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Eine Lektionsreihe zum Thema „Strokes“ Anwendung der Transaktionsanalyse auf der Mittelstufe TA-Abschlussarbeit Andrea Eva Hofmann Februar 2009

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Eine Lektionsreihe zum Thema

Vorwort 3

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Eine Lektionsreihe zum Thema

„Strokes“

Anwendung der Transaktionsanalyse

auf der Mittelstufe

TA-Abschlussarbeit

Andrea Eva Hofmann

Februar 2009

Inhaltsverzeichnis

Vorwort .................................................................................................................. 3

Einführung ............................................................................................................. 4

1. Übersicht Lektionsreihe ..................................................................................... 5

1.1 Strokes-Regen ................................................................................................. 6

1.1.1 Rückmeldungen/Erfahrungen ....................................................................... 7

1.2 Strokes-Theorie ............................................................................................... 9

1.2.1 Rückmeldungen/Erfahrungen ....................................................................... 11

1.3 Beobachtungsauftrag ...................................................................................... 12

1.3.1 Rückmeldungen/Erfahrungen ………………………………………………….. 13

1.4 Strokes-Experiment .........................................................................................15

1.4.1 Rückmeldungen/Erfahrungen …………………………………………………...15

1.5 Mini-Me ............................................................................................................ 17

1.6 Stroke-Ritual ………………………………………………………………………...18

1.6.1 Rückmeldungen/Erfahrungen …………………………………………………...18

2. Weiterführende Arbeiten .................................................................................... 20

3. Ein Schlüsselerlebnis ………………………….…………………….………………23

4. Kopiervorlagen ..………………………………………………………………………24

Schlusswort ………………………………………………………………………………25

Literaturverzeichnis ……………………………………………………………………..26

Vorwort

In meiner TA-Ausbildung habe ich mich in den letzten drei Jahren intensiv mit den Konzepten der Transaktionsanalyse auseinandergesetzt. Nicht nur beruflich sondern auch persönlich war diese Auseinandersetzung für mich eine grosse Bereicherung.

Unter anderem war und ist Sinn dieser Ausbildung, das Gelernte in den eigenen Schulalltag einfliessen zu lassen. Für meine Abschlussarbeit entwickelte ich eine Lektionsreihe zum Thema „Strokes“ für die Mittelstufe. Wir arbeiteten während mehreren Wochen, eine Lektion wöchentlich intensiv am Thema „Strokes“, wobei sich gewisse Beobachtungsaufträge auch über mehrere Tage erstreckten. Die Lektionsreihe habe ich mit meiner eigenen 6. Primarschulklasse erprobt. Sie ist so aufgebaut, dass sie mit Gruppen ab dem vierten Schuljahr durchgeführt werden kann. Sie könnte aber auch in der Oberstufe eingesetzt werden oder aber in vereinfachter Form sogar auf der Unterstufe.

Die Arbeit richtet sich an Lehrpersonen insbesondere auch an solche, die noch keine oder nur geringe Erfahrungen mit der TA haben. Da jede Lehrperson seine Klasse und die Bedürfnisse der eigenen Schülerinnen und Schüler am besten kennt, kann die vorgeschlagene Lektionsreihe auch abgeändert oder ergänzt werden.

Die hier vorgestellte Lektionsreihe ist eine Möglichkeit, zusammen mit den Schülerinnen und Schülern eines der unzähligen TA-Konzepte genauer kennen zu lernen und zu erfahren. Es ist durchaus möglich, ja sogar wünschenswert, weitere TA-Konzepte während oder im Anschluss an diese Lektionsreihe zuzufügen. Auf einige Möglichkeiten wird in dieser Arbeit hingewiesen. An dieser Stelle soll jedoch gesagt sein, dass der eigenen Fantasie diesbezüglich keinerlei Grenzen gesetzt sind.

Da hierfür keinerlei Vorkenntnisse und nur minimalste Vorarbeiten, wie zum Beispiel das Lesen dieser Arbeit, nötig sind ;-) ist es möglich die vorgestellten Lektionen sofort durchzuführen. Die einzelnen Lektionen können auch unabhängig voneinander und/oder in anderer Reihenfolge eingesetzt werden.

Nun jedoch viel Spass beim Lesen!

Einführung

Ein Lächeln, eine liebevolle Berührung, ein Händeschütteln, ein mahnender Blick, ein wohlwollendes Nicken, eine Beleidigung, ein Schlag, ein Lob, ein Kompliment, eine Kritik – dies alles sind „Strokes“. Ein Wahrgenommen-Werden, eine Art der Anerkennung und Kenntnisnahme oder eine Zuwendung wird darunter verstanden.

Wie die Luft zum Atmen, braucht jeder Mensch „Strokes“, um gesund zu bleiben.

Selbstverständlich würde ein aufmunterndes Lächeln einem Schlag vorgezogen. Doch bleiben positive Strokes aus, gibt sich der Mensch auch mit negativen „Strokes“ zufrieden. Hauptsache man wird überhaupt „gestroket“!

Somit ist klar, dass unter verschiedenen „Strokes-Arten“ unterschieden werden muss.

· positive Strokes( Bsp: ein Lächeln, ein Lob, ein Kompliment

· negative Strokes(Bsp: eine Kritik, ein böser Blick, ein Schlag

· verbale Strokes(Bsp: Zuwendung mittels Sprache

· nonverbale Strokes(Bsp: Zuwendung durch Mimik, Gestik

· bedingte Strokes(Bsp: Das hast du schön geschrieben.

· bedingungslose Strokes(Bsp: Schön, dass du da bist. Ich hass dich.

· Plastik-Strokes(Bsp: Unehrlich gemeinte Strokes

Mit dieser Unterscheidung können die meisten „Strokes“ ziemlich genau „klassifiziert“ werden.

