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Digitalisierung und Konzern-Reporting aus dem Blickwinkel von CFO und Wirtschaftsprüfer Harald Frühwacht

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Digitalisierung und

Konzern-Reporting aus dem

Blickwinkel von CFO und

Wirtschaftsprüfer

Harald Frühwacht

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Lünendonk – Handbuch Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung 2017

Wandel in Markt und Gesellschaft

Die »Digitalisierung« ist allgegenwärtig und führt zu einem grundle-genden Wandel in Markt und Gesellschaft. Genau genommen ist die Digitalisierung aber keine völlig neue Erscheinung. Neue Technolo-

-

-getragen. Prägend sind hier die Themen soziale Medien und Mobili-

-grad erreicht, der zu einer starken Durchdringung im gesamten wirtschaftlichen Leben führen wird. Mit einem hohen Tempo ist da-

Veränderungen.

Herausforderung und gleichzeitig Wachstumschance

Die digitale Transformation bietet nicht nur gute Anknüpfungspunkte -

erkennen, wie sich die neuen Technologien intelligent mit bestehenden Geschäftsmodellen verknüpfen lassen. Zudem spielen die Faktoren

--

»digitale Agenda« beschäftigen mögen.

Digitale Transformation

Mit einer hohen Veränderungsgeschwindigkeit nehmen die techni-schen Möglichkeiten zu. Eine Entwicklung, die in der Breite vielleicht mit der App-Ökonomie1

1 PricewaterhouseCoopers, Digitale Transformation – Der größte Wandel seit der

industriellen Revolution, 2013, S. 10

Die Integration neuer Techno-

logien bietet Wachstums-

chancen

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ERFOLGSFAKTOR BERATUNG UND PRÜFUNG

- für die neuen Technologien

-

sind hinreichend bekannt und Beispiele wie Nokia zeigen, welchen

digitale Geschäftsmodelle zu etablieren, Erfolgsgeschichten. Apple, Amazon und Google belegen dies eindrucksvoll. Doch was verbirgt

Vernetzung aller Wirtschaftsbereiche

-

als Anpassung der Akteure an die neuen Gegebenheiten der digita-len Ökonomie«2 -

Konsequenzen«3.

Etwas kompakter formuliert es PricewaterhouseCoopers in einer

durch die Etablierung neuer Technologien« .

--

--

dingbar. Das Gewinnen eines Verständnisses über die neuen Techno-

Wissen um den mitunter tief greifenden Wandel in Markt, Kundenbe--

grund sind die traditionellen Geschäftsmodelle einzuordnen, recht-zeitig zu hinterfragen und anzugleichen. Gleichzeitig gilt es, mögliche

2 Bundesverband der Deutschen Industrie e.V./Roland Berger Strategy Consultants, Die

digitale Transformation der Industrie, 2015, S. 4

3 ebd.

4 PricewaterhouseCoopers, Digitale Transformation – Der größte Wandel seit der

industriellen Revolution, 2013, S. 5

Steigende Veränderungs-geschwindig-keit, steigende Chancen und Risiken

Was genau heißt digitale Trans-formation?

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bringen. Entscheidend ist für die Firmen, sich mit diesen Überlegun-gen in einem frühen Stadium zu beschäftigen. Der Weg zur Transfor-

Bereich »Finance« und dessen Stakeholder

Wie bereits oben orientierten Aspekten im Grunde jede Organisationseinheit innerhalb

beispielsweise auch die Finanzabteilung. Je nach Perspektive können dort unterschiedliche Fragestellungen von Relevanz sein. Aus Sicht des CFOs sind das Überlegungen, wie die neuen technologischen

Veränderungen auf sein bestehendes Geschäftsmodell und welche ge-gebenenfalls neuen Services sich zukünftig anbieten lassen.

Folgt man diesem Gedankengang, sind gute Kenntnisse über das in-haltliche Spektrum und des gesamten Prozesses in der Finance-Ab-teilung sowie des Zusammenspiels der einzelnen Stakeholder (CFO,

-leitungen.

Themenfeld Konzern-Reporting

Der Fokus soll an dieser Stelle auf das Themenfeld Konzern-Re-porting gelegt werden, um dem Thema insgesamt an Breite zu neh-men.

