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download Die Werke Bams - hermann- · PDF file(große zweistimmige Inventionen, in e-moll, F-dur, G-dur und a-moll) für Klavier beigegeben waren. Etwa in derselben Zeit (um 1738) smrieb Bam

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  • St. Tho11Jas-Schule und Thomaskirche in Leipzig zu Bachs Zelt

    Die Werke Bams

    Im folgenden Hauptteil sollen nun die Werke Bachs, ge--trennt nach den zwei groen Gruppen der Instrumental-und Vokalwerke, in der Reihenfolge ihrer zeitlichen Ent-stehung aufgefhrt und mit kurzen Bemerkungen versehenwerden. Wenn auch die meisten Werke Bams, besondersdie Jugendwerke, nicht genau datiert, sondern lediglich nachihren Stilmerkmalen eingereiht werden knnen, so vermagdom ein solmes Verzeimnis dem Bentzer dieses Bums den-selben Dienst zu tun, wie in der spteren Musik (seit Beet-hoven) die Opus-Zahlen: klar und eindeutig die Stellungeines Werks im Gesamtwerk eines Meisters zu bestimmen~

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  • Die Instrumentalwerke

    Klavier-, Orgel-, Kammermusik- und Orchester-Werke

    Die Klavierwerke

    Das Instrument

    :Die besaiteten Klavierinstrumente im Zeitalter Bams sinddas C I a v ich 0 r d und das C e m baI o.

    Das Cl a v ich 0 r d, uerlim unserem Tafelklav:ier hn-1im, mit seinem sehr zarten, aber modulatIonsfhigen Tonhat einen Umfang von vier Oktaven (C - cl); es war vor.allem Haus- und Studieninstrument. Der Ton wird durmdas Andrdten eines Metallplttchens (Tangente) an dieSaite gebildet.

    Das C e m baI 0 mit seinem smarfen und glnzenden, aberkurz abgerissenen Ton, war das Begleitinstrument fr Kam-mermusik und das Soloinstrument fr grere Rume. Diemeisten Klavierwerke Bams sind auf dem Clavichord aus-fhrbar, nur einige wenige sind ausdrdtlim fr ein Cem-balo mit zwei Manualen bestimmt und mit originalenManualbezeimnungen versehen. Der Umfang des Cembaloswar GI - dl und hher. Bam verlangt einige Male tiefere:Batne als C, es wre aber falscJ1, danam bestimmte Werkedem Cembalo zuordnen zu wollen. Da Bam weder aus demGeist des Clavimords heraus, noch aus dem des Cembalosheraus seine Klavierwerke gebildet hat, sondern aus seinemeigenen Geiste, so ist klanglim gegen eine Wiedergabe aufdem modernen Klavier (dessen erste, unvollkommene An-fnge Bam nom erlebte) nichts einzuwenden, wenn sim dieWiedergabe nur nicht am Geist dieser Musik versndigt.

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  • Jugendwerke

    Unter den frhen Versuchen Bachs sind viele Anfnger-und Studienarbeiten; Forkel meint, da von allen vor 1717geschriebenen Klavierwerken "hchstens 10-12 der Aufbe-wahrung wert seien".

    Das erste Werk, das ber dieses Niveau hinausragt, ist das

    Capriccio B-dur

    -ber die Abreise seines geliebten Bruders,wahrscheinlich 1704 komponiert, als Johann Jakob Bad1Hoboist im Heer Karls XII. von Schweden wurde. Es lehnt;sich eng an Kuhnau an, und ist zugleich Bams einziger Bei-trag zur Programm-Musik auf dem. Klavier. Die einzelnen.Stze hat Bach wie folgt berschrieben: Ist eine Schmeiche-.Jung der Freunde, um denselben von seiner Reise abzu-halten. - Ist eine" Vorstellung unterschiedlicher Casuum, dieihm in der Fremde knnten vorfallen. - Ist ein allgemeinesLamento der Freunde. - Allhier kommen die Freunde, weil'sie doch sehen, da es anders nimt sein kann und nehmenAbschied. - Aria di Postiglione - Fuga all imitazione dellacornetta di postiglione (Fuge ber das Hornsignal des Postil-lions) mit folgendem Thema:

