Editorial 4 HomöopathieKONKRET 1/2018 Redaktion Kirsten Hill [email protected]...

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Anfälle von Bewusstseinsveränderung – Epilepsie | Tjado Galic Annäherungen an die Tollkirsche | Matthias Richter Fokale idiopathische Epilepsie | Eckart von Seherr-Thohs 1/2018 11. Jahrgang März 2018 www.homoeopathie-konkret.de

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  • Anfälle von Bewusstseinsveränderung – Epilepsie | Tjado GalicAnnäherungen an die Tollkirsche | Matthias RichterFokale idiopathische Epilepsie | Eckart von Seherr-Thohs

    1/201811. Jahrgang

    März 2018

    www.homoeopathie-konkret.de

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  • Klassische Homöopathie für die Praxis

    Homöopathie KONKRET (HK) ist eine praxisnahe Fachzeitschrift mit einem renommierten Autorenstamm der fundierte Fachartikel auf höchstem Niveau garantiert. Ein besonderes Anliegen der HK ist es, zu einer erfolg reichen homöopathischen Praxis beizutragen und eine Informationsplattform für alle relevanten und interessanten Themen rund um diese Heilmethode zu schaffen.

    • Praxisnah: Berichte und Kasuistiken aus dem Alltag von Ärzten und Heilpraktikern

    • Vielseitig: auch speziellen Themen aus Psychiatrie, Geriatrie oder schweren Pathologien wie MS oder Krebs wird Raum gegeben

    • Wertvoll: solider Wissensfundus sowohl für langjährig praktizierende Homöopathen als auch für Einsteiger

    • Kommunikativ: Erfahrungsaustausch zwischen Autoren und Lesern über die HK-Community

    • Flexibel: Lesen Sie das Heft online in der E-Paper-App

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  • Editorial

    31/2018 Homöopathie KONKRET

    Liebe Leserinnen und Leser,

    der „Umzug“ der HK ist vollbracht und Sie haltennun das erste Exemplar der Mediengruppe Ober-franken Fachverlage GmbH & Co. KG in Händen.Die Optik hat sich ein bisschen geändert, ich findeaber eher, zum Vorteil der HK. Die Inhalte, die Au-toren und meine redaktionelle Arbeit sind gleichgeblieben, wie Sie beim Studium dieser Ausgaberaschmerken können.

    Wir hatten bei der HK bewusst nie spezielle The-menhefte, um die Autoren möglichst frei dasschreiben zu lassen, was ihnen gerade unter denNägeln brennt. Dennoch ist (per Zufall) ein Themaentstanden, das in dieser Ausgabe beginnt undsich in diesem Jahr in den nächsten Ausgabennoch fortsetzenwird: Epilepsie. Eckart vonSeherr-Thohs hatte mir einen Fall geschickt und ein wei-terer Fall kam von Uwe Heyeres, den Sie in dernächstenAusgabe findenwerden.UndTjadoGalichat sich dankenswerter Weise die Mühe gemacht,gleich eine ganze Serie über Epilepsie auszuarbei-ten für alle Ausgaben dieses Jahres. Man darf ge-spannt sein – ein wirklich spannendes und auchbewegendes Thema!

    ThomasQuak ist eine bahnbrechendeEntdeckungin der Homöopathie gelungen: Er hat sich mit ei-nemWissenschaftler zusammengetan und konnteerstmals in der Geschichte der Homöopathie

    Causticum herstellen, in korrekter Vorgehenswei-se nach Hahnemann! Eine Erstveröffentlichunghierüber finden Sie in dieser Ausgabe.

    Einen neuen Autoren dürfen wir in dieser Ausgabeauch begrüßen: Matthias Richter. Was er auf sichgenommen hat, um Belladonna am eigenen Leibin „Urtinktur“ zu prüfen, ist ein spannender undbisweilen gruseliger Erfahrungsbericht, der unsdie Essenz der Tollkirsche verdeutlicht. Danke fürdiesen Körpereinsatz!

    Und Josef Graspeuntner nimmt uns ebenfallsmit auf eine spannende Reise: Den letzten Teilder Historie der Entwicklung und Herstellungder Q-Potenzen bis zur Neuzeit. Ursprünglichist die Kollegen-Diskussion um die Q-Potenzenin der Mailingliste der HK entstanden und eswurde deutlich, wie interessiert die Leser undKollegen an einem Austausch über die Anwen-dung dieser Potenzen sind. Josef wird seine Se-rie nun mit eigenen Fällen fortsetzen – fühlenSie sich bitte aufgerufen, der HK auch Fallbei-träge zu senden, wie Sie Q-Potenzen in IhrerPraxis anwenden!

    Nun freue ich mich auf einen neuen Lebensab-schnitt für mich und für die HK – und wünsche Ih-nen wie immer viele neue Erkenntnisse beim Le-sen.

    Herzlich,Ihre

    Kirsten [email protected]

  • Editorial

    4 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Redaktion Kirsten Hill [email protected]

    Anzeigen Daniela Höhn [email protected]

    Vertrieb Simone Sesselmann [email protected]

    Liebe Leserinnen und Leser,

    vielleicht ist Ihnen die neue Optik der Homöopa-thie KONKRET aufgefallen? In der Hand haltenSie die erste Ausgabe, die in den Fachverlagen derMediengruppe Oberfranken verlegt wird und wirfreuen uns, dass die HK unser Portfolio zukünftigbereichern wird. Neben den Fachzeitschriftentierhomöopathie, CO.med und NaturheilkundeJournal erscheint bei uns u. a. das Fachbuchpro-gramm desML Verlags.

    Was wird sich für Sie als Leser ändern?Im Grunde nicht viel. Vor allem was die Inhalteangeht zählen wir weiterhin auf das bewährteKnow-how von Chefredakteurin Kirsten Hill.Auch wenn Layout und Format leicht anders er-scheinen, werden wir Sie auch in Zukunft mitwertvollen Artikeln, spannenden Blickwinkelnund hilfreichem Praxiswissen versorgen. Unddas ab 2018 sogar viermal jährlich zu nahezugleichbleibendem Abopreis. In unserer E-PaperApp können Abonnenten in Kürze alle Ausgaben

    zusätzlich mobil lesen – ob auf dem Tablet, demSmartphone oder dem PC.

    Wir stehen der klassischen Homöopathie aufge-schlossen und unterstützend gegenüber und freu-en uns, Sie als Leser willkommen zu heißen. Blei-ben auch Sie aufgeschlossen und helfen Sie uns,die HK durch Ihr Feedback und Ihre Ideen zu ver-bessern. Denn wie die Homöopathie lebt die HKvon Erfahrungswissen und Austausch.

    Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

    Ramona [email protected]

    mailto:[email protected]:[email protected]:[email protected]

  • 1/2018

    Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KGE.-C.-Baumann-Str. 5 · 95326 Kulmbach

    Informationen zu Klassischer Homöopathie frei Haus!

    Der neue Newsletter „Homöopathie Pro�s“ informiert Klassische Homöopathen und Tierhomöopathen über aktuelle Entwicklungen und Veranstaltungen zum Thema. Unser Extra für Newsletter-Abonnenten: Kostenlose Artikel aus den aktuellen Ausgaben der Homöopathie KONKRET und tierhomöopathie!

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    Mediengruppe Oberfranken –

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    NEU!

    Inhaltsverzeichnis

    Editorial . .. . . . . . . . . . . . . . . . . 3Editorial Verlag . .. . . . . . . . . . . . . 4News undMeldungen . .. . . . . . . . . 6

    ForschungDie Entschlüsselung desCausticumrätsels . .. . . . . . . . . . . 20Karl Heinz Jansen, Dirk Thomas Quak

    Kasuistik – EpilepsieFokale idiopathische Epilepsie . .. . . 24Eckart von Seherr-Thohs

    Differentialdiagnose EpilepsieAnfälle von Bewusstseinsveränderung –Epilepsie . .. . . . . . . . . . . . . . . . 37Tjado Galic

    Arzneimittel-SelbsterfahrungAnnäherungen an die Tollkirsche(Atropa Belladonna) –ein Erlebnisprotokoll . .. . . . . . . . . 48Matthias Richter

    Q-PotenzenDie Quinquagintamillesimal Potenzen –Teil 3 . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 55Josef-Karl Graspeuntner

    Praxissplitter . .. . . . . . . . . . . . . . 66Tjado Galic

    Vorschau/Impressum . .. . . . . . . . . 82

    http://www.homoeopathie-konkret.deMediengruppe

  • News undMeldungen

    6 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Homöopathie-Ausbildung in der Schweiz

    Neuer Beruf

    Seit mehr als zwei Jahren gibt es in der Schweizeine schweizweit einheitliche, verbindliche undstaatlich kontrollierte Berufsausbildung zumHomöopathen. Der Titel des neuen Berufes lau-tet „Naturheilpraktiker/in mit eidgenössischemDiplom in Homöopathie“1. Dieser Titel ist ge-schützt, wird staatlich kontrolliert und gewährteinem einen Abschluss ungefähr auf der Bache-lor-Ebene.

    Der Kampf für einen einheitlichen, klar definier-ten, geschützten und staatlich anerkannten Be-rufstitel in der Schweiz dauerte mindestens 15Jahre, und erst eine Volksabstimmung im Jahre2009 brachte den Rückenwind zur erfolgrei-chen Umsetzung. Wer in der Schweiz als Homö-opath/in offiziell arbeiten möchte, muss sichden Vorgaben des neuen Berufsbildes unterwer-fen, was zukünftig deutliche Veränderungen imSelbstverständnis und in der Arbeitsweise alsTherapeut/in zur Folge haben wird!

    Umfangreiche Ausbildung als Basis

    Die Voraussetzungen, um diesen Berufstitel zuerlangen sind sehr anspruchsvoll und erforderneine mindestens 5-jährige Ausbildung (mit ge-samt 1660 Präsenz-Stunden bzw. über 4000Lern-Stunden) mit entsprechenden Kosten vonmindestens 60.000 Franken.

    Um zur Abschlussprüfung (HFP) zugelassen zuwerden, müssen die Ausbildungsmodule M 1–M7 erfüllt sein:

    1 Diesen Titel des eidgenössisch diplomierten Naturheilpraktikerskannman auch in den Bereichen TCM, Ayurveda oder TEN (Traditio-nelle Europäische Naturheilkunde) erwerben, man darf aber – an-ders als beim deutschen Heilpraktiker – nur die geprüfte und diplo-mierte Fachrichtung anwenden. Parallel dazuwurdenweitere Thera-pierichtungen (Feldenkreis, Shiatsu, Kinesiologie, Atemtherapieu. a.) unter einem eigenen Berufsweg und dem Titel „Komplemen-tär-Therapeut/in mit eidgenössischemDiplom“ reglementiert.

    � M1= Medizinische Grundausbildung (700Std. mit folgender Prüfung)

    � M2 = Homöopathie-Ausbildung (800 Std.mit folgender Prüfung)

    � M3 = Gesundheit und Ethik (28 Std. mit fol-gender Prüfung)

    � M4 = Arbeit als Therapeut, d. h. Training vonSelbstwahrnehmung, Kommunikationsfä-higkeiten u. a. (104 Std. mit anschließen-dem Gespräch)

    � M5 = Betrieb führen und managen (28 Std.,dann Erstellung eines Businessplanes undanschließendes Gespräch)

    � M6 = Praktische Ausbildung (600 Lernstun-den, z. B. im Schul-Ambulatorium)

    � M7 = Berufspraxis unter Mentorat (Supervi-sion): Innerhalb von mindestens 2 Jahrenmüssen 10 Patientenfälle (3 davon Anamne-sen in Anwesenheit des Mentors) von min-destens zwei verschiedenenMentoren super-vidiert werden.

    Hat man diese mindestens 5-jährige Ausbil-dungszeit absolviert, darf man sich zur Ab-schlussprüfung – der sogenannten „HöherenFachprüfung“ (HFP) – anmelden.

    Die Abschlussprüfung

    Es handelt sich hierbei nicht um eine reine Wis-sensprüfung, sondern es werden alle relevantenBerufskompetenzen geprüft. Die Prüfung ist invier Prüfungsteile (P1–P4) organisiert:� P1 = Fallstudie eines chronischen Falles aus

    der eigenen Praxis (ca. 30 – 50 Seiten).� P2 = 45 Minuten Fachgespräch zu dieser

    Fallstudie.� P3=90MinutenFachgespräch zu zwei vorge-

    gebenen Fällen, wobei diagnostische undme-dizinische Aspekte eine große Rolle spielen.

    � P4=180MinutenAnamnesemit einemech-ten Patienten, danach Fachgespräch.

  • News undMeldungen

    71/2018 Homöopathie KONKRET

    AllePrüfungsteilemüssenmitmindestens60 %bestanden werden.

    Diese Abschlussprüfung ist auch für Homöopa-then mit langjähriger Berufspraxis obligatorisch(nicht dagegen die Module M1– M7).

