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Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim
Umweltbericht
INHALT Vorwort von Bürgermeister Lothar Quast 3
Vorwort von Betriebsleiter Alexander Mauritz 4
Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung
Organisation und Aufgaben 5
Die Umweltleitlinien 6
Das Qualitäts- und Umweltmanagementsystem 6
Umweltziele 7
Benchmarking 7
Abwasserableitung
Das Mannheimer Kanalnetz 8
– Inspektion und Instandhaltung 8
– Kanalnetzplan der Stadt Mannheim 9
– Sanierung oder Erneuerung 10
– Beschwerdemanagement 10
Grundstücksentwässerung 11
Regenwasserversickerung 11
Pumpwerke und Regenwasserbehandlung 13
– Das Pumpwerk Ochsenpferch 13
Hochwasserschutz 13
Abwasserbehandlung
Das Klärwerk Mannheim 14
– Abwasser- und Schlammbehandlung 14
– Lageplan des Klärwerks Mannheim 15
Das Sachgebiet Abwasserchemie 16
– Sachverständige Stelle der Wasserwirtschaft 16
– Indirekteinleiterkontrolle 16
Umweltleistung 16
– Der EBS beim DWA-Leistungsvergleich 17
Erneuerbare Energien im Klärwerk 18
– Klärgaserzeugung und -verwertung 18
– Klärschlammdesintegration 18
– Turbogasverdichter 18
– Photovoltaikanlage 18
– Co-Vergärung 19
– Klärschlammvergasung 19
– Zukunftsprojekte zur Energieoptimierung 19
Umweltbilanz
Ressourcenverbrauch 20
– Wasser 20
– Energie 21
Betriebsmittel 22
– Kraftstoffe 22
– Fäll- und Flockungshilfsmittel 22
Abfall 23
– Klärschlamm und Rechengut 23
– Klärsande 23
– Abfälle aus dem Kanalbau 23
Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung 24
Der EBS in Zahlen 25
Glossar 26
Impressum 27
3
VORWORT
Lothar QuastDezernent für Planung,
Bauen, Umweltschutz
und Stadtentwicklung
Die Folgen des Klimawandels, der Ressourcen-
verbrauch oder die Verknappung der Wasser-
reserven gehören heute zu den wichtigen
politischen Themen. Angesichts dieser glo-
balen Entwicklungen sind Bund, Länder und
Kommunen gleichermaßen gefordert.
Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung stellt
sich aktiv diesen Herausforderungen seit
vielen Jahren. Der vorliegende Umweltbericht
gibt einen Überblick über die vielfältigen
Anstrengungen und innovativen Handlungs-
ansätze, die hier verfolgt werden. Er ver-
mittelt einen ersten Eindruck davon, auf
welchem hohen umwelttechnischen und
organisatorischen Niveau die Mannheimer
Stadtentwässerung arbeitet.
In der Vergangenheit wurden erhebliche
Investitionen in den Ausbau des Klärwerks
getätigt und damit die Basis für einen nach-
haltigen Gewässerschutz geschaffen. Das
qualifizierte und verantwortungsbewusste
Betriebspersonal sorgt für den hohen techni-
schen und organisatorischen Standard bei der
Aufgabenerfüllung der Stadtentwässerung.
Durch ein differenziertes Qualitäts- und
Umweltmanagementsystem, das bereits
2002 etabliert wurde, ist die Beachtung der
umweltrechtlichen Anforderungen, eine
strenge Qualitätssicherung, ein kontinuier-
licher Verbesserungsprozess sowie die
Transparenz der Leistungen gegenüber den
Bürgerinnen und Bürgern gewährleistet.
Der Erfolg dieser Maßnahmen spiegelt sich
auch in der Umweltleistung des Eigenbetriebs
wider. Der hohe Abbaugrad der Schadstoffe
im Abwasser ist das Ergebnis einer überdurch-
schnittlichen Qualität der Reinigungsleistung,
wie dies der landesweite DWA-Leistungsver-
gleich belegt: Seit Jahren steht hier der EBS
mit der jeweils besten Beurteilung an der
Spitze der 38 Großkläranlagen in Baden-
Württemberg.
Über seine originären Aufgaben hinaus hat
sich der Eigenbetrieb zum Ziel gesetzt, in
naher Zukunft das Klärwerk energieautark
ohne Bezug von Fremdenergie zu betreiben.
Mit dem verstärkten Einsatz erneuerbarer
Energien für die Strom- und Wärmeerzeu-
gung im Klärwerk und einer Reihe innovati-
ver Projekte – wie beispielsweise der Klär-
schlammvergasungsanlage – kann der Eigen-
betrieb mittelfristig seinen hohen Energie-
bedarf größtenteils selbst decken. Damit
leistet er einen vorbildlichen Beitrag zum
Klimaschutz für Mannheim.
All dies belegt, dass wir in Mannheim für die
Zukunft gut aufgestellt sind, der Eigenbetrieb
Stadtentwässerung eine vorbildliche Leistung
im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und
unserer Umwelt erbringt.
4
VORWORT
Der Zustand unserer Umwelt ist entscheidend
für unsere Lebensqualität, dies gilt auch für
die Zukunft. Neben reiner Luft und gesunden
Böden benötigen wir vor allem sauberes
Wasser. Doch Umwelt- und Gewässerschutz
erfordern wiederum höchsten Einsatz von
Ressourcen, Technologie und Wissen. Gemäß
seinem Selbstverständnis als kompetenter
kommunaler Umweltdienstleister bewirkt der
EBS bei der Abwasserentsorgung den best-
möglichen Schutz der Umwelt.
Nicht nur Aufsichtsbehörden und Fachleute
interessieren sich für die Arbeit der Stadt-
entwässerung Mannheim, sondern auch die
Bürgerinnen und Bürger Mannheims, unsere
Kunden. Deshalb gehört für uns eine trans-
parente Öffentlichkeitsarbeit auch zum
Kundendienst.
Mit diesem ersten Umweltbericht innerhalb
der Stadtverwaltung betritt der EBS Neuland.
Unser Ziel war es, bei der Ermittlung, Bewer-
tung und Aufbereitung relevanter Umwelt-
daten zu aussagekräftigen Umweltkennzahlen
zu kommen, um unsere Umweltleistungen
über den bisherigen Stand hinaus mess- und
nachvollziehbar und für die Öffentlichkeit
transparenter zu machen.
Die Konzeption für den Umweltbericht ent-
stand im Rahmen eines priMA-Projekts
(priMA bedeutet „Prozessverbesserung in
Mannheim“). Tatsächlich ergab sich bei der
Ermittlung der umweltrelevanten Aktivitäten
und Daten aus den betrieblichen Bereichen
ein Lernprozess für alle Beteiligte; mit dem
Fazit: Es ist nichts so gut (dokumentiert),
was nicht noch verbessert werden könnte.
Überdies erfolgte die Material- und Daten-
zusammenstellung in vorbildlicher Gemein-
schaftsarbeit innerhalb des EBS; die Koor-
dinierung und Federführung lag bei Frau
Sabine Pich. Ihr und allen beteiligten Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern gebührt für
diese Pionierarbeit besonderer Dank.
Als zertifizierter Eigenbetrieb (nach der
Umwelt- und Qualitätsnorm ISO 14001 und
ISO 9001) betrachten wir den Umweltbericht
als konsequenten Bestandteil unseres laufen-
den Umwelt- und Qualitätsprogramms. Die
aus dem vorhandenen Datenmaterial abgelei-
teten Umweltkennzahlen sind ein wichtiges
Instrument für die kontinuierliche Verringe-
rung der Umweltbelastungen. Die Umwelt-
bilanz zeigt uns, in welchen Bereichen die
Hebel dafür anzusetzen sind.
Mit der Darstellung unserer Umweltaktivitä-
ten und Umweltleistung bemühen wir uns um
mehr Transparenz und Verständnis für unsere
Arbeit bei unseren Kunden und Auftraggebern
sowie bei der interessierten Öffentlichkeit.
Die umfangreichen Anstrengungen des EBS
sowie der anderen Entwässerungsbetriebe
haben die biologische Vielfalt und Güte der
Fließgewässer deutlich messbar und sichtbar
verbessert.
Der Umweltbericht ist für uns Grundlage und
zugleich Wegweiser für weitere Anstrengungen
um den größtmöglichen Schutz der Umwelt.
Alexander MauritzLeiter des Eigenbetriebs Stadt-
entwässerung Mannheim (EBS)
55
Organisation und
Aufgaben
Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung (EBS)
Mannheim erfüllt die Abwasserbeseitigungs-
pflicht für die Stadt Mannheim und damit
eine wichtige Aufgabe der allgemeinen
Daseinsvorsorge für den Gesundheitsschutz
der Bevölkerung und den Schutz der Umwelt.
Der EBS wurde 1997 aus der Abteilung „Stadt-
entwässerung“ des städtischen Tiefbauamts
als Eigenbetrieb gegründet. Er ist dem Dezer-
nat (IV) für Planung, Bauen, Umweltschutz
und Stadtentwicklung zugeordnet. Aufsichts-
behörden sind das Regierungspräsidium
Karlsruhe als Obere Wasserbehörde sowie
der Fachbereich Baurecht und Umweltschutz
der Stadt Mannheim als Untere Wasserbe-
hörde. Sie kontrollieren und unterstützen die
Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen.
Kontroll- und Auftragsfunktionen sowie be-
stimmte Entscheidungsbefugnisse liegen beim
Gemeinderat und beim Oberbürgermeister.
Die Organe, Zuständigkeiten und Verant-
wortlichkeiten sowie die Wirtschaftsführung
sind in der aktuellen Satzung des Eigenbe-
triebs Stadtentwässerung vom 25. September
2001 festgelegt.
Der EBS verteilt sich derzeit auf drei Stand-
orte. Im Technischen Rathaus (Collini-Center)
haben die Betriebsleitung, die Kaufmännische
Abteilung sowie die Abteilung Planung, Bau,
Betrieb Abwasserableitung ihren Sitz. Standort
des Kanalbetriebs ist der Betriebshof in der
Käfertaler Straße. Im Klärwerk nördlich von
Sandhofen sind die Abteilung Planung, Bau,
Betrieb Abwasserbehandlung und deren Sach-
gebiete angesiedelt.
