Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

17
Oktober-Dezember 2017 Editorial Kooperation Politik Wirtschaft Kultur http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien Tel: +591-2-244 00 66 E-Mail: [email protected] Frohe Weihnachten! Die Adventszeit in Deutschland ist voller Licht und spezieller Gerüche. Hier zeigen wir zwei typische Weihnachtsmärkte, die in diesen Wochen stattfinden. . Kein Kind soll allein aufwachsen Kinder wieder in ihre Familien einzugliedern ist das Ziel des Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Sozialverwaltung von Tarija und der Organisation SOS-Kinderdorf . 1. Editorial 2. COP 23: Klima von Fidschi bis Bonn 3. 25 Jahre duale Berufsausbildung in Bolivien 4. Warum ist Lithium so wichtig für Bolivien? 5. Informationstechnologie erleichtert den Anschluss an das Abwassersystem 6. Familienwiedereingliederung in Tarija 7. Wein und Singani aus Tarija 8. Neue Kartoffelsorten für höheres Einkommen 9. Wie steht es um Boliviens Naturschutzgebiete? 10. Kommunikation statt Konfrontation 11. Zauberhafte Weihnachtsmärkte im Dezember 12. Theater: Auf der Suche nach Luther 13. Musik Bach und Luther im Himmel 14. Blanca Wiethüchter: Über das Leben schreiben oder das Schreiben leben 15. DIES: Internationalisierung im Bildungsbereich > Inhalt

Transcript of Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Page 1: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Frohe Weihnachten!

Die Adventszeit in Deutschland ist voller

Licht und spezieller Gerüche. Hier zeigen

wir zwei typische Weihnachtsmärkte, die in

diesen Wochen stattfinden..

Kein Kind soll allein aufwachsen

Kinder wieder in ihre Familien

einzugliedern ist das Ziel des

Bundesministerium für Wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ),

der Sozialverwaltung von Tarija und der

Organisation SOS-Kinderdorf .

1. Editorial

2. COP 23: Klima von Fidschi bis Bonn

3. 25 Jahre duale Berufsausbildung in Bolivien

4. Warum ist Lithium so wichtig für Bolivien?

5. Informationstechnologie erleichtert den

Anschluss an das Abwassersystem

6. Familienwiedereingliederung in Tarija

7. Wein und Singani aus Tarija

8. Neue Kartoffelsorten für höheres Einkommen

9. Wie steht es um Boliviens Naturschutzgebiete?

10. Kommunikation statt Konfrontation

11. Zauberhafte Weihnachtsmärkte im Dezember

12. Theater: Auf der Suche nach Luther

13. Musik Bach und Luther im Himmel

14. Blanca Wiethüchter: Über das Leben schreiben

oder das Schreiben leben

15. DIES: Internationalisierung im Bildungsbereich

> Inhalt

Page 2: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

wir möchten Sie zu einer virtuellen Tour durch den

Weihnachtsmarkt in Nürnberg einladen und so die

festliche Stimmung zum Jahresende mit Ihnen teilen.

Diese Ausgabe des Boletíns widmet einen Artikel der

Beteiligung Boliviens an der UN-Weltklimakonferenz COP

23 in Bonn sowie einen anderen der Feierlichkeiten

anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Dualen

Berufsausbildung in Bolivien.

Im Bereich der deutsch-bolivianischen

Entwicklungszusammenarbeit möchten wir Ihnen die

Erfahrungen mit verschiedenen Projekten näherbringen:

Wie steht es um Boliviens Naturschutzgebiete und welche

produktiven Projekte widmen sich ihrem Erhalt? Wie

können Ressourcen bei der Produktion von Wein und

Singani in Tarija effizient genutzt werden? Welche

Fortschritte gibt es in den Maßnahmen rund um die

Schwerpunkte Wasser und Abwasser und Ländliche

Entwicklung und Umwelt?

Wichtige Themen dieser Ausgabe widmen sich der Arbeit

der Deutschen Welle Akademie mit der Zivilgesellschaft

im El Alto sowie der Bemühungen des SOS-Kinderdorfs

um eine Wiedereingliederung der Kinder in ihre Familien.

Die Gastbeiträge im kulturellen Bereich konzentrieren sich

auf Theater und Musik: Die Künstler erzählen uns von

ihren kreativen Erfahrungen im Rahmen des

Reformationsprogramms Martin Luther. Und wenn wir von

Poesie und Prosa sprechen, so freuen wir uns Ihnen

mitteilen zu können, dass es in Zusammenarbeit mit der

Kulturstiftung Banco Central de Bolivia und der Familie der

deutsch-bolivianischen Dichterin Blanca Wiethüchter

ermöglicht wurde, ihr gesamtes Werk zu veröffentlichen.

Abschließend berichtet uns die Katholische Universität

San Pablo über die große Bedeutung der

Internationalisierung der Hochschulausbildung.

Das neue Jahr 2018, für das wir Ihnen viel Gesundheit,

Glück und Segen wünschen, klopft an die Tür. Lasst es

uns mit guten Vorsätzen beginnen und auf die

bolivianisch-deutsche Freundschaft anstoßen!

