EIN MASTERPLAN FÜR DIE RENATURIERUNG DER UNTEREMS … · Das Renaturierungskonzept soll im Dialog...

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Dokumentation des Workshop-5 EIN MASTERPLAN FÜR DIE RENATURIERUNG DER UNTEREMS 16. Mai 2014 in Leer

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Dokumentation des Workshop-5

EIN MASTERPLAN FÜR DIE RENATURIERUNG DER UNTEREMS16. Mai 2014 in Leer

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 1

Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“ Bearbeitung: Beatrice Claus, Vera Konermann, Elke Meier September 2014 Cover: Pilotprojekt an der Schelde (Belgien): der Tidepolder Lippenbroek

Quelle: Universität Antwerpen

Mit Unterstützung von:

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 2

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ................................................................................................................................ 3

1.1 Das Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“ ................................................................... 3

1.2 Der erste, zweite, dritte und vierte Workshop Naturschutz .... Fehler! Textmarke nicht

definiert.

2. Der fünfte Workshop Naturschutz ......................................................................................... 7

2.1 Ziele ......................................................................................................................................... 7

2.2 Ablauf ...................................................................................................................................... 7

3. Zusammenfassung der Vorträge ............................................................................................ 9

3.1 Bericht über die Ergebnisse der Alternativenprüfung des Landes Niedersachsen, Vera Konermann, BUND Niedersachsen ............................................................................... 9

3.2 Bewertung der Ergebnisse der Alternativenprüfung durch die Umweltverbände BUND, WWF und NABU Teilprojekt Wasserbau ............................................................................. 11

Elke Meier, NABU Niedersachsen .......................................................................................... .

3.3 Der Masterplan Emsästuar 2030 ......................................................................................... 14

Beatrice Claus, WWF Deutschland ......................................................................................... .

3.4 Aktualisierter Ausblick…………………………………………………………….……………………………..16 Beatrice Claus, WWF Deutschland……………………………………………………………………………… 4. Ergebnisse der Abschlussdiskussion .................................................................................... 17

5. Teilnehmerliste ..................................................................................................................... 18

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 3

1. Einleitung

1.1 Das Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“

Die Projektpartner

Im Rahmen des Projektes „Perspektive Lebendige Unterems“ soll die Perspektive einer lebendigen renaturierten Unterems entwickelt und visualisiert sowie Möglichkeiten zu deren Umsetzung aufgezeigt werden. Es ist ein gemeinschaftliches Vorhaben der Umweltverbände BUND Nieder-sachsen, NABU Niedersachsen und WWF Deutschland sowie der Technischen Universität Berlin. Es besteht aus den Teilprojekten „Wasserbau“, „Naturschutz“, „Visualisierung“ und „Kommunika-tion“. Als Consultants arbeiten das DHI-WASY im Teilprojekt „Wasserbau“, BioConsult im Teil-projekt „Naturschutz“ und „Lenne3D“ im Teilprojekt „Visualisierung“ mit. Die Partner wollen von November 2010 an bis Sommer 2013 im Dialog mit Akteuren vor Ort ver-schiedene Szenarien für die Renaturierung der Unterems entwickeln. Zwischenzeitlich wurde das Projekt um 1 Jahr verlängert und soll seinen Abschluss im Sommer 2014 finden. Das Vorhaben dient in erster Linie der Entwicklung eines Konzeptes der Naturschutzverbände für die Lösung der ökologischen Probleme der Unterems. Darüber hinaus sollen Erkenntnisse auch in parallele Pro-zesse zur Sanierung und Entwicklung der Unterems einfließen.

Zusammengefasst finden folgende Aktivitäten im Projekt statt:

• Entwicklung von Naturschutzzielen für die Unterems; • Aufbau eines Dialogprozesses mit Natur- und Umweltschützern vor Ort; • Entwurf und Visualisierung mehrerer Renaturierungsszenarien; • Interaktive Weiterentwicklung der Szenarien im Dialog mit anderen Akteuren; • EU-weiter Erfahrungsaustausch mit ähnlichen Projekten; • Bewertung der Szenarien hinsichtlich der Erreichung der Naturschutzziele, der Auswirkungen

auf die aktuellen Nutzungen an der Ems, der Realisierbarkeit, des Unterhaltungsaufwandes und der Eingriffsminimierung;

• die Vorbereitung der Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen

Naturschutzziele für die Unterems

Das Renaturierungskonzept soll im Dialog mit Natur- und Umweltschützern vor Ort entwickelt werden. Im Verlauf der Projektperiode 2010 bis 2013 haben insgesamt vier Workshops dazu statt-gefunden, zu denen die Ortsgruppen der lokalen Umweltverbände, niederländische Umweltver-bände, aber auch betroffene Behörden und interessierte Einzelpersonen eingeladen wurden.

Bereits auf dem ersten Workshop Naturschutz im März 2011 verständigten sich das Projektteam und die Teilnehmer auf folgende übergeordnete Naturschutzziele:

1. Die Wiederherstellung einer Gewässergüte, die die Wiederansiedlung der charakte-ristischen aquatischen Lebensgemeinschaft ermöglicht.

2. Die Regeneration ästuariner Lebensräume, um räumliche und funktionale Verluste der Vergangenheit zu kompensieren.

3. Die Sicherung der vorhandenen Wertigkeiten für Vögel; ggf. unter Nutzung von Binnendeichflächen.

Ziel 1 wurde als Bewertungsgrundlage für eine ausreichende Gewässergüte und damit für eine erfolgreiche Sanierung der Unterems weiter konkretisiert:

• ganzjährig mindestens 4 mg Sauerstoff/Liter in der gesamten Wassersäule • im Mittel weniger als 100 mg Schwebstoff/Liter im Süßwasserbereich

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Untersuchung verschiedener Lösungsansätze

Im Rahmen dieses Projektes haben die Umweltverbände verschiedene Ansätze zur Sanierung der Gewässerökologie der Unterems untersucht. Alle untersuchten Ansätze gehen vorerst davon aus, dass die derzeit planfestgestellten Fahrwassertiefen in der Ems erhalten bleiben. Zu den Lösungs-ansätzen gehören folgende Szenarien: A Verflachung der Unterems zwischen Leer und Papenburg

