DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

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Paul-Gerhard Fenzlein DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTE DER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG im Spiegel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Band I Vom Beginn der Reichsmünzstätte im Hohen Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg

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DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTE DER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG Im Spiegel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation BAND I vom Beginn der Reichsmünzstätte im Hohen Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg von Paul-Gerhard Fenzlein

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Page 1: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Paul-Gerhard Fenzlein

Die staDt-, kultur- unD münzGeschichte Der Freien reichsstaDt nürnberG

im spiegel des heiligen römischen reiches Deutscher nation

band i

Vom beginn der reichsmünzstätte im hohen mittelalter

bis zum Dreißigjährigen krieg

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Paul-Gerhard FenzleinVerleger und Herausgeber

Die staDt-, kultur- unD münzGeschichte Der Freien reichsstaDt nürnberG

im spiegel des heiligen römischen reiches Deutscher nation

band i:

Vom beginn der reichsmünzstätte im hohen mittelalter bis zum Dreißigjährigen krieg

Revers (Rv) Rückseite

Avers (Av) Vorderseite

Maßstab 2:1

sebaldus-Goldgulden o.J (ab 1429)Münzstätte der Reichsstadt Nürnberg

177 Imhoff 58/24 Kellner 1Au (0,875) 3,47 g ø = 2,34 cm

Erhaltung: sehr schönGNM, Münzkabinett, aus Slg. Kress Inv.-Nr. K 1075

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band i:

Vom beginn der reichsmünzstätte im hohen mittelalter bis zum Dreißigjährigen krieg

Paul-Gerhard Fenzlein, Verleger und Herausgeber

© Copyright Nürnberg 2012

Gestaltung und Reproduktion: Paul-Gerhard FenzleinDruck: Himmer AG, Augsburg

Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck auch auszugsweise verboten

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ISBN: 978-3-9814812-0-4

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Die staDt-, kultur- unD münzGeschichte Der Freien reichsstaDt nürnberG

im spiegel des heiligen römischen reiches Deutscher nation

band i

Vom beginn der reichsmünzstätte im hochmittelalter

bis zum Dreißigjährigen krieg

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1 B. Friedel: Die Nürnberger Burg, Geschichte, Baugeschichte und Archäologie, Michael Imhoff Verlag, Petersberg, 20072 C. F. Gebert: Geschichte der Münzstätte der Reichsstadt Nürnberg, Nürnberg, 18903 C. A. Imhoff von und zu Helmstedt: Nürnbergerisches Münzkabinett, Paul Jonathan Felßecker, Nürnberg, 17804 G. A. Will: Nürnbergerische Münzbelustigungen, Altdorf (Nürnberg), 1764, Rev. 18005 D. Widhalm: Die Nürnberger Lammdukatenprägungen 1632 - 1806, in: Festschrift „75 Jahre Württembergischer Verein für Münzkunde“, Stuttgart, 1976

Abb. 2: Deckblatt zu c. a. imhoff:„Sammlung eines Nürnbergerischen Münz - Cabinets“

Abb. 3: Deckblatt zu c. F. Gebert:„Geschichte der Münzstätte der Freien Reichsstadt Nürnberg“

Nach neueren Forschungen [1] existierte wahrschein-lich bereits um die erste Jahrtausendwende auf dem monolithischen Sandsteinfelsen im Pegnitztal eine erste Burganlage, in deren Schutz sich auch eine oder mehrere kleinere Siedlungen befanden. Doch wir erfahren erst aus späterer Zeit Genaueres über diese in der weiteren deut-schen Geschichte bedeutende Stadt.

Kommt heute ein Besucher nach Nürnberg, so fällt ihm zunächst die Burganlage mit der darunterliegenden, liebevoll renovierten Altstadt innerhalb einer fast voll-ständig erhaltenen Stadtmauer ins Auge. Für Nürnberg stehen Dürer und das Dürerhaus ebenso wie Hitler und sein Reichsparteitagsgelände. Reist der Besucher mit der Bahn an, denkt er vielleicht überdies an den legendären „Adler“, die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth.

Doch bietet Nürnberg mit seiner tausendjährigen (Stadt-)Geschichte viel mehr an interessanten Fakten und Geschichten. Dass Nürnberg über Jahrhunderte hinweg die „heimliche Hauptstadt in Deutschland“ und Mitte des 19. Jahrhunderts auch die „heimliche Hauptstadt Bay-erns“ war, wissen die wenigsten.

Nürnberg wurde im Heiligen Römischen Reich Deut-scher Nation zu einer der mächtigsten Handels- und Wirtschaftsmetropolen Europas mit einem bedeutenden Münzwesen. Leider ist dies bei den meisten Historikern und Numismatikern viel zu wenig bekannt. Bereits 1890 erwähnte carl Friedrich Gebert [2] in der „Geschichte der Münzstätte der Reichsstadt Nürnberg“, dass es, bis auf den Katalog des Freiherrn von imhoff [3], keine aus-führliche Beschreibung des vielfältigen Münzwesens der Freien Reichsstadt Nürnberg gab:

„Der Mangel einer Geschichte der Münzstätte der alten deutschen Reichsstadt Nürnberg wurde bisher von allen Freunden der Münzwissenschaft und von den meisten his-torischen Forschern überhaupt recht lebhaft empfunden.“

Dennoch möchte ich auch auf die „Nürnbergerischen Münzbelustigungen“ (1764) von G. a. Will [4] sowie „Die Nürnberger Lammdukatenprägungen 1632-1806“ (1976) von D. Widhalm [5] verweisen. Heute stehen wir vor dem gleichen Dilemma. Denn neben den erwähnten Werken gibt es nur den sogenannten „Kellner“ als Nachschlage-werk für den ambitionierten Sammler Nürnberger Mün-zen.

Vorwort des Verfassers2 -

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Abb. 4: einband zu h.-J. kellner: „Die Münzen der Reichsstadt Nürnberg“

Abb. 4: einband zum „stadtlexikon nürnberg“

6 H.-J. und E. Kellner: Die Münzen der Reichsstadt Nürnberg, Verlag der Münzen- und Medaillenhandlung, Stuttgart, 19917 H. J. Erlanger: Die Reichsmünzstätte – vom 12. Jahrhundert bis 1424, Darstellung und Katalog, in Nürnberg: Nürnberger Forschungen 22, Nürnberg 19798 M. Diefenbacher, R. Endres: Stadtlexikon Nürnberg, W. Tümmels Verlag Nürnberg, 2. Auflage, 20009 M. Schieber: Geschichte Nürnbergs, C. H. Beck Verlag München, 2007

Der kellnersche typenkatalog [6] ist in der neu über-arbeiteten Auflage von 1991 bis heute das eigentliche Standardwerk für die Nürnberger Münzen und basiert auf der sammlung von herbert J. erlanger [7] und dessen umfangreicher Beschreibung. Obwohl die Münzen zum Teil neu fotografiert wurden, sind die S/W-Abbildungen heute nicht mehr auf dem Stand der digitalen Fototech-nik. Auch verzichtet Kellner auf weitergehende historische Ausführungen, wie er im Vorwort schreibt:

„ So entstand die Idee Typenkataloge zu erstellen, in denen münzgeschichtlich unwesentliche

Kleinigkeiten nicht berücksichtigt werden sollten.“ Dies ist jedoch ein erster und wichtiger Kritikpunkt, da mir bei der Beschäftigung mit den Münzen der Freien Reichsstadt Nürnberg schnell klar wurde, dass es durch-aus wichtig ist, die Münzgeschichte mit der Entwicklung der Stadt Nürnberg von der Gründung bis zum Nieder-gang der Freien Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zusammenhängend zu betrach-ten. Dabei versuche ich, parallel zur meist vorherrschen-den Deutung des Mittelalters als „dunkle Zeit“, auch die positiven Seiten zu sehen.

„im schutz der burg“ schufen die Menschen in dieser für Nürnberg so wichtigen und bestimmenden Zeit neben politischen, wirtschaftlichen und monetären Werten auch

kulturelle und technische Werke, die weit über die Stadt-mauern hinaus Bedeutung hatten und zum Teil noch haben. Dies blendet Kellner völlig aus. Ein weiterer, mögli-cherweise schwerwiegenderer Vorwurf ist, dass er weder den Bestand des münzkabinetts im Germanischen na-tionalmuseum (Gnm) noch den im kunsthistorischen museum (khm) in Wien in seinen Typenkatalog mit ein-bezogen hat. Darüber hinaus hätte man Informationen aus wichtigen Nürnberger Privatsammlungen erfragen können. Leider geben aber auch die vielfältigen allgemei-nen Veröffentlichungen zur Geschichte Nürnbergs, u. a. das großartige Stadtlexikon von Diefenbacher und end-res [8], keine Informationen zum bedeutenden Nürnberger Münzwesen. So beschreibt etwa martin schieber [9] in seinem wunderbaren Büchlein „Geschichte Nürnbergs“ zwar detailliert den wirtschaftlichen Aufstieg der Freien Reichsstadt, erwähnt allerdings mit keiner Silbe das Wir-ken der deutschen Könige und Kaiser als Münzherren und später das Ringen des Rats der Stadt um das Entstehen einer eigenständigen reichsstädtischen Münzstätte im Konkurrenzkampf mit Burggraf und Kaiser.

Neben den numismatisch-wissenschaftlichen Ab-handlungen steht dem ambitionierten Sammler eine große Anzahl von meist jährlich aktualisierten Münzkata-logen zur Verfügung. Allerdings wird auch hierbei Nürn-berg etwas „stiefmütterlich“ behandelt.

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Abb. 7: katalog zu herbert J. erlanger:Auktion in Zürich, 1989 Bankhaus Leu

Abb. 6: einband zu herbert J. erlanger: Die Reichsmünzstätte in Nürnberg

10 G. Schön: Deutscher Münzkatalog - 18. Jahrhundert 1700-1806, Battenberg Verlag, 4. Auflage, 200811 C. L. Krause & C. Mishler: Standard Catalog of WORLD COINS (1601-1700)

Auch der „Deutsche Münzkatalog - 18. Jahrhundert“ von Gerhard schön [10] behandelt die Nürnberger Mün-zen leider nur sehr unvollständig ab 1700. Gerade die spannende Zeit der mittelalterlichen Pfennigprägungen in Nürnberg und die Entwicklung des Nürnberger Münz-wesens ab dem 14. Jahrhundert mit den vielen heraus-ragenden Nürnberger Goldgulden, Dukaten sowie den zahlreichen Großsilbermünzen, bleibt hierbei unberück-sichtigt. Im großen Typenkatalog „Standard Catalog of WORLD COINS 1601-1700“ von chester, krause et. al. [11] wird diese Lücke zwar teilweise geschlossen, aber einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten der Nürnberger Münzstätten gibt auch dieser Katalog nicht. Einen besseren Überblick über das Nürnberger Münzwe-sen von den Anfängen im 11. Jahrhundert bis zum Ende der Nürnberger Münzstätte mit dem Anschluss an Bayern 1806/1809 gibt es nicht.

Dies gilt für die gesamten Nürnberger Münzen und Medaillen, obwohl sie interessante Sammlungsobjekte sind, wie dies die vielen nürnbergauktionen mit teil-weise sehr hohen Auktionsergebnissen belegen.

Hier sind die jeweiligen Auktionskataloge mit ihren teilweise ausführlichen Münzbeschreibungen exzellente Informationsquellen für den interessierten Münzsammler und Numismatiker, z. B. die Versteigerungskataloge der sammlung schulmann 1971, der sammlung erlanger 1989, den Katalogen der beiden spezialauktionen zu Nürnberger Münzen von hess-Divo 301 und 302 von 2005. In den auktionen Fritz rudolf künker 134 - 2008 und 144 - 2008 wurden ebenfalls bedeutende Nürnberger Sammlungen angeboten.

Weitere Informationen erhält man in den verschiedenen Münzkabinetten, u. a. hier:

• im münzkabinett der staatlichen museen zu berlin http://www.smb.museum/ikmk/• im münzkabinett des Germanischen nationalmuseums nürnberg Gnm http://www.gnm.de/muenzkabinett.html • in der staatlichen münzsammlung münchen http://www.staatliche-muenzsammlung.de/, bzw. • im münzkabinett im kunsthistorischen museum khm in Wien http://www.khm.at/kunsthistorisches-museum/sammlungen/muenzkabinett/

Vorwort des Verfassers4 -

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Was soll nun ein weiteres nürnberg (münz-)buch?

