Die Rolle von Öffentlichkeit im Lehr-Lernprozess

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Paper-Präsentation im Rahmen der GMW‘10 Zürich, 15. September 2010 Die Rolle von Öffentlichkeit im Lehr- Lernprozess andra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010 (1) Mit Zeichnungen von Hanni Demmeler

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Präsentation zur GMW-Jahrestagung 2010

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Paper-Präsentation im Rahmen der GMW‘10Zürich, 15. September 2010

Die Rolle von Öffentlichkeit im Lehr-Lernprozess

Sandra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010 (1)

Mit Zeichnungen von Hanni Demmeler

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Studium zwischen Öffentlichkeit und Privatheit

(2)Sandra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010

„Lernen ist eine private Aktivität, die im Unterricht oder zu Hause ausgeführt wird. Öffentlich wird diese erst, wenn ich mich einer Prüfung unterziehe, nur dann wird Gelerntes öffentlich.“ (Kerres, 2006, S. 5)

Kehrt sich durch digitale Medien um!

Will ich das als Studierender?

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Öffentlichkeit – eine unbekannte Größe?

(3)Sandra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010

Strategien im Prozess der Strategien im Prozess der MeinungsbildungMeinungsbildung•Thematisierung•Überzeugung

Funktionen von ÖffentlichkeitFunktionen von Öffentlichkeit•Transparenz•Validierung•Orientierung(Gerhards, 1997; Neidhardt, 1994; Peters, 1994)

„„Spezialfall“ WissenschaftSpezialfall“ Wissenschaft• Rolle und Qualität des

Diskurses• Bedeutung des

Medieneinsatzes

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Öffentlichkeit als didaktisches Mittel

Sandra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010 (4)

Oelkers (1992) beschreibt Lernen als Organisation von Erfahrung, deren Kernprinzipien TransparenzTransparenz, NachprüfbarkeitNachprüfbarkeit, Beweispflicht Beweispflicht und Kompetenz Kompetenz sind.

Problem als „Ausgangspunkt“(Duffy & Cunningham, 1996, S. 190; auch: Schulmeister, 2002)

Eigenschaften des ProblemsEigenschaften des Problems

a)„Wegweiser“, um Lernende zu motivieren, b)Test, um theoretisch Gelerntes praktisch anzuwenden, c)Beispiel, um Muster oder gängige Prinzipien zu erkennen, d)Motor, um überhaupt zu lernen, unde)Anlass, um authentisch zu handeln.

➲ Öffentlichkeit als didaktisches Mittel

Nähe zum problemorientierten Lernen

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Einbindung von Kooperationspartnern vor Ort

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Öffnung einer LehrveranstaltungÖffnung einer Lehrveranstaltung

• Meist für externen Personenkreis („Experten“)• Inhalte der Lehrveranstaltung werden öffentlich und

im Falle von Kooperationen abgesprochen.• Leistungen von Lernenden und und Lehrenden werden

von Außenstehenden beurteilt. • Verknüpfung theoretischer und und praktischer Inhalte

ausgehend von einer Problemstellung

FolgenFolgen

• Die Komplexität der Lehrveranstaltung steigt.• Bearbeitung anwendungsorientierter Fragestellungen• Kompetenzorientierte Lehre

Erhoffte WirkungenErhoffte Wirkungen

• Hohe Relevanz des Gelernten • Förderung von Zusammenhangswissen• Motivation durch persönliche Beachtung

(z.B. Roth, 2003)

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Einbindung einer virtuellen Öffentlichkeit

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FolgenFolgen

• Entgrenzung• Multiplikatoreneffekte• Veränderte

Betreuungsleistungen

Erhoffte WirkungenErhoffte Wirkungen

• Dynamik• Virtueller Austausch,

bestenfalls Diskurs• Veränderung der

Lehrendenrolle

Virtuelle ÖffentlichkeitVirtuelle Öffentlichkeit

• Vermehrter Einsatz digitaler Medien für unterschiedliche Lehr-Lernziele

• Durch Vernetzung (Kommentare, Trackbacks, Followerschaft etc.) werden Nutzer als Personen sichtbar („soziale Präsenz“).

