Donnerstag Digital 2 5 Satte Klänge für sattes Geld Web...

1
E r schiesst gerne Fotos. Und sie auch. Doch ihm geht auf der Festplatte langsam der Platz aus. Und ihr auch. Er hat zudem ein Chaos in seiner Sammlung. Sie hinge- gen hat ihre Fotos so akribisch in Unterordnern gruppiert, dass die Suche nach einem bestimm- ten Bild umständlich wird. Da liege viel im Argen, analy- siert der Webflaneur. Er kauft sich eine Netzwerkfestplatte, schliesst diese an die beiden Computer an. Nun verschiebt er seine Fotos in sein Verzeichnis auf der Festplatte und ihre in ihres. Zudem kreiert er ein Ver- zeichnis für gemeinsame Bilder. Damit hat er erstmals Platz geschaffen – aber noch keine Ordnung. Dazu braucht er nun einen passenden Bildverwalter. Der Webflaneur probiert diverse Programme aus. Schliesslich lan- det er bei Picasa von Google, denn dieses Programm läuft so- wohl unter dem Betriebssystem, das auf ihrem Computer instal- liert ist, als auch unter jenem auf seinem. Und da es Stichwörter in den Meta-Informationen des Bildes speichern kann, lassen sich diese bei Bedarf auch von fast beliebigen anderen Pro- grammen auslesen. An einem nebligen Herbst- abend setzen er und sie sich hin und heften ihren Fotos Stich- wörter an. Bei einzelnen mar- kieren sie sogar auf der einge- blendeten Karte, wo sie geschos- sen wurden. Derweil indexiert Picasa automatisch alle Gesich- ter und fasst identische in Grup- pen zusammen, sodass der Web- flaneur jede Person nur einmal benennen muss. Schliesslich lehnt sich der Webflaneur zufrieden zurück. Nun herrsche Ordnung im Fo- toalbum, sagt er. Und er demons- triert ihr, wie per Suche in Se- kundenschnelle das gewünschte Bild auf den Schirm gezaubert wird. Als dies auch wirklich klappt, freut er sich. Und sie sich auch. Doch dann schlägt sie vor, Picasa einmal nach den ihr ver- wandten Zwillingen suchen zu lassen. Das Programm versagt kläglich. Doch er jeweils auch. Mathias Born Web Flaneur Alle Weblinks dieser Kolumne finden Sie online im Webflaneur-Weblog. www.webflaneur.bernerzeitung.ch HACKER Skimming massiv angestiegen In der Schweiz gab es im letzten Jahr mehr Spionage- und Ha- ckerangriffe, stellt die Melde- und Analysestelle Informations- sicherung (Melani) in ihrem Halbjahresbericht fest. Beson- ders zugenommen hat Skim- ming, das Ausspähen von Kre- ditkartendaten an Bancomaten und vermehrt auch Billettauto- maten. «Zählte man im ganzen letzten Jahr in der Schweiz 135 manipulierte Geldautomaten, waren es in den ersten vier Mo- naten dieses Jahres bereits 225», heisst es im Bericht. pd POST-APP Rechnungen per Handy zahlen Neu können Postfinance-Kun- den ihre Rechnungen mit dem Handy scannen und so direkt bezahlen. Die Funktion «Scan + Pay» ist in die neue Postfinance- App integriert, die seit Montag für iPhones und Android- Geräte verfügbar ist. Mithilfe der App können Kunden mit ihrem Han- dy die Codierzeile des Einzah- lungsscheins scannen und die Zahlungsdetails bestätigen. Auch können Kunden künftig die meis- ten Funktionen von E-Finance mit dem Handy nutzen. pd ONLINE-SHOPPING Google-Shopping in der Schweiz Ab sofort ist die Suchmaschine Google Shopping (www.google. ch/shopping) auch in der Schweiz verfügbar. Der neue Webservice bringt im Internet Einzelhändler und Einkäufer zusammen. Verkäufer können ihre Produkte gratis registrieren (www.google.ch/merchants) und die Nutzer auf der Google- Homepage nach deren Produk- ten suchen. pd DATENSCHUTZ Datenschutz- Meisterschaft Seit dem 27.Oktober ist die erste Schweizer Datenschutz-Meis- terschaft im Gang. Sie ist eine Aktion im Rahmen der Kampa- gne «Netla – Meine Daten gehö- ren mir!», die Kindern und Ju- gendlichen die Bedeutung des Persönlichkeitsschutzes und der Privatsphäre vermitteln möchte. Im Wettbewerb stellen die Teil- nehmenden ihre Fähigkeiten in Onlinegames und bei