EB Kurs - Magazin der EB Zürich Frühling 2013

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Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 37 – Frühling 2013 Grund- kompetenzen Ohne Einmaleins kein Preis. Arno Camenisch, Autor Wie man eine verschwindende Welt festhält. Stefan Haupt, Filmer Die Magie des schöpferischen Moments.

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Grundkompetenzen: Ohne Einmaleins kein Preis

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Magazin der EB ZürichKantonale Berufsschule für WeiterbildungNr. 37 – Frühling 2013

Grund­kompetenzenOhne Einmaleinskein Preis.

Arno Camenisch, AutorWie man eine verschwindende Welt festhält.

Stefan Haupt, FilmerDie Magie desschöpferischenMoments.

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2 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

EDITORIAL

EB KURS

Nr. 37 – Frühling 2013

Magazin der EB Zürich,

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich,

Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich

TELEFON

0842 843 844

FAX

044 385 83 29

INTERNET

www.eb-zuerich.ch

E-MAIL

[email protected]

HERAUSGEBER

Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung)

REDAKTION

Christian Kaiser, Guido Stalder

GESTALTUNG

Giorgio Chiappa

MITARBEIT

Felix Aeppli, Regula Brunner, Mitra Devi,

Kati Dietlicher, Jürg Fischer

FOTOS

Philipp Baer, Christian Kaiser, Miriam Künzli,

Reto Schlatter, Iris Stutz

ILLUSTRATIONEN

Sämi Jordi, Eva Kläui

DRUCK

Ringier Adligenswil AG

TITELBILD

Reto Schlatter

TÜCKEN DES ALLTAGS

Die Telefonistin im Film «Easy Virtue» lauscht verbotener-weise mit, wie John seiner Larita telefonisch einen Heiratsantrag macht. Man erkennt bloss an der Mimik der Telefonistin, wie das Gespräch läuft. Typisch Alfred Hitchcock.

Die Telefonistin von damals (1928) war ein Profi und hatte ein einfaches Gerät zu bedienen – für jede Funktion eine Taste. Ich hingegen bin ein gewöhnlicher Nutzer von heute und muss mich mit mehrfach belegten Tasten durch un-zählige Funktionen navigieren. Da stosse ich schon mal an meine Grenzen. Mit meinen Erlebnissen an verschie-denen Billettautomaten europäischer Grossstädte will ich Sie hier nicht langweilen.

Mit den Tücken des Alltags kämpfen viele von uns, nicht nur mit der Technik, sondern auch mit Sprache oder Rechnen. Für sie lancieren wir «BasiX», unser Engagement für Grundkompetenzen (Seite 15). Aus diesem Anlass be-leuchten wir in der Titelgeschichte ab Seite 8 einen noch wenig beachteten Aspekt: Dass viele Leute Mühe haben, die täglichen versteckten Rechenaufgaben zu bewältigen.

In dieser Ausga bekommen auch zwei Personen zu Wort, die ihr Handwerk (teilweise) an der EB Zürich erlernt haben und inzwischen öffentlich bekannt sind:– Im Interview ab Seite 24 erzählt Filmemacher Stefan

Haupt, wie er sich filmisch der berühmten Sagrada Família von Barcelona näherte, Antoni Gaudís berühm-ter Kathedrale in ewigem Bau.

– Und die Krimiautorin, Malerin und seit neuestem auch Filmemacherin Mitra Devi deutet als unsere neue Kolumnistin auf die Weisheit, die uns von gesprayten Wänden anspricht (Seite 16).

Eine anregende Lektüre wünscht IhnenSerge SchwarzenbachHerausgeber

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INHALT

5 PORTRÄT Philosophie macht gelassen. Ueli Peyer schult sich in genauem Denken: für seinen Job bei der kantona-len Heilmittelkontrolle und für den Umgang mit Gefühlen im Alltag.

6 EVENT Arno Camenisch kam und las: Der Stammtisch fungiert für ihn als kollektives Gedächtnis, «egal ob in Moskau, Montreal oder Moçambique». Oder in Tavanasa im Bündnerland, wo seine skurrilen Geschichten spielen.

8 GRUNDKOMPETENZEN Ein verstecktes Problem: Wer Mühe mit Rechnen hat, kommt nur schlecht durch Beruf und privaten Alltag. Es gibt verschiedene Ansätze, um die Situation zu verbessern. Jetzt reagiert auch die Politik.

18 PERSÖNLICH Das Gesamtkunstwerk steckt in einer Flasche: Thomas Zobrist behandelt Rebstöcke wie Persön-lichkeiten und entwickelt ihren Ertrag im Keller weiter.

22 KURSFENSTER Wo der Informatiker auf die Pflege-fachfrau trifft: Im Kurs «Lernveranstaltungen mit Erwach-senen durchführen» holen sich Leute aus allen Berufen das Rüstzeug, um selber unterrichten zu können.

24 IM GESPRÄCH «Schöpferisch sein zu können, ist für mich das tiefste Glück», sagt Stefan Haupt. Sein neuster Dok-Film über die Sagrada Família erforscht das «Mysterium der Schöpfung».

KURZSTOFFE

4 Gesehen, gehört 16 Kolumne 17 WeiterBILDung 20 Auskunft 21 Seinerzeit Tagesthema 28 Kultur 29 Tipps und Tricks 30 Agenda 31 So finden Sie uns

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GESEHEN, GEHÖRT

DIGITALE SCHUHSCHACHTELLernen. Das System ist alt und bewährt: Man schreibt Fragen auf Karteikarten, auf die Rück-seite die korrekte Antwort, und steckt sie in eine Schachtel mit verschiedenen Fächern. Dann arbeitet man sich durch die Fragen: Was man sicher gewusst hat, kommt ganz nach hin-ten, Unsicheres in die Mitte, Unbekanntes gleich ins nächste Fach. Der Australier Damien Elmes hat die «Schuhschachtel-Lernkartei» digi-tal umgesetzt, um Japanisch zu lernen, und sie «Anki» getauft (japanisch für «auswendig ler-nen»). Informatik-Kursleiterin Susanne Maeder hat dazu eine frei zugängliche Seite eingerich-tet, mit der man es selber ausprobieren kann: http://anki.eb-zuerich.ch

DOPPELTES VERMÄCHTNISManagen. Wie man Projekte auf die Beine stellt und er-folgreich durchzieht – damit beschäftigt sich Hans Peter Gächter seit über dreissig Jahren als Berater und Dozent. Schon vor vielen Jahren hat er dazu ein schlankes Werk geschrieben, das sich immer noch auf dem Markt hält. Jetzt hat er, viele Projekte später, mit dem umfangreichen Nachschlage- und Lehrbuch «Projektmanagement kon-kret» nachgedoppelt. Es ist eine Art Vermächtnis für die EB Zürich, von der er sich Richtung Pension verabschie-det. Einen zweiten Abschiedsgruss hinterlässt er auf der Kulturseite, mit dem Hinweis auf ein witzig-gescheites Buch zur Psychologie im Alltag.

POESIE IN DER KÜCHEKochen. Korinthen und schwarze Oliven, Honig und Tomatenpüree – geht das zusammen? Ja, sagt Beate Rothmaier, das alles und noch mehr gehört mit einem Kilo Lammragout in einen «grossen Bräter». Und Roth-maier muss es wissen, denn die Schriftstellerin und Kursleiterin an der EB Zürich bezeichnet Kochen und Schreiben als ihre «beiden Existenzen». Wobei sie in beiden Welten gleichermassen bewandert zu sein scheint; zu ihrem Repertoire gehören auch «Schweine-braten in Cola» oder «Maikäfersuppe». Wer ihr «Lamm-ragout mit Korinthen» nachkochen möchte, findet das Rezept dazu im neuen Buch «Tafelrunde» (Luchter-hand). Neben anderen Rezepten und Geschichten be-kannter Autoren wie Peter Weber, Franz Hohler oder Hanns-Josef Ortheil.

ERFOLGREICHER FLUGDurchziehen. Sie hat als fünftausendste Teilnehmerin den Basiskurs Berufsbildnerin an der EB Zürich besucht, und dafür tausend Franken für ein Lehrlingsprojekt erhalten: Romy Bachmann von SSM Schärer Schweiter Mettler AG in Horgen. Ihre drei Lernenden haben sich ins Zeug gelegt und ein Action-Wochenende geplant, durchge-führt und fein säuberlich dokumentiert. Einer der Höhe-punkte: Body Flying in Rümlang. Das Ganze hat etwas mehr gekostet, die Geschäftsleitung hat das zusätzliche Geld gerne daraufgelegt. Und Geschäftsleiter Ernesto Mauer war so angetan vom Engagement der Lernenden, dass er künftig jedes Jahr ein Lehrlingsprojekt ermöglicht.

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PORTRÄT

Gedanklich unterwegs. Beruflich sorgt Ueli Peyer dafür, dass im Kanton Zürich nur von seriöser Seite Arzneimittel und Medizin-produkte abgegeben werden. Privat fährt er gerne (und durchaus ambitioniert) Velo, mag Jazz, Klassik und Literatur. Und er philoso-phiert, weil ihn das gelassen macht.

AUFGEZEICHNET Guido Stalder BILD Miriam Künzli

«Ich hätte nie gedacht, dass Philosophieren so viel ver-ändert. Früher habe ich öfters unangenehme Arbei-ten vor mich hingeschoben, so von einem ‹Hüfeli› zum andern. Jetzt mache ich zuerst das, was ich nicht gerne tue, und bin nachher viel freier. Ich spreche auch Sachen direkter an, nicht mehr um fünf Ecken.

Mein Beruf ist ja nicht gerade philosophisch; ich arbeite bei der Kantonalen Heilmittelkontrolle als Verwaltungsassistent und kümmere mich um die Computerinfrastruktur und in einem Team um Detail-handels- und Berufsausübungsbewilligungen (Apo-theker, Drogisten, Optometristen). Andererseits er-fordert diese Arbeit ein genaues Denken genau wie die Philosophie; somit ergänzen sich die Arbeit und der Kurs ideal.

Ein Ausgleich zur Arbeit ist Musik, vor allem Klassik und Jazz. Ich mag Barockmusik, gehe an Orgelkon-zerte ins Grossmünster und höre gerne Werke mit Originalinstrumenten. Vor kurzem habe ich eine

wunderbare Sammlung von alten Jazzplatten erhal-ten und bin jetzt daran, sie zu ordnen. 380 Vinylplat-ten sind es, mit Kostbarkeiten wie einer Aufnahme von Ella Fitzgerald aus dem Jahr 1937.

Ich bin Mitglied in einem Rennvelo-Verein, am Diens-tag- und Donnerstagabend gibt es kleinere Ausfahr-ten, am Samstag sind es dann jeweils fünf bis sechs Stunden. Das bringt mich ziemlich ins Schwitzen: Ich bin schon über fünfzig, die meisten anderen sind nur halb so alt. Der jährliche Härtetest ist jeweils das Alpenbrevet, 170 Kilometer mit vier Alpenpässen. Nachher ist man völlig auf den Felgen. Ich fahre je-weils nicht mehr mit dem Auto nach Hause, weil ich am Steuer einschlafen könnte.

An der EB Zürich habe ich zuerst das Deutschdiplom der Zürcher Handelskammer gemacht. Seither lese ich Bücher genauer und kann die sprachliche Quali-tät mehr geniessen. Vor allem Literatur aus dem 19. Jahrhundert interessiert mich. Ich besuche auch den Kurs «Deutschsprachige Literatur lesen», dieses Se-mester lesen und diskutieren wir Literatur zum Oberthema Traum.

Von der Literatur zur Philosphie war für mich dann nur noch ein kleiner Schritt. Ich bin schon im zweiten Kurs bei Imre Hofmann. Wir beschäftigen uns mit den klassischen Philosophen wie Platon und Aristoteles und schauen, was sie uns heute zu sagen haben. Man erhält so Distanz zu sich selber und den Gefühlen, die manchmal überborden. Das macht einen erstaun-lich gelassen. Für mich ist Philosophie schon ein Teil des Alltags geworden, wie Essen und Schlafen.»

