DIE ZEITUNG FÜR BLECKEDE, DAS AMT NEUHAUS, … zu schaffen", beschreibt Ramona Nettelbeck ihre Er...

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DIE ZEITUNG FÜR BLECKEDE, DAS AMT NEUHAUS, DAHLENBURG UND DEN LANDKREIS LÜNEBURG DONNERSTAG, 16. NOVEMBER 2017 \ Nr. 92 \ Einzelpreis: 99 Ct \ Nur 8,89 Euro/Monat I Q) Bleckede: 05852/1227 GEGRÜNDET 1878 -139. JAHRGANG Meine BZ. Hier bin ich zuhaus. 13 DONNERSTAG, 16. NOVEMBER Z017 / NR. 92 / 139. JAHRGANG Preten. „Ich habe dort oben ein völliges Gefühlschaos er- lebt. Mal ist man total moti- viert und voller Energie, mal möchte man umkehren, voller Selbstzweifel und weil man körperlich am Ende ist. Mor- gens ist man voller Euphorie, wenn die Sonne wunderschön über dem Berg aufgeht, dann wird es über den Wolken kalt und ungemütlich und man fragt sich, was tue ich hier ei- gentlich. Aber es ist ein wun- derbares Erlebnis gemeinsam und als Team diese Bestei- gung zu schaffen", beschreibt Ramona Nettelbeck ihre E r - fahrungen am Kilimandscha- ro, mit 5895 Meter ist der ehemalige Vulkan der höchste Berg Afrikas. Ende Septem- ber brechen Olaf und Ramona Nettelbeck zu ihrem unge- wöhnlichen Urlaub nach Tan- sania auf: Eine Woche Bergbe- steigung, eine Woche Safari in Fast geschafft: Olaf und Ramona Nettelbeck im letzten Camp vor dem Aufstieg zum Gipfel, der im Hintergrund zu sehen ist den Nationalparks und noch ein paar Tage Strandurlaub auf Sansibar. Eine Besteigung des Berges ist nur in Beglei- tung möglich: Neun Träger transportieren die Ausrüs- tung und Zelte nach oben, zwei Führer (Guides) beglei- ten die beiden Bergsteiger aus Preten, auch ein eigener Koch ist mit dabei. „Das war wirk- lich ein tolles Team, ohne das wir es nicht geschafft hätten", schwärmt Ramona Nettelbeck von ihrem ,Personar, „Die Guides haben eine spezielle Ausbildung, damit sie sofort eingreifen können, wenn es jemanden schlecht geht und absteigen muss." „Man ist natürlich froh, dass man nach einem Tag am Berg nicht noch kochen und Zelte aufbauen muss", wirft Olaf Nettelbeck ein, „Es werden einfach die bestmöglichen Bedingungen für eine Besteigung geschaf- fen." Fünf Tage dauert der Auf- stieg, durch ein wochenlanges spezielles Training im Vorfeld haben sich die beiden körper- lich auf die Strapazen am Berg vorbereitet. „Es war doch an- strengender als gedacht", räumt Ramona Nettelbeck ein, „Die Höhenkrankheit mit Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel hat uns zuneh- mend zu schaffen gemacht." Je höher der Berg, desto nied- riger der Sauerstoffgehalt der Luft. „Auf dem Gipfel gibt es nur 50% Sauerstoff im Ver- gleich zum Boden", erklärt Olaf Nettelbeck, „Man muss sich extrem konzentrieren, obwohl man nur ganz lang- sam einen Fuß vor den ande- ren setzt. Wenn wann nachts aufgestanden ist, um mal aus- zutreten, war der Puls schon total beschleunigt von dieser kurzen Aktion. Wir haben ei- nige Menschen gesehen, die nach unten getragen werden mussten. Höhenkrankheit kann sehr gefährlich werden. Am Fuß des Berges ist passen- derweise ein spezielles Kran- kenhaus für Höhengeschädig- te." Als vollkommen unwirklich erlebt Ramona Nettelbeck die letzte Etappe zum Gipfel: „Wir sind um Mitternacht aus dem letzten Camp mit den bei- den Guides und einem Träger für die Sauerstoffflasche auf- gebrochen und haben gegen halb sechs Uhr in der Früh den Gipfel erreicht. Es war stockdunkel und ich konnte gar nicht richtig realisieren, dass ich jetzt oben bin, weil es so wenig Orientierung gab. Es gibt noch nicht mal ein Zielfoto, weil es so dunkel war und man auf den Bildern nur die hellstrahlende Stirnlampe sieht. Ich war glücklich und stolz, aber es kommt auch so- fort der Gedanke: Jetzt musst den verdammten Berg auch wieder runter." Lange Zeit zum Verweilen bleibt auf dem Gipfel nicht, wegen der dün- nen Luft muss nach kurzer Zeit der Abstieg erfolgen. Zwei Tage später sind Ramona und Olaf Nettelbeck wieder in ih- rem Hotel. „Die erste Dusche nach sieben Tagen war einfach herrlich, auch wenn sie kalt war", lacht Ramona Nettel- beck, „Als Europäer hat man Luxusprobleme in Afrika ~ Der nächste Urlaub der bei- den Bergliebhaber ist schon in Planung: Es soll eine ganz harmlose Alpenüberquerung werden. Aber der Kilimand- scharo lässt sie nicht los: „Der steckt uns noch im Kopf. Beim zweiten Mal erlebt man eine solche Besteigung bewuss- ter. Tibet wäre auch schön", träumt Olaf Nettelbeck von den nächsten Tausendern. Ingunn Wittkopf