    Aufgeregte Diskussionen gab es in der Anfangs-phase wegen der hohen Durchfallquote(30 – 40 %) unter langjährig arbeitenden Ho-möopathen/innen. Einer der Gründe dafür liegtdarin, dass viele Kollegen/innen noch nicht rea-lisiert haben, dass hier nicht einfach ihre bishe-rige Berufspraxis geprüft wird, sondern dass essich um ein neues Berufsbild mit entsprechen-den Anforderungen handelt. Das beinhaltetnicht „nur Globuli geben“, sondern auch einemedizinische Diagnostik, das Erstellen einesBehandlungsplanes mit Prognose und entspre-chender Verlaufskontrolle, sowie Kenntnissedarüber, wie man die Gesundheit (Salutogene-se) des Patienten verbessern kann2.

    Zwei Beispiele dazu, wie diese Anforderungen inder Prüfung zum Problem werden können3:1. Medizinische Kenntnisse: Ich sah häufig die

    Einstellung, als Homöopath/in brauche man

    sich nicht um die klinische Diagnose, um La-borwerte oder medizinische Hintergründeder Grunderkrankung kümmern, da man jaeh „den ganzen Menschen“ und v.a. seinePsyche behandele. So schilderte ein Kandi-dat seine chronische Behandlung einer Mul-tiplen Sklerose, ließ aber die im Verlauf nochauftretenden akute Schübe therapeutischvöllig unbehandelt, mit der Begründung, MSsei eh nicht heilbar und man könne nur denpsychischen Umgang damit verbessern. Zu-dem wusste er nicht, dass man auch indivi-duelle (für MS untypische) Symptome zurMittelwahl verwenden kann („Man nimmt janicht die Symptome der Haupterkrankung,sondern verwendet nur das mentale Bild desPatienten.“). Auch die Nebenwirkungen derallopathischen Medikamente wurden grund-sätzlich ignoriert.

    Diplom

    Zerti�kat OdA AM

    HFPAbschlussprüfung (P1 – P4)

    M7 Berufspraxis unter Mentorat

    M1

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    Prak

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    sbild

    ung

    2 Hier hat sich sicher positiv ausgewirkt, dass an dem Prozess der Be-rufsbild-Entwicklung eben auch Therapeuten/innen aus den Gebie-ten TCM, Ayurveda und TEN beteiligt waren. Alleine hätten die Ho-möopathen/innen vermutlich nicht diesen Entwicklungsschritt ge-macht.

    3 Da ich selber Prüfungsexperte bin und diese Prüfungen abnehme,konnte ich bis jetzt einen gutenEinblick in dieDenk- undArbeitswei-se der geprüftenKollegen/innenbekommen,welche z.B. schonmehrals 10 Jahre in ihrer Praxis arbeiten.

  • News undMeldungen

    8 Homöopathie KONKRET 1/2018

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    2. Ressourcenstärkung: Viele Homöopathen/in-nen waren es noch nicht gewohnt, zusätzlichzu Fallanalyse, Repertorisation, MittelwahlundDD auch Auskunft darüber zu geben, wassie dem Patienten zu einer Verbesserung sei-ner Lebensweise geraten haben, wie sie dasmit ihmbesprochen hatten undwie sie die Er-gebnisse dann im Verlauf kontrollierten.

    Zudem wurde mir schmerzlich deutlich, dass esnoch zu viele dogmatische Ausbildungen gibt,welche z.B. bezüglich derMateriamedica („Sul-phur muss unordentlich und nachlässig sein“)oder der Posologie („Wenn ich eine C-Potenz 'zufrüh' wiederhole, verderbe ich den ganzen Fallundwerde demPatientenmassiv schaden“, „Ei-ne C 200wirktmindestens 35 Tage und darf kei-nesfalls vorher wiederholt werden“) ihren Schü-lern falsche Ideen mitgegeben haben - und dieKollegen/innen haben zudem hinterher ver-säumt, diese auf eigene Initiative hin (z. B.durch Besuch von Seminaren anderer Richtun-gen) zu korrigieren.

    Daherwar und ist es sinnvoll, dass diePrüfungenimmer von zwei Prüfungsexperten abgenommenwerden, und dass detaillierte Bewertungsproto-kolle den Prüfungsablauf versuchen zu objekti-vieren. Das half zumindest teilweise, die emotio-nal heftigen Reaktionen auf ein Nicht-Bestehenauf eine sachliche Ebene zu holen.

    Unabhängig von dem neuen Beruf des Natur-heilpraktikers wird sich ab 2018 auch die Ab-

    rechnung in der Schweiz verändern. Die Versi-cherungen gebennun für alle komplementärthe-rapeutischen Richtungen ein standardisiertesund einheitliches computerlesbares Rech-nungsformular vor – der sogenannte „Tarif 590“.Das bedeutet zunächst einmal in der Praxis,dass sich die meisten Kollegen/innen ein daraufabgestimmtes neues Abrechnungsprogrammkaufen mussten. Welche Auswirkungen eineComputerlesbarkeit der Rechnungen auf die zu-künftige Abrechnungspraxis haben wird, wirdman sehen.

    Sicher ist jedenfalls, dass dieser neue, klar re-glementierte und anspruchsvolle Ausbildungs-weg hin zumBeruf desHomöopathen sowohl dieQualität der Ausbildungen als auch das Niveauder Schul-Absolventen/innen deutlich verbes-sern wird. Gleichzeitig erhöht sich die Hürde,den Beruf des Naturheilpraktikers überhaupt zuergreifen, es werden vermutlich nur noch hochmotivierte Menschen mit entsprechendem Zeit-horizont und finanziellen Ressourcen diesenAusbildungsweg wählen. Ob das der Homöopa-thie nützen wird (Professionalisierung, Aufwer-tung des Berufes, Verbesserung der therapeuti-schen Kompetenzen) oder eher schaden (nochweniger Nachwuchs) wird man später erst beur-teilen können.

    RolandMethnerVia Campagna 19CH – 6987 Caslanowww.rolandmethner.de

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    91/2018 Homöopathie KONKRET

    Verleihung des Hans-Walz-Förderpreises für Arbeitenzur Homöopathiegeschichte

    Am 1. Dezember 2017 verlieh das Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung denHans-Walz-Förderpreis. Der Hans-Walz-Förderpreis für Arbeiten zur Homöopathiegeschichte wird inter-national ausgelobt. Er dient demZiel, die Forschung zurHomöopathiegeschichte außerhalbdes Institutsfür Geschichte der Medizin zu fördern und herausragende Arbeiten auf diesem Gebiet zu würdigen.

    Der mit 1.500 Euro dotierte Preis wurde diesesJahr an Dr. Alice Kuzniar verliehen. Sie lehrt seit2008 deutsche und englische Sprache und Kul-tur an der University of Waterloo in Kanada. Von1983 bis 2008 war sie Professorin für deutscheLiteratur und vergleichende Literaturwissen-schaft an der University of North Carolina, Cha-pel Hill. Promoviert wurde sie an der PrincetonUniversity.

    Die prämierteMonographie „The Birth of Home-opathy out of the Spirit of Romanticism“ wurde2017 bei der Toronto University Press veröffent-licht. Kuzniar entfaltet dank ihrer umfassendenKenntnis der Romantik den geistesgeschicht-lichen Hintergrund zentraler Konzepte derHomöopathie und wirft damit ein neues Lichtauf das Werk Samuel Hahnemanns.

    Finanziert wird der Preis aus Mitteln der Hans-Walz-Stiftung, die seit 1985 als unselbständigeStiftung unter dem Dach der Robert Bosch Stif-tung geführt wird.

    HansWalz (1883 – 1974) war engerMitarbeitervon Robert Bosch d. Ä. und langjähriger Vorsit-zender der Geschäftsführung der Robert BoschGmbH sowie Aufsichtsratsmitglied der Stuttgar-ter Homöopathischen Krankenhaus GmbH. Erhat sich zeitlebens beruflich und persönlich fürdie Homöopathie eingesetzt.

    Das 1980 eingerichtete Institut für GeschichtederMedizin der Robert BoschStiftung (IGM)mit

    Sitz inStuttgart ist das einzige außeruniversitäremedizinhistorische Forschungsinstitut inDeutschland. Forschungsschwerpunkte sind dieSozialgeschichte derMedizin und die Geschich-te der Homöopathie. Zum IGM gehören eine For-schungsbibliothek mit mehr als 40.000 Bän-den, ein Homöopathiearchiv, das u. a. denNachlass von Samuel Hahnemann sowie dieÜberlieferung internationaler und nationaler Or-ganisationen von Homöopathen aufbewahrt.

    Institut für Geschichte der MedizinRobert Bosch StiftungStraußweg 1770184 Stuttgartwww.igm-bosch.de

    Von links nach rechts: Die Stellvertretende Vorsitzende derGeschäftsführung der Robert Bosch Stiftung, U.-M. Dürig,die Preisträgerin Prof. Dr. A. Kuzniar, Prof. Dr. R. Jütte undder Laudator, Dr. M. Teut.

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    10 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Forschungsplattform Homöopathie

    Forschungsplattform HomöopathieIm Rahmen der Forschungsplattform Homöo-pathie fördert die Carstens-Stiftung Projekte inden Bereichen klinische Forschung und Grund-lagenforschung zur Homöopathie. Das Budgetdes Programms beträgt 500.000 EUR.

    ZielgruppeDie Ausschreibung richtet sich an Mediziner(m/w) und Naturwissenschaftler (m/w). Voraus-setzung für eine Förderung ist die Anbindungan eine Universität oder außeruniversitäre For-schungseinrichtung.

    Wozu?Die Homöopathie ist eines der am weitestenverbreiteten komplementärmedizinischen The-rapieverfahren. Im Rahmen der evidenzbasier-ten Medizin wird sie jedoch kontrovers disku-tiert. Die Datenlage stellt sich in Bezug auf me-thodische Aspekte der zugrundeliegenden Stu-dien sowie deren Resultate zum Teil als hetero-gen dar. Um die Evidenz in Bezug auf Wirksam-keit, Sicherheit sowie weitere Aspekte dieserBehandlungsform zu erweitern, sind neue For-schungsansätze auf höchstem wissenschaftli-chemNiveau notwendig.

    Was?Gefördert werden Projekte aus den BereichenKlinische Forschung sowie Grundlagenfor-schung zur Homöopathie. 2017 haben Exper-ten im Rahmen eines Symposiums „WelcheForschung braucht die Homöopathie?“ folgen-de inhaltliche Richtlinien für AntragstellerIn-nen formuliert:

    – Sämtliche Forschungsarbeitenmüssen nachallgemein anerkannten Kriterien von hohermethodischer Qualität sein (CONSORT-Statement und ähnliche). [1]

    – Zusätzlich sollten randomisierte, kontrollier-te Studien so angelegt werden, dass sie ge-mäß der aktuellen Version des CochraneRisk of Bias Tool for Randomized ControlledTrials [2] im Rahmen einer Meta-Analyse indie Kategorie „Low risk of bias“ fallen wür-den.

    – ImBereichKlinische Forschung ist den inhä-renten methodologischen Vorgaben der ho-möopathischenTherapie imSinnederModelValidity of Homeopathic Treatment [3] Rech-nung zu tragen.

    – Pragmatische Studien (randomisiert, kon-trolliert) werden bei qualitativ äquivalentemDesign als mindestens genauso förderungs-würdig angesehen wie explanatorische Stu-dien mit Placebokontrolle.

    – Der Replikation bereits erfolgreicher klini-scher Studien, zum Beispiel zu bestimmtenIndikationen, kommt tendenziell das Primatgegenüber vollständig neuen Ansätzen zu.

    – Analoges gilt für Experimente aus dem Be-reich der Grundlagenforschung. Eine mögli-che Ausnahme bilden hierbei Versuchsrei-hen, die das Potenzial haben, zur Aufklärungdes Wirkprinzips potenzierter Arzneimittelbeizutragen.

