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Kapellenweg 4 / 88145 Wigratzbad DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!

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Kapellenweg 4 / 88145 Wigratzbad

DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHEBITTE FÜR UNS!

GOTTESDIENSTZEITEN

Beichtgelegenheit: ½ Stunde vor der Abendmesse; Sonntags ab 8.20 Rosenkranz: jeweils 40 min vor der hl. Messe

Fr. 3.10. Hl. Theresia vom Kinde Jesu 8.30 h Hl. MesseHerz-Jesu-Freitag

Sa. 4.10. Herz-Mariä-Sühne-Samstag 8.00 h Hl. MesseHl. Franz von Assisi

So. 5.10. ROSENKRANZSONNTAG 9.00 h Hl. Amt17. Sonntag nach Pfingsten

Di. 7.10. ROSENKRANZFEST -Ged. Hl. Markus 18.30 h Hl. Messe

Sa. 11.10. Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau Maria 8.00 h Hl. Messe

So. 12.10. 18. Sonntag nach Pfingsten 9.00 h Hl. AmtErntedankfest

Do. 16.10. Hl. Hedwig 18.30 h Hl. Messe

So. 19.10. 19. Sonntag nach Pfingsten 9.00 h Hl. AmtBesuch von S.E. Bischof Geert Stuyver

Fr. 24.10. Hl. Erzengel Raphael 18.30 h Hl. Messe

So. 26.10. CHRISTKÖNIGSFEST 9.00 h Hl. Amt WeltmissionssonntagDo. 30.10. Wochentag 18.30 h Hl. Messe

Spendenkonto: Sankt Thomas von Aquin e.V. / Konto-Nr. 101110909 /Kreissparkasse Ravensburg (BLZ 650 501 10)IBAN: DE88 6505 0110 0101 1109 09 BIC: SOLADES1RVBSpendenquittungen für das Finanzamt können erbeten werden.

Wie süß, meine Mutterklingt mir Dein Name: Maria!Er gibt mir Frieden und so viel Freude,daß ich ihn singen möchte immerdar.

Hl. Alfons Maria von Liguori

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NACHDENKLICHES

J o n a s & C o .

Eigentlich sollte man sich beständig wenigstens mit einem Heiligenbeschäftigen, liegen doch in einem solchen Bemühen um Verständniseines wahrhaft heiligen Lebens viele Gnaden verborgen. Denn dasLeben eines Heiligen regt nicht nur unsere Glaubenskenntnis an, esbewegt auch unseren Willen, das Erkannte zu tun. Denn bekanntlicherhellen Gedanken, Beispiele aber reißen hin!Ein aus seiner Zeit besonders hervorragender Heiliger war Alphons vonLiguori. Dieser Heilige lebte von 1696 bis 1787, also während der sog.Aufklärung. Die Philosophie der Aufklärung ist die geistige Grundlageunserer modernen Zeit. Darum hat uns der hl. Alphons auch heute nochviel zu sagen, gelten doch seine Einsichten in die damals aufkommen-den Gefahren für den Glauben in gleicher Weise auch noch heute. Derhl. Alphons war Gründer der Kongregation des Allerheiligsten Erlösers,auch Redemptoristen genannt, später Bischof von S. Agata di Goti undzu allen Zeiten ein unermüdlicher Schriftsteller. Neben seiner zeitrau-benden und aufreibenden Arbeit als Gründer der Redemptoristen, alsMissionar und als Bischof findet dieser Mann immer noch Zeit, Bücherüber Bücher zu schreiben, um der Glaubensnot der Zeit entgegenzuwir-ken. Der hl. Alphons hatte nämlich erkannt, daß einer der Hauptgründefür den mehr und mehr um sich greifenden Verfall des Glaubens dieUnwissenheit ist. So drängt es ihn unermüdlich, die Wahrheiten desGlaubens in eine verständliche und ansprechende Form zu fassen. Erbemerkt besonders in seiner Tätigkeit als Volksmissionar, wie wenigeBücher es gibt, die dem Verständnisvermögen des einfachen Volkesentsprechend sind. Es fehlt zwar nicht an gelehrten Werken, aber anallgemein verständlichen, kürzeren Schriften für das Volk. Der hl. Al-

HL. ALFONS MARIA VON LIGUORI - AUS DEM LEBEN

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phons war, wie einer seiner Biographen schreibt, „Geboren zum Wohlealler durch sein Leben, sein Wirken und seine Feder.“Lassen wir darum diesen Heiligen zunächst ein wenig lebendig werden,um uns von seinem Beispiel hinreißen und von seinen Worten erleuch-ten zu lassen.

Der Biograph Antonio Maria Tannoia beginnt seine dreibändigen „Me-moiren“ (Erinnerungen) über den hl. Alphons Maria folgendermaßen:„Im Jahre des Heils 1696, am 27. September, dem Tag, der den glorrei-chen Märtyrern Kosmas und Damian geweiht ist, wurde zur dreizehntenStunde in einem Wohnsitz seiner Familie zu Marianella, einem neapoli-tanischen Marktflecken, Alfons von Liguori geboren. In jener Zeit leiteteSeine Eminenz Kardinal Cantelmi die Kirche von Neapel, saß Innozenz XII.auf dem päpstlichen Stuhl und regierte Leopold August, der erste diesesNamens unter den römischen Kaisern, segensreich das Heilige RömischeReich deutscher Nation und dieses Königreich. Nach Neapel gebracht,wurde Alfons am 29. desselben Monats, einem Samstag, unter demSchutz des Erzengels Michael in der Pfarrei Santa Maria delle Vergini ausder Gnade wiedergeboren... Man stellte den Neugeborenen insbesonde-re unter den Schutz der Allerheiligsten Jungfrau, damit sie ihm in allenNöten als Fürsprecherin und Mutter beistehen möge; daher erhielt er dieVornamen Alfons Maria. Dies war die Geburt des Alfons von Liguori.“Alfons Maria wurde als erstes von acht Kindern in eine der ältesten undeinflußreichsten Familien Neapels hineingeboren. Der Jesuit JulienBach, ein gewissenhafter Geschichtsschreiber, schreibt: „1696 wurdeein Kind geboren, das später zu einem Großen der Kirche werden sollteund dessen Wiege ehrenvoll in der Geschichte des hl. Francesco deGeronimo aufscheint. Seit undenkbarer Zeit war in den Adelsfamiliendes Königreichs Neapel eine sehr rührende Zeremonie üblich. Drei Tagenach der Geburt eines Kindes fand ein großer Empfang statt. Die Mutterlag in einem Paradebett, umgeben von Ehrendamen und all ihren Be-

