Die Sportvereine im sozialen und Wissenschaftliche Studie ...
Transcript of Die Sportvereine im sozialen und Wissenschaftliche Studie ...
Die Sportvereine im sozialen und
demographischen Wandel
Leistungen, Chancen und Herausforderungen
!Delegiertenversammlung bernsport
25. Februar 2013 Ittigen bei Bern
Adrian Fischer
Lamprecht & Stamm Sozialforschung und Beratung AG
Inhalt
1.! Sozialer und demographischer Wandel: mögliche Folgen für die
Sportvereine
2.! Struktur und Entwicklung der Sportvereine
3.! Angebote und Leistungen
4.! Herausforderungen und Probleme
5.! Gewünschte Unterstützung
"!
Wissenschaftliche Studie im Auftrag von: Bundesamt für Sport (BASPO), Swiss Olympic, Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG)!
Methode -! Onlinebefragung von
6200 Sportvereinen im Jahr 2010
-! Onlinebefragung der
82 Mitgliederverbände von Swiss Olympic
-! Analyse von Bevölke-
rungsbefragungen (Sport Schweiz, Freiwilligen-Monitor)
Die Schweizer Sportvereine
#!
Demographischer Wandel 2008-2040 Mittleres Szenario der Bevölkerungsentwicklung des BFS
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-120000 -100000 -80000 -60000 -40000 -20000 0 20000 40000 60000
Schweizer 2008 Schweizer 2020 Schweizer 2040 Ausländer 2008 Ausländer 2020 Ausländer 2040
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7!
Demographischer Wandel
•! Wachstum der Gesamtbevölkerung
•! Zunehmender Anteil älterer Menschen, aber „Junge sterben nicht aus“
•! Höherer Anteil der Migrationsbevölkerung bei den Jungen
20% 19% 19% 18% 17%
26% 25% 23% 22% 23%
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100%
2010 2020 2030 2040 2050
80 Jahre und älter
60-79 Jahre
40-59 Jahre
20-39 Jahre
0-19 Jahre
=!
Demographischer Wandel
Mögliche Folgen für die Sportvereine
•! Mehr Senioren/-innen als Aktivmitglieder
•! Stärkere Konkurrenz um jüngere Vereinsmitglieder und Nachwuchssportler
•! Erhöhte Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Ehrenamtlichen und Helfern
•! Andere Sportartenpräferenzen der Migrationsbevölkerung
•! Stärkere Konkurrenz um knappe Infrastruktur zwischen verschiedenen
Altersgruppen
856
946
1084
820
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1127
875 904
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1100
1200
10-19 Jahre 20-29 Jahre 30-39 Jahre
2010 2020 2030
1000 Personen
<!
Wertewandel und Individualisierung
Wertewandelthese: In der Folge von wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungen findet eine Verschiebung der Bedeutung von
Pflicht- zu Selbstentfaltungswerten statt.
Disziplin
Pflichterfüllung
Bescheidenheit
Fleiss
Selbstbeherrschung
Anpassungsbereitschaft
Emanzipation von Autoritäten
Gleichbehandlung aller
Genuss
Abenteuer, Kreativität, Spontaneität
Selbstverwirklichung
Ungebundenheit, Eigenständigkeit
Von: Zu:
;!
Wertewandel und Individualisierung
Herausforderungen / Probleme
Selbstentfaltung und Spontaneität bedeuten auch: Ausprobieren von Neuem, Suchen nach besseren Alternativen.
•! Häufige Wechsel von Sportarten/Vereinen vor allem bei Kindern und Jugendlichen
•! Vereinsbindung lässt nach
•! Geringe Planungssicherheit
Chancen
•! Mitgliedschaft und Engagement im Verein sind „frei gewählt“ und haben ein hohes „Selbstverwirklichungspotential“. Sie werden in aller Regel als sehr sinnvoll und befriedigend erlebt.
Wertepluralisierung/-synthese
Pflichtgefühl und Leistungsbereitschaft lösen sich nicht einfach auf. Es treten aber neue Werte hinzu. „Neue“ und „alte“ Wertorientierungen müssen sich nicht aus-
schliessen.
>!
Struktur und Entwicklung der Schweizer Sportvereine Anzahl Vereine
Die Anzahl der Sportvereine geht seit 1995 kontinuierlich zurück.
22'948
26'203 27'090
24'016 22'578
20'728
8!
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1985 1990 1995 2000 2004 2010
:!