    Förderprogramm der Karl und Veronica Carstens-Stiftung

  • News undMeldungen

    Regensburger Institut für Klassische HomöopathieGemeinschaftspraxis für Klassische Homöopathie

    Untere Bachgasse 15 | 93047 RegensburgTel.: +49-(0)941- 56 10 50 | [email protected] Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/predictive.homeopathy

    Seminar 28. - 29.04.2018 in Regensburgmit Matthias Klünder, HP aus Hamburg

    Seminar 12. - 14.10.2018 in Regensburgmit Dr. Prafull Borkar, Mumbai

    predictivehomoeopathy

    Die Behandlung von Kindern:Welche wichtigen Einstiegspunkte zeigen sich häufi g bei der Behand-lung von Kindern? Welche Rubriken sind oft hilfreich? Welche Para-meter der Entwicklungsphasen können wir nutzen? Schwere fortgeschrittene Pathologien:Wie muss die Fallanalyse angepasst werden, wenn Gewebestruk-turen durch die Krankheit zerstört wurden? Diese Pathologien erfor-dern eine andere Herangehensweise in der Fallanalyse. Seminarsprache: Deutsch. Kosten: 240,- €

    „Boger-Bönninghausen meets Vijayakar“Dr. Borkar zeigt auf, welche Rolle die Boger- und Bönninghausen-Methode in der Predictive Homoeopathy spielt. Dabei demonstriert er, wo es klare Unterschiede, Überschneidungen und Ergänzungen gibt. Wir werden lernen, diese verschiedenen Herangehensweisen sinnvoll miteinander zu kombinieren, bzw. eine Sicht zu entwickeln, die uns bei der Wahl eines passenden homöopathischen Arzneimittels unter-stützen kann. Seminarsprache: Englisch, es wird übersetzt. Kosten: 395,- €Weitere Infos: www.predictive-homoeopathie.de

    Wie?Die Anträge sind in siebenfacher Ausfertigungals Ausdruck und zudem per E-Mail komplett alspdf-Datei ohne Passwortschutz bzw. ohne Zu-griffsbeschränkungen hinsichtlich Lesen, Ko-pieren und Drucken einzureichen. Anträge wer-den bis zum31.Mai 2018 entgegen genommen.Einzelprojekte werden mit einer maximalenSumme von 250.000 EUR, im Normalfall aufdrei Jahre verteilt, gefördert. Kooperationen derGeförderten sollen etabliert und ausgebautwer-den.

    Sämtliche Anträge werden extern begutachtet.Die Carstens-Stiftung steht für transparentenUmgang mit Forschungsergebnissen. Es wirddaher regelmäßig über die in der Forschungs-plattform Homöopathie zusammengefasstenProjekte berichtet.

    Dr. Jens BehnkeHomöopathie in Forschung und LehreKarl und Veronica Carstens-StiftungAmDeimelsberg 36, 45276 EssenE-Mail: [email protected].: 0201/56305-13

    1 Die einschlägigenRichtlinien für verschiedene Studientypen

    (auch Grundlagenforschung) sind hier abrufbar:

    http://www.equator-network.org

    2 The Cochrane Collaboration: Cochrane Handbook for Syste-

    maticReviews of Interventions, Vers. 5.1.0. http://handbook-

    5-1.cochrane.org

    3 Mathie RT, Roniger H, Van Wassenhoven M, et al. Method for

    appraising model validity of randomised controlled trials of

    homeopathic treatment:multi-rater concordance study.BMC

    Medical Research Methodology. 2012: 12:49. doi:

    10.1186/1471-2288-12-49.

    mailto:[email protected]://www.facebook.com/predictive.homeopathySeminarhttp://www.predictive-homoeopathie.deWie?DieAntr�gesindinsiebenfacherAusfertigungalsAusdruckundzudemperE-Mailkomplettalspdf-DateiohnePasswortschutzbzw.ohneZu-griffsbeschr�nkungenhinsichtlichLesenmailto:gef�rdert.KooperationenderGef�rdertensollenetabliertundausgebautwer-den.S�mtlicheAntr�gewerdenexternbegutachtet.DieCarstens-Stiftungstehtf�rtransparentenUmgangmitForschungsergebnissen.Eswirddaherregelm��ig�berdieinderForschungs-plattformHom�opathiezusammengefasstenProjekteberichtet.Dr.JensBehnkeHom�opathieinForschungundLehreKarlundVeronicaCarstens-StiftungAmDeimelsberg36,45276EssenE-Mail:[email protected].:0201/56305-131Dieeinschl�gigenRichtlinienf�rverschiedeneStudientypenmailto:gef�rdert.KooperationenderGef�rdertensollenetabliertundausgebautwer-den.S�mtlicheAntr�gewerdenexternbegutachtet.DieCarstens-Stiftungstehtf�rtransparentenUmgangmitForschungsergebnissen.Eswirddaherregelm��ig�berdieinderForschungs-plattformHom�opathiezusammengefasstenProjekteberichtet.Dr.JensBehnkeHom�opathieinForschungundLehreKarlundVeronicaCarstens-StiftungAmDeimelsberg36,45276EssenE-Mail:[email protected].:0201/56305-131Dieeinschl�gigenRichtlinienf�rverschiedeneStudientypenhttp://www.equator-network.org2TheCochraneCollaboration:CochraneHandbookforSyste-maticReviewsofInterventionshttp://handbook-5-1.cochrane.org3MathieRThttp://handbook-5-1.cochrane.org3MathieRT

  • News undMeldungen

    12 Homöopathie KONKRET 1/2018

    HPI�-Nachrichten

    Als eines der ersten Projekte startete letztes Jahrim Sommer eine Umfrage zum Berufsbild Heil-praktiker mit Fachrichtung klassische Homöo-pathie. Zur fundierten Erarbeitung einer prakti-schen Berufstheorie bedarf es zunächst einerexakten Standortbestimmung der Ist-Situation.Die Umfrage umfasst daher mit 95 differenzier-ten Fragen nachfolgende Themengebiete, die inBlöcken gegliedert erfragt wurden:

    Allgemeine Angaben zur Berufssituation und-entwicklung in den letzten 20 Jahren, das Pra-xisprofil und das Praxismanagement, also das,was tatsächlich in den Praxen getan wird. Wei-terhin wurden Anamnese und Gesprächsfüh-rung, die klinische und homöopathische Dia-gnostik und insbesondere die Situation zur Do-kumentation in der Praxis erfragt. Den größtenBlock machten Fragen zur Versorgungssituationin der Praxis aus, also mit welchen Behand-lungs- und Beratungsanliegen Patienten tat-sächlich in der Praxis erscheinen und welcheAnliegen besonders häufig behandelt werden.Ein separater Teil erforscht, wie das Notfallma-nagement in den Praxen reguliert wird.

    In weiteren Frageblöcken wurden die Weiterbil-dungsbedürfnisse, die kritische Selbstreflexion

    und das Selbstmanagement erfragt sowie allge-meine Kenntnisse zumBerufsrecht.

    Verwendet wurden klassische offene und ge-schlossene Fragetypen mit Einfach- und Mehr-fachauswahl, Ratingfragen (einschließlich Mi-nimum- und Maximalwertbestimmungen) sowieein relativ hoher Prozentsatz an freien Fragenvon etwa 15 %. Zusätzlich waren in allen Fragenzur Versorgungsforschung sowie vielen weiterenFragen in den einzelnen Themenblöcken nebenden Vorauswahlantworten auch jeweils die Mög-lichkeit zu freien Antworten gegeben.

    Diese wurden, auch zu unserer Überraschung,extensiv genutzt. Ausgedruckt lagen somit über400 Seiten vor uns. Deswegen haben wir dieAufarbeitung in Blöcke unterteilt und zunächsteinmal geprüft, ob die Umfrage überhaupt ver-wertbar ist. Dazu befassten wir uns mit folgen-den Fragen:

    Ist die Umfrage in einer ausreichendstandardisierbaren Form erfolgt?

    Die verwendete Online-Umfrage kann die Teil-nehmer einer weit verstreuten Berufsgruppe ef-fektiv erfassen, um eine repräsentative Stich-probengröße zu erhalten. Durch die Computerbasierte Ermittlung fallen Versuchsleitereffekteund Terminprobleme weg.

    Dem gegenüber stehen die Nachteile einer opti-malen Standardisierung der Befragungssituati-on. Wir wissen tatsächlich nicht, wer wann undmit wessen Hilfe geantwortet hat. Aufgrund desForschungsgegenstandes erscheint diese hiervernachlässigbar, solange dieMotivation und of-fene Bereitschaft der Teilnehmenden vorliegt,über die berufliche Situation bereitwillig und of-

    Die Umfrage – HPmit Schwerpunkt klassische Homöopathie

    ©Rasulov – Fotolia

  • News undMeldungen

    131/2018 Homöopathie KONKRET

    fen zu berichten. Dies kann im Nachhinein ander zügigen Abgabe trotz hohem Aufwand (imDurchschnitt mehrere Stunden) und der unüb-lich hohen Teilnehmerzahl abgelesen werden.

    Auch zeigt der Querschnitt aller Antworten inder Analyse, dass die Auskünfte ehrlich und beiden vollständigen Fragebögen durchgehendgründlich waren. Hier stellen sich die Teilneh-mer der Umfrage ein hervorragendes Zeugnisaus.

    Der gesamte Prozess der Datenerhebung undAuswertung ist transparent dokumentiert, dieRohdatenderErfassung liegenunbeeinflusst vorund sind mit der fertigen Auswertung jederzeitabgleichbar.

    Die Analyse der Auswertung erfolgte quantitativ.Qualitativ dortwoerforderlichdurchArgumenta-tion anhand der erhobenenDaten.Hinzugezoge-ne Informationen undArgumentewerden, wo sievorkommenbzw. als notwendig erachtet werden,referenziert und begründet, so dass die Herlei-tung der Gesamtaussagen transparent und dieSchlussfolgerungen plausibel nachvollziehbarsind.

    AuswertungsregelnDie Rohdaten wurden mittels eines Program-mes in einer online-Befragung und Dokumenta-tion als unveränderliche Datei und Ausdruck er-fasst.

    Das Regelwerk unterschiedlicher Fragetypenwurde konsistent eingehalten1.

    Häufigkeitenwurden in tabellarischer Übersichterfasst und in Folien zusammengefasst (Balken,Torten und Säulendiagramme, ggf. auch Kur-ven).

    Nicht auswertbare Angaben wurden stets kennt-lich gemacht und in allen Fragen mit in die Aus-wertung aufgenommen. War ihr Anteil zu hoch(> 30 %) wurden die Ergebnisse der Frage nur ineiner Tendenz beschrieben.

    DokumentationDiesewurde aufmindestens zwei verschiedenenRechnern parallel geführt und regelmäßig abge-glichen.

    Statistische AuswertungskriterienEs wurden Pflichtfragen von freiwilligen Anga-ben unterschieden. Bei freiwilligen Angabenkonnte eine statistische Auswertung nach Häu-fungen nur vorgenommenwerden, wenndie Teil-nehmerzahl mindestens 70 % betrug, um Ver-zerrungen zu vermeiden. Nicht- und Fehlnen-nungen wurden jeweils angegeben.

    Ansonsten sind Einzelnennungen als Bild zu-sammengefasst und nach Themen und in ihrerWichtigkeit benannt und als Tendenzen be-schrieben.

    Die %-Angaben bei Fragen wurden in den Gra-phiken zur Übersicht gerundet, nach dem Kom-ma wurden dafür zwei Stellen berücksichtigt(nie mehr als 0,5 % Abweichung), weshalb sichmanchmal in der Summe nicht exakt die Zahlvon 100 % ergab. Dafür sind die Abbildungenübersichtlicher und in ihrer Grundaussage ein-facher zu erfassen.

    Um Verzerrungen zu vermeiden, wurden folgen-de Aspekte berücksichtigt:� Der Zeitraum der Erhebung wurde auf 6 Wo-

    chen begrenzt.� Mehrfach von einer Person ausgefüllte Fra-

    gebögen wurden vermieden.� Es gab keine Vorabselektion der Teilnehmer

    für die Auswertung.� Die Auswertung erfolgte ausschließlich mit

    der EDV-generierten Zusammenstellung deranonymen Umfrage-EDV-Ergebnisse.

    � Die statistische Exaktheit ist in der Auswer-tung eingehalten und wurde mehrfach kon-trolliert.

    1 Gemeint ist, ob der Fragetypus geeignet ist, das, was die Frage ermit-teln sollte, auch auf diese Weise möglich ist und ob das am Ergebnisder Antworten schlüssig nachweisbar ist.

  • News undMeldungen

    14 Homöopathie KONKRET 1/2018

    � Die %-Auswertungen beziehen sich stets aufdas gesamte Kollektiv und nie auf die Ver-hältnisse innerhalb einer einzelnen Frage.

    � Besonderheiten und Abweichungen sind se-parat erläutert.

    Wurden alle geltenden ethischen Richtlinieneingehalten?Die geltenden ethischen Richtlinien für Umfra-gen wurden streng eingehalten.

    Die Teilnahme war freiwillig und anonym. AlleFragen, welche die Teilnehmenden persönlichbetrafen, z. B. zum Selbstmanagement oder of-fene Fragen, welche zum Eingeben von Text auf-forderten, waren auf rein freiwilliger Basis zu be-antworten und nicht personifiziert erkennbar.

    Freiwillige Fragen unterscheiden sich von Pflicht-fragen, z. B. zur quantitativen Ermittlung von ab-soluten Häufigkeiten, indem Pflichtfragen sepa-rat kenntlich gemacht wurden und bei der Beant-wortung auch nicht ausgelassen werden konnten.

    Die gestellten Fragen sind so neutral wie mög-lich formuliert, um eine Verzerrung durch emo-tionale Interpretationen bei den Teilnehmendengering zu halten. Wertende Begrifflichkeitenoder Fragen, die Erwartungen an die Antwortenassoziieren lassen, wurden nicht verwendet.