Diese Unterscheidungskriterien bieten Gesprächs- und Erfahrungsstoff für einige Lektionen. Und die Schülerinnen und Schüler meiner Klasse haben mit Begeisterung an dieser Thematik gearbeitet.

Da jeder Mensch fähig ist „Strokes“ zu geben und anzunehmen, bietet sich dieses Thema gerade zu an, um es mit Kindern genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Kinder können sensibilisiert werden, an sich selbst wahrzunehmen, welche „Strokes“ sie aussenden und was diese beim Empfänger bewirken, aber auch welche „Strokes“ sie selbst erhalten und wie sie damit umgehen. Alle können dort abgeholt werden, wo sie diesbezüglich stehen.

Die Thematisierung im Unterricht hat nicht nur Auswirkungen im Klassenverband, sondern via die Kinder gelangt der neue Erfahrungs- und Wissensschatz auch in die einzelnen Familien.

1. Übersicht Lektionsreihe

· 1. Lektion(Strokes-Regen

Ziel:Erfahren wie es ist, bewusst jemandem ein Lob auszusprechen und ihm/ihr Komplimente zu machen. Spüren wie es sich anfühlt Lob und Komplimente zu bekommen.

· 2. Lektion(Strokes-Theorie

Ziel:Die verschiedenen Strokes-Arten kennen- und unterscheiden lernen.

· 3. Lektion(Beobachtungsauftrag

Ziel:Einer Person die an ihr beobachteten positiven Eigenschaften und Verhaltensweisen mitteilen.

Meine eigenen positiven Eigenschaften und Verhaltensweisen, die jemand an mir beobachtet hat, mitgeteilt bekommen, erfahren.

· 4. Lektion(Strokes-Experiment

Ziel:Rückmeldung und Austausch über gemachte Erfahrungen mit dem Geben von verschiedenen positiven Strokes.

· 5. Lektion(Mini-Me

Ziel:Jedes Kind gibt jedem Kind aus der Klasse einen ganz persönlichen Stroke mit auf den Weg und somit bekommt auch jedes Kind der Klasse von jedem seiner Klassenkameraden je einen persönlichen Stroke.

· 6. Lektion(Stroke-Ritual

Ziel:Ein Stroke-Ritual in der Klasse einführen und festlegen.

1.1 Strokes-Regen

Organisation:- Die Klasse wird in Kleingruppen (vier bis sechs Kinder pro Gruppe) eingeteilt.

( Bei einer harmonischen, sozialen Klasse kann die Gruppeneinteilung auch spontan oder durch das Los entschieden werden.

Ansonsten ist es für diese Übung wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler sich in einer Gruppe wiederfinden, in der sie sich wohl und sicher fühlen. Nur dann werden sie sich äussern und die Übung seriös und ernst angehen können. Hier ist es also sinnvoll, wenn die Lehrperson die Einteilung vornimmt oder aber die Kinder in die Gruppenbildung miteinbe zieht, nachdem sie ihnen den Ablauf der Übung vorgängig erläutert hat.

· Jede Gruppe zieht sich in eine „ruhige“ Ecke des Klassenzimmers zurück.

(Wenn die Übung einmal klar ist, ist es durchaus auch möglich die Gruppen in Gruppenräume, wo sie ungestört und nicht abgelenkt sind durch die anderen Kinder, zu schicken, und sie die Übung eigenständig durchführen zu lassen.(Stoppuhr mitgeben!)

Ablauf:-In jeder Gruppe setzt sich ein Kind mit dem Gesicht in Richtung Wand. Die anderen Gruppenmitglieder setzen sich in einem Halbreis hinter jenes Kind und blicken auf dessen Rücken.

- Nun sollen die Kinder im Halbkreis während ca. 2-3 Minuten das einzelne Kind mit Komplimenten und Nettigkeiten überhäufen.

· Es ist der Lehrperson zu überlassen, inwiefern sie diesbezüglich noch weitere Vorgaben machen will bzw. muss (z.B. jedes Kind muss etwas/mindestens drei Dinge sagen, man darf auch nichts sagen, nur ehrlich gemeinte Aussagen sind erlaubt, es muss der Reihe nach was gesagt werden,...). Manchmal ist weniger mehr! Allenfalls muss oder kann auch die Zeitspanne im Laufe der Zeit angepasst werden.

· Schliesslich kommen auch noch alle anderen Kinder der Gruppe der Reihe nach in den Genuss dieses Strokes-Regen.

Auswertung:-Die Kinder notieren im Anschluss an die Übung ihre Erfahrungen und Gedanken vor, während und nach dem Strokes-Regen.

( Möglicherweise macht es Sinn, hierfür ein Arbeitsblatt (siehe dazu ein Beispiel unter Kopiervorlagen) abzugeben oder die Fragen an der Wandtafel zu notieren. Dies ermöglicht ein Aufgreifen des Themas in einer anderen Lektion ohne, dass dabei wertvolle Erkenntnisse und Aussagen verloren gehen.

( Mögliche Fragestellungen:

- Das ging mir durch den Kopf vor/während/nach dem Geben/Bekommen der Komplimente.

- So habe ich mich vor/während/nach dem Geben/ Bekommen der Komplimente gefühlt.

- Das wollte ich sonst noch sagen.

-Im Gesprächskreis werden die gemachten Erfahrungen (mit Hilfe des Arbeitsblattes) ausgetauscht und besprochen.

(An dieser Stelle ist es denkbar, dass die Lehrperson auf die Stroke-Ökonomie eingeht.

1.1.1 Rückmeldungen/Erfahrungen

Diese Rückmeldungen kamen von meiner Klasse auf folgende Fragen:

· Wie hast du dich nach dem Strokes-Regen gefühlt?

- Ich war fröhlich über diese Komplimente.

- Danach fühlte ich mich gut.

- Danach ist man wie „gereinigt“ und man fühlt sich gut. Ich war erstaunt, dass ich so gute, positive Strokes bekommen habe. Ich war glücklich, so viele gute Dinge zu hören.

