zusammenfassung, und die vier byzantinischenArmeen schlssen sich zu einer gigantischen Masse von Menschen zusammen. ImTal des Al-Yarmuk hoben sie Schtzengrben aus. Nach dem Befehl des Kalifen

    bezogen die Muslime Stellungen auf der gegenberliegenden Seite. Wochenlanglagen sich die beiden Heere gegenber, und keines der beiden wagte es, den Kampfzu erffnen.

    Die byzantinischen Streitkrfte hatten jeden Vorteil auf ihrer Seite. Zu derzahlenmigen berlegenheit kam, da sie den Flu vor und Berge hinter sichhatten. Die muslimischen Heerfhrer forderten daher vom Kalifen Verstrkung an,und daraufhin lie Abu Bakr Halid sofort nach Syrien eilen.

    Halid legte den Oberbefehl im Irak in die Hnde von Al-Mutanna Ibn Harita. An derSpitze von 10.000 Mann begab er sich nach Syrien, so schnell er konnte. Trotz aller

    Eile eroberte Halid auf dem Weg dorthin viele Befestigungen und Stdte. Er erreichteschlielich den Al-Yarmuk fast zur gleichen Zeit, als die byzantinische Armee

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    ebenfalls Verstrkung erhielt. Ihre Gesamtstrke erreichte damit 240.000 Mann, diemuslimische Streitmacht umfate nur 36.000.

    Neuordnung des Heeres

    Halid erkannte sogleich, da er das Heer den besonderen Verhltnissenentsprechend neu gliedern msse, um zu siegen. Das bedeutete vor allem eineinheitliches Oberkommando. Daher berief er die anderen Kommandeure zu sichund sagte:

    "Wir kmpfen alle fr die Sache des Glaubens. Keiner darf an sich denken. Wirknnen uns eine Zersplitterung der Befehlsgewalt nicht leisten. Das wrde demFeind nur ntzen. Lat uns deshalb den Oberbefehl auf einen einzigen Mannbertragen, meinetwegen im Wechsel. Wenn ihr damit einverstanden seid, berlatmir den Oberbefehl fr den ersten Tag der Schlacht!"

    Dieser Plan gefiel allen, und Halid bernahm die oberste Befehlsgewalt. Er teilte dasHeer in verschiedene Abschnitte. Jeder erhielt einen Kommandeur, und jederAbschnitt war in Unterabschnitte aufgeteilt, von denen jeder einen Anfhrer hatte.Abu Sufyan war zum anfeuernden Herold ernannt worden.

    Er sprach Worte der Ermunterung zu allen Kmpfern. Als sich die beiden Armeengegenberstanden, bemerkte ein muslimischer Soldat:

    "Wie zahlreich der Feind ist!"

    Halid hrte das und sagte:

    "Die Zahl macht es nicht! Wichtig ist der Ausgang der Schlacht!"

    Als die Schlacht schlielich begann, stie Halid mit einem ausgewhlten Trupp indas Zentrum der feindlichen Krfte. Es gelang ihm, einen Keil zwischen dasfeindliche Fuvolk und die Reitertruppe zu treiben und sie voneinanderabzuschneiden.

    Kampf bis zum TodAuch 'Ikrima Ibn Abu Gahl kmpfte am Al-Yarmuk mit. Gleich nach der Erffnung derSchlacht begannen die islamischen Truppen unter dem zahlenmigen bergewichtdes Feindes zu wanken. Als 'Ikrima das sah, rief er aus: "Frher kmpfte ich in allenSchlachten gegen den Gesandten Allahs, jetzt aber streite ich fr die Sache Allahs.Auf gar keinen Fall werde ich fliehen! Wer von euch ist bereit, mit mir bis zum Todezu kmpfen?"

    Als er dies sagte, streckte er seine Hand aus, da sie einschlagen sollten. Sein Sohn'Amr legte als erster den Schwur ab, vierhundert Mann folgten ihm. Dann schlugen

    die Mnner wie Wildkatzen auf die feindlichen Horden ein. Sie teilten sowirkungsvolle Schlge aus, da die Menschenwoge sich vor ihnen teilte. Ihrverzweifelter Angriff brachte Verwirrung in die feindlichen Reihen.

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    Niederlage des Feindes

    Bald befand sich die feindliche Reitertruppe eingekeilt zwischen Halids Stotruppund der islamischen Hauptarmee. Verwirrung entstand, und die Feinde flohen. Die

    islamische Armee machte ihnen Platz zur Flucht.