Struktur und Entwicklung der Sportvereine Anzahl Mitglieder
Die Zahl der Aktivmitglieder steigt wieder.
1.7 1.9
2.2
2.7
3.0
3.4 3.4
3.1 2.9 2.8 2.7
2.4 2.2
2.1 2.0 2.2
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1968 1973 1978 1983 1988 1993 1995 1998 2000 2004 2010
Total aller Mitgliedschaften Total aller Aktivmitgliedschaften
in Mio.
?8!
Struktur und Entwicklung der Sportvereine Vereinsgrösse
in Prozent aller Vereine
in Prozent aller Aktivmitglieder
Kleinvereine (bis 100 Mitglieder) 64% 22%
Mittlere Vereine (101 bis 300 Mitglieder) 28% 36%
Grossvereine (über 300 Mitglieder)
8% 42%
•! Die Mehrzahl der Sportvereine sind kleine Einspartenvereine.
•! Aber nur eine Minderheit der Aktivmitglieder treibt in Kleinvereinen Sport.
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Angebote und Leistungen der Sportvereine
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0% 20% 40% 60% 80% 100%
... versteht sich vor allem als Freizeit- und Breitensportverein
... engagiert sich stark im Leistungs- und Wettkampfsport
... bietet eine preiswerte Möglichkeit, Sport zu treiben
... ermöglicht Menschen mit Migrationshintergrund Sport
... engagiert sich stark in der Jugendarbeit
... vermittelt Werte wie Fair Play und Toleranz
... legt viel Wert auf Gemeinschaft und Geselligkeit
trifft voll zu trifft eher zu teils-teils trifft weniger zu trifft gar nicht zu
Angebote und Leistungen der Sportvereine
•! Die Sportvereine sorgen für ein buntes und vielfältiges Sportangebot.
•! Die Sportvereine machen Bewegungs- und Gesundheitsförderung.
•! Die Vereine sind die Träger des Leistungs- und Wettkampfsports.
•! Die Vereine leisten viel Jugendarbeit.
•! Die Vereine erfüllen viele Gemeinwohl- und Integrationsaufgaben.
•! Die Vereine bieten Gemeinschaft und Geselligkeit.
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Die Sportvereine ... machen Bewegungs- und Gesundheitsförderung
... sind Träger des Leistungs- und Wettkampfsports
In Prozent aller Vereine
Internatio-nales
Niveau 19%
Nationales Niveau 34%
Regionales Niveau 33%
keine Teilnahme am Wett-kampf-sport 14%
Internatio-nales
Niveau 1%
Nationales Niveau
8%
Regionales Niveau 33%
keine Teilnahme
am Wettkampf
sport 58%
In Prozent aller Mitglieder
?7!
Die Sportvereine leisten viel Jugendarbeit
•! Ein gutes Drittel aller Aktivmitglieder ist jünger als 20 Jahre.
•! 41% aller 6- bis 9-Jährigen, 62% aller 10-14-Jährigen, 47% aller 15-20-Jährigen sind in einem Sportverein aktiv.
•! Die Anzahl Kinder und Jugendlicher hat in den letzten fünf Jahren in drei von zehn Vereinen deutlich zugenommen.
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0% 20% 40% 60% 80% 100%
Kinder bis 10 Jahre
Jugendliche 11-14 Jahre
Jugendliche 15-20 Jahre
Erwachsene 20-40 Jahre
Erwachsene 40-60 Jahre
Erwachsene über 60 Jahre
deutliche Zunahme kaum Veränderung deutliche Abnahme
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•! Ein Sechstel der in der Schweiz lebenden Ausländerinnen und Aus-länder ist in einem Sportverein aktiv.
•! Drei Viertel der Vereine zählen mindestens 10 Prozent Migrantinnen und Migranten.
•! Bei jedem 12. Verein sind Personen mit Migrationshintergrund in der Mehrheit.
•! Den höchsten Anteil Migrantinnen und Migranten finden wir in den Fussball-, Basketball- und Karateclubs.
Die Sportvereine erfüllen Gemeinwohl- und Integrationsaufgaben
!
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Ausländer
Schweizer
75 bis 100
60 bis 74
45 bis 59
30 bis 44
15 bis 29
Frauen
Männer
Gesamtbevölkerung
Aktivmitglied und Engagement in gewähltem Ehrenamt
Aktivmitglied und freiwilliges Engagement, aber kein gewähltes Amt
Aktivmitglied ohne freiwillige Tätigkeit in den letzten 4 Wochen
Die Sportvereine erfüllen Gemeinwohl- und Integrationsaufgaben
?;!