Offlineauf- gaben unter Beweis. Im Finale in Bern am 9.Dezember winken attraktive Preise. Infos unter www.netla.ch. pd In Kürze KURZTEST II Aussen nix (Neues), innen ziemlich fix: Apples iPhone 4S trumpft mit inneren Werten auf. «Wie wird heute das Wetter in Bern?» – «Das Wetter in Berlin heute ist schön» – «Nicht Berlin, in Bern!» – «Tut mir leid, aber ich kann Lindenberg nicht in deinen Kontakten finden.» Hmm, die erste Konversation mit Siri, der digitalen Sprachassistentin des neuen iPhone 4S, verläuft etwas enttäuschend. Aber das liegt wohl nur an der einen oder ande- ren Kinderkrankheit ihrerseits, ist doch die Technologie laut Apple noch im Beta-Stadium. Und meine erkältungsbedingt verstopfte Nase macht die Ver- ständigung zwischen uns auch nicht leichter. Enttäuschend war ja für viele auch, dass die neuste iPhone-Version äusserlich vom Vorgängermodell nicht zu unter- scheiden ist. Unter der (schönen) alten Hülle hat Apple dafür ge- waltig auf- gerüstet. Angetrie- ben wird das 4S vom Doppel- kern-Pro- zessor A 5, der auch schon im iPad 2 ver- baut wurde. In der Praxis macht sich die Leis- tungssteigerung schon beim Ein- schalten bemerkbar. Innert Se- kunden taucht der Homescreen auf, die Apps starten blitzschnell und sind flüssig zu bedienen. Komplett neu ist auch die Kame- ra, die eine fünfte Linse und ei- nen lichtempfindlicheren Sensor hat. Und eben Siri, mit der ich nach ein paar Spritzern Nasen- spray nochmals das Gespräch su- che. «Wie wird heute das Wetter in Bern?» – «Das Wetter in Bern heute ist schön» «Danke!» «Das habe ich doch gern für dich getan!» Hm, nett, darauf lässt sich aufbauen. Giuseppe Wüest Das iPhone 4S kostet ab 649 Fran- ken. Infos: www.apple.ch. Smartphone für Sprachgewandte KURZTEST I Das Sonim-Han- dy soll besonders hart im Neh- men sein. Doch stimmt das wirklich? Ein Härtetest. «Nein, lass es bleiben», fleht die Arbeitskollegin. Ich tue es trotz- dem: Ich lasse das brandneue Handy in ein Becken voller Was- ser plumpsen. Insgeheim ist mir dabei bange zumute: Funktio- niert das Leihgerät wohl noch? Eigentlich sollte das Bad dem XP5300 von Sonim nichts anha- ben können, handelt es sich dabei doch um ein speziell für den Ein- satz unter unwirtlichen Bedin- gungen gebautes Handy – um ein Telefon für Holzfäller, Abenteu- rer und Bergsteiger also. Der Hersteller wirbt, dass das Gerät einen Sturz aus zwei Metern Hö- he überstehen und dass ebenso tiefes Wasser ihm nichts anhaben könne. Das wird dem Handy gar mit Zertifikaten bescheinigt. Das Gerät wirkt mit der Gummi-Um- mantelung und den selbst mit klammen Fin- gern zu bedie- nenden gros- sen Tasten robust, aber altertümlich- klobig. Auch die Benutzer- führung erin- nert an alte Handykno- chen: Das Ge- rät eignet sich, um zu telefo- nieren und SMS zu verschicken. Surfen und navigieren sind zwar auch möglich, machen aber we- gen der umständlichen Konfigu- ration und der knappen Rechen- leistung wenig Freude. Im App- Store liegt erst wenig Java-Soft- ware bereit. Doch das ist unwichtig. Haupt- sache, das Handy funktioniert unter widrigen Bedingungen. Ob es das tut, soll mit dem Wasser- bad getestet werden. Die Arbeits- kollegin kramt nun ihr eigenes Smartphone hervor. Sie ruft das Sonim-Handy an. Und ich atme auf, als unter Wasser leise ein Te- lefon schellt. mbb Das Sonim XP5300 kostet rund 450 Franken. Infos: www.sonim.ch. Handy für Holzfäller UNTERHALTUNGSELEKTRONIK Nobelhersteller präsentierten in Regensdorf ihre Geräte abseits der Massenware. Wer bei den satten Klängen Kauflust verspürte, musste allerdings tief in die Tasche greifen. «Gopf, die Bässe dröhnen ja durch das ganze Hotel», bemerkt ein älterer Herr und erntet ein zustimmendes Kopfnicken von seinem Freund. Es waren edle Bässe, die an der High End Swiss 2011 wummerten. Rund 60 Aus- steller präsentierten am Wo- chenende im Regensdorfer Mö- venpick-Hotel ihre High-End- Soundanlagen. 