DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit...

10
DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech- selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen Skafte Rasmussen (1878 –1964; 1938: Dr.-Ing. e.h.) gebunden. Er besuchte im sächsi- schen Mittweida die Ingenieurschule und blieb nach dem Studium in Deutschland. Seiner Initiative ver- dankte der Zweitakt-Motor den welt- weiten Durchbruch im Motorradbau und seine zeitweilige Bedeutung im Au- tomobil. Das gleiche gilt auch für den automobilen Frontantrieb. Rasmussens vorrangig im Erzgebirge ansässiger Misch-Konzerns spannte sich vom Kühlschrank über Motorräder und Au- tomobile bis zum Flugzeugbau samt den dazugehörigen Zulieferbetrieben. Zwischen den beiden Weltkriegen ent- wickelte er sich zur größten Motoren- fabrik der Welt. Zur wirtschaftlichen Stärke trug entscheidend der DKW- Einbau-Motor bei, der gewinnbringend auch der Konkurrenz zur Verfügung stand. Keimzelle des Unternehmens bildete die 1903 in Chemnitz gegründete Ar- maturenfabrik Rasmussen & Ernst G.m.b.H., in Zschopau kaufte Ras- mussen 1906 eine Textilfabrik hinzu, in der er den Maschinenbau aufnahm (13. April 1907, Handelsregistereintrag: Rasmussen & Ernst, Inhaber J. S. Ras- mussen). 1912 erhielt das Zschopauer Werk den Namen Zschopauer Maschi- 1 DKW 21.12.1917 – 227 423 1925 06.06.1922 – 293 620 13.04.1938 – 515 734 17.04.1934 – 477 462 1959 22.02.1962 – 774 753 (1948) 1950-08-30 – 610 321 10.07.1925 – 392 654 (1926) 25.05.1927 – 374 541 22.12.1922 – 312 720 05.06.1928 – 392 654

Transcript of DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit...

Page 1: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

DKW1916 – 1962 (1968)

Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblichan die Person des Dänen Jörgen SkafteRasmussen (1878 – 1964; 1938: Dr.-Ing.e.h.) gebunden. Er besuchte im sächsi-schen Mittweida die Ingenieurschuleund blieb nach dem Studium inDeutschland. Seiner Initiative ver-dankte der Zweitakt-Motor den welt-

weiten Durchbruch im Motorradbauund seine zeitweilige Bedeutung im Au-tomobil. Das gleiche gilt auch für denautomobilen Frontantrieb. Rasmussensvorrangig im Erzgebirge ansässigerMisch-Konzerns spannte sich vomKühlschrank über Motorräder und Au-tomobile bis zum Flugzeugbau samtden dazugehörigen Zulieferbetrieben.Zwischen den beiden Weltkriegen ent-wickelte er sich zur größten Motoren-fabrik der Welt. Zur wirtschaftlichenStärke trug entscheidend der DKW-

Einbau-Motor bei, der gewinnbringendauch der Konkurrenz zur Verfügungstand.Keimzelle des Unternehmens bildete

die 1903 in Chemnitz gegründete Ar-maturenfabrik Rasmussen & ErnstG.m.b.H., in Zschopau kaufte Ras-mussen 1906 eine Textilfabrik hinzu, inder er den Maschinenbau aufnahm(13.April 1907, Handelsregistereintrag:Rasmussen & Ernst, Inhaber J. S. Ras-mussen). 1912 erhielt das ZschopauerWerk den Namen Zschopauer Maschi-

1

D K W

21.12.1917 – 227 423 1925 06.06.1922 – 293 620

13.04.1938 – 515 73417.04.1934 – 477 462

1959 22.02.1962 – 774 753(1948) 1950-08-30 – 610 321

10.07.1925 – 392 654(1926) 25.05.1927 – 374 54122.12.1922 – 312 720

05.06.1928 – 392 654

Page 2: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

nenfabrik J. S. Rasmussen. Bereits 1913engagierte sich Rasmussen im Auto-mobilbau als Mitbegründer der > Elite-Motorenwerke Akt.-Ges., Brand-Erbis -dorf.Erstes Zschopauer Nutzfahrzeug

wurde ein dampfbetriebener Lastkraft-wagen, den man 1916 mit Hilfe des dä-nischen Ingenieurs Mathiessen auf dieRäder stellte. Rasmussen spekulierte aufden akuten Benzinmangel im ErstenWeltkrieg. Übrig blieben die drei LetternD.K.W. (Dampf-Kraft-Wagen) und daserste Markenzeichen mit Vulkan.1919 schuf der Ingenieur Hugo

