dIREKT Ausgabe 2

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www.sjnoe.at/direkt Das linksbündige Magazin der Sozialistischen Jugend Niederösterreich. Ausgabe 2 | März 2010 Was steckt eigentlich hinter diesem Klimawandel? Wie Neoliberalismus die Umwelt zerstört Seite 12 FPK? Freiheitliche Partei Kärnten? FC Zora? Fußballklub? Wie frauenpolitische Arbeit in der SJ Niederösterreich wirklich aussieht Seite 15 GENERATIONENWECHSEL Der neue Landesvorsitzende Andreas Beer im Interview Seite 6 Sozialistische Jugend Niederösterreich www.sjnoe.at

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Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ. Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse.

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Page 1: dIREKT Ausgabe 2

www.sjnoe.at/direkt

Das linksbündige Magazin der Sozialistischen Jugend Niederösterreich.

Ausgabe 2 | März 2010

Was steckt eigentlich hinter

diesem Klimawandel? Wie Neoliberalismus die Umwelt zerstört

Seite 12

FPK? Freiheitliche Partei Kärnten?

FC Zora? Fußballklub?Wie frauenpolitische Arbeit in der

SJ Niederösterreich wirklich aussieht

Seite 15

GENERATIONENWECHSEL Der neue Landesvorsitzende Andreas Beer im Interview

Seite 6

Sozialistische JugendNiederösterreichwww.sjnoe.at

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I N T R O _ 0 0 2

IMPRESSUM

Medieninhaberin und Herausgeberin: SJ Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kastelicgasse 2, Tel.: +43 (0)2742 22 55-226; E-Mail: offi [email protected]; Website: www.sjnoe.atChefredaktion: Andreas Beer, Boris Ginner, Alexander Strobl. Redaktion: Stefan Bartl, Andreas Beer, Julia Kopalek, Naomi Dutzi, Boris Ginner, Michael Gogola, Thomas Kopalek, Valerie Kalnein,

Martin Oppenauer, David Pöcksteiner, David Stockinger, Alexander Strobl, Max Wallner, Max ZirkowitschArt Director & Graphic Design: Peter Rüpschl ([email protected], +43 (0)650 666 99 23), Satz und Layout: Florin Buttinger, Coverfoto: SJ NÖ

Produktion: NGL-Mediamondial, 3151 St. GeorgenGrundlegende Richtung: Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ.

Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse.

INTRO 002 INHALTSVERZEICHNIS 003 EDITORIAL

NATIONAL 004 DER ROTE FALKE + COMIC 005 AUDIMAX – UND LEHREN DARAUS

IM BRENNPUNKT 006 INTERVIEW MIT ANDY BEER

...WAS DU IN DER SCHULE NICHT GELERNT HAST 008 DER BLUTROTE 12. FEBRUAR, STUDIENREISE SJNÖ

GESELLSCHAFT 010 FASZINATION FUSSBALL 011 WEM GEHÖRT DER GEDANKE?

INTERNATIONAL 012 WAS STECKT EIGENTLICH HINTER DIESEM KLIMAWANDEL?

ARBEITSWELT 014 ERFAHRUNGSBERICHT EINES LEIDGEPRÜFTEN BERUFSSCHÜLERS

FRAUEN 015 FPK? FREIHEITLICHE PARTEI KÄRNTEN? FC ZORA? FUSSBALLKLUB?

ORGANISATION 016 UNSERE NEUE FRAUENSPRECHERIN

TERMINE 017 TAGESSEMINARE / FEMSEM

AKS NÖ 018 Gemeinsame Schule

FRAGE AN DR. MARX 019 ES RETTET UNS KEIN HÖH´RES WESEN

003 005 006 008

010 012011 014 015

019016 018

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Seit der ersten Ausgabe ist einiges passiert. So gab es an der Spitze der

SJ Niederösterreich bei der Landeskonferenz im Herbst 2009 einen

Generationenwechsel und wenige Wochen später wurde eine neue

Frauensprecherin gewählt.

Es wird unsere Aufgabe sein, den eingeschlagenen „niederösterreichi-

schen“ Weg auch weiter zu gehen und die Brücke zwischen einer fort-

schrittlichen linken Jugendorganisation und einem vielfältigen jugend-

kulturellen Angebot aufrecht zu erhalten. Ich bin gerne bereit, meinen

Beitrag dafür zu leisten, gelingen wird dies aber nur, wenn wir alle und

vor allem gemeinsam, die SJ Niederösterreich weiterentwickeln.

Eine unserer größten Herausforderungen für die nächsten Mona-

te haben wir uns mit Gewissheit durch die Denkfabrik geschaffen.

Mit einer Vielzahl an ProponentInnen aus dem Herzen wie aus dem

Umfeld der Sozialdemokratie wollen wir als SJ wieder eine kampfberei-

te schlagkräftige und vor allem ideologisch gefestigte SPÖ aufbauen.

Dass sich die Sozialdemokratie in einer ihrer größten Krisen befindet,

kann niemand leugnen. Die Denkfabrik soll uns die starke linke Kraft

zurück geben, die wir brauchen, um die Interessen der arbeitenden

Bevölkerung und der Jugend gegen die Profitinteressen Einzelner

durchzusetzen. In den verschiedenen Themen-Arbeitsgruppen kön-

nen Ideen, Vorschläge und Anregungen eingebracht werden. Es sollen

nicht nur Visionen entwickelt werden, sondern auch konkrete Antwor-

ten auf aktuelle politische Fragen gegeben werden.

Ich möchte alle, die mit dem Zustand der Sozialdemokratie unzu-

frieden sind, einladen, sich aktiv an den Veranstaltungen oder unter

www.denkfabriken.at zu beteiligen.

Somit wünsche ich euch beim Lesen der zweiten Ausgabe viel Spaß!

Freundschaft!

Andreas Beer

EDITORIAL

Generationenwechsel vollzogen!

Text: Anreas Beer, Foto: SJ NÖ E D I T O R I A L _ 0 0 3

Der neue Landesvorsitzende_Andreas Beer

Auflage ZWEI unseres überarbeiteten Magazins dIREKT ist fertig. Die letzten Monate standen im Zeichen perso-

neller Weichenstellungen in der SJ Niederösterreich.

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Wie funktionieren Bankgeschäfte in Österreich?Dass die Rechten und Konservativen nur soweit etwas vom Wirt-

schaften verstehen solange es um das Wirtschaften in die eigenen

Taschen geht zeigt der HYPO-ALPE-ADRIA Bankenskandal.

Der Rattenfänger von Kärnten Jörg Haider hatte sich mit einer fet-

ten Portion Schamlosigkeit und dem Geld der KärnterInnen eine

Haus- und Hofbank für seine Zaubershow gehalten: Die Illusion von

einem wirtschaftlich florierenden Bundesland. Gemäß der Werte der

BZÖVP-Landesregierung, diente die Bank quasi als deren Selbstbe-

dienungsladen. Die ganze Geschäftsgebarung der Bank (riskante

Geschäfte am Balkan, Parteispenden1, …), führte zu Ungereimtheiten

und so wurde sie flugs an die ideologisch nahestehende bayrische

Landesregierung verkauft2. Diese pflegte ähnlichen Umgang mit ihrer

Landesbank. Laut Gerüchten haben am überteuerten Verkauf der

Bank einige der reichsten Familien beider Länder ordentlich mitge-

schnitten. Das führt CSU, ÖVP, FPÖ, BZÖ und wie sie alle heißen dann

auch wieder ideologisch zusammen. Aber der Spaß ist ja noch nicht

vorbei als nämlich die BayernLB erkennen musste, dass sie sich mit

der Bank wildere Probleme eingetreten hatte, als sie lösen konnte, rief

sie um Hilfe. Und wer könnte das wohl sein, im Falle einer Bank? Die

Republik natürlich! Nachdem dieses blauorange System endgültig

zerbrochen ist, springt der Staat mit knappen 1,5 Mrd. Euro ein, die

Bayern zahlen 3,6 Mrd.

