Dieter Grunow Europäisierung und Verwaltungskultur Vortrag am 23.11.2006
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Dieter GrunowEuropäisierung und Verwaltungskultur
Vortrag am 23.11.2006
Gliederung● Vorbemerkung: Öffentliche Verwaltung im
Kontext der Globalisierung● Auf dem Weg zum europäischen
Verwaltungsraum?● Illustrationen aus der eigenen Forschung● Fazit: Kooperation zwischen
Mehrebenensystemen
Vorbemerkung: Öffentliche Verwaltung im Kontext der Globalisierung(1)
These:
Struktur und Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung haben in den letzten 20 Jahren als Standortfaktor im internationalen Wettbewerb erheblich an Bedeutung gewonnen
Vorbemerkung: Öffentliche Verwaltung im Kontext der Globalisierung(2)
Begründung/Belege● Uno-Auftrag an das IIAS● „Failed states“
* Verlust von Ordnungs- und Kontrollpotential
* Korruption
* Unfähigkeit, politische Entscheidungen zu treffen
* Unfähigkeit, öffentliche Aufgaben zu erfüllen
Vorbemerkung: Öffentliche Verwaltung im Kontext der Globalisierung(3)
● „Good Governance“
* Menschenrechte
* Politische Partizipation
* Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit
* Marktorientierte soziale Wirtschaftsordnung
* Entwicklungsorientierung staatlichen Handelns
Vorbemerkung: Öffentliche Verwaltung im Kontext der Globalisierung(4)
Konzept● Nationaler Wettbewerbsstaat
Kritik● Internationale Durchsetzung von
Kapitalinteressen und Marktlogik (Ökonomisierung)
Auf dem Weg zum europäischen Verwaltungsraum?(1)
These:
Es gibt verschiedene europäische Einflüsse in Richtung auf einen europäischen Verwaltungsraum,
die Realität ist dennoch eher durch Vielfalt (der Verwaltungskulturen) geprägt
Auf dem Weg zum europäischen Verwaltungsraum?(2)
Verwaltungskultur
* Werte, Einstellungen und Verhaltensmuster in der öffentlichen Verwaltung
* Einstellungen und Erwartungen der Bevölkerung gegenüber der öffentlichen Verwaltung
* Verwaltungspolitik
Auf dem Weg zum europäischen Verwaltungsraum?(3)
Einfluss-Faktoren (extern)
* Global governance, europäisches Gesellschafts- und Sozialmodell (gegenüber „Kapitalismus pur“)
* Modell für andere Regionen
* Internationale Modernisierungstrends (NPM)
* spezielle Situation: Aufnahme neuer Mitglieder in die EU
+ Korruptionsbekämpfung
+ Rechtsstaatlichkeit, unabhängige Justiz
+ Rekrutierung und Qualifikation des Personals
Auf dem Weg zum europäischen Verwaltungsraum?(4)
Einfluss-Faktoren (EU-intern)
* (Mit)Gestaltung des Gemeinschaftsrechts (insb.Bund)
* Umsetzung des Gemeinschaftsrechts (insb. Bundesländer und Kommunen)
+ Europäischer Gerichtshof
+ Offene Methode der Koordinierung
+ Programmevaluation
+ Vertrauensbildende Massnahmen
* Ausweitung marktförmiger Aufgabenerledigung (Anpassungszwänge über Wettbewerb)
Auf dem Weg zum europäischen Verwaltungsraum?(5)
Gegeneinflüsse
* Interpretation, Sprachenvielfalt
* keine einheitlichen Leitbilder der Integration
* keine einheitlichen Leitbilder der Modernisierung
* Unterschiedliche Policy-Traditionen
+ Prävention
+ Kontrolle
* Implementation bleibt Domäne der Mitgliedsstaaten
* Institutionentransfer und Policylearning bleiben Einzelfälle
Abbildung 2: Breitenwirkung der Europäisierung
