Ein Apparat zur mechanischen Bodenanalyse

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Operationen. Apparate und Reagentien. 83 bunden. Soll die Entwicklung vor sich gehen, so neigt man das bis dahin anni~hernd in verticaler Lage erhaltene U-Rohr nach der SeRe des mit bromirter Lauge geftillten Schenkels; das Quecksilber fliesst naeh idieser Seite uud 8ffnet, je nach der Steigung mehr oder weniger der Ammon- salzlSsung den Weg zur bromirten Lauge. Die entwickelten Gasblasen treten, eine Laugenschicht passirend, in das Messrohr. Es bleibt nut ein kleiner Theil der SalzlSsung im engeren Schenkel und in dem Ver- bindungssttlck zurtick, den man durch rasches und starkes Neigen auf die der bisherigen entgegengesetzte Seite mit der Bromlauge zusammenbringt. Das Schtitteln zum Schlusse lasst sich sehr gut durch energisches, stoss- weises Auf- und Abw~trtsbe~vegen des U-Rohres in vergicaler Richtung ausffihren. Die Temperaturausgleichung erfolgt bei diesem Zersetzungs- gefasse ungemein rasch, vor der Zersetzung in der Regel schon in einer Minute. Sinkt der Apparat nicht yon selbst in das Ktlhlwasser ein, so beschwert man ihn mittelst eines zusammengerollten Bleirohres. Der Quecksilberverbrauch in Folge der Oxydation des Quecksilbers dnrch die Bromlauge ist ein nicht in Betracht kommender, wenn man dieBerahrung beider K~irper nicbt l~tnger stattfinden l~tsst als nothwendig. Das yon dem Verfasser verwendete Azotometer ist im Uebrigen dem P. W a g n e r'schen nachgebildet, mit dem Unterschiede, dass Mess- und Zersetzungsgefass sammt verbindendem Kautschukschlauch in einem mit Wasser geffillten Glascylinder untergebracht siud. Ausserdem hat S oxhl et in die obere Oeffnung der Messbtirette ein Rohr mit Glashahn eingepasst, an welches unterhalb des Glashahns -{- f6rmig ein kurzes Gl.asrohr ange- 15thet ist; an das horizontale Stack des--{-RShrchens wird mittelst Kaut- schuksehlauchs der Zersetzungsapparat angehangt. Durch 0effnen des Hahns wird die Communication mit der i~usseren Luft hergestellt; im anderen Falle besteht immer nur Yerbindung zwischen Zersetzungsgefiiss und Messvorrichtung. FAn Apparat zur mechanischen Bodenanalyse, den A 1 e x a n d e r M a 11 e r *) angegeben hat, gehSrt nach K n o p's Eintheilung**) zu den -,Spfil-Apparaten.~ Die Einrichtung desselben wird durch Fig. 1 auf Taft I. ~eranschaulicht. Die Beschreibung gebe ich am besten mR des Verfassers eigenen Worten. *) Landw. Centralbl. Vom Verfasser eingesandt. **) Vergl. die Abhandlung yon Dr. Richard Deetz: ,Ein Apparat zur mechanischen Bodenanalyse." Diese Zeitschr. 1~ 428. 6*

Transcript of Ein Apparat zur mechanischen Bodenanalyse

Operationen. Apparate und Reagentien. 83

bunden. Soll die Entwicklung vor sich gehen, so neigt man das bis dahin anni~hernd in verticaler Lage erhaltene U-Rohr nach der SeRe des mit bromirter Lauge geftillten Schenkels; das Quecksilber fliesst naeh idieser Seite uud 8ffnet, je nach der Steigung mehr oder weniger der Ammon- salzlSsung den Weg zur bromirten Lauge. Die entwickelten Gasblasen treten, eine Laugenschicht passirend, in das Messrohr. Es bleibt nut ein kleiner Theil der SalzlSsung im engeren Schenkel und in dem Ver- bindungssttlck zurtick, den man durch rasches und starkes Neigen auf die der bisherigen entgegengesetzte Seite mit der Bromlauge zusammenbringt. Das Schtitteln zum Schlusse lasst sich sehr gut durch energisches, stoss- weises Auf- und Abw~trtsbe~vegen des U-Rohres in vergicaler Richtung ausffihren. Die Temperaturausgleichung erfolgt bei diesem Zersetzungs- gefasse ungemein rasch, vor der Zersetzung in der Regel schon in einer Minute. Sinkt der Apparat nicht yon selbst in das Ktlhlwasser ein, so beschwert man ihn mittelst eines zusammengerollten Bleirohres. Der Quecksilberverbrauch in Folge der Oxydation des Quecksilbers dnrch die Bromlauge ist ein nicht in Betracht kommender, wenn man dieBerahrung beider K~irper nicbt l~tnger stattfinden l~tsst als nothwendig.

