Dieses Jahr wird besser - FAZ.NET · geworden. Als Barbara Klemm ihr ikonisches Foto des Schweizer...

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JANUAR 2021 Wir beginnen mit einer Ausgabe über Mode, Schönheit, Kunst, Design, Geschichte und noch mehr Dinge, die das Leben bereichern Dieses Jahr wird besser

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JANUAR 2021

Wir beginnen mit einer Ausgabeüber Mode, Schönheit, Kunst,Design, Geschichte und noch mehrDinge, die das Leben bereichern

Dieses Jahrwird besser

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Verantwortlicher Redakteur:Dr. Alfons Kaiser

Redaktionelle Mitarbeit:Julia Anton, Johanna Dürrholz, Claus Eckert, SebastianEder, Leonie Feuerbach, Aylin Güler, Jasmin Jouhar, BenKuhlmann, Eva-Maria Lopez, Melanie Mühl, AndreasPlatthaus, Bert Rebhandl, Peter-Philipp Schmitt, BerndSteinle, Jennifer Wiebking, Maria Wiesner

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a, die Spritze auf dieser Seite sieht ein bisschen bedrohlichaus. Ich kann Ihnen die Angst davor nicht nehmen, ichkann sie nur verdoppeln. Denn die Spritze erinnert nichtnur an die Corona-Impfung. Sie erinnert auch an dieFaltenunterspritzung, die schon fast zu einem Volkssportgeworden ist. Anti-Aging? Ja, auch das ist ein Thema in

dieser Ausgabe, aber anders, als man vielleicht denkenkönnte. Wir singen hier nicht das Hohelied auf die ewige Jugend.Das Wort „perfekt“ ist in unserer Redaktion verpönt, weil essuggeriert, dass man perfekt werden kann oder soll oder muss.Das ist schon deswegen eine falsche Annahme, weil es „perfekt“nicht gibt. Gut ist uns gut genug. Und es ist auch deshalb falsch,Kollegen, Freunden oder Partnern Perfektionswillen einzuimpfen,weil man damit voraussetzt, dass sie nicht ohnehin schon allestun, was in ihren Möglichkeiten liegt. Misstrauen kann dieAtmosphäre vergiften. Überhaupt macht der Perfektionswahn dieMenschen unglücklich. Auch das muss hier noch einmal gesagtwerden, und deshalb ist es gut, dass die Spritze uns gedanklichimmunisiert: Bevor man sich der Selbstoptimierung hingibt, sollteman erst einmal dankbar sein, dass man das überhaupt kann.Denn die Impfung gegen Corona, die uns hoffentlich bald vonder Pandemie befreit, erinnert an all diejenigen, die nicht mehrgeimpft werden konnten, die auch wegen unseres Lebensstils,unseres Freiheitsgefühls und unserer Nachlässigkeit zum Opferwurden. Wir haben also allen Grund, demütig und dankbar indieses Jahr zu gehen. Wenn man das erkannt hat, dann kannman langsam über Neues nachdenken. Dann kann sogar derLuxus beginnen: darüber nachdenken, ob man die Wohnung neueinrichtet; ein wenig phantasieren, welche Looks das Lebenschöner machen könnten; sich womöglich von Street Art in Pariszu eigenen kreativen Höhenflügen inspirieren lassen; und, wenn esdenn gar nicht anders geht, auch mal unters Messer legen oder

eine Spritze ansetzen lassen. Wir wollen Sie zu nichts überreden.Aber man kann auch dankbar sein, indem man sich

der Zukunft hingibt. Alfons Kaiser

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Sofia Boutella and Mads Mikkelsenilluminated by Mito largo.Watch the movie on occhio.com

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EVA-MARIA LOPEZ, die alsKünstlerin in Paris und Karlsruhearbeitet, ist gerne auf der ganzenWelt unterwegs – wenn sie nichtgerade von einer Pandemie auf-gehalten wird. Auf der Suchenach einem anderen Blick auf dieDinge kam die Freundin antikerGärten und alter Parks einesTages ins winterliche Versailles.Der Anblick all der verhülltenSkulpturen ließ sie nicht mehrlos. Gleich mehrmals war siein den vergangenen Jahren imHerbst und Winter dort. IhreFotoserie zeigt die Geschöpfe desSonnenkönigs Ludwig XIV.(Seite 26). Sie entziehen sichgleichsam den Blicken – bis sieim Frühjahr enthüllt werden.

BERT REBHANDL, gebürtigerÖsterreicher, lebt als freier Jour-nalist und Autor in Berlin. Fürdie F.A.Z. schreibt er regelmäßigüber Film und Kino. OliverMasucci traf er im vergangenenJahr gleich zweimal. Das ersteGespräch in einem Hotel inBerlin anlässlich des Films„Enfant Terrible“ war freimütigund intensiv – andere Stars hättenbeim Autorisieren wohl vielesgestrichen, Masucci nahm nichtsdavon zurück. Als es einigeWochen später wieder zu einemGespräch kam, nun über die„Schachnovelle“, per Facetimezwischen Berlin und London,drehten die beiden das Intervieweinfach weiter. (Seite 16)

CLAUS ECKERT hat imMagazin schon viele Anregungenfür die heimische Küche gegeben.In dieser Ausgabe empfiehlt derBildredakteur und FreizeitkochKönigsberger Klopse (Seite 40).Er war überrascht, dass imBaltikum schon zu ImmanuelKants Zeiten so mediterraneZutaten wie Sardelle, Kaper undZitrone kombiniert wurden.Nur schade, dass Eckert nichtdie lieben Kollegen zum Esseneinladen konnte.

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BEITERMELANIE MÜHL, Redakteurinim Feuilleton, hat sich schon invielen Artikeln, auch für diesesMagazin, mit der Schönheits-industrie beschäftigt. Ihre Fragezu einem Megatrend der vergan-genen Jahre: Wohin führt unseigentlich die Selbstoptimierung?Für diese Ausgabe wollte siewissen: Kann man in Würdealtern – und trotzdem einbisschen nachhelfen? WelcheMethoden sind neben Botoxund Fillern angesagt? Und: SindFacelifts überhaupt noch zeitge-mäß? Zwei Fachleute, die in ihrer

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ber (Seite 36).sie berichtenüber die Fälle,n sie eine Be-g strikt ablehnen.

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B E S T E L L E J E T Z T D E I N E M R M A R V I S H O S E N A U F M R M A R V I S . D E

GEFERTIGT IN PORTUGAL

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7INHALT

ZUM TITELGeorgeanie Aristide trägt einOberteil und eine Hose vonAlexandre Blanc sowie Sneakervon Asics. Sie wurde von YavidanCastillo in Paris fotografiert.

IM WARMEN In diesemWinter haben Hausschuheerst recht Saison. Seite 12

AM FUSS Der Sneaker Mizunox La MJC Mondo Control machtdie Neunziger lebendig. Seite 14

IM GUTEN Diese Ideen fürnachhaltiges Arbeiten sindausgezeichnet. Seite 14

IM SINN Beim Kleiderkaufhat Corona die Deutschen zumUmdenken bewegt. Seite 25

IM KOMMEN In der Brianza istDesign zu Hause. Bestes Beispiel:Molteni & C. Seite 34

AM STRAND Im brasilianischenBadeort Praia da Pipa lässt sichauch jetzt gut Luft holen. Seite 39

Die nächste Ausgabe des Magazins liegt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 13. Februar bei.Im Netz: www.faz.net/stil Facebook: Frankfurter Allgemeine Stil Instagram: @fazmagazinTwitter: @fazmagazin

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Blaupause: Der Tisch Solvon Alex Ortega und CarlosGuijarro für Classicon und15 weitere Neuheiten sind– auch ohne die KölnerMöbelmesse – einen Blickwert. (Seite 28)

Eigener Dreh: AntoniaFrey und SimonVorhammer entwerfenSchmuckstücke aus Gold,die auf parametrischen3D-Modellen basieren.(Seite 24)

9 FRIEDRICHDÜRRENMATT11 CHIUNE SUGIHARA14 MELANIEDALCANTON16 OLIVERMASUCCI42 DICK SPIERENBURG

Nachdrücklichnachhaltig: DerGestalter Stefan Diezhat zehn Regeln fürDesign in der Kreislauf-wirtschaft definiert.(Seite 30)

Gegen die Wand: In Parisgehen Mode und StreetArt oft aufsehenerregendeKombinationen ein.(Seite 18)

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9BILDER AUS DER ZEITUNG

Den legendenumwobenen Komplex wird der Diogenes-Verlag im Herbst dieses Jahres erstmals aus dem Nachlassheraus als fünfbändige Ausgabe veröffentlichen – undselbst die ist nur Fragment, denn um der komplexen Über-lieferungslage gerecht zu werden, gibt es dazu noch eineerweiterte Online-Edition.

Was man an dem Foto von Barbara Klemm ablesenkann, ist die Zwitterexistenz Dürrenmatts. Berühmt war erals Autor, doch er selbst sah sich mindestens ebenso sehr alsZeichner – als Karikaturist hätte er genauso gut Erfolghaben können. Türmen sich auf dem Schreibtisch dieBücher, so sind die Wände behängt mit Bildern, eigenenund fremden, und nur wenn man genau hinsieht, kannman erkennen, dass sich hinter den StoffbespannungenWandschränke verbergen, in denen sich, wie ein im Jahrzuvor von Barbara Klemms Kollege Edouard Rieben auf-genommenes Bild zeigt, dicht an dicht die Bücher reihen.Aber eben unsichtbar.

Auch Dürrenmatt wollte verschwinden: in seinen Tex-ten. Als Barbara Klemm ihn aufsuchte, empfing er sie„knodderig“, wie sie sich erinnert; die Fotografin hatte denAufstieg zu dem am Hang gelegenen Haus nicht gleich ge-funden, und Dürrenmatt zeigte sich trotz der Verabredungunleidlich ob der Störung seines geheiligten Schreibprozes-ses. So fing er an, seiner Sekretärin zu diktieren, und sankdarüber immer mehr zusammen – was Barbara Klemmfaszinierte. Als er sie nach einigen Minuten stillen Zu-schauens unwirsch fragte: „Was wollen Sie jetzt machen?“,bat sie ihn, die Sekretärin wegzuschicken und einfachselbst weiterzuschreiben. Dürrenmatt änderte seine Hal-tung nicht mehr, und so entstand das berühmte Bild.Später trat der Schriftsteller noch neben sein Teleskop, dasjenseits des linken Bildrandes aufgestellt war, und ließ sichvon der Fotografin wie ein Grandseigneur ablichten. Auchdieses Bild ist wohlgeraten. Doch was bleibt, ist der ver-sunkene Arbeiter. Andreas Platthaus

Am 5. Januar wäre Friedrich Dürrenmatt 100 Jahre altgeworden. Als Barbara Klemm ihr ikonisches Foto desSchweizer Schriftstellers in seinem Arbeitszimmer auf-nahm, war er noch keine 60, doch derart tief über denSchreibtisch gebeugt – als wollte er ins Manuskript hinein-kriechen –, wirkt er darauf viel älter. Dabei sollte er nochzehn Jahre zu leben haben: Am 14. Dezember 1990 starber, doch am Tag zuvor hatte er am hier abgebildetenSchreibtisch des Hauses in Neuchâtel noch am Text einerRede gefeilt, die er zu Ehren des damaligen sowjetischenStaatspräsidenten Michail Gorbatschow drei Wochenzuvor in Berlin gehalten hatte. Dürrenmatt war nie fertigmit dem eigenen Wort, er polierte seine Texte so lange, bissie die aufklärerische Leuchtkraft bekamen, wegen derer erschrieb. Vieles, womöglich alles, ist jedoch in seinen Augennie zu Ende gebracht worden.

Am wenigsten das „Stoffe-Projekt“. Das ist ein riesigesProsakonvolut, mit dem Dürrenmatt 1969 begonnenhatte, auf dem Höhepunkt seines Ruhms als Theaterautor,dem mit „Die Physiker“ und „Der Besuch der alten Dame“zwei der meistgespielten deutschsprachigen Dramen derNachkriegszeit zu verdanken sind. In den „Stoffen“ wollteer über das eigene Tun Rechenschaft ablegen, sie warengedacht als „Resultate meines Denkens, die Spiegel, indenen, je nach ihrem Schliff, mein Denken und meinLeben reflektiert werden“. Doch er schrieb an ihnen immerweiter, schliff sie schärfer zu und um. Das erste Buch, daser 1981 schließlich daraus freigab, überarbeitete Dürren-matt in den Folgejahren wieder, und als es 1990 noch ein-mal neu erschien, begleitet von einem zweiten Band der„Stoffe“, sollten das seine letzten Publikationen zu Leb-zeiten sein. Diese beiden Bücher, „Labyrinth“ und „Turm-bau“ betitelt, summierten sich auf 550 Textseiten, aber daswaren nur Bruchteile des Geplanten: Das, was Dürrenmattbis zuletzt an seinem Schreibtisch dazu niederschrieb,belief sich zum Zeitpunkt seines Todes auf viermal so viel.

VORDREISSIGJAHREN

Aus der F.A.Z. („Bilder und Zeiten“) vom 12. Januar 1991: Friedrich Dürrenmatt in seinem Arbeitszimmer Foto Barbara Klemm

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PRÊT-À-PARLER

In den Lifestyle-Zeitschriften folgt das Jahr normalerweise einem zuverlässigen Zyklus.Die Ausgaben von Januar bis März stehen im Zeichen des Neustarts, als wäre das Lebenein Computer mit Reset-Taste. Im Juni, Juli, August rückt mit den steigenden Tempera-turen das Thema Klimawandel auf die Agenda und damit: Nachhaltigkeit. RichtungOktober heißt es dann Rückzug in die eigenen vier Wände: Cocooning. Jetzt ist Januar,aber mit Wörtern wie „Aufbruch“ oder „Fresh Start“ muss niemand kommen. Auch wirzeigen auf dieser Seite Hausschuhe, als wäre es November, als müsste man sich nochlange unter der Wolldecke verkriechen und an der Teetasse festhalten.

2021 bleibt vorerst alles anders, und wenn Urlaubs- und Geburtstagsplanungen vomTisch sind und man in Sachen Beziehung oder Wohnsituation oder Arbeitsverhältnisgerade nicht unbedingt Reset drücken möchte, dann bleiben wir eben zu Hause, inHausschuhen. Zum Beispiel in Modellen von Birkenstock (3), die uns Deutschen ohne-hin an die Füße gewachsen scheinen. Es darf einmal etwas anderes sein? Marc O’Polo(1), Boden (5), Barbour (6). Bedarf ist ja da, das wird man auch bei Ugg erkannt haben,der australischen Lammfellpuschen-Marke, die das Prinzip von Hausschuhen einsterfolgreich auf die Straße brachte. Jetzt kehren sie es um, mit Riemchen-Sandalen (7),die zu Hause etwas hermachen.