Philo, Velo und Placebo

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EVENT

Er ist der Archivar einer Welt, die bald nicht mehr ist: einer Welt von Sennen und Zusennen, die es nicht geworden sind, sondern als solche geboren wurden, und die mit ihren Aebis und Justys den Weg auch ohne Rückspiegel fin-den. Seine Helden sind einfache Leute mit einem Tick: wie der Ca-nalas, der Schreinermeister aus Brigels, der immer gesagt hat «I kann alles» und es so bis ins Ro-manisch-Deutsch-Wörterbuch ge-schafft hat; oder wie der Gion Bi, der schöne Hans, der im Pelzman-tel seiner toten Mutter solange dem Stammtisch Gedichte vor-trägt, bis keiner mehr da ist.

Hostien und Heilige. Camenisch sammelt skurrile Geschichten, die ihm echte Bündner Originale lie-

fern, wählt sorgsam aus («eine von 20») und trägt sie in einem Klang-feuerwerk vor, das so temporeich ist, dass die Gefühle der Zuhörenden kaum nachkommen: Helle Freude und Gelächter mischt sich mit un-gläubigem Staunen und Melancho-lie, weil es bei Arno Camenisch auch um die grossen Themen geht, etwa den Tod, Gott und das Trinken. In seinem letzten Werk «Ustrinkata» haben schnaps trinkende Alte das Wort, die ihre Hostien verlegen, auf Heilige anstos sen, sich mit Bratpfannen bekreuzigen und zum Sterben auf die Toilette gehen.

Tempo mit Pausen. Camenisch er-weist sich beim Lesen aber auch als Meister der Pausen, wenn er von Hochdeutsch auf Bündnerdialekt wechselt und sein Publikum mit-nimmt auf einen anekdotischen Exkurs, der nicht in seinen Bü-chern zu finden ist. Etwa den über die zwei Nachbarn, die sich beide mit dem Luftgewehr in den Fuss geschossen haben, als sie einem zwischen ihren Knien steckenden

Der Stammtisch als Hort der GeschichtenSpoken Word meets preisgekrönte Literatur. Arno Camenisch, Buchpreisträger

2012, kam aus Biel ans BiZE und trug am SchreibLeseZentrum seine skurrilen,

aber wahren Geschichten aus dem Bündnerland vor. Selten ist an einer literari-

schen Lesung so viel und so herzhaft gelacht worden.

TEXT UND BILD Christian Kaiser

DER ANLASS: VERANSTALTUNGEN DES SCHREIBLESEZENTRUMS

Arno Camenisch las am 23. Januar am SchreibLeseZentrum SLZ der EB Zürich. Das SLZ

organisiert immer wieder spannende Lesungen und Veranstaltungen über Literatur.

Wer sie nicht verpassen möchte, abonniert am besten den Newsletter der EB Zürich auf

www.eb-zuerich.ch. Vorschau auf die nächsten Veranstaltungen siehe Seite 30.

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EVENT

Kaninchen den Garaus machen wollten. Oder den über den «Schnud-derlumpen» von dem er sagt: «Bi üs isch de halt no populär.»

Der Stammtisch als Quelle. «Bei uns» heisst in diesem Fall in Tavanasa, einem Dorf im Bündner Vorder-rheintal, wo Camenischs Tante eine Beiz führt, an deren Stammtisch Camenischs Grossmutter beim Jas-sen so laut mit den Zähnen klap-pert, dass sie immer gewinnt. Ja, überhaupt ist der Stammtisch der zentrale Ort in Camenischs Schaf-fen: Er steht für ihn für das kollek-tive Gedächtnis und die mündliche Überlieferung, «egal ob in Moskau, Montreal oder Moçambique».

Tabak und Prozente. Oder eben in Tavanasa, bei der Tante, die einst die Dorfbeiz «Helvezia» bewirtete. Hier findet die «Ustrinkata» statt. Hier dreht sich alles um den Tod und den Abschied und die Erleich-terungen, die der Alkohol in all seinen Formen schafft: als Quin-tin (ein Zweierli), als Schnaps, als

«Caffefertic», als Kübel oder als grosse Flasche. Die Prozente und der Tabak lösen die Zungen und fördern noch einmal all die alten, wilden, verrückten und darum so schönen Geschichten zu Tage.

Berauschende Komposition. Came-nisch erweist sich als präziser Be-obachter und virtuoser Erzähler. Seine Klanggebäude springen ei-

nen schon aus dem gedruckten Text an – ihre wahre Höhe und die Finessen der Ausstattung der ein-zelnen Zimmer lassen sich aber nur so richtig erfahren, wenn man Camenisch live hört: ein Wortkomponist, der einen so an-genehm schwindlig singt, dass man denkt, man hätte selbst an dieser «Ustrinkata» teilgenommen.

ARNO CAMENISCH: «ICH PORTRÄTIERE EINE VERSCHWINDENDE WELT»

Arno Camenisch, geboren 1978 in Tavanasa in Graubünden, schreibt auf Deutsch und

Romanisch (Sursilvan): Gedichte, Prosa und für die Bühne. Er studierte am Schweizerischen

Literaturinstitut in Biel, wo er auch lebt.

Camenisch ist Mitglied des Spoken-Word-Ensembles «Bern ist überall» und gehört zu den

Gewinnern des 2012 erstmals vergebenen Eidgenössischen Literaturpreises. Sein Roman

«ernesto ed autras manzegnas» erschien 2005 auf Romanisch. Am Romanischen interes-

siert ihn vor allem das Klangliche, «der Sound», denn Romanisch sei ja vor allem «spoken

word». Oft schreibe er mit Kopfhörern, um ganz in der Stille sein und die Stimmen seiner

Figuren hören zu können.

Im Mai 2009 erschien sein Prosabuch «Sez Ner» in Romanisch und Deutsch. Im Juli 2010

legte Camenisch seinen Zweitling «Hinter dem Bahnhof» vor, im Januar 2012 liess er

«Ustrinkata» folgen. In diesen beiden Büchern scheint das Romanisch nur noch an wenigen

Stellen durch wie eine vergilbte Hintergrundtapete. Das hat Konzept: Camenisch beschreibt

eine abhanden kommende Welt, und er lässt in seinen Büchern auch die Welt und ihre

Sprache Stück für Stück verschwinden.

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GRUNDKOMPETENZEN

Da stimmt etwas nicht. Ich habe dem Verkäufer das Taschenbuch hingelegt, das in der Wühlkiste lag und vergünstigt ist. Jetzt tippt er zuerst etwas in die Kasse, notiert sich dann einige Zahlen auf einen kleinen Schreibblock, streicht sie wieder und dreht sich schliesslich weg. Die Glasvitrine hinter ihm spiegelt und verrät, dass er ange-strengt mit den Fingern zählt. Er dreht sich wieder zu mir, betätigt die Kasse und sagt mit scheuem Lä-cheln «12 Franken 55 bitte». Ich be-zahle und rechne draussen nach: Das Buch war mit 16.95 angeschrie-ben, mit einem orangen 20-Prozent-Kleber. Der gültige Aktionspreis wäre also 13.55 und nicht 12.55, Ich habe einen Franken gespart, der Verkäufer wird ihn wohl aus seinem Geld zahlen müssen.

Die Vermutung liegt nahe, dass der Verkäufer Probleme mit Rech-nen hat. Typisch sind seine drei Versuche, das Problem zu lösen: Zuerst mit dem technischen Hilfs-mittel Kasse, auf der er sich aber offensichtlich für diese Aufgabe nicht zurechtfindet. Dann ver-sucht er es mit der Alltagshilfe Schreibblock, scheitert aber auch

hier – möglicherweise unter dem Druck des ungeduldig wartenden Kunden. Schliesslich, erfolglos ver-steckt, benutzt er die «verbotene», weil peinliche Methode des Finger-zählens. Zum Schluss ist das Re-sultat falsch.

Täglicher Stress. Auf diese oder ähnliche Art mühen sich in der Schweiz unzählige Leute ab. Der nationale Bericht «Lesen und Rechnen im Alltag» des Departe-ments des Innern spricht von 8,6 Prozent der Erwachsenen, die All-tagsmathematik schlecht beherr-schen. Und zwar so schlecht, dass sie Schwierigkeiten mit den An-forderungen des täglichen Lebens in einer hoch entwickelten Gesell-schaft haben. Anders formuliert: Mehr als jede oder jeder Zwölfte in der Schweiz quält sich durch das Alltagsrechnen, beruflich und privat.

Dabei geht es um alles, was mit Zahlen, Grössen und Verhältnissen zu tun hat: mit Geld rechnen, Kar-ten oder Fahrpläne lesen, Grafiken deuten, selber eine Skizze zeich-nen. Selbst Profis müssen hier zu Tricks greifen. Konkrete Beispiele:

Wer nicht rechnen kann, den bestraft der AlltagZahlen zählen. Sie sind unauffällig und versuchen, ihr Handicap oft zu

verstecken: Erwachsene, die nicht gut rechnen können. Doch in der Schweiz

sind es über 400 000 im erwerbstätigen Alter, und sie sind beruflich und

privat deutlich benachteiligt. Nach und nach entstehen Hilfen für sie, und

endlich kommt auch Bewegung in die Politik.

TEXT Guido Stalder BILDER Reto Schlatter

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GRUNDKOMPETENZEN

Eine gelernte Köchin schafft es nicht, ein Rezept von vier auf sechs Personen umzurechnen – und ver-doppelt kurzerhand alle Zutaten, um auf der sicheren Seite zu sein. Oder ein Parkettverleger kniet auf den Boden, um auf einem Blatt die Fläche auszurechnen, die er zu verlegen hat. In Tat und Wahrheit verdeckt er vor dem Auftraggeber, dass er nichts Brauchbares auf-schreibt. Er schätzt die Fläche aus seiner Erfahrung. Die Ähnlichkeit zum Eingangsbeispiel des Verkäu-fers ist offensichtlich.

Klassische Muster. Der Bericht «Le-sen und Rechnen im Alltag» trägt den Untertitel «Grundkompeten-zen von Erwachsenen in der Schweiz» und ist die Schweizer Auswertung der internationalen ALL-Studie. ALL steht für «Adult Literacy and Lifeskills», auf Deutsch Grundkompetenzen. Die Studie be-stätigt bekannte Risikofaktoren: Rechenschwäche kommt deutlich häufiger vor bei Personen mit all-gemein tiefem Bildungsstand, nachteiliger sozialer Herkunft und Immigrationsstatus (in der Regel gekoppelt mit Fremdsprachigkeit). Jede zweite Person, die nach der

Schule keine weitere Ausbildung gemacht hat und fremdsprachig ist, hat Mühe mit Alltagsrechnen.

Verschiedene Untersuchungen zei-gen, dass Leute mit Schwächen in der Alltagsmathematik weniger verdienen, seltener eine Vollzeit-stelle finden und häufiger über-schuldet sind als der Durchschnitt. Sie sind häufig sogar stärker be-nachteiligt als Personen mit sprach-lichen Defiziten. Und aus der ALL-Studie geht weiter hervor, dass die Defizite oft kombiniert auftreten: Wer eine Rechenschwäche hat, ist oft auch im Lesen und Schreiben wenig kompetent und hat Mühe mit modernen Informationstech-nologien.

Helfen und helfen lassen. Probleme ergeben sich nicht nur beruflich, sondern auch privat: Wie soll ich das günstigste Angebot finden, wenn ich verschiedene Mengen und Daten nur schlecht berech-nen kann? Wie einschätzen, ob sich ein Auto-Leasing für mich rechnet? Oder entscheiden, wel-che Krankenversicherung für mich optimal ist?