Das yon dem Verfasser verwendete Azotometer ist im Uebrigen dem P. W a g n e r'schen nachgebildet, mit dem Unterschiede, dass Mess- und Zersetzungsgefass sammt verbindendem Kautschukschlauch in einem mit Wasser geffillten Glascylinder untergebracht siud. Ausserdem hat S o x h l e t in die obere Oeffnung der Messbtirette ein Rohr mit Glashahn eingepasst, an welches unterhalb des Glashahns -{- f6rmig ein kurzes Gl.asrohr ange- 15thet ist; an das horizontale Stack des--{-RShrchens wird mittelst Kaut- schuksehlauchs der Zersetzungsapparat angehangt. Durch 0effnen des Hahns wird die Communication mit der i~usseren Luft hergestellt; im anderen Falle besteht immer nur Yerbindung zwischen Zersetzungsgefiiss und Messvorrichtung.

FAn Apparat zur m e c h a n i s c h e n B o d e n a n a l y s e , den A 1 e x a n d e r

M a 11 e r *) angegeben hat, gehSrt nach K n o p's Eintheilung**) zu den -,Spfil-Apparaten.~ Die Einrichtung desselben wird durch Fig. 1 auf Taft I. ~eranschaulicht. Die Beschreibung gebe ich am besten mR des

Verfassers eigenen Worten.

*) Landw. Centralbl. Vom Verfasser eingesandt. **) Vergl. die Abhandlung yon Dr. R i c h a r d Deetz : ,Ein Apparat zur

mechanischen Bodenanalyse." Diese Zeitschr. 1~ 428. 6 *

84 Bericht: Allgemeine analytische Methoden, analytische

cDas Schl~immglas A hat die Gestalt einer gestreckten Zuckerrfibe;

in der HShe des griissten Durchmessers ist es in die 2 gut aufeinander

geschliffenen Theile a und b zerschnitten. Das auf der Figur in knapp

FfinftelgrSsse gezeichnete Schlammglas ist das grSsste bisher vom Yerfasser

benutzte: es ist auf 100 Quadratcentimeter grSssten Querschnitt berechnet.

Am °beren und unteren Ende ist dasselbe gerauht~ damit die auf-

geschobenen Kautschukriihren gehOrig festsitzen. 0ben wird das "]"-R0hr

c befestigt. Mit der unteren Oeffnung ist das Wasserleitungsrohr g ver-

bunden. Es besteht das letztere aus einer weiten KautschukrShre, in

welche oben eine 10 mm weite, 1 0 0 - - 2 0 0 mm lange GlasrShre h und unten

ein angebogenes diekwandiges engeres RShrchen e eingeschoben ist, dessea

wasserdichte Verbindung mit A b durch ein, den Quetschhahn ff tragendes

Kautschukr(ihrehen hergestellt wird.

W~re das T-r(ihrchen c weniger zerbrechlieh, wfirde es in h a ein-

zuschleifen sein.

hls Tritger des Schl~tmmglases A mit Zubeh(ir dient das Gestell B.

Es besteht aus 3 verticalen, circa 6 mm dicken Stahldr~hten a a a , welehe

durch die 3 horizontalen Ringe e, f and e zusammengehalten werden,

unterhalb c dureh libergeschobene MessingrShrehen etwas verdickt and am

untern Ende mit den Stellschrauben b b b versehen sind.

Ausser den zur Befestigung der Yertiealstabe a a a niithigen Schrauben

finden sich 3 andere a a a am Rings f, vermittelst deren die Stellung

des Schlammglases A bestimmt wird. Ft~r enge Sehliimmglaser benutzt

man lange, ffir weite kurze Stellschrauben a a a.