DER EIGENBETRIEB STADTENTWÄSSERUNG
B E T R I E B S L E I T U N G
(69)
PLANUNG, BAU, BETRIEB
ABWASSERABLEITUNG
(69.2)
Beauftragte für Qualität und Umwelt
Öffentlichkeitsarbeit
(69.010)
PLANUNG, BAU, BETRIEB
ABWASSERBEHANDLUNG
(69.3)
KAUFMÄNNISCHE
ABTEILUNG
(69.1)
Contr./Org./
Personal
(69.110)
Buchhaltung
und Finanzen
(69.120)
Sonder-
bauwerke
(69.2)
Bau
(69.220)
Planung
(69.210)
Kanalbetrieb
(69.230)
Verfahrens-
technik
(69.310)
Maschinen-
technik
(69.320)
E/MSR-
Technik
(69.330)
Abwasser-
chemie
(69.340)
Gewässerschutzbeauftragter
Personalrat
6
DER EIGENBETRIEB STADTENTWÄSSERUNG
Das Qualitäts- und
Umweltmanagementsystem
Der EBS versteht sich als kundenorientierter
kommunaler Service- und Dienstleistungs-
betrieb, der durch Sammeln, Ableiten und
Behandeln von Abwasser für die Einwohner
und Unternehmen der Stadt Mannheim akti-
ven Umweltschutz und präventiven Gesund-
heitsschutz betreibt. Grundlagen seiner
Tätigkeit sind die entsprechenden Gesetze
und Verordnungen bezüglich der funktions-
und umweltgerechten Abwasserbeseitigung
sowie das Prinzip der Wirtschaftlichkeit.
Umweltleitlinien
Nachhaltiger Umweltschutz ist für den EBS
Grundsatz und Verpflichtung bei seiner Auf-
gabenerfüllung. Aus seinem Selbstverständ-
nis als kommunaler Umweltbetrieb hat er fol-
gende Umweltleitlinien verbindlich festgelegt:
Durch Behandeln, Vermeiden und Rückhal-
ten von Abwasser mit funktionsgerechten
Anlagen leistet er einen entscheidenden
Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung
der Gewässergüte.
Der EBS ergreift und unterstützt Maßnah-
men zum Schutz der natürlichen Ressourcen.
Er verpflichtet sich zur Einhaltung aller
gesetzlichen Vorschriften auf der Grundlage
der technischen Regelwerke und erteilten
Genehmigungen.
Bei Erweiterung, Umbau, Neubau und
Unterhaltung von Abwasseranlagen setzt
der EBS umweltschonende Verfahren,
Materialien und Arbeitsmittel ein.
Klärschlamm und Abfälle werden, soweit
möglich, in umweltverträgliche Verwer-
tungskreisläufe zurückgeführt.
Durch Beratung und Kontrolle bei den
Indirekteinleitern wirkt er auf eine umwelt-
schonende, funktionsgerechte Abwasser-
entsorgung hin.
Er unterstützt durch Beratung von Kunden
die Regenwassernutzung und -versickerung
und verringert hiermit den Abwasseranfall.
Der EBS wirkt darauf hin, dass seine Lieferan-
ten und Auftragnehmer die geltenden Ge-
setze und Vorschriften, insbesondere zur
Arbeitssicherheit und zum Umweltschutz,
beachten.
Zur Qualitätssicherung und Garantie für die
Beachtung der strengen Umweltgesetze und
der Einhaltung von Grenzwerten hat der EBS
2002 ein Qualitäts- und Umweltmanagement-
system (QUM) eingeführt.
Dieses basiert auf den Grundsätzen:
Beachtung der geltenden gesetzlichen Vor-
gaben sowie der eigenen Anforderungen
Einsatz der besten verfügbaren Technolo-
gien und Verfahren unter Berücksichtigung
des Wirtschaftlichkeitsprinzips
Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
Integrierter Bestandteil des QUM sind die
Bereiche „Arbeitssicherheit und Gesund-
heitsschutz“
Gemäß den Anforderungen des QUM wurden
die organisatorischen, rechtlichen, wirtschaft-
lichen und technischen Grundlagen und Rah-
menbedingungen des EBS im QUM-Handbuch
beschrieben sowie sämtliche Verfahrens- und
Arbeitsabläufe schriftlich festgelegt. Diese
Verfahrens- und Arbeitsanweisungen, die stets
den betrieblichen oder organisatorischen Ver-
änderungen angepasst werden, dienen den
Mitarbeitern zur Orientierung bei ihrer täg-
lichen Arbeit. Regelmäßig prüfen und bewerten
ausgebildete interne Auditorinnen und Audi-
toren, inwieweit bei der Aufgabenerfüllung in
den einzelnen Bereichen die Umwelt- und
Qualitätsnormen sowie die eigenen Vorgaben
eingehalten werden. Unabhängige externe
Auditoren begutachten jedes Jahr die Arbeits-
abläufe und Prozesse auf Basis der ISO 14001
und ISO 9001. Die Ergebnisse konnten bisher
immer die Wirksamkeit des QUM bestätigen.
Voraussetzung für die Erfüllung der Aufgaben
des Eigenbetriebs Stadtentwässerung unter
Beachtung der geltenden umweltrechtlichen
und technischen Regelwerke sind gut ausge-
bildete, verantwortungsbewusste und moti-
vierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch
fachliche Weiterbildung und regelmäßige
Schulungen u. a. in den Bereichen Arbeits-
sicherheit, Umgang mit Gefahrstoffen sowie
durch systematische Unterweisungen über
Gefahren am Arbeitsplatz trägt der EBS den
sich stets verändernden rechtlichen und fach-
technischen Anforderungen im betrieblichen
Alltag Rechnung.
Zu den Grundlagen des QUM gehört der kon-
tinuierliche Verbesserungsprozess (KVP), an
dem sich auch die Mitarbeiter aktiv beteiligen.
Mit Hilfe von vielfältigen Verbesserungsvor-
schlägen konnte der EBS in den letzten
Jahren Arbeitsaufwand, Kosten und Energie
einsparen. Zudem werden in jedem Jahr intern
als herausragend bewertete Verbesserungs-
vorschläge von der Stadt Mannheim mit einer
Prämie ausgezeichnet. Projekte zur betrieb-
lichen Verbesserung beim EBS erhalten auch
Unterstützung von der OB-Stabsstelle priMA
(Prozessverbesserung in Mannheim).
Betriebspersonal des EBS beim Tag der offenen Tür 2007
7
DER EIGENBETRIEB STADTENTWÄSSERUNG
Umweltziele Benchmarking
Um sich mit anderen (kommunalen) Entwäs-
serungsbetrieben zu vergleichen und die
eigene Positionierung bestimmen zu können,
beteiligt sich der EBS an vier Benchmarking-
Projekten in den Bereichen
Kanalbau
Analytik
Indirekteinleiterkontrolle
Kennzahlenvergleich Abwasser und
Wasserversorgung in Baden-Württemberg
Das systematische und kontinuierliche Ver-
gleichen von betrieblichen Prozessen mit
denen anderer Stadtentwässerungsbetriebe
anhand von Kennzahlen ist die Basis für die
gezielte Verbesserung der eigenen Leistungen.
Ziel
1 Erhöhung der Wirtschaft-
lichkeit durch Reduzierung
des Fremdenergiebezugs im
Klärwerk
2 Optimierung der
Instandhaltungsorganisation
3 Stabilisierung der
Gebühreneinnahmen
4 Prozessverbesserung und
mehr Wirtschaftlichkeit
5 Vertrauensbildung gegenüber
dem Regierungspräsidium
6 Verbesserung der
Umweltkommunikation
Maßnahmen
a Ausbau der Co-Vergärung
b Betrieb der 1. Stufe der Klärschlamm-
vergasungsanlage auf dem Klärwerks-
gelände durch Dritte
c Betrieb einer Wasserturbine
d Neuronale Netze – Ausbau in
drei Stufen
1. Stufe: Klärschlamm, 2. Stufe:
biologischer Reinigungsprozess,
3. Stufe: Netzbewirtschaftung
e Einsatz von Brennstoffzellen/
zusätzlicher Block beim BHKW
Weiterführung des Wartungs- und
Instandhaltungsprogramms (vFM) im
Klärwerk, laufende Erfassung der Daten
der Pumpwerke
Abschaffung der ersatzweisen Berech-
nung der Niederschlagswassergebühr als
Zuschlag zur Schmutzwassergebühr
Fortführung des Benchmarking in den
Bereichen Kanalbau, Analytik und Indirekt-
einleiterüberwachung Benchmarking
Kennzahlenvergleich Abwasser 2006 BW
Eigenüberwachung der Abwasserwerte
Erstellung eines Umweltberichts
Verantwort-
licher Bereich
69.3
69.310
69.3
69.310
69.330
69.3
69.310
69.3
69.330
69.310
69.320
69.1
69.110
69.220
69.340
69.110
69.340
69.010
Erwarteter Vorteil
Zusätzliche Gaserzeugung für Trocknung und
Stromerzeugung
Risikominimierung durch Betreibermodell,
Umweltschutz durch erhöhten Biogaseinsatz,
Wegfall von Transportkosten (CO2-Minderung)
Kostenersparnis durch Eigenstromversorgung
Energieeinsparungen und Verbesserung des
Prozessablaufs
Nutzung der vermehrten Gaserzeugung aus den Maß-
nahmen 1 a und 1 b für zusätzliche Stromerzeugung
Optimierte Instandhaltung; bessere Planung von
Inspektion, Wartung und Instandsetzung; bessere
Nachvollziehbarkeit durchgeführter Arbeiten;
verbesserte Lagerbewirtschaftung; Überblick über
die Betriebskosten einzelner Anlagen; Auswertung
der Tätigkeiten für die Kostenrechnung
Stärkere Gebührengerechtigkeit, Vereinfachung des
Gebührensystems, Anreiz zur Entsiegelung von
Flächen und zur Nutzung von Niederschlagswasser;
höhere Einnahmen- und Kalkulationssicherheit
Effizientere Prozessgestaltung und Organisation;
Kosteneinsparungen
Mittelfristig: Verringerung der Abwasserabgabe
Mehr Transparenz bzgl. Umweltleistung des EBS für
die Öffentlichkeit
Termin
2008/2009
2008/2009
2008/2009
2008-2010
2008/2009
2008/2009
2008/2009
2008
2008
2008
Entsprechend seinen Umweltleitlinien stellt
der EBS jedes Jahr ein Umwelt- und Qualitäts-
programm auf. Hierbei werden u. a. aus den
Umweltaspekten neue (Unter-) Ziele und
Maßnahmen abgeleitet. Der Schwerpunkt im
Umwelt- und Qualitätsprogramm für 2008
liegt im Bereich Energieoptimierung. Durch
eine Reihe von Maßnahmen soll der Fremd-
strombezug weiter reduziert, der CO2-Ausstoß
verringert und darüber hinaus Kosten einge-
spart werden. Ein weiteres Ziel ist die Entlas-
tung der Umwelt durch den verstärkten Ein-
satz von erneuerbaren Energien.