    ~bl. ~l ~ ~ .1 -

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  • Ein zweites Capriccio in E-durist eine weit ausgedehnte Fuge. .Eine sogenannte Sonate in D-durim Stil Kuhnaus ist gleimfalls eine frhe, nom remt un-vollkommene Arbeit.Ungleim bedeutender sind

    Sieben Toccaten,die zwismen 1705 und 1713 in folgender Reihenfolge ent-standen sein mgen: d-moll, g-moll, e-moll, D-dur, c-moll,fis-moll, G-dur. Es sind mehrstzige Kompositionen, zumTeil improvisatorismen Charakters, alle mit ausgedehnterSmlufuge.Die Obertragungen von 16 Konzertenvon Vivaldi, Telemann, Herzog Johann Ernst von Sad1sen-Weimar u. a. (1708-14) knnen hier auer Betramt blei-ben; ihre Bedeutung ist stark bersmtzt worden.Ebenfalls in Bams Weimarer Zeit fllt die

    Aria variata alla maniera italiana (a-moll),Thema und zehn, meist nur zweistimmige Variationen;Bad1s einziges Variationenwerk vor den Goldberg- V aria-tionen (s. S. 35).Eine Fuge in a-moll

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  • ~m Charakter eine$ Perpetuum mobile, mit kurzem Prlu-dium, und ein ungleid1 bedeutenderes

    Prludium und Fuge in a-moll

    , '-' J Y -'" 0 - -vspter zum Tripelkonzert a-moll, (S. 47) erweitert, stam-men wohl aus den letzten Weimarer Jahren.

    Cthen

    Einen groen Aufschwung nimmt Bachs Klaviermusik inCthen; die Mehrzahl der unsterblichen Klavierwerke istdort entstanden. Es sind zunchst Unterrichtswerke, so das

    Klavierbchlein fr Friedemann Bach,1720 ft: den 9jhrigen Sohn begonnen (von H. K. 1926 imBrenreiterverlag neu herausgegeben). Teilweise darin ent-halten sind die

    12 kleinen Prludien,whrend uns die

    6 kleinen Prludien"a l'usage des Commen~ants" nur aus einer Absmrift For-kels berliefert sind.Einige

    Prludien mit Fughettenin d-moll, e-moll, a-moll und F-dur sind hier noch zunennen, vor allem aber die

    Inventionen.Es sind 15 zweistimmige (von Bach zuerst "Prambulum"genannt) und 15 dreistimmige Stcke ("Sinfonien"), tonart-Iicl1 von C bis h aufsteigend. Was Bach mit ihnen bezweckte,

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  • hat er klar im Titel (in das heutige Deutsm bertragen}ausgespromen:

    Aufrid1tige Anleitung,womit den Liebhabern des Klaviers, besonders aber denLernbegierigen, eine deutliche Art gezeigt wird, nid1tallein1. mit zwei Stimmen rein spielen zu lernen, sondern aum- bei weiteren Fortschritten -2. mit drei selbstndigen Stimmen richtig und wohl zuverfahren, anbei auch zugleich gute musikalische Ge-danken ("Inventiones) nicht allein zu bekommen, son-dern auch selbige wohl durd1zufhren, am allermeistenaber eine gesangvolle (cantable) Art im Spielen zu er-langen und daneben einen starken Vorschmack von derKomposition zu bekommen.

    Der Schler soll also saubere Technik, Deutlichkeit im poly-phonen Stil lernen, darber hinaus aber an diesen Beispie-len Lust zu eigenen kompositorischen Versuchen bekommen,und vor allem nicht hacken oder dreschen, sondern lernen,jede Linie gesangvoll herauszuarbeiten. Fr alle diese Zweckesind die Inventionen heute noch unerreichte Muster-beispiele.Noch grere Bedeutung und Berhmtheit hat das

    Wohltemperierte Klavier

    erlangt, dessen erster Teil 1722 vollendet wurde. Es sind24 Prludien und Fugen in den 12 Dur- und 12 Moll-Tonarten,

    "zum Nutzen und Gebraum der lehrbegierigen musikali-smen Jugend, als aum derer in diesem Studio smon habil(gesmickt) Seienden besonderen Zeitvertreib aufgesetztund verfertigt von Johann Sebastian Bam, p. t. Hom-frstlim Anhalt-Cthenismem Kapellmeister und Direk-tor der Kammer-Musiken. Anno 1722."