Jogginghose ist schließlich nicht gleich Jogginghose, auch das ist eine der Lehren desvergangenen Jahres. Die Schlappen von Dior (2), mit denen es in besseren Zeiten auchin ein Spa gehen könnte, und die Babouches von Tassel Tales (4) zeigen es. Letzterekönnten aus den Souks in Marrakesch kommen, Mitbringsel vom letzten Citytrip. Jetztliefert DHL sie an die Tür. (jwi.) Fotos Lucas Bäuml

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Wir bleibenin Hausschuhen

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14 PRÊT-À-PARLER

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Insekten im Futter,Tabletten zum Reinigen

Ein Duft wie ein umgestülpter Würfel

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist zum Modewort gewor-den. Was genau das ist, definiert jeder irgendwie anders,gerade so, wie es einem – als Produzent oder Konsument– zupasskommt. Einen Leitfaden aber gibt es: die Agenda2030 für nachhaltige Entwicklung, die vor gut fünfJahren von den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationeneinstimmig verabschiedet wurde. Sie enthält 17 Ziele füreine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigeEntwicklung. Die Ziele gelten universal und reichen „vonder Beseitigung des weltweiten Hungers über die Stärkungvon nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktionbis hin zu Maßnahmen für den Klimaschutz“.

Auf sie bezieht sich auch der Deutsche Nachhaltig-keitspreis, der im Dezember zum dreizehnten Mal undin der Kategorie Design zum ersten Mal vergeben wurde.Dabei zeigte sich: Nachhaltig kann vieles sein – die deutsche

Wer meine Kolumne liest, weiß, dass ich Adidas-Fan bin,die Skaterschuhe von Vans gerne trage und immer auf derSuche nach nachhaltigen Alternativen bin. In meinemSchuhschrank habe ich aber auch Schmuckstücke vonMarken, die weniger bekannt sind. Eine möchte ich Ihnenzu Jahresbeginn vorstellen: Mizuno.

Angeregt von seiner Liebe zum Baseball nach einerReise in die Vereinigten Staaten, gründete Rihachi Mizunodie Marke 1906 in Osaka. Er wollte das Interesse andem amerikanischen Sport in Japan steigern. Seither schufMizuno außer Baseballausrüstung auch Kleidung fürTennis, Golf, Skifahren, Leichtathletik, Boxen, Fußballund Handball. Wegen des internationalen Laufbooms inden siebziger Jahren erforschte die Marke Schuhe wissen-schaftlich. Ziel war die Optimierung für mehr sportlicheLeistung. In Japan verbinden heute viele Menschen dieMarke mit Sport, Qualität und Geschichte. Umwelt-bewusst arbeitet sie mit dem Mizuno Environment Label.

Die Silhouette Mondo Control erblickte 1995 dasLicht der Sneakerwelt. Damals half der technologischhochentwickelte Laufschuh dabei, den High-Performance-Running-Markt zu erschließen. Heute ist Mondo Controlzu einer Stilikone geworden. Hinter dem Kooperations-partner La MJC steckt der Pariser Designer MichaelDupouy. Die Kooperation mit Mizuno ist nicht seineerste: Durch die Zusammenarbeit mit dem ehemaligenPariser Concept-Store Colette und mit Asics hat sich LaMJC einen Namen in der Sneakerwelt gemacht. 2015 hater die Streetwear-Marke Club 75 mitgegründet.

Der neue Mizuno x La MJC Mondo Control trägt denNamen „Matière Grise“, was so viel wie „Graue Substanz“heißt. Das Obermaterial besteht aus einem Mix aus Mesh,Wildleder und Leder. Die Grundtöne sind hell gehalten.Die rosafarbenen und violetten Runbird-Logos von Mizunoan den Innen- und Außenseiten des Schuhs sind Hin-gucker. Die MJC-Insignien erscheinen auf den Zungenund den hinteren Absätzen, zusammen mit dem Mottodes Labels: „Vivre sans temps mort“, frei übersetzt:„Genieße immer das Leben.“

Die limitierte Auflage des Mizuno x La MJC MondoControl ist eine Hommage an die neunziger Jahre. Ur-sprünglich sollte das Modell im Sommer 2020 anlässlichdes fünfjährigen Jubiläums des Club-75-Flagship-Storesherauskommen. Wegen Corona musste die Veranstaltungausfallen. Der Designer ließ sich davon nicht unterkriegenund entschied sich für einen anderen Weg: Er spendetemit Club 75 einen großen Teil der Einnahmen an dasForschungszentrum Institut Pasteur, das sich mit derBekämpfung von Covid-19 beschäftigt. Eine schöneGeste in dieser verrückten Zeit. Aylin Güler

SNEAK AROUND (26):MIZUNO X LA MJC MONDOCONTROL „MATIÈRE GRISE“

Melanie Dal Canton ist in ihrem Alltag von schönen Düftenumgeben. Seit sie sich vor acht Jahren selbständig gemachthat, verkauft sie in ihrem Geschäft MDC Cosmetic imBerliner Prenzlauer Berg Schönheitsprodukte. Seit Herbststeht nun ein neuer Duft in den Regalen. Schillernd trägter ihre Initiale auf der schlichten Schachtel: Oloid.

„Die Idee, ein eigenes Produkt herauszubringen, hatteich schon lange, und da es bereits so viele gute Cremes undLotions gibt, entschied ich mich für Parfum“, sagt DalCanton. Mit Blick auf die Verjüngungsversprechen dermeisten Beautyprodukte fügt sie hinzu: „Das Altern werdenwir alle nicht aufhalten können, aber ich wollte etwasSchönes schaffen, das in jedem Alter froh stimmt.“

Einen kreativen Partner für die Duftkomposition fandsie in Geza Schön. Der Berliner Parfümeur hatte 2006eine kleine Parfumrevolution angestoßen. Für seinen DuftMolecule 01 mischte er nicht wie üblich mehrere Duft-nuancen, sondern konzentrierte sich komplett auf dasDuftmolekül Iso E Super, das so strahlend und wandelbarist, dass es den gesamten Duft trägt.

Drei Jahre lang arbeitete Schön mit Dal Canton anOloid. Sie hatte ihm anfangs beschrieben, wie das End-produkt riechen solle: „Nach reiner Luft, Gräsern und demerhebenden Gefühl, gerade einen 2000 Meter hohen Bergbestiegen zu haben und beim Blick hinab überwältigtdavon zu sein, wie klein man in der Natur eigentlich ist.“Das Leichte, Frische und Krautige ist tatsächlich im End-produkt enthalten. Dal Canton spricht von einer Wald-meisternote, dazu kommt eine Note voller strahlenderEleganz, die weich ist, aber nicht süß, und den Trägerumhüllt. Wäre sie ein Kleidungsstück, dann entsprächesie eher einem Tuch aus feinster gekämmter Baumwolle als

Band Milky Chance („Sadnecessary“) aus Kassel zum Bei-spiel. Clemens Rehbein und Philipp Dausch haben nichtnur einen eigenen Blog, mit dem sie sich für die Umwelteinsetzen. Wer ein Konzertticket von ihnen kauft, pflanztdamit zugleich über das Reforestation Project einen Baumin Madagaskar. Und bei den Konzerten können sich dieFans ihre eigene Kleidung bedrucken lassen, statt einneues T-Shirt als Merchandiseprodukt zu kaufen, auf demder Name der Band und die Tourdaten stehen.

In der Kategorie Design ging es nicht nur um „Ikonen“wie den Bugholzstuhl 214 von Thonet, der als erstesSerienprodukt mit effizientem Verpackungs- und Ver-triebssystem gilt, oder „Vorreiter“ wie die Leuchte Aynovon Stefan Diez, die mit sehr wenig Materialeinsatz vonMidgard produziert wird. Auch ungewöhnliche Ideen ausden Bereichen „Mobilität und Transport“, „Ernährungund Landwirtschaft“ sowie „Gesundheit und Pflege“wurden ausgezeichnet: das Unternehmen Ralf Bohleetwa, das alte Fahrradschläuche zurücknimmt, um siewiederzuverwerten und so einen geschlossenen Produkt-kreislauf zu schaffen und Energie einzusparen. MjamjamPetfood bietet Katzen- und Hundefutter an, das Insektenals Alternative zu Fleisch enthält. Das spart Ressourcenund schont die Umwelt. Und Everdrop stellt plastikfreieReinigungsmittel in Tabform her, die in Wasser aufgelöstzumReiniger werden.Das reduziert denCO -Fußabdruckbeim Transport – hat aber auch den Vorteil, dass manbeim Einkaufen weniger zu schleppen hat. (pps.)

Dreimal nachhaltig:Reinigungsmittel inTabform von Everdrop,Insekten als Alternativezu Fleisch im Futterfür Katzen und Hundevon Mjamjam undFahrradschlauch-recycling vonRalf Bohle.

einem dicken Kaschmirschal. Wenn sie einer geometrischenFigur entspräche, dann wohl dem Oloid.

Diese Erfindung des Anthroposophen und KünstlersPaul Schatz beschäftigte Dal Canton lange. Wie Schatzkommt auch Dal Canton aus der Gegend des Bodensees.In Konstanz und in der Schweiz begab sie sich unlängstauf Spurensuche nach dem Schaffen dieses Manns, der mitFormen spielte. „Er hat versucht, denWürfel umzustülpen,und heraus kam der Oloid“, sagt Dal Canton. WelcheForm dieser Namensgeber ihres Parfums eigentlich hat,erfährt man, wenn man die Seife der gleichen Serie zurHand nimmt: ein glattes Produkt, das aussieht, als würdensich zwei gleichgroße Kreise senkrecht schneiden, ein wenigerinnert es an einen Propeller, dessen Enden schnabel-förmig zulaufen. Auch das Oloid-Seifenstück enthält denDuft in hoher Konzentration. „Man kann es auch als Raum-duft verwenden“, sagt Dal Canton. Oder man erfreutsich beim pandemiebedingten Händewaschen an seinerungewöhnlichen Form. (marw.)

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PORTRÄT16

Oliver Masucci lebt gerade in einer Blase. Sie be-steht aus zwei Zimmern eines Luxushotels in einemGolfresort in London. In einem Zimmer schläft er,telefoniert mit seiner Freundin und seinen Kindernund gibt zwischendurch Interviews via Facetime.Im anderen Zimmer haben ihm Mitarbeiter desHotels Fitnessgeräte aufgebaut, denn das Gym istgeschlossen, und Masucci hat körperlich einigeszu tun. Er muss wieder in Form kommen, nach-dem er zuletzt zweimal als Charakterdarsteller mitPlauze gefragt war: als genialer Wüterich RainerWerner Fassbinder im Film „Enfant Terrible“ vonOskar Roehler und in „Schachnovelle“ von PhilippStölzl. Er spielt den Wiener Großbürger JosefBartok, dem man auch durch eine gewisse Leibes-fülle ansehen sollte, dass er das Leben zu genießenweiß – bis die Nazis ihn 1938 in einem Luxushoteleinsperren, um ihm die Nummern von Geheim-konten der alten Aristokratie abzupressen.

Die Vorlage stammt von Stefan Zweig, dersich mit der „Schachnovelle“ seine Depressionüber den Aufstieg des Nationalsozialismus vomHals schreiben wollte und als letzte Zuflucht einePersönlichkeitsspaltung ausmalte. Mit der Rolledes Josef Bartok hat Masucci einen ganzen Filmquasi für sich allein. Er muss glaubhaft machen,und er schafft das auch, dass ein Mann, der ebennoch an rauschende Ballnächte gewöhnt war,plötzlich ganz auf sich zurückgeworfen ist. Undsich mit Schachfiguren aus Brotkrumen eineninneren Halt schafft, der ihn Schmerz und Ge-walt ertragen lässt. Die letzte Klappe fiel just anjenem Tag im März 2020, als Deutschland zumersten Mal wegen Covid-19 dicht machte.

„Die Rolle war eine Auseinandersetzung mitExtremzuständen“, sagt Masucci. „Es war einhartes Jahr. Ich war schlecht gelaunt während derDreharbeiten, das war eine derartige psychischeAbwärtsspirale, du kommst ja vier Monate nichtraus. Da drehst du von morgens um sechs bisabends um acht. Dann trinkst du drei GläserRotwein, um schlafen zu können. Dann fängstdu an, davon zu träumen. Da gibt’s kein Ent-kommen, morgen kommst du wieder zum Dreh-ort und wirst gefoltert. Und trotzdem musst dudie Empathie für einen Menschen erzeugen.“

Das ist eine gute Formel für die Aufgabe vonSchauspielern: Sie machen Individuen zugäng-lich, die auch für sich selbst oft unzugänglichsind. Fassbinder ist da ein eminentes Beispiel: einMann, der alles über sich und das Leben wusste,aber trotzdem die Bremse nicht fand, die ihn vordem frühen Tod bewahrt hätte. Für die Rolle gabes auch eine Einladung nach Cannes, allerdingsblieb die virtuell – das Filmfestival wurde imFrühling der Pandemie abgesagt.

Zu dem Zeitpunkt, an dem Masucci über„Schachnovelle“ und „Enfant Terrible“ und das

seltsame Jahr 2020 spricht, ist er längst mit neuenProjekten beschäftigt – wie das so ist bei einem,der innerhalb weniger Jahre zu einem der gefrag-testen Schauspieler des Landes aufgestiegen ist.Über den Film, den er in London dreht, darf ernichts verraten. Es ist eine internationale Groß-produktion, der nächste Karrieresprung, undwenn man sich vergegenwärtigen möchte, wiegroß dieser Sprung ist, hilft vielleicht derHinweis, dass sich Masucci vor fünf Jahren inPhilipp Stölzls „Winnetou“ noch mit der Neben-rolle des Hässlichen Joe bescheiden musste.