Umwelt- und Qualitätsprogramm für 2008
Materialarten
1 %
12 %
33 %54 %
Kunststoff
Mauerwerk
Beton
Steinzeug
Alter der Kanäle
4 %
13 %
15 %
12 %
36 %
20%
Älter als 100 Jahre
76 bis 100 Jahre
51 bis 75 Jahre
26 bis 50 Jahre
0 bis 25 Jahre
Keine Angaben
Inspektion und Instandhaltung
Gemäß der Eigenkontrollverordnung in Baden-
Württemberg ist der EBS verpflichtet, den
Zustand seiner abwassertechnischen Anlagen
wie auch der Abwasserkanalisation regelmäßig
zu überprüfen. Die Zustandserfassung durch
Kanalbegehung und Kamerabefahrung dient
als Grundlage für die Gewährleistung eines
sicheren Betriebs des Kanalnetzes. Seit 1986
werden in Mannheim auch kleinere Kanäle
mit der Kanalkamera untersucht. Die Zustands-
daten werden vor Ort im Fahrzeug elektro-
nisch gespeichert und in die Kanaldatenbank
„Strakat“ überspielt.
Im Jahr 2007 lag der Inspektionsgrad des Ka-
nalnetzes bei 94,6 %. Davon wurden 73,6 %
der Kanäle mit der Kamera befahren und
21,0 % der Kanäle aufgrund der Größe des
Durchmessers durch eine Begehung inspiziert.
8
Das Mannheimer
Kanalnetz
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
%
Inspektionsgrad des Kanalnetzes 2007
Untersuchungengesamt
DigitaleUntersuchungdurch Kamera-
befahrung
AnalogeUntersuchung
durchBegehung
94,6 %
73,6 %
21,0 %
Das Kanalnetz der Stadt Mannheim, beste-
hend aus Abwasser- und Regenwasserleitun-
gen im öffentlichen Raum, hat eine Länge von
ca. 890 km. Hierbei sind die Hausanschluss-
leitungen nicht mitgezählt, da diese gemäß
Abwassersatzung in ihrer gesamten Länge
bis zum städtischen Kanal dem jeweiligen
Grundstückseigentümer gehören. Das Kanal-
netz wird als Mischwasserkanalisation betrie-
ben, wobei Schmutz- und Niederschlagswasser
gemeinsam abgeleitet werden.
ABWASSERABLEITUNG
Das Kanalnetz im Eigentum des EBS umfasst
eine Länge von ca. 830 km. Die Querschnitte
der Kanalrohre liegen zwischen 250 mm und
3.400 mm. Die Altersverteilung ist sehr unter-
schiedlich, da das Kanalnetz innerhalb eines
Zeitraums von über 130 Jahren gewachsen
ist. Einer der ältesten Kanäle im Stadtgebiet
stammt aus dem Jahr 1877 und wurde aus
Klinkersteinen hergestellt. Obwohl rund 40 %
der Kanäle ein Alter von über 50 Jahren auf-
weisen, ist der Zustand der städtischen
Kanalisation generell als gut zu bezeichnen.
Das Mannheimer Kanalnetz besteht aus
unterschiedlichen Materialarten. Steinzeug
wird für Kanäle mit Durchmesser von 250 bis
800 mm verwendet. Da dieser Werkstoff
schon seit Jahrzehnten zum Einsatz kommt,
stellen Steinzeugrohre mit ca. 442 km den
größten Anteil der Kanalisation dar. Beton u.
Ortbeton wird bei größeren Sammlern und
Hauptsammlern über 1.000 mm eingesetzt.
Deren Länge umfasst derzeit ca. 269 km.
Kanäle aus anderen Werkstoffen wie Kunst-
stoffrohre oder Gussrohre, im Durchmesser
von 250 bis 500 mm, sind derzeit mit einer
Länge von ca. 13 km vertreten. Die ältesten
Kanäle bestehen größtenteils aus Mauerwerk
(ca. 101 km).
9
ABWASSERABLEITUNG
Kanalnetzplan der Stadt Mannheim
10
ABWASSERABLEITUNG
Sanierung oder Erneuerung
Nach der Inspektion werden die Kanäle an-
hand der Befahrungsvideos auf Schäden un-
tersucht und beurteilt. Je nach Ergebnis erfolgt
die Einteilung in Zustandsklassen von null bis
fünf. Kanäle in den Zustandsklassen null und
eins werden sofort saniert.
Je nach Schadensumfang wird festgelegt, ob
der Kanal mittels einer offenen Bauweise zu
erneuern oder, wenn möglich, durch eine
Inlinersanierung in geschlossener Bauweise
zu sanieren ist. Wenn bei einer Kanalerneu-
erung die offene Bauweise aufgrund von
äußeren Bedingungen wie beispielsweise der
Verkehrssituation nicht möglich ist, wird
der Austausch mittels Stollenbauweise oder
im Rohrvortrieb durchgeführt.
Punktuelle Schäden, die nicht die ganze Hal-
tung betreffen, werden mittels Punktaufgra-
bung (Kopfloch) in offener Bauweise saniert.
Beim EBS kommen sechs verschiedene
Sanierungsverfahren zur Anwendung:
Kanalerneuerung
(in offener oder geschlossener Bauweise)
Inlinersanierung
Punktaufgrabung
Robotersanierung
Handsanierung in begehbaren Kanälen
Schachtsanierung
Bei Sanierungsverfahren wird stets die wirt-
schaftlichste Lösung gewählt im Hinblick auf
die Ausführungskosten und die betriebsbe-
dingte Nutzungsdauer, die über die Abschrei-
bungsdauer definiert ist.
Beschwerdemanagement
Im Kanalbetrieb gibt es seit 2002 ein gut
funktionierendes Beschwerdemanagement.
Sämtliche Störmeldungen und Beschwerden
von Bürgerinnen und Bürgern sind im Kunden-
dienstbericht dokumentiert.
Bei Störmeldungen, die den Eigenbetrieb
Stadtentwässerung betreffen, erfolgt die um-
gehende Weiterleitung und Bearbeitung.
Kanaluntersuchung am Kaiserring
Ortstermin mit Bürgervertretern in Sandhofen
Zugleich werden alle wichtigen Daten, die
Ursache der Störung sowie die durchgeführ-
ten Maßnahmen im elektronisch geführten
Kundendienstbericht festgehalten. Meist sind
es verstopfte Regeneinläufe (Gullys), klap-
pernde Kanaldeckel, Ratten oder Geruchs-
belästigung, was die Bürger zum Hörer grei-
fen lässt. In der Regel werden die gemeldeten
Störfälle vor Ort in Augenschein genommen
und – wo möglich – gleich beseitigt.
Die jährliche Auswertung des Kundendienst-
berichts (siehe Diagramm) ergibt wichtige
Hinweise, welche Störfälle häufiger auftreten.
Die entsprechenden Maßnahmen werden
zum Teil auch in Kooperation mit anderen
städtischen Fachbereichen zeitnah durchge-
führt.
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Störmeldungen Kanalnetz 2005-2007
2005
2006
2007
Einsätzegesamt
275
353348
Chemie-unfall
8
Geruchs-belästigung
24 2832
Kanal
11 13 5
Kanal-deckel
58 36 47
Ratten
38 48
75
Regen-einläufe
60
135129
Sonstiges
1730
15
Straßen-absenkung
8 11 153 3
2004 2005 2006 2007
Inlinersanierung 2.494 m 2.300 m 721 m 0 m
Punktaufgrabung 96 Stk. 98 Stk. 103 Stk. 90 Stk.
Kanalerneuerung 518 m 868 m 898 m 1.080 m
Hydraulische Maßnahmen 394 m 750 m 1.296 m 1.540 m
Umfang der einzelnen Sanierungsarten
11
ABWASSERABLEITUNG
Grundstücks-
entwässerung
Seit dem Bau der ersten Kanäle in Mannheim
vor rund 130 Jahren haben sich die hygieni-
schen Verhältnisse und damit die Lebensqua-
lität für die Stadtbewohner gravierend ver-
bessert. Diente bis 1876 der offene Stadtgraben
der Ableitung von Schmutz- und Regenwasser,
so folgte auf die unterirdische Verlegung des
Ringkanals der weitere systematische Ausbau
der Innenstadtkanalisation. Dieser war bis kurz
nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert
praktisch abgeschlossen. 1892 regelte die erste
Hausentwässerungsordnung den Anschluss
der privaten Abwasserableitungen an das
städtische Kanalnetz.
Entsprechend dem raschen Bevölkerungs-
wachstum erfolgte die kontinuierliche Erwei-
terung des Kanalnetzes in die angrenzenden
Stadtteile, deren Abwässer über Pumpwerke
zur 1905 in Betrieb genommenen Kläranlage
abgeleitet wurden.
Bereits in den 1930er Jahren waren 95,5 Pro-
zent aller Mannheimer Haushalte an die öf-
fentliche Kanalisation angeschlossen.
Heute liegt der Anschlussgrad bei 99,87 Pro-
zent. Die noch vorhandenen Abwassergruben
liegen weit verstreut, z. B. auf der Feuden-
heimer Insel (Maulbeerinsel). Für die Dichtig-
keit und ordnungsgemäße Entleerung ist der
Grundstückseigentümer zuständig, die be-
hördliche Aufsicht liegt beim städtischen
Fachbereich Baurecht und Umweltschutz.
Aufgrund des Anschlusszwangs gemäß der
zentralen Abwasserbeseitigungspflicht der
Kommunen legt die Stadt Mannheim fest, in
welchen Gebieten dauerhaft Anschluss an die
öffentliche Kanalisation vorliegen muss. Der
EBS überprüft, wo Anschlüsse wirtschaftlich
vertretbar sind.
Fremdeneinstieg (erbaut 1891) in der Breiten Straße
Alte Kläranlage – von 1905 bis 1973 in Betrieb
Regenwasserversickerung
Im Zuge des sich abzeichnenden Klimawan-
dels mit seinen deutlich häufigeren Stark-
regenereignissen stellt sich die Frage, ob das
Kanalsystem durch dezentrale Regenwasser-
versickerung entlastet werden kann.
Die konventionelle Sanierung überlasteter
Kanalnetze erfolgt durch den Bau von zusätz-
lichem Stauvolumen in Form von größeren
Kanälen oder zusätzlichen Stauräumen.
Dies ist meist mit hohen Investitionskosten
verbunden.