    Nun konnte Halid (r) sich auf die feindliche Futruppe werfen. Diese wurde vlligberrascht, da pltzlich der Schutz der Reiter fehlte. In uerster Verwirrung zog siesich zurck, aber der Berg versperrte ihr den Weg. Verzweifelt rannten die Mnnerzum Flu zurck. Hier erwartete sie der Tod in den Fluten. Die meisten warenaneinandergekettet, um eine Flucht unmglich zu machen, und die Ketten erwiesensich nun als Todesfallen: Denn als einige Mnner in den Flu fielen, rissen sie ihreKampfgenossen mit in das nasse Grab. Nach einer Schtzung ertranken 120.000Mann im Flu. Die Byzantiner erlitten eine vollstndige Niederlage. DreitausendMuslime waren als Mrtyrer gefallen.

    Mut der Frauen

    Die muslimischen Frauen spielten eine wesentliche Rolle in dieser Schlacht. Siebildeten eine Abteilung hinter der Kampftruppe und versorgten die Mnner mitWasser, sie behandelten auch ihre Wunden und sprachen ihnen Mut zu, wenn sieZeichen der Schwche zeigten. Diese Worte der Ermunterung richteten die Mnnerwieder auf; wie der Blitz strmten sie von neuem nach vorn und sten Tod in diefeindlichen Linien.

    Zuerst zwang die byzantinische Armee die Muslime zum Rckzug. Da kam Halid zuden Frauen, die auf einem Bergkamm standen, und sagte zu ihnen:

    "Ihr Tchter des Islam, wenn auch nur einer dem Schlachtfeld den Rcken kehrt,ttet ihn sofort!"

    Die Frauen taten, worum Halid sie gebeten hatte; sie standen auf ihrem Posten underfllten ihre Pflicht:

    Mit Steinen in den Hnden beobachteten sie das Schlachtfeld, und wenn einer um

    sein Leben lief, empfing ihn ein Steinhagel. Er lief dann zurck und kmpfte bis zumLetzten.

    Viele Muslime hatten ihre Familien bei sich. Die Frauen lebten in Zelten hinter demLager der Truppe. Ihre Worte der Ermunterung an die Tapferen und die Schmhungder Feiglinge hatten groen Einflu auf das Tempo und den Ausgang der Schlacht.Der Sieg am Al-Yarmuk war also in nicht geringem Mae dem Mut der muslimischenFrauen zu verdanken.

    Zwei groe Mrtyrer

    Am folgenden Morgen verschaffte sich Halid einen berblick ber die Verluste derislamischen Armee. 'Ikrima und sein Sohn Amr wurden zu ihm gebracht. Sie waren

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    schwer verwundet, und ihr Zustand war ernst. Halid barg ihre Kpfe in seinem Scho- einige Minuten spter verstarben sie.

    Ikrima war der Sohn Abu Gahls, eines Erzfeindes des Islam. Als Makka fiel, floh'Ikrima, weil er um sein Leben bangte. Aber er kehrte nach Makka zurck, als er

    hrte, da der Gesandte Allahs allen Feinden vergeben habe. Der Prophet, AllahsSegen und Friede auf ihm, kam ihm zu seiner berraschung entgegen, um ihn zubegren. Von da an war 'Irkima (r) ein treuer Sohn des Islam; er gab sein Leben frdessen Ruhm.

    Selbstlosigkeit Halids

    Die Schlacht am Al-Yarmuk war noch nicht zu Ende, als ein Brief aus Al-Madinaeintraf und Halid ausgehndigt wurde. Darin stand, da Abu Bakr (r) gestorben und'Umar (r) sein Nachfolger geworden sei. Der Brief enthielt auch die Nachricht, da

    der neue Kalif Halid von seinem Kommando abgelst und ihn durch Abu 'Ubaidaersetzt habe. Halid las den Brief. Dann setzte er Abu `Ubaida Ibn Al-Garrah davon inKenntnis, da der Oberbefehl auf ihn bergegangen sei. Aber die Nachricht wurdenicht ffentlich bekanntgemacht, weil die Armee nicht den Mut verlieren sollte.

    Der Brief nderte Halids Verhalten in keiner Weise. Er fuhr fort, so verwegen zukmpfen wie zuvor.

    Als nach dem Ende der Schlacht Halids Absetzung bekannt wurde, sagte jemand zuihm:

    "Warum hat die Nachricht deinen Kampfgeist nicht gedmpft?"

    "Ich habe nicht fr 'Umar, sondern fr Allah gekmpft", entgegnete Halid (r)

    Abu Bakrs letzte Krankheit

    Am 7. des Monats Gumada-1-Ahira im Jahre 13 n.H. wurde Abu Bakr krank.

    Er hatte hohes Fieber; es wurde alles getan, um das Fieber zu senken, doch

    vergebens. Dem betagten Kalifen wurde klar, da sein Ende gekommen war.