Die Ringe c und e unterscheiden sich yon Ring f dadureh, dass

ihre 0effnung zuvSrderst zu ungef~thr l/a des Durchmessers yon einem angelStheten ~essingdiaphragma verdeckt ist. Auf diesem Diaphragma

ruht ein anderes dtinneres mit , je naeh Bedarf, engerer oder weiterer

centraler 0effnung; seine aussere Kanie ist an 3 Punkten symmetrisch

ausgeschnitten, damit das innere Diaphragma unter den breiten K(ipfchen

der in das griissere Diaphragma eingesetzten Schrauben s s s exeentrisch

verschoben werden kann.

Ring c mit m(iglichst central angeschraubtem Diaphragma sttitzt das

Schliimmglas A b. Ring e hat die Aufgabe, A a sowohl horizontal als

vertical in einer bestimmten Stellung zu A b zu erhalten; man schiebt

ihn mit lose aufgeschraubtem innerem Diaphragma fiber A a and schraubt

hn an die Stiibe B a a a an, worauf die Sehrauben angezogen werden,

0perafionen, Apparate und Reagentien. 85

welche das Schlammglas A zwischen die etwas federnden Diaphragmen der Ringe c und e einpressen.

g und g' sind 2 Arme, welche in beliebiger HGhe auf den Vertical- st~ben yon B aufgeschraubt werden kGnnen, an dem freien Ende eine mit Kork gef~ltterte vertical oder horizontal anfligbare Schraubenklemme tragen und in halber L~nge mit Kniegelenk versehen sind; der eine, g, dient als Halter fGr das T-rGhrchen c, der andere, g', flir das Glas- rohr k h.

Das Gestell B steht in einer flachen Metallschale - - aus Zinkblech oder Kupfer mit oder ohne Ausguss; sie niitzt ebensowoh! f~ir Aufrecht- erhaltung der Reinlichkeit als f~ir Vermeidung yon Yerhsten.

Durch 3 seitlich untergeschobene Keile gibt man der Schale einen sicheren Stand.

Die Menge des f~ir die Schlammung nSthigen Wassers wird durch einen R~hrenapparat bemessen. Da die dem Verfasser zu Gebote stehen- den H~hne sich als untauglieh erwiesen fiir Erhaltung eines constanten Wasserstroms. bis herab zu 5 CC. pro Minute, verfertigte er sich eine Anzahl verschieden eng ausgezogener GlasrShrenmundst~lcke i, welche bei einer gewissen DrackhShe eine gewisse scalenfSrmig zunehmende Wasser- menge ausstrSmen liessen, z. B. 5, 8, 12, 18, 27 CC. etc.

Die Regulirung der DruckhShe versuchte der Yerfasser anf~tnglich durch Benutzung eincs langen Kautschukschlauchs, allein trotz wiederhol- ten Ausknetens und Ausspiilens verunreinigte er doch das durchstrSmende Wasser und gab so zu Verstoptungen der feinen Mundsttlcke Veranlassung. *) M tl 11 c r construirte sich darum ein teleskopisches RShrensystem aus Glas- rShren, welche vermittelst der im unteren Ende etwas getal~en Kaut- schuk-Stopfbtichse wasserdicht, aber doch leicht in einander verschiebbar verbunden sind. Ein mit Quetschhahn versehenes KautschukrShrchen verbindet das Muadstiick mit der teleskopisehen GlasrShre, welche ftir weitere Steigerung des Wasserdruckes nach Belieben durch ein einge- schaltetes RShrenstiiek verl~tngert werden kann.

In der angedeuteten Weise durch Verkiirzung oder Yerl~ngerung des teleskopischen RShrensystems und Anwendung verschieden weiter Mund- stiicke verftigt man fiber jeden beliebig starken Wasserstrom zwischen 5 und 2 - - 3 0 0 CC. pro Minute. Allzuweites Ausziehen wird durch eine

*) Es standen damals nur eingepuder~egrauvulkanisirte Schl~uehe zu Gebote. Die seitdem in den Handel gekommenen glattwandigen rothen oder schwarzen Sehl~uche sollten wohl yon dem geriigten Uebelstande frei sein.

86 Bericht: Allgemeine analytische Methoden, analytische

angemessen lange Schnur verhiitet, welehe das untere Ende des engeren teleskopischen Rohres und dasjenige des n~ehst weiteren verbindet.

Ffir den oft eintretenden Fall, dass das Mundstfick i nicht in alas Glasrohr h hineinreicht, schaltet man ein leichtes KautschukrShrehen ein, in dessert oberes Ende ein Trichterchen und in dessen unteres ein ausgezogenes GlasrShrehen eingeseh~ben ist. In passender Stellung zu i wird es dureh eine Schnur gehalten, welche durch eine oberhalb befestigte Oese gezogen and am freien Ende dureh ein Gegengewicht angespannt ist.