Als alternative Möglichkeit zur Sicherung der
Abwasserentsorgung bietet sich die Abkopp-
lung von am Kanalnetz angeschlossenen Flä-
chen und die dezentrale Versickerung des
Regenwassers an.
12
Dies wurde im Rahmen einer Diplomarbeit in
Kooperation mit der Fachhochschule Lippe
und Höxter am Stadtteil Pfingstberg unter-
sucht. Pfingstberg, ein reines Wohngebiet mit
großem Grünflächenanteil, wurde nun hin-
sichtlich der vorhandenen Siedlungstypen
(Reihenhausbebauung, Einzelhausbebauung,
Geschosswohnungsbau, öffentliche Gebäude,
Verkehrsflächen) analysiert und anhand un-
terschiedlicher Fallbeispiele die Möglichkeiten
aufgezeigt, wie das Regenwasser in den Gärten
bzw. im Verkehrsraum dezentral versickert
werden kann.
Für die Versickerung von Regenwasser kom-
men verschiedene Möglichkeiten in Betracht
wie z. B. die Flächenversickerung, Mulden-
Rigolen-Versickerung und Schachtversicke-
rung (mit Bodenfilter). Ebenso wurden Mög-
lichkeiten zur Regenwassernutzung aufge-
zeigt.
Im Straßenraum kann die Versickerung bei-
spielsweise über sogenannte „Grüne Gullys“
erfolgen, wobei der Anschluss von Dachflächen
ebenfalls möglich ist.
ABWASSERABLEITUNG
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den
Bau von Versickerungsanlagen sind im Wesent-
lichen in der Verordnung über die dezentrale
Beseitigung von Niederschlagswasser des
Landes Baden-Württemberg enthalten und
müssen bei der Neuplanung einer Versicke-
rungsanlage beachtet werden. Darüber hinaus
sind aber auch die Bodenverhältnisse, Grund-
wasserstand und Altlastenflächen zu berück-
sichtigen.
Beispiele für funktionierende offene Regen-
wasserrückhaltungs- und Versickerungssys-
teme gibt es im ökologischen Siedlungsgebiet
Wallstadt-Nord. Hier wird ein Teil des Nieder-
schlagswassers von Dachflächen über offene
Rinnen in Teichanlagen (Lagunen) geleitet.
Mehrere Teiche stehen in kommunizierender
Weise miteinander in Verbindung und bilden
ein Biotop. Sie dienen zugleich zur Regenrück-
haltung und Verdunstung und beeinflussen
günstig das Mikroklima. In Teilbereichen wird
das Niederschlagswasser kontrolliert versickert.
Mit der gesplitteten Abwassergebühr schafft
der EBS Anreize für die Regenwasserversicke-
rung sowie die Entsiegelung befestigter Flä-
chen. Ab 2009 entfällt die bisherige wahlweise
Berechnung der Niederschlagswassergebühr
als Zuschlag zur Schmutzwassergebühr. Statt-
dessen werden diese Gebühren ausschließ-
lich nach der entwässerten Fläche berechnet.
Haushalte oder Betriebe, die ihr Niederschlags-
wasser nicht in den öffentlichen Kanal einlei-
ten sondern versickern lassen, werden somit
entlastet.
Grüner Gully und gewöhnlicher Gully
Ableitung des Regenwassers vom Dach über offene Rinne in die Versickerungsfläche (Lagune)
13
ABWASSERABLEITUNG
Pumpwerke und
Regenwasserbehandlung
Aufgrund der topografischen Lage Mannheims
ist für den zügigen Abfluss des Abwassers
zum Klärwerk eine größere Anzahl von Pump-
werken notwendig. Vom südlichsten Punkt
im Stadtteil Rheinau bis zum Klärwerk im
Mannheimer Norden beträgt das Gefälle bei
einer Entfernung von ca. 22 km nur einen
Meter. Derzeit betreibt der EBS 40 Pump-
werke und wartet 31 Hebeanlagen im Auftrag
des Fachbereichs Straßenbetrieb und Grün-
flächen.
Bei heftigen Regenfällen sorgen 30 Regen-
entlastungsanlagen mit einem Stauvolumen
von insgesamt ca. 186.000 m3 dafür, dass
es im Stadtgebiet nicht zu Überflutungen
kommt. In den Stauräumen wird das Nieder-
schlagswasser zwischengespeichert und
anschließend in die Kanalisation geleitet.
Nach den Bemessungsregeln ist das Kanal-
netz überwiegend ausreichend. Übersteigt
in seltenen Fällen die Wassermenge die
Kapazitäten der vorhandenen Stauräume,
dann wird das Niederschlagswasser nach
mechanischer Reinigung durch die Regen-
auslässe in die Vorfluter Rhein und Neckar
abgeschlagen.
Das Pumpwerk Ochsenpferch
Das älteste und größte Abwasserhebewerk
Mannheims, das Pumpwerk Ochsenpferch,
wurde 1902 bis 1904 nach den Plänen des
damaligen Leiters des Hochbauamts, Stadt-
baumeister Richard Perrey, errichtet. Die
neuromanische, von mittelalterlicher Burgen-
und Kirchenarchitektur angeregte Fassaden-
gestaltung mit seinen Giebelmotiven, großen
Rundbogenfenstern und der Mauerverkleidung
aus grob behauenem Sandstein entsprach dem
Stilempfinden zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Zwischen Neckar und Industriehafen gelegen
verbirgt das anachronistisch anmutende Bau-
werk in seinem Innern modernste Technik –
ein mit elektronischem Prozessleitsystem ge-
steuertes Hebewerk. Die vier Pumpen können
im Dauerbetrieb bis zu maximal 6.200 Liter
Schmutzwasser pro Sekunde aus den südlichen
Stadtteilen und Feudenheim in Richtung
Klärwerk im Mannheimer Norden befördern.
Bei starken Regenfällen und Hochwasser
schalten sich automatisch zusätzlich zwei
Regenwasserpumpen mit einer Förderleistung
von 4.200 Liter pro Sekunde zu, um weitrei-
chende Überschwemmungen im gesamten
südlichen Stadtgebiet zu vermeiden. Regenauslass am Neckar
Im Jahr 2004 wurde das unter Denkmalschutz
stehende Gebäude grundlegend saniert. Das
Pumpwerk Ochsenpferch ist eines der weni-
gen gut erhaltenen Industriedenkmale im
Besitz der Stadt Mannheim und das einzige,
das heute noch seinem ursprünglichen Zweck
dient.
Pumpwerk Ochsenpferch - Aufnahme um 1904
Hochwasserschutz
Die Klimaveränderung und die daraus resultie-
renden Extremwetterereignisse sind auch in
Mannheim ein Thema. Der EBS ist als Stabs-
bereich „Entwässerung“ im Verwaltungsstab
der Stadt Mannheim eingebunden. Da sich in
den letzten Jahren eine Tendenz für Extrem-
regenereignisse abzeichnete, wurde eine
fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppe mit
dem Thema „Schutzmaßnahmen für das
Kanalnetz bei einem Dammbruch“ ins Leben
gerufen. Die Arbeitsgruppe entwickelt anhand
von Szenarien mittels Computersimulation
Maßnahmen, die zum Schutz der Bevölkerung
und von Gebäuden beitragen sollen.
Flockungsfiltration
Der vom Abwasser abgetrennte Klärschlamm
wird in folgenden Verfahrensschritten im
Volumen reduziert:
Schlammbehandlung mit Voreindickung
und Abtrennung des Schlammwassers
Ausfaulung in den Faulbehältern unter
Luftabschluss bei konstanter Temperatur
von 36 °C unter einer Aufenthaltszeit von
bis zu 40 Tagen
Entwässerung des ausgefaulten Schlamms,
Reduzierung des Wasseranteils von 94 auf
70 %
Thermische Trocknung bei Temperaturen
von bis zu 500 °C bis zu einer Restfeuchte
von 5 %
Das getrocknete Klärschlammgranulat von
derzeit ca. 10.000 Tonnen pro Jahr wird noch
bis Anfang 2009 in der Zementindustrie ther-
misch und stofflich verwertet. Ab Frühjahr
2009 erfolgt die Verwertung von 50 % des
getrockneten Klärschlamms in der Klär-
schlammvergasungsanlage (KVA) auf dem
Klärwerksgelände.
14
Das Klärwerk Mannheim Steigende Anforderungen an den Gewässer-
schutz führten in den letzten 20 Jahren zu
höheren Standards in der Abwasserreinigung.
Die Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben
– betreffend die Grenzwerte zur Einleitung
von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor
sowie der Parameter CSB und BSB5 – setzte
Anfang der 1990er Jahre eine grundlegende
Veränderung des Reinigungsprozesses in
Gang. Im Zuge des Klärwerksausbaus wurden
bis 1999 die Filtration, die Schlammtrocknung,
das Rechengebäude und die neue biologische
Stufe fertig gestellt.
Abwasser- und Schlammbehandlung
Unter Einsatz modernster Technik durchläuft
das Abwasser im Mannheimer Klärwerk inner-
halb von 24 Stunden ein aufwendiges Reini-
gungsverfahren in vier Stufen, bevor es geklärt
und gefiltert in den Rhein eingeleitet wird:
Mechanische Abwasserbehandlung mit
Grob- und Feinrechen, Sandfang, belüfte-
tem Fettfang und Vorklärbecken
Biologische Abwasserbehandlung mit Nitri-
fikation, Denitrifikation und biologische
Phosphoreliminierung im Belebungsbecken
sowie mit Nachklärbecken
Chemische Abwasserbehandlung (nur in
Ergänzung) durch Zugabe von Eisensalzen
Das Klärwerk des Eigenbetriebs Stadtent-
wässerung Mannheim reinigt das Abwasser
aus Haushalten, Industrie und Gewerbe im
gesamten Stadtgebiet. Seine Größe ist auf
725.000 EW (Einwohnerwerte) ausgelegt.
Das Klärwerk liegt in einem Landschafts-
schutzgebiet, ca. 500 m vom Rhein und ca.
3 km Luftlinie vom Ortskern Mannheim-
Sandhofen entfernt.
Die Inbetriebnahme des Klärwerks 1973 er-
setzte die Kläranlage auf der Friesenheimer
Insel, deren Kapazität und Reinigungsleistung
den gesetzlichen Anforderungen nicht mehr
entsprachen. Ausgestattet mit den für die
Abwasserreinigung notwendigen Anlagen wie
Zulaufhebewerk, Rechen, Sand- und Fettfang
sowie Vorklär-, Belebungs- und Nachklär-
becken erhielt das neue Klärwerk auch Ein-
richtungen für eine umfassende Schlamm-
behandlung. Bereits bei der Planung wurden
Erweiterungsmöglichkeiten für zu erwartende
steigende Abwassermengen vorgesehen.