Ihr Botschafter Matthias Sonn

Liebe Leserinnen und Leser,

> Editorial

Page 3: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Die diesjährige UN-

Weltklimakonferenz COP 23 fand

vom 6.-17. November unter der

Präsidentschaft der Republik

Fidschi in Bonn statt. Bolivien war

mit Umwelt- und Wasserminister

René Ortuño, Vizeministerin für

Umwelt und Biodiversität Cinthia

Silva und weiteren Vertretern der

Ministerien für Umwelt und Wasser,

der Plurinationalen Behörde der

Madre Tierra und dem Netzwerk

Pazinde an der Konferenz

vertreten. In Bonn ging es vor allen

darum, Maßnahmen zur Erreichung

der in Paris vereinbarten Klimaziele

zu konkretisieren, die Interessen

der vom Klimawandel besonders

betroffenen Inselstaaten und -

regionen wie Fidschi in den

Mittelpunkt zu stellen und die

Zivilgesellschaft stärker mit

einzubeziehen. Der Ausstieg der

USA aus dem Pariser

Klimaabkommen stellt uns vor

neue Herausforderungen. Auf der

Konferenz ging es deshalb auch

um die Bildung neuer Allianzen, um

besonders betroffene Länder im

Kampf gegen die Folgen des

Klimawandels zu stärken. Im

Hinblick darauf wurde auch über

finanzielle Unterstützung für die

Länder des globalen Südens

gesprochen. Außerdem wurde auf

ein gemeinsames Regelwerk

hingearbeitet, das auf dem

nächsten Weltklimagipfel COP 24

im kommenden Jahr in der

polnischen Stadt Katowice

verabschiedet werden soll.

Neben den offiziellen Veranstaltun-

gen gab es auch dieses Jahr

wieder zahlreiche Side Events und

Treffen der Zivilgesellschaft zum

Thema Klimawandel. Wissen-

schaftliche, politische und religiöse

Stiftungen und Organisationen

waren zahlreich vertreten, um

gemeinsam zu diskutieren, zu

demonstrieren und auf Missstände

aufmerksam zu machen. Zu einer

dieser Veranstaltungen reiste auch

eine bolivianische Delegation des

Naturschutzgebietes TIPNIS

(Territorio Indígena y Parque

Nacional Isiboro-Sécure) an. Im

Rahmen des von Unwelt-

organisationen organisierten

Tribunals über die Rechte der

Natur trug sie ihre Anklage gegen

die bolivianische Regierung vor.

Dieser wirft sie die Verletzung der

Rechte der Mutter Natur (madre

tierra) vor, nachdem sie dieses

Jahr den Status des TIPNIS als

Naturschutzgebiet stark

eingeschränkt hatte.

COP 23: Klima von

Fidschi bis Bonn

> Politik

Page 4: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Im Dezember 2017 feierte die Formación

Profesional Dual (FPD – duale Berufsausbildung)

in Bolivien ihr 25-jähriges Bestehen.

Die duale Ausbildung ist ein System, um

Menschen in Berufen und Handwerken

auszubilden, in denen die Auszubildenden im

Unternehmen vorwiegend eine praktische

Ausbildung erhalten. Diese wird dann in der

Berufsschule durch theoretische Grundlagen

ergänzt.

Dieses Ausbildungsmodell trägt zum Erfolg der

deutschen Wirtschaft bei und stärkt Unter-

nehmen durch hochqualifiziertes Personal,

das die Wettbewerbsfähigkeit auf dem

internationalen Markt sichert. Darüber hinaus

führt es zu einer Senkung der Ausbildungskosten

für den Staat, da private Unternehmen einen

großen Teil dieser Kosten übernehmen. Auch

dank dieses Ausbildungsmodells ist Deutschland

heute das Land der Europäischen Union mit der

niedrigsten Jugendarbeitslosenquote.

Im Jahr 1992 entschied die Deutsch-

Bolivianische Industrie- und Handelskammer

zusammen mit der Deutschen Schule Mariscal

Braun, dieses erfolgreiche deutsche Modell der

höheren Bildung auch in Bolivien einzuführen.

Das Programm startete mit 15 Auszubildenden,

alle von der Deutschen Schule, und zehn

Unternehmen, welche die Vorteile und die

Bedeutung dieser Ausbildung für die Wirtschaft

des Landes im Allgemeinen erkannt hatten. In

Bolivien wurde anfangs nur der Abschluss „Groß-

und Außenhandelskauffrau/-mann“ angeboten,

dem 1997 die Ausbildungsrichtung

„Industriekauffrau/-mann“ folgte. Bisher haben

288 Azubis in insgesamt 88 Unternehmen ihre

Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

Weitere Infos zur dualen Berufsausbildung in

Bolivien finden Sie auf der Website der AHK.

25 Jahre duale

Berufsausbildung

in Bolivien

> Wirtschaft

Page 5: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Warum ist Lithium so wichtig für Bolivien?

> Wirtschaft

Der Salar de Uyuni ist weltweit der Ort mit dem größten

Lithiumvorkommen. Dieses Leichtmetall spielt vor allem

als Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien eine zentrale

Rolle in der Energie- und Mobilitätswende. Der Abbau der

im Salar de Uyuni konzentrierten Lithiumreserven bietet

Bolivien eine zusätzliche Einkommensquelle, sowie die

Möglichkeit zur Entwicklung nachgelagerter Industrien,

wie z.B. die Herstellung eigener Batterien.

