Dresdner UniversitätsJournal...Professor Karl-Heinz Gonschorek Dekan 12.Jahrgang...

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Dresdner UniversitätsJournal 12. Jahrgang • Nr. 13 3. Juli 2001 Patente Informationen: Dresdner bilden Münchner weiter ........................... Seite 2 Einmalig in Sachsen: TU Dresden lehrt Deutsch als Zweitsprache ............................ Seite 4 Kammerorchester 33: Ein spielfreudiger »spin off« aus dem Uni-Orchester............. Seite 5 Werkstatt 21: Gespräch mit Islam-Kenner Professor Bassam Tibi ............... Seite 7 UNIkat-Preis für Jugendjournalisten Ihren erstmals ausgeschriebenen Jugend- Journalistenpreis UNIkat hat die TU Dres- den am 23. Juni in Chemnitz im Rahmen des Sächsischen Jugendpresseballs verlie- hen. Für den UNIkat-Wettbewerb eingereicht werden durften Texte zum Thema »Sächsi- sche Hochschulen«, die nicht mehr als 4000 Zeichen umfassen. Zur Teilnahme zugelassen waren sächsische SchülerInnen und Azubis, die älter als 14 Jahre sein soll- ten. Mit der Ausschreibung dieses UNIkat- Preises verfolgt die TU Dresden das Ziel, junge Leute mit den Belangen von Hoch- schule und Wissenschaft vertrauter zu ma- chen und damit beizutragen, dass mittel- fristig mehr als bisher Abiturienten ein Studium aufnehmen wollen. Die Jury, der der Rektor der TU Dresden, Professor Achim Mehlhorn; der Chefeditor der Studentenzeitung »ad rem«, Andreas Herrmann; der Redakteur der überregiona- len Schülerzeitung »Spießer«, Konrad Schmidt, sowie der Leiter der TUD-Presse- stelle, Mathias Bäumel, angehörten, ent- schied sich jedoch, keinen ersten Preis zu vergeben. Den zweiten Preis (Palm Organizer, ge- stiftet von Karstadt Dresden) erhielt Antje Thomas, Seifhennersdorf, für ihre Arbeit »Zwischen WG-Beziehungen, Bärenzwin- gerbekanntschaften und Pathologie«. Den dritten Preis (Spiegelreflexkamera) erhielt Silke Juffa, Moritzburg, für ihren Artikel »Unsere Hochschulen – heute weltoffen und zukunftsorientiert…«. Ein weiterer dritter Preis (Digitalkamera) ging an Maike Steuer, Windischleuba, für ihre Arbeit »Mieter auf Zeit«. Die Ausschreibung und Verleihung des UNIkat-Preises sind Teil des Projektes »Im Dialog – Schülerzeitung und Universität«, das die Pressestelle der TU Dresden im Rahmen des Programms »Public Under- standing of Science and Humanity« (PUSH) des Stifterverbandes für die Deut- sche Wissenschaft realisiert. M. B. Am 15. Juli 1851 wurde nach fünfjähriger Bauzeit die Göltzschtal- brücke übergeben. Das gemauerte Viadukt beim vogtländischen Mylau galt damals als welthöchste Eisenbahnbrücke und ist noch heute die größte Ziegelbrücke der Welt. Sie wurde wie ihre klei- nere Schwester im Elstertal durch den Bau der sächsisch-bayeri- schen Eisenbahnverbindung von Leipzig nach Hof erforderlich. Der Dresdner Professor Johann Andreas Schubert hatte eigens für den Brückenbau seine »Theorie der Konstruktion steinerner Bogenbrücken« aufgestellt. Das 574 Meter lange und 78 Meter hohe Bauwerk mit seinen 81 Bögen in vier Etagen bestätigte sei- ne statischen Berechnungen eindrucksvoll. Schubert zu Ehren verleiht die TU Dresden am 15. Juli 2001 einen »Ingenieurpreis J.A.Schubert« für beispielhafte Leistungen in den Ingenieurwis- senschaften. Text und Foto:UJ/Eckold Schuberts »Konstruktionstheorie« ist Anlass für TU-Ingenieurpreis TU-Forscher Dr. Michael Berlemann hat sich auf politische Aktienmärkte spezialisiert Wer Prognosen für Wahlen abgeben und kein traditionelles Meinungsforschungsin- stitut beauftragen will, hat eine verlässli- che Alternative: den politischen Aktien- markt, auch Wahlbörse genannt. Forschungen an der TU Dresden beweisen: »Prognosen mit Hilfe von Wahlbörsen sind im Großen und Ganzen der traditionellen Wahlprognose überlegen«, sagt Dr. Micha- el Berlemann vom volkswirtschaftlichen Lehrstuhl für Geld, Kredit und Währung. Nach seinem Wissen ist die TU zusammen mit der Humboldt-Uni in Berlin der derzeit einzige universitäre Anbieter für solche Prognosen auf dem bundesdeutschen Markt. Als Musterbeispiel für die Leistungs- fähigkeit der Wahlbörse dient die Sächsi- sche Landtagswahl von 1999. In Zusam- menarbeit mit der University of Iowa in den USA organisierte die TU vom 16. Juli bis 18. September 1999 einen Markt, bei dem CDU, SPD, PDS, Bündnis90/Grüne, FDP und »Sonstige« als Aktien zum Han- del angeboten wurden. Investiert wurde zwischen zehn und 200 Mark. Das Gesamt- volumen betrug »nur« rund 1600 Mark. Und obwohl lediglich 28 Personen teilnah- men, war die Prog- nose der Sächsi- schen Wahlbörse ge- nauer als die professioneller Be- fragungs-Institute. Ein simpler Grund für dieses Phäno- men lautet: Bei der Wahlbörse wird nicht die eigene Par- tei-Präferenz abge- fragt. Vielmehr spiegelt der Markt die Er- wartungen der Teilnehmer wider, die die Politik, die Menschen und das Umfeld ge- nau beobachten. Kritiker könnten nun ein- wenden, die Sachsenwahl sei ein Zufalls- produkt gewesen. Doch dem widerspricht Berlemann. Er hat alle knapp 30 Wahlbör- sen, die seit 1990 zu Landtags- und Bun- destagswahlen in Deutschland durchge- führt worden sind, untersucht. Fazit: Solange Geld am Börsenspiel be- teiligt ist, handeln die Marktteilnehmer insgesamt rationaler und besser als die Be- fragten der Meinungsforschungsinstitute. Allerdings kommt es schon vor, konzediert Berlemann, dass sich die Börsianer auch an den Umfragen der Institute orientieren. Und er gibt auch zu, dass nicht alle Pro- gnosen der letzten zehn Jahre besser wa- ren. Doch mittlerweile scheint das Instru- ment Wahlbörse für Prognosen jeder Art ausgereift zu sein. Bislang lagen die Kosten für die Durchführung einer Wahlbörse nach Dresdner Art bei mindestens 5000 Mark aufwärts. Derzeit testen die Dresdner, die bislang auf die Software der »Mutter aller Wahl- börsen« in Iowa zurückgegriffen haben, ein eigenes, weiterentwickeltes Programm, das die Kosten weiter senken wird. Der Dresdner Wahlbörsen-Experte Berlemann schreibt derweil an einem Artikel, der alle bisherigen Studien zusammenfassen soll. Zudem wird weiter auf dem Gebiet der elektronischen Märkte geforscht. Ralf Redemund/DNN Der Ursprung der Wahlbörsen-Idee liegt in den USA. An der University of Iowa riefen Wissenschaftler bereits 1988 für die US-Präsidentschaftswah- len einen Wahlmarkt ins Leben. Ge- handelt wurden Aktien auf George Bush, Michael Dukakis, Jesse Jackson und »Andere«. Die Börse »Iowa Elec- tronic Markets« prognostizierte da- mals den Wahlausgang deutlich besser als alle traditionellen Meinungsfor- schungsinstitute. In den folgenden Jah- ren wurde mit dem »Iowa-Ansatz« in Österreich, Kanada, der Türkei, Finn- land und seit 1994 auch zur Bundes- tagswahl experimentiert. In Europa etablierte sich darüber hinaus ein Mo- dell der Universität Wien (»Austrian Electronic Markets«), das inzwischen kommerziell angeboten wird. Wahlprognose: Börsenforschung ist besser als Umfragen Dr. Michael Berle- mann. Nietzsche-Projekt genehmigt Die Professur für Sozialkulturelle Erzie- hung und Bildung (Christian Niemeyer) der Fakultät Erziehungswissenschaften, In- stitut für Sozialpädagogik und Sozialar- beit, gibt bekannt, dass das beantragte For- schungsprojekt »Die pädagogische Nietzsche-Rezeption in Deutschland von 1890 bis 1945« von der Deutschen For- schungsgemeinschaft genehmigt wurde. Ziel des Forschungsprojekts ist die Erstel- lung einer systematischen und kommen- tierten Bibliographie der Nietzsche-Rezep- tion in der Pädagogik, um pädagogische Argumentationsformen und Theorien re- zeptionsgeschichtlich kontextualisieren zu können. Beginn des Projektes ist der 1.Ok- tober 2001, der Zeitraum der Forschungs- arbeiten beläuft sich vorerst auf zwei Jah- re. Friedrich Nietzsche (1844-1900) war deutscher Philosoph und klassischer Philo- loge. Seine Philosophie, mit der er in Teil- aspekten als einer der Vorläufer und Weg- bereiter der Existenzphilosophie und Lebensphilosophie gilt, ist geprägt durch die Rezeption Schopenhauers. PI SHS 1/74 farbig Schaufuß 1/54 farbig DKV 1/110 farbig Grundstein gelegt Am 27. Juni wurde der Grundstein für den Erweiterungsbau an die Klinik für Kno- chenmarktransplantation des Uniklini- kums gelegt. Er wird 16 Betten für leukämie- und tu- morkranke Kinder aufnehmen. Die Deut- sche Krebshilfe investiert 11,9 Millionen Mark. Etwa 3 Millionen Mark werden vom Universitätsklinikum für die Bauvorberei- tung und die Ausstattung bereitgestellt. Die Fertigstellung ist für Mitte 2002 vorgese- hen. Gebaut wird nach Plänen des Stutt- garter Architekturbüros Behnisch & Part- ner. Die Bauleitung hat die Firma Schaaf. Die Funktionsbereiche des Anbaus werden an die der vorhandenen Klinik angepasst: Im Erdgeschoss werden die Ambulanz und Laborräume, im 1. Obergeschoss die Ta- gesklinik sowie Besprechungs- und Aufent- haltsräume und im 2. Obergeschoss die Station untergebracht. Im Untergeschoss befinden sich Räume für Forschung und Zellaufbereitung. Die gesamte Nutzfläche beträgt 1560 Quadratmeter. (fie) TU-Professor berät Innenminister Zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats der Bundeszentrale für politische Bildung ist der TU-Politikwissenschaftler Professor Hans Vorländer gewählt worden. Der Wissenschaftliche Beirat berät den Prä- sidenten der Bundeszentrale, das Kuratori- um und den Bundesinnenminister. PI

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  • DresdnerUniversitätsJournal

    12. Jahrgang • Nr. 13 3. Juli 2001

    Patente Informationen:Dresdner bildenMünchner weiter ........................... Seite 2

    Einmalig in Sachsen:TU Dresden lehrt Deutschals Zweitsprache ............................ Seite 4

    Kammerorchester 33:Ein spielfreudiger »spin off«aus dem Uni-Orchester............. Seite 5

    Werkstatt 21:Gespräch mit Islam-KennerProfessor Bassam Tibi ............... Seite 7

    UNIkat-Preis fürJugendjournalisten

    Ihren erstmals ausgeschriebenen Jugend-Journalistenpreis UNIkat hat die TU Dres-den am 23. Juni in Chemnitz im Rahmendes Sächsischen Jugendpresseballs verlie-hen.

    Für den UNIkat-Wettbewerb eingereichtwerden durften Texte zum Thema »Sächsi-sche Hochschulen«, die nicht mehr als4000 Zeichen umfassen. Zur Teilnahmezugelassen waren sächsische SchülerInnenund Azubis, die älter als 14 Jahre sein soll-ten.

    Mit der Ausschreibung dieses UNIkat-Preises verfolgt die TU Dresden das Ziel,junge Leute mit den Belangen von Hoch-schule und Wissenschaft vertrauter zu ma-chen und damit beizutragen, dass mittel-fristig mehr als bisher Abiturienten einStudium aufnehmen wollen.

    Die Jury, der der Rektor der TU Dresden,Professor Achim Mehlhorn; der Chefeditorder Studentenzeitung »ad rem«, AndreasHerrmann; der Redakteur der überregiona-len Schülerzeitung »Spießer«, KonradSchmidt, sowie der Leiter der TUD-Presse-stelle, Mathias Bäumel, angehörten, ent-schied sich jedoch, keinen ersten Preis zuvergeben.

    Den zweiten Preis (Palm Organizer, ge-stiftet von Karstadt Dresden) erhielt AntjeThomas, Seifhennersdorf, für ihre Arbeit»Zwischen WG-Beziehungen, Bärenzwin-gerbekanntschaften und Pathologie«.

    Den dritten Preis (Spiegelreflexkamera)erhielt Silke Juffa, Moritzburg, für ihrenArtikel »Unsere Hochschulen – heuteweltoffen und zukunftsorientiert…«. Einweiterer dritter Preis (Digitalkamera) gingan Maike Steuer, Windischleuba, für ihreArbeit »Mieter auf Zeit«.

    Die Ausschreibung und Verleihung desUNIkat-Preises sind Teil des Projektes »ImDialog – Schülerzeitung und Universität«,das die Pressestelle der TU Dresden imRahmen des Programms »Public Under-standing of Science and Humanity«(PUSH) des Stifterverbandes für die Deut-sche Wissenschaft realisiert. M. B.