(Verlegung der Berufsschifffahrt auf einen Kanal)

B Ästuarverlängerung Verlängerung des Emsästuars durch den Abbau des Tidewehrs in Herbrum in Verbin-dung mit der Anlage von zwei Tidepoldern

C Tidepolder – Wiesenvogelschutz binnendeichs C1-2 Anlage mehrerer Tidepolder und/oder Rückdeichungen (> 50% ästuartypische Lebensräume im Vorland, Entwicklung von Wiesenvogellebensräumen im Binnenland) C3 Anbindung alter Flussschleifen und Wiederherstellung von Stromrinnen

D Tidepolder – Wiesenvogelschutz außendeichs

Anlage mehrerer Tidepolder und/oder Rückdeichungen (Erhalt der EU-Vogelschutzgebiete im Vorland, Entwicklung ästuartypischer Lebensräume weitgehend in den geschaffenen Tidepoldern und/oder ausgedeichten Flächen)

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 5

1.2 Aktivitäten im Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“

Der erste, zweite, dritte und vierte Workshop Naturschutz

Der erste Workshop Naturschutz

Bei dem ersten Workshop im März 2011 ging es zunächst darum, übergeordnete Naturschutzziele für die Unterems zu diskutieren und Ortskenntnisse der lokalen Naturschützer zu erfolg-ten/geplanten Maßnahmen und heutigen ökologischen Wertigkeiten zu sammeln. So verständig-ten sich das Projektteam und die Teilnehmer im März auf die Formulierung der bereits genann-ten, übergeordneten Naturschutzziele für die Unterems und trugen weitere wichtige naturschutz-fachliche Informationen und Maßnahmenvorschläge auf einer Karte zusammen.

Der zweite Workshop Naturschutz

Auf dem zweiten Workshop im September 2011 diskutierte das Projektteam mit lokalen Natur-schützern und Behördenvertreter die zwischenzeitlich im Projekt weiter konkretisierten Natur-schutzziele, die wasserbaulichen Ergebnisse zu dem Szenario A (Verflachung der Unterems) sowie die ausgewählten Szenarien für die Renaturierung der Ems. Nachmittags erarbeiteten Teilnehmer eine Übersicht besonders defizitärer Biotoptypen an der Unterems, benannten relevante Parame-ter für die Regeneration von Lebensräumen und ergänzten die Liste der Leitarten bzw. Leitfunkti-onen für verschiedene Abschnitte der Unterems. Auf dieser Basis hat das Teilprojekt Naturschutz zwischenzeitlich konkrete Maßnahmenvorschläge und Entwürfe der Renaturierungszenarien erarbeitet.

Ergebnis Szenario A: Verflachung der Unterems auf der Strecke zwischen Leer und Papenburg unter der Voraussetzung, dass die Berufsschifffahrt auf einen Kanal in diesem Bereich verlagert wird. Unterstellt wurde, dass mit Hilfe dieser Maßnahme die Gewässergüte der gesamten Un-terems (Herbrum bis Emden) substantiell verbessert werden könne. Die Wirksamkeit der be-schriebenen Maßnahme auf die Wasserstände, Strömungsverhältnisse und den Schwebstofftrans-port wurde mit einem hydronumerischen Model der Ems geprüft. Ergebnis ist, dass eine Verfla-chung der Ems als Maßnahme zwar grundsätzlich zielführend sein kann, dass der Umfang der Maßnahme jedoch bei Weitem nicht ausreichen würde, um die notwendige ökologische Sanierung der Unterems herbeizuführen. Daher wird dieser Ansatz im Projekt Perspektive Lebendige Un-terems nicht weiterverfolgt.

Der dritte Workshop Naturschutz

Beim dritten Workshop im Februar 2012 wurden nun die im Projekt erarbeiteten Maßnahmenvor-schläge für die Renaturierungsszenarien für die Unterems vorgestellt und mit den Teilnehmern, u.a. anhand von Kartenarbeit, diskutiert. Dabei hat das Projektteam viele wertvolle Hinweise und Anregungen zu den auf den Karten verorteten Maßnahmenvorschlägen erhalten. Die große Fach-kenntnis der Teilnehmer spiegelt sich vor allem in besonders lokal bezogenen Beiträgen wieder, anhand derer die Maßnahmenvorschläge aus ökologischer Sicht überarbeiter und die Renaturie-rungszenarien verfeinert werden konnten.

Im Anschluss an den Workshop hat das Projektteam das letzte noch offene Renaturierungsszena-rio C3 wie folgt definiert: Das Szenario C3 sieht anstelle der bisherigen großräumigen Polder eine Sanierungsvariante mit der Anbindung bzw. Wiederherstellung von sieben historischen Flussschleifen und der zusätzli-chen Schaffung einer Stromspaltung bei Midlum vor.

Der vierte Workshop Naturschutz

Im Rahmen des vierten Workshops am 14.Dezember 2012 wurden die Ergebnisse aus den drei Workshops und unserer Projektarbeit sowie die ausgewählten Renaturierungsszenarien vorge-stellt und mit den Teilnehmern diskutiert.

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Als Fazit der wasserbaulichen Analysen konnte festgestellt werden, dass alle untersuchten Maß-nahmen zu einer Verbesserung der Situation in der Unterems aus hydrodynamischer Sicht führen würden. Allerdings wird durch keine der untersuchten Maßnahmen das im Projekt definierte Naturschutzziel 1 zur Gewäsergüte (Sauerstoff- und Schwebstoffwerte) kurzfristig erreicht. Daraus ergibt sich die Fragestellung, welche der Maßnahmen mittelfristig ein gutes Sanierungspotential aufweist und ob ggf. mit einer Kombination von Lösungsansätzen das Naturschutzziel erreicht werden kann.

