Digital native students? - Web 2.0- Nutzung von Studierenden · 3 Internetdiensten oder Web...

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Digital native students? - Web 2.0- Nutzung von Studierenden Autoren: Martin Ebner, TU Graz Mandy Schiefner, Universität Zürich Portalbereich: Aus der Praxis Stand: 26. Januar 2009 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung............................................................................................................... 1 2. Beschreibung der Studien ....................................................................................... 2 3. Auswertung ............................................................................................................ 2 3.1 Infrastruktur ......................................................................................................... 2 3.2 Web 2.0-Kompetenz............................................................................................. 6 4. Diskussion.............................................................................................................. 9 5. Literatur ............................................................................................................... 10 6. Die Autoren.......................................................................................................... 11 1. Einleitung Mit der Durchdringung des Alltags mit Web 2.0-Technologien scheinen Kinder, Ju- gendliche und junge Erwachsene scheinbar mühelos diese neuen Technologien auch anzuwenden. Oft hat man die Vorstellung, dass gerade die jüngere Generation ohne Schwierigkeiten mit diesen Technologien umgeht. Doch die Frage ist, ob diese Vor- stellung sich auch mit der Realität deckt oder ob man hier Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund naiver Vorannahmen Kompetenzen unterstellt, über die sie gar nicht verfügen. Anders herum: Kann man bei Studierenden, die in der Regel sehr gut mit digitalen Medien ausgestattet und oftmals eine gute Anbindung an das Internet haben, von einer „ Web 2.0-Kompetenz“ ausgehen? Für Jugendliche liegen mit der JIM Studie 2007 und 2008 (Feierabend & Rathgeb, 2007, 2008) bereits erste Ergebnisse der Nutzung von Social Software und Web 2.0 vor. Doch wie sieht es mit Studierenden aus? Wie nutzen diese das Internet und vor allem Social Software in ihrem Studium? Dazu sind bereits erste Untersuchungen in Deutschland (Kleimann, Özkilik & Göcks, 2008; Gscheidle & Fisch, 2007; Fisch & Gscheidle, 2008) der Schweiz und Österreich (Schiefner & Ebner, 2008) durchgeführt worden. Die Frage nach der „Web 2.0-Kompetenz“ wird in einem ersten Schritt versucht an- hand der Nutzung von Social Software-Applikationen zu beantworten, da bisher vor allem dazu Daten vorliegen. Die Nutzung stellt dabei einen allerersten Zugang zur Beantwortung der Kompetenzfrage dar, denn „Medienkompetenz bezeichnet zunächst nicht viel mehr als die Fähigkeit der Menschen, technische Vermittlungsformen und Geräte sinnvoll zu gebrauchen.“ (Forum Info 2000, 1998, S. 10f). Ausführliche Unter- suchungen zu den genaueren und weitreichenderen (Medien)Kompetenzen (z.B. nach dem Modell von Aufenanger, 1997 bzw. Baacke, 2004) und die Frage nach der Parti- zipation und Reflexion, die sich aus der Nutzung ergeben, sind noch durchzuführen

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Digital native students? - Web 2.0-Nutzung von Studierenden

Autoren: Martin Ebner, TU Graz Mandy Schiefner, Universität Zürich Portalbereich: Aus der Praxis Stand: 26. Januar 2009

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung...............................................................................................................1 2. Beschreibung der Studien.......................................................................................2 3. Auswertung............................................................................................................2 3.1 Infrastruktur .........................................................................................................2 3.2 Web 2.0-Kompetenz.............................................................................................6 4. Diskussion..............................................................................................................9 5. Literatur ............................................................................................................... 10 6. Die Autoren.......................................................................................................... 11 1. Einleitung

Mit der Durchdringung des Alltags mit Web 2.0-Technologien scheinen Kinder, Ju-gendliche und junge Erwachsene scheinbar mühelos diese neuen Technologien auch anzuwenden. Oft hat man die Vorstellung, dass gerade die jüngere Generation ohne Schwierigkeiten mit diesen Technologien umgeht. Doch die Frage ist, ob diese Vor-stellung sich auch mit der Realität deckt oder ob man hier Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund naiver Vorannahmen Kompetenzen unterstellt, über die sie gar nicht verfügen. Anders herum: Kann man bei Studierenden, die in der Regel sehr gut mit digitalen Medien ausgestattet und oftmals eine gute Anbindung an das Internet haben, von einer „ Web 2.0-Kompetenz“ ausgehen?