Ruppe (> Apollo, > Bekamo, > MAF)für Rasmussen einen Spielzeugmotor(DKW wurde zu: „Des KnabenWunsch“), noch im gleichen Jahr folgteein Fahrrad-Hilfsmotor. DKW hießnun: „Das kleine Wunder“.Dem neuen Produkt Rechnung tra-

gend nannte man das Unternehmen imFrühjahr 1921 in Zschopauer Motoren-werke J. S. Rasmussen G.m.b.H. um (ab

22. Dezember 1923 Aktiengesellschaft,rückwirkend zum 1. Dezember 1923).1924 übernahm Rasmussen die Kon-

kursmasse der Berliner Automobilfa-brik SB-Automobil-Gesellschaftm.b.H. (> SB), die er 1919 mitgegrün-det hatte. In der nunmehrigen BerlinerFiliale der Zschopauer Motorenwerkeentwickelte der ehemalige SB-DirektorDr. Rudolf Slaby 1926 auf Anregungvon Prof. Dr. Klingenberg, dem Vor-standsmitglied der Allgemeinen Elek-trizitäts-Gesellschaft (> AEG, > NAG),gemeinsam mit der AEG und der Ak-kumulatorenfabrik A.-G. (AFA) denDEW-Elektro-Lieferwagen („Das elek-trische Wunder“) mit rahmenloser,Kupferblech überzogener Holzkaros-serie. Das betriebsfertige 4,6-PS-Elek-tromobil mit seinem Unterflur-Haupt-strommotor wog inklusive Batterie eineTonne (0,6 – 0,75 t Nutzlast). Der Lie-ferwagen fand kaum Anklang, statt-dessen wurde eine größere Anzahl, vonannähernd 500 wird berichtet, DEW-

Droschken ausgeliefert. Die Slaby-Konstruktion bildete die Basis der zu-künftigen vierrädrigen DKW-Automo-bile, die 1927 nach Verlagerung des Be-triebs in Werkshallen der Deutschen In-dustrie-Werke Akt.-Ges. (> D-Rad),Berlin-Spandau, herauskamen.Auf der Basis des DKW-Lomos-Ses-

selrades (> Eibach) präsentierte DKWim Herbst 1926 ihr erstes Lieferdreirad(1,18/4-PS-Zweizylinder-Zweitakter,206 ccm) mit vorn liegender Pritschebzw. Lieferungskasten (0,25 t Nutz-last). Trotz eines seit 1922 schwebendenWortschutzprozesses mit den Deut-schen Kabelwerken, Berlin, den manletztlich 1931 verlor, durfte man nacheiner Übereinkunft das eingeführteDKW weiterbenutzen. Nur kurze Zeitwar 1927 das neue Kürzel DGW („Dasgroße Wunder“ oder auch „Der Ge-brauchs-Wagen“, „Der Geschäfts-Wa-gen“) beim neuen Leichttransport-Dreirad nötig. Der DGW/DKW-Eillie-ferwagen (max. 0,5 t Nutzlast) kam mitzwei Aufbauvarianten auf den Markt:als Pritschenwagen und mit geschlosse-nem Aufbau. Sein mit einer Lenkstangegelenktes Vorderrad wurde per Kettevon einem auf der Vordergabel mit-schwenkenden luftgekühlten 293-ccm-Einzylinder-Zweitakter (1,68/6 – 7 PS)angetrieben. 1928 war auch eine Ver-sion mit 350-ccm-Spezialmotor (7 PS)erhältlich.Sowohl Fahrer (und Beifahrer) als

auch Motor blieben den Unbilden derWitterung ausgesetzt und waren nichtdurch Karosserieblech geschützt. Viel-fältig wurde das Dreirad eingesetzt, soals Krankenwagen und als Spritzen-transporter für ländliche Feuerwehren.Produziert wurden die DKW-Drei-

rad-Lieferwagen unter den Oberinge-nieuren Richard Blau und Paul Figurabei einem 1923 gegründeten Schwes-terwerk der Zschopauer Motoren-werke, der Firma Metallwerke Fran-kenberg G.m.b.H., unter deren Marke> Framo man sie ebenfalls vertrieb.1928 waren auch die Aktienmehrheit

an der Firma > Schüttoff Akt.-Ges.,Chemnitz, sowie ein Werk der FirmaNestler & Breitfeld in Wittigsthal inRasmussens Besitz übergegangen. DieErrichtung einer Graugießerei und Ge-senkschmiede in Wittigsthal ermög-