Während meiner Beschäftigung mit münzen aus der Zeit des heiligen römischen reiches Deutscher na-tion stieß ich immer wieder auf Informationen, die für Sammler wichtig zur Einordnung und Beurteilung von Münzen sind. Dabei sollte jedem Sammler klar sein, dass eine Münzsammlung zunächst nur eine mehr oder weniger systematische Ansammlung von Münzen oder Medaillen darstellt. Darüber hinaus ist jede münzsammlung aber auch ein spiegelbild unserer kulturgeschichte und der Wirtschaftsentwicklung. In meinen beiden Publika-tionen über „Die stadt-, kultur- und münzgeschichte der Freien reichsstadt nürnberg im spiegel des hei-ligen römischen reiches Deutscher nation, vom beginn der reichsmünzstätte im hochmittelalter bis zum Dreißigjährigen krieg“ (Band 1) und „Der aufstieg und niedergang der Freien reichsstadt nürnberg vom Dreißigjährigen krieg bis in die bayerische zeit an-fang des 20. Jahrhunderts“ (Band 2) präsentiere ich zunächst die entsprechenden Gold- und Silbermünzen im geschichtlichen Kontext der Stadtentwicklung vom Mittelalter bis zur Blütezeit Anfang des 17. Jahrhunderts. Interessiert hat mich dabei besonders die Entwicklung der Stadt und der Burg als militärischer Stützpunkt der deutschen Könige und Kaiser. „im schutz der burg“ ent-wickelten sich in den ersten 100 Jahren zwei Münzstät-ten mit königlichen Beamten und Handwerkern in deren direktem Umfeld. Die Bedeutung dieser Burganlage zeigt sich auch in der parallelen einrichtung des burggrafen-amts mit eigenständiger burg samt münzrecht und münzstätte. Die Burggrafen wurden im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Reichsadel, aus deren Geschlecht dann im 19. Jahrhundert indirekt das zweite deutsche Kaiser-reich entstand. Ausgangspunkt für die Entwicklung des königlichen Stützpunkts zur (Reichs-)Stadt „im Schutze der Burg“ waren die Münzstätten und die zugehörigen Rechte für Märkte, Messen und für den (Fern-)Handel. Dies schuf die Voraussetzungen für das entstehen der nürnberger Patrizierfamilien, die den Rat der Stadt bil-deten und sich enormen Wohlstand erarbeiteten.

Die Entwicklung der Stadt Nürnberg hing dabei direkt mit der Entwicklung des Römischen Reiches Deutscher Nation und seines Münzwesens zusammen. Um dies zu verdeutlichen, zeige ich am Anfang meines Buchs im Ka-pitel „Das Germanisch-Deutsche münzwesen im mit-telalter“ die monetären Einflüsse auf den ostfränkischen Raum. Auch wenn sich Nürnberg ab dem 12. Jahrhun-dert zu einer florierenden europäischen Metropole ent-wickelte, spielte sich im Hochmittelalter das allgemeine Wirtschafts- und Münzwesen zunächst eher im Umfeld der Bistümer Würzburg, Bamberg und Regensburg ab. Auch diese Einflüsse auf die Entwicklung Nürnbergs, speziell im Münzwesen, sollen hier betrachtet werden. In-teressant dabei ist auch der Vergleich mit der Habsburger Zeit und ihrer hoch entwickelten Münz- und Medaillen-kunst.

Dieses Buch zur Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg im Spiegel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ist ein umfang-reicher Typenkatalog mit über 350 farbigen und hoch-aufgelösten münzaufnahmen. Es enthält zusätzliche Hintergrundinformationen zur Entstehung dieser Münzen

und Medaillen. Hinzu kommen durch die 250 größten-teils farbigen abbildungen und tafeln weitere kunst- und kulturgeschichtliche sowie politische Informationen zur damaligen Zeit. Neben den Umlaufmünzen zeige ich die reiche Vielfalt an Nürnberger Medaillen oder medail-lenartigen Münzen und Rechenpfennigen auf. Da ihre Zahl so groß ist und es bereits sehr gute Veröffentlichungen dazu gibt, beschränke ich mich, wie bei den Kleinmün-zen, für die die Nürnberger Münzstätte berühmt war, auf eine repräsentative Auswahl und verweise im Text bzw. in speziellen Tabellen auf weitere Informationen.

Trotz meines Versuchs, das Nürnberger Münzwe-sen so umfassend wie möglich mit der Entwicklung der Reichsstadt im direkten Bezug zu den deutschen Köni-gen und Kaisern im zeitlichen und geschichtlichen Kon-text darzustellen, ist dieses Buch kein „Universalwerk“. Es ist jedoch, wie ich glaube, eine wichtige Ergänzung der Publikationen über Nürnberg. Da ich kein „studierter“ Historiker oder Numismatiker bin, versuche ich dennoch als ambitionierter Sammler und „Sohn der Stadt Nürn-berg“ die (Münz-)Geschichte der Freien Reichsstadt so detailliert wie möglich aufzuzeigen. Durch die massiven Zerstörungen Nürnbergs am Ende des Zweiten Welt-kriegs waren manche Quellen und Daten oft nur schwer zu recherchieren. Dennoch versuchte (Quell-)Texte und die Münzabbildungen so sorgfältig wie möglich zu prüfen. Wenn mir trotzdem Fehler und Irrtümer unterlaufen sein sollten, bitte ich hiermit, dies zu entschuldigen.

Für die Unterstützung bei meinem Projekt möchte ich mich nochmals herzlich bedanken, zuallererst bei meiner Frau, die mit viel Geduld, zum Teil auch als Korrektorin, meine Gedanken stets „zielführend“ lenkte. Das Gleiche gilt auch für die Familie Schuhmann, wobei Frau und Herr Schuhmann nicht nur als Korrektoren und Lektoren dem Buch den letzten Feinschliff gaben, sondern mir auch mit vielen hilfreichen Anmerkungen wichtige Zusatzinforma-tionen gaben. Danke auch an die Herren Dieter Fischer und Thomas Frank, ohne deren Mithilfe und ohne deren teils einzigartige Sammlungen dieses Projekt nicht so um-fassend realisierbar gewesen wäre. Daneben bedanke ich mich besonders bei den Mitarbeitern der Münzkabinette in Berlin, München, Nürnberg und Wien. Mein Dank gilt allen Auktionshäusern, die mir Münzfotografien beigaben, sowie ausdrücklich Herrn Fritz Rudolf Künker und seiner Firma für die freundliche Unterstützung.

Das nachfolgende und ausführlich gegliederte In-haltsverzeichnis erlaubt Ihnen, sich die Sie besonders interessierenden Kapitel herauszugreifen. Oder lesen Sie doch das Buch einfach chronologisch vom Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, dass dieses Buch sowohl dem inte-ressierten Sammler neue Informationen zum Nürnberger Münzwesen als auch dem eher allgemein interessierten Leser erste und interessante Einblicke in das reiche Wirt-schaftsleben der Stadt Nürnberg geben kann. Bei der Lektüre wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern viel Vergnügen.

Nürnberg 2012

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Die staDt-, kultur- unD münzGeschichte Der Freien reichsstaDt nürnberG

im spiegel des heiligen römischen reiches Deutscher nationband i

Vom beginn der reichsmünzstätte im hochmittelalter bis zum Dreißigjährigen krieg

Vorwort des Verfassers .......................................................................................................................................inhaltsverzeichnis ...............................................................................................................................................

Das deutsche münzwesen im Früh- und hochmittelalter .............................................................................. Das germanische Münzwesen im Früh- und im Hochmittelalter ..................................................................... Karl der Große (* um 742; † 814) ...................................................................................................................... Das Münzwesen der Ottonen - das Zeitalter der Fernhandelsdenare .............................................................

Die anfänge des nürnberger münzwesens im hochmittelalter ...................................................................... Die Anfänge des Münzwesens im Ostfränkischen Reich ................................................................................. Heinrich III. (* 1017; † 1056) ............................................................................................................................. Nürnbergs Vorgeschichte im Spannungsfeld der Bamberger Bischöfe und bayerischen Herzöge mit dem deutschen Kaiser ............................................................................................................................................. Heinrich IV. (* 1050; † 1106) .............................................................................................................................. Heinrich V. (* 1081 oder 1086; † 1125) ............................................................................................................ Nürnbergs Anfang als königliche Münzstätte .................................................................................................. Der heilige Sebaldus ........................................................................................................................................ Konrad III. (* 1093; † 1152) .............................................................................................................................. Nürnbergs politischer und wirtschaftlicher Aufstieg ........................................................................................ Die Nürnberger (Kaiser-) Burg ......................................................................................................................... Die Burggrafen und die kaiserliche Stadt ......................................................................................................... Burggrafen aus der Familie Raabs ...................................................................................................................

Das nürnberger Geldwesen im spätmittelalter ................................................................................................. Friedrich I., Kaiser Barbarossa (* 1122; † 1190) ............................................................................................... Das Münzwesen der Staufer in der Zeit der Regionalpfennige - Die königliche Münzstätte Nürnbergs zur Zeit Friedrichs I. „Barbarossa“............................................................ Der „Barbarossafund“ - unbekannte Nürnberger Münzen- ein neuer Münztyp: „Corona imperii“ ....................... Heinrich VI. (* 1165; † 1197) ............................................................................................................................. Die Münzstätten Nürnberg und Eger am Ende des 12. und im 13. Jahrhundert ............................................. Friedrich II. (* 1194; † 1250) .............................................................................................................................. Die Burggrafenburg in Nürnberg ...................................................................................................................... Burggrafen aus der Familie der Hohenzollern .................................................................................................. Territoriale Entwicklung der Nürnberger Burggrafschaft .................................................................................. Nürnbergs Entwicklung im Zeitalter der Staufer ............................................................................................... Die Reichsmünzstätte Nürnberg im Interregnum des 13. Jahrhunderts .......................................................... Der Münzfuß der Nürnberger Pfennige im 13. Jahrhundert ............................................................................. Umlaufgebiet des Nürnberger Pfennigs / Die Nürnberger Pfennigtypen im Einzelnen ................................... Friedrich III. Burggraf von Nürnberg (* um 1220; † 1297) ................................................................................ Rudolf von Habsburg (* 1218; † 1291) ............................................................................................................. Nürnberg und seine Reichsmünzstätte in der Zeit Rudolfs .............................................................................. Adolf von Nassau (* vor 1250; † 2. Juli 1298) ................................................................................................... Ludwig IV. der Bayer (* 1281/1282; † 1347) .....................................................................................................

nürnberg - die reichsstadt und die reichsmünzstätte im spätmittelalter .................................................... Karl IV. (* 1316; † 1378 ) .................................................................................................................................... Nürnberger Patrizier und Kaufleute - und die deutschen Kaiser ..................................................................... Der Rat der Stadt Nürnberg ............................................................................................................................. Das Heilig-Geist-Spital .................................................................................................................................... Das Judenpogrom und die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. ............................................................................. Die Frauenkirche in Nürnberg ........................................................................................................................... Der Schuldturm in Nürnberg ............................................................................................................................