Klärwerk Mannheim nach Fertigstellung des Ausbaus 2003
ABWASSERBEHANDLUNG
35
30
25
20
15
10
5
0
Zufließendes Abwasser im Klärwerk Mannheim
Mio. m3/Jahr
2004 2005 2006 2007
31,4
23,0
8,4
28,9
22,9
6,0
31,6
20,9
10,7
32,8
20,6
12,2
SchmutzwasserAbwasser Niederschlagswasser
15
ABWASSERBEHANDLUNG
Lageplan des Klärwerks Mannheim
Legende
2 Zulaufpumpwerk, Abluftwäscher
2 a Abwasserannahmestation
3 Rechenhaus- und Containeranlage
3 a Zulauf, Messung, Dauerprobenehmer
4 Sandfang mit Sandwäsche
4 a Sandablageplatz
5 Fettfang
6 Kreisverteiler Vorklärbecken
7 Vorklärbecken
8 Frischschlammpumpwerk
11 Hochwasserpumpwerk
15 Steuerung Regenüberlaufbecken
16 Stapelbehälter Frischschlamm,
Überschussschlamm
16 a Vorzentrifuge
16 b Anlieferstation Co-Substrate
17 Schlammpumpwerk
18 Faulbehälter
19 Stapelbehälter Faulschlamm
20 Überschussschlammeindickung
20 a Flockungsmittel und Zentralpumpwerk
21 Schlammentwässerung und -trocknung
21 a Vorarbeiter-Büro
22 Klärschlammvergasung (in Planung)
24 Gasbehälter
24 a Schaltraum Gasbehälter/Gasfackel
25 Zentrale Leitwarte und Betriebsgebäude
26 Labor und Sozialräume
27 Energiezentrale (BHKW)
28 Garagen
28 a Schlosserei/Magazin
28 b Werkstätten, Elektro-,
Mess- & Regeltechnik
35 Zwischenpumpwerk Filtration
36 Mittelbauwerk Filtration
37 Filterbecken/Photovoltaikanlage
38 IDM Ablaufmengenmessung
39 a Fällmittelhilfsstation
40 Zwischenpumpwerk Biologie
41 Kreisverteiler Biologie
42 Belebungsbecken
43 Verteilerbauwerk Nachklärbecken
44 Nachklärbecken
45 Rücklauf- und Überschussschlamm-
pumpwerk
46 Gebläsestation und E-Station
47 Fällmittelstation
55 Regenüberlaufbecken
Umweltleistung
Nach der Umweltnorm ISO 14001 ist die Um-
weltleistung die messbare Leistung einer
Organisation im Hinblick auf ihre Tätigkeit
oder Produkte, die auf die Umwelt einwirken
können.
Für den EBS bedeutete dies bisher: Messbare
Ergebnisse seiner Tätigkeit bezogen sich haupt-
sächlich auf die Reinigungsleistung (Abbau-
grad) des Klärwerks anhand der Betrachtung
der kostenwirksamen Parameter CSB, Gesamt-
stickstoff (anorganisch) und Gesamtphosphor.
Der Abbaugrad gilt als wichtigster Indikator
für einen wirksamen Gewässerschutz.
16
Das Sachgebiet
Abwasserchemie
ABWASSERBEHANDLUNG
haltung der gesetzlichen Vorgaben des Was-
serhaushaltsgesetztes (WHG), der Abwasser-
verordnung und der Eigenkontrollverordnung
Baden-Württemberg sowie der Bestimmun-
gen der wasserrechtlichen Erlaubnis zu kon-
trollieren.
Sachverständige Stelle derWasserwirtschaft
Das Sachgebiet Abwasserchemie ist seit 2001
als „Sachverständige Stelle in der Wasserwirt-
schaft“ anerkannt und somit berechtigt, die
qualitätsgesicherte Eigenkontrolle der Klär-
werksgrenzwerte in Abstimmung mit dem
Regierungspräsidium Karlsruhe (der zuständi-
gen Überwachungsbehörde) durchzuführen.
In der Praxis bedeutet dies, dass seit 2007 die
Kontrollen der Ablaufgrenzwerte des Klärwerks
Mannheim durch das Sachgebiet Abwasser-
chemie selbst durchgeführt werden. Die täg-
lich bestimmten Ablaufkonzentrationen der
Parameter wie CSB, Stickstoff und Phosphor
usw. werden monatlich dem Regierungsprä-
sidium elektronisch übermittelt. Durch den
Qualifikationsnachweis „Sachverständige
Stelle“ ist es auch möglich, dass auf Anforde-
rung der Wasserbehörden Abwasseranalysen
bei externen Abwasserbehandlungsanlagen
durchgeführt werden können.
Indirekteinleiterkontrolle
Um zu gewährleisten, dass die Reinigungswir-
kung des Klärwerks durch überhöhte Nähr-
stoffbelastungen (CSB, Nges, Pges) bzw. Stör-
stoffe (z. B. Fette, Öle) oder Bakteriengifte
(z. B. Cyanide) nicht beeinträchtigt wird, wer-
den Einleitungen von Gewerbebetrieben
stichprobenartig an der Einleitstelle in den
Kanal beprobt und im Abwasserlabor analy-
siert. Diese Daten werden in einem Indirekt-
einleiter-Kataster erfasst. Dadurch ist es zu-
sammen mit den Messwerten der Sonden in
den Pumpwerken möglich, Betriebsstörungen
der Indirekteinleiter frühzeitig zu erkennen,
rückzuverfolgen und entsprechende Maßnah-
men zu initiieren.
Um die Verursachergerechtigkeit zu gewähr-
leisten haben Betriebe, die Abwasser mit über-
durchschnittlich hohen Nährstoffbelastungen
in die städtische Kanalisation einleiten, in
Abhängigkeit zur Belastung des Abwassers
und dessen Menge einen Starkverschmutzer-
zuschlag zu entrichten.
Generell besteht zu großen Teilen dieser Stark-
verschmutzer bzw. deren Umweltschutzbe-
auftragten ein guter Kontakt. Hierdurch ist es
möglich, diese Betriebe bezüglich Abwasser-
vermeidungsmöglichkeiten und anderer Ab-
wasserentsorgungsstrategien (z. B. Anliefe-
rung des fetthaltigen Abwassers direkt im
Klärwerk statt verbotenerweise Einleitung in
die Kanalisation) zu beraten. Mittels dieser
Maßnahmen werden manche Fehleinleitun-
gen der Firmen vermieden.
Auch erleichtert dieser Informationsaustausch
Stellungnahmen des Sachgebiets Abwasser-
chemie zu Wasserrechtsverfahren und ver-
kürzt somit Bearbeitungs- bzw. Genehmi-
gungszeiten.Bestimmung des chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB)
Eine besondere Rolle bei der Qualitätssiche-
rung der Abwasserreinigung spielt das Sach-
gebiet Abwasserchemie. Seine Aufgabe ist
die analytische Überwachung des Klärwerks
und der Indirekteinleiter.
Im Hinblick auf die hoheitlichen Aufgaben
des EBS, die Ableitung und Behandlung des
Abwassers der Stadt Mannheim, hat das Sach-
gebiet Abwasserchemie insbesondere die Ein-
1.000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Konzentration und Reinigungsleistung für den Parameter CSB
mg/l
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
%
2004 2005 2006 2007
AblaufZulauf
815
38
855
37
895
784
38 38
Abbaugrad
95 96 96 95
17
ABWASSERBEHANDLUNG
Der EBS beim DWA-Leistungsvergleich
Seit 1974 führt der Landesverband der
Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall (DWA) Baden-Württem-
berg e.V. jährlich einen landesweiten Leistungs-
vergleich der Kläranlagen durch.
Grundlage dieses Vergleichs sind Messergeb-
nisse, die vom Betriebspersonal im Rahmen
der Eigenkontrolle ermittelt werden. Der Rei-
nigungserfolg einer Anlage wird anhand des
Abbaugrads mehrerer Parameter beurteilt.
Die Ergebnisse des Leistungsvergleichs sollen
für die Betreiber und das Betriebspersonal
Anerkennung und Orientierungshilfe sein.
Darüber hinaus hat der Leistungsvergleich
zum Ziel, die Öffentlichkeit über die Umwelt-
leistung der Kläranlagen zu informieren, die
mit ihrer Arbeit einen grundlegenden Beitrag
zum Umwelt- und Gewässerschutz leisten.
Seit über drei Jahrzehnten beteiligt sich der
EBS am DWA-Leistungsvergleich. Die Quali-
tätssicherung und kontinuierliche Verbesse-
rung von Technik und Verfahren schlagen
auch hierbei zu Buche. Seit Jahren steht der
EBS mit den erreichten Abbaugraden bei den
Schmutzfrachtparametern mit der jeweils
besten Beurteilung an der Spitze der 38
Großkläranlagen in Baden-Württemberg.
Die Tabelle zeigt die Reinigungsleistung des
EBS im Vergleich zu den Mindestanforderun-
gen des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG),
den Durchschnittswerten der Kläranlagen in
Baden-Württemberg sowie zu den selbst
erklärten Grenzwerten des EBS.