    Selbst in diesen letzten Tagen beschftigte ihn der Gedanke an die Zukunft desIslam. Er wollte ihn sichern, auch fr die Zeit nach seinem Tod.Er hatte all seine Energie darauf verwendet, die heftigen Strme der Unruheniederzuhalten, die nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,losgebrochen waren, und Abu Bakr wollte nicht, da nach seinem eigenen Todsolche Strme erneut losbrchen.

    Umars Ernennung

    Das Wohlergehen der Muslime war immer Abu Bakrs erste Sorge gewesen. Er wolltenichts zulassen, was den Islam htte schwchen knnen. Was er jedoch am meisten

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    frchtete, war eine Spaltung unter den Muslimen. Er erinnerte sich daran, was nachdem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, geschehen war. Daherwollte er verhindern, da Uneinigkeit die Muslime entzweien knnte, wenn er nichtmehr sei. Einigkeit war das Geheimnis der Strke und um jeden Preis notwendig.

    Als er krnker wurde, beschftigte sich Abu Bakr immer mehr mit dieser Frage. Werwrde nach ihm Kalif sein? Sollte er selbst den Namen des besten Mannes nennen?Oder sollte er die Entscheidung dem Volk berlassen? Im letzteren Fall wrdenStreitigkeiten entstehen. Sie wrden die Grundlagen des Islam erschttern. DasRisiko war zu gro, Abu Bakr wollte es nicht auf sich nehmen.

    Nach sorgfltiger berlegung entschied er sich, 'Umar zu ernennen. Er unterbreiteteseinen Vorschlag den fhrenden Mnnern seiner Umgebung. Den meisten gefielder Vorschlag, nur einer sagte;

    "'Umar ist ohne Zweifel der beste Mann, aber er ist zu streng!"

    Darauf erwiderte Abu Bakr:

    "Wenn er die Brde des Kalifats tragen mu, wird er milder."

    Nachdem alle Sahaba einverstanden waren, wurde 'Utman gerufen. Abu Bakrdiktierte ihm 'Umars Ernennung, die dem Volk verkndet wurde. Sie lautete:

    "Dies ist der Wille Abu Bakrs, des Kalifen des Gesandten Allahs. Er tut seinen Willenkund, ehe er diese Welt verlt. Zu diesem Zeitpunkt wird sogar ein Unglubigerglubig, und selbst ein Snder vertraut auf Allah. Ich ernenne 'Umar Ibn Al-Hattab zueurem Herrscher. Dabei habe ich nur das Beste fr euch im Sinn gehabt. Ich hoffe,da er gerecht und wahrhaftig sein wird. Aber ich kann nicht voraussehen, wasgeschehen wird, wenn er den Pfad der Gerechtigkeit verlt. Mir liegt einzig dasWohlergehen der Muslime am Herzen. Jeder ist fr sein Tun verantwortlich."

    Nachdem dieser letzte Wille dem Volk verkndet worden war, bestieg Abu Bakr (r),gesttzt von zwei Mnnern, das Dach seines Hauses. Er richtete folgende Worte andas Volk: "Meine Brder im Islam, ich habe keinen meiner eigenen Brder oderVerwandten zu eurem Kalifen ernannt. Ich habe einen Mann aus eurer Mitte erwhlt,

    der mir am meisten geeignet erscheint. Seid ihr mit ihm einverstanden?" "Natrlichsind wir das!" ertnte ein Ruf aus Hunderten von Kehlen.

    Dann rief Abu Bakr 'Umar an sein Bett und sprach zu ihm: "'Umar! Ich habe dich zumeinem Nachfolger ernannt. Mein letzter Rat ist, da du Allah frchten und fr dasWohl der Muslime arbeiten sollst. Bedenke, 'Umar, da du die Pflichten, die du Allahschuldest, zur rechten Zeit erfllst, sei es bei Tag oder Nacht. Das Wichtigste muzuerst erledigt werden. Am Tage des Gerichts werden nur die erfolgreich sein, derengute Taten ins Gewicht fallen.

    Die Menschen, deren bse Taten schwerer wiegen als die guten, werden eineschreckliche Zeit haben. Der Qur'an und die Wahrheit sollen deine Fhrer zu Erfolgund Wohlergehen sein. Du weit, 'Umar, da die Verse des Qur'an sowohl von

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    Belohnungen als auch von Bestrafungen sprechen. Deshalb mu man die Furcht vorAllah in die Herzen der Glubigen senken, damit sie um Vergebung beten. 'Umar,wenn du im Qur'an ber die Verdammten in der Hlle liest, dann bete zu Allah, daer dich nicht zu einem von ihnen macht. Aber wenn du ber die Bewohner desParadieses liest, dann bete, da auch du zu ihnen gehren wirst. Wenn du den Weg

    gehst, den ich dir vorgezeichnet habe, wirst du mich an deiner Seite finden!"