Im Rahmen des Projektes „Perspektive Lebendige Unterems“ wurde auf Grundlage der drei abge-stimmten übergeordneten Naturschutzziele zunächst ein Leitbild formuliert:

„Die Wasserqualität der Unterems ermöglicht trotz der Beibehaltung der derzeitigen schiff-fahrtlichen Nutzung ganzjährig das Vorkommen der naturraumtypischen aquatischen Fauna. Insbesondere Sauerstoff- und Schwebstoffkonzentrationen sowie Sohlsubstrate entsprechen weitgehend der naturraumtypischen Situation. Mehr als 50% der aktuellen Vorlandfläche wer-den von ungenutzten ästuartypischen Lebensräumen gebildet, die die Lebensgrundlage für eine naturraumtypische Fauna bilden. Die weiteren Vorlandflächen bestehen weitgehend aus exten-siv genutztem mesophilem bis feuchtem Grünland, das u.a. die Lebensgrundlage für die kultur-raumtypische Avifaunagemeinschaft des Grünlandes bildet.“

Es wurden drei Szenarien entwickelt, die das Leitbild jeweils mit unterschiedlichen Ansätzen zu realisieren versuchen: Szenario B: „Ästuarverlängerung“; Szenario C: „Tidepolder – Wiesenvogel-schutz binnendeichs“ und Szenario D: „Tidepolder – Wiesenvogelschutz außendeichs“. Für jedes der Szenarien wurden durch die unterschiedliche Kombination und v.a. Verortung von sieben zentralen Maßnahmentypen Maßnahmenkulissen entwickelt und in Karten dargestellt.

Im Rahmen des Projektes „Perspektive Lebendige Unterems“ ist deutlich geworden, dass die öko-logischen Defizite in der Unterems und ihre Ursachen so tiefgreifend sind, dass die deutliche Ver-besserung der ökologischen Situation voraussichtlich sehr umfangreiche Maßnahmen erfordert. Mit keinem der untersuchten Szenarien im Projekt war es möglich, das Schlick- und Sauerstoff-problem eindeutig zu lösen und die angestrebten Zielwerte kurzfristig zu erreichen. Entsprechend ist eine ökologische Lösung für die Unterems wahrscheinlich nur durch die Kombination ver-schiedener großer Maßnahmen zu erzielen.

Zum Ende des Workshops wurden die Anforderungen an ein Sanierungskonzept für die Unterems wie folgt zusammengefasst:

• Bereitschaft Maßnahmen mit großem Raumbedarf umzusetzen (mehrere hundert ha Tidepolder)

• Entwicklung ästuartypischer Lebensräume von mindestens 380 ha • Erhalt der Ästuardynamik

• Schaffung eines großflächigen Wiesenvogelschutzgebiets im Binnenland von ca. 500 ha • Aufwertung bestehender Vogelschutzgebiete im Vorland

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2 Der fünfte Workshop Naturschutz

2.1 Ziele

Den in der Projektgruppe Ems vertretenen Verbänden BUND, NABU und WWF wurden die Er-gebnisse des Forschungs- und Technologiezentrums Kiel zu der hydromorphologischen Prüfung verschiedener Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation an der Ems („Alterna-tivenprüfung“) am 26. März 2014 vorgestellt. Aus dem Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“ sind zwei Maßnahmenvorschläge in diese Prüfung eingeflossen. Auf Grundlage der Ergebnisse der Alternativenprüfung wird die Lenkungsgruppe Ems voraussichtlich eine richtungsweisende Ent-scheidung über das weitere Vorgehen an der Unterems treffen. Ziel des fünften Workshops ist es daher, die im Naturschutz Aktiven in der Region Ems-Dollart möglichst frühzeitig über die Ergebnisse der „Alternativenprüfung“ zu informieren und auf dieser Basis die weitere Positionierung des verbandlichen Naturschutzes zu diskutieren und auf ein brei-tes Fundament zu stellen. Zum fünften Workshop wurden daher ausschließlich Vertreter von niederländischen und deutschen Naturschutzverbänden und –vereinen und Bürgerinitiativen aus der Region eingeladen. Auf Basis der Projektergebnisse, der Ergebnisse der Alternativenprüfung und vor dem Hinter-grund der Erfahrungen mit der Renaturierung der Schelde (Belgien), die im Rahmen einer Pro-jektexkursion im März 2014 bereist wurde, hat das Projektteam seine Vorschläge und Forderun-gen für die Zukunft der Unterems unter dem Titel „Masterplan Emsästuar 2030“ zusammen ge-fasst. Dieser soll vorgestellt, diskutiert und mit den regionalen Naturschutzvertretern abgestimmt werden.

2.2 Ablauf

15.00 – 15.15 Uhr TOP 1 Begrüßung, Einführung in den Workshop

Beatrice Claus, WWF Deutschland

15.15 – 15.45 Uhr TOP 2 Bericht über die Ergebnisse der Alternativenprüfung des Landes

Niedersachsen

Vera Konermann, BUND Niedersachsen

15.45 – 16.15 Uhr TOP 3 Bewertung der Ergebnisse der Alternativenprüfung des Landes

Niedersachsen

Elke Meier, NABU Niedersachsen

16.15 – 16.45 Uhr Diskussion

16.45 – 17.15 Uhr Kaffeepause

17.15 – 17.45 Uhr TOP 4 Der Masterplan Emsästuar 2030, Ausblick

Beatrice Claus, WWF Deutschland

17.45 – 18.00 Uhr Abschlussdiskussion

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Ort des Workshops: Das Wallhecken-Umwelt-Zentrum in Leer / Quelle: Elke Meier

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3 Zusammenfassung der Vorträge 3.1 Bericht über die Ergebnisse der Alternativenprüfung des Landes Nie-

dersachsen Vera Konermann, BUND Niedersachsen

Ziel und Aufgabe der Untersuchung

Auftraggeber der „Hydromorphologischen Untersuchungen von Lösungsansätzen zur Verbesse-rung des ökologischen Zustandes der Unterems“ ist die Lenkungsgruppe Ems bei der Regierungs-vertretung Oldenburg. Auftragnehmer ist das Forschungs- und Technologiezentrum (FTZ) West-küste der Universität Kiel. Im Rahmen dieses Projektes wurden folgende Lösungsansätze unter-sucht