D K W

2

DKW-Lomos-Transportwagen 1921 1

Elektrischer DEW-Lieferwagen, gebaut in Berlin 1926 1

Page 3: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

lichte nun, alle Einzelteile in dem verti-kal aufgebauten Konzern selbst herzu-stellen. Mit 300 DKW-Rädern pro Taggehörten die Zschopauer Motoren-werke zu den größten europäischenMotorradfabriken.Als 1928 die ersten von Slaby ge-

schaffenen DKW-Vierrad-Automobileim Zweigwerk Berlin-Spandau in Seriegingen, bedeutete das Kürzel „Deut-scher Klein-Wagen“. Auf der Techni-schen Messe 1928 in Leipzig hatte manüberraschend einen vierrädrigenDKW-Lieferwagen Typ L 15 PS füretwa 0,4 t Nutzlast mit wassergekühl-tem 3,35/14 – 16-PS-Zweizylinder-Zweitakter (584 ccm) vorgestellt, Pkw-Variatianten folgten. Ihre bespanntenSperrholzkarosserien entstanden inSpandau und wurden später per Bahnnach Zwickau zu Audi zur Endmontagegebracht. Noch im Herbst erschien alsdas weiterentwickelte Pkw-Modell P 25(4 = 8) mit ebenfalls wassergekühltem22/27-PS-Vierzylinder-Zweitakter(V-förmige Zylinderanordnung,980 ccm). Mit der Formel 4 = 8 sugge-rierten die Werbefachleute die Eben-bürtigkeit des Vierzylinder-Zweitaktersmit populären Achtzylinder-Viertak-tern. Dieses Pkw-Modell war Ursprungder späteren DKW Schwebeklasse undDKW Sonderklasse.Der spektakuläre Aufkauf der kom-

pletten Fabrikationseinrichtung derUS-Firma Rickenbaker Motor CarCompany, Detroit, zur Herstellung vonSechs- und Achtzylindermotoren durchRasmussen im Herbst 1927 hatte aufdie DKW-Modelle keine Auswirkun-gen. Die in den 1926 erworbenen ehe-maligen Mollwerken (> Molmobil) inScharfenstein gefertigten und nun Ras-mussen-Motoren genannten großenAggregate fanden sich mit mäßigemErfolg in > Audi-Pkw wieder. Rasmus-sen hatte die notleidenden ZwickauerAudiwerke A.-G. Ende 1928 übernom-men und in sein Imperium eingeglie-dert. Die dadurch notwendige Kapital-erhöhung im November 1929 brachteihm jedoch eine Abhängigkeit von derSächsischen Staatsbank.Weltwirtschaftskrise und Banken-

krach brachten Sachsens Automobilin-dustrie in Existenznot, die Arbeitslo-sigkeit forderte eine Antwort. So ent-

D K W

3

DGW, geschlossener Kastenwagen 1927

DKW-Transport-Wagen Typ A 2 B (6 PS) 1928 DQA

Der DKW-Transporter wurde 1926/27 zwangsweise zu Der Geschäftswagen (DGW) 1

Page 4: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

stand auf Initiative der SächsischenStaatsbank und unter aktiver MithilfeRasmussens und des Freistaats Sachsenam 29. Juni 1932 die > Auto UnionA.-G. (rückwirkend zum 1. November1931) als Vereinigung der sächsischenFahrzeug-Hersteller Audi, Horch, der

Automobilabteilung von > Wanderersowie der gesunden Zschopauer Moto-renwerke als aufnehmender Gesell-schaft.Rasmussen behielt seinen Franken-

berger Betrieb, der nach einem Umzugnach Hainichen als Framo-Werke

(> Framo, > Barkas) firmierte, undsetzte unter anderem selbstständig dieFertigung des bisherigen DKW-Liefer-wagens als Framo-Wagen fort. Ende1934 schied Rasmussen im Unfriedenauch aus dem Vorstand der Auto Unionaus. Auf Rasmussens Initiative hin waren