Begegnungen mit Masucci sind immer inten-siv – ob man ihn persönlich in einem Hotel inBerlin trifft anlässlich von „Enfant Terrible“ oderauf einem kleinen Display in sein Hotelzimmerin London blickt. Man glaubt selbst durch dasTelefon die physische Präsenz zu spüren, die eraus seinen Jahren am Theater mitgenommen hat.Auf die Bühnenerfahrung angesprochen, sagt er:„Das war eine Manie, die man am Theater hatte.Ich habe 30 Jahre Theater gespielt, ich war zwölf,als ich anfing, und ich war da immer einGesinnungstäter. Denn ich habe das Theater ge-liebt. Ich weiß retrospektiv nicht, wie ich das ge-macht habe, wie ich jeden zweiten Tag abendsfünf Stunden auf der Bühne stehen konnte, undmorgens wieder proben, in dieser komplettenSelbstausbeutung. Ich habe so viele Filme undGeld und Rollen abgelehnt und weggetan, weilich einfach dachte, ich bin da, wo die Texte sind.Das ist besser als im Fernsehen, wo es die Textenicht gibt. Bis irgendwann Texte und Rollenkamen, die das ausgleichen konnten. Denn ichkann mir nicht vorstellen, meinen Beruf zu ma-chen, ohne eine Erfahrung zu machen.“

Der Selbstausbeutung hat Masucci allerdingsfrüh einen Riegel vorgeschoben. Er spricht mitviel Anteilnahme über Kollegen, die unter demLockdown der Kultur schwer zu leiden haben. Ermacht aber auch deutlich, dass er selbst von jun-gen Jahren an dafür gesorgt hat, dass er die nöti-ge Absicherung hat, um in dem harten Metier zubestehen. „Mein Vater hat mich damals immergefragt: Was verdienst du? Da hatte der noch seinRestaurant. Ich habe damals, glaube ich, 1600Euro netto oder so bekommen. Als er das gehörthat, hat er gesagt: Komm doch bei mir Pizzamachen, da verdienst du mehr. Das hat mich der-art getroffen, dass ich gesagt habe, ich will rausaus dem Vertrag am Stadttheater.“

INNERE ABGRÜNDEIm Lauf der Jahre hatte er Engagements an denbesten Bühnen im deutschsprachigen Raum.2009 ging er nach Wien ans Burgtheater, er wardort Teil der Intendanz von Matthias Hartmann,die mit einem Finanzskandal endete. Da hatte er

In Los Angeles: OliverMasucci hat den Sprungins internationaleFilmgeschäft geschafft.

„DAS EGOMUSSGROSSSEIN“Von Bert Rebhandl, Fotos Lottermann and Fuentes

Oliver Masucci ist zu einem der gefragtestendeutschen Schauspieler aufgestiegen. EinenTraum würde er sich aber gerne noch erfüllen:mit Quentin Tarantino drehen.

17PORTRÄT

die Leute an ,Dark‘ wohl so fasziniert, ist, dassdu das nicht einfach wegkonsumieren kannst.Es braucht aktives Zuschauen. Das geht gegenden Trend.“

Die Serie wurde auch international ein großerErfolg. Vielleicht kann er sich nun sogar nocheinen Traum verwirklichen. Auf die Frage nachRegisseuren, mit denen er gerne einmal arbeitenwürde, antwortet er, ohne eine Sekunde nach-denken zu müssen: „Ganz vorne weg immerTarantino. Als bei ,Inglourious Basterds‘ so vieledeutsche Schauspieler dabei waren, da gab esmich noch nicht im Kino. Man denkt immer,Tarantino ist so ein Genre-Dings. Aber ,PulpFiction‘ hat eingeschlagen wie eine Granate unddas Filmemachen an sich komplett verändert.Man kann doch heute keinen Film mehr miteiner normalen Dramaturgie machen.“

Masucci verbindet seine Eloge auf QuentinTarantino mit ein wenig Spott über deutscheFilme, in denen alles immer doppelt und dreifacherklärt werden muss, in denen Bilder und Gestennicht für sich stehen dürfen. „Solche überflüssi-gen Sätze gäbe es bei Tarantino nie. Tarantinoist ein Cineast, der jeden B-Film kennt. BeimTheater geht es um Übersetzung aus der Realität,das ist doch die Fiktion. Die macht Tarantino.Jeder Betrieb versucht, immer wieder in seinenUrsprungszustand zurückzugehen, und so hat auchdas Kino versucht zu vergessen, dass es ,PulpFiction‘ gab. Man sollte eigentlich jedes Dreh-buch einem Tarantino-Check unterziehen.“

An dem Bilderstürmer Tarantino erkenntMasucci wohl auch sein eigenes Selbstverständ-nis. Am Theater hat er zeitlebens „viele Wahnsin-nige“ getroffen, die Kehrseite dieses Wahnsinnsmuss aber eben nicht unbedingt Selbstbeschei-dung und mittlere Lage sein. Man kann schonhoch zielen. „Das eigene Selbstbewusstsein, dasmuss halt groß sein, das Ego muss groß sein,und dann musst du noch das Selbstbewusstseinhaben, dieses Ego auch zu tragen und dir dasauch noch zu glauben.“

Sollte die Karriere trotzdem nicht direkt nachHollywood und zu einem Oscar führen, müssteman sich Oliver Masucci aber nicht als einen vonEnttäuschung zerfressenen Menschen vorstellen.Es gibt auch noch eine andere Vision für seinLeben. Da spielt er nicht Schach mit dem Grauen,sondern Backgammon, das Spiel, das er persön-lich vorzieht, weil es da auch gar nicht so sehrdarum geht, jemanden zu schlagen. „Ich habemal die Idee gehabt, einen Dokumentarfilmzu drehen. Du musst eigentlich nur ein Back-gammon aufschlagen und einen Kaffee bestellen.Und dann warten. Es könnte schön sein, soden arabischen Raum zu bereisen. Einfach malgucken: Wer kommt denn jetzt?“ Ö

schon mehr als nur ein Spielbein im Kino. 2015spielte er in der Satire „Er ist wieder da“ einenzurückgekehrten Adolf Hitler. Masucci wählt gerneFiguren, die so etwas wie innere Kraftwerke haben.Er gilt als Darsteller, der über den Körper kommt,möchte das aber so trivial nicht stehen lassen. „Dasist auch sehr viel Psyche, was ich da mache. Dasgeistige Training ist sehr wichtig. Ich habe geradedas Buch von meinem sehr geschätzten KollegenJoachim Meyerhoff gelesen über seinen Schlag-anfall. Wie er den Hamlet zitiert im Kranken-wagen, um seinen Geist nicht vollkommen zuverlieren, das kann ich absolut nachvollziehen. Ichversuche, gewisse Texte immer parat zu haben.Ein absoluter Nonsenstext, der sehr wichtig istfür mich, ist ,Der Zipferlake‘ von Lewis Carroll,übersetzt von Christian Enzensberger. ,Verdaustigwar’s, und glaße Wieben rotterten gorkicht imGemak.‘ Das ist gut, das zu können.“

Das ist der andere Aspekt im Leben einesSchauspielers. So sehr es darum geht, innere Ab-gründe auszuloten und manchmal dem Zerfalleine Form zu geben – die Sprache bildet immereinen Anker. Fußballspieler trainieren Freistöße.Schauspieler trainieren Worte. Seine Kindheitin einer Familie mit Migrationshintergrund hatauch Masuccis Verhältnis zur Sprache geprägt.„Deutsch war für mich schwierig als Kind. In derSchule habe ich die Sprache lange nicht ange-nommen. Ich wurde ,Spaghetti‘ und ,Pizza‘ und,Itaker‘ genannt. Das Lesen war schwierig. Ich leselangsam, aber ich lese genau.“ Eine der Pointen der„Schachnovelle“ liegt darin, dass es die abstrakteSprache eines Spiels ist, an die Bartok sich haltenmuss. Das einzige Buch, das ihm in die Händefällt, enthält nichts weiter als die Züge von Partienzwischen Schwarz und Weiß.

Der Schmerz ist eine der Grenzen, an denendie Sprache versagt. Angesichts der Rolle desJosef Bartok liegt es nahe, Masucci auch nach sei-nen Erfahrungen mit Schmerz zu fragen. Ist dasfür ihn eher ein theoretisches Wissen? „Ich haltesicher einiges aus, weil ich als Kind mit einerSkoliose geboren wurde, mein ganzes Lebenkämpfe ich mit Schmerzen“, sagt er. „Mein Papawar überzeugt, dass man sich durchbeißen muss.Wenn andere Leute sagen, einen Schmerz aufeiner Skala von eins bis zehn empfinden sie alseine acht, ist es bei mir eine vier. Ich kommedamit ganz gut klar und lebe damit seit langem,obwohl das auf Dauer auch zermürbt. Es bedarfeiner großen Disziplin, dass es dem Körper gutgeht. Das ewige Hin und Her geht nur mit Diszi-plin, da bin ich wieder durch einige Schmerzengegangen. Da hilft jetzt der Lockdown.“

Oliver Masucci nimmt Corona ernst, erspricht sarkastisch vom „PCR-Testen“ als seinemneuen Hobby. Er hält es aber auch für „willkür-

lich“, dass ausgerechnet der Kultur immer wiederStillstand verordnet wird: „Das ist ein Schlagin die Fresse.“ Frühling und Sommer 2020 hat erallerdings fast idyllisch erlebt. „Ich habe michein halbes Jahr um meine Kinder gekümmert, dashabe ich gut überbrücken können, für den Staatwar ich nicht existent. Ich habe Homeschoolinggemacht, Alltag, das war schön. Wir waren safe inunserer Bubble, waren sehr miteinander, das habeich genossen.“

Beim Fassbinder-Film und in der Zusam-menarbeit mit Oskar Roehler war Angst nochdas große Thema. „Wir sind beide anstrengendeMenschen. Weil wir neurotisch sind, da sind wiruns ähnlich, weil wir wahnsinnig Angst habenvor allem. Oskar ist noch angstbesetzter als ichdas bin, ich gehe inzwischen eher ins Zentrum.Ich habe das erlebt mit Menschen, die mir nahe-standen, die ich nicht mehr verstanden habe, vondenen ich mich auch immer trennen musste, diesich in ihrer Angst ergangen haben. Die habendie Angst auf andere projiziert.“

MANN IN DER MITTEWas heißt das: ins Zentrum gehen? „Ich befindemich in einer Phase meines Lebens, in der ich dieExtreme hinter mir zu lassen versuche. Ich habesie ausgelotet, bin in alle Abgründe gesprungenund habe mich wieder rausgezogen. Ich versuchejetzt, ein mittigerer Mensch zu sein. Mit dreiKindern, die noch jung sind und viel Aufmerk-samkeit erfordern, und zwei Ex-Beziehungen,durch die ich viel hin- und herfahren muss. Es isteine sehr gute Patchwork-Situation, die vielArbeit bedurfte, aber jetzt ist das so, wir mögenuns alle, leben als großes Konglomerat miteinan-der. Und ich bin halt der, der reist. Ich versuche,mich irgendwo in der Mitte aufzuhalten.“

Der berufliche Erfolg hat seinem Lebenauch auf andere Weise eine neue Mitte gegeben.Er ist nun der umsorgte Star, dem man imHotel die Rudermaschine nachträgt. Es war vorallem eine Rolle in den vergangenen Jahren,die seinen Status enorm verändert hat. In derNet-flix-Serie „Dark“ spielte er von 2017 bis2020 über drei Staffeln einen Mann namensUlrich Nielsen, einen Familienvater, der in einekomplizierte Zeitreise-Saga verstrickt ist. Er istTeil eines riesigen Ensembles, ragt aber herausmit seiner markanten Physis und mit einerLeidensfähigkeit, die es sogar mit den teilsgrotesken Windungen des Plots von „Dark“aufnehmen konnte. „Ich habe nie alle Folgenam Stück gesehen, aber jede Staffel direktgebingewatcht – so sagt man ja jetzt. Vor derletzten hätte ich die davor noch einmalanschauen müssen, da habe ich selber schonSchwierigkeiten, das zusammenzukriegen. Was

// „Ich habe in meinemLeben die Extreme ausgelotet,bin in alle Abgründegesprungen und habe michwieder rausgezogen.“ //

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MODE 1919

MODELS& LSDie Zeichen der Zeit sind inKleidern und an Wänden zu lesen.Vor allem in Paris, der Hauptstadtder Mode und der Street Art. EineVor-Lockdown-Entdeckungstour.Fotos Yavidan Castillo, Styling Evelyn Tye

Hemden und Hosenvon Mansour Martin,Sneaker von Asics

Street Art von Ardif

Komplettlook von Rier

Charlie Chaplinvon Art Lovers Incorporated

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MODE20

Regenmantel vonEgonlab., Visier

von Mykita & BernhardWillhelm, Sneaker

von Asics

Graffiti von Zag & Sìa

Alle Kleidungsstücke vonLes Essentiels – Germanier,

Sneaker von Asics

Street Art von EMYart’s

Nathan: Rollkragenpullover von Rier;Georgeanie: Trenchcoat von ThebeMagugu

Street Art von C+S

SO ERWARTETSO ERWARTET

A

Bomberjacke und Hose von Bluemarble,Sneaker von Asics

Giraffe von Mosko

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Ibus qui rerspitibusdelicabo. Neque nonsenditatibus que diti aliquosrerum eium quia sequae

Von links nach rechts:May: Top von Simone Wild,Hose von Rier;Emilia: Bodysuit von SimoneWild, Hose von Rier;Estelle: Body von Simone Wild;alle: Sneaker von Asics

Street Art von Dink und Joko

MODE 23

Oberteil und Hosevon Alexandre Blanc,

Sneaker von Asics

Street Art von Jef Aérosol

Bandana und Kleidvon Galeries Lafayette x

Ester Manas

Graffiti von Miss.Tic

SO ANSO NNEKENNENLERNEN

Fotos und Produktion: Yavidan Castillo

Styling und Produktion: Evelyn Tye

Models: Estelle Girard (Marilyn Agency Paris), Emilia Bernet

(Marilyn Agency Paris), May (Munich Models), Georgeanie Aristide

(Smith Mgmt), Pierric Antoine

Talents: Jo Di Bona, Amélie Vielle, Laurent Fouquet, Bénédicte Pilet, Ster

Extras:Morgane Abbasi, Nathan Zaoui, Jade Henderson

und Hund Marvel (@marvel.the.dalmatian)

Fotoassistent: Nathan Zaoui

Stylingassistenten: Pierric Antoine, Jade Henderson

Dank an Fresh Street Art Tour Paris

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GOLDSCHMIEDEARBEITEN24

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SRAIN

ANDSALT,H

ERSTELL

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Dieser Ring wäre das Prunkstück einer jedenbarocken Wunderkammer gewesen. So wie einstdie Objekte in den fürstlichen Raritätenkabinet-ten gibt auch der goldene Ring Rätsel auf: Wieist es möglich, zwei Gitterstrukturen so dichtund zugleich berührungslos miteinander zu ver-flechten? Welcher Goldschmied kann so filigranund zugleich so regelmäßig arbeiten?