Die neuordnung der nürnberger reichsmünzstätte im 14. Jahrhundert ........................................................ Die Geschichte des Hellers in Nürnberg .......................................................................................................... Die Entwicklung der Nürnberger Münzstätte im 14. Jahrhundert .................................................................... Die neuen Heller nach der Sulzbacher Hellermünzordnung von 1356 ............................................................. Wenzel von Luxemburg (* 1361; † 1419) .......................................................................................................... Ruprecht I. (* 1361; † 1419) ..............................................................................................................................

s. 2s. 6

s. 8S. 8S. 10S. 16

s. 18S. 18S. 20

S. 22S. 24S. 28S. 30S. 32S. 36S. 38S. 44S. 48S. 50

s. 52S. 52

S. 56S. 64S. 68S. 70S. 88S. 102S. 104S. 108S. 110S. 112S. 116S. 118S. 120S. 122S. 128S. 130S. 132

s. 134S. 134S. 136S. 138S. 140S. 140S. 142S. 150

s. 152S. 152S. 154S. 158S. 166S. 168

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

„Vom Beginn der reichsstädtischen (Silber-)Prägung 1429 bis 1554“ ............................................................ Das Ende des Hellers - Beginn der neuen Nürnberger Pfennige ..................................................................... Friedrich VI. Burggraf von Nürnberg (* 1361; † 1419) ...................................................................................... Der Einfluss der Burggrafen auf die Nürnberger Münzstätte im 14. / 15. Jahrhundert .................................... Nürnberger Schillinge und Pfennige ................................................................................................................

nürnberg - des Deutschen reiches schatzkästlein ......................................................................................... Sigismund von Luxemburg (* 1368; † 1437) .................................................................................................... Die Reichskleinodien in Nürnberg .................................................................................................................... Die Sebalduskirche .......................................................................................................................................... Die Lorenzkirche .............................................................................................................................................. Der „Schöne Brunnen“ auf dem Nürnberger Hauptmarkt ............................................................................... „Nürnberger Hand geht in alle Land“ ............................................................................................................... Berühmte Nürnberger: .................................................................................................................................... - Veit Stoß (um 1447 - 1539) ..................................................................................... - Martin Behaim (1459 - 1507) ................................................................................... - Adam Kraft (zwischen 1455 und 1460 - 1509) ......................................................... - Peter Vischer der Ältere (um 1460 - 1529) ............................................................... - Albrecht Dürer (1471 - 1528) ....................................................................................

Die Geschichte der nürnberger Goldgulden .................................................................................................... Die ersten Goldgulden der Stadt Nürnberg (Stadtwährungs- / Landwährungsgulden) .................................. Friedrich III. (* 1415; † 1494) ........................................................................................................................... Die „Alte Landschaft“ der Freien Reichsstadt Nürnberg und der Erste Markgrafenkrieg ............................... Nürnberger Goldgulden und Schillinge in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ....................................... Maximilian I. von Habsburg (* 1459; † 1519) ................................................................................................... Die neuen „Laurentius“ Goldgulden mit Jahreszahl in der Zeit Maximilians I. von Habsburg ...........................

nürnberg als bedeutende regionalmacht im 16. Jahrhundert ....................................................................... Nürnbergs Bauwesen um 1500 - (Stadt-)Häuser und Friedhöfe ..................................................................... Nürnberg - im Schutz von starken Mauern ..................................................................................................... Die Freie Reichsstadt Nürnberg, eine bedeutende Regionalmacht ................................................................. Der Landshuter Erbfolgekrieg ......................................................................................................................... Die Pflegämter der Freien Reichsstadt Nürnberg ..........................................................................................

Die Freie reichsstadt nürnberg im Verlauf der reformation ........................................................................... Die Geschichte der Reformation in Nürnberg .................................................................................................. Karl V. (* 1500; † 1558) ..................................................................................................................................... Der zweite Markgrafen-Krieg ........................................................................................................................... Die Nürnberger Großsilbermünzen Guldengroschen und Knacken ................................................................. Adam Ries(e), „der Vater des modernen Rechnens“ ....................................................................................... Ferdinand I. (* 1503; † 1564) ............................................................................................................................ Die reichsstädtische Münzstätte Nürnbergs von der 3. Reichsmünzordnung 1559 bis zur Kipperzeit .......... Maximilian II. (* 1527; † 1576) ......................................................................................................................... Rudolf II. (* 1552; † 1612) ................................................................................................................................ Geschichten und Daten der reichsstädtischen Münzstätte Nürnbergs am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts ...................................................................................................................................... Die Fleischbrücke in Nürnberg ........................................................................................................................ Matthias (* 1557; † 1619) ................................................................................................................................. Der Bau des Nürnberger Rathauses ................................................................................................................ Nürnbergs Steuermarken ................................................................................................................................

anhang ................................................................................................................................................................. Abkürzungen, Anmerkungen und Erklärungen ................................................................................................ Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................................... Literaturverzeichnis ......................................................................................................................................... Münzverzeichnis ............................................................................................................................................. Register und Stichwortverzeichnis .................................................................................................................. Vorschau auf Band II ........................................................................................................................................

s. 170S. 170S. 172S. 174S. 176

s. 178S. 178S. 184S. 192S. 202S. 220S. 224S. 226S. 228S. 232S. 234S. 236S. 238

s. 246S. 246S. 266S. 270S. 272S. 278S. 284

s. 292S. 294S. 308S. 312S. 314S. 318

s. 320S. 320S. 322S. 330S. 332S. 342S. 346S. 350S. 354S. 362

S. 364S. 378S. 380S. 390S. 398

s. 400S. 402S. 406S. 414S. 426S. 446S. 454

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1 B. Kluge: NUMISMATISCHES MITTELALTER, Band I, Handbuch und Thesaurus Nummorum, Medii Adevi, Berlin / Wien 2007, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaft, S. 572 B. Kluge: S. 75 ff.3 B. Kluge: S. 83

• karolinger (751 - 911), nach dem Sieg Pippins des Jüngeren über seinen Bruder Karlmann im Herrschaftsbereich Austrien, Alemannien, Thüringen sowie Neustrien, Burgund und der Provence, entspricht dieses gesamte neue Territorium dem Frankenreich zu Beginn der Herrschaft Karls des Großen.

Das Goldsystem (Goldsolidus) wird nun durch das Silbersystem mit einem vergleichbaren silbersolidus ersetzt.

Das germanische münzwesen im Früh- und im hochmittelalter

Die ersten „fränkischen“ münzstätten stammen von Theudebert, dem Enkel des reichsgründers chlodwig. Bereits um ca. 540 n. Chr. lassen sich bei den Merowin-gern in den ehemals bedeutenden römischen Garni-sonsstädten Köln, Lyon, Reims und Trier [3] Münzstätten nachweisen. Bei den dort geprägten trienten lässt sich ein System nur schwer erkennen. Es ist auch fraglich, ob die in den Münzen genannten Ortsnamen die der Münz-stätten waren. Dennoch ist anzunehmen, dass die Mero-winger bereits ein dichtes Netz von Münzstätten hatten. Am Ende der Merowingerzeit, ab etwa 650, verfielen Qua-lität und Goldgehalt der trienten jedoch zunehmend. Es begann die Prägung neuer silberner Denare, die die bis-herige Goldwährung ablösten. Dieser Umbruch fällt in die Zeit, in der die Macht der Merowinger im Frankenreich auf die „hausmeier“ (Majordomus) übergegangen war.

Im Mittelalter war das Münzwesen stark vom ehemaligen römischen Münzwesen, besonders aus der Zeit des Kaisers Augustus, geprägt [1]. Die Namen und die Systematik der mittelalterlichen Nominale zeigen dies deutlich. Mit der Völkerwanderung entstand dann aber, auch durch die unterschiedlichen regionalen Verhältnisse im damaligen Europa bedingt, eine gewisse regionale Eigenständigkeit im Wirtschafts- und Geldsystem. Zwischen 500 bis ca. 700 nach Christus gab es anfangs, im Gebiet des ehemaligen Römischen Reiches, unter den verschiedenen germanischen Stämmen nur ein stark reduziertes bzw. vereinfachtes und dem Vorbild des alten antiken Münzgeldes angelehntes Münzsystem [2]. Dieses zeigt die folgende Aufstellung der Stämme, deren Siedlungsgebiete und deren Geldwesen:

• Vandalen (Geiserich 428-477), in Nordafrika und Teilen des westlichen Mittelmeers: vorwiegend pseudo-imperiale Silbermünzen und Halbsiliquen, Münzen aus Karthago • Ostgoten (Theoderich um 454-526), in Italien bis 552 und bis zur Zerschlagung des Westgotenreichs durch Byzanz: Gold- (Solidi und Trienten) und Silbermünzen (Halb- und Viertelsiliquien) mit Monogramm, Münzen u.a. aus Mailand, Ravenna, Rom, Pavia

• lombarden (569-774), als Nachfolger der Westgoten bzw. Byzantiner in Italien: pseudo-imperiale Goldmünzen (Nachprägungen) mit Monogramm, Münzen u.a. aus Mailand und Pavia

• sueben (411-585), in Teilen der iberischen Halbinsel: Gold- und Silbermünzen (Siquilia?), Münzen u.a. aus Braga und Lugo

• Westgoten (Alarich 395-410), mit dem Herrschaftsbereich auf der iberischen Halbinsel, bis 711, Zeitpunkt der Niederlage gegen die muslimischen Berber unter Täriq ibn Ziyäd: vorwiegend pseudo-imperiale Gold- (Solidi und Trienten) und kleine Kupfermünzen, Münzen u.a. aus Córdoba, Narbonne, Saragossa, Sevilla, Toledo

• burgunder (Wormser Reich 413-436 und zweites Reich 443 - 534), im heutigen Burgund: Gold- und Silbermünzen (Solidus und Triens) sowie ein Kupfernominal, Münzen u.a. aus Lyon (und Genf?)

• merowinger (Chlodwig I. 482-511), bis 751 in fränkischem Territorium von Thüringen bis ins gallische Westgotenreich: pseudo-imperiale (Gold-) Münzen nach byzantinischem Vorbild, später neues Münzsystem als „Monetarmünzen“, Münzen u.a. aus Köln, Lyon, Reims, Trier

In der Auseinandersetzung des neustrischen major-domats, das dem Gebiet des heutigen Nord-West-Frank-reichs entspricht, und dem austrischen majordomat im Gebiet des heutigen Belgiens, Nordrhein-Westfalens, Hessens und dem Elsass besiegte 688 Pippin der Jün-gere seinen Bruder karlmann und wurde somit der Grün-dervater der Dynastie der karolinger.

Das deustche Münzwesen im Früh- und Hochmittelalter8 -

Page 13: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Abb. 8: karte des münzwesens zur zeit der Völkerwanderung

aureus von kaiser augustusRom 12/11 v. Chr.

Au 7,94 g ø = 1,90 cmAv: Kopf des jungen Kaisers im Profil nach rechts, lateinische Umschrift:

AVGVSTVS DIVI • FRv: Auf einem Podest ein Stier, der nach rechts ausstößt, darunter:

imP(erator) • (Jahreszahl) XiiAuktion F. R. Künker Nr. 158, Los 468

Denar von kaiser augustusSamos 21/20 v. Chr.

Ag 3,81 g ø = 1,80 cmAv: Kopf des jungen Kaisers im Profil nach rechts, lateinische Umschrift:

caesarRv: Auf einem Podest ein Stier mit erhobenem Kopf, darüber die Umschrift:

aVGVstVsAuktion F.R. Künker Nr. 158, Los 458

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Page 14: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

nürnbergs Vorgeschichte im spannungsfeld der bamberger bischöfe und bayerischen herzöge mit dem deutschen kaiser [1/2]

Das Siedlungsgebiet im Umland des „norenberc“ wurde im Hochmittelalter als nordgau des herzogtums bayern [4] bezeichnet. Dieses Gebiet wurde ab 900 von den Bischöfen in Bamberg, die viele Gebiete von Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde geschenkt beka-men, dominiert. Bereits 1007 erhielt bischof eberhard von bamberg [5] von Heinrich II. den gesamten Besitz im Volkfeldgau, eine mittelalterliche Gaugrafschaft zwischen Bamberg und dem Maindreieck, und den karolingischen Königshof Hallstadt übertragen. An die dreißig weitere Schenkungen wurden mit der Bistumsgründung ab 1007 verbrieft. Dazu gehörten die weit ausgedehnten Besitzun-gen des königshofes in Forchheim [6] und die Güter der reichshöfe Fürth [7] und hersbruck [8] sowie viele Orte in Bayern, im Rheingau, in Schwaben und in Österreich. Heinrich überließ dem Bistum Bamberg weiterhin viele Ab-teien, u.a. Neuburg an der Donau, Kitzingen und Stein am Rhein. Nach dem Tod des eichstätter bischofs megin-goz 1016 kam auch das Gebiet zwischen der Schwabach bei Erlangen, der Regnitz, dem Ost-West-Verlauf der Peg-nitz und der Wasserscheide in der Gegend von Königstein/Hopfenohe an das Bistum Bamberg. Es bildete damals eine machtvolle Nord-Süd-Achse.