Ursula Bänninger, Trainerin und Beraterin zum Thema Grundkom-petenzen in verschiedenen Insti-tutionen, weist auf Strategien hin, die die Betroffenen entwickeln. Viele waren schon in der Schule nicht sonderlich stark, obwohl sie sich durchaus Mühe gaben. Sie versuchen dann oft, unauffällig und freundlich über die Runden zu kommen. Und sie bilden Stär-ken heraus. Bänninger: «Es ist er-staunlich, welch hohe emotiona-len und sozialen Kompetenzen ich antreffe. Dank dem Wissen um ihre Schwachpunkte sind sie oft sehr hilfsbereit – und auch bereit, sich selber helfen zu lassen.»

Beruflich sind sie natürlich im Nachteil. Vorgesetzte würden sie eher selten, so die Erfahrung von Bänninger, aber durchaus auch selbstständig Erwerbende. Auch hier helfe ihnen ihre soziale Kom-petenz. Für die Büroarbeiten enga-gierten sie dann eben jemanden.

Ein erfreulicher Befund aus subjek-tiver Sicht: Oft seien sie privat und am Arbeitsplatz durchaus beliebt und lebten in guten Partnerschaf-ten: «Viele möchten doch ganz

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GRUNDKOMPETENZEN

einfach das, was wohl die meisten Leute möchten: integriert und ge-schätzt sein, aber auch ein Stück weit in Ruhe gelassen werden.»

Schule und Leben. Ein Kernproblem liegt darin, dass die Schulmathe-matik und die Alltagsmathematik nur bedingt übereinstimmen. Marcel Allenspach, der massge-schneiderte Kurse in Unternehmen durchführt: «Das Leben kommt in Sätzli-Aufgaben und nicht in Stöckli-Rechnungen daher.» Ein Beispiel: Jemand bearbeitet ein Werkstück, verbraucht dabei Material und pro-duziert auch Ausschuss, der weg-geworfen werden muss. Da geht es offensichtlich um Prozente. Aber was ist wie viel Prozent von was? Und wie rechnet man das?

Das Staatssekreatariat für Wirt-schaft SECO hat basierend auf der ALL-Studie ein Grundlagenpapier zu genau dieser Problematik in Auftrag gegeben. Verfasst hat es Hansruedi Kaiser, Forschungsver-antwortlicher am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbil-dung. Er weist darauf hin, dass Lehrpersonen dazu neigten, «rei-ne» Mathematik zu vermitteln, eben abstraktes Rechnen ohne in-haltlichen Bezug. Das überfordere einen Teil der Lernenden (ausführ-liches Interview mit Hansruedi Kaiser ab Seite 12).

Sonja Beeli untersucht in ihrer Masterarbeit an der Universität Bern die Einstellungen von Lehr-personen in Kursen von Alltagsma-

thematik. Sogar in dieser Gruppe vertritt ein – wenn auch kleiner – Teil die Haltung von Mathematik als unveränderbarem System. Bee-li weist darauf hin, dass in unse-rem föderalistischen Schulsystem die Einstellungen von Lehrperso-nen sehr stark auf den Unterricht durchschlagen.

Angebote kommen. Noch sind die Schulungen in Alltagsmathema-tik dünn gesät. Im Winter 2008/09 liefen im Kanton Aargau zwei Pi-lotprojekte in den sozialen Ein-richtungen «Stollenwerkstatt» in Wohlen und Aarau und «Lern-werk» in Turgi. Da ging es darum, beispielsweise in der Küche mit Mengen umzugehen, in der Wä-scherei das Waschmittel zu dosie-

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GRUNDKOMPETENZEN

ren oder in der Velowerkstatt Massstäbe umrechnen zu können. Immer im Vordergrund war auch hier wieder die praktische Anwen-dung. Lilo Henkel, die die Pilotver-suche betreute, kennt die Hemm-schwelle von Erwachsenen, sich in Alltagsmathematik zu verbessern: «Mathematik-Lücken können auch gut qualifizierte Berufsleute auf-weisen, es ist jedoch für die meis-ten sehr schwierig, sich zu outen.» Gut erreichen könne man diese Leute, wenn man einen «alltags-tauglichen» Kurs anbiete – etwa Steuererklärung ausfüllen oder eine Haushaltplanung machen (Budget-Berechnung).

Aus den Pilotversuchen sind regel-mässige Angebote geworden, die Teil der Schulungen für Stellen-lose sind. Da wird Alltagsmathe-matik mit Deutsch verbunden, was sehr gut funktioniere. Patricia Rothen, Teamleiterin Kollektive Arbeitsmarktliche Massnahmen, spricht von ausschliesslich positi-ven Rückmeldungen, die Leute sei-en sehr dankbar für die Unterstüt-zung. Patricia Rothen: «Wir sind alle davon überzeugt, dass der Be-darf für Schulungen da ist, um in

Alltagsmathematik selbstständiger zu werden.»

Politik bewegt sich. Das Vorwort des nationalen Berichts über die Grund-kompetenzen der Erwachsenen in der Schweiz beginnt mit dem Satz: «Die Schweiz verdankt ihren Wohl-stand nicht zuletzt dem Wissen, den Talenten und der Erfahrung ihrer Bürgerinnen und Bürgern.» Das ist politisch unbestritten, und jetzt beginnt es auch auf das The-ma Alltagsmathematik durchzu-schlagen. Auf nationaler Ebene wird um das neue Weiterbildungs-gesetz WeBiG gerungen. Im April 2012 begrüsste die Interessensge-meinschaft Grundkompetenzen, die 21 Verbände und Organisatio-nen vertritt, dass die Grundkom-petenzen in den Entwurf für das neue Gesetz aufgenommen wur-den. Doch es war ihr zu wenig kon-kret: «Die IG Grundkompetenzen fordert insbesondere eine verbind-liche Grundlage für eine nationale Strategie zur Förderung der Grun-kompetenzen» und dazu «weitrei-chende Sensibilisierungsmassnah-men und damit verbunden eine angemessene Finanzierung».

Jetzt scheint die Überzeugungsar-beit gefruchtet zu haben. André Schläfli, Direktor des Schweizeri-schen Verbandes für Weiterbildung SVEB, berichtet davon, dass die All-tagsmathematik neu explizit im Gesetzesentwurf stehe. Schläfli: «Bis jetzt ist das Problem der All-tagsmathematik in der Schweiz enorm unterschätzt worden, ob-wohl sie nach wissenschaftlichen Untersuchungen sogar wichtiger als Lesen und Schreiben ist.» In der Europäischen Union gilt Alltags-mathematik schon lange zu den anerkannten Grundkompetenzen.

Auch die Arbeitgeber-Organisatio-nen stehen hinter dem nachgebes-serten WeBiG, und Bundesrat und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Amman setzt sich ange-sichts des Fachkräftemangels in der Schweiz generell für Nachhol-Bildungen ein. Im Mai soll die Bot-schaft für das neue WeBiG im Bundesrat verabschiedet werden und in der September-Session ins Parlament kommen. SVEB-Direk-tor André Schläfli ist zuversicht-lich: «Ich bin überzeugt, dass es jetzt gut kommt, wenn wir für ein griffiges Gesetz kämpfen.»

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GRUNDKOMPETENZEN

Hansruedi Kaiser, unterschreiben Sie den Slogan «Rechnen können alle»?Auf jeden Fall. Rechnen können grundsätzlich alle. Aber abstrakt rechnen – also Zahlen gebrauchen in einem Zusammenhang, den sie noch nie gesehen haben – das können nicht alle.

Warum nicht?Es beginnt in der frühen Kindheit. Ein durchschnitt-liches europäisches Kind kann zählen, wenn es in die Schule kommt, vielleicht so bis zehn. Das kann es nur, weil zuhause gezählt wurde, weil man Abzähl-verse wie «Zehn kleine Negerlein» hatte. Man weiss aber zum Beispiel von den australischen Ureinwoh-nern, den Aborigines, dass dort zuhause praktisch nicht gezählt wird. Der Rückstand dieser Kinder auf die weissen australischen Kinder, die mit einem europäischen Hintergrund aufgewachsen sind, ist gewaltig. Das können sie in der Schule kaum mehr aufholen. Es sind mehrere Jahre, in denen die Kinder ein Gefühl für Grössenordnungen und Zählen ent-wickelt haben – oder eben nicht.

Also sind die Eltern gefragt: Sie sollen ihre Kinder an Zahlen gewöhnen.Ja. Wenn ein Kind bei uns in einem Umfeld mit vie-len Anregungen aufwächst, dann ist das meistens kein Problem. In unserer Kultur kommen in den Geschichten immer wieder Zahlen vor, drei oder sieben von irgendetwas. In den Krippen wird auch darauf geachtet, dass die Kinder spielerisch mit Zah-len zu tun haben. Lernen braucht man ja nicht zu erzwingen, das findet automatisch statt, wenn es möglich ist. Schwierig wird es, wenn ein Kind einge-schlossen in einer Kleinfamilie aufwächst. Dann ist es sehr abhängig vom Input weniger Personen, und der kann ungenügend sein.

Was kann die Schule machen?Sie soll dem Kind in erster Linie Zeit lassen, auf die Neugierde setzen. Unser Modell der Jahrgangsklas-sen ist hier problematisch, weil diejenigen, die ir-gendwo ein Loch haben, dann die Klasse repetieren müssen. Darum könnte ich mir vorstellen, dass es etwas bringen würde, zum Beispiel die untersten zwei Klassen zusammenzunehmen. Das würde un-terschiedliche Lerngeschwindigkeiten besser ermög-lichen und Lernfrustrationen vermindern.

Und wenn jemand nach neun Jahren Schule noch nicht richtig abstrakt rechnen kann?Dann ist zuerst einmal wichtig, dass diese Leute es ganz konkret auf dem Gebiet können, wo sie es brauchen. Es ist sehr wertvoll, zu erfahren, dass man in einem vertrauten Gebiet, eben im eigenen Kontext, mit Zahlen zurechtkommt. Das gibt Selbst-vertrauen, darauf kann man aufbauen. Heute ma-chen einige so schlechte Erfahrungen in der Schule, dass sie ganz einfach glauben, sie seien nicht begabt, und es später gar nicht mehr versuchen. In unserer Kultur ist das fatalerweise akzeptiert: dass einem Mathe einfach nicht liege.

Wird an der Schule eine falsche Mathematik unterrich-tet? Abstrakt statt konkret?Vielleicht zu ausschliesslich abstrakt. Die OECD hat schon in den 90er Jahren, als sie das Schulsystem der Schweiz untersuchte, festgestellt, dass unsere Primar- und Sekundarschulen in erster Linie auf das Gymnasium vorbereiten. Dass sie also die zwei Drittel, die in die Berufsausbildung gehen, etwas böse gesagt als Abfallprodukt betrachten, die es eben nicht geschafft haben. Und dass es eigentlich keine systematische Vorbereitung gibt auf das, was es im Beruf braucht. Da braucht man Mathematik,

«Mathematik darf nicht Selbstzweck sein»Werkzeug, nicht Spielzeug. Hansruedi Kaiser forscht und lehrt seit vielen Jahren zu den Themen Lernen, Denken und kooperatives Problemlösen. Im Auftrag des Bundes hat er ein Grundlagenwerk zur Alltagsmathematik geschrieben. Er arbeitet als Forschungsverantwortlicher am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung in Zollikofen. Für ihn sind Probleme mit der Mathematik häufig Probleme mit der Schule.

INTERVIEW Guido Stalder BILDER Reto Schlatter

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um konkrete Aufgaben zu lösen. Beispielsweise kommt im beruflichen Alltag nie eine Zahl ohne Masseinheit vor – es sind immer fünf Liter, zwei Zentimeter, sieben Kilo usw. Rechnen mit blossen Zahlen gibt es im Alltag nicht, aber in der Primar und der Sek wird oft nur das geübt. Die Freude an Zahlen und deren Eigenschaften steht nicht im Zen-trum.