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIdiensteten in Livree. Die Herren wurden nacheinander vorgelassen, umihre Glückwünsche auszusprechen, und gingen, nachdem sie ihre Auf-wartung gemacht hatten, in den angrenzenden Korridor oder einenSalon zu den anderen Freunden des Hauses, die dieselbe Pflicht erfüllthatten. Die christlichen Familien, ob arm oder reich, wünschten aberauch den Besuch eines heiligen Mannes in der Vorstellung, daß dieserden Segen Gottes auf das Kind herabrufe.“Nun lebte damals in der Stadt der hl. Francesco de Geronimo, den manzu diesem Anlaß ebenfalls geladen hatte. Der hl. Francesco de Geroni-mo trat also vor die Mutter und entbot seine Glückwünsche. An derWiege des Kindes sammelte er sich eine Weile und segnete es. Dannnahm er den kleinen Alfons auf den Arm und wandte sich zur Muttermit den Worten: „Dieses Kind wird alt, sehr alt werden; es wird nicht vorseinem neunzigsten Lebensjahr sterben. Es wird Bischof werden undgroße Dinge für Gott vollbringen.“Die Mutter, Donna Anna, nahm diese Worte auf und erwog sie immerwieder in ihrem Herzen, ihr ganzes Leben lang. Aus der Prophezeiungdes hl. Francesco de Geronimo schöpfte sie zweifellos ein besonderslebendiges Bewußtsein ihrer schönen Verantwortung als Erzieherin –eines künftigen Heiligen! Tannoia schreibt in seiner Lebensbeschrei-bung: „Jeder in Neapel kennt die seltenen Qualitäten dieser großenDame. Eine Frau des Gebets, mild gegen die Armen, hart gegen sichselbst. Sie hatte die Bußübungen des Klosters beibehalten: Fasten, Bü-ßerhemd und Geißelungen. Man durfte sie nicht in Theatern oder beimDamenkränzchen suchen. Sie blieb zuhause, Gott und ihrem Innenlebenzugewandt. Hier widmete sie sich häufig der Betreuung ihrer Kinder undihren Pflichten als Gattin.“Der Erstgeborene der Familie Ligouri war ein hochbegabter Schüler, derschon mit zwölf Jahren sein „Reifezeugnis“ für die Universität erhält.Gemäß dem Lehrplan der Jesuiten hatte er bei seinem Hauslehrer, demdiplomierten Professor der Grammatik, Humaniora und Poetik, DonDomenico Buonaccia, Grammatik, Literatur und Geschichte, lateinischeund italienische Poetik, Französisch, Spanisch, Mathematik, Philoso-phie, Geographie, Kosmologie, Malerei, Architektur und Musik gelernt.Natürlich konnte Don Domenico nicht alle Fächer allein unterrichten, es

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kamen dazu die besten Lehrer ins Haus, die man finden konnte. ImJahre 1708 – also mit 12 Jahren! – wechselt dieses universal begabteWunderkind an die Universität, um bis zum Jahre 1713 vor allemRechtswissenschaft zu studieren. Aber Alfons interessiert sich nicht nurfür Rechtswissenschaft, er ist zudem ein ausgezeichneter Maler, Musi-ker und Dichter. Mit nur 16 Jahren beendet Alfons seine Studien, ererhält „einmütig und ohne Gegenstimme“ das Diplom des Doktoratesder Rechtswissenschaft, „summo cum honore maximisque laudibus etadmiratione“, also ein „sehr gut“ mit höchsten Lob vereint. Weil dasGesetz ein Mindestalter von 20 Jahren forderte, mußte der Vizekönigihm extra eine Dispens erteilen. Unter den üblichen Zeremonien derVerleihung des Doktorgrades befanden sich auch zwei religiöse Akte.Zunächst legte Alfons in Gegenwart seiner künftigen Standesgenossenkniend das katholische Glaubensbekenntnis ab, und zwar in der soge-nannten „tridentinischen“ Form von Papst Pius IV., hierauf legte er einfeierliches Bekenntnis zum damals noch nicht definierten Dogma derUnbefleckten Empfängnis ab. Am Samstag, dem 21. Januar 1713,spricht Alfons Maria von Liguori also folgenden, zwar offiziellen abervon jedem der Doktoren mit eigener Hand und manchmal sogar mitdem eigenen Blut geschriebenen und unterzeichneten Text: „Ich, AlfonsMaria von Liguori, demütigster Diener Mariens, der immerwährendenJungfrau und Gottesmutter, liege hier zu Füßen der Göttlichen Majestätin Gegenwart der unaussprechbaren Trinität des einen Gottes, des Va-ters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und rufe als Zeugen an alleBewohner des himmlischen Jerusalems dafür, daß ich getreu im Geisteglaube, wahrhaft im Herzen empfinde und eindeutig mit meinen Lippenbekenne, daß Du, Mutter Gottes und immerwährende Jungfrau, vomallmächtigen Gott eines absolut einmaligen Vorrechtes teilhaftig wur-dest: vom ersten Augenblick Deiner Empfängnis an, d. h. der Vereini-gung Deines Leibes mit der Seele, bliebst Du von jedem Makel derErbsünde frei. Öffentlich und privat werde ich diese Lehre bis zum letztenAtemzug meines Lebens vertreten und alle meine Kräfte einsetzen,damit auch die anderen an ihr festhalten und sie lehren. Dies bezeuge,verspreche und gelobe ich. So wahr mir Gott und diese heiligen Evange-lien helfen mögen.“ Für andere mag das eine bloße Formalität gewesen