2500 Besucher bestaunten, was das Ohr begehrt und einen stolzen Preis hat: Wer sich vom satten Sound ver- führen lässt, kann schnell einen sechsstelligen Betrag loswerden. «Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist hier völlig falsch am Platz», sagt Messeleiter Kurt W.Hecker. Je- der zusätzlich investierte Fran- ken bringe in diesem Bereich auch besseren Klang und längere Haltbarkeit. Dass an der Messe Vinyl, Streamer und MP3 direkt neben- einanderstehen, ist für Hecker selbstverständlich: «Analog oder digital, ich habe da keine Prä- ferenzen. Analoge Anlagen bie- ten mehr Flair, digitale mehr Komfort.» Streamer deluxe Der Massenmarkt hat in diesem Fall also Einzug ins Hochpreis- segment gefunden. So findet man die früher als Billigramsch ver- pönten Streamer jetzt auch zu- hauf bei den High-End-Anbie- tern. Ein Beispiel ist der Klimax DSM des irischen Edelherstellers Linn. Für stolze 18500 Euro be- kommt man einen Player, der punkto Klang auf dem obersten Niveau ansiedelt. Für die Ver- bindung stehen Toslink-, HDMI-, Ethernet- und natürlich auch analoge Anschlüsse zur Verfü- gung. Einziger Wermutstropfen: Mehrkanalsound wie 5.1 oder 7.1 sucht man leider vergeblich. Linn-Verkäufer Thomas Sahei- cha wehrt sich gegen die weit ver- breitete Meinung, dass gestream- te Musik nur komprimierter Datenschrott ist: «Jede CD klingt gestreamt besser». Vorausge- setzt, man bereite die Musik mit einer adäquaten Software auf. Von iTunes beispielsweise rät Saheicha klar ab, da die Priorität auf Geschwindigkeit statt auf Qualität gelegt werde. Er emp- fiehlt daher den 35 Franken teu- ren dbpowerAMp Music Conver- ter oder das kostenlose Exact Audio Copy. Das dauert zwar län- ger, bringt aber tatsächlich deut- lich hörbare Qualitätsunter- schiede. Wuchtige Lautsprecher Äusserlich sehen Streamer, Ver- stärker oder Kopfhörer den güns- tigeren Pendants sehr ähnlich. Anders ist es bei den guten alten Vinyl-Plattenspielern. Neben dem wuchtigen Gyrodec von Mi- chell Engineering fällt vor allem der Thorens TD 309 auf. Der zackig geformte Player des Schweizer Traditionsherstellers sieht nicht nur gut aus, sondern klingt auch hervorragend. Der Preis liegt bei 2190 Franken. Der augenfälligste Unter- schied zwischen Massenware und High End lässt sich jedoch bei den Lautsprechern beobach- ten. Während in vielen Wohn- zimmern ein wuchtiger Subwoo- fer, ein Center und winzige Satel- liten im Set für unter 1000 Fran- ken für die Beschallung sorgen, prägen riesige Boxenpaare den Edelmarkt. Sie kommen dank ausgefeilter Bauweise und ihrem grossen Volumen mit sattem Klang daher und lassen sich nicht im Geringsten mit den Pendants aus der Massenanfertigung ver- gleichen. Nicht sehr auffällig, aber doch wuchtig kommt die Pacific 3 SA von Cabasse daher. Da sie eine in- tegrierte 450-Watt-Endstufe be- sitzt, kann ein vergleichsweise leistungsschwacher Verstärker eingesetzt werden. Das Paar kos- tet 15 000 Franken. Ein modera- ter Preis im Vergleich zum Horn- lautsprecher-Trio im Retrolook von Avantgarde Acoustic für rund 66 000 Franken. Wer auf Lifestyle Wert legt, dürfte an den Lautsprechern des Schweizer Herstellers Klang- werk Gefallen finden: Die elegan- ten weissen Boxen lassen sich auf Wunsch in der Wand versen- ken. Michael Benzing Satte Klänge für sattes Geld Hightech im Retrolook: Lautspre- cher «Trio» von Avantgarde Acoustic. Ob analog oder digital, an der High-End-Swiss-Messe verführten die Aussteller mit schickem Design und perfektem Sound. Fotolia Klassisch-wuchtig: Der «Pacific 3 SA» von Cabasse. zvg Vinyl mit Stil: Der «Thorens TD 309» von Michell Engineering. zvg Schweizer Lifestyle: Lautsprecher «Muro» von Klangwerk. zvg Digital Donnerstag 3. November 2011 HEUTE: IM BILD Der Webflaneur ordnet seine Fotos. 25

