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1934/35, 8 Dr. Masarey, Erforschung des Alpenzuges in Realp 119 Dazu kommen noch die 4 mit dem Netz gefangenen Altvögel : 1 Grünfink 1 Buchfink 1 Kohlmeilse 1 Rotkehlchen 4 Arten in 4 Individuen. Wenn wir zusammenzählen: 141 Vögel aus Ni,stkästen 35 J 4 mH Netz gefangene Altvögel, SOl ergeben sich 180 beringte Vöge:1. Davon sind 174 Jungvögel 6 Altvöge1. me 180 Star 43 Grünfink 1 BucMink 5 V verteilen FeldsperIing 57 Kohlmeise 24 Blaumeise 9 sich auf folgende Arten: Grauschnäpper 4 Rauchschwalbe 19 Gartenrotschw. 10 Wendehals 9. Rotkehlchen 1 Schweizerisches Unternehmen zur Erforschung des Alpenzugs in Realp. Berichterstattung vom Herbst 1934 durch Dr. AmoM Masarey. Der vorliegende Bericht bietd nur ,eine allgemein gehaltene Schil- derung des V,erlaufs, sow:i:e eine auszugsweiisle Orientierung über' die Arbeitsergebndsse und Erfahrungen des Unternehmens. Die ausführ- J,iche, wissenschaftliche Verwertung der Resultate findet in d1l!er gesonderten Abhandlung statt, deren Erscheinen dann später ange- kündigt wird. I. V orgesdlidlte, Organisation und Verfauf. Der seinerzeitige Leiter der SchweiZierischen VOjgelwarte Sempach, Alfred Schiffer!}i sen., hat es im Herbst 1933 zum erstenmal unternommen, das Hilfsmittel der auf die umstrittene Frage des schweizetÜschen Alpenzuges anzuwenden. Als Operationsbasils wählte ler hiezu den an einem wächtigen Kreuzungspunkt des Gotthardgebiets gdegenen Ort Realp im obern Urserrrtal, weil er nach eigenen Zugbeobachtungen und nach den Mel- dungen des in Rea1p ansässigen Sepp Gwerder, ver- muten durfte, dass dort gÜ1l!stige Vorbedingungen für eine solche Unternehmung zu finden seien. Auch war das Urserntal von Fried-

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1934/35, 8 Dr. Masarey, Erforschung des Alpenzuges in Realp 119

Dazu kommen noch die 4 mit dem Netz gefangenen Altvögel :

1 Grünfink 1 Buchfink 1 Kohlmeilse 1 Rotkehlchen 4 Arten in 4 Individuen.

Wenn wir zusammenzählen:

141 Vögel aus Ni,stkästen 35 sonstd~e J ungvö~el

4 mH Netz gefangene Altvögel, SOl ergeben sich 180 beringte Vöge:1.

Davon sind 174 Jungvögel 6 Altvöge1.

me 180

Star 43 Grünfink 1 BucMink 5

V ö~el verteilen

FeldsperIing 57 Kohlmeise 24 Blaumeise 9

sich auf folgende Arten:

Grauschnäpper 4 Rauchschwalbe 19 Gartenrotschw. 10 Wendehals 9. Rotkehlchen 1

Schweizerisches Unternehmen zur Erforschung

des Alpenzugs in Realp. Berichterstattung vom Herbst 1934 durch Dr. AmoM Masarey.

Der vorliegende Bericht bietd nur ,eine allgemein gehaltene Schil­derung des V,erlaufs, sow:i:e eine auszugsweiisle Orientierung über' die Arbeitsergebndsse und Erfahrungen des Unternehmens. Die ausführ­J,iche, wissenschaftliche Verwertung der Resultate findet in d1l!er gesonderten Abhandlung statt, deren Erscheinen dann später ange­kündigt wird.

I. V orgesdlidlte, Organisation und Verfauf.

Der seinerzeitige Leiter der SchweiZierischen VOjgelwarte Sempach, Alfred Schiffer!}i sen., hat es im Herbst 1933 zum erstenmal unternommen, das Hilfsmittel der Vo~elbel1ingung auf die umstrittene Frage des schweizetÜschen Alpenzuges anzuwenden.

Als Operationsbasils wählte ler hiezu den an einem wächtigen Kreuzungspunkt des Gotthardgebiets gdegenen Ort Realp im obern Urserrrtal, weil er nach eigenen Zugbeobachtungen und nach den Mel­dungen des in Rea1p ansässigen Vo~elkundigen, Sepp Gwerder, ver­muten durfte, dass dort gÜ1l!stige Vorbedingungen für eine solche Unternehmung zu finden seien. Auch war das Urserntal von Fried-

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r;ich v. Tschudi dn seinem Buche «Das Tierleben der Alpenwelt» für auffallend viele Vogelarten als Durchzugsstrasse ang,egeben worden 1).

Bei di'elSem ersten Versuch, den Schiflierli mit einigen befreundeten Omithololgen vom 16. September bis 2. Oktober 1933 durchführte, konnten !insgesamt 61 Vogdarten (darunter 40 dn Zugsbewegung) festgestellt werden, von denen 131 Exemplare in 17 Arten gefangen und beringt wurden 1). Die Ergebnisse gewährten so interessante EinblicNe in die vorher ganz ung,enügend bekannt gewesenen Zug­verhältnissIe !des Urserntals, dass! die W~ederholung einer solchen Beringungs- und BeobachtungsakHon dringend lerwünscht schien.

Nach ,dem TOlde Schi,ffedis entschlossen s,ich daher im Y"rühsommcr 1934 vier seiner damaligen Mitarbeiter, nämllich di,e Herren J os e f Bussmann in Hitzkirch, Dr. Rudolf G,e~,gy, Dr. Arnold M a s are y und D r. H ans N 0 11, a 11 ein B ase 1, dals Werk des verstorbenen FJ:1eundes fortzusetzen. Sie erIiessen einen Aufruf, der gleich7Jeitig ,in den Blättern der bei<den gJ:1ossen ornithologischen Lan­desverbände «ALA» und «Schweizerische Ornithologische Gesellschaft» erschien, um auf diese Weise allen ,in der Schweiz zerstreuten tüchtigen Vogelkennern und -Beringern, unbesehen lihrer Veminszugehör,igk'eit, den Weg zur Mitarbeit freizugeben.

Di,e zahlreich einlaufenden Anmeldungen aus beiden Lagern ermög­Lichten 'ES, dass d,ie Unternehmung nach sorgfä1hger Vdrbereitung mit insg,esamt 23 Teiln,ehmern vom 1 7. Se pt e m b 'e r bis 1 9. 0 k tob er, d. h. als 0 w ä h ren d 33 Tagen, in engstem Kontakt mit d'er Schweizeraschen Vogelwarte Sempach ierfolgre,ich durchgeführt wer­den konnte.

Die 0 r g a n isa ti 0 n war so gehalten, dass den dr,eti Gruppen­führern, Bussmann, Ndl, Masar,ey, neben der Ueberwachung der prak­tischen Feldarbeit auch die wicht:ige Aufgabe zufiel, di,e weniger er­fahrenen Teilnehmer in der schWlierigen Kunst des Vogelfangs, den Grundbedingungen der Feldbeobachtung und der Beherrschung der Gefiedermerkma1e anzuleiten, wozu ja gerade d~e Beningungstätigkeit eine einzigartig günst1ige Gelegenheit bietet.

Di,e Gruppenleiter lösten sich in ein- bis dmiwöchigen Intervallen ab, und zwar amtete Bussmann (Gruppe 1) vom 17.-29. September, half

aber bis zum 7. Oktober lin Rea:lp mit. Dr. NdIl (Gruppe 2) vom 30. Septemb'er bis 6. Oktober. o r. M a s are y (G r u p pe 3) vom 7. - 1 9. 0 k tob er.

Dr. G,ecigy betätigte sich (17. Septlember bis 11. Oktober) mehr organisatorisch. Er ordnete als Vertreter des «HilfsftOnds für die Schweizerische Vogelwarte Sempach» die finanzi'ellen Belange, pflegte den so wichtigen Kontakt mit den Behörden und ermögluchte durch Bereitstellung seines Autos die AusfÜhrung verschiedener KontroH­beobachtungen in der weitern Umgebung vcln Realp.

1) O. B. 31. Jahrg., Heft 8.