Die Ursprünge Nürnbergs liegen aber immer noch im Dunkeln. Sicher ist jedoch, dass bereits vor 1040 auf dem markanten Sandsteinberg (altdeutsch: norenc = felsig) eine einfache Burganlage und eine oder mehrere Ansiedlungen bestanden hatten. So war am 6. Mai 1025 der deutsche Kö-nig Konrad II. im königshof megelendorf (= Mögeldorf). Bei Grabungen am Burgberg konnte eine Brandschicht ge-sichert werden, die wahrscheinlich auf die Zerstörung der ersten Burganlage der Grafen von schweinfurt [9/10] durch König Heinrich II. um das Jahr 1003 hinweist. Später, zur Zeit Heinrichs III., befand sich unterhalb der Nürnberger Burg bereits eine größere Ansiedlung für Hofbedienstete, Handwerker und Händler. Dies war ein Zeichen für mehr oder weniger häufige Aufenthalte des Königs auf seiner Burg [10].

Sicher ist belegt, dass Heinrich III. 1050 auf der nürn-berger burg mit den bayerischen Fürsten einen hoftag abhielt. Hierbei wurde die Sicherung der Ostgrenzen gegen die Ungarn besprochen. Der neue königliche Stützpunkt musste daher für einen solchen Hoftag bereits mit einer repräsentativen Versammlungshalle sowie zugehörigen Verwaltungs- und Versorgungsbereichen ausreichend gut ausgestattet gewesen sein.

1 M. Sieber: Geschichte Nürnbergs, Verlag C. H. Beck, 2007, S. 17 f.2 http://www.stadtarchiv.nuernberg.de/stadtgeschichte/ daten.html3 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_ Stadt_Nürnberg4 http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_I._(Bamberg)5 http://de.wikipedia.org/wiki/Nordgau_(Bayern)6 http://de.wikipedia.org/wiki/Forchheim# Geschichte7 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Stadt_Fürth8 http://de.wikipedia.org/wiki/HersbruckGeschichte9 B. Friedel, Die Nürnberger Burg, Michael Imhof Verlag Petersburg, 2007, S. 15 f.10 http://de.wikipedia.org/wiki/Schweinfurt_(Adelsgeschlecht)

Die Anfänge des Nürnberger Münzwesens im Hochmittelalter22 -

Page 15: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Karte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationim 11. / 12. Jahrhundert

Abb. 15: karte der besiedlung im nordgau des Ostfränkischen reichs, 10. und 11. Jahrhundert

• begenz (ab 1119) Stadt Pegnitz• castrum babenberc (ab 902) Bamberg• Foracheim (ab 805) Forchheim• halatestat (ab 741-747) Hallstadt• haßfurt (ab 1230)• hersbrigg (ab 976) Hersbruck• lauff (ab dem 11. Jahrhundert) Lauf a.d. Pegnitz • locus Furti (ab 1007) Stadt Fürth/Bay.• megelendorf (ab 1007) Mögeldorf (ab 1025)• nievenstadt (ab 741) Neustadt/Aisch• norenberc (burg u. siedlung) (ca. 950?-1050) später Reichsstadt Nürnberg)• rossestal (ab 954) Roßtal• uraha (ab 1002) Herzogenaurach• Veltuna (ab 889) Velden• castello Virteburch (ab 704) Würzburg

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Page 16: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

nürnbergs anfang als königliche münzstätte

Auch Kellner berichtet in der münzgeschichtlichen Einführung [1] von münzen der reichsstadt nürnberg in der zeit ab 1040, die aus einem königlichen und militä-rischen stützpunkt von heinrich iii. mit königshof und burg stammen. Möglicherweise erhielt norencberc aber schon vor 1040 das Marktrecht [2/3/4] mit einer königlichen Münzstätte [5/6/7]. Um den neuen Königshof zu stärken, hatte Kaiser Heinrich III. um 1039 bischof eberhard i. von bam-berg das Markt- und Münzrecht in Fürth genommen und diese Rechte auf Nürnberg übertragen [8]. Am 19. Juli 1062 gab nun der noch unmündige junge König Heinrich IV. diese Rechte dem Bischof Günther von Bamberg wieder zurück [9].

„ad quendam locum illorum iuris Vvrte dictum in pago Nortgouue situm in comitatu Heinrici comitis mercatum a

... patre nostro aliquando Nuorenberc translatum cum theloneo et percussura proprii nomismatis redidimus et reconfirmavimus, ita ut mercatores ibidem negotiantes

finitimorum mercatorum scilicet Radisbonensium, Wirziburgensium, Babenbergensium iustitiis utantur,

und verleiht hierfür die Immunität

precipimus, ut locus ille emunis sit nullusque ibi iudex, nullus comes aut vicarius eius iudicium ibi faciat absque advocato,

qui prenominatis fratribus et episcopo loci eius placuerit“

Diese Vorgänge müssen auch geschichts- und machtpolitisch gesehen werden. Ein Entzug bestehen-der Markt- und Münzrechte und deren Verlagerung nach Nürnberg durch Heinrich III. war damals einzigartig und ein Affront gegen das privilegierte Bistum Bamberg. Mit der Übernahme der Vormundschaft des jungen Heinrichs IV. durch die erzbischöfe anno von köln und adalbert von bremen in Kaiserswerth wurde dies wieder revidiert, da bischof Günther von bamberg mit Erzbischof Anno

befreundet gewesen war. Urkundliche Erwähnungen über eine spätere Wiedererrichtung eines Marktes und einer Münze in Nürnberg sind leider nicht bekannt. Trotz dieser Rückübertragung der Marktrechte samt dem Zoll und dem Münzrecht nach Fürth kann man annehmen, dass in Nürn-berg auch weiterhin eine Münzstätte bestand, auch wenn aus dieser Zeit keine Funde bekannt sind. Möglicherweise müssen dabei auch einige unbestimmte Pfennige Hein-richs IV. nach Nürnberg zugeordnet werden. Dazu gehören Münzen, die Buchenau [10] und Dannenberg [11] anführen und die auch bei Erlanger [12] im Katalog mit den Nummern (1, 2) 3 und 4 beschrieben sind. Bei einer korrekten Einord-nung dieser Münzen sollte immer beachtet werden, dass die einzelnen Münzen in Ausführung sowie in den Münzbil-dern mit der Kirche den Kölner Pfennigen unter erzbischof hermann iii. sehr ähneln. Allerdings hatten diese Denare Heinrichs Münzgewichte von unter 1,00 g und waren leich-ter als entsprechende Kölner Pfennige.

Für die Beurteilung der frühen Nürnberger Münzen ist der Fund Pöpling [13] von besonderer Bedeutung. Bei 28 Münzen können zwei Münztypen mit gleichen Rückseiten, die jeweils eine dreitürmige Kirche zeigen, bestimmt wer-den. Die Vorderseiten zeigen unterschiedliche Ausführun-gen. In den schwer leserlichen Umschriften erkennt man die Buchstaben na, die aber auch auf Regensburger Pfennige mit der Umschrift RATISPOna hinweisen könnten. Die Zu-ordnung nach Nürnberg ist daher eher unwahrscheinlich.

Auch wenn im 11. Jahrhundert die Entwicklung Nürn-bergs mit direkten Funden oder mit entsprechenden Ur-kunden kaum nachweisbar ist, so spielt doch der heilige sebaldus, ein sagenhafter Einsiedler Mitte des 11. Jahrhun-derts, eine wichtige Rolle in der weiteren Stadtentwicklung.

Die Anfänge des Nürnberger Münzwesens im Hochmittelalter30 -

1 H. J. und E. Kellner: Die Münzen der Reichsstadt Nürnberg, 1991, Verlag d. Münzen- u. Medaillenhandlung, Stuttgart, S. 13 f.2 Nürnberger Urkundenbuch (1951) 5, Nr. 9 f.3 G. Pfeiffer: Nürnberg, Geschichte einer europäischen Stadt, München 1971, S. 114 K. Hegel: Die Chroniken deutscher Städte Bd.I, S. XII 1 f.5 Nürnberger Urkundenbuch (1951) 8 f., Nr. 14; Mon. Boica XXIX 160 Nr. 4066 H. J. Erlanger: S. 3-4 7 W. Hahn: Zur mutmaßlichen Nürnberger Münzprägung im 11. Jahrhundert. Lagom, Festschr. P. Berghaus (1981), S. 179-1838 N. Kamp: HBN V (Heft 17, 1963), S. 527 Anm. 479 NUB S. 9 Nr. 1410 H. Buchenau BFM XLV (1910) Sp. 4458; MBNG XXVIII (1910) S. 13811 H. Dannenberg: Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit. Kat. Nr. 112 H. J. Erlanger: Kat. Nr. 3 - 413 L. Bürkel: BM XXIII (1902) S. 169 ff.

(001) Erlanger 1; Dannenberg III, Nr. 1940 (002 ) Erlanger 2; Dannenberg IV, Nr. 2142

Page 17: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Pfennig - heinrich iV. (König 1053, bzw. 1056-1106, Kaiser ab 1084)

Königliche Münzstätte Nürnberg (lt. Erlanger um 1090, eher fraglich, wahrscheinlich aus Süddeutschland)Ag 0,877 g ø = 1,95 cm

003 Erlanger 3Erhaltung: sehr schön

Av: Im zentralen Doppelkreis Brustbild des Kaisers mit Krone darum unleserliche UmschriftRv: Im zentralen Doppelkreis eine dreitürmige Kirche (?) bzw. ein Gebäude mit Mauer, darum unleserliche Umschrift

Dr. Busso Peus Nachfolger, Auction 377 - 2003, Nr. 2974

Pfennig - heinrich iV. (König 1053, bzw. 1056-1106, Kaiser ab 1084)

Königliche Münzstätte Nürnberg (lt. Erlanger um 1090, eher fraglich, wahrscheinlich aus Süddeutschland)Ag 0,92 g ø = ca 1,95 cm

004 Erlanger 3Erhaltung: fast sehr schön

Av: Im zentralen Doppelkreis Brustbild des Kaisers mit Krone, darum unleserliche UmschriftRv: Im gekörnten Kreis eine dreitürmige Kirche (?) bzw. ein Gebäude mit Mauer, darum unleserliche Umschrift

Pfennig - heinrich iV. (König 1053, bzw. 1056-1106, Kaiser ab 1084)

Königliche Münzstätte Nürnberg (lt. Erlanger um 1090, eher fraglich, wahrscheinlich aus Süddeutschland)Ag 0,877 g ø = ca 1,95 cm

005 Erlanger 4Av: Im zentralen Doppelkreis Brustbild des Kaisers mit Krone, darum eine unleserliche UmschriftRv: Im zentralen Kreis eine dreitürmige Kirche (?) bzw. ein Gebäude mit Mauer, darum eine unleserliche Umschrift

digitale Kopie, laut Erlanger in der Staatliche Münzsammlung, München, aus Sammlung Joseph, dort leider nicht auffindbar

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Page 18: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Der heilige sebaldus [1/2]

Wahrscheinlich wirkte um 1000 in der Gegend zwi-schen der neuen Ansiedlung unterhalb der Burg und der Kirche bei Poppenreuth ein „Einsiedler“ oder Mönch. His-torische Quellen erwähnen ihn 1070 erstmals als „sebal-dus“. Nach seinem Tod, ebenfalls um 1070, wurde dieser Mönch dann in der „Peterskapelle“, deren Mutterkirche „St. Peter und Paul“ in Poppenreuth war, unterhalb der Burg begraben. Erst 100 Jahre später wurde die „Peters-kapelle“ in „sebalduskirche“ umbenannt.

Über diesen Mönch Sebaldus gab es schon damals viele Wunderberichte und Legenden. Eine davon ist sehr bezeichnend. Diese Legende beschreibt die Situation des verstorbenen Mönchs, der im schottenkloster st. egidien aufgebahrt lag. Dabei soll ein Novize, der die To-tenwache gehalten hatte, an den toten Sebaldus heran-getreten sein, dem Toten den Bart gekrault und gesagt haben:

„Jetzt bist du still in deiner engen kammer, du schwätzer!

nun musst du steif daliegen, du unsteter Pilgrim,

der die leute mit falschem blendwerk getäuscht hat, ein leben lang!“ -

Da habe sich der tote im sarg plötzlich aufgerichtet und dem Vorwitzigen eine maulschelle verabreicht,

die ihn fast ein auge kostete.handelt so ein heiliger?