Für Jugendliche liegen mit der JIM Studie 2007 und 2008 (Feierabend & Rathgeb, 2007, 2008) bereits erste Ergebnisse der Nutzung von Social Software und Web 2.0 vor. Doch wie sieht es mit Studierenden aus? Wie nutzen diese das Internet und vor allem Social Software in ihrem Studium? Dazu sind bereits erste Untersuchungen in Deutschland (Kleimann, Özkilik & Göcks, 2008; Gscheidle & Fisch, 2007; Fisch & Gscheidle, 2008) der Schweiz und Österreich (Schiefner & Ebner, 2008) durchgeführt worden.

Die Frage nach der „Web 2.0-Kompetenz“ wird in einem ersten Schritt versucht an-hand der Nutzung von Social Software-Applikationen zu beantworten, da bisher vor allem dazu Daten vorliegen. Die Nutzung stellt dabei einen allerersten Zugang zur Beantwortung der Kompetenzfrage dar, denn „Medienkompetenz bezeichnet zunächst nicht viel mehr als die Fähigkeit der Menschen, technische Vermittlungsformen und Geräte sinnvoll zu gebrauchen.“ (Forum Info 2000, 1998, S. 10f). Ausführliche Unter-suchungen zu den genaueren und weitreichenderen (Medien)Kompetenzen (z.B. nach dem Modell von Aufenanger, 1997 bzw. Baacke, 2004) und die Frage nach der Parti-zipation und Reflexion, die sich aus der Nutzung ergeben, sind noch durchzuführen

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(Hamm, 1996). Der Aspekt der Mediennutzung wiederum muss dabei nach Baacke (2004) ausdifferenziert werden in eine rezeptiv anwendende und interaktiv anbietende Medienkompetenz. Gerade im Bereich Web 2.0 spielt vor allem die interaktive, oder besser gesagt, die partizipative Komponente eine große Rolle und zu fragen ist hier, ob Studierende über diese Kompetenz verfügen.

2. Beschreibung der Studien

Ausgehend von der Fragestellung, wie Studierende im ersten Semester moderne Kommunikationswege und Web-2.0-Anwendungen nutzen und welche Infrastruktur ihnen zur Verfügung steht, wurde im Wintersemester 2007/2008 an der TU Graz eine Umfrage an vier repräsentativen Fakultäten durchgeführt – Maschinenbau, Architek-tur, Bauingenieurwissenschaften und Informatik. Die Umfrage fand im Zuge von Ein-führungsveranstaltungen innerhalb der ersten beiden Studienwochen statt. Insgesamt nahmen daran 578 Studierende teil. Dies entspricht etwas mehr als 50% der Erstse-mester. Die Fragestellungen gliederten sich in drei Blöcke: Digitale Endgeräte und Internetzugang, Digitale Kommunikationswege und Fragen zu Web-2.0-Anwen-dungen.

Am Beginn des Studienjahres 2008/2009 wurde diese Umfrage wiederholt, nur konnte diese im Rahmen der „Einführungstage für Studierende der TU Graz“ durchgeführt werden, wodurch die Zahl der Teilnehmer/innen auf 827 erhöht werden konnte. Es kamen, um den Vergleich der Ergebnisse zu wahren, dieselben Fragen nochmals zum Einsatz.