- Danach war ich erstaunt, denn ich habe Sachen erfahren, von denen ich noch nie gehört habe.

- Ich wusste gar nicht, was die anderen für mich empfanden.

- ...ich hatte innerlich ein aufbauendes Gefühl.

- Ich habe mich toll gefühlt,...

- Jetzt geht es mir gut, es war wie eine warme Dusche für mich.

- Danach habe ich nichts empfunden.

- Ich war froh, dass es fertig war, obwohl ich viele Komplimente bekam.

· Wie hast du dich vor dem Strokes-Regen gefühlt?

- Ich dachte, cool, solche Themen habe ich immer gerne. Als ich auf dem Stuhl sass, dachte ich, oh nein, jetzt sagen sie sicher nur, dass ich z.B. ein schönes T-Shirt habe oder so...

- Ich war nervös, denn ich wusste nicht genau, was auf mich zukommt.

- Ich war aufgeregt. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch und daher kann ich mich nicht genau erinnern.

- Ich fragte mich, was für Strokes kommen würden.

- Ich habe eine Neugierde gefühlt, weil ich neugierig war, als einziges Mädchen, was mir die Jungs für Strokes geben würden.

· Was wolltest du sonst noch sagen?

- Ich fand es eine tolle Idee, das auszuprobieren und auch, dass ich in einer Gruppe war, die aus Mädchen und Knaben bestand.

- Ich finde diese Übungen cool. Ich bin begeistert und fände es lässig, wenn wir das öfter machen würden.

- Manchmal weiss man nicht, ob es ernst gemeint war oder ob es erfunden war.

- Wenn man Strokes erhält, fragt man sich oft, meinen sie es jetzt wirklich ernst oder sagen sie das nur, dass etwas gesagt ist.

- Ich finde es recht schwer, wenn man Komplimente geben muss.

- Dass ziemlich alles eingeschmeichelt war.

- Es war ein lustiges Erlebnis.

- Ich habe gefühlt, dass wirklich alle Komplimente von Herzen gekommen sind.

Anhand dieser Auswahl an Rückmeldungen meiner Schülerinnen und Schüler nach dem Strokes-Regen ist gut ersichtlich, inwiefern jedes Kind dort abgeholt wird, wo es in Bezug auf seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Strokes steht. Ausserdem bieten diverse Aussagen wunderbare Grundlagen für tiefergreifende Klassengespräche.

Wichtig ist, dass Wert darauf gelegt wird, nicht zu werten. Alle Meinungen, Ansichten, Gefühle und Äusserungen sind erlaubt und o.k.!

Es ist bestimmt interessant, wenn man den Strokes-Regen immer mal wieder mit der Klasse in unterschiedlichen Gruppen durchführt und auch die erfahrene Entwicklung an-/bespricht.

Auch ist es denkbar, den Strokes-Regen im Klassenverband durchzuführen und/oder ihn allenfalls als Klassenritual zu etablieren.

1.2 Strokes-Theorie

Organisation:-An der Wandtafel sollen die verschiedenen Strokes-Arten aufgeführt sein, damit die neuen Begriffe für alle Kinder jederzeit ablesbar sind.

· Wandtafelanschrift:

- verbaler Stroke

- nonverbaler Stroke

- positiver Stroke

- negativer Stroke

- bedingter Stroke

- bedingungsloser Stroke

- Plastik-Stroke

-Zu folgenden Strokes-Arten sollen je 2-3 Beispiele vorbereitet sein:

(A verbal, positiv, bedingungslos

B verbal, positiv, bedingt

C verbal, negativ, bedingungslos

D verbal, negativ, bedingt

E nonverbal, positiv, bedingungslos

F nonverbal, positiv, bedingt

G nonverbal, negativ, bedingungslos

H nonverbal, negativ, bedingt

I verbaler Plastik-Stroke

J nonverbaler Plastik-Stroke

( mögliche Beispiele:

A Ich liebe dich. / Schön, dass du da bist. / ...

B Sehr gut gerechnet. / Du kannst gut tanzen. / ...

C Ich hasse dich. / Mit dir ist es hoffnungslos. / ...

D Schrei nicht so herum. / Dein Pulli ist hässlich. / ...

E Umarmung / Kuss / ...

F Handschlag nach Goal / Daumen hoch bei Erfolg / ...

G grundlose Schlägerei / Ignoranz / ...

H „Mittelfinger“ im Strassenverkehr / „Vogel“ / ...

I Deine Jeans ist toll, nur steht sie dir nicht wirklich.

J Freundliches Lächeln mit abgewandtem Augenrollen

Ablauf:-Den Schülerinnen und Schülern werden folgende Strokes gegeben:

(1. Du hast eine coole Jacke.

2. Du kannst ja so gut schauspielern.

3. Du bist eine ehrliche Person.

Vorgängig werden sie instruiert, zu beurteilen, welcher Stroke ihnen am liebsten ist, bei ihnen am besten ankommt.

(Die Schüler/innen sollen ihre Wahl auf einen Zettel schreiben, welchen sie dann an die Wandtafel hängen.

In der Regel sind Strokes dafür, wie wir sind oder wie wir uns geben die stärksten. (SEIN)

Etwas weniger stark sind Strokes dafür, was wir tun und leisten. (KÖNNEN)

Im Vergleich zu den anderen zwei Arten, sind Strokes dafür, was wir haben, am wenigsten stark. (HABEN)

(Diese Theorie kann durch die Klasse bestätigt werden.

Falls nicht, kann gegebenenfalls auf die Stroke-Ökonomie (vgl. S. 20) eingegangen werden. Oder ein

Klassengespräch darüber geführt werden, warum diese Theorie möglicherweise nicht belegt wurde.

(Nicht alle Menschen können mit den gleichen Strokes gleich viel anfangen, sie gleich gut annehmen!)