Die Wirkungsf~higkeit der Mundstficke i prfift man durch Auswagen der bei bestimmter hSchster und niedrigster DruekhShe in einer gewissen Zeit ausfliessenden Wassermenge. Man berechnet dieselbe auf eine Minute und notirt sie zur Nummer der in einem Etui vereinigten Mundstficke.

Ffir Schl~mmung mit minimaler Gesehwindigkeit ist es nieht ganz leicht, ein geeignetes Wasser zu beschaffen. Muss ffir jede Schl~mmung wie Sedimentation darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht mit Luft fibers~ttigt ist, welche bei der Operation in Bl~sehenform sich ent- wickeln w~irde, so muss f0_r die feinen Ausflussspitzen, welche bis heranter zu 5 CC. oder weniger Wasser pro Minute geben sollen, ein vSllig faser- freies Wasser angewendet werden. Am besten ist unstreitig in jeder Be- ziehung das destillirte Wasser, doeh kann man aueh Regenwasser anwenden. Fluss- und Brunnenwasser taugen (nach tier nSthigen Correction des Luft- gehaltes) hSehstens ffir Sandschl~mmungen.

Um das Regenwasser oder das destillirte Wasser faserfrei zu machen, hat der Verfasser Filter aus Papier oder organischen Geweben oder auch aus Sand ffir ungeeignet befunden und seine Zuflucht zu einem Metallfilter genommen, welches aus feinstem Messinggewebe nach Art der Falten- oder Sternfilter angefertigt war.

Zur Herstellung des constanten Niveaus in dem Gefasse, -con welchem aus alas Mundst~ick i gespeist wird, w~hle man einen mSglichst weiten Trichter; sehr brauchbar dazu ist die obere H~lfte einer durchge- schnittenen weiten W o u 1 f f'schen Flasche.

Zur verticalen Einstellung des Schl~mmglases A dient ein Senkblei, welches yon der oberen Mfindung yon A a frei in die untere yon A b ein- spielen muss.

Ueber die F~illung des Apparates ist nur wenig zuzuf~gen. Um eines vollkommenen Schlusses zwischen A a and b sicher zu sein, bestreicht man die Sehlifffl~chen mit Talg (in der kt~hleren Jahreszeit) oder mit einem Gemenge aus Talg und Wachs (bei hSherer Zimmertemperatur), natfirlich

Operationen, Apparate und Reagentien. 87

mSglichst sparsam, damit nur die Schlifffl~ehen unzuganglich ffir Wasser werden und nieht ein Talgwulst hervorgepresst wird.

Naehdem A gehSrig zusammengepresst ist, 5finer man den Wasser- leitungshahn so weir, dass in das constante Niveau ein schwacher Strom yon 20--40 CC. pro Minute, etwas mehr als durch das Mundstt~ck, wo- mit die Schl~mmung begonnen werden soll, abfliessen kann, sich ergiesst.

Man 5ftnet nun den Quetschhahn f so weit, class bei unverandertem Zufluss das Wasserniveau in h nahezu constant bleibt, also ebensoviel Wasser in K b ein'tritt, als in h einfliesst, und beginnt, mittelst eines kurzen RShren- trichters, dureh das auf A a aufgeschobene KautschukrShrchen hindureh, in welchem ein seitlieh eingeschobener Draht der entweichenden Luft den Weg often h~lt, die Fiillung des Schl~mmglases mit der vorher im Wasser vertheilten Schl~mmprobe oder kurz, mit der Schl~mmmilch. Letztere wird passender Weise arts einem, mit gutem Ausguss versehenen Porcellan- sch~lchen in den Trichter eingegossen; den Bodensatz sptilt man mittelst Spritzflasche nach. Das TriehterrShrchen wird alsdann durch das -I--rShrchen c ersetzt.

Soltte im Gef~ss A das Wasserniveau dureh Einffillen der Schlgmm- probe nicht his zur ¥ereinigungslinie zwischen a and b gestiegen sein, so giesst man, bei entspreehender Oeffnung des Hahnes f zum Zweck schnellerer Ft~llung in h Wasser aus einer Spritzflasehe nach.