Transcript of Donnerstag Digital 2 5 Satte Klänge für sattes Geld Web...

Page 1: Donnerstag Digital 2 5 Satte Klänge für sattes Geld Web Flaneurnetla.ch/uploads/media/111103_-_Berner_Zeitung... · 2016-12-22 · Jahr mehr Spionage- und Ha-ckerangriffe, stellt

Er schiesst gerne Fotos.Und sie auch. Doch ihmgeht auf der Festplatte

langsam der Platz aus. Und ihrauch. Er hat zudem ein Chaosin seiner Sammlung. Sie hinge-gen hat ihre Fotos so akribischin Unterordnern gruppiert, dassdie Suche nach einem bestimm-ten Bild umständlich wird.

Da liege viel im Argen, analy-siert der Webflaneur. Er kauftsich eine Netzwerkfestplatte,schliesst diese an die beidenComputer an. Nun verschiebter seine Fotos in sein Verzeichnisauf der Festplatte und ihre inihres. Zudem kreiert er ein Ver-zeichnis für gemeinsame Bilder.

Damit hat er erstmals Platzgeschaffen – aber noch keineOrdnung. Dazu braucht er nuneinen passenden Bildverwalter.Der Webflaneur probiert diverseProgramme aus. Schliesslich lan-det er bei Picasa von Google,denn dieses Programm läuft so-wohl unter dem Betriebssystem,das auf ihrem Computer instal-liert ist, als auch unter jenem aufseinem. Und da es Stichwörterin den Meta-Informationen desBildes speichern kann, lassensich diese bei Bedarf auch vonfast beliebigen anderen Pro-grammen auslesen.

An einem nebligen Herbst-abend setzen er und sie sich hinund heften ihren Fotos Stich-wörter an. Bei einzelnen mar-kieren sie sogar auf der einge-blendeten Karte, wo sie geschos-sen wurden. Derweil indexiertPicasa automatisch alle Gesich-ter und fasst identische in Grup-pen zusammen, sodass der Web-flaneur jede Person nur einmalbenennen muss.