    Natürlich ist die primäre Absicht einer Frage imKontext des Fragezieles für die Teilnehmer nichtjederzeit und unmittelbar bei jeder Frage er-sichtlich gewesen. Der eine oder andere magsich an der einen oder anderen Stelle gefragt ha-ben, wozu das denn jetzt gefragt werde? Dies be-trifft insbesondere Bereiche, wo die Validität derermittelten Aussagen leiden würde, wenn dasgenaue Frageziel zum Zeitpunkt der Befragungbekannt ist. Hierbei handelt es sich um gewöhn-liche, forschungsrelevante Bedingungen. DieTransparenz für die Teilnehmer wird durch diespätere Veröffentlichung hergestellt.

    Auchbestand jederzeit dieMöglichkeit, denFra-gebogen ohne Konsequenzen abzubrechen.

    Die Rohdaten sind geschützt abgelegt und wer-den nicht an Dritte weitergegeben, noch zu an-deren als den angegebenen Zwecken verwendet.

    Ist die Umfrage repräsentativ für die befragtePopulation?Die Repräsentativität bedarf einer genauerenÜberprüfung, umsicher zu stellen, dass tatsäch-lich ein entsprechender Querschnitt an auswert-baren Ergebnissen vorliegt.

    Auswahl der BefragungsgruppeZiel war es, die in der Praxis arbeitenden HPmit Fachrichtung klassischeHomöopathiemit-tels einer repräsentativen Stichprobe zu erfas-sen.

    Das Profil des Fragebogens richtete sichmit sei-nen Fragen in erster Linie an die tatsächlich inder Praxis arbeitende Kollegenschaft. Die meis-ten Fragen sind daher nur vollständig beantwort-bar, wenn der Teilnehmer auch eine Praxis führt(s. u.). In diesem Sinne ist die Umfrage selektiv,da sie Berufsanfänger ohne Praxis oder Auszu-bildendemit vielenFragen konfrontierte, welchediese nicht beantworten konnten.

    Auch aus diesem Grunde wurde der online-Fra-gebogen über die Adressverteiler derjenigen Or-ganisationen verschickt, welche die Schwer-punktausrichtung mit entsprechender Qualifi-kation wahrscheinlich machen.

    Die Aussendung erfolgte in jeweils einwöchigemAbstand über:� Die Stiftung Homöopathie Zertifikat (SHZ)

    als größter Ansprechpartner für Fachzertifi-zierung von HP mit Fachrichtung klassischeHomöopathie in Deutschlandhttps://www.homoeopathie-zertifikat.de/,

    � den Verband klassischer HomöopathenDeutschlands (VKHD) als größte Berufsorga-nisation für HP mit Fachrichtung klassischeHomöopathiehttps://www.vkhd.de/

    und nach einer weiteren Woche zur Erhöhungder Diversität ergänzend über:

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    151/2018 Homöopathie KONKRET

    � die Homöopathie KONKRET (HK) Mailing-Liste, eines der am häufigsten von HP mitFachrichtung klassische Homöopathie be-suchten aktiven online-Medien, mit vorwie-gend berufspolitischen Diskussionen.https://www.hk-konkret.de/

    � DieGeorgeVithoulkasStiftungGVS, als größ-ter Anbieter für internationale Ausbildungenin klassischer Homöopathie, welche auchHeilpraktiker gleichrangig zulässt.https://www.gvs.net/

    Grund für die ergänzendeAussendungwar auch,nicht nur in den dominanten Berufsorganisatio-nen registrierte Kollegen/Innen anzusprechen,welche primär klassisch homöopathisch arbei-ten und eine qualifizierte Ausbildung haben.Es war somit nicht vorher bestimmbar, wer ausden befragten Gruppen bei der Umfrage in wel-chem Umfang mitmacht, so dass das Zufalls-prinzip der Stichprobe eingehalten werdenkonnte.

    Ärztemit Fachrichtung klassische Homöopathiewurden, um eine Verzerrung zu vermeiden, aus-geschlossen. Der Aufbau des Fragebogens ent-hielt Pflichtfragen zur Ausbildung, die vollstän-dig beantwortet werden mussten, um weiter zugelangen. Diese bezogen sich ausschließlich aufdie Heilpraktiker-Ausbildung.

    HPI bedankt sich für die Kooperation von SHZ,VKHD, HK und GVS für die Aussendung des Fra-gebogens mit einem freundlichen und anspre-chenden Anschreiben.

    Verteilung und RücklaufDieMajorität der Teilnehmer sendete den Frage-bogen innerhalb einer Woche zurück (3 – 6 Ta-ge), so dass, durch das versetzte Versenden,über die Zählung der eingegangenen Fragebö-gen eine Zuordnung zu den teilnehmendenGruppen mit nur geringen Überlappungen mög-lich war. Geringe Schwankungen können sichdadurch ergeben, dass ein Teilnehmer inmehre-ren Adresslisten eingeschrieben ist und dadurchdie Einladung mehrfach bekam. Die vollständig

    SHZ 30,69%

    VKHD 51,15%

    HK 7,67%

    GVS 5,11%

    Nachzügler 5,37%

    Teilnehmer* 99,99% (zwei Stellen nach Komma berücksichtigt)

    *nach wiederholter Bitte um Fertigstellung der begonnenen Fragebögen

    eingegangenen Fragebögen verteilten sich aufdie Gruppen wie folgt:

    Die Verteilung ergibt gemittelt 51 % VKHD und31 % SHZ, alle übrigen Gruppen 18 %. Diesbestätigte mit einer 80:20 Verteilung die Zuge-hörigkeit derBefragten zueiner registriertenOr-ganisation. Es ist somit davon auszugehen,dass vornehmlich die Heilpraktiker mit derFachrichtung klassische Homöopathie erreichtwurden.

    Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl aus derGruppe HK und GVS kann davon ausgegangenwerden, dass diese schon von den vorab Versen-dungen durch SHZ und VKHD Verteiler erfasstwurden, kein Interesse an der Teilnahme be-stand oder sie keine HP sind.

    Weiterhin stieß der Fragebogen auch auf ein all-gemein hohes Interesse, was an der hohen Ratevon Klicks zu sehen war.

    Unvollständig: zusätzliche 255 Fragebögen,die begonnen wurden oder abgebrochen undnicht beendet wurden und daher auch nicht aus-gewertet wurden, um Mehrfachnennungen oderVerzerrungen zu vermeiden.

    Nur abgerufen: zusätzliche 317 Fragebögenwurden nur angeklickt ohne ausgefüllt zu wer-den.

    Der Fragebogenwurde somit insgesamt 963Malaufgerufen. Eswurdennur vollständige Fragebö-gen einfach gewertet.

    https://www.hk-konkret.de/�DieGeorgeVithoulkasStiftungGVShttps://www.gvs.net/Grundf�rdieerg�nzendeAussendungwarauch

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    16 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Gesamtzahl der vollständigen FragebögenDie Gesamtzahl aller vollständigen Fragebögenlag bei > 30% in den primär befragten Gruppen(VKHD, SHZ), welche insgesamt rd. 82 % derTeilnehmer bildeten.

    Die 5 % Nachzügler ohne klare Zuordnung zuden bestehenden Gruppen fielen nicht erheb-lich ins Gewicht, da sie die Zuordnungsmajoritätin der befragten Population nicht signifikant ver-zerrten.

    Sind die Antworten valide undauswertbar?

    Die Fragen lagen so nahewiemöglich amGegen-stand der erlebten Praxissituation und warensprachlich eindeutig, um Verzerrungen durchVerständnisfehler zu vermeiden bzw. so gut esmöglich war, zu reduzieren.

    Die Fragen waren so eindeutig wie möglich umMehrdeutigkeiten auszuschließen.

    Die Triangulation2 von Fragen wurde über dengesamten Fragebogen durch unterschiedlicheFragetypen und Fragesituationen zu gleichenbzw. ähnlichen Sachverhalten an unterschiedli-chen Stellen des Fragebogens angestrebt.

    Die Angaben sollten in ihren Aussagen abgegli-chen werden können, um so die Validität anzu-heben oder infrage zu stellen. Dies bezieht sichauf die späteren Schlussfolgerungen, die wider-spruchsfreien FormulierungenunddieOperatio-nalisierbarkeit der abgeleiteten Hypothesen.

    Die kommunikative Validierung wurde durch ei-nen hohen Anteil von freien Antworten einbezo-gen, insbesondere zu komplexen Themen wie

    Selbsteinschätzungen, Wünschen, Vorstellun-gen, Meinungen und Perspektiven.

    Diese Frage war für die Reliabilität der Gesamt-aussagen essentiell und wurde wie nachfolgendbeschrieben abgesichert.

    SelektionZuerst wurde die befragte Kohorte hinsichtlichder Korrelation Altersverteilung, Praxisjahre undGeschlecht mit den statistischen Daten ausVKHD und SHZ untersucht. Dieser Abgleichsollte sicherstellen, dass die Eckdaten der Teil-nehmer ausreichend genau mit denen der ge-samten Berufsgruppe übereinstimmen, um imErgebnis valide Aussagen zu ermitteln.

    Inhaltliche PrüfungDiese erfolgte ohne Vorselektion von Fragebögenund für die Teilnehmer anonym.Eswurden dafüralle vollständigen Fragebögen gleichwertig inder Auswertung berücksichtigt.

    Inhaltlich geprüft wurde:– ob die Teilnehmer tatsächlich primär klassi-

    sche Homöopathie betreiben,– wie groß der Anteil an anderen Verfahren sind,– ob angewendete Verfahren im Widerspruch

    zur Homöopathie stehen (z. B. parallele Infu-sionen),

    – wie viele Teilnehmer eine homöopathischeAusbildung haben.

    Die Details dazu sind in der Umfrage im Ab-schnitt Allgemeine Angaben und Praxisprofil imDetail erläutert (s. u.)

    Altersverteilung

    Es wurden fünf Altersgruppen unterschieden. InderUmfrage lagdieMajorität derKollegenschaftzwischen 46 und 65 Lebensjahren bei ges.82 % (82,3) der Befragten(� Abb. 1).

    Vergleich zu statistischen Angaben vonVKHD und SHZ (�Abb. 2, S. 16)

    2 Gemeint ist die Aussagekraft zu steigern, indem Sachverhalte durchunterschiedliche Fragekonstellationen erfragt wurden, die eine Ver-gleichbarkeit ermöglichen und dadurch die Aussagen absichern undpräzisieren.

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    171/2018 Homöopathie KONKRET

    In der Gruppe 40–65 Jahre sind im VKHD 79 %(78,6) und in der SHZ 76 % (75,5).

    Der Peak des VKHD kann mit den Praxiseröff-nungen zwischen 2000-08 zusammenhängen.

    Die leichte Plateaubildung in der SHZ-Kurve inRichtung ältere Semester (� Abb. 2), kann mitGründungsbeginn und der damals ruckartigenZertifizierungswelle der jetzt in dieser Alters-gruppe liegendenKollegen/innen erklärbar sein.

    Korrelation Gruppengröße zuPraxisjahren

    Die dominante Gruppe mit 55 % d. T. liegt zwi-schen 10 und 20 Jahren Praxiszeit. Dies ent-spricht auchderAltersverteilung> 45Jahre.DieAnzahl der Teilnehmer unter 5 Praxisjahren lagin der Umfrage nur bei 13 %. (� Abb. 3)

    Vergleich VKHD und SHZ Verteilungzur Umfrage

    Die Gruppe mit einer Praxiszeit unter 5 Jahrenbeträgt im VKHD 25,3 %, in der SHZ um10,4 %.DieGruppederBerufsanfänger ist in derSHZ deutlich kleiner. Ein wesentlicher Grundliegt sicher darin, dass eine Therapeutenqualifi-kation als freiwillige Leistung für arbeitende HPinteressant wird, die eher einer Professionalisie-rung zustreben [Frage 85]. Für eine idealistischgeführte Nebentätigkeit in kleinem Rahmen istsie nicht so relevant [Frage10 – 19]. (� Abb. 4)

    Geschlechterverteilung

    Die Verteilung Frauen zuMännern liegt imVKHDbei einer Verteilungsrate rd. 10:1.

    Im VKHD findet sich auch der höchste Anteil anBerufsanfängern (< 5 Jahre Praxis). Dieser istbis zum10. Praxisjahr um rd. 1% leicht rückläu-fig (�Abb. 5).

    010203040Pr

    ozen

    t

    5060708090

    100

  • News undMeldungen

    18 Homöopathie KONKRET 1/2018

    In der SHZ ist der Anteil anMännern geringfügighöher und liegt bei rd. 9,4:1,6. (� Abb. 6)

    In der Umfrage liegt das Verhältnis bei 8,2:1,8(� Abb. 7).

    Die Geschlechtsverteilung verweist mit Schwan-kungen eindeutig auf einen Frauenberuf. Auchwenn der Anteil vonMännern in der Umfrage hö-her liegt, ändert dies nichts an der tendenziellenGrundaussage. In der Umfrage sind zusätzlichrd. 11 % der Befragten nicht im VKHD und derSHZ erfasst. Es ist möglich, dass das Interessebei dieser zusätzlichen Gruppe (HK und GVS)die %-Anteile der männlichen Teilnehmer in derBefragungsgruppe etwas verzerrt haben kann.