    Am 15. Juli 1851 wurde nach fünfjähriger Bauzeit die Göltzschtal-brücke übergeben. Das gemauerte Viadukt beim vogtländischenMylau galt damals als welthöchste Eisenbahnbrücke und ist nochheute die größte Ziegelbrücke der Welt. Sie wurde wie ihre klei-nere Schwester im Elstertal durch den Bau der sächsisch-bayeri-schen Eisenbahnverbindung von Leipzig nach Hof erforderlich.Der Dresdner Professor Johann Andreas Schubert hatte eigens

    für den Brückenbau seine »Theorie der Konstruktion steinernerBogenbrücken« aufgestellt. Das 574 Meter lange und 78 Meterhohe Bauwerk mit seinen 81 Bögen in vier Etagen bestätigte sei-ne statischen Berechnungen eindrucksvoll. Schubert zu Ehrenverleiht die TU Dresden am 15. Juli 2001 einen »IngenieurpreisJ.A.Schubert« für beispielhafte Leistungen in den Ingenieurwis-senschaften. Text und Foto:UJ/Eckold

    Schuberts »Konstruktionstheorie«ist Anlass für TU-Ingenieurpreis

    TU-Forscher Dr. MichaelBerlemann hat sich aufpolitische Aktienmärktespezialisiert

    Wer Prognosen für Wahlen abgeben undkein traditionelles Meinungsforschungsin-stitut beauftragen will, hat eine verlässli-che Alternative: den politischen Aktien-markt, auch Wahlbörse genannt.Forschungen an der TU Dresden beweisen:»Prognosen mit Hilfe von Wahlbörsen sindim Großen und Ganzen der traditionellenWahlprognose überlegen«, sagt Dr. Micha-el Berlemann vom volkswirtschaftlichenLehrstuhl für Geld, Kredit und Währung.Nach seinem Wissen ist die TU zusammenmit der Humboldt-Uni in Berlin der derzeiteinzige universitäre Anbieter für solchePrognosen auf dem bundesdeutschenMarkt.

    Als Musterbeispiel für die Leistungs-fähigkeit der Wahlbörse dient die Sächsi-sche Landtagswahl von 1999. In Zusam-menarbeit mit der University of Iowa inden USA organisierte die TU vom 16. Julibis 18. September 1999 einen Markt, beidem CDU, SPD, PDS, Bündnis90/Grüne,FDP und »Sonstige« als Aktien zum Han-del angeboten wurden. Investiert wurdezwischen zehn und 200 Mark. Das Gesamt-volumen betrug »nur« rund 1600 Mark.Und obwohl lediglich 28 Personen teilnah-

    men, war die Prog-nose der Sächsi-schen Wahlbörse ge-nauer als dieprofessioneller Be-fragungs-Institute.Ein simpler Grundfür dieses Phäno-men lautet: Bei derWahlbörse wirdnicht die eigene Par-tei-Präferenz abge-

    fragt. Vielmehr spiegelt der Markt die Er-wartungen der Teilnehmer wider, die diePolitik, die Menschen und das Umfeld ge-nau beobachten. Kritiker könnten nun ein-wenden, die Sachsenwahl sei ein Zufalls-produkt gewesen. Doch dem widersprichtBerlemann. Er hat alle knapp 30 Wahlbör-sen, die seit 1990 zu Landtags- und Bun-destagswahlen in Deutschland durchge-führt worden sind, untersucht.

    Fazit: Solange Geld am Börsenspiel be-teiligt ist, handeln die Marktteilnehmerinsgesamt rationaler und besser als die Be-fragten der Meinungsforschungsinstitute.Allerdings kommt es schon vor, konzediertBerlemann, dass sich die Börsianer auchan den Umfragen der Institute orientieren.Und er gibt auch zu, dass nicht alle Pro-gnosen der letzten zehn Jahre besser wa-ren. Doch mittlerweile scheint das Instru-ment Wahlbörse für Prognosen jeder Artausgereift zu sein. Bislang lagen die Kostenfür die Durchführung einer Wahlbörse

    nach Dresdner Art bei mindestens 5000Mark aufwärts.

    Derzeit testen die Dresdner, die bislangauf die Software der »Mutter aller Wahl-börsen« in Iowa zurückgegriffen haben,ein eigenes, weiterentwickeltes Programm,das die Kosten weiter senken wird. DerDresdner Wahlbörsen-Experte Berlemannschreibt derweil an einem Artikel, der allebisherigen Studien zusammenfassen soll.Zudem wird weiter auf dem Gebiet derelektronischen Märkte geforscht.

    Ralf Redemund/DNN

    Der Ursprung der Wahlbörsen-Ideeliegt in den USA. An der University ofIowa riefen Wissenschaftler bereits1988 für die US-Präsidentschaftswah-len einen Wahlmarkt ins Leben. Ge-handelt wurden Aktien auf GeorgeBush, Michael Dukakis, Jesse Jacksonund »Andere«. Die Börse »Iowa Elec-tronic Markets« prognostizierte da-mals den Wahlausgang deutlich besserals alle traditionellen Meinungsfor-schungsinstitute. In den folgenden Jah-ren wurde mit dem »Iowa-Ansatz« inÖsterreich, Kanada, der Türkei, Finn-land und seit 1994 auch zur Bundes-tagswahl experimentiert. In Europaetablierte sich darüber hinaus ein Mo-dell der Universität Wien (»AustrianElectronic Markets«), das inzwischenkommerziell angeboten wird.

    Wahlprognose: Börsenforschung istbesser als Umfragen

    Dr. Michael Berle-mann.

    Nietzsche-Projektgenehmigt

    Die Professur für Sozialkulturelle Erzie-hung und Bildung (Christian Niemeyer)der Fakultät Erziehungswissenschaften, In-stitut für Sozialpädagogik und Sozialar-beit, gibt bekannt, dass das beantragte For-schungsprojekt »Die pädagogischeNietzsche-Rezeption in Deutschland von1890 bis 1945« von der Deutschen For-schungsgemeinschaft genehmigt wurde.Ziel des Forschungsprojekts ist die Erstel-lung einer systematischen und kommen-tierten Bibliographie der Nietzsche-Rezep-tion in der Pädagogik, um pädagogischeArgumentationsformen und Theorien re-zeptionsgeschichtlich kontextualisieren zukönnen. Beginn des Projektes ist der 1.Ok-tober 2001, der Zeitraum der Forschungs-arbeiten beläuft sich vorerst auf zwei Jah-re.

    Friedrich Nietzsche (1844-1900) wardeutscher Philosoph und klassischer Philo-loge. Seine Philosophie, mit der er in Teil-aspekten als einer der Vorläufer und Weg-bereiter der Existenzphilosophie undLebensphilosophie gilt, ist geprägt durchdie Rezeption Schopenhauers. PI

    SHS1/74

    farbig

    Schaufuß1/54

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    DKV1/110farbig

    Grundstein gelegtAm 27. Juni wurde der Grundstein für denErweiterungsbau an die Klinik für Kno-chenmarktransplantation des Uniklini-kums gelegt.

    Er wird 16 Betten für leukämie- und tu-morkranke Kinder aufnehmen. Die Deut-sche Krebshilfe investiert 11,9 MillionenMark. Etwa 3 Millionen Mark werden vomUniversitätsklinikum für die Bauvorberei-tung und die Ausstattung bereitgestellt. DieFertigstellung ist für Mitte 2002 vorgese-hen. Gebaut wird nach Plänen des Stutt-garter Architekturbüros Behnisch & Part-ner. Die Bauleitung hat die Firma Schaaf.Die Funktionsbereiche des Anbaus werdenan die der vorhandenen Klinik angepasst:Im Erdgeschoss werden die Ambulanz undLaborräume, im 1. Obergeschoss die Ta-gesklinik sowie Besprechungs- und Aufent-haltsräume und im 2. Obergeschoss dieStation untergebracht. Im Untergeschossbefinden sich Räume für Forschung undZellaufbereitung. Die gesamte Nutzflächebeträgt 1560 Quadratmeter. (fie)

    TU-Professor berätInnenminister

    Zum Vorsitzenden des WissenschaftlichenBeirats der Bundeszentrale für politischeBildung ist der TU-PolitikwissenschaftlerProfessor Hans Vorländer gewählt worden.Der Wissenschaftliche Beirat berät den Prä-sidenten der Bundeszentrale, das Kuratori-um und den Bundesinnenminister. PI

  • Elektrotechnik undInformationstechnik: EineFakultät präsentiert sichmit neuem Namen

    Am Mittwoch, dem 13. Juni 2001, hat derSenat der TU Dresden dem Antrag der Fa-kultät Elektrotechnik auf Namensände-rung in Fakultät Elektrotechnik und Infor-mationstechnik zugestimmt. Damit wirdin der Namensgebung nachvollzogen, wassich in Forschung und Lehre schon überJahre entwickelt hat.

    Die Informationstechnik ist bestimmen-der Teil der Elektrotechnik geworden. Offentritt sie in der Mikroelektronik und der

    Kommunikationstechnik zu Tage. Aberauch in der Automatisierungstechnik, derFeinwerktechnik und der Elektroenergie-technik wird sie mehr und mehr zu einembestimmenden Faktor, sei es bei der Steue-rung, Regelung und Überwachung der eu-ropaweiten Verbundnetze, der mikromilli-metergenauen Positionierung von Aktorenoder bei der Internetverbindung über die230-V-Hausstromversorgung.

    Notwendig wurde die Namensänderungauch, um jungen Menschen zu verdeutli-chen, wer sich für ein Studium der Elektro-technik und Informationstechnik entschei-det, koppelt sich nicht vom Internet, vomComputer oder der Automatisierung ab, erwird vielmehr mit der sinnvollen Generie-rung, Übertragung, Verarbeitung und Nut-

    zung der Information konfrontiert. Fastzeitgleich mit der Bestätigung der Na-mensänderung kam die Genehmigung ausdem Ministerium für den neuen fakul-tätsübergreifenden Studiengang Mechatro-nik, so dass man an der Fakultät Elektro-technik und Informationstechnik der TUDresden ab Wintersemester 2001/2001Elektrotechnik, Informationssystemtechnikund Mechatronik studieren kann.

    Professor Karl-Heinz GonschorekDekan

    12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 2

    ImpressumHerausgeber des »Dresdner Universitätsjournals«:Der Rektor der Technischen Universität Dresden.V. i. S. d. P.: Mathias Bäumel.Besucheradresse der Redaktion:Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden,Tel. (03 51)4 63 - 28 82. Fax: (03 51)4 63 - 71 65,E-Mail: uni_ [email protected]: Petra Kaatz, Universitätsmarketing,Tel. (03 51)4 63 - 6656, Fax: (03 51)4 63 - 7791.Anzeigenverwaltung:Uwe Seibt, Sächsische Presseagentur Seibt, Bertolt-Brecht-Allee 24, 01309 Dresden, Tel. : (03 51) 31 99- 26 70, Fax: (03 51)3 17 99 36; E-Mail: [email protected] in den Beiträgen vertretenen Auffassungen stimmennicht unbedingt mit denen der Redaktion überein. Fürden Inhalt der Artikel sind die Unterzeichner voll ver-antwortlich. Die Redaktion behält sich sinnwahrendeKürzung eingereichter Artikel vor. Nachdruck ist nurmit Quellen- und Verfasserangabe gestattet.Redaktionsschluss: 22. Juni 2001.Satz: Redaktion, Stellenausschreibungen: IMAGIC,Publigraphische Systeme, Dresden.Druck: Lausitzer Druck- und Verlagshaus GmbH,Töpferstraße 35, 02625 Bautzen.

    Nomen est omen:Erweiterter Name für bekannte Fakultät

    1001 Märchen2/135

    DZzM2/80

    Die Leute trauten ihren Augen kaum.Direkt vor der Alten Mensa Momm-senstraße steht neuerdings eine Park-uhr! Und die ist nicht die einzige!

    Da hatte wohl ein Oberbürger-meister nicht damit gerechnet, dass eszu einer Neuwahl kommen würdeund die Provokation vorsichtshalbernach dem Termin seiner vermeintli-chen Wiederwahl aufstellen lassen! Istschon das Installieren von Parkuhrenim Kernbereich der Universität, ganzbesonders vor der Mensa, eine kom-munalpolitische Fehlleistung – immer-hin werden in großem Stil auch Stu-denten abgezockt –, so lässt derVerfahrensweg keinen Zweifel daran,dass sich die Stadtverwaltung alsHerrscher über, nicht aber als Service-Einrichtung für die Bürger sieht. DieTU Dresden ist nämlich an keinerStelle über die Absicht dieser Wegela-gerei informiert worden und hattesomit auch keine Chance, ihre Auffas-sung einzubringen. Auch wenn eine

    Einbeziehung der Universität in dieseArt Verkehrsplanung rein juristischnicht Pflicht sein sollte – würde esnicht von einem guten Stil zeugen,wenn man dem größten Arbeitgeberin der sächsischen Landeshauptstadtvorher wenigstens die Chance zurMeinungsäußerung gegeben hätte?Auch das Studentenwerk – zuständigfür die Mensen – haben die Stadt»vä-ter« bei dieser Aktion übergangen.

    Renate Lunkwitz, Mitglied desOrtsbeirates Dresden-Plauen, meint:»Damit wird die Situation in den an-grenzenden Wohngebieten nochschlimmer, der Parkdruck auf dieWohngebietsstraßen nahe des Cam-pus nimmt zu. Das Ortsamt ist vonder Maßnahme nicht informiert wor-den und damit auch der Ortsbeiratnicht. Es handelt sich um eine Aktionder Straßenverkehrsbehörde. Am 26.Juni ist Ortsbeiratssitzung und ichbringe den Antrag ein, diese Sachewieder rückgängig zu machen.« M. B.

    Kommunale Selbstherrlichkeit

    Deutsches Marken- undPatentamt zurWeiterbildung überBiosensortechnik an derTU Dresden

    Über die Erteilung von Patenten wird vonPrüfern des Deutschen Marken- und Pa-tentamts München entschieden. Diese Prü-fer sind auf bestimmte Gebiete der Technikspezialisiert und müssen dort die aktuellentechnischen Entwicklungen kennen. DerPräsident des Patentamts sendet deshalbdie Prüfer regelmäßig zu Forschungs- undEntwicklungsstätten, die nach seiner Ein-schätzung auf dem neuesten Stand derTechnik stehen. Am 5. Juni haben deshalbRegierungsdirektor Dr. Lindenberg und Re-gierungsdirektorin Heinze das Institut fürAnalytische Chemie besucht. Ihr Interessegalt einer neuen Art von Biosensoren, dieam TU-Institut entwickelt worden war. Da-bei werden Biofunktionssysteme genutzt,die in eine synthetische Umgebung inte-griert sind. Solche Biofunktionssystemesind z. B. Ionenkanäle, die im lebendenOrganismus die Nervenleitung mit bewir-ken. Sobald ein Nervenreiz eintrifft, führtein so genanntes Transmittermolekül zumÖffnen des Ionenkanals, und bis zu einerMillion Ionen fließen durch den Kanal.Dieser intrinsische Verstärkungsfaktor von1:106 bietet hervorragende Voraussetzun-gen für den analytischen Nachweis be-stimmter physiologischer Wirkungen vonPharmaka oder von Schadstoffen in Nah-rungsmitteln oder der Umwelt.