1. Polder an der Mündung (435 ha großer Polder im Bereich Sautelertief) 2. Tidespeicherbecken entlang der Unterems (7 Retentionsräume mit einer Gesamtfläche

von ca. 840 ha) 3. Verlegung der Tidegrenze bis Bollingerfähr mit Polder oberhalb Herbrum (Legung des

Wehrs bei Herbrum sowie ein 103 ha großer Polder oberstrom des Wehres) 4. Sohlschwelle im Bereich des Emssperrwerkes (feste Sohlschwelle im Bereich der Neben-

öffnungen 2 bis 5 des Emssperrwerkes, deren Oberkante bei – 1,5 m NN liegt sowie Ver-schluss der Nebenöffnung 1 durch Simulation einer Schleuse)

sowie als Paralleluntersuchung in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Küste des Landes Niedersachsen

5. Tidesteuerung durch das Emssperrwerk Zielrichtung der Lösungsansätze ist die nachhaltige Verminderung der Verschlickung, die Verbes-serung der Gewässergüte und eine Beeinflussung der Tidewelle in der Art, dass der bestehenden Tideasymmetrie mit Flutstromdominanz entgegen gewirkt wird.

Vorgehen

Die hydromorphologischen Analysen unter Verwendung eines dreidimensionalen Modells wurden in einem zweistufigen Vorgehen durchgeführt. In einer ersten Stufe erfolgt eine hydrodynamische Untersuchung (Tidewasserstände, Strömungen, Salzgehalt). aller Varianten, Anhand der Ergeb-nisse der hydrodynamischen Untersuchung erfolgt eine Auswahl der in Hinblick auf die Zielerrei-chung geeignetsten Varianten, die dann in einem zweiten Schritt auch morphodynamisch (Sedi-menttransport und Sohlentwicklung) untersucht werden Alle Berechnungen werden in folgenden 3 Szenarien durchgeführt

A. Rechnung mit Ausgangtiefe von 2010 (einschließlich Peilungen der Verkehrssicherheit) mit einem Ems-Oberwasserzufluss wie gemessen

B. Wie A jedoch mit festgelegten Ems-Oberwasserzufluss von 25 m§/s (geringer Oberwas-serzufluss)

C. Wie A jedoch mit planfestgestellter Bedarfstiefe für die staugeregelte Überführung (tiefe-re Sohllage der Fahrrinne als bei A).

Untersuchungsergebnisse Hydrodynamik

Folgende Kernaussagen konnten über die Veränderungen der Hydrodynamik durch die Lösungs-varianten durch das FTZ festgestellt werden: Alle Varianten beeinflussen die gewählten Indikatoren erkennbar. Allerdings wirken die Varianten 1 und 3 (Polder an der Mündung und Verlegung Tidegrenze) nur räumlich begrenzt und nicht in der gesamten Unterems. Die Varianten 2 und 4 (Tidespeicher entlang der Unterems und Sohl-schwelle) dagegen zeigen Veränderungen im gesamten Bereich der Unterems. Die Wirkmecha-nismen der Varianten 2 und 4 sind aber entgegengesetzt. Während“ Tidespeicher“ die Dynamik

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des Systems verstärken, wirkt die „Sohlschwelle“ abschwächend auf die Dynamik. Die Variante 1 verstärkt als unerwünschte Wirkung den Salzeintrag in die Unterems. Da nur die Varianten „Sohlschwelle“ und „Tidespeicherbecken entlang der Unterems“ die ge-wünschte großräumige Wirkung auf die hydrodynamischen Parameter gezeigt haben, wurde fol-gende Variantenauswahl für Phase 2 der Untersuchung (Morphodynamik) getroffen

1. Sohlschwelle 2. Tidespeicherbecken entlang der Unterems in optimierter Variante (ohne mündungsna-

hen Polder) 3. Tidesteuerung (Schließen der Nebenöffnungstore zu Flutbeginn, Öffnen der Tore ca. 3,5

Stunden später).

Untersuchungsergebnisse Morphodynamik

Im Rahmen der morphodynamischen Untersuchung wird eine mittel-und eine längerfristige Prognose erstellt. Die mittelfristige Prognose umfasst einen Zeitraum für Sedimenttransport und Sohlentwicklung über 60 Tage, die langfristige einen Zeitraum von 11 Monaten. Über den Betrachtungszeitraum von 11 Monaten zeigen die Varianten „Sohlschwelle“ und „Tide-speicher“ die deutlichste Reduzierung der über den Flussquerschnitt gemittelten suspendierten Sedimentkonzentrationen, während die „Tidesteuerung“ die Schwebstoffkonzentrationen nur geringfügig mindert. Bei der Veränderung der Sohllage am Ende des Aufwertungszeitraumes zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Lösungsansätzen: Die „Tidesteuerung“ verändert die Sohllage kaum, bei der „Sohlschwelle“ kommt es zu Sedimentablagerungen oberhalb des Ems-sperrwerks bis Terborg. Die „Tidespeicher“ führen zu einer deutlichen Vertiefung der Sohllage in der Fahrrinne. Die Auswertung des FTZ umfasste auch das kumulative Transportvolumen in Mio m³. Im Aus-gangszustand ist ein Stromauftransport festzustellen, der Ursache der Verschlickung der Un-terems ist. Die „Tidesteuerung“ reduziert den Stromauftransport geringfügig. „Sohlschwelle“ und „Tidespeicher“ kehren die Transportrichtung um, so dass es im Ergebnis zu einem Stromabtrans-port kommt. Der Lösungsansatz „Tidespeicher“ führt zu dem größten Transportvolumen, nach 11 Monaten sind bei Gandersum ca. 0,8 Mio m³ Sediment stromab bewegt worden. Die Betrachtung der Frage, inwieweit die Tidespeicherbecken aufsedimentieren, hat gezeigt, dass nach 11 Monaten die Tidespeicher noch zwischen 75% bis 90% ihres ursprünglichen Retentionsvo-lumens aufweisen. Dabei zeigt sich, dass die Speicher desto schneller auflanden je weiter sie stromab liegen. Die Auflandung erfolgt allerdings auf der Zeitachse nicht linear, sondern verlang-samt sich stetig.