Das Interesse an der Industrialisierung des Lithiums

begann sich 2009 zu konkretisieren. Die deutsche Firma

K-Utec Salt Technologies unterstützt die nationale

Bergbaugesellschaft von Bolivien (COMIBOL) bei der

Lithiumgewinnung in Uyuni. Im Jahr 2015 wurde diese

Firma von der bolivianischen Regierung ausgewählt, um

das Design einer Lithiumkarbonat-Anlage für 30.000

Tonnen Lithiumkarbonat in Batteriequalität zu konzipieren.

Das Unternehmen berät darüber hinaus Bolivien bei der

Entwicklung von Kathodenmaterialien

(Batteriekomponenten) zur Herstellung von nationalen

Lithiumbatterien.

Dieser Beginn der Industrialisierung des Lithiums

veranlasste das deutsche Institut für Postfossile Logistik

(PFL) aus Münster und die Hochschule Bochum, einen

Prototyp eines Elektroautos namens BOmobil zu

entwerfen. Ziel des Projekts ist die Implementierung von

Produktionsstrukturen für die Herstellung von 200

Elektrofahrzeugen pro Jahr in Bolivien. Dieses Projekt ist

eine Kooperation mit der Bolivian Electromotive Industries

(BOSELIN) und findet in enger Zusammenarbeit mit der

bolivianischen Universität Valle (UNIVALLE) in

Cochabamba statt. Gleichzeitig wird ein

Ausbildungskonzept entwickelt, das Fachkräfte in einem

dualen System, vor Ort und in Deutschland, ausbilden

soll.

Der Abbau des Lithiums ist ein wichtiger Schritt für

Bolivien, er stellt aber das Land auch vor soziale und

ökologische Herausforderungen. Es ist wichtig, Konzepte

der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes zu

berücksichtigen, um negative Folgen für das Land zu

vermeiden.

Von: Michael Mechlinski, [email protected] Rohstoffsicherheit und Energiewendepolitik – Lithium & Co.

Energierelevante Rohstoffe aus Bolivien / KAS-Workshop am

6.12.2017 in La Paz

Page 6: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

In weniger als einem Jahr werden zusätzlich

15.000 Familien in Santa Cruz Zugang zum

Abwassersystem haben. Im Rahmen eines

Projekts der Behörde für fachtechnische

Unterstützung für Wasserversorger (SENASBA -

Servicio Nacional para la Sostenibilidad de

Servicios en Saneamiento Básico) werden

16.000 Anschlüsse im Stadtbezirk Plan 3000

gelegt werden. Vom Programm für nachhaltige

Trinkwasser- und Sanitärversorgung in

Stadtrandgebieten (PERIAGUA) entworfene

digitale Anwenderprogramme helfen, diesen

Prozess zu beschleunigen. Das bolivianische

Programm PERIAGUA wird von der deutschen

und niederländischen Entwicklungs-

zusammenarbeit unterstützt.

Verschiedene von PERIAGUA entwickelte

Informationstechnologien erleichtern den Zugang

zu benötigten Informationen für die Anschlüsse

an das Abwassernetz. Katastererhebungen,

Einwohnerverzeichnisse und Karten können nun

schnell und präziser generiert werden. Als Teil

der fachlichen Beratung bildet das Programm

Datenerheber- und -erheberinnen des SENASBA

weiter, um auf effiziente und zuverlässige Weise

Daten zu ermitteln. Diese Beratung und die

Informationssysteme tragen dazu bei, Tausenden

Personen einen schnellen Anschluss an das

Abwassernetz zu verschaffen.

Gegenwärtig leben mehr als 350.000 Menschen

im Plan 3000. Die Mehrheit von ihnen migrierte

vor Jahrzehnten aus verschiedenen Regionen

des Landes auf der Suche nach besseren

Lebensbedingungen. Obwohl der Plan 3000 sich

mittlerweile zu einer Chance für ein besseres

Leben entwickelt hat, fehlt es in verschiedenen

Stadtteilen noch immer an einigen

Basisdienstleistungen. Die Abwasserentsorgung

ist eine davon. Die gemeinsame Arbeit von

PERIAGUA und SENASBA kommt etwa der

Hälfte der Einwohner dieses Bezirkes zugute.

Seit 2013 unterstützt PERIAGUA die

Sektorinstitutionen. Die Beratung leistet einen

Beitrag, damit alle Bolivianer über Basisdienst-

leistungen von guter Qualität verfügen.

Informationstechnologie erleichtert den

Anschluss an das Abwassersystem

> Kooperation

SENASBA und PERIAGUA arbeiten gemeinsam, um einen

angemessenen Zugang zur Abwasserentsorgung in Santa

Cruz de la Sierra zu gewährleisten.

Page 7: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Primitiva hatte sechs Geschwister. Um bessere

Überlebenschancen für die restliche Familie zu

ermöglichen, brachte ihr Vater sie in ein Kinderheim.

Dort lebte Primitiva, seitdem sie sieben Jahre alt war.

„Das Kinderheim war abgeschlossen. Keiner kam rein.