Und tatsächlich: Der Cocktailring Emi vonSian Design aus München ist nicht allein vonMenschenhand gemacht – seine komplexeStruktur verdankt das Schmuckstück einemAlgorithmus. Simon Vorhammer, die eine Hälf-te von Sian Design, hat Emi am Rechner pro-grammiert, als parametrisches 3D-Modell. Para-metrisch deshalb, weil die Struktur durch eineReihe von Parametern definiert wird. VerändertVorhammer einen der Parameter, verändert sichdie Struktur, etwa die Stärke oder die Krümmungdes Gitters. Klingt kompliziert? Ist es auch: DerEntwurf eines Rings, Armreifs oder Anhängers istbei Sian Design ein langwieriger Prozess, mitspeziellen 3D-Programmen wie Rhino oderGrasshopper als Werkzeug.

„Der Algorithmus ist aber nur Mittel zumZweck“, sagt Antonia Frey, die Lebenspartnerinvon Simon Vorhammer und andere Hälfte vonSian. „Die Schönheit liegt in der Geometrie.“Und die ist trotz des digitalen Entwurfsverfah-rens oft von natürlichen Strukturen inspiriert.Verzweigungen von Flüssen, Migrationsverhaltenvon Staren oder Wildgänsen, die schuppige Hautvon Reptilien, die Blätter von Sukkulenten: „Wirsind fasziniert von Regelwerken in der Natur,die wir sehen, aber nicht einfach beschreibenkönnen“, sagt Vorhammer.

Kennengelernt haben sich die beiden Sieben-unddreißigjährigen während des Architektur-studiums an der Technischen Universität ihrerHeimatstadt München. Nach Stationen inLondon und Sydney leben sie heute wieder hier,mit ihrem kleinen Sohn Anton. Neben ihremSchmucklabel arbeiten beide auch als Architek-ten, Frey angestellt in einem Büro, Vorhammerist selbständig und hat sich auf parametrischeArchitektur und digitale Fertigung spezialisiert.

Auf den Schmuck kamen die Architektenüber einen Umweg, als Vorhammer seine para-metrischen Experimente in einem Online-Forumteilte. Ein Goldschmied aus den Vereinigten Staa-ten fragte an, ob er die 3D-Gebilde als Vorlagenverwenden dürfe. Vorhammer schlug eine Koope-ration vor, doch der Goldschmied scheiterte an

der Umsetzung. „Wir haben dann selbst recher-chiert, wie man die Strukturen herstellen könnte“,erzählt Antonia Frey. Erste Versuche druckten siedirekt in Polyamid aus, auch Silber und Bronzereizten sie als Materialien. Gold war aber schließ-lich erste Wahl, weil es so dauerhaft ist und wer-tig, „ein angemessenes Material“, wie Frey sagt.

In die reale Welt kommen die Entwürfe vonSian in einer Goldgießerei in Pforzheim, demtraditionellen Zentrum der deutschen Schmuck-herstellung, in einem komplexen Prozess, derdigitale und handwerkliche Techniken verbindet.Zunächst druckt ein 3D-Drucker den Datensatzdes Entwurfs 1:1 in einem speziellen Wachs aus.Diese Positivform bildet im nächsten Schritt dieBasis für eine Negativform aus Gips. In die Gips-form wird schließlich das Gold für das Schmuck-stück gegossen. Für jedes einzelne Stück mussder ganze Vorgang wiederholt werden, denndas Wachspositiv und das Gipsnegativ werden imHerstellungsprozess zerstört. „Ohne die Hilfeder Experten aus der Goldgießerei wären wir nieauf dieses Produktionsverfahren gekommen“, sagtVorhammer. „Uns ging es darum, bestimmteFormen umzusetzen. Der Prozess folgte später.“

Die Rohlinge kommen nach dem Guss in dieWerkstätten zweier Goldschmiede in Pforzheim.Die Gusskanäle müssen entfernt und die Ober-flächen bearbeitet werden, je nachdem, ob Hoch-glanz gewünscht ist oder ein mattes Finish. AlleSian-Stücke bestehen aus recyceltem Gold miteinem Feingehalt von 750.

Das Material und der Aufwand in der Her-stellung schlagen sich im Preis nieder: Der Cock-tailring Emi und die Armreife Iva und Avi alsteuerste Objekte der Kollektion kosten rund2700 Euro, einfachere Ringe und Ohrringe sindfür etwa 1000 bis 1500 Euro zu haben. Dafürbekommen die Käufer Schmuck, der auf her-kömmlicheWeise, ohne dieHilfe digitalerTechno-logien, nicht herzustellen wäre. „Wir sehen uns als

Zwei Münchner Architekten entwickelnRinge und Anhänger aus Gold, dieauf parametrischen 3D-Modellen beruhen.Inspirieren lässt sich Sian Design durchStrukturen aus der Natur.

Ein Algorithmus macht esmöglich: Anhänger Neta(oben), Ring Emi (links)und die Ohrringe Inaentstehen am Computer,bevor sie in Pforzheimin Form gegossen werden.

SCHMUCK, AUSGERECHNETVon Jasmin Jouhar

Ergänzung zum traditionellen Goldschmiedehand-werk“, sagt Antonia Frey. „Nicht als Konkurrenz.“

Für Frey und Vorhammer sind die Möglich-keiten des digitalen Produzierens noch längst nichtausgereizt. Sie experimentieren damit, Objektegleich in Gold ausdrucken zu lassen. „Gold-Direktdruck ist sehr aufwendig, hat aber großesPotential“, sagt Vorhammer. „Damit lassen sichzum Beispiel bewegliche, ineinander verschränkteTeile produzieren.“ Diese Schmuckstücke wärendann erst recht jeder Wunderkammer würdig. Ö

Sie sind Sian: AntoniaFrey und SimonVorhammer habenzusammen Architekturin München studiert.Dort leben sie auchund entwerfen heuteSchmuck.

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Le Sirenuse Positano fertigt Kleider, in denenman sommers all’amalfitana lebt, und Teller,von denen man winters entsprechend isst.

Vorstellbar, dass man in München etwas gegenWollknötchen auf dem Pullover hat. Von zweiUnternehmen der Stadt, dem KaschmirhausAllude und der Porzellan-ManufakturNymphenburg, gibt es dagegen ein Werkzeug.

110Bedeutende Dinge,Menschen, Ideen,Orte und weitereKuriositäten,

zusammengestellt vonJennifer Wiebking

Minimalismus 2020Die Kleiderschränke sind zwarseit Jahren voll, aber es mussteerst Corona kommen, um dieDeutschen zum Umdenkenzu bewegen. Zumindest legtdas eine Studie der Second-hand-Plattform Ubup nahe.29 Prozent kauften demnachkrisenbedingt wenigerBekleidung, egal ob neu odergebraucht. Mode aus zweiterHand lief aber, Überraschung,auch ganz gut.

6280 Euro.... . . stünden Eltern als Monats-gehalt in der Corona-Krise zu.Auf diese Zahl kommendie Macher der PlattformProntopro, die sich mit demStundenlohn für Dienst-leistungen von Aufräumen bisZimmersaugen auskennen.

Und wenn man in diesem ereignisarmenWinter schon dabei ist, Schokolade selbst zumachen, könnte man auch mal bei derInitiative Handarbeit vorbeischauen.

Es ist Januar und die Weihnachtsschokolade längst weg. Zeit, sich einen neuenVorrat anzulegen, mit diesem DIY-Set von Chocqlate.

Wie ein optimistischerSneaker aussieht? Fragenwir Donatella Versace!

Es gibt Menschen, diejahrelang nach demrichtigen Shopper suchen.Ob sie mit diesem Modellvon Naditum glücklichwerden, weiß niemand.Aber immerhin ist dasLeder vegetabil gegerbt.

Bis wir wieder so engbeieinander beim Weinsitzen dürfen, gibt es ebenallein auf dem Sofa Teeaus dieser Tasse. (Evora)

Hier zu sehen ist keine Frau, die unterdem Blazer ein Hemd trägt, sondern eine,der in Zeiten von Zoom-Videokonferenzenein Hemdkragen unter dem Blazer genügt.(Seulement En Detail)

Da mit Husten und Schnupfen gerade nichtzu spaßen ist, kommt ein Luftbefeuchteraus Zirbenholz, der ohne Strom funktioniert,gerade recht. (Zirbler)

Außergewöhnlicher als einStofftier aus Plüsch ist eines ausStoffen von alten Bademäntelnund Gardinen. (Andreas Linzner)

Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden Brillenaus Holz als das nächste große Ding gefeiert.Heute ist man schlauer und fertigt sie zumBeispiel aus Bohnen. (Rolf)

MOOD/MUT

MOOD

MUT

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ALLEGORIEN26

Versailles in der dunklen Jahreszeit. Noch hängen einige Blätter an den Bäumen. Touristensind kaum zu sehen, wegen der Pandemie und des Wetters. Der Park ist im Winter-schlaf, die Skulpturen sind in Hussen gehüllt, den Blicken entzogen. Der große goldeneBrunnen unterhalb des Schlossparterres zieht die Blicke auf sich. In seiner Mitte throntLatona, selbst im tiefsten Winter unbekleidet. Ihr Blick und ihre Geste gehen ins Leere:Wo sind ihre Kolleginnen? Alle unkenntlich. Die vornehme Blässe der Marmorhaut,manchmal von zarten Adern durchzogen, zwingt zur jährlichen Verhüllung. Deredle Carrara-Marmor gefriert zu leicht in den nördlichen Gefilden. Wenn Wasser in dieKapillaren des Steins eindringt und gefriert, platzen Strukturen auf, und Stücke könnenabbrechen. Flechten und Moose fassen Fuß. Die Luftverschmutzung lässt die Damenund Herren alt und grau aussehen. Ihre Vorbilder stehen in Italien und Griechenland.Vielleicht vermissen diese Figuren die südliche Sonne auch deshalb so sehr.

Mehr als 200 Statuen und Büsten stehen im Park, alle zum Ruhm von Ludwig XIV.aufgestellt. 1674 gab der Sonnenkönig bei Charles Le Brun den „Grande Commande“in Auftrag. Ludwig XIV. selbst skizzierte die Pläne dafür. Der Sommer ist gleich zwei-mal vertreten: als kräftiger Geselle und als Frau, man konnte sich wohl nicht einigen.Die Jahreszeiten sind über den ganzen Park verteilt. Zur Ehre des Königs: antike Götter,Allegorien und Kontinente. Amerika steht in einer Reihe mit Afrika und Europa, demo-kratisch in Stoff und Größe vereint. Von Australien konnte man sich damals noch keinrechtes Bild machen, Frankreich wird als Sieg des Empire dargestellt. Aber warum dasalles aufzählen? Die Figuren sind ja gerade alle seltsam abwesend. Die Allegorie desFrühlings ist so unscheinbar wie Sommer, Herbst und Winter.

Vor zehn Jahren begann ich, hierherzukommen. Das Schloss und der Barockgarten„à la française“ von André Le Nôtre beeindrucken mich immer noch. Die Herrschaftdes Königs über die Natur, symbolisiert in 800 Hektar künstlich manikürter Land-schaft. Sind die Symbole der Macht in Grün verhüllt, wirken sie in der tiefstehendenSonne und in nahendem Schneegewitter so dramatisch, als hätten sie nun ihr Eigen-leben. Manchmal lässt sich ein Arm oder ein Busen vermuten, alles andere ist amorph.Nur die Namensschilder verraten ihren Inhalt. Herkules, Diana und all die anderenwarten auf den Frühling. Wie sie enthüllt aussehen? Das wissen nur die Götter.

Ibus qui rerspitibusdelicabo. Neque nonsenditatibus que diti aliquosrerum eium quia sequae

VERHÜLLTINVERSAILLES

Von Eva-Maria Lopez (Fotos und Text)

27ALLEGORIEN

Von links oben imUhrzeigersinn: Laokoonund seine Söhne sind zuerahnen; hinter einergerafften Taille ist dasSchloss zu sehen; eineReihe von Verhüllten;

Afrika ist hier ein grünerKontinent; der Sommer,immerhin in der Sonne,wenn sie auch schonschräg steht; undschließlich Afrika,unten breiter als auf

der Landkarte

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Die Kölner Möbelmesse fällt aus –aber Designer und Hersteller arbeiten weiter.

Wir stellen 16 Neuheiten vor.

GRACE_Der Sesselbesticht durch denKontrast, der sich aus demfiligranen Gestell und dendicken Lederpolstern ergibt.Entwickelt haben denEntwurf die beidenDesigner Birgit Hoffmannund Christoph Kahleyss,die zusammen dasHamburger StudioHoffmann Kahleyss Designbilden. Birgit Hoffmann istzugleich die Art-Direktorinder Marke Freifrau, dieHansjörg Helweg 2012 inLemgo gegründet hat.

BLOW_Eine Hommage an die Kunst derGlasbläser ist diese Leuchte (Pulpo), die derDesigner Christian Stapelbroek zusammenmit dem Hannoveraner Designbüro RudolphSchelling Webermann (RSW) entwickelthat. Die drei Stäbe aus pulverbeschichtetemStahl mit den mundgeblasenen Glaskörpernsind so miteinander verspannt, dass sie anunterschiedliche Raumgrößen und -höhenangepasst werden können.

DS-5010_Der SchweizerHersteller de Sede ist bekanntfür seinen kunstvollen Umgangmit Leder. Bei diesem Hockervon Simon Busse ist nur dieSitzfläche in Form einesSattels aus Leder, das faltbareMöbelstück selbst besteht ausFilz und lässt sich zusammen-geklappt überall hin mitneh-men. Neben dem Hocker zumSitzen gibt es auch einenTisch, der sich ebenfallszusammenfalten lässt.

SOL_Erst vor drei Jahren gründetenAlex Ortega und Carlos Guijarro ihrDesignstudio Ortega Guijarro. Ortegalebt und arbeitet in Barcelona, Guijarroin Berlin. Nun haben die beiden Spaniereinen ersten Entwurf für die MünchnerMarke Classicon vorgelegt, einenGlastisch, der mit Licht und Schattenspielt. Der kleine Beisteller ist funktionalund lässt zugleich an eine Skulptur ausder Pop Art denken.

FLOATER_Sessel und Sofa mit hohen Seitenwänden hatte dieFranzösin Pauline Deltour schon vor drei Jahren für dendeutschen Hersteller Cor entwickelt. Nun gibt es auch einenSchreibtisch mit einer gepolsterten Außenschale, die von 86 bis133 Zentimeter hoch sein kann. Zwei Stromanschlüsse sindvorhanden, unter der Platte ist eine schwenkbare Schublade.BONGO BAY_Wie ein Felsen, geschliffen vom Wasser, das

über ihn hinwegfließt, soll das Sofa von Kati Meyer-Brühlaussehen. Selbst die Unterkanten der Seitenteile sind indie fließende Kontur einbezogen. Zu der Produktfamilie ausdem Hause Brühl gehören Sessel, Zwei- und Dreisitzersowie dazu passende Hocker und Tische.