    Am Institut für Analytische Chemie istes weltweit erstmalig gelungen, die emp-findlichen Ionenkanäle unter Erhalt ihrerFunktionstüchtigkeit in eine synthetischeUmgebung zu integrieren. Diese Arbeitenwurden im Rahmen des SFB 287 »Reaktive

    Polymere« durchgeführt und zum Patentangemeldet. Die Prüfer des Patentamts in-teressierten sich sowohl für den Verbund-werkstoff aus Ionenkanal und poröser Po-lymerfolie wie auch für das Messverfahren,das bei der erfolgreichen Materialentwick-lung eingesetzt wurde.

    Dabei handelt es sich um die Patch-Clamp-Technik, die üblicherweise im Be-reich der Medizin für elektrophysiologischeUntersuchungen eingesetzt wird. Mittelsdieser Patch-Clamp-Technik war es mög-lich, das Verhalten einzelner Ionenkanälezu beobachten und auf diesem Wege diegeeigneten Materialbedingungen auszu-

    wählen. Der Ionenkanalsensor hat bereitsim vergangenen Jahr auf der AnalyticaMünchen – Europas größter Analytik-Mes-se – viel Interesse gefunden, selbst derDeutschlandfunk hat ihm einen Beitraggewidmet.

    In diesem Jahr wird der Ionenkanalsen-sor auf der BIO2001 in San Diego/Kalifor-nien präsentiert. Dr. Friedrich, der im Rah-men seiner Dissertation die wesentlichenArbeiten durchführte, wurde für seineLeistung im April mit dem diesjährigenPreis der Fachgruppe Analytische Chemieder Gesellschaft Deutscher Chemiker aus-gezeichnet. Prof. Reiner Salzer

    Dresdner bilden MünchnerFachleute weiter

    Prüfer des Patentamts München informieren sich über den Ionenkanal-Biosen-sor, der am Institut für Analytische Chemie entwickelt wurde (v.l.n.r.: Frank Sen-der, Patentingenieur TU Dresden; Dr. Lindenberg und Frau Heinze, beide Patent-amt München; Dr. Gerald Steiner, Frau Li Jie, Professor Reiner Salzer, alle Institutfür Analytische Chemie; Dr. Friedrich, jetzt Infineon Dresden). Foto: Bätz

    Dresden hat gewählt. Die Essenz desWahlausgangs lässt sich zusammenfas-sen: In der Landeshauptstadt musssich einiges ändern. Unter dieser Maß-gabe ist der Herausforderer IngolfRoßberg angetreten, mit diesem Leit-satz hat er das politische Umfeld inDresden zumindest heftig durcheinan-der gerüttelt. Mit dem landesweitenInteresse am »Dresdner Modell« wirder leben müssen, und das ist zweifel-los gut so.

    Herbert Wagner ist an dem beiden Wählern entstandenen Eindruckgescheitert, in den bisherigen Fahr-wassern auf altem Kurs weiterzudüm-peln. Das war vielen zu wenig, zumin-dest nicht genug, ihm die Brücke auchweiterhin ohne Widerstand zu über-lassen. Hier liegt zweifellos der Vorteil,den Dresden in der Zukunft ziehenkönnte. Roßberg weiß, woran Wagnerscheiterte. An stark parteiorientierterKommunalpolitik, fehlender Bür-gernähe, zu vielen Entscheidungen oh-ne unvoreingenommene und offeneDiskussionen im Vorfeld. An der Än-derung dieser Umstände wird sichder Neue ständig messen lassen müs-sen. Ein Kompliment an den Unterle-genen: Ohne Umschweife gestand er

    seine Niederlage ein und wünschteseinem Nachfolger »ein glücklichesHändchen für Dresden«. Ein Abgangmit Stil, der nach dem oftmals unter-halb der Gürtellinie verlaufenenWahlkampf nicht unbedingt zu erwar-ten war. Auch daraus sollten die Be-teiligten (bis hin zur Jungen Union) ih-re Lehren ziehen. Populismus und Voxpopuli sind zwei verschiedene PaarSchuhe.

    Diese Wahl ist Geschichte, die(Sach-) Arbeit beginnt erst. Roßbergwollte eine stärkere Bürgerbeteiligungbei anstehenden Entscheidungen. Dafällt der Aufruf relativ leicht, ihn nichtzu enttäuschen. Andererseits wirdauch er zu tun haben, seinerseits dieDresdner Bürger mit Vernunft undWeitsicht zu überzeugen. Aktionenwerden gefragt sein, nicht Aktionis-mus. Das Amt bietet alles, was sich einguter Politiker nur wünschen kann. Esbirgt Gefahren für den, der diesemAnspruch nicht gerecht wird. DieDresdnerinnen und Dresdner sindgleichfalls gefordert, die Arbeit ihreskünftigen Oberbürgermeisters kon-struktiv und kritisch zu begleiten.VielSchonzeit hat die Stadt nicht.

    Torsten Klaus

    Nach der Wahl – ein Ausblick

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 3

    Mancher hat vielleicht an seiner Fakultät oder im Institut, in den Gängen der Verwaltungoder in der Mensa vor kurzem ein Plakat bemerkt, das für drei Konzerte wirbt, die imRahmen des Sächsisch Böhmischen Musik Festivals an der TU Dresden stattgefundenhaben beziehungsweise noch stattfinden werden. Und manch anderer fand neben sei-nem Teller beim Essen in der Mensa vielleicht sogar entsprechende Flyer. Entworfen hatbeides Anna Reinhardt (20), eine Praktikantin der Pressestelle und sonst Schülerin derAkademie für Informations- und Kommunikationsdesign im ersten Lehrjahr.Währendsie sich bisher in ihrer Schule vor allem mit rein grafischen Gestaltungsprinzipien undmit dem Layout-Programm Freehand beschäftigte, konnte sie sich nun noch mit Mög-lichkeiten der Bildbearbeitung und mit QuarkXPress bekannt machen. »Ich habe ver-sucht«, so Anna Reinhardt, »für das Plakat und die Flyer eine einheitliche gemeinsameGestaltungsidee zu finden, die dem Plakatbetrachter dann beim Auftauchen der Flyereinen Aha-Effekt vermittelt.« Allen Entwürfen als Fond zugrunde gelegt hat die jungeGrafikerin in spe die Grundstruktur des Festivallogos,die von zwei Seiten her kommen-den Strahlen. M.B./Foto:UJ/Eckold

    Plakat von Anna Reinhardt

    Studenten der Kommuni-kationswissenschaft de-monstrieren gegen Studien-bedingungen

    Mit einer extra gegründeten »AG KoWi«,einer entsprechenden Internetseite und ei-nem Brief an den TUD-Rektor protestierensie gegen die schlechten Studienbedingun-gen in ihrem Fach.

    »Es ist unstrittig, dass die gegenwärtigeSituation der Studenten der Kommunikati-onswissenschaft problematisch ist«, sagtder Kanzler der TU Dresden, Alfred Post.Für Proteste sei die Universitätsleitung al-lerdings der falsche Adressat. »Immerhinhat die Universitätsleitung alle diesbezüg-lich von der Fakultät gestellten Anträge po-sitiv beschieden«, erläutert Post. So sei derAntrag auf Verlängerung der bestehendenGastprofessur von Frau Dr. Silvia Knoblochfür das kommende Wintersemester be-stätigt worden. Weiterhin wurden sofortMittel für einen Korrekturassistenten bisEnde des kommenden Wintersemesters be-willigt. Schließlich habe die Universitäts-leitung auf Antrag der Fakultät die Mittelfür eine Lehrstuhlvertretung für den Falldes Wegganges von Frau Prof. AngelaKeppler-Seel zugesichert. Weitere Anträgehat die Fakultät, bei der die Verantwortungfür die Bereitstellung des Lehrangebotesliegt, an die Universitätsleitung nicht ge-stellt.

    Allerdings: Am 16. Juni 1998 schlug dasRektoratskollegium der PhilosophischenFakultät angesichts der sich abzeichnen-den Probleme vor, die C3-Professur»Kunstpädagogik II« für das Fach Kom-munikationswissenschaft umzuwidmen.Die Fakultät jedoch hat diesen Vorschlagnicht aufgegriffen. Des weiteren war esauch die Philosophische Fakultät, die trotzder bekannten Notsituation den Antrag auf

    ein Forschungsfreisemester für Frau Pro-fessor Angela Keppler-Seel gestellt hatte.

    Alfred Post: »Nach all dem ist festzustel-len, dass aus der Sicht der Universitätslei-tung die einzige Unvorhersehbarkeit beider Gewährleistung des Lehrbedarfs in derplötzlichen Erkrankung von Herrn Profes-sor Wolfgang Donsbach liegt.« Einen Er-satzbedarf hierfür habe die Fakultät bis-lang jedoch nicht beantragt. M. B.

    Proteste falsch adressiert

    Anlässlich der Eröffnung der Bammes-Ausstellung im Hörsaalzen-trum kamen die zahlreichen Besucher in den Genuss einer Vor-führung des Meisters selbst. Gottfried Bammes zeigte den er-staunlichen Zusammenhang zwischen der Technik des Walzens

    und der Anatomie des menschlichen Knies,den er zeichnerisch li-ve veranschaulichte. Die Ausstellung Menschengestalten zu Eisenund Stahl – Bewegung – konstruktiver Aufbau kann noch bis zum13. Juli an der Bergstraße 64 besichtigt werden. ke Foto:UJ/Eckold

    Zeichenvorführung des Meisters

    Mit einer Demo vor dem Rektorat verliehen die Kowi-Studenten am 25. Juni ihren For-derungen lautstark Ausdruck.Magnifizenz stellte sich den Fragen. Foto:UJ/Eckold

    Die TUDIAS-Sprachschule bietet nunschon traditionsgemäß während der vorle-sungsfreien Zeit Intensivsprachkurse inverschiedenen Niveaustufen (Anfänger bisFortgeschrittene) in Englisch, Spanisch,Französisch, Italienisch bis hin zu Nieder-ländisch, Tschechisch, Russisch (Auffri-schung), Portugiesisch an. Die ersten In-tensivkurse starten insbesondere inEnglisch ab 16. bis 27. Juli 2001, jeweilsMo - Fr von 7.30 bis 12.40 Uhr, aber auchim August und vor allem im September istdas gesamte Spektrum der genanntenSprachen im Angebot.

    Für alle diejenigen Studenten, die sichauf die Latinumsprüfung im September

    vorbereiten möchten, gibt es die Chance,vom 13. August bis 7. September 2001 aneinem vierwöchigen Intensivkurs Lateinmit täglich 8 Unterrichtsstunden teilzu-nehmen. Über die notwendigen Vorausset-zungen informieren wir Sie gern ausführ-lich an unserer Sprachschule.

    Des weiteren planen wir auch Sonder-kursformen, wie z. B. eine Woche »OralCommunication in Business« für Fortge-schrittene/intermediate-level, aber auchfür Interessenten mit geringeren Vorkennt-nissen. Auch TOEFL-Test-Vorbereitung istfür September vorgesehen. Für unsere aus-ländischen Bürger und Studierendenmöchte ich nicht unerwähnt lassen, dass

    wir studienvorbereitende Kurse »Deutschfür Ausländer« anbieten, die auf zwei Ni-veaustufen auf den Aufnahmetest für denDSH-Kurs bzw. auf die DSH vorbereiten.Außerdem enthält unser Kursprogrammauch Grundstufenkurse für alle, die zwarnicht studieren wollen, aber Deutsch ler-nen möchten.

    Mit der TUDIAS-Sprachschule könnenSie auch Firmen- und Institutskurse,Sprachkonsultationen, Einzelunterrichtsowie Aufträge für Übersetzungen verein-baren. Christine Warnke

    Tel.: (03 51) 463-60 91, -62 89, -78 78. www.tudias.de�

    Intensivsprachkurse bei TUDIAS

    Die Preisverleihung des Commerzbank- und des Dr.Walter Seipp-Preises 2000fand innerhalb einer Veranstaltung des Industrieclubs Sachsen, deren Mitglied dieCommerzbank ist, am 21. Juni 2001 im Dresdner Hotel Schloss Eckberg statt.Ausgezeichnet wurden zwei sehr gute Magisterarbeiten aus dem LL.M-Aufbau-studiengang an der Juristischen Fakultät »Gemeinsame Wege nach Europa: Mit-tel- und Osteuropa auf dem Weg in die EU«. Den mit 5000 DM dotier tenCommerzbank-Preis erhielt Dr.Tamás Madarassy (2.v.l.), den Dr.Walter Seipp-Preis, ebenfalls mit 5000 DM dotiert, erhielt Claudia Brandt (2.v.r.). Foto: CB

    Commerzbank-Preis

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 4

    Uhren Wahl2/50

    TK2/50

    Betreuungslehrer schließenerstmals eine fachlicheFortbildung an der TUDresden ab

    Der kleine Unterrichtsraum im Seminarge-bäude I ist kaum wieder zu erkennen: Inallen vier Ecken kleben Wortkarten mit Vo-kabeln wie Rübe, Großvater, pflanzen,gießen. Am Garderobenständer hängenMasken von Hund, Katze und Maus nebeneinem langen Spazierstock und einem Jä-gerhut. Frau Fürst legt sich ein schwarzesTuch mit roten Rosen über die Schulter,setzt eine Badehaube auf und beginnt auseinem dicken Märchenbuch laut vorzule-sen: Es war einmal...

    Die gespannt lauschenden Zuhörer sindkeine Schüler der 3. Klasse, sondern 17Grundschullehrerinnen aus ganz Sachsen.Sie sind Betreuungslehrerinnen und unter-stützen Migrantenkinder im fachlichenund im psycho-sozialen Bereich bei der In-tegration in den Schulalltag. Die Vorstel-lung eines eigenen Unterrichtskonzepteszu einem didaktischen Schwerpunkt, z.B.der Entwicklung des Hörverstehens, bildetden Abschluss eines dreisemestrigen Fort-bildungskurses im Fach Deutsch als Zweit-sprache (DaZ). Dieser Zertifikatskurs imUmfang von 24 SWS wird in Sachsen nurim Lehrbereich Deutsch als Fremdsprachedes Institutes für Germanistik an der TUDresden angeboten.