Es gab keinen, der sich um uns kümmerte oder uns

danach fragte, was mit uns los war. Und alles, was uns

passiert war, wollten wir vergessen. Es gab eine Lücke,

die keiner füllen konnte. Wir alle wollten Liebe erfahren.

Einige waren stärker als andere, aber ich versank in der

Trauer.“

Dies ist eine der vielen Aussagen, die die Leere

wiederspiegeln, die viele Heimkinder fühlen. Viele

haben eine Familie, aber auch tiefe seelische Löcher,

weil sie von ihnen getrennt leben. Diese Löcher werden

nie gefüllt. Primitiva ist heute eine erwachsene Frau und

erinnert sich noch immer mit Schmerz an ihre Kindheit.

Auch wenn die Situation vieler Familien nicht die beste

ist, können Unterstützung zur Überwindung der Armut

und offenerer Zugang zu Gesundheitsdiensten

Vernachlässigung der Kinder verhindern.

Unter dieser Prämisse haben das Bundesministerium

für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

(BMZ), die Sozialverwaltung von Tarija und die

Organisation SOS-Kinderdorf im Jahr 2016 ein Projekt

zur Wiedereingliederung dieser Kinder in ihre Familien

gestartet.

In der ersten Etappe wurden Räume für Dialog, die

Tätigkeiten und Kompetenzen im Rahmen der

Aufnahmeprozesse und Wiederherstellung des Rechts

der Kinder in einer Familie zu leben, analysiert. In dieser

Phase wurde mit 114 Familien und 139 Kindern

zusammengearbeitet; insgesamt wurden zehn Kinder

wieder in ihre Familien eingegliedert und dieser Prozess

auch danach noch überwacht.

Die Suche der Familien der Kinder wurde in fünf

Departements, 15 Gemeindebezirken, 30 ländlichen

Gemeinden und neun Distrikten durchgeführt.

Gleichzeitig wurden auf institutioneller Ebene 99

Beamte fortgebildet.

Dieses Projekt zeigt deutlich die Notwendigkeit sich

zusammenzuschließen, damit kein Kind ohne die Liebe

einer Familie aufwächst. Und vor allem, damit die

Geschichten wie die, an die sich Primitiva traurig

erinnert, immer weniger werden.

Weitere Infos zu den SOS-Kinderdörfern in Bolivien hier.

„Kein Kind wird geboren, um allein aufzuwachsen“

– Familienwiedereingliederung in Tarija

> Kooperation

Von: Lourdes Andrade, [email protected]

Page 8: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

*Singani ist hochprozentiger Weinbrand, der

aus der Rebsorte Muscat d’Alexandrie

gewonnen wird.

Es ist durchaus möglich, einen guten Wein

und Singani* mit weniger Wasser und

elektrischer Energie herzustellen. Ab 2018

werden dies zehn Weinkellereien von Tarija

durch die erstmalige Verwendung eines

Nachhaltigkeitsprotokolls beweisen. Das

Protokoll enthält Richtlinien für eine

effiziente Nutzung der Ressourcen im

Weinbau. Dazu kommen Praktiken der

gesellschaftlichen Verantwortung. Diese

Instrumente sind Teil der fachlichen

Beratung eines Projektes der

Dreieckskooperation zwischen Bolivien,

Argentinien und Deutschland zur

Unterstützung von Winzern aus Tarija.

„Die Idee ist, die Produktion effizienter zu

gestalten und dabei unsere Qualität

beizubehalten oder sogar zu verbessern.

Dies bietet uns die Chance, neue Märkte

zu erschließen und wettbewerbsfähiger zu

werden“, erklärt der Önologe Erich

Kohlberg, Produktionsleiter der

Weinkellerei Bodegas y Viñedos La

Cabaña. Außer Kohlberg haben sich u.a.

auch die Häuser Aranjuez, Casa Grande

und Los Parrales dieser Initiative

verpflichtet. Ein Prosit auf die

bolivianischen Weine und Singanis!

Mit weniger

wird besser

produziert

> Kooperation

Page 9: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Die Kartoffel ist eine grundlegende

Zutat im Speiseplan der Bolivianer.

Trotz konstanter Innovationen sind die

Kartoffelerträge in den letzten Jahren

jedoch gesunken. Gegenwärtig

arbeitet deshalb das bolivianische

Institut für land- und forstwirt-

schaftliche Innovation INIAF

in Zusammenarbeit mit dem

Programm für nachhaltige

landwirtschaftliche Entwicklung

PROAGRO der deutschen und

schwedischen Entwicklungs-

zusammenarbeit daran, diese

Situation zu ändern. So wurde

erfolgreich neues Saatgut in Santa

Cruz eingeführt. Vier neue Sorten –

Cardinal, Única Roja, Pucara und

Marcela – versprechen die Produktion

zu beleben. Im Vergleich zu traditio-

nellem Saatgut sind diese bis zu

zweimal ertragreicher, so dass höhere

Einkommen erzielt werden können.