Schliesslich lehnt sich derWebflaneur zufrieden zurück.Nun herrsche Ordnung im Fo-toalbum, sagt er. Und er demons-triert ihr, wie per Suche in Se-kundenschnelle das gewünschteBild auf den Schirm gezaubertwird. Als dies auch wirklichklappt, freut er sich. Und sie sichauch. Doch dann schlägt sie vor,Picasa einmal nach den ihr ver-wandten Zwillingen suchen zulassen. Das Programm versagtkläglich. Doch er jeweils auch.

Mathias Born

WebFlaneur

Alle Weblinks dieserKolumne finden Sie online

im Webflaneur-Weblog.www.webflaneur.bernerzeitung.ch

HACKER

Skimming massivangestiegenIn der Schweiz gab es im letztenJahr mehr Spionage- und Ha-ckerangriffe, stellt die Melde-und Analysestelle Informations-sicherung (Melani) in ihremHalbjahresbericht fest. Beson-ders zugenommen hat Skim-ming, das Ausspähen von Kre-ditkartendaten an Bancomatenund vermehrt auch Billettauto-maten. «Zählte man im ganzenletzten Jahr in der Schweiz 135manipulierte Geldautomaten,waren es in den ersten vier Mo-naten dieses Jahres bereits 225»,heisst es im Bericht. pd

POST-APP

Rechnungen perHandy zahlenNeu können Postfinance-Kun-den ihre Rechnungen mit demHandy scannen und so direktbezahlen. Die Funktion «Scan +Pay» ist in die neue Postfinance-App integriert, die seit Montagfür iPhones und Android-Geräteverfügbar ist. Mithilfe der Appkönnen Kunden mit ihrem Han-dy die Codierzeile des Einzah-lungsscheins scannen und dieZahlungsdetails bestätigen. Auchkönnen Kunden künftig die meis-ten Funktionen von E-Financemit dem Handy nutzen. pd

ONLINE-SHOPPING

Google-Shoppingin der SchweizAb sofort ist die SuchmaschineGoogle Shopping (www.google.ch/shopping) auch in derSchweiz verfügbar. Der neueWebservice bringt im InternetEinzelhändler und Einkäuferzusammen. Verkäufer könnenihre Produkte gratis registrieren(www.google.ch/merchants)und die Nutzer auf der Google-Homepage nach deren Produk-ten suchen. pd

DATENSCHUTZ

Datenschutz-MeisterschaftSeit dem 27. Oktober ist die ersteSchweizer Datenschutz-Meis-terschaft im Gang. Sie ist eineAktion im Rahmen der Kampa-gne «Netla – Meine Daten gehö-ren mir!», die Kindern und Ju-gendlichen die Bedeutung desPersönlichkeitsschutzes und derPrivatsphäre vermitteln möchte.Im Wettbewerb stellen die Teil-nehmenden ihre Fähigkeiten inOnlinegames und bei Offlineauf-gaben unter Beweis. Im Finalein Bern am 9. Dezember winkenattraktive Preise. Infos unterwww.netla.ch. pd

InKürze

KURZTEST II Aussen nix(Neues), innen ziemlich fix:Apples iPhone 4S trumpft mitinneren Werten auf.

«Wie wird heute das Wetter inBern?» – «Das Wetter in Berlinheute ist schön» – «Nicht Berlin,in Bern!» – «Tut mir leid, aber ichkann Lindenberg nicht in deinenKontakten finden.» Hmm, dieerste Konversation mit Siri, derdigitalen Sprachassistentin desneuen iPhone 4S, verläuft etwasenttäuschend. Aber das liegtwohl nur an der einen oder ande-ren Kinderkrankheit ihrerseits,ist doch die Technologie lautApple noch im Beta-Stadium.Und meine erkältungsbedingtverstopfte Nase macht die Ver-

ständigung zwischen uns auchnicht leichter. Enttäuschend warja für viele auch, dass die neusteiPhone-Version äusserlich vomVorgängermodell nicht zu unter-scheiden ist. Unter der (schönen)

alten Hüllehat Appledafür ge-waltig auf-gerüstet.Angetrie-ben wirddas 4S vomDoppel-kern-Pro-zessor A 5,der auchschon imiPad 2 ver-

baut wurde.