Bezfiglieh der Schl~mmung ist auf Folgendes aufmerksam zu machen. Ffir die Analyse in dem beschriebenen Apparate benutzt man bei

feinerdigen Objecten circa 25 Grin. lufttrockener Substanz. Die Menge grobsandiger Erdproben bemisst man so, dass darin circa 20 Grin. Thon und feiner Sand enthalten ist, welcher letztere durch ein Sieb mit 1/5 bis i/ram weiten Oeffnungen f~llt.

Thonige Bodenproben zerdrfickt man vorsichtig, ohne eingemisehte Sandk6rner zu zerreiben, und zerkocht dann' die abgewogene Mittelprobe in einem (Kupfer- oder Silber)-Kessel, unter Zuhtllfenahme eines Holz- oder mit Kautsehuk tlberzogenen Porcellan-Pistills, mit Wasser, welches so oft erneuert wird, bis es sich nicht mehr trfibt.

Versuehe, den Zasammenhang der Thonkliimpchen durch vorl~ufiges Tranken mit Weingeist zu lockern, sind erfolglos geblieben.

Organische Substanzen zerstSrt man, wenn sie in gr0sserer Menge. zngegen sind, nach vorgi~ngiger Extraction mit S~ure, durch gelindes

RSsten an der Luft, Der beim Zerkochen der Bodenprobe in der Metallschale verbleibende

88 Bericht: Allgemeine analytisehe Methoden, analytische

Sand wird getrocknet und gesiebt und nur der feinere, dessen KSrner

einen geringeren Durchmesser als 1/4 oder J/3 mm haben, sp~iter in die

Schli~mmung gezogen.

Das yam Sand abgegossene trtibe Wasser, die Schli~mmmileh, liisst

man so lunge absetzen, bis es nur noch solche Bodentheilehen aufge-

schli~mmt enth~lt, Welche bei der geringsten, far die Schl~mmung ver- wendeten Stromgeschwindigkeit unbedingt abergefahrt werden warden.

Die mittelst Hebers vorsichtig abgenommene Schliimmmilch wird zur

Scheidung mit Ammonmargarat*) oder zur quantitativen Sedimentation

zurackgestellt, der Bodensatz, wie oben erw~hnt, in das 8chltimmglas gesptilt.

Die 8chl~mmung wird ganz nach Art einer fractionirten Destillation geleitet.

Bei feinem Than- oder Staubsand geht man schnell zu einer Strom- geschwindigkeit tiber, welche ein Drittel bis die Hi~lfte abschl~tmmt. Than-

baden z. B. schl~tmmt man mit einer Geschwindigkeit van 5 mm pro Minute,

damit ist gemeint, dass die Anzahl Cubikcentimeter oder Gramme Wasser,

welches in einer Minute in A einstrSmt, getheilt durch die Anzahl Quadrat-

centimeter, welche den grSssten Querschnitt des Schl~mmglases A - - an

tier Zusammensetzungsstelle van a und b ausdrticken, den Quotienten

0,5 d. i. 0 ,5 Cm. ~ 5 mm gibt. Betriigt der gr(isste Querschnitt van A

100 Quadratcentimeter, so massen 100 CC. Wasser pro Minute das

Scblammglas passiren, um an der weitesten Stelle mit einer Geschwindig- keit van 10 ~nm zu striimen.

Ausser der oben angegebenen Schli~mmrabe yon 100 Quadratcentimeter

grSsstem Querschnitte benutzt der Verfasser zwei engere van 50 und 25

Quadratcentimeter. F a r Schl'~mmungen mit sehr grosser Geschwindigkeit

bis 2000 mm pro Minute wendet er verschieden weite und bis zu 5 Quadrat-

centimeter enge GlasrShren an, welche nach oben hin schneller, nach

unten bin ganz allmi~hlich mShrenartig sich verjangen und in einem

Retortenhalter vertical eingeklemmt sind.

*) Nach sehr zahlreichen Versuchen mit vielerlei Kli~rmethoden und Boden- arten hiilt M i i l l e r diejenige air die sieherste, nach weleher die Schl'~mmmilch mit soviel lauwarmer sehwach weingeistiger AmmonmargaratlSsung versetzt wird, dass sie bei starkem Schiitteln eben sch'~umt, worauf sie durch einige Tropfen Esslgs~ure wieder neutralisirt wird. Die abgeschiedenen Sehmutzflocken sind leicht abzufiltriren und dutch Schmelzen, bez. gelindes RSsten van der Margarinsiiure zu befreien. Blosses Kochen und sogar Eindampfen fiihrt nicht bei allen Bodenarten zur Kl~rung.