Fazit

Die „Sohlschwelle“ führt zu einer generellen Reduktion der Schwebstoffkonzentrationen und des Sedimenttransports. Oberstrom Pogum wirkt sie tendenziell erosiv, am Sperrwerk kommt es zu lokalen Sedimentationen. Die „Tidespeicher“ entlang der Unterems zeigen einen variablen Einfluss auf Schwebstoffkonzent-rationen und Sedimenttransport. Es kommt zur Erosion in der Fahrrinne und zur Sedimentation in den Tidespeicherbecken. Die „Tidesteuerung“ führt tendenziell zu einer Reduktion der Schwebstoffkonzentration und des Sedimenttransports. Sie schwächt die morphologische Dynamik ab. Die Gutachter des FTZ Westküste kommen in ihrer Schlussbemerkung zu der Aussage, dass alle Varianten in der untersuchten Konfiguration eine deutliche Wirkung auf die modellierte Sedi-ment- und Morphodynamik haben. Der Einfluss der durch die unterschiedlichen Szenarien vorge-gebenen Anfangssedimentverteilung und der Randbedingungen sei erkennbar, die tendenzielle und relative Variantenwirkung bleibe aber ähnlich. Alle Varianten böten Potential für eine weitere Optimierung.

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3.2 Bewertung der Ergebnisse der Alternativenprüfung durch die Umwelt-verbände BUND, WWF und NABU Elke Meier,NABU Niedersachsen

Das Gutachten der Alternativenprüfung des Landes Niedersachsen kommt in seiner Schlussbe-merkung zu folgenden Aussagen:

• Alle Varianten haben in der intersuchten Konfiguration eine deutliche Wirkung auf die modellierte Sediment- und Morphodynamik

• Einfluss Anfangssedimentverteilung und Randbedingungen erkennbar, tendenziel-le/relative Variantenwirkung ähnlich

• Alle Varianten bieten Potential für weitere Optimierung

Wenn alle untersuchten Varianten eine Wirkung auf die Sediment- und Morphodynamik aufzei-gen und ein Potential für weitere Optimierung vorhanden ist, sollten die Varianten in Bezug zu den im Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“ festgelegten „Übergeordneten Naturschutzzie-len“ gesetzt werden, um eine Lösung zu finden, die die hydro- und morphodynamischen Ziele mit den ökologischen Zielen bestmöglich verbindet.

Als „Übergeordnete Naturschutzziele“ wurden für die Unterems festgelegt:

1. die Wiederherstellung einer Gewässergüte, die die Wiederansiedlung der charakteristi-schen aquatischen Fauna ermöglicht (Sauerstoff > 4 mg/l)

• Diese Anforderung ist eine Grundvoraussetzung für alle weiteren Verbesserun-gen.

2. die Regeneration ästuariner Lebensräume, um räumliche und funktionale Verluste der Vergangenheit zu kompensieren

• Diese Anforderung ist erforderlich, um eine ökologische Verbesserung zu erzie-len.

3. die Sicherung der vorhandenen Wertigkeiten für die Avifauna; ggfls. unter Nutzung von Binnendeichsflächen

• Diese Anforderung ist erforderlich, um keine Verschlechterung bestimmter öko-logischer Standards zuzulassen (keine Verschlechterung Status quo).

Die Varianten im Einzelnen:

Lösungsansatz Sohlschwelle

• wirkt dämpfend auf die Systemdynamik, • Tidevolumen wird deutlich reduziert • Suspensionsgehalte, Transportraten und Sedimentation werden reduziert, • Eintrag von Salz in die Unterems wird reduziert • Verringerung der Schwebstoffe • Sedimentationstendenzen im Nahbereich des Sperrwerkes

Aussage des Gutachtens:

„Die Wirkung der untersuchten Sohlschwelle fällt etwas zu stark aus. Optimiert werden kann die Variante daher generell durch eine, u.U. zeitlich variable, geringere Verkleinerung des Querschnit-tes.“

Da das tatsächliche Modell der Sohlschwelle zur Untersuchung für Gutachten noch nicht vorliegt, jedoch eine Flexibilisierung angestrebt werden soll, ist eine abschließende Bewertung nicht mög-lich.

Ziel 1 wird angestrebt, wahrscheinlich jedoch nicht erreicht. Ziel 2 wird nicht angestrebt/umgesetzt. Ziel 3 wird angestrebt - status quo bleibt. � Hydrologische/Morphologische Verbesserung - keine ökologische Verbesserung des Gewässer-systems - erneuter Eingriff (Bauwerk) im Flusssystem

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Lösungsansatz Tidesteuerung

• wirkt zeitweise dämpfend auf die Systemdynamik • Tidevolumen wird nicht wesentlich verändert • Suspensionsgehalte, Transportraten und Sedimentation werden reduziert • Schwebstoffe wird reduziert • Eintrag von Salz in die Unterems wird nicht deutlich verändert

Das Gutachten besagt:

„Die Wirkung der untersuchten Steuerungsstrategie fällt tendenziell zu gering aus. Eine Verbesse-rung der Wirkung kann daher durch weiter optimierte Steuerungsstrategie bewirkt werden.“

Ziel 1 wird angestrebt, wahrscheinlich jedoch nicht erreicht. Ziel 2 wird nicht angestrebt/umgesetzt. Ziel 3 wird angestrebt - status quo bleibt. � Hydrologische/Morphologische Verbesserung - keine ökologische Verbesserung des Gewässer-systems - evtl. erneuter Eingriff im Flusssystem bei Veränderung des bestehenden Bauwerks

Lösungsansatz Tidespeicherbecken

• wirken generell verstärkend auf die Systemdynamik • in die Unterems vordringende Tidevolumen wird etwas verstärkt • Suspensionsgehalte und Transportraten abhängig von Oberwasserabfluss • Sedimentation in der Unterems wird reduziert und teilweise in Erosion umgekehrt* • Eintrag von Salz wird durch Erhöhung des Tidevolumens etwas verstärkt • Verschlickung innerhalb der Speicherbecken

Das Gutachten besagt:

„*Dies ist tendenziell positiv, deutet jedoch ebenfalls auf eine zu starke Wirkung der Variante hin.“; „Optimiert werden kann die Variante generell durch Reduktion des Retentionsvolumens und Verlagerung der Speicherbecken.“

Durch Ort, Gestaltung, Größe etc. läßt sich die Wirkung von Tidepoldern steigern, wobei die Un-tersuchungen im Rahmen des Projektes gezeigt haben, dass die Effektivität nicht in direkter Ab-hängigkeit zur Größe/Volumen steht.