Mathematik als Selbstzweck?Etwas zugespitzt gesagt, ja. Ich war gerade letzte Woche an einer Tagung von Mathe-Didaktikern. Sie bekommen immer dann glänzende Augen, wenn das konkrete Einstiegsbeispiel verloren geht und man sieht, welch tolle Zusammenhänge es zwischen den Zahlen gibt. Sie wollen vor allem ihre Freude an der reinen Mathe weitergeben. Das ist verständlich und selbstverständlich auch ein legitimes Bildungs-ziel, aber der praktische Aspekt geht dabei ein Stück weit vergessen.

Interessant sind hier Untersuchungen mit Strassen-kindern in Brasilien, die mit Früchten handelten.

Wenn jemand bei ihnen zwei Bananen und einen Apfel kaufte – kein Problem, den Preis auszurech-nen. Wenn man sie aber ins Schulzimmer nahm und ihnen die gleiche Aufgabe mit Bleistift und Pa-pier zu lösen gab, lief gar nichts mehr.

Wie wäre denn richtiges Lernen von Alltagsmathe?Ein Beispiel: Wenn ein Arbeitsloser rechtzeitig zum Vorstellungsgespräch kommen will, muss er rech-nen. Zuerst Fahrplan lesen, planen, wie lange er zu Fuss braucht, was passieren kann, Reserve ein-planen usw. Man kann jemandem gut helfen, das mit der Zeit in den Griff zu bekommen. Er kann das dann bloss nicht auf Anderes übertragen.

Wieso geht das nicht?Nach dem aktuellen Forschungsstand ist es höchst-wahrscheinlich so, dass niemand wirklich abstrakt denkt, sondern dass wir immer von Situationen aus-gehen. Wenn ich eine Aufgabe habe, erinnere ich mich an eine, die ich schon mal hatte, und ich ver-suche sie wieder wie damals zu lösen. Das bedeutet, dass ich keine allgemeine Technik habe für irgend-

GRUNDKOMPETENZEN

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GRUNDKOMPETENZEN

etwas. Der Link geht immer über konkrete Erinnerungen an konkrete Sachen, die ich ge-macht habe.

Auch die Gescheitesten denken eigentlich nicht abstrakt?Aus der Expertenforschung weiss man, dass Leute, die als Experten anerkannt werden, auf der Ebene von «cases» funktionieren. Es gibt Schätzungen, dass Experten ungefähr 50 000 relevante erinnerte Situationen haben. Es ist klar: Wenn man mal 50 000 hat, haut einen nicht so schnell wieder etwas um, dann kommt einem schon etwas in den Sinn. Häu-fig sind das mehrere Varianten, plus Versu-che, die schief gelaufen sind und zeigen, wie man es nicht mehr versuchen soll.

Man macht im Wesentlichen, was man schon immer gemacht hat?Es gibt dazu eine sehr schöne Untersuchung der englischen Anthropologin Lucy Suchman aus den 80er Jahren, die zum Schluss kommt, dass Men-schen im Grunde keine Pläne haben. Niemand hat einen Plan. Das sind bloss Konstrukte im Nachhin-ein. Wenn ich schon weiss, was ich will, kann ich das natürlich als Plan formulieren, falls jemand gerne einen von mir hat. Ich selber habe bloss eine Erfahrung von früher aktiviert.

Ich muss aber die richtige Erfahrung finden.Ich muss es in einer Art abgelegt haben, dass mir in den Sinn kommt, was vergleichbar ist mit der aktu-ellen Situation. Man weiss aus der Expertennovizen-Forschung: Neulinge verlinken typischerweise ihre Erfahrungen ungünstig, weil sie das Feld noch nicht gut kennen. Sie lassen sich täuschen von Ähnlich-

keiten, die nicht nützlich sind. Erst mit der Zeit merkt man, welche Erfahrungen zusammengehö-ren. Es braucht sozusagen eine gute interne Such-maschine.

Auf den Alltag von «Gewöhnlichen» übertragen heisst das: Möglichst viele erfolgreich gelöste Situationen zu produzieren, an die man sich später erinnern kann?Genau. Das funktioniert auch bei den meisten Leu-ten. Aber einen Schritt weiter zu gehen und nach-her auf jede beliebige Veränderung flexibel reagie-ren zu können, das ist schwieriger. Vielleicht gibt es einfach einen gewissen Prozentsatz an Leuten, die trotz aller Bemühungen nie so weit kommen. Ob-wohl die Wirtschaft das natürlich sehr gerne hätte, und es für die Leute selber sehr erfreulich wäre. Ih-nen bleiben aber Strategien, um auf ihre Weise den Alltag ganz konkret zu bewältigen.

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 15

GRUNDKOMPETENZEN

800000 Schweizerinnen und Schwei-zer haben Mühe, einen einfachen Zeitungstext zu lesen und zu ver-stehen. 400 000 schaffen es nicht, alltägliche Rechenaufgaben zu lö-sen. Und wer nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen kann, tut sich meist auch schwer damit, sich in Fahrplänen oder Karten zu-rechtzufinden oder Grafiken und Tabellen zu entziffern. Weitere schwer zu nehmende Hürden stel-len Computeranwendungen oder die Kommunikation via mobile Geräte dar. Grundkompetenzen hängen zusammen.

Und sie bilden die Basis für all das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: am beruflichen, gesell-schaftlichen, kulturellen und po-litischen Leben teilnehmen zu können; oder sich weiterzubilden und beruflich aufzusteigen. Für all das muss man lesen, schreiben und rechnen können, die Um-gangssprache beherrschen, mit modernen Kommunikationsmit-teln umgehen können. Teilhaben und sich weiterentwickeln kann nur, wer eine gewisse «Bildung von Grund auf» besitzt.

Feierliche Lancierung von BasiX. Der Föderbedarf bei den Grundkompe-tenzen ist erkannt, der Nutzen ei-ner Förderung für die Betroffenen,

die Wirtschaft und die Gesellschaft ist ausgewiesen: Allein die Lese-schwäche kostet die Arbeitslosen-versicherung jährlich eine Milliar-de Franken (Büro Bass 2007), Fir-men profitieren auf vielfältige Weise von kompetenteren Mitar-beitenden. Die EB Zürich hat darum seit einiger Zeit an einem Konzept gearbeitet, wie sie Einzelpersonen und Firmen beim Auf- und Ausbau von Grundkompetenzen noch bes-ser unterstützen kann. Das Ergeb-nis wurde am 11. März präsentiert und im Beisein von Regierungsrä-tin Regine Aeppli unter dem Label «BasiX – Bildung für Erwachsene. Von Grund auf.» feierlich lanciert.

Umfassendes Gesamtpaket. Das Resultat lässt sich sehen. Mit Ba-siX hat die EB Zürich als erste Schweizer Institution eine Aus- und Weiterbildungspalette zusam-mengestellt, welche sämtliche fünf Grundkompetenzen beinhaltet: Le-sen und Schreiben, Deutsch als Zweitsprache, Alltagsmathematik, Umgang mit Informationstech-nologien (IKT) sowie Kompeten-zen für die Arbeit und den All-tag. Das BasiX-Programm umfasst auf 56 Seiten rund 80 Bildungsan-gebote, die als Kurse, Ateliers oder Einzelberatungen geführt werden.

Das thematische Spektrum reicht von der persönlichen Beratung für «schreiben, lesen, rechnen» über «Lesen und schreiben im Alltag» für Deutschsprachige sowie Alpha-betisierungs- und Deutschkurse für Fremdsprachige bis hin zum «Tastaturschreiben am Computer»; von «Keine Angst vor Zahlen» über «Mein E-Mail» oder «Mein Budget» oder «Mein Bewerbungs-Dossier» bis hin zu massgeschneiderten Angeboten für Firmen und Insti-tutionen oder gar Lernbegleitun-gen am Arbeitsplatz.

Mehr Souveränität. Dank der Inno-vation BasiX können Erwachsene an der EB Zürich also die «Bildung von Grund auf» erwerben, die sie brauchen. Und die EB Zürich wird mit BasiX zur ersten und wichtigs-ten Anlaufstelle im Bereich sämt-licher Grundkompetenzen für Un-ternehmen, Institutionen und Ämter. Das Ziel entspricht dem öf-fentlichen Auftrag der EB Zürich als kantonaler Institution der Er-wachsenenbildung: die Arbeits-marktfähigkeit möglichst vieler Berufstätiger zu verbessern und zu erhalten.

Mit ihrem Engagement für Grund-kompetenzen will die EB Zürich allen Lernenden aus allen Schich-ten unabhängig von ihrer Ausbil-dung die Möglichkeit eröffnen, in Beruf und Alltag souveräner zu werden. BasiX wurde aus der Über-zeugung heraus entwickelt, dass Grundkompetenzen in der beruf-lichen Weiterbildung die wichtigs-te Bildungsressource darstellen; denn nur wer seine Grundkompe-tenzen festigt und erweitert, kann von bestehenden Weiterbildungs-, Aufstiegs- und Entwicklungsmög-lichkeiten profitieren.

Von Grund auf kompetent mit «BasiX»

Vorzeige-Innovation. Der Förderbedarf bei den Grundkompeten-zen ist längst erkannt. Nun lanciert die EB Zürich als erste Institution in der Schweiz eine Aus- und Weiterbildungspalette für sämtliche Grundkompetenzen: Am 11. März präsentierte sie ihr neues Engagement BasiX im Beisein von Regierungsrätin Regine Aeppli der Öffentlichkeit.

TEXT Christian Kaiser

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KOLUMNE

Ich bin buchstabensüchtig. Seien es Gratiszeitungen im Tram, Strassen-schilder, an denen ich vorbeikomme, oder Werbeplakate – ich muss alles lesen. Dabei macht es für mich überhaupt keinen Unterschied, ob der Inhalt intelligent oder nur schon interessant ist. Es reicht, wenn er aus Buchstaben besteht. Kennen Sie das auch? Ich lese Gebrauchsanlei-tungen, Stadtpläne, Adressen von Szenebars auf Streichholzschachteln und das Kleingedruckte meiner Lieblingskaugummisorte. (Sorbit, Maltit, Xylit, E414, Aspartam, Acesulfam-K, E171, E133. Kann bei über-mässigem Verzehr abführend wirken.)

Am meisten aber liebe ich Graffiti-Sprüche. In ihnen stecken manchmal ganze Geschichten. Einige könnten Romananfänge werden. Natürlich finde ich es nicht okay, wenn Gebäudefassaden versprayt, Holzbänke verkratzt und Bahnhäuschen verschmiert werden. Manche der Texte sind einfach nur hässlich. Andere sind hässlich und dumm. Dann gibt es noch diese grellbunten, kryptischen Zeichen entlang der Bahnlinien. So sehr ich mich auch anstrenge, ich kann sie nicht entziffern. Sind es die Namen der selbsternannten Künstler? Geheime Botschaften einer globalen Verschwörung? Blosse Dekorationen?

Einmal meinte ich auf einer Betonmauer zwischen Zürich und Thalwil in schrillem Pink «Fuck da Police» gelesen zu haben, aber es könnte auch «Find da Paradise» gewesen sein. Ein anderes Mal staunte ich (in der Nähe von Baden) über einen Ausserirdischen mit schräg stehen-den Augen, spitzem Kinn und einem geckoartigen Zeigefinger, der auf mich gerichtet war. Eine Sprechblase aus seinem dünnlippigen Mund verkündete: «Auch du.» Ein metaphysisches Schaudern durchfuhr mich.

Doch viele Graffitis sind echte Weisheiten auf Wänden. Als GA-Besitze-rin bin ich oft mit dem Zug unterwegs, was meine Buchstabensucht noch fördert, muss ich mich doch nicht auf die Strasse konzentrieren, sondern kann in Ruhe lesen. In Bern entdeckte ich auf einem Baustel-lencontainer die Trouvaille «Hoffentlich werden wir so alt, wie wir aus-sehen», in St. Gallen neben einer Kirche «Der Geist ist willig, das Fleisch erst recht» und auf einer Friedhofsmauer in Berlin, wo ich kürzlich war, «Robert ist tot. Das ist noch kein Beweis, dass er gelebt hat.» Lassen Sie sich diesen Satz mal auf der Zunge zergehen. Wenn das kein Anfang für ein Jahrhundertwerk ist.