    Als 'Umar gegangen war, hob der sterbende Kalif seine Hnde zum Bittgebet undsagte:

    "O Herr! Ich habe diesen Schritt zum grten Nutzen der Muslime getan, weil ichUneinigkeit zwischen ihnen befrchtete. Ihre Folgen sind Dir wohl bekannt. Nachsorgfltigem berlegen habe ich einen Mann ernannt, der sich am aufrichtigsten undtatkrftigsten fr das Wohl des Volkes einsetzt. Ich bin jetzt an der Schwelle desTodes, so hilf Du, o Herr, den Muslimen, wenn ich nicht mehr bin. Sie sind DeineDiener. Ihre Zukunft liegt in Deiner Hand. O Herr, la sie nach Deinen Gesetzen auf

    dem richtigen Weg wandeln. Mache 'Umar zu einem der edelsten Kalifen und hilf denMuslimen, ihn zu untersttzen."

    Abu Bakrs Tod

    Nach einer Krankheit von zwei Wochen starb Abu Bakr (r) im Alter von 63 Jahren. Erwurde an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, beigesetzt. Vorseinem Tod sagte er noch:

    "Nehmt keine neuen Tcher, um meinen Leib zu bedecken. Das Stck Tuch, aufdem ich liege, gengt. Wascht es!" "Aber es ist zu alt und abgenutzt, Vater", sagteseine Tochter A'ischa(r).

    "Dieses alte, abgetragene Tuch gengt fr mich", antwortete er.

    Dieser letzte Wunsch wurde befolgt.

    Der zweite Wunsch des sterbenden Kalifen war:

    "Verkauft mein Land und zahlt alles Geld zurck, welches ich als Gehalt erhalten

    habe!"

    Auch dies wurde befolgt.

    Abu Bakr war ein wohlhabender Kaufmann, als er Kalif wurde. Die Aufgaben desKalifats lieen ihm keine Zeit, sich um seine eigenen Geschfte zu kmmern.Deshalb genehmigten ihm die Sahaba ein Gehalt von 6000 Dirham jhrlich. Dasganze Geld wurde nach dem Tod des Kalifen an Baitu-1-Mal zurckgezahlt.So gab Abu Bakr, der erste Kalif, ein edles Beispiel selbstlosen Dienens. Er lebte undwirkte fr den Islam bis zum letzten Atemzug, und fr seine unermdliche Arbeitsuchte er keine weltliche Belohnung.

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    Umar r.a.

    Umars Jugend

    Die Sendung des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, befandsich noch im Anfangsstadium; der Islam war noch schwach und hilflos. Die Oberenvon Makka waren gegen ihn. Eines Nachts stand der Prophet, Allahs Segen undFriede auf ihm, in Gedanken versunken in der Al-Ka'ba. Da erhob er seine Hndezum Himmel:

    "O Allah unser Gott", betete er, "mache den Islam stark durch einen der zweiMnner, 'Amr Ibn Hisam oder 'Umar Ibn Al-Hattab!"

    Das Bittgebet des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, wurdeerhrt. Allah (t) erwhlte 'Umar Ibn Al-Hattab, dem Islam zu dienen. 'Amr Ibn Hisam

    starb wie Abu Gahl (=Vater der Unwissenheit), aber 'Umar sollte eine Sule desIslam werden.

    'Umar war 12 Jahre jnger als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er warder Sohn Al-Hattabs, seine Mutter hie Hatima. Er stammte von den Banu 'Adyy ab,einem Zweig der Qurais. Die Ban 'Adyy genossen groes Ansehen. Sie waren dieWortfhrer in den Verhandlungen der Qurais mit anderen Stmmen. Sie schlichtetenauch als Richter deren Streitigkeiten.

    Schon in frher Jugend erhielt 'Umar eine Ausbildung im Kriegshandwerk underlernte auch die Kunst der ffentlichen Rede. Schon frh zeigte er ungewhnlichen

    Mut und Offenheit. Er war lernbegierig und ernsthaft in allem, was er unternahm.Diese Eigenschaften machten ihn schon in jungen Jahren im Lande bekannt. SeineHandelsgeschfte fhrten ihn in andere Lnder; und diese Reisen verschafften ihmein umfassendes Wissen und ein groes Verstndnis fr Menschen und Dinge.