1930 DKW-Frontwagen (Frontantrieb)im Audi-Werk konstruiert und 1931 he-rausgebracht worden. War anfänglichnoch das Kürzel DFW (DKW-Front-antrieb-Wagen) vorgesehn, so liefen sieschließlich unter der Marke Auto UnionDKW. Seit 1933 stand für die Frontan-triebler das revolutionäre umkehrge-spülte Zweizylinder-Zweitakter-System(Patent Dr.-Ing. Adolf Schnürle) zurVerfügung und 1935 brachte man auchDKW-Lieferwagen-Versionen (ca. 0,5 t)mit Pritschen und Kasten heraus. Diesermöglichte die neue Vierkant-Mittel-trägerrohr-Rahmenkonstruktion (Zen-tralrahmen) des Frontantrieb-ModellsF 5 Meisterklasse. Die Zusatzbezeich-nung Meisterklasse bzw. Reichsklasseverwies im wesentlichen auf die 584-ccm- bzw. 692-ccm-Zweizylinder-Zwei-takter, die 18 bzw. 20 PS leisteten unddie etwas spartanischere Ausführung inder Reichsklasse.1937 folgte der F 7 Meisterklasse-Lie-

ferwagen und 1938 die Lieferwagen-Versionen F 7 Modell 1938. Wiederummit veränderter Rahmenkonstruktionkam im gleichen Jahr der Lieferwagen F8 Meisterklasse heraus, dem im Folge-jahre das F 8 Reichsklasse-Pritschen-Modell zur Seite gestellt wurde.Im November 1942 liefen die letzten

Vorkriegs-DKW, Reichsklasse-Prit-

D K W

4

DKW-Lieferwagen Typ L 15 PS von 1927 1

Kundendienstwagen der DKW-Schwebeklasse 1935

DKW-Leichenwagen F8 1938

Page 5: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

schenwagen, vom Band. Das Audiwerkwurde im weiteren Verlauf des ZweitenWeltkriegs weitgehend zerstört und alsRüstungsproduzent nach Maßgabe desPotsdamer Abkommens demontiert.Mit dem sächsischen Volksentscheid

vom 30. Juni 1946 erfolgte die Enteig-nung des Vermögens der Auto Union inSachsen. Als Sächsisches AufbauwerkG.m.b.H., Chemnitz, ging sie über indie Industrieverwaltung 19, Fahrzeug-bau (kurz: > IFA), Chemnitz. Trotz derVorstellung eines Prototypen auf derLeipziger Messe 1947 nahm die IFAerst 1949 die Fertigung der Vorkriegs-DKW-Konstruktion F 8 im ex-Audi-Werk in Kooperation mit dem ex-Horch-Werk wieder auf. Ab 1950 bis1955 gab es sie auch wieder als Kombiund Pick-up (0,35 t Nutzlast).Gleichzeitig lief die modernere Pkw-

Version IFA F 9 an (28-PS-Dreizylin-der-Zweitakter, 900 ccm; 1954: 30 PS),die auf einer Entwicklung von 1939 ba-sierte und in Leipzig 1948 vorgestelltworden war. Verlagert in den VEB Au-tomobilwerk Eisenach (>Dixi, > BMW,> EMW, > Wartburg) lief im AWE dieF9-Produktion von 1953 bis 1956 unterder Bezeichnung EMW 309. Es gabauch eine Kombiversion für 0,44 tNutzlast.Ein Gerichtsurteil hatte 1950 der ost-

deutschen Produktion die Verwendungder Auto-Union-Warenzeichen verbo-

D K W

5

DKW Neuanfang in Ingolstadt 1949

DKW 1949 Typ F 89 L DQA

DKW F 89 Kombi Pap

Page 6: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

ten, denn im Westen war in Ingolstadt(Schrannenstraße 3) am 3. September1949 eine neue Auto Union (G.m.b.H.)erstanden und mit ihr auch der Mar-kenname DKW wiederbelebt worden.In dieser Gesellschaft hatten sich ver-schiedene Unternehmungen für die Er-satzteilversorgung und Sicherung desReparaturdienstes an Auto-Union-Kraftfahrzeugen zusammengefunden.In diese Firma ging eine bereits kurz zu-vor entstandene Auto Union G.m.b.H.ein, die in Ingolstadt die Produktionvon DKW-Motorrädern und DKW-Schnelllieferwagen in die Wege geleitethatte.Bereits zur Hannover Exportmesse