Neue Kartoffelsorten

für höheres

Einkommen

> Kooperation

Traditionelle Kartoffelsorte Desiré Behandlung der Kartoffelsaat in den Tälern von Santa Cruz

Page 10: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Der Urwald im Nationalpark Madidi

und die Höhenluft in der Nähe des

Sajamas waren nur zwei von vielen

Eindrücken des KfW-internen

Evaluierungsteams, das im

September die Ergebnisse der

jahrelangen Unterstützung von

neun ausgewählten Schutzgebieten

Boliviens (TIPNIS, Madidi,

Cotapata, Sajama, Tariquía,

Amboró, Apolobamba, Pilón Lajas

und Manuripi) durch die deutsche

Finanzielle Zusammenarbeit (FZ)

untersuchte. Die Gesamtfläche der

Naturschutzgebiete betrug knapp

60.000 km; rund 70.000 Personen

leben in und im Umfeld dieser

Schutzgebiete. Zusammen mit

anderen internationalen Gebern

und der deutschen Technischen

Zusammenarbeit (TZ) hat die KfW

Entwicklungsbank zwischen 2006

und 2013 die Initiative des

bolivianischen Staats Parques con

gente (Parks mit Menschen)

unterstützt. Mit einem Zuschuss

i. H. v. 4 Mio. EUR wurden das

Management der Schutzgebiete

und produktive Projekte in und um

die Schutzgebiete herum finanziert.

Vier Jahre danach suchten die

Experten nach den Langzeit-

wirkungen der Intervention. So

konnte z.B. in den Nationalparks

Madidi und Sajama erfolgreich ein

Gebührensystem implementiert

werden, das heute rund 30-40%

der Parkverwaltungskosten

abdeckt. Insgesamt sind die

Aufsichtsbehörde SERNAP und die

Naturparks aber noch mit großen

Herausforderungen konfrontiert,

was ihre Nachhaltigkeit anbelangt,

vor allem auch aufgrund der

drastisch reduzierten öffentlichen

Mittel für die Schutzgebiets-

verwaltung. Dagegen stehen viele

der produktiven Projekte Jahre

nach der Unterstützung auf

eigenen soliden Beinen, so die

Ecolodge Tomarapi im Sajama-

Nationalpark oder der Café Madidi

aus dem gleichnamigen

Nationalpark.

Wie steht es um Boliviens Naturschutzgebiete?

> Kooperation

Eine Kurzdarstellung der

Evaluierung wird in Kürze auf

der KfW-Website

veröffentlicht. Dort finden

sich auch andere

Evaluierungen der Arbeit der

KfW in Bolivien.

Page 11: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Der Titicacasee: 3.800 Meter über dem Meeresspiegel.

Der höchstgelegene See der Welt. 8.000

Quadratkilometer groß – die Fläche Korsikas. Oder ein

Fünftel der Fläche der Schweiz. Die weniger schöne

Seite der See-Idylle des größten Süßwassersees

Südamerikas: Für die Bevölkerung um den Titicaca ist

Trinkwasser Mangelware. „Eine Viertelstunde, von 7:30

bis 7:45 Uhr, haben wir täglich Wasser“, sagt eine

Anwohnerin.

Öffentliche Dialoge über Bürgerthemen

Ende Juli 2017: die Hälfte der Bevölkerung Copacabanas

am Ufer des Titicacasees drängt sich in dem Radio-

Sender Copacabana. Das Thema

Trinkwasserversorgung in der Gemeinde lockt das

Publikum in das Studio des Lokalsenders. Es ist eine

Podiumsdiskussion. Die Sendung wird live im Radio

übertragen. Es ist eine von einem Dutzend öffentlicher

Dialogveranstaltungen, die in diesem Jahr im Rahmen

eines Langzeitprojekts der Deutschen Welle Akademie in

dieser Gemeinde und in El Alto in Bolivien stattfanden.

Behandelt werden Themen, die Bürgerinnen und Bürgern

auf den Nägeln brennen. Sechs Radiosender beteiligen

sich. Sie bilden das Netzwerk Aruskipawi – in der

Aymara-Sprache heißt das: „Lass uns miteinander

reden“.

Alle in einer Stimme vereint

In El Alto, der Trabantenstadt von La Paz, eskalieren

Konflikte oft. Die öffentlichen Dialog-veranstaltungen

greifen Bürgerthemen auf wie z.B. der Verkehr in El Alto,

die Arbeitsrechte für Frauen oder die Nutzung des

öffentlichen Raumes. Die Sender konzipieren, planen

und veranstalten die öffentlichen Dialoge abwechselnd

im 14-Tage-Rhythmus, wobei politische Themen, die oft

viel Zündstoff bieten, absichtlich ausgelassen werden.

Auf diese Weise wird ein Ideal dessen erreicht, was

Medien leisten können. Die Direktorin von Radio

Copacabana sagt: „Die Gesellschaft tritt in einen Dialog

mit sich selbst ein“. Eine Woche nach der Veranstaltung

im Juli über Trinkwasser am Titicacasee: Der

Bürgermeister schaltete sich ein, Ministerien aus La Paz

schickten Funktionäre an den See – Dialog und

Kommunikation statt Konfrontation.

Kommunikation statt KonfrontationDW Akademie fördert in El Alto Dialoge über Bürgerthemen

> Cooperación

Por: Patricio Luna, [email protected]

Page 12: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Nürnberger Christkindlesmarkt

Deutschlands berühmtester und größter

Weihnachtsmarkt zieht jährlich über zwei Millionen

Besucher an, darunter viele Touristen aus aller Welt.