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIsein, nicht für unseren Heiligen. 37 Jahre später wird er eine Predigt mitden Worten beenden: „Kommen wir zum Schluß. Ich habe über diesesThema ausführlicher gesprochen als über die anderen, weil unsere klei-ne Kongregation der Redemptoristen die Allerseligste Jungfrau ebenunter ihrem Titel als Unbefleckt Empfangene zur Hauptpatronin hat.“Den Schwur, den er mit sechzehn Jahren ablegte, wird er später mitfolgenden Worten erneuern: „Unbefleckte Königin, unendlich groß istmeine Freude, Dich mit so großer Reinheit geschmückt zu sehen! Ichdanke unserem gemeinsamen Schöpfer jetzt und immerdar, daß er Dichvon jedem Makel der Sünde bewahrt hat! Dies glaube ich mit Gewißheit,und um dieses große, dieses einmalige Privileg Deiner unbeflecktenEmpfängnis zu verteidigen, bin ich bereit und schwöre, auch mein Lebenhinzugeben, wenn es verlangt würde.“Bis zum Jahr 1723 arbeitete Alfons als Rechtsanwalt und bemühte sich,mit täglicher Kommunion, betrachtendem Gebet, Anbetung vor demAllerheiligsten und einer besonderen Liebe zu Muttergottes seine Seelevor den Versuchungen der Welt zu bewahren. Doch „Als alter Manngesteht er, daß sich sein Eifer merklich abgekühlt hatte, als er etwazwanzig Jahre alt war, und daß er damals beinahe seine Seele und Gottverloren hätte. Der Vater nahm ihn immer wieder zu den Salons mit undwollte, daß er häufig ins Theater gehe. Alfons liebte es, sich an Spielti-schen zu zerstreuen, und suchte sie oft aus eigenem Antrieb auf. Sowurde sein Herz allmählich leichtsinnig; sein Eifer für das Gute flaute ab;das Brot des Gebetes, das einst seine Wonne war, schmeckte schal.Dazu kam der Beifall, der ihm überall entgegenschlug, die Heiratsanträ-ge, die schmeichlerischen Botschaften, die ihm durch Diener übermitteltwurden, die Komplimente der jungen Damen und ihrer Eltern, die natür-lich nicht ausblieben. Seinen Leidenschaften wurde auf diese Weisederart geschmeichelt, daß sein Herz sich verwirrte und sein Eifer erlahm-te. Aus dieser spirituellen Erkaltung heraus genügt ihm schon das un-scheinbarste Motiv, um das eine oder andere seiner Werke derFrömmigkeit zu unterlassen. Er selbst hat es zugegeben: hätte er längerin dieser Lauheit verharrt, dann wäre er gewiß eines Tages tief gefallen.“Und in der Einleitung zu seinen Besuchungen des allerheiligsten Altars-sakraments (geschrieben 1745) bekennt er: „Zu meinem Unglück lebte

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIich bis zum Alter von 26 Jahren in der Welt... Glaubt mir, alles in ihr istTorheit. Bankette, Theater, Salons, Vergnügungen, das sind die Güterdieser Welt. Aber sie sind nur Dornen und Bitterkeit. Glaubt dem, der esselbst erfahren hat und der darüber weint.“Im Jahr 1722 macht Alfons Exerzitien, die sein Biograph Tannoia mitfolgender Bemerkung kommentiert: „Die Gnade, die Alfons verfolgte,die ihn nicht loslassen wollte und die nicht aufhörte, an die Pforte seinesHerzens zu pochen, sie ließ ihn erkennen, wie weit er von seiner erstenLiebe abgefallen war; es wurde ihm klar, daß die Welt ihn nicht einmalmit den Eicheln des Gleichnisses (vom verlorenen Sohn, der die Schwei-ne hütet) sättigte; daß seine erste Zuneigung nicht mehr Gott galt, daßer am Heiligen Tisch nur noch ohne Verlangen und gesättigt von ande-ren Dingen Platz nahm.Es war der abendliche Regen auf einen ausgetrockneten, aber nichtverbrannten Boden. Sogleich gewannen die Keime der Frömmigkeit, dievon den Dornen der Leidenschaft schon erstickt zu werden drohten,neue Kraft. Alfons wird vom Lichte Gottes erfüllt; er weint über seineVerirrung und gelobt Gott in einem festen Entschluß, den Weg zu verlas-sen, auf den er sich leichtfertig begeben hat. Diese eineinhalb Jahre, dieer damals zu Füßen des Gekreuzigten verwünscht und beweint, wird erbis in sein Alter unter Tränen anklagen.“Ein knappes Jahr darauf übernahm Alfons die Verteidigung einerRechtssache, die sein weiteres Leben vollkommen verändern wird.Ohne es zu wissen geriet Alfons in diesem Prozeß zwischen die Interes-sen der Mächtigen, weshalb er seinen Prozeß verlieren mußte. Es warfür ihn eine öffentliche Blamage und zugleich die Erfahrung, wie dieWelt mit Recht und Unrecht umgeht. „Welt ich kenne dich. Adieu, ihrTribunale!“ mit diesen Worten verläßt er rot vor Zorn, mit gesenktemKopf den Gerichtssaal und den Palazzo. Er schließt sich zuhause in seinZimmer ein und öffnet drei Tage lang nicht die Türe. Seine Mutter istzutiefst besorgt, sein Vater zornig und besorgt zugleich. Alles Bitten undDrohen der Eltern hilft nichts. Am 29. August verläßt Alfons nach einemStreit mit dem Vater das Haus und versucht, seinen Schmerz bei seinenarmen Unheilbaren im Hospital, das er zu besuchen pflegte, zu verges-sen. Hier war er weit weg von der eleganten Welt, von den Fürsten und