Mindestan-
forderungen
nach WHG
CSB mg/l 75
Abbaugrad CSB %
NH4-N mg/l 10
Sauerstoffbedarfsstufe
Nges mg/l 13
Abbaugrad Nges %
Pges mg/l 1
Abbaugrad Pges %
Nährstoffbelastungsstufe
Fremdwasseranteil %
20 0 4
EBS Land erklärte
B.-W. Werte EBS
38 27 50
95 94
0,1 1,2 10
1,7 1,3
6,0 9,0 12
86 72
0,3 0,7 0,8
97 87
1 1,7
1 35
20 0 5
EBS Land erklärte
B.-W. Werte EBS
37 26 50
96 94
0,1 1,2 10
1,7 1,3
6,4 8,9 12
89 72
0,3 0,7 0,8
98 87
1 1,7
0 41
20 0 6
EBS Land erklärte
B.-W. Werte EBS
38 26 50
96 95
0,1 1,3 3
1,3 1,3
6,8 11,7 9
89 74
0,3 0,7 0,6
98 89
1 1,7
1,9 41
20 07
EBS Land erklärte
B.-W. Werte EBS
38 23 60
95 95
0,2 0,9 3
1,3 1,2
6,4 10,3 9
89 75
0,3 0,8 0,6
98 89
1 1,6
2,9 41
Reinigungsleistung des Klärwerks 2004-2007 beim DWA-Leistungsvergleich
70
60
50
40
30
20
10
0
Konzentration und Reinigungsleistung für den Parameter
Gesamtstickstoff (anorganisch)
mg/l
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
%
2004 2005 2006 2007
AblaufZulauf
35,1
6,0
57,1
6,4
59,956,4
Abbaugrad
8689 89 89
6,8 6,4
14
12
10
8
6
4
2
0
Konzentration und Reinigungsleistung für den Parameter
Gesamtphosphor
mg/l
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
%
2004 2005 2006 2007
AblaufZulauf
10,4
0,25
11,6
0,26
12,611,9
0,27
Abbaugrad
97 98 98 98
0,25
18
Erneuerbare Energien im Klärwerk
Der Betrieb von Kläranlagen ist bekanntlich
sehr energieaufwendig. Um die 30 Millionen
Kubikmeter Abwasser zu reinigen, die jedes
Jahr aus dem gesamten Stadtgebiet zum Klär-
werk im Mannheimer Norden fließen, wird
elektrische Energie hauptsächlich für den Luft-
eintrag in die Belebungsbecken sowie zum
Antrieb der Pumpen, Motoren und Aggregate
benötigt. Hinzu kommt der Bedarf an thermi-
scher Energie für die Schlammtrocknung und
die Beheizung der Faultürme. Der jährliche
Energieverbrauch des Mannheimer Klärwerks
beträgt ca. 25 Mio. kWh elektrischer Energie
und ca. 29 Mio. kWh thermischer Energie aus
Klärgas.
ABWASSERBEHANDLUNG
Faulbehälter im Klärwerk
Solarzellen auf den Filterbecken
Klärgaserzeugung und -verwertung
Um die steigenden Energiekosten zu reduzie-
ren, setzt der EBS verstärkt auf die Eigener-
zeugung regenerativer Energien.
Seit der Inbetriebnahme des Klärwerks im
Jahr 1973 wird in den Faultürmen aus dem vor-
behandelten Klärschlamm in erheblichem
Umfang Faulgas erzeugt. Die jährliche Menge
von derzeit ca. 11 Mio. m3 Klärgas wird kom-
plett zur Energie- und Wärmeerzeugung im
Klärwerk verwendet. Ein Drittel der Gasmen-
gen dient der Befeuerung der Heißgaserzeu-
ger in der Schlammtrocknung; die restlichen
zwei Drittel werden über Gas-Otto-Motoren
im Blockheizkraftwerk (BHKW) in Wärme und
Energie umgewandelt. Die Abwärme aus der
Schlammtrocknung und von den Gasmotoren
deckt den gesamten Wärmebedarf des Klär-
werks zur Aufheizung der Faulbehälter, sowie
die Heizung und Warmwasserversorgung der
Betriebsgebäude. Seit 2007 kann der EBS auf
den Bezug von Erdgas verzichten.
Die Gasmotoren im Blockheizkraftwerk die-
nen gleichzeitig der Notstromversorgung von
Teilen des Klärwerkes, damit bei längeren
Stromausfällen der Abwasserfluss durch das
Klärwerk aufrechterhalten werden kann.
Bereits in der Vergangenheit wurde die
Energiebilanz im Klärwerk mit einer Reihe
von Maßnahmen verbessert.
Klärschlammdesintegration
In einer der weltweit ersten Klärschlamm-
behandlungsanlagen wurde beim EBS 2002
eine Desintegrationsanlage in Betrieb ge-
nommen. Bei dieser Form der Schlammdes-
integration wird der Überschussschlamm
durch Bestrahlung mit Ultraschall so verän-
dert, dass er in den nachfolgenden Faulbehäl-
tern noch stärker abgebaut werden kann.
Dadurch steigt die Klärgasproduktion und es
fällt weniger Klärschlamm an, der entsorgt
werden muss. Notwendig wurde auch eine
Vergrößerung des Speichervolumens der
Faulgasbehälter von 6.000 auf 10.000 m3.
Bereits nach einem Jahr hatte sich die Inves-
tition dieser Anlage amortisiert.
Turbogasverdichter
Im Jahr 2004 wurde in der Verdichterstation
ein mit Klärgas betriebener Luftverdichter in
Betrieb genommen. Die klimaneutrale Ener-
gieproduktion, die bislang nur dem Blockheiz-
kraftwerk zugute kam, konnte durch den Ein-
satz des Gasmotors noch effizienter genutzt
werden, was neben einer höheren Betriebs-
sicherheit zu weiteren Energie- und damit
Kosteneinsparungen führte.
Photovoltaikanlage
2006 ging die Photovoltaikanlage als größte
Mannheimer Solaranlage in Betrieb. Dabei
wurde die erforderliche Abdeckung der Filter-
becken von einer Fläche von 2.300 m2 mit
dem Aufbau von Solarmodulen sinnvoll ge-
nutzt. Im ersten Betriebsjahr produzierte die
PV-Anlage rund 238.000 kWh Solarstrom, der
zu den geförderten Preisen ins Stromnetz des
örtlichen Energieversorgers eingespeist wird.
19
ABWASSERBEHANDLUNG
Co-Vergärung
Ein weiterer innovativer Ansatz im Energie-
konzept des Klärwerks ist die Steigerung der
Klärgasproduktion durch die Co-Vergärung.
Hierbei kommen Produktrückstände aus der
Nahrungsmittelindustrie oder sonstige leicht
abbaubare organische Substanzen zusammen
mit dem Klärschlamm in den Faulbehältern
zum Einsatz. Durch die vermehrten Faulungs-
prozesse erhöhte sich die Klärgasausbeute
um 80 bis 100 %.
Die Verwertung von 11 Mio. m3 Klärgas in der
Schlammtrocknung, den BHKW und dem HV-
Turbo bringt insgesamt eine CO2-Einsparung
von 33.000 t im Jahr. Mit der Weiterentwick-
lung von Produktion und Verwertung von er-
neuerbaren Energien sowie Energie einsparen-
den Maßnahmen ist es dem EBS gelungen,
den Energiebedarf von Strom, Gas und Wärme
mittlerweile bis zu 60 % selbst zu decken.
Weitere Projekte zur Energieoptimierung sind
in der Planung bzw. werden in Kürze realisiert.
Klärschlammvergasung
Der erste Bauabschnitt der Klärschlammver-
gasungsanlage in Form eines Betreibermodells
wird im Frühjahr 2009 auf dem Klärwerksge-
lände in Betrieb gehen. Diese zunächst vom
Hersteller für ein Jahr zu betreibende Anlage
dient der Synthesegaserzeugung. Der aus-
gefaulte und getrocknete Klärschlamm, der
derzeit noch in einem Zementwerk thermisch
und stofflich verwertet wird, erfährt eine
Klärschlammvergasungsanlage auf der Kläranlage Balingen
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
Verbrauchsentwicklung Energiebezug
MWh
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
20002001
20022003
2004
2005
20062007
2008
Erdgas Strom Summe Energiebezug
Mit dem Ausbau der Co-Vergärung wird
der EBS eine weitere Produktionssteigerung
beim Klärgas erzielen, das in der Schlamm-
trocknung und zur Stromerzeugung ver-
wendet werden soll.
Die Nutzung der Wasserkraft stellt eben-
falls eine wichtige Alternative zur herkömm-
lichen Stromerzeugung dar. Der Eigen-
betrieb will hierbei durch den Bau einer
Wasserturbine im Bereich des Ablaufs
das Gefälle zum Rhein hin nutzen, um ca.
80–100.000 kWh p. a. zusätzlichen Strom
zu gewinnen.
Durch den Einsatz von Künstlichen Neuro-
nalen Netzen erwartet der EBS umfangrei-
che Einsparungen. Unter diesem Begriff ist
ein der Natur nachgeahmter Mechanismus
zu verstehen, der es Computern ermöglicht,
ähnlich wie ein Gehirn zu lernen. Mithilfe
einer übergeordneten Software soll im
Mannheimer Klärwerk der Energieeinsatz
für das Stoffstrommanagement optimiert
werden.
Mit der Umsetzung der beschriebenen Maß-
nahmen lässt sich der Fremdenergiebedarf
des Klärwerks weiter deutlich verringern.
Pro Jahr werden somit ca. 40.000 t CO2 ein-
gespart.
Zukunftsprojekte zur Energieoptimierung
weitere Behandlung. Hierbei entsteht ein
Synthesegas, dessen Menge für die gesamte
Klärschlammtrocknung ausreicht. So wird
der Energiegehalt des Klärschlamms voll-
ständig genutzt und es entsteht bei der Klär-
schlammverwertung vor Ort sowie beim
Abtransport der Reststoffe nur geringer
Transportverkehr – ebenfalls ein wichtiger
Klimaschutzaspekt. Das restliche Granulat
kann problemlos deponiert oder als Recyc-
lingmaterial in der Bauwirtschaft verwendet
werden. Aus dieser Maßnahme wird die
CO2-Einsparung voraussichtlich ca. 7.000 t
pro Jahr betragen.
20
RessourcenverbrauchBei den Tätigkeiten und Verfahren zur Abwas-
serableitung und -behandlung sind Umwelt-
beeinträchtigungen unvermeidbar. Zum einen
durch den Verbrauch von Wasser, Energie und
Betriebsstoffen, zum anderen durch den Anfall
von Abfällen und sonstigen Reststoffen. Die
Betrachtung der Stoffströme und Stoffstrom-
mengen bietet die Basis für Maßnahmen zur
Verringerung der Umweltauswirkungen.
Der EBS ist bemüht, den Ressourcenverbrauch
so gering wie möglich zu halten, wie beispiels-
weise bei der Grundwasserentnahme oder
beim Fremdstrombezug. Die bei der Abwas-
serbehandlung, der Kanalreinigung und der
Kanalsanierung anfallenden Abfallmengen
werden (so weit möglich) reduziert und dem
Verwertungskreislauf zugeführt. Unter diesem
Aspekt ist die Erzeugung von Synthesegas
aus getrocknetem Klärschlammgranulat oder
der Einsatz von gewaschenem Klärsand im
Kanalbau zu sehen.
Die Umwelteinwirkungen bei der Abwasser-
ableitung und -behandlung erscheinen jedoch
– insgesamt gesehen – verhältnismäßig gering,
stellt man diese dem Nutzen der Kanalisation
und des Klärwerks für die Gesundheit der
Bevölkerung und für die Umwelt gegenüber.