Eingebettet zwischen den historischen Bauwerken der

Nürnberger Altstadt entsteht für vier Wochen eine

Stadt in der Stadt: 180 Holzbuden mit rot-weißen

Dächern reihen sich aneinander, Händler locken mit

Köstlichkeiten und Kunsthandwerk. Mit etwas Glück

treffen Besucher sogar das Christkind. Für jeweils

zwei Jahre wird ein Mädchen aus Nürnberg zur

Repräsentantin des Christkindlesmarktes gewählt.

Unbedingt probieren: Nürnberger Lebkuchen,

Nürnberger Rostbratwurst

Souvenirs: Zwetschgenmännla, Rauschgoldengel

Alles leuchtet und es duftet nach Weihnachten in Deutschlands Städten. Zwei beliebte Weihnachtsmärkte und ihre Besonderheiten. Quelle: www.deutschland.de

Zauberhafte Weihnachtsmärkte im Dezember

> Kultur

Striezelmarkt Dresden

Der Striezelmarkt in der Barockstadt Dresden wird

seit 1434 abgehalten und ist einer der ältesten

Weihnachtsmärkte in Deutschland. „Striezel“ ist ein

anderer Begriff für Stollen, das klassische

Weihnachtsgebäck aus Dresden. Zum Stollenfest

am 9. Dezember backen Dresdner Bäcker einen

fast vier Tonnen schweren Riesenstollen.

Sehenswert: 14 Meter hohe, weltgrößte

erzgebirgische Stufenpyramide auf dem

Striezelmarkt

Unbedingt probieren: Dresdener Christstollen,

Baumkuchen

Souvenirs: Geschnitztes Kunsthandwerk aus dem

Erzgebirge wie Weihnachtspyramiden,

Nussknacker und Räuchermännchen

Impressionen vom

Nürnberger

Christkindlesmarkt

Page 13: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Eine außergewöhnliche Erfahrung erwartete uns im

gesamten Prozess der Inszenierung des

Theaterstückes Der Traum des Prinzen. Die Studie

zahlreicher Quellen aus Büchern, Dokumentationen

und Studien über Luther erfüllte uns mit großer

Begeisterung und Bewunderung für diesen

Rebellen, dessen Werk bis heute großen Einfluss

hat. Während des Prozesses ereigneten sich einige

erstaunliche Zufälle: zum Beispiel fiel das gesetzte

Datum der Uraufführung unseres Stückes, des

genau auf Luthers Geburtstag! Noch so ein Zufall:

ein Buch über Luthers Gespräche mit dem Teufel

tauchte plötzlich wieder auf, nachdem zehn Jahre

verschollen war. Die Auseinandersetzung mit

diesem Thema bewirkte unmittelbar auch eine

Beschäftigung mit unseren Glauben und führte uns

vor Augen die Bedeutung unserer Aufgabe:

Nämlich die wichtigsten Momente aus dem Leben

von Martin Luther in Szene zu setzen.

Bilder, Melodien, Schatten und Silhouetten bildeten

nach und nach ein Gesamtkonzept, das uns

anspornte, bis wir die perfekte Art unsere

Geschichte zu erzählen gefunden hatten.

Den Ketzerlehrer zu verkörpern setzte voraus, sich

deutlich von allen Personen zu distanzieren, die ich

zuvor verkörpert hatte...und der Herausforderung zu

begegnen, sich so gut es geht an das anzunähern,

was die vielseitige Klarheit des Protestanten

charakterisierte. Es war ohne Zweifel ein

Meilenstein in diesen 44 Jahren, Menschen ein

Leben und eine Stimme zu geben, die Geschichte

geschrieben haben. (David Mondacca)

Mondacca zu leiten ist ein Privileg. Seine Reife und

Fähigkeiten als Schauspieler erlaubten mir, das

wirkliche Wesen Luthers zu zeigen. Eine große

Inszenierung mit mehr als acht Schauspielern,

Bildern, animierten Videos, einer Reihe Metaphern,

einem Live-Chor, zeitgemäßen Verkleidungen und

Objekten erlaubten uns, uns in der faszinierenden

Welt eines Mannes zu verlieren, der Visionär und

Vorreiter seiner Zeit war und dessen Erbe noch

immer die Welt beben lässt. (Claudia Andrade)

Wir möchten unseren Dank der Deutschen

Botschaft La Paz für die Verwirklichung dieses

Projektes aussprechen, unserer Besetzung für ihre

Leistung, und natürlich dem Leben, da es erlaubt,

dass die Kunst unseren Glauben stärkt.