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1394/35, 8 Dr. Masarey, ErforsdlUng des Alpenzuges in Realp

Verzeichnis der Teilnehmer. Arn Hans, Bautechniker, SoLothurll. Blumenstein Ernst, Kaufmann, Yverdon. Brunner Emil, Lehrer, Unter-StammbJeim. Burger RudoU, Privatier, Burg (Aargau). Bussmann J oseph, Lehrer, Hitzk!irch. Geigy Rudolf, PIIivatdozent, BaiseI. Grossenbacher Hugo, Lehrer, W,inznauJOlten. Hoffmann Hans, Lehrer, W,interthur. Lang Ernst, stud. vet., Luzern. Masarey Arnold, SchriftsteHer, Basel. NoH Hans, Lehrer, Basel. Philipp J ohannes, forstverwalter, Schuls. Riggenbach Hans Eduard, Bankbeamter, BaseL Ris Hans, stnd. techn., Lyss. Schaub Bernhard, Balmangestellter, Burgdorf. SchiftierLi Alfred, Kaufmann, Sempach. Schmedi Peter, stud., Sempach. Schinz Julie, Lehrerin, Zürich. Schönholzer August, Landwirt, frauenfeld. Spider Robert, Lehrer, Grosswangen. Sutter Ernst, stud. phil., Basel. Wäckedin Jakob, Lehrler, Neunkireh. Walter Ernst, Lehrer, OltenJSchönenwerd.

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Die Aufenthaltsdauer der ednzelnen Teilnehmer wechseHe von 1-23 Tagen und ergab insgesamt die Summe von 188 Arbeitstagen. Bei minimal 3 und maximal 9 g1erichzeitli'g anwesenden Teünehmern fielen im Mittel 5-6 Mitarbe,iter auf den Tag.

Ausser eiIJIigen auswärtigen Gästen, die ~elegentlich auch kurze Zeit an den fangarbeiten teilnahmen, besuchten uns aus dem Kanton Uri noch Herr Pfarrer Zimmermann aus Altdorf und Hauptmann Ziegler mit frau aus Andermatt. Von besolnders hohem Wlert waren für uns die Besuche, mit denen uns drie Herren 0 b er f 0 r s tin s p e k­tor Petitmermet, Bern, Oberförster Oechslin, Alt­cl 0 r f, und 0 b e r s t L u c h s i n ger, A n der m a t t, als VertJ1eter der Zivil- und MilitärbehöJ1den beehrten. Wie ,schon !im Jahr zuvor schenkte Herr Oberförster Oechslin unseren Unternehmungen tinten· siv1es Intel;esse und stand uns mit Rat und Tat hilfre!ich zur Seite. Herr Oberforstinspektor Petitmermet lieSis es sich angeIegen sein, den gan­zen fangbetrieb aufs genaueste zu inspizieren. Er erklärte slich von unseren Arbeitsmethoden und besonders von der dabei angewandten schonenden Behandlung der Vögd vollauf befri1edigt und sicherte uns auch für die Zukunft seine Anteilnahme und Unterstützung zu. Auch Herr Oberst LuchSlinger stellte uns für weitere Unternehmungen im Umkreis der Goltthardbefest,igungen hochwillkommene Erleichterungen in Aussicht, so daiss wir diesen drei Herren zu grosSiem Danke ver­pflichtet sind.

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Technische Ausrüstung. Ausser reiner grösseren Zahl von S chi a g gar n le n, einem V<o­

gel her d , L 0 c k v ö g e:1 n , darunter zeitweise z w e i Wal cl -k ä uze, und andern Hilfsmitteln vIerfügten wir vor allem über durch­!Schni ttlich 2 5 S pile g re I n e t z le J talienischer Herkunft, ins g e sam t 52 0 q m N 'e t z f I ä c h le. Dieses Matel'ial wurde uns, mit Ausnahme einiger Gegenstände aus Privatbesitz, vom jetzigen Leiter der Vo~el­warte Sempach, Herrn AI f red Sc h i f f e r I ~ j u n., in beI1eitwiHigster Wleise zur Benützung überlassen.

Finanzierung. Der «Hilfsfonds für dlie Schweizrenilsche Vogel­

war t e Sie m pa c h» ha~te es übernommen, für die Materialanschaf­fungen und Transportspesen unserer Realper AkVion aufzukommen. Darüber hinaus wurden aber vo!n derselben SteHe an ,einigee Teilneh· mer, die den Aufenthalt in Realp aus eigenen M.itteln nicht voll be­streiten konn~en, Beiträge entrichtet, um ihnen dadurch die Mitarbeit zu ermöglichen. Wir schulden daher de:r Leitung des Hilfsfonds, ins­besondeI1e Herrn Dr. Geigy, hohen Dank. Ohne diese weitgehende morallische und pekuniäre Unterstützung wärre es niemals möglich gewesen, das Unternehmen auf so grosszügriger Basils aufzubauen und d ua:chzuführen.

Auch die künftige Weiterentwicklung unserer Alpenzugforschung wird massgebend bestimmt sein von der Beistandrskraft des Iililfsfonds, der, wile bekannt slein dürfte, in seinem Bestehen ausschliessllich auf dJie freigebigkeit von Prirvaten, Vereinen und Behörden angew~esen ilst.

Verlauf des Unternehmens Wie schon das Jahr zuvor, fanden die Teilnehmer ausgezeichnete

Kolst und Unterkunft im Pos t h 0 td R re alp, dessen ß,es,itzer, Herr S e p p G weil' der, als begeisterter ge:ringer und Beobachter an aIlen unsern Arbeiten regen Anteil nahm und berr der Besorgung der Lock­vögel, der DepOlJirerung des Matlerials und anderm mehr wertvolle Ivilithilfe leistete.

Durch seinen am 20. februar 1935 in einer Lawine erfolgten Tod hat unsel'e Sache nicht nur einen ihr treu ,ergebenen freund, sondern auch leinen vorläufig unersetzEchen Mitarbrerrter vierloren, dessen Lokal­kenntnis und dessen das ganze Jahr über zuv,erIässig geführte Nach­kontrolle des Realper V~gelbestands von der gil"össten Wichtigkeit waren 1).

Arbeitsprogramm. Das Istrenge Tage:swerk begann jeweils um 6 Uhr früh mi't einem

Kontrollgang dUil'ch alle NetZisteI1ungen, dem Nachz,iehen der wegen der Nachtfeuchtigkeit am Abend zuvor gelock'erten Spannselilre, dem \'(7iederhJerricMen der durch Wind oder Taubrelastung niedergesunkenen Klebgarnsäcke und der Versorgung etwa schon vorliegender Einfänge.

1) Nachruf: O. B. 32. Jahrg., Heft 5/6 und «Tierwelt».

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Nach dem frühstück setzte dann dUle eJglentldche feld­ar bei t ein. Sie erforderte oft wilederho[te, mühsame Treibjagden durchs dichte Edengestrüpp und manchen ermüdenden Aufstlieg zu den (zeitweise bils 100 m hoch über dem Talboden) ernichteten Berg­netzen. Dabei lergab sich, dass je schwächer der Vogelbestand im fanggebid war, desto häufiger getnieben wel'den musste, um die Beute ins Netz zu bl'ingen, während Tage mit zahlreich vorhandenen und offenbar in st~rkem Zugdrang befindlichen Vögeln ,einen ruhigeren Beföeb gestattleten, da dann die Netzergebnisse überwiegend durch Selbstfänge ernielt wurden.

Das Auslösen der lins Netz gegangenen Vögel wurde den Teil­nehmern nur unter Aufsicht ElTfahrener gestattet und die Ringanlegung grundsätzlich nur von den führiern selbst oder ihrem ASIs1stenten aus~ geführt.

Nach kurzer Mittagspause, während wIekher stets Wachtposten bei den Netzen zurückbLieben, wurde der feldhetrtieb btis zur Abend­dämmerung fortgesetzt und war oft noch von einem letzten Kontroll­gang in der Nacht gefolgt.

Dam1t war das Tageswerk jedoch noch niicht erschöpft, denn ein wichtiger T,eil desselben bestand !in der allabendLichen Ab f ass u n g cl ,e s P r IÜ t 0 k 0 11 s, in dem die W echse~ in den techIlJischen Mass­nahmen und der Teilnehmerzahl, die Ergebnisse der met>eorologischen Aufzeichnungen, der Ring- und Wiederfanglisten, der fddbeobach­tungen, flügelmessungen und anderm Unt,ersuchungen auf,s genaueste niedergelegt weJ:1den mussten, hängt doch die wissenschaftliche Ver­wertbarkeit aller derartigen Unternehmungen in entscheidendem Masse von der Vlielsleitigkeit, ZielbewuSistheit und Zuverlässigkeit solcher tägHchen Rapporte ab !

So ,erforderte denn unseDe Tätigkeit nicht nur erhebliche körper­liche Spannkaft, sondern auch unermüdLiche geistige frische, dtie in­folge der abendlichen Schreibarbei'ten nur allzuoft bis in die Mitter­nachtsstunden anzuhalten hatte.

Mit umso grösserer Genugtuung darf aber festgestellt werden, dass aUe T,e~hlJehmer, vom jüngsten btis zum ältesten, willig und ausdauernd auf ihrem Posten blieben und jeder nach seinen besten Kräften zum Gelingen beitrug.