Während der Heiligsprechung, deren Verfahren 1425 abgeschlossen war, musste sich der Nürnberger Abge-sandte von St. Lorenz von der vatikanischen Kommis-sion vorhalten lassen, dass Sebaldus selbst von seinen eigenen Landsleuten als „trunken pawren“ („betrunkener Bauer“) angebetet wurde. Es muss somit schon etwas Ungehobeltes an ihm dran gewesen sein.

Allerdings war der heilige Sebald sicherlich kein pri-mitiver oder gar ein betrunkener Bauer. Er scheint jedoch vielfach derb und furchtlos gewesen zu sein, wenn es um die Interessen Gottes und der kleinen Leute ging. Und das begeisterte vor allem das einfache Volk.

In einer legende wurde beschrieben, wie jemand, der an Sebaldus’ Wunderkraft zweifelte, von ihm im Erdbo-den versenkt wurde, bis er Gott um Gnade anflehte. Eine weitere legende erzählt, dass Sebaldus einem armen Bauern half, seine beiden Kühe, die in den Wald gelau-fen waren, bis in die späte und dunkle Nacht zu suchen. Dabei sollen seine Finger „mit Gottes Hilfe“ wie Kerzen geleuchtet haben. In einer dritten legende soll Sebal-dus einem armen Wagner geholfen haben, der aus gu-ten Gründen das Gebot des Burggrafen übertreten hatte, dass niemand vor dem Diener des Burggrafen auf dem Fischmarkt die besten Fische aussuchen dürfe. Sebaldus verteidigte dessen Handeln und schenkte dem durch die Leute des Burggrafen geblendeten Bauern im Namen Gottes sein Augenlicht wieder. In einer weiteren le-gende wird erzählt, dass Sebaldus an einem kalten Win-terabend in eine Hütte eintrat, in der der geizige Großvater verbot, ein Feuer anzumachen. Daraufhin gebot Sebald, dass man Eiszapfen von draußen holen solle. Verwundert tat man dies auch. Sebaldus schlug nun Feuer aus dem Eis und wärmte sich daran die Füße. Da schrie der Alte: „Befreie mich vom Teufel des Geizes, der mein Herz be-sitzt!“ - „Der Herr hat dir deine Sünde vergeben“, sagte Sebaldus ruhig. Und draußen in der Nacht leuchtete ein Stern über dem einsamen Haus.

War sebaldus also doch ein heiliger?

Wer war dieser mann? Am vordersten der mächtigen Pfeiler, die das Hauptschiff der Sebalduskirche tragen, findet man eine beziehungsreiche Sandsteinfigur aus den Jahren um circa 1400, die den Heiligen darstellt.

1 http://www.sebalduskirche.de/index.php?id=802 Bauhütte St. Sebald e.V.: St. Sebald und seine Heiligen, 1. Auflage, Nürnberg 2000, S. 8 f.

Abb. 19: nürnberger Goldgulden 1686 -„der letzte sebaldus-Gulden“

Av: Reichsadler mit „N“ auf Brustschild Rv: Sankt Sebaldus mit Kirchenmodell

M = 3:1

Die Anfänge des Nürnberger Münzwesens im Hochmittelalter32 -

Page 19: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Abb. 21: 3-D rekonstruktion des spätromanischen Vorgängerbaus der sebalduskirche um 1150www.cyark.org

Abb. 20: „Vorderes ansehen der hauptkirchen zu st. sebald in nürnberg“Stich von Joh. Adam Delsenbach, um 1716

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Page 20: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Der „barbarossafund“ - unbekannte nürnberger münzen - ein neuer münztyp: „corona imperii“

Als „barbarossafund“ [14] wird ein Schatzfund be-zeichnet, der seinerseits aus mehreren Einzelfunden in der Süd-Türkei bestand [15]. Der Gesamtfund hatte ein Gewicht von ca. 8 kg und bestand aus etwa 7.700 Silbermünzen, einigen Stücken Hacksilber und etlichen Schmuckstü-cken. Bei der Analyse der einzelnen Münzfunde konnte dieser Schatz zweifelsfrei in die letzten Jahre Friedrichs I., die Zeit des Dritten Kreuzzugs vor 1190, eingeordnet werden. Ulrich Klein [16/17] rekonstruierte unter dem klin-genden Namen „barbarossaschatz“ die Funde aus dem südtürkischen Münzhort. Zwischen 1982 und 1986 kamen diese dann teilweise und unter einigermaßen dubiosen Umständen in den Münzhandel. Obwohl dieser Barbar-ossaschatz mehrere tausend Münzen aus dem deutschen Reichsgebiet umfasste, konnten nur sehr wenige Münzen, 18 Münzen der königlichen Münzstätte Nürnberg und 8 Münzen nach Regensburg, zugeordnet werden. Dies ist eigentlich verwunderlich, da die Nürnberger Burg zu den bevorzugten Königs- und Kaiserpfalzen Friedrichs gehörte. Historisch gesichert ist dabei, dass der Kaiser 1188/1189 auf der Nürnberger Burg das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel feierte. Seinen Aufenthalt nutzte Friedrich auch zu einem Reichstag mit einem offiziellen Treffen mit Gesandten des byzantinischen Kaisers. Es ist anzunehmen, dass dabei auch Münzen in Nürnberg ge-prägt wurden. Möglicherweise sind auch Münzen dieses Aufenthalts im Barbarossafund enthalten. Als sicher kann auch gelten, dass sich Kaiser Friedrich noch zu Beginn seines Kreuzzugs in sein Winterquartier 1189 in adriano-pel (heute: Edime, im europäischen Teil der West-Türkei) weitere Münzen aus dem Reich für seinen Kreuzzug nach-senden ließ. Auch hier werden wahrscheinlich Münzen aus Nürnberg dabei gewesen sein. Professor Hahn [18] beschreibt in den „Geldgeschicht-lichen Nachrichten“ (GN 117) zwei Münztypen, die vorher noch nicht in diese Epoche der königlichen Münzstätte Nürnbergs eingeordnet wurden. Durch die Münzerneue-rungen bzw. Verrufungen waren relativ häufige Typen-wechsel mit einer Vielfalt von Münztypen bedingt. Dabei ist nicht weiter verwunderlich, dass wir manche Typen nur in Einzelstücken kennen und auch, dass heute noch neue Typen auftauchen können, die im Typenkatalog von Erlan-ger noch nicht aufgeführt sind. Professor Hahn fügt nun zwei Typen dem Katalog Erlangers hinzu. Hahn versucht diese im Vergleich zu bekannten Typen zu datieren, aller-dings mit einer neuen chronologischen Einordnung. Unter den im „barbarossaschatz“ Nürnberg zugeordneten 18 Münzen gibt es 12 Münzen eines bislang unbekannten Typs, den kronentyp und den königsköpfchen-typ, die überraschende Neuerungen zum Vorschein brachten.

Auf der Vorderseite des kronentyps ist als Zentralmo-tiv eine Krone zu sehen, darum in den Bögen der Rand-verzierung Rosetten, dazwischen Lilien. Dieser Rand, zusammen mit dem auf der Rückseite thronenden Kaiser mit Lilienzepter in der linken Hand, weist ohne Zweifel auf Nürnberger Münzen hin. Eine Krone als Münztyp ist aller-dings eine sehr seltene Darstellung auf den Münzen zu dieser Zeit. Aufgrund der heutigen zeitlichen Einordnung dieser Münzen um 1188/89 besteht mit großer Sicherheit ein Bezug zum Dritten Kreuzzug bzw. zum Reichstag auf der Nürnberger Burg 1189, wo „der kaiser unter der reichskrone“ offiziell mit den byzantinischen Gesandten verhandelt hatte.

Hierbei stellt sich jedoch die Frage, ob die dargestellte Krone die Reichskrone sein sollte, oder ob dies nur ein symbolischer Hinweis auf den König als Münzherrn war. Dieser neue kronentyp existiert aber nur in wenigen (zwei oder drei) Varianten mit dem für die Reichskrone charak-teristischen Bügel und den damals noch vorhandenen Palmetten. Die Darstellung ist gegenüber dem tatsächli-chen Aussehen der Reichskrone jedoch stark vereinfacht. Die Edelsteine sind nur durch einfache Längsstriche oder dicke Punkte angedeutet. Dennoch ist eine perspektivi-sche Darstellung zu erkennen. Bei diesen Kronentypen ist die Krone, verglichen mit der bisherigen, stereotypen und rein symbolhaften Ikonografie des damaligen Kaiser-bildes, schon sehr realitätsnah. In den bisherigen Münzen wurde weder das königliche Porträt noch die detaillierte Darstellung der Reichskrone verwirklicht.

Der Großteil der mitgeführten Münzen aus dem „Bar-barossaschatz“ wurde wahrscheinlich im Mai 1189 ge-prägt. Der letzte Aufenthalt des Kaisers in Nürnberg war ein „reichstag unter der krone“, der auf die Jahres-wende 1188/89 fiel. Bei dieser Gelegenheit ist sicherlich der Kronentyp als Manifestation des westlichen Kaiser-tums entstanden. Zwischen dem kometentyp (Erlanger 10) und dem kronentyp liegen nur zwei Jahre, von An-fang 1187 bis Anfang 1189. Im „Barbarossaschatz“ be-finden sich in erster Linie Münzen aus der Zeit um 1189. Neben den 12 Exemplaren des Kronentyps enthält der Fund allerdings noch 4 Exemplare vom Typ Erlanger Nr. 15 und 2 Exemplare vom Typ Erlanger Nr. 21 aus Nürn-berg.

Hier muss man beachten, dass die Pfennige (036 / Erl. 21 und 046 / Erl. 22) bereits unter König Heinrich VI., dem Sohn Friedrichs I., als Statthalter geprägt wurden. An-lässe waren 1189 sein Aufenthalt in Nürnberg und mög-licherweise etliche Messen und Märkte.

Die Anfänge des Nürnberger Münzwesens im Spätmittelalter64 -

14 http://de.wikipedia.org/wiki/Barbarossa-Fund15 G. Stumpf (Hg.): Der Kreuzzug Kaiser Barbarossas - Münzschätze seiner Zeit, Ausstellungskatalog der Staatlichen Münzsammlung. 2. Auflage München 1993, ISBN 3-922840-03-16 U. Klein: Die nichtdeutschen Münzen des „Barbarossa-Funds“, in Schweizerische Numismatische Rundschau Band 65/1986, S. 205 - 230 17 U. Klein: a. a. O., S. 193 - 204 18 W. Hahn: Einige Bemerkungen zu Nürnberger Münztypen der Stauferzeit, GN 117, Jan. 1987, S. 14 - 19

Page 21: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Pfennig - Friedrich i. barbarossa (römisch-deutscher König 1152-1190, Kaiser ab 1155)

Königliche Münzstätte Nürnberg (um ca. 1189)033 Erlanger -

Ag 0,89 g ø = ca. 2,00 cmFund: Barbarossafund (1 Münze)

Erhaltung: fast sehr schönAv: Im Wulstrand eine stilisierte Reichskrone von vorneRv: Thronender Kaiser (undeutlich)

Staatliche Münzsammlung München, Lade 15/78, acc. 104080

Pfennig - Friedrich i. barbarossa (römisch-deutscher König 1152-1190, Kaiser ab 1155)

Königliche Münzstätte Nürnberg (um ca. 1189)034 Erlanger -

Ag 0,79 g ø = ca. 2,50 cmFund: Barbarossafund (1 Münze)

Erhaltung: schönAv: Im Wulstrand eine stilisierte Reichskrone von vorne , umgeben von Achtpass mit Rosetten in den Bögen (undeutlich)Rv: Thronender Kaiser im Rosettenrand (undeutlich)

Staatliche Münzsammlung München, Lade 15/78, acc. 104080

Pfennig - Friedrich i. barbarossa (römisch-deutscher König 1152-1190, Kaiser ab 1155)

Königliche Münzstätte Nürnberg (um ca. 1189)035 Erlanger -

Ag 0,79 g ø = ca. 2,50 cmFund: Barbarossafund (1 Münze)

Erhaltung: fast sehr schönAv: Im Wulstrand eine stilisierte Reichskrone von vorne, umgeben von Achtpass mit Rosetten in den Bögen (undeutlich)Rv: Thronender Kaiser im Rosettenrand (undeutlich)

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Page 22: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Frauenkirche in nürnberg [9/10]

Der Hauptmarkt mit der heutigen Frauenkirche war An-fang des 12. Jahrhunderts noch ein Sumpfgebiet am nörd-lichen Ufer der Pegnitz. Ab etwa 1146 wurde das Gelände von Juden, die aus dem Rheinland vertrieben worden wa-ren und in Nürnberg Aufnahme fanden, trockengelegt und bewohnbar gemacht. Da Kaiser Karl IV. und der Rat der Reichsstadt den neuen Markt zum kulturellen und wirt-schaftlichen Zentrum Nürnbergs machen wollten, geneh-migte 1349 Kaiser Karl IV. die Zerstörung des jüdischen Gettos und der Synagoge im Judenpogrom von 1349. Karl IV. ließ daraufhin 1350 zusammen mit dem Rat der Stadt Nürnberg auf dem Marktplatz eine Marienkirche er-bauen, die dem Anspruch Kaiser Karls IV. als „herrscher von Gottes Gnaden“ gerecht werden sollte. Schon wäh-rend der Planungsphase der Marienkirche, der heutigen Frauenkirche, war klar, dass sie auch für die Präsentation der Reichskleinodien und Reliquien konzipiert wurde.