Weise Wände

MITRA DEVI ist Krimiautorin, bildende

Künstlerin, Journalistin und hat soeben

ihren ersten Dokumentarfilm gedreht.

Sie hat zwölf Bücher veröffentlicht, zwei

davon wurden für den Zürcher Krimipreis

nominiert («Filmriss» und «Das Kainszei-

chen»). Nebst schwarzhumorigen Short

Stories hat sie sich mit der Nora-Tabani-

Serie einen Namen gemacht. Im neuesten

Roman «Der Blutsfeind» lässt sie ihre

Detektivin bei einem Bankraub am Parade-

platz ermitteln. Mitra Devi bezeichnet

sich selber als «Weiterbildungs-Junkie» –

sie hat an der EB Zürich neben diversen

Einzelkursen gleich drei Bildungsgänge

besucht («Literarisches Schreiben», «Jour-

nalismus» und «Video»).

www.mitradevi.ch

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 17

WEITERBILDUNG

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18 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

PERSÖNLICH

Der AromenveredlerWinzer und Kellermeister. Thomas Zobrist ist Teilbereichsleiter Informatik

an der EB Zürich mit ziemlich bewegtem Werdegang. Heute verbringt der

Teilzeit-Winzer und verhinderte Biologe im Schnitt einen Tag pro Woche im

eigenen Rebberg in Männedorf. Einen guten Wein in die Flasche zu bringen,

ist für ihn ein «Gesamtkunstwerk».

TEXT Christian Kaiser BILD Philipp Baer

Mit dem Erziehungsschnitt ist er etwas im Hintertref-fen. Die benachbarten Rebbauern haben Ende Januar ihre Stöcke schon auf ein, zwei tragende Strecker zu-rückgeschnitten. Thomas Zobrist und seine beiden Freunde vom Weinbau-Kollektiv «weinetc.ch» sind eben Hobby-Weinbauern. Aber ambitionierte.

«Der Name ist etwas fantasielos», sagt Zobrist. Das etc. steht aber nicht nur für die Anfangsbuchstaben der Vornamen (Ernst, Thomas, Caspar) der drei Reben-züchter aus Zürich, sondern auch für das, was sie ne-ben Wein auch noch machen. Schnäpse zum Beispiel: Marc, Nocino aus Nachbars Nüssen. Besonders stolz sind sie auf den Gelbmöstler aus kleinen Mostbirnen, den selbst der bekannte Qualitätsbrenner aus dem Aargau lobt.

Einstiegsdroge Damassine. Für das Zwetschgenwasser haben die drei eigens ein paar Bäume mit alten Sorten gepflanzt, Zibarten und Damassine, «in der Hoffnung, dick ins Drogengeschäft einzusteigen», wie Zobrist scherzt. Und so steht das etc. sozusagen für «alles, was sich vergären und trinken» lässt. Der wirtschaft-liche Erfolg steht nicht im Vordergrund, obwohl man die etc.-Erzeugnisse mit den Prozenten in verschiede-nen Restaurants und Geschäften in der Stadt auch kaufen kann.

Oder im Web-Shop. Denn das Web ist sein Metier: Zobrist ist als Teilbereichsleiter Informatik an der EB Zürich zuständig für «Digitale Medien», erteilt selber

Kurse in Web-Programmierung und Web-Gestal-tung. Und das schon seit einer halben Ewigkeit: Schon in den 90ern hat er am ersten Bildungsgang «Web-Publisher» teilgenommen und wurde kurz dar-auf als Kursleiter engagiert.

Kollektiv in Bewegung. Damals war er hauptberuflich noch bei einem anderen Kollektiv engagiert; als Re-daktor und Setzer bei der WOZ überführte er die Pro-duktion der Wochenzeitung ins digitale Zeitalter. Zur Informatik kam er Anfang der 80er als Mitglied des ersten Computer-Kollektivs in Zürich, einer Initi-ative von ehemaligen Programmierern rund um den Computer-Pionier Hannes Keller, die Zobrist an einer Demo kennenlernte.

«Wir haben mehr politisiert, als Geld verdient», sagt Zobrist rückblickend. Als Radiomacher beim Zürcher Lokalradio LORA gestaltete er berüchtigte Morgen-sendungen und setzte sich für autonome Freiräume und gegen den Überwachungsstaat ein. In seinen Musiksendungen spielte er alles, «wo die Ränder der Sparten ausfransen.»

Kostprobe mit dem Kellermeister. Auch die Öko-Bewe-gung der 80er und die Umweltschutzdebatte prägten ihn. Noch heute fährt er nicht Auto, obwohl das für einen Rebbauern ganz nützlich wäre. Umso beein-druckender der Maschinenpark in der Scheune in Mutzmalen bei Männedorf: Raupentransporter, Mulch-, Mäh- und Spritzmaschinen. Mindestens einen

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 19

PERSÖNLICH

Tag pro Woche verbringen die drei im Schnitt im Rebberg. Denn auf 55 Aaren gibt es im Jahresverlauf so einiges zu tun: schneiden, binden, jäten, mulchen, spritzen, Blätter ausbrechen, ernten usw.

Das vorläufige Ergebnis der Anstrengungen des Jah-res 2012 lässt sich im Keller kosten: Syrah und Petit Verdot, die beiden roten Sorten, sind überraschend fruchtig unterwegs. Der Solaris zeigt eine schöne Note von Melone und Honig. Auch der Johanniter hat gute Anlagen, die noch etwas vom Hefegeschmack überlagert werden. Sorgen bereitet einzig ein Tank Riesling-Sylvaner mit einem «Bock». Da wird man gut überlegen müssen, wie man den ordentlich hin-bekommt.

Konkurrenz im Fass und am Hang. Als Kellermeister der drei ist Thomas Zobrist auch dafür verantwort-lich, den gepressten Traubensaft in die richtige Rich-tung zu entwickeln. Das ist ein steter Kampf gegen ungewollte Bakterien, wilde Hefekulturen oder flüchtige Stoffe. Dabei hilft ihm ein kleines Labor mit Mikroskop und pH-Meter oder die Analysen der Experten aus Wädenswil. Zudem ist der Rebberg be-völkert mit Räubern, die einem den Ertrag streitig machen: Rebzykaden, Wühlmäuse, die die Wurzeln freilegen, Pilze aller Art.

Da gerät der verhinderte Biologe («ich bin damals ein-fach aus der Zwischenprüfung rausgelaufen») ins Feuer, wenn er von der Konkurrenz erzählt: von

schlauen Dachsen, die nur die benachbarten Rebberge plündern, damit sie nicht aus ihrem Bau vertrieben werden; von den Jungstaren, die «rechte Rabauken» sind; von Siebenschläfern, die auf den Drähten von Rebstock zu Rebstock seiltänzeln; von Füchsen, die nur die süssesten Früchte pflücken.

Kummerbuben und Saftwurzeln. Und eben: Was reifen kann im Fass, fängt schon mit dem Erziehungs-schnitt an. Jede Rebe hat ihre eigene Persönlichkeit. Da gibt es «die Kummerbuben», die sich von der Tro-ckenperiode im 2003 nur schleppend erholen, und die so geschnitten werden müssen, damit sie wieder zu Saft und Kraft kommen. Oder die gesunden, kräf-tigen, die auch ein paar Fruchtzweige mehr vertra-gen. «Man muss sich jeden Stock separat anschauen», sagt Zobrist.

Ein bisschen ist das zwar wie im Kurslokal, wo die Kursteilnehmenden mit ganz unterschiedlichen Vor-aussetzungen und Erwartungen zu ihm kommen. Trotzdem taugt der Erziehungsschnitt für ihn aber nicht als Metapher für eine moderne Erwachsenen-bildung: «Erwachsene kann man gar nicht erziehen.»

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20 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

AUSKUNFT

Mail an die Expertin: Wie funktioniert multikulturell?

Grüezi Frau Gut-von Schulthess

Kann man das wirklich lernen: interkulturelle Verständigung?

Ja, das kann man. Es ist aber eine Kommunikation, die erhöhte

Aufmerksamkeit erfordert. Ich versuche, die andere Person zu

verstehen und von ihr verstanden zu werden. Verstehen heisst

ja nicht automatisch einverstanden sein. Und Verstehen funktio-

niert natürlich nur, wenn es von beiden Seiten kommt.

Nützt es, wenn ich einige Sätze Tamilisch lerne oder in zwölf

Sprachen «grüezi» und «adieu» sagen kann?

Es nützt, wenn dahinter Wertschätzung steht. Wenn die andere

Person sieht, dass ich mich ernsthaft mit ihrer Kultur beschäf-

tige. Ich erlebe oft, dass sich Leute nicht einmal die Mühe

nehmen, einen fremden Namen korrekt auszusprechen. Das ist das

Gegenteil von Wertschätzung.

Sollte man nicht einfach friedlich nebeneinander leben?

Nein. Es ist zwar völlig in Ordnung und sogar wichtig, dass

beispielsweise Türken ihren eigenen Club haben. Oder dass sich

portugiesische Frauen am Sonntag zum Tanzen untereinander tref-

fen. Man kann ja nur auf eine andere Kultur eingehen, wenn

man in der eigenen verwurzelt ist. Es gibt aber auch einen öf-

fentlichen Raum, und daran sollen die Leute aus den verschiede-

nen Kulturen teilnehmen. Sonst werden sie abgehängt und verste-

hen die eigenen Kinder nicht mehr, die in der Schule oder an

der Arbeit selbstverständlich interkulturell leben.

Was ist, wenn meine Firma nach einer Fusion international wird?

Wenn ich jetzt Englisch sprechen soll und sich alle den Vorna-

men sagen?

Das ist eine knifflige Situation. Wenn möglich sage ich dem Chef

oder der Chefin, dass es mich irritiert, wenn ich jetzt plötzlich

für alle der «Georg» bin statt der «Herr Weber». Ideal ist,

wenn beide Kulturen nebeneinander leben können: Ich bin ja jetzt

in einem internationalen Umfeld, aber gleichzeitig auch noch in

meiner Schweizer Kultur.

Wie steht es mit dem Dresscode – Anzug und Deux-Piece oder

Jeans und T-Shirt?

Das kommt sehr auf die Firmenkultur an. Ich kenne Firmen, die

den «Casual Friday» eingeführt haben. So wird den Mitarbeitenden

ermöglicht, auch mal zwischendurch ohne «Uniform» an die Arbeit

zu gehen. Denken wir aber auch an die Schule: Der Lehrer muss

nicht mehr wie früher im Anzug vor der Klasse stehen. Seine

Haltung den Schülern gegenüber sollte auch mit einer lockeren

Kleidung spürbar sein. Auch hier gilt: Wertschätzung und die

Andersartigkeit verstehen, ist die Herausforderung – ohne die

angestammte Kultur ablegen zu müssen.

Besten Dank für Ihre Ausführungen.

ISABEL GUT-VON SCHULTHESS ist Mediatorin, Beraterin und Kursleite-rin im interkulturellen Umfeld. Wäh-rend längeren Aufenthalten in Genf, Madrid, New York und Tokio lernte sie gegensätzlichste Kulturen selber kennen. An der EB Zürich leitet sie unter anderem den Bildungsgang «Mediation und kulturelle Vielfalt».