An der Universität Zürich wurde im Sommersemester 2007 eine ähnliche Befragung durchgeführt. Allerdings stand hier vor allem die gesamte IT-Infrastruktur aller Stu-dierenden (nicht nur der Erstsemester) zuhause und an der Universität sowie deren Bewertung im Vordergrund. Nach Web 2.0-Medien wurde nur am Rande gefragt. Aus diesem Grund werden die Ergebnisse der Universität Zürich nur an den Stellen aufge-führt, an denen sie relevante Daten für die Web 2.0-Nutzung liefern bzw. eine Ver-gleichbarkeit mit den Daten der TU Graz vorgenommen werden kann. Im Moment läuft an der Universität Zürich eine weitere Erhebung, die sich stärker dem Nutzen von Web 2.0 bei Studierenden widmet und deren Ergebnisse im Frühjahr 2009 vorlie-gen werden.

3. Auswertung

3.1 Infrastruktur

Am Beginn einer Frage nach der Medienkompetenz von Studierenden sollte auch im-mer die Frage nach der verfügbaren Infrastruktur stehen, denn ohne eine geeignete Infrastruktur fällt die Ausbildung von Medienkompetenz schwer. Ein Zuwachs an Kompetenz ist nur mit entsprechenden Geräten möglich, die auch in den alltäglichen Gebrauch übergegangen sind. Betrachtet man also die Nutzung von verschiedensten

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Internetdiensten oder Web 2.0-Applikationen kann dies nur unter Voraussetzung eines verfügbaren Internetanschlusses getan werden.

Ausgehend von dieser Betrachtung wurde an der TU Graz in beiden Studien erhoben, wie sich der aktuelle Stand der Infrastruktur präsentiert. Wenn Studierende die Uni-versität betreten, verfügen sie über Computer, Audiogeräte und Mobiltefone?

Comparison of Devices 2008 and 2007

82,58%

28,99%

14,86%

43,85%

55,05%

100,00%

33,74%

7,31%

79,50%

24,20%

8,48%

47,40%

60,90%

100,00%

0,00%

4,80%

0,00%

20,00%

40,00%

60,00%

80,00%

100,00%

120,00%

Laptop = 1 iPod = 2 iPod + Video = 3 MP3 Player = 4 PC = 5 Mobil = 6 Mobil + www = 7 Mobil + WLAN = 8

2008

2007

Abbildung 1: „Welche Endgeräte besitzen Sie?“ – Umfrage an der TU Graz in den Studienjahren 2007/2008 und 2008/2009

Abbildung 1 stellt die Daten aus der Umfrage beider Studienjahre an der TU Graz dar. Die Frage lautete schlicht: „Über welche Geräte verfügen Sie?“ Es ist darauf hinzu-weisen, dass bewusst zwischen iPod und „anderen MP3 Player“ unterschieden wurde. PC stand für einen stationären Computer und „Mobil“ ist die hier verwendete Abkür-zung für Mobiltelefon. Der Punkt „Mobil + WWW“ wurde erste im Jahr 2008 hinzu-gefügt, da sich zeigte dass dies im Studienjahr 2007 viele Studierenden anmerkten. Zu guter Letzt steht der Terminus „Mobil + WLAN“ für den Besitz eines Mobiltelefones inklusive WLAN-Unterstützung.

Markant an dem Ergebnis ist vor allem, dass Mobiletelefone zu 100% vorhanden sind. In Anbetracht derer stetigen technischen Weiterentwicklung sollte dies in Hinblick auf Mobility und insbesondere m-Learning berücksichtigt werden. Es ist anzunehmen, dass in naher Zukunft zu einer großen Weiterentwicklung auf diesem Sektor kommen wird.

Erstaunlich auch die stark steigende Marktdurchdringung von Mobiltelefonen mit Anschluss ans Internet bzw. mit verfügbaren WLAN. Darüber hinaus kann auch da-

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von ausgegangen werden, dass etwa 80-90% der Studierenden über ein Abspielgerät für .mp3-Files verfügen.