Also zum Merken: Solange alles bei Bankgeschäften gut geht, verdie-

nen nur die Reichen, wenn nicht, bezahlen alle. Außer die Reichen, die

haben ihre Kohle schon vorher steuerschonend in Sicherheit gebracht.

Aber wir leben ja nicht in einer Folge von „der Bulle von Tölz“, in der

Provinzkaiser Banken als Spielzeug halten, Leute bestechen, Parteis-

penden abkassieren und skandalträchtige Gegengeschäfte im Dunst-

kreis eines Bankverkaufs ohne Untersuchung ablaufen können! Der

Ausschuss zur Untersuchung des HYPO-Deals sollte ausgerechnet

vom Klubobmann der am Skandal beteiligten ÖVP geleitet werden.

Für so blöd traute sich die Kärntner Landesregierung ihre Leute dann

aber doch nicht zu verkaufen. Interessant ist natürlich das Verhalten

der Presse: Während der BAWAG-Skandal, bei dem für die Steuerzah-

lerInnen kein Schaden entstand, aufgeschaukelt und als beispiellos

dargestellt wurde, werden jetzt die Füße doch eher still gehalten …

DERROTE

FALKE

0 0 4 _ R O T E R F A L K E Text: Max Wallner, Fotos: Attilo_82, www.sxc.hu,Comic: Boris Ginner

1 Die Offenlegung von Einzelspenden an Parteien ist in

Österreich rechtlich nicht nötig.2 Die bayerische Staatsanwaltschaft vermutet, dass um

400 Millionen Euro zu viel für die Bank bezahlt wurde.

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Der Brand ist gelöscht: Am 21.12.2009 wurde das Audimax, der größte

Hörsaal der Universität Wien, von der Polizei geräumt, fast genau 2

Monate nachdem StudentInnen nach einer Demonstration das Audi-

max spontan besetzt hatten um für bessere Studienbedingungen zu

demonstrieren.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht über Twitter, Face-

book und SMS. Tausende StudentInnen kamen in der ersten Woche

ins Audimax oder verfolgten die Plena über das Internet. Die Forde-

rungen der BesetzerInnen beinhalteten u.a. eine Ausfinanzierung der

Unis, mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für die StudentInnen, eine

barrierefreie Uni und eine Reform des Bologna-Prozesses. Außerdem

sprachen sich die DemonstrantInnen klar gegen Zugangsbeschrän-

kungen und Studiengebühren aus. In den folgenden Wochen wurden

über 80 Universitäten in ganz Europa besetzt.

taube ohren bei verantwortlichen

Der Höhepunkt der Proteste war eine Demo durch die Wiener

Innenstadt bei der Zehntausende Menschen auf die Straße gingen.

In Deutschland wurde sehr bald auf die Anliegen der StudentInnen

eingegangen und die Regierung versprach eine Reform des Bologna-

Prozesses. In Österreich hingegen zeigten die Verantwortlichen der

Unis, Ex-Wissenschaftsminister Hahn und der Rektor der Uni Wien,

kein Interesse auf die Forderungen der BesetzerInnen einzugehen. Ex-

Wissenschaftsminister Hahn wurde von der Regierung als Kommissar

nach Brüssel geschickt und auch der Rektor brauchte 6 Wochen um

erstmals zu den StudentInnen im Audimax zu sprechen.

schwäche der audimaxistinnen

Doch auch die StudentInnen waren nicht unschuldig am vorläufigen

Ende der Proteste. Die anfängliche Begeisterung war bald verflogen.

Die Plena wurden immer mehr von Strukturdebatten bestimmt anstatt

dass über Inhalte und Strategien diskutiert wurde und sie dauerten

normalerweise bis spät in die Nacht, was StudentInnen mit Jobs oder

Familie die Beteiligung erschwerte. Dass der Protest basisdemokra-

tisch organisiert war, war am Beginn eine Stärke, weil jedeR bei Ent-

scheidungen dabei sein konnte, am Ende jedoch eine Schwäche, weil

bei den Verhandlungen niemand der Protestierenden berechtigt war im

Namen der BesetzerInnen zu sprechen. Es war ein großes Versäumnis

der BesetzerInnen, keine gemeinsame Linie zu finden.

lichtblick?

Eines hat der Protest aber trotz der Räumung des Audimax erreicht:

Über Wochen wurde die österreichische Innenpolitik von einer Bil-

dungsdebatte dominiert und die schlechten Verhältnisse auf Öster-

reichs Unis wurden klar aufgezeigt. Ein Lichtblick ist sicher der

Bologna-Gipfel der im März in Wien stattfinden wird. Dort feiern die

europäischen Staats- und Regierungschefs das 10-jährige Bestehen

des Bologna-Prozess. Im März sind deshalb wieder große Demonst-

rationen geplant!

Text: David Pöcksteiner, Foto: Daniel Novotny, SJÖ N A T I O N A L _ 0 0 5

AUDIMAX – UND LEHRE DARAUS

Studierendenproteste Ende letzten Jahres entstand eine gewaltige Protestbewegung an den Unis in Österreich und in ganz Europa.

Warum sind die Proteste letztendlich im Sand verlaufen und was bleibt übrig?

fact box

Bologna Prozess: Von europäischen Regierungen unter-

zeichneter Vertrag dessen Umsetzung eine Verschulung

der Studien, Ökonomisierung der Bildung und Verschlech-

terung der Studienbedingungen mit sich brachte.

Studierendenproteste_das Audimax war bis auf den letzten Platz voll!

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LANDESVORSITZENDER ANDREAS BEER

Ein neues Jahrzehnt ...... beginnt mit einem neuen Landesvorsitzenden?

Der neue Landesvorsitzende der Sozialistischen Jugend NÖ heißt Andreas Beer. Wir stellen ihn vor und bringen ein Interview:

dIREKT: Aus welchen Gründen bist du persönlich politisch aktiv

geworden?

Andy: Bereits im Alter von 14 Jahren begann ich mich für die Situation

in meinem Heimatort zu interessieren, damals ging ich zum Jugend-

stammtisch der Gemeinde. Durch meinen Nachbarn, dem heutigen

Bezirkssekretär der AK NÖ in Zwettl, kam ich mit der SJ in Kontakt.

Als Projekt der Jugendlichen in der Gemeinde habe ich damals an der

Umsetzung eines Discobusses mitgearbeitet, welcher bis heute erfolg-

reich unterwegs ist. Meine erste SJ Veranstaltung in der Gemeinde war

eine „Kuba Party“.

dIREKT: Du kommst aus dem tiefsten Waldviertel. Was bedeutet es

in ländlichen, durchaus konservativ geprägten Gegenden, sich für die

Sozialistische Jugend zu organisieren?

Andy: In den ersten Jahren unserer politischen Arbeit in der Gemeinde

bzw. im Waldviertel traf unser Engagement durchaus auf Vorurteile und

Widerstand. In der Schule hatte ich den einen oder andern Nachteil auf-

grund meiner SJ-Aktivität. Beim Fortgehen wurden wir oft beschimpft.

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, ließen wir uns nicht unter-

kriegen und konnten so als SJ im Waldviertel wieder Fuß fassen.

dIREKT: Du trittst in die Fußstapfen des langjährigen SJNÖ-Vorsit-

zenden Bernhard Wieland. Die SJ weist ein gutes Fundament auf und

ist eine starke Organisation. Wie willst du diesen positiven Weg wei-

terführen bzw. was willst du verändern?