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DIE ZEITUNG FÜR BLECKEDE, DAS AMT NEUHAUS, DAHLENBURG UND DEN LANDKREIS LÜNEBURG

DONNERSTAG, 16. NOVEMBER 2017 \ Nr. 92 \ Einzelpreis: 99 Ct \ Nur 8,89 Euro/Monat I Q) Bleckede: 05852/1227

GEGRÜNDET 1878 -139. JAHRGANG

Meine BZ. Hier bin ich zuhaus. 13 DONNERSTAG, 16. NOVEMBER Z017 / NR. 92 / 139. JAHRGANG

Preten. „Ich habe dort oben ein völliges Gefühlschaos er­lebt. Mal ist man total moti­viert und voller Energie, mal möchte man umkehren, voller Selbstzweifel und weil man körperlich am Ende ist. Mor­gens ist man voller Euphorie, wenn die Sonne wunderschön über dem Berg aufgeht, dann wird es über den Wolken kalt und ungemütlich und man fragt sich, was tue ich hier ei­gentlich. Aber es ist ein wun­derbares Erlebnis gemeinsam und als Team diese Bestei­gung zu schaffen", beschreibt Ramona Nettelbeck ihre E r ­fahrungen am Kilimandscha­ro, mit 5895 Meter ist der ehemalige Vulkan der höchste Berg Afrikas. Ende Septem­ber brechen Olaf und Ramona Nettelbeck zu ihrem unge­wöhnlichen Urlaub nach Tan­sania auf: Eine Woche Bergbe­steigung, eine Woche Safari in

Fast geschafft: Olaf und Ramona

Nettelbeck im letzten Camp vor dem Aufstieg

zum Gipfel, der im Hintergrund zu sehen ist

den Nationalparks und noch ein paar Tage Strandurlaub auf Sansibar. Eine Besteigung des Berges ist nur in Beglei­tung möglich: Neun Träger transportieren die Ausrüs­tung und Zelte nach oben, zwei Führer (Guides) beglei­ten die beiden Bergsteiger aus Preten, auch ein eigener Koch ist mit dabei. „Das war wirk­lich ein tolles Team, ohne das wir es nicht geschafft hätten", schwärmt Ramona Nettelbeck von ihrem ,Personar, „Die Guides haben eine spezielle Ausbildung, damit sie sofort eingreifen können, wenn es

jemanden schlecht geht und absteigen muss." „Man ist natürlich froh, dass man nach einem Tag am Berg nicht noch kochen und Zelte aufbauen muss", wirft Olaf Nettelbeck ein, „Es werden einfach die bestmöglichen Bedingungen für eine Besteigung geschaf­fen." Fünf Tage dauert der Auf­stieg, durch ein wochenlanges spezielles Training im Vorfeld haben sich die beiden körper­lich auf die Strapazen am Berg vorbereitet. „Es war doch an­strengender als gedacht", räumt Ramona Nettelbeck ein, „Die Höhenkrankheit mit Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel hat uns zuneh­mend zu schaffen gemacht." Je höher der Berg, desto nied­

riger der Sauerstoffgehalt der Luft. „Auf dem Gipfel gibt es nur 50% Sauerstoff im Ver­gleich zum Boden", erklärt Olaf Nettelbeck, „Man muss sich extrem konzentrieren, obwohl man nur ganz lang­sam einen Fuß vor den ande­ren setzt. Wenn wann nachts aufgestanden ist, um mal aus­zutreten, war der Puls schon total beschleunigt von dieser kurzen Aktion. Wir haben ei­nige Menschen gesehen, die nach unten getragen werden mussten. Höhenkrankheit kann sehr gefährlich werden. Am Fuß des Berges ist passen­derweise ein spezielles Kran­kenhaus für Höhengeschädig­te." Als vollkommen unwirklich erlebt Ramona Nettelbeck

die letzte Etappe zum Gipfel: „Wir sind um Mitternacht aus dem letzten Camp mit den bei­den Guides und einem Träger für die Sauerstoffflasche auf­gebrochen und haben gegen halb sechs Uhr in der Früh den Gipfel erreicht. E s war stockdunkel und ich konnte gar nicht richtig realisieren, dass ich jetzt oben bin, weil es so wenig Orientierung gab. E s gibt noch nicht mal ein Zielfoto, weil es so dunkel war und man auf den Bildern nur die hellstrahlende Stirnlampe sieht. Ich war glücklich und stolz, aber es kommt auch so­fort der Gedanke: Jetzt musst den verdammten Berg auch wieder runter." Lange Zeit zum Verweilen bleibt auf dem Gipfel nicht, wegen der dün­

nen Luft muss nach kurzer Zeit der Abstieg erfolgen. Zwei Tage später sind Ramona und Olaf Nettelbeck wieder in ih­rem Hotel. „Die erste Dusche nach sieben Tagen war einfach herrlich, auch wenn sie kalt war", lacht Ramona Nettel­beck, „Als Europäer hat man Luxusprobleme in Afrika ~ Der nächste Urlaub der bei­den Bergliebhaber ist schon in Planung: E s soll eine ganz harmlose Alpenüberquerung werden. Aber der Kilimand­scharo lässt sie nicht los: „Der steckt uns noch im Kopf. Beim zweiten Mal erlebt man eine solche Besteigung bewuss-ter. Tibet wäre auch schön", träumt Olaf Nettelbeck von den nächsten Tausendern.

Ingunn Wittkopf