-Den Kindern werden die verschiedenen Strokes-Arten, von der Wandtafel, erklärt und mit einem Beispiel verständlich gemacht.

· Als Lernschrittkontrolle werden den Schüler/innen verschiedenste Beispiele von Strokes vorgetragen oder vorgespielt. Die Kinder ordnen die Strokes den entsprechenden Arten (siehe Wandtafel) zu.

-Jede Schülerin und jeder Schüler formuliert schriftlich einen eigenen Stroke und ordnet ihn zu.

-Im Klassenverband werden die Beispiele der Kinder besprochen.

1.2.1 Rückmeldungen/Erfahrungen

Gemäss meiner Erfahrung sind die Kinder sehr empfänglich für die Strokes-Theorie. Sie verstehen sie sehr rasch und sind bald in der Lage anhand von Beispielen die Unterschiede der verschiedenen Strokes-Arten zu erkennen und zuzuordnen.

Wenn man die verschiedenen Arten an der Wandtafel oder irgendwo im Klassenzimmer notiert hat, so kann man auch gut als Lektionseinstieg oder zur Auflockerung zwischendurch immer mal wieder ein paar Beispiele zusammen machen und sie entsprechend zuordnen. So bleiben die Kinder sensibilisiert für die Thematik.

Natürlich macht es auch Sinn, ab und zu, aus dem Zusammenhang heraus, ein Beispiel aufzugreifen und dieses unter die Lupe zu nehmen.

Während dieser Lektionsreihe ist es wichtig, fortan die verschiedenen Arten immer wieder kurz, mit wenigen Beispielen, zu repetieren.

1.3 Beobachtungsauftrag

Organisation:-Jedes Kind bekommt ein anderes aus der Klasse zugelost, mit dem Auftrag, dieses während einer Woche zu beobachten. Alles Positive soll dazu notiert werden.

· Je nach Klasse macht es Sinn, wenn die Zuteilung durch die Lehrperson vorgenommen wird und nicht durch Zufall entsteht.

Die Kinder sollen voneinander nicht wissen, wer wen zu beobachten hat, damit sie möglichst authentisch bleiben und sich nicht verstellen.

Während der folgenden Woche müssen die Kinder immer wieder an diesen Beobachtungsauftrag erinnert werden, da ansonsten im rasanten Schulalltag die Aufmerksamkeit vor allem anderem gilt.

Die Lehrperson sollte bei diesem Auftrag ebenfalls mitmachen. Die Kinder begrüssen dies in der Regel sehr.

Auswertung:-Nach einer Woche berichtet jedes Kind seinem zugeteilten Partner über die gemachten Beobachtungen. Dies findet zusammen mit der ganzen Klasse statt.

(Damit wird erreicht, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, ein anderes Kind auch noch mit anderen Augen zu sehen. (Bezugsrahmen erweitern!)

Dieser öffentliche Austausch gibt auch wieder Anregungen, für ein nächstes Mal, worauf man auch noch achten könnte.

Ausserdem werden so die Intimität in der Klasse und die Offenheit untereinander gefördert.

Mit dieser Form kann auch gleich das Sprechen mit Ich-Botschaften trainiert werden.

Natürlich ist es auch denkbar, diesen Austausch an gemachten Beobachtungen schriftlich verfassen zu lassen und diesen Bericht oder Brief dem Partner zu übergeben, welcher ihn für sich alleine durchliest. Im Anschluss daran sollte jedoch ein Klassengespräch über die so gemachten Erfahrungen und Gefühle geführt werden. Damit allfällige ungute Gefühle, die entstanden sein könnten, geklärt und besprochen werden können.

Die Kinder dürfen damit nicht alleine gelassen werden.

1.3.1 Rückmeldungen/Erfahrungen

Hier ein paar Beobachtungen meiner Schüler/innen an ihren Partnern:

- Ich fand es toll, dass du sehr leise gewesen bist und dass du mir im Franz geholfen hast. Du bist immer sehr konzentriert und im Fangis so schnell.

- Du bist sehr aufgeweckt, bist nie langweilig. Mit dir in einer Zweiergruppe zu arbeiten ist sehr angenehm. Also zu mir warst du fast immer sehr nett.

- Mir gefällt, dass du immer fröhlich bist und ich bewundere deine Intelligenz.

- Ich finde es cool, dass du bei der Jugendmusik mitmachst.

- Du kannst das Ämtli sehr sorgfältig machen.

- Du hast sehr gut im Unterricht mitgemacht. Du hast nicht vergessen, am Morgen zu kommen, um das Sprachheft zu korrigieren.

Folgende Feedbacks kamen nach diesem Beobachtungsauftrag:

- Heute hatten wir in der E-Stunde „Stroke-Stunde“. Der Auftrag vom letzten Mal war beobachten und Komplimente machen. Nun mussten wir die Komplimente vortragen. Ich war ganz kribbelig, weil ich überhaupt nicht wusste, wer mich beobachtet hatte. Als dann T an der Reihe war und sagte, dass er mich hätte, war ich ziemlich angespannt. Dann las er endlich vor und ich hörte nur zu. Am meisten hat mich gefreut, dass er gesagt hat, dass ich gut Badminton spiele. Als T fertig war, durfte ich sagen, wen ich beobachtet hatte, nämlich A. A blieb reglos sitzen und lächelte nur. Aber wahrscheinlich passierte in ihr drin ganz viel.

- Beim Strokes Bekommen war ich sehr aufgeregt. Würde L viel sagen? Oder würde er wenig sagen? Nette Sachen? Normale Sachen? Wenn man das alles nicht weiss, ist man natürlich kribbelig. Wie es sich bei mir ausge-wirkt hat: Ich hätte nicht gedacht, dass er mich als so nettes Mädchen empfindet. Und wie ich gelernt habe, durfte ich nur „Danke“ sagen. Ich hatte wohl einen puteroten Kopf.