Andy: Der Weg, den die Sozialistische Jugend in den letzen Jahren

beschritten hat, ist sicher als positiv zu bezeichnen. Die Mitte der

1990er Jahre neu definierte Organisationsphilosophie hat zu einem

rasanten Wachstum beigetragen, für den Erfolg in den letzten acht

Jahren zeichnet mit Sicherheit Bernhard verantwortlich, aber auch jene

Genossinnen und Genossen, die während dieser Zeit mitgearbeitet

haben. Natürlich ist es nicht leicht eine Organisation, wie es die Sozi-

alistische Jugend Niederösterreich heute ist, zu führen. Ich sehe mich

allerdings nicht als Wunderwuzzi, der alles allein macht. Ich sehe es

viel mehr als gemeinsamen Weg in die Zukunft, den wir mit den jungen

AktivistInnen im Landesvorstand und in den Ortsgruppen gehen wer-

den. Wichtige Themen sind, neben der Kampagnenarbeit, sicher die

innerorganisatorische Bildung, die Ortsgruppenarbeit aber auch das

Bewahren der erfolgreichen Jugendkulturschiene restart.tc.

0 0 6 _ I N T E R V I E W Interview: Boris Ginner, Fotos: SJ NÖ

Page 7: dIREKT Ausgabe 2

dIREKT: Die Sozialdemokratie befindet sich derzeit in einer Krise.

Wie beurteilst du den derzeitigen Zustand der SPÖ und was könnten

Gründe dafür sein?

Andy: Man kann es auch als die Verkleinbürgerlichung des Proleta-

riats bezeichnen, auf welche die Sozialdemokratie keine Antworten

findet. Einerseits muss sie mit den Abstiegsängsten der einen zurande

kommen, andererseits dem Zukunftsoptimismus der anderen ent-

sprechen. Wir beobachten derzeit einen Abstieg der österreichischen

Sozialdemokratie, welchen wir verhindern müssen. Mein wichtigstes

Anliegen ist die gerechte Verteilung des Vermögens in Österreich, wo

Reiche und Vermögende verstärkt ihren Beitrag leisten müssen. Gerade

jetzt ist es auch notwendig, innerhalb der Sozialdemokratie eine Mauer

gegen Rechts aufzubauen. Es ist mit Sicherheit falsch, wenn die SPÖ

Niederösterreich lieber die Aufmerksamkeit auf das Thema Sicherheit

lenkt und wieder einmal mehr Härte in der Asylfrage als Lösung für die

Krise der Sozialdemokratie sieht. Wir brauchen ein klares Bekenntnis

der Sozialdemokratie für Vermögenssteuern und deren rasche Umset-

zung. In dieser Koalition kann nichts im Sinne der Sozialdemokratie

gelingen, weil die ÖVP blockiert. Diese Koalition ist nicht haltbar, ohne

die SPÖ weiter zu beschädigen. Fortschrittliche Politik ist mit der Volks-

partei offenbar nicht möglich. Für die Sozialdemokratie scheint es nur

einen Ausweg aus der Krise zu geben: Den Ausstieg aus der Koalition.

dIREKT: Was ist, deiner Meinung nach, die Rolle der Sozialistischen

Jugend?

Andy: Wir müssen unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen

und Druck ausüben auf die SPÖ. Unser Ziel muss die Überwindung des

Kapitalismus sein, hin zu einer Gesellschaft, in der nicht der Profit sondern

der Mensch im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns steht. Wir

brauchen wieder ein klares Bekenntnis zu einer Gesellschaft, in der es keine

Klassen, kein Oben und kein Unten gibt. In einem Österreich, in dem wir

gegen populistische, rechte und menschenverachtende Politik auftreten!

dIREKT: Kanzler Faymann hat den Leitspruch "Genug gestritten"

geprägt und gilt als "ideologiefrei", wie es Ex-Sozialminister Buchin-

ger formuliert hat. Welchen ideologischen Grundsätzen fühlst du dich

verpflichtet?

Andy: In der SJ habe ich gelernt: Nur wer Zusammenhänge versteht

und Hintergründe kennt, kann auf die Fragen der Zeit die richtigen Ant-

worten geben. Leider hat man bei vielen FunktionärInnen innerhalb

unserer Partei das Gefühl, dass sie nicht wissen woher sie kommen

und wohin sie wollen. Ich fühle mich in erster Linie dem Grundsatz-

programm der SJ verpflichtet. Vor allem aber muss Politik unserem

marxistischen Anspruch gerecht werden und bleiben.

dIREKT: Die Sozialistische Jugend hat im Jänner die Denkfabrik

gestartet. Welche Hoffnungen verknüpfst du mit ihr und was sollte,

deiner Meinung nach, im Rahmen dieser Plattform passieren?

Andy: Die Denkfabrik lässt hoffen, dass die Sozialdemokratie wieder zu

ihren Grundwerten zurückfindet, sie wieder Mut beweisen und Posi-

tionen beziehen kann. Jede und jeder soll die Möglichkeit haben, sich

mit ihren oder seinen Anliegen einzubringen.

Interview: Boris Ginner, Fotos: SJ NÖ I N T E R V I E W _ 0 0 7

Die von der SJ gestartete Denkfabrik soll die Sozialdemokratie wieder ausihrem Erstarrungsschlaf reißen.

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12. FEBRUAR 1934

Der blutrote Februar 1934

Der 12. Februar 1934 ist und bleibt ein Synonym für den ersten bewaffneten Widerstand der ArbeiterInnenbewegung gegen den Faschismus in Europa.

Der BürgerInnenkrieg, die Februarkämpfe von 1934, waren weit

weniger Aufstand der sozialdemokratischen Opposition gegen das

autoritäre Regime als vielmehr eine gezielt gesuchte und bewusst

herbeigeführte Eskalation seitens der AustrofaschistInnen, wie unter

anderem die vorangegangenen Verhaftungen namhafter Schutzbund-

FunktionärInnen, die Absetzung der Führung der Arbeiterkammer

oder eindeutige Ankündigungen der Heimwehr-Führer Ernst Rüdiger

Starhemberg und Emil Fey belegen. Auch Mussolini drängte Dollfuß

zusehends, die Sozialdemokratie in Österreich endgültig auszuschal-

ten. Der christlichsozialen Reaktion und den Heimwehren ging es vor

allem darum, die Errungenschaften des Roten Wiens, bzw. den „revo-

lutionären Schutt“ wie sie es bezeichneten, zu vernichten.

Die Auseinandersetzungen am 12. Februar brachen bei einer Waf-

fensuchaktion der Heimwehr in einem sozialdemokratischen Partei-

heim in Linz aus. Eine Schutzbund-Gruppe um Richard Bernaschek

(1888-1945) leistete den faschistischen Einheiten Widerstand und

löste dadurch bewaffnete Auseinandersetzungen in ganz Österreich

aus - so neben Linz u. a. auch in Wien, Graz, Steyr, Kapfenberg, Wörgl

und anderen Industrieregionen. Zentren des mit Artillerieeinsatz nie-

dergekämpften Widerstands in Wien waren ArbeiterInnenheime und

Gemeindebauten (Karl-Marx-Hof, Goethe-, Sandleiten-, Reumannhof

u. a.). Davon besonders betroffen war Floridsdorf (z.B. Schlingerhof).