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  • f

    I

    !

    Titelblatt des Wohltemperierten Klaviers(1722)

  • Der Titel sagt aus, da das Werk fr ein "wohl", d. h.,gleid1mig "temperiertes" (gestimmtes) Klavier bestimmtwar, ein Instrument also, bei dem alle Halbtonsmritte.gleid1 gro sind. Die temperierte Quinte ist etwas kleiner,die groe Terz grer als in der reinen Stimmung. Erst seitEinfhrung dieser heute aussd1lielid1 bentzten Stimmungwar es mglid1, in allen Tonarten zu musizieren und nad1allen zu modulieren. Bad1 hat als Erster fr alle 24 Ton-.arten komponiert; nimt darin liegt aber die unvergnglid1eBedeutung des Werks, sondern in der unverwelklid1enFrisd1e der Erfindung und in der klassisd1en formalen Mei-'stersd1af\: der Prludien und Fugen. Aud1 zur Festlegungdes Charakters der Tonarten hat das Werk entsd1eidendbeigetragen.In geradezu idealer Weise verbindet das WohltemperierteKlavier Belehrung und Unterhaltung; nur der letzteren, der"Gemtsergtzung", dienen die Suiten Bams.Die

    Sechs franzsischen Suiten

    'stehen in d-moll, c-moll, Es-dur, h-moll, G-dur und E-dur;in die traditionelle Satzfolge: Allemande (4/4) - Courante("4 oder "t) - Sarabande (8/4) - Gigue (8/8 oder 8/8, selten 4/4)sind vor der Gigue 1-3 Stze eingesmoben, so da die Zahlder Stze zwismen 5 und 8 smwankt. Sie gehren zu denkstlimsten Gaben, die Bam der Hausmusik gesmenkt hat.Zwei einzelstehende Suiten in a-moll und Es-dur sind denfranzsismen anzugliedern. Sems grere Suiten tragen dieBezeimnun~

    Englische Suiten

    (wohl nur zur Untersmeidung von den "franzsismen(( sogenannt), sie stehen in A-dur, a-moll, g-moll, F-dur, e-mollund d-moll; jede wird durm ein groes, konzertantes Prlu-dium erffnet und in jeder wird vor der Gigue ein Satz(Menuett, Gavotte usw.) eingesmoben, so da sie smtlid1fnf-stzig sind.

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  • Von Einzelwerken der Cthener Zeit ist das bedeutendste die

    Chromatische Phantasie und Fuge.Die geniale Phantasie

    mit ihren strmisdt wogenden Passagen' und Harpeggien,ihren harmonisdt'khnen Rezitativen erfhrt ihre Festigungund Krnung durdt eine groe, konzertante Fuge, derenThema

    Phantasie und Doppelfuge in a-moll

    ~e ~- ~ .,~"~I ~., ~1S~= IE~~~~:t;~ ~. ..

    ;D _. - =l_~ ;.."~-:~~-& ~~~ I ~ -~ -:::

    ist vielleimt ebenfalls in Cthen entstanden.

    Das Not e n b u c h , das Bam1722 fr seine zweite GattinAnna Magdalena anlegte (Neuausgabe des Kunstwarts), ent-hlt vorwiegend leimte Stffimen, die wohl zum grerenTeil nicl1t von Bam sind. -,

    33Keller, Badt 3

    Chromatik und Diatonik zur hheren Einheit verbindet.

    Eine

  • Leipzig

    Als Bam 1723 nam Leipzig ging, mute er sim zunmstin den neuen pflid1tenkreis einarbeiten. Aber smon 1725begann er,

    Sechs Partiten

    im Abstand eines Jahres im Selbstverlag im Sticl1 heraus-zugeben. Es war sein opus 1, nacl1 der Sitte der Zeit, nurverffentlicl1te Werke und nur Instrumentalmusik mitOpuszahlen zu versehen. Er gab der Sammlung, in An-lehnung an Kuhnau, den Titel "Klavierbung, bestehend inPrludien, Allemanden, Couranten, Sarabanden, Giguen,Menuetten und anderen Galanterien, denen Liebhabern zurGemtsergtzung verfertigt." Wie die englismen Suiten, sohaben aucl1 diese "deutschen Suiten" (wie man sie schongenannt hat) zu Beginn einen prludienartigen Satz, sindabe