Bei der Betrachtung der Umweltbilanz darf
auch der wirtschaftliche Aspekt nicht ausge-
blendet werden; hier zeigt sich bei einer Reihe
von Maßnahmen, dass sich Investitionen in
den Umwelt- und Klimaschutz langfristig
rechnen, wie beispielsweise bei Maßnahmen
zur Energieoptimierung bis hin zum „energie-
autarken“ Klärwerk.
Wasser
Beim Trinkwasserverbrauch verbucht der Ka-
nalbetrieb den größten Bedarf für die Spülung
der Kanalrohre. Durch den Einsatz von zwei
Hochdruckspülfahrzeugen mit Wasserrückge-
winnung kann der Trinkwasserverbrauch re-
duziert werden. Allerdings ist diese Ressour-
cen sparende Technik nur bei Kanalrohren ab
einem Durchmesser von einem Meter einzu-
setzen, wobei genügend Abwasserzufluss vor-
handen sein muss.
UMWELTBILANZ
14.000
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
Trinkwasserverbrauch EBS
m3/Jahr
2004 2005 2006 2007
8.000
Pumpwerke
KLW
1.664
11.600
6.474
548
5.211
1.822
11.600
9.890
621
6.406
1.645
11.600
8.697
743
6.764
1.729
11.600
10.080
1.575
Betriebshof Kanalbetrieb Kanalreinigung
Pumpwerke + Hebeanlagen extern
Das Klärwerk deckt seinen Wasserbedarf
hauptsächlich durch Grundwasser, das über
zwei Brunnen und fünf Pumpen gezogen wird,
sowie durch gereinigtes Abwasser.
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Wasserverbrauch im Klärwerk
Tsd. m3/Jahr
2004 2005 2006 2007
382
gereinigtes AbwasserBrunnenwasser
5.716
204
5.916
209
4.338
143
4.366
21
UMWELTBILANZ
Ein Teil des gereinigten Abwassers wird dem
internen Wasserkreislauf des Klärwerks wieder
zugeführt und als Prozesswasser in folgenden
Anlagen verwendet:
als Kühlwasser in der Schlammtrocknung
BW 21
zur Spülung der Filter im BW 37
in der Sandwaschanlage (ersetzt Brunnen-
wasser)
zur Spülung der Becken des RÜB
Durch Verfahrensänderungen ging der Was-
serverbrauch insgesamt in den letzten Jahren
zurück. 2005 wurde in der Sandwaschanlage
das Brunnenwasser durch gereinigtes Abwas-
ser ersetzt. 2006 konnte durch Optimierung
der Filterspülung der Spülwasserdurchfluss
von 10.000 m3/d auf 5.660 m3/d gesenkt
werden. 2007 erfolgte die Umstellung
der Flockungshilfsmittelaufbereitung von
Brunnenwasser auf gereinigtes Abwasser.
Energie – Strom und Erdgas
Die Entwicklung des Energieverbrauchs im
Klärwerk ist im Zusammenhang mit den Maß-
nahmen zur Eigenenergieerzeugung zu be-
trachten. Durch die gesteigerte Klärgaspro-
duktion konnte der Fremdbezug von Strom
jährlich verringert und der Bezug von Erdgas
gegen Null gesenkt werden.
Mit dem Einsatz des mit Klärgas betriebenen
HV-Turbos (2005) sowie mit der Inbetrieb-
nahme der Photovoltaikanlage (2006) konnte
ebenfalls elektrische Energie eingespart wer-
den.
4.000
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Verwendung gereinigtes Abwasser im Klärwerk
Tsd. m3/Jahr
2004 2005 2006 2007
Kühlwasser BW21 Sandwaschanlage + RÜB
2.000
3.650
66
2.120
3.650
146
2.066
152
2.144
157
2.120 2.066
Spülwasser BW37
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
Entwicklung des Bezugs von Fremdenergie im Klärwerk
MWh/Jahr
2004 2005 2006 2007
StrombezugSumme Energiebezug
27.732
15.563
12.170
22.061
18.000
4.060
21.360
16.483
4.877
10.319 10.283
36
Erdgas
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
Verbrauchsentwicklung elektrischer Energie im Klärwerk
MWh/Jahr
2004 2005 2006 2007
Gesamtbedarf BHKWStrombezug
23.352
15.563
7.790
23.126
18.000
3.2281.898
22.965
16.483
4.662
1.860
3
22.336
10.283
8.943
3.122
238
HV Turbo PV-Anlage
können. Die jährliche Einsatzmenge ist dem-
nach stark witterungsabhängig.
Die Zugabe der Flockungshilfsmittel (FHM)
bei der Schlammbehandlung erfolgt das ganze
Jahr über in gleicher Menge. FHM werden zur
Eindickung des Klärschlamms verwendet; die
vorhandenen Schlammflocken bilden mit
dem Hilfsstoff größere Volumen, so dass der
Schlamm besser entwässert werden kann.
Die Einsatzmenge variiert je nach Umfang
und Beschaffenheit des Ausgangsschlamms.
22
Betriebsmittel
Kraftstoffe
Am gesamten Kraftstoffverbrauch (Benzin,
Diesel) haben die Betriebsfahrzeuge des
Kanalbetriebs den höchsten Anteil. Da die
Hochdruckspül- und Saugfahrzeuge leistungs-
fähige Aggregate mit Dieselmotor antreiben,
ist ihr Kraftstoffverbrauch verhältnismäßig
hoch. Die übrigen Kraftstoffe – Benzin bzw.
Superbenzin – werden bei den täglichen
Dienstfahrten mit dem PKW verbraucht.
UMWELTBILANZ
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
Kraftstoffverbrauch EBS
Liter/Jahr
2004 2005 2006 2007
18.615
DieselSuper + Benzin
122.020
17.110
108.428
13.555
96.850
16.465
125.382
Fäll- und Flockungshilfsmittel
Der Einsatz von Fäll- und Flockungshilfsmitteln
dient der Phosphatelimination bzw. der Pro-
zessverbesserung bei der Abwasserreinigung
und der Schlammbehandlung.
Die biologische Phosphoreliminierung ist im
Sommerbetrieb bei wärmeren Temperaturen
vollständig ausreichend, so dass nur geringe
Mengen an Fällmitteln verwendet werden. Im
Winter dagegen ist für die Fällung der gesam-
ten Phosphatfracht Eisensulfat erforderlich,
um die festgelegten Grenzwerte einhalten zu
2.000
1.800
1.600
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
Fäll- und Flockungshilfsmittelverbrauch im Klärwerk
Tonnen/Jahr
2004 2005 2006 2007
FlockungshilfsmittelFällmittel
1.780
124
1.618
127
1.764
175
1.426
181
23
UMWELTBILANZ
Abfall
Klärschlamm und Rechengut
In der Vergangenheit wurde der ausgefaulte
und getrocknete Klärschlamm auf Grundlage
der Andienungspflicht auf der Mannheimer
Deponie entsorgt. Seit dem im Juni 2005 in
Kraft getretenen Deponieverbot für Klär-
schlamm wird das getrocknete Granulat in
einem Zementwerk stofflich und thermisch
verwertet.
Das Rechengut besteht aus Abfällen wie
Papier, Kunststoffe, Holz, Laub etc., das von
den Grob- und Feinrechen aus dem Abwasser
entfernt wird. Das Rechengut wird über
Rechengutpressen entwässert und in der
Mannheimer Müllverbrennungsanlage ther-
misch verwertet.
Klärsande
Bei der Abwasserreinigung im Klärwerk sowie
bei der Spülung der Kanalrohre fallen große
Mengen Sand an. Sowohl der im Klärwerk
angelieferte Kanalsand wie auch das Sand-
fanggut kommen in die Sandwaschanlage.
Hier werden die organischen Bestandteile
heraus gewaschen. Der gereinigte Sand wird
größtenteils bei offenen Kanalbaumaßnahmen
eingebaut.
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
Jahresmengen der Reststoffe im Klärwerk
Tonnen/Jahr
2004 2005 2006 2007
RechengutKlärschlamm getrocknet
9.840
780
9.491
776
10.585
867
11.040
685
Ab 2009 werden die Hälfte des getrockneten
Klärschlamms und das gesamte Rechengut in
der Klärschlammvergasungsanlage (KVA) be-
handelt. Das verbleibende Restgut (Granulat)
kann deponiert oder als Recyclingmaterial
verbaut werden. Da die KVA auf dem Klär-
werksgelände betrieben wird, entfällt erheb-
licher Transportverkehr, was ebenso ein wich-
tiger Umweltaspekt ist.
Abfälle aus dem Kanalbau
Der bei Kanalbaumaßnahmen teilweise anfal-
lende teerhaltige Straßenaufbruch sowie der
belastete Erdaushub gehören beide nach der
Abfallverzeichnisverordnung zu den gefähr-
lichen Abfällen, die nach dem Kreislaufwirt-
schafts- und Abfallgesetz einer strengen Kon-
troll- und Dokumentationspflicht unterliegen.
Die anfallenden Jahresmengen variieren je
nach Umfang und Art der Baumaßnahmen.
Wird eine geschlossene Bauweise mittels
Inlinersanierung, Stollenbauweise oder Rohr-
vortrieb durchgeführt, fällt dementsprechend
weniger teerhaltiger Abfall an, als bei offener
Bauweise.
Beide Abfallarten, teerhaltiger Straßenauf-
bruch und belasteter Erdaushub, werden auf
der Deponie der ABG-Abfallbeseitigungs-
gesellschaft Mannheim entsorgt.
24
Die Stadtentwässerung arbeitet meist im
Verborgenen. Dementsprechend groß ist das
Interesse der Bürgerinnen und Bürger an
öffentlichen Führungsterminen, die der EBS
regelmäßig in Klärwerk und Kanalbetrieb
anbietet.
Im Jubiläumsjahr 2007 organisierte der EBS
zum zehnjährigen Bestehen des Eigenbetriebs
und 130 Jahren Stadtentwässerung Mannheim
ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm.
Erstmals beteiligte sich der EBS mit seinen
Azubis an der „Langen Nacht der Ausbildung“.
Zum Tag der offenen Tür strömten über 3.000
Menschen ins Klärwerk. Viel Zuspruch bekam
der EBS auch am „Tag des offenen Denkmals“,
wo ca. 700 Besucher den Fremdeneinstieg und
das Pumpwerk Ochsenpferch besichtigten.
Von März bis November fanden insgesamt
125 Führungen an unterschiedlichen Orten
statt. Rund 5.000 Menschen interessierten
sich für die Arbeit des EBS.
Im Jubiläumsjahr erschien eigens eine Bro-
schüre über den Werdegang der Mannheimer
Stadtentwässerung. Zudem fand in Koopera-
tion mit dem Stadtarchiv ein Vortrag über die
historische Entwicklung der Entwässerung
Mannheims statt.
Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört beim EBS
auch das Thema Umweltbildung. Hierbei geht
es darum, der heranwachsenden Generation
die Zusammenhänge zwischen persönlichem
(Konsum-) Verhalten und den Auswirkungen
auf die Umwelt deutlich zu machen. Das
Motto lautet: „Nachhaltiges Lernen“. Und wo
kann dies besser stattfinden als an den Orten
des Geschehens. Klärwerk und Kanalisation
werden dabei zu „Lernorten“, an denen Kin-
der und Erwachsene mit allen Sinnen erleben
und beobachten, wie in komplexen Verfahren
und hochtechnischen Anlagen Abwasser ab-
geleitet, behandelt und geklärt wird.
Seit 2004 beteiligt sich der EBS am Mannhei-
mer Agenda Diplom. Rund 250 Jungen und
Mädchen nutzten in diesem Zeitraum die
Gelegenheit zu spannenden und unterhalt-
samen Ausflügen ins Klärwerk und in den
Kanalbetrieb. Das vom Agenda 21 Büro orga-
nisierte Mannheimer Agenda Diplom mit über
75 Aktionsangeboten von rund 75 Partner-
organisationen wurde im Rahmen der UN-
Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwick-
lung“ als offizielles UNESCO-Projekt ausge-
zeichnet. Dies zeigt, wie bedeutsam diese Art
des Lernens für die allgemeine nachhaltige
Entwicklung eingeschätzt wird.
Zu den Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit
beim EBS gehört auch die fachliche Prüfung
von Projekten zum Themenbereich „Wasser
und Abwasser“, die beim Umweltpreis der
Stadt Mannheim eingereicht werden. An die-
sem Wettbewerb, den die Umweltberatung
des Bau- und Umweltdezernats jährlich mit
großem Erfolg durchführt, beteiligte sich
auch 2007 eine Vielzahl von Organisationen,
Einrichtungen und Verbänden. Sämtliche
sechs Projekte zum Thema Wasser (von insge-
samt 47 eingereichten Anträgen) erhielten
einen Preis.
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND UMWELTBILDUNG
Führung im Pumpwerk Ochsenpferch am Tag des offenen Denkmals
Infostand des EBS bei der langen Nacht der Ausbildung
Kanalspülfahrzeug im
Einsatz beim Tag der
offenen Tür im Klärwerk
25
2,00
1,50
1,00
0,50
0,00
Gebührenentwicklung 1997-2007
Euro
1997
1,35
0,70
1,35
0,70
1,46
0,77
1,46
0,77
1,46
0,77
1,46
0,77
1,46
0,77
1,46
0,77
1,46
0,77
1,58
0,79
Schmutzwassergebühr Niederschlagswassergebühr nach Fläche
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
1,58
0,79
DER EBS IN ZAHLEN – 2007
Allgemeine Daten
Einzugsgebiet Stadtgebiet Mannheim
Fläche ca. 145 km2
Einwohnerzahl ca. 327.000 Einwohner
Anschlussgrad Mannheimer Haushalte an die Kanalisation 99,9 %
Anzahl der Beschäftigten 220 (Stand 12/2007)
Auszubildende 6
Abwassergebühren
Schmutzwassergebühr 1,58 ¤/m3
Niederschlagswassergebühr
– bei der Berechnung über entwässerte Flächen 0,79 ¤/m2 pro Jahr
– bei der ersatzweisen Berechnung als Zuschlag zur
Schmutzwassergebühr 0,72 ¤/m3
Indirekteinleiter
Anzahl der erfassten Betriebe 950
Anzahl der Starkverschmutzer 32
Abwasserableitung
Entwässerte Flächen ca. 7.100 ha
Länge des Kanalnetzes (Mischwasserkanalisation) ca. 830 km
Betriebsfahrzeuge
– Reinigungsfahrzeuge (Spül- und Saugfahrzeuge,
davon zwei mit Wasserrückgewinnung) 6
– TV-Fahrzeuge 2
Pumpwerke und Regenentlastungsanlagen
Regenüberlaufbecken (RÜB) 8
Regenrückhaltebecken (RRB) 7
Stauraumkanäle 15
Gesamtes Rückhaltevolumen ca. 186.000 m3
Pumpwerke 40
Hebeanlagen 31
Abwasserbehandlung, Klärwerk
Einwohnerwerte 725.000 EW
Zulaufmengen des Abwassers zur biologischen Behandlung
– durchschnittlich 1.250 l/s
– max. Trockenwetter 2.000 l/s
– Regenwetter 4.000 l/s
max. Zulaufmenge im Regenwetterfall 10.000 l/s
26
Abbaugrad
Der prozentuale Abbaugrad der Schadstoffe
(CSB, Stickstoff und Phosphor) errechnet
sich aus der Differenz ihrer Vorkommen im
Zulauf des Klärwerks und im Ablauf des
gereinigten Abwassers in den Vorfluter
Rhein, dividiert durch das Vorkommen im
Zulauf.
Anaerobe Klärschlammbehandlung
Die Klärschlammbehandlung erfolgt in
geschlossenen, beheizten Faulbehältern
unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerob).
Bei dem Faulungsprozess entsteht ein Gas-
gemisch aus Methan und Kohlendioxid.
Der ausgefaulte Schlamm wird anschlie-
ßend entwässert und getrocknet.
Belebungsbecken
In der biologischen Reinigungsstufe wer-
den die Prinzipien der natürlichen Selbst-
reinigung in zeitlich geraffter Form ange-
wendet. In den Belebungsbecken findet der
Abbau der gelösten Verschmutzung durch
Mikroorganismen statt.
Blockheizkraftwerk
Im Klärwerk Mannheim dienen drei mit
Klärgas betriebene Anlagen der Erzeugung
von elektrischer Energie und Wärme nach
dem Prinzip der Kraft-Wärme-Koppelung.
Die im Kühlwasser und den Abgasen des
Motors enthaltene Wärme wird für Heiz-
zwecke der Faultürme und der Betriebs-
gebäude im Klärwerk genutzt. Somit lässt
sich der Grad der Energienutzung auf bis
zu 90 % erhöhen und die CO2-Emissionen
reduzieren.
Co-Vergärung
Gemeinsame Verarbeitung von Klärschlamm
und leicht abbaubaren organischen Sub-
stanzen in den Faulbehältern zur Erhöhung
der Klärgasproduktion.
CSB – Chemischer Sauerstoffbedarf
Der CSB ist ein Maß für die Summe aller
organischen Verbindungen im Wasser, ein-
schließlich der schwer abbaubaren. Er be-
schreibt die Menge an gelöstem Sauerstoff
in mg/l, die zur völligen Oxidation der im
Wasser enthaltenen organischen Stoffe be-
nötigt wird. Als chemisches Oxidations-
mittel wird üblicherweise Kaliumdichromat
verwendet.
Klärgas (Faulgas)
Bei der Faulung entstehendes Gasgemisch,
das hauptsächlich aus Methan und Kohlen-
dioxid besteht. Beim Eigenbetrieb Stadt-
entwässerung Mannheim wird das Klärgas
zur Strom- und Wärmeerzeugung sowie als
Energieträger genutzt und deckt damit
einen Teil des Energiebedarfs des Klärwerks.
Klärschlammvergasung
Aus getrocknetem Klärschlamm wird in
einem Reaktor bei Temperaturen bis zu
900 °C Synthesegas erzeugt, das im Klär-
werk zur Gewinnung von Strom und Wärme
verwendet wird. Das verbleibende minera-
lische Granulat wird als Füllmaterial im
Straßenbau oder auf Deponien verwertet.
Künstliche Neuronale Netze
Ein der Natur nachgeahmter Mechanismus,
nach welchem selbstlernende Regel- und
Steuersysteme entwickelt werden. Sie die-
nen dazu, die vorhandenen Anlagenkapazi-
täten des Klärwerks, der Pumpwerke und
der Regenentlastungsanlagen optimal zu
nutzen.
Nährstoffe
Gesamtheit der für die Ernährung von
Organismen notwendigen organischen und
anorganischen Stoffe, wie z.B. Kohlenstoff,
Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor, Schwefel
usw.
Phosphat
Sauerstoffverbindung des Phosphors (PO43-).
Phosphate gehören zu den Nährstoffen, die,
falls sie nicht aus dem Abwasser entfernt
werden, zu Algenwachstum in den Gewässern
führen. Die Eliminierung des Phosphats ist
bei der biologischen Abwasserreinigung
nur mit großem Aufwand möglich. Bei der
chemischen Fällung wird Phosphat unter
Einsatz von Eisen- und Aluminiumsalzen
entfernt.
Photovoltaik
Direkte Umwandlung von Sonnenenergie in
elektrische Energie mittels Solarzellen. Im
Klärwerk Mannheim erzeugte die 2.300 m2
große PV-Anlage auf der Abdeckung der
Filtration im Jahr 2007 rund 238.000 kWh.
Stickstoff
Im Zusammenhang mit den oben aufge-
führten Nährstoffen versteht man darunter
die anorganischen Stickstoffverbindungen
Nitrat (NO3), Nitrit (NO2) und Ammonium
(NH4).
Verdichterstation
In der biologischen Reinigungsstufe benö-
tigen die Mikroorganismen für die biologi-
sche Reinigung eine gleichmäßige Sauer-
stoffzufuhr. Der Lufteintrag erfolgt über
Gebläse; die Druckluft für die Belüftung
der Belebungsbecken wird in der Verdich-
terstation erzeugt. Hier arbeiten vier Turbo-
verdichter mit Elektromotor. Seit 2004 gibt
es einen fünften Luftverdichter mit Klär-
gasantrieb.
GLOSSAR
27
Impressum
Herausgeber, Konzept und Redaktion
Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim
Gestaltung
ID-Kommunikation, Mannheim
Fotos
Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim,
Fachbereich Geoinformation und Vermessung
Stadt Mannheim, Stadtarchiv Mannheim
ID-Kommunikation, Thomas Kilian, F. Sieker
Papier
Gedruckt auf Papier aus
nachhaltiger Forstwirtschaft (9lives Silk)
Druck
WDW Druck GmbH, Leimen-St.Ilgen
Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim
Collinistraße 1
68161 Mannheim
Tel.: 0621/293-5210
Fax: 0621/293-5211
E-Mail: [email protected]
www.mannheim.de/stadtentwaesserung
Biotop im Klärwerk Mannheim
Seitenarm des Rheins im Norden Mannheims (Ballauf-Wilhelmswörth)