    Die Nachfrage nach qualifizierten DaZ-Lehrern ist groß. Allein 13590 Kinder undJugendliche nichtdeutscher Mutterspracheaus 102 Nationen werden im Schuljahr2000/2001 an sächsischen Schulen unter-richtet. Ausschreibung und Bewerbung füreinen Kurs reguliert das Sächsische Minis-terium für Kultus, das ebenfalls für den In-halt und dessen Evaluation verantwortlichzeichnet. Diese Fortbildung ist notwendig,weil es keinen eigenständigen Studiengangfür das Fach Deutsch als Zweitsprache gibt.Die Betreuungslehrer sind in der RegelGrundschullehrer mit einem abgeschlosse-nen Fachschulstudium und der Lehrbe-fähigung in den Fächern Deutsch, Mathe-matik und einem Wahlfach. Sie verfügenüber reiche didaktische Erfahrungen.Theoriegeleitete Erkenntnisse über Zweit-sprachenerwerbsprozesse kamen bisher je-doch in ihrer beruflichen Aus- und Fortbil-dung kaum vor. Diese mussten sie sichautodidaktisch aneignen.

    So wurde die berufsbegleitende Fortbil-dung vor allem auf die Fremdsprachen-lehr- und -lernforschung, die Migrations-politik sowie die interkulturelle Pädagogikausgerichtet. Universitätslehrer und Prakti-ker aus dem In- und Ausland übernahmen

    in Vorlesungen, Blockseminaren undWorkshops die Aufgabe, Verständnis für dieBrücke zwischen Theorie und Praxis zubauen. Dabei lernten beide Seiten vonein-ander: die einen über die Schwierigkeiten

    der schulischen Sozialisation ausländi-scher Kinder; die anderen über Zusam-menhänge zwischen fachwissenschaftli-chen Erkenntnissen und demDaZ-Unterricht.

    Am 21. Juni 2001 übergab ProfessorDagmar Blei die ersten Hochschulzertifika-te der TUD für Grundschullehrer im Fach»Deutsch als Zweitsprache«. Der nächsteKurs beginnt im September. D. Spaniel

    Einmalig in Sachsen:TU Dresdenlehrt Deutsch als Zweitsprache

    Zum Abschlusskolloquium stellten die Lehrerinnen verschiedene Projekte vor, durch die Migrantenkinder die deutsche Sprache»spielend« erlernen können.Rechts: Elvira Ziller. Foto:UJ/Eckold

    Wissenschaft und Praxis beginnen dieProbleme, aber auch die Chancen undMöglichkeiten zu erkennen, die eine älterwerdende Gesellschaft in den Industriena-tionen mit sich bringt.

    Die Professur Verkehrspsychologie derTU Dresden veranstaltet am 10. Juli und11. Juli 2001 in der Dreikönigskirche Dres-den eine Zukunftstagung zum Thema»Mobilität und gesellschaftliche Partizipa-tion im Alter«.

    Wie kann sichere Mobilität und hierü-ber soziale Teilhabe im Alter gewährleistetwerden? Welche Lebens- und Wohnumwelterfordert spezifische Mobilitätsangeboteund wie können diese zu Gunsten ältererMenschen gestaltet werden? Wie bewältigendie Älteren selbst die Anforderungen undwie können ihre Erfahrungen besser ge-nutzt werden?

    Die zweitägige Veranstaltung bietet inzahlreichen Fachvorträgen und parallelenArbeitsgruppen beispielsweise zu Sied-

    lungsstrukturen und Wohnsituation, Mobi-litätschancen und Anforderungen sowie zuneuen Mobilitätskonzepten für Ältere dieMöglichkeit zum Erfahrungsaustausch.Neben Gerontologen, Sozial- und Verkehrs-wissenschaftlern werden auch Vertreter vonInstitutionen und Praktiker teilnehmen,die über Mobilitätsangebote, Hilfen undWeiterbildung für ältere Menschen einenBeitrag zu selbstbestimmtem Leben im Al-ter leisten.

    Es sind noch freie Plätze verfüg-bar. Anmeldung bitte bis zum 8.

    Juli an: Katrin Megel oder Prof. Dr.Bernhard Schlag,Tel.: (03 51) 4 63-6517 oder -6510;Fax: (03 51) 4 63-6513.E-Mails: [email protected] oder [email protected] Internet unter http://www.verkehrspsychologie-dresden.de

    Mobilität und Mittun im Alter

    ET-Fakultätstag nunzum sechsten Mal

    Die Fakultät Elektrotechnik und Informa-tionstechnik begeht ihren diesjährigen Tagder Fakultät am Freitag, dem 6. Juli 2001.Beginn ist 14 Uhr im Barkhausenbau,Heinz-Schönfeld-Hörsaal.

    Der Dekan, Professor Karl-Heinz Gon-schorek, wird den Tag der Fakultät eröff-nen. Dem Grußwort des Rektors, über-bracht durch den Prorektor für Bildung,Professor Hans-Heinrich Trute, folgt dieAnsprache des Dekans. Im anschließendenFestvortrag spricht Professor Jürgen Stritz-ke zu »Brückenbau – Faszination der Viel-falt«. Diplomanden und Promovenden er-halten ihre Abschlussurkunden undwerden feierlich verabschiedet. Die jeweilsbesten Diplomarbeiten werden mit dem»Johannes-Görges-Preis der ABB Deutsch-land«, dem »SAIA-Preis« und dem»BOSCH-Preis« ausgezeichnet. Die besteDissertation erhält den »Heinrich-Bark-hausen-Preis« der Carl Friedrich von Sie-mens-Stiftung. Nachbetrachtungen eines»Ehemaligen« sowie eine musikalischeUmrahmung durch ein Bläserquintett beianschließendem kleinen Imbiss rundenden Tag ab. Eingeladen sind alle Absolven-ten, ehemalige und gegenwärtige Mitarbei-ter und Wissenschaftler, Forschungspartnerund Freunde der Fakultät.

    Frau Grünberger,Telefon (0351)463-22 81, Fax (0351) 463-77 40

    http://www.et.tu-dresden.de�

    Kleiner als einTausendstel …

    Am 11. und 12. Juni fand das 2. DresdnerSeminar Partikeltechnik unter Leitung vonProfessor Siegfried Ripperger, Inhaber desLehrstuhls für Mechanische Verfahrens-technik, statt. Es konnten etwa 50 Teilneh-mer aus dem ganzen Bundesgebiet be-grüßt werden. Darunter waren auchMitarbeiter der Firmen Degussa, BASF, Bay-er, Infineon sowie zahlreiche Anbieter vonPartikelanalysensystemen.

    Die Dresdner Seminare bieten ein Fo-rum für den Wissens- und Erfahrungsaus-tausch zwischen den Wissenschaftlern derHochschulen und Forschungsinstitute so-wie Anwendern aus der industriellen undgewerblichen Praxis.

    In den Beiträgen der Referenten standenStoffsysteme mit nanoskaligen Partikelnund Methoden zur direkten Erfassung vonDispersitätsparametern sowie Methodenzur Abscheidung solcher Partikel aus Flüs-sigkeiten im Vordergrund.

    Dispersionen mit Partikeln mit Abmes-sungen unterhalb eines tausendstel Milli-meter sind für moderne Produkte interes-sant, so z. B. für Farben, Bauteilen ausHochleistungskeramik und für Schleifpas-ten und -suspensionen, die auch ingroßem Umfang bei der Herstellung vonMikrochips eingesetzt werden. Viele hoch-wertige Produkte der Lebensmittelindustrieund Pharmazie sind Emulsionen mitTropfengrößen < 1 µm. Das Verhalten die-ser Dispersionen unterscheidet sich deut-lich von Dispersionen mit gröberen Parti-keln. Die Oberflächeneffekte werden beiabnehmender Partikelgröße dominierendund sind für viele Eigenschaften der Dis-persionen entscheidend. In den gleichenIndustriezweigen, in denen nanoskaligeDispersionen verarbeitet werden, bestehtauch ein Bedarf an hochreinen Flüssigkei-ten, überwiegend in Form von hochreinemWasser.

    Bei der Erzeugung solcher Flüssigkeitenund bei ihrer Kontrolle müssen Grundla-gen berücksichtigt werden, die auch dasVerhalten nanoskaliger Dispersionen be-stimmen. Das Seminar stellte die Abschei-dung feinster Partikel aus Flüssigkeitenund die Analyse entsprechender Partikel inFlüssigkeiten in den Vordergrund. Es wur-de eine Sensorfamilie vorgestellt, die amLehrstuhl für Mechanische Verfahrenstech-nik der TU entwickelt wurde. S.R.

    www.Dresdner-Partikeltechnik.deTel.: (03 51) 4 63 - 51 82�

    UJ sprach mit Elvira Ziller, Lehrerin ander 14. Grundschule in Dresden

    UJ:Welche Erwartungen hatten Sie anden Fortbildungskurs?

    In den letzten fünf Jahren meinerTätigkeit als Betreuungslehrer habensich bei mir viele Probleme angestaut,über die ich gern sprechen wollte.Nicht allen Dozenten war unsere Si-tuation als Betreuungslehrer bekannt.Mit dieser Unkenntnis haben die Kol-legen sowohl innerhalb der Schule alsauch in der Gesellschaft zu kämpfen.

    Während der drei Semester an derTU Dresden bekam ich viele fachdi-daktische Anregungen für meinen Un-terricht.Vor allem der Austausch mitden DaZ-Kollegen hat mir viele neueUnterrichtsideen gebracht.

    Welche Anforderungen werden anden Betreuungslehrer gestellt?

    Eigentlich müsste ein Betreuungs-lehrer Russisch, Arabisch, Chinesisch,Spanisch oder auch Hindu können.Das ist natürlich nicht möglich. Abermit der Kenntnis von wesentlichenMerkmalen der Herkunftskultur undSprache unserer Schüler könnten wirsowohl Lernschwierigkeiten als auchLernpotenzen besser erkennen unddie Integration in den Schulalltag för-dern.

    Wie sieht der Unterricht in einer Be-treuungsklasse nun konkret aus?

    Das Ergebnis eines Aufnahme-gespräches entscheidet, wie viele Stun-den das ausländische Kind in der Be-treuungsklasse Deutschunterrichthaben wird und welche Fächer schonin den Regelklassen absolviert werdenkönnen, z. B. der Sport-, Zeichen- undWerkunterricht. Die Kinder werden ineiner ersten Stufe »alphabetisiert«, dasheißt mit den lateinischen Buchstabenund der deutschen Aussprache ver-traut gemacht. Mit zunehmendenDeutschkenntnissen können sie späteram Fachunterricht teilnehmen. Übri-gens sind oft gerade die vietnamesi-schen und chinesischen Kinder in dennaturwissenschaftlichen Fächern ihrendeutschen Mitschülern um vieles vor-aus und könnten durchaus schneller inden Mathematikunterricht der Regel-klasse integrier t werden. Daran hin-dern sie jedoch die vorhandenenSprachbarrieren.

    Wie werden später die Kinder nachder Integration in die Regelklasse be-treut?

    Für die Kinder der 3. Stufe bin icheigentlich nicht mehr die Deutschleh-rerin, sondern vor allem eine Art»Sorgenbox«. Nicht selten kommenauch die Eltern mit ihren Problemen

    zu uns. Der schönste Moment ist esdann aber, wenn die Kinder ihr Hei-matland, von der Geographie überGeschichte und Kultur, in fließendemDeutsch vorstellen und wir eben auchdadurch viel voneinander lernen kön-nen.

    Mit welchen Schwierigkeiten hat einBetreuungslehrer zu kämpfen?

    Das Arbeiten in diesen heteroge-nen Klassen erfordert von uns Betreu-ungslehrern nicht nur didaktisch-me-thodische Kenntnisse, sondern vorallem auch interkulturelle Kompeten-zen. Die Schüler in meinen Klassenkommen nicht nur aus 15 verschiede-nen Ländern, sondern sind auch durchunterschiedliche Kultur- und Lebens-erfahrungen geprägt. So kann der fürdie 3. Klasse festgelegte Schwimmun-terricht für ein afrikanisches Kindplötzlich zum Albtraum werden, weil»Wasser« als bedrohlich empfundenwird. Oder die Teilnahme am Spor t-unterricht ist für ein arabischesMädchen nicht möglich, da die Kör-perbeziehung in diesen Kulturenanders ist als bei uns. Hier muss derBetreuungslehrer auch auf das Ver-ständnis bzw. die interkulturelle Kom-petenz der Fachkollegen bauen kön-nen. Mit Elvira Ziller sprach

    Dorothea Spaniel

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 5

    KO33 hat nichts mitKnockout zu tun – sondernist der Name einesakademischen Orchesters

    Das Universitätsorchester der TU Dresdenist manchem bekannt. Dass es aber nochein zweites akademisches Orchester inDresden gibt, bei dem der Anteil an Studie-renden und Hochschulmitarbeitern nochweit höher liegt, wissen nur wenige. Noch,sollte man meinen, denn das, was dasKO33 qualitativ und programmatisch bie-tet, ist frappierend gut. Das Universitäts-journal stellte der KO33-Musikerin Fran-ziska Paesch einige Fragen.

    Seit wann existiert dasKammerorchester 33 (KO33), was führ-te vor allem zur Gründung?

    Das KO33 hat sich im Sommer 1996 auseinem kleinen Kreis von Leuten, die imTU-Orchester nicht mehr so glücklich wa-ren, gegründet. Zusammen mit befreunde-ten Musikstudenten entstand das Vorhabeneines eigenen Orchesters. Wir waren ge-spannt, ob es funktionieren würde undüberwältigt vom Erfolg des ersten Konzer-tes. Dann ging es eben so weiter... Einigevon uns hatten den Eindruck, dass esschwierig ist, sich als junger Mensch insUniversitätsorchester einzubringen. Darausresultiert auch unsere Festlegung, Dirigen-ten immer nur für eine Spielzeit zu »enga-gieren« und danach zu entscheiden, wer esweiter machen soll. Mit Pit Uhden sind wiraber sehr glücklich, schon seit einigenSpielzeiten.

    Wie kann man die KO33-Konzeptionbeschreiben?

    Wir wollen möglichst unabhängig undmit viel Spaß eigenständig richtig interes-sante Programme einüben und aufführen.Die Konzentration auf modernere Strei-cherliteratur geht auf unsere Dynamikzurück. Außerdem ist es immer heikel, alsLaie Bach oder Mozart zu spielen. Moder-neres entspricht eher dem Charakter unse-res Ensembles.

    Welche Erfahrungen gibt es geradediesbezüglich mit dem wohl ziemlichkonservativen Dresdner Publikum?