%
Die Sportvereine bieten Gemeinschaft und Geselligkeit
•! In 90 Prozent der Sportvereine finden regelmässig aussersportliche
Geselligkeitsanlässe statt.
•! In 60 Prozent aller Vereine nimmt mehr als die Hälfte der Mitglieder
an diesen Anlässen teil.
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Probleme und Herausforderungen Sorgenbarometer
?:!
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Gewinnung von neuen Mitgliedern
Gewinnung von jugendlichen Leistungssportlern
Gewinnung/Bindung von Trainern
Gewinnung/Bindung von Vorstandsmitgliedern
Gewinnung/Bindung von Schiedsrichtern
Finanzielle Situation des Vereins
Zeitliche Verfügbarkeit der Sportanlagen
Demographische Entwicklung in der Region
sehr grosses Problem grösseres Problem mittleres Problem kleines Problem kein Problem
Unterschiedliche Problemfelder je nach Anteil Kinder/Jugendliche
"8!
Mitglieder-gewinnung, Bindung
Nachwuchs
Mitarbeiter, Ehrenamt
Finanzen, Gesetze Infrastruktur
Konkurrenz
Ethik, Unfälle, Gewalt
1
2
3
4 keine Kinder/Jugendlichen
1% bis 30%
31% bis 60%
61% bis 100%
1 = kein Problem, 4 = grösseres Problem
Unterschiedliche Problemfelder je nach Verbandszugehörigkeit
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Mitglieder-gewinnung, Bindung
Nachwuchs
Mitarbeit, Ehrenamt
Finanzen, Gesetze Infrastruktur
Konkurrenz
Ethik, Unfälle, Gewalt
1
2
3
4 Turnvereine
Schützenvereine
Fussballclubs
Tennisclubs
1 = kein Problem, 4 = grösseres Problem
Probleme und Herausforderungen
•! 38 Prozent der Berner Vereine (CH: 33%) haben ein Problem, das den Verein in seiner Existenz bedroht. (besonders häufig betroffen: Eishockey-, Schützen-, Unihockey-,
Volleyball- und Schwimmvereine)
•! Kleinvereine und städtische Vereine sehen sich häufiger mit existenz-bedrohenden Problemen konfrontiert.
•! Bei Kleinvereinen sind oft Probleme mit der Mitgliedergewinnung existenzbedrohend.
•! Grossvereine und Vereine mit vielen Kindern und Jugendlichen haben die grössten Probleme mit dem Finden von Ehrenamtlichen und der Infrastruktur.
""!
Herausforderung Freiwilligenarbeit
!! Überzeugungsarbeit ist Teil der Rekrutierung.
Trotzdem es ist schwieriger geworden, wegen …
•! des demografischen Wandels
•! der stärkeren Individualisierung / sinkender Vereinsbindung
•! einer erhöhten Konsumhaltung
•! der vielfältigen Vereinslandschaft / hohen Bedarfs
•! steigender Anforderungen
•! knapper Ressourcen von qualifizierten oder vielseitig engagierten
Personen
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Gewünschte Unterstützung Nennungen der Berner Sportvereine
"7!
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Anderes
Prävention gegen sexuelle Gewalt
Suchtprävention
Massnahmen für den Umweltschutz
Gewaltprävention
Unfallverhütung
Handhabung der Mittelverteilung
Entwicklung neuer Sportangebote
Verwaltungshilfen
Ausbildung von Führungspersonal
Talentförderung
Abwicklung von Formalitäten
Ausbildung von Trainern
Finanzielle Unterstützung
%
Fazit
•! In der Schweiz und im Kanton Bern gibt es eine grosse und vielfältige
Vereinslandschaft.
•! Die Vereine erbringen viele Leistungen für die Gesellschaft.
•! Der soziale und demographische Wandel eröffnet den Sportvereinen
Chancen und stellt sie vor verschiedene Herausforderungen.
•! Je nach Vereinsgrösse, Anteil an Kindern und Jugendlichen und
Sportart sind die Herausforderungen unterschiedlich gelagert.
•! Bei der Erbringung ihrer Leistungen und Meisterung der
Herausforderungen sind die Vereine auf Unterstützung angewiesen.
"=!
Vielen Dank für
Ihr Interesse!