Beim Strokes Geben an L habe ich die ganze Zeit gedacht: „Hätt s gfäget bi ihm?“ Andererseits war es mir ein bisschen peinlich, weil es ihm peinlich war, von einem Mädchen gestroket zu werden, denke ich. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich so viele Strokes hatte oder dass wir die Ersten waren. Auf jeden Fall finde ich das Stroken eine gute Art, das Sozialleben in der Klasse zu erwecken/verbessern.

- Ich fand es gut, dass diejenigen, die es nicht so ernst genommen haben, dies gesagt haben.

- Beim Beobachten sieht man vieles, was man an einer Person noch nie gesehen hat. Ebenfalls schön ist es beim Strokes Geben, dass man immer dieses dankbare Lächeln sehen darf.

- Ich habe mir beim Komplimente Geben gut überlegt, wie ich es am besten Formulieren könnte, damit es gut ankommt.

- Ich war so gespannt, wer mich hat und ob es C. gefällt, was ich ihm sagen werde.

Wie man den Aussagen der Kinder entnehmen kann, machte ihnen dieser Beobachtungsauftrag sichtlich Spass. Sie haben auch sofort den Wunsch geäussert, direkt noch einmal während einer Woche jemand anderen zu beobachten. Natürlich bin ich noch so gerne darauf eingestiegen. Wir haben eine weitere Woche beobachtet und ich hatte den Eindruck, dass alle sich diesmal mehr Mühe gegeben haben, wirklich zu beobachten. Denn einige hatten erfahren, wie es ist, wenn jemand nur wenig sagen kann und dies noch nicht einmal sehr differenziert. Auch war es einigen sehr unangenehm, dass sie selber viele Strokes bekamen, ihr Gegenüber jedoch nur sehr wenige von

ihnen.

Aus diesem Grund empfehle ich, diese Übung immer mal wieder zu machen. Die Kinder lernen das genaue Beobachten, üben sich im Formulieren von Komplimenten, lernen solche auch anzunehmen, lernen einander immer besser kennen und ich konnte in meinen Unterrichtssequenzen beobachten, dass sich auch die Qualität der Aussagen bei den meisten Kindern gesteigert

hat.

Um eine gewisse Verbindlichkeit zu erreichen, empfehle ich, die Beobachtungen schriftlich festhalten zu lassen. Dies womöglich sogar auf einem eigens dafür vorbereiteten Arbeitsblatt.

Viele dieser Aussagen bieten auch hier wieder eine Fülle an Gesprächsstoff für einen Klassenrat etc.

Anhand dieser Aussagen könnte weiter auf die Thematik der „Absolutismen“ („immer“ und „nie“) eingegangen werden. Und die verschiedenen Strokes könnten wiederum den Strokes-Arten (bedingt - bedingungslos) zugeordnetwerden.

1.4 Strokes-Experiment

Organisation:-Die Schülerinnen und Schüler sollen während einer Woche ihrem Umfeld positiv bedingte und positiv bedingungslose Strokes geben. Auf einem Protokoll sollen sie notieren wem sie was für einen Stroke gegeben haben und wie diese Person darauf reagiert hat.

Auswertung:-Jedes Kind sucht sich die drei Strokes aus, worauf die Reaktion am eindrücklichsten war. Diese drei stellt es im Plenum vor und berichtet darüber.

(Interessant sind bei dieser Übung vor allem die Gefühle der Kinder, wenn ein Stroke angenommen bzw. abgelehnt wurde. Es kann an dieser Stelle optimal auf die Stroke-Ökonomie eingegangen werden.

Ein Beispiel für ein solches Protokoll finden Sie weiter hinten unter Kopiervorlagen.

1.4.1 Rückmeldungen/Erfahrungen

Einige Beispiele der Kinder:

Schülerin:

Sie sehen heute besonders cool aus.

Ha-Lehrperson:Oh, danke!

Schülerin:

Du hast sehr schöne Schuhe.

Vater:

Diese, findest du?!

Schülerin:

Umarmung

Mutter:

lächelt

Schülerin:

Du trägst schöne Ohrringe.

Mutter:

Die habe ich schon lange nicht mehr getragen.

Schüler:

Hab dich lieb.

Mutter:

Ich dich auch.

Schüler:

Schöner Pullover.

Mutter:

Den hast du auch.

Schüler:

Schön, dass du keinen Dienst hast und hier bist.

Vater:

keine Antwort

Schüler:

Schade, dass du in den Ferien nicht kommst.

Hütedienst:

Ja.

Schüler:

Du hast ein schönes T-Shirt.

Schwester:

Ha ha ha…

Schülerin:

Du bist sehr pflichtbewusst.

Vater:

Ich muss ja.

Schülerin:

Ich mag dich.

Bruder:

Ich weiss.

Schülerin:

Du schreibst schön.

Bruder:

Nein.

Schüler:

Sie können sehr gut Fussball spielen.

Ich:

Ich? Pfff.

Schülerin:

Heute warst du nicht nervig, super.

Bruder:

lächelt

Vielleicht hat es ja jemand bemerkt, auch ich bin nach wie vor am Lernen Strokes anzunehmen, statt sie abzulehnen.

Für meine Schülerinnen und Schüler war es während dieser Zeit, als wir uns so intensiv mit dem Thema Strokes auseinandergesetzt hatten, eine stetige Herausforderung mich dabei zu erwischen, wie ich einen ihrer Strokes ablehnte. Gegenseitig waren wir derart sensibilisiert darauf zu achten, ob Strokes angenommen oder abgelehnt wurden, dass wir uns stets konfrontierten, wenn wieder einmal wer in die „Falle“ getappt war und einen Stroke abgelehnt hatte. Und ist es nicht so, dass wenn man sich gegenseitig beim Lernen unterstützt, dass man dann besser lernt?