Operationen, hpparate und Reagentien. 89

Die Calibrirung der durchsehnittenen weiten Schl~mmriiben kann bei kreisrundem Querschnitte allenfalls mittelst des Millimetermaassstabes aus- gefiihrt werden. Sieherer ist ftlr die weiten wie ftlr die engen Schl~mm- gef~sse die Calibrirung nach Art der Btirettencalibrirung durch Auswiigen der Wassermenge zwisehen 2 Marken, auf welehe das Niveau aus einiger Entfernung mittelst eines Kathetometers einvisirt wird.

Bis zur weitesten Stelle des Schliimmglases strSmt das Wasser mit yon der Eintrittsstelle her abnehmender Geschwindigkeitl; die Erdtheilchen, welche yon der geringsten Stromgeschwindigkeit nicht fortgetragen werden, oder mit anderen Worten, mit grSsserer Geschwindigkeit in unbewegtem Wasser fallen, sinken fortw~hrend zurtick. Die feineren und leichteren Bodenbestandtheile aber, deren Fallgeschwindigkeit geringer als die der geringsten Stromgeschwindigkeit ist, gelangen in den sich verengenden Theil A a und somit in einen rasch beschleunigten Strom, yon welehem sie in das 7--Rohr getragen werden.

Um eine im Querschnitt des Schl~tmmglases gleiehm~ssige Striimung zu erreichen, muss man dem Glase eine langgestreekte Form ohne stark gekriimmte Curvenlinien im Liingenschnitt geben und ausserdem fQr axialen Einfluss und "Ausfluss der Sehl~mmfltissigkeit sorgen. Die Gleich- miissigkeit des Stromes kann ausserdem durch einen Rtihrdraht unterstiltzt werden, welcher durch das 7--Rohr bis in das untere Ende der Schl~tmm- riibe eingeschoben wird und mit leiehter Federung an die Glaswand sich anlegt; vermittelst desselben gibt man dem Inhalt yon A eine langsam rotirende Bewegung, welche dem unsymmetrisch axialen Aufsteigen des unten einstrSmenden Wassers entgegenwirkt und letzteres in einer Sehrauben- linie naeh oben ftihrt. Bei zu schnellem Rilhren wtirde die Centrifugal- kraft stSrend auftreten. Der Rtlhrdraht ntitzt ausserdem zum Aufrilhren dicht abgesetzten Sandes, sowohl bei Wiederaufnahme einer abgebrochenen Schl~mmung, als aueh im Laufe der Sehl~mmung, und befSrdert die Aus, sptilung leichter abscbl~mmbarer Theile.

Die Schli~mmung, welche wir beispielsweise als mit 5 mm Gesehwindig- keit pro Minute in Gang gekommen annehmen, wird so lange fortgesetzt, als das abfliessende Wasser merkbar getrtibt ist. Man versti~rkt dann dutch Einsetzen grSberer Mundstlleke oder ErhShung des Wasserdruekes nach und naeh den Wasserstrom, ithnlich wie .bei Destillationen die Heizung, und controlirt yon Zeit zu Zeit die aus Mundsttiek und Druck- hShe abgeleitete Stromgeschwindigkeit durch Wltgen oder l~Iessen des w~hrend einer oder mehrer Minuten aus ~k abfliessenden Wassers.

90 Berieht: Allgemeine analytisehe Methoden, analytische

Verunreinigung der Mundstticke beseitigt man durch Digestion der (getrockneten) Mundstiicke mit etwas Chromsaure enthaltender concentrir- ter Schwefelsaure.

Mundsttieke, welche mehr als 300 CC. Wasser pro Minute geben, sind kaum nOthig. Bei grSsserer Stromgeschwindigkeit benutzt man ftlr weite Schliimmgliiser directen Zulauf aus einem Wasserleitungshahn - - mit Vermeidung yon Luftblasen.