    Das Publikum, junges wie älteres, rea-giert durchweg äußerst positiv auf unsereProgrammauswahl. Oft wurde genau die-ser Punkt, neben der uns wohl anzumer-kenden Begeisterung, als Motiv des Kon-zertbesuchs genannt.

    Wie sieht das künstlerische Leben desKO33 aus? Wie läuft es mit Proben,Konzerten, CDs?

    CD-Pläne existieren noch nicht. Wir ge-ben zwei Konzerte im Jahr, fangen etwazweieinhalb Monate vorher an, einmal

    wöchentlich zu proben, dabei sind zweiWochenenden, an einem dieser fahren wirins Grüne. Als nächstes Konzert ist eine Zu-sammenarbeit mit einem Chor im Novem-ber geplant. Oft haben wir auch mit Solis-ten, u.a. aus der Staatskapelle, gespielt. Ichmöchte noch anmerken, dass wir uns im-mer über neue Mitspieler, Zuhörer undSponsoren freuen!

    Die Fragen stellte Mathias Bäumel

    [email protected] (im Aufbau)�

    Jung, dynamisch, spielfreudig, zeitgenössisch

    Seit Sommer 1998 aktiv:Das »andere« akademische Orchester in Dresden,das Kammerorchester 33. Foto:Archiv Paesch

    Ein Chor, bestehend nur aus Hochschul-lehrern, das ist – zumindest nach Wissender Mitglieder – bislang einmalig in derGeschichte der TU Dresden. Allerdingssind die »Professores cantantes«, so nen-nen sich die elf Herren, keine ständige In-stitution der Uni. Man treffe sich eher spo-radisch zum gemeinsamen Singen,berichtet Dietrich Franke, Professor fürBodenmechanik und Grundbau am Insti-tut für Geotechnik, und so etwas wie dieführende Hand des Ensembles. Der 60.Ge-burtstag von Rektor Achim Mehlhorn imvergangenen Jahr, zu dem die Herren sin-gend gratulierten, brachte ihnen erstmalsöffentliche Aufmerksamkeit. Die begeister-te Resonanz veranlasste sie, ihrem gele-gentlichen Hobby weiter zu frönen. Und sogestalteten die »Professores cantantes«schließlich Ende Mai den 59. der von Pro-fessor Franke an seiner Fakultät Bauinge-nieurwesen begründeten »Hausmusika-bende«. Der Titel dieser Konzerte ist

    Programm, er unterstreicht den freilichgehobenen, aber eben nicht professionel-len Anspruch dieser kleinen Konzerte imBeyer-Bau der Uni, von denen pro Semes-ter eines stattfindet. Die singenden Profes-soren gaben dabei Volkslieder, Scherz- undTrinklieder sowie Studentenlieder zumBesten, außerdem sang die SopranistinSabine Eisold einige Solo-Stücke. Trotzdes auch dort großen Erfolges – wannstellt sich ein Hochschullehrer schon malsingend aufs Podium? – hat der Chor inabsehbarer Zeit nicht vor, solche Auftrittezu wiederholen. Was nicht mit einem ka-tegorischen »Nein« bei entsprechendenNachfragen gleichzusetzen ist. »Das En-semble versteht sich nicht als Konzertver-einigung. Wir sind ja – auch wenn einigevon uns Chorerfahrung, z.B. als ehemali-ge Kruzianer, haben – nur Laien, kennenunsere Grenzen«, begründet ProfessorFranke. Wenn sich freilich ein passenderAnlass böte ... Sybille Graf

    Uni-Unikat: Singende Professoren

    Teilnehmer fürinternationales Treffen»Ankommen in Europa«gesucht

    Junge Leute aus Dresden werden gesucht,die an der internationalen Jugendbegeg-nung an der Frauenkirche zum Thema»Ankommen in Europa – Pluralität undIdentität« vom 12. bis 23. September 2001teilnehmen möchten.

    Aus den zwölf Partnerstädten Dresdenskommen Jugendliche, um mit den jungenDresdnern ins Gespräch zu kommen,durch öffentliche Vorträge angeregt und inKleingruppenarbeit erweitert Fragen rundum Europa zu diskutieren, Erfahrungenauszutauschen und gemeinsam neue Er-fahrungen zu sammeln. Die jungen Leutewerden alle zusammen auf dem Jugend-herbergsschiff im Neustädter Hafen woh-nen und auch in der Freizeit, bei gemein-samen Festen, beim Konzertbesuch oderbei Ausflügen in die Sächsische Schweiz,nach Meißen und bei der deutsch-polni-

    schen Exkursion nach Görlitz die Möglich-keit haben, sich gegenseitig kennen zu ler-nen.

    Interessenten, die an der Begegnungteilnehmen möchten, sollten mindestens18 Jahre alt sein und gute Englischkennt-nisse haben, damit sie sich mit den Ju-gendlichen aus den Partnerstädten wirk-lich austauschen können. Für dieUnterkunft, Verpflegung und das Pro-gramm wird ein Unkostenbeitrag von 150Mark verlangt.

    Weitere Information und Anmeldefor-mulare erhalten die Dresdner im Evange-lisch-Lutherischen StadtjugendpfarramtDresden beim Stadtjugendpfarrer, Chris-toph Stolte, Hauptstraße 23, Telefon(03 51) 8 04 54 06.

    Veranstaltet wird die internationale Ju-gendbegegnung vom Pfarrbüro Frauenkir-che, vom Landesjugendpfarramt Sachsen,vom Evangelisch-Lutherischen Stadtju-gendpfarramt Dresden und von der Lan-deshauptstadt Dresden.

    Landesbischof Volker Kreß und DresdensOberbürgermeister haben die Schirmherr-schaft übernommen. K. S.

    Begegnung mit jungen Leuten ausden zwölf Partnerstädten Dresdens

    Radio Körner

    2/60

    LBS1/123

    Professor Hans-Heinrich Trute eröffneteam 25. Juni eine Posterpräsentation imEingangsbereich des Rektorats. Mit dengleichen Postern hat die TU Dresden am28. Mai 2001 wichtige Teile aus ihrerGleichstellungsarbeit der BundesministerinEdelgard Bulmahn und einer interessiertenÖffentlichkeit in Bonn vorgestellt. Nunwird sie auch den Mitgliedern und An-gehörigen der TU Dresden sowie allen Be-sucherinnen und Besuchern des Rektorateszugänglich gemacht.

    Die einzelnen Poster beleuchten folgen-de Themen recht anschaulich:

    Übersicht über die Gleichstellungsar-beit, Frauen in der Geschichte der TU Dres-den, Personalentwicklung 1996 – 2000,Studentinnen an der TU Dresden,Sommeruniversität in Mathematik, Natur-und Ingenieurwissenschaften sowie Eva-luation, Qualitätsentwicklung und -siche-rung in sächsischen Frauenprojekten undKoordinierungsstelle Gender Studies.

    Dr. Karin Reiche

    Gleichgestellt? Ausstellung vonPostern zur TU-Frauenarbeit

    Wieder Sommerunian der TU Dresden

    In diesem Jahr bietet die TU Dresden zumvierten Mal die Sommeruniversität in Ma-thematik, Natur- und Ingenieurwissen-schaften an. Am 25. Juni begann die ersteProjektwoche – die Woche, die allein denAbiturientinnen vorbehalten ist. Es folgennach dem 16. Juli drei weitere Wochen fürSchülerinnen und Schüler.

    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmeran der Sommeruniversität haben somit ei-ne hervorragende Gelegenheit, die Univer-sität kennen zu lernen und mehr über aus-gewählte Studiengänge zu erfahren. Es istaber auch eine Chance, mit Studentinnen,Studenten, Professorinnen und Professorensowie anderen in der Lehre und Wissen-schaft Beschäftigten ins Gespräch zu kom-men, in die Laboratorien und hinter dieKulissen zu schauen.

    Das Programm ist vielfältig: Vorlesun-gen und Informationsveranstaltungen, Ex-kursionen oder fachliche Demonstration.Die StudentInnen in spe erhalten Einblickin das Studium generale an der TU Dres-den. Sie können die Universitätsbibliothek,das Media Design Center, das Universitäts-sportzentrum, das Studentenwerk u. a.kennen lernen. Die Exkursionen zu Infine-on Technologies Dresden und in die Forst-stadt Tharandt werden ihnen bestimmt ge-fallen. PI

    Professor Ralf Wittnun Emeritus

    Am 27. Juni hat Professor Ralf Witt seineAbschiedsvorlesung zur Emeritierung ge-halten. Er war seit 1993 Inhaber derProfessur Wirtschaftspädagogik an der Fa-kultät Wirtschaftswissenschaften der TUDresden. Durch seine Arbeit erwarb er sichgroße Verdienste beim Aufbau der Profes-sur und des Studiengangs Wirtschafts-pädagogik. Von 1994 bis 1997 war erDekan der Fakultät Wirtschaftswissen-schaften. Er hat maßgeblichen Anteil ander Entwicklung der Fakultät. ae/ke

    Carsten Beichler (l.) befasste sich in seiner Promotion mit dem Leben und Wirken vonDr. med.Wulf Vater (r.), dem Entdecker der pharmakologischen Wirkung der Dihydro-pyridine. Foto: Fiedler

    Promovend und sein »Thema«

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 6

    Imbau1/100

    Stadtsparkasse2/90

    Probleme und Trends derWasserqualität aus Wäl-dern umfassend diskutiert

    »Gewässerversauerung – quo vadis?« wardas Thema eines interdisziplinären Work-shops mit Teilnehmern aus Deutschland,Polen und Tschechien. Die Tagung, dievom Institut für Bodenkunde und Stand-ortslehre (Fakultät für Forst-, Geo- undHydrowissenschaften) gemeinsam mit demGeographischen Institut der UniversitätLeipzig im Dresdner »Blockhaus« organi-siert wurde, führte Vertreter aus unter-schiedlichen wissenschaftlichen Einrich-tungen, staatlichen Umweltverwaltungensowie der wasser- und forstwirtschaftlichenPraxis zusammen.

    Versauerung äußert sich nicht allein ineinem tiefen pH-Wert, sondern auch in ei-ner verringerten Kapazität zur Säureneu-tralisation sowie erhöhten Konzentratio-nen potentiell toxischer Metalle, besondersvon Aluminium. Das Phänomen wurde vorrund 25 Jahren in Skandinavien und Tei-len Nordamerikas als gravierendes Um-weltproblem erkannt und seither intensiverforscht. In Mitteleuropa stand es zumeistim Schatten der Waldschadensdiskussion.Wasserwirtschaftlich relevant ist Versaue-rung überall dort, wo Gewässer aus Ein-zugsgebieten mit sauren Böden und puf-ferschwachen Gesteinen – vornehmlichunter Waldbestockung – für die Trinkwas-serversorgung genutzt werden. Gerade imErzgebirge mit seinen vielen Talsperrensind solche Bedingungen auf großerFläche vorhanden. Um versauerte Wässerden gültigen Standards entsprechend auf-zubereiten, sind deshalb beträchtlichetechnische Aufwendungen erforderlich. Inbetroffenen Bächen und Seen ist das che-mische Milieu häufig so weit verändert,dass z.B. Fische dort nicht mehr existierenkönnen.

    Aus den Vorträgen wurde deutlich, dassder Eintrag von Schwefel als Hauptursacheder Versauerung seit Anfang der 90er Jahrestark zurückgegangen ist. Parallel dazusind Anzeichen einer allmählichen Erho-lung des Gewässerzustandes erkennbar. DerTrend ist einerseits klarer Erfolg verschärf-ter gesetzlicher Regelungen (z.B. Groß-feuerungsanlagenverordnung, TA Luft),zum andern aber auch Konsequenz der so-zioökonomischen Veränderungen seit derpolitischen Wende. So sank die Schwefel-

    Emission, die hauptsächlich aus der Ver-brennung von Braunkohle stammt, in al-len Ländern des ehemaligen »SchwarzenDreiecks« beträchtlich. Allerdings sindnach wie vor regionale Unterschiede fest-stellbar. Da mit der Entschwefelung gleich-zeitig aber auch der Ausstoß säureneutrali-sierender Flugaschen und Stäube reduziertwurde, ging die Säurebelastung nichtüberall in gleicher Weise zurück. Unklar-heit besteht heute v.a. in der Frage, wie sichdie in den Böden akkumulierten Schwefel-mengen künftig verhalten. Gerade wegenseines ausgeprägten »Langzeitgedächtnis-ses« sind die chemischen und biotischenUmsetzungen im Boden entscheidend fürdie Prognose künftiger Entwicklungen.Denn eine Wiederfreisetzung von Schwefelwürde das Problem saurer Gewässer lang-fristig erhalten.

    Die Einbeziehung komplexer Bodenpro-zesse in biogeochemische Simulationsmo-delle ist bislang nur unzureichend gelun-gen. Dementsprechend sind Prognosenüber die künftige Entwicklung der Wasser-qualität gegenwärtig noch recht unsicher.Dies gilt besonders für Umsetzungen imStickstoff-Kreislauf. Im Gegensatz zumSchwefel sind die atmosphärischen Einträ-ge dieses Hauptnährelements (Quellen: In-dustrie, Verkehr, Landwirtschaft) in denletzten Jahren annähernd gleich geblieben.Inwieweit Waldökosysteme eine Stickstoff-Überdüngung über die Luft künftig weiter-hin abpuffern können, bleibt offen. Erhöh-te Nitrat-Austräge sind an einzelnenStandorten erkennbar. Daraus lässt sichaber kein genereller Trend oder gar eineFlächenaussage ableiten. Aus diesemGrund ist eine langfristige Umweltbeob-achtung auch künftig unverzichtbar. Dennerst anhand solcher Zeitreihen lassen sichdie verschiedenen Rechenmodelle objektivvergleichen und hinsichtlich ihrer Progno-sekraft bewerten.