Natürlich darf nicht aus den Augen verloren werden, dass das Ablehnen von Strokes durchaus auch seine Berechtigung hat, nämlich bei Plastik-Strokes!

1.5 Mini-Me

Organisation:-Jede Schülerin und jeder Schüler notiert für jedes andere Kind der Klasse ein ehrliches, aufrichtiges Lob oder Kompliment.

(Ich empfehle, den Kindern 2-3 Wochen Zeit zu geben, um alle Lobe und Komplimente zu sammeln und zusammen zu stellen.

Ablauf:-Im Unterricht schreibt jedes Kind für jedes Kind einen Papierstreifen mit einem persönlichen Lob oder Kompliment drauf. So erhält schliesslich jedes Kind von jedem Kind aus der Klasse je einen Streifen. Diese werden als Schulaufgabe zu Hause auf dem Computer ins Reine geschrieben oder falls möglich auch im Unterricht.

(Es ist der Lehrperson zu überlassen, ob die Lobe und Komplimente anonym abgegeben werden sollen oder mit Namen.

Je nach dem macht es Sinn, die Streifen gemeinsam zu besprechen. Oder allenfalls die abgetippten Blätter zu kontrollieren/korrigieren.

-Jedes Kind gestaltet eine Zündholzschachtel (das Mini-Me) nach seinem ganz persönlichen Geschmack. Darin wird dann die Liste mit den Loben und Komplimenten aufbewahrt.

(Wenn ein Kind traurig ist und meint ganz alleine auf der

Welt zu sein oder sich ausgestossen, unfähig und ungeliebt fühlt, dann soll ihm sein Mini-Me Trost schenken und ihm zeigen, wie wertvoll es doch ist. Es ist ausserdem dazu da, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen zu stärken.

Es kann mit der Klasse besprochen und abgemacht werden, ob das Mini-Me zu Hause einen Platz finden soll, im Schulranzen oder unter der Bank.

1.6 Stroke-Ritual

Organisation:-Im „Klassenrat“ wird mit den Schülerinnen und Schülern das Einführen eines Stroke-Rituals besprochen.

(Es kann den Kindern dazu eine Auswahl an Möglichkeiten gegeben werden, direkt ein Vorschlag gemacht werden oder aber man lässt ihrer Fantasie freien Lauf.

Nach dieser Lektionsreihe kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Kinder selber auf eine geniale Idee kommen, die dann ganz speziell und einzigartig ist für diese Klasse.

Beispiele:-Warme Dusche (vgl. S. 18 unter Punkt 1.6.1)

· ein Stroke pro Tag in der Schule geben

· Strokes-Regen (vgl. S. 6)

· etc.

1.6.1 Rückmeldungen/Erfahrungen

Ich habe bei mir die „Warme Dusche“ eingeführt. Dieses Stroke-Ritual ermöglicht einem eine Vielzahl an Variationsmöglichkeiten.

So machen wir es:

An der Wandtafel hängt eine laminierte Karte mit der Aufschrift „Warme Dusche“. Wenn jemand Strokes braucht oder einfach so gerne wieder einmal dieses Erlebnis geniessen möchte, so notiert er mit einem wasserlöslichen Stift seinen Namen auf die Karte und legt sie mir aufs Pult. Irgendwann an diesem Tag nehmen wir uns dann Zeit für diese „Warme Dusche“. Wenn mehrere Anwärter vorhanden sind und es die Zeit zulässt, werden alle „Warmen Duschen“ verteilt auf den ganzen Tag durchgeführt. Sollte die Zeit dies nicht zulassen, so gebe ich dies den Anwärtern bekannt und sie besprechen untereinander, wer es am nötigsten hat. Diese Person hat dann Vorrang und kriegt die Dusch an diesem Tag. Die anderen Anwärter dann am folgenden.

Sollten die Kinder nicht alleine auf eine Lösung kommen, so stehe ich ihnen natürlich bei, eine gute Lösung für alle zu finden.

„Warme Dusche“:

Dem beantragenden Kind ist es freigestellt der Klasse mitzuteilen, warum es eine „Warme Dusche“ möchte bzw. braucht.

Dann gebe ich den Kindern einige Minuten Zeit sich Gedanken darüber zu machen, was sie diesem Kind gerne Positives sagen möchten. Sie müssen sich für etwas entscheiden, denn weniger ist noch immer mehr. Alle Kinder müssen etwas sagen, um ungute Gefühle möglichst zu vermeiden. Ich frage jeweils wer beginnen möchte und dann gehen wir reihum. Wenn jemand noch nicht so weit ist und noch mehr Zeit braucht, so wird er/sie übersprungen und kommt am Schluss nochmals an die Reihe.

Meine Schüler/innen haben sich angewöhnt ihre Augen zu schliessen, während sie die Dusche mit all den Komplimenten und Loben annehmen. Es scheint ihnen so leichter zu fallen, es zu geniessen und die Strokes anzunehmen.

Je mehr die Kinder über Strokes wussten, desto mehr kamen bedingungslose Strokes zum Zug.

Ich schliesse die „Warme Dusche“ jeweils mit dem Satz „Hät s gfäget“ ab. (vgl. Daniel Schütz)

2. Weiterführende Arbeiten

· Stroke-Ökonomie

Im Anschluss an diese Lektionsreihe würde es sich anbieten zusammen mit den Schülerinnen und Schülern die Stroke-Ökonomie unter die Lupe zu nehmen. Diese bietet sich vor allem für die 5. und 6. Klasse an.

Hierbei handelt es sich um fünf einschränkende Regeln in Bezug auf Strokes, welche die Eltern ihren Kindern im Laufe derer Kindheit beibringen:

(1. Gib keine Strokes, auch wenn du gerne möchtest.