Die ideale Gesinnung, die aUein schon daraus erhellt, dass man­cher seine kurz bemessenen Herbstferien fr,eiwlil1ig unserer Sache ge­opfert hatte, äusserte sich vor allem auch !in dem frohgemuten, kame­radschaftlichen Tolne, der von Anfang bis zum Ende zWiischen uns gewahrt wel'den konnte. Die Leiter des Untemehmens sprechen daher auch an diesler Stelle allen Teilnehmern ihren herzLichen Dank aus!

Dank und Anerkennung gebührt auch denjmigen Mitarbeitern, die sich für gewisse Sonderdienste zur Verfügung gestellt haben, wie etwa eLen Pro t 0 k 0 11 sc h r le i b ern Grossenbacher, Riggenbach, Schifferli, Walter, Ris, Brunner und Sutter, sowtie Herrn Am, der ,etinen

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aus~ezeichneten f I u r p 1 a n unseres Operat,ionsgebiets verfertigt hat (s. Abbildung).

Berim f l,i c k 'e n cl erz er r :i s sen e n N e t z e fanden wir eine bereitwillige Helfenin in frl. Löliger, Basel, die als Gast einige Tage be:i uns weilte.

ferner haben sich verschiedene Herren als P hot 0 g rap h e 11

betätigt und ihre Aufnahmen lii'ebenswürdigie1weise Ullserm B i I d -ar c h li v überlassen, aus dem wir ,eine für Instrukt:ions- und Propa­gandazwecke geeignete Dia pos i t ci v sam m I u n g zusamenstellen konnten.

Endlich hat Herr Dr. Oeigy einen Sc h mal f [I m aufgenommen, der die landschaftlichen Verhältnisse des Urserntales sowie eLie wesent­lichen Ereignisse unseres fangbetriebs trlefHich wiedergibt und se<ither, zur Begleitung von Lichtbildervoflträgen Dr. Masarey's, ;schon mehr­fach vor naturwissenschaHIichen fachg,esellschaften und andern Zu­hörerkreisen mit bestem Erfolg vorgeführt w,erden konnte.

Eine besonderlS wichtige und schwierige Aufgabe fiel den Erst­ankömmLtngen unter Leitung unseres bewährten fangspezcialisten Buss­mann zu, indem sie die für die Netzstellungen geeigneten Plätze aus­zusuchen, dile Netze aufzurichten und die dabei notwendigen Busch­schneilsen auszuhauen hatten.

Der [letzten ArbeHsgruppe lag es hinwiederum ob, die fanggeräte, so gut dies bei der empHndlich zusammengeschmolzenen Teilnehmer­zahl möglich war, vor der Zerstörung durch die, Mitte Oktober herelin~ brechenden Schneestürme zu retten, das gesamte Material zu bergen und für den Abtransport bereitzust'ellen, woran die Herren Gwerder und Lang besonders aktiv beteliligt waren.

Position und Wirksamkeit der Netze und der andern technischen Hilfsmittel. (Vergl. Abb.)

Unsere Hau p t s tat i<O n bildete, wile schon im Jahre zuvor, das StaJllgebäude <~im fLesch», dessen offener, gegen Wind und Nässe kaum schutzbietender Vorbau besonders den Teilnehmern der letzten Arbeits­gruppe als Zufluchtsraum, Lagerplatz und eigentläches «Laboratorium» für alle Ber,ingungsmanipulationen, Oefli'ederuntersuchungen und feld­noiJi'erungen zu dienen hatte. In dem zwischen dIesem Stall und dem Reusslauf bis zum «DiepeIingerbach» sich hinziehenden Aubuschwäld­chen befanden sich unsere hauptsächlichsten N e t z s tell u n gen, die vielfach hintereinander, in geradLiniglern oder gewinkeHem Verlauf, quer zur Tal-(Zug-}rnchtung aufgebaut waren und w.eitaus die meisten Fänge lieferten. Besonders vorteiilhaft war eine von Bussmann er­probte Anordnung, die etwa ein Hochnetz zwischen zwei in kurzen Abständen parallelstehenden Normalllletzen von 2 m Höhe aufwies.

Eine weitere, wichtige Netzgruppe ZJog sich sodann am linken Ufer des Diepelingerbachs bergaufwärts zu den dichten Erlenbüschen des

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«Zopfen», wo Slich nach den Angaben Gwerders schon zu Zeiten seines GrclssvaTIers <einergliebigier Vogelfangplatz befunden haben soll. Die obersten am Buschhang der Isenmannsalp verborgenen Net21e hatten ihren Standpunkt etwa 100 m über dem Talboden und erwiesen sich ebenfalls längere Zeit hindurch als sehr wirksam.

8eitenstaiJionen wurden vorübergehend und mit wechselndem Er­folg am E1igenbach, slÜlw1e reussaufwärts auf dem sogenannten «Inseli» unterhalten, waren aber, wi,e dJi1ejenigen lin den «8tocketen» oder am untern Reusslauf errichteten, zu abgeLegen, um ständig kontrolliert werden zu können. S1e muslsten denn auch wieder ,eingezogen werden, als am 29. September der allgiemeine, fmie W,eidgang einsdzte, der in kurzer Zeit zum Verlust von 7 Netzen durch d~e herumstreifenden Kühe und negen führte !

Viel Arbeit, aber auch vliel Erfollg brachte das mit grossen Schwie­rJgkeiten unter der Eisenbahnbrückle aufgehängte Reussnetz, dem wir neben anderm auch die erfreuliche Ausbeute an 52 Bachamseln zu ver­danken hatten.

me zeitweise allzu spär1rrche Teilnehmerzahl der dritten Arbeits­gruppe machte dann eine lerneute R,edukiJion der Netzstellungen auf einige wenige, leicht übellsichtlliche formationen notwendig.

Wider Erwarten brachten die Sc h ll' a p p gar n<e nur sehr ge­ringe fänge ein, auch der V 0 gel h'e r,d, der verschi:edenthlch im Talboden hinter «f1esch», sowie einmal zum Spatzenfang beim Dorf aufgestellt wurde, funktlionierte nicht gerade befr1iedigend.

Als L 0 c k v ö gel dienten sowohl von Gwerder und der Vogel­warte eingewöhnte Stückie, wie auch Wlilldfänge verschiedener Arten und bewährten sich in manchen fällen O\l1dent1ich. Die beiden von SchiHerli mitgebrachten Wal d k ä uze verloren nach anfänglich guten Erfolgen ihre Wirksamkeit als Lockmittel rasch, ohne dass di,e Ur­sachen hiefür erkannt werden konnten.

Sehr gut ,bewährte sich ein hölzerner W u r f f alk e, der von der dritten Arbeitsgruppe zum Elinschrecken der Vögel lins Netz benutzt wurde.

Für feldbeobachtungen leistete das von Bussmann zur Verfügung gestellte f ern roh r gute Dienste.

Exkursionen in die weitere Umgebung von Realp. Kontrollgänge führ'ten einzelne T,eilnehmergruppen fünfmal auf

die furkapasshöhe (meist im Auto), vliermal !ins Gebiet des Bannwaids (einmal bis zur Alpligenlücke hin), zweimallins Wyttenwasser (bis Tlierbergalp), dreimali an die olbern Berghänge der Isenmannnsalp, also an dilc wichtigsten, für den vorwiegend südwestwärrs anzunehmenden Wevterzug der Vögel in Betracht fallenden Landschaftspunkte. Die durch d1e rückwärtigen Passenken (Gotthard, Oberalp ) gegebenen Ab­zweigmöglichkeiten des Herzugs konnten mangels genügender Hüfs­kräHe eiIlJstweilen noch nicht in di'e Ueberwachung miteinbezogen wer-

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den. Nur die Talstrecke Andermatt-Realp unterlag oftmaligen Beob­achtungss:triElifen. Die an den genannten Aussenstandorten gemachten Wahrnehmungen l1eferten wertvolle Beiträge zur Nachprüfung der ZugDichtung V'ersch1edener Arten.

U. Fang und Beringung. Fast aUe Fänge wmden mit den Spliegelndzen, nur ver·

schwindend wenige mit Schnappgarn oder Vogelherd erztielt. Zeitlich erwiesen sich die Vorm~ttagsstund'en mit rund 3/5 der ge­samten Tagesfänge am ergiebigsten, während di,e Stunden über Mittag stets die geringsten Beutezahlen liefierten.

Total der Berlingungen: 1245 EXlemplare in 38 Art e n (37 SJngvögeI, 1 Raubvolgel).

Die t ä g f ich e n Fan g z a h I e n wechselten stark und bewegten .sich bei einem Tag le sm i rtt e 1 von 37- 3 8 E x e m p I are n zwi­schen 3 !in der }letzten Woche und 103 Exemplaren am 25. Sept:ember.