KURS

Bildungsgang Mediation und kulturelle

Vielfalt

in Kooperation mit immedio, Institut für

Mediation, Beratung, Entwicklung, Berlin/

Frankfurt

5 Module, insgesamt 12 Tage (11.–13. Juni,

27./28. August, 19.–21. November 2013,

22./23. Januar, 25./26. März 2014)

Interkulturelle Kommunikation

10./11. September 2013

Mediation trainieren

16./17. April 2013

Weitere Informationen: www.eb-zuerich.ch

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 21

SEINERZEIT TAGESTHEMA

Auf dem Areal einer ehemaligen Kiesgrube, im westlichsten Zipfel Wiedikons, liess Stadtbaumeister Albert Heinrich Steiner 1952 zwei zwölfgeschossige Hochhäuser mit Y-förmigem Grundriss errichten –

als Teil der Überbauung Heiligenfeld, welche als Grünzug den Friedhof Sihlfeld mit dem 1949 eröffneten Freibad Letzigraben und den Sportplätzen Utogrund und Letzigrund verbinden sollte. Die beiden Bauten

an der Ecke Badenerstrasse/Letzigraben waren die ersten modernen Wohntürme Zürichs (einzig das Kirchgemeindezentrum Wipkingen und der Walcheturm mit der kantonalen Verwaltung sind ältere

Hochhäuser), und sie lösten entsprechend grosse Aufmerksamkeit aus. In den folgenden 25 Jahren wurde in Zürich eine ganze Reihe von Hochhäusern erstellt, vornehmlich am Stadtrand (Schwamendingen 1955–58, Migros Herdern, Stadtspital Triemli, beide 1970) oder in den Aussenquartieren (Lochergut,

1963–66, Hotel International, 1972, Siedlung Hardau, 1976–78).

In der Folge flaute die Begeisterung für Hochhäuser ab, 1984 verbot sogar eine vom Volk angenommene Initiative den Hochhausbau in der Innenstadt gänzlich. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam es

abermals zu einer Trendwende; das Hochhaus wurde wieder salonfähig. Eine Volksinitiative «40 Meter sind genug» lehnten die Stimmberechtigten im November 2009 deutlich ab, und zurzeit sind in

Zürich-West und im Quartier Leutschenbach rund ein Dutzend Hochhäuser im Bau oder in Planung. Zürich ist nicht zum Mini-Manhattan geworden und wird es wohl auch nie werden. Auf Stadtgebiet gibt es nur gut dreissig Bauwerke mit über fünfzig Metern Höhe, eine so geringe Zahl, dass man die

meisten Bauten mit Namen kennt. Immerhin verfügt die Stadt mit dem Prime Tower (vorübergehend) über das höchste Gebäude der Schweiz.

Felix Aeppli

Felix Aeppli, Historiker und Filmexperte, erteilt an der EB Zürich einen Kurs über den Schweizer Film.

Mit «Seinerzeit Tagesthema» wirft er einen Blick auf spezielle Ereignisse aus der Geschichte von Stadt und Kanton Zürich.

Hochhäuser am Letzigraben (1952)

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22 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

KURSFENSTER

Lehren ist eine Leidenschaft

Bettina Wöhler hat Erfahrung: verfügt über eine Ausbildung als Grund- und Hauptschullehrerin in Deutschland, hat ein Nachdip-lomstudium als Wirtschaftsinge-nieurin in der Schweiz absolviert und ist seit vielen Jahren als Be-rufsbildnerin tätig. Zurzeit arbeitet sie bei der Fachstelle Validierung des kantonalen Berufsinformati-onszentrums (BIZ) Oerlikon. Dort unterstützt sie Erwachsene, die in einem Validierungsverfahrens ei-nen anerkannten Berufsabschluss erwerben. Das heisst, sie weisen nach, dass sie trotz fehlender an-erkannter Ausbildung über die notwendigen Kompetenzen für ei-nen bestimmten Beruf verfügen.

«Alles in allem sind es wohl bald zwanzig Jahre, dass ich in der Er-wachsenenbildung tätig bin», sagt Bettina Wöhler schmunzelnd – und die Journalistin wundert sich. Weshalb sitzt diese Frau in einer Ausbildung, in der sie lernen soll, was sie längst kann? Die Antwort ist einfach: Erstens, weil sie muss. Und zweitens, weil es ihr wider Er-warten grossen Spass macht.

Der Kanton Zürich – und mit ihm eine wachsende Zahl anderer Ar-beitgeber – verlangt als qualitäts-sichernde Massnahme von seinen Mitarbeitenden, die Aufgaben in der Berufsbildung übernehmen, das Zertifikat des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung (SVEB). Das verschafft Bettina Wöhler die Gelegenheit, im Aus-tausch mit Menschen aus anderen Berufszweigen Altbewährtes zu überdenken und Neues zu lernen.

Nach Berliner Art. Eine Gruppe von siebzehn Frauen und Män-nern trifft sich an diesem schnee-hellen Wintermorgen in der Dé-pendance der EB Zürich, im Schul-haus an der Ausstellungsstrasse 60. Die einen verfügen über viel Unterrichtserfahrung, die anderen stehen erst am Anfang. Es ist der dritte von sechs jeweils zwei- oder dreitägigen Ausbildungsblöcken, Halbzeit also. Die Atmosphäre ist entspannt, die Teilnehmenden kennen sich bereits. «Planung ei-ner Unterrichtseinheit» heisst das Thema heute. Es wird an einem di-daktischen Modell entwickelt, dem sogenannten Berliner Modell, das einfach in der Anwendung und effizient in der Wirkung ist. Zunächst sollen die Kursleitenden ihre Zielgruppe definieren – Alter, Geschlecht, Vorwissen, Motivati-on, Erwartungen usw. Dann klä-ren sie die Rahmenbedingungen des Kurses wie räumliche Gege-benheiten, vorhandene Infrastruk-tur und Budget, um schliesslich zum Kern der Sache zu kommen: Welches sind die Ziele, Inhalte, Methoden und Medien für die ge-plante Lektion?

Lehren lernen. Informatiker, Tänzerinnen, Foren-

siker, Pflegefachfrauen, Handwebmeisterinnen

und Grafiker – im Kurs «Lernveranstaltungen mit

Erwachsenen durchführen» begegnen sich Men-

schen aus allen Teilen der Berufswelt. Ihr gemeinsa-

mes Ziel: selber souverän unterrichten können.

TEXT Kati Dietlicher BILD Miriam Künzli

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 23

KURSFENSTER

Bettina Wöhler setzt sich mit Bet-tina Laubi zusammen. Sie ist dipl. Pflegefachfrau mit Höherer Fach-ausbildung und begleitet als Berufs-bildnerin FaGe-Lernende (Fach frau/ -mann Gesundheit) in der Praxis. Sie hat es also mit 16- bis 20-jähri-gen jungen Menschen im Spitalall-tag zu tun, während Bettina Wöhler mit Erwachsenen zwischen 30 und 50 Jahren arbeitet, die sich in einer herausfordernden Lebenssi-tuation befinden. Der Austausch zwischen den zwei Frauen ist an-geregt, ebenso wie die anschlies-sende Diskussion im Plenum, wo die erarbeiteten Erkenntnisse ge-sammelt und Erfahrungen ausge-tauscht werden.

Leitung unter Beobachtung. Für die Kursleitung an diesem Morgen sind Simon Bachmann und Lilly Kahler zuständig. Sie ist für Bar-bara Christen eingesprungen, wel-che die Klasse eigentlich durch die

Ausbildung begleitet, aber heute wegen Grippe fehlt. Solche kurz-fristigen personellen Änderungen sind keine Bagatellen, sie müssen angemessen kommuniziert wer-den, um das Feld für den Unter-richt frei zu machen. Und auch auf die Anwesenheit von Schulbe-such muss die Gruppe vorbereitet sein. Simon Bachmann macht das perfekt. «Im Grunde genommen sind alle Kurssituationen immer auch Lernbeispiele für die Teil-nehmenden», erklärt er später. «Wir fordern sie explizit auf, uns als Lehrpersonen zu beobachten. Sollte mal etwas nicht klappen, so können wir dies gleich transpa-rent machen, analysieren, was fehlt, und schauen, wie wir es bes-ser machen könnten. Ein Super-vorteil im Präsenzunterricht!»

Simon Bachmann ist Lehrer aus Leidenschaft – und ein neugieri-ger Mensch. Seine berufliche

Laufbahn hat er als Elektrome-chaniker begonnen und ist nun an seinem Master in Physik. Er unter-richtet ebenso gern Kinder und Ju-gendliche wie Erwachsene. Und würde eigentlich am liebsten je-weils noch einen Tag pro Woche als Schlosser arbeiten. Um die Bo-denhaftung nicht zu verlieren, wie er sagt. Seine Begeisterung wirkt ansteckend. Überhaupt kom-men sowohl die Kursleitung wie die Inhalte gut bei den Teilneh-menden an. Spannend und kurz-weilig sei der Unterricht. Selbst-verständlich wird das Gelernte je-weils sofort in der Praxis getestet – mit gutem Erfolg. Und auch was die heutige Lektion angeht, sind sich alle einig: Das Instrument zur Planung einer Unterrichtsein-heit, das sie soeben bekommen ha-ben, verschafft Klarheit und gibt Sicherheit. Eine gute Vorausset-zung für erfolgreiches Lehren und Lernen.

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24 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

IM GESPRÄCH

Stefan Haupt, Sie sind gerade aus Süddeutschland zurück, wo Ihr Film «Sagrada – el misterì de la creaciò» in den Kinos angelaufen ist. Wie war das Echo?Das Echo war immer und überall sehr gut. Natürlich gibt es immer ein paar wenige Leute, die etwas be-mängeln oder hinterfragen, aber das dürfen sie auch.

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über dieses gigantische Bauprojekt zu machen?Ich war mit dem Film «Ein Lied für Argyris» in Köln und habe kurz den Kölner Dom besucht. Und war wie erschlagen von Höhe und Mächtigkeit dieses Bauwerks. Mich hat aber auch tief beeindruckt, was die Menschen in früheren Zeiten gemeinsam zu Stande gebracht haben. Dann habe ich mir die Frage gestellt, ob wir heute noch Vergleichbares bauen, was nicht auf Effizienz und ökonomischen Vorteil ausgerichtet ist. So etwas wie der Kölner Dom würde doch heute gar keinen Sinn mehr ergeben und liesse sich gar nicht finanzieren.

«Entscheidend ist die innere Berührtheit»Die Magie im Schöpferischen. Viele hatten ihm davon abgeraten, auf die Karte

Film zu setzen. Er musste es trotzdem versuchen und hat es geschafft: Sechs

Dok- und drei Spielfilme später zählt er zu den arriviertesten Filmemachern

der Schweiz. Und: In seinen Anfängen hat er an der EB Zürich gelernt, mit einer

Videokamera umzugehen. Stefan Haupt über Kreativität und das «Mysterium

der Schöpfung», das Thema seines neusten Films.

INTERVIEW Christian Kaiser BILDER Iris Stutz

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 25

IM GESPRÄCH

Die Sagrada Família als Kölner Dom der Neuzeit?Zwei Wochen später war ich mit demselben Film in Barcelona und habe die Sagrada Família besucht. Dann diese Riesenbaustelle im Innern der Kathedrale: Arbeiter, die rauchen, lachen, Radio hören. Und kurz vor 18 Uhr, wenn die Touristen die Kathedrale ver-lassen müssen, erlebte ich diesen magischen Moment. Es war am Eindunkeln, eine Tafel stand da: «Silencio por favor» – und plötzlich die Einsicht; das ist ja höchst spannend, das gibt es ja immer noch, dieses Hinarbeiten auf ein scheinbar sinnloses Ziel, die Zusammenarbeit an einem kolossalen Projekt. Das war der Ausgangspunkt. Denn ich kannte das: Die-sen Moment, wo mir klar wird, «wow, ja, das wär ein spannendes Thema», gab es bei jedem Vorhaben. Einen Moment, der so tief geht, dass ich es zumin-dest versuchen muss.

Eine Eingebung? Das klingt mir zu sehr nach einer äusseren Quelle. Das Entscheidende ist diese innere Berührtheit. Und zu spüren, dass es ein Thema ist, das auf ver-schiedenen Schichten genügend Fleisch am Knochen hat, so dass es mich interessiert.

