EinchristlicherValentinstag - kathTreff · nerbörsen im Netz den Beigeschmack gehabt,eine...

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Herkunft und Sprache des Partners sind nicht mehr so wichtig wie früher, sagt Kugler. VALENTINSTAG Der Aschermittwoch und der Valentinstag fallen heuer am 14. Februar zusammen. Vor zwölf Jahren hat das Ehepaar Kugler die katholische Kennenlernseite kathTreff gegründet. Mittlerweile ist die Seite nach dem Franchise-Prinzip in verschiedenen Ländern vertreten. Martin Kugler ist PR- Berater und war für kirchliche Organisationen tätig, unter anderem war er auch Pressesprecher von Opus Dei. Gudrun Kugler sitzt seit der vergangenen Nationalratswahl für die ÖVP im Parlament, vorher war sie im Wiener Gemeinderat. Sie ist in der Pro-Live- Bewegung aktiv, die Abtreibungen ablehnt. Den Valentinstag auf Schmetterlinge und Luftballons zu reduzieren, sei absurd, sagt der Unternehmer Martin Kugler – hier im Wiener Caf´ e Prückel. Mich` ele Pauty Ein christlicher Valentinstag Martin Kugler hat mit seiner Frau die Kennenlernseite »kathTreff« gegründet. Die Bereitschaft, bei der Partnersuche an christlichen Werten anzuknüpfen, sei gestiegen, erzählt er. VON DUYGU ÖZKAN D ieses Jahr ist es eine „Ter- minkollision“, jedenfalls nennt es Martin Kugler so. Der Aschermittwoch ist ja nicht der Tag, an dem man an das Ver- liebtsein denkt, und umgekehrt steht der Valentinstag nicht unbedingt mit Fasten und Buße in Verbindung, in der groß angelegten Valentinstag-Werbe- überschüttung schon gar nicht. Aber weil auch Martin Kugler für seine Web- seite wirbt, hat er die „Terminkollision“ eben zusammengefügt. „Wir wollen die ernstere Seite des Valentinstags entde- cken“, sagt er. Man könne die Liebe fei- ern, auch wenn man nicht gerade ver- liebt sei. „Und wenn man nicht schon als Single versucht, für andere da zu sein, wird es schwer, eine glückliche Beziehung zu leben.“ Der Valentinstag als Anlass also, um darüber zu reflektieren, was hinter dem ganzen Herz-Kommerz steckt, ein ernstes Unterfangen. Kugler formuliert es so: „Den Valentinstag auf Schmet- terlinge und Luftballons zu reduzieren, ist absurd.“ Er ist firm, sowohl was den Tag der Liebenden betrifft, als auch den Aschermittwoch: Vor rund zwölf Jahren gründete er gemeinsam mit sei- ner Frau das katholische Kennenlern- portal kathTreff, das rund um den 14. Februar besonders gefragt ist. Mehr als Tausend Paare hätten sich über ihre Seite kennengelernt und geheiratet, er- zählt er, wiewohl kathTreff keine Statis- tik führt, da die Mitglieder nicht ange- ben, ob und wann sie jemanden gefun- den haben. Oft komme jedoch eine E-Mail mit angehängten Hochzeitsfo- tos, oder Jahre nach dem Kennenler- nen, eine Nachricht mit Bildern der ge- meinsamen Kinder. Im deutschsprachigen Raum zählt die Seite derzeit etwa 3000 Mitglieder, sie hat jedoch – nach dem Franchise- Prinzip – Schwesterseiten in Ländern wie Ungarn, Slowenien, Kroatien und zwei baltischen Staaten. Denn das ist wohl die größte Entwicklung, die die Seite seit ihrer Gründung durchge- macht hat: Sie ist internationaler ge- worden. Es entspricht wohl dem Zeit- geist, den vielen Fernreisen und Eras- mus-Semestern einer ganzen Genera- tion. „Unsere Zielgruppe“, sagt Kugler dazu, „also alleinstehende Christen, die eine Familie gründen wollen, ba- sierend auf dem Glauben, für die ist die Sprache und Herkunft nicht mehr so wichtig wie früher.“ Als man die Web- seite gegründet habe, sei der Radius der Suchenden enger gewesen, „zum Beispiel Raum Köln. Die Mobilität ist heute einfach viel höher.