Die Aufstandsbewegung scheiterte hauptsächlich daran, dass sie keine

zentral organisierte Führung hatte und der intendierte Generalstreik

nicht durchgeführt wurde. Auch muss hier kritisch angemerkt werden,

dass durch die vorangegangene zögerliche Politik der SDAP gegenüber

dem drohenden Faschismus die Kämpfe bereits in einer solchen Defen-

sivsituation stattfanden, dass sie von vornherein kaum zu gewinnen

waren. Nach zwei Tagen brach der sozialdemokratische Widerstand

gegen die Übermacht von Heimwehr, Bundesheer, Polizei und Gendar-

merie zusammen. Der politische Kampf war durch das Zurückweichen

der Sozialdemokratie bereits längst verloren gewesen. Die kämpfen-

den ArbeiterInnen hatten längst kein offensives Ziel mehr gehabt, son-

dern nur noch, es nicht zuzulassen, dass die ArbeiterInnenbewegung

widerstandslos zerschlagen würde. Nach den Kämpfen hatte allein der

fact box

Schutzbund: Sozialdemokratische Wehrorganisation,

gegründet zum Schutz von Aufmärschen und Parteiver-

anstaltungen.

Heimwehren: …entstanden nach dem 1. Weltkrieg und

waren ursprünglich paramilitärische Schutzverbände, die

sich später zu konservativ-völkischen Kampfverbänden

gegen die ArbeiterInnenbewegung wandelten.

Apeasement-Politik: Politik der Zugeständnisse, der

Zurückhaltung, der Beschwichtigung und des Entgegen-

kommens gegenüber Aggressionen zur Vermeidung von

Konflikten.

Reaktion: Eine an den Modellen der Vergangenheit ori-

entierte Politik.

0 0 8 _ . . . W A S D U I N D E R S C H U L E N I C H T G E L E R N T H A S T Text: David Stockinger, Fotos: SJ NÖ

Studienfahrt_Fackelzug in Gramatneusiedel

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Wiener Schutzbund mehr als 1.000 Tote und Verwundete zu beklagen,

die Zivilbevölkerung über 100 Tote und auf Seiten der "Regierungstrup-

pen" gab es 47 Tote. Einige Führer des Aufstands wurden hingerichtet

(z.B. Georg Weissel), viele SozialdemokratInnen wurden ins "Anhal-

telager" Wöllersdorf deportiert, andere konnten ins Ausland fliehen

(Julius Deutsch, Otto Bauer, Richard Bernaschek). Das Vorgehen der

AustrofaschistInnen sorgte international für Aufsehen, so sprach

die "Chicago Daily News" von der "blutrünstigsten, unnötigsten und

unentschuldbarsten Verwendung bewaffneter Macht gegen hilflose

Frauen und Kinder, die die Geschichte kennt." Die "New York Times"

schrieb: "Der Wahnsinn und die Gemeinheit der ganzen Angelegen-

heit wird mit jedem Detail offensichtlicher". Doch dieser Schock war

nur von kurzer Dauer, Österreich blieb politischer Nebenschauplatz

und tatsächlich lieferte der Faschismus in Europa noch unvorstellbar

größere Verbrechen. Bereits kurze Zeit später war die Betroffenheit

des Westens beim Einmarsch deutscher Truppen in Österreich wie-

der nüchterner Kalkulation gewichen und die "Apeasement-Politik"

gegenüber Hitler zum Dogma erhoben.

Als unmittelbare Konsequenz der Niederlage der ArbeiterInnen bei

den Februarkämpfen wurden SDAP, Gewerkschaften und alle sozialde-

mokratischen Organisationen für illegal erklärt sowie allen Mitgliedern

der SDAP ihre Mandate in den Vertretungskörpern aberkannt, womit

auch sozialdemokratisch geführte Gemeindeverwaltungen – wie z.

B. in der Bundeshauptstadt Wien - abgesetzt wurden. Mit der "Mai-

verfassung" von 1934 war der austrofaschistische Ständestaat unter

Engelbert Dollfuss Realität.

studienfahrt der sj nö zum 12. februar:

Die traditionelle Auseinandersetzung mit den Ereignissen des 12.

Februars 1934 stand heuer im Zeichen einer historischen Spurensu-

che zu den Februarkämpfen in NÖ. Halt gemacht wurde dabei beim

Dr. Engelbert-Dollfuß-Museum in Texing, wo AktivistInnen mit dem

Steigen-lassen von Luftballonen mit Botschaften den Opfern des Bür-

gerInnenkriegs gedachten.

Weitere Haltestellen: Museum zu ArbeiterInnenbewegung u. Sozial-

demokratie in St. Pölten, Fackelzug und ArbeiterInnenliedersingen mit

“Gigs” Buchinger in Gramatneusiedel.

Text: David Stockinger, Fotos: SJ NÖ . . . W A S D U I N D E R S C H U L E N I C H T G E L E R N T H A S T_ 0 0 9

Studienfahrt – Gedenkaktion beim Dollfuß-Museum in Texing

Studienfahrt_Besuch im Museum zur ArbeiterInnenbewegung in St. Pölten

Studienfahrt_den Abschluss der Studienfahrt bildete ein Fackelzug in Gramatneusiedel mit anschließendem ArbeiterInnenliedersingen

Page 10: dIREKT Ausgabe 2

FANKULTUR

Faszination FußballAuch wenn nicht alle aus unserer Mitte der schönsten Nebensache der Welt frönen,

so ist es doch an der Zeit, vor allem aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre, einen genaueren Blick auf Thematik und Fanszene zu werfen.

Generell können die Choreographien der AnhängerInnen in zwei Vor-

gehensweisen unterteilt werden. Zum einen gibt es die Orientierung

nach Italien, um die sich Mitte des 20. Jahrhunderts die „Ultra“-Bewe-

gung entwickelte. Charakteristisch dafür sind straffe Organisation und

ein Kader (Diretivo), der die Führungsrolle innehat und die daraus fol-

gende visuell wie akustisch aufwendige Unterstützung der Mannschaft

koordiniert. Verwendet wird, neben Überziehfahnen oder Bändern,

auch pyrotechnisches Material. Die andere Variante ist der England-

orientierte Support. Hier gibt es keine Kader sondern „losere“ Grup-

pierungen, welche spontan Gesänge anstimmen, oft mehrstrophige

Lieder. Die meisten Fangruppen sind jedoch nicht eindeutig einem Stil

zuzuordnen.

gegen kommerz …

Durch fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballsports findet

eine Verlagerung von der sportlichen Ebene auf die finanzielle statt.

Manager mischen sich in sportliche Belange ein, identitätsstiftende

Dinge wie Vereinsfarben, Name des Vereins, Logo usw. werden dem

Diktat der Sponsoren und Konzerne unterworfen.

In Österreich kann man sich nicht nur in den Namen eines Vereins

einkaufen, es kann sogar soweit führen, dass traditionsreiche Vereine

gekauft und die Mannschaft über Nacht in elf Werbeträger verwandelt

werden. Diese Entwicklungen schaden nicht nur dem Sport an sich;

durch die Erhöhung der Eintrittspreise werden untere soziale Schichten

benachteiligt. Es kommt daher zu einer sozialen Ausdifferenzierung,

in dem der klassische ArbeiterInnensport Fußball keinen Platz hat.

Weiters richten sich die Austragungszeiten der Spiele nach den Über-

tragungsmöglichkeiten der TV-Sender, was den Fans, vor allem den

Werktätigen, den Besuch im Stadion erschwert.