HAUSGEMACHTVon Peter-Philipp Schmitt

CREAM_Seit dem Sommersind die beiden Australier Kateund Joel Booy, die zusammendas Designstudio Truly Trulyin Rotterdam führen, als Art-Direktoren für die niederländischeMarke Leolux zuständig. Schondavor arbeiteten sie an diesemEntwurf, einem Sessel mit einerSchale aus gebogenem Nuss-baum- oder Eichenholz. Der Sitzist mit Stoff oder Leder bezogenund lässt sich auf seinem Fußaus Aluminium drehen.

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GRAPHIC_Dieses Regal ausmassivem Naturholz wird vonTeam 7 in zwei vorgegebenenGrößen angeboten: 50 mal 160und 80 mal 160 Zentimeter.Die beiden Elemente, die SebastianDesch gestaltet hat, lassen sichdrehen und wenden, wie manwill, senkrecht und waagerecht,wie es gerade passt.

594_Sebastian Herkner hat diesenSessel (Rolf Benz) mit einer besondershohen Lehne ausgestattet, die denSitzenden schützend umschließt.Das Gestell kann aus Holz oder Metallsein, die Schale aus Leder, die Polsteraus Stoff. Zu dem Sessel wird einpassender Hocker angeboten.

PODIA T-1806_Mit seinen gusseisernen Beinen und der Vollholz-platte knüpft der Tisch der Schweizer Marke Horgenglarus antraditionelle Werksentwürfe aus den zwanziger und dreißiger Jahrenan. Den Tisch von Moritz Schlatter gibt es mit vier Beinen an denTischecken und in dieser neueren Variante, bei der die Beine v-förmigin einem Winkel von 48 Grad gegossen werden.

MOODMOON_Der Mond fasziniert denMenschen schon immer, auch weil er seineGestalt zu verändern scheint. Den wechselndenLichtgestalten des Erdtrabanten hat derMünchner Designer Sebastian Hepting, der seit17 Jahren zum Kreativteam von Ingo Maurergehört, diese LED-Wandleuchte aus japanischemPapier nachempfunden. Sie gleiche, sagt ihrGestalter, einem leuchtenden Aquarell, dessenFarbverläufe sich kontinuierlich ändern.

EVO-C_Einen Freischwinger nicht aus Stahlrohr, sondern ausKunststoff hat der Brite Jasper Morrison für Vitra entworfen.Festigkeit bekommt der Stuhl aus zu 100 Prozent wiederverwert-barem Polypropylen nicht nur durch ein besonderes Gasinnen-druckverfahren bei der Herstellung – die tragende Struktur bautzudem auf Hohlkörper mit Rohreigenschaften auf.

SNUG_Die runden Bettpfosten, in die die Seitenteile gesteckt undgeschraubt werden, sind das zentrale Element des Entwurfs, den SteffenKehrle mit seinem Münchner Atelier (ASK) für Stattmann Neue Möbelentwickelt hat. Das Massivholzbett aus Esche oder Eiche ist mit undohne Kopfteil zu haben, in zwei Längen und fünf Breiten (120 bis200 Zentimeter). Der vorgesehene Lattenrost besteht aus Kiefernholz.

BASKET_Holz, Stein und Metall kombiniert das Ham-burger Designer-Duo Hoffmann Kahleyss bei seinerTischfamilie Basket (Janua). Das korbähnliche Untergestellbesteht aus unterschiedlich breiten, leicht gebogenenMetallstreben, die Platte ist aus Holz. Je nach Größe kannnoch ein Drehteller aus Stein in der Mitte hinzugefügtwerden, wie er aus fernöstlichen Restaurants bekannt ist.

BAO_Eoos ist der Name eines erfolgreichen WienerDesigner-Trios, das sich aus Martin Bergmann, GernotBohmann und Harald Gründl zusammensetzt. Diedrei entwerfen schon seit mehr als 20 Jahren für dendeutschen Hersteller Walter Knoll Möbel. Zu den rund100 Produkten, die seit 1997 entstanden sind, geselltsich nun dieser sehr üppige runde Sessel, der an dieFünfziger erinnert und nur wenig Raum beansprucht.

LUPA_Gisbert Pöppler kombiniert gernestarke Farben und Materialien, die nichtzusammenzupassen scheinen. Der BerlinerInnenarchitekt lässt aber auch entwerfen:Diesen Schreibtisch hat Remo Lotanofür ihn gestaltet. Die Basis besteht aus Holz,das hochglänzend lackiert wird. Gefertigtwird der Tisch mit seinen Schubladenaus Walnussholz bei Würzburg.

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SDANIELATROST,RENDERINGSPAULPFEIFERUNDVINCENTWAGNER

Studenten der Universität für angewandte Kunstin Wien und ihre Ideen aus dem Projekt „Phase 3“(von oben im Uhrzeigersinn): Juliane Fink machtNäpfe aus Schweinsblasen, anschließend fressen dieHunde auch den Napf; Paul Pfeifer sieht Biomüllals Energiequelle, sein (noch) hypothetischerVorschlag: eine Biogasanlage für zu Hause;Benjamin Nagy glaubt an das gute alte Pappmachéund entwickelt aufblasbare Formen für Möbel;Camilla Ruh macht aus ökologischem HanfArbeitskleidung für Frauen; Jasmit Hofs Sonnen-segel besteht aus wenigen Materialien und kanneinfach zerlegt werden; und Selin Göksu und LilianFurrer setzen auf Kühlung in porösen Tongefäßen– sie arbeiten an einem modularen Kühlschrankaus Ton, der ohne Strom läuft.

„Designertragen großeVerantwortung“

Der Münchner Gestalter Stefan Diezdenkt Design in der Kreislaufwirtschaftneu – in eigenen Entwürfen undmit seinen Studenten an der WienerUniversität für angewandte Kunst.

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Herr Diez, Sie haben zehn Regeln für Designin der Kreislaufwirtschaft formuliert, die hierzum ersten Mal veröffentlicht werden. WelcheVerantwortung tragen Sie als Designer für dieNachhaltigkeit eines Produkts?Manche schätzen, dass etwa 80 Prozent derökologischen und sozialen Auswirkungen einesProdukts vom Design bestimmt werden. Genauberechnen kann das keiner, aber für mich klingtdas plausibel. Von daher trage ich, tragen wir alsDesigner, einen großen Teil der Verantwortung.

80 Prozent sind sehr viel . . .Das liegt unter anderem daran, dass sich dieRolle des Designers seit den neunziger Jahrenstark verändert hat: Früher war es üblich, dassUnternehmen ihre Produkte in der eigenenFertigung herstellten. Das ging schon deswegennicht anders, weil man nur analog kommunizie-ren konnte – es gab weder E-Mail noch digitaleZeichnungen oder gar 3D-Daten, die einProdukt in allen Details präzise abgebildethätten. Man konnte sich einem Entwurf perHandzeichnung nur annähern. Wie das Produktgenau aufgebaut war, klärte man an Ort undStelle beim Auftraggeber, gemeinsam mit demModellbauer, dem Ingenieur und dem Werk-zeugbauer. Heute bekommen wir häufigAufträge von Firmen, die selbst gar nichtproduzieren. Wir konstruieren die Produkteim Studio meist selbst, schlagen vor, welcheMaterialien zum Einsatz kommen sollen,teilweise auch, wo die Komponenten hergestelltwerden. In erster Linie entwerfen wir also nichteine Form, sondern den Herstellungsprozesseines Produkts – daher ist die Verantwortungfür Designer gewachsen.

Wie tragen Sie Ihren selbstgestellten RegelnRechnung?Ein aktuelles Beispiel ist die Leuchte Ayno fürMidgard, für die wir gerade den DeutschenNachhaltigkeitspreis Design bekommen haben.Leuchten sind zwar eher zierlich – sie richtennicht so viel Schaden an wie Verkehr, Bauwirt-schaft oder andere Konsumgüter. Produkte sindaber auch ein Statement ihrer Nutzer, die damitihre Haltung zum Ausdruck bringen. DieEntscheidung für eine Leuchte kann auch andereEntscheidungen positiv beeinflussen. Wirkönnen an solchen Beispielen relativ einfachzeigen, wie es besser geht. Ein anderes Beispielist Costume, ein Sofa für den italienischenHersteller Magis: Alle seine Einzelteile lassensich einfach voneinander trennen. Die Nutzerkönnen den Bezug wechseln und es in unter-schiedlichen Kombinationen immer wieder neuzusammenstellen, ohne dass dabei Teile nutzlosübrigblieben.

Und was ist besonders an der Leuchte Ayno?Zunächst einmal verwenden wir so wenigMaterial wie möglich. Ayno ist außerdem sokonstruiert, dass sie extrem kompakt verpacktwerden kann – für den Onlinehandel undden damit verbundenen Transport- undVerpackungsaufwand. Zu Hause baut man die

Leuchte ohne Werkzeug selbst zusammen.Sollte einmal ein Teil kaputtgehen oderabgenutzt sein, baut man es aus und schickt eszurück. Damit erhöhen wir die Chance, dassdie Leuchte lange benutzt wird. Denn dasProblem ist doch, gerade bei den günstigerenProdukten: Wir ärgern uns, wenn sie kaputtsind, aber wer bringt sie zurück zum Händler?Haben wir gerade einen passenden Kartonzur Hand? Wer zahlt das Porto? Oder dieReparaturkosten? Also schmeißen wir sie weg.Genau das wollen wir verhindern.

Und beim Sofa Costume?Bei Costume liegt der Trick im grundlegendneuen Aufbau des Sofas, dessen Herzstück einhohler Kunststoffkörper ist – aus Recycling-material. Wie bei Ayno lassen sich alle Teile vonden Kunden selbst austauschen. Wir machen unsGedanken, was am Ende des Lebenszyklus mitdem Produkt passiert und wie es in den Kreislaufzurückkommen kann. Bislang sind die Waren-ströme hauptsächlich in eine Richtung organi-siert, nämlich vom Produzenten zum Konsu-menten. Jetzt geht es darum, diese linearenStröme zum Kreis zu schließen.

Das Recycling von Kunststoff ist im Design geradeein großes Thema.Wenn heute Stühle damit beworben werden,dass sie aus recyceltem Plastik bestehen, ist dasoft irreführend oder bloß Marketing. Dieverwendeten Kunststoffe sind in der RegelÜberreste aus industriellen Herstellungsprozes-sen – das Material wurde also noch gar nichtwirklich benutzt. Anders als Abfälle aus demGelben Sack. Solche Ansätze sind ein Anfang,aber noch nicht die Lösung. Recycling bedeutet,dass die Materialien nach ihrer Nutzung wiederin den Kreislauf eingespeist und zu gleichwerti-gen Produkten verarbeitet werden. Wenn mandem Kunststoff beispielsweise Sägespänebeimischt, um daraus einen Stuhl herzustellen,der sich öko anfühlt, dann muss er späterverbrannt werden – so ein Materialmix lässt sichnicht recyceln. Ähnliches gilt für farbigeKunststoffe oder solche, denen Glasfasernbeigemischt sind. Man muss sie beim Recyclingnach Materialzusammensetzung und Farbentrennen – sonst werden daraus nur noch graue,braune oder schwarze Möbel. Das Ausgangs-material hätte seine Qualität eingebüßt.

Mit welchem Bewusstsein sind Sie als jungerDesigner gestartet? Waren Nachhaltigkeit undKreislaufwirtschaft damals schon präsent?Als ich Designer geworden bin, so um dieJahrtausendwende, da waren die großen ThemenVintage-Design, Digitalisierung und vor allemGlobalisierung. Viele europäische und amerika-nische Unternehmen verlegten zu dieser Zeit ihreProduktion nach China. Dort konnten sie dasvermeintlich gleiche Produkt für einen Bruchteildes Preises produzieren lassen, ohne Rücksichtauf die bei uns geltenden Arbeitsschutz- undUmweltstandards. Die Gewinnmargen warengroß, die Kunden konnten mehr konsumieren,

Die Diezschen Gebote

1.Ein gutes Produkt bleibt lange nützlich.

2.Ein gutes Produkt ist reparierbar.

3.Lässt sich das Produkt als System

gestalten?

4.Verwende Materialien, die einem

Materialkreislauf entstammen oder dienachwachsen.

5.Bei der Herstellung, beim Gebrauchund beim Recycling von Produktensoll so wenig Energie wie möglich

verbraucht werden.

6.Gestalte das Produkt so, dass es sichplatzsparend transportieren lässt.

7.Ein gutes Produkt ist innovativ und

faszinierend.

8.Ein gutes Produkt wird von vielen

benutzt.

9.Bei der Herstellung, Wartung undbeim Recycling werden Menschen

in erfüllender und fordernderWeise beschäftigt.

10.Ein gutes Produkt ist so wenig

Produkt wie möglich.

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32 NACHHALTIGKEIT

weil die Produkte billiger wurden. Über dieAuswirkungen dieses Systems haben damals nurwenige Leute diskutiert. Ende der nuller Jahresetzte bei mir allmählich ein Umdenken ein.2008 entwarf ich für Saskia Diez eine ultraleich-te, stabile Tasche aus einem papierähnlichenMaterial, die nur wenige Gramm wiegt undrecycelt werden kann. 2011 kam dann der StuhlChassis für den Büromöbelhersteller Wilkhahn.Das Gestell besteht aus reinem Stahlblech,ähnlich einer Karosserie, und ist im Grundenicht kaputtzukriegen. Sollte die farbigeBeschichtung doch mal erneuert werden müssen,kann man ihn sandstrahlen und neu beschich-ten. Am Ende seines Lebens würde er mitMagneten aus dem Müll gezogen und zu neuemStahl eingeschmolzen werden. Später haben wirdamit experimentiert, Möbel aus Bambus undSitzschalen aus gepresstem Hanf herzustellen.Viele dieser Versuche haben wir selbst finanziert.

Nehmen Sie unter Ihren Kollegen ein Verständnisfür die Verantwortung des Designers wahr?Ich sehe die Branche zwar insgesamt im Um-bruch, die bekannteren Hersteller nehmen sichdes Themas Nachhaltigkeit aber eher zaghaft an.Man produziere Designklassiker, die durch ihrlanges Leben ohnehin eine super Bilanz hätten,hört man oft. Vielleicht liegt es daran, dass vieleder Profiliertesten in der Branche von Investorengekauft wurden. Oder vielleicht befürchten sie,dass sie mit einem Schwenk hin zur Kreislauf-wirtschaft ihre bestehenden Produkte in Fragestellen. Was uns Designer anbelangt, so habenwir unser Schaffen wohl zu einseitig mit derAutorenschaft verbunden, uns zu sehr um dasFormale gekümmert. Da wirkt das ThemaNachhaltigkeit plötzlich wie dazugestellt.