In der Praxis macht sich die Leis-tungssteigerung schon beim Ein-schalten bemerkbar. Innert Se-kunden taucht der Homescreenauf, die Apps starten blitzschnellund sind flüssig zu bedienen.Komplett neu ist auch die Kame-ra, die eine fünfte Linse und ei-nen lichtempfindlicheren Sensorhat. Und eben Siri, mit der ichnach ein paar Spritzern Nasen-spray nochmals das Gespräch su-che. «Wie wird heute das Wetterin Bern?» – «Das Wetter in Bernheute ist schön» – «Danke!» –«Das habe ich doch gern für dichgetan!» Hm, nett, darauf lässtsich aufbauen. Giuseppe Wüest

Das iPhone 4S kostet ab 649 Fran-ken. Infos: www.apple.ch.

Smartphone für SprachgewandteKURZTEST I Das Sonim-Han-dy soll besonders hart im Neh-men sein. Doch stimmt daswirklich? Ein Härtetest.

«Nein, lass es bleiben», fleht dieArbeitskollegin. Ich tue es trotz-dem: Ich lasse das brandneueHandy in ein Becken voller Was-ser plumpsen. Insgeheim ist mirdabei bange zumute: Funktio-niert das Leihgerät wohl noch?

Eigentlich sollte das Bad demXP5300 von Sonim nichts anha-ben können, handelt es sich dabeidoch um ein speziell für den Ein-satz unter unwirtlichen Bedin-gungen gebautes Handy – um einTelefon für Holzfäller, Abenteu-rer und Bergsteiger also. DerHersteller wirbt, dass das Gerät

einen Sturz aus zwei Metern Hö-he überstehen und dass ebensotiefes Wasser ihm nichts anhabenkönne. Das wird dem Handy garmit Zertifikaten bescheinigt. DasGerät wirkt mit der Gummi-Um-mantelung und den selbst mit

klammen Fin-gern zu bedie-nenden gros-sen Tastenrobust, aberaltertümlich-klobig. Auchdie Benutzer-führung erin-nert an alteHandykno-chen: Das Ge-rät eignet sich,

um zu telefo-

nieren und SMS zu verschicken.Surfen und navigieren sind zwarauch möglich, machen aber we-gen der umständlichen Konfigu-ration und der knappen Rechen-leistung wenig Freude. Im App-Store liegt erst wenig Java-Soft-ware bereit.

Doch das ist unwichtig. Haupt-sache, das Handy funktioniertunter widrigen Bedingungen. Obes das tut, soll mit dem Wasser-bad getestet werden. Die Arbeits-kollegin kramt nun ihr eigenesSmartphone hervor. Sie ruft dasSonim-Handy an. Und ich atmeauf, als unter Wasser leise ein Te-lefon schellt. mbb

Das Sonim XP5300 kostet rund 450Franken. Infos: www.sonim.ch.

Handy für Holzfäller

UNTERHALTUNGSELEKTRONIK Nobelhersteller präsentiertenin Regensdorf ihre Geräte abseits der Massenware. Wer bei densatten Klängen Kauflust verspürte, musste allerdings tief in dieTasche greifen.

«Gopf, die Bässe dröhnen jadurch das ganze Hotel», bemerktein älterer Herr und erntet einzustimmendes Kopfnicken vonseinem Freund. Es waren edleBässe, die an der High End Swiss2011 wummerten. Rund 60 Aus-steller präsentierten am Wo-chenende im Regensdorfer Mö-venpick-Hotel ihre High-End-Soundanlagen. 2500 Besucherbestaunten, was das Ohr begehrt– und einen stolzen Preis hat:Wer sich vom satten Sound ver-führen lässt, kann schnell einensechsstelligen Betrag loswerden.«Die Geiz-ist-geil-Mentalität isthier völlig falsch am Platz», sagtMesseleiter Kurt W. Hecker. Je-der zusätzlich investierte Fran-ken bringe in diesem Bereichauch besseren Klang und längereHaltbarkeit.

Dass an der Messe Vinyl,Streamer und MP3 direkt neben-einanderstehen, ist für Heckerselbstverständlich: «Analog oderdigital, ich habe da keine Prä-

ferenzen. Analoge Anlagen bie-ten mehr Flair, digitale mehrKomfort.»