Das Wo ehe ne r g e b n i s zeigte dagegen ,ein fortsemleitendes Abnehmen der Fangzahlen. Diese ständige Verminderung weist darauf hin, dass 1n der Zeit vom 17. September bis 19. Oktober der Durch­zug bei Realp ganz allgemein seinem Ende entgegen ging, wobei aller­dings der Einbruch schlechten Wetters mit starker Schneebedeckung des Bodens (vom 15. Oktober an) di,e abschliieSrsende Zugperiode ab­norm beschleunigt und v,erkürzt haben mag.

Gwerders Berichte bestätigen, dass Slich nach Beendigung der Unternehmung, abgesehen vom Eintreffen gewisser Wintergä,st,e, wie etwa Wacho~depdrolSslElln, !in Wlirklichkedt auch ke:ine bemerkenswerten Zugserscheinungen mehr !ereigneten.

Mit tl e r eTa g e s z a h I an Ar tf ä n gen 8-9, höchstle mit 14 Arten am 25. September, niederste mit 3 Arten an der fünften Woche.

Die höchsten Fangziffern wiesen auf: Heckenbraunelle total 50 Exemplare Bachamsel »52» Bergplieper »53» Buchfink »64» Weidenlaubvogel »147 » Gartenrötel »298» Rotkehlchen »404»

Bemerkenswert ist, dass die 1n der obigen Tabelle genannten Art e n m j t h<O h e n F a TI g Z ,j f f ,e r n, abgesehen von Gartenrötel, in beschränkter,ern Masse auch Heckenbraunelle und Welidenlaubvogre11 nicht reine Zugvögel betreffen, sond'ern solche, von denen gröss·ere Kontingente auch regelmässlig win­te r übe r li m La n d e (S c h w e i z) bl e i ben.

Wiederfänge. Nach Ablauf des jewleiLigen Beringungstages wurden in Ab­

ständen von 1-19 Tagen total 105 EXlemplare in

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1 2 Art 'e n wie der g e fan gen. Di,e Gesamtzahl solcher Wieder­fänge belief sich aber auf 129, da etwa 20 der R,ingvög1el zu verschie­denen Zeiten wiederholt ins Netz gingen.

Die 1 ä n g s t e n Auf e n t haI t s z e i te n im Gebiet ze~gten dabei:

Bergp~eper mit 9 Tagen Bergstelze »11» Rotkehlchen »11» Gartenrötel »12» Bachamsel »17» Weidenlaubvogel » 19 » Heckenbraunelle »19»

(Der Beringungstag ist nicht mitgezählt !) Bei den zum Wiederfang gelangten Vögdn handelt es srich wie­

derum um Arten,chle fasrt ausschHesslich !in mehr ,oder weniger groSiser Zahl die Schweiz als Winterquarher benutzen.

Nur der Gartenrötel scheidet hievon aus, eventuell auch der Wei­denlaubvogel und die HeckenbrauneHe, die beide zwar regelmäss:ig, aber nur in geringer Zahl bei uns überwintern.

D,ies weist wohl eind1eutlig darauf hin, dass die rE'inen Zugvögel bei uns ihre H,erbstwanderung im a 11 g e m e!i nie n eil i ger als d li le a nd ern, d. h. 0 h n e I ä n -ger ,e Z w i s c h e n ras t e n, voll z i ehe n.

Damit ist durch die Beringungsmethode ein neuer, wlichtigler Ein­b1ick in die Zugverhä:ltl1Jisse der europä,ischen Vögd gewonnen wor­den, sofern die für Realp geltenden Resultate auch andernorts ähre Be­stätigung finden sollten!

In die obigen Berechnungen der Aufenthaltsdauer bei den einzelnen Arten wurden selbstVierständlich alLe jene Wiederfänge nicht mitedi1-bezogen, die sich unmittelbar nach der Beringung üder doch noch am gleichen Tage ueigneten und rund 100 EX'empiare dn 12 Arten betrafen (besonders häuflig bei Rotkehlchen, Heckenbraunelle, BachamSlel, Gar­tenrötel und Weidenlaubvogel). Solche VorkommnisSIe sagen nichts über die Schnelligkeit des Zugverlaufs aus, sondern srind nur geeignet, di'e klare Erkennung desselben zu trüben, und sollten deshalb als durchaus unerwünschte Störung des Be11ingungsbetr1i1ebs nach Möglich­keit untierbunden werden.

Verluste. Vogelverluste irgendwelcher Art, wie Slie etwa im V,erlauf unserer

fangaktionen eintraten, wurden natürJ,ich ebenfalls aufgezeichnet und gründliich untersucht, damit die daraus sich ergebenden Lehren nach MögJ,ichkeit zur künftigen Vermeidung ähnLicher F,ehlschläge benutzt wlerden konnten. Wenn sie hier, trotz ihrer geringen Zahl, im ein­zelnen angeführt werden, so geschieht dies nur, um auch Aussenstehen­den di,e zahlenmässige Bedeutungslüsligkeit solcher unsere wissenschaft­lichen Ziele ,etwa durchkreuzenden Zwischenfälle zu zeigen.

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Wenngleich von den Gruppenführern lim Verlauf der ganzen Un­ternehmung auf grösstmögEche Schonung der Vögel beim fang und bei der Beringung gedrungen und besonders das selbständige Auslösen aus dem Netz nur denjenigen Mitarbeitern überlassen wurde, die sJch hiezu durch persönliche Erfahrung als geeignet erwiesen hatten, so konnten bisweilen Verluste an VOgJelleben nicht ganz vermjleden werden.

Gering,ere Schädigungen, wi,e sie ja auch !in der Natur bei frei­lebenden Vögeln häufig beolbachtet werden können (z. B. teilweisle Be­einträchtigung der flugfäbJigkeit), wurden nur in wenigen fällen (1 Weidenlaubvogel, 1 Bachamsel, 1 Singdrossel) nachträgllich konsta­tliert und führten bei einem Gartenrötel, der nach vierwöchigem Ver­weilen wiedergefangen wUl1de, zum Tode, wobei allerdings die damals eintretende Kälte mit Schneefall stark mitbeteiligt gewesen Iselin mag.

Beim Auslösen schwer !im Netzgarn verwickelter Vög,el gingen 3 Exemplare (1 Bergstelze, 1 Kohlmeise, 1 fJtislaubvogel) zugrunde Weiterhin helen 1 Rotkehlchen und 1 Weidenlaubvoge'l der Morgen­kälte, 1 Weidenlaubvogel, 1 Blaumeise und 1 Rotkehlchen den Regen­und Schneestürmen des 15. Oktober zum Opf,er, da beli der plötzlich hereingebrochenen Wetterkatastrophe ,ein rechtz'eitiges Nachkontrollie­ren der weit auseinander gJelegenen Netzstellungen nicht mehr ausge­führt werden konnte.

Nässe und Kälte können bekanntlich den durch das Netz in ührer Bewlegung gehinderten Vögeln schon nach wenigen Minuten verderb­lich wel'den und erfordern jederzeit rascheste Befreiung durch den Beringer!

Ohne irgendwelche erkennbare Ursache wurden schllilesslich noch 1 Bergpieper, 1 Heckenbraunelle, ,1 Rotkehlchen und 1 Heuschriecken­whrsänger tot lim Netz aufgJefunden, wobei das Rotkehlchen keinerlei Strangulierung oder sonstige Ve:rLetzung aufwies, und beim Heu­schreckenrohrsänger direkt beobachtet werden konnte, wie er nm Augen­blick des Einflugs .ins Netz verschied, was wohl auf psychische Schock­wirkung zurückzuführen ist.

Der hier genannte A b g a n g von 1 3 E x le m p I are n (et w a 1 % der ge sam t e n Be r i n gun g s z a h I!) bedeutet zweifellos nur einen geliingfügJigen, schädigenden Eingriff in die Natur und steht in :k1einem Vergleich zu den Riesenverlusten, die jeder einz<elne Schlecht­wetiJereinbruch das Jahr über in der Vogelwelt vIerursacht !

(Beizufügen wären hier noch 1 Gartenrötel und 1 Rotkehlchen, die im Netz von Sperbern geschlagen wurden.)

IH. GefiederuntersudlUngen, FHigelmessungen und Akinesestudien.

Die Ansicht, es komme bei der Beringung einfach darauf an, möglichst hohe Rekordfangzahlen zu erziielen, um damit die Wahr­scheinEchkeit späterer Rückmeldungen zu shligJern, ist bedauerlicher­weise noch in weiten Kreisen unseJ1er Amateurberinger vorherrschend

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und führt dazu, dass sich ihre Tätigkeit meist lin der rienn tlechni!schen Erledigung der Kennzej,chnung sowie der mehr oder weniger flüchtigen Art-, Geschlechts~ und A1!t!e["sbeshlmmung der Ringvö~el erschöpft. Nun hängen aber W]cderfunde einzi:g und allein vom Zufall ab, so dass wir mit dem Augenblick der Freilassung praktisch jede Möglichkeit aus der Hand geben, f,ernerhin auf die geistige Auswertung unserer Fang­tätigkeitei:nzuwir'ken.