“ Mehrere Paare bestätigen das auf der Webseite, manche mit ihrem eige- nen Foto, manche mit Sonnenunter- gangsbildern. „Trotz 600 km Distanz zueinander gefunden“, schreibt ein Paar. „Da uns 1100 km und eine Staats- grenze trennen haben wir ziemlich bald begonnen, Pläne zu schmieden, wie wir diese große Entfernung überwinden können“, ein anderes. „Meine – inzwi- schen – Verlobte hat mich im August 2013 aus dem fernen Dresden kontak- tiert“, berichtet ein weiteres Mitglied. Menschenbild. Ob die Menschen nun religiöser werden, oder genau das Ge- genteil passiert, lässt sich mit dieser Seite freilich pauschal nicht feststellen. Kugler sieht jedoch eine größer wer- dende Bereitschaft, „an christlichen Werten anzuknüpfen“, wenn auch viele Teilnehmer nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen würden, dennoch aber einen Partner suchen, der „ein ähnli- ches Menschenbild“ habe. Wie kommt das? „Es könnte die Sehnsucht sein, bei aller Mobilität und Fluktuation manche Dinge möglichst stabil zu halten. Die Religion ist eine Garantie dafür.“ Für One-Night-Stands und andere flüchtige Begegnungen sei kathTreff nicht das geeignete Medium – da gibt es bekann- termaßen andere Platzhirsche. Kugler sagt, dass auf seiner Seite „Fake-Fotos und Prahlerei“ nicht gut ankommen würden. Die Mitglieder würden eher selten Unwahrheiten über sich posten. Was sich in der letzten Dekade eher nicht verändert habe, sei das Image des Internet-Kennenlernens, und das ist nicht sonderlich gut, be- dauert Kugler. Viele Paare wollen nach wie vor nicht, dass der Werdegang ih- rer Zusammenfindung bekannt wird, selbst bei Hochzeiten, wenn die Fami- lie Kugler eingeladen wird, werden sie gebeten, Stillschweigen zu wahren, er- zählt der Unternehmer. Vor allem zur Anfangszeit ihrer Webseite hätten Part- nerbörsen im Netz den Beigeschmack gehabt, eine Plattform für „verlorene Fälle“ zu sein. „Das ist natürlich Un- sinn. 30 Prozent unserer Freizeit ver- bringen wir im Internet. Von Standes- ämtern in Deutschland weiß man auch, dass 20 bis 30 Prozent der zivilen Eheschließungen über das Internet entstanden sind. Und das ist konserva- tiv geschätzt.“ Es sei immer wieder die- selbe Frage, mit der er sich beschäftige, und seine Antwort lautet seither: Wa- rum sollte eine Bekanntschaft aus dem Internet weniger lang halten? Zumal im Netz idealerweise alle Nutzer a priori gleich sind, „die extro- vertierte Frau aus der Münchner In- nenstadt“, mit der „schüchternen Kell- nerin aus einem kleinen Dorf“. Nun, da die Seite noch mehr expandieren will, und man sich für mehr Sprachfamilien freischalten lassen kann, sollen sich die Chancen vergrößern. KathTreff hat in Kolumbien bereits einen Ableger, es soll den Start in den lateinamerikani- schen Markt markieren. Eine portugie- sische Version der Seite gibt es auch, „da ist Brasilien de facto dabei“. In Lateinamerika gibt es bekannt- lich sehr viele gläubige Katholiken, aber damit auch bereits ähnliche Inter- net-Portale. Kugler sagt, sie wollen „keine Konkurrenz“ sein, sondern in Ländern eine Seite aufbauen, in denen es nichts Vergleichbares bzw. Populä- res gebe. DIEPRESSE.COM //// 11. Februar 2018 0 LEBEN 33 ERZIEHUNG, FAMILIE UND ALLTAG LIEBE VALENTIN Einst waren Zita und Markus Moser verschwägert, nun sind sie ein Paar. Die Geschichte einer nicht ganz geraden Liebe. Reuters SEITE 34 AM HERD Bettina Steiner fährt mit ihrem Mann weg. Ohne die Kinder. SEITE 34 MISS- BRAUCH Waltraut Klasnic über die Arbeit als Opferschutz- anwältin von Missbrauchs- opfern des ÖSV. SEITE 36 Leben

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Herkunft und Sprache desPartners sind nicht mehr sowichtig wie früher, sagt Kugler.