Ziel 1 wird angestrebt, wahrscheinlich jedoch nicht erreicht. Ziel 2 wird angestrebt, und in Teilbereichen umgesetzt. Ziel 3 wird angestrebt - zum Teil Konflikte (Vogelschutz). � Hydrologische/Morphologische Verbesserung in Verbindung mit einer ökologischen Verbesse-rung des Gewässersystems

Kombination zum Erreichen der Ziele:

„Alle Varianten haben positive Effekte und bieten Möglichkeiten der Optimierung. Kombinationen der Varianten sind denkbar um positive Effekte zu verstärken und negative Auswirkungen zu reduzieren.“

Positionierung der Umweltverbände BUND, NABU und WWF

1. kurzfristig ein erster Pilotpolder • Verifizierung des Modells (Überprüfung der Daten aus der Modellberechnung in der Pra-

xis) • Erfahrungen zur Optimierung von Gestaltung, Lage und Anbindung („learning by doing“)

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2. Unterstützend zur Gewässergüteverbesserung der Einsatz der Tidesteuerung • Die Tidesteuerung ist voraussichtlich die am schnellsten einsatzbereite Lösungen • Eine Verbesserung und Steigerung in der Wirkung wird voraussichtlich erst im Betrieb

durch Erfahrungswerte aus der Praxis erreicht werden. • Erfahrungen aus der Praxis sind als Grundlage zur Bewertung und Optimierung erforder-

lich und sollten so bald wie möglich erworben werden. • Die Entwicklung einer intelligenten, systemadäquaten Steuerung sollte angestrebt wer-

den • Bei nicht Erreichen der angestrebten Entwicklung, kann die Maßnahme ohne weitere

(Rück-)baumaßnahmen wieder eingestellt werden

Langfristige Entwicklung

Aussage des Gutachtens:

„Aus den Ergebnissen wird zudem deutlich, dass sich auch im Verlauf der längerfristigen Simula-tionen noch kein dynamisches Gleichgewicht in den jeweils durch die Varianten veränderten neu-en Systemen einstellt. Hier wäre die Betrachtung noch längerer Zeiträume nötig.“

Die Verbände fordern, dass die Betrachtung der Unterhaltungsmaßnahmen von Tidespeicherbe-cken unter dem Aspekt des dynamischen Gleichgewichts erfolgen muss und nicht in der bestehen-den Situation. Die bestehende Situation hat aufgrund des überhöhten Schlickgehalts und starker Sedimentation einen erhöhten Unterhaltungsaufwand von Speicherbecken, der sich jedoch bei einer angestrebten Verbesserung der Hydromorphologischen Situation reduziert.

Die Verbände fordern ein umfassendes Monitoring.

WinWin und No regret!

Durch Tidespeicherbecken wird der Zustand der Lebensräume für Arten nach FFH- und Vogel-schutzrichtlinie verbessert. Es können auch Natura 2000 Erhaltungsziele an der Ems wiederher-gestellt und verbessert werden. Als Nährstoffsenke können Anforderungen im Sinne der Meeres-schutzstrategie-Rahmenrichtlinie erfüllt werden.

D.h., selbst wenn die Zielerfüllung in Hinblick auf die Sauerstoff- und Schwebstoffproblematik bei der Umsetzung von Tidepoldern nicht ausreichend ist, werden positive Entwicklung auf ästuarty-pische Lebensräume und –arten gem. der Anforderungen der FFH- und VSch-RL erreicht.

Bewertung

Alle 3 Varianten zeigen Wirkung, wobei die „Langzeit“-Berechnung des Gutachtens nicht ausrei-chend ist, um eine abschließende Bewertung treffen zu können. Die Zeitdauer von 11 Monate (Langzeitberechnung) ist zu kurz um ein neues Gleichgewicht im Flusssystem zu erreichen.

Da die Modelle von Sohlschwelle und Tidesteuerung nicht in „finalem“ Modell berechnet wurden, ist durchaus eine Angleichung der Wirkung bei weiterer Veränderung möglich.

Die Tidespeicherbecken sind variabel umsetzbar, die Effektivität ist steigerbar und nur diese Vari-ante berücksichtigt den ökologischen Aspekt des Gewässersystems.

Forderungen:

• Schnelle Umsetzung • Weitere Berechnungen unter vergleichenden Praxisbedingungen • Langzeitberechnungen mit Praxisbezug

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3.3 Der Masterplan Emsästuar 2030 Beatrice Claus, WWF Deutschland

Für die Umsetzung der im Projekt „Perspektive Lebendige Unterems“ entwickelten Naturschutz-ziele und Renaturierungsmaßnahmen fordern BUND, NABU und WWF einen Masterplan für die Ems: „Emsästuar 2030“ Ziele eines Masterplans

Neben den im Projekt entwickelten drei Naturschutzzielen sowie den Renaturierungsmaßnahmen soll der Masterplan die Verpflichtungen aus den europäischen Natur- u. Gewässerschutz-Richtlinien umsetzen. Ziel ist eine „große Lösung“ für die Ems, vergleichbar mit dem Integrierten Managementplan für die Schelde: Gleichrangigkeit von Naturschutz, Wirtschaft und Lebensquali-tät für die Anwohner. Die Erhöhung der Akzeptanz für eine Renaturierung der Ems in der Bevöl-kerung, Landkreisen und Wirtschaft ist dabei ein wichtiges Anliegen: Naturschutz ist kein lästiges Übel, sondern die Basis für eine hohe Lebensqualität und auch für die wirtschaftliche Entwicklung Leitbild