Da zudem nach den bisherigen Erfahrungen die Rückmeldungen naturgemäss nur einen verschWlindend gerlingen Bruchteil der beTling1en V ögel betreffen, stünde das dCl'durch errej,chte Resultat allein schon zahlenmässig in ,einem allzu ungünstigen VerhältnilS zudem mit der Beringung verbundenen Aufwand an Kraft und Zeit. Es sollte darum die einzigartige, durch den Netz- und Fallenfang gebotene Gelegenheit, an zahlrleichen Vögeln anderweitrge Untersuchungen vorzunehmen, stets nach Möglichkeit ausgenutzt werden, um die Bel'ingungs,tählgkeit, unabhängig vom WahrscheinliichweHsfaktor der Rückmeldungen, auch direkt der wissenschaftlichen Forschung ,dienstbar zu machen!

Ausgehend von sokhen U ebedegungen wurden daher voin Dr. Ma­saI1ey währiend der letzten Beobachtungsperiode (7.-19. Oktober) die eingefangenen VÖlSlel, soweit es die übrligen Arbeiten zuHessen, genau auf lihren Gefiederzustand, speziell auf Färbungsabweichungen und andere auffäUige MerkmaIe hin untersucht. Hiezu boten wegen des zur Verfügung stehenden, lI1eichen Vergleichsmate11ials besonders die­jenigen Arten günstilSle Gelegenhei,t, die alltägliich und in grosser Zahl zum Fang gelangten. So wurden z. B. bei Rot k eh 1 ehe n an über SC} Exemplaren die «Spiegelf1ecke» auf den Oberflüge1decken nachge­zählt, an über 90 Exemplaren dile Begr,enzungsf,mmen des Brustrots unnensucht und miteinander verglichen und di,c jeweiligen Ergebnisse mit den durch Flügelmessungen erhaltenen GrössenunticrsclIieden der einzelnen Exemplare zusammengestellt, um dadurch einen eventuellen Zusammenhang dieser El~scheinungen unter sich und der vermutlichen Oeschlechtszugehöl1igkeit nachweisen zu können.

In ähnLicher Weise wUI1den auch dile für die Rasseforschung wich­tigen, stark wechse1nden Färbungs- und Grössenverhältnisse bei Ba c h a ms e 1 n nachgeprüft

Flügelmessunglcn wurden an rund 250 Exem-plaren ,in 21 Art,en vorgenommen, was wohl in diesem Umfang an schweizerischen Zugvögeln noch nicht ausgeführt wor­den ist.

Der Wert solcher, [n Verbindung mit ßeringungsaktionen ge­machter Messungen besteht darin, dass wir dadurch ,ein weiteres I-lilfslllLttel in die Hand bekommen, um später einmal, neben den durch Wiederfunde erlangten, direkten Brutortnachweisen, Schlüsse auf die einstweilen noch unbekannt gebliebene Herkunft, also die Brutlokali­sierung der nn den Alpen auftretenden Zugvögel ziehen zu können. Selbstverständlich wiJ:1d dies er,st im Lauf,c langer Zeit und nur auf Grund eines sehr hohen Zahlenmaterials möglich sein.

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rMerkwürdigerweise fanden wir bei unSrern Untersuchungen nur in 6 Fällen (3 Weidenlaubvögel, 2 Bachamseln, 1 Splerber) Masse, wel­che die für ehe mitteleur:opäischen Vögel geltenden Normalgrenzen überstiegen. Dadurch wurde unsere Erwartung, bei den Realper Herbstzugvö~eln eventuell V:ertreter nordöstlicher Rassen zu finden, die sich bekanntllich bei manchen Arten durch grössrere Masse aus­zeichnen, Wliderlegt.

Dagegen überraschte uns die Tatsache, das s 53 Ex e ri1 pI are (d. h. ungefähr 1/0 der nachgemesslenren Vögel) rin 15 Art e n k 1 ein 'e r als die N 01 r mal m ass e war e n, wolbei in extremen Fällen der F,ehlbetrag bis zu 7 mm die von Hartert ang'e­gebenen Mindestmasse der betreffenden Arten unterschritt! Däeses Resultat, für das einstweilen noch keine Deutungsmöglichkeit besteht, bidet allein än sich schün InteJ:1esse genug, um zur eifrJgen Fortsetzung solcher Untersuchungen anzuspornen.

Selbstverständlich Vierlangen die Messungen grösstmögliche Exakt­heit, wenn sile brauchbare Werte liefern Süllen. Die hiezu nötigen Handglliffe lassen sich übrigens SOl rasch erledigen, dalss sie keinredei unnöbige Belästiigung oder gar Schädigung dler Versuchsvög,el verur­sachen. BesOInders in Zusammenarbeit mit einem Gehilfen kann die Be­ringung und Flügelmessung in wenli~er als 2 Minuten ausgeführt wel'den.

Versuche zur Akinese.

Mri:t «Akinese» wird der seltsame Zustand der Reflexstarre, der Unfäh~gkeit sich zu bewegen, benannt, in den Vögel, in die Rückenlage verbracht, verfallen, wübei si'e den' Impuls, dJe Kraft zum Sichwieder­regen und Fortflrregen, oft erst nach län~erer Zeit zurückerhalten.

Als Beitrag zur Lösung dieses PwbJ,ems, das zurZieH die Fach­gelehrten lebhaft beschäftigt, WUl1den vom 7.-19. Oktüber durch Dr. Masarrey rund 100 Vögel verschiedener Arten auf ihr Verhalten zur Aklinese untersucht. Dile dabei gewonnenen Ergebnisse büten hüch­äntel1essante und zum Teil neue Fra~estellungen zu diesem Sol aktuellen Gebiet psycho-phys:irscher Fürschung. Sie Süllen in einer Spezialab­handlung veröffentllicht werden.

IV. Bisherige Rümmeldungen. Unmittelbar nach Abschluss der Unternehmung hatten wir, schon

am 20. Oktober, dJe Freude, die enste Rückmeldung eines unserer Realper Ringvögel von auswärts zu erhaLten. Sje betraf ein in der Nähe vün Toulan aufgefundenes R 01 t k e h Ich e n, dem sich e~nen Münat später eine Si n g d r 01 s sei von der italienischen West-RJviera und anfangs Januar lein S per b e r aus dem Depart,ement Herault (Süd­frankl1eich) beigesellte. Rotkiehlchen und Sperber weisen auf südw,es,t­liche Zugrichtung; dlie Sängdrossel, wie eine Amsel im Jahre zuvor, auf mehr südLiche Weiterbewegung.

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Beizufügen wälle hier noch ein zwar nicht von uns selbst, aber von Owerc1er während der BrutZieit 1934 in Realp beningter und ,im Oktober danach bei Udine in NordosbHalien kontrollierter und wi'eder freigegebener B erg pi >e per, ,der llJicht nur durch sleine unerwartet südöstliche 011ientierung, solndern auch durch seine grosse Zugdistanz überrascht. Dies weist darauf hin, dass wohl auch die zeitwe~se sehr starken Ansammlungen von Bergpiepern dn den herbstlichen Alpen­tälern nicht nur lins näherliegende T;ilefland abstI1eichen, Isondern recht weite Reisen unternehmen können und darum als richtige Zugvögel eingeschätzt werden müssen.

Diesen Rückmeldungen, zu denen wir noch vi,ele andere leTWarten dürfen, sind zuzuzählen ,ein L e li n f i n k und eine H eck e n b rau -ne 11 e, dile wir nach ihrer Beringung im Herbst 1933 wähllend der diesma1igen Fangperiode wiederum !in Realp ,erbeutet haben, selbstver­ständlich ohne sagen zu können, ob es sich bei ihnen um crichtige «Standvögel» gehandelt hat oder um solche, die blclss zur Brut- oder Herbstzugszeit an denselben Ort zurückglekehrt sind. Endlich sind noch 5 B ach a m s ,e 1 n zu ,erwähnen, die nach ihrer Beringung im Herbst 1934 von OweJ.1der und Bussmann his zum 14. Januar 1935 bei Realp nachkontrolliert werden konnten und ,sich somit als Ueberwin­terer im Urserntal erwli1esen haben.

Alle dkse vorläufigen Wiederfunde bieten wohl Wlertvolle Ein­blicke in den Zugverlauf von Arten, über deren Herbstwanderungen bisher noch recht wenig bekannt geworden ist. Rein zahlenmässig stellen s!ie abe'f einstweilen ein gar spärliches Resultat unserer Be­mühungen dar und erhärten ihrerseits wiederum die Tatsache, wi'e wichtig ,es ist, den Fang der Vögel volr deren Freilassung auch zu andern, bleibende Ergebnisse lirefernden Untersuchungen zu benützen.

