EINES NACHTS TRÄUMT DEM BAUERN - Waldow Verlag · der brÜcke dieser stadt trÄfe er sein glÜck -...

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EINES NACHTS TRÄUMT DEM BAUERN KACHELHOFER AUS RUNZELBERG, ER SOLLE IN EINE KLEINE STADT REISEN, DIE SIEBEN TAGESREISEN WEIT ENTFERNT LIEGT. AUF DER BRÜCKE DIESER STADT TRÄFE ER SEIN GLÜCK - SO TRÄUMT DEM BAUERN KACHEL- HOFER AUS RUNZELBERG. AM MORGEN ERZÄHLT DER BAUER SEINER FRAU DEN TRAUM, DOCH DIE FRAU LACHT IHN AUS UND SPRICHT: „TRÄUME SIND SCHÄUME!“ UND SCHICKT IHN AUFS FELD. DOCH BAUER KACHELHOFER AUS RUNZEL- BERG HAT DENSELBEN TRAUM IN DER NÄCHSTEN NACHT UND DENSELBEN TRAUM AUCH NOCH IN DER NACHT DARAUF. DA SPRICHT ER ZU SICH SELBST: „NUN WILL ICH DOCH SCHAUEN, WAS ES DORT GIBT AUF DIESER BRÜCKE!“ UND REIST IN DIE STADT, SIEBEN TAGESREISEN ENTFERNT UND SEINE FRAU BLEIBT KOPFSCHÜTTELND ZU HAUS. NACH SIEBEN TAGEN KOMMT ER FRÜH AM MORGEN AN IN JENER STADT UND FINDET DIE BRÜCKE SOFORT. MITTEN DARAUF STELLT SICH DER BAUER UND HÄLT AUS- SCHAU NACH DEM GLÜCK, GEDULDIG, STUNDE UM STUNDE. BIS MITTAGS KANN ER NICHTS ENTDECKEN, DOCH BAUER KACHELHOFER AUS RUNZEL- BERG BLEIBT STEHEN AUF DER BRÜCKE, AUCH AM NACHMITTAG, GEDULDIG, STUNDE UM STUNDE, UND ERST AM ABEND, MÜDE UND HUNGRIG, BESCHLIESST ER, AUF- ZUGEBEN UND ZURÜCK ZU REISEN, HEIM ZU SEINER FRAU. ER WENDET SICH ZUM GEHEN, DA TREIBT EIN ZIEGENHIRTE SEINE TIERE ÜBER DIE BRÜCKE UND FRAGT IHN, WAS ER HIER SUCHE. „MEIN GLÜCK,“ ANT- WORTET DER BAUER UND ERZÄHLT DEM HIRTEN SEINEN TRAUM. DA LACHT DER HIRTE UND SPRICHT: „TRÄUME SIND SCHÄUME, DIE HABEN NICHTS ZU BEDEU- TEN. MIR SELBST HAT EINMAL DREI NÄCHTE HINTEREINANDER GETRÄUMT, EIN BAUER NAMENS KACHELHOFER AUS DEM DORF RUNZELBERG HABE IN SEINER KÜCHE UNTER DEM HERD DREI KISTEN VOLLER GOLD UND EDELSTEINEN. ABER NIEMAND KENNT EIN DORF NAMENS RUNZELBERG, DAS GIBT ES GAR NICHT, TRÄUME SIND SCHÄUME!“ „HÖRT, HÖRT,“ DENKT DER BAUER KACHEL- HOFER, VERABSCHIEDET SICH VOM ZIEGEN- HIRTEN UND REIST HEIM NACH RUNZEL- BERG. DORT ANGEKOMMEN HOLT ER SOGLEICH DEN SPATEN HERVOR. MURREND HILFT IHM SEINE FRAU, DEN KÜCHENHERD BEISEITE ZU SCHIEBEN. ER GRÄBT UND GRÄBT, UND GAR NICHT TIEF FINDET BAUER KACHELHOFER AUS RUNZELBERG DREI KISTEN VOLLER GOLD UND EDELSTEINEN. EINEN GUTEN TEIL DAVON HAT ER DEM ZIEGENHIRTEN IN DIE SIEBEN TAGESREISEN ENTFERNTE STADT GEBRACHT, UND DER WUSSTE GAR NICHT, WIE IHM GESCHAH. TEXT: ECKEHARD WALDOW, NACH ALTEN SAGENMOTIVEN. BILD: JANA TRAVNICKOVA