Dabei ist das Verständnis von Konzern-Reporting in unserer Betrach-tung eher weit gefasst und stellt nicht nur im engeren Sinne auf den Berichtsprozess ab, sondern bezieht auch vorgelagerte Aktivitäten mit ein.5

Unabhängig vom Berichtsanlass (zum Beispiel intern/extern, Ist, Plan, Forecast unter anderem) besteht ein typischer Berichterstat-tungsprozess immer aus den nachfolgenden Meilensteinen:

Verarbeitungsprozess (Zusammenfassung, Konsolidierung)

Reporting-Prozess (Berichtswesen, Kommentierung, Berichtsver-teilung)

5 In Anlehnung an Niebecker, J./Kirchmann, M., Group Reporting und Konsolidierung,

Stuttgart, 2011, S. 1

Auch die Finanz-

abteilungen sind von der

Digitalisierung betroffen

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ERFOLGSFAKTOR BERATUNG UND PRÜFUNG

Dabei stehen die Prozesse im Konzern--

-formationen eignen sich für Entschei-

daher ist Geschwindigkeit in der Ab-schlusserstellung ein wesentlicher Faktor. Zudem steigen die inhaltlichen Anforde-rungen aufgrund externer Vorgaben (zum

durch die Berichtsadressaten (zum Bei--

mer weiter an. Ergänzend gewinnen As-pekte, die sich rund um die Stichworte Compliance, Sicherheit und jederzeitige

-

-

in Bezug auf die Prüfung der zu testierenden Abschlüsse.

Digitalisierung als Chance im Bereich Konzern-Reporting

--

entlang des gesamten Prozesses integriert. Deshalb erscheint eine Be-trachtung der Chancen, die durch die Digitalisierung insgesamt er-wachsen können, durchaus lohnenswert. Das sehen in strategischer

-6

Auch wenn von der Priorität her betrachtet die Digitalisierungsstra-tegie des Gesamtunternehmens als vorrangig erachtet wird, beschäf-

-nen Finanzfunktion. Als Beispiele in diesem Zusammenhang werden mobile Anwendungen und Cloud Computing genannt.

-

6 Deloitte, CFO Survey, Frühjahr 2016

7 Siehe dazu Deloitte, CFO Survey, Frühjahr 2016, S. 16

Spanungs-verhältnis von Zeit, Qualität und Kosten

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gebucht werden. Aufgrund der Flexibilität in Sizing und

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Single-Point-Of-Truth (SPOT)

Cloud-Computing kann jedoch nicht nur unter Aspekten der Skalier-barkeit interessant sein, sondern ist durchaus auch dazu geeignet,

gedanke. Überträgt man diesen konsequent auf den gesamten Pro-

-nen. Neben der technischen Durchgängigkeit im Sinne der Medien-bruchfreiheit, erlaubt dies die einheitliche und redundanzfreie Ver-

umfassendes Monitoring und Tracking aller Aktionen sowie die ein--

porting spielt der Zusammenarbeitsaspekt durch die mitunter große

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sistenzen, fehlenden Daten oder sonstigen Klärungserfordernissen

Cloud-Compu-ting fördert die

Innovation im Finanzbereich

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ERFOLGSFAKTOR BERATUNG UND PRÜFUNG

hier die Einbindung eines Kollaborationswerkzeuges in die Architek--

gen Fragestellung/Datenkonstellation online mit dem Partner zu -

-zeuge eignen sich aber nicht nur reaktiv im Falle von Abstimmbedar-

-

-

Thema Notes-Erfassung

-porting, wie beispielsweise dem Thema Notes-Erfassung, besondere Anforderungen sowohl für die erstellerische als auch die prüferische Seite. Dies bezieht sich nicht nur auf die vollständige Abdeckung der

---

er zeitliche Vorlauf ist damit

Anwender über die Neuerungen zu informieren und zu schulen. -

line-Welt lassen sich die upgedateten Web-Erfassungsformulare auf Knopfdruck freischalten, das heißt der Verteilprozess erfolgt nahtlos und ohne große zeitliche Verzögerungen. Gleiches gilt für die zuge-hörigen Anleitungen, die wie oben beschrieben nicht nur aus Text-dokumenten bestehen müssen. Bewegt man sich mit der Notes-The-

zudem alle technisch möglichen Plausibilitäts-Checks zur Ver-fügung.

-mationen immer mehr zum Schlüsselfaktor. Das gilt auch entlang

soll deshalb der Aspekt der Mobilität an dieser Stelle kurz beleuchtet --

Redundanz-freie Daten-verwaltung als SPOT optimiert die Zusammen-arbeit

Vorteile des Plattform-ansatzes bei der Notes- Erfassung

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online beispielsweise über ein Tablet in dem für sie relevanten -

Damit durchspielen wie die Ableitung der Vision des papierlosen Board-meetings.