V. Fe1dbeobamtung. Wenn auch das Beringen mögLichst zahlrte:icher Vögel das erste

Zi;el unserer Realper Unternehmung darstellt, so kann damit selbstver­ständlich nur ein T,eli! der uns dort obliegenden PfLichten erfüllt wer­den. In keinem Fan genügt z. B. die Be~ingung aHein, um ein einigier­massen zuvedässiges Bild vom wirklichen Zugverlauf zu vermHteln. Denn abgesehen davon, dass stets nur ein verschwindend glering,er Bruchteil der das Gebiet durchwandernden Vögel in die Netzte getrie­ben und damit zur einwandfreien Kontrolle ausgenutzt werden kann, vollzieht sich der Durchzug vi,eler Arten nachweisbar überhaupt nicht nur im Talboden, sondern auch an den seiHichen Berghalden, aLso ausserhalb des Wirkungskreises unseJ.1er hauptsäch1ichsten Fangmittel.

Ferner bLeiben uns einstweilen aUe jene Arten unerreichbar, d~e nicht dem Boden nach, sondern in f,rei,er Luft fliegend, dhren Zug aus­führen.

Eine Auswertung, die siich allein auf die Fangergebnisse stützen wolLte, müsste daher in den meisten Fällen ein lückenhaftes, wenn nicht gar falsches Bild des wahren Zugverlaufs abgleben.

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Es war daher voin allem Anfang an im Organisationsplan des Realper Unternehmens vorgesehen, neben der leigentlrichen Beringungs" tätigkeit der f,e I d be 0 ba c h tun g eine mögJ,ichst umfassende, sorg­fältig abwägende und vergleichende Rolle zuzuteilen. Wenn diese Auf­gabe nicht /immer mi,t der wünschbaren GTÜndlichkeJt und Konsequenz durchgeführt werden konntle, so lag dies überwiegend an der unge­nügenden Zahl von Mitarbelitern. Gerade an den Tagen stärkisten Bo­denzugs und der hiedurch bedingten Massenfänge wurden alle wrfüg­baren Kräfte von der Treibarbeit, der NetzkontroHe, dem Auslösen, Beringen und N ot,ieren der eingeflogenen Vögel absolrhiert, so dass jeweils den reichsten fangergebnisisen ein notgedrungenerWieis1e' nur sehr spärliches Vergleichsmaterial an gleichzeW.gen Aussenbeobach­tungen beigesteuert werden konnte.

Umgek,ehrt führte die durch das allgemeine Nachlassen der Zugs­erscheinungen bedingte, ger,inge fangausbeute der benden lletzten Wo­chen dazu, der feldbeobachtung um so grössere Aufmerksamkeit zu schenken, wobei es sich zeri'gte, dasls oft gerade die für diJe BreringwJg ergebnislos esten Tage Gelegenheit zum umso zahlreicheren, wertvollen Einblicken in den Zugver'la,Jf boten.

Der Wert unserer Realprer folrschungen wird also auch in Zukunft sehr Wiesentlich von ,einer zielbewulsst durchgeführten feldbeobach­tung, d. h. von der regen Mi;tarbeit solcher Ornäthologen mitbestlimmt werden, die imstande sind, das AuftIieten der einzelnen Vogelarten nach seiner zahlenmässigen Bedeutung richtri,g abzuschätzen und die Erschelinungen lokalen futticr- oder Schlafstrichrs von den eigentlichen Zugsbewegungen auseinanderzukennen.

Neben der direkten Verwendung zur Zugforschung hat uns eHe feldbeobachtung aber auch die ZahJ1 der Mossen Art na eh w eis er beträcht1ich ,erhöht, indem durch sie allein, ausser den zum erstenmal auch zum fang gelangten 7 Arten, no:ch Wieritere 14 Arten äm Umkreils von Realp festgestellt werden konnten.

Durch fang und Beobachtung zusammen wurden insgesamt 71 Arten (davon 21 neu) nachgewiesen.

Als bemerkenswert darf hiebrei erwähnt w;erden, dass unsern und Gwerders Beobachtungen an häufligeren Singvögeln bisher noch man­gelten: die für das Urserntal auch [n der Uteratur fehlende Elster, dann Piirol, Wiesenpi,eper, Sumpf- und Schilfrohrsänger, sowie Zaun­grasmücke, für diie (wie auch für die Hohltaube) nur ,eine nicht ge­nügend gesricherte Angabe von 1933 vorliegt.

VI. Zug. Massenverhältnisse und zeitlicher Ablauf des Zugs.

Das Gesamtbild des Zugverlaufs ergab slich aus der Verrechnung der fangzahlen, der vergleichenden Abschätzung des tägllichen Wech­sels im Bestand der einZielnen Arten inner- undausslerhalb des fang­gebiets, sOWiie aus der Beobachtung voln VögleIn, di,e das Tal :in freier

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Luft durchmassen und durch die besondere Art und Weise iihres flugs verrieten, dass sie sich offenbar in Zugbewegung auf weite Distanz hin befanden. SdbstverständIich war der Schluss, ob ,es sich jeweils um richtigen Zug oder bloss um Strich handle, in manchen fällen (wie z. B. bei Leinfink oder Tannenmeilse) nicht eindeutig zu trdfen, um so mehr, als ja über 50 der von uns im Herbst 1934 bei Realp beobach­teten 71 Arten auch schon als Brutvög;el im Urserntal nachg'eWliesen worden sind oider zum mindesten als solche angenommen werden müssen.

Nach vOllsichtig;er Abwägung aller krlitischen Punkte kann aber g,esagt werden, dass wLr b,ei 48 (eventuell 51) Arten einwand­f r eie Zug s er s che,i nun ge n k 0 n s tat 'i e r t hab e n, wobei sich die Entscheidung ailierdings nur etwa ii'n der Hälfte der fäHe auf direkte Beobachtung fueien, zielstrebigen Zugflugs stützen konnte. Unter ,den übTiigen, kJeiner1ei 'eindeutige Zugbewegung aufwelisenden Arten befanden Isich 6, nämltich Alpendohle, Erlenzeisig, Leinfink, Tan­nenmeise, Ringdrossel und Zaunkönig, deren zeitweise recht beträcht­licher Bestandeswechsel wohl ledig;lich auf Strich, d. h. auf lokal be­schränkten Ortsveränderungen beruht haben mag.

Mit sehr starkien Individuenzahlen waren am Zug eigentlich nur 8 Arten beteiligt, nämlich:

Buchfink, Weidenlaubvogel, Singdrossel, Gartenrötel, Rotkehlchen, Ba eh a m sei (allerdings l1iicht der absoluten Zahl nach, sondern

nur hinsichtlich der andernorts etwa beobacht,eten Besiedlungs­und Zugdichte),

Rauchschwalbe, M e hIs eh wal b e. Da z u kam e n mit m i tt I e ren Z ahle n n 0 eh: Raben­

krähe, Star, Distelfink, Bergstelze, Bachstelze, B ergpliep er, Kohlmeise, Blaumeise, W.intergoldhähnchen, Misteidrosislel, Amsel, Heckenbraunelle.

Alle übtiigen Arten zeigten eine numerisch sehr schwache BeteiJ,i· gung und tra,ten meist nur an wenigen, vIereinzelten Tagen in rastlos eiligem Vorüberzug auf.

Unter den am stärksten vertretenen Arten be­fan den s li c hai s 0 nur 3 r ein e (d. h. sozusagen ni,e in der Schweiz überwinternde) Zug v Ö gel, nämlich Gartenrötel, Rauch­und Mehlschwalbe (eventuell noch Wleidenlaubvoge1), während die mittelstark vertlletenen keinen einzigen solchen aufwiesen, so:ndern aus­schliessLich aus Arten bestanden, die auch als regelmässige oder ge­legentliche Wil1itergäste in der Schweiz erscheinen!

Das Herbstzugphänomen von Rea!lp wird somit der Zahl nach nlicht von relinen, ausschliessUchen

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Zugvögeln beherrscht, sondern von solch,en, die t eil s z i ,e h e n, t eil s w i n t e r übe r i m L a n d e blei ben.

Vergleicht man di,e Herbstzug,serscheinungen von Realp !in lih~em gesamten Masseneindruck mi,t den entsprechenden Verhältnissen, wie sie für besonders günstigie Punkte des Mittellandes, etwa beli Basel, La Sauge oder gar um Südtessin (Ascona, PJano di, Magadinol) gelten, so lergibt 'sich für unSiere Beobachtungsperiode, das s dem Urs er !1 -

tal im Ablauf des gesam;tschwedz,eri,schen Herbst­zugs offenbar nur eine sekundäre, zahl1enmässig n e ben säe h lli c hie R 0 11 e zu kom m t! Was ihm vor allem fehit, das ist der über Wochen hin fast kontinuierlJich fortdauernde VO!rüber­stro1m von zu wahren Wolken geballten Vogelmassen (etwa Stare oder Schwalben), wie sie an den ancLern, oben genannten Orten r1egelmäslsig auftreten. Nur gewisse Buschwandelier (Weidenlaubvogel, Gartenrötel, Rotkehlchen) vermögen sich an Zahl jenen auswärtJgen Zugverhält­nissen eindrückliehst zur Sei,te zu stellen.