… und repression

Doch wenn Fußballfans ihrem Ärger Luft machen wollen steht ein gro-

ßer Repressionsapparat im Weg. Die Möglichkeiten der Polizei bezüg-

lich erkennungsdienstlicher Maßnahmen stehen in keinem Verhältnis

zu den möglichen Gesetzesverstößen. Beispielsweise kann ein Bus

mit Fans, die zu einem Auswärtsspiel ihrer Mannschaft fahren, ein-

fach angehalten und alle darin befindlichen Personen fotografiert und

ihre Daten erfasst werden. Es werden also seitens der Polizei bereits

Straftaten vorausgesetzt; diese Tatsache verstößt gegen bürgerliche

Freiheitsgedanken. Die Nähe zur Kriminalität wird daher von der Polizei

schon an die Fans herangetragen und sorgt dafür, dass Grenzen leichter

überschritten werden.

fact box

Kommerzialisierung: Kommerzialisierung beschreibt

einen Prozess, in dem wirtschaftliche Interessen einen

Gesellschaftsbereich, meist Sport oder Kultur, erschlie-

ßen und ausnutzen, der bislang nicht der Gewinnerzielung

und Profitmaximierung diente.

0 1 0 _ G E S E L L S C H A F T Text: Stefan Bartl und Thomas Kopalek, Foto: Michi_Beck, www.sxc.hu

Fußball_auch vor der Sportart Nr. 1 macht die wirtschaftliche Profitmaximierung nicht Halt

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what the f*** sind geistige bzw. intellektuelle eigentumsrechte?

Oft treibt dieser Begriff in Zeitungsberichten und Büchern sein Unwe-

sen. Um was es sich dabei handelt, wissen viele nicht. Zur Klärung:

Zu den intellektuellen Eigentumsrechten zählen neben Patenten auch

Copyrights, Marken, Geschmacksmuster, Designschutz und soge-

nannte Geschäftsgeheimnisse. Warum schützt das Gesetz Patente?

Ganz einfach: Einer der Stützpfeiler unseres kapitalistischen Systems

ist der Schutz von Privateigentum, egal ob Grund und Boden, Maschi-

nen, Arbeitskräfte oder Erfindungen.

aids-medikamente patentrechtlich geschützt

Noch immer ist Aids eine unheilbare Krankheit – doch eine Vielzahl

an Medikamenten ermöglicht es HIV-Positiven heute, den Ausbruch

der Krankheit hinauszuzögern, Symptome zu lindern und zum Teil

Jahrzehnte mit der Erkrankung zu leben. Nicht so in Afrika, Asien und

anderen weniger entwickelten Teilen der Erde: Dort sind viele Men-

schen von so einer Behandlung abgeschnitten. Denn viele der AIDS-

Medikamente sind patentrechtlich geschützt – und damit zu teuer für

die Menschen in Entwicklungsländern.

Die südafrikanische Wettbewerbskommission erklärte 2003 zwei

Pharmaunternehmen für schuldig, unter Ausnutzung ihrer Patent-

rechte überhöhte Preise für Medikamente zur Behandlung von HIV zu

erheben und damit den Zugang zu den lebensverlängernden Präpa-

raten zu verhindern. Die Entscheidung der Wettbewerbskommission

ist Vorbild und Modell für andere Entwicklungsländer, die öffentliche

Gesundheit und den Zugang zu unentbehrlichen Medikamenten effek-

tiv zu fördern. In Brasilien werden seit Jahren mit Erfolg Medikamente

gegen AIDS ohne Patent-Lizenz hergestellt. Wie das geht? Der Staat

hat es so beschlossen. Seit dem sterben nur noch halb so viele AIDS-

Infizierte wie vorher. Weltweit ist hier noch einiges zu tun.

softwarepiraterie ahoi!

Das sogenannte Urheberrecht entstand, um die Erstellung, Entwick-

lung und Verbreitung von

Kunst (Musik, Literatur, etc.) zum Wohle der Gesellschaft anzuregen.

Das heutige Urheberrecht wird von Film- und Musikindustrie miss-

braucht. Eigentlich sollte es KünstlerInnen dienen, ihre Erzeugnisse

vor fremden Übergriffen zu schützen. Das führt aber dazu, dass sowohl

die Entstehung als auch der Zugang zu Kultur zusehends einschränkt

werden.

Text: Max Zirkowitsch und Martin Oppenauer, Foto: skodonnell, www.sxc.hu G E S E L L S C H A F T _ 0 1 1

INTELLEKTUELLES EIGENTUM

Wem gehört der Gedanke?

Patente sind Gegenstand erbitterter Diskussionen – ob Software, Musik oder Medikamente. Die Pharmaindustrie ist ein Paradebeispiel dabei, wenn es um internationale Gesetze geht,

die Konzernen Profite bringen und das Elend vieler Menschen verschärfen.

Patente_die Gedanken sind nicht frei

Page 12: dIREKT Ausgabe 2

UMWELT

Was steckt eigentlich hinter diesem

Klimawandel?Nach dem glorreichen Scheitern der UN-Weltklimakonferenz in Kopenhagen ist der „Klimawandel“ wieder

in aller Munde. Worum aber handelt es sich dabei und worin liegen seine Ursachen?

Die Erderwärmung ist logische Konsequenz eines jahrzehntelang

ungebremst zunehmenden Ausstoßes von Treibhausgasen durch die

Industrie. Die Folgen sind bekannt: Abschmelzen der Polkappen und

Gletscher, ansteigender Meeresspiegel, Zunahme von Umweltkatas-

trophen wie starken Regenfällen, Überschwemmungen oder Dürren.

Die Zerstörung von Lebensräumen und der drastische Abstieg der

Lebensqualität für die Bevölkerung – das sind die gefährlichsten Aus-

wirkungen des sogenannten Klimawandels.

25 jahre övp-„umweltpolitik“

Besonders beschämend ist, dass Österreich bei der Erreichung der

Kyoto-Klimaschutzziele abgeschlagenes Schlusslicht ist. Dies ist vor

allem eine vernichtende Bilanz von einem Vierteljahrhundert ÖVP-

Umweltministern, die sich stets lieber mit der finanzkräftigen Agrar-

lobby ins Bett legten und Umweltpolitik, wenn überhaupt, primär zur

Eigenvermarktung nutzten. Die Untätigkeit im Klimaschutz führt

auch zu erheblichen Kosten: Über 500 Millionen Euro verprasste die

Bundesregierung mit dem Zukauf von „Verschmutzungsrechten“ aus

dem Ausland (beispielsweise von Ländern, die ihre Kyoto-Ziele erfüllen

können), weitere Strafzahlungen drohen, wenn die Nicht-Erreichung

der Ziele endgültig feststeht.

unterschiedliche rezepte

Was sind jedoch die Antworten der Konservativen und Grünbürgerli-

chen? Citymaut einführen, Tempolimits verordnen oder moralisieren-

de Belehrungen á la „die Bevölkerung soll doch nicht so häufig mit dem

Flugzeug auf Urlaub fliegen“ werden unseren Planeten wohl kaum vor

dem viel beschworenen Klima-Kollaps retten.

Der Klimawandel ist nicht eingetreten, weil einige gierige Industrielle

auf die Umwelt furzten. Er ist das Ergebnis eines Wirtschaftssystems,

das auf blinder Profitvermehrung beruht, in der nicht die Bedürfnisse

der Bevölkerung oder der Natur im Zentrum stehen, sondern die Kon-

kurrenz von Unternehmen um Profite.

Vielmehr gilt: Wer vom Klimawandel spricht, darf über den Kapitalis-

mus nicht schweigen.

geht’s der wirtschaft gut, geht’s uns allen gut? … selten so gelacht!