    Zusammenfassung

    Den Aufwand und den Umfang der Arbeit habenwir etwas unterschätzt, weshalb die Analysezwar schon zu 80 % abgeschlossen ist, die Aus-wertung jedoch noch ein wenig dauert, da siegründlich und aussagekräftig werden soll.

    Auch ist eine Absprache mit SHZ und VKHD ge-plant, um alle Informationen möglichst sinnvollfür die Berufsentwicklung zu platzieren. Die Veröf-

    VKHDMänner10,4 %

    Frauen89,6 %

    SHZMänner14,2 %

    Frauen85,8 %

    UmfrageMänner18 %

    Frauen82 %

    Abb.5 Abb.6 Abb.7

    fentlichung wird daher noch ein wenig dauern undwahrscheinlich inmehreren Abschnitten erfolgen.Die Stichprobenprüfung ergab, dass die Umfra-ge valide und repräsentativ ist.

    Bei der Chefredaktion der HK bedanken wir unsherzlich, dass den Nachrichten zum For-schungsprojekt und weiteren HPI® Projektenhier ausreichend Raum gegeben werden kann.

    Für Informationen über HPI® schickt uns bitteeine E-Mail an: [email protected]

    Unsere offizielle Seite: http://www.homoeopa-thie-pro.net ist derzeit noch in Arbeit.

    Mit kollegialen Grüßen aus Hannover, Traun-stein undMünchen

    Das Team von HPI®

    Tjado Galic,Josef Graspeuntner,Helmut Schnellrieder

    Abb. 5: Geschlechterverteilung beim VKHD, Abb. 6: Geschlechterverteilung bei der SHZ, Abb. 7: Geschlechterverteilungder Umfrage

    mailto:dassdenNachrichtenzumFor-schungsprojektundweiterenHPI�ProjektenhierausreichendRaumgegebenwerdenkann.F�rInformationen�berHPI�schicktunsbitteeineE-Mailan:[email protected]:http://www.homoeopa-thie-pro.netistderzeitnochinArbeit.MitkollegialenGr��enausHannoverhttp://www.homoeopa-thie-pro.netistderzeitnochinArbeit.MitkollegialenGr��enausHannover

  • News undMeldungen

    191/2018 Homöopathie KONKRET

    Dr. Wolfgang Hevert-Preis 2018

    Auszeichnung in Höhe von 10.000 Euro für ein wissenschaftliches Studienprojekt auf dem Gebiet derganzheitlichenMedizin.

    Der Dr. Wolfgang Hevert-Preis ist ein Förderpreis derHevert-Foundation, in Kooperation mit der Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG. Der Preis wird seit2006 alle zwei Jahre ausgelobt und ist mit einer För-dersumme von 10.000 Euro dotiert. Die Frist für dieEinreichung der Projekte ist der 30. Juni 2018.

    Für geplante wissenschaftliche undnicht-kommerzielle StudienprojekteEingereicht werden kann jedes geplante wissen-schaftliche und nicht-kommerzielle Studienprojektin deutscher oder englischer Sprache, das versucht,Fragen auf dem Gebiet der europäischen Naturheil-kunde und assoziierter Therapierichtungen wie derHomöopathie zu klären. Die Studie sollte im Bereichpräklinischer oder klinischer Forschung bzw. Grund-lagenforschung angesiedelt sein.Kriterien für die Vergabe der Auszeichnung sind dieOriginalität der Fragestellung, die Qualität des Prüf-bzw. Versuchsprotokolls, der Grad einer möglichenRelevanz für die Verbesserungoder dieAkzeptanzderTherapierichtung sowie die therapeutische bzw. wis-senschaftliche Nutzbarkeit der zu erwartenden Er-gebnisse. Die Wahl des genauen Forschungsthemasist dabei frei.

    An die Vision von Dr. Wolfgang Hevert erinnernDer Dr. Wolfgang Hevert-Preis wurde ins Leben geru-fen, uman dasWirken und die Vision des ehemaligengeschäftsführenden Gesellschafters von Hevert-Arz-neimittel zu erinnern.Dr.med.WolfgangHevert (†2003)war Arzt fürNatur-heilkunde und Apotheker. Er hat die Verbindung vontraditioneller Komplexmittel-Homöopathie, moder-ner Phytotherapie und therapiegerechten Vitamin-zubereitungen mit viel Energie und hohem Einsatzvorangebracht und so einen großen Beitrag für dieEntwicklung der ganzheitlichen Medizin geleistet.Derartige Energie und solcher Einsatz für wissen-schaftliches Arbeiten auf dem Gebiet der ganzheitli-

    chen Medizin sollen durch den Dr. Wolfgang Hevertgewidmeten Preis gefördert und honoriert werden.

    Preisträger der letzten Jahre2016 erhielt Dr.med. Klaus von Ammon vom Institutfür Komplementärmedizin IKOM der UniversitätBern den Dr. Wolfgang Hevert-Preis für das Studien-design zum Einsatz klassisch homöopathischer The-rapie bei Kindern mit AD(H)S.Im Jahr 2014 teilten sich zwei Tübinger Forscher ausdem Bereich onkologische Phytotherapie den Preis.Dr. Dr. Sascha Venturelli (Medizinische Universitäts-klinik, Innere Medizin I) und Dr. Christian Busch(Universitäts-Hautklinik) erhielten die Auszeich-nung für ihre klinisch-onkologische Forschung anVitamin C.2012 erhielt Dr. KarinRedlich denPreis für ihreDok-torarbeit mit dem Titel „Über die Wirkung von Lehm-packungen auf die Lebensqualität und die Stauungs-beschwerdenbei Patientenmit chronisch venöser In-suffizienz (CVI)“.

    Bewertung der Arbeiten undPreisverleihung 2018Eine mit anerkannten Experten hochkarätig besetztePreiskommission übernimmt die Bewertung der Ar-beiten. Die Verleihung des Dr. Wolfgang Hevert-Prei-ses 2018 wird im Herbst 2018 durch den Vorstandder Hevert-Foundation erfolgen.Der letzte Termin zur Einreichung ist der 30. Juni2018.

    Bewerbungen sind bitte ausschließlich elektronischeinzureichen an:E-Mail: [email protected]

    Das Formular für Ihre Anmeldung finden Sie als pdfmit dem folgenden Link downloadbar:http://www.hevert.com/market-de/arzt/de/unternehmen/hevert_aktuell/artikel/dr-wolfgang-hevert-preis-2018.

    mailto:CVI)%E2%80%9C.BewertungderArbeitenundPreisverleihung2018EinemitanerkanntenExpertenhochkar%C3%A4tigbesetztePreiskommission%C3%BCbernimmtdieBewertungderAr-beiten.DieVerleihungdesDr.WolfgangHevert-Prei-ses2018wirdimHerbst2018durchdenVorstandderHevert-Foundationerfolgen.DerletzteTerminzurEinreichungistder30.Juni2018.Bewerbungensindbitteausschlie%C3%9Flichelektronischeinzureichenan:E-Mail:[email protected]%C3%BCrIhreAnmeldungfindenSiealspdfmitdemfolgendenLinkdownloadbar:mailto:CVI)%E2%80%9C.BewertungderArbeitenundPreisverleihung2018EinemitanerkanntenExpertenhochkar%C3%A4tigbesetztePreiskommission%C3%BCbernimmtdieBewertungderAr-beiten.DieVerleihungdesDr.WolfgangHevert-Prei-ses2018wirdimHerbst2018durchdenVorstandderHevert-Foundationerfolgen.DerletzteTerminzurEinreichungistder30.Juni2018.Bewerbungensindbitteausschlie%C3%9Flichelektronischeinzureichenan:E-Mail:[email protected]%C3%BCrIhreAnmeldungfindenSiealspdfmitdemfolgendenLinkdownloadbar:mailto:CVI)%E2%80%9C.BewertungderArbeitenundPreisverleihung2018EinemitanerkanntenExpertenhochkar%C3%A4tigbesetztePreiskommission%C3%BCbernimmtdieBewertungderAr-beiten.DieVerleihungdesDr.WolfgangHevert-Prei-ses2018wirdimHerbst2018durchdenVorstandderHevert-Foundationerfolgen.DerletzteTerminzurEinreichungistder30.Juni2018.Bewerbungensindbitteausschlie%C3%9Flichelektronischeinzureichenan:E-Mail:[email protected]%C3%BCrIhreAnmeldungfindenSiealspdfmitdemfolgendenLinkdownloadbar:

  • Forschung

    20 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Die Entschlüsselung des CausticumrätselsKarl Heinz Jansen, Dirk Thomas Quak

    Anlässlich der Kaiserkrönung von Karl Leopold Ferdinand I von Österreich 1835 setzte der Arzt undHahnemann-Kritiker Dr. PhilippWilhelmLudwigGrieselich (1804–1848) zwölf frisch geprägteGold-dukaten als Preis für denjenigen aus, der die chemische Zusammensetzung des „Unding Causticum“entschlüsseln würde. Noch 1844 schrieb er:

    „Ich habe die Ueberzeugung, dass das „Causti-cum“ als ein durchaus unzuverlässiges Präparat,welches durch eine irrige chemische Theorie Hah-nemanns erzeugt wurde, ebenso verschwindenwird, wie seine Aetzstofftinktur, die er selbst auf-gab. –Wie sehr Hahnemann sich rücksichtlich desCausticums in einem chemischen Irrthume be-fand, beweist die Stelle im neuen Archiv von Stapfund Gross, wo ein Brief von Hahnemann abge-druckt ist, in dem es heisst: Ammon. caust. hatseinen Werth doch nur als compon. Mittel, ausAmmonium und Causticum zusammengesetzt.“(L. Grieselich in Hygea, elfter Jahrgang Band XIX ,Carlsruhe 1844.)

    Trotz zahlreicher Bemühungen gelang es Nieman-dembis heute eine überzeugende, klare undnach-vollziehbareBeschreibung der Chemie vonCausti-cum darzulegen.

    DieAnwendung vonCausticum in vielen klinischenFällen zeigte aber seine Wirksamkeit. So wiesenz. B.PierreSchmidt,Künzli undBarthel ihreSchü-ler nachdrücklich auf die Wirkung von Causticumbei Verbrennungen hin. Die Idee, eine Verbren-nungssalbe bzw. ein Verbrennungsspray herzustel-len, war deshalb Anlass genug, uns nochmals die-ses Problems anzunehmen.Dies, obwohl A. Grimmin seinem sehr fundierten Artikel „Causticum: Ätz-stoff oder Phantasieprodukt?“ (ZKH 33, 1989,Seite 47–57) überzeugend darlegt, dass Causti-cum nichts anderes sein kann, als eine schwacheKalilauge, die durch „Überkochen“ (Siedeverzug)beim Herstellungsprozess in die Vorlage gelangt.

    Das ganze Jahr 2017 beschäftigte uns dieses The-ma in unserem mit hochwertigen Analysegerätenausgestatteten Forschungsinstitut jaqu-invent inFürstenfeldbruck. Wir führten eine umfangreiche

    Abb. 1: Original Alembiken und Glaskolbenaus der Zeit Hahnemanns (Glassammlung

    Birgit und Dieter SchaichMünchen).

  • Forschung

    211/2018 Homöopathie KONKRET

    Serie vonVersuchendurch.Dabei entwickeltenwirdie Versuche stufenweise, ausgehend von moder-nen Apparaturen und der Verwendung von Rein-stoffchemikalien bis hin zur Wiederholung derCausticumherstellungmit originalenDestillen ausder Zeit Hahnemanns und selbst hergestelltenchemischen Ausgangssubstanzen (z. B. Kalkbrennen aus Flusskiesel, Aufschmelzen vonschwefelsaurem Kalium).

    Dabei zeigte sich, dass unter den von Hahne-mann beschriebenen Bedingungen tatsächlichnicht nur reinesWasser oder etwa eine schwacheKalilauge entsteht, sondern ein spezifisches

    „caustisches“ Produkt, das sich im Wesentli-chen aus Ammoniumhydrogensilikaten zusam-mensetzt. Diese entstehen zwangsläufig aus denÄtzprodukten im historischen Glas des Kolbens,der verwendeten Schweineblasendichtung undder im Kolben befindlichen Kalilauge. Die ge-nauen historischen Vorstellungen Hahnemannszu seinem Causticum und die präzise Darstel-lung aller chemischen Prozesse bei der Causti-cumdestillation werden wir in der AHZ 4/2018publizieren.

    Kurz zusammengefasst stellt sich die Lösung wiefolgt dar:

    Abb. 2: Mikroskopische Aufnahme vor undnach der Destillation von CausticummitEinlage von Kalknatronglas. Deutlich ist zuerkennen, wie die Kalilauge das Glas abätztund trübt (Labor jaqu-invent).

    Abb. 3: Aufsetzen der historischen Alembik(=Helm) undVerklebenmit der Schweinebla-sendichtung des historischen Glaskolbensund anschließende Destillation von Causti-cum, mit ebenfalls historischen Auffangglä-schen.