• Öffnung für und Einbindung in Scientific Community (lokale Bezogenheit)

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Kombination öffentlicher Komponenten

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Beispiel: das „w.e.b.Square“-SeminarBeispiel: das „w.e.b.Square“-Seminar

• Das Projektseminar kombiniert Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens mit Facetten des Eventmanagements, bringt eine studentische Tagung als Gemeinschaftsprodukt hervor und integriert (je nach Phase im Seminar) unterschiedliche Teilöffentlichkeiten.

• Studierende fokussieren ein jährlich wechselndes Thema, arbeiten praktisch auf den Höhepunkt „Tagung“ hin und lernen wissenschaftliches Arbeiten „nebenbei“ kennen.

• Seit 2010: Übertragung der Tagung per Livestream(vgl. auch Hofhues, Reinmann & Wagensommer, 2008)

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PROZESSEBENE

LMS (Stud.IP)

Weblog (Drupal-Basis)

Twitter (#websquare)

Livestream

Einzel- oder Gruppenaufgabe: Reflexion

Gruppenaufgabe: Eventmanagement bzw. Film

Gruppenaufgabe: Artikel und Vortrag

Präsenzlehre

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FeedbackTagungAbgabetermin Artikel

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w.e.b.Square – wissenschaftliches Publizieren im Netz

Input

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Implikationen für eine öffentliche Wissenschaft

(9)Sandra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010

Öffentlichkeit macht Lehre Lehre nicht zum „Selbstläufer“ – im Gegenteil.

Zusätzlich ergeben sich neue Forschungs-Forschungs-möglichkeitenmöglichkeiten durch Öffentlichkeit als Lern- und Gestaltungsraum.

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In der Gesamtschau Gesamtschau von Öffentlichkeit dient

• die Orientierungsfunktion besonders dem problemorientierten Lernen, • die Validierungsfunktion unterstützt die Qualitätssicherung von Lehre und

Studium,• die Transparenzfunktion setzt den Grundgedanken von Wissenschaft als

„öffentliches Gut“ konsequent um.➲ Digitale MedienDigitale Medien können jeweils unterstützend wirken, müssen aber nicht zwingend eingesetzt werden, um Lehr-Lernprozesse nach außen zu öffnen.

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Sandra Hofhues, M.A.Wissenschaftliche MitarbeiterinProfessur für MediendidaktikInstitut für Medien und Bildungstechnologie (imb)Universität AugsburgE-Mail: [email protected]: http://www.imb-uni-augsburg.de/sandra-hofhues

Zeichnungen: Hanni Demmeler, M.A.E-Mail: [email protected]

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

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Literatur

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• Baumgartner, P. & Bergner, I. (2003). Ontological stratification of virtual learning activities – Developing a new categorization scheme. http://www.fernuni-hagen.de/imperia/md/content/ksw/ifbm/bt/baumgartner/categorization_scheme.pdf [01.09.2010].• Döring, N. (2003). Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten,

soziale Beziehungen und Gruppen. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Göttingen: Hogrefe.• Duffy, T.M. & Cunningham, D.J. (1996). Constructivism: Implications for the Design and Delivery of Instruction. In D.H.

Jonassen (Hrsg.), Handbook of Research on Educational Communications and Technology (S. 170–198). New York: Simon & Schuster.• Efimova, L. (2009). Weblog as a Personal Thinking Space. HT’09 (Hrsg.): Proceedings of the twentieth ACM conference on

hypertext and hypermedia. New York: ACM.• Faulstich, P. (2006). Öffentliche Wissenschaft. In P. Faulstich (Hrsg.), Öffentliche Wissenschaft. Neue Perspektiven der

Vermittlung der wissenschaftlichen Weiterbildung (S. 11–32). Bielefeld: Transcript.• Finke, I. (2003). Verhaltensänderung und Motivation für Wissensmanagement. In U. Reimer, A. Abecker, S. Staab, G. Stumme

(Hrsg.), WM 2003: Professionelles Wissesmanagement – Erfahrungen und Visionen. Beiträge der 2. Konferenz Professionelles Wissensmanagement (S. 381–384). Bonn: Köllen.• Gerhards, J. (1997). Diskursive versus liberale Öffentlichkeit. Eine empirische Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas. In J.