2. Bitte nicht um Strokes, wenn du welche brauchst.

3. Nimm keine Strokes an, wenn du welche willst und bekommen kannst oder bekommst.

4. Lehne keine Strokes ab, wenn du sie nicht willst.

5. Stroke dich nicht selber.

(vgl. Thomas Meier-Winter, Anwendung der Transaktionsanalyse (TA), 1994,

S. 214-220)

· Stroke-Profil

Interessant wäre auch das Erstellen eines Stroke-Profils eines jeden Kindes. Bei einem Stroke-Profil werden folgende Fragen beantwortet und die Ergebnisse dann in einem Diagramm dargestellt.

(IGEBENWie oft gibst du anderen positive Strokes?

Wie oft gibst du anderen negative Strokes?

IIAKZEPTIERENWie oft akzeptierst du positive Strokes?

Wie oft akzeptierst du negative Strokes?

IIIVERLANGENWie oft bittest du andere um die positiven Strokes,

die du möchtest?

Wie oft bittest du andere um die negativen Strokes,

die du möchtest?

IVABLEHNENWie oft weigerst du dich, anderen die positiven Strokes zu geben, die sie von dir erwarten?

Wie oft weigerst du dich, anderen die negativen Strokes zu geben, die sie von dir erwarten?

(vgl. Thomas Meier-Winter, Anwendung der Transaktionsanalyse (TA), 1994,

S. 221-226)

· Vier Grundgefühle

Mit Hilfe der Kreisgesicht-Symbole über die vier Grundgefühle (Freude, Wut/ Ärger, Angst, Trauer) sprechen. Und dies dann allenfalls noch ausweiten auf andere Gefühle und mit Farben.

(vgl. Thomas Meier-Winter, Anwendung der Transaktionsanalyse (TA), 1994,

S. 70-74 und S. 107-121)

· Grundpositionen

Welche der vier möglichen Positionen nehmen die einzelnen Kinder in einer bestimmten Situation ein? Bevorzugt ein Kind eine Position?

(1.„Ich bin o.k. – Du bist o.k.“

2.„Ich bin o.k. – Du bist nicht o.k.“

3.„Ich bin nicht o.k. – Du bist o.k.“

4.„Ich bin nicht o.k. – Du bist nicht o.k.“

(vgl. Thomas Meier-Winter, Anwendung der Transaktionsanalyse (TA), 1994,

S. 248-259)

· „Das Lob des Tages“ (Theaterstück)

Einige Jugendliche, die dauernd getadelt werden und darunter leiden, dass ihre guten Taten für selbstverständlich gehalten werden, beschliessen, ein Diplom zu stiften, das sie DAS LOB DES TAGES nennen wollen. Mit diesem Diplom soll jeder ausgezeichnet werden, der etwas Lobenswertes getan hat. Damit wollen sie auch den Erwachsenen (die ebenfalls unter ständiger Kritik zu leiden haben) zeigen, dass Loben viel wirksamer und menschlicher ist als Tadeln. Ein gewitzter Geschäftsmann klaut den Kindern die Idee und versucht, die Sache kommerziell aufzuziehen. Schliesslich wird er als Betrüger entlarvt, und die Kinder können ihren Plan in die Tat umsetzen.

(Spieltyp: Heiteres Kindertheaterstück in zwei Akten mit Gesang und ernstem Hintergrund

Spielraum:Einfache Bühne, wenn möglich mit Vorhang

Spieler:10 Jungen und 7 Mädchen ab zehn Jahren und ein Musikant am Klavier oder mit Gitarre (falls das Stück mit den Liedern aufgeführt wird)

Spieldauer:Etwa 80 Minuten (mit Liedern)

(Grömmer Helmut, „Das Lob des Tages“, Die Schulreihe 488, Deutscher Theaterverlag, Weinheim)

(Die Rechte zur Aufführung erteilt der theaterverlag elgg.

· „Die kleinen Leute von Swabedoo“ (Geschichte)

...was die Swabedoodahs am meisten liebten, war, einander warme, weiche Pelzchen zu schenken. Ein jeder von ihnen trug über seiner Schulter einen Beutel, und der Beutel war angefüllt mit weichen Pelzchen. So oft sich Swabedoodahs trafen, gab der eine dem anderen ein Pelzchen. Es ist sehr schön, einem anderen ein warmes, weiches Pelzchen zu schenken. Es sagt dem anderen, dass er etwas Besonderes ist, es ist eine Art zu sagen: "Ich mag Dich!"...

(Verlag Partisch + Röhrling; zu beziehen unter www.exlibris.ch)

· „Das Märchen von den Kuscheltüchern“ (Märchen von Claude Steiner)

...vor langer Zeit gaben sich die Menschen gegenseitig freigiebig warme Kuscheltücher. Nach dem Auftauchen einer bösen Hexe, die die Menschen darauf aufmerksam machte, dass sich ihr Vorrat an warmen Kuscheltüchern irgendwann erschöpfen könnte, änderte sich alles. Die Menschen beschlossen daraufhin sparsamer, ja sogar geizig mit ihren Kuscheltüchern umzugehen. Je länger je mehr wurden die Menschen immer unzufriedener…

(zu finden unter www.claudesteiner.com/fuzzyge.htm)

3. Ein Schlüsselerlebnis

Eines Nachmittags nach Unterrichtsende stand eine aufgebrachte Mutter bei mir im Schulzimmer. Ihr Junge war in der Garderobe damit beschäftigt seine Schuhe anzuziehen, während sie ihrem Ärger bei mir Luft machte. Sie beklagte sich darüber, dass ich ihrem Sohn nach der 10Uhr-Pause am Morgen eine Strafaufgabe aufgegeben hatte, da er einen Ball durch den Flur geschmettert hatte. Sie würde es ja schon verstehen, doch andere Kinder seien ebenfalls beteiligt gewesen.