    Auf der Exkursion zu Versuchsflächenim Erzgebirge (Forstamt Altenberg) wur-den Messtechnik und praktische Maßnah-men gegen die Boden- und Gewässerver-sauerung vorgestellt und diskutiert. Diedurch das Sächsische Ministerium für Um-welt und Landwirtschaft geförderte Fallstu-die kombiniert Langzeitbeobachtungen derLandesanstalt für Forsten mit prozessorien-tierten Studien der TU Dresden (Tha-randt). Die Arbeiten laufen in enger Ko-operation mit dem lokalen Forstbetrieb.Umfassend untersucht werden hier auch

    die Auswirkungen der Waldkalkung. DieseBodenschutzmaßnahme, die in der forstli-chen Praxis inzwischen weite Verbreitunggefunden hat, wird hinsichtlich ihrer Wirk-samkeit und möglichen Risiken für dieWasserqualität kontrovers diskutiert. Einevergleichsweise rasche Verbesserung ver-spricht die Zugabe von Puffersubstanzendirekt ins Gewässer. Allerdings wird die aufunmittelbare Symptombekämpfung ausge-richtete Technik wohl nur in Einzelfällenanwendbar sein. Deshalb war man sich aufdem Workshop einig, dass der Versaue-rungsproblematik nur durch ein ganzesBündel gezielter Maßnahmen wirkungs-voll begegnet werden kann. Hierzugehören neben fortgesetzten Anstrengun-gen in der Luftreinhaltung auch einestandörtlich differenzierte Kalkungspraxis.Wachsende Bedeutung kommt dem seitJahren eingeleiteten Waldumbau von Na-delbaum-Reinbeständen in reich struktu-rierte Mischwälder zu. Experimentelle Da-

    ten belegen, dass Wälder mit einem höhe-ren Laubholzanteil weniger Säuren aus derLuft auskämmen, was die Bodenbelastungdeutlich herabsetzt. Außerdem ist inMischwäldern wegen der dort intensiverenDurchwurzelung des Unterbodens der Aus-trag unerwünschter Stoffe ins Gewässer ge-ringer.

    Die grundlegenden Veränderungen imnachhaltigen Umgang mit der Naturres-source Wasser, wie sie die neue EU-Rah-menrichtlinie mit sich bringen wird, erfor-dern künftig eine noch stärkereKooperation zwischen Forstwirtschaft undWasserversorgung. Die Notwendigkeit in-tensiverer Kontakte, die bis hin zu einem»strategischen Bündnis« reichen können,kam auf dem Workshop jedenfalls ein-drucksvoll zum Ausdruck.

    Professor Karl-Heinz Feger

    E-Mail: [email protected]

    Saurer Boden –saures Wasser

    Böden haben ein »chemisches Langzeit-Gedächtnis«. Für Umweltprognosensind deshalb detaillierte Kenntnisse der komplexen Reaktionsmuster erforder-lich. Dr. M. Abiy bei der Erläuterung eines typischen Bodenprofils auf den TU-Versuchsflächen im Erzgebirge.

    Umlauft1/50

    Uhlig1/30

    Befragung derTU-LehrendenVon der Professur für Mikrosoziologie derTU Dresden (Karl Lenz) wird in diesen Ta-gen eine Befragung von Lehrenden der TUDresden zur Einschätzung der Lehr- undStudiensituation, der beruflichen Zufrie-denheit, Fortbildungsinteressen und zurHochschulpolitik durchgeführt. Die Hoch-schulleitung unterstützt dieses For-schungsvorhaben ausdrücklich und bittetalle ausgewählten Lehrenden, die kurzenFragebögen bis zum 15. 7. per Hauspost anProfessor Karl Lenz, Institut für Soziologie,zu senden.

    Die repräsentative Zufallsauswahl derzu befragenden Lehrenden wurde durchdas Dezernat Personal in Anlehnung andie im vergangenen Jahr durchgeführteImageanalyse der TU Dresden vorgenom-men. Die Befragung erfolgt mit Genehmi-gung des Datenschutzbeauftragten der TUDresden und mit Unterstützung des Perso-nalrates.

    Eine Zusammenfassung der Ergebnissesoll zu gegebenem Zeitpunkt im Univer-sitätsjournal veröffentlicht sowie über dieDekanate den Fakultäten zugeleitet wer-den. R. K.

    Top-Informatik

    Die Informatik der TU Dresden bereitetsich intensiv auf das Wintersemester vor:Es wird ein starker Studentenjahrgang er-wartet, und das aus gutem Grund – die Ab-solventen können sich ihren Berufseinstiegaus vielen Angeboten aussuchen, und dieStudienbedingungen in Dresden sind ideal.

    »Wir haben höchst innovative Studien-angebote, besonders die Medieninformatikmit modernster Multimedia-Infrastruktur,aber auch die zahlreichen Vertiefungsmög-lichkeiten in der traditionellen Informatikbis hin zu technischen Schwerpunkten wieder Informationssystemtechnik«, so derDekan der Informatik-Fakultät, ProfessorAlexander Schill. »International kompa-tible Abschlüsse wie Bachelor und Mastersind bei uns seit langem selbstverständlich.Und auch unsere Laborinfrastruktur ist aufdem modernsten Stand und garantiert einindividuelles Studium. Für das Winterse-mester ist ferner ein weiterer Ausbau derGerätetechnik und des Tutorenprogrammszur gezielten Übungs- und Praktikumsbe-treuung geplant«, betont er weiter.

    Eine ganz aktuelle Entwicklung wirdauch langfristig die Position unter denInformatik-Spitzenfakultäten weiter unter-mauern: Es gibt die Zusage des Finanzmi-nisteriums und des Wissenschaftsministeri-ums, rasch einen Informatik-Neubau imCampus zu realisieren. Schon jetzt werdenviele der wichtigen Vorlesungen dort vorOrt im Hörsaalzentrum und in eigens hier-für bereitgestellten Übungsräumen durch-geführt. Die Fakultät weiß das zu schätzen:»In den Gesprächen mit der Uni-Leitungund den Ministerien konnten wir in vor-bildlich kurzer Zeit einen Durchbruch be-züglich des Neubaus erzielen. Dies beweistein großes Maß an Flexibilität seitens un-serer Verwaltung.« Silvia Kapplusch

    Die 7. Konferenz der Assoziation Techni-scher Universitäten Mittel- und Osteuropas(AMO) tagte vom 19. bis 24. Juni 2001 anden TU Ilmenau und Dresden. Diskutiert

    wurden Fragen der Finanzierung der Stu-denten- und Wissenschaftlermobilität, diegegenseitige Anerkennung von Studienlei-stungen (ECTS) sowie die wachsende Rolle

    der jeweiligen Akademischen Auslandsäm-ter. Mitglied der AMO sind 32 Hochschulen,unter ihnen 14 Partneruniversitäten derTU Dresden. ke

    Vertreter mittel- und osteuropäischer Unis tagten an der TUDSie wollen inserieren?

    Telefon: (03 51) 31 99 - 26 70

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 7

    LDVH2/60

    farbig

    Vor 150 Jahren, am 17. Juni 1851,wurde die Cotta-Büste auf dem Königsplatz im Forst-garten der damaligen Tharandter Forstakademie aufgestellt. Sie erinnert an HeinrichCotta (1763-1844). Er war erster Direktor der Königlich Sächsischen Forstakademieund erwarb sich bleibende Verdienste um das mitteleuropäische Forstwesen. Der »Va-ter des Waldes« war bei seinen Schülern überaus beliebt. Noch heute zeigen sich dievom berühmten Dresdner Bildhauer Professor Ernst Rietschel geschaffene Büste undder Platz im Forstbotanischen Garten der TU Dresden nahezu unverändert den Besu-chern. ke Foto:Weiß

    150 Jahre bronzener Cotta

    Walddorfschule2/59

    Erstmalig wurde das Verhalten von Lebens-mitteln beim Ultraschall-Schneiden unter-sucht. Das Institut für Lebensmittel- undBioverfahrenstechnik an der TU Dresdenhat aus eigener Initiative diese längst fälli-ge Analyse des Verhaltens zwischenSchneidgut und Trennwerkzeug beim Ul-traschall-Schneiden in diesem Semesternach zwei Jahren abgeschlossen. Das Pro-jekt wurde von der Deutschen Forschungs-gemeinschaft gefördert.

    Dieses Verfahren stammt aus der Kunst-stoffindustrie und wird seit etwa fünf Jah-ren in der Lebensmittelindustrie ange-wandt. Bisherige Defekte konnten kaumeindeutig erkannt werden, da eine grund-legende Untersuchung chemischer undphysikalischer Vorgänge fehlte. Nun wurdeerstmalig von zwei Mitarbeitern der TUDresden herausgearbeitet, welche Prozess-parameter in der Anwendung besondersgeeignet sind. Das Ultraschall-Schneidenwird nach Angaben von Yvonne Schneider,

    Mitarbeiterin am Institut für Lebensmittel-und Bioverfahrenstechnik der TU Dresden,bereits vermehrt eingesetzt.

    Gerade bei schneidtechnisch problema-tischen Stoffen wie gefrosteten, cremigen,spröden Lebensmitteln und Backwaren er-reichen konventionelle Schneidtechnikenwie das Hochgeschwindigkeitsschneidenhäufig ihre Grenzen. Das Ultraschall-Schneiden verursacht in der Praxis zwarhöhere Kosten, aber bei den genanntenProdukten kann durch Verwendung her-kömmlicher Verfahren oft kein technolo-gisch befriedigendes Ergebnis erzielt wer-den. Die Lebensmittel geraten während desSchneidens aus ihrer Form oder werden so-gar zerstört.

    Beim Ultraschall-Schneiden wird dem»normalen« Trennvorgang eine hochfre-quente Schwingbewegung überlagert.Demnach wird an der Trennfläche mittelsUltraschall zwischen Werkzeug und Stoff(Lebensmittel) ein »zusätzlicher Schneid-

    vorgang« produziert. Dieser häufige Wech-sel von Ablösung und Kontakt sorgt für ei-ne geringe Verformung und für wenigerBrüche der Lebensmittel.

    Aber wie fast jede Technik hat auch dasUltraschall-Schneiden seinen Horizont.Zum einen lässt die erwünschte Wirkungunter anderem bei wenig wärmestabilenMaterialien wie zum Beispiel Käse nach.Zum anderen hält die hohe Qualität diesesVerfahrens großen Geschwindigkeitennicht stand. Je schneller geschnitten wird,desto geringer sind die Effekte des Ultra-schall-Schneidens.

    Laut Yvonne Schneider gibt es für dasverbesserte Ultraschall-Schneiden bereitsneue Interessenten. Zur Herstellung vonMüsliriegeln und Cremebackwaren sowiezum Zerteilen von gefrosteten Torten solldieses nun noch hochqualifiziertere Ver-fahren demnächst genutzt werden. Die in-vestierten 175 000 Mark scheinen sich ge-lohnt zu haben. Dörte Grabbert

    Wenn Lebensmittel mittelsUltraschall geschnitten werden

    Werkstatt 21:Welches Verhältnis habendie drei großen»Buchreligionen« zumtechnischen Fortschritt?Ein Gespräch mit ProfessorBassam Tibi zum Islam

    Im Zeitalter des tech-nologischen Fort-schritts kommt nichtselten die Frage nachder Vereinbarkeitneuer Technologienmit ethischenGrundwerten auf.»Gegner« der neue-sten Entwicklungen,gerade im Bereich

    der Genforschung, scheinen religiöse Ge-meinschaften zu sein. Unter diesen ge-winnt der Islam, als eine der drei Buchreli-gionen, immer mehr an Bedeutung. UJsprach daher mit Prof. Bassam Tibi vonder Universität Göttingen, einem der re-nommiertesten Islam-Experten Deutsch-lands, über das Verhältnis von Islam undtechnischem Fortschritt.

    Wie sieht der Islam in seiner heiligenSchrift den Fortschrittsgedanken?

    Vorab möchte ich gerne anmerken, dass– entgegen dem weitverbreiteten Wunsch-denken – kein Weltethos existiert. Denn jedeReligion hat ihren eigenen Ethos und ihr ei-genes Weltbild, mit dem ein eigener Fort-schrittsbegriff korreliert. Der neuarabischeBegriff für Fortschritt lautet »taquddum«.Dieser kommt zwar im Koran nicht vor, abernach orthodoxer Auslegung bedeutet Fort-schritt die Wiederherstellung des islami-

    schen Stadtstaat-Modells von Medina. Demislamischen Glauben zufolge war Moham-med das Siegel der Propheten, nach dessenTod 632 die Offenbarung abgeschlossen war.Der orthodoxe Islam ist insofern eine rück-wärtsgewandte Utopie, als dass er das Modellvon Medina (622 - 630) als ideale Staats-form wiederherzustellen sucht.

    Muss man eine Unterscheidung tref-fen zwischen Islamisten in Europa undjenen aus den traditionellen Herkunfts-ländern?

    Innerhalb der muslimischen Gemein-schaft muss man grundsätzlich zwischenFundamentalisten, Orthodoxen (Schrift-gläubigen) und modernen Reform-Musli-men unterscheiden, die in verschiedenenLändern außerdem unterschiedliche Merk-male aufweisen.

    In Deutschland zum Beispiel leben inder Mehrzahl Muslime, die aus ländlichenund ärmeren Gebieten stammen und einrelativ niedriges Bildungsniveau haben.Diese sind zu einem großen Teil als tradi-tionell einzustufen. Der Anteil der Funda-mentalisten in Deutschland beträgt knappfünf Prozent der gesamten hier lebendenislamischen Gemeinschaft. Die Reform-Muslime hingegen sind nur mit etwaeinem Prozent vertreten. Sie sind eher inwissenschaftlichen und intellektuellenKreisen anzusiedeln. Auch die Fundamen-talisten haben oft einen hohen Bildungs-stand, wenden sich aber gegen Reformenim Islam. Von der Einstellung gegenüberReformen ist auch abhängig, inwieweittechnische Veränderungen akzeptiert wer-den.

    Wie stehen die einzelnen Gruppenvon Muslimen zu neuen technologischenEntwicklungen wie der Gen- und Krebs-forschung?

    Wissenschaft und Technologie sind zwarProdukte der kulturellen Moderne Euro-pas, aber gewisse Errungenschaften lassensich von den ihnen zugrundeliegendenwestlichen Weltbildern abkoppeln. Die Isla-misten wollen zwar Wissenschaft undTechnologie übernehmen, nicht aber denihnen inhärenten Geist. Dies ist der islami-sche Traum von einer halben Moderne. Ei-ne solche nur partielle Übernahme ist in-sofern problematisch, als dass hinter jeder

    Wissenschaft eine ganz bestimmte Ethikund ein spezifisches Weltbild steht. Bei derGentechnologie lautet die Antwort der Isla-misten klar nein. Moderne Techniken wieComputer, Videos etc. werden zwar genutzt,bei der Gentechnologie aber handelt essich nach orthodoxer und fundamentalis-tischer Auffassung um einen Eingriff in dieSchöpfung. Nach islamischem Glauben istder Mensch ein Geschöpf Gottes und indessen Schöpfung darf er sich nicht einmi-

    schen; nur Allah (»al-khaliq«) darf schöp-ferisch tätig werden. Geht es allerdings al-lein um die Heilung von Menschen, dannbejahen alle Muslime diese Entwicklungengleichermaßen, wobei auch hier die Gren-zen fließend sind. Technologien, bei denenes sich um einen Eingriff in die Gene desMenschen handelt, werden kategorisch ab-gelehnt.