VALENTINSTAG

Der Aschermittwochund der Valentinstagfallen heuer am 14.Februar zusammen.

Vor zwölf Jahren hatdas Ehepaar Kuglerdie katholischeKennenlernseitekathTreff gegründet.Mittlerweile ist dieSeite nach demFranchise-Prinzip inverschiedenenLändern vertreten.

Martin Kugler ist PR-Berater und war fürkirchlicheOrganisationen tätig,unter anderem war erauch Pressesprechervon Opus Dei.Gudrun Kugler sitztseit der vergangenenNationalratswahl fürdie ÖVP im Parlament,vorher war sie imWiener Gemeinderat.Sie ist in der Pro-Live-Bewegung aktiv,die Abtreibungenablehnt.

Den Valentinstag auf Schmetterlinge und Luftballons zu reduzieren, sei absurd, sagt der Unternehmer Martin Kugler – hier im Wiener Cafe Prückel. % Michele Pauty

Ein christlicher ValentinstagMartin Kugler hat mit seiner Frau die Kennenlernseite »kathTreff« gegründet. Die Bereitschaft, beider Partnersuche an christlichen Werten anzuknüpfen, sei gestiegen, erzählt er. " V O N D U Y G U Ö Z K A N

D ieses Jahr ist es eine „Ter-minkollision“, jedenfallsnennt es Martin Kugler so.Der Aschermittwoch ist ja

nicht der Tag, an dem man an das Ver-liebtsein denkt, und umgekehrt stehtder Valentinstag nicht unbedingt mitFasten und Buße in Verbindung, in dergroß angelegten Valentinstag-Werbe-überschüttung schon gar nicht. Aberweil auch Martin Kugler für seine Web-seite wirbt, hat er die „Terminkollision“eben zusammengefügt. „Wir wollen dieernstere Seite des Valentinstags entde-cken“, sagt er. Man könne die Liebe fei-ern, auch wenn man nicht gerade ver-liebt sei. „Und wenn man nicht schonals Single versucht, für andere da zusein, wird es schwer, eine glücklicheBeziehung zu leben.“

Der Valentinstag als Anlass also,um darüber zu reflektieren, was hinterdem ganzen Herz-Kommerz steckt, einernstes Unterfangen. Kugler formuliertes so: „Den Valentinstag auf Schmet-terlinge und Luftballons zu reduzieren,ist absurd.“ Er ist firm, sowohl was denTag der Liebenden betrifft, als auchden Aschermittwoch: Vor rund zwölfJahren gründete er gemeinsam mit sei-ner Frau das katholische Kennenlern-portal kathTreff, das rund um den14. Februar besonders gefragt ist. Mehrals Tausend Paare hätten sich über ihreSeite kennengelernt und geheiratet, er-zählt er, wiewohl kathTreff keine Statis-tik führt, da die Mitglieder nicht ange-ben, ob und wann sie jemanden gefun-den haben. Oft komme jedoch eineE-Mail mit angehängten Hochzeitsfo-tos, oder Jahre nach dem Kennenler-nen, eine Nachricht mit Bildern der ge-meinsamen Kinder.

Im deutschsprachigen Raum zähltdie Seite derzeit etwa 3000 Mitglieder,sie hat jedoch – nach dem Franchise-Prinzip – Schwesterseiten in Ländernwie Ungarn, Slowenien, Kroatien undzwei baltischen Staaten. Denn das istwohl die größte Entwicklung, die dieSeite seit ihrer Gründung durchge-macht hat: Sie ist internationaler ge-worden. Es entspricht wohl dem Zeit-geist, den vielen Fernreisen und Eras-mus-Semestern einer ganzen Genera-

tion. „Unsere Zielgruppe“, sagt Kuglerdazu, „also alleinstehende Christen,die eine Familie gründen wollen, ba-sierend auf dem Glauben, für die ist dieSprache und Herkunft nicht mehr sowichtig wie früher.“ Als man die Web-seite gegründet habe, sei der Radiusder Suchenden enger gewesen, „zumBeispiel Raum Köln. Die Mobilität istheute einfach viel höher.“