Mittlerweile gibt es junge Firmen, die ihreIdentität und ihr Produktportfolio ganz auf demNachhaltigkeitsgedanken aufbauen. Wären dasnicht interessante Partner?Bei der Verleihung des Nachhaltigkeitspreiseshabe ich viele Unternehmen entdeckt. Einigewären für eine Zusammenarbeit sicher interes-sant. Man darf aber nicht unterschätzen, wie vielPotential in einem großen, vertriebsstarkenUnternehmen wie Herman Miller, Flos, Vitra,Ikea oder Hay steckt. Ihre Produkte erreichenviele Menschen. Auch machen Neuentwicklun-gen ziemlich viel Arbeit und sind teuer – das lässtsich nur durch hohe Verkaufszahlen finanzieren.Ich würde die alteingesessene Industrie deshalbnicht abschreiben wollen – im Gegenteil, icherwarte sogar, dass von dort Impulse kommen,ausgelöst etwa durch einen Generationswechsel.

Sie leiten den Fachbereich Industriedesign an derUniversität für angewandte Kunst in Wien. Wasvermitteln Sie den Studenten?Wenn man einer neuen Generation Designerklären soll, drängt sich erst einmal die Frageauf, ob der eigene Ansatz überhaupt noch derrichtige ist. Durch meine Tätigkeit an Hoch-schulen reflektiere ich meine Arbeit jedenfallsstärker. Als ich in Wien anfing, haben wir imFachbereich zehn Themenbereiche ausgewählt,von denen wir glauben, dass sie in den nächsten

Jahren relevant sind. Dazu gehört natürlichDesign in der Kreislaufwirtschaft, aber auchThemen wie „Joints and Fittings“, „To go“,Mobilität, Arbeitswelten, Sharing oder Erzie-hung und Lernen. Das klingt abstrakt, dahersuchen wir Partner von außerhalb, aus derIndustrie, aus der Designbranche, aus derForschung, Wissenschaftler, Produktentwickler,die uns das Thema aus ihrer Sicht erklären.Wir arbeiten ein Semester lang an einem dieserThemen, danach organisieren wir eine Ausstel-lung und stellen die Ergebnisse zur Diskussion.

Wie nehmen Sie die Studenten wahr?Jede Generation sucht ihr Thema. Sie werdenbestimmt nicht einfach in der bisherigenRichtung weitermachen. Viele beziehen sich aufandere Vorbilder, sie sind von Themen wie demneuen Feminismus, Digitalisierung, additiverFertigung, Kapitalismuskritik oder ebenNachhaltigkeit inspiriert. Die Designgeschichteder vergangenen 60 Jahre gehört eher nicht dazu.Ich versuche, sie zu bestärken und ihnen zuvermitteln, dass Komplexität eine Chance ist,und dass sich durch vernetztes Arbeiten auchschwierige Probleme in den Griff bekommenlassen. Ich finde es wichtig, sich mit Chemie undPhysik zu beschäftigen, sich Recyclinganlagenund Fabriken anzuschauen, um besser zuverstehen, wie alles zusammenhängt.

Aktuell präsentieren Sie mit den Studenten dasProjekt „Work in Progress / Phase 3“.Wir haben uns 2019 mit heutigen und künftigenFormen von Arbeit auseinandergesetzt. Projekt-partner war das Unternehmen Wagner Livingaus Augsburg. Die daraus entstandenen Projektehaben die Studenten jetzt im Sinne der Kreislauf-wirtschaft überarbeitet. Wagner lässt momentaneinen Teil der Projekte in seinen Werkstättenproduzieren. Aufgrund der aktuellen Umständewerden wir die Projekte jedoch nicht nurphysisch präsentieren. Die Studenten produzierenFilme, die unter www.angewandte-wip.comausgestellt werden.

Wir leben in einer Gesellschaft des Überkonsums.Geht es nicht darum, weniger zu konsumieren?Einerseits ja. Ganz im Sinne von Dieter Rams’Diktum „Weniger, aber besser“. Ihre Frage spieltaber wohl darauf an, ob es nicht am bestenwäre, etwas gar nicht erst zu tun. Also etwa einProdukt gar nicht zu entwerfen und zu produzie-ren. Dem würde ich so nicht zustimmen. Arbeitprägt in vielfacher Weise unser Selbstverständ-nis: Sie ist für die meisten ein wesentlicherAspekt der Daseinserfüllung. Wenn wir sieeinfach aussetzen, versorgt durch ein Grundein-kommen etwa, könnten sich die Menschennutzlos fühlen. Wenn man das lineare Wirt-schaftssystem zu einem Kreislauf umbaut,entstehen auch neue Arbeitsplätze, etwa imRecycling. Und außerdem: Menschen suchen jadie Herausforderungen, sie wollen Problemelösen. Ich bin zuversichtlich, dass Europa in zehnbis 20 Jahren den Übergang zur Kreislaufwirt-schaft hinbekommen kann.

Die Fragen stellte Jasmin Jouhar.

Grüner wird’s: Wiener Industriedesign-Studenten forschenim Projekt „Phase 3“ unter der Leitung von Stefan Diezzum Kreislaufdesign. Die Produkte können recycelt undrepariert werden, sie sparen Material und Energie undmachen das Leben bunter – wie Spirulina Farm vonCamilla Ruh, die Algen in der Stadt anbauen will.Unterstützt wird „Phase 3“ vom Hersteller Wagner Living.

Stefan Diez

Stefan Diez gehört mit seinem Münchner StudioDiez Office zu den erfolgreichsten deutschenGestaltern. Seit drei Jahren unterrichtet er an derUniversität für angewandte Kunst in WienIndustriedesign. Seine Mission: Design, das denUmbau unserer Gesellschaft zur nachhaltigenKreislaufwirtschaft vorantreibt. FO

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DESIGN34

FOTO

SHERSTELL

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ARONHARGREAVES/FOSTER+PARTNERS,P

RIVAT(2)

Im August war er drei Wochen segeln – an den Tyrrhenischen Inseln vorder toskanischen Küste. „Mit der Familie auf einem Boot auf dem Meer,etwas Besseres kann man doch nicht machen in Corona-Zeiten“, sagt CarloMolteni. Ganz Italien ist sonst im August in einem Shutdown, nicht wegeneines Virus, sondern um den Sommer zu genießen. In diesem Jahr aber warauch das natürlich anders.

Während der Patriarch der Molteni-Gruppe sich drei Wochen Urlaubgönnte, waren seine Angestellten nur eine Woche in den Sommerferien. Esgalt aufzuholen, was der namhafte Möbelhersteller Molteni & C aus derLombardei im Frühling, als das Unternehmen tatsächlich coronabedingt fürzwei Monate schließen musste, versäumt hatte. Auch nach Weihnachtenund über Silvester wurde darum in Giussano durchgearbeitet.

Während andere Branchen klagen, ist die Möbelindustrie mit einemblauen Auge durch das Corona-Jahr 2020 gekommen. Wer nicht ins Bürogeht, braucht eben kein neues Kleid und keinen neuen Anzug. Im Home-office aber will man es angenehm und schön haben, also kauft man einenneuen Schreibtischstuhl, ein neues Sofa oder sogar eine neue Küche. Dasbestätigen auch die Zahlen des Verbands der Deutschen Möbelindustrie(VDM): Nach dem Corona-Lockdown im Frühjahr habe der Auftrags-eingang in den Sommermonaten deutlich zweistellig über dem Vorjahrgelegen und damit auf einem für die Jahreszeit ungewöhnlich hohenNiveau. „Auch im Herbst hielt die hohe Nachfrage an“, sagt VDM-Geschäftsführer Jan Kurth. Bei Küchen habe es ein Auftragsplus von23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben, bei Polstermöbeln sei esein Plus von 17, bei Wohnmöbeln sogar von 31 Prozent gewesen. Insgesamterwartete der VDM für 2020 ein Umsatzminus von nur fünf Prozent.

Das deckt sich ziemlich genau mit dem, was Carlo Molteni für seinUnternehmen vorhersagte. „Unser Umsatz im vergangenen Jahr wird einwenig unter dem von 2019 liegen, vielleicht fünf bis sechs Prozent. Aber

2019 lag unser Zuwachs auch bei gut 20 Prozent.“ Für dieses Jahr geht erhingegen schon wieder von „einem sensationellen Ergebnis“ aus.

„Corona war ein Schock für uns“, sagt Carlo Molteni. Die Lombardeimit der Brianza, dem Herzen der italienischen Möbelindustrie, war im Früh-jahr besonders hart von der Pandemie getroffen worden. Fast 20.000 Corona-Tote hatte es alleine von AnfangMärz bis Anfang April in der norditalienischenRegion mit seiner Metropolitanstadt Mailand gegeben.

Für Carlo Molteni war es „eine schreckliche Zeit“, aus der sein Unter-nehmen aber viel gelernt habe, etwa von zu Hause zu arbeiten und Menschenbesser miteinander zu verbinden. Entlassen musste Molteni keinen seineretwa 1000 Angestellten, davon 400 allein am Sitz der Firma, in Giussano.Im Gegenteil: Als die Produktion wieder anlief, waren 20 zusätzliche Mit-arbeiter vonnöten, um die vielen Aufträge abzuarbeiten.

Carlo Molteni ist in der Brianza nördlich von Mailand groß geworden,in einer Gegend, die seit jeher als unfruchtbar gilt. Darum siedelten sichkeine Bauern, sondern vor allem Handwerker in der Region an. Besondersdie Nähe zu der Großstadt Mailand zahlte sich aus. Je reicher derenEinwohner wurden, desto edler und besser wurden die Produkte, die imUmland für die anspruchsvolle Kundschaft aufwendig meist von Handhergestellt wurden. Heute steht Mailand wie kaum eine andere Stadt aufder Welt für gute Mode und gutes Design.

Carlo Molteni, 1943 in Giussano geboren, war von klein auf täglich imUnternehmen seines Vaters. „Das blieb nicht aus, denn wir wohnten direktneben der Firma.“ Angelo und Giuseppina Molteni, Carlo Moltenis Eltern,hatten 1942 geheiratet. Auch sein Vater war in einem Handwerksbetriebgroß geworden, er wurde selbst Schreiner. 1934 gründete er seine eigeneProduktionsstätte, die „Arredamenti di Angelo Molteni“, aus der späterMolteni & C (für Company) wurde. Seine spätere Frau Giuseppina war,als er sie kennenlernte, Buchhalterin in einem großen Mailänder Unter-nehmen. Bald schon kündigte sie und arbeitete fortan mit ihrem Mannzusammen. Nach Carlo bekamen die Moltenis noch drei weitere Kinder:Piero, Luigi und zuletzt Maria Angela.

Angelo Moltenis Firma wuchs, besonders nach dem Krieg. „Der Bedarfan Möbeln, vor allem für Wohn-, Ess- und Schlafzimmer, war riesig groß“,sagt Carlo Molteni. Und so hatte das Familienunternehmen Anfang derfünfziger Jahre schon eine für Nachkriegsitalien erstaunliche Größe – mit

DAHEIMBEIMDESIGN Von Peter-Philipp Schmitt

In der Brianza nördlich von Mailand haben sich schonfrüh zahlreiche Handwerksbetriebe angesiedelt. Einige wenigewurden zu bedeutenden Möbelproduzenten, die nochheute in Familienhand sind. Molteni & C gehört dazu.

Von klein auf mit dabei:Carlo Moltenis Weg indie Firma war vor-gezeichnet. Hier ist ermit vier Jahren stehendals vierter von links zusehen, sein Vater AngeloMolteni, Gründer vonMolteni & C, stehtganz links.

35DESIGN 35

250 Mitarbeitern. Viel wurde von Hand, zunehmend aber auch industriellhergestellt. „Die ersten Maschinen“, erzählt Carlo Molteni, „kamen übrigensaus Deutschland.“

In der bebilderten Firmenchronik taucht der vierjährige Carlo 1947 erst-mals auf einem Foto auf: Die Belegschaft hatte sich damals für den Foto-grafen vor der Firma in Giussano nach einem Fußballturnier aufgestellt,Vater Angelo steht ganz links, sein ältester Sohn Carlo etwas weiter rechts.„Schon früh stand fest, dass ich einmal dasselbe machen würde wie meinVater. Es war also undenkbar, andere Träume zu haben oder ihnen zufolgen.“ Das galt aber nicht nur für ihn: Auch seine beiden Brüder und seineSchwester traten in das florierende Familienunternehmen ein, das wert dar-auf legte, alles selbst zu machen – vom Baumstamm bis zum fertigen Möbel.

Das Holz dafür kam aus aller Welt: In Burma zum Beispiel, auch daszeigt ein Foto in der Firmenchronik, kauften Vater und Sohn MolteniAnfang der sechziger Jahre Teakholz ein, aus dem sie in Italien Furnierherstellten, das wiederum auch an die Konkurrenz verkauft wurde.

Zwar produzierte Molteni in den Fünfzigern und Sechzigern vor allemMassenware, aber es gab auch schon erste Ansätze, modern gestaltete Möbelzu entwickeln. 1955 nahmMolteni an der ersten „Mostra Selettiva“ teil – demInternationalenMöbelwettbewerb in Cantù. Der Schweizer ArchitektWernerBlaser, ein Schüler von Alvar Aalto und Assistent von Ludwig Mies van derRohe, entwarf dafür eine Kommode mit dreigliedrigem geometrischem Ver-bindungselement. Die Kommode gewann den ersten Preis. Sechs Jahre späterzählte AngeloMolteni dann unter anderen mit Franco Cassina von derMarkeCassina zum Gründerausschuss des ersten Salone del Mobile, der ersten Mai-länder Möbelmesse, die vom 24. September bis 1. Oktober 1961 stattfand.