Die Ems der Zukunft ist wieder eine Flusslandschaft, die geprägt wird von ästuartypischen Le-bensräumen wie Nebenarmen und Prielen, Watten, Tidetümpel, Stillgewässer, Auwäldern, gro-ßen ungestörten Röhrichtflächen, natürlichen Uferlebensräumen sowie in ausgewählten Berei-chen extensiv genutzte feuchte Grünländer, die u.a. den kulturraumtypischen Vögeln einen Le-bensraum bieten. Die große Vielfalt an Lebensräumen an und in der Ems von morgen ermöglicht den emstypischen an Tier- und Pflanzenarten wie Stint, Finte, Nordseeschnäpel, Schwebegarne-le, Großmuscheln, Seeadler, Pirol und Säbelschnäbler gute Bedingungen für ihr langfristiges Überleben. Unter der Nutzung der Ems als Schifffahrtsstraße hat die Gewässerqualität nicht zu leiden und steht der Rückkehr der Arten ins Emsästuar nicht im Wege. Sauerstoff- und Schweb-stoffkonzentrationen sowie die Gewässersohle entsprechen wieder den natürlichen Verhältnis-sen. Die Region hat ihre ökologisch intakte Flusslandschaft zurückgewonnen und nutzt das Emsästu-ar auf unterschiedliche Weise zur Erholung, zum Naturerleben und zum Aktivsein. Davon profi-tiert auch der Tourimus und wirbt mit der hohen Qualität des Naturraums. Die Investitionen in die Sanierung der Unterems haben die ökologische Belastbarkeit des Emsästuars soweit erhöht, dass die derzeitige schifffahrtliche Nutzung beibehalten werden kann und damit die wirtschaftliche Entwicklung der Region unterstützt. Naturschutzziele für die Unterems

Die drei übergeordneten Naturschutzziele wurden in den Workshops dieses Projektes gemeinsam entwickelt. Ziel 1: Gewässergüte und das Leben im Wasser verbessern Dieses Ziel ist erreicht, wenn das Wasser ganzjährig mehr Sauerstoff als 4 Milligramm pro Liter enthält; darunter ist kein Leben in der Unterems möglich. Voraussetzung dafür ist, dass die Was-sertrübung abnimmt. Dazu müssen die Schwebstoffgehalte in der Süßwasserzone um das Hun-dertfache auf weniger als 100 Milligramm Schwebstoffe pro Liter sinken. Wenn Fischarten wie Finte, Stint, Nordseeschnäpel und Stör sowie die Schwebgarnele und Groß-muscheln das Emsästuar wieder als Lebensraum, Aufwuchsgebiet und Wanderweg nutzen, dann sind die Gewässerlebensräume im Ästuar wieder ökologisch intakt. Ziel 2: Lebensräume am Wasser retten und neue ästuartypische entwickeln Dieses Ziel ist erreicht, wenn in ausreichendem Umfang Tideauwald, Brack- und Süßwasserröh-richte, Sand- und Schlickwatten sowie Flachwasserzonen vorhanden sind. Ausgehend von der Situation in 2012 sind noch mindestens 380 Hektar solcher ästuartypischer Lebensräume zu ent-wickeln.Wenn Fischotter, Seeadler, Pirol, Beutel- und Bartmeise in Auwäldern und großen Röh-richtflächen im Emsästuar vorkommen, sind ausreichend ästuartypische Lebensräume vorhan-den.

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 15

Ziel 3: Vögel und ihre Lebensräume schützen Dieses Ziel ist erreicht, wenn sich die Bestände der Brutvögel wie Säbelschnäbler, Kiebitz, Rot-schenkel, Uferschnepfe und Großer Brachvogel entlang der Ems erholen und sie trotz unterschied-licher Ansprüche gute Lebensbedingungen vorfinden. Dafür ist es notwendig, auch Flächen hinter den Deichen in ein Schutz- und Sanierungskonzept für die Unterems einzubinden. Das Renaturierungsszenario

Auf der Basis der Projektergebnisse und der Bewertung der Ergebnisse der Alternativenprüfung wurden Szenario C „Tidepolder – Wiesenvogelschutz binnendeichs“ und Szenario D „Tidepolder – Wiesenvogelschutz außendeichs“ als Renaturierungsszenarien für das Emsästuar ausgewählt, wobei die räumliche Festlegung sowie der Umfang an Tidepoldern noch im Rahmen einer weite-ren Konkretisierung festgelegt werden müssen. Im Rahmen eines Gesamtrenaturierungskonzeptes sind folgende sieben Maßnahmentypen zu berücksichtigen: Tidepolder (mehr Raum für die Ems, mit und ohne Rückdeichung), Entwicklung von Nebenarmen, Öffnung von Sommerdeichen, Ex-tensivierung und Wiedervernässung im tideoffenen Vorland, Entwicklung von Auwald, Röhricht, Watt und Flachwasserzonen im tideoffenen Vorland, Verbesserung der Durchgängigkeit, Rückbau von Uferbefestigungen mit Uferabflachungen. Fünf ökologische Anforderungen an einen Masterplan

1. Bereitschaft Maßnahmen mit großem Raumbedarf umzusetzen, z.B. mehrere 100 ha

Tidepolder/rückgedeichte Fläche

2. Entwicklung ästuartypischer Lebensräume im Umfang von mindestens 380 ha

3. Aufwertung bestehender Vogelschutzgebiete im Vorland

4. Schaffung eines großflächigen Wiesenvogelschutzgebietes im Binnenland von 120 – 600 ha

5. Erhalt der Ästuardynamik

Die Begründung des Flächenbedarfs für 1000 ha mehr Natur im Emsästuar

1000 ha zusätzliche Fläche werden benötigt für die Sanierung der Gewässergüte durch die Bereit-stellung von Tidepoldern bzw. Flutraum für die Unterems (mindestens 500 ha), für die Entwick-lung ästuartypischer Lebensräume (mindestens 380 ha), für den Erhalt der Ästuardynamik sowie für die Schaffung und Aufwertung großflächiger Wiesenvogelschutzgebiete binnen- und außen-deichs (zwischen 120 und 600 ha für großflächige Wiesenvogelschutzgebiete im Binnenland) Eckpunkte für die Umsetzung

2014:

• Politische Entscheidung der niedersächsischen Landesregierung für eine Sanierung der

Unterems; Verabschiedung eines Masterplans „Emsästuar 2030“ mit dem Bekenntnis zu

1000 ha mehr Fläche für den Natur- und Gewässerschutz an der Unterems.