Nachdem ich ihr mein Vorgehen in solchen Angelegenheiten erklärt hatte, kam die nächste Beanstandung. Warum das Foto ihres Kindes draussen an der Türe zu unterst hänge, es hätte sie sehr getroffen, als sie das gesehen hätte. Ich erklärte ihr auch in diesem Fall, dass keine böse Absicht dahinter stecke, ich mich lediglich verzählt hätte und die bereits aufgehängten Bilder nicht mehr wegnehmen konnte, da sie sonst zerrissen wären. Ehrlich gestand ich, dass am Schluss zwei Fotos übrig geblieben waren, das ihres Sohnes und das eines anderen Kindes. Ich erklärte, dass ich mich aufgrund des mangelhaften Einsatzes ihres Sohnes bei dieser Arbeit, entschieden hatte das Foto des anderen Kindes vor ihrem Jungen aufzuhängen. Da fühlte sie sich wohl angegriffen und suchte sich für ihren Sohn zu verteidigen. In diesem Moment rief ich ihren Sohn zu uns, was ihr sichtlich missfiel. Ich liess ihn berichten, wie er bei dieser Arbeit vorgegangen war. Und wir klärten sie darüber auf, dass er die Arbeit hätte zu Hause abschliessen sollen, dies dann aber vergessen hatte und am nächsten Tag die Arbeit erneut praktisch unverändert bei mir abgegeben hatte.

Sie druckste herum und meinte dann irgendwie, ihr Sohn und auch sie selber… Und in diesem Moment fing der Junge an zu weinen und meinte, sie solle nur sagen, was sie meine. Er würde das nämlich nicht so empfinden. Nach einem Hin und Her erklärte sie schliesslich, dass sie den Eindruck hätte, dass ich etwas gegen ihren Sohn hätte, ob dies denn so wäre. Ich versicherte ihr, dass dem ganz bestimmt nicht so wäre. Dass ich ihren Sohn nach wie vor sehr gerne hätte. Sie meinte daraufhin, dass ich ihn vielleicht zu wenig loben würde und dies doch künftig vermehrt tun solle. Nun begann der Junge ganz fürchterlich zu schluchzen und meinte zu seiner Mutter: „Ich kriege hier mehr Lob als zu Hause! Wann hast du mich das letzte Mal gelobt! Mir gesagt, dass ich etwas gut gemacht habe?“ Die Mutter versuchte sich zu verteidigen und die Aussagen des Jungen zu verharmlosen. Ein Wortgefecht zwischen Mutter und Sohn nahm seinen Lauf. Sachlich versuchte ich zu vermitteln und das Gespräch in eine gute (lösungsorientierte) Richtung zu leiten. Was mir schlussendlich zu allem anderen auch noch gelang. Und dies nicht zuletzt, dank meiner TA-Ausbildung.

Ich war im ersten Moment total baff über die Aussage meines Schülers. Erst nach und nach begriff ich, was da gerade geschehen war. Ein extremer Vertrauensbeweis. Dies war nun also die Frucht meiner Arbeit am Thema Strokes!

4. Kopiervorlagen

Feedback-Arbeitsblatt für den Strokes-Regen

Protokoll für das Strokes-Experiment

Schlusswort

Das Thema Strokes hat mich von Anfang an angesprochen. Denn mir wurde plötzlich bewusst, dass ich diesbezüglich bereits einen guten Weg eingeschlagen hatte, noch bevor ich überhaupt etwas davon wusste. Ich habe nämlich irgendwann begonnen, spontan Leute zu stroken, wenn mir danach war. Zum Beispiel, wenn ich fand, dass jemand gerade besonders gut aussah, sei es die Frisur, die Kleidung oder einfach die Ausstrahlung gewesen, so habe ich mein Empfinden dieser Person mitgeteilt. Es war jedes Mal ein wunderbares Erlebnis, jemanden so zum Strahlen zu bringen. Es verleihte auch mir ein tolles Gefühl. Allerdings musste ich mich doch ab und zu überwinden, meine Gedanken so direkt zu äussern. Denn nicht immer wurden meine Strokes angenommen und dies fühlte sich auch für mich nicht sonderlich gut an. Heute fällt es mir bereits viel leichter und ich weiss, dass es manchen Menschen (noch) nicht möglich ist Strokes anzunehmen. Da ich in diesem Wissen bin, verletzt es mich weniger, wenn mal jemand einen ablehnt.

Ausserdem gehen Strokes niemals aus, sie kosten nichts und sind jederzeit einsetzbar. Und mit ihnen kann man zu alle dem jede Menge in Bewegung bringen und verändern. Sie gehören in den „Rucksack“ eines jeden Menschen und vor allem Pädagogen sollten sich ihrer bewusster bedienen.

Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben in meiner Arbeit zu lesen!

Eine schöne Handlung aus vollem Herzen loben heisst in gewissem Sinne an ihr teilhaben.

von François VI. Herzog von La Rochefoucauld, Prince de Marcillac(15.12.1613 - 17.03.1680)

Tadeln ist leicht; deshalb versuchen sich so viele darin. Mit Verstand loben ist schwer; darum tun es so wenige.

von Anselm Feuerbach(12.09.1829 - 04.01.1880)

Man weist ein Lob zurück in dem Wunsch nochmals gelobt zu werden.

François de la Rochefoucauld

(1613-1680)

Ist das so?

Literaturverzeichnis

Meier-Winter, Thomas

Anwendung der Transaktionsanalyse (TA), Theorie und Praxis in der Schule

Buchreihe „SLZ“ im Verlag LCH

Zürich, 1994

Stewart, Ian

Joines, Vann

Die Transaktionsanalyse, Eine Einführung

Verlag Herder spektrum

Band 5523

6. Auflage der Taschenbuchausgabe, Freiburg im Breisgau, 2006

Rogoll, Rüdiger

Nimm dich, wie du bist, Wie man mit sich einig werden kann

Verlag Herder spektrum

Band 5111

15. Auflage der Neuausgabe, Freiburg im Breisgau, 2005