Von 1352 bis 1362 wurde die Frauenkirche als eine drei-schiffige Hallenkirche erbaut. Als ein prachtvolles Beispiel der damaligen Reichsarchitektur wurde sie wahrschein-lich vom kaiserlichen baumeister Peter Parler als kleine „kaiserliche Kapelle“ errichtet. Durch ihre besondere Archi-tektur mit dem imposanten Vorbau ist sie ein besonderes Schmuckstück des Hauptmarkts. Auf der Westseite der Frauenkirche dominiert zum Markt hin ein eindrucksvolles

Portal mit einem reich verzierten steinernen Balkon, darüber der michaelschor als „steinerner heiltumsstuhl“ mit der berühmten Kunstuhr. Man könnte die gesamte Westfassade als eine überdimensionierte „Monstranz“ zur Präsentation der Reichskleinodien bezeichnen. Der innere Teil des Micha-elschors war aber auch die Herrscherloge, von der aus der Kaiser auch an der heiligen Messe teilnehmen konnte.

Das nahezu quadratische Langhaus wird von einer drei-schiffigen Rundpfeilerhalle aus sieben Jochen gebildet. Die beiden Seitenschiffe waren dabei für das gemeine Volk be-stimmt. Das große Mitteljoch bildet in Größe und Höhe das räumliche Zentrum der Frauenkirche und sollte sehr wahr-scheinlich den Reichsschatz aufnehmen. Diese besondere Architektur hatte als spätgotische „fränkische Halle“ das Raumkonzept, wie wir dies auch in der Pfalzkapelle der Nürnberger Burg wiederfinden. Das Mittelschiff mündet in den tiefen Ostchor, der polygonal in fünf Seiten eines Acht-ecks endet.

Dass für Kaiser Karl IV. seine Marienkirche sehr wichtig war, zeigen die vielen Stiftungen, Schenkungen und Privile-gien, die der Kaiser der Kirche und dem Klerus gewidmet hatte. Um die Bedeutung seiner Marienkirche zu stärken, ließ er neben den Reichskleinodien auch die bedeutsamen Reichsreliquien in der Frauenkirche aufbewahren.

Nürnberg - die Reichsstadt und die Reichsmünzstätte im Spätmittelalter

9 http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenkirche_(Nürnberg)10 R. Leyh: Die Frauenkirche zu Nürnberg. Katholische Pfarrkirche Unserer Lieben Frau. Fotos Reinhard Bruckner. München; Zürich: Schnell und Steiner, 1992, S. 56

Abb. 75: nürnberger hauptmarkt mit dem schönen brunnen und der Frauenkirche, um 1840 Kolorierter Stahlstich eines unbekannten Künstlers

142 -

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Abb. 76: Die FrauenkircheBlick in den Westchor zum Tucheraltar

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Die reichskleinodien in nürnberg [1/2]

Durch die Wirren während des Hussitenkriegs wurde der deutsche Nationalschatz, zusammen mit den Reichs-kleinodien, von der Burg Karlstein bei Prag nach Sieben-bürgen verbracht. Da die Krönung eines deutschen Königs und Kaisers nur dann auch offiziell anerkannt wurde, wenn dieser die offiziellen Insignien der weltlichen Macht, näm-lich Krone, Zepter, Reichsapfel und Krönungsgewänder, tragen konnte, und die Krönung stets in Aachen erfolgte, war der Reichsschatz in Siebenbürgen am „falschen Ende des Reichs“. Der deutsche Nationalschatz enthielt aber auch weitere Kostbarkeiten wie wertvolle Reliquien und anderes. Daher wollte Kaiser Sigismund diesen zen-tral in Nürnberg verwahren. So wurde im März 1424 der deutsche Kronschatz in einer Geheimaktion unter einem Fischtransport nach Nürnberg gebracht. In einer Urkunde hatte Sigismund im September 1423 der Stadt Nürnberg gegenüber bestätigt, „…dem rate und der state…zu Nuremberg…eingeben, geantwortet und empfohlen unserer und des reichs heiligtum…“, dass Nürnberg der Ort für die Aufbewahrung des deutschen National-schatzes sein sollte. Dieser sollte dann am zweiten Frei-tag nach Ostern öffentlich präsentiert werden. Zusätzlich sollte sich an diese Feier eine 14-tägige (Handels-)Messe anschließen. Diese heiltumsanweisung [3], die feierliche Präsentation des Reliquienschatzes, erfolgte im Rahmen eines Bußgottesdienstes. Wegen der großen Zahl von Be-suchern wurden die Heiltumsanweisungen meist außer-halb des Kirchenraums abgehalten. Die Reliquien wurden von einer kurzfristig errichteten Bühne, dem sogenannten „Heiltumsstuhl“, oder von Balkonen bzw. Galerien gezeigt. Im Laufe der Zeit bildete sich die Gewohnheit heraus, die Weisung in einem regelmäßigen Turnus, oft mit dem jewei-ligen Kirchweihfest, durchzuführen. Ein wichtiger Anreiz für die Teilnahme an Heiltumsanweisungen war, einen Ablass zu erwerben. Wegen der allgemein praktizierten Ablassku-mulation waren die Summen der bei den Heiltumsanwei-sungen erzielten Ablässe die ergiebigsten, die jemals im Rahmen öffentlicher Bußleistungen zu erwerben waren.

In der ersten Zeit war die Anziehungskraft der Heil-tumsanweisungen so groß, dass sich Menschen aus na-hezu ganz Europa auf den Weg machten und dabei Haus, Hof, Weib und Kind über einen größeren Zeitraum hinweg allein ließen. Die Heiltumsanweisungen gehörten zu den größten Ereignissen des späten Mittelalters überhaupt, bis die Reformation ihnen fast überall ein Ende setzte. Albrecht Dürer beschriftete sein 1512/14 im Auftrag der Stadt ver-fertigtes Gemälde, das Karl den Großen mit den Kleinodien zeigt, voll Stolz:

„Dis ist der gstalt und bildnis gleich kaiser karlus der das Römisch reich. Den teitschen under tenig macht Sein kron und klaidung hoch geacht zaigt man zu Nurenberg alle Jar

Mit andern haitum offenbar“

Spätestens seit der Zeit der Aufklärung hatten die Reichskleinodien keinerlei konstitutiven oder bestärkenden Charakter mehr für das Reich. Sie waren nur noch schmü-ckender Zierrat für die Krönung der Kaiser, die alle aus dem Hause Habsburg stammten. Das ganze „Brimborium“ um die Krönung und die Reichskleinodien wurde meist nur noch als lächerlich empfunden. Dies belegt zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe, der am 3. April 1764 Au-genzeuge der Krönung Josephs II. in Frankfurt am Main war. Dabei ließ Kaiser Franz I. seinen 18-jährigen Sohn noch zu seinen Lebzeiten zum König wählen und krönen. Damit beide Majestäten in den Reichsinsignien auftreten konnten, wurde für Kaiser Franz eine Nachahmung des Krönungsmantels angefertigt, die nach Goethes Aussagen zudem bequemer und geschmackvoller gearbeitet war.

„Der junge könig […] schleppte sich in den ungeheuren Gewandstücken mit den kleinodien karls des Großen,

wie in einer Verkleidung, einher, so daß er selbst, von zeit zu zeit seinen Vater ansehend, sich des lächelns nicht

enthalten konnte. Die krone, welche man sehr hatte füttern müssen, stand wie ein übergreifendes Dach vom kopf ab.“

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Stadt_Nürnberg#Die_Reichskleinodien2 http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskleinodien3 http://de.wikipedia.org/wiki/Heiltumsweisung

Nürnberg - des Deutschen Reiches Schatzkästlein

Abb. 103: heiltumsschrein für die aufbewahrung der reichsinsignienGNM Nürnberg

184 -

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Abb. 104: heiltumsweisung der reichskleinodien am Schopper‘schen Haus am HauptmarktHolzschnitt von 1487 aus einem Heiltumsbüchlein

- 185

Page 26: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die beiden teile der reichskleinodien:

Die Reichskleinodien bestehen aus zwei Teilen, die nach ihren jahrhundertelangen Aufbewahrungsorten be-nannt werden.

Zur Gruppe der nürnberger reichskleinodien gehö-ren die Heilige Lanze, die Reichskrone, der Reichsapfel, Teile des Krönungsornats, das Zepter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz und weitere Reliquien. Von 1424 bis 1796 befanden sie sich in Nürn-berg.

Zur Gruppe der aachener reichskleinodien, die sich bis 1794 in Aachen befanden, gehören das Reichsevan-geliar, die Stephansbursa und der sog. Säbel Karls des Großen.

Die „nürnberger reichskleinodien“: Das älteste Stück der Reichskleinodien ist die heilige lanze (1) [1] (auch Mauritiuslanze oder Longinuslanze ge-nannt), die wahrscheinlich auf Heinrich I. zurückgeht.

Dabei handelt es sich um eine Flügellanze aus karo-lingischer Zeit, aus deren Blatt eine Öffnung gestemmt und in die ein Eisenstift eingelegt und mittels Silberdräh-ten fixiert wurde. Der Legende nach soll es sich dabei um einen Nagel vom Kreuz Christi handeln. Und der Legende

Nürnberg - des Deutschen Reiches Schatzkästlein186 -

nach gehörte die Lanze Mauritius bzw. dem römischen Hauptmann Longinus, der mit dieser Lanze den Tod Jesu überprüft haben soll. Anfangs war sie das bedeutendste Stück der Reichsinsignien. Die Lanzenspitze wurde in einem Hohlraum im Inneren des Querbalkens des Reichs-kreuzes aufbewahrt. Ein Herrscher, der diese Lanze be-saß, galt als unbesiegbar. Sie war das sichtbare Zeichen dafür, dass die Macht des Kaisers bzw. Königs von Gott ausging und dass er quasi weltlicher Stellvertreter Christi sei.

Die (heutige) reichskrone (2) [2] lässt sich wahr-scheinlich erst um 1200 nachweisen, als sie in der mittel-alterlichen Dichtung anhand des „Waisen“, eines großen und hervorstechenden Edelsteins, erkennbar wird. Weit-gehend zweifelsfrei ist ihr Nachweis aber erst wesentlich später durch ihre Abbildung auf einem Wandgemälde auf der Burg Karlstein bei Prag.