Der auf globaler Ebene praktizierte Standortwettbewerb um Gewin-

ne und Wirtschaftsmacht führte in den letzten Jahrzehnten zu einer

steigenden Profitrate der Unternehmen und Konzerne. VerliererIn-

nen dieser Entwicklung sind die ArbeiternehmerInnen: Die Beschäf-

tigungsverhältnisse der arbeitenden Bevölkerung wurden zusehends

unsicherer und unattraktiver, längere Arbeitszeiten, Massenarbeitslo-

sigkeit und eine allerorts sinkende Lohnquote führten zu einer gewalti-

gen Umverteilung von unten nach oben. Neben den ArbeitnehmerIn-

nen ist auch die Umwelt Verliererin der neoliberalen Offensive, sowie

der marktwirtschaftlichen Logik. Profitorientierten Unternehmen sind

Umweltstandards klarerweise ein Dorn im Auge – egal, ob es um Rege-

lungen zur Luftreinhaltung oder zum Gewässerschutz, Klimaschutz-

ziele oder die Achtung von Naturschutzgebieten geht. Staatliche Ein-

griffe jeglicher Art werden als „wettbewerbsverzerrend“ und schädlich

für die Marktdynamik abgelehnt.

neoliberalismus und umweltzerstörung

Die neoliberale Offensive seit Mitte der 1970er Jahre hat eine auf globa-

ler Ebene sinkende Lohnquote zugunsten steigender Profitraten (Ein-

kommen aus Besitz und Gewinn) mit sich gebracht. Das Kapital verla-

0 1 2 _ I N T E R N A T I O N A L Text: Boris Ginner und Alexander Strobl, Foto: thoursie, www.sxc.hu

Page 13: dIREKT Ausgabe 2

gerte sich dadurch immer stärker zu einer kleinen Oberschicht. Mittels

hoher Zinsen wurde zusätzlich das Horten von Geld gefördert, anstatt

Investitionen in die Realwirtschaft. Die dahindümpelnden Löhne und

die steigende Arbeitslosigkeit dämpften das Wirtschaftswachstum

und führten zu einer sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung. Die gleich-

zeitig fallenden Kapitalverkehrskontrollen und die Einführung eines

freien Kapitalverkehrs mit freien Wechselkursen erhöhten den Ein-

fluss kapitalkräftiger InvestorInnen auf Unternehmen verschiedenster

Art. Genannte InvestorInnen sind an möglichst raschen, kurzfristigen

Profiten interessiert – nicht an der Schaffung realwirtschaftlicher Pro-

duktivität oder längerfristigen, gar ökologisch nachhaltigen Projekten.

Ein Wirtschaftssystem, in dem „Standortwettbewerb“ und „mobi-

les Kapital“ ihr Unwesen treiben, steht in krassem Widerspruch zu

umweltfreundlicher Politik, in der Mensch und Natur im Mittelpunkt

stehen.

Text: Boris Ginner und Alexander Strobl, Foto: thoursie, www.sxc.hu I N T E R N A T I O N A L _ 0 1 3

fact box

Realwirtschaft:

= produzierendes Gewerbe + Dienstleistungsgewerbe.

Das produzierende Gewerbe stellt Produkte (Waren) aller

Art her. Dienstleistungen sind das Angebot von persönli-

chen Leistungen wie etwa in der Gastronomie, im Pflege-

bereich oder im Bildungssektor.

Deregulierung:

Maßnahmen, mit denen in staatlich kontrollierten und

regulierten Branchen Marktbedingungen geschaffen wer-

den. Somit können neue Märkte (z.B. für Bildung, Energie,

Gesundheit etc.) geschaffen, sowie auch die Ausweitung

von Märkten über Grenzen hinweg bewirkt werden.

Freier Kapitalverkehr:

Übertragung von Sach- oder Geldkapital aus einem Staat

in den anderen ohne jegliche Einschränkung.

Freie Wechselkurse:

Wechselkurse beschreiben das Tauschverhältnis zwi-

schen zwei Währungen. Dieses kann entweder fix fest-

gelegt (und daher stabil) sein, oder frei – also vom sich

ständig ändernden Angebot- und Nachfrageverhalten

abhängig.

Kyoto-Protokoll:

Auf der dritten UN-Klimakonferenz 1997 einigten sich die

teilnehmenden Staaten auf eine verbindliche Reduktion

für den Ausstoß an Treibhausgasen – den Bekenntnissen

folgten jedoch kaum Taten! Die USA unter George W.

Bush stiegen aus dem Abkommen aus.

Klimawandel_Neoliberale Profitgier nimmt auf Mensch und Umwelt keine Rücksicht

Page 14: dIREKT Ausgabe 2

LEHRLINGE

Erfahrungsbericht eines leidgeprüften

BerufsschülersInterview mit Wilhelm Horvath (20 Jahre) aus Ternitz, Berufsschüler der

Landesberufsschule Langenlois für das Baugewerbe

dIREKT: Hallo Willi, du warst jetzt 4 Jahre lang für jeweils 10 Wochen

Berufs- und Internatsschüler in der LBS Langenlois. Welche Eindrücke

hat diese Zeit bei dir hinterlassen?

W: Ich habe meine Berufsschulzeit ganz unterschiedlich erlebt, in der

„Jahrlings-Klasse“ war das ganze Umfeld noch neu und ich musste

mich erst zurecht finden, das war nicht immer leicht, vor allem die

älteren Lehrlinge waren oft „strange“. Mit der Zeit gewöhnt man sich

an das fade Leben in der Berufsschule und man lernt, das Beste daraus

zu machen.

dIREKT: Was hat dich am meisten gestört?

W: Vor allem, dass ich 10 Wochen von meinem Freundeskreis getrennt

war, aber auch die lange Anreise und die verpflichtenden Lernstunden

waren eine wahre Qual. Ich kam mir gewissermaßen entmündigt vor,

als wenn mir niemand zutrauen würde, dass ich selbst weiß wann und

wieviel ich lernen sollte. Die Ausgehzeit von 2 Stunden täglich gleicht

einer Farce. Auch die hohen Internatskosten von 650 EUR sind für

einen ohnehin schon unterbezahlten Lehrling nur schwer zu verkraften.

dIREKT: Wie kann man sich den Tagesablauf vorstellen?

W: Der Tag beginnt um spätestens 06:30 mit dem Wecken per Laut-

sprecher (Radio NÖ), nach dem Frühstück ging es auf in die Berufs-

schule. Zu Unterrichtsende um 17:00 gingen viele von uns wieder in

das Internat essen, danach hatten wir eine Stunde Zeit um das Frei-

zeitangebot zu nutzen, jedoch wurde nicht mehr als Internet oder ein

Wuzzler angeboten, somit war diese Freizeitgestaltung nicht beson-

ders attraktiv für uns. Danach war die Lernstunde angesagt, das heißt

auf dem Zimmer bleiben und leise verhalten. Falls wir wirklich lernen

wollten, konnten wir einen Lehrer, der Dienst hatte, um Hilfe fragen,

meistens spielten wir aber mit dem Laptop oder Ähnlichem. Ich habe

die Schule trotzdem mit Erfolg abgeschlossen. Das beweist nur die

Sinnlosigkeit der Lernstunde.

dIREKT: Wo gab es Probleme im Internat?

W: Das größte Problem war der Alkohol, einige Berufsschüler gingen,

vermutlich aus Langeweile, nach der Lernstunde öfters in die örtlichen

Lokale und tranken natürlich das eine oder andere Bier zusammen.

Doch im Internat lauerte immer die Aufsichtsperson (ein Lehrer der

Nachtdienst hat) mit dem Alkomaten, also blieb uns keine andere Wahl

als sich nüchtern zu stellen und zu hoffen nicht erwischt zu werden.

Vielleicht war auch gerade das ein Anreiz zum Trinken.

dIREKT: War Gewalt ein Thema?