Friedrichs, K. U. Mayer & W. Schluchter (Hrsg.), Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (S. 1–35). Opladen: Westdeutscher Verlag.• Hofhues, S., Reinmann, G. & Wagensommer, V. (2008). w.e.b.Square – ein Modell zwischen Studium und freier

Bildungsressource. In S. Zauchner, P. Baumgartner, E. Blaschitz & A. Weissenbäck (Hrsg.), Offener Bildungsraum Hochschule – Freiheiten und Notwendigkeiten (S. 28–38). Band 48. Münster: Waxmann. • Katzlinger, E. (2007). Die Beziehung zwischen sozialer Präsenz und Privatsphäre in Lernplattformen. In M. Merkt, K.

Mayrberger, R. Schulmeister, A. Sommer & I. van den Berk (Hrsg.), Studieren neu erfinden – Hochschule neu denken (S. 191–201). Band 44. Münster: Waxmann Verlag.• Kerres, M. (2006). Potenziale von Web 2.0 nutzen. In A. Hohenstein & K. Wilbers (Hrsg.), Handbuch E-Learning. München:

DWD. http://mediendidaktik.uni-duisburg-essen.de/system/files/web20-a.pdf [01.03.2010].• Mruck, K., Gradmann, S. & Mey, G. (2004). Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut. Forum: Qualitative

Sozialforschung. 2004 (2), 14. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402141 [01.03.2010].• Neidhardt, F. (1994). Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. In J. Friedrichs, M. R. Lepsius & F. Neidhardt

(Hrsg.), Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft (S. 7–41). Opladen: Westdeutscher Verlag.

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Literatur

Sandra Hofhues · Institut für Medien und Bildungstechnologie · Zürich, 15. September 2010 (12)

• Neuweg, G. H. (2000). Mehr lernen, als man sagen kann: Konzepte und didaktische Perspektiven impliziten Lernens. Unterrichtswissenschaft, 28, 197-217. • Oelkers, J. (1992). Einleitung: Aufklärung als Lernprozess. Zeitschrift für Pädagogik. 28. Beiheft, 9-23.• Parsons, T. (1980). Zur Theorie der sozialen Interaktionsmedien. Opladen: Westdeutscher Verlag.• Peters, B. (1994). Der Sinn von Öffentlichkeit. In J. Friedrichs, M. R. Lepsius & F. Neidhardt (Hrsg.), Öffentlichkeit, öffentliche

Meinung, soziale Bewegungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft (S. 42–76). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.• Reinmann, G. (2007). Bologna in Zeiten des Web 2.0. Assessment als Gestaltungsfaktor (Arbeitsbericht 16). Augsburg:

Universität Augsburg, Professur für Medienpädagogik.• Reinmann, G. & Bianco, T. (2008). Knowledge Blogs zwischen Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit

(Arbeitsbericht Nr. 17). Augsburg: Universität Augsburg, Professur für Medienpädagogik.• Reinmann, G. & Mandl, H. (2001). Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In A. Krapp & B. Weidenmann (Hrsg.),

Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch (S. 613–658). 5., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim: BeltzPVU.• Roth, G. (2003). Warum sind Lehren und Lernen so schwierig? REPORT. Literatur- und Forschungsreport Weiterbildung. H. 3,

20-28.• Schiefner, M. & Eugster, B. (2010). Sichtbarkeit von Lehre – Gedanken am Beispiel des Lehrpreises. In P. Tremp (Hrsg),

„Ausgezeichnete Lehre!“ Lehrpreise an Universitäten. Erörterungen – Konzepte – Vergabepraxis. Münster: Waxmann Verlag.• Schulmeister, R. (2002). Zur Komplexität Problemorientierten Lernens. In J. Asdonk, H. Kroeger, G. Strobel, K.-J. Tillmann & J.

Wildt (Hrsg.), Bildung im Medium der Wissenschaft. Zugänge aus Wissenschaftspropädeutik, Schulreform und Hochschuldidaktik (S. 185–201). Weinheim: Beltz.

Ein Preprint des Beitrags ist online verfügbar: http://www.imb-uni-augsburg.de/die-rolle-von-oeffentlichkeit-im-lehr-lernprozess