Sie erwähnen im Film, dass Gaudí davon gesprochen habe, dass die Sagrada Família ein Projekt der göttli-chen Vorsehung sei. Halten Sie es für möglich, dass es eine Art Vorsehung sein könnte, dass Sie gerade dieses Projekt ansprang?Ich spüre häufig, dass es etliche Ebenen in unserem Leben gibt, wo ich nicht sicher bin, was da was zu-zuordnen ist: Man kann es Schicksal nennen oder nicht. Jedenfalls empfinde ich diese Momente weder als Eingebung noch als Vorsehung. Als Macher muss ich mir zum Glück diese Frage auch nicht stellen. Ich muss auch nicht nach einem roten Faden su-chen, weil ich auch sehr bewusst von einem Thema zum nächsten springe: Als ich den Film über Elisa-beth Kübler-Ross machte, da hatte ich ein Dutzend Anfragen für ähnlich gelagerte Filme über Nahtod-erfahrungen oder Begegnungen mit dem Jenseits. Da sage ich dann sehr bewusst: Nein, ich mache et-was Neues, Anderes.

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26 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

IM GESPRÄCH

Würden Sie sich als spirituellen Menschen bezeichnen?Das Wort spirituell ist mir nur halb angenehm. Ich habe Mühe mit solchen Wort-Schubladen. Aber was ich sicher sehr spannend finde, ist, einen Aus-gleich zu finden zwischen Geist und Materie. Zwi-schen inneren Bildern und Sehnsüchten, der Suche nach Sinn, nach Wahrnehmung und Bewusstheit und gleichzeitig in der äusseren, realen Welt ganz anwesend zu sein; die Aufgaben, die einem das Le-ben stellt, auch anzunehmen.

Ein Pendeln zwischen der inneren und der äusseren Welt?Ja, das ist etwas, was sich auch im Film zeigt: Einer-seits ist da das konkrete Gebäude der Sagrada Família und die Frage, wie man sie baut, wie viel Raum sie sich nimmt, wie sie vor Ort und in der Gesellschaft verankert ist. Und auf der anderen Seite die Frage, wofür sie steht, welchen Raum sie schafft, was sie den Menschen ermöglicht – an Sammlung, an Zent-rierung. Das interessiert mich: diesen Zugang zu bei-den Welten zu haben.

Sagrada ist auch ein Film über die Sehnsucht des Men-schen nach Kreativität. Wie verhalten sich Spiritualität und Kreativität zueinander?Ich finde in diesem Zusammenhang das Bibelwort, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, höchst spannend; als Ebenbild von Gott sind wir Schöpfer, selber Gott, Mensch und Gott, Geschöpf und Schöp-fer. Und schöpferisch sein zu können, ist für mich etwas vom tiefsten Glück, das ich kenne. An etwas gemeinsam mit anderen über Jahre arbeiten zu kön-nen, und am Schluss ist ein Resultat da, bei dem es nicht primär darum geht, wie messbar es ist, sondern wie berührend es wirkt – das hat gewissermassen eine göttliche Komponente: eben das Schöpferische.

Gibt es Einflüsse, die diese Haltung geprägt haben?C.G. Jung habe ich lange mit grossem Interesse gele-sen, ich konnte einmal in seinem Turm sein am Obersee, durfte in seinem Bett übernachten. Er brachte ja für viele Künstler eine wahnsinnige Öff-nung mit seiner Art, die Dinge zu sehen: Archety-pen, Urbilder. Er war ja auch selbst ein sehr schöpfe-rischer Mensch in allem, was er tat: Wie er geschrie-ben und gemalt hat, Steine bearbeitet hat. Ich selbst habe noch mit Mitte 20 nicht gewusst, was ich tun soll. Ich habe Aquarelle gemalt, viel geschrieben, Musik gemacht, komponiert.

Sie waren ja auch Chorleiter und haben Theater- und Stimmkurse gemacht.Mich hat überrascht, welche unterschiedlichen Din-ge die Menschen im Theater oder in der Musik ge-sucht haben: die einen interessierten im Theater die Gegensätze und Konflikte, an denen sich die Men-schen reiben, die anderen suchten im Chor die Har-monie, die Einheit, das Aufgehen im Klang. Für mich eröffnete der Film die Möglichkeit, solche un-

Stefan Haupt: Ein erfolgreicher Schweizer Filmemacher

Nach dem Berufseinstieg als Lehrer und einer Ausbildung als The-

aterpädagoge erhielt Stefan Haupt die Gelegenheit, einen ersten

Film («Parkzeit läuft») für den WWF zu drehen. Und wollte mehr

lernen über das Filmen: Statt an einer Filmschule in Los Angeles

landete er an der EB Zürich, damals noch EB Wolfbach. Dort be-

suchte er in den 90ern Videokurse: Einführungen in Kamerafüh-

rung, Schneiden, Drehen von Minigeschichten etc. Auch Soft-

wareeinführungskurse für den Mac hat Stefan Haupt an der EB

Wolfbach besucht. «Eine tolle Institution», schwärmt er heute

noch ungefragt. Schon sein erstes Filmprojekt war ein Erfolg:

«I’m Just a Simple Person» erhielt vom Züri-Tipp 1998 das Prädikat

«Die schönste Liebesgeschichte seit Romeo und Julia auf dem

Lande». Seinen neusten Dokumentarfilm über die Sagrada Família

haben in der Schweiz bislang über 17 000 Menschen gesehen.

Die DVD zum Film erscheint am 22. März. Das Büro von Stefan

Haupts Produktionsfirma Fontanafilm im Zürcher «Chreis Föif»

ist winzig verglichen mit der Breitenwirkung seiner Filme: Elisabeth

Kübler-Ross ist mit europaweit rund 300 000 Zuschauern bis

heute einer der erfolgreichsten Schweizer Dokumentarfilme.

Für sein Spielfilmdebüt «Utopia Blues» erhielt er den Schweizer

und den Zürcher Filmpreis. Stefan Haupt wohnt in Zürich und ist

mit der Schauspielerin Eleni Haupt, einer Griechin, verheiratet.

Das Paar hat vier Kinder im schulpflichtigen Alter.

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 27

IM GESPRÄCH

terschiedlichen Ziele zu vereinen. Ich empfinde bei-spielsweise grosse Freude dabei, den Text zu den Kommentaren im Film zu schreiben. Und ich kann die Mitwirkenden, die Bilder und die Musik auswäh-len: Es ist toll, auf wie vielen Ebenen man beim Film etwas gestalten kann.

Der Bau der Sagrada Família ist nun mit Unterbrüchen seit 130 Jahren im Gang. Ein Ende wird jetzt für 2026 prognostiziert. Ein generationenübergreifendes Kunstwerk. Welche Rolle spielt der Faktor Zeit für Kre-ativität?Zum einen brauchen kreative Prozesse natürlich Zeit: Man muss sich Freiräume schaffen, in welchen man Zeit hat; in welchen man nicht innerlich be-setzt ist; in welchen man auch nein sagen kann, um an einem Projekt weiterzuarbeiten. Dafür braucht es sehr häufig auch Geld. Weil wir ja in einer Zeit le-ben, in der ...

… Zeit auch Geld ist …Es ist aber auch so, dass das Werk nicht einfach im-mer besser wird, wenn man mehr Zeit hat. Der Druck der Zeit kann einem den Kick geben, um nach Lösungen zu suchen. Denn in kreativen Prozessen gibt es immer auch Phasen, wo es stockt, wo man glaubt, es nicht zu schaffen. Wenn man sich dann nur Zeit gibt, kommt man nicht voran. Fürs Schrei-ben von Drehbüchern brauche ich eine Dampfkoch-topf-Situation: Ich muss mich abkoppeln, um mich ohne Einschränkung dem Schreiben zu widmen.

Braucht es auch Termindruck?Ja, Termine bringen zusätzlichen Dampf und Druck in den Kochtopf. Ich versuche sie mir auch selber zu setzen, finde das aber sehr schwierig.

Ist die Sagrada Família auch eine Art Mahnmal gegen die stete Beschleunigung des Lebens?Das liesse sich sagen, wenn der Bau heute begonnen würde. Die Sagrada Família ver-schliesst sich dem Modernen ja nicht: Compu-terprogramme, moderne Bautechniken usw. kommen zur Anwendung. Das Projekt ist des-halb spannend, weil es die Zeiten verbindet – mit Wurzeln, die im vorletzten Jahrhundert liegen. Und so auch Verbindungen knüpft mit einer uralten Sehnsucht des Menschen. Viele, die den Film gesehen haben, sind stark emoti-

onal berührt und wissen gar nicht genau, wieso. Für mich hat das mit dieser Sehnsucht nach Einheit zu tun, mit dem Wunsch, in einen Prozess einge-bunden zu sein, der viel grösser ist als wir selbst.

Was können moderne Menschen für ihre Kreativität von Gaudí lernen?Sich Räume zu schaffen, wo man ganz dem nach-spüren kann, was an Ideen aus dem Innern kommt. Was würde mich wirklich packen und interessieren, unabhängig davon, ob es den anderen gefällt? Die «wirkliche» Moderne hat Gaudí ja belächelt. Gleich-zeitig sollte man auch die Augen offen haben: Gaudí liess sich viel von der Natur inspirieren. Es braucht also beides: Das Eigene und die Inspiration von aus-sen.

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28 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

KULTUR

Entwaffnend. Wer ein Buch sucht mit Kurzgeschichten, das humor-voll und witzig, aber gleichzeitig nicht seicht und trivial ist, und das in guter Verbindung zum ei-genen Erleben steht, liegt mit dem Werk von Kitz/Tusch völlig richtig. Auf witzige, manchmal auch freche Art werden Erkennt-nisse aus der psychologischen For-schung dargestellt. Natürlich fal-len einem die Macken anderer immer viel besser auf als die eige-nen. Aber Vorsicht, das Buch hat auch eine gewisse Spiegelwir-kung. Eine gut gelungene Kombi-nation von Wissenschaftlichkeit und Bodenhaftung, die einem im-mer wieder ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert und manchmal auch ein nachdenkliches Nicken.

Bewegend. Der Film von Ruth Ols-han ist eine musikalische Reise nach Georgien. Ich selber habe das Land 2009 bereist und mit dem georgischen Frauen-Ensemb-le Tutarchela verschiedene Kon-zerte geben dürfen. Musik sei wie Luft zum Atmen, erzählt Tamar Buadze, die Leiterin von Tutarche-la, im Film. Was tief beeindruckt, ist die gelebte Folklore, die Freude am Leben, sind Lieder, die in jeder Lebenssituation gesungen wer-den. Ruth Olshan zeigt Menschen, die auf der Suche nach traditio-nellen Texten sind, Pop- und Jazz-musiker, die Neues wagen, Ju-gendliche, die ihre komplexen Tänze tanzen. Und über allem steht die georgische Musik, die Herz und Seele heilen kann.

Entführend. Stell Dir eine ver-rauchte Jazzbar in den 70ern oder 80ern vor. Kombiniere die Vorstel-lung mit Bildern der filigran ver-spielten maurischen Stein- und Holzschnitzereien zum Beispiel in der Alhambra. Übertrage dies in Musik und Du erhältst «Thimar» von Anouar Brahem. Gemeinsam mit den Jazzmusikern John Sur-man (Saxophon, Klarinette) und Dave Holland (Kontrabass) schafft der Oud-Virtuose Brahem Klänge, Melodiebögen und Rhythmen, die arabische Musiktradition mit eu-ropäischem Jazz verschmelzen. Mich – auf dem Sofa liegend – nimmt Thimar mit nach Paris, in eine marokkanische Medina oder in die Wüste. Melancholie und Freude tragen mich.

HANS PETER GÄCHTER

Organisationsentwicklung und

Management

GABY NOTTER

Mitarbeiterin Administration

WOLFGANG WELLSTEIN

Kursleiter Rhetorik und Kommunikation

Kursleitende und Mitarbeitende der EB Zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.