Die mechanische Zerlegung der Bodenbestandtheile, welche in Wasser mit geringerer Geschwindigkeit als (beispielsweise) 5 mm fallen, geschieht in ~thnlicher Weise, wie die der schwereren. Wenn sie in eine (grosse) Glasbtichse abgeschliimmt war,n, so schtittelt man sie mit dem Schlamm- wasser auf, lasst bis zur Absetzung eine nach der Fltissigkeitss~ule be- rechnete Zeit lang ruhig stehen und bringt den Bodensatz in das weiteste Schliimmglas. In dieses und nach Befinden durch dieses unmittelbar aus einem kleineren Glase zu schl~tmmen, gew~thrt keinen, der grSssern Complicirtheit entsprechenden Yortheil; h~ichstens nur dann, wenn man eine Bodenprobe in wenige gewisse Gruppen yon Bestandtheilen in e i n e r Operation zerlegen will. Bei Thonproben erfordert die Schliimmung mit I 2ram Geschwindigkeit (5 CC. Wasser) pro Minute wenigstens einen vollen Tag, bedarf aber nur zeitweiliger Beaufsichtigung and kann daher auch wahrend der h~acht in Gang gehalten werden. Die Geschwindigkeit kann nicht zu-, sondern hSchstens abnehmen, wegen Yerunreinigung des fein- ausgezogenen Mundsttickes.

Wegen speciellerer Anleitung zur Schli~mmung wie zur Sedimentirung als einer erganzenden Maassregel filr die Bodenbestandtheile, welche weniger als einen halben Millimeter pro Minute in Wasser fallen, ist auf die Abhandlung in F. ~ o b b e 's Landw. Versuchsstationen Bd. X, Heft 1 und auf die daselbst mitgetheilten Schlammanalysen zu verweisen.

Die gef~thrlichste Klippe der Schl~tmmanalyse ist die Ungleichheit der StrSmung an den ~erschiedenen Punkten des Querschnittes. Bei manchen vielbenutzten Schli~mmapparaten finden sogar auf und niedergehende StrSmungen statt! Die damit ausgeffihrten Analysen kSnnen selbstvor- sti~ndlich irgend welchen wissenschaftlichen Werth nicht beanspruchen, and da die Fehlerquelle keine constante, sind die ¥ersuchszahlen nur inner- halb sehr weitgesteckter Grenzen unter sich vergleichbar.

Diese Fehler zu vermeiden war eine Hauptaufgabe bei der Construction des Apparates, aber trotz aller ¥orsichtsmaassregeln ist das Ziel noch

Operationen, Apparate und Reagentien. 91

nicht erreicht. Der Verfasser glaubt jedoch durch den <,Stromausgleieher, einen bedeutenden Fortschritt gemaeht zu haben.

Der <<Stromausgleicher* d d d besteht aus 2 oder mehreren an

einer gemeinschaftlichen Achse befestigten Scheiben yon feinem Draht-

gewebe, welche dem Querschnitt der Schl~mmriibe in versehiedener HShe

angepasst sind und dem yon unten aufsteigenden Wasserstrom durch den

ganzen Querschnitt hindurch eine gleiehm~ssige Reibung entgegenstellen.

Um das Ansetzen yon Schlamm und Sand am Sieb m5glichst zu

verhilten, ist die Achse des Ausgleichers oben mit einem Schraubenge-

winde versehen, welches yon einem durch das T-RShrchen eingesehobenen

und mit Schraubenmutter versehenen Draht , den ¢Sehfittler*, gefasst

werden kann. Mittelst desselben bewegt man den Ausgleicher yon Zeit zu Zeit stossweise ein wenig auf und nieder. *)

Die Einffihrung des Stromausgleichers versprieht ferner einen sehr

willkommenen Dienst bei der Sedimentationsanalyse. Letztere erfreut sich

wegen angeblicher Leichtigkeit der Ausftihrung einer grossen Popularit~t,

aber Niemand dfirfte noch das Problem gelSst ha.ben, dabei die obener-

w~hnten WirbelstrSmungen zu verhliten oder genau zu bereehnen, was

w~hrend der Sedimentation gemass der verschiedenen Wegl~ngen yon den

verschiedenen HShen der Flfissigkeitss~ule in den Bodensatz libergeht.

Ohne LSsung dieser Problemo aber ist die gebr~uchliche Sedimentation

nur als ein diirftiger Nothbehelf zu betraehten.

Mit Benutzung des ,~Ausgleichers>> kann die Sedimentation in eine

abgekiirzte Schl~mmung verwandelt werden und wfirde hierzu folgendes

Yerfahren vorzuschlagen sein.