Der eigentliche Umbruch im Hause Molteni erfolgte allerdings erstEnde der sechziger Jahre, als Carlo Molteni, der Wirtschaftswissenschaftenstudierte, endgültig ins Unternehmen eintrat. Zusammen mit seinem Vaterwagte er den Schritt weg von den klassischen Möbeln hin zur Moderne,oder, wie Carlo Molteni sagt: „Wir gingen ein Bündnis mit dem Designein.“ Und das komplett und in nur sechs Monaten. „Wir waren das erstegroße Unternehmen, das überwiegend Designmöbel aus Holz herstellte.“

Carlo Molteni hatte zuvor zwei Jahre lang Designunterricht bei demArchitekten und Designer Luca Meda genommen, mit dem er nicht nur be-freundet war. Meda wurde auch für viele Jahre Art-Direktor des Familien-

unternehmens. „Als ich Luca das erste Mal traf, fragte er mich: Warumstellt ihr eigentlich so hässliche Möbel her?“, sagt Carlo Molteni. „Er öffnetemir die Augen fürs Design.“

Ein erster wichtiger Entwurf für Molteni war das Regal Piroscafo. „Lucaund ich sahen Bilder des neu gebauten Regierungspalasts der Region Umbrienin Perugia. Wir waren begeistert und entwickelten zusammen mit demArchitekten Aldo Rossi ein geradezu architektonisches Gebilde, ein Regal, dasvon der großen Fassade des Gebäudes mit seinen regelmäßig angeordnetenFenstern inspiriert wurde.“

Carlo Molteni hat danach viele bekannte Designer ins Haus geholt, diezum Teil ikonographische Werke schufen: Foster + Partners, Michele DeLucchi, Jean Nouvel, Patricia Urquiola. Müsste er sich aber sein Lieblings-objekt aus all den Jahrzehnten aussuchen, so wäre es der Sessel D.154.2 vonGio Ponti. „Ich habe ihn im Haus von Gio Pontis Neffen durch Zufall ent-deckt. Er war nie produziert worden, Gio Ponti hatte ihn nur für eine Villa inCaracas in Venezuela entworfen.“ Molteni legte zum Salone 2012 gleich eineganze „collezione“ des „Meisters der italienischen Architektur“ erstmals oderwieder auf – Einrichtungsgegenstände, die ursprünglich nur für privateWohnungen beziehungsweise in kleinen Serien hergestellt worden waren.

Über die Jahre formte Carlo Molteni aus dem Handwerksbetrieb eineninternational tätigen Konzern, der auf allen Feldern der Möbelproduktionaktiv ist. 1969 übernahm Molteni die Firma Citterio, die auf Trennwändefür Büros spezialisiert ist, 1970 kam der Büromöbelhersteller Unifor hinzu,1979 der Küchenproduzent Dada. Carlos Bruder Piero Molteni ist für Uni-for zuständig, Luigi Molteni, der 2000 starb, war für Dada verantwortlich,die Schwester Maria Angela Molteni leitet Citterio. Die dritte Generation istauch schon am Ruder, vor allem Carlo Moltenis Tochter Giulia und seinSohn Giovanni, aber auch seine Neffen Andrea, Angelo, Pietro und Carlo.

Mit seinen nunmehr 77 Jahren denkt Carlo Molteni noch lange nicht ansAufhören. Jeden Morgen um acht Uhr, nachdem er die Zeitung gelesen hat,geht er in die Firma, die unweit seiner Wohnung liegt. „Ich kann mir nichtvorstellen, dass er eines Tages nur noch Golf spielt“, sagt seine Tochter Giulia.„Irgendwann werde ich schon in Rente gehen“, sagt der Vater. „Aber noch binich gesund und habe Spaß an dem, was ich mache.“ Außerdem will er dienachfolgende Generation unterstützen. Und überhaupt: Er wüsste gar nicht,was er als Rentner machen sollte. Ö

Ibus qui rerspitibusdelicabo. Neque nonsenditatibus que diti aliquosrerum eium quia sequae

Design als Auftrag: DasRegal Piroscafo, vonAldo Rossi und LucaMeda entworfen, ist derFassade des Regierungs-palasts in Perugianachempfunden, denTisch Lessless hat JeanNouvel gestaltet, dasSofa Octave ist einProdukt aus demvergangenen Jahr vonMoltenis Art-DirektorVincent Van Duysen.Carlo Molteni, auf demBild oben links mitSir Norman Foster zusehen, unterstützt nochdie dritte Generationder Familie, unter ihnenAndrea, Giulia undGiovanni Molteni(von links).

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Die beiden Mund-,Kiefer- und GesichtschirurgenDaniel Groisman und NicoLaube über Operationen,Patientenwünsche und denEinfluss sozialer Medienauf unser Verständnisvon Schönheit

Herr Laube, Herr Groisman, wie war Ihr Tag?LAUBE: Ich habe heute ein bisschen Botox und Fillergespritzt, kleine Eingriffe also. Aber man kann ja auchnicht jeden Tag die Welt aus den Angeln heben . . .GROISMAN: Bei mir stand eine Operation auf dem Plan.Eine Patientin, Ende 40, hat zwei Implantate bekommen.Ich habe also verlorengegangene Zähne rekonstruiert.

Aber Sie werden hin und wieder sicher auch mit ungewöhn-lichen Wünschen konfrontiert, oder?GROISMAN: Natürlich gibt es Patienten mit skurrilenVorstellungen und der fixen Idee, so aussehen zu wollenwie ein prominenter Schauspieler oder eine berühmteSchauspielerin, zum Beispiel wie Brad Pitt oder AngelinaJolie. In solchen Fällen müssen bei jedem Chirurgenallerdings sämtliche Alarmglocken schrillen.LAUBE: Zu mir kam mal ein junger Mann, der eine ganzePalette von Johnny-Depp-Fotos dabei hatte, die ihn aussämtlichen Perspektiven zeigten. Wir haben wirklich vieleGespräche mit dem Mann geführt, ihn letzten Endes auchoperiert und seinen Kiefer verschoben, wovon er optisch

profitiert hat. Im Nachhinein hat sich herausgestellt,dass der Patient möglicherweise nicht in erster Liniechirurgische Hilfe benötigt hätte. Manche Patientenwerden übrigens sehr sauer, wenn man ihnen klar macht,dass man sie nicht operieren wird. Es muss sich ja nichteinmal um einen operativen Eingriff handeln. Wennzum Beispiel eine Patientin kommt, die ihre Lippenextrem aufgespritzt haben möchte, dann lehne ich dasnatürlich ab.

Tendieren Patienten dazu, Eingriffe in ihrer Tragweite zuunterschätzen?LAUBE: Ja. Ich erlebe dieses Phänomen hin und wiederauch im Bekanntenkreis, wenn es heißt: Könntest dubei Gelegenheit mal hier spritzen und dort straffen? Alshätten ästhetische Dermatologie und Chirurgie eineArt To-go-Charakter.

Sie meinen Begriffe wie Lunch-Time-Treatment.LAUBE: Oder Botox to go. Das weckt falsche Erwartun-gen. Bei Filler-Injektionen sind Schwellungen und blaue

Flecken nicht unüblich. Die Patienten sind immerweniger bereit, eine längere Downtime in Kauf zunehmen.GROISMAN: Ein guter Kollege von mir ist Nasenchirurg.Es gibt viele junge Frauen, die zu ihm kommen und einemöglichst kleine Nase haben möchten. Je kleiner, destobesser. Aber wenn man eine Nase verkleinert, werdengleichzeitig auch die Nasenlöcher kleiner, und das Atmenfällt schwerer. Das ist irreversibel. Was nützt einem eineschöne Nase, wenn man nicht mehr atmen kann?

Welche Rolle spielen dabei die sozialen Medien?LAUBE: Eine immer größere. Die Bereitschaft, sich vonabsurden Versprechen einlullen zu lassen, ist offenbargroß. Der Fitness-Instagram-Star Pamela Reif beispiels-weise verkauft seinen Millionen von Followern einRundum-sorglos-Paket, nach dem Motto: Mach zehnMinuten am Tag meine Übungen, und du wirst meinenBody haben. Das ist natürlich Unsinn.GROISMAN: Gleichzeitig erleben wir einen massivenIndustrialisierungsdruck. Viele möchten etwas von dem

„Was nützteinemeineschöneNase,wennman nichtmehr atmenkann?“

37SCHÖNHEIT

Nico Laube (oben links)und Daniel Groismanbetreiben in einemÄrztezentrum imOsten Frankfurts eineGemeinschaftspraxisfür Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie.

lukrativen Kuchen abhaben. Heilpraktiker dürfen zumBeispiel Filler spritzen, selbst wenn sie nur einen Wochen-endlehrgang absolviert haben. Das ist gefährlich, dennMedizin ist eine Erfahrungswissenschaft. Im Momenterleben wir zum Beispiel einen Invisalign-Hype – das sindjene unsichtbaren Zahnschienen, die statt einer festenSpange mit Brackets zum Einsatz kommen und alle zweiWochen ausgetauscht werden. Mittlerweile hat sich dasGeschäft sogar von den Kieferorthopäden entkoppelt,sprich: Firmen vertreiben die Schienen online. DerKunde macht zu Hause selbst einen Abdruck von seinemGebiss und bekommt dann ein Set mit Schienen ge-schickt. Ein Arzt ist gar nicht mehr involviert.

Klingt wenig erfolgversprechend . . .LAUBE: Mit 20 kleinen Plastikschienen kann man dieZähne nicht auf die gleiche Weise bewegen wie mitBrackets. Zum Thema Erfahrung übrigens: Ich habe malein Interview gelesen, in dem ein französischer Sterne-koch mit einem japanischen Sushi-Meister sprach, der90 Jahre alt war. Der Koch fragte den Sushi-Meister,wann er das Gefühl hatte, richtig gut zu sein. DieAntwort: mit 50. Das hat den Franzosen – er war etwaMitte 40 – total umgehauen.GROISMAN: Der Vater von Jean-Paul Belmondo warBildhauer. Sein Sohn wollte mal von ihm wissen, warumer ständig in den Louvre renne. Er sagte: Ich lerne. DasHerunterspielen von Expertise ist ein gefährlicher Trendunserer Zeit.

Zumal in Ihrem Fachgebiet, der Mund-, Kiefer- und Plas-tischen Gesichtschirurgie. Die doppelte Kieferverlagerung istin Südkorea inzwischen ein Trend.GROISMAN: Bei diesem Eingriff kann man sehr vielfalsch machen und das Gesicht des Patienten im wahrenSinne des Wortes zerstören. Es handelt sich um eine sehrkomplexe Operation, bei der der Chirurg die zugrunde-liegenden Strukturen verstanden haben muss. Einplastischer Chirurg ist nun mal kein Kieferchirurg.Wenn hier grobe Fehler gemacht werden, dann hat derPatient sein ganzes weiteres Leben mit den Folgen zukämpfen. Er kann vielleicht seinen Mund nicht mehrrichtig schließen, leidet unter Kiefergelenkschmerzen,oder er erkennt sich im Spiegel schlicht nicht wieder.Ein gutes Ergebnis bedeutet für uns: Funktionalität,Stabilität, ein insgesamt harmonisches Gesicht, mitdem sich die Person identifiziert, und möglichst geringeNebenwirkungen.

Wie lange dauert der Heilungsprozess nach einem somassiven Eingriff?GROISMAN: Etwa ein Jahr. Allein bis die Schwellungen imGesicht vollständig abgeklungen sind, müssen Sie miteinem halben Jahr rechnen. Und ein weiteres halbes Jahrdauert die Phase der Gewöhnung. Selbst wenn wir einenKiefer nur wenige Millimeter verschieben, ändert sichdadurch das Aussehen eines Menschen mitunter drama-tisch.LAUBE: Der ästhetische Aspekt ist immer wichtigergeworden. Je nach Ausgangsbefund führt eine einfacheoder doppelte Kieferverlagerung zu einer beeindrucken-den Harmonisierung des Gesichts.

GROISMAN: Man muss allerdings auch nach Altersgruppenunterscheiden. Besonders junge Mädchen kennen ihreDefizite ganz genau, sei es nun ein zu grobes Kinn oderzu kleine Zähne, die man beim Sprechen nicht sieht.Ihre Wünsche sind oft größer als die der Eltern, denen eshauptsächlich um die Funktion geht, weil sie ihre Kinderja so, wie sie sind, schön finden. Gleichzeitig gilt aber,dass die Betroffenen unter ihrer Kieferfehlstellung sehrleiden, womit wir wieder bei der Ästhetik wären. UnserGesicht ist nun mal die Visitenkarte, mit der wir in dieWelt treten.

Kann man bei einer solchen Operation per Computerzeigen, wie man nachher aussehen wird?GROISMAN: In etwa, ja. Die Möglichkeiten der digitalenPlanung sind ein Segen. Früher entschied der Operateurtatsächlich erst im Operationssaal, wie stark er den Kieferseines Patienten verschiebt. Übrigens damals nur denUnterkiefer, eine Neupositionierung des Oberkiefers warnoch gar nicht möglich. Später kamen dann die Zahn-modelle, und Röntgenaufnahmen wurden zerschnittenund verschoben. Der Computer ermöglichte von etwaMitte der neunziger Jahre an den Schritt in die Zwei-dimensionalität. Inzwischen haben wir die dritte Dimen-sion erreicht.

Lässt sich eigentlich auch ein Facelift simulieren?LAUBE: Ich kenne dafür kein geeignetes gutes Programm.

Trotz der zahlreichen Möglichkeiten, den Alterungsprozesshinauszuzögern, kann man nicht mit 50 noch so aussehenwie mit 30, egal, wie vielen Prozeduren man sich unter-wirft. Weshalb?LAUBE: Eine große Rolle dabei spielt der Knochen. Manweiß zum Beispiel noch gar nicht so lange, dass derKnochen altert, indem er atrophiert. Alles entwickelt sichRichtung Gedrungenheit. Neben dem Knochen ist diezweite Hauptkomponente die Haut. Die können Sieverändern: durch Peelings, Botox und Filler zum Beispiel.Jane Fonda ist für mich ein sehr gutes Beispiel dafür, wieeine gelungene ästhetische Dermatologie und Chirurgieaussehen kann. Natürlich gehören dazu ein gesunderLebensstil, gute Ernährung und viel Bewegung. Auchdie genetischen Voraussetzungen sind nicht ganz un-erheblich.

Mit welchen Wünschen kommen die meisten Patienten dennzu Ihnen, Herr Laube?LAUBE: Viele Patienten möchten einfach frischer aussehen,andere stören sich an den sogenannten Merkel-Bäckchen,also an den hängenden Strukturen im Bereich desMundes. Mit dem Alter sinkt der Kollagenspiegel, dieElastizität der Haut lässt nach. Sie beginnt, mehr undmehr zu hängen. Dieser Prozess setzt übrigens schonmit Anfang 30 ein. Wenn sich jemand regelmäßigHyaluronsäure spritzen lässt, regt er dadurch dieKollagenneubildung an, was den Alterungsprozesshinauszögert. Mit 65 damit zu beginnen, ist natürlichzu spät. In diesem Alter erzielt man eher mit einemFacelift gute Ergebnisse. Starken Elastizitätsverlust mitFillern auszugleichen ist eine schlechte Idee, weil mandann nur verquollen aussieht.