Volker Kitz / Manuel Tusch

Psycho? Logisch! Nützliche Erkenntnisse

der Alltagspsychologie

Heyne Verlag 2011

Ruth Olshan

Wie Luft zum Atmen

2005

Anouar Brahem

Thimar

ECM Records 1998

Lesen HörenSehen

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 29

TIPPS UND TRICKS

Karriereplanung mit Kindern. Familienfrauen sollten frühzeitig die Weichen stellen, um beruf-lich am Ball zu bleiben. Wie schaffen sie es, dass die Kinderpause nicht zu einem dauer-haften Berufsausstieg wird? Wie gelingt der Wiedereinstieg in eine erfüllende Aufgabe?

TEXT Christian Kaiser, Regula Brunner ILLUSTRATION Eva Kläui

Familienfrauen von heute melden sich möglichst rasch wieder auf dem Arbeitsmarkt zurück. Sie be-herzigen damit wichtige Erfolgsfaktoren für den Wiedereinstieg: 1. Je früher, desto besser: Die Kon-takte sind noch da, das Know-how ist up to date, das Vertrauen in die eigenen beruflichen Fähigkeiten ist intakt. 2. Der Nicht-ganz-Ausstieg ist der beste Wie-dereinstieg: Auch wenn es nur ein kleines Pensum ist – frau behält ein Standbein im beruflichen Umfeld und damit einige Türen offen; sie verfolgt aus der Nähe wichtige fachliche Entwicklungen und inves-tiert so auch in ihr berufliches Selbstwertgefühl, das nicht selten schon nach einer Pause von ein, zwei Jah-ren Richtung Nullpunkt sinkt.

Rollende RollenplanungTrotzdem sollte die Rückkehr in die Arbeitswelt kein unüberlegter Schnellschuss sein. Denn die Familien-phase ist ein bedeutender Umbruch und kann auch die bisherigen beruflichen Prioritäten auf den Kopf stellen: Fragen wie «Wo zieht es mich hin?», «Was ist mir wichtig?», «Was gäbe es sonst noch?» fordern ih-ren Platz ein. Es gilt zu klären, welche Rollen zu-künftig gestaltet und gelebt werden wollen. Frau soll-te also zuerst eine Vision für ihr Leben als Mutter und Berufsfrau entwickeln, und dieses Ziel bestimmt dann den Weg.

Visionen für Familienfrauen

Schlummernde Potenziale weckenDen Ausgangspunkt bei der Visionssuche bildet idea-lerweise eine Standortbestimmung: «Welche Statio-nen umfasst meine bisherige Laufbahn?», «Welche Entscheidungen habe ich wann getroffen?». Alles, was sich an Wissen, Können und Lebenserfahrung angesammelt hat, wird neu entdeckt und sichtbar ge-macht. Oft ist das mit einem «Wow-Erlebnis» verbun-den. Die Bestandesaufnahme ermöglicht erst, Poten-ziale aufzudecken, Perspektiven zu entwerfen und Visionen zu beschreiben.

Die Vision im Reality-CheckIst die Vision da, möglichst klar in allen Farben und Facetten, kann sich die Familienfrau an die konkreten Schritte zur Umsetzung machen: Etwa die Arbeits- und Bildungswelt auf mögliche Entwicklungsstufen hin abklappern, in Frage kommende Tätigkeitsfelder in der Praxis erkunden, sich von Fachpersonen bera-ten lassen, das persönliche Netzwerk nutzen und neue Kontakte knüpfen. Und dann gilt es nur noch, die möglichen Arbeitgeber von der eigenen Vision zu überzeugen. Die besten Chancen dafür besitzt, wer selbstbewusst auftritt und mit Worten und Taten überzeugen kann. Diesen letzten Aspekt sollte man nicht unterschätzen: also rechtzeitig an Bewerbungs-technik, Präsentation und Rhetorik arbeiten!

KURSE ZUM THEMA

Bildungsgang «Perspektiven in der Familienphase»

Gemeinsam mit anderen Frauen neue Perspektiven entwickeln

Professionelle Laufbahnplanung in 5 Schritten

Ausgehend von einer Standortbestimmung die Laufbahn planen

Mein Bewerbungsdossier: zeitgemäss und aussagekräftig

Mit aussagekräftigem Bewerbungsdossier überzeugen

Prospekt zum Bildungsgang «Perspektiven in der Familienphase»

auf www.eb-zuerich.ch, Berautng unter Tel. 044 385 83 92.

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30 EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013

AGENDA

Engagements auf FotosVom Leben der Menschen in Simbabwe im südlichen Afrika erzählen die Reportage-Fotografien von Pia Zanetti. Dort leitet der Schweizer Arzt Ruedi Lüthy seit seiner Frühpensionierung eine ambulante Klinik für HIV- und Aids-Patienten. Eine Ausstellung zum 10-Jahre-Jubiläum der Stiftung Swiss Aids Care In-ternational, welche die Klinik betreibt (ab 15. März).

Silvia Voser, Foto-Dozentin an der EB Zürich, bringt Bilder aus der indischen 3-Millionen-Stadt Jaipur. Sie zeigen das Leben von Strassenkindern und wie sich die unabhängige Organisation Taabar für sie ein-setzt. In einem eigenen Projekt von Silvia Voser Pro-jekt fotografierten die ehemaligen Strassenkinder ihren Alltag selber. Diesen Bildern gegenüber stehen Aufnahmen von Zürcher Kindern über ihrem Alltag (ab 15. Mai).

10 JAHRE SWISS AIDS CARE INTERNATIONAL

Reportage-Fotografien von Pia Zanetti

Galerie EB Zürich, 15. März bis 20. April 2013

NAMASTE – GUTEN TAG

Fotografie-Ausstellung von Silvia Voser

Galerie EB Zürich, 15. Mai bis 15. Juni 2013

Vernissage: Mittwoch, 15. Mai 2013, 18.30 Uhr

3D – filmen und drucken3D-Bilder und 3D-Filme begegnen uns heute fast täg-lich. Werbegrafiker und 3D-Artist Olivier Jaillard zeigt, wie die Software Maxon Cinema 4D eingesetzt werden kann (25. März).

3D-Druckern gehört die Zukunft. Jochen Hanselmann, seit vielen Jahren in der Szene, zeigt Geschichte und Potenzial der Technik und demonstriert einen 3D-Drucker live in Aktion (16. April).

3D-VISUALISIERUNG MIT MAXON CINEMA 4D

Präsentation Olivier Jaillard

Montag, 25. März 2013, 18.30 Uhr, EB Zürich

3D DRUCKEN

Präsentation und Demonstration Jochen Hanselmann

Dienstag, 16. April 2013, 18.30 Uhr, EB Zürich

Viermal LiteraturEin Satz hat 160 Zeichen, Freund wird man beim ersten Klick, seine Liebe bekundet man mit «hdmfgul»: Die Schreibforscherin Sarah Brommer (Uni Zürich) zeigt in ihrem Vortrag, wie sich Schreibnormen in E-Mails, in Chats und auf Facebook verändern (4. April).

Am 19. Juni liest die junge Autorin Dorothee Elmiger im BiZE. Sie sorgte mit ihrem Erstling «Einladung an die Waghalsigen» für Aufsehen. Zusammen mit Bri-gitte Spalinger leitet sie an der EB Zürich vorher am Nachmittag einen Workshop unter dem Titel «Sum-men oder Brummen? Die Variation».

KME, PH Zürich und EB Zürich führen wieder einen Schreibwettbewerb durch, Stichwort «Blindgänger», Die Form ist frei (z.B. Kurzgeschichte, Innerer Mono-log, Minidrama, Gedicht, Rap), der Umfang zwischen 1000 und 5000 Zeichen.

E-MAIL, CHAT UND FACEBOOK – SCHREIBEN OHNE NORMEN?

Vortrag Sarah Brommer

Donnerstag, 4. April 2013, 19.30 Uhr

SUMMEN ODER BRUMMEN? DIE VARIATION.

Workshop mit Dorothee Elmiger und Brigitte Spalinger

Mittwoch, 19. Juni 2013, 14.00 bis 17.00 Uhr

LESUNG DOROTHEE ELMIGER

Mittwoch, 19. Juni 2013, 19.30 Uhr

BLINDGÄNGER

Schreibwettbewerb von PHZH, KME und EB Zürich

Einsendeschluss 31. März, www.eb-zuerich.ch > Aktuell

Der Datenschützer kommtEr kennt die Chancen und Risiken des Internets von Berufes wegen: Bruno Baeriswyl, der Datenschutzbe-auftragte des Kantons Zürich. In seinem Vortrag schildert er, was mit unseren Daten passieren kann und wie man sich gegen Missbrauch schützt.

INTERNET UND DATENSCHUTZ

Vortrag / Diskussion Bruno Baeriswyl

Dienstag, 7. Mai 2013, 19.00 Uhr

EB Zürich im Hauptbahnhof«Weiterkommen» lautet das Motto der 13. Zürcher Bildungsmesse im Hauptbahnhof. Drei Tage lang kann man sich an zahlreichen Ständen über Weiter-bildungen informieren. Die EB Zürich ist auch die-ses Jahr wieder dabei.

ZÜRCHER BILDUNGSMESSE

Mittwoch, 20. März bis Freitag, 22. März 2013, 11.00 bis 20.00 Uhr

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EB Kurs Nr. 37 – Frühling 2013 31

WEITERBILDUNG – WIE ICH SIE WILL

Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstand-ortes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit bald 40 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinstei-gerinnen lernen neben- und miteinander.

Der persönliche Weg zum Ziel: Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. Nicht nur Privatpersonen, son-dern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbil-dungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich:

«Weiterbildung – wie ich sie will»

Der erste Schritt zu neuen Horizonten:– Bestellen Sie unser neues Programm mit über 400

Kursen und Bildungsgängen.– Besuchen Sie eine unserer Informationsveranstaltun-

gen.– Lassen Sie sich über unser Angebot beraten.– Nutzen Sie unsere Lern- und Arbeitsplätze im

Lernfoyer.– Buchen Sie eine Weiterbildungsberatung und klären

Sie Ihre Ziele.– Machen Sie Selbsteinstufungstests auf unserer

Webseite.– Lernen Sie anhand unserer Imagebroschüre unsere

Werte kennen.– Informieren Sie sich auf www.eb-zuerich.ch.– Fragen Sie telefonisch oder per Mail bei uns nach. – Kommen Sie vorbei und lernen Sie uns kennen.

Weiterkommen mit der EB ZürichMit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB Zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz.

QuaibrückeBahnhofstrasse

Klosbachstra

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Forchstrasse

Asylstrasse

Theaterstrasse

rasse

Steinwiesstr.

Münsterbr.

Rathausbr.

Rämist

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Zeltweg

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Dolderstr.

Bhf. Stadelhofen

Kunsthaus

Minervastrasse

Höschgasse

Dufourstrasse M

ühlebachstassse.

Zollikerstrasse

Fröhlich

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Feldeggstr.

Riesbachstrasse

Bellerivestrasse

Utoquai

Pfauen KunsthausTram 3, 5, 8, 9,Bus 31

Kreuzplatz Klusplatz

Quaibrücke

Seefeldstrasse

Kreuzstrasse

Paradeplatz

Bellevue

PZürichsee

1511

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11

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915

24

33

Bus 33 bis Höschgasse

Tram 2/4 bis Feldeggstrasse

So erreichen Sie unsTram Nummer 4/2 bis FeldeggstrasseBus 33 bis Höschgasse

So kontaktieren Sie [email protected] 0842 843 844

So finden Sie uns im Netzwww.eb-zuerich.ch

EB ZürichKantonale Berufsschule für WeiterbildungBildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 118090 Zürich

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Weiterbildung – wie ich sie will

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung WBildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 11, 8090 ZürichTelefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch [email protected]

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