    Wie verhielt sich der Islam in der Ver-gangenheit zu technischen Neuerungen?

    Zwischen dem 9. und 12. Jahrhundertwaren die Länder des Islam am höchstenentwickelt. Zu dieser Zeit gab es die beidenentgegengesetzten islamischen Strömun-gen des Rationalismus und der Orthodo-xie. Erst mit dem Beginn der Moderne im19./ 20. Jahrhundert hat sich auch die is-lamische Gesellschaft weiter ausdifferen-ziert. Im Rahmen des Kolonialismus wur-den die islamischen Länder mit denErrungenschaften der europäischen Mo-derne konfrontiert, deshalb wurden Endedes 19. und Anfang des 20. JahrhundertsRufe nach Reformen des Islam laut. Diese»alte« islamische Reformbewegung schei-terte allerdings und der Islam war nicht inder Lage, sich an das industrielle Zeitalteranzupassen. In den 20er und 30er Jahrenbis 1967 wurde in der »nationalistischenBewegung« nochmals der Versuch einerReformierung des Islam unternommen,die eine Öffnung nach Europa und einedamit verbundene Trennung zwischen Po-litik und Religion anstrebte. Mit der ver-nichtenden Niederlage im »Sechs-Tage-Krieg« gegen Israel scheiterten dieseHoffnungen. Zu diesem Zeitpunkt beganndie Politisierung des Islam. Der Grundsatzlautet von nun an bei vielen: Wenn wiruns vom Islam wegbewegen, sind wirschwach. Das Gespräch führte

    Dörte Grabbert.

    Nicht der Mensch, sondern nur»al-khaliq« darf schöpferisch tätig sein

    Prof.Bassam Tibi.

    Der Felsendom, die berühmte Moschee im Tempelbezirk von Jerusalem, symbolisiertfür viele Besucher der »Haupstadt« der drei großen Buchreligionen den Islam. Er wur-de 688 bis 691 vom Kalifen Abd Al Malik erbaut und gilt als Hauptheiligtum des Islam.

    Universitätssportim Sommer

    In der vorlesungsfreien Zeit bis Ende Som-mersemester 2001 Anfang Wintersemester2001/2002 (16.7. bis 5.10.) ist das Sport-treiben jeden Mittwoch von 16.40 bis 22.25Uhr in den Sporthallen an der NöthnitzerStraße unter Aufsicht eines Unterrichtsbe-auftragten möglich. Für alle übrigen Zei-ten und TU-Sportstätten sind differenzierteFestlegungen getroffen worden, deren In-halte den örtlichen Aushängen entnom-men werden können. Infos beim USZ! PI

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 8

    TU-WissenschaftleruntersuchenÖko-Tourismus-Steuerauf den Balearen

    Die Professur für Tourismuswirtschaft vonProfessor Walter Freyer ist im Rahmen ei-nes Forschungsprojektes seit Anfang desJahres für das balearische Tourismus-ministerium in verschiedene Untersuchun-gen über den deutschen Tourismusmarkteingebunden.

    Die Tatsache, dass die einzelnen Pro-jektbausteine wissenschaftliche Fragestel-lungen mit aktuellen tagespolitischen ver-binden, macht dieses Projekt besondersinteressant. Entstanden ist dieses Projektaus einer seit 1996 bestehenden Hoch-schulpartnerschaft zwischen der Universi-tat de les Illes Baleares, Mallorca, (UIB)und der TU Dresden. Während in den letz-ten Jahren ein reger Studierenden- undWissenschaftleraustausch zwischen derspanischen und deutschen Universität imVordergrund der Partnerschaft stand, istdies die erste praktizierte Forschungsko-operation. Die Analysen zu den wirtschaft-

    lichen Effekten einer touristischen Öko-Steuer und zu den Reaktionen innerhalbder deutschen Bevölkerung stellen die bis-herigen Schwerpunkte der Arbeit dar. ImRahmen der repräsentativen, touristischenUntersuchung »Reiseanalyse« wurden zir-ka 6000 Personen ab 14 Jahren zu ihrerMeinung hinsichtlich einer touristischenUmweltabgabe befragt. Die Ergebnisse zei-gen, dass es in der deutschen Bevölkerungeine breite Zustimmung zu einer potenzi-ellen Öko-Tourismus-Steuer gibt. Fürsieben von zehn Deutschen stellt es keinProblem dar, geringfügig mehr Geld fürihre Reise zu zahlen, sofern dieses Gelddem Umweltschutz zugute kommt. Nurzehn Prozent würden auf Grund einer tou-ristischen Steuer von zirka einem Euro proPerson und Tag ihre Urlaubsentscheidungfür das jeweilige Zielgebiet voraussichtlichändern. 20 Prozent sind unentschlossen.Weitere Forschungsfelder beschäftigen sichmit Imagefragen und einem Monitoring-System für die Balearen. Hierbei stehen dieErmittlung des Images der Balearen alsGanzes und der verschiedenen baleari-schen Inseln sowie die Beobachtung desdeutschen Tourismusmarktes auf derAgenda. gr/fy

    Sollen »Touris« für dieUmwelt zahlen?

    Auch El Arenal – von vielen Deutschen geliebter »Teutonengrill« – könnte ökobesteuert werden. Foto: fy

    Wo urlauben gegenwärtigeund künftige TU-Promis?

    Wohin zieht es den Professor für Frank-reichstudien und Frankophonie im Urlaub?Richtig, Ingo Kolboom fährt frank undfrei für drei Wochen ins Land der Tricolore.Das Ferienhaus in der Bretagne wartetschon auf ihn, seine Frau und die beidenKinder. Vielleicht begegnet er ja FamilieHelemann. Wieso? Siehe unten. Gut beratenist sicher auch Katarina Schwarz mitihrem Urlaubsziel. Die Chefin der ZentralenStudienberatung bereist im Van das Balti-kum samt Kurischer Nehrung, Finnlandund Schweden. Ob drei Wochen ausreichen?Geschlafen wird im Auto, bewacht vom klei-nen Plüschelch im Cockpit. Ausgefallenmag es der amtierende Leiter des Unimarke-tings, Frank Seidel. Nein, der Urlaub fälltnicht aus, sondern die Wahl fiel dieses Jahrauf Island. Von Reykjavik aus erkundet dieFamilie das Land der Geysire per Off-Road-Tour im Geländewagen. Wenn es nichtmehr weiter geht, wird flugs das Zelt zurÜbernachtung aufgebaut. Diese Problemehat Rektor Achim Mehlhorn nicht. Erzeigt seinen Enkeln erst Thüringen unddann Mecklenburg. Österreich hingegen hates der Personalratschefin angetan. Dr.Astrid Schindler bereiste voriges Jahr be-reits Osttirol, heuer ist für 14 Tage die Ge-gend um Graz samt der südsteirischen

    Weinstraße dran. Etwas nördlicher verlebtProfessor Dieter Fichtner seinen Urlaub.Als Professor für Produktionsautomatisie-rung und Steuerungstechnik steuert er sei-nen PKW Ende August nach Vechta in denBayerischen Wald. Der Direktor des Institutsfür Angewandte Informatik, Professor Wolf-gang Wünschmann, entscheidet sich erstkurzfristig. Als alter Campingfreund weiß er,dass letztlich die Großwetterlage alles ent-scheidet. Auto und Wohnwagen werdendemzufolge erst angeschirrt, wenn Klärchenausdauernd lacht. Dann werden auf alleFälle dänische oder italienische Gewässerbevölkert. Frau Dr. Waltraud Voss, UJ-Au-torin mit hohen Geschichtskenntnissen, willes in der Hohen Tatra wissen. Per Bahn reistsie nächsten Monat in ein privates Quartiernach Tatranska Lomnica. Auf Paprika undPuszta freut sich Dr. Joachim Born. Er er-kundet mit seiner Frau das Land der Magya-ren. Seinem Namen als Leiter des Lateina-merikazentrums der TU macht er erst imSeptember alle Ehre. Dann führen ihndienstliche Pflichten nach Brasilien, Urugu-ay und Argentinien. Und was hat FamilieKolboom mit Familie Helemann zu tun?Klar, auch die Leiterin des AkademischenAuslandsamts Marion Helemann machtzwei Wochen die Bretagne unsicher undstattet anschließend Belgien einen Besuchab. Allen genannten und ungenannten Ur-laubern wunderschöne Tage!

    Karsten Eckold

    Bretagne, Pusztaund Geysire

    Bei solch einem Urlaubsanblick verschmerzt man auch die wochenlange Trennung vonder Uni :Monolithos auf der griechischen Insel Rhodos. Foto:UJ/Eckold

    Kaum eine Einrichtung in Dresden enga-giert sich derart erfolgreich und praktischwirksam für nichtdeutsche Dresdner wieder Verein Studentische ArbeitsvermittlungSTAV e. V. »Etwa 40 Prozent der bei uns re-gistrierten Studenten sind nichtdeutscherHerkunft«, erläutert Lucienne Winkler vonder STAV, »und zirka 70 Prozent der erfolg-reich vermittelten Jobs gehen an unserenichtdeutschen Studenten.« Damit dürftedie STAV diesbezüglich Spitze sein.

    Finanziert aus eigener Jobvermitt-lungstätigkeit und aus Zuschüssen des Stu-dentenwerkes sowie der Studentenräte derTU und der HTW Dresden kümmern sich

    die 25 Vereinsmitglieder darum, dass Stu-dierende, die das wollen, durch das Jobbenihr Studium (teil)finanzieren können. Biszur Gegenwart umfasst die Arbeitgeberdateides STAV sage und schreibe 5179 Unterneh-men, und jährlich wurden zwischen einund anderthalb Tausend Jobs erfolgreich(2000: 2895 Vermittlungen, davon 1332 er-folgreich) vermittelt. »Am meisten habenwir mit Jobs in der IT-Branche, im Bauge-werbe, in der Gastronomie und im Privat-bereich (z.B. Umzüge) zu tun«, sagt Lu-cienne Winkler. »Dabei ist unsere Arbeitnicht gerade unkompliziert«, erläutert sieweiter. Speziell im Baugewerbe, das ja we-

    gen des Vorwurfes der Schwarzarbeit einschlechtes Image hat, wollen Frau Winklerzufolge manche Unternehmen gleich imVorhinein Verdächtigungen vermeiden unddeswegen keine Arbeitskräfte nehmen, die»ausländisch« aussehen. Hier sei nichtAusländerfeindlichkeit der Hintergrund,sondern das Bestreben der Unternehmen,gar nicht erst in die Mühlen der ständigenKontrollen zu gelangen. (Als aktuelle Pa-rallele könnte die Situation in Görlitz ste-hen. Seit der Verurteilung eines Taxifahrerswegen angeblicher Schleuserei wollen vieleTaxifahrer keine dunkelhäutigen Fahrgäs-te mehr befördern – nicht, weil die

    »Droschkenkutscher« ausländerfeindlichwären, sondern weil sie dem Druck ausdem Wege gehen und Verdächtigungengleich von Anfang an vermeiden wollen.)In der STAV wurde und wird offen über sol-che Probleme diskutiert. Und konfrontiertwerden die studentischen Arbeitsvermittlermit Problemen, die ihnen die Verhältnisseeingebrockt haben. »Im Juli 1997 wurdegemeinsam mit etwa dreißig nichtdeut-schen Studenten darüber diskutiert, wie dieSTAV mit Stellenangeboten umgehen soll-te, durch die Nichtdeutsche sich diskrimi-niert fühlen können«, sagt Winkler. Denallermeisten ausländischen Kommilitonen

    war es lieber, von vornherein Klarheit überdie Wünsche und Bedingungen des etwai-gen Arbeitgebers zu haben. Dass die STAV,in der übrigens einige ausländische Stu-dierende Mitglied sind, diese schwierigenSituationen sehr gut meistert, belegen dieFakten: Wer hilft gegenwärtig diesbezüg-lich und ganz praktisch den ausländischenStudenten besser als die STAV? Wohl nie-mand. »Sowohl die meisten ausländischenStudenten als auch der allergrößte Teil derArbeitgeber sind mit dem Vermittlungsbild,das sich aus unserer Arbeit ergibt, sehr zu-frieden«, betont Lucienne Winkler.

    Mathias Bäumel

    Studentische Arbeitsvermittlung hilft erfolgreich ausländischen Studenten

    Dienstjubiläum Monat Juli

    40 JahreAnnelies Fischer,Klinik/Poliklinik für Dermatologie

    25 JahreIngeborg Schäfer,Institut für ProduktionstechnikDr. Hubert Weier,Institut für BauklimatikHannelore Biesenack,Institut für Theoretische Grundlagen derFahrzeugtechnikBrigitta Grünberger,Fakultät ElektrotechnikAndreas Langer,Elektrotechnisches InstitutProf. Dr. Reinhard Dietrich,Institut für Planetare GeodäsieProf. Dr.Thomas Wolff,Institut für Physikalische Chemie undElektrochemieDr. Inge Witte,Institut für Feinwerktechnik

    Allen genannten Jubilaren herzlichen Glückwunsch.

    Preisgekrönte Chemiker

    Den Professor-Schwabe-Preis 2001 erhiel-ten Dr. Martin Wulf für seine Dissertationund Thomas Schmidt für seine Diplomar-beit. Der Preis ist eine Auszeichnung fürjunge Nachwuchswissenschaftler der TUDresden auf dem Gebiet der PhysikalischenChemie und Elektrochemie. PI

  • 12. Jahrgang Universitätsjournal 13/2001 Seite 9

    Am 1. Mai 2003 kann die heutige Techni-sche Universität Dresden auf eine 175-jährige Geschichte zurückblicken. Sienimmt dieses Ereignis zum Anlass, dasJahr 2003 zu einem Festjahr zu gestalten.Der Rektor hat zur inhaltlichen Vorberei-tung einen Arbeitsstab aus 16 Angehörigender Universität berufen, der dem Rektorats-kollegium einen Maßnahmeplan vorschla-gen soll.