Doch etwas überraschend hoch zeigt sich der Besitz von Laptops – um die 80% geben an, über ein solches Gerät zu verfügen. Da auch das Vorhandensein von PCs mit über 50% dargestellt wird, ergibt sich, dass viele der Beginner sowohl als auch besitzen. Interessant ist weiterhin, dass die Verfügbarkeit von Laptops und iPods innerhalb ei-nes Jahres zugenommen hat, während mp3-Player und PCs zurückgegangen sind. Dies könnte interpretiert werden, dass sich Studierende, wenn sie sich Geräte anschaf-fen, statt für einen festen PC sich für ein Laptop entscheiden und statt eines herkömm-lichen mp3-Players auf den iPod zurückgreifen.

Nun könnte man argumentieren, dass Abbildung 1 für die TU Graz zutreffend ist, da dies eine Technische Universität ist und hier die Studierenden technisch affiner sind. Aber der Vergleich mit Zahlen an Universitäten aus dem Jahr 2007 (Abbildung 2) zeigt, dass auch die Universität mit sehr ähnlichen Zahlen aufwarten kann.

Abbildung 2: Gegenüberstellung TU Graz / Universität Zürich

Web 2.0-Nutzung ist nicht ohne Internetanschluss möglich. Die Abbildung 3 zeigt die vorhanden Internetanschlüssen bei den Erstsemestrigen. Die Frage lautet: „Besitzen Sie einen Internetanschluss an Ihrem Studienort und wenn ja welchen?“ Auch hier wieder der Vergleich zwischen den Studentengruppen im Studienjahr 2007/2008 und 2008/2009.

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Comparison of Internet Access at Study Home 2008 and 2007

13,15%

8,89%

54,57%

25,21%

2,19%4,50%

13,32%

67,47%

17,47%

3,46%

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

70,00%

80,00%

No Access = 1 Modem = 2 ADSL = 3 Mobil = 4 Others = 5

2008

2007

Abbildung 3: Internetanschlüsse von Erstsemestrigen – Vergleich Studienjahr 2007/2008 mit Studienjahr 2008/2009

Besonders erfreulich aus Sicht der Infrastruktur ist der Vormarsch der Breitbandan-schlüsse und auch die deutliche Zunahme der mobilen Verfügbarkeit des Internets. Der leichte Anstieg an Personen, die keinen Anschluss haben, von 4,5% auf über 13% ist darin begründet, dass die Umfrage im Jahr 2008 vor dem eigentlichen Studienbe-ginn stattfand und jene aus dem Jahr 2007 etwa 3 Wochen danach. Es ist anzunehmen, dass einige Studenten den Zugang erst nach einiger Zeit bzw. während des Studiums erhalten. Auch hier sind die Ergebnisse wieder mit jenen der Universität Zürich ver-gleichbar wie Abbildung 4 zeigt, d.h. eine Verallgemeinerung auf die Verfügbarkeit eines Internetzugangs der Studierenden ist durchaus zulässig.

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Abbildung 4: Vorhanden Internetanschlüsse im Vergleich Universität Zürich und TU Graz

Letztendlich zeigen die Abbildungen, dass eine sehr hohe Penetranz bzgl. Gerätebe-sitz vorhanden ist und damit die Grundvoraussetzung zum Aufbau der Medienkompe-tenz gegeben ist.

3.2 Web 2.0-Kompetenz

Nachdem gezeigt werden konnte, dass die Infrastruktur vorhanden ist, stellt sich nun die Fragen der Kompetenz im Umgang mit dem Medium Internet. Wenn man davon ausgeht, dass das Internet grundsätzlich fast von jedem „bedient“ werden kann, drän-gen sich im Sinne der oftmals zur Sprache gebrachten Schlagwörter „Net-Genera-tion“, „Digital Natives“, „Google Generation“ oder der „Generation@“ Fragen auf, wie beginnende Studierenden mit dem Internet umgehen. Oft wird den Jugendlichen von heute eine allgemeine Internetkompetenz attestiert, vor allem durch deren intensi-ve Nutzung von Web 2.0-Tools wie Community-Plattformen und Wikis (vgl. Feier-abend & Rathgeb, 2008).