• Start eines Pilotprojektes

• Konkretisierung des Masterplans mit Landwirtschaft-, Wirtschafts- und Umweltministe-

rium

• Vorbereitung und Beginn der Umsetzung eines Kommunikationskonzeptes

• Schaffung der Organisationsstruktur und –instrumente für den Flächenerwerb

2015- 2030:

• Umsetzung des Masterplans: Jährlicher Flächenerwerb von ca. 70 Hektar bis 2030

• Auswertung der Pilotvorhaben und Optimierung des Masterplans

• Umsetzung eines > 100 ha großen Renaturierungsprojektes bis 2020

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 16

3.4 Aktualisierter Ausblick

Ausblick im WS 5 von Mai 2014

Aktualisierter Ausblick, September 2014

In Vorbereitung: Broschüre „Emsästuar 2013 – Ein Masterplan für die Ems“

Fertiggestellt und veröffentlicht, die Broschüre wurde am 21. Mai dem niedersächsischen Minis-terpräsidenten übergeben

11.6.: Fortsetzung der Gerichtsverhandlung zur Streichung der Umweltauflagen für die Überführung von 2 Kreuzfahrtschiffen

Klage der Umweltverbände wurde verloren (Ur-teil vom 30.06.2014)

Sitzung der Lenkungsgruppe Ems im Juni 2014: Entscheidung über die zukünftige Sanie-rung der Ems

Am 16.06.2014 wurde im Rahmen der Len-kungsgruppe Ems vom Land Niedersachsen, der Bundeswasserstraßenverwaltung, den Landkrei-sen, den Umweltverbänden BUND, NABU und WWF sowie der Meyer Werft eine Absichtserklä-rung für einen „Masterplan Ems 2050“ zur Sa-nierung der Ems unterschrieben. Der Master-plan selbst soll ab September 2014 zwischen den Vertragsparteien ausgehandelt werden.

Eröffnung des Verfahrens zur „Herbstar-rondierung“ im Juni 2014?

Der Umgang mit dem Verfahren soll im Rahmen des Masterplan 2050 festgelegt werden

In Vorbereitung: Planfeststellungsbeschluss „Märzarrondierung“

Planfeststellungsbeschluss hat das NLWKN im September 2014 erlassen. Die „Märzarrondie-rung“ ist eine Teilumsetzung der Vereinbarung zwischen Umweltverbänden und der Werft aus dem Jahr 2009. Seitens des Landes Niedersach-sen wurden jetzt 50 ha zusätzliche Kompensati-onsfläche für Wiesenvögel im Binnenland zu gesagt. Damit wurden die Forderungen der Umweltverbände erfüllt.

In 2014: Politische Entscheidung der Nieder-sächsischen Landesregierung zur Sanierung des Emsästuars?

Siehe Ergebnis Lenkungsgruppensitzung am 16.06.2014

Abschlussveranstaltung des Projektes Podiumsdiskussion am 13.11.2014

Mitte/ Ende 2014: Fertigstellung des IBPs Ems?

Nächste Planungsgruppensitzung am 8. Oktober 2014

Umsetzung Renaturierungskonzept im Rah-men eines Masterplans

Renaturierungskonzept für das Emsästuar ist Gegenstand der laufenden Verhandlungen zum Masterplans 2050

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 17

4. Ergebnisse der Abschlussdiskussion

Die im Rahmen der Alternativenprüfung untersuchten Lösungsansätze werden diskutiert. Vom Auditorium werden insbesondere die Varianten „Tidespeicher“ und „Tidesteuerung“ positiv auf-genommen.

Einige Teilnehmer wünschen, dass die Lenkungsgruppe Ems die Ergebnisse der Alternativenprü-fung offener kommuniziert und beispielsweise auch den Beirat einberuft, um diesen zu informie-ren.

Ein Workshopteilnehmer bittet die Überlegung zu prüfen, ob die Leda mit Hilfe des Ledasperr-werkes zur Retention genutzt werden könne.

Der vom Projekt vorgestellte“ Masterplan Emsästuar 2030“ findet bei den Workshopteilnehmern breite Zustimmung. Das Projektteam sieht sich durch die regionalen Verbandsvertreter des Natur-schutzes bestätigt, mit dieser fachlichen und politischen Forderung zur Renaturierung des Emsästuars zukünftig auf Landesebene weiterzuarbeiten.

Viele Workshopteilnehmer betonen, dass anstelle weiterer Studien mit konkreten Maßnahmen begonnen werden solle. Ein Pilotpolder könne eine solche erste Maßnahme sein, um praktische Erfahrungen zu sammeln.

Alle regionalen Workshopteilnehmer äußern den Wunsch, regelmäßig über die weitere Entwick-lung und neue Untersuchungsergebnisse informiert zu werden.

Quelle: Elke Meier

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Dokumentation 5. Workshop Naturschutz 18

Anmeldungen und Teilnehmer des 5. Workshops Naturschutz am 16. Mai 2014 in Leer.

Name Vorname Institution / Ort

Beekmann Heidi BI De Dykloopers

Boekhoff Harm

Boekhoff Anke Biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems

Claus Beatrice WWF Deutschland

de Groot Helmut

Farwick Ellen Natuur & Milieu Federatie Groningen

Firet Michiel Programma Rijke Waddenzee

Hermann Rüdiger NABU

Jager Zwanette Zilt Water Advies

Konermann Vera BUND Landesverband Niedersachsen e. V.

Manning Hartmut NABU Rheiderland

Meier Elke NABU Landesverband Niedersachsen e. V.

Oorlog Elfriede

Reintsema Rob Groninger Landschap

Roberz Peter

Roberz Renate

Runge Rolf BUND RV Ostfriesland

Sager Uwe BI Gandersum

Schrajens Martina NABU, Dyklopers

Dr. Stammwitz Eckard BI Ems

Smits Geertjan Natuurmonumenten

Von der Zee Els Altenburg & Wymenga ecologich advies

Verheij Herman Waddenvereniging