Streamer deluxeDer Massenmarkt hat in diesemFall also Einzug ins Hochpreis-segment gefunden. So findet mandie früher als Billigramsch ver-pönten Streamer jetzt auch zu-hauf bei den High-End-Anbie-tern. Ein Beispiel ist der KlimaxDSM des irischen EdelherstellersLinn. Für stolze 18 500 Euro be-kommt man einen Player, derpunkto Klang auf dem oberstenNiveau ansiedelt. Für die Ver-bindung stehen Toslink-, HDMI-,Ethernet- und natürlich auchanaloge Anschlüsse zur Verfü-gung. Einziger Wermutstropfen:Mehrkanalsound wie 5.1 oder 7.1sucht man leider vergeblich.

Linn-Verkäufer Thomas Sahei-cha wehrt sich gegen die weit ver-breitete Meinung, dass gestream-te Musik nur komprimierterDatenschrott ist: «Jede CD klingt

gestreamt besser». Vorausge-setzt, man bereite die Musik miteiner adäquaten Software auf.Von iTunes beispielsweise rätSaheicha klar ab, da die Prioritätauf Geschwindigkeit statt aufQualität gelegt werde. Er emp-fiehlt daher den 35 Franken teu-ren dbpowerAMp Music Conver-ter oder das kostenlose ExactAudio Copy. Das dauert zwar län-ger, bringt aber tatsächlich deut-lich hörbare Qualitätsunter-schiede.

Wuchtige LautsprecherÄusserlich sehen Streamer, Ver-stärker oder Kopfhörer den güns-tigeren Pendants sehr ähnlich.Anders ist es bei den guten altenVinyl-Plattenspielern. Nebendem wuchtigen Gyrodec von Mi-chell Engineering fällt vor allemder Thorens TD 309 auf. Derzackig geformte Player desSchweizer Traditionsherstellerssieht nicht nur gut aus, sondernklingt auch hervorragend. DerPreis liegt bei 2190 Franken.

Der augenfälligste Unter-schied zwischen Massenwareund High End lässt sich jedochbei den Lautsprechern beobach-

ten. Während in vielen Wohn-zimmern ein wuchtiger Subwoo-fer, ein Center und winzige Satel-liten im Set für unter 1000 Fran-ken für die Beschallung sorgen,prägen riesige Boxenpaare denEdelmarkt. Sie kommen dankausgefeilter Bauweise und ihremgrossen Volumen mit sattemKlang daher und lassen sich nichtim Geringsten mit den Pendantsaus der Massenanfertigung ver-gleichen.

Nicht sehr auffällig, aber dochwuchtig kommt die Pacific 3 SAvon Cabasse daher. Da sie eine in-tegrierte 450-Watt-Endstufe be-sitzt, kann ein vergleichsweiseleistungsschwacher Verstärkereingesetzt werden. Das Paar kos-tet 15 000 Franken. Ein modera-ter Preis im Vergleich zum Horn-lautsprecher-Trio im Retrolookvon Avantgarde Acoustic fürrund 66 000 Franken.

Wer auf Lifestyle Wert legt,dürfte an den Lautsprechern desSchweizer Herstellers Klang-werk Gefallen finden: Die elegan-ten weissen Boxen lassen sichauf Wunsch in der Wand versen-ken.

Michael Benzing

Satte Klänge für sattes Geld

Hightech im Retrolook: Lautspre-cher «Trio» von Avantgarde Acoustic.

Ob analog oder digital, an der High-End-Swiss-Messe verführten die Aussteller mit schickem Design und perfektem Sound. Fotolia

Klassisch-wuchtig: Der «Pacific 3SA» von Cabasse. zvg

Vinyl mit Stil: Der «Thorens TD 309»von Michell Engineering. zvg

Schweizer Lifestyle: Lautsprecher«Muro» von Klangwerk. zvg

DigitalDonnerstag3. November 2011

HEUTE:IM BILDDer Webflaneurordnet seineFotos.

25