(An te il d e r Ab te ilu n g e n m it E u ro p a b e z u g in d e n P o ltikfe ld e rn )
9 1 ,2
8 3 ,3 8 1 ,8 8 0 ,6 7 9 ,3 7 8 ,9 7 8 ,3 7 6 7 3 ,7 7 3 ,47 0 6 8 6 5
6 2 ,5
9 6 ,7
9 3 ,6
7 6 ,5 7 6 ,4
5 8
4 4
3 1 3 02 7
5 4
2 3
6 0
3 6
1 3
5 5
1 9
4 24 7
2 11 7 1 3 1 5
0
2 0
4 0
6 0
8 0
1 0 0
1 2 0
N ma x .=7 6 (Inne r e s ) N min.=1 7 (E ne r gie )
in P ro z e n t
Fa llz a h l (n )
Illustrationen aus der eigenen Forschung(1)Projekt Bürokratisierung durch Europäisierung
Chart 8: New administrative challenges during policy implementation
6 9 7 1 7 17 7
8 2 8 3 8 4 8 5 8 6 8 7 8 8 8 8 8 8 8 8 9 0 9 0 9 1 9 3 9 39 6
3 6
2 21 7
4 3
1 8
5 4
1 6
6 1
1 81 3
4 5
1 4 1 52 1
2 7 2 6
5 2
4 2 4 2
2 1
0
2 0
4 0
6 0
8 0
1 0 0
1 2 0
policy fields
in s
um
: 8
4%
= 5
89
ca
se
s
m o d e ra te o r fu ll a g re e m e n t( in %) c a s e s
Illustrationen aus der eigenen Forschung(2)
Illustrationen aus der eigenen Forschung(3)
Abbildung 15: Ursachen für Implementationsprobleme
22,9
9,7
11,8
9,5
26,5
6
34,6
26,5
35,6
27,4
14,7
23
23,5
8,2
28,9
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Gesam t B und Land
Ge sa mt: N=389 Bund: N=46 Lä nde r: N=343
Pro
ze
nt
de
r A
bte
ilu
ng
en
bundesdeutsche S trukturen
europäische S trukturen
K om petenzordnung
Recht
P rogram m e
* “Subsidiarität” (Verantwortungsteilung zwischen den Ebenen: Länder 44,4%; Bund 43,1% * “neue Governanceformen: Bund 25%; Länder 34,4%). * “klassische Gemeinschaftsmethode” (im Durchschnitt 15,7%) * “neuer Iinter-governmentalism” (im Durchschnitt 1,6%).
Illustrationen aus der eigenen Forschung(4)
Zunftsperspektiven/Frames
Illustrationen aus der eigenen Forschung(5)
Beispiele aus Dienstleistungsrichtlinie (Binnenvielfalt der
Gemeinschaft)
* Ziel der Zurückdrängung öffentlicher Aufgaben (Daseinsvorsorge) weitgehend gescheitert
* Herkunftslandprinzip mehrheitlich abgelehnt
* Bestätigung der Gestaltungsfreiheit durch die Mitgliedsstaaten
Illustrationen aus der eigenen Forschung(6)
* Durchsetzung von Einzelmassnahmen zur Erleichterung der Niederlassung von Dienstleistern (Einheitlicher Ansprechpartner)
* Massnahmen zur vertrauensbildenden Zusammenarbeit werden gefördert (was auch dringend geboten erscheint)
* Die Komplikationen der durchgesetzten Maßnahmen könnte zu einer weiteren Deregulierung bzw. Vermarktlichung öffentlicher Dienstleistungen führen
Fazit: Die Kooperation zwischen Mehrebenen-systemen erfordert ein Management der
Verwaltungs-Vielfalt
1. Die Binnendifferenzierung der öffentlichen Verwaltung nimmt in den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU zu; dazu trägt auch die Entwicklung zu Governancestrukturen bei (NGO-Beteiligung etc). Eine Zentralisierung der EU ist nur in wenigen Politikfeldern vorstellbar.
2. Die Impulse zur Anpassung/Harmonisierung bleiben punktuell – sowohl in sachlicher und zeitlicher Hinsicht als auch in der Verbreitung in der EU.
3. Ein erheblicher Anpassungsdruck (d.h. u.a. Auflösung der Mehrebenensysteme) geht von der Vermarktlichung aus - also in der Sache flexibel aber rigide in der Durchsetzung
4. Aus der Verwaltungsvielfalt ist weder ein Pauschalvorteil noch ein Pauschalnachteil abzuleiten. Es bleibt beim schwierigen „it depends“