Das reichskreuz (3) [3], von Hans von Reutlingen um 1500 geschaffen, ist hohl und diente zur Aufbewahrung der beiden großen Reliquien Christi, der Heiligen Lanze im Querarm und der Kreuzpartikel im unteren Schaft. Es handelt sich um das ursprüngliche Reliquiar der Reichsre-liquien. Das Kreuz hat einen Eichenholzkern und ist außen mit Goldblech beschlagen. Es misst 77 mal 70 cm, die Balken sind 9 cm und die Balkenenden 12 cm breit. Die

Abb. 105: zusammenstellung der wichtigsten bestandteile der reichskleinodien des heiligen römischen reiches

Meyers großes Konversationslexikon (6. Auflage)

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Lanze2 http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskrone 3 http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskreuz

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Abb 107: reichskrone (2)

Abb 106: heilige lanze (1)

Abb. 108: reichskreuz (3)

Die reichskleinodien in der schatzkammer der Wiener hofburg- ehemals in Nürnberg:

- 187

- 185

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Die Geschichte der ersten Goldgulden der Freien reichsstadt nürnberg [1/2]

Die Zeit Ende des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahr-hunderts war für die Reichsstadt Nürnberg und die könig-liche Reichsmünzstätte überaus wechselhaft. Da um 1250 aus Italien und etwas später aus Tirol Goldmünzen, Dukaten und Goldgulden für den Fernhandel immer mehr an Bedeu-tung gewannen, haben daraufhin auch immer mehr Reichs-fürsten ebenfalls diese Art von Goldmünzen ausgeprägt. Für eine lange Zeit spielten damals die neuen und hochfeinen „rheinischen Goldgulden“ eine führende Rolle.

Kaiser Karl IV. erteilte schon damals der Familie Groß, die neben dem Schultheißenamt auch das Pfandrecht der Nürnberger Reichsmünzstätte innehatte, offiziell das Recht zur Ausprägung dieser Goldgulden. Doch selbst in der Zeit seines Sohns König Wenzel und dessen Nachfolgers Kö-nig Ruprecht, die beide ebenfalls dieses besondere Privi-leg bestätigten, wurden in Nürnberg bis 1419 sicher keine Goldgulden geprägt. Möglicherweise lag dies an den fi-nanziellen Schwierigkeiten der Familie Groß oder auch am herrschenden Goldmangel.

Unter König Sigismund wurde Friedrich VI. Burggraf von Nürnberg, um 1414 Erzkämmerer und Markgraf von Brandenburg. Diese besondere Stellung im Reich nutzte er dann um 1418/19 auch zur Prägung eigener prestige-trächtiger Goldgulden in Wöhrd sowie in seiner markgäf-lichen Münzstätte in Schwabach. Burggraf Friedrich hatte dafür 1419 von Kaiser Sigismund eigens die Erlaubnis er-halten „…gegeben zu Passaw 1419 am nächsten Sonntag nach der heiligen drier kunge Tag …“ (8. Januar 1419), das Pfandrecht an der Reichsmünzstätte für 4.000 Gulden vom verschuldeten Patrizier Herdegen zurückzukaufen. Das wiederum förderte die Konkurrenz zwischen dem Burg-grafen und dem Rat der Stadt Nürnberg im Streit um die jeweiligen Münzstätten.

Gerade der sog. „Wöhrder Goldgulden“ mit dem rechts stehenden (brandenburgischen) Adler und der (go-tischen) Umschrift

Fri(ed)ric(us I) *‘ mar(k)Gr(af von) br(andenburg und (Burg)G(raf von) n(ürnberg)

Abb. 187: Die Verbreitung der verschiedenen Goldgulden im 13. und 14. JahrhundertDie Ausbreitung der Goldmünzen erfolgte ab Mitte des 13. Jahrhunderts von den italienischen Handelsmetropolen

Genua, Florenz und Venedig aus. In Tirol und in der Steiermark wurden ab ca. 1260 Goldgulden ausgeprägt.

1 H. J. Erlanger: Die Münzen der Reichsstadt Nürnberg, Verlag der Münzen- und Medaillenhandlung Stuttgart 1991, S. 30 ff.2 C. F. Gebert: Geschichte der Münzstätte der Reichsstadt Nürnberg 1890, Nürnberg, S. 30 ff.

Die Geschichte der Nürnberger Goldgulden246 -

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Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Goldgulden ohne Jahr - erzbischof Johann ii. von nassau (1397-1419), Münzstätte (Frankfurt-Höchst, um 1399-1402)

Au (0,900) 3,26 g ø = 2,22 cmErhaltung: sehr schön

Av: Im doppelten Kreis, gekörnt/ glatt, Johannes der Täufer mit Kreuzzepter in der Linken, die Rechte zum Segen erhoben, zwischen den Füßen ein Johanniterkreuz, darum gotische die Umschrift:

iOh(ann)is ar(chi) eP(iscop)Vs maGV(n) t(inus) Rv: Im glatten Kreis ein zentraler Vierpass, darin das Nassauische Wappen, in den Bögen die Schilde von Kurmainz, Kurköln, Kurtrier und von Bayern für die Kurpfalz, darum gotische die Umschrift:

mOneta OP(p)iDi in hOiesten

Goldgulden, ohne Jahr Burggräfliche Münzstätte von Nürnberg (Wörhd/Nürnberg, ab 1418/19)

153 Erlanger -Au 3,47 g ø = 2,35 cm

Erhaltung: sehr schönAv: Im gekörnten Kreis ein nach links gewandter (Reichs-)Adler mit ausgebreiteten Flügeln und Fängen, oben das Münzzeichen Kreuz, darum gotische Umschrift:

FriDric(us VI) *‘ mar(k)Gr(af von) br(andenburg Burg)G(raf von) n(ürnberg) Rv: Im gekörnten Kreis der heilige Johannes mit Bart und Heiligenschein, nach vorne gewandt, in Pilgerkleidung, der rechte Arm in die Hüfte gestützt, mit der linken Hand das Kreuzzepter über der Schulter haltend, neben dem Heiligen rechts das Wappen der Burggrafen und links eine Streitaxt, darum die gotische Umschrift:

s(anctus) * iOhan ne(s) * baP(....)

- 247

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Die Geschichte der Nürnberger Goldgulden248 -

weist auf die burggräfliche Münzstätte in Wöhrd direkt vor den Toren der Reichsstadt Nürnberg hin. Der Mark- bzw. Burggraf wollte dieses Prestigeobjekt nicht in der damals ebenfalls unter seiner Aufsicht stehenden nürnberger reichsmünzstätte in den höfen des heilig-Geist-spitals und somit unter den Augen des Rats der Stadt Nürnberg prägen. Dass dies dem Rat der Stadt Nürnberg außerordentlich missfiel, zeigen die diplomatischen Ak-tivitäten, die die Stadt gegenüber dem Burggrafen und dem Kaiser entwickelte. Um seine wirtschaftspolitische Position wieder stärken zu können, glaubte der Rat der Stadt Nürnberg, schnell beim Burggrafen und Kaiser da-gegen intervenieren zu müssen. Hierdurch wurde der schon seit längerer Zeit bestehende Konflikt zwischen der Stadt Nürnberg und dem Burggrafen zunächst noch ein-mal verschärft. So blieben alle Gespräche mit dem Burg-grafen Friedrich VI. in Cadolzburg für die Stadt Nürnberg zunächst erfolglos.

„gen der Cadolpurg zu Markgraf Friedrichen als man Im ein antwort tet von des Ratswegen mannet (!)

hie zu slahet“… man solle doch den Markgrafen Friedrich zu Cadolzburg vom Rat der Stadt Nürnberg aus ermahnen, die Münzen hier (in Nürnberg) zu prägen.

1420 sandte der Rat dann Peter Volkmaier zu König Sigismund nach Böhmen, um mindestens die alten Münz-privilegien für die Stadt bestätigt zu bekommen.

„geben auf dem berge zu kutten am nächsten montag nach dem allerheiligentag 1420“

… ausgestellt in Kuttenberg an dem auf Allerheiligen folgenden Montag im Jahr 1420

Wie aus der Urkunde zu entnehmen ist, bestätigte Kö-nig Sigismund dem Rat der Stadt Nürnberg die 22 1/2 - ka-rätigen Stadtwährungsgulden.

„von altershergebrachten“… wie bereits schon seit längerer Zeit

Wahrscheinlich wurde für den 22 1/2-karätigen Stadt-währungsgulden, den 19-karätigen Landwährungsgulden, für die 1/2 feinen Silberpfennige, sowie die 1/3 feinen Hel-ler diese Zusagen aber erst 1422 von Sigismund offiziell bestätigt. Diese Erweiterung des Münzrechts hatte für die Stadtkasse jedoch eine größere Belastung zur Folge.

„geben zu Nurenberg 1422 an den rechten sonntag vor des heiligen crewezs tag eraltacionis“ … in Nürnberg am Sonntag vor Karfreitag 1422 bestätigt

„It. ded. ij pf und rvj ß hll. die Sigimúnd Strohmeier verzehret hat zum Bishof von Bamberg

von einer newen müntz wegen die man zu werd am hat zu haben slahen“.

Die Reisekosten Sigismund Strohmaiers, zum Bischof von Bamberg, bez. der neuen Münze, die man in Wöhrd ausprägen wollte, betrugen

2 Pfennige und 16 Stadtwährungs-Heller.

Welcher Ort hinter dem Wort „werd“ steht, ist nicht 100%ig sicher, wahrscheinlich ist es aber die Siedlung Wöhrd östlich von Nürnberg. Endgültig löste sich das Pro-blem der Reichsstadt mit der burggräflichen Münzstätte

aber erst 1424. In einer kaiserlichen Urkunde wird der kauf des burggräflichen Münzprivilegs durch die Patrizier schürstab und Volkamer wie folgt berichtet:

„rr gulden new in die kanzley unb ein brief von der müntz wegen die der Burggraf den Rat übergab“

In der Kanzlei wurden 20 neue (Gold-)Gulden zusammen mit dem Brief, der die Rückgabe der burggräflichen Münzstätte an den Rat der

Reichsstadt Nürnberg betraf, übergeben.

Mit der Regentschaft Kaiser Sigismunds und nach-dem Burggraf Friedrich VI. zum kurfürsten Friedrich i. von brandenburg befördert worden war, ging 1424 auch die königliche Münzstätte und die Aufsicht über das ae-gidienkloster vom Burggrafen an die Stadt und den Rat der Stadt Nürnberg über. Friedrich VI. zog sich endgültig aus der Burggrafenburg auf seinen Stammsitz Cadolzburg, zurück. Gebert berichtet von einer interessanten Notiz aus dem Jahresregister 1426/1427,

„It. dd. vi. ß hll. einem maler der uns etwas von gepreche wegen zu der guldende muntz entworfen hat.“

Es wird bestimmt, dass man 26 Stadtheller dem Maler geben solle, der den Entwurf für die neue Goldmünze vorgelegt hat.

Sie zeigt, dass man sich im Rat bereits 1427 mit der kon-kreten Ausgestaltung eines Goldguldens beschäftigt hat. Durch die Urkunde …

„gegeben zu Kirchischweßemburg in der Servey am rech-ten Montag nach allerheiligen tag 1427“

… bestätigt in Kirchenweißenburg am ersten Montag nach Allerheiligen 1427 …

… gestattete König Sigismund dem Nürnberger Rat die Privilegien zur Ausprägung eines Stadtwährungs- und eines Landwährungsguldens, allerdings mit nur noch 21 Karat statt der bisher geforderten 22 1/2 Karat. Darüber hi-naus bekam die Stadt Nürnberg 1428 das Recht …

„gegeben vor der Taubenburg an donnerstag nach dem sontag cantateì

eine große silberne Münze halb fein und halb Zusatz“Der Stadt wird am Sonntag Cantate vor der Taubenburg das Recht erteilt, eine

große Silbermünze, halb aus Feinsilber, halb aus Zusatzstoffen zu prägen.

… eine Großsilbermünze, Schilling genannt, zu schlagen [3].

Bevor es aber 1429 zu der berühmten und langjährigen Serie von nürnberger „sebaldus“- und besonders der „laurentius“-Gulden kam, entstanden in der königlichen Reichsmünzstätte Nürnberg zwischen 1418/19 und 1428 eine große Anzahl hochfeiner, 22 1/2-karätiger „sigis-mund“-Gulden.

Die vier Grundtypen, mit den verschiedenen Um-schriftsänderungen, lassen sich am besten über die Ausformung des Kaisers Sigismund, der Art des Reichs-schwerts und der inneren Zierkreise unterscheiden.