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIvon Kardinal von Althann. Während er die unheilbar Kranken pflegte,sah er sich plötzlich inmitten eines großen Lichts, das Gebäude schienvon unten bis oben zu erbeben, und sein Herz vernahm ganz deutlicheine Stimme, die ihn aufforderte: „Verlaß die Welt und schenk dich mir!“Nach einem Augenblick der Verwirrung fand der Rechtsanwalt zu sichselbst und seinen Kranken zurück. Als er jedoch nach Beendigung seinesSamariterdienstes das Spital verließ und sich gerade auf der großenFreitreppe befand, schien das ganze Haus von neuem zu wanken, under vernahm diesselbe Stimme: „Verlaß die Welt und schenk dich mir!“Alfons bleibt stehen, in seinem Innersten erschüttert: „Mein Gott“, sagter weinend, „ich habe mich Deiner Gnade zu sehr widersetzt. Hier binich: mache mit mir, was Du willst!“Aufgewühlt eilt er in seine geliebte Kirche vom Loskauf der Gefangenenund wirft sich Unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit zu Füßen.Noch einmal wird er in Licht gehüllt, und eine innere Kraft drängt ihn zudem Entschluß: „Fahr hin, Welt, mit deinen Eitelkeiten! Dir, Herr, sollmein Leben gehören! Titel und Güter meines Hauses mögen ein Brand-opfer für meinen Gott und Maria sein!“ Er erhebt sich und mit der Gesteeines sich ergebenden Cavaliere entledigt er sich für immer seinesDegens und damit von allem, was er symbolisiert, und legt ihn auf denAltar zu Füßen seiner Herrscherin und ihres göttlichen Kindes nieder:„Ich verspreche, mich zu den Oratorianer-Patres zurückzuziehen!“Dieser 29. August 1723 bleibt für ihn sein Leben lang „der Tag seinerBekehrung“. Dieses Marienheiligtum vom „Loskauf der Gefangenen“wird ihm deswegen bis zum Tod, sooft er nach Neapel kommt, ein Ortdankbarer Erinnerung bleiben. Wenn er später als Missionar oder Bi-schof in die Hauptstadt zurückkehrte, dann unterließ er es nie, beiUnserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit und, hundert Meter wei-ter, in der Kapelle der Bruderschaft von der Heimsuchung bei denOratorianern zu langem Gebet einzukehren.Am 27. Oktober 1723 legt Alfons von Liguori im Alter von 27 Jahren seinWeltkleid ab und zieht freudig die Soutane an, um sich fernerhin auf dasPriestertum vorzubereiten.Wir wollen hier die Lebensbeschreibung zunächst einmal abbrechen,um noch ein wenig auf seine Werke zu sprechen zu kommen.

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORI - SEINE WERKE

Aus der Feder des hl. Alfons stammen insgesamt 111 geistliche undtheologische Werke. Ca. 21.500 Ausgaben und Übersetzungen in 72Sprachen zeigen, daß er zu den viel und häufig gelesenen Autorengehört. Seine bekanntesten Werke sind: „Das große Mittel des Gebe-tes“, „Die Praxis der Liebe zu Jesus Christus“, „Die Herrlichkeiten Mari-ens“, „Die Besuchungen des allerheiligsten Altarsakramentes und derGottesmutter“, „Vorbereitung zum Tode“ und nicht zu vergessen seineMoraltheologie, die zu der Moraltheologie der katholischen Kirche wur-de.Wie wir schon gesehen haben, war der hl. Alfons von einer großen Liebezur Gottesmutter erfüllt. Die Verehrung der allerseligsten JungfrauMaria, ihrer Unbefleckten Empfängnis, ihrer Gnadenmittlerschaft wa-ren ihm ein tiefes Anliegen, das er auch seinen Ordensbrüdern ans Herzlegte. 1749 schrieb der Gründer für seine Redemptoristennovizen diefünfzehnte Betrachtung für diejenigen, welche zum Ordensstande be-rufen sind, worin es unter anderem heißt:„Die Gottesmutter Maria liebt alle Menschen mit solcher Innigkeit, daßihr außer Gott niemand in dieser Liebe gleichkommt. Wie sehr muß diesegroße Königin daher die Ordensleute lieben, die ihre Freiheit, ihr Leben,ja alles der Liebe Jesu Christi geopfert haben? ... Sie sieht sie häufig zuihren Füßen, hört ihr inständiges Flehen und ihre Bitten um Gnaden,Gnaden, die ganz mit ihren heiligen Wünschen übereinstimmen: Beharr-lichkeit im Dienste Gottes, Standhaftigkeit gegen jede Versuchung, Los-schälung von der Welt und liebende Hinwendung zu Gott! Wie könntenwir daher zweifeln, daß sie nicht alle ihre Macht einsetzt und ihre ganzeBarmherzigkeit verströmt, um den Ordensleuten und vor allem uns zuhelfen, die wir uns in dieser heiligen Kongregation vom AllerheiligstenErlöser befinden, in der ein besonderes Versprechen abgelegt wird, diejungfräuliche Mutter durch Besuchungen, Fasten am Samstag und be-sondere Kasteiungen zu ihren Novenen, usw. und nicht zuletzt dadurchzu ehren, daß wir ihre Verehrung durch Predigten überall verbreiten?“

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIDer hl. Alfons pflegte jeden Samstag über die Herrlichkeiten Mariens zupredigen, also über die besonderen Gnadenvorzüge der Gottesmutter.In erster Linie predigte er über ihre Barmherzigkeit, denn besteht nichtdie Herrlichkeit der Liebe besonders darin zu lieben, d.h. heißt vorallem, sich liebend zu erbarmen? Damit er sich nicht ständig wiederho-len würde, las er viel über Maria und betrachtete das Gelesene inlangem Gebet. Denn wollte er beständig lebendig und mitreißend überdie Gottesmutter sprechen, mußten seine Gedanken gleichsam uner-schöpflich sein. Darum begann er 1734 in Villa an einem Buch zu schrei-ben, in dem er das Beste der theologischen und geistlichen Traditionder Marienlehre zusammenfassen wollte. Nach sechzehn Jahren, indenen er, wie es im Gleichnis heißt, kostbare Perlen suchte und aus-wählte, bearbeitete und sortierte er das Gelesene, um Anfang Oktober1750 „Die Herrlichkeiten Mariens“ in Druck zu geben. Sie sind ihremgöttlichen Sohn gewidmet:„Mein geliebtester Erlöser und Herr Jesus Christus, ... Nimm diese kleineHuldigung meiner Liebe für dich und deine geliebte Mutter an. Schützedieses Buch: damit seine Leser von Vertrauen und brennender Liebe zudieser Unbefleckten Jungfrau erfüllt werden, in die du die Hoffnung undZuflucht aller Erlösten gesetzt hast. Und zur Belohnung dieser beschei-denen Frucht meiner Mühen gewähre mir, ich bitte dich, genausovielLiebe zu Maria, wie ich sie durch dieses kleine Werk in alle jene ausgie-ßen wollte, die es lesen.“Nach dieser Widmung an den göttlichen Sohn wendet er sich an Mariaund bezeugt die Erfahrung seines nun schon langen Lebens, alles hat erdurch sie erhalten! Diese Erfahrung durchzieht wie ein Grundtenorseine Predigten und deswegen bekennt er in seinem Werk, daß dieMuttergottes die Mittlerin aller Gnaden ist:„Nun wende ich mich an dich, o Maria, meine milde Mutter und Herr-scherin. Du weißt, daß ich nach Jesus in Dich alle Hoffnung auf meinewiges Heil gesetzt habe; denn alles, was gut in mir ist, meine Bekeh-rung, meine Berufung, die Welt zu verlassen, und alle anderen Gnaden,die ich von Gott erhalten habe, wurden mir, wie ich anerkenne, durchdeine Vermittlung gewährt. Du weißt auch, daß ich stets bemüht war,dein Lob öffentlich und privat zu verkünden und daher überall die süße