1949 wurde der erste westdeutscheDKW-Wagen gezeigt. Der völlig neuentwickelte DKW-Schnell-Laster TypF 89 L (0,75 t Nutzlast) ging im No-vember 1949 in Ingolstadt unter be-engten Verhältnissen in einer ehemali-gen Kaserne in Serie. Motorisiert warder richtungweisende Frontlenkerlie-ferwagen durch einen vor der Vorder-achse quergestellten, wassergekühltenZweizylinder-Zweitaktmotor mit Um-kehrspülung (684 ccm, 20 PS). Die Aus-lieferung erfolgte als Großraumprit-sche, Kastenwagen, Kombi und Klein-omnibus (acht Personen) mit Aufbau-ten der Karrosseriewerke > Drauz inHeilbronn. Die Westfalia-Karosserie-werke offerierten überdies einen Auf-bau als Verkaufswagen und als Wohn-mobil.Am 13. März 1950 pachtete die Auto

Union ein Werk der Rheinmetall-Bor-sig A.-G. in Düsseldorf-Dehrendorf,nördlich der Heinrich-Ehrhardt-Straße,. Die Serienfertigung des neuenDKW-Pkw Meisterklasse rollte im Au-gust des gleichen Jahres an. Statt desVorkriegs-Zentralträgerrahmens besaßer einen Rahmen mit Längsprofilträ-gern. Der bewährte 688 ccm-Zweizy-linder brachte nunmehr 23 PS Leis-tung. Universal nannte sich die Liefer-wagen- und Kombi-Version F 89 U, dieim Oktober 1951 auf den Markt kam.Eine Ganzstahlkarosserie trat im März1953 an Stelle der bisherigen Holz-Stahl-Gemischkarosse.Ein neuer Dreizylinder-Reihenmo-

tor mit Schnürle-Umkehrspülung(896 ccm), der 34 PS leistete (1958:

D K W

6

Der DKW-Nachfolger aus der DDR, IFA-F 9, 195x

In der DDR baute die IFA den F 8 weiter

DKW-Schnell-Lasterprogramm 1952

Page 7: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

40 PS), erschien 1953 im Typ F 91 3 = 6Sonderklasse, auch als Typ 30 bezeich-net.

… wurde die Meisterklasse 1958 aus-gestattet.1952 erfolgte die Leistungserhöhung

des Transporter-Motors auf 22 PS(688 ccm) 25 PS, das Getriebe erhieltvier Gänge und der Radstand wurdeverlängert. 1954 kam als Ablösung derTyp 30 mit einem in Wagenlängsrich-tung stehendem 30-PS-Zweizylinder-Zweitakter (792 ccm) für 0,8 t Nutzlast.Mit dem 32-PS-Dreizylinder-Zweitak-ter (896 ccm) des DKW-Personenwa-gens Sonderklasse erhielt der Trans-porter 1955 die Bezeichnung Typ 3 = 6(F 800/3). Es gab ihn auch als sieben-sitzigen Kombi oder Achtsitzer-Omni-bus. 1955/56 wurde eine mit Batterienversehene DKW-Elektro-Wagen-Ver-sion (4,8 kW, 80 V) als das ideale Stadt-und Kurzstreckenfahrzeug angeboten.Auf der IAA 1955 stellte man den

nach Wünschen der jungen Bundes-wehr neukonstruierten DKW-Gelän-dewagen für 4 Personen oder 0,25 tNutzlast namens Munga (Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allrad-antrieb) vor. Das Allrad-Fahrzeug mitzuschaltbarer Hinterachse trieb ein 38-PS-DKW-Dreizylinder-Zweitakter(900 ccm, 19xx: 1000 ccm) an. Als letzteKonstruktion der Auto Union sollte derDKW-Munga in mehreren Varianten(z.B. Pritsche) bis 1968 gebaut werdenund fand Abnehmer in aller Welt.In Brasilien baute ihn die Vemag von

1958 bis 1963 unter der BezeichnungCandango.Im April 1958 übernahm Daimler-

Benz (> Mercedes-Benz) die AutoUnion und konzentrierte 1961/1962 dieDKW-Produktion in einem neuenWerk in Ingolstadt. Im ehemaligenDüsseldorfer Betrieb begann Daimler-Benz die Produktion ihrer „Düsseldor-fer“ Typen. Die deutsche Fertigung derDKW-Transporter endete 1962. Sie wa-ren der Überlegenheit des > Volkswa-gen-Transporters nicht gewachsen.Die spanischen Auto Union-Toch-

tergesellschaft IMOSA (Industrias DelMotor S.A., Vitoria), die bereits 1950gegründet worden war, hatte den Li-zenzbau der DKW-Transporter 1954