Mehrere Paare bestätigen das aufder Webseite, manche mit ihrem eige-nen Foto, manche mit Sonnenunter-gangsbildern. „Trotz 600 km Distanzzueinander gefunden“, schreibt einPaar. „Da uns 1100 km und eine Staats-grenze trennen haben wir ziemlich baldbegonnen, Pläne zu schmieden, wie wirdiese große Entfernung überwindenkönnen“, ein anderes. „Meine – inzwi-schen – Verlobte hat mich im August2013 aus dem fernen Dresden kontak-tiert“, berichtet ein weiteres Mitglied.

Menschenbild. Ob die Menschen nunreligiöser werden, oder genau das Ge-genteil passiert, lässt sich mit dieserSeite freilich pauschal nicht feststellen.Kugler sieht jedoch eine größer wer-dende Bereitschaft, „an christlichenWerten anzuknüpfen“, wenn auch vieleTeilnehmer nicht jeden Sonntag in dieKirche gehen würden, dennoch abereinen Partner suchen, der „ein ähnli-ches Menschenbild“ habe. Wie kommtdas? „Es könnte die Sehnsucht sein, beialler Mobilität und Fluktuation mancheDinge möglichst stabil zu halten. DieReligion ist eine Garantie dafür.“ FürOne-Night-Stands und andere flüchtigeBegegnungen sei kathTreff nicht dasgeeignete Medium – da gibt es bekann-termaßen andere Platzhirsche. Kuglersagt, dass auf seiner Seite „Fake-Fotosund Prahlerei“ nicht gut ankommenwürden. Die Mitglieder würden eherselten Unwahrheiten über sich posten.

Was sich in der letzten Dekadeeher nicht verändert habe, sei dasImage des Internet-Kennenlernens,und das ist nicht sonderlich gut, be-dauert Kugler. Viele Paare wollen nachwie vor nicht, dass der Werdegang ih-rer Zusammenfindung bekannt wird,selbst bei Hochzeiten, wenn die Fami-lie Kugler eingeladen wird, werden siegebeten, Stillschweigen zu wahren, er-zählt der Unternehmer. Vor allem zurAnfangszeit ihrer Webseite hätten Part-nerbörsen im Netz den Beigeschmackgehabt, eine Plattform für „verloreneFälle“ zu sein. „Das ist natürlich Un-sinn. 30 Prozent unserer Freizeit ver-bringen wir im Internet. Von Standes-ämtern in Deutschland weiß manauch, dass 20 bis 30 Prozent der zivilenEheschließungen über das Internetentstanden sind. Und das ist konserva-tiv geschätzt.“ Es sei immer wieder die-selbe Frage, mit der er sich beschäftige,und seine Antwort lautet seither: Wa-rum sollte eine Bekanntschaft aus demInternet weniger lang halten?

Zumal im Netz idealerweise alleNutzer a priori gleich sind, „die extro-vertierte Frau aus der Münchner In-nenstadt“, mit der „schüchternen Kell-nerin aus einem kleinen Dorf“. Nun, dadie Seite noch mehr expandieren will,und man sich für mehr Sprachfamilienfreischalten lassen kann, sollen sich dieChancen vergrößern. KathTreff hat inKolumbien bereits einen Ableger, essoll den Start in den lateinamerikani-schen Markt markieren. Eine portugie-sische Version der Seite gibt es auch,„da ist Brasilien de facto dabei“.

In Lateinamerika gibt es bekannt-lich sehr viele gläubige Katholiken,aber damit auch bereits ähnliche Inter-net-Portale. Kugler sagt, sie wollen„keine Konkurrenz“ sein, sondern inLändern eine Seite aufbauen, in denenes nichts Vergleichbares bzw. Populä-res gebe. %

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ERZIEHUNG,FAMILIE UNDALLTAG

LIEBEVALENTINEinst waren Zitaund Markus Moserverschwägert,nun sind sieein Paar. DieGeschichte einernicht ganzgeraden Liebe.% Reuters

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AM HERDBettina Steinerfährt mit ihremMann weg.Ohne dieKinder.SEITE 34

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