Unsere bisherig,en Ergebnilsse st,ellen also, so­weit s~e Realp b,ehdfen, e,ine B,estätligung der seit zwei Jahrzehnten von Konrad Bretsch,er, Zürich, ver f 0 c h t e ne n T h e sen übe r den Alp e n zug dar.

Aber auch in der Zeitspanne, die nöüg war, um die Gesamtzahl der von uns überhaupt beobachteten Aden zusammenzubringen, be­kundet slich mitt'elbar die schwächere Zugbedeutung des Urserntals, gelingt es doch im MiHelland dieselbe Artziffer manchmal an einem einzigen, günstigen Herbstbeobachtungstag zu erreichen. Allerdlings muss berückslichNgt wenden, dass hi,ebei der allgemein geringlere Art­bestand der Alpengegenden an Brutvögeln mitw,irken mag.

In zlEitlicher Beziehung haben wir alsol wohl, wie schon erwähnt, md unserer B1eobachtungsperiode Vom 17. September bis 19. Oktober l,ediglich die all­geme~ne Endphalse des Realper Herbstzugs erfasst, was skh nicht nur in der absteigenden und nach Mitte Oktober rasch versiegenden Kurve der täglichen fangzahlen ausdrücM, sondern auch durch die Berichte Gwerders bestätigt wilrd, der nach unserm Weg­gang keiner:lei bemerkenswerte Zugerscheinungen mehr konstatieren konnte.

Wenn man von dem, kurz vor Mi,tte Oktobelf' ,einsetzenden schwarmweisen Auftretender Misteldrossel, was aber richtiglerweise als Wini1erzuzug aufgdasst werden muss, absieht, betraf wohl keine ein­zige Artbeobachtung den vermutliichen Beginn des lokalen Durchzugs. Das erstaunlich frühe Aufhören des Realper Herbstzugs charakteruisiert sich übrigens als eine besonders hervorzuhebende Eigenarrt der dor­tigen Gegend und beweist, dass die ZugverhältnJisse des obern Urs ern­tals durchaus nicht in einem engeren Zusammenhang mit denjenigen der Basler Umgebung oder des Südtesslins stehen können, denn von Mitte his Ende Oktober herlischte z. B. beli Ascona und im PJano di

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Magadino unter anderm noch stark andauernder Lerchen- und Schwal­benzug und anfangs November bei Basel immer noch ein ungemein reicher Luftverkehr viieier Zugvogelarten, zu einer Zeit also, wo der allgemeine Durchzug das Urserntal schon seit Wochen passiert und es in tiefer, vorwinterliicher Stille hinter Siich zurückgrela,slSen hatte!

Zugrichtung. Boi 18 Arten konnte die Zugrichtung !in dia-ektler ßeobachtung ein­

wandfrei nachgeWliesen, blei 4 weiteren mit einiger Wahrsch5inl,ichkeit v·ermutet werden. Von die sen 2 2 Art e n '15 t r e b t e n 1 4 ta l­auf w ä r t s, d. h. süd -süd wes H Ii chi n der A 11 gern ein -r ,i c h tun g F u r k a.

Da der hinter!e Talabschluss schon nahe bei unlSerem gewohnten Standort durch den etwa 2000 m hohen Querrieg,el, auf dem das Hotel Galenstock stieht, gebildet wurde, konnte naturgemäss nicht einwand­frei verfolgt Wierden, ob diese Zugvögel vor der Furka etwa eline Ab­schwenkung nach Süden, Richtung ,wyttenwassler-Cavannapass, voll­zogen oder !in weitelier Beibehaltung der Südsüdwestrichtung die Furkalücke Wlirklich in alilen Fällen üblerschnitten haben. Für eine ge­wisse Zahl von Arten schien diese letzte Vermutung in einigen Kon­trollbeobachtungen bestät!igt zu werden, die auf der Furkahöhe selbst gemacht wurden. Daneben wurde aber doch auch im Wyttenwasser­kessel selbst mehrfach ,ein namhafter Talaufzug südwärts hin nachge­Wlilesen, so dass dieser Seitenlinie zw,eifeillols eine bestimmte Bedeutung zukiommen Wlil1d. Dies scheint, unter Beiziehung der vorjährigen Be­obachtungen, besonders für Eichelhäher, Rauch- und Mehlschwalbe zu gelten, vielleicht in aussch1iesslichem Sinne für Ringeltaube und mehr oder weniger für einige Flinken arten, die vom Bannwald aus in schrä­ger Talüberquerung gegen das Wyttenwasser f:liegend betroffen WUJ."den.

D1e von den V,erhältnissen im Talboden stark abweichende Be­setzung des Bannwaids nördlich von Realp legt zudem die Vermutung nahe, daslS das obere Unserntal nicht nua.- reussaufwärts, sondern auch voln der Göscheneralp her ,direkt über die AlpligenlückJe mit Zugvögeln versehen wil1d. Bei 4 der im a'llgemeinen südsüdwestwärts wandemden Arten, nämlich bei Eichelhäher (nur 1933), Star, Rotkehlchen und Rauchschwalbe konnte ausseJ:1dem noch Zug talauswärils nach Nord­nOJ1dost beobachtet weJ1den. Ausschlilesslich nordöstliche Rlichtung wurde 1934 jle einmal bei Eichelhäher und Feldlerche nachgewi,esen, dagegen brachten Schlechtwettertage häufigeren Taiflug bei mehrleren andern Arten.

Nimmt man die bei den Wi1ederfängen genannten Erscheinungen hinzu, s 0 d a ,r fan gen 0 m m e n wer den, d ais s der Her b s t -durchzug bei R'ealp weit überwii'egend talaufwärts in südsüdwestlicher Richtung führt, wobei als Weiter­leitung das Rhonetal und teilweise wohl auch das Bedretto~al (T1essin­lauf ?) :in Frage kommt.

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Tageszeit, Wetter und ZugverhäHnisse. Tag e s zle i t. Nicht nur die Fangergebnisse, sondern auch die

Feldbeobachtungen haben erwiesen, dass der Zug ganz allgemein ,in den Vor m Iit tag s s tun den weitaus am stärklsten, übler Mittag am schwächsten is't und danach lin den späteren Nachmittagsstunden wie­der ,etwas auflebt. Dabei zeigten sich allel1dings von Art zu Art und von Woche zu Woche zum Treil erhebliche VerlschiedenheHen, so dass mindestens zeitweise ein Nachlassen oder gar gänzliches Aufhören des Zugs übe r M!it tag durchaus nicht stattfand (so Jetwa bei Raben­krähe, Distelfiink, Kohl- und Blaumeise, GartenräteI, Rotk,ehlchen, Bach­amsel, Rauchschwalbe).

Ab ,e n d zug Zlcigten unter andern Bachstelze, Singdrossel, Rot­kehlchen' Bachamsel und, fast ausschliessItich, Star.

Na c h t zug konnte in ditrekter Beobachtung nur je einmal bei Singdrossel und Rotkehlchen konstatiJert werden, doch lassen verschie­dene Umstände darauf schlliessen, dass Rotkehlchen und auch Bach­amseln wol:tl überwiegend nachts jm Gebiet eintreffen.

We t t e r. Von den 33 Arbeitstagen waren 9 vollkommen klar, 12 wechsdnd klar und bewölkt, 12 ganz bedeckt. 11 Tage brachten Regen, 6, zum Teil unter heftigem Sturm, Schnee. Wieder bei der T'em­peratur noch bei Lufrtdruck, Bewölkung oder Niederschlägen konnte eine Regel für die Beeinflussung des lokalen Vogte1zugs leinwandfrei nachgewiesen werden. S ich e r I ich hat s ich k ein es f a I I s die Vermutung bestätrigt, dass jn Realp dtie Tage s.tärk­sten Zugs mit bedecktem H,immel, Barometert!ief­s t a n d 0 die r Nie d ,e r s chi ä gen z usa m m eng e f a I I e n wären!

Auch im Zugverlauf der einzelnen Arten zeigte sich fast nirgends ein sOlleher Zusammenhang, nu,r bei den Rauchschwalben lriess sich bis­weilen ,ein 'stärkerer Zustrom vor nahen W,etterumschlägen zu Nebel oder Regen erkennen, während andererseits der Hauptzug dies Buch­finks gerade in die Woche stabil schönen Wetters f,ie!.