Das Kulturjahr 2017 stand im Zeichen des

Martin Luthers und der 500 Jahre seiner

Reformation

Im Rahmen dieses Jubiläums bereicherten von Januar bis November

2017 viele Konzerte, zahlreiche Diskussionsrunden in Universitäten, eine

Theateraufführung, die Ausstellung #HereIstand sowie die Übergabe der

Playmobil-Figur Martin Luther an den „Playmobil-Sammlerverein Bolivien“

das Kulturprogramm der Botschaft in La Paz sowie der Kulturinstitute in

anderen Städten. Der Einsatzbereitschaft und dem Engagement vieler

Personen ist es zu verdanken, dass so viele Aktivitäten erfolgreich

stattfinden konnten. Henry Villca, David Mondacca und Claudia Andrade

teilen ihre Eindrücke mit uns:

> KulturVon: Claudia Andrade und David Mondacca,

[email protected]

Auf der Suche nach Luther

Page 14: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Um die Musik Johann Sebastian Bachs verstehen zu

können, müssen wir uns zunächst mit Martin Luther

auseinandersetzen: Luther führte deutsche Choräle und

Konzertmusik in Form von Kantaten, Oratorien und

Passionen in Gottesdiensten ein.

Auch wenn Bach mit dieser Musik in Verbindung

gebracht wird, so hat er doch diese Choräle nicht selbst

komponiert; die meisten der Texte und Melodien wurden

ihm bereits in die Hände gelegt. Bachs Meisterwerk lag

jedoch darin, die Choräle zu harmonisieren und an

seine Kantaten anzupassen.

In Deutschland heißt es, dass der Protestantismus ohne

Bach nicht der Gleiche gewesen wäre. Das Herzstück

des großen liturgischen Repertoires sind die Chöre.

Dies wird uns vor allem bei dem Besuch eines

Gottesdienstes in Deutschland bewusst, wo wir die

Möglichkeit haben, den Chören von Luther und Bach

nicht nur zuzuhören, sondern auch selbst mitzusingen.

Für mich als Spezialist für Interpretation von

Barockmusik ist es etwas Außergewöhnliches, in

deutschen Kirchen die Choräle exakt wie im 17.

Jahrhundert zu singen. Diese Tradition kommt nicht aus

der Mode und das fasziniert mich außerordentlich.

Ein Stück dieser Musik in mein Heimatland Bolivien zu

bringen und sie dort zu interpretieren war ein

wunderschönes Erlebnis! Dank der Unterstützung der

deutschen Botschaft wurde dieses Projekt Realität. So

konnte ich mit jungen Musikern und Sängern das

Studium der Arien und Choräle teilen. Rita Calvo, die

Direktorin der Sinfónik, die nicht nur eine gute Freundin

ist, sondern auch verantwortlich für den Ablauf der

Proben und die Inszenierung war, Herr Weimar

Arancibia, Direktor des Orchesters Sinfónica

Plurinacional, und Beatriz Méndez, Direktorin des

Conservatorio Plurinacional de Música, verantwortlich

für die Chöre, bildeten ein großartiges Team und stellten

ein tolles Ergebnis auf die Beine. Zahlreiche Zuhörer

fanden sich am 20. Oktober in der Kirche in San Miguel

ein, um gemeinsam ein wunderschönes Konzert zu

genießen. In dieser Nacht konnte ich einmal mehr die

Spiritualität und Göttlichkeit in Bachs Musik bestätigt

sehen!

Bach und Luther im Himmel

> Kultur

Von: Henry Villca, [email protected]

Page 15: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

So lautet einen Ausschnitt

des Gedichts Reposo der

Autorin Blanca Wiethüchter,

die dieses Jahr am 16.

Oktober 70 Jahre alt

geboren wäre. Mit ihrem

Tod im Jahr 2004 ging der

Welt und vor allem der

Literatur eine große

Künstlerin verloren. Um das

Lebenswerk der Autorin mit

deutschen Wurzeln zu

würdigen, wurden mit

Unterstützung der

Botschaft, der

Kulturistiftung Banco

Central de Bolivia und der

Familie der Dichterin vier

Bücher veröffentlicht, die

die komplette Sammlung

ihrer Werke umfassen.

Blanca Wiethüchter

studierte Literatur in La Paz

und Paris und widmete sich

neben der Veröffentlichung

zahlreicher Schriftstücke

der Forschung und Lehre

an der Universität Mayor de

San Andrés in La Paz. Für

ihre sanften und

tiefgründigen Gedichte und

Prosatexte erhielt die

Autorin zahlreiche

Auszeichnungen; ihre

Werke gehören zum Kanon

der lateinamerikanischen

Literatur.

Ach wenn Blanca

Wiethüchter hauptsächlich

in Spanisch geschrieben

hat, sind das Vaterunser

und das Alphabet für sie

immer deutsch geblieben.

Thomas Mann und Goethe

haben ihre Literatur

beeinflusst und mit ihrem

Leben und ihrem Tod hat

sie uns ein großartiges

Werk vermacht.

Blanca Wiethüchter: Über das Leben schreiben oder das Schreiben leben

> Cultura

In einem Gang der Stille

beginnt die Welt

in einem Geruch nach Feuer

in einem Blatt

in einem Lakenwechsel

in einer Lust, Dinge zu tun

nicht immer notwendige

Page 16: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

Im September hatte ich die Freude, die bolivianische

katholische Universität „San Pablo“ (UCB) im DIES

(Dialogue on Innovative Higher Education Strategies)

Trainingskurs Mangagement of Internationalization

zu vertreten. Dort ging es um die Relevanz der

Internationalisierung der Hochschulbildung. Der Kurs,

an dem 30 Studenten verschiedener Universitäten

aus Asien, Afrika und Lateinamerika teilnahmen, fand

vom 29. August bis 7. September in der Leibniz

Universität Hannover statt. Dies war eine exzellente

Möglichkeit, die Kernelemente zur Schaffung von

Strukturen zur Internationalisierung der Hochschul-

bildung kennenzulernen sowie Räume für akade-

mischen und kulturellen Austausch zu schaffen.