3 C. F. Gebert: Geschichte der Münzstätte der Reichsstadt Nürnberg 1890, Nürnberg, S. 36 ff.

Page 31: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

sigismund-Goldgulden ohne Jahr (typ 1) Königliche Reichsmünzstätte Nürnberg (ab ca. 1427/28)

155 Imhoff 49/1 Kellner -Au 3,44 g ø = 2,35 cm

Erhaltung: fast sehr schönAv: Im zentralen, gekörnten Kreis das Brustbild des gekrönten Königs Sigismund, rechts das Reichsschwert über der Schulter, links, leicht erhoben der Reichsapfel, darum die gotische Umschrift:

(S)iGi (S)mVnD(us) rOm(anorum) r(e)X Rv: Im zentralen, gekörnten Kreis ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln und Fängen, den Kopf nach rechts gedreht, auf der Brust ein Wappenschild mit Doppelkreuz, darum neben dem Kreuz als Münzzeichen die gotische Umschrift:

mOneta nOVa nVr(e)mb(e)rG(ensis)

Münzkabinett, Staatliche Museen Berlin, Lade 36/085/I/5

s

Sigismund-Goldgulden Typ 4 (ab 1434)

doppelter Zierkreislanges Reichsschwer

Sigismund-Goldgulden Typ 3 (ab 1432)

doppelter Zierkreislängeres Reichsschwert

Sigismund-Goldgulden Typ 1 (ab 1427/28)

breiter Adlerkurzes Reichsschwert

Sigismund-Goldgulden Typ 2 (um 1430)schmaler Adler

kurzes Reichsschwert

sigismund-Goldgulden ohne Jahr (typ 1) Königliche Reichsmünzstätte Nürnberg (ab ca. 1427/28)

156 Imhoff 50/3 Kellner -Au 3,44 g ø = 2,35 cm

Erhaltung: fast sehr schönAv/Rv: Wie beim Sigismund-Goldgulden (Typ 1), Nr. 155, jedoch geänderte Umschriften:

(S) iGi (S) mVnDV(s) rO(manorum) r(e)X

mOneta nOVa nVr(e)mberG(ensis)

GNM, Münzkabinett, Mü 21559

s

ss

- 249

Page 32: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Goldgulden:

Unter Goldgulden versteht man die ersten Goldmünzen im Römisch-Deutschen-Reich mit einem Gewicht von 3,54 g. Sie bestannten dabei anfangs aus fast reinem Gold (986/1000). 24-karätiges Gold entspricht 999/1000. Entsprechende Gold-münzen wurdden zuvor erstmals 1252 in Florenz geprägt, als Florene, seit 1284 auch in Venedig, als Dukat(en) geprägt.

Aufgrund des allgemeinen Edelmetallmangels, besonders wegen des Goldmangels in Römisch-Deutschen-Reichs sanken seit dem Ende des 14. Jahrhunderts, im Unterschied zum Dukaten, der den ursprünglichen Standard darstellte, das Gewicht und der Feingehalt des Goldguldens. Ab dem 16. Jahrhundert bezeichnet Goldgulden in Deutschland eine Goldmünze im Gewicht von etwa 3,25 g und einem Feingehalt von etwa 18 Karat (750/1000).

In Nürnberg sollten die ersten „Sigismund“ und „Sebaldus“ Gulden einen Feingehalt von ursprünglich 22 1/2-Karat (937,5/1000) haben, was aber sehr schnell auf 21-Karat (875/1000) abgesenkt wurde. Die weitverbreiteten „Laurentius“ oder „Landwäh-rungs-“ Gulden hatten nur einen Goldgehalt von 19 Karat (791,67/1000).

Ähnlicher Begriff: „Dukaton“ ist das silberne, niederländische Äquivalent des goldenen Dukatens.

Goldgulden o.J., Münzstätte Farnkfurt (um 1399 - 1402), Erzbischof Johann II. von Nassau S. 221

Goldgulden der burggräflichen Münzstätte Nürnberg (Wörhd bei Nürnberg !)150 Goldgulden o.J. (ab 1419), S. 175, 247

Goldgulden der der königlichen reichsmünzstätte nürnberg zur Zeit Kaiser Sigismunds (ca. 1427-1437)

sigismund-Goldgulden o.J. typ 1 (geprägt ab ca. 1427):152 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 49/1 S. 249153 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 50/3 S. 249154 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 50/2 S. 250

sigismund-Goldgulden o.J. typ 2 (geprägt ab ca. 1429/30):155 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 55/17 S. 250

sigismund-Goldgulden o.J. typ 3 (geprägt ab ca. 1431/32):160 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 52/9 Variante S. 253161 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 51/5 Variante S. 253

sigismund-Goldgulden o.J. typ 4 (geprägt ab ca. 1433/34):173 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 53/10 S. 261174 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 53/10 Variante S. 261175 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff – S. 262176 sigismund-Goldgulden o.J. Kellner - / Imhoff 51/5 Variante S. 262

Goldgulden der der reichsstädtischen münzstätte nürnberg

sebaldus-Goldgulden o.J. typ 1 (geprägt ab ca. 1429):156 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 57/19 S. 251157 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 56/18 S. 251

sebaldus-Goldgulden o.J. typ 2 (geprägt ab ca. 1430/31)158 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 58/23 S. 252159 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 57/21 S. 252156 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 57/21 S. 251

sebaldus-Goldgulden o.J. typ 3 (geprägt ab ca. 1433/34)156 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 57/21 S. 251156 sebaldus-Goldgulden o.J. Kellner 1 / Imhoff 57/21 S. 251

laurentius-Goldgulden o.J. typ 1 (geprägt ab ca. 1429):156 laurentius-Goldgulden o.J. Kellner 2 / 61/30 S. 255156 laurentius-Goldgulden o.J. Kellner 2 / 61/30 Variante S. 256156 laurentius-Goldgulden o.J. Kellner 2 / 61/30 Variante S. 256

Anhang - Münzverzeichnis430 -

Page 33: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Die Stadt-, Kultur- und Münzgeschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg

Pfennig:

Die Bezeichnung Pfennig war ursprünglich die deutsche Übersetzung des in den lateinischen Quellen des Mittelalters ge-nannten Denars. Seit dem Spätmittelalter bezeichnet der Begriff Pfennig eine geringwertige Kleinmünze. Im Heiligen Rö-misch-Deutschen Reich war im Hoch- und Spätittelalter der Pfennig die wichtigste Münze des damaligen Münzwesens.

Der Pfennig war ab 1871 im deutschen Kaiserreich bis Ende 2001 der kleinste aber auch serh wichtige Münzwert im deut-schen Münzsystems.

Im folgenden werden neben dem mittelalterlichen Pfennig auch dessen Teilungen Hälbling und Vierling aufgeführt;

Pfennig, Münzstätte Friesach (Erzbischof Eberhard I. von Salzburg † 1164) S. 017 Pfennig, königliche Münzstätte Regensburg (Konrad II. 1039/1042) S. 018 Pfennig, königliche Münzstätte Regensburg (Heinrich III. 1039/1042) S. 018 Pfennig, königliche Münzstätte Regensburg (Heinrich III. 1039/1042) S. 018 Pfennig, königliche Münzstätte Regensburg (Heinrich III. 1039/1042) S. 018 Pfennig, königliche Münzstätte Regensburg (Heinrich III. 1039/1042) S. 018 Pfennig, Münzstätte Bamberg (Heinrich II./Friedrich I. 1045/1060) S. 019

fragliche Pfennige der königlichen münzstätte nürnberg (eher süddeutscher raum !) (aus der Zeit heinrichs iV. geprägt in verschiedenen königlichen Münzstätten um ca. 1090)

001 Pfennig erlanger 1 königliche Münzstätte süddeutscher Raum?/Nürnberg? (um 1090) S. 030 002 Pfennig erlanger 2 königliche Münzstätte süddeutscher Raum?/Nürnberg? (um 1090) S. 030 003 Pfennig erlanger 3 königliche Münzstätte süddeutscher Raum?/Nürnberg? (um 1090) S. 031 004 Pfennig erlanger 3 königliche Münzstätte süddeutscher Raum?/Nürnberg? (um 1090) S. 031005 Pfennig erlanger 4 königliche Münzstätte süddeutscher Raum?/Nürnberg? (um 1090) S. 031

Pfennige der königlichen münzstätte nürnberg(aus der Zeit konrads iii. geprägt in der königlichen Münzstätte von ca. 1138-1147)

006 Pfennig erlanger 5 Balkanfund bzw. Fund Emskirchen S. 039007 Pfennig erlanger 6 Balkanfund bzw. Fund Gotha S. 039008 Pfennig erlanger 6 Var. S. 039009 Pfennig erlanger 6 Var. S. 040010 Pfennig erlanger 6 Var. S. 040011 Pfennig erlanger 6 Var. S. 040012 Pfennig erlanger 6 Var. S. 041

aus der Zeit konrads iii. und Burggraf Gottfrieds iii. von raabs(geprägt in der königlichen bzw. burggräflichen Münzstätte um ca. 1147)

013 Pfennig erlanger 7 Balkanfund S. 041, 051014 Pfennig erlanger 7 Var. S. 041, 051015 Pfennig erlanger 7 Var. Fund Forbach S. 042, 051

aus der Zeit konrads iii. geprägt in der königlichen Münzstätte von ca. 1147 - 1152016 Pfennig erlanger 8 S. 042017 Pfennig erlanger 9/6 Var. S. 042018 Pfennig erlanger 9 S. 043019 Pfennig erlanger 9 S. 043020 Pfennig erlanger 9 S. 043

Pfennige der königlichen münzstätte nürnberg(aus der Zeit Friedrichs i., geprägt in der königlichen Münzstätte von ca. 1138 - 1152)

021 Pfennig erlanger 10 siehe: Obermayr Fd. Reichenhall, Fikentscher, Gebhart S. 059022 Pfennig erlanger 11 siehe: Obermayr Fd. Reichenhall S. 059, 073023 Pfennig erlanger 12 siehe: Obermayr Fd. Reichenhall, Fikentscher, Gebhart S. 059024 Pfennig erlanger 13 siehe: Obermayr Fd. Reichenhall S. 060025 Pfennig erlanger 14 siehe: Obermayr Fd. Reichenhall, Fikentscher S. 060026 Pfennig erlanger 15 S. 061027 hälbling erlanger 16 S. 061028 eins. Pfennig erlanger 17 (möglicherweise aus bischöflicher Münzstätte Bamberg?) S. 061

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Page 34: DIE STADT-, KULTUR- UND MÜNZGESCHICHTEDER FREIEN REICHSSTADT NÜRNBERG BAND I

Im schutz der imposanten burg entstand, wohl schon vor 1000 Jah-ren, eine Siedlung, die ausgehend von einem zunächst gräflichen zu einem königlichen Stützpunkt und dann zum „schatzkästchen des heiligen römischen reiches deutscher nation“ sowie zu dessen heimlicher hauptstadt wurde. Durch Handel und verschiedene Privilegien entwickelte sich aus dem reinen militärischen königlichen Stützpunkt im östlichen Teil des damaligen Frankenreiches eine blühende europäische Metropole.

Die Freie reichsstadt nürnberg war im 16. und 17. Jahrhundert eines der führenden Banken- und Handelszentren Europas. Als einzige Stadt im Reich besaß sie im zeitweise mit der königlichen, der burggräflichen und der reichsstädtischen Münzstätte zum Teil drei gleichzeitig tätige Prägestätten.

Der Reichtum der Stadt gründete sich auf die Zuneigung der deutschen Könige und Kaiser zu Nürnberg, aber auch auf den Ideenreichtum und die Erfindungen der Nürnberger Patrizier und Bürger. Der Spruch „nürnberger hand geht in alle land“, einem Vorläufer des Markenzeichens „made in Germany“, bezeugt dies. Wirtschaftlicher Erfolg im Handel und im Hand-werk begünstigten Kunst und Kultur. Nürnberger Künstler waren berühmt und gefragt in ganz Europa. Der Reichtum der Reichsstadt zeigte sich auch in prachtvollen Bauten, wie Kirchen, Patrizierhäusern oder Brücken.

All dies wurde stets auch in den Münzen und Medaillen zum Ausdruck gebracht, die die deutschen Könige und Kaiser, die Burggrafen sowie der Rat der Stadt und deren wohlhabende Bürger prägen ließen. kunst, kultur und das münzwesen, reich illustriert und mit vielen interessan-ten Geschichten, sind Gegenstand dieses neuen Buchs über Nürnberg.

isbn978 - 3 - 9814812 -0 - 4