Doch man kann fragen: Sind übliche Web 2.0-Technologien tatsächlich alltäglicher Bestandteil unsere Studierenden? Twittern und bloggen Schüler von heute bzw. pfle-gen sie viele verschiedene Social Communties und sollte dies an der Hochschule eventuell weitergeführt werden? Einige Studien durchleuchten den Medienalltag der Jugend von heute und versuchen Antworten zu geben (Feierabend & Rathgeb, 2007; Feierabend & Rathgeb, 2008). In unserem Fall ist die Zielgruppe allerdings dezidiert der/die Studierende von heute und seine Nutzung von Web 2.0-Diensten.

Somit stand am Beginn der Befragung an der TU Graz, welche Web 2.0-Anwen-dungen den Erstsemestern bekannt sind. Dabei zeigte sich folgendes Bild:

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Abbildung 5: Kenntnis von Web 2.0-Tools durch Studierende

Man sieht am deutlichsten, dass vor allem Wikipedia und YouTube, sowie Social Network-Dienste bekannt sind, die Studierende aufgrund ihrer Lebenswelt eher betreffen (wie StudiVZ und MySpace). Deutlich weniger bekannt sind professionelle, eher beruflich orientierte Social Community-Plattformen wie XING sowie Social Bookmarking und Microblogging-Tools wie Twitter. Vor allem Wikipedia und You-Tube sind fast allen Erstsemestern bekannt. Interessanterweise kennen viele Studie-rende StudiVZ und MySpace, während Facebook den meisten Studierenden unbe-kannt ist. Hier zeigt sich doch ein regionaler Einfluss, da Facebook vor allem in Ame-rika verbreitet ist, österreichische Studierende sich somit vor allem auf StudiVZ ver-netzen.

Diese Ergebnisse decken sich vor allem mit den Ergebnissen von Fisch & Gscheidle: 49 Prozent der 14- bis 29-Jährigen tummeln sich in privaten Netzwerken, 48 Prozent nutzen mindes-tens wöchentlich Videoportale auf, 40 Prozent suchen regelmäßig Wi-kipedia auf. Die Nutzung von Weblogs ist zurückgegangen. Vor allem die Communi-ties wie StudiVZ oder SchülerVZ besitzen für einen großen Teil der Jüngeren einen hohen Stellenwert, hier funktioniert auch die aktive Beteiligung durch die Nutzer am besten (vgl. Fisch & Gscheidle, 2008, S. 364). Fischer und Gscheidle weisen darauf hin, dass vor allem die aktive Beteiligung der Nutzenden sehr divergiert. Aus diesem Grund wurden auch Studierende gefragt, wie aktiv sie die Web 2.0-Applikationen nutzen. Zeigt sich die Tendenz zur Rezeptivität auch bei Studierenden, oder nutzen Studierende Web 2.0-Tools aktiv und partizipativ?

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Abbildung 6: Nutzung von Web 2.0-Applikationen

Bisherige Erfahrungen der Erstsemester mit E-Learning und in weiterer Folge mit Web-2.0-Anwendungen beschränken sich, wie man in Abbildung 6 erkennen kann, im Wesentlichen auf den Konsum von Wikipedia und YouTube sowie der Beteiligung an StudiVZ. Hier unterscheiden sich Erstsemester nicht von 13–19-Jährigen (vgl. Feier-abend & Rathgeb, 2007) in der Nutzung von Social Software. Vor allem YouTube und Flickr werden von den Studierenden nur passiv genutzt.

Die Frage ist nun, ob Studierende Social Software vor allem „zum Spass“ oder auch zum Lernen benutzen, sei dies nun in formalen Lehr-/Lernsettings oder informell in der Freizeit. Die Antworten der Studierenden der Universität Graz zeigen, dass vor allem Wikipedia und Wikis für Lernprozesse gebraucht werden. Eine kleine Gruppe gab diese Nutzung auch bei StudiVZ und Audiopodcasts an.