  • Forschung

    22 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Hahnemanns Destillationsgemisch (Magma) ver-bindet sich zu Kalilauge und Gips. Das entstande-ne KOH reagiert unter Hitzeeinwirkung bei über200 °C stark mit dem Kalknatronglas des histori-schen Kolbens. Es entstehen dampfphasengängi-ge, monomere Hydrogensilikate. Diese kombinie-ren sich in der Dampfphase mit Ammoniakgas,entstanden durch basischeHydrolyse der Proteineaus der Schweineblasendichtung und bilden was-serlöslicheAmmoniumhydrogensilikate, die in derVorlage kondensieren.

    Durch Bestimmung der exakten molaren Massender entstehenden chemischen Substrate lässtsich ein Überkochen von Kalilauge über Löslich-keitsproduktberechnungen ausschließen, daHah-nemann sein Causticum nach der Herstellungchemisch auf Verunreinigungen testet. Dadurch

    Abb.4:Entstehung vonAmmoniumhydrogensilikaten inderDampfphase (Graphik jaqu-invent).

    Abb. 5: BackstreamHerstellung von Causticum Spray

    Abb. 6: Spiralfluxionspotenzierung

  • BeilagenhinweisBeachten Sie bitte folgende Beilage in dieser Ausgabe:

    Regensburger Institut für Klassische HomöopathieHunsrückstr. 2093057 Regensburg

    Forschung

    231/2018 Homöopathie KONKRET

    können wir Siedeverzugs- und Sublimationstheo-rien sicher widerlegen.

    Erste Vorstellung der Forschungs-ergebnisse bei der Carstens-Stiftung

    Auf dem KVC-Forum für Fortgeschrittene wurdenEnde 2017 die Ergebnisse unserer Forschungerstmals einem Kreis von Ärzten vorgestellt undbegeistert aufgenommen. Schnell erreichten unsAnfragen nach Causticum-Potenzen und dem Ver-brennungsspray.

    Brahmsapotheke kann Causticum nachMethode jaqu anbietenDa wir als reines Forschungsinstitut jedoch keineArzneien zu Verfügung stellen können, hat sichFrau Dr. Julie Christoffel (Brahmsapotheke Re-gensburg) die Mühe gemacht, nach den techni-schen Vorgaben von jaqu-invent die original Caus-ticum-Destillation in ihrer Apotheke nachzuvoll-ziehen.

    Die so hergestellte Causticum-Urtinktur wurdeüber ein spezielles, von jaqu-invent entwickeltesPotenzierverfahren (Spiralfluxion), bis zur XM po-tenziert.

    Mit denPotenzenwurdenGlobuli imprägniert. Ausder C30wurde ein flüssiges Spray zur äußerenAn-wendung hergestellt. Die Produktion erfolgte überein von jaqu-invent entwickeltes Backstreamver-fahren auf Ringerlactatbasis.

    Die Produkte sind auf Anfrage als Rezeptur in derApotheke beziehbar.

    Karl Heinz Jansen, Dr. med. Dirk Thomas Quakjaqu-invent: Institut für homöopathische undnaturmedizinische Forschung GbRCarl-von-Linde Strasse 282256 Fürstenfeldbruckwww. [email protected]: +49 8141 15042 70

    Thomas Quak, Jahrgang 1967.Studium der Humanmedizin undPromotion an der LMU München.GründungundLeitung der studen-tischen Arbeitskreise Homöopa-thie an der Medizinischen Fakul-tät der LMU von 1989–2009. Pri-vatärztlich niedergelassen seit1997. 2009 Gründung der Ho-möopathischen Akademie fürPostgraduiertenausbildung inFürstenfeldbruck. Vorstandsmit-glied der Hahnemanngesellschaft2008–2011. Seit 2016 Leitungder studentischen Arbeitskreisean der Universität RegensburgundWitten-Herdecke.2017 Gründung der Forschungs-firma jaqu-invent gemeinsam mitKarl Heinz Jansen.

    Karl-Heinz Jansen, Jahrgang1953. Studium der allgemeinenChemie und Kernverfahrenstech-nik an der FH Aachen, BWL THAachen, Zurzeit GeschäftsführerSYKAM Chromatografie. Mitgrün-der der FirmenSykamGmbH, IBJ,LCA Labor für chromatografischeAnalytik, Scintomics und SykamChromatografie.Gründung der Forschungsfirmajaqu-invent (2017) gemeinsammit Thomas Quak.

    mailto:Dr.med.DirkThomasQuakjaqu-invent:Institutf�rhom�opathischeundnaturmedizinischeForschungGbRCarl-von-LindeStrasse282256F�[email protected]:+4981411504270ThomasQuakmailto:Dr.med.DirkThomasQuakjaqu-invent:Institutf�rhom�opathischeundnaturmedizinischeForschungGbRCarl-von-LindeStrasse282256F�[email protected]:+4981411504270ThomasQuak

  • Kasuistik – Epilepsie

    24 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Fokale idiopathische EpilepsieEckart von Seherr-Thohs

    Im Verlauf der Behandlung dominieren nach einer deutlichen Besserung der Symptomatik die Sympto-me der Nebenwirkungen der Antikonvulsiva. Da der Neurologe sich weigert, diese abzusetzen, werdendie beiden verordneten Antikonvulsiva in einer homöopathischen Aufbereitung in C 12 verordnet undbringen die unerwünschten Nebenwirkungen vollständig zum Verschwinden. Im weiteren Verlauf tretenbei der Patientin Symptome einer larviertenDepressionmit schon auffallender Dissoziation vor derMen-ses auf, die sich mit Einsetzen der Blutung bessern und nach der Menses Phasen, in denen sie sehr agi-tiert und fast manisch ist und ebenfalls in ihre Welt dissoziiert mit anschließender „retrograder Amne-sie“. Hier werden dann die beiden entsprechenden Mittel im Wechsel gegeben. Die Symptome der Epi-lepsie sind seit 2013 nicht mehr aufgetreten.

    Fall: 14-jähriges Mädchenmit Epilepsie

    Mädchen geb. 14.12.1992, EA 28.8.2008.

    SS komplikationslos, Geburt wurde eingeleitet,war schlaff und voller Käseschmiere.

    Mit 6 Monaten erstmalig einen Fieberkrampf (fo-kal), brauchte lange um da rauszukommen. Gutedrei Wochen nach der ersten Impfung!!!Bekam von da an schnell Fieber und jeweils Fie-berkrämpfe, die sich durch Diazepam® besserten.Im 3. LJ hat plötzlich der rechte Mundwinkel ge-zuckt, stundenlang, kamda nicht von alleine raus.

    ©psdesign1 – Fotolia

  • Kasuistik – Epilepsie

    251/2018 Homöopathie KONKRET

    Diagnose: Status epilepticus. Hatte von da an im-mer häufiger Absenzen.

    Vor den Anfällen:Erst Übelkeit, dann Erbrechen, dann verdreht siedenKopf nach links, dann gehendie Augen fixiertnach links.

    Während des Anfalls:Ist dann nicht ansprechbar. Blickt dann nur fi-xiert nach links. Keine willkürliche Bewegung derAugen dannmöglich. Pupillen gleich groß.

    Dann werden die Skleren roter, die Adern in denSkleren treten hervor und werden rot. Das Ader-netz der Skleren wird dann deutlich sichtbar.Rutscht dabei immer tiefer in die Absenzen.Bläuliche Verfärbung des Gesichts. Stöhnen,Schmatzen, Mundbewegungen wie Kauen. Star-ker Speichelfluss, in Strömen.

    Hatte früher ca. alle zwei Wochen Anfälle. Jetzt,durch die neuen Medikamente, so etwa alle einbis zwei Monate einen.

    Auslöser:Fieber, bei Infekten (auch wenn Fieber nur ge-ring), Schlafmangel,Überanstrengung,warmBa-den, < nachmittags, abends.

    Symptomatik zur Zeit der EA:Geht manchmal wie ein Müllsack. Läuft, als wür-de sie vornüber fallen. Schwacher Muskeltonus,das Gleichgewicht zu halten ist manchmalschwierig: Die rechte Seite hängt dann (und nurdann) etwas.

    Nach meinem Dafürhalten sind die beiden letzt-genannten Symptome eher medikamentenindu-ziert als durch die Epilepsie hervorgerufen.Wenn sich einAnfall aufbaut, bekommt sie vorherBauchschmerzen.Wird dann plötzlich sehrmüdeund schläft dann ein. Der Tagesablauf solltemög-lichst klar strukturiert sein und nicht zu viele Ter-mine oder unerwartete Situationen beinhalten.Sie scheint morgens und vormittags stabiler zusein.

    Sie hat einen Gen-Defekt SCA N1. Sie hat sichdurch die Medikamente schon sehr verändert(sagt die Mutter).

    Entwicklung:Hatte nach der Geburt eine Gesichtsasymmetrierechts. Hüftdysplasie, wurde breit gewickelt. Ers-ter Zahn mit 6 Monaten (zuerst die Eckzähne).Hat erstmit zwei Jahren angefangen zu sprechen.Bis zum 2. Lebensjahr leicht Milchschorf. Ruhi-ges Kind, gut händelbar. Viel Schnupfen, erstklar, dann schleimig, gelb-grün, dauert meist10–14 Tage. Oft mit Otitiden. 1996 und 1997häufig Aphten im Zahnfleisch.

    Nov. 1997 wurden die Tonsillen rot und schwol-len stark an. Konnte nur noch durch den offenenMund atmen. Tonsillektomie im Mai 1998. Poly-pen-OP Nov. 1996 und nochmal im Mai 1998.Im 1. Lj. Pseudokrupp, < Wetterumschwung vonwarm zu kalt, mit bellendem Husten und einzie-hender Atmung für 24 bis 48 Stunden. Im Früh-jahr 1998 häufiger Bronchitiden. Bauchschmer-zen nur im Vorfeld der Anfälle. Stuhl täglich, ge-formt.

    Abng.: Käse, rohes Gemüse, Leberwurst, hat biszum Sommer 2007 kein Fleisch gegessen.

    Verl: Süß, Fleisch, Wurst, Schnitzel, Nüsse,Milch, Gurke, gekochte Dinge. Trinkt gut.

    Haut allgemein eher trocken, roter Dermogra-phismus. Einmal eingewachsener Zehennagel,rechte Großzehe. Schläft meist durch, immer aufder Seite. Schweiß auf Stirn und im Nacken (seit2006). Seit 2007 Schweiß auf Handflächen undFußsohlen.

    Menarchemit 12 Jahren, zurzeit Menses alle 45bis etwa 60 Tage, recht schwache Blutung fürzwei Tage. Seit einem Jahr einige Tage vor derMenses tieftraurig. Sitzt dann in ihrem Zimmerund starrt die Wand an, reagiert auf so gut wienichts und bewegt sich nicht. Ist dann kaum an-sprechbar, antwortet nach mehrmaliger Anspra-che und fällt dann sofort wieder in diesen Zu-

  • Kasuistik – Epilepsie

    26 Homöopathie KONKRET 1/2018

    stand der „Starre“. Der Neurologe vermutet einelarvierte Depression. Der Symptomenkomplexbessert sich, nachdem die Blutung eingesetzthat.

    NachdemdieMenses vorbei ist hat sie immermalwieder Phasen, in denen sie sehr agitiert ist, un-entwegt redet oder singt, ruhelos ist, sich an denHaaren zieht und dabei unentwegt im Zimmerumherläuft und sich dann in ihrer Rolle (des Rol-lenspiels) wähnt. Auch dabei schafft es die Mut-ter kaum, sie aus diesem Zustand zu holen. Siewird dann sehr beleidigend, grob und wütend.Kann sich, wenn der Zustand vorüber ist, nichtdaran erinnern, was sie gesagt, geschrien usw.hat.

    Ansonsten ein fröhlicher, aufgeweckter Teenie.Oft recht dickköpfig.War sehr kontaktfreudig, im-mer sehr anpassungsfähig. Schafft die Realschu-le recht gut.

    Ist jetzt etwas in die Gothicszene reingerutscht.Schwarz gefärbte Haare, dunkler Kajal, schwarzeFingernägel, nur noch schwarz gekleidet, ent-sprechendeMusik (steht auf Within Temptation).Kann sich allein beschäftigen, macht gern Rol-lenspiele (Charakter Hexe), fährt gern Snake-board.

    MedikationKeppra® 500 mg 1x 1 morgens, Apydan extent®

    300mg 1x 1 abends.

    Wenn sie länger geht fühlt sie sich oft matt.Mutter ist alleinerziehend, Vater hat sich vor derGeburt getrennt. Kein Kontakt zum Vater.

    Impfungen: Tet., Dipht., Pert., HIB., Hep. B, Po-lio, MMRHatte bei der ersten Impfung hohes Fieber fürdrei Tage.