    Umar nimmt den Islam an

    Als dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine Sendung offenbartwurde, war 'Umar 27 Jahre alt. Der junge 'Umar kmmerte sich nicht um dieBotschaft des Islam; denn er war fr die gewohnte Lebensweise. Im Laufe der Jahre

    machte der Islam langsam Fortschritte. Das rgerte 'Umar. Die Leute, die den Islamangenommen hatten, kehrten nie zu ihrem alten Glauben zurck, was die Oberenvon Makka auch immer dagegen tun mochten. Als eine von 'Umars DienerinnenMuslime geworden war, schlug er sie heftig. Aber sie wollte nicht von ihrem neuenGlauben ablassen. Als im sechsten Jahr der Sendung des Propheten, Allahs Segenund Friede auf ihm, eine Anzahl von Muslimen nach Abessinien aufbrach, kochte'Umar vor Wut. "Da ist ein Mann", dachte er, "der das Volk gespalten hat. Es lebtefriedlich dahin. Dann erschien er und ri den Sohn vom Vater und den Bruder vomBruder. Nun rennen seine Anhnger in ein anderes Land. Nur Muhammad ist dieUrsache all dieser Unruhe. Ich mu ihn tten, um dem Verdru ein Ende zumachen."

    Mit diesem Entschlu nahm 'Umar sein Schwert und zog aus, um den GesandtenAllahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu tten. Unterwegs traf er einen Freund,

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    der ihn fragte, warum er so verwirrt dreinschaue. 'Umar sagte ihm, was er zu tungedenke.

    "Du solltest erst einmal auf deine eigene Verwandtschaft achten", sagte der Freund."Deine Schwester und ihr Mann haben den Islam angenommen!"

    Durch diese Worte wurde 'Umars Zorn in eine andere Richtung gelenkt. Er ginggeradewegs zum Haus seiner Schwester Fatima Bint Al-Hattab und klopfte an dieTr. Drinnen rezitierte jemand den Qur'an. Fatima erschrak, als sie 'Umars Stimmehrte. Sie versteckte die Qur'an-Bltter, in denen sie gerade gelesen hatte, undffnete die Tr.

    "Was hast du gerade aufgesagt?" fragte 'Umar

    "O, nichts", sagte die Schwester.

    "Wieso nichts?" rief er zornig aus, "ich habe alles genau gehrt. Ich wei, da ihrbeide Muhammads Glauben angenommen habt."

    Whrend er dies sagte, begann er seinen Schwager Said zu schlagen. Fatima kamdiesem zu Hilfe und bekam einen Schlag auf den Kopf, so da er zu bluten anfing.

    Dies machte das Paar erst recht mutig;

    "Ja, wir sind Muslime geworden", schrien sie 'Umar an, "mach, was du willst! "

    Der Anblick der blutenden Schwester berhrte 'Umar sehr. Fatima war eine so liebeSchwester! Sicher mute im Qur'an etwas Wahres enthalten sein, das ihrunschuldiges Herz gewonnen hatte.

    "Wrdest du mich einen Blick in den Qur'an werfen lassen?" fragte 'Umar.

    Nach langem Zgern hndigte ihm Fatima die wenigen Bltter des Qur'an aus, diesie besa und die die ersten acht Verse aus der 57. Sura enthielten.

    'Umar setzte sich, um diese Seiten zu studieren. Sein Gesichtsausdruck nderte sichbald, und sein Zorn khlte sich ab, als er die ersten acht Verse las, welche lauten:

    "Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Es preist Allah, was in denHimmeln und was auf der Erde ist, und Er ist der Erhabene, der Allweise. Sein ist dasKnigreich der Himmel und der Erde. Er macht lebendig und lt sterben, und Er hatMacht ber alle Dinge. Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und derVerborgene, und Er ist der Kenner aller Dinge. Er ist es, Der die Himmel und dieErde in sechs Tagen erschuf, dann wandte Er Sich majesttisch Seinem Reich zu. Erwei, was in die Erde eingeht und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmelherniederkommt und was zu ihm aufsteigt.

    Und Er ist mit euch, wo immer ihr (auch) sein mget. Und Allah sieht alles, was ihr

    tut. Sein ist das Knigreich der Himmel und der Erde; und zu Allah werden alle Dingezurckgebracht. Er lt die Nacht in den Tag und den Tag in die Nacht eintreten; undEr ist der Kenner all dessen, was (ihr) in den Herzen hegt. Glaubt an Allah und

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    Seinen Gesandten und spendet von dem, zu dessen Erben Er euch gemacht hat.Und jenen von euch, die glauben und spenden, wird ein groer Lohn zuteil sein. Wasist euch, dass ihr nicht an Allah glaubt, obwohl der Gesandte euch aufruft, an eurenHerrn zu glauben; und Er hat von euch bereits ein Versprechen abgenommen, wennihr Glubige seid."