Am aktivsten genutzt wird StudiVZ. Vor allem passiv genutzt wird Second Life, Au-dioPods und Twitter. Das bedeutet aber auch, dass eine Veränderung der Nutzung des Internet und damit die Haltung der Nutzenden in Richtung aktive Teilhabe und konse-quente Verwendung der neuen technischen Möglichkeiten, wie sie durch die Verwen-dung von Web 2.0-Technologien vorausgesagt wird (Reinmann, 2008), bisher zumin-dest bei Jugendlichen und Studierenden eintritt. Ebenso ist zumindest für die Genera-tion der Studierenden eine Änderung der Haltung vom Konsumenten zum Produzen-ten (Schaffert & Hilzensauer, 2008) aufgrund unserer Untersuchungen über die Nut-zung von Web 2.0-An Universitäten nicht haltbar.

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4. Diskussion

Die Ergebnisse des Studienjahres 2007/2008 schlossen wir mit Fazit ab, dass die hoch gelobte „Net-Generation“ noch auf sich warten ließe bzw. sich in einer technisch bes-ser ausgerüsteten Generation widerspiegle. Diese Tatsache hat sich auch ein Jahr spä-ter nicht verändert, wie unsere ersten Auswertungen zeigen. Weder eine Verhaltens-änderung noch ein gänzlich neuer Umgang mit dem Medium Internet sind feststellbar.

Ein genereller Trend scheint eine geringfügige Verbesserung der Infrastruktur bzw. auch der Bekanntheitsgrad diverser Web 2.0-Technologien (Wiki, Weblogs,...) zu sein. Weiterhin besteht jedoch ein hoher passiver Konsum an verschiedenen Diensten, entgegen der oft hoch gelobten partizipativen Möglichkeiten, die Web 2.0 suggeriert. Dies ist bei der Integration von Web 2.0 in den universitären Alltag zu beachten. D.h. es reicht oft nicht aus, den Studierenden einfach diese und jene Web 2.0-Applikation zu empfehlen und darauf zu hoffen, dass diese die Applikation nun partizipativ und hoch elaboriert nutzen. Hier bedarf es auch für heutige Studierende (und Lehrende) noch der Unterstützung.

Wesentlich kann die Erkenntnis herausgestrichen werden, dass es ein Umdenken in der Organisation der IT-Infrastruktur an Universitäten geben sollte. WLAN-Hotspots und Arbeitsplätze könnten in Zukunft aufwendige EDV-Labors verdrängen. Langfris-tig bedeutet dies gänzlich neue Herausforderung an die IT-Seviceeinrichtungen, denn neben der Stromversorgung wird auch die Verfügbarkeit des Internets mit entspre-chender Architektur zu einem zentralen Thema.

Es soll abschließend darauf hingewiesen werden, dass das Internet an sich als Medium akzeptiert ist und es heute selbstverständlich ist, Daten und Informationen darüber auszutauschen. Man kann auch davon ausgehen, dass es sich ähnlich verhält im Be-reich Social Communities und der Anwendung von Web 2.0-Technologien. Vor allem die mobile Verfügbarkeit von Internetdiensten wird durch die Verbreitung von mobi-len Endgeräten wie z.B. das iPhone weiter als Thema die Diskussion bestimmen.

Selbstverständlich zeigen unsere Untersuchungen kein umfassendes Bild von Me-dienkompetenz der Studierenden, sondern beleuchten einen Aspekt, nämlich die Me-diennutzung. Weiterführende Untersuchungen zu anderen Facetten von Medienkom-petenz wie Medienkunde, Medienproduktion und vor allem der Medienkritik im Rahmen von Web 2.0 sind noch zu leisten.

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5. Literatur

Aufenanger, S. (1997). Medienpädagogik und Medienkompetenz: Eine Bestandsauf-nahme. http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek /aufenanger_medienkompetenz /aufenanger_medienkompetenz.pdf , (letzter Aufruf 30.01.2009).

