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www.handchirurgie.org Homepage Dr. P. Preisser letzte Aktualisierung: 12.12.2015 Dr. Paul Preisser Arzt für Chirurgie/Unfallchirurgie Handchirurgie/Plastische Chirurgie www. handchirurgie.org AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG Schnellender Finger Die von den Unterarmmuskeln kommenden Sehnen verlaufen zusammen mit einem Hüllgewebe („Sehnenscheide“) zu den Mittel- und Endgliedern der Finger oder zum Endglied des Daumens. An den Fingern werden die Sehnen zusammen mit ihren Sehnenscheiden in einem bindegewebigen Kanal eng am Knochen geführt. Dieser beginnt etwa in der Mitte der Hohlhand und reicht bis zu den Fingerendgelenken. Er wird an seinem Beginn in der Hohlhand und an bestimmten Stellen in seinem Verlauf durch straffe Faserzüge verstärkt (die so genannten Ringbänder). Diese werden in ihrer Reihenfolge von A1 nach A5 und C1 bis C3 bezeichnet. A1 A2 C1 A3 C2 A4 C3 A5 Entsprechend einem Bowdenzug gewährleisten die Ringbänder bei der Fingerbeugung die Spannung der Sehne, die sich nicht vom Knochen abheben kann. Kommt es zu einer Beschädigung der ersten beiden Ringbänder im Rahmen einer Verletzung, kann der Finger nicht mehr vollständig bis zur Faust gebeugt werden. Regelhaft entwickelt sich im Laufe des Lebensalters im unterschiedlichen Ausmaß eine gewisse Verdickung der Sehnen und Sehnenscheiden. Bildet sich eine knotige Verdickung der Sehne zwischen dem ersten (A1-Ringband) und dem zweiten (A2-Ringband), so entstehen Bewegungsschmerzen und im weiteren Verlauf ein Schnappen bei der Bewegung des Fingers.

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Arzt für Chirurgie/Unfallchirurgie

Handchirurgie/Plastische Chirurgie

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AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG

Schnellender Finger

Die von den Unterarmmuskeln kommenden Sehnen verlaufen zusammen mit einem Hüllgewebe

(„Sehnenscheide“) zu den Mittel- und Endgliedern der Finger oder zum Endglied des Daumens. An

den Fingern werden die Sehnen zusammen mit ihren Sehnenscheiden in einem bindegewebigen

Kanal eng am Knochen geführt. Dieser beginnt etwa in der Mitte der Hohlhand und reicht bis zu den

Fingerendgelenken. Er wird an seinem Beginn in der Hohlhand und an bestimmten Stellen in seinem

Verlauf durch straffe Faserzüge verstärkt (die so genannten Ringbänder). Diese werden in ihrer

Reihenfolge von A1 nach A5 und C1 bis C3 bezeichnet.

A1 A2 C1 A3 C2 A4 C3 A5

Entsprechend einem Bowdenzug

gewährleisten die Ringbänder bei der

Fingerbeugung die Spannung der

Sehne, die sich nicht vom Knochen

abheben kann. Kommt es zu einer

Beschädigung der ersten beiden

Ringbänder im Rahmen einer

Verletzung, kann der Finger nicht

mehr vollständig bis zur Faust

gebeugt werden.

Regelhaft entwickelt sich im Laufe des Lebensalters im unterschiedlichen Ausmaß eine gewisse

Verdickung der Sehnen und Sehnenscheiden. Bildet sich eine knotige Verdickung der Sehne zwischen

dem ersten (A1-Ringband) und dem zweiten (A2-Ringband), so entstehen Bewegungsschmerzen und

im weiteren Verlauf ein Schnappen bei der Bewegung des Fingers.

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Manchmal ist die Verdickung der Sehne und ihrer Hüllen nur vorübergehend; das Schnappen

verschwindet wieder ohne weitere Maßnahmen. Meist sind die Veränderungen jedoch anhaltend; in

schweren Fällen kann es zu einer Blockierung des Fingers in Beuge- oder Streckstellung kommen.

Behandlungsmöglichkeiten

Eine Kortisoninjektion in die Ringbandumgebung kann die Verdickung der Sehne vorübergehend

bessern. Das Schnappen kann damit zunächst beseitigt werden. Die Veränderungen selbst werden

durch das Kortison nicht beseitigt; meist treten die Symptome nach einiger Zeit wieder in gleicher

Form auf. Wiederholte Kortisoninjektionen können eine Beschädigung der Sehne und im

schlimmsten Fall zu einem Riss der Sehne führen.

Ringbandspaltung

Die operative Behandlung besteht in der Durchtrennung ("Spaltung") des ersten Ringbandes ("A1-

Ringbandspaltung"). Das Schnappen wird zuverlässig beseitigt. Nur bei ausgeprägter

Sehnenverdickung kann in seltenen Fällen ein angedeutetes Restschnappen zurückbleiben, das im

weiteren Verlauf meist auch verschwindet.

Risiken und mögliche Komplikationen

In manchen Fällen kommt es nach der Operation zu einer Verhärtung der Operationsnarbe und zu

einer Bewegungseinschränkung des Fingers. Sie ist verursacht durch eine längerstreckige Verdickung

der Sehne und einer relativen Enge beim Eintritt des verdickten Sehnenanteils in das zweite (A2)

Ringband. In diesen Fällen kann der Finger in den ersten Wochen nach der Operation nicht

vollständig gestreckt werden. Diese Veränderungen bilden sich normalerweise in den ersten Wochen

nach der Operation allmählich zurück. Die Entwicklung kann durch abschwellende Medikamente und

gezielte Bewegungs- und insbesondere Dehnungsübungen beschleunigt werden.