Sind Facelifts in den vergangenen Jahren nicht ziemlich inVerruf geraten?LAUBE: Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass manmit einer Spritze alles hinkriegt. Beim klassischen Faceliftgeht der Schnitt von der Schläfe übers Ohr bis weitzum Hals. Früher hat man die Haut schlicht nach hintengezogen, das waren die Windblown-Facelifts. DerHollywood-Star Kirk Douglas war dafür ein sehrunschönes Beispiel. Von dieser Methode ist man zumGlück abgerückt. Heutzutage kann man schon mit einembegrenzten Zugang, also einem kleinen Schnitt vomOhrläppchen bis zur Schläfe, unheimlich viel heraus-holen. Das ist das sogenannte Macs-Facelifting. Natür-lich eignet sich nicht jeder für ein Facelift, auch hiergibt es Kontraindikationen wie eine sehr dicke Hautund viele Fettablagerungen. Das Ergebnis wäre nichtzufrieden-stellend, weil alles sehr schnell wieder absackenwürde. Durch die bei uns immer häufiger stattfindendeAnwendung von Phenolsäure-Peelings wird übrigensein so tiefgreifender und nachhaltiger Verjüngungseffekterzielt, dass rechtzeitig behandelte Patienten vermutlichnie ein Facelift benötigen. Besonders ausgeprägt ist derEffekt, wenn das ganze Gesicht behandelt wird.GROISMAN: Sie können die Uhr optisch zehn, vielleicht15 Jahre zurückdrehen. Mehr geht nicht.

Wie alt war die jüngste Patientin, bei der Sie ein Faceliftvorgenommen haben?LAUBE: Ende 30. Sie hatte aber wirklich genetisch bedingtauch eine sehr laxe Haut und Merkel-Bäckchen, die sieextrem gestört haben.

Herr Groisman, haben Sie sich von Ihrem Kollegen schonmal Botox spritzen lassen?GROISMAN: Nein.

Warum nicht?GROISMAN: Ich bin zufrieden mit meinem Aussehen.Meine Frau sähe es zwar ganz gerne, wenn ich mich füreine Haartransplantation entscheiden würde, aber ichfinde es gut so, wie es ist.

Sie kennen sich schon seit dem Studium. Wer ist der Eitlerevon Ihnen beiden?GROISMAN: Nico ist eitler.LAUBE: Aha, tatsächlich . . .?

Die Fragen stellte Melanie Mühl.Fotos Frank Röth

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REISE38

Im brasilianischen Badeort Praia da Pipa imnordöstlichen Bundesstaat Rio Grande doNorte geht es nicht immer so beschaulichzu. Coronabedingt bleiben derzeit aber dieinternationalen Touristen aus.

Ein Geheimtippauch in normalenZeiten ist die Strandbar „Do Chico“am Praia deCacimbinha. EineHolztreppe führtvon der Straße dieSteilküste hinab.

Das NationalgetränkBrasiliens ist Caipi-rinha. Der Cocktailaus Cachaça, Limette,Zucker und Eis istüberall am Strand zuhaben, wenn auchnicht immer soliebevoll dekoriert.

Auf großen Farmen im Nordenvon Pipa werden „camarões“gezüchtet: Shrimps. Fischer bietenzudem täglich frischen Fisch ausdem Meer und aus der Guaraíras-Lagune an.

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Das ehemalige Hippie-Paradieshat sich gewandelt – und ist selbstin Corona-Zeiten sehr beliebt.Von Peter-Philipp SchmittFotos Norbert Franchini

Am Strand gibt es vor allemFingerfood wie „carne de sol“, ander Luft getrocknetes Rindfleisch,und „isca de peixe com macaxeirafrita“, frittierten Fisch mit Maniok.

Auch in Brasilien heißt es Ab-stand halten, Maske tragen undHände waschen. Die Infektions-zahlen waren seit August gesun-ken, zuletzt stiegen sie wieder

t vielleicht nicht so aus,aber besonders die Kinder sind dieLeidtragenden der Corona-Pan-demie. Die Schulen sind schonseit Monaten geschlossen, und siebleiben es wohl noch bis Februar.

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40 REZEPT

Dieses Gericht dürfte bei vielen Kindheitserinnerungenwecken. Haben es nicht Mutter oder Großmutter schonauf den Tisch gebracht? Damals waren Väter undGroßväter auf dem Sektor Küche ja noch nicht sobewandert, aus vielerlei Gründen. Schön, dass das heuteanders ist. Wie der Name nahelegt, stammt das Rezeptursprünglich aus Ostpreußen, aus der Stadt, die heuteKaliningrad heißt. Sogar der Philosoph Immanuel Kantsoll das Gericht seinen Gästen serviert haben. DurchKüchenpersonal fand es dann über Berlin und Münchenden Weg auf unsere Teller.

Der Fleischteig kann nach Gusto zusammengesetztoder veredelt sein, tradiert ist vor allem Kalbshack.Den speziellen Kick bekommen die gekochten Fleisch-bällchen durch Sardellen und Kapern, die sich später auchin der Sauce befinden, in der sie sich wärmen. Kanntebereits Kant die Geschmacksrichtung umami?

Ein Pfund Kalbshackfleisch wird mit einem in warmerMilch aufgeweichten und ausgedrückten Brötchen, vierfein gewürfelten Schalotten und einer Knoblauchzehe(Schalotten und Knoblauch in Butter hell angeschwitzt),je gut einem Esslöffel fein gewiegten Kapern undSardellen, einem Esslöffel Senf, einem Ei, dem Abriebeiner halben Zitrone, zwei Esslöffeln feingehackterPetersilie, Pfeffer und Salz zu einem Teig vermengt.Kräftig abschmecken, denn nun gehen die mit feuchtenHänden geformten tischtennisballgroßen Klößchen

KANNTEKANTUMAMI?Von Claus Eckert (Text und Fotos)

Enthält Spuren von Geschichte: Königsberger Klopse zu servierenist in jedem Fall eine vernünftige Entscheidung.

zum Garen in eine sanft wallende Brühe (nicht alleauf einmal, auf zwei bis drei Chargen verteilen). Sie gebendem Sud, der die Basis für die Kapernsauce wird, einenwunder-baren Geschmack.

Der Garsud:

1,5 l Wasser

1 Zwiebel, geviertelt

2 TL Salz

2 EL Weißweinessig

2 Lorbeerblätter

1 TL Pfefferkörner

1/2 TL Piment

2 Nelken

1 Schuss Weißwein

Wenn die Klößchen nach oben schwimmen, noch dreiMinuten im Sud lassen, dann abgedeckt warmstellen.

Bereiten Sie eine klassische Mehlschwitze zu: 30 GrammButter zerlassen, 40 Gramm Mehl hineinsieben, unterRühren mit ein bis zwei Sardellenfilets glatt anschwitzenund mit einem Teil der Kloßbrühe ablöschen, aufgießenund zu einer Sauce kochen. Hier ist bei der MengeFingerspitzengefühl gefragt, damit die Konsistenzstimmt. Wird die Sauce zu flüssig, einkochen lassen,wobei sich der Geschmack konzentriert. Daher Vorsichtbei zu frühem Nachwürzen, notfalls etwas Saucenbindereinsetzen. Wird die Sauce zu dick, Fond nachgießen. Miteinem Schuss Sahne auffüllen, weitere Kapern hinzufügen,gegebenenfalls sanft reduzieren. Die warmen Fleisch-bällchen einige Minuten darin wohlfühlen lassen. Dazureichen Sie, wie in unserer Familie, Reis, oder, wie invielen anderen, Salzkartoffeln und Gemüse nach Wahl.Am besten Fleisch aus artgerechter Haltung verwenden.Das Rezept ergibt als Hauptspeise gut vier Portionen.

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42 FRAGEBOGEN

Was essen Sie zum Frühstück?Ich versuche, gesund zu leben. An Wochentagen esse ichGranola mit Obst und Joghurt. Danach trinke ich einenEspresso. Am Wochenende essen wir auch etwas mehr.

Wo kaufen Sie Ihre Kleidung ein?Gerne in Amsterdam. Ich kaufe viel von Hugo, derjüngeren Marke von Hugo Boss, die mir sehr gut gefällt,und ab und zu etwas von Armani, Sportbekleidunggerne von Adidas. Aber wenn man kleiner ist, so wie ich,bekommt man in Läden leider nicht alles.

Was ist das älteste Kleidungsstück in Ihrem Schrank?Wahrscheinlich meine Radlerhose. Es kann aber auch einT-Shirt sein, das ich an meinem 55. Geburtstag in Venedigzur Biennale bekommen habe. Da sind alle Pavillonsdrauf, die an der Kunstausstellung teilgenommen haben.

Wann haben Sie zuletzt handschriftlich einen Brief verfasst?An einen echten Brief kann ich mich nicht erinnern.Ich schreibe aber hin und wieder handschriftlich nochkleine Botschaften und auch meine To-do-Listen.

Welches Buch hat Sie in Ihrem Leben am meistenbeeindruckt?„Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch.

Wie informieren Sie sich über das Weltgeschehen?Ich bekomme täglich zehn, 15 Newsletter, meistenszum Thema Design, und ich besuche – zwar nicht jedeStunde, aber doch mehrfach am Tag – Nachrichtenseitenim Internet, je nachdem was mich gerade interessiert.Am Wochenende lese ich das „NRC Handelsblad“.

Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema?Das kommt auf mein Gegenüber an. Ich versuche etwaszu finden, das uns verbindet. Meine Favoriten sindPolitik, Wirtschaft, Musik, Kochen und auch mal Sport,aber kein Fußball. Nichts gegen Fußball, ich weiß nurzu wenig davon!

Bei welchem Film haben Sie zuletzt geweint?Ich habe nicht wirklich geweint, aber emotional sehrbeeindruckt hat mich „Three Billboards Outside Ebbing,Missouri“.

Sind Sie abergläubisch?Nein, überhaupt nicht.

Worüber können Sie lachen?Früher habe ich Tränen gelacht über Monty Python,aber ich schätze auch die Filme der Coen-Brüder sehr,Ethan und Joel. Die sind oft sehr lustig.

Ihre Lieblingsvornamen?Die Namen meiner beiden Töchter: Valerie und Sabine.

Machen Sie eine Mittagspause?Eigentlich immer. Ich finde das wichtig. Wenn ich zuHause arbeite, essen meine Frau und ich immer eineKleinigkeit zu Mittag, und wenn ich in Köln bin, geheich gerne mit meinen Kollegen in die Kantine.

In welchem Land würden Sie am liebsten leben?Es gefällt mir sehr in den Niederlanden. Ich habeaber auch oft darüber nachgedacht, ob ich in Köln und

in Deutschland leben könnte. Die Antwort ist: ja.Dort fühle ich mich auch sehr wohl. Sollte ich docheinmal in Rente gehen, wäre mein Traum aber derSüden, entweder ein Haus im Piemont oder in derNähe von Valencia.

Was fehlt nie in Ihrem Kühlschrank?Käse. Ich liebe Käse, sowohl holländischen als auchitalienischen. Ich koche auch gerne mit Käse.

Fühlen Sie sich mit oder ohne Auto freier?Immer mit. Ich fahre sehr gerne Auto, vor allem inDeutschland. Neuerdings habe ich ein Elektro-Auto,das ist super. Nach Amsterdam fahre ich nur nochelektrisch.

Was ist Ihr größtes Talent?Leute zusammenzubringen. Ich arbeite gerne an Strategienvor allem im kreativen Bereich, blicke gerne voraus, unddas geht besser mit Kollegen und im Team.

Was tun Sie, obwohl es unvernünftig ist?Zu schnell fahren.

Welche historische Person würden Sie gerne treffen?Ludwig van Beethoven oder Gustav Mahler. Ich müsstesie auch gar nicht treffen, ich würde nur gerne erleben,wie sie eine ihrer Symphonien das erste Mal dirigieren.Beethovens Neunte zum Beispiel.

Tragen Sie Schmuck? Und eine Uhr?Nur meinen Ehering, aber das ist eigentlich kein Schmuck.Eine Uhr trage ich immer. Ich bin kein Sammler, abersechs Uhren habe ich doch. Meine Lieblingsuhr ist dieVentura v-tec Alpha von Hannes Wettstein, eine frühedigitale Uhr aus dem Jahr 2003.

Haben Sie einen Lieblingsduft?Ich liebe die unterschiedlichen Düfte, wenn man durcheinen Wald geht. Je nach Jahreszeit sind sie anders.

Was war Ihr schönstes Ferienerlebnis?Das muss vor etwa 15 Jahren gewesen sein. Meine Frauund ich waren in Spanien unterwegs, in der Nähe vonSegovia, als im Radio „Tristan und Isolde“ gespieltwurde, live von den Bayreuther Festspielen. Das war eingrandioses Erlebnis – die schöne Landschaft, dazu dieMusik von Richard Wagner.

Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?Ich erinnere mich an mindestens zwei, coronabedingtschon 2019: Entweder war es Mahlers siebte Sinfonie imConcertgebouw in Amsterdam, da gehe ich sehr gernehin, oder es war Ibrahim Maalouf im Tivoli in Utrecht.

Was fehlt Ihnen zum Glück?Eigentlich nichts. Was mir in diesen Zeiten fehlt:sich mehr mit Familie, Freunden und Kollegen treffenzu können.

Was trinken Sie zum Abendessen?Unter der Woche nur Leitungswasser. Am Wochenendemachen wir gerne auch eine oder zwei Flaschen gutenitalienischen oder argentinischen Rotwein auf.

Aufgezeichnet von Peter-Philipp Schmitt.

In diesem Januar fällt sie erstmalsseit ihrer Gründung im Jahr 1949aus: die Kölner Möbelmesse. Nureine digitale Vorschau auf 2022 istgeplant. Schon einmal, Anfang dernuller Jahre, war es nicht gut umdie „imm cologne“ bestellt. DerNiederländer Dick Spierenburghat sie als Kreativdirektor in denvergangenen zehn Jahren wiedergroß gemacht, als umfassendereEinrichtungsmesse. Spierenburg,1953 in Utrecht geboren, hat Archi-tektur in Delft und Produktdesignin Den Haag studiert. Seit 2009 hater ein eigenes Studio. Er lebt undarbeitet in Tienhoven unweit vonUtrecht. Vor der Corona-Pandemiewar er fast jede Woche in Köln, jetzthat er wieder Zeit, Produkte zugestalten und Gebäude zu planen.

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