D K W

7

DKW-Bus für 8 Fahrgäste, 1953

DKW Meisterklasse Universal im Station-Wagon-Design 1951

DKW Sonderklasse Universal F 91, 1951

Page 8: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

begonnen und fertigte sie, allerdings mit40-PS-Aggregat (981 ccm), weiterhin.Mit diesem Aggregat debütierte auch

der in Spanien entwickelte NachfolgerAuto Union-DKW SchnellasterF 1000 L auf der IAA 1963 in drei Aus-führungen (1 t Nutzlast): als Kastenlie-ferwagen (6,6 cbm), als Pritschenwagenmit tiefliegender Ladefläche und alsFahrgestell mit Führerhaus für nahezualle Sonderaufbauten. Der spanischeF 1000 L war der chicste Frontlenker-Lieferwagen der Sechziger Jahre. Er be-hielt, nach noch einem Facelift 1965, bis1974 den Namen Auto Union undDKW. In Deutschland fanden sich nurnoch wenige Abnehmer.Nach mehr als 60 Millionen DM

Verlusten der Auto Union im Jahr 1964erhielt die Volkswagen AG zum 1. Ja-nuar 1965 durch eine Transaktion50,28 Prozent des Aktienkapitals unddie industrielle Führung. Bis Ende 1965hatten die Wolfsburger das restlicheAktienkapital übernommen.Das spanische Werk ging ab 1968

schrittweise in den Besitz der Daimler-Benz über und firmierte ab 1972 alsCompañia Hispano Alemana des Pro-ductos Mercedes Benz y VolkswagenS.A. (Mevosa). Die spanische Entwick-lung erhielt nun auch Mercedes-Benz-Dieselmotoren unter Beibehaltung derMarkennamen Auto Union und DKW.Als Mercedes-Mevosa Typen N 1000

D K W

8

Der Meisterklasse Universal im Prospekt 1958 – Reiseziel Italien

Auto-Union-DKW-Bus

DKW Munga für die Bundeswehr 1955

DKW-IMOSA

DKW-VEMAG

Page 9: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

und N 1300 begegneten die Fahrzeugemit dem Mercedes-Stern ab 1974 deut-schen Touristen auf Spaniens Straßen.1976 übernahmen Daimler-Benz unddas spanische Institutio Nacional de In-dustria (INI) die VW-Aktien und damitdie Aktienmehrheit der Mevosa. 1981folgte die spanische Ausführung desMercedes-Benz-Transporters L 407 D.

1987 legte Daimler Benz in Spanien denin Gemeinschaftsarbeit mit der japani-schen Mitsubishi Motors Corp. entwi-ckelten Eintonner Mercedes-Benz 100auf, der ab xxx auch in Deutschland an-geboten wurde. Seit 1996 kommt ausdiesem Werk der Mercedes-Benz Vito.In Brasilien lebten die DKW-Kon-

struktionen noch bis 1963 weiter. Hier

hatte die Auto Union damit begonnen,aus importierten Teilen DKW F 91Universal zu montieren. Schon bald fer-tigte die Veículos e Máquinas AgrícolasS.A., kurz VEMAG, die DKW Modellekomplett in São Paulo. Die Modelle hie-ßen Candango, Belcar oder Vemaguetund wurden zum Verkaufsschlager.

D K W

9

Auto-Union-DKW-Schnellaster Typ F 1000 L aus spanischer Fertigung 1964 Pap

DKW Rural Universal

DKW Vermag – Vermaguet 1963 – 1966

DKW Vermag – Vermaguet 1967

DKW Vermag – Vermaguet 1967

DKW 1969

Page 10: DKW - Archiv Axel Oskar Mathieu · 2020. 12. 21. · DKW 1916 – 1962 (1968) Das Kürzel DKW mit seinen wech-selnden Bedeutungen war maßgeblich an die Person des Dänen Jörgen

In Zschopau setzte sich bereits 1946die Motorradfabrikation (VEB Zscho-pauer Werk) fort, ab 1956 unter derMarke MZ (Motorradwerk Zschopau).Nach der Wende 1990 unter der MarkeMuZ, Zschopauer Motorrad- undZweiradwerk GmbH (Gesamtvollstre-ckung beantragt am 12. Juli 1996).

D K W

10