W: Ja, zumindest die psychische Gewalt. Die PädagogInnen waren

oft überfordert oder haben sogar mitgemacht, wenn ein Schüler aufs

Korn genommen wurde. Mir kam es auch so vor, als würden die Päd-

agogInnen ihre Augen vor dem Drogenproblem einiger Jugendlicher

verschließen, so als würde man einfach wegsehen und nichts davon

wissen wollen. In der Abschlussklasse wurde sogar einem Kollegen

von mir das Nasenbein gebrochen, weil es zu Streitereien kam. Mir ist

so etwas zum Glück nicht passiert.

dIREKT: Danke für das Gespräch!

0 1 4 _ A R B E I T S W E L T Text: Stefan Bartl

Page 15: dIREKT Ausgabe 2

Hier und da mal ein Treffen von ein paar „Hardcore-Emanzen“, die nur

über eine fehlende Frauenquote, Ungleichbehandlung und machoi-

de Männer raunzen und nichts dagegen tun und andere auch noch

demotivieren?

Schwirrt einem ein solches Bild im Kopf herum, wenn die Frauenpoli-

tische Kommission zur Sprache kommt, dann ist es längst an der Zeit,

sich mit den Tatsachen auseinanderzusetzen.

fpk? fc zora?

Dass Frauenpolitik gestalten in der SJ etwas anderes bedeutet, als

Raunzerei ohne Alternativen, das hat die Frauenpolitische Kommissi-

on (FPK) schon mit zahlreichen Aktionen, Kampagnen, Seminaren etc.

bewiesen. Dass neben der ernsthaften Auseinandersetzung mit einer

Vielzahl an Themen auch der Spaß nicht zu kurz kommt, beweisen wir

jetzt mit dem FC Zora!

Das FC steht für Frauenclub. Und Zora ist aus dem Roman „Die rote

Zora und ihre Bande“ ausgeborgt, in dem es um eine Bande von Jugend-

lichen geht, die laut und schelmisch gegen Ungerechtigkeiten auftritt.

und der unterschied?

Der FC Zora ist genauso wie die Frauenpolitische Kommission ein Frau-

enfreiraum, trifft sich 4mal im Jahr, im Vordergrund steht der Funfaktor,

neben inhaltlicher Auseinandersetzung und Weiterbildung.

Weil Frauenpolitik nicht frustriert, sondern Spaß macht und wir nur

in einem Frauenfreiraum am ehesten nachvollziehen können, was es

heißt, gewisse gesellschaftliche Zwänge abzuschütteln, deshalb gibt

es den FC Zora. Frau kann das zu tun, was Spaß macht, ohne schief

angeschaut zu werden, egal, ob das sexy tanzen oder gar nicht „lady-

like“ auf den Boden spucken ist.

Ein Frauenfreiraum ist eine eigene Öffentlichkeit nur für Frauen und

somit eine Stärkung einer jeden Einzelnen.

---FC Zora gibt’s jetzt auch auf facebook – werde Fan!---

freiraum? speak up!

In Niederösterreich gib es neben dem Girls Only Selbstverteidigungs-

kurs seit neuestem auch ein Girls Only Rhetorikworkshopangebot von

der SJ. Mit einem Mail an [email protected] kannst du dir ganz einfach

ein Speak Up!-Workshoppaket in deinen Ort/ deine Stadt holen. Und

so sieht das dann aus:

Ihr vereinbart einen Termin, sucht eine Location, die SJ NÖ druckt die

Flyer und kommt dann direkt zu euch und hält den Workshop. Und das

alles ist kostenlos!

aber rhetorik, das können doch die burschen auch nicht!?

„Girls Only“ ist der Workshop deshalb, weil Mädchen so ihre Rolle in der

Gruppe neu definieren können und nicht automatisch, wie es meistens

der Fall ist, ein Junge die „Führung“ übernimmt und sich mehr Raum und

Zeit zum Reden nimmt. Vielen wird klar, dass sie eigentlich gar nicht

naturgegeben „die Ruhigen“ sind, sondern es ganz viele Mechanismen

gibt, die uns zu dem machen, was wir sind. Das zu wissen gibt uns das

nötige Selbstbewusstsein, um auch in anderen Situationen mal die ein-

schränkenden Erwartungen, die an uns gestellt werden, zu ignorieren.

Text: Naomi Dutzi, Foto: SJÖ F R A U E N _ 0 1 5

FRAUEN IN DER SJ

FPK? Freiheitliche Partei Kärnten?

FC Zora? Fußballclub?

Page 16: dIREKT Ausgabe 2

Unsere neue Frauensprecherin

Ein Steckbrief

0 1 6 _ O R G A N I S A T I O N Text: Julia Kopalek, Fotos: Julia Kopalek

Page 17: dIREKT Ausgabe 2

Text:SJNÖ, Fotos: Florin Buttinger, SJ NÖ J U G E N D K U L T U R _ 0 1 7

was feuchtgebiete verschweigt das tagesseminar der sj nö

Sonntag 7. März 2010

Domcenter Wr. Neustadt (Baumkirchnerring 6)

10:00 bis 17:00 Uhr

Wenn ein Roman wie „Feuchtgebiete" als feministisches Werk inter-

pretiert wird, dann fehlt offensichtlich der öffentliche Diskurs darüber,

was Feminismus eigentlich ist und welche Ziele fortschrittlich femi-

nistische Politik verfolgt.

Außerdem geistert die Idee einer bereits vorhandenen Gleichberech-

tigung seit einiger Zeit in unseren Köpfen herum und macht es immer

schwerer, die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit Geschlech-

terverhältnissen und Politik für Frauen zu verteidigen.

Dieses eintägige Seminar der Sozialistischen Jugend Niederösterreich

soll verstaubte Vorstellungen von Frauen, Frauenpolitik und Feminis-

mus erneuern und das notwendige Wissen darüber vermitteln, ange-

fangen bei den ersten Errungenschaften der Frauenbewegung bis hin zu

aktuellen frauenpolitischen Fragestellungen und zukunftsweisenden

Ideen.

Programm10:00 bis 10:30 Uhr: Eröffnung Grußworte von Horst Karas (Jugend- und Sportstadtrat), Margarete Sitz (SPÖ Stadtfrauen-vorsitzende) und Juliane Lugsteiner (BRin Vzbgm. SPÖ Bezirksfrauenvorsitzende) 10:30 bis 12:00 Uhr: „Was uns die Vergangenheit lehrt" - Geschichte der FrauenbewegungVortrag mit Univ. Doz. Dr. Maria Mesner12:00 bis 13:00 Uhr: Mittagspause/ Buffet 13:00 bis 14:30 Uhr: „Wissen ist Macht" - Grundlagen feministischer Theorien Vortrag mit Mag.a MA Kristina Hofer15:00 bis 17:00 Uhr: Diskussion „Frauenpolitische Konzepte und Strategien im 21. Jahrhundert"

denkfabrik mit robert misik diktatur des kapitals oder soziale demokratie?

Sonntag 10. April 2010

SPÖ Niederösterreichaus

(Kastelicg. 2, 3100 St. Pölten)

16:00

Infos in Kürze unter www.sjnoe.at und www.denkfabriken.at

femsem

19. März – 21. März 2010

Deutschlandsberg

Die Sozialistische Jugend veranstaltet das feministische Seminar

(FemSem) jedes Jahr kurz nach dem Weltfrauentag, dem 8. März.