Globalisierung und neue Technologien haben den

Zugang zu Informationen zwischen verschiedenen

Teilen des Planeten ermöglicht und erleichtert.

Deshalb ist es keine Option, sondern eine

Notwendigkeit, sich der Geschehnisse in der Welt

bewusst zu sein. Außerdem ist die Erfahrung dieses

neuen Lebensrhythmus eine Möglichkeit, Bürger zu

formen, die jenseits von Grenzen für das

Allgemeinwohl arbeiten können. Deshalb müssen

Universitäten gemeinsam daran arbeiten, das

akademische Niveau zu verbessern und den

internationalen Austausch an den Universitäten zu

fördern, um die berufliche Bildung der Studenten zu

verbessern.

Der Kurs ist Teil des DIES-Programms, das vom

Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung (BMZ) gefördert und über den

Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)

und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK)

koordiniert wird. Innerhalb dieses Programms gibt es

zwei weitere Kurse im März und August 2018, die mit

Unterstützung der Leibniz Universität Hannover

sowie der Universitäten Manipal in Indien,

Guanajuato in Mexiko und der kenianischen Jomo

Kenyatta Universität für Landwirtschaft und

Technologie stattfinden werden.

Das Wissen und die Erfahrungen, die ich in diesem

Kurs gesammelt habe, sind für meine Arbeit an der

UCB von immenser Bedeutung. Ich würde dieses

Programm sehr gerne fortführen und so den

größtmöglichen Nutzen aus dem Gelernten ziehen.

Internationalisierung im

Bildungsbereich. Lernen über ein

neues Universitätsmodell

> Kultur

Von: Judith Cristina Valdivia Rivera, [email protected]

Page 17: Editorial Politik Wirtschaft Kooperation Kultur

Oktober-Dezember

2017Editorial KooperationPolitik Wirtschaft Kultur

http://www.la-paz.diplo.de Finden Sie uns auf facebook Folgen Sie uns auf Twitter

• Anschrift: Av. Arce 2395 Ecke Belisario Salinas, La Paz – Bolivien • Tel: +591-2-244 00 66 • E-Mail: [email protected]

> Nützliche Links

Politik

• Botschaft von Bolivien in Berlin

• Friedrich-Ebert-Stiftung

• Hanns-Seidel-Stiftung

• Konrad-Adenauer-Stiftung

Kooperation

• Bundesministerium für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung

(BMZ)

• GIZ - Deutsche Gesellschaft für

Internationale Zusammenarbeit GmbH

• KfW Bankengruppe

• Klimablog

• Deutsche Länder in der

Entwicklungspolitik

• Public Private Partnership

• PTB - Physikalisch-Technische

Bundesanstalt

• Senior-Experten-Service

Wirtschaft

• Deutsch-Bolivianische Industrie- und

Handelskammer

• Ausstellungs- und Messeausschuss -

AUMA

• Germany Trade and Invest

• Initiative "Make it in Germany“

• Anerkennung von Berufsabschlüssen

Kultur und deutsche Sprache

• Goethe-Institut La Paz

• Goethe-Zentrum Santa Cruz

• Instituto Cultural Boliviano-Alemán

Cochabamba

• Instituto Cultural Boliviano-Alemán

Sucre

• Deutscher Akademischer

Austauschdienst (DAAD)

• Deutsche Schule La Paz "Mariscal

Braun"

• Deutsche Schule Santa Cruz

• Informationen zur Dualen Ausbildung

• Monatsblatt des CCA

• Alumniportal Deutschland

• Evangelisch-Lutherische Kirche

deutscher Sprache IELHA

> Anschrift: Av. Arce 2395, Ecke Belisario Salinas, La Paz

> Verantwortlicher: Botschafter Matthias Sonn

> Bildnachweise: Deutsche Botschaft La Paz, GIZ La Paz, KfW La Paz, AHK

Bolivien, Konrad-Adenauer-Stiftung, dpa, Lourdes Andrade, Judith Valdivia

Rivera, Fernando Cuéllar

> Telefon: +591-2-244 00 66

> Fax: +591-2-244 14 41

> E-Mail: [email protected]

> Datenschutzhinweise

Sie sind deutsche/r Staatsangehörige/r und

leben dauernd oder vorübergehend in Bolivien?

Dann können Sie sich in die Krisenvorsorgeliste der Deutschen Botschaft

eintragen!

Es handelt sich hierbei um eine freiwillige Maßnahme nach § 6 Abs. 3

des deutschen Konsulargesetzes.

Nur wenn Sie eingetragen sind, kann die Botschaft in Krisen- und

sonstigen

Ausnahmesituationen mit Ihnen schnell Verbindung aufnehmen.

Die Aufnahme in die Krisenvorsorgeliste erfolgt passwortgeschützt im

online-

Verfahren: https://elefand.diplo.de/elefandextern/home/login!form.action

Machen Sie Gebrauch von dieser Möglichkeit!