    Die Furcht vor Allah (t) ergriff 'Umars Herz. Er weinte und erklrte: "Sicher, dies istdas Wort Allahs. Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist!" Umarsetzte seinen Weg zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, weiter fort,aber jetzt war er ein verwandelter Mann.

    Jetzt ging er nicht zu ihm, um ihn zu tten, sondern um vor ihm seinen Glaubenkundzutun.

    Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sa mit einigen Mnnern zusammen.Als er 'Umar kommen sah, fragte er ihn:

    "'Umar, was fhrt dich zu mir?"

    'Umar antwortete: "O Prophet Allahs, ich komme, um den Islam anzunehmen."

    Die Freude des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und seiner Anhngerwar gro. Laute Rufe "Allahu akbar!" schallten durch Makka. Bald wute jeder, da'Umar kein Feind des Islam mehr war. Es war ein groer Tag fr den Islam, weileiner seiner rgsten Feinde sein fester Anhnger geworden war.

    Der Beiname Al-Faruq

    Der bertritt 'Umars brachte fr den Islam eine Wende. Vorher muten die Muslimein stndiger Furcht vor den Unglubigen leben. Einige hatten ihren Glauben sogarvor den Makkanern verheimlicht. Sie konnten ihre Gebete nicht in der ffentlichkeitverrichten. Dies alles nderte sich, nachdem 'Umar Muslim geworden war.

    Als erstes rief 'Umar die Oberen von Makka zusammen, und vor dieserVersammlung erklrte er, ein Anhnger des Islam zu sein. Man starrte ihnschweigend an, niemand konnte ein Wort der Entgegnung herausbringen.

    Dann bat 'Umar den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, in der Al-Ka'babeten zu drfen. Er selbst fhrte einen Teil der Muslime dorthin. Eine zweite Gruppewurde von Hamza (r) gefhrt. Als alle beisammen waren, wurden die Gebete unterder Leitung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gemeinsam verrichtet.Dies war das erste Gebet dieser Art in der Al-Ka'ba.

    Vor der Auswanderung nach Al-Madina ereignete sich das gleiche. Die meistenMuslime verlieen Makka still und heimlich mit Ausnahme von 'Umar (r). Er legteseine Waffen an, ging zur Al-Ka'ba und betete dort. Die Oberen von Makka schautenihm schweigend zu. Nach dem Gebet rief er ihnen laut zu:

    "Jetzt ziehe ich nach AI-Madina. Wer mich daran hindern will, soll mich jenseits desTals treffen. Seine Mutter wird ihn gewi trauernd beweinen."

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    Trotz dieser Herausforderung wagte es kein Makkaner, 'Umar aufzuhalten. Diesbrachte 'Umar den Beinamen "Al-Faruq" ein. "Al-Faruq" heit einer, der zwischenWahrheit und Lge unterscheidet bzw. eine nderung herbeifhrt. Durch 'Umarsbertritt zum Islam erfuhren dieser und seine Anhnger einen groen Wandel.

    Verehrung fr den Propheten

    In allen Schlachten und Unternehmungen stand 'Umar dem Propheten, Allahs Segenund Friede auf ihm, zur Seite.

    Seine Liebe zu Allah und Seinem Propheten war gro, strker als Blutsbande oderFreundschaft.

    Beim Kampf von Uhud befand sich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,

    mit seinen Sahaba auf einem nahegelegenen Hgel. Als Halid versuchte, sieanzugreifen, stie 'Umar mit einem Teil der Muslime vor und schlug ihn zurck.

    Da rief Abu Sufyan aus: "Ist Muhammad am Leben?"

    Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, untersagte seinen Mnnern zuantworten. Abu Sufyan fragte wieder:

    "Dann sind also Muhammad, Abu Bakr und 'Umar alle tot?"

    Da konnte 'Umar nicht lnger ruhig bleiben und rief zurck:

    "O Feind Allahs, wir sind alle wohlauf!"

    Bei der Einnahme von Makka nahm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,den Treueschwur der Mnner selbst entgegen und bat 'Umar, den Treueid derFrauen entgegenzunehmen. 'Umars Tochter Hafsa (r) war eine von MuhammadsFrauen.

    Einmal war der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, unzufrieden mit ihnen.Einige Wochen lang ging er zu keiner von ihnen und blieb allein. Er wollte mit

    niemandem darber sprechen. Eines Nachmittags suchte 'Umar (r) den Propheten,Allahs Segen und Friede auf ihm, auf. Der Diener sagte jedoch, er drfe niemandenhineinlassen. Darauf sagte 'Umar laut:

    "Bitte sage dem Gesandten Allahs, da ich nicht gekommen bin, um fr Hafsa zusprechen. Wenn es der Prophet will, schlage ich ihr den Kopf ab und lege ihn ihm zuFen."

    Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, diese Worte hrte, gestattete er'Umar einzutreten.

    'Umars Ansichten ber die meisten Dinge waren sehr ausgewogen. Oft geschah es,da 'Umar (r) eine andere Meinung als die anderen Sahaba hatte.

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    Nicht selten wurden dann seine Ansichten nachtrglich durch spter offenbarteQur'an-Verse untersttzt. So kam es, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede aufihm, den Worten 'Umars groe Beachtung schenkte. Diese Hochachtung fand ihrenAusdruck darin, da er einmal sagte: "Wenn nach mir noch ein Prophet zu kommenhtte, wrde es gewi 'Umar sein."

    Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das Unternehmen Tabukvorbereitete, untersttzte das Volk dieses Vorhaben mit Geld. 'Umar (r) gab dieHlfte seines gesamten Vermgens ab.

    'Umars Verehrung fr den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, brachte ihnihm sehr nahe. Um ihn noch mehr an sich zu binden, heiratete der Prophet 'Umarsverwitwete Tochter Hafsa. Sie hatte einen schwierigen Charakter, und 'Umarbefrchtete daher, da sie den Rest ihres Lebens als Witwe verbringen mte. Alsder Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, davon hrte, nahm er sie selbst zurFrau. Der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war ein schwerer

    Schlag fr 'Umar. Er konnte nicht glauben, da Muhammad, Allahs Segen undFriede auf ihm, tot sein sollte, zog sein Schwert und schwor, jedem den Kopfabzuschlagen, der behaupte, der Gesandte Allahs sei tot - so hatte der Kummer ihnberwltigt. Ein Leben ohne den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, warfr ihn undenkbar. Und was sollte aus dem Islam und seinen Anhngern werden,wenn der Prophet wirklich tot war, wie das Volk sagte? Diese finsteren Gedankenverdunkelten seinen Verstand. Erst als Abu Bakr (r) ihn an die klare Aussage desQur'an ber diesen Punkt erinnerte, fand er wieder zu sich selbst. Whrend seinesKalifats verlie Abu Bakr (r) sich auf den Rat 'Umars. Das resultierte daraus, da derProphet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu seinen Lebzeiten 'Umars Worten sogroe Bedeutung beigemessen hatte.

    Krieg mit PersienEroberung des Irak

    Nach Halid war Al-Mutanna Ibn Harita Oberbefehlshaber der islamischen Streitkrftein Al-Hira im Irak. Er wurde vom Feind angegriffen, schlug jedoch den Vorstozurck. Es tauchten aber Gerchte auf, da die Perser einen weiteren schwerenSchlag vorbereiteten. Deshalb kam Al-Mutanna Ibn Harita nach AI-Madina, um demKalifen die Lage zu schildern. Einen Tag nach der Ankunft AI-Mutannas verstarb Abu

    Bakr (r). Aber vor seinem Tod hatte er 'Umar ans Herz gelegt, in erster Linie an denIrak zu denken.

    Bald kamen die Menschen aus allen Teilen des Landes nach AI-Madina, um demneuen Kalifen ihre Treue zu geloben. 'Urnar nutzte ihre Anwesenheit, um mit ihnenzu sprechen und sie zu berzeugen, da ihre Teilnahme am irakischen Feldzugnotwendig sei. Aber die meisten Leute waren der Meinung, da Halid Ibn Al-Walidder einzige Mann sei, der mit dem Feind fertig werden knne. Sie zweifelten amErfolg eines Feldzuges, der nicht von Halid geleitet wrde. 'Umar fuhr jedoch fort,seine Gedanken dem Volk eindringlich nahezubringen. Er wollte die falscheVorstellung ausmerzen, da der Islam nur auf einen bestimmten Mann angewiesen

    sei, so hervorragend dieser auch sein mag. Schlielich erklrte Abu 'Ubaida Ibn Al-Garrah (r), Oberhaupt der Banu Taqif, da er fr die Sache Allahs kmpfen wolle,

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    und viele Mnner folgten daraufhin seinem Beispiel. Abu 'Ubaida erhielt dasOberkommando fr die Kmpfe im Irak.

    Sieg ber Gaban und Nursyy

    Die Niederlagen der Perser im Irak lieen ihre Herrscher verzweifeln. Die Fhrerbegruben ihre Streitigkeiten und trafen sich zu Beratungen. Nach vielenberlegungen krnten sie die Prinzessin Puran Duukht zur Kaiserin und ernanntenden wohlbekannten Adligen Rustum zu ihrem obersten Minister undOberbefehlshaber der Streitkrfte. Als erstes nahm Rustum die Grenzbezirke wiederin Besitz, die in die Hnde der Muslime gefallen waren. Dann sandte er zwei groeHeere aus unter der Fhrung von Gaban und Nursyy, zwei Mnnern, die in derKriegsfhrung sehr erfahren waren. Nursyy war ein Prinz und Gaban ein Mann vonhohem Adel.