Dieses Jahr findet es vom 19. bis 21. März statt in Deutschlandsberg in

der Steiermark statt. Ihr könnt zwischen den Workshops

Feminist.Tube, Marx.ist.in, Girls.Are.Strong, Fem.Powerment und

Fight.Sexism wählen – genauere Infos und das Anmeldeformular fin-

det ihr auf www.sjoe.at/frauen

Termine

Sonntag, 7. März 2010,

10:00 bis 17:00 Uhr

Domcenter Wr. Neustadt

Baumkirchnerring 6

Was

feuchtgebiete

verschweigt

LOHNSCHERE, SEXISMUS, GLÄSERNE

DECKE, DISKRIMINIERUNG, FRAUEN-

ARMUT, UNBEZAHLTE HAUSARBEIT

Das Tagesseminar der SJ NOE

spö erneuern.die denkfabrik

www.denkfabriken.at

AuftAkt

verAnstAltung

13. Jänner 2010

rabenhoftheater

Page 18: dIREKT Ausgabe 2

0 1 8 _ A K S Text: Valerie Kalnein, Foto: AKS NÖ

AKS NÖ

Gemeinsame Schule Einheitsbrei oder doch ein Schritt in die richtige Richtung?

Seit über 30 Jahren existiert die Debatte, Bildungsministerin Schmied

hat sie vor einigen Jahren wieder aufgegriffen und auf die aktuelle politi-

sche Agenda gebracht. Bei der Diskussion um die berühmt-berüchtigte

Gesamtschule verhärten sich die Fronten, und nicht selten nimmt der

Diskurs polemische und unsachliche Ausmaße an. Doch was bedeutet

„gemeinsame Schule“ eigentlich?

Das Prinzip der Gesamtschule ist eine gemeinsame Schule der 10 –

14 Jährigen nach der Volkschule. Kleinere Gruppen, hochwertigere

Schulausstattung und eine bessere pädagogische Ausbildung vor

allem durch neue, effektivere Lernformen, sollen den SchülerInnen die

Chance geben, ihre individuellen Interessen zu fördern und Defizite

zu beseitigen. Stärkere SchülerInnen sollen gefordert und schwäche-

re gefördert werden – von Niveauabfall also keine Spur. Auch lernen

Kinder und Jugendliche in einer gemeinsamen Schule soziale Unter-

schiede besser kennen und damit umzugehen.

Im Gegensatz zur Gesamtschule müssen sich SchülerInnen in Öster-

reich durch unser derzeitiges Bildungssystem bereits im Alter von

10 Jahren entscheiden, wie ihr weiterer Lebensweg aussehen wird.

Zumeist ist dies nicht ihr eigener Wille, sondern der der Eltern, die

über die Köpfe ihrer Kinder weichenstellende Entscheidungen für deren

weiteres Leben fällen.

Ein weiterer positiver Gesichtspunkt der Gesamtschule ist der, dass

eine gemeinsame Schule der sozialen Selektion im Bildungssystem

den Riegel vorschieben würde. Denn nicht etwa die Begabungen der

Kinder spielen bei der Wahl zwischen Hauptschule und Gymnasium

eine Rolle, sondern viel mehr das Einkommen und die Ausbildung der

Eltern. Es ist erwiesen, dass 45% der SchülerInnen die eine Haupt-

schule besuchen, aus Haushalten mit weniger als 1.500 Euro Monats-

einkommen stammen. In der AHS Unterstufe sind es lediglich 18%.

Die Chancen für SchülerInnen aus Akademikerhaushalten in eine AHS

zu gehen, liegen bei 79%, haben die Eltern jedoch nur einen Pflicht-

schulabschluss, liegen sie nur bei 10%. Diese Fakten beweisen, dass

die Trennung in Hauptschule und Gymnasium nicht etwa die unter-

schiedlichen Bedürfnisse der SchülerInnen fördert, sondern nur soziale

Ungerechtigkeiten weiter vertieft.

Aufgrund der massiven Blockade der ÖVP wird die Gesamtschule

derzeit nur als alternativer Schultyp angeboten. Das ist jedoch abso-

lut sinnlos, denn weder wird die soziale Selektion im Bildungsbereich

verhindert, noch können sich qualitativ hochwertige Gesamtschulen

bilden.

Doch wieso wehren sich so viele, insbesondere gewisse christlich

– soziale und neoliberale Kreise dagegen? Die Antwort ist einfach:

Soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit für alle vertragen sich

überhaupt nicht gut mit neoliberaler Politik. Trotz scheinsozialer

Wahlwerbung geht es ÖVP und FPÖ im Grunde nur darum, wohlha-

bende Eliten auszubilden und die Kluft zwischen arm und reich weiter

auseinander klaffen zu lassen. Die gemeinsame Schule würde soziale

Ungerechtigkeiten beseitigen und allen SchülerInnen – bis zu einem

gewissen Grad – die gleichen Chancen auf eine qualitativ hochwertige

Ausbildung gewährleisten. Noch scheint es ein weiter, steiniger Weg

bis zur tatsächlichen Realisierung. Dennoch lohnt es sich schon heute

dafür zu kämpfen.

Page 19: dIREKT Ausgabe 2

Text: Michi Gogola D R . M A R X _ 0 1 9

RELIGIONSKRITIK

Es rettet uns kein höh’res Wesen ...

Was ist Religion?

„Religion ist das Opium des

Volkes“. Sie wird vom unter-

drückten und ausgebeuteten

Menschen selbst gemacht,

um dem auf der Welt allge-

genwärtigen Elend zu entflie-

hen. So gesehen ist Religion

also das Produkt einer Unzu-

friedenheit mit den herrschenden Verhältnissen. Sie wird von der herrschenden Klasse

allerdings geschickt ausgenützt, um die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verschleiern

und die unterdrückten Klassen zu verdummen. So wird der scheinbar einzige Fluchtweg

aus der grauen Realität selbst zum Unterdrückungsmechanismus. Daher ist es auch

wenig verwunderlich, dass in unserem bürgerlich-demokratischen Staat die Trennung

von Staat und Religion noch immer nicht erfolgt ist, Kreuze in Klassenzimmern und

anderen öffentlichen Gebäuden nach wie vor Realität sind und in offiziellen Dokumenten

die Glaubensrichtung vermerkt ist. Von der Religion als Privatsache sind wir meilenweit

entfernt. Sozialistinnen und Sozialisten lehnen den Glauben an eine „höhere Macht“

kategorisch ab. Sie lassen sich

nicht mit einer Illusion von der

Welt abspeisen, sondern sind

sich darüber im Klaren, dass

die Menschen ihre Geschich-

te selbst machen und die his-

torische Entwicklung von den

jeweiligen Produktionsver-

hältnissen und Klassenkämp-

fen abhängt. Daher muss die

Unterdrückung, Ausbeutung

und Verelendung großer Teile

der Weltbevölkerung durch

eine kleine Minderheit auch

von der ArbeiterInnenklasse

selbst bekämpft und schließ-

lich beendet werden. Wir

dürfen nicht auf Rettung „von

oben“ hoffen – die Welt verän-

dern müssen wir schon selbst!

Page 20: dIREKT Ausgabe 2

Auch heuer findet das gran-diose Wintersportfest von 26. bis 28. März 2010 im Jugend-gästehaus Sigmundsberg bei Mariazell statt.

Beim Wintersportfest gibt’s für dich und deine FreundInnen bei Halbtagsverpflegung zahlreiche Freizeitaktivitäten: Wintersport auf der Bürgeralpe, Hallenbad, Sauna, Kegeln, Filme, inhaltliche Workshops, Kreativ- und Medien-werkstatt und am Abend immer fette Hausparty mit 250 jungen Leuten!

Check In ist am Freitag dem 26. März ab 17:00!

TeilnehmerInnenbeiträge:ErsteinzahlerInnen EUR 38,–SJ-Mitglieder EUR 48,– Nicht-SJ-Mitglieder EUR 88,–

Deine Anmeldung deponiere ein-fach via E-Mail an [email protected] oder mittels Anruf im Landessekre-tariat unter 02742/2255226.