Dr. Christian Brouwer · PDF filePredigt am 13. Sonntag nach Trinitatis 30.08.2015,...

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  • Predigt am 13. Sonntag nach Trinitatis 30.08.2015, Corvinus-Kirche Erichshagen Predigttext: Lk 10,25-37 (Predigtreihe I) Dr. Christian Brouwer

    Gnade sei mit euch, und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. 1. Tolle Leute Eine verrckte Reise, wahnwitzig. Aber htte Maik zu Hause bleiben sollen? Die Mutter war in die Entzugsklinik gegangen, whrend der Sommerferien. Der Vater hatte einen Urlaub mit der jungen Assistentin dem drgen Hausalltag mit dem Sohn vorgezogen. Maik war allein. Dann kam Tschick vorbei. Tschick, der eigentlich anders hie, aber das war egal. Tschick kannte in der Schule keiner so richtig. Wollte auch keiner so richtig kennen: aus der Hochhaussiedlung kam er, von der in der Zeitung nur als sozialer Brennpunkt geschrieben wurde. Aus Russland wohl, frher einmal. Tschick kam vorbei. Er hatte ein Auto dabei. Einen Lada. Also fuhren die beiden los. Ohne Fhrerschein. Natrlich war das Auto geklaut. Von der Reise erzhlt Maik. Einkaufen mussten wir. Dem Schild nach: Norma 1 km. Aber wo ist der genau? Tschick fragt einen Jungen, etwa 12 Jahre alt. Wir kaufen nicht im Supermarkt, erklrt der bestimmt. Interessant. Und wo ist er? Wir kaufen immer bei Frhlich. Ah, bei Frhlich. Tschick nickt dem Jungen zu wie ein Cowboy, der dem anderen Cowboy nicht wehtun will. Aber uns wrde hauptschlich interessieren, wo es hier zum Norma geht. Der Junge sucht, zeigt dann mit dem Zeigefinger in eine Richtung: Da ist Frhlich! Da kaufen wir immer ein. Phantastisch, sagte Tschick, Und jetzt nochmal ungefhr der Supermarkt? Wir erfahren nicht, wo der Supermarkt ist. So viel Seltsamkeit. Da prallten Welten aufeinander! Die Mutter des Jungen wir erfahren: er heit Friedemann kommt dazu. Sie ruft Friedemann zum essen. Tschick rennt zu ihr und fragt sie, wo hier der Norma wre. Was fr ein Norma? Der Supermarkt, erklrte Friedemann. Ah, der groe Supermarkt, sagte die Frau, Da kaufen wir nie. Wir kaufen immer bei Frhlich. Wir hrten davon. Tschick setzte sein hflichstes Lcheln auf. Was wollt ihr denn da? Himmel, war denn die ganze Familie so? Wusste keiner, was man in einem Supermarkt macht? Friedemann petzt: Essen! Die wollen Essen kaufen! Maik. Tschick. Diese Familie. Das passt nicht zusammen. Gar nicht. Geklautes Auto und ko-Bio-Hofladen-Food. Wie soll das zusammengehen? Die beiden erzhlen irgendwas von einer Fahrradtour, ein Fahrrad haben sie nicht. Die Frau merkt, dass sie lgen. Nichts an ihrem Gesichtsausdruck und nichts an ihrer Haltung nderte sich, als sie sagte: Um zwlf gibt es Mittag. Ihr seid herzlich eingeladen, ihr jungen Leute aus Berlin. Ihr seid unsere Gste. Nach dem Essen, zum Abschied, gingen sie noch alle mit ans Gartentor, und da bekamen wir einen riesigen Krbis geschenkt. Wir nahmen ihn uns wussten nicht mehr, was wir sagen sollten. Tolle Leute, sagte Tschick, und ich fragte mich, ob er das ernst meinte. Mir schien, dass er das nicht ernst meinen konnte, er hatte sich vorher mit dem Zeigefinger an die Stirn getippt. Aber sein Gesichtsausdruck machte mir klar, dass er es ganz sicher ernst meinte. Beides. Den Zeigefinger. Und tolle Leute. 2. Ein Nchster werden. Ein Mitmensch werden. Es kam ein Schriftgelehrter und wollte Jesus auf die Probe stellen. Er fragte ihn: Lehrer, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme? 26Jesus fragte zurck: Was steht im Gesetz? Was liest du da? 27Der Schriftgelehrte antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Willen. Und: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. 28Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Halte dich daran und du wirst leben. 29Aber der Schriftgelehrte wollte seine Frage rechtfertigen. Deshalb sagte er zu Jesus: Wer ist denn mein Mitmensch? 30Jesus erwiderte: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab.