Man benutze statt der ganzen Schl~mmriibe A nur den untern

Theil b, doch mit einer Yerl~ngerung des weitesten, eylindrischen Theils

*) Eine recht anschauliche Probe auf die Gleichm~ssigkeit tier StrSmung dutch den ganzen Querschnitt hindurch mi~sste es sein. aus versehieden gef~rbtem glasigen Material grSberen his allerfeinsten Staubsand herzustellen und daraus durch fractionirte Schl~mmung verschiedenartige Schl~mmproducte auszuscheiden, z.B. fi~r Roth yon 0,5--1,0, 90--100~ 900--1000ram ; fi~r Gelb yon 5--10, 200 his ~50, 1200--1300ram : fflr Gri~n yon 30--40, 500-550, 1700 - 1800 mm; fiir Blau yon 60--70, 700--7507 2000 ~100mm etc. Fallgeschwindigkeit pro Minute. Werden die hier aufgez£hlten 12 verschiedenwerthigen, durch einander gemiseht, in die grSsste Schl~mmriibe gebracht, so miissen sie bei ,,ausgeglichener" StrSmung scheibenfSrmig aus einander heraustreten und iibereinander sich er- heben, um bei Absehluss des Stromes seheibenfSrmig zu Boden zu fallen un¢l eiaen geb~nderten Bodensatz zu bilden.

92 Bericht: Allgemeine analytischo Methoden, analytische

und setze in denselben einige Drahtgewebe horizontal bis an die untere Granze des cylindrischen Theiles ein. Die zu schlammende Thonmilch giesse man bei h ein und lasse darauf eine der gewt~nschten geriagsten Fallgeschwindigkeit entsprechende Menge Wasser pro Zeiteinheit nach- fliessen, bis die Schlammmilch im Trichter dem Rande sich n~hert. So- bald das geschehen, saugt man dieselbe, unter fortdauerndem Wasserzufluss, immer nahe der Oberfl~che sich haltend, bis zur obersten Drahtscheibe ab. Man wird diese Operation kaum mehr als zweimal zu wiederholen brauehen, um alle Bodenbestandtheile yon geringerer Fallgesehwindigkeit, als dem Zufluss und Querschnitt entspriGht, abgesondert zu haben.

Ftir grSbere Bodenbestandtheile w~hlt man engere Schlammtrichter und scht~ttet dieselben direct hinein, ehe die Ausgleicher eingesetzt werden *

Der Yerfasser bespricht schliesslieh noeh kurz den im Prineipe ~hnliehen Schl~mmapparat yon E. S c h S n e , vergl, diese Zeitschr. 7, 29.

Ueber die Verwendung der comprimirten Luft zur Filtration y o n

Fliissigkeiten hat W. L e u b e *) gelegentlich der Einrichtung eines Ap- parates f~ir die Anwendung comprimirter und verdtinnter Luft bei Lungen- und Herzkrankheiten Versuche angestellt. Er liess zu diesem Zweeke zwei Ti'ichter yon Kupferbleeh anfertigen, deren weite Enden luftdieht auf einander gesehraubt werden k~nnen. In den unteren Blechtrichter ist ein genau anschliessender Glastrichter dureh Verkittung luftdicht ein- gef0gt. Der untere Blechtrichter l~tuft mit seinem schmalen Ende durch einen Kautsehukpfropf, dureh welchen ausserdem eine gebogene GlasrShre gesteckt wird. Der Kautschukpfropf selbst schliesst luftdieht eine Glas- flasehe, in welche filtrirt werden soll; in den Glastrichter ist ein kleiner Platinconus und ein gut anschliessendes gen~isstes Papierfilter in bekannter Weise eingelegt. An die R6hre des (umgekehrt stehenden) oberon Blech, trichters endlieh wird ein Kautschuksehlauch angebracht und dieser mit dem Hahn in Verbindung gesetzt, weleher die comprimirte Luft aus dem betreffenden Luftcompressionsapparat ausstrSmen l~tsst.

Bei der Filtration yon Flt~ssigkeiten zeigt Sich nun, dass, indem die comprimirte Luft anf den Flassigkeitsspiegel drt~ckt, eine betrachtliche Beschleunigung des Filtrationsvorganges erzielt werden kann. Die Be- schleunigung ist ziemlich dieselbe, wenn man den oberen Trichter mit der fl'eien Luft c0mmuniciren lasst, die gebogene Glasr6hre dagegen mit

*) Sitzungsberichte d. physikal.-medicin. Societ~t zuErlangen; Sitzung yore ~6. Juni 1876 und D i n g l e r ' s pol. Journ. 221~ 347.