Baacke, D. (2004). Medienkompetenz als zentrales Operationsfeld von Projekten. In S. Bergmann, J. Lauffer, L. Mikos, & D. Wiedemann (Eds.), Medienpädagogik: Me-dienkompetenz. Modelle und Projekte. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

Feierabend, S., & Rathgeb, T. (2007). JIM 2007. Jugend, Information, (Multi-)Media: Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. (letzter Aufruf 30.01.2009) http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf07/JIM-Studie2007.pdf (Aufruf 30.01.2009).

Feierabend, S., & Rathgeb, T. (2008). JIM 2008 . Jugend, Information, (Multi-)Media Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf08/JIM-Studie_2008.pdf (letzter Aufruf 30.01.2009).

Fisch, M., & Gscheidle, C. (2008). Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur in Communities. Media Perspektiven, 7, 356-364.

Forum Info 2000 (Hrsg.): Bildung und Medienkompetenz im Informationszeitalter. Arbeitsgruppenbericht. Bonn 1998. http://www.digitale-chancen.de/assets/includes/sendtext.cfm?aus=11&key=448

Gscheidle, C., & Fisch, M. (2007). Onliner 2007: Das "Mitmach-Netz" im Breitband-zeitalter: PC-Ausstattung und Formen aktiver Internetnutzung: Ergebnisse der ARD/ZDF-Online-Studie 2007. Media-Perspektiven, 8), 393-405.

Hamm, I. (1996). Medienkompetenz. Was ist das? In Landesamt für Kommunikation in Baden-Württemberg (Hrsg.), Fernseh- und Radiowelt für Kinder und Jugendliche. Villingen-Schwenningen: Neckar Verlag.

Kleimann, B., Özkilik, M., & Göcks, M. (2008). Studieren im Web 2.0. HIS-BUS‐Kurz-information Nr. 21, 21.

Reinmann, Gabi (2008). Selbstorganisation im Netz – Anstoß zum Hinterfragen im-pliziter Annahmen und Prämissen. Arbeitsbericht, Universität Augsburg Medienpä-dagogik. http://www.imb-uni-augsburg.de/files/Arbeitsbericht_18.pdf (letzter Aufruf 30.01.2009)

Schaffert, S. & Hilzensauer, W. (2008). On the way towards Personal Learning Envi-ronments: Seven crucial aspects. In eLearning Papers, Nr. 9, July 2008. http://www.elearningpapers.eu/index.php?page=doc&doc_id=11938&doclng=3 (letz-ter Aufruf 30.01.2008)

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Schiefner, M., & Ebner, M. (2008). Has the net-generation Arrived at the University? - oder der Student von heute, ein Digital Native? In S. Zauchner, P. Baumgartner, & E. Baschitz (Eds.), Campus 2008. Offener Bildungsraum Hochschule - Freiheiten und Notwendigkeiten. (S. 113-124). Münster: Waxmann.

6. Die Autoren

Mandy Schiefner studierte Erziehungswissenschaft, Informationswissenschaft und Kunstgeschichte. Nach Forschungsprojekten und Lehraufträgen an deutschen und schweizer Fachhochschulen arbeitet sie seit 2006 an der Universität Zürich im Bereich E-Learning. Seit 2007 ist sie stellvertretende Leiterin der Arbeits-stelle für Hochschuldidaktik. Ihre Arbeits- und For-schungsschwerpunkte sind Medien in der Hochschul-

lehre, Web 2.0, Bildungsforschung und Hochschulentwicklung. Seit mehreren Jahren bloggt sie über die Themen education and media, neu auf dem HEAD.Z Blog (http://2headz.ch/blog).

Martin Ebner ist derzeit Leiter der Abteilung Vernetztes Lernen des Zentralen Informatikdienstes an der Technischen Universi-tät Graz. Hiermit ist er verantwortlich für alle E-Learning Akti-vitäten der TU. Weiters ist er Lehrender und Forscher im Be-reich "Technology Enhanced Learning", zu dessen Thema er auch promovierte. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Pub-likationen führt er seit Jahren auch einen Blog rund um das Thema E-Learning (http://elearningblog.tugraz.at)