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIund heilsame Ausübung deiner Verehrung verbreitet habe, damit du sogeliebt werdest, wie du es verdienst, sowie auch als Zeichen meinerDankbarkeit für alle Wohltaten, mit denen du mich überhäuft hast. Ichmöchte damit bis zum letzten Atemzug meines Lebens fortfahren; abermein fortgeschrittenes Alter und meine angegriffene Gesundheit kün-den mir das Ende meiner Pilgerschaft und meinen Eintritt in die Ewigkeitan: daher wollte ich vor meinem Tod der Welt noch dieses Buch hinter-lassen, das an meiner statt fortfahren wird, dich zu loben und dieanderen anzuregen, ebenfalls deine Herrlichkeiten und deine überausgroße Güte denen gegenüber, die dir dienen, zu verkünden.“In seiner Einleitung wendet sich der Heilige sodann noch liebevoll anseine Lesern: „Mein lieber Leser und Bruder in Maria, die Verehrung, diemich dazu getrieben hat, dieses Buch zu schreiben, und die Dich nun zudessen Lektüre führt, macht uns beide zu glücklichen Kindern dieserguten Mutter.“ Und er erklärt seine Methode: „Ich habe zahllose Bücherüber die Herrlichkeiten Mariens genauestens studiert, kleine und große.Aber da sie entweder zu dünn oder zu dick waren, oder einfach nichtmeinen Vorstellungen entsprachen, begann ich, aus allen mir vorliegen-den Autoren die bedeutendsten und inspiriertesten Gedanken der heili-gen Väter und Theologen zu sammeln, um sie in diesem Werkzusammenzufassen.“Man muß es wohl so formulieren: Der hl. Alfons hat sechzehn Jahre langmit der Neugier einer brennenden Liebe, der Aufrichtigkeit eines Heili-gen, der Erfahrung eines Mystikers, dem seelsorglichen Empfindeneines außergewöhnlichen Missionars und nicht zuletzt mit der Krafteines Theologen, dem Pius IX. den Titel eines Kirchenlehrers verleihenwird, die ungeheure Vielfalt der Tradition — Väter und Theologen,Heilige Schrift und Liturgien, Altertum, Mittelalter und Moderne —aufgenommen und durchforscht: „Ich wollte, daß die Gläubigen ohnebesondere Mühe und große Anstrengungen diese Seiten lesen können,die sie in der Liebe zu Maria entflammen sollen; vor allem aber wollte ichden Priestern Material liefern, damit sie in ihren Predigten die Vereh-rung dieser göttlichen Mutter fördern können.“

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIDie Herrlichkeiten Mariens erschienen in zwei Bänden von jeweils 360bzw. 408 Seiten und boten damit eine „nicht lange und nicht teure“Lektüre.Die Absicht und der Aufbau des Werks sind nach dem hl. Alfons: „DieBeschreibung weiterer Vorzüge Mariens habe ich anderen Autoren über-lassen und es vorgezogen, in meinem Büchlein von ihrer großen Barm-herzigkeit und ihrem machtvollen Eingreifen zu sprechen ... Es ist dasThema des Salve Regina, jenes herrlichen und bewegenden Gebets, dasdie Kirche anerkannt und ... in das Stundengebet eingeführt hat: Ichhabe dieses Gebet zunächst Punkt für Punkt erläutert. Im zweiten Teilwerden die Marienverehrer, wie ich hoffe, mit Freude Lesungen oderAbhandlungen über ihre wichtigsten Feste und ihre Tugenden finden,und abschließend die bei ihren Dienern üblichsten und von der Kircheanerkanntesten Frömmigkeitsübungen ...“Nach dieser Einführung verabschiedet sich der hl. Alfons von seinenLesern freundlich: „Lebt wohl und mögen wir uns eines Tages im Para-dies wiedersehen!“Don Giuseppe De Lucas (1898—1962), ein Meister der Geschichte derSpiritualität, Gründer einer bekannten Zeitschrift meint: „Die Herrlich-keiten Mariens ist das letzte große europäische Buch, das zu EhrenMariens geschrieben wurde.“ Weiter schreibt er: „Der hl. Alfons hattekeine Angst, die Muttergottes zu lieben. Er liebte sie mit einer Hingabe,einem Ungestüm, einem Feuer, die den Lauen zum Ärgernis wurden. Erhat in unseren Herzen die Schlacht gewonnen, die zuerst die Protestan-ten und dann die Jansenisten entfesselt hatten. Sowohl die einen wieauch die anderen hatten uns tausend Skrupel und Zweifel eingeflößt, diewir einfach nicht überwinden konnten ... Der hl. Alfons aber mit seinerGelehrsamkeit eines Theologen, und eines hervorragenden Theologen,mit seiner flammenden und glühenden Seele eines unvergleichlich from-men Menschen, mit seiner Fähigkeit, allgemeinverständlich zu schrei-ben, hat einen Großteil dieser Zurückhaltung einfach weggefegt und diechristliche Seele zu Maria und zu jener glücklichen Freiheit der Liebezurückgeführt, die unsere Glaubensbrüder im Mittelalter besaßen.