Messbarkeit aus »Big Data« im Reporting-Prozess

die Erwartungshaltung eines entsprechenden Produktivitätsfort-

Digitalisierungserfolg messbar gemacht werden kann. Verkürzen sich durch Digitalisierungsmaßnahmen die »Durchlaufzeiten« im

-

Messbarkeit ist ein möglicherweise weiterer interessanter Aspekt der -

fallen, nicht nur aus Gründen der Nachvollziehbarkeit, durch zum -

tergrund eine Vielzahl von Daten an. Durch die Auswertung dieser Daten lassen sich im Zeitverlauf gegebenenfalls interessante Schlüsse bezüglich des Abschlussprozesses ziehen. Welche Applikationen

stellationen, wie lange dauert es, bis bestimmte Abstimmprozesse

weiter sind nur einige der Fragestellungen, die beantwortet werden

Auswirkungen der Digitalisierung im Finanzbereich auf den Berufsstand

-lichkeiten, die die Digitalisierung bietet, im Vordergrund, schaut der

keit, Transparenz, Vollständigkeit und jederzeitige Nachvollziehbar-

Datenzugriff über mobile

Endgeräte

Verbesserung des Abschluss-

prozesses durch Daten-

auswertung

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ERFOLGSFAKTOR BERATUNG UND PRÜFUNG

bei rechnungs legungsrelevanten Themen. Wenn sich in Bezug auf die Digitalisierung Veränderungen im Finanzwesen ergeben, ist der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer als einer der externen Stakeholder

-ratungsthemen. Viele Wirtschaftsprüfungsgesellschaften haben des-

-ren das Thema über ihre Webseiten.8

Stellt man in der Betrachtung zunächst auf den Prüfungsaspekt ab,

-

---

weise elektronisch in eine Prüfsoftware übergeleitet, weitergehend

Weg in eine durchgängige digitale Prüfungsakte ist damit vorge-zeichnet.

Mit der Digitalisierung im Finanz- und Prüfungsbereich wird

-potenzialen durch ein digitales Prüfungswesen nicht Schluss sein. Noch ungleich spannender ist der mögliche Erkenntnisgewinn, der

-tenbeständen ziehen lässt. Geeignete Auswertungswerkzeuge mit

in den Abschlüssen und Abschlussprozessen erkennen und sich für -

ziehen. Dieses Wissen kann wiederum der Einstieg in neue spezielle -

8 Beispiele sind u.a. Deloitte mit Deloitte Analytics http://www2.deloitte.com/de/de/

pages/deloitte-analytics/topics/deloitte-analytics-services.html oder Deloitte Digital

https://eu.deloittedigital.com/en/home, KPMG zu Data Analytics https://home.kpmg.

com/de/de/home/themen/2015/01/data-und-analytics.html oder Industrie 4.0 https://

home.kpmg.com/de/de/home/themen/2015/01/industrie-4-0.html; pwc zu Digitale

Transformation http://www.pwc.de/de/digitale-transformation.html

Digitaler Prüfungs - prozess

Mustererken-nung in den Abschluss - prozessen ermöglicht Prozess-optimierung

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mehr Daten zu erheben, die sich in weitere Serviceangebote überleiten lassen. Gelingt es den Prüfungsgesellschaften, kon-tinuierlich und verantwortungsvoll aus den Daten entspre-

-geahnte Perspektiven für den Ausbau des im Vergleich zum Prüfungsgeschäft eher margenstarken Beratungsbereiches.

Fazit

den nächsten Jahren in Form einer Vielzahl von technischen Neuerungen und Serviceangeboten Einzug halten, die den Fi-nance-Bereich weiterentwickeln und bei der Bewältigung der

immer zwingend disruptiv und revolutionär wirken. Mit einer konkreten digitalen Strategie und einer daraus abgeleiteten

-ren und Erfolge erzielen.

Wichtig ist aber für die Verantwortungsträger, immer die Zu-sammenhänge zu erkennen und nicht isoliert zu denken und zu handeln. Wesentlich in der Gesamtbetrachtung sind auch

-gen werden konnte. Aber die daraus möglicherweise erwach-

-baren Themen, wie etwa dem Breitbandausbau, bleibt es im

planmäßig erfüllt, idealerweise überer--

und Wachstumstreiber sein.

9 Zum Beispiel »Zukunft des Breitbandausbaus«, siehe dazu http://www.

zukunft-breitband.de/Breitband/DE/Home/home_node.html oder auch

Digitale Agenda der Bundesregierung https://www.bundesregierung.de/

Content/DE/StatischeSeiten/Breg/Jahresbericht_2014_2015/07_In-Deutsch-

lands-Zukunft-investieren/1_Digitale-Agenda/7-1-digitale-agenda.html

Harald Frühwachtist seit 2006 geschäftsführender Gesellschafter der IDL GmbH Mitte und verantwortet die Bereiche Entwicklung, Product Management sowie Corporate Services der Unter-nehmensgruppe. Bereits 1991 startete Frühwacht seine Karriere bei IDL als Berater. Er realisierte verschiedenste Konsolidierungs-projekte, leitete die Ent- und Weiter-entwicklung der Software IDL.KONSIS und verantwortet den Ausbau des Produkt-portfolios hin zum Lösungsspektrum eines ganzheitlichen CPM-Anbieters.