    Um die Öffentlichkeit der Universitätnoch rechtzeitig vor der Sommerpause zuinformieren, legt dieses Gremium seinenArbeitsstand in Kurzform dar und bittetdie Studierenden, Mitarbeiter und Profes-soren der TU Dresden, sich mit klugenIdeen, Anregungen zur Gestaltung desFestjahres und Hinweisen auf weitere Ver-anstaltungen, die sich für eine Aufnahmein den Kalender des Festjahres eignen, an

    der Vorbereitung unseres Jubiläums zu be-teiligen. Das Jubiläum soll einerseits denRückblick auf die wechselvolle Geschichteunserer Alma Mater Dresdensis und eineVorstellung ihres heutigen Wirkens in For-schung und Lehre ermöglichen, anderer-seits aber vor allem auch die visionäreVorausschau auf Entwicklungen in Wis-senschaft, Technik und Gesellschaft für dienächsten Jahrzehnte beinhalten. Da dasJubiläum auch mit einem etwa zehnjähri-gen erfolgreichen Umbau der TU Dresdennach der politischen Wende zusammen-fällt, ist an eine Würdigung dieses Prozes-ses gedacht. Der Arbeitsstab richtet einenAufruf an die Studierenden und die Mit-glieder der Fakultäten und Einrichtungender TU Dresden, sich an der Vorbereitungauf das Jubiläum zu beteiligen. Das heißtbeispielsweise für die Fakultäten, sich be-

    reits jetzt um wissenschaftliche Tagungenzu bemühen, die im Jahre 2003 unter demLogo des Festjahres nach Dresden geholtwerden können. Auch die Vorbereitung ei-ner Ringvorlesung im Studium generaleund für die Bürgeruniversität, in der sichalle Fakultäten mit einer Doppelstunde zueinem visionären Thema zu Wort meldensollen, kann bereits heute in Angriff ge-nommen werden.

    Im Wintersemester 2001/02 soll ein uni-versitätsweiter Wettbewerb ausgerufen wer-den, mit dem das Logo für das Festjahr(nicht für die TU Dresden) und ein unserAnliegen treffend kennzeichnendes Mottokreiert werden soll. Es muss geeignet sein,Sponsorengelder aus der Wirtschaft einzu-werben, die Öffentlichkeit über die Grenzender Universität hinaus für das Jubiläum zusensibilisieren und alle Medien der TU

    Dresden im Jahre 2003 zu zieren.Auch die Kultur- und Sportgruppen un-

    serer Universität werden aufgerufen, sichmit ihren Beiträgen zu Wort zu meldenund dazu rechtzeitig Ideen zu entwickeln.

    Im Einzelnen sind aus heutiger Sichtfolgende Veranstaltungen geplant: Januar 2003: Eröffnung der Festjahres mit

    Pressekonferenz und Neujahrsempfangdes Rektors und der Eröffnung einerAusstellung »Moderne Forschung undLehre« im Rathaus

    März 2003: Zentrale Wissenschaftliche Kon-ferenz zum Jubiläum und zum Motto

    Mai 2003: Erste Festwoche mit Festkonzert,Festakt und Empfang sowie Eröffnungder Dauerausstellung zur Geschichte derTH/TU Dresden, Dies academicus undUni-Tag mit parallelen Absolvententref-fen

    Oktober 2003: Zweite Festwoche mit Aus-zeichnungsveranstaltung »Zehn Jahreerneuerte Universität«, Übergabe dermehrbändigen »Geschichte der TUD«,der Investitur des Rektors und mit vielenKultur- und Sportveranstaltungen anund von der Universität sowie der Eröff-nung von weiteren Ausstellungen zumKunst- und Literaturbesitz

    WS 2003/04: Ringvorlesung »Die TU Dres-den stellt sich vor«.

    Prof. P. Büchner Sprecher des Arbeitsstabes

    Bitte richten Sie Ihre Vorschläge anden Sprecher des Arbeitsstabes »175Jahre TU Dresden«: Prof. P. BüchnerElektrotechnisches Institut – AETel.: (03 51)4 63-29 16Fax: (03 51)4 63-71 11E-Mail: [email protected]

    Viele gute Ideen sind zum TU-Jubiläum 2003 gefragt

    »Er las Physikbücher wie Romane«, sagteDembers Tochter Emita in Erinnerung anihren Vater. Harry Dember (1882-1943)war schon als Schüler ganz den Naturwis-senschaften und der Technik zugewandt.Das Gymnasium mit seinem Schwerpunktbei den alten Sprachen behagte ihm we-nig, daher sah er sich zunächst in der Pra-xis des gewerblichen Lebens um und legtesein Abitur an einem Realgymnasium alsExterner ab. Als Dember Physik studierte,zeichnete sich mit den EntdeckungenPlancks und Einsteins eine neue Epochedieser Wissenschaft ab. Dember promovier-te 1906 an der Universität Berlin mit einerArbeit über die Elektronenemission unterLichteinwirkung. Damit berührte er das Ar-beitsgebiet von Wilhelm Hallwachs. Erwurde Assistent bei Hallwachs und habili-tierte sich 1909 an der TH Dresden mit derArbeit »Erzeugung positiver Strahlendurch UV-Licht«. Als die Vereinigten Deut-schen Akademien für 1914 eine For-schungsexpedition ausrüsteten, die die Er-scheinungen der Lichtelektrizität auf dem

    höchsten Berge Teneriffas, in hochreinerLuft, untersuchen sollte, schlug HallwachsDember als Teilnehmer vor. Wenige Tagebevor Deutschland offiziell in den Kriegeintrat, verließ Dember Dresden. Es sollteein Abschied für fünf Jahre werden, hättedoch der Versuch einer Rückkehr nachDeutschland auf Gibraltar mit der Inter-nierung durch die Engländer geendet. Un-terstützt von den spanischen Kollegen, wei-tete Dember seine ursprünglich geplantenForschungen aus. Erst nach dem Kriegkehrte er in seine Dresdner Stellung undzu seiner Familie zurück. Hallwachs hatteDember als seinen Nachfolger vorgesehen.Als er 1922 starb, war der deutschnationaleGeist unter der Professorenschaft jedoch sostark, dass Dember, der »Jude«, nicht alsPhysikordinarius gewünscht wurde.Schließlich konnte unter der linkssozialde-mokratischen Regierung Zeigner seine Be-rufung doch durchgesetzt werden; dazutrugen das wohlbegründete Separatvotumdes Mathematikordinarius Gerhard Kowa-lewski und die Tatkraft des Referenten im

    Kultusministerium, Dr. Ulich, wesentlichbei. Dember wirkte zehn Jahre als Physik-professor in Dresden. Er hat sich große Ver-dienste bei der experimentellen Untersu-chung sowohl des äußeren als auch desinneren lichtelektrischen Effektes in

    Halbleitern erworben. Seine größte Leis-tung ist die Entdeckung des Kristallphoto-effektes und dessen Untersuchung; damitlieferte er einen wichtigen Beitrag zur Phy-sik der Halbleiter und zur Festkörperphysikinsgesamt. Mit diesem »Dember-Effekt«und dem »Dember-Potential« bleibt seinName verknüpft. An der TH Dresden führteDember 35 junge Physiker zur Promotion.Aus seinem Institut gingen Veröffentli-chungen vorwiegend zu Erscheinungender Lichtelektrizität hervor.

    Am 30.1.1933 trat das Kabinett Hitlersdas erste Mal zusammen; und bereits imJuli konnte Hitler im engeren Kreis verkün-den, dass seine »Revolution« abgeschlos-sen sei und in das »Stadium der Evoluti-on« eintrete. Eines der umwälzendenGesetze war das am 7.4.1933 erlassene»Gesetz zur Wiederherstellung des Berufs-beamtentums«, das dem Abbau politischmißliebiger und »nicht-arischer« Beamterdiente. Im Mai 1933 wurde Dember amts-enthoben, er durfte die Hochschule nichtmehr betreten. Vorher hatten Studenten

    wüst gegen ihn gehetzt und ihn amSchandpfahl verunglimpft. Niemand unterseinen Professoren-Kollegen trat für ihnein, und einige verhielten sich sogar be-sonders feindselig. Dember hatte – vergli-chen mit anderen »nicht-arischen« Wis-senschaftlern – großes Glück; er erhielteinen Ruf an die Universität Istanbul undnahm dort bereits im Oktober 1933 seineTätigkeit als Ordinarius der Physik und Di-rektor des Physikalischen Instituts auf. Alser sich auch in der Türkei vor den Deut-schen nicht mehr sicher fühlten konnte,wanderte er 1941 in die USA aus. Bis zuseinem Tode hielt er Vorlesungen an derRutgers University, New Jersey. Er starb am22. März 1943 an einem Herzanfall. Dem-bers Nachfolger auf dem Dresdner Lehr-stuhl wurde mit Rudolf Tomaschek einVertreter der »Deutschen Physik«, die al-lem »Jüdischen« in der Physik, insbeson-dere auch den Theorien von Einstein, ab-geschworen hatte. Dr.Waltraud Voss,

    Arbeitsstelle »Geschichte der TU Dresden«

    Der Physiker Harry Dember – Als »Jude« 1933 von der TH Dresden vertrieben

    Harry Dember (1882-1943).

    Unsere moderne Zivilgesellschaft wirdständig angetrieben von neuen Entwick-lungen, Errungenschaften, Entdeckungenund daraus resultierend: Konsumproduk-ten. Kein Zweifel, der Einzelne wird in un-seren Tagen stärker denn je über das defi-niert, was er kauft und wieviel. Amanderen Ende dieser Schleife steht natur-gemäß die Frage nach dem Wohin mit al-ten, überflüssigen oder schlicht störendenDingen des täglichen Lebens – vom Haus-müll bis zur sperrigen Schrankwand. Mitt-lerweile trennen wir den Müll; wissenauch, dass er meist in der Verbrennungs-anlage oder auf einer ganz normalen De-ponie landet.

    Diese Art der Entsorgung bereitet aberauch Kopfschmerzen. Herkömmliche Depo-nien beispielsweise können über Sickerwas-ser, das Schadstoffe aus dem angelagertenMüll schwemmt, unser Grundwasser belas-ten. Darüber hinaus machen schwer kon-trollierbare Biogasentwicklungen eine De-ponie zu einer Art Reaktor. DresdnerWissenschaftler waren sich einig, dass dieseBegleiterscheinungen nicht zum Non-plusultra einer vernünftigen Restmüllbesei-tigung führen. Ihre Überlegungen münde-ten in einem etwas anderen System – demso genannten Dombelüftungsverfahren.

    Es hört sich für den Laien sicher etwaskomisch an: Dombelüftungsverfahren.

    Wie sieht das aus, und wo kommt es zurAnwendung? Darauf antwortet Dr. Joa-chim Brummack vom Institut für Verfah-rens- und Umwelttechnik: »Wir behan-deln mit unserem Verfahren den Müll undbereiten ihn so auf die Deponie vor. Dazuschichten wir den Müll in einer so ge-nannten Miete auf.« Der Müll unterteiltsich in seiner Masse in ein Drittel zerklei-nerten Sperrmüll und zwei Drittel eben-falls zerkleinerten Restabfall. Das entstan-dene Gemisch wird mit Wasser befeuchtetund landet in der Miete. »Dort verrottet er,weil ständig Luft durch den aufgeschichte-ten Müll zirkuliert. Dafür sorgen unsere›Dome‹, Metallgeflechte, die in einem Ab-stand von fünf Metern in der Mietenmittestehen und um die herum der Müll ge-schüttet wird«, fügt Professor Norbert Mol-lekopf an. Zuluftkanäle am Boden derMiete, gleichfalls im Abstand von fünf Me-tern, sorgen für den Lufteintritt. Durchden Kamineffekt zieht die Luft durch denMüll und tritt durch die Dome wieder aus.

    Wichtig ist auch, dass die Miete durchschon gerotteten und gesiebten Müll abge-deckt wird. Diese kompostähnliche Ab-deckung fungiert als Regenwasserspeicher.Das Wasser läuft langsam in die Miete, woes bei den dort herrschenden Temperatu-ren von rund 70 Grad Celsius verdunstet.

    Damit besteht das bereits erwähnte Sicker-wasserproblem nicht. Die Miete selbst istrund vier Meter hoch, 11 Meter breit undin ihrer Länge variabel. Damit könne aufdie Gegebenheiten der jeweiligen Deponi-en eingegangen werden, erklärt Molle-kopf.

    Vier Monate lagert der Müll in der Mie-te, dann wird er auf die Deponie gebracht.Bis dahin haben Mikroorganismen dasBiogas in Kohlendioxid und Wasser umge-wandelt. »Unser Ansatz ist vielleicht amehesten vergleichbar mit einem Biofilter«,meint Brummack. Die Vorteile zählt er so-fort auf: Der verdichtete Müll sorgt füreine bessere Auslastung der Deponie (beistark sinkender Gefahrenbelastung), essind keine Baumaßnahmen erforderlich,der Investitionsaufwand ist gering. UndBrummack setzt noch einen drauf: »Mankann jede Deponie, die herkömmlich ar-beitet, ohne weiteres auf unser Vorgehenumrüsten.« Und das, jedenfalls theore-tisch, in sechs Monaten.

    Seit Januar können die Wissenschaftlerder TU Dresden auch auf ein Referenzob-jekt verweisen. »Wir betreiben in Cottbus-Saspow die größte offene Anlage dieser Artin Deutschland, möglicherweise in Euro-pa«, betont Mollekopf. Im Jahr werdendort fast 52 000 Tonnen Müll pro Hektar

    aufbereitet und auf die Deponie gebracht- der gesamte Müll der Stadt Cottbus.Durch das Dresdner Verfahren hat derMüll nur halb soviel Volumen wie her-kömmlicher Abfall. Dadurch kann dierund 16 Hektar große Deponie bei Cottbusungefähr doppelt so lange betrieben wer-den wie eine hergebrachte Deponie. Dazukommen weitere Vorteile. »Im Vergleichzu einer Müllverbrennungsanlage liegendie Kosten bei rund einem Zehntel, darü-ber hinaus schaffen wir Arbeitsplätze«,zählt Mollekopf auf.

    Alles, was auf der Deponie landet, wirdalso im Vorfeld zu einer »deponietaugli-chen« Masse verarbeitet. Die DresdnerWissenschaftler wünschen sich eine weite-re Ausbreitung ihres Verfahrens.

    Besonders in Ost- und Südosteuropa,aber auch in Ländern der Dritten Welt wä-re ihr Ansatz eine wirkliche Alternative,unterstreicht Brummack. »Über die schonerwähnten Vorzüge hinaus kommt nochein weiterer hinzu: Pathogene Keime imMüll werden bei unserem Verfahren wirk-sam abgetötet. Besonders