    ♀Dravet-Syndrom, hatte vorher zwei Schwanger-schaftsabbrüche, chron. Fe.-Mangel, Hyperthy-reose, seit 1999 Heuschnupfen.♀♀ Chron. Migräne, Eisenmangelanämie.

    Fallanalyse 1

    Wie ordnen wir die Symptomatik der Patientinein?– Handelt es sich um einen Symptomenkomplex

    und wir suchen eine Arznei, die die unter-schiedlichen Aspekte in ihrer Pathogeneseenthält? Oder sind es

    – verschiedene Symptomenkomplexe (undwenn,was ließe sich dabei evtl. zusammenfassen?)und wir suchen für jeden der unterschiedlichenSymptomenkomplexe eine eigene Arznei?

    – Was von den Symptomen ist ggf. iatrogen be-dingt (durch die Antikonvulsiva)?

    Symptomenkomplex 1Die fokale Epilepsie, die seit dem 3. LJ (trotzmassiver Einnahme von Antikonvulsiva) persis-tiert und schon mehrfach in einen Status epilep-ticus mündete.

    Möglicher Symptomenkomplex 2Die eher konstitutionellen Symptome wie rezidi-vierende Otitiden, Adenoide, Tonsillenhypertro-phie, rezidivierende Bronchitiden, Kopfschweißim Schlaf, Schweiß auf Handflächen und Fuß-sohlen, Aphten, Pseudokrupp und die Abneigunggegen Fleisch.

    Möglicher Symptomenkomplex 3Die larvierte Depression mit schon auffallenderDissoziation vor der Menses, die sich > wenn dieMenstrualblutung einsetzt.

    Möglicher Symptomenkomplex 4Die Phasen in denen sie sehr agitiert und fastmanisch ist, mit Umhergehen, Singen, unent-wegtem Reden, sich an den Haaren ziehen,ebenfalls in ihre Welt dissoziiert, beleidigendwird und anschließend eine „retrograde Amne-sie“ hat.

    Für mich stehen die Symptome der Epilepsie imSinne des § 153 ORG im Vordergrund:

    – Dass der Kopf nach links gezogen wird und dieAugen ebenfalls.

  • Kasuistik – Epilepsie

    271/2018 Homöopathie KONKRET

    – Das starre Blicken ohne willkürliche Augenbe-wegung, der Speichelfluss, die Kaubewegun-gen und das Stöhnen, die Blaufärbung des Ge-sichtes und die injizierten Skleren währendder Konvulsionen.

    – Übelkeit und Erbrechen vor denKonvulsionen.– Konvulsionenbei Fieber undder Status epilep-

    ticus.

    In der AML von Cicuta finden sich folgende Sym-ptome der Patientin:– „Kopf dreht oder zuckt nach einer Seite“ bei

    Konvulsionen von Kindern oder Erwachsenenzeigt das Mittel ebenso deutlich an. (c1.de)

    – Merkwürdige Verrenkungen des oberen Teilesdes Körpers und der Gliedmaßen während derAnfälle, mit blauem Gesicht.

    – Konvulsionen; starrende oder nach oben ge-drehte Augen. (ll1.de)

    Verordnung�Cicuta virosa C200 (Gudjons), 3Globuli, gelöstin 30 ml Alkohol-Wassergemisch. Nach 10-mali-gem Schütteln täglich 3 Tropfen auf 200 ml Was-

    ser, davon morgens und abends je 2 Teelöffel ein-nehmen. Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.

    Telefonischer Kontakt findet alle 14 Tage statt.

    Follow-Up vom 7.10.2008

    Seit der Einnahme nur zweimal einen epilepti-schen Anfall gehabt (sonst waren es ca. vier proMonat) und ist da recht schnell wieder rausge-kommen. Die Symptomatik war unverändert, nurdie Zeit, die ein Anfall dauerte, war deutlich kür-zer. Hat seit der Einnahme von Cicuta noch keineMenses gehabt. Keine neuen Symptome. Allopa-thischeMedikation unverändert weiter nehmen.

    Follow-Up vom 15.12.2008

    Hat in der ganzen Zeit nur einen Anfall gehabt undist da auch von allein und recht schnell wiederrausgekommen. Allerdings sind die Symptome,die vermutlich eineNebenwirkung der Antikonvul-

    Abb. 1: Repertorisation. Quelle: Radar 10.5.002

  • Kasuistik – Epilepsie

    28 Homöopathie KONKRET 1/2018

    siva sind, deutlich in den Vordergrund getreten:Gang stockelig, oft plump (wie ein Müllsack), alswürde sie vornüber fallen. SchwacherMuskeltonus,das Gleichgewicht zu halten ist jetzt häufig schwie-riger. Traut sich nicht mehr Snakeboard zu fahren.Die rechte Seite hängt gelegentlich etwas schlaffer.

    Follow-Up vom 13.2.2009

    Hat seit dem letzten Termin keinen Anfall mehrgehabt, obwohl sie Ende Januar einen fieberhaf-ten Infekt hatte (das erste Fieber seit vielen Jah-ren ohne Anfall)! Nacken- und Stirnschweiß imSchlaf deutlich vermehrt, ebenso der Schweißauf den Handflächen. Der rechte Großzehenna-gel ist wieder eingewachsen. Hatte vor einer Wo-che wieder mal eine Menses. Vorher wieder dasdepressive, stuporartige Verhalten, > mit Einset-zen der Regelblutung, aber nicht das manisch-agitierte nach dem Ende der Menses.

    Follow-Up vom 29.5.2009

    Bisher keinenAnfall gehabt!!!undbisher auchnochkeine Menses. Alle anderen Symptome sind wie beidem letzten Follow-Up. Der eingewachsene Zehen-nagel schmerzt jetzt sehr. Hauptgrund für den Ter-min ist eine schmerzhafte Aphte am Gaumen, mitSchwellung des linken, regionären Hals-LK.

    Neuerdings hat sie kurze, oberflächliche Husten-stöße, ähnlich einem stoßweisen Räuspern, < beiAnstrengung.

    Neue Symptomatik: Hatte in den letzten drei Wo-chen zweimal Kopfschmerzen, pochend, so wierichtig imGehirn, > wenn sie die Augen geschlos-sen hielt, dabei kalte Hände und Füße.

    Fallanalyse 2

    Überlegungen zur Falldynamik:– Sie nimmt seit 11Monaten Cicuta und hatte in

    dieser Zeit nur drei epileptische Anfälle. Ein-

    mal hatte sie sogar Fieber, ohne einenAnfall zubekommen. DieMenses hatte sie nur zweimal.D.h. für diese Pathologie scheint Cicuta gut zuwirken!

    – Es sind einige alte Symptome wieder gekom-men: eingewachsener Zehennagel, Aphten,die Schweiße nachts und auf den Handflä-chen bzw. Fußsohlen sind etwas stärker ge-worden.

    – Neue Symptome sind die Kopfschmerzen unddie oberflächlichen Hustenstöße bei Anstren-gung.

    – Und seit sie keine Anfälle mehr hat, treten die(meiner Meinung nach) eher medikamente-ninduzierten Symptome in den Vordergrundwie der schlaffe Muskeltonus, das Gangbildetc.

    – Wie ist die Dynamik des Fallverlaufes im Sinneder Hering’schen Regel einzuordnen?

    – Was ist nun zu tun? Geben wir weiter Cicuta?– Versuchen wir nur die neu aufgetretenen Sym-

    ptome repertorial abzubilden?– Suchen wir ein Mittel, das die schon früher

    aufgetretenenSymptome, die sich jetzt wiederzeigen, in seiner Physiognomik enthält?

    – Suchen wir ein Mittel, dessen Physiognomiksowohl die neu aufgetretenen, als auch diejetzt wieder exazerbierten, alten Symptomeenthält?

    – Und was machen wir mit den klar medikamen-teninduzierten Symptomen?

    Fallanalyse 2.2mit dem GA

    GA 159 Krampfhafte oder zuckende Effekte,Spasmen oder Konvulsionen, etc.agar. ars. BELL. calc. caust. cham. Cic. cimic.CUPR.HYOS. ign. ip.KALI-C. LACH.med.skp10mez. Nux-v. op. plat. plb. rhus-t. sep. STANN.STRAM. sulph. thuj. verat-v. ZINC.

    GA 76 Feuchtigkeit, Flüssigkeit, verstärkte Se-krete im Allgemeinen, etc.ant-t.Ars. Calc. cham.Chin. Ferr. gels.Hep. ip. lyc.med.skp10 MERC. Nux-v. op. ph-ac. Phos. Puls.Rhus-t. Samb. sel. SEP. Sil. SULPH. thuj. Verat

  • Kasuistik – Epilepsie

    291/2018 Homöopathie KONKRET

    GA 65 ErschlaffungAeth. aloe Ant-t. ars. Calc. caps. CAUST. chin.cocc. Colch. GELS. hell. Hyos. LYC. merc-cy.MUR-AC. nat-c.Nat-m. op. PH-AC. verat.

    GA 340 Zweiheit, Dualität, in Stücken, abge-trennt, jemand anderes zu sein, Gefühl wieAnac. arg-n.BAPT. cann-i.Gels. Lach. Lil-t. nux-m.op. PETR. Phos. pyrog. Sil. stram. thuj. tril-p. xan.

    Opium ist in jeder Rubrik, Gels., Calc., Ars. undThuja sind in drei Rubriken enthalten.

    AML-Vergleich Calcium carbonicum– Kopfschmerzen tief imGehirn, klopfend, häm-

    mernd, erschütternd, > im Dunkeln, durchSchließen der Augen (ptk2)

    – Kopfschmerzen mit kalten Händen und Füßen(sst5.de)

    – Vor den Menses Schwermut, Reizbarkeit(sst5.de)

    – Feuchtkalter Schweiß der Handflächen undFüße (sst5.de)

    – Kurze, oberflächliche Hustenstöße, < bei An-strengung (al1.de)

    – Schweiß einzelner Körperteile al1.de, beson-ders Kopf und Nacken (sst5.de)

    – Starke Kopfschweiße im Schlaf (al1.de)– Schwache Muskeln, linkisch, stolpert beim

    Gehen (sst5.de)– *Epileptische Krämpfe (j6.de) (In Jahrs Sym-ptomenkodex bezeichnet der Stern diejenigenSymptome, die nicht nur an Gesunden beob-achtet wurden, sondern sich bisher auchschon als Heilanzeigen bewährt haben.)

    Verordnung� Calcium carbonicum C 200 (Gudjons), 3 Globu-li, gelöst in 30 ml Alkohol-Wassergemisch. Nach10-maligem Schütteln täglich 3 Tropfen auf 200ml Wasser, davon morgen und abends 2 Teelöffeleinnehmen.Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.

    Follow-Up vom 26.6.2009

    Die Aphte ist innerhalb von drei Tagen ver-schwunden, der Hals-LK abgeschwollen. Der ein-gewachsene Zehennagel schmerzt nicht mehr.Kommen, weil sie dieMenses hatte. Vor der Men-ses wieder die Stupor-ähnliche Traurigkeit, kaumansprechbar, > nach Einsetzen der Blutung. Dau-er der Menses zwei Tage. Vier Tage nach der Men-ses für einen Tag wieder die manische Agitiert-

    Abb. 2: Repertorisation. Quelle: Radar 10.5.002

  • Kasuistik – Epilepsie

    30 Homöopathie KONKRET 1/2018

    heit, mit im Zimmer auf und ab gehen, reden, anden Haaren ziehen und schimpfen.

    Verordnung� weiter Calcium carbonicum C 200, aber nurnoch 1x 2 Tl. abends.

    Follow-Up vom 13.7.2009

    Muskeltonus schwach, das Gangbild ist unverän-dert.Hatte nach13TagenEinnahmenochmal ei-nen sehr heftigen Kopfschmerzanfall (mit dergleichen Symptomatik) bekommen, dabei aucheinen ca. zwei Minuten dauernden Krampfanfall,nur mit Verdrehen des Kopfes nach links, demVerdrehen der Augen nach links und dem starrenBlick gehabt, die sonst üblicherweise vorhande-nen Symptome sind nicht aufgetreten. Das Hüs-teln ist nicht mehr aufgetreten, die partiellenSchweiße deutlich geringer, vor allem die Nacht-schweiße.

    Follow-Up vom 8.10.2009

    (Haben alle 14 Tagemiteinander telefoniert.)

    Bisher ist kein neuer Krampfanfall aufgetreten.Hatte keine Menses seit dem letzten Termin.Schweiße deutlich weniger. Das Gangbild ist er-schreckend: Sie geht mit leicht nach vorn ge-beugtem Oberkörper, die Arme hängen schlaffherab und pendeln beim Gehen nicht mit. DerGang wirkt tapsig, unsicher. Sie stolpert häufigüber nicht vorhandene Dinge, stößt beim GehendurchTürenhäufiger an.Deutlich verstärkteKon-zentrationsschwäche.

    Beim letzten Telefonat habe ich die Mutter gebe-ten, den Neurologen zu bitten, die Neuroleptikazu reduzieren, da kaum noch Anfälle auftretenund die arzneimittelinduzierten Symptome deut-lich in den Vordergrund treten.