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORINatürlich glaubten viele angeblich Intellektuelle, die zutiefst von Prote-stantismus und Jansenismus geprägt waren, in Alfons selbst einen Vor-wand für ihre Kritiken zu finden.Wie sind sie über dieses wunderbare Buch hergefallen! Sie warfen ihmÜbertreibung vor und haben nicht begriffen, daß dieser Eindruck derÜbertreibung von der Armut ihrer eigenen Liebe und ihrer eigenen Kälteherrührte. Nicht eine einzige Aussage des Heiligen kann im strengentheologischen Sinn angegriffen werden. Die Übertreibung liegt alsonicht in der Lehre. Sie liegt im Ton, antworten unsere Zensoren; und derTon macht die Musik. — Ganz richtig: Der Ton des Buches ist brennend,seine Flamme unerträglich. Aber es ist das Feuer der Liebe, nicht mehrund nicht weniger. Seit wann aber darf die Liebe von dem beurteiltwerden, der nicht liebt“?Für viele Katholiken aber — einfache Menschen genauso wie Gelehrte— wird es zum Licht, und der Eifer, für die Herrlichkeiten Marienseinzutreten, erfüllt von neuem ihre Herzen. Und welch ein unerwarte-ter Erfolg, sie erreichen „die stärkste Auflage der Marienliteratur allerZeiten: rund eine Million Auflagen seit 1750“!Für den Heiligen verlief jedoch die Geburt dieses Buches nicht schmerz-los. Am 12. Oktober 1750 schrieb er an Kanonikus Fontana: „Ich sendeEuch mein armseliges umstrittenes Buch über die Muttergottes, das nunnach vielen Widrigkeiten und nach vielen Jahren großer Mühe um dieZusammenfassung des Materials endlich erscheint“. Alfons Buch paßtenicht mehr so recht in die aufkommende Geisteskälte der Aufklärungs-zeit. Zudem entstand ein theologischer Streit wegen der von Alfonsvertretenen Lehre der Unbefleckten Empfängnis und der universalenMittlerschaft Mariens. Aufgrund seiner großen Kenntnis der Traditionhatte den hl. Alfons schon 1748 in seinen Anmerkungen zu dem Jesu-iten Busenbaum zwei Abhandlungen einfügen lassen, in denen er dieUnbefleckte Empfängnis der Allerseligsten Jungfrau und die Unfehlbar-keit des Papstes, sofern dieser in Glaubens- oder Sittenfragen ex Cathe-dra spricht, beweist: die beiden Dogmen also, die erst Pius IX. und dasI. Vatikanum mehr als ein Jahrhundert später festlegen werden.Sein Gegner Ludovico Antonio Muratori glaubte zwar persönlich an dieUnbefleckte Empfängnis der Gottesmutter, hielt diese jedoch nur für

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HL. ALFONS MARIA VON LIGUORIeine fromme Meinung, nicht aber für eine Glaubenswahrheit. SeineSchlußfolgerung daraus: Das „Blutgelübde“, d. h., das Gelübde, gegebe-nenfalls sein Leben für diesen Glauben hinzugeben, ist daher ungültig,abergläubisch und selbstmörderisch, denn man gibt sein Leben nichtfür eine bloße Meinung hin!Alfons entgegnete: Aber die Kirche feiert doch nicht ein liturgischesFest, das auf einer bloßen Meinung beruht. Das Gesetz des Betens istdas Gesetz des Glaubens: „Ihr offizielles Gebet drückt ihren Glaubenaus.“ Dies ist Alfons von Liguoris letztes Argument am Ende einerlangen Argumentation, in der er den Glauben der Kirche seit dem Konzilvon Ephesus (431) darlegt. Der Redemptorist Alfons von Liguori sieht indiesem Glauben ein lebenswichtiges Dogma für die erlöste Welt. Durchdie Kraft der heilswirksamen Gnade in Jesus Christus wird die vollkom-mene Unschuld Mariens Zeichen und Verheißung der neuen Schöpfungaus der Erlösungsgnade. Die erlöste Menschheit erhebt sich aus derSünde, und es wird der Tag kommen, da sie, sofern sie sich nichtbeharrlich widersetzt, ganz ohne Makel sein wird. Dieser Glaube an dieImmakulata ist der lichtvolle Gegenpunkt zum Glauben an die Erbsündeund ihre Folgen. Er ist eine Milderung der Düsternis, mit der Protestan-ten und Jansenisten auf diesen letzten sehen. Nein, die menschlicheNatur ist nicht so verdorben, daß Gott nicht diese Blume völliger Un-schuld aus ihr hervorsprießen lassen könnte! Dies ist eine erste Bedeu-tung des „Spes nostra, salve“ – „Wir grüßen dich als unsere Hoffnung“,das Alfons auf das Titelblatt seiner „Herrlichkeiten Mariens“ gleichunter den ausdrucksvollen Stich gesetzt hat, den er selbst von ihr, diezugleich die Allerschönste und die Allerbeste ist, gezeichnet hat. Geradeaufgrund dieser lehrmäßigen Sicht der Erlösungsordnung hat der hl.Alfons seinen „Redemptoristen“ die Immakulata zur Schutzpatroningegeben. Denn diese Hoffnung auf Maria, die Immakulata, ist mehr alsein bloßes Versprechen: Die Immakulata ist eine aktive Kraft im Herzender sündigen Welt. Seit ihrem „Ja“ zur Menschwerdung, und vor allemseit ihrem Mitleiden am Kalvarienberg ist die Unbefleckte Empfängnisunsere Mutter, unser Leben. Sie ist tagtäglich für alle und jeden Mittle-rin der Vergebung, der Gnade, ja aller Gnaden.