Dass im leinzeinen der WeHerflug bergwärts durch dort herrschen­den Nebel, Regen- odler Schnerefall abgebremst wurde, andererseä:i1s ein plötzliches Aufklären in den Gipfell- und Passregionen zu erneutem Aufbruch führte, ist selbstverständlich, darf aber nicht als weitrecr.chende Beeinflussung des gesamten jeweiltigen Artzugs betrachtet werden.

Bei heftig einbrechenden Regen- und Schneefällen erwiesen sich besonders Erlenzeisig, Leinfink (Gimpel), Bergpieper, Wlintergoldhähn­chen, die Drosse[arten und Rotkehlchen durch ihr gehäuftes Erscheinen im Tal als ausgesprochene Schlechtwetterflüchtrer.

Abgesehen von diesen bnzelvorkommnissen d r ä n gen sä mt -liehe, durch Fang und Bleobachtung erhaltenen Er­krenntnisse zu der Annahme, dass der einmal in Fluss geratene und wohl von weit enOegenlen Ortschaften herandrängende Zug in seinem G'esamtablauf von

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cl ,e n li mAl p eng le b li e t her r s c h ,e n den W e t t e r ver h ä 1 t -n ',i s sen, so w,e L t wir fes t s tell e n k 0 n nt e n, nil eh t be­einflusst werde!

Auch die W i n d r ich tun g war für di,e Stärke und Orient,ierung des Zugs nicht massgebend. Es konnte bed manchen Vogel arten (z. B. Bachstelze) beobachtet werden, dass dieselben bei jeder Luftshömung ihren Zug unbekümmert ausführten.

Ebenso steht es mit den M 01 nd p h ase n, wobe,i Vollmond das eine Mal bei klar,em, das andere Mal bei stark bedecktem Himmel ein­traf. Dlie beiden Vorkommnisse von Nachtzug fielen beim Rot~eh1chen auf eine klare Halbmondnacht, bei der Singdrossel auf ,eine durch Nebel und Schneefall getrübt,e. Unsere gesamten, hier zusammen[51e­fassten Erfahrungen decken sich also weitgehend mit den verschiedenen­orts v;eröffentHchten Ansichten K 0 n rad B r e t sc her Si).

VII. Zusammenfassung der Ergebnisse. Das mit 23 Teilnehmern vom 17. September bis 19. Oktober 193cl

durchgeführte «S c h w e i zer Ii s c h ,e U n te r n e h m e n zur Er -f 0 flS eh u n g des Alpe n zug s i n Re alp» lieferte bisher fol­gende Resultate:

G es amt e B er i n gun g s z a h 1: 1245 EXiemplare in 38 Arten. Maxiimale Beringungszahl einler einzelnen Art:

404 Exemplare (Ro:tkeh1chen). Höchstetägl,iche Fangzahl total: 103 Exemplare. I-Iöchste tägliiche fangzahl ein,er ,einzeinen Art:

62 Exemplare (Gartenrötel). Längste, durch Wied,erfang nachgewiesene Auf­

enthaltsdauer im Gebi,et: 19 Tage (Weidenlaubvogel, Hecken­braunelle).

Ausser Gartenrötel scheinen alle reinen, d. h. nicht auch Qm Land (Schweiz) überwinternden Arten das Urserntal ohne längere Zwischen­rast zu durchwandern.

Auswärtige Rückmeldungen von Realp,er Ring­v ö gel n (1934): bisher 3 E:X;emplare.

N ach k 0 n t roll e a m B e r i n gun g S 0 r t R e alp: 2 Exem­plare von 1933 während der diiesjähr,igen Unternehmung. 6 Exem­plare von 1934 nach Abschluss der Unternehmung.

F 1 ü gel m es s u n gen: Von 250 untersuchten EXlemplaren zeigten 53 (= 1(3 der Gesamtzahl) kleiner,e Masse als die für die mittel­europäischen Vögel als normal angegebenen. Nur 6 Exemplare waren grösser als diese.

l) S. insbesondere: K. Bretscher «Der Vogelzug im schweiz. Mittelland in seinem Zusammenhang mit den Witterungsverhältnissen». (Neue Denk­schriften der Schweiz. Naturforsch. Gesellsch. 1915) und «Vogelzug und Mondlicht» (Vierteljahresschrift d. Naturlorsch. Gesellsch. in Zürich, 1933).

Dann auch : «Der V oRelzug in Mitteleuropa» (Innsbruck, 1920). «Der Vogelzug in der Schweiz» (Denkschr. d. Schweiz. Naturf. Ges., 1931).

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Total der ArtfeststelJungen durch fang und fe I d b ,e 0 ba c h tun g: 7l.

Davon befand,en sich in Zugbewegung rund 50 Ar te n.

Mit starken Individuumszahlen nahmen am Zug jledoch nur 8 Arten teil, dJile reinen, nie üherrwJnternden Zugvögel waren (mit Aus­nahme von Gartenrötel, Rauch- und Mehlischwalbe) numerisch sehr schwach vertreten.

Die Unternehmung umfasste nicht den ganzen Durchzug, sondern nur dessen in starkem Abkllingen befindliche Endphasle, dii,e früher als im MiHetland abschloss.

Ein Z!eitlich oder sonstwie gearteter engerer Zusammenhang des Zugab laufs im Ursemtal mit demjenigen des Mittellandes (Nordwest­schweiz, Tessin) war nicht zu erkennen.

Di,e Zug r.i c ht u n g führte üherwiegend talaufwärts, d. h. süd­südwestlich gegen dile furka und teilweilse auch südwärts gegen Wyt­tenwasser-Cavannalücke hin.

Die W,e t ,t ,e r ver h ä I t n iss e zeigten keinen massgeblichen Ein­fluss auf die Abwicklung des Zugs. Die Hauptzugtage waren nächt an getrübte Wetterlage gebunden.

Nach den Erfahrungen von 1933 und 1934 kom m cf: dem Urserntal im Ablauf dels gesamtschwetizerischen Herbstzugs nur eine sekundäre, zahl,enmässlig ge­r i n geR 0 I I e z u.

VIII. AusbHffi. DiJe di'esjährige Unternehmung in Realp hat nicht nur praktisch

wertvolle fangergebnisse erZ!ielt, sondern auch ,eine Anzahl neuer Ge­sichtspunkte und Problemstelllungen gezeitigt, die weit über dile bloss techlllischen Erfordernisse der Beringungstätigkeit hinausweisen und der schweizel1ischen Ornithologie, speztidl d'er AlpenzugsIrage, bisher noch nie beschrWene, vielversprechende forschungswegle eröffnen. Die nächstliegende Aufgabe wlird sein, beti der kommenden Herbst­kampagne die zentral,e fangstation weilter auszubauen und ihr Untler­kunftsräume zu schaffen, die eine hequeme, ungestörte Erledigung aller im feLde vorzunehmenden Arbeiten garantiert, wohei die durch den Tod Gwerders ,eingetretenen, lokaien VIeränderungen unt'er Umständen eine Verlegung der Hauptbasis von Realp nach Hospental nötig machen werden.

Danach gilt ,es aber vor al1em, !im benachbarten Tal\l1erlauf soiwie an den hauptsächlichsten Passlücken Nebenstaüonen mait Kontrollposrten zu Viersehen, um auf diese Welise Ankunfts- und Weiteiffiugsrichtung sowie seitliche Ablenkungen des Durchzugs hesser verfolgen zu können.

Um das nächste Mal nicht nur die EndpeI'iodle des Zugs, sondern dessen Hauptentfaltungszeit miterfassen zu können, wird es nötjg 'senn, die Aktion schon anfangs September oder bei genügenden Anmel­dungen noch früher zu beginnen.

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Das aUes kann selbstverständLich nur emeicht werden, wenn uns eine ungleich höhere Zahl tüchtiger Mitarbeiter als bisher zur Ver­fügung stehen wird,

Neben der hiezu unel1lässlichen Unterstützung durch routiniterte F'änger und Beringer sowie durchgebildete Vogelkenner wiird uns aber auch j,eder wenig,er erfahrene Ornd,thologe wmkommen sein, der sich als rüstige, willige Hilfskraft in den Dienst unserer Sache zu stellen g!edenkt, Liegt es doch, ausser der Erstrebung der wissenschaft­lichen ZIi~1e, mit im vomehmlichs,ten Aufgabenkreis der Organisatoren, ihre Erfahrungen andern zur VIerfügung zu stellen, um sie ,in dlie Kennt­nis des Vogelfangs und in die Vorbedingungen seriöser, gründlicher feldbeobachtung einzuführen und damit allmähhlch dem ganzen Unter­nehmen geWiissermassen den Charakter einer freiwilligen, orni'tholo­gisehen Lehranstalt zu geben,

Wir bitten daher a:lle ,Interessenten, schon jetzt ihre Tteilnahme an der kommenden Herbstaktion vorzusehen und dem Aufruf zur Mitarbeit kameradschaftliche f dige zu leisten,