    Abu 'Ubaida fhrte die erste Schlacht gegen Gaban bei Namariq. Gaban wurde vlligbesiegt und von einem muslimischen Soldaten gefangengenommen, der nichtwusste, wer sein Gefangener war. Gaban sagte zu ihm: "Ich bin ein alter Mann, lamich gehen. Ich werde dich dafr gut bezahlen."

    Der Soldat willigte ein. Bald darauf wurde Gaban aber von einem anderen Soldatenerkannt, und man schleppte ihn vor Abu 'Ubaida. Gaban berichtete ihm von demHandel, den er mit einem seiner Mnner gemacht hatte. Die meisten derAnwesenden verurteilten diese Handlungsweise mit scharfen Worten, aber Abu'Ubaida sagte: "Wir mssen ein einmal von uns gegebenes Wort halten. Der Islam

    erlaubt uns nicht, unser Wort zu brechen."

    So erhielt Gaban seine Freiheit wieder.

    Die Perser, die von Namariq geflohen waren, stieen zur Armee Nursyys. AberNursyy wurde ebenfalls besiegt. Beide Siege waren von Nutzen fr denGrenzbereich. Die Oberen und Edlen dieser Bezirke erschienen vor Abu 'Ubaida (r),um ihm Treue zu geloben.

    Ein Beispiel fr die Gleichheit im Islam

    Einige der Oberen brachten nach ihrer Unterwerfung ausgewhlte Speisen fr Abu'Ubaida.

    "Sind diese Gerichte fr mich oder fr die ganze Armee?" fragte er.

    Sie erwiderten, es sei schwierig, in so kurzer Zeit fr das ganze Heer Essenzuzubereiten.

    Aber Abu 'Ubaida sagte: "Diese Mnner sind genauso wie ich bereit, ihr Blut imKampf zu vergieen. Also mu auch ich bereit sein, das gleiche zu essen wie sie."

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    Solche Worte hatten die stolzen Herren noch nie gehrt, da sie einen anderenLebensstil in Persien gewohnt waren. Die muslimische Lebensweise versetzte sieber alle Maen in Erstaunen.

    Die Schlacht bei der Brcke

    Die Niederlagen von Gaban und Nursyy schreckten Rustum auf: er mute etwasgegen die Muslime unternehmen. Sogleich stellte er ein gewaltiges Heer unter demBefehl seines tapfersten Generals Bahman Dschaduya auf und bergab ihm dieberhmte Durfasch-i-Kawayani, die heilige Flagge Persiens, die nur bei ganzbesonderen Anlssen herausgegeben wurde.

    Im Monat Sa'ban im Jahre 13 n.H. rckte Abu 'Ubaida gegen Bahman vor. DerEuphrat trennte die beiden Heere. Bahman fragte Abu 'Ubaida, welches der beidenHeere bersetzen solle. Die muslimischen Heeresfhrer wollten gern auf ihrerFluseite bleiben. Aber Abu 'Ubaidas Selbstvertrauen war so gro, da er sichentschlo, jenseits des Flusses zu kmpfen. Die Muslime berquerten daraufhin denFlu auf einer aus Booten gebauten Brcke. Hier waren sie jedoch erheblich imNachteil: Das Gelnde war uneben, so da das Heer sich nicht frei bewegen konnte.Das schlimmste aber war, da die Perser durch eine dicke Mauer von Elefantengeschtzt waren. Die arabischen Pferde hatten nie zuvor so groe Tiere gesehen;sie scheuten und waren schwer zu zgeln.

    Als Abu 'Ubaida das sah, befahl er seinen Mnnern, abzusitzen. Mit ihrenSchwertern zerschnitten sie die Stricke der auf den Elefanten befestigten Sitze,

    brachten so die Reiter zu Boden und tteten sie. Aber die Elefanten selbst bliebenein Problem. Sie trampelten die Mnner zu Tode. Ein weier Elefant, der Anfhrerder Herde, wurde zum Schrecken der Soldaten. berall, wo er auftauchte, wurdendie Muslime von Panik ergriffen, und ihre Linien brachen zusammen. Abu 'Ubaidamute etwas unternehmen: So trennte er mit einem Schwertstreich den Rssel desElefanten ab. Im nchsten Augenblick trampelte das wtende Tier denOberbefehlshaber der Muslime zu Tode. Sein Bruder sprang vor, um die Standartezu halten, aber er erlitt das gleiche Schicksal