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Dies ist auch schon der zweite Hauptpunkt, in dem Muratori dem hl.Alfons widerspricht. Indiskrete Frömmigkeit, so sagt er, ist jene Fröm-migkeit, die vergißt, daß „Maria nicht Gott ist“ und zu behaupten wagt,„sie befehle im Himmel“. Indiskret auch jene Frömmigkeit, die behaup-tet, daß uns „alle Gnaden, die wir von Gott empfangen, nur durch dieHände Mariens zuteil werden“. Indiskret schließlich die Frömmigkeit,die die Bedeutung der vertrauensvollen Hinwendung zur AllerheiligstenJungfrau so überzeichnet, daß sie behauptet, „ein Diener Mariens könnenicht verdammt werden“. Mit Paulus (1 Tim 2,5) gilt: Einer ist Mittlerzwischen Gott und den Menschen, nämlich Christus Jesus.Alfons erwidert ihm Punkt für Punkt. Streng gesprochen, „kann Mariaim Himmel ihrem Sohn zwar nicht befehlen, doch sind ihre Bitten dieBitten einer Mutter“. Was den alleinigen Mittler Jesus Christus betrifft,so „ist die Vermittlung der Gerechtigkeit durch das Verdienst etwasanderes als die Vermittlung der Gnade durch Bitten; ist es etwas andereszu sagen, Gott könne nicht als Gott wollen“, als zu sagen Er könne „nichtseine Gnaden ohne das Eingreifen Mariens gewähren“. Es gibt durchausGnaden der Protektion, Gnaden der Heiligkeit, aber in erster LinieGnaden der Barmherzigkeit: „Muß ein Sünder fürchten unterzugehen,wenn sich ihm die Mutter des Richters selbst als Verteidiger anbietet? ...Wende dich an Maria, und du wirst gerettet“.Eines sei noch angemerkt: In späterer Zeit hat man dem Autor derHerrlichkeiten Mariens mangelndes kritisches Bewußtsein bei der Aus-wahl der etwa einhundertdreißig „Beispiele“ vorgeworfen, die seineAusführungen abschließen bzw. in einem Anhang beigefügt sind. DieVerwendung von Beispielen war etwa auch bei Philipp Neri die bevor-zugte Vorgangsweise, und er entwickelte sie mit der barocken Über-schwenglichkeit seiner Zeit. Alfons weiß ebenfalls um den Wert derBeispiele und er glaubt an die Echtheit all jener Beispiele, die er aufge-nommen hat, auch wenn sie für den modernen Geschmack allzu Wun-derbares berichten:„Es ist eine Schwäche des Geistes, alles unbesehen anzunehmen; aberebenso, Wunder zurückzuweisen, die von ernsthaften und frommenMännern bezeugt sind; beweist dies doch entweder mangelnden Glau-ben — als könne Gott keine Wunder wirken — oder Verwegenheit, da

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hervorragenden Autoren jede Glaubwürdigkeit abgesprochen wird. Kön-nen wir einem Tacitus oder einem Sueton Glauben schenken, ihn abergelehrten und aufrichtigen christlichen Schriftstellern ohne Tollkühnheitversagen“?Letztlich verbirgt sich hinter Zweifel an der Echtheit solcher sicherbezeugten Wunder die Krankheit des modernen Unglaubens, der an garkeine Wunder mehr glauben möchte. Von diesem Zweifel war der hl.Alfons natürlich Welten entfernt.Alfons’ Liebe zur Allerseligsten Jungfrau Maria hat ihn dazu geführt, inseinen Reden über die sieben Hauptfeste Mariens die damals verbreite-ten Thesen eifrig zu unterstützen, die in der Frage zum Ausdruckkommt: War die Unbefleckt Empfangene vom ersten Augenblick anheiliger als alle Menschen und Engel zusammen? Dieses „zusammen“macht einen, sobald man es wirklich ernst nimmt, schwindeln. Heutedürfen wir uns bei der Antwort auf diese Frage an den Wortlaut halten,den Pius IX. in der Bulle Ineffabilis verwendet: „Maria voll der Gnadenübertraf von ihrer Empfängnis an selbst die Engel und Seraphine anHeiligkeit.“Eine weitere Frage ist: Hat die Jungfrau diese übernatürlichen Reichtü-mer mit einem schon bei ihrer Empfängnis voll bewußten Geist erhal-ten? Im 13. Jahrhundert macht Thomas dieses Privileg zum Erbteil —und zwar zum ausschließlichen Erbteil — Christi. Seit dem 14. Jahrhun-dert verbreitet sich diese Meinung auch zugunsten Mariens und ge-winnt schließlich die Oberhand. In seiner Rede „Von der GeburtMariens“ hebt Alfons die entsprechenden Angemessenheitsgründe da-für hervor.

Beenden wir unsere Gedanken für dieses Mal, denn das Leben des hl.Alfons wird uns noch weiter beschäftigen, mit dem Bericht von einemWunder, einem Wunder, das die Gottesmutter an einem jungen Novi-zen der Redemptoristen gewirkt hat.Der junge Alessandro Di Meo war ein wahrer Wunderknabe. SeineIntelligenz und sein Gedächtnis verblüfften die Professoren im Seminar,

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wohingegen seine tollen Streiche sie zur Verzweiflung trieben. EineTages wurde es dem Bischof von Montemarano dann doch zu bunt under drohte: „Ich schicke ihn weg! Aus ihm wird nie ein Priester, nichteinmal ein guter Christ!“ Den Professoren ist es immer noch leid um denjungen, hochbegabten Studenten, weshalb der Generalvikar sich alsFürsprecher einsetzt und einwendet: „Wenn Ihr ihn entlaßt, wird er übelenden, und wir berauben uns eines außergewöhnlichen Talents. SeinUngestüm wird sich mit den Jahren legen.“Eines Tages kommt der hl. Alfons von Liguori zu einem kurzen Besuchzum Bischof. Als er wieder in den Sattel steigt, läßt es sich Mgr. Innocen-zo nicht nehmen, ihm trotz seiner Proteste den Steigbügel zu halten.Diese Szene ist für den ehrgeizigen Alessandro eine Erleuchtung: „EinHeiliger ist größer als ein Bischof!“ — und er tritt in Ciorani, bei denRedemptoristen ein.Er hatte geglaubt, im Noviziat der Redemptoristen den Frieden zufinden, und steht nun mitten in einem seelischen Krieg. In aufschäu-menden Wellen überfällt ihn die Reue: „Hier bist du fern von deinenEltern, deinen Freunden, von jeder Freude. Du wirst nie etwas anderesals ein Nichts sein. In der Welt würdest du eine Berühmtheit werden...“Ein grausamer Kampf. Die Allerheiligste Jungfrau, zu der er sich flehent-lich um Hilfe wendet, unterstützt ihn ... und verliert. Alessandro schreibthastig an seine Familie, um seine baldige Rückkehr anzukündigen. Einesschönen Abends ist er soweit: „Leb wohl, Zelle!“ Er steigt die Treppe desNoviziats hinunter, wirft im Vorübergehen einen innigen Blick auf daskleine Bild der Schmerzensmutter, das noch heute auf dem Treppenab-satz gezeigt wird: „Mutter, ich halte es hier nicht mehr aus; aber ichwerde dich immer lieben!“ Hierauf hört er ganz deutlich: „Wenn dugehst, läufst du in dein Verderben.“ Kaum daß er diese Worte vernom-men hat, fällt er auf die Knie und verspricht: „Mutter, ich bleibe. Ichwerde dir bis zu meinem letzten Atemzug dienen und dich in alle Ewig-keit lieben.“ – Und so war es auch mit der Hilfe Mariens, denn ein KindMariens wird nicht verloren gehen.