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    AM MORGEN ERZÄHLT DER BAUER SEINERFRAU DEN TRAUM, DOCH DIE FRAU LACHTIHN AUS UND SPRICHT: „TRÄUME SINDSCHÄUME!“ UND SCHICKT IHN AUFS FELD. DOCH BAUER KACHELHOFER AUS RUNZEL-BERG HAT DENSELBEN TRAUM IN DERNÄCHSTEN NACHT UND DENSELBEN TRAUMAUCH NOCH IN DER NACHT DARAUF. DA SPRICHT ER ZU SICH SELBST: „NUN WILLICH DOCH SCHAUEN, WAS ES DORT GIBTAUF DIESER BRÜCKE!“ UND REIST IN DIESTADT, SIEBEN TAGESREISEN ENTFERNT UNDSEINE FRAU BLEIBT KOPFSCHÜTTELND ZUHAUS.

    NACH SIEBEN TAGEN KOMMT ER FRÜH AMMORGEN AN IN JENER STADT UND FINDETDIE BRÜCKE SOFORT. MITTEN DARAUFSTELLT SICH DER BAUER UND HÄLT AUS-SCHAU NACH DEM GLÜCK, GEDULDIG,STUNDE UM STUNDE. BIS MITTAGS KANN ER NICHTS ENTDECKEN,DOCH BAUER KACHELHOFER AUS RUNZEL-BERG BLEIBT STEHEN AUF DER BRÜCKE,AUCH AM NACHMITTAG, GEDULDIG, STUNDE UM STUNDE, UND ERST AM ABEND,MÜDE UND HUNGRIG, BESCHLIESST ER, AUF-

    ZUGEBEN UND ZURÜCK ZU REISEN,HEIM ZU SEINER FRAU.

    ER WENDET SICH ZUM GEHEN, DATREIBT EIN ZIEGENHIRTE SEINE TIERE

    ÜBER DIE BRÜCKE UND FRAGT IHN, WASER HIER SUCHE. „MEIN GLÜCK,“ ANT-WORTET DER BAUER UND ERZÄHLT DEMHIRTEN SEINEN TRAUM. DA LACHT DERHIRTE UND SPRICHT: „TRÄUME SINDSCHÄUME, DIE HABEN NICHTS ZU BEDEU-TEN. MIR SELBST HAT EINMAL DREI NÄCHTEHINTEREINANDER GETRÄUMT, EIN BAUERNAMENS KACHELHOFER AUS DEM DORFRUNZELBERG HABE IN SEINER KÜCHE UNTERDEM HERD DREI KISTEN VOLLER GOLD UNDEDELSTEINEN. ABER NIEMAND KENNT EINDORF NAMENS RUNZELBERG, DAS GIBT ESGAR NICHT, TRÄUME SIND SCHÄUME!“

    „HÖRT, HÖRT,“ DENKT DER BAUER KACHEL-HOFER, VERABSCHIEDET SICH VOM ZIEGEN -HIRTEN UND REIST HEIM NACH RUNZEL-BERG.DORT ANGEKOMMEN HOLT ER SOGLEICHDEN SPATEN HERVOR. MURREND HILFT IHMSEINE FRAU, DEN KÜCHENHERD BEISEITE ZUSCHIEBEN. ER GRÄBT UND GRÄBT, UND GARNICHT TIEF FINDET BAUER KACHELHOFERAUS RUNZELBERG DREI KISTEN VOLLERGOLD UND EDELSTEINEN.

    EINEN GUTEN TEIL DAVON HAT ER DEM ZIEGENHIRTEN IN DIE SIEBEN TAGESREISENENTFERNTE STADT GEBRACHT, UND DERWUSSTE GAR NICHT, WIE IHM GESCHAH.

    TEXT: ECKEHARD WALDOW, NACH ALTEN SAGENMOTIVEN.

    BILD: JANA TRAVNICKOVA

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