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  • Unterwegs wurde er von Rubern berfallen. Die nahmen ihm alles weg, auch seine Kleider, und schlugen ihn zusammen. Dann machten sie sich davon und lieen ihn halb tot liegen. 31Nun kam zufllig ein Priester denselben Weg herab. Er sah den Verwundeten und ging vorbei. 32Genauso machte es ein Levit, als er zu der Stelle kam: Er sah den Verwundeten und ging vorbei. 33Aber dann kam ein Reisender aus Samarien dorthin. Als er den Verwundeten sah, hatte er Mitleid mit ihm. 34Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit l und Wein und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und pflegte ihn. 35Am nchsten Tag holte er zwei Silberstcke hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Pflege den Verwundeten! Wenn es mehr kostet, werde ich es dir geben, wenn ich wiederkomme. 36Was meinst du: Wer von den dreien ist dem Mann, der von den Rubern berfallen wurde, als Mitmensch begegnet? 37Der Schriftgelehrte antwortete: Der Mitleid hatte und sich um ihn gekmmert hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und mach es ebenso. 3. Mach es ebenso wenn man mich lsst Aus einem Bericht ber eine Party-Nacht in Hamburg 7.30 Uhr, am nchsten Morgen. Ecke Hamburger Berg. Unter einem Plakat, auf dem das ZDF fr seine Serie ber das Luxushotel Adlon in Berlin wirbt, liegt ein Mann. Sein Oberkrper ist von einem aufgerissenen Schlafsack bedeckt. Sein Kopf ruht auf einem Aldi-Karton. Neben ihm ein paar Tten. Er liegt in einer groen Pftze, der ganze Brgersteig ist nass, sein rmel durchgesuppt, umrandet von Resten des Silvesterfeuerwerks. Durch die Strae kriecht der Frost. Der Mann lag hier schon vorhin, als wir auf den Kiez gingen, vielleicht liegt er seit gestern hier. Ob er sich seitdem bewegt hat, keine Ahnung. Scheint auch niemanden zu interessieren. Der Mann ist briggeblieben. Ich stoe ihn an, keine Reaktion. Ich spreche ihn an, nichts. Ich gebe ihm eine Backpfeife, nichts. Immerhin Puls. Ich will einen Krankenwagen rufen und whle. Ich sage in sein regungsloses Gesicht: "Ich rufe einen Krankenwagen." Da schlgt er die Augen auf, langt nach seinen Tten - und geht. Ich stehe da, wie ein klammherziger Samariter auf dem Weg nach Jericho, meine Mtze nass vom Regen, meine Fe angefroren, ich schaue auf die Adlon-Werbung. Da hinten geht er, der Mann, der unter die Ruber gefallen war. Mir fllt eine Zeile von den Sternen ein: "Die Nacht vorbei / Der Kiez gefegt / Und alles schleicht / was sich bewegt / Da hilft nichts auf der Welt / wenn dir St. Pauli auf den Geist fllt." Gute Nacht. 4. Mit Blessuren Tschick und Maik also Tschick und ich waren wieder unterwegs. Als ich mich einmal umdrehte, sah ich hinter mir das Dorf. Und ich sah, dass vor dem Haus, in dem wir gerade noch gewesen waren, die Polizei hielt. Klein, kaum noch zu erkennen, aber doch eindeutig: die Polizei. Sie schienen gerade zu wenden. Ich machte Tschick darauf aufmerksam, und wir nagelten mit fast achtzig Stundenkilometern durchs Gelnde. Die Piste wurde immer schmaler, die Abhnge rckten nher. Ich sah verzweifelt durch die Heckscheibe, und Tschick steuerte auf die Bschung zu, einen 45-Grad-Steilhang aus Kies und Gerll. Runter oder was?, rief er, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er tippte noch auf die Bremse, dann rauschten wir schon ber die Kante und das wars. Der Lada schmierte sofort ab. Er kam ins Rutschen, blieb hngen und berschlug sich. Drei-, vier-, fnf-, sechsmal ich wei es nicht berschlug sich, und blieb dann auf dem Dach liegen. Ich kriegte kaum was mit. Was ich wieder mitkriegte, war: Die Beifahrertr war aufgesprungen, und ich versuchte rauszukriechen. Was mir nicht gelang. Ich brauchte ungefhr eine halbe Stunde, um zu merken, dass ich nicht gelhmt war, sondern im Sicherheitsgurt festhing. Dann war ich endlich drauen, und sah Tschick, der auf allen vieren durchs Gelnde kroch. Hinter uns vermutlich die Polizei. Es gab ein Gerusch von brechenden Zweigen und Laubrascheln. Eine Frau sprang hervor, mit einem Feuerlscher in der Hand. Nichts brannte. Ich schaute Tschick an, Tschick schaute mich an. Wir schauten die Frau an. Keiner sagte was, und ich wei noch, dass ich dachte, dass aus diesem Feuerlscher jetzt ein weier Strahl rausschieen msste, um uns unter einem Schaumberg zu begraben. Aber nichts.

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