LEO XIII. - ROSENKRANZGEBET

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1883 (Auszug)

Weil die Allerseligste Jungfrau gerade an diesem heiligen Gebet besonderesWohlgefallen zu haben scheint und weil es sich zur Verteidiung der Kirche undder Christenheit eignet sowie zur Erlangung von Gnaden für das private undöffentliche Leben, ist nicht zu verwundern, wenn auch andere Unserer Vor-gänger vor Uns das Rosenkranzgebet mit Lobsprüchen überhäuften und dieAndacht zu verbreiten suchten. Urban IV. erklärt, daß "durch den Rosenkranzdie Gläubigen täglich Gnaden erlangen". Sixtus IV. erklärt diese Gebetsweiseals sehr geeignet "zur Verehrung Gottes und der Allerseligsten Jungfrau undzur Abwehr drohender Gefahren für die Welt". Leo X. nennt den Rosenkranz"eine Einrichtung gegen Irrlehren und schleichende Irrlehren" und Julius III."eine Zierde der römischen Kirche".Im gleichen Sinn äußert sich der Heilige Vater Papst Pius V.; "Wenn diesesGebet gepflegt wird und die Gläubigen sich in diese Betrachtung versenken,dann bewirkt diese Flamme des Gebetes eine plötzliche Bekehrung in anderenMenschen. Die Finsternis der Irrlehren weicht zurück, und das Licht des katho-lischen Glaubens erstrahlt in neuem Glanze." Gregor XIII. erklärt schließlich:"Das Rosenkranzgebet wurde vom heiligen Dominikus eingeführt, um GottesZorn zu versöhnen und die Fürbitte der Heiligsten Jungfrau zu erwirken."Derartige Erwägungen in Verbindung mit dem Beispiel Unserer Vorgängerleiten auch Uns, wenn Wir jene feierliche Andacht auch für Uns gegenwärtigfür zeitgemäß halten, damit auch wir durch Anrufung der erhabenen Jungfrauim Rosenkranzgebet eine ähnliche Hilfe in unserer Notlage von Christus, ihremSohn, erlangen.Ehrwürdige Brüder, die täglichen schweren Kämpfe und Leiden der Kirche sindEuch bekannt. Welch großen Gefahren sind täglich die christliche Frömmig-keit, öffentlicher Anstand und Moral, ja der Glaube selbst, die Krone undGrundlage aller übrigen Tugenden, ausgesetzt! Wir brauchen nicht auf Unsereeigene bedrängte Lage und auf Unsere vielen Sorgen hinzuweisen; Eure Liebefühlt ja mit Uns, und Ihr empfindet sie als Eure eigenen. Bei weitem schlimmerund beklagenswerter ist die Tatsache, daß so viele durch Christi Blut erkaufteSeelen vom Strudel der unseligen Zeitverhältnisse fortgerisssen werden, im-

mer mehr dem Bösen verfallen und sich in ewiges Verderben stürzen. Ausdiesem Grunde ist heute ebenso die Hilfe von oben notwendig wie in denZeiten des heiligen Dominikus, als dieser große Heilige sich darum bemühte,die Schäden und Wunden der Zeit durch das Rosenkranzgebet zu heilen.Durch göttliche Erleuchtung erkannte er, daß es für die Übel seiner Zeit keinwirkungsvolleres Heilmittel gebe als die Rückkehr der Menschen zu Christus,der "Weg, Wahrheit und Leben" ist. Es war ihm klar, daß diese Rückkehr sichvollzieht einmal in der betrachtenden Versenkung in die Geheimnisse desHeiles, das er uns gebracht hat, und in die Zuflucht zu Maria, unserer Fürspre-cherin bei Gott, der es verliehen ist, alle Irrlehren zu besiegen. Darum hat derHeilige das Rosenkranzgebet so geformt, daß man die Heilsgeheimnisse derReihe nach betrachtet und diese Betrachtungen zu einem mystischen Kranzwebt, der aus dem Englischen Gruß und dem Gebet zu Gott, dem Vaterunseres Herrn Jesus Christus, besteht. Weil unsere Notlage der damaligenNotlage gleicht und wir ihr durch das gleiche Heilmittel zu begegnen suchen,zweifeln Wir nicht daran, daß dieses Gebet auch die Nöte unserer Zeit beseiti-gen wird, ebenso wie ehemals, als es der Heilige zum großen Segen für diekatholische Welt einführte.

Für Leo XIII. war der Rosenkranz sowohl eine „Schule des Glaubens“ alsauch eine „Schule der Liebe“. Die Betrachtung über die Heilsge-heimnisse sollte zur Bekehrung des Herzens und zur Umwandlung desLebens führen. Ähnlich dem Stundengebet ist der Rosenkranz zudemTeil des „öffentlichen, andauernden und universalen Gebetes“ derKirche, in dem ihre großen Anliegen durch Maria vor Gott getragenwerden. Der Papst war überzeugt: „Die Gebete und die Lobpreisungen,die unaufhörlich von den Lippen und aus den Herzen einer so großenVielzahl steigen, werden höchst wirksam sein.“

Beten wir darum eifrig den hl. Rosenkranz!

Mit priesterlichem SegensgrußIhr