    Der Neurologe hat sie ca. 6 Minuten untersuchtund befragt und dann das Keppra® auf 250 mg

    und das Apydan® auf 150 mg reduziert. Auf eineDiskussion, die Mittel ganz abzusetzen, wollte ersich gar nicht einlassen.

    Verordnung�weiterCalcium carbonicumC200 unveränderteinnehmen.

    Follow-Up vom 14.12.2009

    (Haben alle 14 Tagemiteinander telefoniert.)Bisher keinen Anfall bekommen. Hatte geradedie Menses, Dauer zwei Tage, schwache Blutung.Vorher das bekannte Stupor-ähnliche Bild biszumEinsetzenderBlutung. 6TagenachderMen-ses wieder einen Tag diese manische Agitiertheitmit dem bekannten Bild. Muskeltonus schwach,Gangbild und Koordination beim Gehen wie am8.10.2009.

    Welche Schlüsse können/müssen wir aus dembisherigen Verlauf ziehen?

    Fallanalyse 3

    Augenscheinlich ist Calcium carbonicum für sieeine gute, konstitutionell wirksame Arznei, diedie „konstitutionellen Symptome“ weitgehendgeheilt hat. Sie hat kaum noch Nachtschweißeund wenn nur noch auf der Stirn, Hand- undFußschweiß sind völlig verschwunden. Sie hatkaum noch Anfälle (was aber auch an den Anti-konvulsiva liegen kann).

    Aber dadurch treten ggf. dieNebenwirkungen derAntikonvulsiva deutlicher in den Vordergrundoder es kommt zu einer Intoxikation.

    Ich denke, nach langem und intensivem AML-Studium, dass Letzteres der Fall ist und da derNeurologe dieMittel nicht absetzenwill (die Into-xikation hält auch bei Reduzierung deutlich an),haben wir es nach meinem Dafürhalten hier miteinem Heilungshindernis oder einer iatrogenenSymptomatik zu tun!

  • Kasuistik – Epilepsie

    311/2018 Homöopathie KONKRET

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    Nebenwirkungen von bzw. Symptomeeiner Intoxikation mit Keppra® undApydan®

    Levetiracetam (Keppra)Nbw. (Quelle: Rote Liste)– Sehr häufig > 10%: Müdigkeit, Somnolenz,

    Asthenie– Häufig 1 bis < 10%: Amnesie, Ataxie, Konvul-

    sion, Depression, Kopfschmerzen, emotionaleLabilität, Agitiertheit, Stimmungsschwankun-gen, Feindseligkeit/Aggression, vermehrterHusten, Persönlichkeitsstörungen, Gleichge-wichtsstörungen, psychotische Störungen.

    Oxcarbazepin (Apydan)Nbw. (Quelle: Rote Liste)– Häufig: PsychiatrischeStörungen, Verwirrungs-

    zustände, depressive Verstimmung, Gefühlsla-bilität, Ataxie, Konzentrationsstörungen,…

    Auch nach stundenlangem AML-Studium undden verschiedensten repertorialen Strategienkann ich keine geeignete homöopathische Arzneifinden. Auch die üblichen „bewährten Mittel“dafür haben die Symptome der Patientin nicht inihrer Physiognomik.

    Henry Voisin empfiehlt in solchenFällen, die allo-pathische Arznei zu potenzieren und demPatien-ten zu verabreichen. vs4.de

    Ich lasse denApotheker Keppra 250mgundApy-dan 150mg bis zur C 12 potenzieren.

    Verordnung� Keppra C 12, je 4 Globuli morgens und Apy-dan C 12, je 4 Globuli abends, trocken auf dieZunge.

    http://www.th-fachzeitschrift.demailto:[email protected]

  • Kasuistik – Epilepsie

    32 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Follow-Up vom 23.3.2010

    (Haben alle 14 Tagemiteinander telefoniert.)Hat bis 25.2.2010 die Mittel so weiter genommen,dadieSymptomatik (für die Verordnung) kaumnochvorhanden war, ab dann nur noch alle zwei Tage.

    Der Muskeltonus ist deutlich straffer, der Gangvöllig normal, kein nach vorn gebeugter Oberkör-per, die Arme pendeln beim Gehen, kein taprigerGang mehr. Auch die Koordination ist deutlichbesser, stößt nirgendwo mehr an, kann wiederSnakeboard fahren usw.

    Hatte im Februar und im März jeweils ihre Men-ses, Dauer vier Tage, leichte, krampfartigeSchmerzen im Unterbauch, > Wärmflasche, Blu-tung schwach. Vor Menses einen Tag traurig.

    Verordnung� Zweimal wöchentlich Keppra C 12, 4 Globulimorgens undApydan C 12, 4 Globuli abends, tro-cken auf die Zunge.

    Follow-Up vom 23.7.2010

    (Haben alle 14 Tagemiteinander telefoniert.)Keinen Anfall mehr gehabt, keine Nachtschwei-ße, kein Hand- und Fußschweiß mehr. Schläftgut, hat Energie, alles o. B., aber Menses alle 28bis 35 Tage, Dauer vier Tage, Blutung schwach,krampfartige Schmerzen im Unterbauch, die inden Rücken ausstrahlen. Aber bei den letztenbeiden Menses hatte sie vorher wieder diese stu-porartige Depression, war kaum ansprechbar, hatnur still da gesessen und dieWand angestarrt. Al-les war sofort weg, als die Blutung begann.

    10 Tage nach den Menses dann wieder folgendeSymptomatik:NacheinemnormalenVormittag inder Schule erst zuhause für sich in ihrem Zimmerund recht still, dann plötzlich (ohne erkennbarenGrund) ist sie sehr agitiert, redet unentwegt odersingt, ruhelos, zieht sich an den Haaren und läuftdabei unentwegt im Zimmer auf und ab.

    Auch dabei schafft es die Mutter kaum, sieaus diesem Zustand zu holen. Sie wird dannsehr beleidigend, grob und wütend. Konntesich, wenn der Zustand vorüber ist, nicht dar-an erinnern, was sie gesagt, geschrien usw.hat.

    Fallanalyse 4.1

    – Was sagt uns die neue / wieder aufgetretene„alte“ Symptomatik? Ist sie eher medikamen-teninduziert?

    – Ist es ein „Nebensymptom“ bzw. eine „Be-gleitsymptomatik“ zur Epilepsie?

    – Sind die Epilepsie und diese psychotischenStörungen (die sich auch in denKreis der bipo-laren Störungen einordnen lassen können)zwei unähnliche Erkrankungen?

    – Und was wäre in jedem einzelnen Fall zu tun?– Sind die beiden „bipolaren Zustände“ zusam-

    men zu behandeln oder jeder einzelne fürsich?

    – Was sagt S. Hahnemann im ORG dazu?– Sollte das/die gewählten Arznei/en einen Be-

    zug zur Epilepsie haben und wenn, wie sollteder aussehen?

    �Siehe dazu auchHK3.15: Erfahrungenmit derabwechselndenGabe zweier Arzneien, wenn zweieinander unähnliche Krankheiten eine kompli-zierte Krankheit bilden – im Sinne des § 42 ORGIV (nach einem Hinweis von Clemens von Bon-ninghausen).

    Ein ausführliches AML-Studium zeigt, dass Cal-ciumcarbonicumdie Symptomebeider Zuständenicht in seiner Physiognomik enthält, ebenso we-nig Cicuta.

    Ich entscheide mich dafür, für jeden der beidenZustände die jeweilige Arznei zu suchen und die-se gemäß von Bönninghausens Vorschlag imWechsel zu verordnen, aber zumindest erst malnicht automatisch imWechsel, sondern jede Arz-nei, wenn der Zustand sich abzeichnet bzw. be-ginnt oder manifest ist.

  • Kasuistik – Epilepsie

    331/2018 Homöopathie KONKRET

    Bedingung: Beide Arzneien sollten ein Folgemit-tel zu Cicuta sein.

    TB Konkordanz Cicuta virosaARN. Bell. Calc. Camph. Con. Cupr. Dulc. Hyos.Ign. Lyc. Merc. Nat-m. Nux-v. Op. Phos. Plat.Rhus-t. Sec. Stram. Sulph. Verat.

    Verordnung 1� Opium C 200 (Schmidt-Nagel), 3 Globuli, ge-löst in 30 ml Alkohol-Wassergemisch. Nach 10-maligem Schütteln täglich 3 Tropfen auf 200 mlWasser, davon morgens und abends 2 Teelöffeleinnehmen. Die Lösung ist täglich neu anzuset-zen.

    Fallanalyse 4.2

    TB Konkordanz OpiumAcon. Ant-t. BELL. Brom. Bry. CAMPH. Cann-s.Carb-v. (Cham.) Chin. Cic. Coff. Colch. (Con.)

    Croc. Cupr. Dig. Hep. Hyos. Ip. Meny. MERC.Mosch. Nit-ac. Nux-v. Phos. Ph-ac. PLB. Puls.Ruta. Samb. Stram. Verat.

    ML Veratrum album– Wurden nun solchen Kranken unpassende,

    unhomöopathische (allopathische) Arzneienin großen Gaben eingegeben, so litt freilichder massivere Körper davon wenig (man sahoft von 20 Gran Brechweinstein kein Erbre-chen usw. erfolgen), aber dagegen (was uns-re Ärzte nicht bemerkten, wie sie denn über-haupt wenig zu bemerken pflegen) wurdendieGeistes- undGemüths-Organe desto stär-ker angegriffen: die Kranken verschlimmer-ten sich durch solche heftige, unpassendeMittel in ihrer Manie oder Melancholie auf-fallend, zuweilen bis zur Unheilbarkeit.(h1.de)

    – Maniemit Singen odermitRaserei, zerreißt dieKleider oder reißt sich die Haare aus. (fd2.de)

    – Wandert im Haus umher. (hr2.de)

    Abb. 3: Repertorisation. Quelle: Radar 10.5.002

  • Kasuistik – Epilepsie

    34 Homöopathie KONKRET 1/2018

    Verordnung 2� Veratrum album C 200 (Gudjons), 3 Globuli,gelöst in 30 ml Alkohol-Wassergemisch. Nach10-maligem Schütteln täglich 3 Tropfen auf 200mlWasser, davonmorgensundabends2Teelöffeleinnehmen. Die Lösung ist täglich neu anzuset-zen.

    Sie hat noch bisMitte August beideMittelOpiumC 200 und Veratrum album C 200 erst zweimalwöchentlich, dann einmal wöchentlich einge-nommen. Beide Mittel wurden am 5.9.2010 ab-gesetzt. Keine besonderen Vorkommnisse, auchwährend der Menses nicht.

    Follow-Up vom 7.11.2010

    (Haben alle 14 Tagemiteinander telefoniert.)Sonntag Morgen (Anruf): Sie scheint kurz vor derMenses zu sein, ist imLaufe des Vorabends schoneinsilbiger geworden. Jetzt sitzt sie im Bett, istnicht ansprechbar, starrt vor sich hin, stuporöses

    Verhalten. Reagiert auf kaumetwas. Hat aber kei-ne Anzeichen eines Anfalls.

    Verordnung� Opium C 200, 3 Tropfen in denMund.Innerhalb von 20 Minuten löst sich der Zustandund sie ist wieder voll ansprechbar, orientiert undbeteiligt sich wieder am Familienleben. Nach-mittags wird sie sehr müde und schläft bis zumnächsten Morgen durch. Die Menses setzte dannerst am Abend dieses Tages ein. Symptome wieehedem.

    Follow-Up vom 26.11.2010

    (Haben alle zwei Tage miteinander telefoniert.)Als die Mutter sie wecken wollte, war sie schonwach, sang unentwegt, lief im Zimmer auf undab, zog und zwirbelte ihre Haare. Als sie die Mut-ter sah, beschimpfte sie diese, fluchte undschrie, dabei weit geöffnete Augen, wilder Blickund erweiterte Pupillen.

    Abb. 4: Repertorisation. Quelle: Radar 10.5.002

  • Kasuistik – Epilepsie

    351/2018 Homöopathie KONKRET

    Verordnung�VeratrumalbumC200, 3 Tropfen in denMund,welches die Symptomatik innerhalb von 20 Mi-nuten zum Verschwinden brachte.

    Follow-Up vom 16.5.2011

    (Haben alle 14 Tagemiteinander telefoniert.)

    Haben im Februar die Antikonvulsiva (gegen denRat des Neurologen) abgesetzt.

    Hat noch einmal, im Februar vor der Menses Opi-um und drei Tage nach der Menses Veratrum al-bum gebraucht. DieMenses kommt so alle 28 bis35 Tage, Symptome wie ehedem.

    Sie kommen jetzt akut, weil sie sich bei einerFreundin angesteckt und eine Bronchitis mit bis-her subfebrilen Temperaturen um 37,8 ˚C hat(und die Eltern Angst vor einem Anfall). Wir füh-

    ren ein langes Gespräch über das Fiebermanage-ment und warten ab.

    F